Es handelt sich bei dieser Geschichte um eine Fantasy-Romance Story, deren männliche Hauptcharakteren Mitglieder einer koreanischen Boygroup, namens BTS (방탄소년단), sind.
Damit es am Anfang für Leser ohne Vorkenntnisse dieser Musikgruppe nicht unverständlich wird, hier einiges Wissenswertes:
- Zu Beginn steht "Die Jungs und ich...", mit 'den Jungs' sind die sieben (in jenem Zusammenhang natürlich nur sechs) Mitglieder der Gruppe gemeint.
(Namen, geordnet nach Alter: Seokjin, Yoongi, Hoseok, Namjoon, Jimin, Taehyung, Jungkook)
- Die Anrede 'Noona' wird in Kapitel 3 verwendet.
Ein Junge, der ein älteres Mädchen anspricht, mit dem er sich nahesteht, nennt diese 'Noona'. Dies bedeutet so viel wie 'große Schwester'.
> Sollte im Laufe der Geschichte noch weitere Details kommen, die unverständlich sein könnten, werde ich diese auf dieser Seite hinzufügen.
~ Danke für das Lesen von 'My Last Breath' und viel Spaß :)
"Nein! Spring' bloß nicht!", ruft eine tiefe Stimme aus dem Hintergrund.
Ich stehe auf einer Klippe am Meer. Mein Gesicht zeigt in das Weite der See und zeigt von Emotionen nur noch Trauer.
Trauer, weil er gegangen ist. Trauer, weil er mich im Stich gelassen hat.
Vier Monate ist es nun her, seit die Jungs und ich die Nachricht bekommen hatten, dass einer unserer besten Freunde bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen war.
An diesem Abend hatte ich es noch nicht glauben wollen.
Auch die folgenden Wochen war ich nur schwer davon zu überzeugen, dass mein Freund, mit dem ich seit mehr als zwei Jahren zusammen war, nicht mehr an meiner Seite weilte.
Kim Seokjin, der Gentleman in Person, der Mann, der mir versprochen hatte mich zu heiraten wenn wir etwas älter sind, hatte mich zurückgelassen. Er war gegangen, ohne mich.
Er hatte sein Versprechen nicht einhalten können.
Es waren harte Wochen nach diesem Abend.
Alle Veranstaltungen der Gruppe wurden gecanceled und auch das von den Fans lang ersehnte Comeback wurde verschoben.
Taehyung hatte seine Dreharbeiten für sein kommendes Drama unterbrochen und war die meiste Zeit nur damit beschäftigt gewesen mich, und bei dieser Handlung auch sich selbst, zu trösten.
Namjoon hatte sich in seinem Arbeitszimmer verkrochen, war nur noch selten anzutreffen und sprach mit fast niemandem.
Durch seine Musik versuchte er irgendwie zu verkraften, dass die Person, die ihm in der Gruppe am nahesten stand, gegangen war.
Yoongi wurde wieder in sich gekehrter und weniger freundlich.
Seine Launen wurden wieder extremer und eine Zeit lang hatten wir alle Bedenken, dass er erneut zur Flasche greifen würde.
Jungkook versuchte durch Videospiele aus der Realität zu fliehen.
Auch er hatte gehofft, dass alles nur ein schlechter Traum war, dass sein Hyung gleich in sein Zimmer eintreten würde und sagen würde: "Es gibt Essen".
Hoseok war auch nur noch selten im Dorm anzutreffen.
Er hatte die meiste Zeit im Tanzstudio verbracht und war eine Choreo nach der anderen durchgegangen. Es gab einen Tag, an dem er noch nicht einmal zum Schlafen nach Hause gekommen war.
Lachen sah man ihn nur noch selten, so gut wie gar nicht mehr.
Der Sonnenschein der Gruppe war erloschen, es schien keine Hoffnung mehr zu geben.
Jimin war in den Wochen nach Seokjins Tod überwiegend damit beschäftigt gewesen nach allen zu sehen, um sicher zu gehen, dass niemand etwas unüberlegtes tun würde.
Er ist wahrhaft der Engel der Gruppe, auch wenn er es faustdick hinter den Ohren hat.
Er versorgte alle mit genügend Verpflegung, versuchte mit jedem in Gespräche zu kommen und versuchte für alle etwas stark zu bleiben.
Lediglich Taehyung vertraute er sich immer mal wieder an.
Mir ging Jimin komplett aus dem Weg.
Ich war ein wandelndes Wrack geworden.
Mein Tagesablauf bestand darin im Bett zu liegen und gegebenenfalls zur Toilette zu gehen und mich zu duschen.
Essen kam an letzter Stelle. Hätte mich Taehyung nicht dazu gezwungen mindestens einmal am Tag etwas zu essen, wäre ich womöglich schon an einer Unterernährung gestorben.
Auch meine Launen wurden heftiger.
Ich konnte meine Emotionen nicht zurückhalten und so kam es des Öfteren dazu, dass ich irgendjemanden wegen den unnötigsten Dingen anschrie und beschimpfte.
Allen voran Jimin.
