Cover

Müde rutsche ich die Wand runter und vergrabe den Kopf in den Händen.
Alles um mich herum dreht sich… ich will das es aufhört, doch das tut es nicht.
Ich wünschte ich wäre tot… warum, warum hatte er das getan?
Ich erinnere mich an das Telefonat, welches ich vor ca. zwei Stunden gehalten habe.

“Ich muss dich warnen…”, hatte Laury gesagt und ich wartete. “Was denn…?”, fragte ich ängstlich. Irgendetwas sagte mir schon, dass es um ihn geht.
“Er… kam heute mit einem Messer in die Schule, er ist rumgerannt, die Polizei musste kommen. Er ist quasi Amok gelaufen. Du musst aufpassen, ja?”
Damit war es auch schon zu Ende, darauf hin hatte ich mich übergeben…

Bedeute ich denn keinem etwas…? Anscheinend nicht…
Ib es überhaupt jemand merken würde, wenn ich weggehen würde… oder sterben?
Warum, warum habe ich eigentlich solche Gedanken?
Klar würden sie es merken wenn ich nicht da war… es war ja keiner da der ihnen den Arsch betete…
Aber interessieren, interessieren würde es sie nicht…
Zitternd griff ich nach meiner Decke und kuschelte mich enger in sie…
Selbst der Mensch, dem ich am meisten bedeuten sollte, der lässt mich im Stich.
Morgen muss ich wieder zur Schule… was wenn er mich wollte?
Ich war krank, vielleicht war das Schicksal…?
Tränen tropfen auf den Boden, dicke Tropfen. Warum ist jetzt keiner da und kümmerte sich darum…?
Es ist ja egal, es bin ja nur ich, die da schluchzend auf dem Boden liegt.

“Bist du da drin?”, mein Vater hämmert gegen die Tür und ich fahre zusammen.
“Lass mich in Ruhe…”, schreie ich und fast wird mir schwarz vor Augen.
“MACH DEINEN SCHEIß DOCH SELBER!”, bekomme ich zurück…
Toll…




Der nächste Tag kam. Und ich hatte Angst große Angst. Angst, das er mir etwas tun würde, obwohl ich das nicht glaubte.
Aber trotzdem, Alex erzählte mir er wolle nur noch mit Bodygards zur Schule.
Bei der Vorstellung musste ich lachen. Also ob, außerdem sind Bodygards viel zu teuer.
Aber ich sollte nicht zu voreilig sein, immer hin hat Alex mich schon oft überrascht.
Ich trat durch das große Haupttor und wurde sofort von der Klasse über den Haufen gerannt, zumindest fast wäre Laury nicht dazwischen gegangen.
Nun hieß es stark sein, da ich von jedem eine andere Version der Geschichte hörte.
Doch während ich meine Ohren auf Durchzug stellte und mich von Laury durch die Menge ziehen ließ huschten meine Augen über die Anwesenden.
Er war nicht da… entweder war das gut oder schlecht, ich mochte mich diesbezüglich noch nicht festlegen…
Der Unterricht war wie immer langweilig, doch heute schien tatsächlich keiner zu zuhören, im Gegenteil, alle Blicke huschten ab und zu immer wieder flüchtig zur Tür.
Für den, der es bemerkte, so wie ich.
Die erste Hofpause war immer die schlimmste, ich wurde mit diskriminierenden Blicken betrachtet und ausgefragt. Das werde ich manchmal heute noch.
Manschen merken sich eben nicht das Gute sondern immer nur das Schlechte, dies hatte ich nun endlich auch kapiert. Auch wenn ich es nicht verstehen konnte.
Meine besten Freundinnen zogen mich ein weiteres Mal von einem Pack tuschelnder Gören weg, welche mich immer wieder angewidert fixierten.
Die Sache mit dem “Amoklauf” ging natürlich um wie ein Lauffeuer und sogar auf dem Schulhof der Oberstufe wurde darüber geredet.
Am liebsten wäre ich weinend weg gelaufen, aber man hätte mich nur angeschrieen, warum ich immer weine… zumindest meine Eltern.
Bei Laury, Laury war auf seiner Seite, oder nicht.
Ich konnte sie nicht durchschauen, oder zumindest wollte ich es nicht.
Was brachte das schon?

Ein Tag verging und er kam nicht… zwei Tage, drei Tage, vier Tage, fünf Tage langsam machte ich mir Sorgen.
Am sechsten Tag erfuhren wir von unserer Lehrerin er wäre im Krankenhaus, weil er über 41 °C Fieber hatte.
Ich schluckte.
Zwei wurden ausgesucht um ihn Schokolade und eine Karte vorbei zu bringen. Ich war zu feige um mich zu melden.
Vielleicht würde Laury mit mir hin…?
Aber warum eigentlich noch, er hatte doch noch seine liebe Freundin, stimmt ja es war Schluss… zum wie vielen Mal?
Ich hatte aufgehört zu zählen, aufgegeben sollte man besser sagen.
Trotzdem empfand ich etwas für ihn. Auch wenn die Erinnerung schmerzte. “Er hasst dich… “, dachte ich mir, ”Warum kannst du ihn nicht auch hassen?!”
Oder… hasst du ihn schon?

Er kam wieder… und es wurde nicht besser mit ihm.
In Physik war es am Schlimmsten, er packte meine Handgelenk und versuchte mein Nietenarmband ab zu ziehen.
“Lass das…”, murmelte ich und Tränen schossen in meine Augen.
“Oh…”, er seufzte genervt und schaute mich mit dem typischen, angenervten Blick an.” Bitte heul nicht wieder ja?”
Ich bis mir auf die Zunge und versuchte den Kloß runter zu schlucken.” Tu ich gar nicht.”
Er stöhnte.

Warum… warum immer ich…?
Langsam konnte ich nicht mehr, aber es schien keinen zu interessieren.
In Religion sollten wir mal wieder Gruppenarbeit machen… wie immer. Fiel denen nichts besseres ein?
“Hey, du! Jan, kannst du meinen Anspitzermüll wegbringen?”, zischte Julia ihm zu und schaute ihn flehend an.
“Ja.”, murrte er lustlos und stand auf.
Bei Laury und mir blieb er stehen.
“Na?”, murmelte er und mit einer schnellen Hanfbewegung hatte er den gesamten Inhalt des Anspitzers in ihr Gesicht gekippt.
“Ah…”, zischte Laury ärgerlich und ihre Augen begannen zu tränen… oder weinte sie?
Nicht mal das wusste ich jetzt…
“Autsch… das tut weh…” Okay sie weinte, ich nahm sie in den Arm.
“Jan, raus…!”, schrie der Lehrer doch Jan reagierte nur mit einer flapsigen Antwort, deren Inhalt ich zum Glück nicht gehört hatte.

In Bio saß Laury etwas abgewandt. Inzwischen hatte sie den Dreck aus ihren Augen entfernen können und konnte auch wieder Verhältnis mäßig gut sehen.
Ich wusste es, dieser Typ war gefährlich, aber ich liebte ihn doch… oder nicht?
Wie immer spielten meine Gefühle nicht ganz dicht, doch plötzlich riss mich Jan aus meinen Gedanken.
“Machen wir jetzt trotzdem das Kunstprojekt zusammen..?”, fragte er schüchtern.
Ich zuckte mit den Schultern und schaute fragend zu Laury. Warum eigentlich?
“Entweder er oder ich.”, zischte sie gehässig und wand den Blick ab.
“Laury…”, murmelte ich und blickte zu Boden, ich wollte nicht schon wieder weinen.
“Hey…”, murmelte Jan und griff nach meiner Hand, ”Hey egal was ist wir schaffen das zusammen, okay?” Was war denn auf einmal mit dem los…?
Ich wusste nicht was das damals war… aber nach diesem Tag hatte ich ihn nie mehr wieder gesehen… er hatte mich also verarscht.
Noch heute werde ich immer schief angeschaut wenn es um ihn geht… aber ich ignorier es einfach.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 19.08.2011

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /