Sowohl die Wände und die Decke, als auch der Boden und die Säulen waren aus reinem Marmor. Auf dem Boden war ein Mosaik zu erkennen und im hinteren Teil des Saales ein Podest. Hohe Fenster waren in den Wänden eingelassen, vor denen schwere Vorhänge hingen. Nur spärlich drang das Tageslicht durch die kleinen Spalten, die von den Vorhängen nicht verdeckt wurden.
Im Schatten der hohen Marmorsäulen standen drei Männer. Zwei von ihnen waren in lange, dunkle Umhänge gehüllt, die ihre Gestalt verbargen. Der Dritte trug edle Kleidung und schien adligen Geblüts zu sein. „Ich hatte gehofft dieser Tag würde nie kommen“, wandte er sich an seine beiden Begleiter. „Aber uns bleibt keine andere Wahl mehr. Ihr müsst sie finden.“
„Woran erkennen wir sie?“
„Benutze deine Nase, du Depp“, antwortete die rechte Umhanggestalt anstelle des edel gekleideten Mannes.
„So einfach ist das leider nicht“, ging dieser dazwischen. „Sie ist ein halber Mensch. Ich würde sogar sagen, dass ihre Menschen-Gene stärker ausgeprägt sind als die unsrigen. Ich kann also nicht dafür garantieren, dass ihr sie am Geruch erkennt. Dennoch dürfte ihre Ausstrahlung etwas von unserer Natur enthalten. Sucht in der Umgebung von Botan Rouge, das ist ihr letzter Aufenthaltsort, den ich kenne.“
Leichte Bewegungen der Kapuzen ließen erahnen, dass die beiden Männer nickten.
„Wenn meine Informationen stimmen, hat man bereits Dwarfs und Razeks auf sie angesetzt. Seid also auf jede Art von Hinterhalt gefasst. Und denkt daran, sie weiß weder was sie ist, noch dass es solche wie uns überhaupt gibt. Achtet also auf eure Wortwahl, wenn ihr sie überzeugen wollt, mitzukommen.“
„Macht Euch keine Sorgen“, entgegnete der rechte Begleiter, „Ich werde sie sicher und unbeschadet herbringen.“
„Sei nicht immer so selbstgefällig“, zischte ihm der andere zu. „Was ist wenn du es alleine nicht schaffst?“
„Das wird nicht passieren.“
Ein erschöpftes Seufzen entwich den Lippen des edel Gekleideten. „Ob ihr es alleine oder im Team schafft, ist mir egal, solange sie heil hier ankommt. Und nun geht. Die Zeit drängt.“
Die beiden Männer verbeugten sich und eilten durch die Halle auf die große Eingangstür zu. Sie schritten hindurch und es war noch zu erkennen, dass einer nach links und einer nach rechts abbog. Dann waren sie verschwunden.
Der verbleibende Mann seufzte noch einmal schwer, bevor auch er sich zurückzog.
Na toll, jetzt saß ich hier und heulte mir die Seele aus dem Leib. Wütend schnappte ich mir mein großes Sofakissen, nur um es im nächsten Moment mit einem frustrierten Aufschrei an die Wand zu schmeißen. "Ich hätte es wissen müssen. Lerne ich denn gar nicht dazu?" grummelte ich vor mich hin. Vor siebzehn Jahren, als ich gerade mal das zarte Alter von vier erreichte, hatte mein Vater anscheinend die lustige Idee mir zum Geburtstag alles Gute für die Zukunft zu wünschen und einfach mal mir-nichts-dir-nichts zu verschwinden und mein Vertrauen in die Männerwelt stark zu erschüttern. Meine Mutter und ich haben ihn seitdem nie wieder gesehen und auch nichts von ihm gehört. Seit diesem Tag schlugen wir uns zu zweit durch das Leben. Bis vor zwei Monaten, da habe ich nämlich Rambo kennengelernt.
Bei dem bescheuerten Namen hätte ich mir schon denken können, dass er ein Arsch ist, waberte es gehässig durch meinen Kopf. Zu allem Überfluss wurde er von seinen Kumpels auch noch Rambo-Rammler genannt. Bei der Erinnerung daran, wie naiv ich ihm geglaubt hatte, dass seine Freunde ihn mit dem Spitznamen nur ärgern wollten, um es ihm schwer zu machen ein Mädchen abzubekommen, er dem Spitznamen aber keineswegs gerecht wurde, musste ich aufstöhnen. Kleines, dummes, naives Mädchen. Er wurde dem Namen so was von gerecht und das hat er mir vor zwei Tagen gezeigt. Es war ein schöner sonniger Dienstag gewesen und ich hatte Dank den herrschenden vierunddreißig Grad früher Schluss, da die Klimaanlage in meinem Büro, das ich mir mit meiner Kollegin und gleichzeitig besten Freundin Claire teilte, nicht funktionierte.
Ich bin also gute zwei Stunden früher gegangen und habe mir gedacht, es wäre doch eine lustige Überraschung, wenn ich mit einer riesen Packung unseres gemeinsamen Lieblingseises, Zitrone mit weißen Schokoladenstückchen, bei Rambo vorbeischauen würde und wir uns gemütlich auf seinem großen Balkon in die Sonne legen. Eine Überraschung gab es auch, als ich mit dem Eis bei ihm ankam, nur war sie in meinen Augen nicht lustig.
Mit meinem Zweitschlüssel öffnete ich die Tür, betrat ohne böse Vorahnung seine Wohnung und ging zielstrebig Richtung Balkon. Die Balkontür befand sich im Wohnzimmer und als ich dieses betrat, bot sich mir ein Anblick, den ich wohl nie wieder vergessen werde. Zunächst wollte mein Hirn einfach nicht verstehen, was ich da sah. Hier ein Bein, dort ein Arm und irgendwo mittendrin ein paar schwarze und feuerrote Haare. Nach und nach kam dann auch bei mir an, dass ich da wohl gerade meinen Freund zusammen mit einer anderen erwischt hatte. Rambo lag auf der Rothaarigen, vergrub ihren Körper unter seinem. Sein Kopf war über ihre Brüste gebeugt und den Geräuschen nach zu urteilen, sog er an ihnen. Mit schnellen harten Stößen drang er immer wieder tief in sie ein und drückte sie in die Couchgarnitur, auf der wir noch am Vorabend eng aneinander gekuschelt Titanic geschaut hatten. Als der unbekannten Rothaarigen dann auch noch ein heiseres Stöhnen entwich, spürte ich, wie etwas in mir zerbrach.
„Na, hast du Spaß?“, fragte ich trocken. Rambos Kopf schnellte nach oben. Als sich unsere Blicke trafen, stockte mir der Atem. Seine Wangen waren gerötet und seine Augen blitzten zornig wegen der Unterbrechung, doch noch ein zweiter Ausdruck lag in seinem Blick. Pure Erregung und Begierde. Krachend fiel mir die Tüte mit dem Zitroneneis aus der Hand und die Eispackung kullerte über den Boden.
Als Rambo mich sah, zog er überrascht eine Augenbraue hoch, blickte jedoch eher vorwurfsvoll als entschuldigend. „Bis eben schon“, antwortete er kühl.
Fassungslos wegen der dreisten Antwort starrte ich ihn einen Moment entgeistert an, bevor ich die Beherrschung verlor. „Was fällt dir eigentlich ein?“, schrie ich ihn an.
„Jetzt spiel dich doch nicht so auf", bekam ich als Antwort, „Du wolltest ja nie."
Das war ja jetzt wohl nicht sein Ernst. Sprachlos schaute ich von ihm zu der Rothaarigen, die mich nur verachtend von oben bis unten musterte und schon wieder ihre schlanken Hände nach Rambo ausstreckte.
Anscheinend wollte er sich gar nicht die Mühe machen mir irgendeine Ausrede aufzutischen, sondern widmete sich einfach wieder seiner Gespielin. Ich konnte einfach nicht fassen, dass ich mich so hatte von ihm blenden lassen. Sofort stiegen mir Tränen in die Augen, doch die Schmach vor den beiden zu weinen, wollte ich mir ersparen und verließ fluchtartig die Wohnung.
So haben mich also die beiden Männer fallen lassen, bei denen ich mich getraut hatte ihnen mein Herz zu schenken und es tat schrecklich weh. Als ob mir irgendwer mit winzig kleinen Nadeln immer wieder in die Brust stach. Ich hatte genug davon enttäuscht zu werden und zuzulassen, dass mich jemand auf diese Weise verletzt. In Zukunft würde ich mich nicht noch einmal von so einem Mistkerl reinlegen lassen.
Ich hätte schwören können, dass ich gerade erst eingeschlafen war, als mich auch schon das schrille Piepsen meines Weckers aus dem Schlaf riss. Seit Monaten habe ich mir nun schon vorgenommen das alte, überholte Ding zu entsorgen und mir endlich ein Radio mit eingebautem Radiowecker zu leisten. Stattdessen hatte ich mein hart erarbeitetes Geld für Aktivitäten mit Rambo ausgegeben. Bei dem Gedanken an ihn stöhnte ich auf und wälzte mich im Bett umher. Ich wollte wieder zurück in meine Traumwelt. Die letzten Wochen hatte ich mich in die Welt meiner Bücher geflüchtet, um der harten Realität zu entkommen. Egal was für ein Arschkerl Rambo war, ich vermisste ihn. Sein Lachen, wenn ich mal wieder zu starken Kaffee gekocht hatte und mein Gesicht beim ersten Schluck verzog. Der Kuss, der zum morgendlichen Ritual geworden war und die Freude zu wissen, dass jemand auf einen wartet, wenn man nach einem langen Arbeitstag nach Hause kam. Obwohl wir beide eigene Wohnungen hatten, so waren wir doch die meisten Abende zusammen gewesen.
Frustriert schüttelte ich meinen Kopf, um die störenden Gedanken zu vertreiben. Heute war Freitag und ich hatte Claire versprochen nach der Arbeit endlich mal wieder etwas mit ihr zu unternehmen. Ihre gestrigen Worte halten noch durch meinen Kopf: „So kann das nicht weitergehen. Der Mistkerl ist es nicht wert, dass du ihm nachtrauerst. Es gibt noch andere Männer auf dieser Welt und die warten nur auf so ein hübsches Ding wie dich.“ Bei dem letzten Satz hat sie mir verschwörerisch zugezwinkert. Insgeheim wusste ich, dass Claire recht hatte, dennoch war es leichter gesagt als getan das Geschehene zu vergessen.
Mit einem resignierten Seufzer schwang ich meine Beine aus dem Bett und ging ins Bad, um mich für die Arbeit fertig zu machen. Als ich in meinen großen Spiegel über dem Waschbecken blickte, zog ich zischend die Luft ein. Ich sah schrecklich aus. Meine Haare standen in alle Richtungen von meinem Kopf ab. Okay, gut, dass taten sie nach dem Schlafen normalerweise immer. Was mich wirklich schockierte, waren die dunklen Ringe unter meinen blau-grünen Augen.
Seufzend strich ich mir die Haare aus dem Gesicht und lies die braunen, roten und blonden Strähnen durch meine Finger gleiten. Das Rot verlor bereits langsam an Intensität und wich einem hellen Kupferton. „Auf nichts ist mehr verlass“, grummelte ich vor mich hin und versuchte meine Haare in ihre Schranken zu weisen. Das Ergebnis war ein streng nach hinten gebundener Zopf, den ich mit etwas Haarspray fixierte. Als ich einen Blick auf die Uhr im Flur warf, hätte ich mir am liebsten die soeben gebändigten Haare gerauft. In zwanzig Minuten musste ich auf Arbeit sein.
Hektisch schmierte ich mir etwas Feuchtigkeitscreme unter die Augen, schlüpfte in mein Kostüm, was ich zum Glück am Vorabend schon bereitgelegt hatte, und eilte aus der Wohnung. Im Vorbeigehen riss ich meine Handtasche von der Garderobe, wobei ein Kleiderbügel scheppernd zu Boden fiel. Bis zu meiner Rückkehr würde er da wohl liegenbleiben müssen.
„Und, wo geht´s nachher hin?“, fragte mich Claire von der anderen Seite unseres Büros. Ich dachte schon, dass wir Dank des ständigen Telefongebimmels, das heute anscheinend gar nicht enden wollte, überhaupt nicht mehr zum Planen des Abends kämen.
„Weiß nicht“, antwortete ich schulterzuckend, „Ich kann dir auf jeden Fall einen Ort nennen, wo mich keine zehn Pferde mehr hinbekommen.“ Claire nickte wissend. Dass ich das Samba, wo Rambo als Barkeeper arbeitete, bis auf weiteres meiden wollte, konnte sie voll und ganz verstehen. „Es gibt ja auch noch andere Orte, wo man Spaß haben kann“, versuchte sie mich aufzumuntern. Das Blitzen, das sich dabei jedoch in ihren Augen zeigte, ließ mich Schlimmes erahnen. „Lass mich raten, du willst heute Abend auf Männerfang gehen?“
„Ach Anique, schau mich nicht so strafend an. Noch sind wir jung, willst du echt den besten Teil deines Lebens wegen so eines Idioten wie Rambo ungenutzt verstreichen lassen?“
„Ich weiß nicht“, nuschelte ich mit gesenktem Blick zurück. „Im Moment bin ich allein ganz zufrieden.“
Claire gab ein nicht gerade damenhaftes Schnauben von sich. „Ganz zufrieden“, äffte sie mich nach. „Das ist aber immer noch nicht befriedigt.“
„Claire“, keuchte ich auf.
Die Augen meiner besten Freundin weiteten sich ungläubig. „Das ist nicht dein Ernst. Wie lange wart ihr zusammen… zwei Monate? Und ihr habt echt nicht...?“
„Claire!“, unterbrach ich sie jetzt scharf. „Ich wollte gucken, ob er es ernst mit mir meint und wie du siehst, war es auch gut so. Hätte ich mein erstes Mal an ihn vergeudet, dann würde ich mich jetzt zu Tode ärgern.“
„Sicher Süße, aber… ich muss es einfach aussprechen… wie konntest du diesem Traumbody so lange widerstehen?“
Theatralisch warf ich die Hände in die Luft, „Gott hat mir die Gabe verliehen, erotischen Anfällen gegenüber immun zu sein.“ Claire schaute mich eine Sekunde überrascht an, bevor sie lauthals anfing zu lachen.
