Cover

Kapitel 1


Heiße Tränen liefen über meine Wange. Tränen der Trauer, des Hasses und der Verzweiflung. Sie ist weg. Weg für immer. Sie wird nie wieder kommen. Meine Cousine, beste Freundin ist weg, hat mich auf dieser grausamen Welt alleine gelassen, ist ohne mich gegangen. Drei Tage ist es nun schon her, drei Tage voller Leid und Schmerz. Solange sitze in meinem Zimmer, kann an nichts anderes mehr denken außer an Antonia, meiner verstorbenen Cousine. Vor drei Tagen bekamen wir die schreckliche Nachricht, Toni wurde gefunden – Tod. Nachdem sie zwei Tage lang nicht nachhause kam, machte sich auch ihre Mutter wirklich Sorgen und so informierte sie die Polizei, einen Tag später wurde sie gefunden –Tod. Ihr Lebloser Körper wurde in einen kleinen Wald gefunden. Über drei Tage lag sie da, niemand konnte ihr helfen, niemand war für sie da, ich war nicht da, obwohl wir uns versprochen haben immer für einander da zu sein, aber ich habe mein versprochen nicht gehalten. Ich war nicht für sie da. Von den Polizisten erfuhren wir nicht viel oder eher ich erfuhr nichts, was sie mit meinen Eltern und meiner Tante besprachen durfte ich nicht hören, ich weiß nicht was passiert ist, nur eins, sie wurde Opfer eines Gewaltverbrechens. Sie wurde ermordet. Wieder fanden meine Tränen kein Ende, wenn ich nur dran denke das ihr jemand wehgetan hat, sie sich sicher gewehrt, sie hat bestimmt versucht zu entkommen, aber nichts hat geholfen und das schlimmste ist, ihr Mörder ist aus freiem Fuß. Keiner weiß wer es war, es gab keine Spuren am Tatort. Ich verspüre bitteren Hass, hass auf diesen Menschen, der meiner Toni so etwas angetan, der sie verletzt hat.

„ Sophia Schatz kommst du essen?“, meine Mutter riss mich aus meinen Gedanken, wieder versuchte sie mich zum essen zu bringen, aber ich konnte einfach nicht, ich bekam nichts runter. „ Nein.“, antwortete ich ihr nur durch die verschlossene Tür und hoffte das sie es begriff und ging, wie die letzten Tage auch, aber heute sollte es wohl nicht so sein „ Sophia bitte mach die Tür auf, ich bekomme dich kaum noch zu Gesicht, ich weiß dir geht es nicht gut, aber… was denkst du denn? Das es uns gut geht, sie war auch meine Nichte. Aber sie hätte nicht gewollt dass wir jetzt hier sitzen und nichts mehr machen, vor allem hätte sie niemals gewollt dass du dich in deinem Zimmer einsperrst und nichts mehr zu dir nimmst. Ich mache mir wirklich Sorgen.“ Ich verstand sie, ich konnte das verstehen, aber ich wollte es einfach nicht hören, immer muss ich mir anhören wie alle sagen das Toni das nicht gewollt hätte… aber geht auch mal jemand danach das ich ihren Tod auch nicht wollte? Ich wollte niemals dass sowas passiert und dennoch ist es passiert. Ich will einfach dass sie jetzt hier neben mir sitzt, wir uns einen Film anschauen und einfach quatschen über die Schule, über ihren Freund Paul und über alles mögliche, aber das wird nie wieder kommen, sie ist weg.  Ich hörte noch wie meine Mutter etwas sagte und dann verschwand. Ich hatte wieder meine Ruhe. War wieder für mich allein. Ich schaute mir unsere gemeinsamen Bilder an, Toni war so wunderschön, sie war ein knappes Jahr älter als ich, aber das störte uns nie, wir haben alles zusammen gemacht, sie war meine beste Freundin. Ich schaute mir die letzten Bilder an, sie war alle chronologisch geordnet, die letzten war die aktuellsten, mein Geburtstag vor vier Wochen, wir hatten Spaß, haben viel gelacht und knapp drei Wochen später ist sie Tod.

„ Sophia.“, diese Stimme gehörte weder meiner Mutter noch meinen Vater. Diese Stimme gehörte ihm. Florian. Er war da. Sofort sprang ich auf, sprintete zur Tür und öffnete diese sogleich, da stand er. Mein bester Freund – Flo. Ich fiel ihn um den Hals, klammerte mich fest an ihn. „ Es tut mir so leid.“, flüsterte er an meinen Hals und küsste mich auf den Kopf. Meine Mutter stand etwas weiter hinten und wischte sich eine Träne weg, drehte sich um und verschwand wieder nach unten, sicher ist sie froh dass ich endlich die Tür geöffnet habe. Florian und ich setzten uns auf mein Bett, ich lehnte mich an seine Schulter und versuchte mich etwas zu beruhigen. „ Du hättest mich anrufen sollen, ich wäre doch gekommen.“ Er war in den Ferien bei seiner Tante in der Schweiz und bekam so von allem nichts mit. „Ich wäre doch für dich da gewesen.“, eine Träne tropfte auf mein Gesicht, er weinte. Natürlich, er und Toni verstanden sich sehr gut, meistens hatten wir was zu dritt gemacht, wir waren immer zusammen von klein auf. „ Sie ist weg Flo, einfach weg. Sie hat uns alleine gelassen.“, meine Stimme war so leise das ich erst dachte er hätte mich nicht verstanden, aber dann drückte er mich noch fester an sich und zog meinen Geruch ein
„ Wir schaffen das, ich bin für dich da. Aber du musst wirklich etwas essen und du brauchst auch schlaf okay?“, kaum merklich nickte ich und er drückte mich noch fester an sich „ Sie wird mir fehlen.“, flüsterte er wohl eher zu sich als zu mir. 

Kapitel 2


Kapitel 2


"Jemand hat sie uns weggenommen, sie hat das nicht verdient. Sie hat uns einfach verlassen Flo.", nun war es wirklich aus, Tränen liefen wie ein Wasserfall über meine Wange und dann direkt auf das Shirt von Flo.
Er sagte nichts, er drückte mich einfach fest an sich und streichelte über meinen Kopf, er war einfach für mich da, wir benötigten nie viele Worte. Ich weiß nicht wie lange wir zusammen auf meinen Bett saßen, aber irgendwann stand Flor einfach auf, nahm sich seine Jacke, reichte mir seine Hand und sah mich auffordernd an.
" Was willst du?", wollte ich wissen.
" Komm, du musst mal raus, kannst dich hier nicht in dein Zimmer einsperren. Frische Luft wird dir gut tun."
Ich schüttelte meinen Kopf. Ich wollte nirgendswohin hin. Ich wollte hier bleiben!
Aber Flo ließ das natürlich nicht zu, dafür ist er viel zu Stur und so standen wir fünf Minuten später vor meiner Haustür.

Der kalte Wind wehte durch meine Haare. Ich atmete tief ein und wieder aus, er hatte recht, die Luft tut mehr als gut. Er nahm einfach meine Hand in seine und lief los. Heute war wirklich viel los, überall waren Passanten, Flo merkte das auch und zog mich enger an sich.
" Bleib einfach in meiner Nähe.", flüssterte er mir zu.
Als würde ich etwas anders tun und so wie er mich festhält könnte ich mich gar nicht von ihn trennen. Aber dennoch nickte ich und wir liefen durch die belebten Straßen. Wir waren gerade an einen kleinen Teich angekommen, als mir etwas auffiel. Das konnte doch nicht sein. Sofort ließ ich Flo los und machte mich auf den Weg zu Paul. Paul der Freund von Toni. Als ich vor 3 Tagen erfahren habe, das sie nicht mehr wiederkommen wird, hab ich versucht ihn zu erreichen, habe ihn mehrmals angerufen, aber er ging nie an sein Handy, irgendwann hat er es einfach ausgemacht.

