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Jamie – das Unschuldslamm

Als Jamie eines Tages mal wieder auf der Jagd nach den Tieren war, die des Nachts durchs Fenster fliegen und die Decke als neuen Wohnort beanspruchen, war sie meiner Ansicht nach mit den Gedanken mehr bei dem Leckerbissen als bei ihrer Umgebung. Trotz der Musik, die ich laufen ließ um Jamies Kampfschreie zu übertönen merkte ich das etwas nicht stimmte.

Ich bilde mir gern ein ich hätte es im Gespür gehabt, das ich wahrgenommen hatte wie sie ins Zimmer gestürmt kam mit der Absicht etwas anzustellen. Wahrscheinlicher ist allerdings eher das mich die Spiegelung im Fenster darauf aufmerksam gemacht hat das Jamie auf dem Schrank stand und mit viel Kraft gegen die Wand sprang, eindeutig von dem Fliegendings besessen. Oder ziemlich hungrig. Noch bei der Überlegung ob ich sie gefüttert hatte oder dies ein verzweifelter Schrei nach Aufmerksamkeit war drehte ich mich mit meinem Drehstuhl um. Allerdings schon zu spät, die Drachenstatue die normalerweise friedlich auf dem Schrank stand fiel lautstark zu Boden und zerbrach in tausend Teile. Wo ich jetzt so darüber nachdenke ist es sehr wahrscheinlich das sie das Spielchen, welches sie im Badezimmer perfektioniert hatte auf andere Räume ausweiten wollte. Ich hatte nichts dagegen wenn die sie leeren Klopapierrollen oder ab und an eine Shampoo-Flasche umfallen lässt, doch irgendwo hört der Spaß auf. Die Worte die ich Jamie daraufhin an den Kopf warf waren nicht grade nett und mir fiel erst als sie fluchtartig den Raum verließ auf das ich sie soeben mit ihrem vollständigen Namen angesprochen hatte. Ich überlegte kurz seit wann Jamie einen zweiten Vornamen hatte und meinen Nachnamen trug, brach dies allerdings ab als ich mich daran erinnerte von meinen Eltern mit ganzem Namen gerufen worden zu sein wenn sie sauer auf mich gewesen sind. Nachdem ich die Scherben weggeräumt und eine geschlagene Stunde am Computer verbracht hatte ohne das meine Katze sich bemerkbar gemacht hatte, bekam ich ein schlechtes Gewissen. Kurz überlegte ich ob ich wohl zu hart zu ihr gewesen bin, bevor ich mir ins Gedächtnis rief das es sich immer noch um eine Katze handelte.

Meine arme kleine Katze, die ganz verunsichert sein musste weil ihre Bezugsperson sie angeschrien hatte. Keine 2 Sekunden später stand ich im Schlafzimmer und blickte auf das Fellknäuel hinab das sich auf der Decke zusammengerollt hatte und schuldbewusst zu mir aufsah. Ich sprach sie an, doch sie reagierte nicht. Schaute nur weiter aus diesen Unschuldigen kleinen Äuglein zu mir auf die nach Liebe schrien. „Ist ja gut, ich verzeih dir“, meinte ich und kraulte ihr den Kopf. Noch unsicher brauchte sie einen Moment um auf meine Streicheleinheit wie gewohnt zu reagieren und ihr Köpfchen an meiner Hand zu reiben. Als ich schließlich zurück an die Arbeit ging sprang sie um mich herum bis sie sich schließlich auf meinen Fuß legte und anfing ihn ab zu lecken – alles wie immer.

 

 

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 24.05.2016

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für Wareu, James und Jamie

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