„Na endlich, da bist du ja wieder, meine Anique.“
Ich war mir nicht sicher, ob ich wirklich zurück war, wie Claire so schön meinte. Sie wollte um 20 Uhr bei mir vorbeikommen, damit wir uns zusammen stylen und noch ein wenig quatschen konnten. Ursprünglich hatte ich ihr vorgeschlagen, dass wir uns um 22 Uhr im HotSpot treffen könnten, aber Claire bestand darauf vorher noch zu mir zu kommen. Wahrscheinlich hatte sie Angst, dass ich es in meiner momentanen Verfassung fertig bringen würde, mit einem Kartoffelsack-Outfit auszugehen. Bei diesem Gedanken musste ich unweigerlich lächeln. Darüber nachgrübelnd welches Outfit ich heute Abend anziehen würde, machte ich mich auf den Weg um Cola, Limetten und Rum zu kaufen. Immer wenn Claire zu mir kam, bevor wir die Stadt unsicher machten, tranken wir Cuba Libre und beschallten uns mit Reggae und Dancehall. Mit dieser Tradition wollte ich auch diesmal nicht brechen.
Vielleicht will Claire ja auch einfach mal wieder einen guten Cuba Libre trinken und nicht ihre erbärmlichen Mixversuche, überlegte ich mir grinsend.
Der Supermarkt war restlos überfüllt. Ich fragte mich, ob die Leute nichts Besseres zu tun hatten, als Freitagabend einkaufen zu gehen. Als ich die Spirituosenabteilung erreichte, bemerkte ich, dass ich verdammtes Glück hatte. Es war nur noch eine Flasche von Claires und meinem Lieblingsrum da. Schnell schnappte ich mir die Flasche, besorgte noch die restlichen Zutaten und stellte mich an der endlosen Schlange vor der Kasse an.
Mit acht Limetten, zwei Flaschen Cola und einer Flasche Captain Morgan beladen, machte ich mich wieder auf den Heimweg, als ich plötzlich von hinten angerempelt wurde. Die Tüte mit den Limetten und dem Rum glitt mir aus den Händen und die Flasche zerbrach am Boden. Fluchend bückte ich mich, um die Limetten einzusammeln, die in alle Richtungen davon gekullert waren.
„Upsala, dass tut mir aber leid.“ Ich guckte auf und sah in das grinsende Gesicht eines jungen Mannes. Ich schätzte ihn auf Anfang dreißig. Seine vollgekleisterten, flachsfarbenen Haare lagen eng an seinem Kopf und mit seinen wasserblauen Augen schaute er unverhohlen in meinen Ausschnitt. Unangenehm berührt zog ich meine Bluse vorne zusammen. Mister Kleisterhaar zog süffisant eine Augenbraue hoch und guckte mir dabei zu, wie ich über den Boden robbte, um nach den Limetten zu angelte. So ein Idiot.
„Heißer Arsch“, erklang es hinter mir. Ruckartig wirbelte ich herum und sah in zwei weitere grinsende Gesichter. „Na Püppi, Lust auf ein kleines Abenteuer?“, fragte mich der Rechte der beiden Neuankömmlinge. Das sind also Idiot Nummer 2 und Idiot Nummer 3.
„Lasst mal gut sein“, entgegnete ich und stand auf, nachdem ich die restlichen Limetten eingesammelt hatte. Na toll, wo bekomme ich jetzt eine neue Flasche Captain Morgan her, überlegte ich und starrte die drei wütend an. Die schienen sich daran jedoch nicht zu stören, eher im Gegenteil. Sie warfen sich amüsierte Blicke zu, ohne Anstalten zu machen sich bei mir zu entschuldigen. Als ich mich gerade abwenden und gehen wollte, griff Mister Kleisterhaar nach meinem Arm und zog mich an sich. „Bist du dir sicher? Du hast ja keine Ahnung was du verpasst“, säuselte er in mein Ohr.
„Ja, ja, ganz sicher“, antwortete ich genervt. Ich riss mich von ihm los, verlor dabei jedoch durch die ruckartige Bewegung meiner Arme die Hälfte der aufgesammelten Limetten erneut. Diesmal ersparte ich es mir wieder über den Boden zu rutschen und die Früchte aufzusammeln, denn ohne den Rum nützten mir die Limetten eh nicht viel.
In dem Moment kam ein Pärchen aus dem Supermarkt und spähte neugierig zu uns herüber. Zu meinem Glück, denn prompt traten die drei Männer einen Schritt von mir zurück. Schnell wandte ich mich ab, um nach Hause zu gehen. Hinter mir hörte ich die drei Typen schallend lachen. Idioten, Arschlöcher, bescheuerte, hormongesteuerte Dreckskerle.
Zu Hause angekommen, stellte ich die Tüte mit den beiden Cola Flaschen und den drei übriggebliebenen Limetten, die es als einzige von meinem Einkauf bis nach Hause geschafft hatten, noch im Flur auf den Boden und stürmte ins Bad. Ich ließ mir eine Badewanne mit dampfendem Wasser ein, entledigte mich meiner Kleidung und ließ mich in das warme Nass gleiten. Erlösend seufzte ich auf, als die wohltuende Wärme mich langsam zu entspannen begann und die Wut über das Verhalten der drei Männer zurückdrängte.
Ich lag immer noch in der Wanne, als Claire an der Tür klingelte. Schnell stieg ich aus dem Wasser, verhüllte meinen Körper mit einem großen Handtuch und öffnete die Tür.
„Was ist denn mit dir los?“, fragte Claire, als sie mich sah.
„Nette Begrüßung. Komm rein.“
Claire ging an mir vorbei ins Wohnzimmer und ließ sich auf die Couch sinken. Ich schloss die Tür und tat es ihr gleich. „Tut mir leid Claire, aber ich glaube, ich habe keine Lust mehr heute Abend noch etwas zu unternehmen“, gestand ich ihr.
„Was?! Das ist jetzt nicht dein Ernst. Ich freue mich schon den ganzen Tag darauf endlich mal wieder mit dir feiern zu gehen. Du hast mir die letzten vier Wochen immer abgesagt, heute kommst du nicht so leicht davon.“
„Claire, du verstehst nicht...“
„Genau, ich verstehe es nicht“, unterbrach sie mich sichtlich genervt, „also erkläre es mir. Und ich rate dir, habe einen guten Grund.“
Ich schaute Claire eine Weile an, die schweigend abwartete, dann erzählte ich ihr was geschehen war. „Das hat mir einfach die Laune verdorben“, beendete ich meinen Bericht. „Da mache ich mir lieber einen gemütlichen Abend mit dir, indem wir schön kochen und einen Film gucken, statt mir noch mal Stress in der Form Mann anzutun. So einen gemütlichen Mädelsabend hatten wir auch schon lange nicht mehr.“
Nachdenklich zwirbelte Claire eine ihrer schwarzen Strähnen zwischen den Fingern und schaute mich dabei an. Im nächsten Moment sprang sie auf und zog mich mit sich ins Bad.
„So ein Quatsch! Weder du noch ich lassen uns heute den Abend vermiesen. Wenn du jetzt zu Hause bleibst, dann haben die Mistkerle dieser Welt gewonnen. Und das willst du doch nicht, oder?!“
„Naja, aber…“
„Paperlapap, kein aber“, unterbrach sie mich, „Wir beiden bretzeln uns jetzt so richtig auf und als Strafe für das Verhalten der drei Idioten von vorhin lassen wir jeden Kerl abblitzen, der sich an uns ranmacht. Na, was hältst du davon?“
Ich überlegte einen Moment und willigte schließlich ein. So ganz Unrecht hatte Claire nicht. Und die Idee den Männern eins auszuwischen, in dem man sie links liegen ließ, gefiel mir. Als ich mich nach einer dreiviertel Stunde im Spiegel betrachtete, war ich mehr als zufrieden. Mein jetziges Spiegelbild sah viel mehr nach mir aus, als das von heute Morgen. Meine Haare hatte ich zu einem hohen, frechen Zopf zusammengebunden, grüne Wimperntusche und grüner Kajal unterstützten die Wirkung meiner Augen. Passend zur Schminke trug ich ein grünes Top, das den Rücken frei ließ, und einen schwarzen Faltenrock.
Claire schaute mir in ihrem roten Minikleid über die Schulter und kämmte ihre Haare, bis sie ihr wie Seide über den Rücken flossen. „So, ich bin fertig. Wie sieht´s bei dir aus?“ Sie legte die Bürste weg und warf noch einen letzten prüfenden Blick in den Spiegel.
„Ich auch. Von mir aus kann´s losgehen.“
Im HotSpot angekommen, gingen wir direkt an die Bar, die sich auf der Galerie im ersten Stock befand. Unten auf der Tanzfläche bewegten sich die Gäste im Discolicht zu den Klängen von Lady Gagas ‘Poker Face‘, während die Besucher auf der Galerie um kleine Tische herum saßen und den Tanzenden unter sich zuschauten.
Claire und ich bestellten uns je einen Cuba Libre, da wir Dank des Zwischenfalls beim Einkaufen noch vollkommen nüchtern waren. Wir suchten uns einen Tisch nah am Geländer und betrachteten die zuckenden Leiber unter uns. Es dauerte nicht lange, da kamen auch schon zwei Männer zu uns herüber. „Wir haben gesehen, dass eure Drinks fast leer sind. Die nächste Runde geht auf uns“, verkündete der Größere der beiden. Mit seinen hellbraunen Haaren und den braunen Augen sah er aus wie die größere Ausgabe seines Begleiters. Ob die beiden Brüder sind?, überlegte ich.
Claire sah mich mit einem verschwörerischen Blick an. „Klar doch“, antwortete sie. Mit einem gewinnenden Lächeln ließen sich die beiden auf die Plätze neben uns sinken.
„Ich bin Tom und das ist mein Kumpel Alex.“ Der Kleinere der beiden streckte mir die Hand entgegen. Also doch keine Brüder. Nachdem unsere kleine Vorstellungsrunde vorbei war, kam auch schon eine Kellnerin an unseren Tisch, um die Bestellung aufzunehmen. Obwohl sie zu uns gekommen waren, ließ Alex es sich nicht entgehen der Kellnerin beim Gehen auf den Hintern zu starren. Typisch Mann, dachte ich und rollte mit den Augen.
Wir verfielen in einen leichten Smalltalk und nippten an unseren Getränken. Gerade als ich meinen letzten Schluck nahm, fragte Alex: „Wie wär´s mit Tanzen?“
„Gern doch“, erwiderte Claire. Mit den Worten ‘Aber ohne euch‘ ergriff sie meine Hand und zog mich mit sich. Verdutzt schauten uns die beiden Männer nach.
Ich konnte ein Lachen nicht unterdrücken. „War das nicht etwas sehr fies?“
„Dafür, dass du mal wieder richtig gelacht hast, nicht.“
Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass wir heute mehr Aufmerksamkeit erregten als sonst. Alle paar Minuten wurden Claire oder ich angetanzt, obwohl wir jedem eine klare Abfuhr erteilten. Ich hätte gedacht, dass sich das irgendwann herumspricht und wir unsere Ruhe hätten, aber anscheinend hatten es sich die Männer diesen Abend in den Kopf gesetzt eine von uns zu knacken. Ihr Pech, dass unsere Abmachung das heute Abend nicht zuließ.
Nach unserer dritten Pause und dem vierten Cuba Libre waren wir schon gut angetüdelt. „Langsam Abflug?“, fragte ich Claire.
Diese schaute auf ihre Uhr. „Es ist doch gerad mal viertel vier.“
„Dann habe ich ja eventuell noch das Glück, einen Tanz mit Ihnen zu erbitten.“ Der Mann, der Claire seine Hand reichte, war atemberaubend. Seine porzellanfarbene Haut war meinem Geschmack nach eine Nuance zu hell, passte jedoch perfekt zu seinen kastanienbraunen Locken, die leicht bis auf seine Schultern fielen. Mit seinen meerblauen Augen verschlang er Claire geradezu und warf ihr ein charmantes Lächeln zu.
Ich konnte sehen, wie Claire eine leichte Röte auf die Wangen kroch. Das war ja mal ein Ding, normalerweise gab sie sich jeder Flirtattacke gegenüber unerreichbar. Verstohlen schaute sie zu mir herüber und schien mich um Erlaubnis zu bitten, unser Abkommen aufzuheben. Schulterzuckend nickte ich Claire kurz zu. Wie konnte ich ihr diesen Mann vorenthalten. Er strahlte pure Erotik aus und nur weil ich beschlossen hatte etwas Abstand von der Männerwelt zu nehmen, hieß das für Claire ja nicht dasselbe.
„Ich werde mich dann auf den Heimweg machen. Das hatte ich ja gerade eh vor.“ Zum Abschied umarmte ich Claire und flüsterte ihr ins Ohr: „Sei ein artiges Mädchen.“
Sie zwinkerte mir zu. „Das bin ich doch immer“, sagte sie und verschwand mit ihrem Tanzpartner auf die Tanzfläche.
Ob es wohl beim Tanzen bleibt?, fragte ich mich, schüttelte den Gedanken aber gleich wieder ab. Schließlich ging es mich ja auch nichts an. Bei dem Gedanken, was die beiden heute noch alles miteinander anstellen könnten, spürte ich ein Ziehen im Unterleib. Verärgert ballte ich meine Hände zu Fäusten und begab mich in Richtung der Garderobe. In letzter Zeit reagierte ich ständig so, wenn ich an Sex dachte und das nervte mich gewaltig. Besonders seit Rambo mich eiskalt hintergangen hatte. Früher war das Thema Sex mir vollkommen gleich gewesen, was Claire regelmäßig zum Anlass nahm mich aufzuziehen. Ich fand schlicht keinen Gefallen an der Vorstellung mich so intim auf einen Mann einzulassen, den ich kaum kannte, nur weil sein Äußeres mir gefiel. Und bei meinen langjährigen Bekanntschaften hatte es bisher einfach nicht gefunkt. Auch Claires Bemerkungen, ich würde das Beste im Leben verpassen, änderten nichts daran. Aus irgendeinem Grund war ich sogar stolz darauf gewesen, mich nicht von primitiven Instinkten leiten zu lassen. Vor einem halben Jahr, kurz nach meinem 21. Geburtstag, änderte sich das allerdings.