Ich war sprachlos. Nun stand er hier, mit zwei Freunden und hatte scheinbar jede Menge Spaß. Sie ist tot und er hat hier Spaß. Ich sah rot, war total wütend! Schneller als gedacht stand ich schon vor ihm, seine beiden Freunde hatten sogar so viel Respekt und hörten auf zu lachen, am schlimmsten waren aber ihre mitleidigen Blicke, darauf konnte ich verzichten. Toni mochte seine Freunde nie und das hatte immer auf gegenseitigkeit beruht. Deswegen sollten sie mich nicht so angucken. Paul aber war es scheinbar egal das ich nun direkt vor ihm stand, er lächelte mich breit an und so dreist wie er ist zwinkerte er mir sogar noch zu. Plötzlich spürte ich eine Hand auf meiner Schulter, ein kurzer Blick sagte mir das es Flo war und ich entspannte mich etwas.
" Sophia. Schön dich zu sehen.", Paul fand das wohl alles sehr lustig.
" Was soll das?", fragte ich nun etwas verwirrt.
Seine Freundin ist vor drei tagen gestorben und ihn lässt das völlig kalt?
" Was soll was?" Nun hob er eine Augenbraue und sah mich wirklich noch fragend an.
" Wie kannst du dich gerade so benehmen? Toni ist tot. Verdammt sie wurde ermordet und du? Du hast hier deinen Spaß.", nun schrie ich wie eine wahnsinnige und schlug sogar auf seinen Brust ein.
Flo zog mich zurück und hielt mich fest.
" Bist du total bescheuert? Pass auf was du machst.", einer seiner Freunde musste nun auch Paul aufhalten, denn sonst wäre er auf mich losgegangen, er war schon immer ein agrresiver Typ, ich konnte Toni am Anfang nicht verstehen als sie mit ihm zusammen kam, aber sie sagte immer das sie ihn liebte.
" Du bist so ein Arsch. Ich wusste es schon immer."
" Sophia lass uns gehen.", warf nun Flo ein und wollte mich wegziehen. Aber Paul meldete sich wieder zu Wort.
" Sophia nur ein kleiner Tipp. Deine Cousine war nie so ein Engel wie du. Wir hatten uns schon vor zwei Woche oder so getrennt. Deine Toni war eine kleine Hur..." Weiter kam er nicht, denn plötzlich war Flo bei ihm und verpasste ihn eine Faust.
" Pass auf was du sagst.", schrie er aufgebracht und ich verstand nun gar nichts mehr. Was hatte Paul da von sich gegeben? Aber eher ich weiter darüber nachdenken konnte, wurde Flo von Pauls Freund weggezogen und in meine Richtung geschubst. Paul stand lachend auf und wischte sich etwas Blut von seiner Nase.
" Ach Florian was bist du denn so angespannt?", lachend spuckte er uns vor die Füße und wieder fanden seine Augen die meinen.
" Wie gesagt, wir hatten uns schon getrennt. Jetzt verpisst euch sonst passiert was."

Ich wollte nicht gehen, ich wollte wissen was er damit meinte. Ich wollte Antworten. Aber das ging nicht mehr, denn Flo zog mich einfach weg.
" Flo was meinte er?"
" Ich weiß es nicht.", gab er leise zurück und lief mit schnellen Schritten weiter.
" Wir hätten fragen sollen. Hast du gewusst das die beiden sich schon getrennt haben? Wieso hat sie mir nichts gesagt? Ich dachte zwischen den beiden läuft alles..."
" Sophia! Ich weiß es nicht. Nun lass es sein.", schrie nun auch Flo und sofort zuckte ich zusammen und blieb stehen.
" Ach verdammt.", wütend fuhr er sich mit der Hand durch seine kurzen braunen Haare und kam auf mich zu.
" Es tut mir leid, ich wollte nicht schreien. ich bin nur so wütend, wie kann er so über sie reden? Die beiden waren doch ein Paar und jetzt redet er so über sie, obwohl sie... tot ist.", zum ende hin wurde seine Stimme immer leiser und er zog mich wieder zu sich in die Arme.
" Bitte wein nicht. Es tut mir doch leid.", er küsste mich auf meine Haare.
" Ich wein nicht wegen dir, aber ich verstehe einfach nicht wieso er so was über sie gesagt hat. Sie war so wundervoll. Wieso stellt er sie so schlecht dar?"
Er zuckte nur mit der Schulter und so liefen wir beide wieder weiter. Ich konnte es nicht verstehen, wollte es nicht verstehen. Ich muss noch einmal mit Paul reden, ich brauche Antworten.

Am Abend lag ich zusammen mit Flo in meinem Bett, wir redeten nicht, lagen einfach schweigend nebeneinander und lauschten nur den Atem des jeweiligen anderen. Plötzlich sprang mit einem lauten Knall meine Tür auf, ich setzte mich erschrocken auf und blickte in grüne Augen. Dieselben Augen die auch ich besitzte.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 17.07.2014

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /