Cover

Leseprobe

ZWISCHEN UNS DAS LICHT

LESBISCHER LIEBESROMAN

INA STEG

 

 

 

 

 

Verlag:

Zeilenfluss Verlagsgesellschaft mbH

Werinherstr. 3

81541 München

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Texte: Ina Steg

Cover: Giusy Ame/Magcicalcover.de

Korrektorat: Dr. Andreas Fischer

Satz: Zeilenfluss

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Alle Rechte vorbehalten.

Jede Verwertung oder Vervielfältigung dieses Buches – auch auszugsweise – sowie die Übersetzung dieses Werkes ist nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags gestattet. Handlungen und Personen im Roman sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

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ISBN: 978-3-9671-4402-4

Für euch,

Jess, Morty

und Anna,

ihr mutigen Herzen.

PROLOG

Lea wäre gerade fast gestorben. Neben ihrem Motorrad. Nicht, nachdem es an gewesen war und sie draufgesessen hatte. Mit dem Gedanken hatte sie sich schon oft beschäftigt, sich befassen müssen, denn das blieb als Rennfahrerin nicht aus.

Nein, sie steht daneben, eine Hand umklammert das Lenkrad und die andere ihren brennenden Hals.

Fünfundzwanzigjährige Profi-Motorradfahrerin aus Edinburgh stirbt an einem Zahnpflegekaugummi.

So hätte es vielleicht in der Zeitung gestanden, und es wäre der letzte Artikel gewesen, den ihre Oma der dicken Sammelmappe mit den Zeitungsberichten über sie hinzugefügt hätte.

Was für ein glanzloser Abtritt.

Lea betrachtet ihre Hände. An ihren Händen kann sie immer ablesen, wie es ihr geht. An der Farbe der Haut und ihrer Struktur sowie den Adern darunter. Schon seit ihrer Kindheit half ihr der Blick auf ihre Hände, um zu wissen, in welchem körperlichen Zustand sie sich wirklich befindet, und nicht, welchen ihre Eltern ihr stets einzureden versuchten.

Du bist zu dünn, du musst mehr essen. Hast du dir mit der Schere schon wieder die Haare abgeschnitten? Unser Kind ist doch kein Punker. Was kommt als Nächstes? Ein Ring durch die Nase? Immer bist du so blass, obwohl du ständig draußen herumstromerst. Das kommt von deinem Umgang da draußen, der tut dir nicht gut. Du sitzt zu krumm. Du bist so still. Du hast schon wieder Kratzer auf den Händen. Wie sollen wir dich nur irgendwo mit hinnehmen.

Sie sehen gerade sehr schön aus, ihre Hände. Sie sind gut durchblutet, und an den Knöcheln ist die Haut rosig. Gerade nur ein Kratzer. Dieses Mal auf dem Handrücken, links. Dieser heilt gut, es wird keine Narbe bleiben.

Wenn sie an der Maschine bastelt, dann ohne Handschuhe, denn sie will nicht nur sehen, was sie tut, sondern es auch spüren – wie sich das zackige Gewinde der Schrauben in ihre Fingerkuppen drückt, wie die Zartheit der Kabel ihre Fingerglieder umspielt und wie das schmierige Öl ein wenig auf der Haut brennt.

Vor sechzehn Jahren, als sie neun war, da wäre sie schon einmal fast gestorben. Noch heute weiß sie, wie damals die Luft gerochen hat.

Durch das hohe Fenster mit den hellblauen Rahmen im Treppenhaus fiel schwach das Licht der Nachmittagssonne. Die Scheiben waren lange nicht geputzt worden. Feine Staubpartikel tanzten in der Luft.

Niemand, außer ihren Eltern, war in dem Haus besonders ordentlich gewesen. Schon gar nicht Clara, ihre Nachbarin auf der gleichen Etage, aus deren Wohnung immer Punkrock zu hören gewesen war. Clara mit den stets kurz geschnittenen, leuchtend rotgefärbten Haaren, den grünen katzenartigen Augen, der sanften Stimme und diesem intensiven Parfüm, das nach Pfirsich gerochen hatte.

Sie war die erste Frau gewesen, in die Lea sich so innig verliebt hatte, dass sie eine Bastelschere am Schleifstein ihrer Oma schärfte und sich damit die Haare kurz schnitt, um sich ihr näher zu fühlen. Sie schnitt nicht alle Haare ab, nur die im Nacken, sodass der Pony lang blieb und ihr noch über die Augen fiel, damit ihre Eltern nicht mitbekamen, wie sie aus dem Fenster sah und sich wegträumte, während sie mit ihr schimpften.

Stundenlang saß sie bei Clara, weil Lea, wenn sie von der Schule nach Hause kam, häufig behauptet hatte, ihre Schlüssel vergessen zu haben. Stundenlang sah Lea ihr zu, wie sie mit Kippe im Mundwinkel durch die Wohnung tanzte, malte und kochte.