Mitten in der Nacht wachte ich mit diesem Ziehen im Bauch auf, das mit der Zeit immer stärker wurde. Bei Rambo war ich mehr als einmal in Versuchung geraten, wollte meine Prinzipien aber nicht verraten. Ich wollte mir erst sicher sein können, dass ich ihm etwas bedeute. Als er mir den Schlüssel zu seiner Wohnung gab, hatte ich mich schon fast dazu entschlossen, mit ihm mein ersten Mal zu erleben. Zum Glück ist es nicht dazu gekommen.
Mit den Händen gegen meinen Unterbauch gedrückt, verließ ich das HotSpot.
Tief atmete ich die kühle Luft dieses Sommerabends ein und freute mich der stickigen, verqualmten Luft des Clubs entkommen zu sein. Ich zog mir meine Jacke an, die ich bei den herrschenden Temperaturen eigentlich nicht benötigt hätte, die meinen Körper in dem knappen Outfit aber wenigstens etwas verbarg. Ob ich nachts im Club oder auf der Straße umher lief, war schließlich doch noch ein Unterschied. Ich schaute in den Nachthimmel und bewunderte die Sterne, die zwischen den einzelnen Wolken hervorblitzten. Seitdem ich denken konnte, übten sie eine geheime Faszination auf mich aus.
Die ganze Zeit, während ich zu meiner Wohnung lief, beschlich mich das unangenehme Gefühl beobachtet zu werden. Doch immer wenn ich mich umdrehte, wirkte die Straße menschenleer. Als ich meine Haustür erreicht hatte, rannte ich die drei Etagen zu meiner Wohnung hoch und knallte panisch die Tür hinter mir ins Schloss. Erst als ich abgeschlossen und die kleine Silberkette vor die Tür gelegt hatte, entspannte ich mich ein wenig. Eigentlich war ich kein schreckhafter Mensch und für paranoid hielt ich mich auch nicht, doch in dieser Nacht träumte ich von moosgrünen Augen, die mich auf Schritt und Tritt verfolgten, sodass ich mich unruhig in meinem Bett umherwälzte. Erst als die Sonne ihre ersten Strahlen auf mein Bett warf, glitt ich in einen traumlosen Schlaf.
Das Gefühl, dass mich jemand beobachtet, kehrte in den nächsten Tagen regelmäßig zurück. Aber immer, wenn ich mich umschaute, war niemand zu sehen. Langsam fing ich an zu glauben, dass ich paranoid wurde. Als es mir zu viel wurde, ging ich nach der Arbeit mit Claire in ein kleines Café und berichtete ihr von den Vorkommnissen.
„Ich weiß schon gar nicht mehr, was ich glauben soll“, erzählte ich Claire aufgebracht, „Du weißt, dass ich eigentlich nicht rumspinne.“
„Hmmm, vielleicht brauchst du einfach mal wieder Urlaub. Ich hab mir nach der Schule erst mal ein Jahr Auszeit gegönnt, aber du hast ja gleich durchgeackert.“
„Es ging ja nicht anders. Ich hätte auch noch gerne studiert, aber Mum und ich brauchten das Geld“, antwortete ich resignierend.
„Ich weiß doch. Das war ja auch kein Vorwurf. Aber vielleicht solltest du dir echt mal überlegen, ob du dir Urlaub nimmst. Soweit ich weiß, hast du noch deinen ganzen Jahresurlaub, stimmt´s?“ Unter Claires vorwurfsvollem Blick nickte ich nur schuldbewusst.
„Dann gönne dir doch erst mal drei, vier Wochen Ruhe. Die werden dir nach dem ganzen Ärger der letzten Wochen nur gut tun“, schlug sie mir vor. „Auf Arbeit ist zurzeit eh nicht viel los, da wird dir der Chef den Urlaub sicher genehmigen.“
Ich ließ mir Claires Vorschlag durch den Kopf gehen. Der Gedanke an vier Wochen Entspannung und Ruhe war verlockend. „Ich denke, das werde ich tun“, stimmte ich schließlich zu, „Schaden wird´s mir bestimmt nicht.“
Ich saß mit einer Orangenlimonade in der einen und einem meiner Lieblingsromane in der anderen Hand auf meinem Balkon. Sonnenstrahlen kitzelten mich an der Nase und ich konnte es immer noch nicht glauben, dass ich so schnell Urlaub bekommen hatte. Und dann auch noch gleich für vier Wochen.
Ich nahm einen großen Schluck von meiner Limonade und schaute in die Wolken. Eine leichte Brise wehte durch die Kastanie vor meinem Balkon und brachte die Blätter zum rascheln. Zwei moosgrüne Augen schauten mich aus der Baumkrone an. Erschrocken zuckte ich zusammen und blinzelte, doch als ich wieder hinsah, war da nichts außer dem Grün der Blätter.
Verwirrt und leicht an meinem Verstand zweifelnd ging ich in mein geräumiges Schlafzimmer und ließ mich in die weichen Kissen auf meinem Bett fallen. Normalerweise hielt ich nicht viel davon am hellichten Tag zu schlafen, denn so verpasste man nur die besten Stunden des Tages. Doch ich schlief augenblicklich ein, sobald mein Kopf die Kissen berührte. Ich träumte nicht von den Augen, von denen ich vorhin geglaubt hatte sie in der Kastanie gesehen zu haben. Dafür begleitete mich eine Stimme durch meine Träume, die mich unablässig zu sich rief.
Als ich erwachte, ging die Sonne gerade am Horizont unter und warf ihre letzten wärmenden Strahlen in mein Schlafzimmer. Überrascht schaute ich auf die Uhr und stellte fest, dass ich gute vier Stunden geschlafen hatte. „Na toll und jetzt bin ich putzmunter und kann nachher bestimmt nicht mehr einschlafen“, meckerte ich vor mich hin. Trotz des komischen Traums fühlte ich mich erstaunlich ausgeruht. Also ging ich ins Wohnzimmer und schmiss mich auf die Couch. Die meisten Spielfilme liefen seit einer halben Stunde. Ich schaltete den Fernseher an und zappte durch die Kanäle, auf der Suche nach einem unterhaltsamen Zeitvertreib. Es waren gerade mal drei Tage seit meinem Urlaubsbeginn vergangen und ich wusste jetzt schon nichts mehr mit mir anzufangen. In meiner Kindheit war ich eindeutig fantasievoller gewesen. Kein Baum war vor mir sicher, kein Abenteuer mir zu wild gewesen. Mit den Jungs aus der Nachbarschaft bin ich in den Sommerferien täglich auf Streifzüge durch den nahen Wald gegangen.
Das Fernsehprogramm gab heute nicht viel her, also schaltete ich den Apparat wieder aus. Ruhelos stand ich auf und tigerte durch meine Wohnung. Vom Wohnzimmer ins Schlafzimmer, dann ins Bad und wieder zurück ins Wohnzimmer. Als ich in der Küche ankam, fiel mein Blick aus dem Fenster und ich glaubte in den Schatten einen unbekannten Umriss wahrgenommen zu haben. Ein Schauer lief mir über den Rücken und Angst wollte sich in mir breit machen, die ich aber sofort vertrieb. „So weit wird es noch kommen. Ich werde mich in meiner eigenen Wohnung nicht fürchten.“
Kurzentschlossen schnappte ich mir meine Jacke vom Kleiderhaken und verließ die Wohnung. Ich brauchte dringend etwas frische Luft. Die Hektik des Tages schien von den Menschen abgefallen zu sein und durch die sonst überfüllten Straßen schlenderten nun die Passanten.
Ich trat aus der Haustür und zog die kühle Abendluft in meine Lungen. Von niemandem würde ich mir diese friedlichen Stunden des Tages vermiesen lassen.
Ohne ein direktes Ziel zu haben, lief ich drauf los. Da es nichts genützt hatte mich in meiner Wohnung zu verbarrikadieren, beschloss ich nun dem Gefühl beobachtet zu werden die Stirn zu bieten. Ich ging durch die Straßen, beobachtete die Familien und Pärchen, die in der Abenddämmerung höchstwahrscheinlich nach Hause wanderten und kaufte mir bei Piccolino eine Kugel Mangoeis.
All diese Leute haben jemanden, dem sie vertrauen können und mit dem sie sich ein Leben aufgebaut haben oder noch aufbauen wollen. Vielleicht stimmt mit mir ja einfach etwas nicht, wenn all diese Menschen das hinbekommen nur ich nicht. Seufzend blickte ich auf und blieb stehen.
Mein abendlicher Spaziergang hat mich zum Eingang eines kleinen Parks geführt. Die ersten Laternen sprangen sirrend an und eine Mutter verließ mit ihrem kleinen Sohn gerade den Park.
„Aber ich will noch nicht gehen“, quengelte der Kleine und stemmte seine Füßchen in den Boden.
„Wir können ja morgen wieder kommen. Na was hältst du davon, Spatz?“, schlug die Frau vor.
„Bekomme ich dann wieder ein Eis?“
„Wenn du jetzt ohne zu jammern mitkommst und nachher artig ins Bett gehst, dann ja“, antwortete seine Mutter schmunzelnd.
Freudig jauchzend lief der Kleine drauf los und zog seine lachende Mutter hinter sich her. Schmunzelnd sah ich den beiden kurz nach. Dann drehte ich mich um und fixierte die Bäume des Parks, bevor ich zögerlich meinen Weg fortsetzte. Zu Beginn meines kleinen Ausflugs hatte ich unwissentlich eine Route eingeschlagen, die mich kurz vor meiner Wohnung durch den Park führte. Natürlich könnte ich den Park auch umrunden. Dies würde allerdings gute fünfzehn Minuten länger dauern und ich würde den Sinn meiner Wanderung nicht gerade unterstützen. Schließlich wollte ich mich von den angsteinflößenden Gefühlen nicht beherrschen lassen, sondern ihnen trotzen. „Wahrscheinlich habe ich in letzter Zeit einfach zu viel in meinen Romanen gelesen, dass ich jetzt so eine Paranoia entwickle“, sprach ich zu mir selbst. „Oh nein, und Selbstgespräche kommen jetzt auch noch dazu“, stöhnte ich im nächsten Moment auf.
Über mich selbst fluchend stapfte ich weiter voran.
„Das ist aber zuvorkommend von dir, dass du zu mir kommst und ich dich nicht erst suchen muss.“ Zu Tode erschrocken wirbelte ich herum und sah in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war. Was ich zu sehen bekam, nahm mir jedoch nichts von meinem Schrecken, eher im Gegenteil. Unter den Bäumen, Dank der mittlerweile herrschenden Dunkelheit kaum erkennbar, stand ein Mann. Er stieß sich von dem Baumstamm in seinem Rücken ab und kam einen Schritt auf mich zu. Als seine Gestalt ins Mondlicht trat, stockte mein Atem und mein Herz geriet ins Stolpern. Claires Partner aus dem HotSpot war für mich ja schon nah am Perfektionismus dran gewesen. Was ich nun sah, war nicht nur nah dran, sondern die Perfektion in Gestalt.
Mein Blick wanderte langsam über lange, muskulöse Beine, welche in einer engen, dunklen Jeans steckten, über einen Waschbrettbauch weiter nach oben zu seiner breiten durchtrainierten Brust. Sein dunkles Shirt verbarg kaum seine gut definierten Muskeln. Als ich in sein Gesicht blickte, war ich mir sicher, dass ich rot anlief. Seine Augen hatten die Farbe von frischem Moos, waren von dichten, langen Wimpern umrundet und von geschwungenen Augenbrauen gekrönt. Die hohen Wangenknochen und die gerade, schlanke Nase passten trotz des Widerspruchs perfekt zu seinem markanten Kinn. Seine schwarzen Haare, die von braunen Strähnen durchzogen waren, waren weder kurz noch lang und endeten in seinem Nacken. Selbst der war muskulös.
Als ich meinen Blick hob, sah ich, dass auch er mich musterte und der Rotton meines Gesichts wurde eine Stufe dunkler. „Also mir gefällt was ich sehe und dir?“, fragte er mich mit einem verschmitzten Grinsen im Gesicht, das meine eben zurückkehrende Fassung erneut vernichtete.
„Was?“ Ich musste aussehen wie die Königin der Trottel höchstpersönlich, wie ich da im Park stand, ihn mit offenem Mund anstarrte und nichts peilte. Fehlt nur noch, dass ich jetzt anfange zu sabbern. Irgendwas an ihm verwirrte mich. Und damit meinte ich nicht die Tatsache, dass ich in einem dunklen Park stand und einen unbekannten, mit Muskeln bepackten Mann nahezu mit Blicken verschlang, statt meine Beine in die Hand zu nehmen und wegzulaufen, was eindeutig die normalere Reaktion gewesen wäre.
„Ich habe dich gesucht“, flüsterte er mir ins Ohr. Erschrocken zuckte ich zusammen und wich einen Schritt zurück. Wie hatte er so schnell die Distanz zwischen uns überwinden können und wie kam es, dass ich nichts davon mitbekam? Misstrauisch musterte ich ihn von der Seite. Seine letzten Worte schienen mir plötzlich die Augen geöffnet zu haben, wie absurd und gefährlich die Situation eigentlich war. Ich hätte um die Uhrzeit einfach nicht mehr in den Park gehen sollen. Aber ich musste mir ja unbedingt selbst etwas beweisen und jetzt hatte ich den Salat.
„Gut, aber ich dich nicht“, erwiderte ich gereizt und wollte mich an ihm vorbeiquetschen. Lachend versperrte er mir den Weg. Es klang melodisch und tief, woraufhin sich das wohlbekannte Ziehen der letzten Monate in meinem Bauch bemerkbar machte. Ich stand im Stockdunklen vor einem Mann, der mir lachend den Heimweg versperrte, und fand das auch noch erotisch? Jetzt stand es für mich eindeutig fest – ich hatte nicht mehr alle Tassen im Schrank.
„Sieh mal einer an.“ Mit hochgezogenen Augenbrauen schaute er mir ins Gesicht und schien darin zu lesen. „Ich hätte nicht gedacht, dass du so auf mich reagierst.“ Grinsend blickte er auf mich hinab und verschränkte die Arme vor der Brust. Das ich ihm gerade mal bis zum Kinn reichte, baute mich in dieser Situation nicht wirklich auf. Aber was kann man schon erwarten mit einer Größe von 1,64 Metern?
Ich drehte mich um, um den Park auf dem Weg zu verlassen, wie ich ihn auch betreten hatte. Dann würde ich zwar den Weg zurück und um den Park herum laufen müssen, das war aber immer noch besser, als mit diesem Kerl weiter hier herumzustehen und mich doof volllabern zu lassen.
Bevor ich jedoch zwei Schritte gelaufen war, spürte ich seinen Griff um mein rechtes Handgelenk.
„Nicht so schnell, Hoheit.“
Schnell war mein Stichwort. Mit einer flinken Drehung wirbelte ich um meine eigene Achse, und zog an seinem Arm. Um zu verhindern, dass ich ihm den Arm brach, hatte er keine andere Wahl, als der Bewegung zu folgen. Einen Wimpernschlag später saß er verdutzt auf dem Boden, doch da war ich schon losgerannt.
Kaum hatte ich meine Wohnung betreten, schmiss ich die Tür zu, schloss ab und hängte die Kette vor. Am liebsten hätte ich auch noch meinen wuchtigen Kleiderschrank vor die Tür geschoben, der stand jedoch im Schlafzimmer und war zudem auch viel zu schwer, als dass ich ihn alleine bewegen könnte. Erschöpft rutschte ich an der Tür hinab und ließ meinen Kopf gegen meine Knie sinken. Das war eindeutig zu viel des Guten gewesen.
Zumindest wusste ich jetzt, dass ich nicht unter Paranoia litt. Das Gefühl beobachtet zu werden, war also real. Ich würde nie den Fehler begehen jemandem gegenüber meine Vermutung zu äußern, doch es war eine Tatsache, dass ich schon mein Leben lang Geschehnisse erahnen konnte. Meistens waren es Gefühle oder Träume, so wie dieses Mal. Es kam jedoch auch vor, dass ich regelrecht Visionen von den kommenden Ereignissen hatte.
Wieso ich diesmal nicht auf die Idee gekommen war, dass meine Träume und Gefühle von einer Vorahnung herrührten, wusste ich nicht. Wahrscheinlich, weil ich nicht glauben wollte, dass mich wirklich jemand verfolgte.
Ich stützte mich an der Wand ab, um wieder auf die Beine zu kommen. Mit weichen Knien torkelte ich in die Küche und trank erst mal ein großes Glas Wasser. All das tat ich, ohne das Licht anzuschalten. Ich wollte nicht, dass man von draußen sehen konnte, dass ich wieder zu Hause war. Also ließ ich das Licht ausgeschaltet und lief mit ausgestreckten Händen Richtung Schlafzimmer, um nirgendwo gegenzustoßen. Ich kroch samt meiner Kleidung ins Bett und schlief auf der Stelle ein.
Ich wachte von den Regentropfen auf, die gegen mein Fenster trommelten. Hatte gestern Abend noch die Sonne geschienen, so war der Himmel jetzt mit dunklen, schweren Wolken verhangen.
Ich dachte an den sternenklaren Himmel von gestern und sah sofort seine Gestalt vor mir, wie er mit verschränkten Armen da stand und grinsend auf mich hinab sah. Ärgerlich schüttelte ich den Kopf, um das Bild zu vertreiben. Ich war froh, dass gestern nichts Schlimmeres passiert war und wollte auch gar nicht weiter daran denken. Ich ging in die Küche und setzte mich mit einer Schüssel Cornflakes an den Tisch. Verwunderlich war nur die Tatsache, dass ich mich nicht daran erinnern konnte Angst gehabt zu haben. Dafür war das Ziehen in meinem Bauch über Nacht nicht verschwunden. Es war nicht mehr so stark, aber weg war es auch nicht. Genervt ging ich ins Bad und zog mich an. Heute stand der wöchentliche Großeinkauf auf meinem Tagesplan. Und ein Abstecher beim Friseur wäre auch mal wieder angebracht, beschloss ich nach einem Blick in den Spiegel.
„Anique, Schnecke, schön dich mal wieder zu sehen“, begrüßte mich Jack. Er war seit sieben Jahren mein bester Kumpel und zuständig für meine Haare. Zu einem anderen Friseur ging ich nicht mehr. Jack drückte mich zur Begrüßung und gab mir einen Kuss auf die Wange. „Setz dich kurz, ich muss Frau Saumer noch ihre Haare föhnen und danach hab ich gleich Zeit für dich.“
Ich nickte ihm als Antwort zu und setzte mich in einen der Sessel, die in einer Ecke seines Ladens für die wartende Kundschaft bereit standen. Zu meinem Glück hatte er heute nicht so viele Kunden, ansonsten hätte ich nur einen Termin machen können. Auch wenn ich seine beste Freundin war, Jack gab keinem eine Extrawurst, wenn es um Termine ging. Und gerade das machte ihn bei seiner Kundschaft so beliebt, abgesehen von der Tatsache, dass er wirklich ein fabelhafter Friseur war.
Ich setzte mich also hin und blätterte in den Modezeitschriften, die bereit lagen, um mir die Zeit zu vertreiben. Nach fünfzehn Minuten schaltetet Jack den Föhn aus und verabschiedete sich von Frau Saumer, die seit langen Jahren Stammkundin bei ihm war.
„So Schnecke, was darf ich denn heute für dich tun?“
Ich sah Jack an und überlegte einen Moment. Ursprünglich hatte ich vor gehabt, mir die roten Haarsträhnen, welche langsam verblassten, nachfärben zu lassen. Doch plötzlich hatte ich den Drang mich stärker zu verändern. Ich dachte an gestern Abend und an die Aussage des Unbekannten, dass er mich gesucht hatte. Nun lief mir doch ein kalter Schauer über den Rücken und ich antwortetet Jack: „Ich würde mich gerne mal wieder so richtig verändern. Was es genau werden soll, weiß ich allerdings nicht. Ich hab mir gedacht, ich überlasse die Entscheidung einfach dir.“ Ich lächelte ihn an und klimperte mit den Wimpern.
„Ich bin ja eigentlich Friseur und kein Styleberater, aber wenn du das so möchtest“, er zwinkerte mir zu und forderte mich mit einem ‘Nur beschwert wird sich später dann nicht‘ auf ihm zu folgen. Ich begab mich in seine Hände und freute mich schon auf das Ergebnis. Auch wenn Jack es nicht zugab, so wusste er doch sehr genau wem was stand.
„So, dass wär´s“, verkündete Jack nach zweieinhalb Stunden. Er hatte den Spiegel vor mir verhangen und zog nun das Tuch von diesem. Ich schaute in den Spiegel und war im ersten Moment überzeugt davon, dass ich einfach durch eine Scheibe hindurch eine andere Frau ansah. Langsam hob ich die Hand und fuhr mir durch meine nun mahagonifarbenen Haare, die von einzelnen bronzefarbenen Strähnen durchzogen wurden. Ich hatte jetzt einen geraden Pony. Die Haare fielen mir im Nacken bis auf die Schultern und wurden nach vorne hin länger, sodass die längsten Strähnen bis zu meiner Brust reichten. Fasziniert schaute ich mein Spiegelbild an und drehte den Kopf hin und her.
„Das… ist fantastisch geworden, Jack!“, rief ich begeistert aus.
Mit einem Zischen stieß Jack die angehaltene Luft aus, „Ein Glück. Ich habe erst gedacht, es gefällt dir nicht. Du warst so still.“
„Ich war nur überrascht, dass man sich durch seine Haare tatsächlich so stark verändern kann. Aber es gefällt mir ausgesprochen gut.“
„Na dann habe ich ja alles richtig gemacht.“
Strahlend umarmte er mich, sichtlich erfreut darüber, dass mir seine Arbeit so gut gefiel. Wir plauderten noch ein paar Minuten, bis der nächste Kunde den Laden betrat. Zum Abschied versprach ich Jack bald mal wieder vorbeizuschauen und verließ mit dem Gewissen, dass mich so schnell keiner wiedererkennen würde, sein Geschäft.
Zwei Tage später saß ich meiner Mutter in einem kleinen, beschaulichen italienischen Restaurant gegenüber. Wir aßen gerade unseren Nachtisch, ich ein Cassata-Eis und meine Mutter ein Tiramisu, als sie endlich die Frage stellte, die ich schon seit Beginn unseres Treffens in ihren Augen sehen konnte. „Sag mal Schatz, warum hast du deine schönen Haare abgeschnitten? Nicht, dass es nicht hübsch aussehen würde, das habe ich dir ja am Anfang schon gesagt, aber du hast dich sonst immer dagegen gewehrt, sie abschneide zu lassen.“
„Ich weiß nicht. Ich hatte einfach das Gefühl, dass es Zeit für eine Veränderung ist“, log ich. Von meinem nächtlichen Zusammentreffen im Park wollte ich ihr nichts erzählen. Sie würde sich nur unnötig Sorgen machen, zumal ich den mysteriösen Unbekannten seitdem nicht mehr gesehen hatte. Und da selbst meine Mutter vorhin fast an mir vorbeigelaufen wäre, machte ich mir keine Sorgen, dass ein Wildfremder mich erkennen würde.
Wir bezahlten die Rechnung und verließen das Restaurant.
„Es war schön dich mal wieder so fröhlich zu sehen seit…“, meine Mutter stockte und sah betroffen zu Boden.
„Mach dir keine Vorwürfe, Mum. Rambo ist ein Idiot und langsam beginne ich das zu verstehen.“
Zärtlich strich mir meine Mutter über das Haar und gab mir einen Kuss auf die Stirn. „Ich bin so stolz auf dich, Schatz. Ich weiß wie schwer das ist Verrat zu vergessen.“ Mitfühlend nahm ich sie in die Arme und drückte sie. Sie hatte das Verschwinden meines Vaters noch weniger verkraftet als ich und kämpfte nach der ganzen Zeit immer noch damit. Jemand, der meine Mutter nicht gut kannte, würde ihr das nie anmerken. Sie ging ihrem Alltag nach, lachte mit ihren Mitmenschen und wirkte auch sonst fröhlich. Nur dann und wann hatte sie diesen traurigen Blick aufgesetzt, der mir signalisierte, dass sie mit ihren Gedanken einmal wieder in der Vergangenheit weilte.
Ich schluckte den Kloß herunter, der mir plötzlich im Hals saß. Nur Claire hatte ich es zu verdanken, dass ich immer seltener an Rambo dachte und dem Schicksal meiner Mutter entkommen war.
„Ich liebe dich Mum.“
„Ich dich auch, meine Kleine.“
Ich beschloss auf dem Heimweg bei Claire vorbeizugehen, als es plötzlich anfing zu regnen. Na toll, dieser Spätsommer ist mir eindeutig zu verregnet. Da ich nach ein paar Minuten schon völlig durchnässt war, entschied ich mich dafür den Besuch bei Claire auf den nächsten Tag zu verschieben. Die letzten Meter zu meiner Wohnung rannte ich. Als ich mich dem Hauseingang näherte, trat ein Mann aus dem Schatten. Ich blieb wie angewurzelt stehen und traute meinen Augen kaum.
„Hast du echt gedacht, du kannst mir entkommen?“ Wie er da so arrogant lächelnd im Türrahmen stand, hätte ich ihn am liebsten geschlagen. Und doch war das Ziehen in meinem Bauch sofort wieder da. Diese Tatsache machte mich erst richtig wütend. „Was willst du?“, fragte ich ihn kalt.
„Nur, dass du mitkommst.“
„Was?“
„Dass du mitkommst.“
„Ich hab schon verstanden“, entgegnete ich ungläubig. „Aber du glaubst doch nicht allen Ernstes, dass ich einfach so mit einem Wildfremden mitgehe?“
„Ich bin Veith.“ Er kam auf mich zu und drückte mir blitzschnell einen Kuss auf die Wange. „Jetzt kennst du mich. Können wir los?“
Ich konnte nicht anders, ich starrte ihn einfach mit offenem Mund an. Veith wartete geduldig, bis ich meine Sprache wiedergefunden hatte. „Bei dir piept es wohl“, brachte ich mit erstickter Stimme hervor. Am liebsten hätte ich ihm einfach den Rücken zugekehrt und wäre mit einem ‘verpiss dich‘ ins Haus gegangen. Doch so war ich nun mal leider nicht veranlagt. Also schüttelte ich einfach fassungslos den Kopf. „Nein. Ich werde mit dir nirgendwo hingehen, egal, ob ich weiß wie du heißt oder nicht. Einen Namen zu kennen, heißt noch lange nicht die Person dahinter zu kennen.“
Mit einem Stirnrunzeln legte Veith den Kopf schief. Schließlich zuckte er mit den Achseln und kam auf mich zu. „Gut, dann gehen wir eben erst mal hoch.“ Er ging an mir vorbei und blieb vor der Haustür stehen. „Na los, kommst du, oder wollen wir uns weiterhin hier draußen vollregnen lassen?“
Ich konnte es nicht verhindern, dass ich ihn erneut mit offenem Mund anstarrte und langsam fing es an mich zu stören. Ich konnte es nicht leiden, wenn man mich so leicht aus der Fassung brachte.
„Wie kommst du jetzt schon wieder auf die Idee, dass ich dich in meine Wohnung lassen würde?“
„Weil ich dich ab jetzt nicht mehr alleine lassen werde.“
„Vielleicht bin ich ja ganz gerne alleine.“
„Das wär aber nicht ratsam.“
„Warum das denn? Ich fühle mich alleine ganz wohl“, antwortete ich nun genervt. Veith zog ungläubig eine Augenbraue hoch und musterte mich aus seinen moosgrünen Augen. Mir war zuvor gar nicht aufgefallen was für schöne Augen er hatte. Sie erinnerten mich an das Grün der Wälder im Sommer.
„Weil ich nicht der einzige bin, der auf der Suche nach dir ist.“ Seine Worte rissen mich aus meinen Gedanken.
Verständnislos schaute ich zu ihm auf. „Warum sollte mich denn irgendwer suchen?“
„Lass uns hochgehen, dann erkläre ich dir alles.“
Ich rollte mit den Augen. „Ich hab doch schon gesagt, dass ich dich nicht…“
„Die anderen sind nicht so freundlich, wie ich“, unterbrach mich Veith. „Sie werden keine Rücksicht auf dich nehmen und warten, bis du freiwillig mitkommst.“ Er fixierte meinen Blick mit seinem und ich konnte in seinen Augen lesen wie ernst er es meinte. Die Erwiderung, die mir schon auf der Zunge lag, schluckte ich hinunter.
