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Erstes Kapitel

Sunny



Klack …Klack……Klack. In aller Seelenruhe stand ich vor dem Kleiderschrank bis ich hörte wie jemand Kieselsteine gegen mein Fenster schmiss, gerade kam ich aus der Dusche, das Handtuch noch um meinen Körper geschlungen öffnete ich das Fenster und schaute hinunter. Unten stand Will, mein bester Freund. Wir kannten uns seit wir Babys waren, was auch an der unzerstörbaren Freundschaft unserer Eltern lag. „ Hey Will, was ist los?“, „Ich stehe schon eine halbe Ewigkeit vor deiner Tür, wo bleibst du denn?“ wollte er wissen, „ Was so früh!?“ sagte ich überrascht, „Früh? Sunny, wovon sprichst du? In 15 Minuten fängt die erste Stunde an“, ich schaute nach rechts und warf einen Blick auf die Wanduhr über meinem Bett und erschrak. Ich stand länger unter der Dusche als geplant. „Mist, ich bin noch nicht mal angezogen, geh zur Tür, in 5 min bin ich bei dir“ versprach ich, „Alles klar“ sagte er und verschwand um die Ecke. Wie von der Tarantel gestochen zog ich Unterwäsche, Jeans, T-Shirt und Schuhe an, die luftgetrockneten Braun-schwarzen Haare band ich mir zu einem Pferdeschwanz, dann schnappte ich mir meinen Rucksack und sauste die Treppe hinunter. Im Wohnzimmer legte meine Mom die Wäsche zusammen, „Sunny? Ich dachte du bist bereits in der Schule!“ sagte sie misstrauisch, „Verschlafen“ log ich und zuckte die Schultern, „Bis später Mom“ verabschiedete ich mich noch und zog die Tür hinter mir zu. Will stand wie abgemacht vor der Tür und wartete. „Ich glaub, wir kommen zu spät“ grinste er, „Tut mir leid, ich bin total verplant“ entschuldigte ich mich, „Hey, in zwei Wochen darf ich offiziell Auto fahren, dann kommt so etwas nicht mehr vor… es sei denn, du schläfst noch eine Stunde länger“ witzelte Will, „Ich habe nicht verschlafen, ich habe geduscht und dabei die Zeit vergessen“ ärgerte ich mich, „So was kann nur dir passieren, wie hast du das gemacht, die Augen geschlossen und dir vorgestellt es wäre ein warmer Sommerregen?“, hakte er nach.
Ich liebte den Regen, alles an ihm machte mich Glücklich, der Duft, besonders im Sommer, das plätschern wenn er die Erde berührte oder das Meer traf, auch Abends, wenn man mit einem Buch im Bett lag und er an die Fenster Klopfte, Regen war einfach schön, die meisten waren da natürlich anderer Meinung, für sie war er etwas negatives, etwas kaltes, aber für mich nicht, ich fand ihn sogar irgendwie Romantisch. „Nein habe ich nicht und außerdem kann ich nichts dafür dass du so kaltherzig und unromantisch bist“ streckte ich ihm die Zunge entgegen, „Ich bin gar nicht kaltherzig und Romantisch kann ich auch sein, wenn ich will“ behauptete er.
Von einem blühenden Rosenbusch knickte er eine einzelne Blüte ab und streckte sie mir während des Gehens entgegen „Meine allerliebste, beste, schönste und klügste Sunny, möchtest du mit mir im Regen tanzen?“. Ich blieb einen Moment stehen, auch er hielt inne, dann nahm ich den Strauch entgegen „Sehr gerne“ sagte ich und drückte ihm einen Kuss auf die Wange, sein Gesicht verfärbte sich in ein mattes rosa.