Immer wieder kam Clara zu ihr. Mal strich sie ihr über das Haar. »So dunkelbraun und dick wie das Fell eines Bären. Wenn du ein Bär wärst, wo würdest du leben? In den Bergen oder im Wald? An einem Fluss? Ich lebte mal an einem Fluss. Aber nur fortgezogen werden, das geht nicht, Lea. Man muss auch mal ankommen. Für eine Weile. Sonst zerreißt es einen.«

Dann tanzte sie zum Herd, tauchte einen breiten Holzlöffel in den Topf und kam damit zu ihr zurück.

»Probiere das mal. Wenn es dir zu fad ist, tu Zimt rein. Hörst du, du musst immer Zimt in der Küche haben, griffbereit, immer in deiner Nähe. Und nicht nur dort. Verstehst du, Lea?«

Lea verstand nicht, aber sie nickte, so wie sie auch immer bei ihren Eltern nickte. Dort verstand sie leider alles.

Clara machte ein paar Sprünge, hoch und galant wie eine Balletttänzerin, und legte den Holzlöffel zu den Pinseln neben die Leinwand.

»Komm her und misch mir einen Grünton an, einen, den die Welt noch nicht gesehen hat, so grün wie unsere Herzen. Nicht jedes Herz ist rot, auch wenn das gerne behauptet wird. Wenn das jemand behauptet, musst du ihm viele Fragen stellen. Das ist wichtig, Lea. Vertraue niemandem, der von einer Sache felsenfest überzeugt ist, die er nicht mit eigenen Augen gesehen hat.«

Lea schritt zu der Farbpalette und mischte Blau und Gelb. Sie hielt den Pinsel prüfend in die Luft und machte zaghaft einen Strich auf der neuen Leinwand, die Clara ihr extra hingestellt hatte.

»So ein Grün habe ich noch nie gesehen. Und weißt du, warum? Weil du es gemischt hast. Das bewahre ich auf, damit niemand dieses Grün verändern kann.« Und Clara hob das Bild aus der Halterung, nahm Nagel und Hammer und hängte Leas grünen Strich hoch über den Fernseher neben die anderen Striche von ihr.

Lea betrachtete Claras Lippen, die sehr eindeutig rot waren. Manche Lippen waren eher rosig, manche fast weiß. Claras waren so rot, wie ein Rot nur sein konnte. Rosenrot und wunderschön. Auch wenn Lea glaubte, zu diesem Zeitpunkt schon ein paar schöne Dinge gesehen zu haben in ihrem bisherigen Leben, so etwas Schönes wie dieses Rot noch nie.

Clara streckte die Arme aus und griff nach Leas Händen. »Tanz mit mir, Lea. Wenn dir die Worte fehlen, tanze.«

»Aber es läuft keine Musik.«

Clara legte ihr eine Hand auf den Brustkorb. »In einem grünen Herzen läuft immer Musik. Hör gut hin.«

Und Lea lauschte und hörte nur, wie stark ihr Herz klopfte. Zunächst, weil Claras warme Hand auf Leas Haut ein Gefühl in ihr auslöste, was noch schöner war als das, wenn sie Claras rote Lippen betrachtete, und dann klopfte es schnell, weil Clara mit ihr wild durch die Küche und das Wohnzimmer tanzte.

Und so hatte die Luft damals gerochen, bevor Lea fast gestorben wäre, nach Staub und Claras Pfirsich-Parfüm.

Lea hatte noch einen tiefen Atemzug von dieser Duftmischung genommen, nicht bewusst, vielmehr vor Schreck. Denn ihr viel zu großer Schritt nach vorne, der aus einer Eile heraus fast wie ein Sprung gewesen war, hatte sie die nächste Stufe und auch die anderen danach verfehlen lassen. Der rettende Absatz war noch weit entfernt gewesen.

So fühlt sich fliegen an, wie schön das ist, hatte sie gedacht und dann: Nun sterbe ich also.

Drei sehr aufregende Erinnerungen in bunt flackernden Bildern waren noch vor ihrem inneren Auge vorbeigezogen. Das mit dem Best-of kurz vor dem Ende stimmte wirklich.

Als Erstes erschien ein Bild des Schokoladenkuchens, den ihre Oma an einem Mittwoch gebacken hatte, obwohl Lea gar nicht Geburtstag gehabt hatte. Ihre Mutter allerdings hatte gerade alle zuckerhaltigen Produkte aus den Schränken verbannt. Oma hatte darüber nur den Kopf geschüttelt. »Die Seele braucht Zucker. Wovon soll sie sich in der heutigen Welt sonst ernähren?«

Und dann erschien das Bild des vergangenen Sommers und eines vor Hitze flackernden Bürgersteiges vor ihr. Emmelie hatte auf dem Nachhauseweg plötzlich ihre Hand genommen. »Ich mag dich«, hatte sie gesagt. »Mehr als ich andere mag. Wollen wir Freundinnen für immer sein?«

Und dann war da noch das Cover-Bild des ersten Comics aufgeblitzt, den sie aus dem Supermarkt gestohlen hatte. Das war geschehen, weil sie seit vielen Wochen ihr Porridge ohne Zucker zum Frühstück gegessen hatte und weil Clara ausgezogen war, während sie im Urlaub gewesen waren. Ohne einen letzten Gruß, ohne dass Lea vorher davon etwas gewusst hatte. Auf dem Cover war Wonder Woman zu sehen, wie sie einen Zug aufhielt, stark, grazil, mit wehenden Haaren.

Während sie fiel, dachte Lea noch, das war also das Letzte, was sie in ihrem Leben sah. Immerhin.

Sie spürte Dankbarkeit für diese Erinnerungen, und dann durchflutete sie Scham. Sie würde sterben, weil sie es eilig gehabt und dabei geträumt hatte. Andere würden sehr traurig sein, weil sie sich nicht auf ihren nächsten Schritt konzentriert hatte, sondern schnell noch mal in den Gemeinschaftsgarten wollte, in ihr Geheimversteck hinter dem alten Schuppen, bevor ihre Eltern nach Hause kamen. Dort konnte sie träumen. Manchmal hatte sie geglaubt, sogar nur dort könne sie wirklich atmen. Tief, bis in den Bauch.

Lea fiel und kam mit beiden Füßen auf dem Treppenabsatz auf. Wie eine der Artistinnen aus dem Circus, den sie nur einmal hatte besuchen dürfen.

»Solche Leute setzen den Kindern nur Flausen in den Kopf. Geld verdient man durch ehrliche und harte Arbeit und nicht durch Springen, Hüpfen und Grimassenziehen«, hatte Vater gesagt und sie noch vor dem Ende aus dem Zelt gezerrt.

Lea brach sich nichts, nur ein Knie schwoll nach diesem Sprung dick an. Sie erzählte niemandem von diesem Vorfall. Nicht mal ihrer Oma oder Emmelie.

Heute wäre sie fast gestorben, weil sie sich etwas Gutes tun wollte.

Die starke Minze des Zahnpflegekaugummis schoss ihr in die Luftröhre, als sie über einen im Weg stehenden Werkzeugkasten sprang und sehr plötzlich, sehr tief einatmete.

Wieso steht er da? Sie räumt doch sonst immer alles an einen festen Platz. Und plötzlich hat sie Claras Stimme im Ohr: Du achtest nicht mehr auf das, was dir wichtig ist, Lea. Vielleicht solltest du mal darüber nachdenken, falls du das hier überlebst.

Ihre Lunge brennt. Ihr wird schwindelig. Sie hustet und atmet ein, hustet und atmet aus, und obwohl sie nur drei Schritte gebraucht hätte, um aus der Garage zu gelangen, lässt sie es sein, denn zu dieser Uhrzeit ist niemand hier. Alle sind arbeiten oder essen zu Mittag. Sie hat den Lenker ihres Motorrads umklammert und denkt: Das ist also das Letzte, was ich berühre. Ein kaltes Stück Metall.

Doch plötzlich ebbt das Brennen in ihrem Hals ab. Sie bekommt wieder besser Luft, und ihr wird gewahr: Heute sterbe ich nicht.

KAPITEL 1

Leas Motorradstiefel erzeugten laute Schritte auf dem schmalen Weg hin zu dem hohen Haus. Wenn, wie früher, die Eingangstür offen stand, würde man sie hören, und sie hatte nun keine Chance mehr, es sich doch noch anders zu überlegen.

Sie stieg die drei Treppenstufen zu dem Absatz hinauf. Die Tür war geschlossen, und daneben gab es keine Klingel. War damals vor fünfzehn Jahren auch schon keine vorhanden gewesen? Lea erinnerte sich nicht mehr. Ihre Eltern hatten sie jedes Mal bis in den Flur gebracht und nach dem Theaterstück dort wieder abgeholt.

Woran Lea sich allerdings noch erinnerte, war der glänzend polierte, helle Holzfußboden in dem Vorstellungsraum, auf dem die weichen Sitzkissen gelegen hatten. Die hohen Fenster waren vor jeder Vorstellung mit dicken, dunkelblauen Stoffvorhängen abgedunkelt worden.

Der Duft von damals legte sich auf ihre Zunge, als würde sie ihn gerade erneut einatmen, erdig, blumig, mit einem Hauch des Geruches von Druckerschwärze und altem Papier.

Lea tastete die Wand neben dem Türrahmen mit der flachen Hand ab, nur um sicherzugehen, ob sie nicht doch klingeln könnte. Die Ringe an ihren Fingern streiften über die raue, hellgraue Verputzung. Sie ballte ihre Hand zu einer Faust, hob sie an, um zu klopfen, und zögerte. Gleich könnte sie ihm wirklich gegenüberstehen.

Trau dich jetzt endlich.

Kräftig klopfte Lea an die schwarze Tür und trat einen Schritt zurück. Wenn man klingelte, tat man das nicht, aber wenn man klopfte, machte man unweigerlich einen Schritt nach hinten. Warum das wohl so war?

Sie lauschte, nahm aber nur die Geräusche der Umgebung wahr. Durch den Efeu an der Hauswand strich der Wind, ein Auto fuhr langsam vorbei, und auf einem der beiden schmalen Wiesenabschnitte neben dem Weg zum Haus raschelte ein dunkelbrauner Vogel im hochgewachsenen Gras. Sie war lange nicht mehr in diesem Stadtteil gewesen, hatte Stockbridge gemieden, wegen der Erinnerungen.

Lea sah auf die Uhr. Vielleicht hätte sie doch später kommen sollen. Die Stunde zwischen fünfzehn und sechzehn Uhr war ihr schon immer suspekt gewesen. Wenn sie mal zu dieser Tageszeit unterwegs war, so wie heute, fiel ihr auf, dass die Menschen zwar fröhlich waren, aber auch schon müde vom Tag. Eine Stunde wie ein Übergang, der Tag kippte Richtung Abend und die Menschen mit ihm, schwerelos, als würden sie fallen, ohne einen Halt.

Plötzlich waren drinnen Schritte zu hören. Lea straffte die Schultern und hielt die eingepackten Stücke Kuchen vor sich wie ein kostbares Geschenk. Wer mit Kuchen kam, konnte nicht abgewiesen werden, oder?

Langsam wurde die dicke Holztür aufgezogen. Sie knarrte und ließ sich nicht ganz öffnen.

Eine Frau schob sich daran vorbei. Sie trug einen dunkelroten Wollpullover und ausgewaschene hellblaue Jeans. Ihre grau-weißen Haare hatte sie mit einem grünen Tuch zu einem Knäuel nach hinten gebunden. Sie sah erst auf den Kuchen und dann zu Lea. Für beides musste sie den Blick nach unten senken. Sie war einen Kopf größer als Lea und damit größer als die meisten Frauen, die Lea kannte.

»Guten Tag.«

»Guten Tag. Ich heiße Lea Catcher. Ihr Haus hat keine Klingel.«

Klasse. Die Frau war sicher froh, dass eine Fremde ihr diese Tatsache mitteilte.

Die Frau verschränkte die Arme und kuschelte dabei ihren Oberkörper in den dicken Stoff des Pullovers.

»Nun, meistens macht man einen Termin, wenn man bei jemandem vorbeikommt, nicht wahr? Hätten Sie einen Termin gehabt, wäre diese Tür offen gewesen. So handhaben wir das hier mit Gästen. Mit angemeldeten.«

Ihre Stimme war sanft, aber kraftvoll.

Lea ließ den Kuchen sinken. »Ich wollte zu Herrn Kessler. Einen Termin habe ich nicht.«

Die Frau sah ihr nun direkt in die Augen. Es dauerte einen Moment, bis sie wieder etwas sagte. »Mein Vater ist vor sechs Monaten verstorben.«

Leas Kehle schnürte sich zusammen.

»Bitte entschuldigen Sie. Das wusste ich nicht. Ich hatte mir die Adresse schon vor einiger Zeit herausgesucht und nicht mehr auf der Internetseite des Theaters nachgesehen. Mein herzliches Beileid.« Ihre Stimme klang ganz hoch, gar nicht wie ihre eigene.

Die Frau sah kurz zu Boden, dann betrachtete sie Lea einige Atemzüge lang. »Danke für dein Beileid. Bitte, duzen wir uns. Ich bin Sophie. Seine Tochter. War der Kuchen für ihn?«

Lea nickte. »Streuselkuchen mit Puddingcreme.«

»Den hätte er gemocht.« Sophie warf einen Blick über die Schulter ins Haus hinein und verharrte für einen Moment, dann sah sie Lea wieder an. »Wir können nicht ins Haus. Magst du trotzdem einen Kaffee?«

Lea nickte erneut.

»Warte bitte einen Moment.« Sophie ging wieder hinein und schloss die Tür.

Verdutzt blickte Lea auf das dunkle, glatte Holz, welches kaum Abnutzungsspuren zeigte. Es musste frisch gestrichen worden sein. Früher hatte Lea es mit ihren Fingern berührt, wenn sie daran vorbeigelaufen war, um dieses Tor zu spüren − das Tor für sie in eine andere Welt.

Leas Herz klopfte schnell. Sie ging einen weiteren Schritt zurück und betrachtete die beiden schmalen Grünstreifen vor dem Haus. Der Wind wogte die langen Halme sanft zur Seite und wieder zurück. Hin und her. Lea wandte den Blick ab. Ihr war schwindelig. Bernhard Kessler war verstorben, und Lea konnte ihm nicht mehr das überreichen, was sie ihm seit vielen Jahren schon hatte schenken wollen.

Sie stellte den Kuchen auf der kleinen Mauer ab, die den schmalen Zugang vor der Tür einrahmte. Plötzlich schien das Päckchen sehr schwer geworden zu sein. Vorsichtig tastete sie nach dem Umschlag in ihrer Jackentasche, zog ihn hervor und holte die Eintrittskarte heraus. Zärtlich strich sie über das verblasste und zerknickte Papier.

Ich habe zu lange gewartet.

Lea erschrak. Etwas berührte ihr Bein.

Sie blickte hinunter.

Ein kleiner, braun-weißer Hund mit langen Haaren schnupperte an ihrem Fuß.

»Heute nicht, Merle. Sophie braucht ihre Ruhe.«

Schnell steckte Lea die Karte wieder weg und schaute zu der Frau am Ende des Weges.

Der Hund tapste die Treppe hinunter und lief zu ihr zurück. Die Frau sah sie mit hochgezogenen Augenbrauen an. Lea nickte ihr zu, doch die Dame mit dem rosafarbenen Hut reagierte nicht darauf. Sie streckte die Nase in die Höhe und ging davon. Merle folgte ihr langsam.

Wenn Sophie angeblich ihre Ruhe brauchte, kam Lea anscheinend zu einem ungünstigen Zeitpunkt.

Sie atmete laut aus.

Das war eine viel zu unüberlegte Aktion gewesen und das alles nur wegen dieser verflixten Situation mit dem Kaugummi und diesem einen Satz des Richters nach seinem Urteil gegen sie, der ihr einfach nicht aus dem Kopf gehen wollte. Sie sollten sich vielleicht wieder mehr dem Tag zuwenden. Doch jetzt gerade wünschte sie sich nur zurück in ihr Bett, sehnte die Nacht herbei und den Schutz der Dunkelheit. Hätte sie doch vorher noch mal auf die Internetseite gesehen.

Die Tür knarrte. Lea drehte sich um.

Mit dem Ellbogen drückte die Frau die Tür auf. Sie hielt zwei Tassen in der Hand. Lea streckte die Arme aus, nahm sie ihr ab.

Grazil beugte sich Sophie zur Seite und hob zwei Kissen hoch, die sie im Flur auf dem Boden abgelegt hatte. Darauf standen zwei Teller mit Gabeln. Sie zog die Tür langsam zu. Bedacht platzierte sie den Stapel mit den Utensilien neben dem Kuchen auf der Mauer, stellte die Teller zur Seite, griff nach den Kissen und legte sie auf die oberste Stufe der Treppe.

»Bitte.« Sie zeigte auf das Kissen zu Leas Füßen.

Lea setzte sich und stellte die beiden Tassen in die Mitte.

Sophie packte den Kuchen aus, schob zwei Stücke auf die Teller und reichte ihr einen. Sie setzte sich neben sie und sah sie an. »Ich hoffe, du magst den Kuchen auch mit mir essen, Lea.«

Ein sanfter Schauer fuhr Lea über den Rücken. Nur Clara hatte ihren Namen auf so eine Art ausgesprochen – zugewandt und neugierig.

Lea nickte. Sie mochte den Klang von Sophies Stimme. Sie sprach bedacht und eher leise, doch es gab auch etwas Raues in ihrer Stimmfarbe.

Sophie hebelte ein Stück des Kuchens ab. »Streuselkuchen zum Frühstück, wenn das nicht klasse ist.«

Sie lächelte Lea zu.

»Das ist dein Frühstück? Um diese Uhrzeit?«, fragte Lea. Das klang neugieriger, als sie es gemeint hatte. Sie freute sich über diese Aussage. »Meines auch, also, es ist mein zweites Frühstück.«

Sophie ließ die Gabel wieder auf den Teller sinken. »Das musst du mir nun erklären, bevor ich dir antworte.«

»Ich arbeite viermal in der Woche nachts als Objektwächterin, gehe meistens um acht Uhr morgens ins Bett und stehe gegen siebzehn Uhr wieder auf.«

»Dann bist du heute ja früh wach.«

»Ich hatte auch etwas Wichtiges vor.« Lea zeigte auf den Kuchen und lächelte, wandte jedoch abrupt ihren Blick von Sophie ab. »Ich hätte mich vorher besser informieren und vor allem anrufen sollen. Es tut mir unheimlich leid. Ich störe dich bestimmt.«

Sophie legte das Besteck ab und streckte ihre Hand aus. Kurz vor Leas Arm zog sie diese aber wieder zurück. »Nun ist es so gekommen, und du bist hier, das ist schon in Ordnung.«

Sie griff erneut nach der Gabel, schob sich das Stückchen Kuchen in den Mund und kaute langsam.

Lea trank einen Schluck Kaffee und blickte dabei unauffällig immer wieder zur Seite.

Sophie schien ständig in einer fließenden Bewegung zu sein, die wie eine stetig neu aufkeimende Welle durch ihren Körper ging. Sie streckte die Beine aus und schlug sie übereinander, zeitgleich reckte sie ihren Hals ein wenig nach rechts und links und atmete tief ein und wieder aus. Sie trug nun noch eine Jacke über dem Pullover, dabei hatte die Septembersonne nach wie vor viel Kraft, und heute wehte nur ein leichter Wind.

Lea versuchte zu ergründen, ob Sophie aus reiner Höflichkeit hier mit ihr saß und eigentlich schnell wieder ins Haus wollte oder ob diese plötzliche und vielleicht auch eher ungewöhnliche Gesellschaft für sie tatsächlich in Ordnung war.

Ihre Gesichtszüge wirkten entspannt. Sie hatte eine hohe Stirn und ein schmales Kinn, wie ihr Vater.

»Danke für den Kaffee«, sagte Lea.

Sophie schluckte ihren Bissen hinunter. »Ach, ich hatte dir Hafermilch reingetan. Ich hoffe, du magst die.« Sie sah Lea in die Augen. »Aber jetzt ist sie ja schon drin.«

Verschmitzt lächelte Sophie ihr zu, und die vielen Lachfalten ihrer sonnengebräunten Haut um den Mund und die Augen zeigten sich noch deutlicher.

»Warum ist das gerade auch dein Frühstück?«, fragte Lea.

»Ich bin Schauspielerin. Wir hatten gestern Premiere, und es wurde sehr spät.« Ihr Blick schweifte für einen Moment in die Ferne. Sie klimperte mit den Augenlidern, viermal hintereinander, als müsste sie noch aus etwas erwachen. Sie sah zu Lea und dann auf ihren Teller.

»Herzlichen Glückwunsch.«

»Hmm?«

»Zur Premiere.«

»Danke.«

»Gerade wollte ein Hund dich besuchen, Merle.«

Sophie kräuselte die Nase. »Merle mag ich sehr. Nur der dazugehörige Mensch ist leider etwas anstrengend. Aber man kann einen Hund ja schlecht allein zu sich einladen, oder?«

Ihre Stimme klang fest, und es lag kein Spott darin.

»Wenn du Merle zu dir einlädst, könntest du zu der Besitzerin sagen, dass du dem Rat deines Vaters folgst.«

Fragend sah Sophie sie an.

»Ich meine den Rat, dass man alles auch mal ganz für sich allein stehend betrachten sollte. Jedes Wesen, jedes Ding. Er hat gesagt, es sei wichtig, alles mal aus seinem Kontext zu nehmen, um es einzeln zu betrachten. Das hat er nach einer seiner Vorstellungen so erzählt, und ich fand das sehr schön. Seitdem probiere ich das immer wieder.«

Sophies Blick veränderte sich. Die Müdigkeit darin wandelte sich zu einem liebevollen Ausdruck. Sie sah Lea weiterhin an, drehte sich etwas mehr zu ihr und hob die Gabel zwischen ihnen in die Höhe, sodass sie beide darauf blicken konnten.

»Wenn ich mit ihm unterwegs war, blieb er ganz oft mit mir stehen, und wir betrachteten etwas mindestens eine Viertelstunde lang, eine Bank, eine Münze, eine Laterne, und ich beschrieb ihm, was ich sah.«

Lea schaute auf die glänzende Gabel, in der sich ein Teil ihres Gesichtes spiegelte und der Stamm des Baumes hinter ihr. Doch Sophies Gesicht lenkte sie ab. Viele feine Lachfalten umspielten die braunen Augen. Lea hoffte, später genauso schöne Falten zu haben, die erzählten, wie gerne sie lachte. Wie alt Sophie wohl war? Mitte vierzig?

Ihre Blicke trafen sich.

»Du lässt dich ablenken«, sagte Sophie und lächelte kaum merklich.

»Du dich auch.«

Sophie ließ die Gabel sinken. »Ich habe heute schon etwas lange betrachtet.«

Sie wandte sich wieder ganz ihrem Teller zu.

Was sie wohl damit meinte? Eine Weile aßen sie schweigend weiter.

»Der Kuchen ist sehr lecker. Schade, dass du ihn nicht selbst gebacken hast.«

Lea lachte. »Weil du mir dann ein Kompliment deswegen machen könntest?«

»Weil ich dann endlich mal jemanden kennenlernen würde, der backen kann.« Sophie lächelte ihr zu.

Sie lernten sich also gerade kennen? Diese Aussage war sehr freundlich von Sophie. Sie löste damit Leas Bedenken auf, dass sie sehr unangemessen in Sophies Alltag geplatzt war.

»Ich schließe daraus, du kannst es auch nicht?«, fragte Lea.

»Zumindest hatte ich nie die Geduld, es zu lernen. Ich habe vieles für meine Bühnentauglichkeit vorangetrieben und mich deswegen kaum noch anderen Dingen gewidmet.«

Sophie betrachtete Leas Hände. »Wenn ich dir das sagen darf, du hast sehr interessante Hände, stark, aber doch grazil. Vielleicht solltest du dem Backen eine Chance geben.«

So hatte sie das noch nicht gesehen. »Okay. Meinen ersten Kuchen bringe ich dann hier vorbei. Und ich würde mich vorher auch anmelden.«

»Eigentlich ist es sehr gut, dass du vorher nicht angerufen hast. Sonst wärst du ja gar nicht erst hier hergekommen, und wir würden jetzt nicht zusammen diesen Kuchen essen.«

»So kann man das natürlich auch sehen.«

»Ebenfalls ein Tipp von meinem Vater. Jede Situation noch mal aus einem anderen Blickwinkel betrachten. Ich glaube, bei ihm kam das durch die Arbeit mit den Figuren für sein Schattentheater. Kaum bewegt man sie hinter der Leinwand, dreht sie nur ein wenig in eine andere Position, schon verändert sich ihr gesamter Schatten und damit auch ihre Wirkung.«

Lea nickte. »Hat er es dir beigebracht?«

Sophie sah ihr in die Augen und schwieg.

»Entschuldige bitte. Es ist schön, über ihn zu reden. Ich will gar nicht so neugierig sein.«

Nun streckte Sophie ihre Hand ganz aus und berührte Leas Arm. »Du brauchst dich nicht dafür zu entschuldigen. Er war dir wichtig, und mich bewegt das sehr. Ich habe in den letzten Wochen nur noch wenig über ihn geredet, wegen der Traurigkeit. Aber mit dir ist das sehr schön.«

Sie trank einen Schluck Kaffee und sah Lea erneut an. »Ich kann auch Figuren bauen. Aber nicht so wie er. Auch da fehlt mir die Geduld. Ich nehme mir die Zeit lieber für mich und meinen Körper, meine Stimme. Er hat immer mit verschiedenen Materialien experimentiert, so lange, bis die Figur für ihn wirklich das ausstrahlte, was er ausdrücken wollte. Ich mache das mit meinem Körper.«

Lea verkniff sich ein Lächeln. Sie hatte sich das von Sophies Vater abgeschaut. In ihrem Appartement gab es zwei Schränke voll mit kleinen Kisten, in denen die unterschiedlichsten Papiersorten, Stoffrollen und Gegenstände lagerten, mit denen sie ebenfalls viel ausprobierte.

»Manchmal kann ein einziges Detail ein Gesamtbild komplett verändern.«

Sophie nickte.

Lea trank noch einen Schluck Kaffee. Plötzlich hörte sie ein lautes Klappern. Sophie hatte die Gabel auf den Teller fallen lassen. Sie senkte die rechte Hand und ballte sie einige Male zu einer Faust.

»Ist alles in Ordnung?«

Sophie nickte. »Nur etwas überanstrengt gestern.«

Vorsichtig umschloss sie die Kaffeetasse und ließ eine Weile ihre Hand darauf ruhen. Doch ihre Finger wirkten verkrampft.

Lea hatte auch oft Schmerzen in den Händen. Auf den letzten Metern hin zur Ziellinie schmerzten sie oft, wenn das Gewicht des Motorrads schon viele Kilometer lang darauf eingewirkt hatte, oder auch, wenn sie in das Basteln ihrer Figuren so versunken war und darüber die Zeit vergaß. Sie kannte eine sehr angenehme Übung. Kurz öffnete sie ihre Lippen, um Sophie davon zu erzählen, aber ihre Stimme versagte.

Sie wollte nicht zu direkt sein. Sophie sollte einen guten Eindruck von ihr bekommen.

Aber warum war ihr das wichtig? Nur weil Sophie die Tochter von Bernhard war, einem Menschen, der sie unbewusst auf so positive Weise beeinflusst hatte?

Sophies Gesichtsausdruck entspannte sich nach einigen Minuten. »Was wolltest du bei meinem Vater?«

Lea überlegte einen Moment. Sollte sie Sophie die Wahrheit sagen?

Ja. Nachdem sie diesen Schritt schon gemacht und sich hierhergetraut hatte, wollte sie ihre Gedanken zu der Karte endlich jemandem erzählen, der vielleicht nachempfinden konnte, was sie fühlte. Vorsichtig zog sie das Stück Papier aus ihrer Jacke und reichte es Sophie.

Die ließ die Karte in ihre ausgestreckte Hand sinken, schloss erst dann ihre Finger darum und zog sie zu sich. Sie betrachtete sie für einen Moment und blickte Lea an. »Riko fängt den Sonnenuntergang. Du hast das Stück hier im Haus gesehen. Ich habe das geliebt.«

»Ich war acht, als ich es das erste Mal gesehen habe. Danach habe ich angefangen, Figuren zu bauen, und bis heute nicht damit aufgehört.«

»Du spielst Schattentheater?«

Lea schüttelte den Kopf. »Ich mache nur die Figuren.«

»Für andere, die dann damit spielen?«

Lea sah Sophie an. Darauf konnte sie nicht antworten. Sie machte sie für sich, und manchmal zeigte sie die Figuren anderen, aber eben nicht bei Vorstellungen, wie es üblich war. Sophie würde das vielleicht komisch vorkommen.

»Ich wollte ihm danken. Durch ihn habe ich, als ich jung war, etwas gefunden, was ich wirklich gerne gemacht habe. Etwas, bei dem ich träumen konnte. Seine Geschichten und seine Art, zu erzählen, haben mir Mut gemacht, mich rauszuwagen und mich selbst in kleine Abenteuer zu stürzen. Bis heute ist das Figurenbauen meine große Leidenschaft.«

Sophie ließ den Blick über ihre Kleidung wandern. »Neben dem Motorradfahren?«

Lea grinste. »Wie hast du das nur erraten?«

Sophie winkte ab und grinste ebenfalls. »Wir Schauspieler haben einfach eine gute Menschenkenntnis. Ist das dein Hobby?«

»Auch. Ich fahre Rennen.«

»Sieh mal einer an.« Sophie lächelte.

Lea mochte es, wie Sophie sie ansah. In ihrem Blick lag Neugierde und stets etwas Sanftes.

Die Haustür knarrte. Lea schaute hoch.

Eine Frau trat über die Schwelle. Sie war barfuß, trug eine Pyjamahose und ein weißes T-Shirt, das ihr über die linke Schulter gerutscht war. Ihre blondgefärbten Locken waren zerzaust.

»Ich habe dich gesucht«, sagte sie mit kratziger Stimme an Sophie gewandt.

Die blickte zu Lea und dann wieder zu der Frau. »Ich wollte dich nicht wecken. Du weißt, alle Geräusche dringen bis unter das Dach, deswegen sitzen wir hier draußen. Das ist Lea. Sie wollte meinen Vater besuchen.«

Die Frau beugte sich über die Mauer und lächelte Lea zu. »Hallo.«

Lea nickte. »Hallo.«

Plötzlich schlug ihr Herz schneller. Die Frau hatte hier wohl geschlafen. Waren die beiden zusammen?

Wenn sie anderen lesbischen Frauen begegnete, fand sie das immer aufregend.

Sophie stand auf. »Wir sind gerade fertig geworden.« Sie sah Lea an. »Also, zumindest mit dem Kuchen.«

Hätte sie gerne noch weiter mit Lea geredet?

Lea stand ebenfalls auf und reichte Sophie die Tasse und den Teller. Die Frau nahm ihr beides ab. »Danke«, sagte Sophie zu ihr. »Ich komme gleich. In der Kanne in der Küche ist noch Kaffee.«

Die Frau lächelte Lea zu. »Tschüss.«

»Auf Wiedersehen.«

Die Frau ging ins Haus.

Sophie drehte sich ganz zu Lea um. »Es ist wirklich toll, dass mein Vater dich so inspiriert hat. Er hätte sich sehr über deinen Besuch gefreut.«

Sophie reichte Lea die Karte, doch Lea streckte die Hand aus und drückte Sophies sanft wieder in deren Richtung. »Behalte sie bitte.«

Sophie betrachtete die Karte und fuhr mit dem Zeigefinger über das Papier. Sie schaute Lea an. »Danke.«

Für einen Moment zeigten sich Falten auf Sophies Stirn. Sie schien nachdenklich.

»Könntest du noch kurz bleiben? Ich komme gleich wieder. Ich würde dir gern etwas geben.« Sie wartete Leas Antwort nicht ab, klemmte sich die Kissen unter den Arm und verschwand im Haus.

Die Tür blieb offen.

Als Sophie nicht mehr zu sehen war, ging Lea einen Schritt vor und warf einen Blick in den Flur.

Fliesen mit sternförmigen, grün-weißen Mustern zierten den Boden. An der hellblauen Wand hingen zwei lange, gusseiserne Stangen übereinander, mit vielen Kleiderbügeln, von denen nur wenige belegt waren. Eine Erinnerung blitzte vor ihrem inneren Auge auf. Mittig vom Flur aus führte die Treppe mit den dunkelroten Stufen nach oben. Wenn man davor stand, konnte man in einen Wohnraum blicken. Auf einem langen Tisch hatte immer eine Vase mit

Impressum

Verlag: Zeilenfluss

Texte: Ina Steg
Cover: Giusy Ame/Magcicalcover.de
Korrektorat: Dr. Andreas Fischer
Satz: Zeilenfluss
Tag der Veröffentlichung: 23.10.2023
ISBN: 978-3-96714-401-7

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