„Das kann doch nicht dein Ernst sein.“ Unbehagen machte sich in mir breit und ich begann zu zittern, was jedoch auch daran liegen könnte, dass ich zu lange mit meinem dünnen Jäckchen im Regen stand. Ich blickte in den Himmel und ließ die Regentropfen über mein Gesicht laufen. Wenn ich keine Erkältung bekommen wollte, musste ich so schnell wie möglich ins Trockene. Allerdings wollte ich mehr Informationen über die Leute haben, die angeblich hinter mir her waren. Dazu würde ich weiter mit Veith reden müssen, was mich in eine Zwickmühle brachte.
Seufzend stieß ich die Luft aus und ging an Veith vorbei auf die Eingangstür zu. „Folge mir.“
Ich schloss die Tür auf und Veith folgte mir in meine Wohnung. Ich ließ ihn im Wohnzimmer stehen und ging ins Bad. Seufzend ließ ich mich auf den Badewannenrand sinken und stützte meinen Kopf mit meinen Händen ab. Blöde Neugierde! Ich hätte ihn im Regen stehenlassen sollen. Aber dafür war es nun zu spät. Also schnappte ich mir zwei Handtücher und ging zurück ins Wohnzimmer. Ich öffnete die Tür und blieb abrupt stehen. Veith stand vor mir, mit nacktem Oberkörper. Seine klar definierten Brustmuskeln zeichneten sich unter seiner gebräunten Haut ab. Verlegen wandte ich den Kopf ab und ließ meinen Blick durch das Zimmer schweifen.
„Wo ist dein T-Shirt?“, brachte ich mit belegter Stimme hervor, woraufhin mir die Röte ins Gesicht schoss. Doofe verräterische Stimme. Ich wollte nicht, dass er wusste, wie gut mir der Anblick seiner nackten Brust gefiel, aber er hatte es natürlich schon längst erkannt. Mit einem selbstsicheren Lächeln hob er seine rechte Hand hoch. „Hier. Ich hab es schon nicht irgendwo in die Ecke geworfen.“
„Warum hast du es überhaupt ausgezogen?“
Mit den Worten ‘Weil es patschnass ist‘, drehte er sich um und ging an mir vorbei ins Bad. Über der Badewanne begann er sein Shirt auszuwringen, wodurch sich seine Muskeln bewegten. Fasziniert schaute ich auf das Spiel seiner Arm- und Brustmuskeln, die sich bei jedem Wringen an- und entspannten. Nur mit Mühe konnte ich mich davon abhalten die wenigen Meter, die uns trennten, zu überbrücken und meine Hand auf seine Haut zu legen, um die Bewegungen seiner Muskeln zu spüren.
Schließlich gelang es mir doch mich loszureißen und ich setzte mich auf die Couch. Ich sah die Handtücher, die ich noch in der Hand hielt, und begann mir mit dem einen meine tropfenden Haare abzutrocknen. Das andere reichte ich Veith, als er aus dem Bad kam. Dabei fiel mein Blick wieder auf seine Brust. Ob sich seine Haut so weich und vollkommen anfühlt wie sie aussieht? Verärgert über mich selbst drehte ich demonstrativ den Kopf zur Seite und schaute aus dem Fenster. Es gefiel mir ganz und gar nicht, dass ich so stark auf ihn reagierte. Das war nicht mal bei Rambo der Fall gewesen und er hätte mit seiner Figur glatt ein Unterwäschemodel sein können. Ich schielte zu meinem Besuch hinüber. Obwohl ihm Veith da in nichts nachsteht. Er rubbelte sich gerade mit dem Handtuch seine Haare trocken und blickte mich durch die nassen Strähnen grinsend an.
„Warte hier, ich geh mir schnell was Trockenes anziehen“, sagte ich und flüchtete ins Schlafzimmer. Dieses amüsierte, lüsterne Lächeln brachte mich einfach vollkommen aus der Fassung. Fest entschlossen, mich von Veith nicht mehr so verwirren zu lassen, kehrte ich wenige Minuten später mit einer trockenen Hose und einem Top ins Wohnzimmer zurück.
Veith saß auf dem Sofa und betrachtete meine Bilder an den Wänden, die fast ausschließlich Sonnenuntergänge und Urwaldaufnahmen zeigten. „Eine romantische Urwaldgazelle, was sonst.“
„Urwaldgazelle?“, fragte ich mit hochgezogenen Augenbrauen.
„Klar“, erwiderte Veith, „So schnell wie du neulich auf und davon warst, dass hätte einer Gazelle alle Ehre gemacht.“
Man hatte mich ja schon mit vielem verglichen, aber mit einer Gazelle war doch mal was Neues. „Dann fang mal an zu erzählen, wer angeblich so alles hinter mir her ist!“, forderte ich ihn auf. Dass ich das Ganze nicht sehr ernst nahm, schien ihm zu missfallen. Verärgert zog er die Augenbrauen zusammen und funkelte mich aus seinen unglaublich grünen Augen an. „Es ist keine Annahme, sondern eine Tatsache, dass man dich sucht. Deswegen wirst du mir auch folgen müssen, ob du willst oder nicht.“
„Dein Tonfall gefällt mir nicht, Freundchen.“
„Dann wird dir der der anderen noch weniger gefallen. Ich bin tatsächlich dein Freund, die anderen das genaue Gegenteil.“
Sauer funkelte nun ich Veith an. „Ach ja?! Wer sind denn die anderen?“
Nach kurzem Zögern antwortete er: „Das kann ich dir im Moment noch nicht sagen.“
„Das reicht!“ Nun wirklich wütend stand ich auf und ging zur Tür. „Du lauerst mir im Park auf, verfolgst mich weiterhin und behauptest, dass du damit nicht der einzige wärst. Ich bin auch noch so doof und lass dich in meine Wohnung, um mehr zu erfahren und dann kommst du mir nur mit ‘Das kann ich dir noch nicht sagen‘. Aber ich hab genug von deinen Märchen.“ Energisch riss ich meine Wohnungstür auf. „Verschwinde!! Sofort!“
Veith bewegte sich keinen Millimeter. „Ich sagte SOFORT!“, brüllte ich ihn nun fast schon an und zeigte mit vor Wut bebendem Arm in den Flur.
„Ich habe dir vorhin schon gesagt, dass ich dich nicht mehr allein lasse. Das ist zu gefährlich“, entgegnete er völlig ruhig. Fassungslos starrte ich ihn an. Nun gut, wenn er spielen wollte, das konnte ich auch. Ich schloss die Wohnungstür wieder, es musste ja nicht gleich das ganze Haus mitbekommen, dass ich Männerbesuch hatte, mit dem ich mich auch noch stritt, und ging zurück ins Wohnzimmer. Triumphierend grinste mich Veith an. Dass sich bei dem Anblick wieder das Ziehen in meinem Bauch meldete, ignorierte ich diesmal gekonnt. Der wird sich noch wundern.
Mit langen Schritten durchquerte ich das Wohnzimmer und griff zum Telefon. „Wen rufst du an?“, fragte mich Veith stirnrunzelnd. Der triumphierende Ausdruck war aus seinem Gesicht verschwunden. Sehr gut! Jetzt war es an mir selbstsicher zu grinsen, während ich wählte.
„Baton Rouge Police Department. Was kann ich für Sie tun?“, meldete sich eine Frauenstimme am anderen Ende.
„Guten Abend. Mein Name ist Anique Blair. Ich möchte Ihnen einen Einb…“ Plötzlich war die Leitung unterbrochen. Ich wirbelte auf dem Absatz herum und stand Nase an Nase mit Veith. Warum habe ich nicht erst meine Adresse genannt? Dann hätten sie jetzt vielleicht vorsichtshalber jemanden vorbei geschickt. Veith hielt das durchtrennte Telefonkabel in der Hand und starrte mich finster an.
„Was an den Worten ‘Ich bin dein Freund‘ hast du nicht verstanden?“, fragte er mich grimmig. Sein Atem strich dabei über meine Wange, woraufhin ein angenehmes Kribbeln über meinen ganzen Körper lief. Ich spürte wie meine Brustwarzen sich aufrichteten und verschränkte meine Arme vor der Brust. Hoffentlich denkt er, dass es eine Trotzreaktion ist und kommt nicht auf den wahren Grund.
Natürlich hoffte ich das mal wieder vergebens. Ein schelmisches Blitzen erschien in Veiths Augen und er senkte provozierend seinen Blick. Ich spürte wie mir die Röte ins Gesicht stieg und wollte nach hinten ausweichen. Doch da stand schon meine Kommode. Veith stützte sich links und rechts von mir auf der Kommode ab und klemmte mich somit zwischen sich und dem Möbelstück ein.
Er legte seinen Mund an mein rechtes Ohr und flüsterte: „Und wie willst du verhindern, dass ich dich nicht einfach über meine Schultern schmeiße und mitnehme?“ Bei jedem Wort streiften seine Lippen mein Ohr und jagten kleine Blitze durch meinen Körper. Ich spürte wie sich das Ziehen in meinem Bauch ausbreitete und presste die Oberschenkel zusammen. Eine verräterische Nässe breitete sich zwischen ihnen aus. Mit seinen Zähnen begann Veith an meinem Ohrläppchen zu knabbern. Als seine Lippen meinen Hals berührten und er ihn sanft küsste, entwich mir ein Seufzer. Ich hätte schwören können ihn als Reaktion darauf schnurren zu hören. Mein Kopf fiel in meinen Nacken und das Ziehen in der Bauchgegend wurde schlimmer denn je. Veith küsste sich meinen Hals hinab und ich genoss jede seiner Berührungen. Einen Arm hatte er um meine Taille geschlungen, mit der freien Hand streichelte er über meinen Hintern. Als er zärtlich an meinem Schlüsselbein knabberte, überkam mich das Bedürfnis ihn ebenfalls zu berühren. Vorsichtig glitt ich mit meinen Händen über seine immer noch nackte Brust und spürte die Muskeln, die ich vorhin so fasziniert betrachtet hatte. Alles an ihm strotzte vor männlicher Kraft, die mich umhüllte. Langsam ließ ich meine Hände tiefer gleiten und ertastete seine Bauchmuskeln. Ein tiefes Grollen entwich seiner Kehle und ich spürte ein Kitzeln am Brustansatz, als sein Atem darüber strich. Als er durch den dünnen Stoff meines Tops in meine linke Brustwarze biss, brachte mich das augenblicklich zur Vernunft.
Die ganze Aktion war absurd. Ich stand hier in meinem Wohnzimmer, mit einem Mann den ich noch nicht einmal wirklich kannte und war mit ihm schon weiter gegangen, als mit irgendeinem anderen Mann zuvor. Das ging mir eindeutig zu schnell, auch wenn mein Körper das nicht so zu sehen schien.
Ich wollte Veith von mir wegschieben, doch meinen Armen fehlte einfach die Kraft. Ich hielt mich eher an ihm fest als ihn wegzudrücken. Zudem sandte mein verräterischer Körper Signale aus, die alles andere als abweisend wirkten.
„Und du hast gemeint, du willst mich loswerden“, wisperte Veith gegen meine Brust. Mit den paar Worten brach er den Bann komplett, den er über mich gesponnen hatte. Energisch stieß ich ihn von mir weg und blickte ihn mit erhitztem Blick an.
„Bilde dir ja nichts darauf ein“, keuchte ich und flüchtete erneut ins Schlafzimmer.
Benommen blinzelte ich mir den Schlaf aus den Augen. Irgendetwas hatte mich aus meinen Träumen gerissen. Schlaftrunken setzte ich mich auf und blickte durch das dunkle Zimmer. Alles wirkte normal. Ich überlegte einen Moment, ob ich aufstehen und ins Wohnzimmer gehen sollte, um auch dort nach dem Rechten zu sehen, doch der Gedanke nur mit einem Nachthemd bekleidet vor Veith zu erscheinen, war nicht sonderlich verlockend. Dass ich vorhin so heftig auf ihn reagiert hatte, machte mich immer noch wütend. Am schlimmsten war jedoch die Tatsache, dass mein Unterbauch seitdem schon beinahe richtig schmerzte.
Ich drückte meine Hände auf meinen Bauch und wollte mich gerade wieder hinlegen, als ich ein schepperndes Geräusch unter meinem Fenster hörte, auf das leises Stimmengewirr folgte. Irritiert stand ich auf und wollte nachsehen gehen, was da mitten in der Nacht unter meinem Fenster war. Ich hatte gerade mal zwei Schritte getan, als meine Schlafzimmertür aufflog und Veith in mein Zimmer gestürmt kam. Er zog mich grob am Arm zurück, sodass ich ins Straucheln geriet und stellte sich vor mich. „Schnapp dir was zum Überziehen, wir müssen verschwinden“, raunte er mir über seine Schulter zu. Entsetzt schaute ich ihn an.
„Ich werde wohl kaum im Nachthemd durch die Gegend rennen. Außerdem hab ich dir doch schon gesagt, dass ich dir nicht fol…“ Mitten im Satz stockte mir der Atem. Ich starrte über Veiths Schulter auf die Hand, die sich gerade auf mein Fensterbrett gelegt hatte. Die Finger waren schmal und langgliedrig. Zu lang. Statt drei Gliedern hatte die Hand vier. Die Haut war grau und runzelig, die Fingernägel lang, gelb und gebogen.
Veith folgte meinem Blick, gerade als sich ein kleiner, schrumpeliger Kopf, welcher mit vereinzelten schwarzen Haaren versehen war, in mein Fenster schob. Kleine, stumpfe Augen, die tief in den Augenhöllen lagen, schauten uns grimmig an. Das war schon alles gruselig genug, aber was mich dann wirklich zum Schreien brachte, war die Augenfarbe. Die Augen waren blutrot.
Als das Wesen meinen Schrei hörte, fing es an zu grinsen und sein Gesicht verzerrte sich zu einer schrecklichen Fratze, mit spitzen, gelben Zähnen zwischen den brüchigen Lippen. Nun hielt mich nichts mehr im Schlafzimmer. Ohne auch nur einen weiteren Gedanken an meine Kleidung zu verschwenden, rannte ich aus meiner Wohnung, nur um im Hausflur abrupt stehenzubleiben. Wo sollte ich hin? Nach unten hatte bestimmt wenig Sinn, da würde die Schreckgestalt nur auf mich warten. Würde ich nach oben rennen, saß ich genauso in der Falle wie jetzt, nur ein paar Stockwerke höher. Gehetzt schaute ich mich um, als Veith auch schon aus der Wohnung gerannt kam und mich hinter sich her die Treppe hinab zog. „Wir werden ihm direkt in die Arme laufen.“ Ich konnte es nicht fassen, dass Veith wirklich nach unten rannte.
„Werden wir nicht. Kein Dwarf ist schlau genug, um auf die Idee zu kommen, dass man jemanden auch erwischen kann in dem man ihm den Weg abschneidet, statt ihn zu verfolgen. Er hat uns gesehen, also wird er uns hinterherrennen.“ Unten angekommen, stieß Veith die Haustür auf, spähte jedoch erst durch den Spalt, bevor er mich mit sich in die Dunkelheit der Nacht zog.
Wir liefen durch Seitenstraßen, die ich noch nie zuvor bemerkt hatte, vorbei an kleinen, heruntergewirtschafteten Lädchen und zerbrochenen Fensterscheiben. Überall lag Müll in den Ecken. Streunende Katzen ergriffen die Flucht, als wir an ihnen vorbeirannten. Meine Lunge begann zu schmerzen und ich verfluchte mich dafür, dass ich nicht wenigstens ein bisschen Sport getrieben hatte. Ich hatte keine Modelfigur, aber ich war trotzdem zufrieden mit ihr, sodass ich mir den Luxus leisten konnte keinen Sport machen zu müssen.
Keuchend lief ich hinter Veith her, wobei mich dieser mehr zog als alles andere. Neidisch schaute ich zu ihm auf, wie er so mühelos durch die Nacht rannte und das obwohl er mein Gewicht noch mitzog. Sobald ich den Blick jedoch von meinen Füßen gelöst hatte, blieben diese am nächsten herausstehenden Pflasterstein hängen. Ich ließ Veiths Hand los, um meinen Sturz abzufangen, nahm ihm dadurch allerdings jede Chance meinen Sturz zu verhindern. Obwohl ich mit meinen Händen das Schlimmste abfedern konnte, schürfte ich mir die Knie und Handflächen auf. Auch an meinen rechten Zehen war die Haut abgeschürft, sie pochten und bluteten. Stöhnend rappelte ich mich auf und versuchte den gröbsten Schmutz von meinen Knien zu wischen. Das linke Knie war aufgeplatzt, da ich direkt darauf gefallen war, aber an dem rechten und an meinen Händen hatte ich nur oberflächliche Wunden.
„Lass mal sehen.“ Veith bedeutete mir mich hinzusetzen und kniete sich vor mich. Vorsichtig nahm er meinen Fuß in die Hand und begann jeden Zeh einzeln zu bewegen. „Tut das weh?“
„Es geht so.“
„Gebrochen scheint zum Glück nichts zu sein, aber es wird nachher bestimmt doller schmerzen, wenn der Schock erst mal nachgelassen hat.“
„Wie aufmunternd“, grummelte ich vor mich hin und sah auf meinen zerschundenen Fuß hinab. Veith ließ einen Rucksack von seinen Schultern gleiten, den ich bis zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht bemerkt hatte, und beförderte ein Handtuch und eine Flasche Wasser zu Tage. „Eigentlich hatte ich das Wasser zum Trinken gedacht, aber wir müssen unbedingt deine Wunden reinigen. Wir können es uns nicht leisten, dass sie sich entzünden.“ Mit diesen Worten tränkte er eine kleine Ecke des Handtuchs und begann damit erst meine Zehen und dann mein Knie abzutupfen.
Scharf zog ich die Luft ein, hielt jedoch still. Als nächstes band Veith das Handtuch um meinen Fuß, um zu verhindern das neuer Schmutz in die offenen Wunden kam und holte meine schwarze Strickjacke aus dem Rucksack. „Wann hast du die ganzen Sachen zusammen gepackt und wie bist du an meinen Kleiderschrank gekommen?“
Er runzelte die Stirn und blickte mich aufmerksam an, während ich meine Jacke anzog. „Du bist einfach aus dem Zimmer gerannt, ohne dir etwas mitzunehmen. Ich dachte mir dir wär es lieber, wenn ich einfach irgendetwas mitnehme, als wenn du gar nichts hast. Den Rucksack habe ich gestern Abend in deinem Schrank im Flur gefunden und da schon mit der Wasserflasche gefüllt.“
„Du hast einfach so in meinem Schrank gewühlt?“ Verärgert schaute ich ihm ins Gesicht.
Seine rechte Augenbraue schoss in die Höhe. „Wär es dir lieber ich wäre nicht vorbereitet gewesen?“ Meine Wut verpuffte und ich schaute beschämt weg. Wovor er mich gerettet hatte, wusste ich nicht, aber ich war mir sicher, dass es nichts Angenehmes gewesen wäre. Und ich hatte nichts Besseres zu tun als ihm Vorwurfe drüber zu machen, dass er einen Rucksack aus meinem Haushaltsschrank stibitzt hatte.
„Entschuldige“, murmelte ich in meinen nicht vorhandenen Bart und richtete mich auf. Meine Hände taten schon weniger weh, nur meine Zehen machten mir Sorgen. Vorsichtig tat ich einen Schritt und wäre wieder gestürzt, hätte Veith mich diesmal nicht aufgefangen. „Verdammt, dass tut höllisch weh. Wir sollten irgendwo Verbandszeug und Desinfektionsmittel besor… ach verdammt!“ Bei meinem frustrierten Ausruf zuckte Veith zusammen und schaute sich alarmiert um.
„Was ist los?“
„Ich habe kein Geld bei.“
„Und ich dachte schon sie hätten uns gefunden.“
„Sie?“, fragte ich entsetzt. „Es gibt mehrere von diesen Viechern?“
„Natürlich, Dwarfs jagen nie alleine. Deswegen sollten wir langsam in eine belebtere Gegend gehen, da fällt es ihnen schwerer uns zu folgen.“
Ein Schauer lief über meinen Rücken, als ich an die Fratze vor meinem Fenster dachte und mir vorstellte, dass dort noch mehrere gewesen waren.
Veith wedelte mit einem roten Gegenstand vor meinem Gesicht herum und holte mich so aus meinen furchteinflößenden Gedanken. „Mein Portmonee“, rief ich erfreut aus. „Wie bist du denn daran gekommen.“
„Ich hab´s aus deiner Tasche im Flur genommen.“
Nun schaute Veith doch etwas schuldbewusst drein. Da ich einfach nur froh war Geld zu haben, um mir in einer Apotheke Verbandsmaterial kaufen zu können, erwiderte ich nichts. Humpelnd setzte ich mich in Bewegung. Wortlos trat Veith neben mich, legte einen Arm um meine Hüfte und stützte mich beim Gehen. Zusammen steuerten wir die nächste Apotheke an, von der ich wusste, dass sie rund um die Uhr auf hat.
Erschöpft ließ ich mich auf die Bank vor der Apotheke sinken und verarztete meinen Fuß und mein Knie. Ich war der Apothekerin sehr dankbar, dass sie trotz unseres merkwürdigen Anblicks keine Fragen gestellt hat. Ich zischte, als ich mit dem Desinfektionsmittel meine Wunden betupfte.
„Soll ich das machen?“ Veith war neben mich getreten und schaute mich besorgt an. “Ich bekomm das schon alleine hin.“ Achselzuckend setzte er sich neben mich und schaute in den Himmel. „Hier sind so wenige Sterne am Himmel.“ Überrascht schaute ich ihn von der Seite an. Jetzt wo ich ihn mir genauer ansah, fiel mir auf, dass er einen exotischen Einschlag hatte. Seine schwarzen Haare und seine braune Haut wären eigentlich schon Anzeichen genug gewesen, dazu kamen jedoch noch seine fein geschnittenen Gesichtszüge. Nur seine grünen Augen fielen aus dem südländischen Erscheinungsbild raus. Gerade dieser Kontrast machte ihn in meinen Augen umso reizvoller.
Ich hob den Blick und schaute ebenfalls in den Sternenhimmel. „Ich war noch nie im Süden.“
„Im Süden?“
„Ja, du meintest doch ihr habt da einen schöneren Sternenhimmel.“
„Ich spreche nicht vom Süden.“
Verwirrt schaute ich ihn an. „Aber… du hast gemeint wir haben hier so wenige Sterne, deswegen dachte ich…wegen der dunklen Haut und den dunklen Haaren…“ Verunsichert schwieg ich und versank in Veiths Augen. Das Licht der Sterne, oder doch eher der Straßenlaternen, schimmerte in seinen Augen und gaben ihm ein mystisches Aussehen. Er streckte seine Hand aus und strich eine verirrte Strähne meiner Haare hinter mein Ohr. Dabei streiften seine Finger meine Wange. Mein Herzschlag beschleunigte sich und meine Atmung ging schneller. Er beugte sich vor und hielt kurz vor meinem Gesicht inne. Er schaute mir in die Augen und ich hätte schwören können, dass er bis auf meine Seele hinab blickte. Ein leichtes Flattern breitete sich in meinem Bauch aus und überlagerte das Ziehen, welches wiedergekehrt war. Unsere Lippen trennten nur noch wenige Zentimeter. „Schon gut Schätzchen, ich werde dir zeigen wo ich herkomme“, flüsterte er zärtlich. Das Flattern in meinem Bauch weitete sich aus. Dann strich er mit seinen Lippen leicht über meine. Noch bevor ich die Berührung richtig wahrnehmen konnte, richtete er sich schon auf, zog mich von der Bank hoch auf meine weichen Knie und führte mich weiter durch die Nacht.
Ich stolperte mehr hinter Veith her, als das ich lief. Zum einen tat mein Fuß langsam tierisch weh und zum anderen waren meine Knie immer noch weich wie Butter und wollten mein Gewicht nicht so richtig tragen. Der Kuss, falls man ihn als solchen bezeichnen konnte, hatte mein Gehirn in Wackelpudding verwandelt. Ich konnte mir nicht erklären, was da geschehen war, aber in dem Moment war aus Veiths Gesicht jeglicher Schalk verschwunden. Zu leugnen, dass ich mich zu ihm hingezogen fühlte, auch wenn es mir nicht gefiel, machte keinen Sinn mehr. Ich war nicht so dumm zu versuchen, mich selbst zu belügen.
Ich will ihn aber nicht mögen. Kann mir ja schon denken, wie das dann wieder enden würde. Langsam lichtete sich das Chaos in meinem Kopf und ich konnte wieder halbwegs vernünftig denken. „Wo gehen wir hin?“
„Wie gesagt, ich nehme dich mit zu mir.“
„Hast du mich gefragt, ob ich das überhaupt möchte?“ Meine Wut auf mich selbst lenkte ich langsam aber sicher auf Veith um. Wenn ich etwas nicht leiden konnte, dann war es wenn jemand über meinen Kopf hinweg für mich bestimmte.
Veith zog spöttisch eine Augenbraue hoch. „Möchte das Prinzesschen lieber zurück in ihre Wohnung?“ Böse funkelte ich ihn an und entriss ihm meine Hand.
„Natürlich nicht“, fauchte ich. „Aber zu dir möchte ich auch nicht.“ Ich drehte mich um und wollte erhobenen Hauptes davon stolzieren, doch der Verband um meinen Fuß machte mir einen Strich durch die Rechnung. Er verhedderte sich in einem kleinen Ast, was schon ausreichte um mich straucheln zu lassen. Fluchend kämpfte ich um mein Gleichgewicht und hatte letztendlich doch keine andere Wahl, als Veiths dargebotene Hand zu ergreifend.
„Zieh dir erst mal ein paar Schuhe an. Ansonsten verletzt du dir deine Füße noch mehr.“ Langsam glaubte ich, dass er eine Zaubertasche wie Mary Poppins besaß. Nur die Tatsache, dass es mein eigener Rucksack war, brachte mich dazu den Gedanken fallen zu lassen. Ich lehnte mich an die nächste Hauswand und zog vorsichtig meine grünen Leinenschuhe an. Der verbundene Fuß war so dick, das er nur mit Mühe in den Schuh passte und ich die Schnürsenkel, statt sie zuzubinden, einfach mit in den Schuh steckte. Das Bild, das ich abgab, musste schrecklich aussehen. Zerschrammte Hände und Knie, Klumpfuß, ein fliederfarbenes Nachthemd über das ich meine schwarze Strickjacke gezogen hatte und dazu grüne Schuhe. Wie meine Haare aussahen, wollte ich lieber erst gar nicht wissen. Sicher ist nur, dass jeder Styleberater die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen hätte.
Ich brauche unbedingt was Vernünftiges zum Anziehen. Gerade als ich Veith mitteilen wollte, dass ich in dem Aufzug nicht weiter durch die Gegend laufen würde, hörte ich ein Zischen hinter mir. Sofort stellten sich meine Nackenhaare auf. Mit ängstlich geweiteten Augen schaute ich über meine Schulter, das Schlimmste erwartend. Ich hätte nichts dagegen gehabt, wenn ich mit meiner Vermutung falsch gelegen hätte, aber so freundlich war das Schicksal leider nicht. Was hinter uns auf der Straße stand und mich mit seinen gelben Augen anstarrte, war sogar noch grässlicher als die Viecher, welche Veith als Dwarfs bezeichnete.
Der Körper war ungefähr so groß wie der eines Schäferhundes, nur etwas in die Länge gezogen. Graues verschmutztes Fell bedeckte den Rücken, den langen Schwanz und die Flanken, während der Bauch und die Beine mit dunkelgrünen Schuppen bedeckt waren. Erschreckend war, dass das Biest zwei Köpfe hatte. Die Hälse waren an der Kehle ebenfalls mit Schuppen und am Nacken mit Fell bedeckt. Die gelben Augen saßen über zwei breiten geifernden Schnauzen, die so aussahen, als wären sie einmal zu oft irgendwo gegen gedrückt worden. Sie waren zerknautscht und aus beiden hing eine sabbernde schwarze Zunge heraus. Angriffslustig funkelte mich das Viech an, wobei seine Augen den Anschein erweckten, als würden sie glühen.
„Nicht bewegen.“ Veiths Stimme war direkt neben meinem Ohr und nun konnte ich auch seine Wärme in meinem Rücken spüren. Er musste sich hinter mich gestellt haben, als das Monster und ich uns gemustert hatten. Mir brach langsam der Angstschweiß aus, als es eine geduckte Haltung einnahm und die kurzen, spitzen Ohren anlegte. Seine Haltung wirkte nun eindeutig bedrohlich. Ich konnte spüren, wie sich Veiths Körper hinter mir anspannte und ich hielt die Luft an. Wie konnte ich nur in so eine Scheiße hineinrutschen? Am liebsten hätte ich mich einfach auf den Boden geworfen und drauf los geheult, doch das war bestimmt keine so gute Idee. Zudem war ich vor Furcht zu einer Salzsäule erstarrt. Selbst wenn ich es gewollt hätte, ich hätte nicht einmal vor dem Schäferhundmonster davonlaufen können.
Die Muskeln der Bestie spannten sich an und ich hörte tatsächlich wie Veith in meinem Rücken knurrte. Ob der Schauer, der mir eiskalt über den Rücken lief, von der Angst vor dem was das Biest wohl als nächstes tat, oder von Veiths Knurren, dass eindeutig nicht menschlich klang, kam, wusste ich nicht.
Was als nächstes geschah, kann ich nicht genau sagen. Ich sah noch aus den Augenwinkeln, wie das Monster zum Sprung ansetzte, als ich auch schon durch die Luft segelte und gegen die gegenüberliegende Häuserwand flog und zu Boden glitt. Mein Blickfeld hatte sich getrübt und ich blieb benebelt liegen. Sterne tanzen vor meinen Augen, alles drehte sich. Am Rand meines Blickfelds wurde es schwarz und ich musste meine ganze Willenskraft zusammen nehmen, um nicht ohnmächtig zu werden. Die Geräusche um mich herum waren schaurig. Sie klangen nach einem heftigen Kampf, der mal direkt vor mir und mal am anderen Ende der Straße zu toben schien. Ich nahm abwechselnd knurrende, zischende und fauchende, aber auch winselnde und fiepende Geräusche war. Was mich allerdings verwunderte, keiner dieser Laute war menschlich.
Plötzlich erklang ein hoher kreischender Laut, der von einer Art Gluckern abgelöst wurde. Dann war es still. Ich begann unkontrolliert zu zittern und versuchte die letzten dunklen Flecke vor meinen Augen wegzublinzeln. Etwas stieß mir sacht in die Seite. Erschrocken zuckte ich zusammen und presste mich gegen die Wand. Vielleicht kann ich ja einfach wie Harry Potter auf dem Weg zum Gleis neundreiviertel durch die Wand fallen. Da ich gerade einem leibhaftigen Monster, das einem Gruselroman entsprungen sein könnte, gegenüber stand, fand ich meinen Gedanken gar nicht so absurd.
Langsam klärte sich mein Blick und ich stieß einen erstickten Schrei aus. Vor mir saß ein schwarzer Panther, der mich aus moosgrünen Augen besorgt ansah. Mein Puls beschleunigte sich und die Schwärze wollte zurückkommen. Ich dachte noch ‚Wenn ich jetzt ohnmächtig werde, dann bin ich so gut wie tot’, bevor ich das Bewusstsein verlor.
Als ich zu mir kam, lag ich unter einer großen Eiche. Wir befanden uns am Stadtrand, direkt vor dem angrenzenden Wald, in dem ich früher oft rumgestromert bin. Die Sonne ging langsam auf und die ersten Strahlen schienen durch das Blätterdach. Mühsam rappelte ich mich auf. Dabei stellte ich fest, dass es kaum noch eine Stelle an meinem Körper gab die nicht schmerzte. Wie viele blaue Flecke ich davon getragen hatte, wollte ich gar nicht wissen. Mein rechter Fuß pochte schmerzhaft, also zog ich den Schuh aus, um den Druck zu mindern. Ein erlösendes Seufzen entwich meinen Lippen und ich lehnte mich gegen den dicken Stamm des Baumes und richtete meinen Blick nach oben.
„Wieder wach?“
Ich zog überrascht die Augenbrauen hoch. Veith saß über mir in der Baumkrone und ließ seine Füße in der Luft baumeln. Energisch rieb ich mir die Augen, weil ich der Überzeugung war noch zu träumen. Doch als ich wieder zu Veith guckte, bot sich mir immer noch dasselbe Bild. Veith, der nackt wie Gott ihn geschaffen hatte auf einem dicken Ast über mir saß.
Schnell wandte ich den Blick ab, da ich schon wieder rot anlief. „Wo sind deine Kleider?“ Mein Mund war plötzlich staubtrocken und ich schluckte krampfhaft.
Achselzuckend schaute er mich an. „Zerfetzt.“
„A-aber so kannst du doch nicht bleiben“, stotterte ich vor mich hin und sah ihn entsetzt an. Kleine Fältchen entstanden auf seiner Stirn, als er diese nachdenklich runzelte. Mit einer geschmeidigen Bewegung sprang er vom Baum und landete hockend vor mir. „Ich hätte eine Idee, aber ich glaub nicht, dass sie dir gefällt.“ Prüfend schaute er mich mit seinen moosgrünen Augen an. Ich wollte gerade schon erwidern, dass alles besser wäre, als wenn er nackt bleibt, als mir der Atem stockte. Plötzlich sah ich das Bild des Panthers vor mir, wie er vor mir saß und mich mit seinen moosgrünen Augen besorgt anschaute.
„Nein“, keuchte ich. „Das kann einfach nicht sein.“ Ich versuchte die Informationen zu verarbeiten, die mein Gehirn gerade an meinen Verstand weiterleitete. Ich kicherte, was in meinen Ohren eine Nummer zu schrill klang. „Quatsch. Vergiss es.“ Der Gedanke war einfach zu absurd. Veith hockte immer noch vor mir und schaute mich aus seinen wunderbaren Augen aufmerksam an. Ich schloss die Augen, zum einen um Veiths nackten Körper nicht weiter sabbernd anzustarren und zum anderen, weil sich tiefe Erschöpfung in mir ausbreitete.
Ich wollte gerade meinen Kopf nachhinten lehnen, doch Veith griff nach meinem Kinn und hielt ihn somit fest. „Anique?“ Zärtlich strich er mit seinem Daumen über meine Wange. Ein Lächeln stahl sich auf meine Lippen. Wie er so meinen Namen sagte, breitete sich eine tiefe Ruhe in mir aus und die Erschöpfung wich einer angenehmen Entspannung. Diese Wirkung hätte er nicht auf mich haben sollen, nicht nachdem ich diese Vermutungen anstellte. Doch ich genoss das Gefühl viel zu sehr, als mich dagegen zu wehren.
„Ich kann´s dir zeigen.“
Ich öffnete das linke Auge einen Spalt und linste hindurch, direkt in Veiths Gesicht. „Was kannst du mir zeigen?“
„Dass es mehr gibt, als du im ersten Moment glauben würdest.“
Schnaubend schloss ich mein Auge wieder. Veith tippte mir immer wieder auf die Nase und ich war nicht sonderlich erfolgreich darin ihn zu ignorieren. „WAS?“ Zornig funkelte ich ihn an, doch er grinste nur zurück. Gerade als ich meinen Kopf wieder wegdrehen wollte, begann die Luft um Veith herum zu flimmern. Schwarze und grüne Funken stoben auf und seine Umrisse begannen zu verschwimmen. Einen Wimpernschlag später saß nicht mehr Veith vor mir, sondern der schwarze Panther.
Ich saß einfach nur da und versuchte zu realisieren, was soeben geschehen war. Irgendwie gelang es mir nicht hysterisch loszulachen, sondern nüchtern zu bleiben. Der Panther, mir fiel es immer noch schwer zu glauben, dass das Veith war, legte den Kopf schief und schaute mich weiterhin erwartungsvoll an. Langsam löste ich mich aus meiner Starre und begutachtete die Raubkatze genauer. Das Fell war mitternachtsschwarz und glänzte seidig. Der Panther legte sich hin und streckte seine Glieder geschmeidig. Er hatte einen wunderschönen, windschnittigen Körper, der mit langen, drahtigen Muskeln bepackt war. Sein Fell sah so unglaublich weich aus.
Zögerlich streckte ich eine Hand aus, um seine Flanke zu streicheln, hielt jedoch kurz davor inne. Fragend schaute ich dem Tier, das zugleich ein Mensch war, in die Augen und dieses nickte. Es sah sogar so aus, als würden sich seine Mundwinkel zu einem Lächeln nach oben ziehen.
Das Lächeln zusammen mit den moosgrünen Augen räumten jeden Zweifel in mir aus. Vor mir saß tatsächlich Veith in Gestalt eines Panthers. Langsam führte ich die Bewegung zu Ende und vergrub meine Finger in seinem weichen Fell. Sacht begann ich ihn zu streicheln, woraufhin Veith die Augen schloss und leise schnurrte. Ein kleines Lächeln stahl sich auf mein Gesicht und wollte einfach nicht mehr verschwinden.
„Du bist also ein Gestaltwandler, hmm?“ Ich war überrascht, wie leicht mir die Worte von den Lippen gingen. Dass ich gerade tatsächlich einem Fabelwesen gegenübersaß, schockte mich nicht annähert so sehr, wie es eigentlich sollte.
Als Antwort auf meine Frage bekam ich ein träges Nicken. Gespielt empört stieß ich Veith leicht in die Seite. „Hey, man guckt jemanden an, wenn man mit ihm spricht.“
Veith öffnete die Augen, nur um sie im nächsten Moment zu verdrehen. Diesmal konnte ich nicht anders und begann zu lachen. Ein Panther, der mit den Augen rollte, sah einfach zu witzig aus. Veith schien mein Lachen zu gefallen, denn er zeigte wieder sein charmantes Pantherlächeln.
Nachdem ich mich etwas beruhigt hatte, rückten die Ereignisse der vergangenen Nacht wieder in den Vordergrund. „Was war das gestern eigentlich für ein Viech, das uns angegriffen hat?“ Veith öffnete seinen Mund, nur um ihn gleich wieder zu schließen. „Okay, du kannst also in Panthergestalt nicht reden?“ Er nickte. „Dann müssen ausführlichere Fragen wohl warten, bis ich Kleidung für dich aufgetrieben habe.“ Nachdenklich runzelte ich die Stirn und blickte wieder zu Veith. „Aber besiegt hast du das Ding doch, oder?“ Er verdrehte wieder die Augen und nickte gelangweilt. Ok, nicht seine Fähigkeiten in Frage stellen, notierte ich mir im Geist.
Ich stand auf und nahm mir den Rucksack, der neben mir lag. Die Sonne wärmte mittlerweile mit ihren Strahlen die Erde, sodass ich unter meiner schwarzen Strickjacke zu schwitzen begann. Also zog ich sie aus und steckte sie zurück in den Rucksack. Immerhin war mein Nachthemd blickdicht und wenn ich etwas absolut nicht leiden konnte, dann war es zu warm angezogen zu sein. „Bleib du hier und warte auf mich. Ich besorg uns beiden schnell was Vernünftiges zum Anziehen.“ Veith stand ebenfalls auf und knurrte verneinend. Ich schüttelte bestimmt den Kopf. „Du kannst weder in Panthergestalt noch als nackter Mensch durch die Stadt rennen. Also wirst du wohl hier warten müssen.“ Veith umrundete mich und stieß mir mit seiner Schnauze in den Rücken.
„Hey, lass das.“ Mich ignorierend tat er es erneut und ich verstand. „Du willst, dass ich so weitergehe?“ Er sah mir fest in die Augen und nickte. „Oh nein, ich werde ganz bestimmt nicht in diesem Aufzug weiter durch die Stadt laufen.“ Ich wollte gerade davon stapfen, als Veith sich hinsetzte und die Luft um ihn herum wieder zu flimmern begann. Wenige Sekunden später saß er erneut nackt auf dem Boden. Er richtete sich auf und stand in seiner ganzen Pracht vor mir.
Die Röte vom Morgen kehrte in mein Gesicht zurück, genauso wie das Ziehen in meinem Unterleib. Oh nein, bitte nicht! Der Schrecken der vergangenen Nacht hatte das Ziehen vertrieben, bis jetzt. Und ich hatte auch noch das Gefühl, dass es stärker war als je zuvor.
Veith zog eine Augenbraue hoch und schien meinen Zustand zu erfassen. Er kam auf mich zu und legte eine Hand auf meine Wange. Seine Haut war warm und leicht rau. Zärtlich streichelte er meine Wange, wobei er mir tief in die Augen schaute. Verbissen kämpfte ich gegen den Drang an ihn ebenfalls zu berühren.
„Es ist ja heftig schlimm bei dir.“ Seine Stimme klang leise und einfühlsam, auch wenn ich nicht wusste, was er mit seinen Worten meinte. Er trat näher an mich heran, sodass ich seine Wärme auf meiner Haut spüren konnte. Ich löste meinen Blick von seinen Augen und wollte an ihm vorbeischauen, doch seine breiten Schultern versperrten mir den Weg. An seinem Hals konnte ich seinen Puls schlagen sehen. Ich konnte dem Verlangen ihn zu berühren nun nicht mehr wiederstehen. Langsam hob ich die Hand und strich über seinen Hals, fuhr weiter hinunter, bis meine Hand auf seiner Brust zum Liegen kam. Seine Muskeln spannten sich an und ich konnte fühlen, wie sein Herz anfing schneller zu schlagen. Ich biss mir auf die Unterlippe und schaute wieder hoch in sein Gesicht. Ein Keuchen entwich meinem Mund, als sich unserer Blicke trafen. Veith gab sich nicht die Mühe sein Verlangen zu verbergen. Er schien mich eher mit seinen Gefühlen überschütten zu wollen. Seine Augen blitzten und er schien mich mit ihnen beinahe verschlingen zu wollen. Zwischen meinen Schenkel wurde es feucht und pochte leicht. Um das Gefühl zu vertreiben, rieb ich sie aneinander, woraufhin Veith ein kehliges Knurren ausstieß. Er zog mich in seine Arme und strich mir sacht über den Rücken.
„Nicht dagegen ankämpfen, Schätzchen. Dadurch wird es nicht besser.“ Ich spürte die Härte zwischen seinen Beinen, wie sie gegen meinen Bauch drückte. Stöhnend ließ ich meinen Kopf gegen seine Brust sinken und drängte mich näher an ihn. Mein Verstand sagte mir noch, dass ich das nicht tun sollte, dass das genau die Sache war, vor der ich davon laufen wollte, doch mein Verstand hatte keine Chance gegen diesen Instinkt. In diesem Moment wollte ich Veith, ja ich brauchte ihn sogar.
Während er mit der einen Hand weiter meinen Rücken streichelte, glitt die andere nach vorne zu meinem Schlüsselbein. Er folgte der Linie des Knochens bis zur Mitte meines Halses. Von dort aus strich er weiter abwärts, zwischen meinen Brüsten hindurch bis zu meinem Bauchnabel. Am liebsten hätte ich mir das Nachthemd von meinem Körper gerissen. Ich wollte seine Finger auf meiner Haut spüren und nicht durch dieses störende Stück Stoff hindurch. Als hätte er meine Gedanken gelesen, glitt seine Hand noch etwas tiefer, bis sie auf meinem nackten Oberschenkel ruhte. Gespannt hielt ich den Atem an und legte meine Hände auf seinen Rücken. Instinktiv rieb ich meine schmerzenden Brüste an seiner Brust und entlockte ihm somit ein heißes Stöhnen. Seine Hand glitt wieder nach oben, diesmal auf der Innenseite meiner Oberschenkel und unterhalb des Stoffes. Ich keuchte auf und vergrub mein Gesicht an Veiths Hals. Sein Duft war atemberaubend. Er erinnerte mich an verregnete Wälder und warme Erde. Meine Atmung wurde schneller, je mehr sich Veiths Hand meiner Mitte näherte. Er strich einmal sacht über sie hinweg und ich stieß einen leisen Schrei aus.
„Hmm, so feucht“, murmelt er mir ins Ohr und biss zärtlich in mein Ohrläppchen. Er schlüpfte mit seiner Hand in meinen Slip und strich meine feuchte Spalte langsam rauf und runter. Mein Atem ging unregelmäßig und ich krallte mich an seinen Schultern fest, um nicht einzuknicken. Veith kam auf mich zu und drängte mich somit ein Stück nachhinten, bis ich mit dem Rücken an einen Baumstamm stieß und mich anlehnen konnte. Er begann sich meinen Hals hinabzuküssen.
An den Stellen, wo seine Lippen meine Haut berührten, blieb ein angenehmes Kribbeln zurück. Langsam löste ich eine Hand von seinem Rücken und ließ sie an seinem Körper hinab wandern. Ich strich über seinen gut trainierten Waschbrettbauch, umkreiste seinen Bauchnabel. Doch bevor ich tiefer gehen und sein bestes Stück in meine Hand nehmen konnte, ergriff er meine Hände und fixierte sie über meinem Kopf am Stamm. Ein frustriertes Zischen kam über meine Lippen und ich funkelte ihn erhitzt an.
„Noch nicht, meine Hübsche. Heute kümmern wir uns erst mal um dich.“ Mit diesen Worten legte er seinen Mund auf meine linke Brust und saugte durch den Stoff an meiner Brustwarze. Nach Luft schnappend, keuchte ich auf und streckte ihm meinen Oberkörper entgegen. Grinsend widmete er sich nun auch der anderen Brustwarze, die schon aufgerichtet und hart auf ihn wartete. Mit der freien Hand begann er erneut meine intimste Stelle zu streicheln und zu liebkosen. Ich hatte das Gefühl, dass sich in mir ein Sturm zusammenbraute, der von Sekunde zu Sekunde heftiger wurde. Veiths Handbewegungen wurden schneller, trieben mich immer weiter auf den Rand zu. Mit einem Aufschrei explodierte ich und mein Kopf sackte gegen seine Schulter.
Behutsam zog Veith mich an sich und verhinderte somit, dass meine Knie nachgaben und ich zu Boden sank. Er kraulte meinen Nacken und flüsterte mir beruhigende Worte, in einer Sprache, die ich nicht kannte, ins Ohr.
Langsam schaltete sich mein Verstand wieder ein und ich realisierte, was wir soeben getan hatten. Abrupt riss ich mich von ihm los. Mein Gesicht glühte förmlich und ich blickte verlegen zu Boden. „Was hast du… Wie konntest du…“, stammelte ich vor mich hin.
Er ergriff mein Kinn und hob meinen Kopf an, bis ich ihm in die Augen sehen musste. Prüfend schaute er mich an. „Du weißt es wirklich nicht, oder?“ Fluchend ließ er mein Kinn los und fuhr sich durch die Haare. Verständnislos erwiderte ich den Blick und beobachtete ihn dabei, wie er unruhig auf und ab lief. Schließlich hielt er vor mir an und schaute mir fest ins Gesicht. „Ich bin nicht berechtigt es dir zu erzählen.“
„WAS?“ Ungläubig riss ich die Augen auf. „Nach allem was passiert, ist willst du mir immer noch nichts sagen?“
Er bedachte mich mit einem intensiven Blick. „Nur so viel, du solltest aufhören gegen deine Triebe anzukämpfen.“
„Wie meinst du denn das jetzt?“ Genervt verdrehte ich die Augen.
„Wieso hast du dich noch keinem Mann hingegeben?“, kam die Gegenfrage.
Empört lief ich erneut rot an. „Das geht dich ja wohl mal rein gar nichts an.“
„Zum Teil schon. Ich wurde hergeschickt, um für deine Sicherheit zu sorgen und dich wohlbehalten mitzubringen. Doch du hättest es beinahe selbst geschafft, dich ernsthaft zu verletzen, nur weil du deine Lust unterdrückst.“
Ich stieß ein verächtliches Schnauben aus. „Als ob man daran stirbt, dass man keinen Sex hat.“
Veith funkelte mich wütend an. „Sterben vielleicht nicht, aber…“
Hinter mir, aus Richtung Stadt, wehte ein furchteinflößendes Heulen zu uns herüber. Veith stieß gerade noch ein knurrendes „Komm“ aus, bevor er sich auch schon verwandelte und in den Wald rannte. Ich hatte nun die Wahl. Entweder ich folgte diesem arroganten, heimlichtuerischen Mistkerl, oder ich stellte mich dem was da auf mich zukam. Als das Heulen erneut erklang, rannte ich ohne weiter darüber nachdenken zu müssen Veith hinterher.
Meinen schmerzenden Fuß ignorierend folgte ich Veith so schnell ich konnte. Mehrmals hatte ich die Befürchtung ihn verloren zu haben, doch dann erhaschte ich immer einen kurzen Blick auf seinen schwarzen Körper, der beinahe vollkommen mit den Schatten verschmolz. Sein Verhalten gab mir eindeutig zu verstehen, dass er sauer auf mich war. Aber ich war nun mal nicht bereit, ihm seine bescheuerte Geschichte abzukaufen. So eine Story kann er Kindergartenkindern erzählen, aber nicht mir.
Hinter mir hörte ich Äste knacken, begleitet von einem schaurigen Hecheln. Ich beschleunigte meine Schritte noch einmal und holte das Letzte aus mir heraus. Äste schlugen mir ins Gesicht und verfingen sich in meinen Haaren. Meine Lunge brannte und mein Mund wurde von Sekunde zu Sekunde trockener. Das Atmen fing an mir schwer zu fallen und ich stand kurz davor zusammenzubrechen. Plötzlich griff etwas nach meinem Arm und zerrte mich in ein Gebüsch. Eine Hand legte sich auf meinen Mund und erstickte den Schrei, der mir in der Kehle saß. Panisch wollte ich nach meinem Angreifer treten, als mir eine bekannte Stimme ins Ohr flüsterte: „Ganz ruhig, sonst finden sie uns.“
Gleich darauf wurde ich nach hinten gezogen und fiel. Doch statt auf den Boden aufzuschlagen fiel ich immer weiter und weiter, während mich die starken Arme umklammerten.
Unsanft schlug ich auf und rollte mich sofort zur Seite, außer Reichweite der Arme, die mich jetzt doch losgelassen hatte. Um mich herum schimmerte die Luft, als würde glänzender Staub durch die Gegend fliegen. Ich stand auf und schaute in ein mir unbekanntes Gesicht. Die Stimme, die mir gut zuredete und mich beschwor nicht wegzulaufen, kannte ich jedoch.
„Ich will dir helfen. Wirklich“, sagte sie gerade.
„Ach ja, und woher soll ich das wissen?“ Durchdringend schaute ich in die gold-gelben Augen des Mannes vor mir, die unter fein geschwungenen Augenbrauen saßen. Sein Gesicht wurde von braunem Haar umrahmt, welches durch vereinzelte bronzene und blonde Strähnen aufgehellt wurde. Er hatte eine hohe Stirn sowie hohe Wangenknochen und eine gerade Nase, die seinem Aussehen etwas Aristokratisches verliehen. Seine Lippen waren leicht geschwungen und als er mich jetzt anlächelte, entblößten sie strahlendweiße Zähne, von denen die Eckzähne eindeutig länger und spitzer als bei einem normalen Menschen waren.
Die Zähne waren allerdings nicht der Hauptgrund, dass ich ihn wie eine Zirkusattraktion anstarrte. Aus seinen Haaren schauten zwei runde, pelzige Ohren hervor. Die Haut am Haaransatz wirkte dunkler als die restliche und ließ ein gepunktetes Muster erahnen. Am irritierensten war jedoch der Schwanz, welchen er um sein linkes Bein geschlungen hatte. Er sah dem eines Leoparden täuschend ähnlich. Mein Blick wanderte an seinen langen, schlanken Beinen hinauf, die von einer kurzen, abgerissenen Shorts bedeckt wurden. Sein Oberkörper war nackt, sodass ich seine langen, schlanken Muskeln bestaunen konnte. Am linken Schlüsselbein entdeckte ich eine kleine Narbe, die etwas heller war als der Rest seiner Haut. Ich schaute wieder in sein Gesicht und sah, dass er mich genauso aufmerksam musterte wie ich ihn.
„Was bist du?“ Ich kniff meine Augen zusammen und fixierte mit ihnen seine, um auch nur die kleinste Lüge in ihnen zu erkennen. Darin war ich schon immer gut gewesen. Claire hatte mich sogar einmal als Lügendetektor bezeichnet.
„Nach was sehe ich denn aus?“ Sein Schwanz hatte sich von seinem Bein gelöst und pendelte nun leicht durch die Luft, schien seine lässige Haltung und sein schelmisches Grinsen zu unterstreichen.
Genervt verdrehte ich meine Augen. Noch so ein großspuriger Möchtegern-Casanova. Normalerweise hätte ich auf einen verkleideten Spinner getippt, aber die Ereignisse der letzten beiden Tage ließen mich doch das Unmögliche in Betracht ziehen. „Was weiß ich. Irgendein Leoparden- oder Geparden-Menschen-Mischmasch?“
Staunend weiteten sich seine Augen und im nächsten Moment lehnte er Tränen lachend an einem Baum. Ich wäre am liebsten vor Scham im Erdboden versunken. Meine Nerven mussten echt blank liegen, dass ich so eine schwachsinnige Vermutung tatsächlich geäußert hatte. Nachdem sich Casanova II etwas beruhigt hatte, stützte er sich vom Baum ab und kam auf mich zu. Trotzig verschränkte ich die Arme vor meiner Brust und blickte ihm finster entgegen. Wenn er dachte, dass ich jetzt vor ihm zurückweichen würde, dann hatte er sich gewaltig getäuscht. Keinem der mich auslachte, würde ich auch nur ein bisschen Respekt oder Anerkennung entgegenbringen.
Er blieb nur wenige Zentimeter vor mir stehen, sodass ich geradewegs auf seine muskulöse Brust schaute. Fasziniert stellte ich fest, dass seine Muskeln anders aufgebaut waren als die von Veith. Im Gegensatz zu Veiths breiteren Muskeln, die pure Kraft verkörperten, waren seine eher lang und drahtig. Da ich nicht weiterhin wie bescheuert auf seine Brust schauen wollte, hob ich den Kopf, um ihm stattdessen in die Augen zu sehen. Durch die Tatsache, dass ich meinen Kopf weit in den Nacken legen musste, um überhaupt zu ihm hochsehen zu können, fühlte ich mich jedoch kein bisschen besser. Der Typ war riesig. Er überragte mich bestimmt um mehr als eine Kopflänge. Grinsend schaute er mich an und beugte seinen Kopf zu mir herunter. Als er mit seinem Kopf neben meinem angekommen war, stoppte er und ich hielt den Atem an. Was als nächstes geschah, brachte mich vollkommen aus der Fassung. Er steckte seine Nase in meine Haare und schnupperte an mir.
„Hmm, du riechst gut.“ Er nahm eine meiner langen vorderen Strähnen in die Hand und ließ sie durch seine Finger gleiten. „Nur ein bisschen zu sehr nach ihm. Aber der Geruch verflüchtigt sich noch.“
Empört riss ich ihm meine Haarsträhne aus der Hand. „Hey, was soll das?“
„Ich wollte dir nur den Unterschied zwischen einem Leoparden oder Geparden und mir verdeutlichen. Meine Nase ist um einiges besser.“ Gönnerisch lächelte er auf mich hinab und zwinkerte mir zu. „Außerdem sind auch meine Manieren um einiges besser.“ Blitzschnell beugte er sich zu mir hinab und hauchte mir einen Kuss auf die Wange. „Willkommen in der Schattenwelt.“
*ERHÄLTLICH AUF AMAZON*
https://www.amazon.de/Schattenwelt-F%C3%A4ngen-Tigers-Dominique-Bellwon-ebook/dp/B00W7IFGG6
Texte: Der folgende Roman beinhaltet mein persönliches geistiges Eigentum! Alle Rechte bezüglich der Inhalte dieses Romans liegen bei mir.
Bildmaterialien: www.pixabay.de; Dennis Bölke
Tag der Veröffentlichung: 30.08.2012
Alle Rechte vorbehalten