In der Schule war es mucks Mäuschen still. Aus einigen Klassen hörte man die Lehrer sprechen, wir atmeten tief durch, klopften zweimal an die Tür unseres Raumes und traten ein. „Guten Morgen, schön das ihr es noch geschafft habt“ brummte Mr. Coleman, während wir zu unseren Plätzen schlichen. Will saß zwei Reihen hinter mir, der Tisch direkt neben mir gehörte unserer gemeinsamen Freundin Licia, die mir nun einen fragenden Blick zu warf, „Später“ flüsterte ich ihr zu.
Geschichte stand auf dem Programm und wir sollten eine Art Diktat schreiben. Es herrschte eine beinahe peinliche Ruhe im Raum.
„Sunny… Sunny“ hörte ich Will von hinten flüstern, ich versuchte ihn zu ignorieren, doch dies schien ihn nicht weiter zu stören, denn Sekunden später streifte mich ein Papier Knöllchen das natürlich, wie sollte es anders sein, vor den Füssen des Lehrers landete. Dieser legte seine Notizen bei Seite und hob das Knöllchen auf, dann ging er ein paar Schritte auf uns Schüler zu und las laut vor, „Hey Sunny, hast du das vorhin ernst gemeint, mit uns? Wir können das machen, wenn du willst“. Ich hasse ihn und ich möchte ihn schlagen jetzt sofort, dachte ich.
„Von wem kommt der?“ fragte der Lehrer in die Runde, alle schauten sich neugierig um wer es denn nun gewesen sein könnte, doch es meldete sich keiner. „Gut, ich kann auch jedem eine Sechs geben“ fuhr der Lehrer fort, langsam und mit gesenktem Blick hob Will den Finger in die Luft. „William, natürlich, erst wagst du es zu spät zu kommen und jetzt das, ich glaube es ist an der Zeit, mal wieder deinen Vater zu unterrichten“, „Es tut mir leid Mr. Coleman, ich werde mich ab jetzt konzentrieren“, „Also gut, letzte Chance“ murrte der Lehrer, Will’s Vater Ben hätte eh nichts weiter unternommen, er war der Meinung es wäre nur noch eine Frage der Zeit, bis er der Schule fern bleiben müsse. Fast jeder wusste was Ben damit meinte, nur wollte es keiner wahr haben, insbesondere Licia und ich versuchten es zu verdrängen.
In Zwei Wochen wird Will 16 und er trägt ein Wolfs Gen in sich, das merkte man daran das er sich innerhalb der letzten drei Monate Körperlich total verändert hatte, wie eine Rakete schoss er in die Höhe und sein Kreuz war plötzlich so breit das er nur noch seitlich durch die Türrahmen passte. Meine Mom hatte mir den einen Abend alles erklärt um mich darauf vorzubereiten, sie meinte das es meistens im Alter zwischen 16- 18 passiert, je nachdem , wann sie anfingen sich zu verändern, bei Jeff, dem Verlobten meiner älteren Schwester Luna ist es sogar schon mit 14 Jahren soweit gewesen. Damals als wir klein waren fand Will den Gedanken sich wie unsere Väter in einen Werwolf zu verwandeln immer unheimlich Cool, aber jetzt machte es im Angst, das weiß ich daher, weil er es uns anvertraut hatte, Licia und mir. Wir Mädchen sahen die Sache mit gemischten Gefühlen, wir fragten uns so Sachen wie: welche Farbe sein Fell wohl haben wird und wie groß er dann als Wolf wohl ist, denn sein Vater war Riesig und naja, um ganz ehrlich zu sein, konnten wir inzwischen nicht mehr zusammen zum schwimmen in den See gehen ohne das er unsere Hormone in Wallung brachte…nicht das ich jemals was mit ihm anfangen würde, Bäh.

Als die letzte Stunde zu Ende war, gingen wir drei gemeinsam zu meinem Schließfach, ich drehte meinen Zahlencode in das Schloss, öffnete die Tür des Spindes und legte meine Bücher hinein, dann drehte ich mich zu Will herum. Die Augen zu schlitzen verengt, „Sag mal, was sollte das vorhin, musst du mich immer so blamieren?“ motzte ich ihn an, „Sorry, außerdem habe ich mich selber viel mehr blamiert“ antwortete er. „Was meintest du da eigentlich mit…ihr beide? Und wo habt ihr heute Morgen gesteckt?“ fragte Licia, „Sunny hat beim Duschen die Zeit vergessen“ erklärte er, „Will möchte mit mir im Regen tanzen“ fügte ich hinzu, „Ach so, ich dachte schon mit euch stimmt irgendetwas nicht“ sagte Licia schmunzelnd.
Ich klappte die Schließfachtür zu, schulterte meinen Rucksack und ging voran, Licia zog Will der lässig an den Spinten lehnte mit sich und folgte mir. „Also Mädels, wie sieht es aus? Übernächstes Wochenende, meine Eltern gehen aus, wir haben das Haus an meinem Geburtstag also ganz für uns“, schlug Will vor, „Werden wir alleine sein?“ fragte Licia, „Nicht so richtig, Linus, Kevin und Andrew, aus der achten werden auch da sein, ihr könnt bei mir übernachten“ erklärte er, „Vergiss es, das wird mein Vater nie erlauben“ sagte Licia, „Soll das heißen du kommst nicht zu meinem Geburtstag?“, „Doch, natürlich komme ich, aber über Nacht werde ich nicht bleiben dürfen, Mit all den Jungs“ erläuterte sie, „Sunny, kannst du nicht mit deinem Dad reden das er mit Licias Vater spricht, ich meine wenn du darfst, dann beruhigt ihn das vielleicht“ mit Hundeblick schaute er zu mir herunter, „Der wird mir nen Vogel zeigen, wir kriegen das anders hin“ versprach ich, „Ich hoffe“ sagte sie, „Ich auch“ meinte Will.

"Was machen wir jetzt? Zu Hause ist es total öde" seufzte ich, "Wollen wir zum Strand gehen?" fragte Will, "Oder wir gehen Paulo und Sina besuchen, da waren wir schon lange nicht mehr", schlug Licia vor, "Klar, warum nicht...Will?" ich warf ihm einen fragenden Blick zu, "Okay" murmelte er.

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Tag der Veröffentlichung: 26.07.2011

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