Ich wusste, dass der Tag kommen würde.
Und dann war er da, der Tag der Abrechnung.
Sie schritt elegant in den Klassenraum und blieb vor dem Ventilator stehen, um sich um zusehen.
Sie stand da, ihr Gesicht war bleich und ihre leuchtenden, rot-blonden Haare wehten künstlichen Wind.
"Hier ist ein Platz frei", murmelte ich und deutete auf den Platz neben mir.
Sie kam mit einem dankbaren Lächeln auf mich zu.
"Ich heiße Idona", erklärte sie, als sie sich setzte.
"Aha", murmelte ich und widmete mich dann ganz den Unterricht.
Sie unterbrach meine Aufmerksamkeit:"Und du?"
"Und was ich?", fragte ich verwirrt.
"Wie du heißt", erklärte sie geduldig.
"Cat", murmelte ich.
"Oh, schöner Name"´
"Von wegen", protestierte ich wütend und schleuderte mein Arm durch die Gegend, wobei ich ausversehen mein Collegblock runterwarf.
"Scheiße...", war meine Antwort auf die Tatsache, dass alles schief lief, was hätte schief laufen können.
"Ach ist doch nicht schlimm", meinte sie ganz ohne Ironie und hob den Block auf.
"Cat!!!", schrie meine Lehrerin, nach Aufmerksamkeit ringend.
"Hier", murmelte ich wütend und noch einen Ticken lauter als sie.
"Was ist das Ergebnis?"
Ich starrte hilfesuchend in den Raum.
"Äh, also...Welches Ergebnis?"
"Raus", war ihre wütende Antwort.
Ich stand auf und ging vor die Tür, um mich dann direkt gegen die Wand zulehnen.
Und dann hörte ich eine Stimme:"Frau Salure, es war meine Schuld ich habe Cat abgelenkt, es tut mir leid..."
Es war Idona, die mich wieder reinhohlte.
"Danke", murmelte ich leise und lächelte ihr entgegen.
Sie zwinkerte mir zu.
Wir gingen zurück in die Klasse.
Ich setzte mich auf meinen Platz und guckte in die Luft.
Ich hatte sofort gemerkt, dass sie anders war.
Ich hatte die Hoffnung, dass sie war wie ich und ich malte Löcher in die Luft während ich über Idona nachdachte.
"Frau Cat Wiga, könnten sie mir die Aufgabe beantworten?", fragte Frau Salure mit einen Faß voll Ironie.
"Ja", sagte ich mit einen Zögern in der Stimme.
"Dann, Cat... würdest du nach vorne kommen?"
Aus Reflex wollte ich schon den Kopf schütteln.
Idona murmelte mir etwas zu:"198"
Ich ging zur Tafel und kritzelte diese Zahl an.
"Und wie bist du darauf gekommen?"
"Gerechnet...", wisperte ich und ging zurück zu meinen Platz.
Es klingelte und ich schnappte mir schnell meinen braun-grauen Rucksack, nahm mir meine grüne Jacke von der Stuhllehne und ging durch die Klassentür.
Der Gang war schon voll und doch fand ich einen Weg mich als Erste durch die Ausgangstür zuquetschen.
Idona kam etwa eine Minute später mit vor Schrecken geweiteten Augen durch die Tür.
"Uhiii, ist das ENG", sprach sie zischend durch die Zähne.
Ich lächelte.
"Daran wirst du dich gewöhnen müssen!"
Ihre erstarrte Grimasse verzog sich zu einen Lächeln.
"Wo musst du eigentlich hin, Cat...Also wo wohnst du?"
"In Fedora, und du?"
"Was für ein Zufall, ich bin vor zwei Wochen hier...hingezogen..."
"Cool, wo genau wohnst du denn? Ich wohne Querbeetstraße 3..."
"Ich...", war ihr Wort, doch sie ließ es so im Raum stehen und rannte weg.
"Okay?!"
Ich stieg auf mein Fahrrad und radelte nach Hause.
Ich war verwirrt, aber ich hatte doch schon Vermutungen warum sie so einen Terz wgen ihren Wohnort machte.
Als ich zu Hause war, ging ich zu Kosta, unsrer Haushaltshilfe.
Sie war immer auf den neusten Stand, also genau die Richtige für mich, um Informationen zubekommen.
"Hey Kosta, hast du von einer neuen Person hier in Fedora gehört?", fragte ich scheinheilig.
"Nö, warum Kleine?"
"Ach nur so...", murmelte ich und bewegte mich dann in Richtung Wohnzimmer.
Ich stellte den Fernseher an und schmiss danach die Fernbedienung auf den Sessel auf den ich mich gleich danach setzte.
Am nächsten Tag stand ich noch früher auf als sonst, um mich direkt auf den Weg zur Schule zumachen.
Ich wollte gucken wo sie wohnte, von welcher Richtung aus sie zur Schule kam, doch sie ließ sich den ganzen Morgen lang nicht blicken.
Ich wartete den ganzen Tag lang...
Auch die nächsten Tage ließ sich Idona nicht blicken und doch stand ich jeden Morgen überpünktlich vor dem Schultor um auf sie zuwarten.
Langsam kam ich wieder in meinen Alltag zurück und es dauerte nicht lange bis ich Idona verdrang, doch im Hinterkopf blieb sie immer noch.
Nach ungefähr neun Wochen saß sie auf einmal wieder auf den Platz neben mir, wie ganz selbstverständlich.
"Hey, Idona...Warum", Idona unterbrach mich.
"Ich war krank und musste noch umräumen", war ihre fast abgespulte Antwort.
"Okay..."
"Ja...Was haben wir in der Zeit gemacht", war ihr Themenwechsel.
"Vieles", war meine Antwort.
Ich war fast beleidigt, immerhin war sie fast neun Wochen verschwunden und sie war mir eine Antworten schuldig.
Ich hatte keine Lust ihr etwas zu erklären, wobei sie mir nichts erklärte... ich wollte nur wissen, ob sie so war wie ich.
Aber diese Frage konnte ich ihr unmöglich stellen.
Ich musste es irgendwie anders schaffen, doch wie bloß?
"Ich werde mir schon etwas überlegen", murmelte ich in Gedanken.
Idona schaute mich fragend an:"Was ist los?"
"Ach nichts", wehrte ich ab.
"Na dann..."
Als die Schulglocken klingelten stand ich auf und hielt mich immer direkt hinter Idona, um ihr zufolgen.
Nach zwei, drei Straßenecken verkleinerte ich den Abstand zwischen Idona und mir.
Nach weiteren Straßenecken drehte Idona sich um:"Verfolgst du mich?"
"Öh, so kann man das jetzt nicht nennen..."
"Wie denn sonst...Was willst du ?!"
"Okay, ich verfolge dich, aber... Wo wohnst du, warum bist du umgezogen und WER bist du", das "WER" betonte ich anders.
"Ich wohne...okay ich habe kein echtes zu Hause...und ich bin umgezogen, weil, nun ja ich werde gesucht...und ich bin", sie stockte,"...Idona"
"Warum wirst du gesucht und hast kein zu Hause..."
Erst guckte sie nachdenklich, doch dann drehte sie sich um und schrie:"Das geht dich gar nichts an...!!!"
Dieses mal rannte ich ihr hinterher...
Nach ein paar Minuten hohlte ich sie hechelnd ein.
"Warum haust du ab, beantworte mir doch einfach meine Fragen"
"Okay...Später vielleicht"
"Ja"
Mit ihren herauszögernden Worten war mir ihr Geheimnis mir schon fast klar und dennoch wollte ich noch mit den Aussagen warten, doch es preschte nur so aus mich raus:"WAS bist du?"
"Was für ne Frage... die brauche ich nicht zu beantworten..."
"Tue es aber, wenn sie so albern ist"
"Okay, ich...also...bin fast wie du..."
"Und wie bin ich ?"
"Öh, also, mhn, wie soll ich das erklären?"
"Wie wärs mit Worten!!!"
"Okay, das hier ist ein Wort: Ich. Und hier ist noch ein Wort, nein sogar mehrere: werde dir nichts mehr sagen!"
"Gut, dann wirst du ein Problem bekommen", entgegnete ich ihr.
Ich nahm ihren Arm und zog sie zu mir.
Dann krämpelte ich ihren Ärmel hoch und sah das Mal.
"Ich hatte doch Recht"
"Womit?", fragte sie und zog ihre schnell Ärmel wieder nach unten.
"Ich weiß WAS du bist...", murmelte ich verheißungsvoll.
"Und warum?"
"Du bist eine Elfe, eine Kriegerin des Lichts- genauso wie ich"
Ihre Augen rissen sich vor Schreck auf.
Ich erklärte ihr, dass ich nichts weiter sagen würde und schob dabei meinen Ärmel unauffällig
nach oben und deutete auf mein Mal.
"Ich habe ja schon gesagt, dass ich bin wie du"
"Wow, und ich dachte wir wären ausgestorben...", sagte sie mit Ironie, doch dann fing sie an zulächeln.
"Wenn es immer mehr von uns gibt dann...", Idona beendete meinen Satz, "...dann"
"Was dann", fragten wir beide uns gleichzeitig.
"Ich hoffe...uns ist keine zu große Aufgabe zugetragen, immerhin war ich schon fast damit überfordert und ich kenne es doch aus diesen Büchern...ich dachte ich wäre die einzige mit den Problem... doch...kannst du auch zaubern...?"
Darauf gab ich keine wirkliche Antwort, sondern hob nur meine Hand.
Worauf aus meiner Hand blaue Strahlen schossen, die den Stein anhoben, der auf den Boden lag.
Idona streckte auch ihre Hand aus, um meinen Beispiel zufolgen und den daneben liegenden Stein mit Magie anzuheben, ihre Strahlen waren aber rot.
Wir beide fielen nach der Tat schallend lachend auf den dreckigen Boden.
Ich war so froh eine Gefährtin gefunden zuhaben, dass ich alle Probleme vergaß.
Tag der Veröffentlichung: 08.03.2012
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