Jetzt stehe ich hier und will nur noch eins: Ich will zu Seokjin.
Ich will nicht alleine weiterleben müssen.
Ich will unsere gemeinsame Zeit nicht vergessen müssen, doch würde ich das müssen, um wieder fröhlich sein zu können.
Ich will nicht täglich die Jungs sehen müssen und wissen, dass meiner nicht mehr da ist.
Ich kann spüren wie die Stimme aus dem Hintergrund immer wieder und immer verzweifelter meinen Namen ruft.
Ich kann hören wie Schritte näher treten, in einem Tempo, das Rennen ähnelt.
Wenn ich springen will, dann müsse ich das nun tun, sonst ist die Person zu nahe und wird mich aufhalten können.
Wenn ich zu Seokjin will, muss ich jetzt springen.
Ich breche völlig in mich zusammen.
Weitere heiße Tränen rollen mir die kalte Wange entlang und immer wieder schlage ich mir an den Kopf. Nach monatelangem Weinen sollte man doch meinen, dass keine Tränen mehr vorhanden sind. Doch auch nun überkommen sie mich erneut wie ein strömender Tsunami.
Die Person, die mich immer wieder gerufen hatte kommt nun näher, fasst mich fest in deren Arme.
"Warum? Warum kann ich nicht springen?!", schreie ich verzweifelt.
"Beruhige dich. Beruhige dich doch bitte", schluchzt Taehyung, der mich sanft hin und her wiegt und mir durch meine rot-braun gefärbten Haare streicht.
"Alles wird wieder gut, beruhige dich", wiederholt er erneut.
Diese Worte waren zu viel für mich. Aus meiner Trauer wird schnell Wut, ich löse mich aus seinen Armen und stehe auf, gefährlich nahe am Klippenabgrund stehend.
"Alles wird wieder gut?! Seokjin ist tot! Er ist tot, verdammt nochmal! Und du sagst mir, dass alles wieder gut werden würde?!", brülle ich den verzweifelten jungen Mann vor mir an. Er konnte an dem allen doch auch nichts, das weiß ich. Meine Emotionen lassen sich jedoch kaum mehr zügeln.
Ich schaue in das Gesicht Taehyungs. Eingeschüchtert steht er vor mir, wagt sich kein Wort zu sagen, hält mein Handgelenk jedoch weiterhin fest im Griff.
Zu groß scheint seine Angst, dass ich doch noch springe oder, dass ich einen Schritt nach hinten und somit ins Leere treten könnte.
"Bitte... Komm mit zurück in den Dorm. Die anderen machen sich auch schon Sorgen", erklärt Taehyung mit zitternder und leiser werdender Stimme.
Er hat Angst.
Angst, dass ich mich nicht unter Kontrolle habe und Angst, dass egal was er sagt gegen ihn verwendet wird. Angst, dass seine Worte mich zuzüglich verletzen könnten.
Eindringlich sieht er mir in meine grünen Augen und zieht mich sanft in seine Richtung.
Ich lasse es mit mir geschehen.
Kein eigener Wille ist mehr vorhanden. Solle er doch mit mir machen was er will.
Ich wollte springen, doch jetzt stehe ich noch immer hier und bin am Leben.
>>Ich muss zu Seokjin. Ich muss.<<, sprudelt es wild in meinen Gedanken, die ich auch nur noch schwer zusammenhalten kann.
Wenn nicht heute, dann eben morgen.
Ich werde es morgen noch einmal versuchen. Keiner sollte mir dann in die Quere kommen.
Ich hätte es Taehyung nicht antun können. Er hätte meinen Sprung gesehen. Meinen Tod.
Ein Lebenlang hätte er sich Vorwürfe gemacht, wäre wahrscheinlich daran zerbrochen.
Das will ich nicht. Das hat er nicht verdient. Das hat keiner der Jungs verdient.
Ich möchte in Stille gehen, so wie Seokjin es tat.
Eine Weile stehen wir nur Arm in Arm da und sprechen kein Wort miteinander, als ich plötzlich eine Gestalt, ein paar Schritte hinter Taehyungs Körper, wahrnehme.
>>Das kann nicht sein, oder etwa doch?<<
"Seo-Seokjin?!", wimmere ich ungläubig und löse mich aus Taehyungs Umarmung, um etwas näher zur Gestalt zu schreiten.
Doch erneut hält mich Taehyung am Handgelenk fest und lässt mich nicht weiter als zwei Schritte gehen.
Verzweifelt sieht er meinen Blicken nach und wendet seine Augen anschließend erneut den meinen zu.
''Da, da ist Seokjin", stelle ich fest, völlig benommen, so als hätte ich jeglichen Verstand verloren.
Erneut sieht sich Taehyung um, bevor er mich erneut in seine Arme zieht.
Ich will mich aus seinem Griff befreien und zu der Gestalt, die Seokjin zu sein scheint, gehen, jedoch ist er zu stark.
''Beruhige dich. Da ist niemand", bringt Taehyung nach einer Weile meines hoffnungslosen Wehrens hervor.
Sehr zu meinem Bedauern, denn kaum wende ich meinen Blick kurz von der Gestalt ab, ist sie verschwunden.
Verzweifelt sehe ich mich um.
Das kann doch nicht sein. Ich hatte die Gestalt gesehen, ich hatte ihn gesehen.
Noch immer mit meinen Gedanken am Rangeln, bemerke ich kaum wie mich Taehyung von der Klippe führt. Wie er mich in sein Auto führt, mich anschnallt und losfährt.
Erst nach einer geraumen Zeit bemerke ich, dass wir auf dem Weg zurück zum Dorm sind.
Taehyung realisiert, dass sich mein Atem beruhigt hat und ich wieder bei Sinnen zu sein scheine, denn er versucht mich in ein Gespräch zu verwickeln - erfolglos.
Ich höre ihm zu, zumindest scheint es demnach, doch eigentlich verstehe ich kein Wort.
Meine Gedanken sind bei Seokjin und bei der Gestalt, die ich gesehen habe.
Vielleicht weilt er tatsächlich noch unter uns. Als Geist zum Beispiel oder vielleicht werde ich nun auch einfach nur endgültig verrückt, doch eins ist sicher:
Ich muss erneut an die Klippen gehen.
Ich muss der Sache auf den Grund gehen.
Ich muss ihn wieder sehen.
Kaum im Dorm angekommen, sinkt die Stimmung noch weiter.
Namjoon kommt direkt auf mich zugeeilt und schüttelt mich kräftig.
Immer wieder brüllt er mich dabei an: "Wir haben uns Sorgen gemacht!", "Du kannst dich doch nicht einfach umbringen!", "Uns allen fällt es auch schwer!" und noch vieles mehr entschwindet seinem Mund.
Tränen bilden sich erneut in jedermanns Augen und die meisten können diese auch nicht zurückhalten.
"Jetzt lass es gut sein", mischt sich Yoongi ein und zieht Namjoon ein Stück von mir weg.
Schon immer hatte er auf mich aufgepasst und mir geholfen wann immer ich Hilfe benötigt hatte.
Namjoon versucht sich zu beruhigen, versucht zu verdrängen was ich gerade versucht hatte.
Auch Taehyung will nicht mehr über den Vorfall reden. Immer wieder müssen ihm wohl die Bilder des Tages im Kopf erscheinen.
Er hat mich gesehen. Am Ende meiner Kräfte, am Ende meines Daseins. Doch hat er mich noch nicht aufgegeben.
Soll ich ihm danken? ... Aber eigentlich wollte ich ja springen ... Ich muss doch zu meinem Seokjin ...
"So darfst du nicht denken", höre ich eine vertraute Stimme im Raum.
Ich drehe mich erschrocken um. Ich scanne den Raum mit Blicken, doch kann ich niemanden sehen.
Die Stimme gehört zu hundert Prozent Seokjin. Keine Frage.
Aber wie kann das sein? Ob ich mir das nur eingebildet habe?
Nein. Ganz sicher nicht.
"Was ist los, Noona?", will Jungkook vorsichtig von mir wissen.
Ich versuche meine Gedanken zu sammeln und schüttele den Kopf.
''Nichts...", antworte ich ihm knapp und bin erleichtert, dass er nicht weiter nachzufragen scheint.
Ich kann Taehyungs Blicke deuten, die fest und nach Antworten bohrend auf mir haften.
Natürlich muss er sich wohl denken, dass ich erneut etwas, beziehungsweise jemanden, gesehen habe.
Hoffentlich spricht er mich nicht darauf an...
Zu meinem Glück tut er dies nicht, sondern verschwindet wortlos in seinem Zimmer.
Auch die anderen begeben sich stumm und niedergeschlagen in ihre Räume.
Ich gehe einen Schritt in Yoongis Richtung und halte ihn am Ärmel fest.
Etwas überrascht dreht er sich um und fragt mit seinen Blicken was los sei.
''Kann... Kann ich kurz mit dir reden?", frage ich vorsichtig und zitternd.
Ich weiß, dass er niemals etwas dagegen haben würde, doch ist in unserem momentanen Zustand schlichtweg alles möglich.
Sanft legt er mir seine Hand auf den Kopf und fährt mir über die Haare, während er mit einem leichten Lächeln nickt.
Ich gehe mit ihm in sein Zimmer und lasse mich verwirrt auf seinem Bett nieder. Auch er lässt sich neben mich fallen und legt seine Arme um mich.
Wie immer hat er etwas beruhigendes auf mich und ich versuche bei dieser Gelegenheit meine Gedanken erneut zu sammeln.
''Ich... Ich habe Seokjin gesehen und gehört", beichte ich ihm nach einer Weile der Stille.
Mit großen Augen sieht er mich an, streicht mir erneut über die Haare und erklärt immer wieder, dass es in Ordnung sei. Dass diese Vorstellungen normal seien.
"Du glaubst mir nicht, oder was?", frage ich ihn empört.
Er hatte mir bisher immer geglaubt. Warum gerade jetzt nicht?
Tag der Veröffentlichung: 10.08.2016
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