1. EU Manipulationsministerium Berlin
2. EU Geheimdienst Außenstelle Tempelhof
3. Privathaus in Teltow
4. Brieftaubenstation Potsdam
5. Vogelrevier Seehof in Teltow
Normalerweise passiert in meinem Leben nicht viel Aufregendes. Ich fliege hin und her zwischen den Brieftaubenstationen und passe auf, dass mich keiner erwischt. Wir haben jede Menge Feinde, die uns Tauben auf der Speisekarte haben und andere, die unsere Nachrichten abfangen wollen. Auf meiner letzten Tour lief alles komplett aus dem Ruder. Bevor ich Euch die ganze Geschichte erzähle, möchte ich mich und meine Arbeit vorstellen:
Ich heiße Eums One und bin ein Täuberich, also eine männliche Taube und wurde in der Brieftaubenzuchtstation in Potsdam ausgebrütet. Meine Mutter war eine Wärmelampe. Diese Taube, die das Ei geboren hat, wo ich drin war, kenne ich nicht. Konrad und Nicki haben sich immer um mich gekümmert.
Eigentlich darf ich gar nicht verraten, wie mein Arbeitgeber heißt. Mit sich selbst reden ist aber erlaubt, solange keiner zuhört und man ganz leise flüstert. Der offizielle EU Geheimdienst ist nämlich gar nicht geheim, weil sich die Geheimdienste weltweit gegenseitig ausspionieren und deswegen immer alle alles sofort wissen. Aus diesem Grund gibt es zusätzlich diesen geheimen Geheimdienst mit uns Brieftauben. Kein Hacker kommt an uns heran.
Die Geheimdienste werden bedient von riesigen Netzwerken von tausenden Beobachtern in allen Ländern. Sie werden Monitore genannt und sie sind nachrichtendienstlich geschult. Ihre Informationen bekommen sie gegen Geld von den örtlichen Zuträgern. Diese Monitore und ihre Zuträger sind gewissermaßen Spione, die im Auftrag der Geheimdienste überall auf der Welt und flächendeckend möglichst viele Informationen beim ahnungslosen Volk abschöpfen. Also zum Beispiel Bin Laden besuchte als Taliban Frau verkleidet ins Internet Café. Solche Sachen finden Monitore heraus.
Die allerwichtigsten Informationen werden in den obersten Etagen der Ministerien, Geheimdienste und Botschaften hinter verschlossenen Türen unter die Lupe genommen und die Erkenntnisse von A nach B geschickt, zum Beispiel mit Brieftauben. Natürlich wissen wir nicht, um was es geht. Mit uns Tauben redet ja keiner, nur Konrad und Nicki von meiner Brieftaubenstation. Sie können aber die SD Karten nicht auslesen, erstens sind die verschlüsselt und zweitens kämen sie dafür ins Gefängnis.
Brieftaubenstationen gibt es überall in allen Ländern. Unterwegs auf unseren Touren wohnen wir zusammen mit fremden Brieftauben, manche Behörden nennen uns neuerdings Datentauben, weil wir heutzutage keine Briefe mit uns herumschleppen. Wir tragen meistens ganz winzige Flachtaschen auf dem Rücken oder an den Beinen. Da passt eine SD Speicherkarte oder ein Mini-USB Stick hinein. Jetzt aber genug mit den Erklärungen, hier geht’s zum Inhaltsverzeichnis, Handlungsschauplatz, Who's Who Liste von A bis Z und dann kommt meine Geschichte.
Chief Boss von der EU Geheimdienst Außenstelle Tempelhof stürmt in die Kommandozentrale:
“Sergeant Klaus, wie konnte das passieren? Sie tragen die Verantwortung für den Verlust dieser Datentaube. Wir haben für die Ausbildung von diesem Eums One ein Vermögen bezahlt. Und jetzt ist dieser Vogel nicht einmal in der Lage eine SD Karte von Punkt A zu seiner Heimatstation zu bringen. Ist das denn zu viel verlangt?"
Sergeant Klaus springt von seinem Bürosessel auf und geht zur Präsentationswand. Er markiert die Stelle, wo Eums One seine Flugbahn verlassen hat.
„Eums One befindet sich irgendwo hier.“
Der Sergeant blendet die GPS Daten ein.
"Das sind die Längen- und Breitengrade seiner aktuellen Position. Es handelt sich um eine Region südlich vom Berliner Stadtrand. Die Stadt heißt Teltow. Das Signal war stundenlang reglos. Jetzt zeigt es Bewegungen an. Das bedeutet: Eums One lebt. Er hüpft dort scheinbar auf der Stelle. Warum er nicht weiterfliegt, weiß ich auch nicht. Vielleicht ist er verletzt. In der Gegend stehen nur Einfamilienhäuser. Auf der anderen Seite dieser markierten Häuser befindet ein staatliches Forschungsinstitut.“
„Sorgen Sie dafür, dass der Vogel sofort geschnappt wird und diese verfluchte SD Karte übergibt. Eine persönliche Nachricht von der EU Manipulationsministerium Freya Tronje an den Staatschef Korol von Eurusien! So etwas darf nicht passieren!“ Der Chief Boss verlässt wütend den Raum.
„Zu Befehl Herr Chief“, sagt Sergeant Klaus und drückt die Taste der Sprechanlage:
„Agent Lohmann, Agent Kramer, sofort den Helikopter starten, Koordinaten eingeben. das Gebiet ist zugebaut mit Einfamilienhäusern. In 30 Metern Entfernung gibt es ein staatliches Forschungszentrum, mit Hubschrauberlandeplatz. Die Leute dort wurden schon informiert und erwarten euch. Los, dalli dalli. Bringt diesen gottverdammten Vogel zu mir.“
Sergeant Klaus wischt sich den Schweiß von der Stirn. Ausgerechnet jetzt muss er mit diesem neuen Mikrowellen-Multiband Überwachungs- und Kommunikationssystem arbeiten. Dabei hat er noch nicht einmal die Gebrauchsanweisung durchgelesen. Alles wegen der blöden Datentaube Eums One. Was hüpft er denn dauernd zwischen den 2 Häusern hin und her? Warum fliegt er nicht einfach weiter zu seiner Station nach Potsdam?
Klaus stellt wieder den Kontakt zu den Agenten Lohmann und Kramer im Militärhubschrauber her.
„Agent Lohmann, sehen Sie schon den Landeplatz beim staatlichen Forschungsinstitut in Teltow? Dr. Magnus erwartet Euch. Los, dalli dalli. Schafft diesen gottverdammten Vogel zu mir, tot oder lebendig.“
"Agent Kramer bringt soeben den Hubschrauber zu Landung", antwortet Agent Lohmann. "Ich sehe dort einen Mann in weißer Kittelschürze stehen. Ist er das?"
"Ja. Er begleitet euch hinaus auf die Straße. Eums One bewegt sich auf engstem Raum. Laut Google Earth stehen dort 4 große Bäume, dicht nebeneinander: Zwei Eichen, eine Birke und ein Ahorn. Es sieht so aus, als wenn Eums One momentan auf dem Ahorn sitzt. So genau lässt sich das nicht sagen. Sind Sie gelandet? Benützen Sie ab jetzt ihr Handy. Vor dem Forschungsinstitut steht ein schwarzer Audi mit einer Black Hornet Minidrohne samt Station an Bord. Im Außenbereich können Sie sich per Google Brille mit den Daten der Drohne verbinden lassen. Fahren Sie jetzt zuerst zu dem Haus mit den vier Bäumen."
"Zu Befehl Sergeant Klaus."
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Texte: Ingeborg Kazek
Bildmaterialien: Ingeborg Kazek Fotografien,
Cover: Ingeborg Kazek
Lektorat: Reingard Jundt, Dozentin, Berlin
Tag der Veröffentlichung: 15.07.2016
ISBN: 978-3-7396-6588-7
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Dieses Buch widme ich meinem Opa. Er baute die schönsten Vogelhäuschen und war mit vielen Vögeln befreundet. Manche wohnten bei uns in der Garage, von wo aus sie jederzeit in den Wald fliegen konnten. An unzähligen Nachmittagen stand ich mit Opa am Fenster und wir beobachten durch einen Vorhang mit Gucklöchern das Treiben der Waldvögel.