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Morgaine die Hexe

Die ersten Sonnenstrahlen des Tages schienen durch die Ritzen der Jalousien. Grummelnd zog sich Morgaine weiter in die Dunkelheit ihrer Decke zurück. Sie wollte noch nicht aufstehen. Niemand konnte erwarten, dass sie bald aufstehen würde. Es war noch nicht mal halb zwölf.

Eine schuppige Hand zwickte sie gemein am großen Zeh. Reflexartig zog sie den Fuß brummend weg. Doch so schnell gab die Hand nicht auf. Hartnäckig wühlte sie sich durch die dicke Decke hindurch. Zu Morgaines Verdruss fand die Hand den Zeh erneut und zwickte sie wieder unangenehm. Laut kreischend explodierte das Bett, so dass Hexe(Morgaine – im Volksmund auch Couchpotato) und Dämon (Bartholomew; Spitzname Perry as himself) durch die Luft flogen. Morgaine packte wutschnaubend den kleinen koboldartigen Dämon an der Gurgel. Ihre von Schlaflosigkeit und dem übermäßigen Genuss von Alkohol geröteten Augen spießten ihn auf.

»Morgen, Schätzchen. Hast du gut geschlafen?«, fragte der Dämon hämisch grinsend, wobei er eine Reihe nadelspitzer Zähne preisgab, die Morgaine ihm gleich ausschlagen würde.

»Ich bring dich um, Perry!«

»Ach du«, meinte Bartholomew – von Morgaine Perry genannt – mit einer abtuenden Bewegung. »Du könntest mir nie was tun, dafür hast du mich viel zu Doll lieb.« Das hämische Grinsen wurde schon unnatürlich breit.

Der kleine, schwarze Dämon schaute mit seinen lilabrennenden Augen nervös umher, was einen Kontrast zu seinem süffisanten Grinsen darstellte. Er wusste, dass seine Existenz gerade auf Messerschneide stand, denn Morgaine war ein gefürchteter Morgenmuffel.

Auf dem Kopf trug Bartholomew eine Maske in Form eines Katzengesichtes. Seine Ohren waren für einen Koboldtypisch sehr groß und Fledermausartig. Bartholomew trug eine dunkelgraue, zerrissene Dreiviertel-Jeans mit ein paar dekorativen Ketten dran. Außer der Hose trug er nur noch ein schwarzes T-Shirt mit Homer Simpson drauf.

Auf dem Shirt war ein ungepflegter Homer in Unterhose mit Bärenschlappen und einer heißen Kaffetasse in der Hand zu sehen, während er sich den Hintern kratzte. Neben ihm stand der Schriftzug „the Last Perfect Man…“. Neben diesem Bild mit benannter Aussage befand sich rechts unten neben Homers extrem lächerlichen Schuhen eine kleine Signatur von Matt Groening selbst darauf.

»Da wäre ich mir nicht so sicher, kleiner Gremlin. Ich steck dich einfach in den Mixer, genau wie im Film.« Auf Morgaines Zügen spielte sich ein diabolisches Lächeln ab. Im Zwielicht des Raumes verzerrten die Schatten ihr Gesicht zu einer furchteinflößenden Fratze.

Dem kleinen Kobold sah man förmlich an, wie ihm das Herz in die Hose rutschte. Panisch fuchtelte er mit seinen dürren Ärmchen und ebenso dürren Beinchen wild um sich.

Morgaine ließ ihn fallen, als der Dämon einen Zufallstreffer landete und auf allen vieren auf dem Zimmerboden aufkam. Gerade als er davonkrachselte warf die Hexe ihm wütend ihr dickes Kissen mit azurblauen Bezug hinterher. Doch der Dämon sprang schnell an die Wand und lief von da kichernd weiter auf allen vieren.

Wie Morgaine es doch hasste, wenn er das tat. So schlitzte er immer die Tapete auf und sie – das hieß eigentlich die niedere, unterbezahlte Putzkraft – konnte es nachher beseitigen. Das war mal wieder typisch. Immer blieb alles an ihr – der Hexe – hängen. Wie sie diesen kleinen Dämon hasste. Wenn es nach ihr gehen würde, hätte sie ihn längst auf Nimmerwiedersehen mit einem fetten Arschtritt in die Dämonenwelt befördert.

Aber leider war Bartholomew dort nicht verankert. Er war Morgaines Dämon des Herzens, was immer das bedeuten mochte. Jede Hexe wurde mit einem Dämon im Herzen geboren. Dieser Dämon verkörperte ihre Macht und zeichnete sie als Hexe aus. Aber wenn Morgaine so an Bartholomew dachte, konnte sie keine besonders mächtige Hexe sein. Er war der größte Schwächling den sie je kennengelernt hat. Sie hätte lieber einen Dämon mit dicken Muckis, der ihre vielen Einkäufe schleppte, wozu auch sonst? Aber nein, ihr Herz hatte ihr einen widerwärtigen kleinen Kobold gegeben, der sich in ihrer Gegenwart permanent die Eier kraulte und beim Essen furzte.

Seufzend ging Morgaine ins Bad. Wenn sie schon wach war, konnte sie sich schon mal fertig machen für einen neuen Tag im Paradies.

Wie jeden Morgen stellte sich die Hexe nackt auf die Waage. Ihre Kleidung trug natürlich zum Gewicht mit bei, wenn auch vergleichsweise wenig. Drum bevorzugte sie es sich nackt zu wiegen.

»Was?!«, fragte sie genervt. »Ich bin schon wieder fünfzehn Kilo drüber?!« Sie sah auf ihren Bauch und nahm eine Speckfalte in die Hand. Ihr Arsch begann auch schon schwabbelig zu werden.

Es war nicht zu leugnen. Sie war Fett! Fünfzehn Kilogramm über ihrem Idealgewicht, das ging ja mal gar nicht.

Aber Morgaine war eine Hexe mit passenden Zaubersprüchen. Sie schloss die Augen und murmelte eine alte Litanei vor sich hin. Je weiter sie den Spruch herunterleierte, desto mehr verschwanden die unerwünschten Polster auch wieder. Als sie geendet hatte, betrachtete sie ihr Werk mit einem zufriedenen Grinsen. Und all die anderen Trottel mussten zu so etwas wie Weight Watchers. Sie hingegen musste nur ein paar bedeutend klingende Zauberworte sabbeln und schon war die Welt wieder schön. Das Fett war weg und ihr Hintern war wieder knackig.

Die sechszehnjährige Hexe ging zum Spiegeln und schaute in das Gesicht einer zwanzigjährigen Schönheit. Dank eines kleinen Zauberspruchs hatte sie sich etwas älter gemacht.

Mit einem einfachen Spruch ließ sie auch die dunklen Tränensäcke einer unausgeschlafenen Hexe einfach verschwinden.

Ihre dunkelbraunen, fast schwarzen Haare hingen zerzaust von ihr ab. Instinktiv wollte sie nach dem silbernen Kamm greifen, doch dann zog sie ihre Hand mit einer abtuenden Bewegung zurück.

Mit einem kurzen Klatschen rief sie schwarze Hände aus Schatten, die ihr die Haare kämmten, während Morgaine mit ihrem Handy spielte.

Noch drei Tage und sie würde sich ein neues besorgen müssen. Wer wollte schon ein Handy haben, das drei Monate alt war? Nur wer mit den neuesten Trends ging, war In. Alle anderen waren Out.

Die Bilder von der gestrigen Party waren auf Facebook. Man war sie besoffen gewesen. Die Fotos waren mehr als peinlich, aber wenigstens sah sie gut aus. Die Schminke war nicht verwischt und die Frisur hätte dank ihres Zaubers sogar einem Hurrikan standgehalten. Ein paar Machos hatten ihr ein paar Drinks spendiert, nachdem sie die ganze Nacht durchgetanzt hatte. Als einer der spendablen Herren ihr aber an die Wäsche gehen wollte, hatte sie ihm einen schmerzhaften Hodenschrumpfzauber auf den Hals gehetzt. Nicht das da viel zu schrumpfen gewesen wäre.

So war Morgaines Leben. Immer die neusten Trends und immer da wo was los war. Welche andere sechszehnjährige Hexe kann schon von sich behaupten so ein tolles Leben zu führen?

Beim endlosen Scrollen entdeckte Morgaine einen Kommentar, der ihre Aufmerksamkeit erregte.

Ein Mädchen hatte: »Iihh wie siet die den aus? Die Frisur is doch total scheize. Und Lol die hat Segelohren.« geschrieben.

Morgaine gab ein kleines »Hmpf« von sich.

Sie ging auf die Profilseite von der Schlampe. Ein Bild. Ein einfaches Bild, mehr brauchte sie nicht. Und siehe da, da war ein wunderschönes Foto. Wahrscheinlich klebte diese Bitch die Schmiere auf jede ihrer Bewerbungen. Dämlich grinsend in die Kamera guckend mit einem trist grauen Hintergrund. Zum Kotzen!

Ein Lächeln machte sich auf Morgaines Gesicht breit. Mal sehen, wie ihr eine Glatze stehen würde. Aber damit wäre es nicht getan. Große mausähnliche Segelohren, dass würde es bringen!

Sie begann sofort mit einem weißen Pulver aus dem Badezimmerschrank ein kleines Pentagramm auf die Abstelllage über dem Waschbecken zu formen. Im Zentrum legte sie das Handy mit einer Vergrößerung des Profilbildes. Mit ein paar Gesten und Worten in Kombination mit dem weißen Pulver vollführte sie den Fluch. Innerhalb eines Tages würde er seine Wirkung tun. Mit dem nächsten Sonnenaufgang, würde die kleine Fotze ihre eigenen Probleme mit den Haaren und Ohren haben.

Nachdem das Ritual vollbracht war, lehnte sich Morgaine lachend zurück. Die Hände kämmten und stylten ihr immer noch die Haare, bis sie schließlich eine kurze Strobelfrisur mit etwas Gel hatte.

Dazu zog sie sich lange schwarze Stiefel aus italienischem Leder in Kombination mit einem kurzärmeligen dunkelblauen Oberteil von Gucci an. Dazu trug sie um den Hals eine Kette mit einem Ankh-Symbol, welches sie mal aus Lust und Laune in einem No-Name-Shop gekauft hatte. Zu guter Letzt zog sie sich einen kurzen roten Rock von Burberry an.

Als sie sich so im Spiegel betrachtete und posierte, hatte sie das Gefühl etwas vergessen zu haben. Mit einem Schnipsen fiel es ihr es ein. Sie hatte die zwei Piercings in den Nacken vergessen. Etwas was sich sehr schnell nachholen ließ. Gesagt, getan. Der silberglänzende Schmuck ergänzte ihre Tribal-Tätowierung an selber Stelle. Dank des Körperschmucks sah es aus, als wenn die Tätowierung ein Gesicht wäre, dessen Augen die Piercings waren. Es war soo cool!

 

Mit einer Müslischale schlürfte die Hexe von der teuren Einbauküche ins Wohnzimmer. Auf dem sandfarbenen Sofa vor dem teuren Flachbildschirmfernseher saß eine schwarze Katze, die gerade eine alberne Disney-Serie glotzte. Morgaine packte die Katze im Nacken und warf sie brutal mit einer Eiseskälte krachend gegen die nächste Wand. »Verpiss dich, Perry! Niemand will deine dämliche Kindershow glotzen.«

Die Katze verwandelte sich in Bartholomew. »Das sind Phineas und Ferb, man! Die sind verdammt geil und tausendmal cooler als das was du guckst. Grays Anatomie ist doch zum Kotzen! Da geht es um Ärzte die alles bumsen was in ihre Praxis rein marschiert«, seine Aussage unterstrich er mit indem er sich eine unbezahlbare Mingvase nahm und damit begann sie begatten zu wollen. Danach warf er sie achtlos in die Ecke, wo sie scheppernd zerbrach. Morgaine hatte die Vase sowieso nie gemocht und auch nie verstanden, warum sie so kostbar waren. Weshalb sie dem Dämon noch einmal verzieh. Aber als er mit seiner Triade fortfuhr, stellte sie stur auf Durchzug. Hier rein da raus, das brachte ihn für gewöhnlich immer zur Vernunft.

»Aber das Beste sind immer die Typen, die mit einem Schnupfen da reinkommen und dann stellt sich heraus, dass es eine seltene, tödliche Krankheit aus den Tropen ist! Obwohl der Typ dort niemals gewesen ist! Und am Ende der Folge verlässt er die Klinik im Leichensack! Okay, du hast ja recht. Es ist immer witzig mit anzusehen wie der Kerl die Klinik im Leichensack verlässt und alle wegen ihm flennen, obwohl sie ihn erst seit fünfzehn Minuten kennen! Just like real life, am Arsch!«

»Kannst du endlich mal die Fresse halten, Perry! Ich will das gucken! Also echt mal.«

Bartholomew ging zum Tisch und zog die Fernsehzeitschrift zu sich, um sie genauer zu studieren.

»Bloß Schrott, eye!«, krächzte Perry nach einigen Sekunden. Schließlich warf er die Zeitschrift hinter sich und ging zurück in die Küche.

Morgaine hörte nur wie einige Dinge mit einem teuren Klirren zu Bruch gingen. Teuer, denn hier gab es nichts Billiges.

Schließlich kam Bartholomew in Katzengestalt zurück und setzte sich gähnend neben Morgaine.

Nach einem Moment brach der als Katze getarnte Dämon das Schweigen. »Wusstest du eigentlich, dass wir eine Diamantschüssel haben?«

»Nö. Is sie Schrott?«, fragte die Hexe ohne ihren Diener anzusehen.

»Sie hat einen kleinen Sprung. Ist aber ansonsten vollkommen okay.«

»Ich bestell zehn neue nach. Man kann nie genug teuren Trödel haben, um seine Freunde zu beeindrucken.«

Darauf murmelte Bartholomew etwas, das wie »Welche Freunde?« klang.

Nach einigen Minuten schielte Morgaine zu ihrem Schoßtierchen. Schon immer hatte sie sich gefragt …

»Wieso eigentlich eine Katze? Könntest du dich nicht in ein Hündchen oder sowas verwandeln. Alles ist besser als so ein schmutziges Drecksviech.«

»Die Katzenform hat eine lange Tradition bei uns Dämonen!«, begehrte Bartholomew auf. »Oder was glaubst du, wieso so viele Hexen in den Hollywoodfilmen Katzen dabei haben? Weil wir Dämonen uns stets als solche pelzigen Tierchen getarnt haben. Ein Hündchen! Ist denn das zu fassen?! Ein Hündchen! Sag mal, willst du mich verarschen?!«

»Jetzt komm mal runter, Kleiner.« Mit einem Griff zog sie der Katze das Gesicht ab. Die Maske von Bartholomew löste sich leicht von seinem Gesicht und verwandelte ihn zurück in den hässlichen Dämon. Hüpfend versuchte er sich die Maske zurückzuholen. Morgaine hielt die Maske hoch, so dass der kleine Kobold nicht rankam, egal wie sehr er sich auch anstrengte.

Er sprang und versuchte trotzdem mit seinen Ärmchen die Maske zu fassen zu kriegen während er von Morgaine mit spöttischem »Na los streng dich an, du kleine Mistgeburt.« überzogen wurde.

Schließlich gab er es auf. Wie ein beleidigtes Kind setzte er sich mit verschränkten Armen auf dem Sofa hin und guckte stur geradeaus.

Morgaine sah der Maske dabei zu wie sie sich drehte. Um noch eins drauf zu setzen, wollte die Hexe sich selbst maskieren um Perry zu ärgern. Sie setzte das übelriechende Ding auf und bewegte sich ganz nah an den Dämon ran. »Uh sieht mich an, ich bin eine Katze die lieber ein Schnabeltier sein möchte.«

Perry verzog den Kopf ruckartig zur Seite, weg von Morgaine. »Wenn du mehr trainieren würdest, könnte ich auch mehr Formen annehmen.« Er legte eine kleine Pause ein, bevor er mit einem schiefen Lächeln sagte: »Ich an deiner Stelle würde die Maske nicht aufsetzen.«

Morgaine wollte gerade fragen, wieso, aber es kam nur Miaue aus ihrer Kehle. Als sie an sich herabsah, musste sie erschreckt feststellen, dass sie sich selbst in eine Katze verwandelt hatte. Fauchend sah sie Bartholomew an, der immer noch süffisant Lächelnd und mit verschränkten Armen in die andere Richtung blickte.

Morgaine stellte sich das Fell auf. Sie würde einen Fluch auf den kleinen Kobold loslassen. Einen fiesen Ausschlag an einer unangenehmen Stelle. Oder sie würde ihn zwingen Vom Winde verweht zu sehen.

Sie sammelte gerade ihre magische Energie, doch statt einen Fluch loszulassen, wuchs sie. Das kleine flauschige Kätzchen wuchs zu einem großen schwarzen Panther heran.

Es fühlte sich seltsam an. Hatte sie sich noch als Katze vollkommen normal gefühlt, war sie jetzt in einer Art Trance. Wie im Traum, als wenn ihr Erlebnis nur ein dünner Schleier wäre, der alles verschwimmen lässt. Sie hatte das starke Verlangen zu rennen, auf Bäume zu klettern und sich an harmlose Tierchen heranzupirschen um sie zu fressen. Und dann fiel ihr Blick auf Bartholomew.

Auf einmal sah der Dämon sich doch gezwungen zu seiner Meisterin umzudrehen, nur um in ihr großes mit spitzen Zähnen gespicktes Maul zu schauen. Bevor es zuschnappen konnte, sprang der Dämon von der Couch und floh in Richtung Küche. Die Pantherdame folgte ihm, aber die Kissen gaben nicht genug halt für sie. Morgaine spürte wie sie unter ihren Tatzen wegrutschten.

Als sie den kleinen Dämon davonlaufen sah, übernahm ihr neuer Jagdinstinkt die Führung. Sie wollte jagen und fressen und die einzige Beute die es im Raum zu erlegen gab war nun mal Bartholomew. So rannte sie dem kleinen Kobold hinterher, der es in der Zwischenzeit geschafft hatte sich ein Fleischermesser zu schnappen. Ungeschickt stocherte er damit nach der verwandelten Hexe. Schließlich warf er das Messer haarscharf an ihren Pantherohren vorbei.

»Scheiße! Jetzt habe ich keine Waffe mehr! Wie konnte ich auch nur so blöd sein und meine einzige Verteidigungsmöglichkeit wegwerfen?!«

Morgaine roch die Panik der kleinen Kreatur. Ihr Maul öffnete sich und würde gleich den Kopf des Dämons zu packen bekommen. Ab da würde sie nur einmal kräftig zubeißen müssen und der Schädel würde knacken wie eine Nuss in den Fängen eines Nussknackers.

In einem Anfall von Lebensmüdigkeit sprang Bartholomew auf ihren Rücken. Sie buckelte und schlug wie ein Pferd aus, um den ungebetenen Reiter los zu werden. Schließlich fiel Bartholomew nach vorne über und riss im Fall das Panthergesicht von Morgaine, die sich darauf sofort wieder in einen Menschen zurückverwandelte.

Keuchend drehte sie sich auf den Rücken. Ihr Dämon lag genauso erschöpft neben ihr. Mit einem Seufzer schlug Morgaine Bartholomew ihre Faust in seinen verschlagenen Magen. Sie hörte wie der Schlag sämtliche Luft aus den kleinen Lungen des Dämons presste.

»Wenn du so etwas noch einmal machst, bringe ich dich um«, keuchte sie.

Nach einem Augenblick der Ruhe schaute Bartholomew nachdenklich zur Decke. »Wenn du mich frisst, gibt es keinen Dämon mehr der dich nicht auffressen würde.«

»Dann fresse ich sie halt zuerst«, meinte die Hexe nur mit einem Schulterzucken.

Dämonen fraßen Hexen und Hexen fraßen Dämonen. Je mehr und mächtigere Leben verzehrt wurden, desto mächtiger wurde der oder die Betreffende.

Bis auf Bartholomew waren alle Dämonen ihre Sklaven. Der Kobold hingegen war ihr Dämon des Herzens. Er folgte ihr überall hin egal was geschah. Und letztlich würde er mit ihr sterben, es sei denn sie schenkte ihm die Freiheit und dann wäre er ein echter Dämon und kein Sklave mehr. Aber für Morgaine waren Dämonen dazu da, sie zu bedienen. Und die bloße Vorstellung einen von ihnen zu Essen war für sie mehr als Widerlich. Wenn sie sich so Bartholomew ansah, sah er nicht sonderlich appetitlich aus. Diese schwarzglänzenden Schuppen. Igitt!

»Hast du es dir überlegt?«, fragte eine ältere Frauenstimme wie aus dem Nichts.

Morgaine richtete sich vor Schreck kerzengerade auf. Vor ihr stand auf einmal eine ältere Dame (Wynn – Sie ist nicht erfreut). Sie trug einen teuren weißen Blazer mit einem muffigen Fuchspelz um den Hals. Ihre langen schwarzen Haare, wiesen schon die ersten altersbedingten silbergrauen Strähnen auf. Ihr Blick war kalt, verachtend und berechnend. Morgaine unterdrückte ein frösteln als diese Blicke versuchten sie zu töten.

Stöhnend stand die Hexe auf. Sie hatte diese Schlampe so etwas von Satt. »Ganz ehrlich? Nein, ich will nicht zu eurem kleinen Freak-Club gehören, okay?«

»Entweder du fügst dich der Schwesterschaft oder du wirst vernichtet werden. Das ist dir doch bewusst?«

»Ja klar, dass sagen sie doch alle«, meinte Morgaine mit einer abtuenden Bewegung. Ein mulmiges Gefühl machte sich in ihrer Magengegend breit, während Bartholomew panisch an ihrem Hosenbein zerrte, doch sie ignorierte beides.

»Hör mir gut zu, junges Fräulein…«, meinte die Frau erbost. Ihre schwarzen Augen spießten sie förmlich auf.

»Hör mir gut zu, junges Fräulein«, äffte Morgaine sie mit der Hand nach.

Ihr Dämon wurde immer panischer, während die Hexe gerade erst richtig in Fahrt kam.

»Du bist nicht meine Mutter, also hör auf so zu tun, du alte Schabracke.«

Die Frau ließ sich davon nicht beeindrucken. Sie machte einige schnelle Schritte auf die junge Hexe zu. Der Raum verdunkelte sich und ließ unheimliche Schatten auf dem Gesicht der Fremden erscheinen.

»Unterschätz mich nicht, Kleines. Ich habe Jahrhunderte lang gelebt. Ich habe die Schlacht …«

Morgaine konnte ihre Angst nicht weiter ignorieren. Deshalb versuchte sie ihre Furcht hinter Spott zu verbergen. »So riechst du auch. Alt. Ich wette du hast den Kometen überlebt, der die Dinos ausgerottet hat.«

Die ältere Hexe packte sie an der Gurgel. Ihre Stimme hatte auf einmal einen unnatürlichen Widerhall. Er war dunkel und kalt. Unwillkürlich musste Morgaine an schwarzes Eis denken. »Als ich in deinem Alter war, wurden wir noch gejagt. Vom Pöbel wie von der Kirche. Nach langer Zeit haben uns die Menschen vergessen und das soll auch so bleiben. Ich werde die Sicherheit unserer Gemeinschaft nicht wegen eines aufmüpfigen Balgs wie dir aufs Spiel setzen. Lebe nach unseren Regeln oder stirb! Du entscheidest. Jetzt!«

»Okay. Okay«, krächzte Morgaine angestrengt durch den Würgegriff. »Ich gebe auf. Du hast gewonnen.«

Der Griff der Hexe wurde lockerer und ließ Morgaine unsanft fallen. »Gut. Morgen wirst du abgeholt. Punkt acht Uhr morgens und keine Minute später. Solange hast du Zeit deine Koffer zu packen. Komm bloß nicht auf dumme Gedanken, Mädchen. Wenn du dich aus dem Staube machst, werden wir dich jagen und töten.« Damit verschwand die Hexe in einer schwarzen Rauchwolke, die aus dem Nichts aufgetaucht war.

Bartholomew klopfte der hustenden Morgaine auf den Rücken. »Sieht so aus, als wenn wir jetzt wieder mal in der Scheiße sitzen würden.«

Trotzig schaute Morgaine auf die Stelle an der die andere Hexe verschwunden war. »Von wegen. Ich bin nicht von Zuhause weggelaufen, um mir jetzt wieder von jemand sagen zu lassen, wie ich zu leben habe«, krächzte das Mädchen.

Noch am heutigen Tage packte sie all ihre Sachen die sie brauchte und verließ mit ihrem Dämon die Stadt.

 

Fortsetzung folgt…

Willkommen in der Dämonenwelt

Nichts als tiefste Dunkelheit. In der Mitte des endlosscheinenden Raumes fällt ein Lichtkegel von der Decke und erleuchtet eine in kettengelegte Gestalt. Morgaines Lippen waren aufgeplatzt. Der kleine Bartholomew war ihr mit Seilen auf den Rücken gebunden worden.

Die Arme der Hexe waren mit eisernen Ketten stramm gefesselt, deren Ende sich in der Dunkelheit verloren.

Kaum dass die beiden die Koffer gepackt hatten, waren sie niedergeschlagen und anschließend von unsichtbaren Kräften verprügelt worden. Und nun hier gelandet.

Der Hexe brummte immer noch der Schädel von den Schlägen. Ihr war schwindelig und sie war einer Ohnmacht nahe.

Die Stimme von Wynn schlug eine eisige Schneide durch die Stille des Raumes. »Morgaine, hiermit wirst du aufgrund der Gefährdung unserer Welt verbannt. Ich muss sagen, dass mich deine Flucht nicht im geringsten Maße überrascht. Freue dich, dass ich im Gegensatz zu dir unsere Gesetze ehre, nach denen eine Hexe niemals eine andere töten darf. Somit werden wir dich in die Welt der Dämonen verbannen. Dem Ort dem auch wir Hexen entsprangen. Sämtliche Pakte mit anderen Dämonen sind mit deiner Verbannung null und nichtig. Einzig der Dämon deines Herzens bleibt dir erhalten, wobei ich persönlich sagen muss, dass er ebenso nutzlos gegen die Schrecken dieser Welt sein wird, wie ein Bild von Sauerstoff einem Ertrinkenden. Wie dem auch sei. Möge dein Tod schnell und schmerzlos sein, Schwester. Öffnet das Tor!«

Plötzlich lösten sich die Ketten. Morgaines schmerzende Arme hingen schlaff herab. Ein Tor öffnete sich in der Dunkelheit. Es war ein Strudel in einer sich ständig ändernden Realität. Ein Wurmloch. Es sog die schreiende Hexe und ihren ebenso kreischenden Dämon schnell in eine andere Realität ein. Somit begann das eigentliche Abenteuer.

 

Schreiend fiel Morgaine aus allen Wolken, im wahrsten Sinne des Wortes. Ihrem Magen war flau und der Wind zischte an ihren Ohren vorbei, während ihre Augen entsetzt in die Tiefe des Bodens starrten.

Perry tat es ihr gleich und schrie wie am Spieß. Dabei machte er sich vor Angst in die Hose.

Oh, man. Ich gehe jede Wette ein, dass die beiden gleich draufgehen werden.

Beide fluchten panisch wüste Flüche, wobei ich zu Faul bin um sie alle aufzuzählen, während sie immer schneller dem grauen felsigen Abgrund entgegen fielen.

Plötzlich wurde ihr Fall ein paar Meter über der Erde gebremst. Einige Sekunden verharrten sie still in der Luft, bevor sie unsanft aber sicher auf dem Boden der Tatsachen beziehungsweise dieser/unserer/meiner Welt ankamen.

»Aua«, sagte Morgaine und rieb sich die aufgeschürften Knie.

»Ich glaube ich habe mir in die Hose gemacht«, meinte der Dämon.

»Riecht man«, meinte die Hexe mit rümpfender Nase.

»Wo sind wir hier?«

Beide schauten sich um. Der Himmel war Wolkenbehangen und ebenso Grau wie die Felsen zu ihren Füßen. Weit und breit war nichts anderes zu sehen als graue Eintönigkeit. Auch gab es keine Geräusche. Es herrschte eine gespenstische Stille.

»Keine Geräusche?«, fragte Morgaine zweifelnd. »Hörst du das auch?«

»Du auch?«, fragte Bartholomew verdutzt. »Und ich dachte, dass ich verrückt geworden wäre und eine Stimme in meinem Kopf gerade einen Voice-Over macht.«

Wenn ich mich vorstellen dürfte. Ich bin Erzählerix oder auch Erzähl-er-nix genannt. Kein Lacher? Nicht mal ein Kichern? Enttäuschend. Jedenfalls bin ich euer ganz persönlicher Erzähler und werde euch auf euren Reisen durch diese fremde Welt begleiten. Oder zumindest bis zu eurem qualvollen Ende.

»Soll das heißen, ich habe dich jetzt für den Rest meines Lebens an der Backe? Muss das sein?«

»Hat er da gerade etwas von einem qualvollen Ende gesagt?«, fragte der Dämon mit dem Zeigefinger nachdenkend am Mund.

Ja, habe ich. Ihr hättet die letzten Typen sehen müssen, denen ich gefolgt war. Nach drei Wochen hat sie ein fieser Dämon in Luft ertränkt.

»In Luft ertränkt?«, fragte Bartholomew schwer schluckend.

»Irgendetwas sagt mir, dass ich das gar nicht so genau wissen will.«

Das war echt toll! Ich habe so etwas noch nie gesehen, müsst ihr wissen. Obwohl die Typen vor diesen Typen waren auch nicht schlecht. Die wurden von einem Rudel tollwütiger Buchsbäume zu Tode getrampelt.

»Und was war mit den Typen davor?«, fragte Perry, dessen Neugierde nun sichtlich geweckt war.

»Halt´ die Klappe, kleiner Gremlin!«

Was ich damit aber eigentlich sagen will ist: Willkommen in der Dämonenwelt und es ist meine Aufgabe euch zu erzählen, dass ihr auf eine von tausend verschieden Arten qualvoll und zur Unterhaltung unserer Leser sterben werdet.

»Unserer, was?«

Erzähl ich euch, nachdem dieses Kapitel vorbei ist. Die Pausen dazwischen eignen sich besser zum Small-Talk. Da liest nicht gleich jeder mit, wodurch wir Spoiler vermeiden können.

Jetzt solltet ihr euch aber erst einmal der Gestalt dort drüben zuwenden, die uns schon seit einiger Zeit beobachtet.

Aus dem Schatten eines Felsens trat eine alte Frau hervor. Sie schien indianischer Herkunft zu sein. Die wettergegerbten Züge hatten tiefe Furchen in ihre Haut gegraben. In ihren dunklen Augen funkelte Arglist. Die ebenfalls graue Kleidung hatte dieselbe Farbe wie die Umgebung und machte sie so gut wie unsichtbar.

»Hehehe. Was seid ihr denn für welche?«, fragte sie.

»Wir …«, setzte Morgaine an.

»Abenteurer scheint ihr nicht zu sein. Dafür seht ihr nicht taff genug auch. Und für Glücksritter seid ihr nicht abgehalftert genug. Sagt, aus welcher Epoche kommt ihr?«

»Epoche?«, fragte Morgaine.

»Sind wir hier etwa nicht mehr im einundzwanzigsten Jahrhundert?«, fragte Bartholomew.

»Einundzwanzigstes Jahrhundert also. Verstehe. Als ich noch ein kleines Mädchen war, lebte ich ungefähr im siebzehnten Jahrhundert. So genau weiß ich das nicht, weil wir Mayas uns nicht so gut mit euren komischen Kalendern auskennen.«

»Maya, he? Warum geht bei euch zweitausendzwölf die Welt unter? War ja voll die Falschprognose.«

Die Alte lachte hämisch. »Das werde ich oft gefragt. Um der Wahrheit die Ehre zu geben, waren wir einfach zu faul, um weiter zu rechnen. Schließlich ist unsere Kultur in eurer Zeit schon längst zerstört. Und mal ehrlich …«

»Können wir uns jetzt wieder den wichtigen Themen zuwenden, ja?«, mischte sich die Hexe ein. »Wie kommt es, dass du nicht tot bist, eye? Ich meine, du siehst aus wie eine alte Schabracke, aber wie mehrere Jahrtausend siehste nicht aus.«

Die Alte lachte wissend. »Mathe ist wohl nicht gerade dein Spezialgebiet, he? Willst du es ihnen erklären, Erzähler? Schließlich gehört das mit zu deinen beruflichen Pflichten.«

Da der Leser meine Emotionen nicht durch einen Nachsatz mitbekommt werde ich es einfach schreiben. Ich sage diese Zeilen hier vollkommen unmotiviert und gestelzt: Oh, ja. Wie ich es doch liebe, alle paar Wochen denselben Quark zu erzählen, damit diese glücklosen Typen nicht ganz so dumm sterben.

»Geht das auch vernünftig, man?!«

Sehr gern. Immer wieder öffnen sich Wurmlöcher im Universum. Diese haben eine unglaubliche Anziehungskraft, mit der sie alles Mögliche einsaugen, das dann hier landet. Ihr seid zum Beispiel durch eines dieser Wurmlöcher hierhergekommen.

Wurmlöcher öffnen sich zu verschiedenen Zeiten und in verschiedenen Perioden. Meist verschwinden diese aber nach kurzer Zeit wieder. Nur die wenigstens bleiben lange genug stabil, um wirklich Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Natürlich gibt es bestimmte Hexen die solche Löcher herbeizaubern und stabilisieren können, um die von ihnen verstoßenen Schwestern hierher zum Krepieren zu schicken. So wie euch zwei.

Das Endergebnis ist ein buntes und wildes Mischmasch aus den verschiedensten Kulturen, Epochen, Völkern, Planeten und Paralleluniversen. Das Motto hier lautet: hier in der Dämonenwelt gibt es nichts, was es nicht gibt.

Den Leser kostet dieses Vergnügen nichts, euch jedoch einen schlimmen Tod. Kleiner Scherz am Rande.

»Warum mussten wir von allen Erzähldeppen ausgerechnet den unlustigen Scherzbold bekommen?!«

»Also ich mag ihn.«

»Deine Meinung interessiert niemanden, Perry.«

»Sehr gut, Erzähler.«

Danke. Wenigstens die alte Frau weiß meine Erzählkünste zu schätzen.

»Ihr beide wollt nicht zufällig ein Sommerhaus am lilanen Meer kaufen, oder?«, fragte die Alte.

»Nein«, antwortete die kleine Hexe. »Hey! Nenn mich nicht klein, Erzählerix!«

Na gut, dann werde ich dich auch nicht warnen, was gleich passieren wird.

»Wieso? Was passiert denn …?«

»Mehr muss ich nicht wissen«, meinte die Alte nur und wandte sich zum Gehen.

Morgaine wollte gerade ihre Verwunderung zum Ausdruck bringen, als die beiden Pechvögel plötzlich von einem Dutzend schwarzvermummten Frauen umringt waren. Genauer gesagt, von einem Dutzend Hexen, vor denen ich euch warnen wollte, aber ihr wolltet ja nicht hören.

»Toll gemacht, Fettarsch.«

»Nenn mich nicht so!«

Eine der Frauen erhob die Stimme. »Müssen wir dieses Geschwafel etwa den ganzen Marsch zur Schule ertragen?«

Jein. Ihr müsst sie natürlich zur Schule bringen, aber im Skript steht NICHTS davon, dass sie NICHT geknebelt werden dürfen.

Die vermummte Hexe wandte sich an Morgaine. »Siehst du, deswegen ist es immer gut den Erzähler auf seiner Seite zu haben.«

So wurde die von Minderwertigkeitskomplexen geplagte Morgaine mit ihrem Dämon Perry zur Hexenschule eskortiert.

Oh! Ich lese grade, dass der Grund weshalb sie verbannt wurden darin bestand, dass sie nicht zur Hexenschule in der Menschenwelt gehen wollten. Welch Ironie, dass sie stattdessen die Hexenschule in der Dämonenwelt besuchen werden.

Naja. Hier ist es wenigstens spaßiger. Dort sind immer alle so ernst. Mit Ritualen und haste nicht gesehen.

 

So öffneten sich die gusseisernen, bronzenen reich mit Dämonen- und Hexenverzierten Torflügel der Schule zum ersten Mal – dies soll keine Anspielung auf Harry Potter sein. Damit begann die dreijährige Ausbildung von Morgaine.

Im Hof waren unzählige Hexen und Dämonen. Sie versuchten neue Zauber, sprachen über Missionen und tauschten ihr wissen aus.

Jede Hexe besaß ein individuelles Aussehen, welches ihren Charakter und ihren magischen Fähigkeiten entsprach. Die Dämonen hingen ihnen damit in nichts nach. Es gab die unterschiedlichsten Erscheinungsbilder. Eine Gestalt war verrückter als die andere, als wenn sie sich gegenseitig übertreffen wollten. Alles in allem war der Haufen von Schülern auf dem Hof so bunt gemischt, dass ich sie hier in diesem kleinen Absatz nicht alle aufzählen kann gehen kann.

Und über allen ragte eine kalkweiße Säule in den Himmel an der sich das Sonnenlicht brach. Reglos stand sie da, wie ein geduldiger Lehrer oder stummer Beschützer. Es war eine der Weltensäulen, die über die gesamte Dämonenwelt verteilt waren. Auf ihrer Oberfläche waren mächtige Zauber und uralte Geschichten festgehalten. So alt, dass nur die wenigsten sie zu lesen vermochten. Diejenigen die es taten, konnten ihr uraltes Wissen und ihre Macht für sich beanspruchen.

Moment … Morgaine murmelt mir durch das Klebeband irgendetwas zu. Das klingt wie … Ja.

Zum Glück beherrscht man als Erzähler sämtliche Sprachen inklusive der Mümmelsprache.

Sie sagte: »Dreijährige Ausbildung?!«

Ja, in der Hexenschule werdet ihr erst ausgebildet, bevor ihr auf die Dämonenwelt losgelassen werdet. Ihr werdet lernen eure magischen Begabungen einzusetzen, zu kämpfen und dabei schickt man euch auf selbstmörderische Missionen.

Ja, du hast richtig gehört – selbstmörderische Missionen.

Ohne weitere Worte springen wir jetzt vor zu eurem Einzug in eure kleine WG. Das mit dem Entknebeln, beleidigen der anderen Hexen und anschließenden Prügel überspringen wir einfach mal.

Schließlich stand Morgaine im Türrahmen vor einem kleinen Zimmer mit zwei übereinandergestapelte Doppelbetten.

Auf einem der unteren Betten lümmelte eine … wie heißt der im Moment aktuell politisch-korrekte Begriff noch gleich? Ach ja. Eine maximalpigmentierte Gruftigöre mit Rasterlocken und einer kränklich aussehenden Tarantel auf der Schulter, der ein starker Verwesungsgeruch anhaftete.

Dieses Mädchen las gerade mit gelangweiltem Blick ein Buch namens … Oh nein! Mein schlimmster Albtraum! UndeadWorld! Oh wie ich es hasse! Vor allem diesen kleinen, miesen, egoistischen- ´Tschuldigung.

Sie war vertieft in den schlechtesten Roman aller Zeiten. Hier im Internet zu lesen!

»So grottig, finde ich den gar nicht«, antwortete der Grufti (Chloe=Schwarz ist das neue Bunt!)

»Anzichtzzache, Maestra«, meinte die Tarantel – Chloes Dämon mit Sprachfehler (El Muerte=Der Tod kann ihn nicht aufhalten! Genau wie Kenny.)

»Und du bist die Neue?«, fragte Chloe und schaute skeptisch über den Rand ihres Buches hinweg in ihre Richtung.

»J-ja«, meinte Morgaine noch etwas benommen von den Prügeln. Sie fühlte sich unwohl in ihrer Haut, denn all das war zu viel für sie.

Noch gestern hatte sie in einem reichen Apartment gelebt, ist shoppen gegangen und hatte Dinge getan, von denen andere nur träumen konnten. Seit gestern war sie zweimal verprügelt, einmal bedroht, als Panther unterwegs gewesen, von einem Hexengericht verurteilt worden, hatte mehrere Streitereien mit ihrem Dämon und noch etwas Kleinkram. Das alles war innerhalb der letzten vierundzwanzig Stunden passiert. Jetzt war sie mitten in einer verrückten Welt und hatte nichts außer der Kleidung am Leib und ihrem schmutzigen, kleinen Gremlin-Dämon. Es war immer noch nicht zu fassen, wie schnell sich ihr Leben innerhalb eines Tages verändert hatte. Der Erzähler gab ihr das Gefühl bei Big Brother zu sein. Ein kleiner Teil von ihr suchte immer die versteckte Kamera.

Chloe ergriff wieder das Wort. »Hoffen wir mal, dass keiner von euch so eine Frohnatur ist wie Moira. Sie geht mir schon seit ein paar Wochen tierisch auf den Senkel.«

»Wer ist Moira?«, fragte Morgaine.

»Das bin ich.«

Vor Schreck wich Morgaine vor der Hexe zurück, die gerade hinter ihr wie aus dem Nichts aufgetaucht war.

Und das war die letzte im Bunde. Moira (=das menschliche Antidepressiva).

Moira war ein kleines, ständig fröhlich grinsendes Honigkuchenpferd. Sie trug ein weißes Handtuch um ihren Hals, mit dem sie sich den Schweiß von der Stirn tupfte. Ihre Haarfarbe war ihr Hauptmerkmal. Es war von rechts nach links in folgenden Strähnchenfarben sortiert: Lila, Himmelblau, Grün, Blond, Orange und Rot. Dadurch sah es aus, als wären ihr mehrere Eimer Farbe über den Kopf gegossen worden. Sie hatte ihre langen, glatten Haare zu zwei seitlich abstehenden Zöpfen zusammengebunden. Dazu trug sie noch ein Himmelblaues T-Shirt mit einem Regenbogen der zwei weiße Wolken miteinander verband. Kombiniert wurde das Ganze dann mit einer dunkelgrünen Latzhose mit Sonnenblumen darauf.

Morgaine hätte aufgrund dieses modischen Verbrechens am liebsten laut Aufgeschrien, so sehr tat ihr der bloße Anblick weh.

Ich hingegen denke: Jedem das seine. Hauptsache ich muss sowas nicht tragen.

»Ich komme gerade vom Training«, sagte Moira und hielt demonstrativ ihre roten Boxhandschuhe hoch, die sie in der linken Hand trug.

Sie schummelte sich an der immer noch schockierten Morgaine vorbei und legte ihre Ausrüstung auf den Tisch.

Fröhlich grinsend drehte sich Moira um und meinte fröhlich: »Erst einmal herzlich willkommen in unserer kleinen Wohngemeinschaft. Ich hoffe dir gefällt es hier.«

Der Blick des Regenbogenschopfes fiel auf Perry. Mit einem Mal riss sie die Augen ganz weit auf und war mit ein paar Schritten sofort über ihm. Sie kniete sich sichtlich fasziniert vor ihm hin und schaute ihm tief in die Augen.

Bartholomew bewegte den Kopf schräg nach hinten und warf der fröhlichen Hexe einen skeptischen Blick zu, da er scheinbar nicht wusste, wie er die Situation einschätzen sollte.

»Ist das dein Dämon?«, fragte Moira mit einem Blick nach oben zu der immer noch stocksteifen Morgaine und deute mit dem Zeigefinger auf Bartholomew.

»Ja«, kam es sichtlich mühsam aus ihr heraus. Es war alles einfach zu viel für sie.

»Oh! Ist der knuffig, so einen will ich auch haben!«

Das Wort `Knuffig´ in Kombination mit ihrem prolligen Gremlin-Dämon ließ Morgaine ihre Zunge wiederfinden. »Kannst ihn gerne haben.«

»Ich bin nicht knuffig! Höchstens niedlich. Aber niemals – nicht – unter gar keinen Umständen knuffig!«, schrie er.

Moira kam seufzend aus der Hocke. »Ich wünschte, ich hätte auch so einen.«

»Dios Mio, jetzt geht daz wieder loz,« meinte Muerte, was Chloe mit einem Verdrehen der Augen unterstrich.

Morgaine runzelte verwundert die Stirn. »Hast du etwa keinen? Ich dachte, jede Hexe hätte so einen … Perry.«

Moira seufzte erneut. »Nein, nein. Ich habe schon einen Dämon, bloß … ich kann ihn nicht heraufbeschwören. Ich habe da so eine … Blockade. Eine Art Krankheit. Nichts Ansteckendes. Sie heißt Ärtehitus. Zu Deutsch: Blockade des Herzens. Solange ich lebe, werde ich nie meinen Dämon beschwören können und somit …«

»Niemals eine wahre Hexe sein,«, führte Chloe sichtlich gelangweilt fort, »denn solange eine Hexe ihren Dämon nicht beschworen hat, besitzt sie genauso viel Magie wie jeder Sterbliche. Blah, blah. Buh-hu, welch tragisches Schicksal unsere kleine Moira doch ertragen muss.« Sie klappte den Roman laut zu.

Der Regenbogenschopf strich sich eine Träne aus dem Augenwinkel. »Ja, ja.« Moira wandte drehte sich wieder mit einem warmen Lächeln um. Ihre Traurigkeit schien in einem Augenblick wie weggefegt. »Wie weit bist du mit lernen?«, fragte Moira.

»Mit der Theorie bin ich fertig. Im körperlichen Bereich bin ich nicht so gut, aber wenn man sich auf Flüche spezialisiert, muss man nicht unbedingt schnell laufen können.«

»Könnte doch ganz nützlich sein«, gab die Regenbogenfrisur zu bedenken.

»Wohw-wohw-wohw! Wohw! Wartet! Welcher Test?«

»Der Eignungstest morgen.«

»Eignungstest?!« Morgaine brach der Schweiß aus. In der Schule war sie schon immer eine Niete gewesen.

Am nächsten Tag startete der Test. Wir machen heute hier Schluss. Und hoffentlich seid, ihr lieben Leute das nächste Mal wieder mit dabei. Bis demnächst.

 

Fortsetzung folgt…

Die Hexenprüfung – kann es noch schlimmer kommen?

»Herzlich willkommen bei der Hexenprüfung. Hier werden eure magischen Fähigkeiten getestet, um festzustellen wo eure Stärken und Schwächen liegen. Es gibt kein Richtig oder Falsch. Ach und bevor ich es vergesse, es gibt in diesem Test auch noch ein paar Wissensfragen … das heißt, es sind hauptsächlich Wissensfragen. Und die kann man durchaus falsch beantworten. Also, los geht’s mit dem ersten Teil der Prüfung. Viel Spaß allerseits.«

Morgaine hasste diese Schule jetzt schon. Sie saß zusammen mit anderen Hexen im Klassenzimmer auf einem Stuhl mit einem Tisch. Die Plätze waren weitgenug auseinander, damit die Nachbarn nicht abgucken konnten. Die Hexe sah sich ihre Mitschüler an. Jedes Mädchen hier schien auf seine eigene Weise ein totaler Freak zu sein, inklusive ihrer Zimmergenossinnen. Wieso gab es hier keine gewöhnlichen Menschen? War sie die einzige normale Person an der Schule? Warum, sie?! Ausgerechnet sie?!

Uff. Okay. Wir lassen jetzt einmal dieses negative Getue. Ich glaube, der Leser hat es ganz gut verstanden.

Allein dieses fröhliche Getue der Testleiterin mit ihrem breiten herzerwärmenden Lächeln und des freundlichen Wesens ihrer ozeanblauen Augen machten die Hexe schon ganz krank. Die Testleiterin hätte vom Naturell her ebenso gut mit Miora verwandt sein können. Aber ihre Haare waren ganz anders. Sie wallten an ihr herab wie silberner Mondschein. Das Kleid war dunkelrot mit Rüschen die alles oberhalb der Knie verdeckten.

Morgaine drehte sichtlich entnervt ihren Fragebogen um und las sich gequält die erste Frage durch.

Bartholomew war unterdessen zu einer speziellen Dämonenprüfung beordert worden, wo er seine Stärke unter Beweis stellen sollte. Als wenn die Hexe nicht wüsste, dass Perry die Macht eines nassen Waschlappens inne hatte.

„Frage #1: Sie beschwören ihren Herzensdämon. Dabei verzichten sie auf einen bestimmten Anteil ihrer magischen Kraft. Wie viel ist es prozentual?“

Weiß ich doch nicht!, keifte Morgaine den Fragebogen in Gedanken an.

Sie schüttelte den Kopf und versuchte sich wieder auf die Prüfung zu konzentrieren. Schließlich wollte sie nicht als Idiotin dastehen.

„Frage #2: Ein Dämon bespuckt Sie mit höllischer Säure. Welcher Schildzauber kann sie schützen?“

Die Fragen werden ja immer mehr hardcore! Morgaine war den Tränen nahe. Jede Frage gestaltete sich zunehmend als schwieriger. Die steile Lernkurve konnte man nur als mörderisch bezeichnen. Nicht einmal der Erzähler vermochte für alle Fragen die richtige Antwort parat zu haben. Der Hexe rauchte immer mehr der Kopf.

Am Ende konnte sie nicht mal mehr die Fragen richtig verstehen. Sie lasen sich für sie ungefähr so: „Frage #63: Blah, blah, blah. Fasel, blubber, fasel. Dumm, oder so?!“

Bebend vor Wut sprang Morgaine auf »Ich bin nicht dumm, du scheiß Test!«, schrie sie lauthals. Nach diesem kurzen Moment des Ausbruchs klärte sich ihr Blick.

Alle Freaks im Raum starrten sie verwundert an. Ihre sichtlich nervösen Tischnachbarn verschoben sogar auffällig unauffällig ihre Tische von der vor wutbebenden Hexe weg. Mit einem nervösen Lächeln setzte sich Morgaine still wieder hin. Nach einem weiteren Moment, waren alle wieder in den Test vertieft.

Mit einem nervös-zuckendem Auge versuchte Morgaine weiter diese unüberwindbare Hürde zu meistern.

Eines musste ich ihr lassen: sie gab nicht auf.

Auf einmal knallte ihr Kopf auf dem Tisch und sie holte ein weißes Fähnchen heraus, mit dem sie kapitulierte.

Da scheine ich mich in diesem Punkt wohl geirrt zu haben.

 

Lasst uns doch mal sehen, wie Perry sich in seiner Prüfung macht.

Er saß versucht lässig auf einer Bank die in den unterirdischen Fels gehauen war und versuchte sich die Angst nicht anmerken zu lassen.

Von oben kam ein Lichtkegel der den aus stählernen Ketten bestehenden Käfig beleuchtete. Hier fanden die Dämonenkämpfe statt, wo sich die Schüler mit all ihren Kräften bekämpfen konnten. Um die Zerstörung für die Schule minimal zu halten, hat man den Ring unter der Erde angelegt. Zusätzlich waren noch Zuschauerränge für Besucher in den Fels geschlagen worden, auf denen verstreut die anderen Neuankömmlinge saßen.

Neben Perry saß ein verwesender Zombie mit verschränkten Armen in der Kleidung eines mexikanischer Gitarrenspieler. Es war niemand anderes als El Muerte, der ebenfalls zu den Prüfungen eingeladen worden war.

»Was machen wir hier eigentlich?«, fragte Perry.

»Keine Ahnung, Gringo. Ohne meine Maeztra bin ich ein Nichtz. Zie benutzt mich zum Verfluchen. Ich bin kein Kämpfer, maldito!«

»Denkst du etwa, dass ich einer bin, Amigo!«

»Hey! Nenn mich nicht noch einmal Amigo, Gringo!«

»Ist ja gut! Chillʼ mal.«

Perry sah sich um und versuchte herauszufinden, gegen welchen der hier anwesenden Dämonen er wohl kämpfen würde. Er hoffte sehr, dass es ein kleiner war.

Morgaine hatte nie viel auf ihre magischen Kräfte gegeben. Solange sie ihr das Leben vereinfacht haben, war alles in bester Butter gewesen. Aber das Kämpfen hatte sie nie gelernt und Bartholomew war ein Teil von ihr. Wenn sie nicht kämpfen konnte, konnte er es ebenso wenig. Verdammt, die faule Socke machte noch nicht einmal Sport!

Der kleine Gremlin sandte ein Stoßgebet an den großen Dämon im Himmel, er möge beim Kampf keine allzu großen Schmerzen beim Sterben haben.

So sah er nicht, wie zwei Muskelprotzen sich im Ring gegenseitig zu Boden rangen. Schließlich erwürgte einer den anderen. Der Verlierer wurde übelzugerichtet und bewusstlos aus dem Ring geschliffen, während der andere Siegreich die Fäuste in die Luft schwang und ein stolzes Dämonengebrüll von sich gab.

»Als nächstes tretet der Dämon Bartholomew gegen Uznak den Zerstörer an!«, kam es aus einem Lautsprecher.

Perry schluckte schwer und verabschiedete sich schon einmal von seinem Leben, während er sich schweren Herzens von der Bank erhob und sich auf zum Ring machte.

Er hatte gesehen, wie es Dämonen ergangen war, die sich weigerten in den Käfig zu gehen. Die Dämonelehrer hatten ihnen mit silbernen Schürhacken Beine gemacht. Die gepeinigten Wesen waren schon halb tot, bevor sie den Ring überhaupt betraten.

Silber war für Dämonen sehr tödlich und galt zudem als die seltenste und wertvollste Substanz in der Dämonenwelt, da sie hier nicht vorkam und einzig durch die Portale an diesen Ort gelangte.

Noch hatte sich der Gremlin einen kleinen Funken Hoffnung bewahrt, der ihm den Sieg versprach. Nichtsdestotrotz lief sein Leben noch einmal vor seinem geistigen Auge an ihm vorbei. Es war zu seiner eigenen Verwunderung ziemlich langweilig. Fernsehen, schlafen, essen, aufs Klo gehen. Mehr nicht.

Aber als Perry seinen Gegner erblickte, spürte er die Angst verfliegen. Uznack der Zerstörer war nämlich eine Hand. Eine einfache Menschenhand. Keine Beine, kein Gesicht oder sonstiges. Noch nicht einmal Klauen besaß sie! Es war einfach nur eine menschliche Hand. Eine Hand gegen die sich Perry eine Chance versprach.

Jackpot! Gott verdammter Jackpot!, dachte er euphorisch. Breitbeinig als wären seine Hoden geschwollen schritt er auf seinen Gegner zu. »Hey! Eiskaltes Händchen! Ja, genau du! Rate mal wer hier gleich total terminiert wird!«

Die Hand deutete auf ihn.

»Nee, Alter! Nicht ich. Du! Weißt du … He-he! Ich will ja nicht angeben, aber ich habe mal fünfzig Dämonen mit einer Kralle besiegt. Keine Bange, ich werde mich dir gegenüber natürlich zurückhalten. Du bist ja …«

Der Gong ertönte und noch bevor der Gremlin mit prahlen fertig war, lag er auf dem Boden.

Schneller als das dämonische Auge es erfassen konnte, raste die Hand – die jetzt eine Faust war – auf Bartholomew zu und verpasste ihm einen Kinnhaken. Der Gremlin hob von der Wucht ein kleines Stückchen vom Boden ab, aber noch bevor er landen konnte, sauste Uznack wie ein Dampfhammer auf ihn nieder und ließ Perry Staub schmecken.

Dem Dämon war gar nicht klar, was gerade passiert war. Es war alles so furchtbar schnell gegangen.

»O-okay«, meinte Perry schwach. Der Dämon stand wieder auf. So schnell gab er nicht auf. Wäre der Gegner größer gewesen, hätte er natürlich sofort das Handtuch geworfen, aber wir reden hier von einem eiskalten Händchen! So eine Schmach konnte und wollte er nicht ertragen. Er würde kämpfen, wie noch nie zuvor in seinem Leben. Jetzt war er wütend. Nichts würde ihn aufhalten! Er würde alles zerstören, was sich ihm in den Weg stellte! Der Ring würde unter seiner Macht erbeben und das eiskalte Händchen um Gnade betteln.

Kaum dass er wieder auf den Beinen war, sauste die Faust doppelt so schnell wie beim letzten Mal auf ihm zu und traf ihn mit voller Wucht ins Gemächt.

Hätte ich es gekonnt, würde ich wegsehen, aber als Erzähler ist einem so etwas nicht gestattet. Aber diese Brutalität ließen mich und meine Hoden nur denken: Schmerz lass nach.

Damit war das Aus für den stöhnenden Perry entschieden. Ein paar der dämonischen Lehrer kratzten ihn vom Boden auf und brachten ihn zurück zu seinem Platz. Muerte hielt sich die vor Lachen schmerzenden Seiten.

»Das ist nicht witzig, Amigo«, stöhnte Perry. Seine Stimme war brüchig und mädchenhaft erhöht. Nun war eines klar. Kinder würde er keine mehr bekommen. War er überhaupt noch ein ganzer Kerl? Perry lächelte. Vielleicht war das Leben als Eunuch gar nicht mal so schlimm. Jetzt konnte ihm nämlich niemand mehr in die Eier treten.

Muerte war der Nächste. Er trat gegen den Höhlenwurm Broke an.

»Komm her, kleiner Guzano. Komm her, ich tu dir nichtz. Ich bin ein ganz lieber Zombie. Ich …«

Plötzlich bebte die Erde. Der halbe Boden brach unter Muerte weg. Er entkam nur knapp durch einen Sprung nach hinten. Aus der Tiefe des Berges erhob sich ein gewaltiger Regenwurm mit dem Kopf eines gehörnten Löwen mit brennenden Augen.

»Dios Mio!«, schrie der Untote, als Broke der „Wurm“ ihn durch die Arena hetzte.

Diesmal war es Perry der lachen musste. Er versuchte nicht an den nächsten Kampf zu denken, der ihm bestimmt bevorstand. Als nächstes sollten die Verlierer der letzten Runde gegeneinander antreten. Ebenso die Gewinner. Perry hoffte, dass es das nächste Mal ein einfacherer Gegner sein würde.

Seufzend fragte er sich, ob es Morgaine besser erging.

Aber dann brach wieder das große Gelächter los, als Muerte von Broke verschluckt worden war und die Lehrer das Riesenviech nicht dazubekamen den Zombie wieder auszuspucken.

 

»Ist das alles, was ihr Maden könnt!«, schrie eine der Sportlehrerin Salma (= die härteste Frau der Dämonenwelt) über den sandigen Platz.

Sie hatte eine tarnfarbene Uniform mit einer dazu passenden Schirmmütze an. Ihre ergrauten Haare waren hinten streng zu einem Knoten zusammengebunden worden. Ihre Stahlgrauen Augen schienen ebenso wie ihre Farbe hart und unerbittlich zu sein. Vor allem das Narbengeflecht am rechten Auge war auffällig. Sie ergaben die Form eines Fadenkreuzes. Ihre Stimme schnitt durch die Luft wie eine eiskalte Klinge und spornte die Mädchen zu noch größerer Leistung an, denn ihre Worte waren heiß und schmerzhaft wie ein glühender Schürhacken.

Der körperliche Test war ein Hindernisparcours wie man ihn vom Militär kannte. Über Reifen laufen, eine Wand mit einem Seil besteigen und so weiter.

Für mich als unbeteiligten Beobachter war es nach den letzten doch recht schmerzhaften Szenen recht angenehm den Mädchen beim Laufen zuzusehen. Mit engen Sportklamotten, die vollkommen durchgeschwitzt waren … ach ja. Hat jemand Popcorn?

»Für die Dämonen wäre das hier ein All-You-Can-Eat-Büffet, wenn sie euch so sehen würden! Ihr hättet mehr Zeit mit Sport verbringen sollen, statt im Nagelstudio das Bein hochzulegen und von Jungs zu träumen!«, grölte Salma weiter über den Platz.

Morgaine war schon mit dem ersten Hindernis vollkommen überfordert. Anfangs hatte sie sich in den Reifen verfangen und war immer wieder gestolpert. Inzwischen hatte sie längst aufgegeben und lag nur noch auf den Reifen und versuchte möglichst unsichtbar zu sein.

Natürlich klappte es nicht. Salma schritt auf sie zu. Ihre Springerstiefel knirschten unter dem Sand. Die kleine Hexe spürte die zornigen Blicke und den kühlen Schatten in ihrem Rücken.

Unsanft wurde Morgaine an den Haaren hochgezogen, während Miora zum siebten oder achten Mal an ihr vorbeilief.

Der Regenbogenschopf schien zu führen. In Ausdauer und Geschwindigkeit konnte ihr niemand was vormachen.

Salma kam ganz nah an Morgaines Ohr. Sie konnte ihren Atem fühlen und wie einzelne Härchen davon beiseitegeschoben wurden. »Soll ich dir mal was verraten?«, fragte sie mit einer Kühle und Ruhe, dass sich einem die Haare aufstellten. Man konnte die Gefahr schon praktisch riechen.

Jetzt bringt sie mich um, dachte Morgaine vor Angst schweißgebadet.

»Ich habe schon Tentakeln mit Saugnäpfen an extrem unpassenden und zugleich sehr schmerzhaften Stellen gehabt …«

Morgaine und ich dachten das Gleiche: Die ist bestimmt lesbisch.

»und das«, führte die Lehrerin fort, »war noch nicht einmal im Ansatz so schrecklich, wie dir hier beim Laufen zu zusehen. Jetzt beweg gefälligst deinen kleinen Arsch oder ich reiß ihn dir auf!«

Schwerfällig stellte sich Morgaine auf. Ein Gedanke durchzuckte ihren Geist, wie von einem fremden Kommentator. Ganz bestimmt ist die ʼne Lesbe!

Am liebsten hätte Morgaine sich geweigert, weiterzumachen. Schließlich hatte sie nie hier sein wollen. Wie gerne sie doch wieder in ihrer Luxuswohnung gewesen wäre und eine neue Folge Glee geguckt hätte, aber nein, sie musste ja diesen dämlichen Parcours laufen. Einzig die Angst vor ihrer Lehrerin trieb sie weiter an, sonst nichts.

Sie hatte Sport schon in der Schule gehasst, wie alles andere auch. Einzig ein paar der süßen Jungs hatten sie dazu bewogen dann und wann dort aufzukreuzen. Hier gab es aber keine Jungs. Sie fühlte sich wie auf einem Mädcheninternat. Ihr persönlicher Albtraum war endlich wahrgeworden.

 

Nach einer halben Stunde, die eine gefühlte Ewigkeit war, hatte Morgaine ihre erste Runde geschafft und war sofort vor Erschöpfung zusammengebrochen.

Während die anderen in der großen Versammlungshalle – die sie selber nie gesehen hatte – ihre Testergebnisse bekamen, war Morgaine allein auf einem speziellen Platz beordert worden.

Er erinnerte an einem Schießstand unter freiem Himmel. In Meterweiter Entfernung standen Pappkameraden in der Gestalt von Dämonen.

Fieberhaft überlegte Morgaine, wie sie von hier abhauen konnte. Irgendwie musste es doch einen Weg hier raus geben. Einen Moment lang überlegte sie sogar den Erzähler um Hilfe zu bitten, aber der war nicht besonders gut auf sie zu sprechen. Mal davon abgesehen, traute sie einer Stimme aus dem Äther nicht.

Perry war im Moment auch keine allzu große Hilfe, da er bewusstlos und windelweich geprügelt im Krankenflügel lag.

Die Hexe hatte die Information aus einer zuverlässigen „erzählerischen“ Quelle. Na? Gecheckt?

Während sie beschäftigt war mit Löcher in die Luft gucken, stand plötzlich Salma neben ihr. Sie hatte immer noch ihre Tarnkleidung an. Seufzend nahm sie die Kappe ab und kratzte sich am Kopf. Einige grauen Strähnchen standen zerzaust ab.

In Morgaines Gedärmen wurde es flau. Sie hatte die Befürchtung durch ihr schlechtes Testergebnis ihr Leben verwirkt zu haben.

»Weißt du, warum wir das hier machen?«, begann die ältere Lehrerin.

Morgaine schwieg und schaute sie nur aus angsterfüllten Augen an. Sie fürchtete durch ein falsches Wort zu sterben.

»Ich weiß, du willst nicht hier sein. Aber es ist nur zu deinem Besten.«

Morgaine musste sich das verdrehen der Augen verkneifen. Im Waisenhaus hatten sie ihr genau dasselbe gesagt. Wieder und wieder. Aber es war niemals zu ihrem Besten gewesen.

»Du weißt nicht, wie es da draußen zugeht, Mädchen.« Sacht fuhr sie mit der Hand wie in Gedanken über die Narben in ihrem Gesicht. »Wir haben zwar offiziell einen Waffenstillstand mit den Dämonen geschlossen, aber es gibt genug Splittergruppen, die sich nicht daran halten. Für die wäre dein Leben nichts wert. Du wärst tot, noch ehe du schreien könntest.« Sie legte eine Pause ein, wie als wenn sie ganz weit weg wäre. »Wir trainieren euch hier, weil eure Kräfte noch nicht weit genug entwickelt sind, um da draußen zu überleben.« Salma zog einen Zettel aus der Innenseitentasche ihrer Jacke heraus. »Ich habe so etwas noch nie gesehen«, meinte die Lehrerin als sie nachdenklich auf das Stück Papier starrte. »Deine magischen Kräfte sind weder physisch noch mental besonders ausgeprägt. Laut diesem Ergebnis bist du eine einfache Sterbliche. Wenn da nicht dein Dämon wäre, der ebenfalls grauenhaft abgeschnitten hat, würde ich dich sofort zu jemand anderen schicken, der sich um dich kümmert. Aber so … Du weißt nichts über Magie und die körperlichen Voraussetzungen für einen Zweikampf hast du auch nicht. Da passt es eigentlich ganz gut, dass deine Zimmergenossinnen in den beiden Kategorien exzellent abgeschnitten haben. Die Niggerin«, ʼtschuldigung, hier muss ich mich mal kurz einschalten.

Hier wird niemand diskriminiert! Die Lehrerin Salma stammt nur aus einer Zeit, in der diese Betitelung die politisch-korrekte Bezeichnung war. Es wird hier weder abwertend, noch beleidigend gemeint. Und jetzt wieder zurück zur Geschichte.

»Die Niggerin ist ein ziemlich kluges Köpfchen und hat einige Ahnung von Magie aller Art. Ihr Dämon ist zwar schwach, aber in Kombination mit ihr, wird er zu einem mächtigen Werkzeug. So sind die Flucher nun mal.«

(Flucher = Bezeichnung von Hexen, die sich auf das Sprechen von Flüchen spezialisiert haben.)

»Und dieses Honigkuchenpferd hat eine physische Stärke, die einem Dämon nicht unähnlich ist. Zwar kann sie durch ihre Krankheit niemals magische Kräfte einsetzen, aber wenn sie ihre Gegner mit bloßen Fäusten niederringen kann, sagt auch niemand was dagegen. Aber was für eine Art von Kämpferin bist du?«

Salma schielte fragend zu Morgaine, die nur zurückguckte. Sie hätte nicht gedacht, dass ihr in diesem Monolog eine Frage gestellt werden würde, weshalb sie fragend mit dem Finger auf sich deutete. »Ich?«

Anstatt dieser offensichtlichen Frage einer Antwort zu würdigen, holte Salma eine Steinschlotpistole aus dem Innenfutter ihrer Jacke hervor und warf sie Morgaine zu.

Wie viel passt da eigentlich in diese Jacke rein? Wir werden es wohl nie erfahren.

Unbeholfen fing die Hexe die uralte Pistole auf.

Mit einem Nicken deutete die Lehrerin auf die unbeweglichen Ziele. »Schieß!«

»A-aber die sind viel zu weit weg.« Morgaine schloss die Augen und erwartete jeden Moment eine Ohrfeige zu bekommen.

Aber sie sollte niemals kommen. Stattdessen: »Schieß einfach.«

Morgaine umklammerte mit ihren Händen die Pistole ganz fest. Die Augen waren fest auf das Ziel gerichtet. Sie drückte ab. Eine lilaleuchtende Kugel sauste an dem Ziel vorbei, fraß sich in die Erde und explodierte dort.

Mit offenem Mund bewunderte die Schützin ihre Waffe in der Hand. Sie beobachtete sie genauer. Drehte sie immer wieder zu allen Seiten. Was verschoss das Ding bloß?

Die Lehrerin schnalzte mit der Zunge. »Schieß weiter. So Lange du kannst.«

»Was ist mit Nachladen?«

»Nicht nötig. Feuer so lange, wie du auf den Beinen stehen kannst.«

Die Hexe verstand zwar nicht, gehorchte aber. Ein Schuss nach dem anderem löste sich aus der antiken Waffe. Morgaine schoss und schoss, doch traf nie etwas. Ihr trat der Schweiß aus.

Nach unzähligen Schüssen senkte Morgaine keuchend die Steinschlotpistole. »Das hat doch keinen Sinn! Ich treff doch nie was!«

Sie warf die Pistole ins Korn … äh ich meine die Flinte. Aber ihr wisst, was ich meine.

Zu ihrer eigenen Verwunderung bekam die Hexe von ihrer sadistischen Lehrerin einen Klaps auf die Schulter. »Gar nicht mal so schlecht.«

Morgaine schnalzte mit der Zunge. »Ts. Soll das ein Witz sein?«

Salma schüttelte nur mit dem Kopf. »Hast du die Schüsse nicht mitgezählt?«

»Wozu?«

»Jeder Schuss, den du abgegeben hast, war ein kleiner Teil deiner magischen Energie. Eine normale Schülerin könnte vielleicht fünf oder sechs Schuss abgeben, bevor ihre Magie aufgebraucht wäre. Doch du hast satte zwanzigmal den Abzug betätigt. Du hast eine große Kraft in dir, auch wenn du sie noch nicht einzusetzen weißt. Und jetzt schieß weiter. Mal sehen, wie lernfähig du bist.«

Morgaine verstand zwar nicht alles, aber sie verstand, dass sie in etwas gut war. So schoss sie weiter. Ihre Hände zitterten zwar und die verschwommene Sicht machte das Zielen schwer, doch sie gab nicht auf.

Etwas Neues machte sich in ihr breit. Neugierde. Wie viel Schuss hatte sie noch? Würde sie jemals etwas treffen? Schnell entfachte sich aus der Neugierde ein Feuer der Leidenschaft.

Irgendwann – Morgaine hatte längst aufgehört die Schüsse zu zählen – ging sie in die Knie. Sie konnte nicht mehr – war Fix und Foxy. Ihre Lehrerin wollte ihr beim Aufstehen helfen, als sich Morgaine unerwartet aufrichtete. Etwas war in ihr erwacht. Sie wusste nicht was es war, aber es fühlte sich gut an.

Knurrend hob sie die Pistole wieder hoch und zielte. Sie konzentrierte sich – sammelte alle ihr noch zur Verfügung stehenden Kraftreserven und drückte schreiend ab.

Der Rückstoß war dermaßen groß, dass er die Hexe von den Beinen schleuderte und Dreck fressen ließ. Im gleichen Augenblick ertönte ein gewaltiger Knall von der Explosion.

Salma eilte sofort zu Morgaine und versicherte sich mit einem schnellen Blick, dass ihr nichts fehlte.

Doch die Hexe merkte davon nichts, sie starrte nur auf die aufgewirbelte Staubwolke. Diesmal muss ich etwas getroffen haben, dachte sie verbissen.

Es war gleichermaßen eine Freude wie auch ein Schrecken, der sie überfiel. Morgaine hatte ihr Ziel nicht direkt getroffen. Doch durch die Explosion war der Pappkamerad fast vollkommen in Stücke zerfetzt worden.

»Jetzt weiß ich, was deine große Stärke ist«, meinte die Lehrerin mit einem süffisanten Funkeln in den Augen. »Du hast das Ziel nur durch Glück getroffen. Wir beide hätten nicht gedacht, dass du überhaupt etwas treffen würdest und … Jetzt guck doch nicht so! Du hast damit ebenso wenig gerechnet, wie ich! Aber genau das ist deine Stärke. Das Überraschungsmoment kann mächtiger sein als die stärksten Krieger und Strategen. Ein wahrlich eigenwilliges Talent, aber …«

»Muss ich mir jetzt etwa den Rest der Rede anhören oder kann ich gehen? Wir wissen doch alle, wie toll ich bin! Das müssen wir nicht unnötig breittreten. Hier haben Sie ihre Waffe wieder.«

»Zuerst einmal wird hier in der Dämonenwelt nicht gesiezt. Diesen Mumpitz haben wir einstimmig abgeschafft. Und das Ding kannst du ruhig behalten, ich habe ʼne ganze Sammlung voller Schusswaffen.«

So etwas hätte ich auch echt nicht gedacht, dachte Morgaine verdrießlich.

»Außerdem hast du schon mit deinen Freundinnen den ersten Auftrag bekommen. Da kannst du die Waffe gut gebrauchen.«

»Moment mal! Freundinnen?! Wer soll das denn sein?! Doch nicht etwa die Irren …«

Doch genau die! Deine Zimmergenossen!

Die Lehrerin ging damit vom Platz. Ein warmes Lächeln umspielte ihre Züge. Sie hörte das Krakeelen des Mädchens nicht oder wollte es nicht. Vielleicht auch eine Mischung aus beidem. Schweigend verließ sie den Ort des Geschehens. Aber nicht ohne vorher noch eine weitere Steinschlotpistole aus dem Innenfutter ihrer Jacke zu zaubern und auf die tobende Morgaine zu schießen.

Sofort stürzte diese nach hinten und wich vor dem rauchenden schwarzen Brandfleck vor ihren Füßen zurück. Wieder zuckte Morgaines Auge nervös, was zu einer schlimmen Angewohnheit werden könnte.

Wir beenden dieses Kapitel mit der Erkenntnis, dass die fiese, sadistische Sportlehrerin Salma im Inneren ein ganz schöner Softie ist.

Wenn ihr das nächste Mal wieder mit dabei seid, werden Morgaine, Chloe und Miora zusammen mit ihren Dämonen ihren ersten Auftrag erledigen.

Bis zum nächsten Mal.

 

Fortsetzung folgt …

Mission 1: Der Tod schweigt nicht I

Verehrter Leser und verehrte Leserin,

als Erzähler ist es nicht nur meine Aufgabe über frohes zu berichten, sondern auch über die schlimmen Dinge und dieses ist eines davon. Wir können die Trümmertruppe nicht weiterschreiben! Wir sind schon nach drei Kapiteln und einem Special pleite! Andauernd verklagen uns ein Filmstudio dass wir hier nicht nennen wollen, aber von zwei Brüdern gegründet wurde und eine Engländerin die behauptet wir begehen Plagiat, da sie eine Buchreihe über einen Zauberlehrling geschrieben hat und wir sie angeblich kopieren! Diese mächtigen Parteien schütten uns mit Klagen zu, während der Regisseur sich mit unseren Hauptdarstellern herumschlagen muss, die allesamt Diven und Zicken sind und mehr Geld haben wollen. Als wäre das noch nicht schlimm genug, da wir keinen vernünftigen Anwalt haben. Wir haben nur einen Freund des Autors gefunden, welcher erst vor kurzem mit dem nackten Oberkörper einer Schaufensterpuppe durchgebrannt ist. Der Autor, nicht der Freund. Wusstet ihr, dass sein Kumpel neben Anwalt auch noch ein imaginärer Goldfisch ist?! Ich bin mit den Nerven fertig, aber glücklicherweise habe ich die Lösung gefunden uns weiter finanzieren zu können und nicht arbeitslos zu werden. Ein Wort: WERBUNG. Wir lassen uns sponsern und machen dafür nun im jedem Kapitel Werbung. Aber natürlich interessiert es mal wieder keine Sau, was der Erzähler sagt und Schwupps hat Morgaine mir diese Idee geklaut und lässt sich deswegen gerade tierisch feiern. Ich bin so etwas von sauer! Wie dem auch sei, lasst uns nun weiterarbeiten, damit ich endlich mal bezahlt werde.

 

Der Helikopter flog über eine karge Felslandschaft mit verdunkeltem Himmel. Mit einem mulmigen Gefühl im Magen schaute Morgaine aus dem Fenster und wandte sich ab als ihr von der Höhe schwindelig wurde. Das Dröhnen des Fluggerätes machte sie noch nervöser als sie ohnehin schon war.

Perry hingegen schien das nichts auszumachen. Er schaute vergnügt nach unten, nachdem die Hexe den Platz freigemacht hatte. »Ui! Von hier oben eine Melone runter zuwerfen wäre bestimmt der Burner«, meinte er lachend, worauf Morgaine sich den Bauch rieb um ihren nervösen Magen zu beruhigen.

Sie schaute sich ihre Zimmergenossen an und merkte bei ihnen kein Zeichen von Nervosität. Moira schien weiterhin Moira zu sein, wie sie mit ihrem Kopf hin und her wackelte wobei sie dazu fröhlich vor sich hin summte. (Wie süß. :3 ) Chloe hingegen spielte mit einem Fetisch den sie sich um den Hals gehängt hatte. Zusätzlich habe ich noch gesehen wie sie in der Schule einen Dolch mit gewellter Klinge eingepackt hat. Und nun strahlte sie diese düstere Ruhe aus als wenn sie gleich jemanden umbringen würde. Als ihr Blick auf Morgaine fiel, zuckte diese zusammen wobei sie anfing vor lauter Angst zu weinen. Doch nach einem Moment blickte sie zum Cockpit. Am Steuer des Luftfahrzeuges saß eine Schaufensterpuppe, wie jene mit der der Autor durchgebrannt war, bloß dass es ein männliches Modell war. Und in einem Stück. Und bekleidet.

»Hey! Sollten wir nicht eigentlich in Begleitung unserer Lehrerin sein?«

»Die hat leider verschlafen«, antwortete der Pilot. „Verschlafen“ bedeutete so viel wie, dass sie momentan besoffen in einem Straßengraben lag und das Bewusstsein verloren hatte. »Keine Sorge, ihr werdet schon auf euch aufpassen können.« Alle Schüler die auf ihrer ersten Mission ohne Lehrerin waren, gelten im Allgemeinen als tot. Die Chancen lebend zurückzukehren liegen bei 0,00000000000000000000000000000000000000000000001%. Die Chancen hingegen zu sterben liegen bei 78%. Die anderen 17% Prozent hingegen stehen dafür irgendwann als wandelnde Leiche von den Toten aufzuerstehen. Und der Rest, also die 5% fallen unter „sonstiges“. Was eben so passiert, wenn man alleine, schutzlos und ohne jegliche Kampferfahrung in einer gefährlichen Situation ist.

»Na, das klingt ja super«, murmelte Morgaine, die scheinbar meinen Kommentar gehört hat.

»Natürlich habe ich das!«, schrie sie wütend.

»Das ist nicht richtig«, schaltete sich Chloe ein. »Die Schulregeln besagen, dass ein Lehrkörper bei Missionen aller Teams die noch nicht das dritte Jahr erreicht haben begleiten muss! Lies es selbst nach Artikel 5 Absatz 1!«

»Juckt mich nicht«, meinte die Puppe. »Ich mach hier bloß meinen Job.«

»Was machen wir hier eigentlich?«, trällerte Moira fröhlich.

»Soweit ich weiß, soll ich euch in ein Zombiegebiet schicken. Dort werdet ihr vermutlich eine Lösung für das Problem finden müssen. Wahrscheinlicher aber ist, dass ihr vorher entweder gefressen werdet oder gebissen worauf ihr selber auch zu Zombies werdet und andere Leute fressen werdet.«

»Was für eine kranke Schule schickt ihre Schüler in eine Zombieapokalypse?!«, kreischte Morgaine, die wie von Sinnen anfing an der Fensterscheibe zu kratzen. Sie wünschte sich nichts sehnlicher als endlich aus diesem Albtraum aufzuwachen und wieder in ihrem gemütlichen Zuhause zu sein.

Um aber ihre Frage zu beantworten, was für eine Lehranstalt ihre Kinder in ein Endzeitszenario schicken, so kennen wir doch alle die Antwort: Eine extrem-geile Schule!

Schließlich landete der Hubschrauber an der Dorfgrenze. Die Hexen und Perry wurden von einen Schubszauber aus dem Transportmittel gestoßen, worauf dann eine infernalische Stimme mit diabolischem Tonfall über den Lärm der Rutoren hinweg brüllte: »Wir sehʼn uns in der Hölle!« und dann folgte ein hämisches Gelächter.

Morgaine sprang auf und wollte sich an eines dieser Metalldinger festklammern, womit der Hubschrauber stehen kann. Diese Beine, ihr wisst schon. Jedenfalls klappte das mit dem Festklammern nicht so und unsere kleine Hexe konnte nur zusehen wie der Heli ohne sie abhob und davon sauste.

»Hallo, ich bin Moira und das sind meine Freundinnen Chloe und Morgaine. Und dieser Kleine ist Bartholomew. Er ist unser Baby.«

»Wen nennst du hier Baby?«

»Stimmt doch, du bist der kleinste von uns und so süß.«

Süß war treffender für den Umstand dass die Hexe mit dem bunten Torfkopf den Dämon schmerzhaft drückte und dabei mit dem Oberkörper wild hin und her schwenkte.

»Sag mal, Buntschopf, mit wem redest du da eigentlich?«, fragte Chloe.

»Na, mit denen da!«, meinte Moira und zeigte fröhlich auf die schlürfenden Leichen die mit Stöhnen und Ächzen auf sie zu hielten.

»Schätze damit hätten wir die Zombies gefunden.«

Wie aus dem Nichts tauchte hinter Morgaine ein Zombie auf, worauf sie kreischend davonrannte. Sie war derart panisch, dass ihr noch nicht einmal in den Sinn kam ihre Pistole zu ziehen und mit ihr auf den Untoten zu ballern, der nebenbei bemerkt nicht wie der typische Zombie erschien.

»Hey, lauf doch nicht weg!«, stöhnte die wandelnde Leiche mit ihren Zombielauten, während er vor sich hin schlürfte. »Ich tu euch doch nichts! Na schön, das ist gelogen, aber bitte bleib stehen damit ich dein Hirn fressen kann!«

»Als wenn ich so blöd wäre!«, schrie die junge Hexe, doch dann rannte sie in eine Zombiefront und von da an gab es ein ewiges hin und her zwischen Morgaine die ständig heulend und kreischend zwischen den Zombies hin und her rannte.

»The Walking Dead hat als authentische Zombiedoku ja so etwas von verschissen«, bemerkte Perry den die Zombies seltsamerweise in Ruhe ließen. Vermutlich aßen sie keine kleinen Gremlins.

»Okay, Leute. Da scheinbar keiner von euch beiden einen Plan hat, außer heulend vor den Zombies wegzurennen oder sich von ihnen beißen zu lassen…«

Moira kicherte, während drei Zombies an ihrem linken Arm knabberten, dabei es jedoch nicht schafften durch die Haut der Hexe zu dringen um einen saftigen Fleischbrocken aus ihr herauszureißen. Stattdessen kitzelten sie mit ihren Zähnen die Hexe nur und schafften es so noch nicht einmal sie zu infizieren.

»Das muss doch irgendwie gehen«, beschwerte sich einer der Zombies.

»Das kann doch nicht wahr sein, so etwas passiert mir doch sonst nicht!«

»Klicke auf diesen Link um hunderttausend Abos für lau zu erhalten. www.abzocke-wir-sind-super-geilomatisch-und-wir-haben-die-groessten-und-die-laengsten-der-welt.ptt«

Chloe seufzte. »Also übernehme ich die Führung. Und da ich irgendwie bezweifle, dass jemand sich den Missonstext überhaupt durchgelesen hat, werde ich einfach so tun als wäre ich ganz allein darauf gekommen dort oben in diesem Schloss da – auf das ich gerade zeige – unseren Auftraggeber zu treffen und nach der jetzigen Situation und unserem Job zu fragen«, sagte sie während ihr Finger auf dem gruseligen Schloss ruhte auf welches ein großes Schild in Form eines Pfeils deutete und mit vielen bunten Lichter die Aufschrift zeigte „Doktor Live, teuflischer Wissenschaftler, hobbymäßiger Zombiebastler und Gynäkologe“.

Wir spulen mal ein wenig vor und überspringen die ganzen Panikattacken von Morgaine in denen sie in die falsche Richtung lief sowie mehrfach beinahe gefressen wurde weil sie klischeehafterweise vergessen hatte die Hintertür abzuschließen und kommen schlussendlich zum Schloss.

»Und ich dachte, Moira wäre eine Belastung«, stöhnte Chloe.

»Diese Zombies sind sehr freundlich. Sie fragen mich andauern ob ich nicht ihre Kaninchenbabys sehen wolle oder aber ob ich mit ihnen etwas essen will. Die sind hier alle so nett.«

Sämtliche Teammitglieder hatten bereits das Handtuch geworfen, dem Buntschopf zu erklären, dass Zombies böse seien und lediglich ihr Hirn verspeisen wollten indem sie solch raffinierte rhetorische Kniffe anwandten. Aber dem kleinen Sonnenschein störte das nicht und/oder er kapierte es nicht.

»Sag mal, wo ist eigentlich dein Dämon, Chloe?«, fragte Morgaine.

»Ich brauche ihn momentan nicht, also habe ich ihn in einen Seelenstein eingesperrt, da ich noch nicht gut genug bin um ihn aus eigener Kraft aus meinem Dienst zu entlassen.«

»Warte mal! Wir müssen nicht die ganze Zeit mit unserem Dämon der Nieren oder so rumhängen?!«

Chloe seufzte. »Es heißt Dämon des Herzen und natürlich nicht. Das wäre ja auch bescheuert, wenn wir die ganze Zeit mit ihnen herumlaufen würden.«

»Hast du das gehört, Perry?!«

»Was? Dass ich der Nierenstein in deinem Leben bin oder aber dass du mir nicht die ganze Zeit auf der Pelle sein musst? Es wäre nämlich echt mal schön einen Tag ohne dich zu verbringen.«

»Zum ersten Mal sagst du da etwas Wahres.«

»Ich müsste den Anblick deines fetten Schwabbelarsch nicht mehr ertragen.«

»Genau… WAS?!«

»Und du stinkst. Den Mief bekomm ich nie wieder aus meinem Simpsons-Shirt.«

»Perry!«, knirschte Morgaine gefährlich mit den Zähnen und ließ jeden Leser an ihren Mordgedanken teilhaben. Aber da hier noch Minderjährige mitlesen schneiden wir das raus und fügen die Werbung einfach hinein. Bis gleich, Leute.

Gleich geht es weiter mit den Abenteuern der Trümmertruppe…

 

Schönen guten Tag. Sind Sie auch mit den Leistungen Ihrer Regierung unzufrieden, die Ihnen das Blaue vom Himmel verspricht und es fünf Minuten nach der offiziellen Bekanntgabe der Wahlergebnisse wieder vergisst? Und Sie sehen auch keinerlei Alternative? Dann wählen Sie doch uns von der spastischen Penner-Partei Deutschlands – kurz SPD. Wir halten unsere Wahlversprechen, denn wir werden die Reichen noch reicher und Armen noch ärmer machen. Wir werden an den Bedürfnissen des Volkes vorbei regieren und die wirtschaftlichen Interessen von Großkonzernen und Lobbyisten vertreten. Wir wissen, dass sie uns wählen werden, denn wir wissen, dass Sie wissen, dass wir diese Wahlversprechen locker einhalten werden und können. Warum also noch warten? Wählen uns noch heute, denn für Sie haben wir sogar das zweite P aus unserer Abkürzung rausgestrichen.

Also, geh gefälligst wählen, du Arsch und wähl gefälligst uns von der SPD! Wer hat uns verraten? Bestimmt die Sozialdemokraten! (Was sich besser reimt als spastische Penner, aber in diesem Werbespot keinerlei Sinn macht.)

 

Weiter geht es jetzt mit den Abenteuern der Trümmertruppe…

»Irgendwie gruselig hier«, jammerte …? Na? Was glaubt ihr? Morgaine? Richtig! Morgaine jammerte so.

»Hey, wo ist denn Moira?«, fragte Perry.

Die ist während der Werbepause verschwunden. Wir haben herausgeschnitten wie sie wegläuft und ausversehen einen Hebel betätigt wodurch eine Falltür geöffnet wird, die sie in den grausigen Kerker des gruseligen Schlosses befördert hat. Hätten wir es einfügen müssen, hätte der Werbespot zwei Sekunden kürzer sein müssen. Und wir schneiden lieber die Story als unsere Einnahmequelle. Eigentlich ganz logisch, oder?

»Ja, irgendwie schon. Danke, Erzähl-er-nix.«

ERZÄHLERIX!!!

»Wie auch immer. Hast du schon mal von einem Buch, einem Roman, Hörspiel oder irgendetwas gehört, dass der Erzähler dort wichtig sei, geschweige denn einen eigenen Namen hat?«

Jetzt hast du mich gekränkt, Perry. Deswegen schalte ich jetzt um zu Moira.

 

… Welche wohlbemerkt seit über einer halben Stunde das Lied der Schlümpfe vor sich hinträllerte. Ihr wisst schon, dieses: »La-la-la-la-la-la-la.« ACH VERDAMMT ICH KANN ES IN TEXTFORM NICHT WIEDERGEBEN!!! Egal, zu diesem Perry der meine Gefühle verletzt hat gehe ich nicht so schnell wieder zurück.

»PST! Hey, du!«

Moira unterbrach ihren Gesang. »Wer? Ich?«

»Natürlich du. Der Erzähler kann mir ja nicht helfen.«

Ich höre gar nicht zu, was dieser Ritter in goldener Rüstung da sagt.

»Hol mich hier raus und du bekommst einen Lolli.«

Unser Buntschopf überlegte einen Moment. Sie mochte Lollis. Sehr gerne sogar. So dermaßen gerne, dass sie anfing unkontrolliert zu sabbern, während sie den Blechmann befreite.

Als die Tür sich quietschend öffnete verharrte die gerüstete Gestalt für einen Moment. Dann fing sie an diabolisch zu lachen, trat heraus, zeigte mit dem gepanzerten Finger auf Moira und ging lachend weiter während das Gelächter dabei ein unheimliches Echo von den Wänden gab.

Sicherlich wird sich der Leser nun fragen, was im Kopfe dieses seltsamen Kauzes vorging. Also lasst mich euch seine Gedanken verraten, während er den Gang entlanglief und weiterhin fiese vor sich hin lachte. Er dachte: Ein fröhliches Nicht-Halloween euch allen. Außer ihr lest diese Geschichte zu Halloween, denn dann ist ja logischerweise nicht Nicht-Halloween.

»Irgendwie glaube ich, dass es keine gute Idee war ihn da raus zu lassen«, meinte Moira.

Und ich darauf von dieser unerwarteten Erkenntnis überrascht (da so etwas untypisch für den Buntschopf ist), antwortete erstaunt: Wie kommst du denn darauf?

»Er hat mir den Lolli nicht gegeben.«

 

Da wir nicht mehr viel Zeit haben, lasst uns erneut vorspulen zu den spannenden Stellen. Ich führte Moira aus dem Kerker, nachdem sie sich unzählige Male verlaufen hatte indem sie sich meinen Richtungsanweisungen wiedersetzt hatte, da sie mir einfach nicht zuhörte, zurück zu der Gruppe. Auf einem Gang trafen sich wieder alle und wir kommen nun zu der unheimlichen ersten Begegnung mit Doktor Live. Jener saß mit den Rücken zu unserem Helden auf einem Drehstuhl umgeben mit plakativen Schildern die alle in Pfeilform auf ihn deuteten und Sprüche hatten wie: „Ich habe die Zombieapokalypse zu verantworten“, „Bösewicht des Jahrtausends“, „Doktor der Untotologie“ und viele weitere.

Dann drehte sich die Gestalt herum und sagte: »Willkommen, meine Freunde.« (Doktor Live=Ich glaube nicht, dass er der Böse ist. Und ihr?)

Der gute Doktor sah aus wie ein Doktor wie er im Buche stand. Weißer Kittel mit roten Blutflecken, schmutzige Handschuhe die den ganzen Tag in verrotteten Mägen toter Menschen gewühlt hatten und einen Schnurrbart über dem Mundschutz. Wohlgemerkt sah der Bart genauso aus wie in diesen alten Stummfilmen, wo es immer einen schwarzgekleideten Schurken mit Zylinder und Umhang gab, der schnurrbartzwirbelnd die überfällige und viel zu hohe Miete einforderte, sonst würde er die alleinerziehende Mutter mit ihren drei hungernden Kindern hinausbefördern. Genau so ein Schnurrbart war es.

»Wie ich sehe«, fuhr Doktor Evil Knievel fort, »seid ihr endlich angekommen. Zu meinem Bedauern muss ich gestehen, dass ich bis jetzt noch kein Heilmittel für euch gegen diese Zombieapokalypse habe.«

»Also haben wir den ganzen Weg umsonst gemacht?«, fragte Chloe.

»Solange wir in einer gruseligen Ritterburg sicher vor den Untoten sind, komm ich damit klar«, meinte Morgaine.

»Jupp, hier kann man schön chillen«, meinte Bartholomew der es sich auf einem Labortisch gemütlich gemacht hatte, wobei er beinahe eine Phiole umwarf auf der in kleiner Schrift stand: „Vorsicht! Tödlicher Zombievirus! Nicht vor Beginn des bösen Planes kaputt machen!“

Unterdessen blickte Moira in einen Spiegel mit der Überschrift „teuflischer Wunderspiegel“. Dort sah sie, dass die Aufschrift ihres Tops korrekt wiedergespiegelt wurde. Dann sah sie im Hintergrund das Doktordiplom des Hausherrn, auf welchem sein Nachname wiederum wie alles sonst auch spiegelverkehrt stand, wodurch aus „Doktor Live“ „eviL rotkoD“ wurde. Evil, das englische Wort für böse. Und wie Moira treffend auffasste: »Wow! Dieser Spiegel zeigt alles außer einem selbst Spiegelverkehrt! Wahnsinn!«

Jepp, niemand hört auf den Erzähler wenn er einen vor einem Schurken warnt.

»Apropos Schurke. Ihr müsstet meinen ehemaligen unbezahlten Praktikanten einfangen. Ich habe keinerlei Beweise dafür, doch ich weiß trotzdem, dass er es war der diese Zombieseuche zu verantworten hat. Und damit ihr mir glaubt was ich sage, spreche ich das so überzeugend aus, dass ihr es auf jeden Fall glauben werdet.«

»Whoa! Ich bin überzeugt«, meinte Perry.

Wieso hört nie jemand auf mich?! Der Typ verarscht uns doch!

»Und wo finden wir diesen Praktikanten?«, fragte Chloe.

Warum ignoriert ihr mich?! Ernsthaft mal, Leute!

»Ganz einfach. Ihr müsst nur in dieses von Zombies verseuchte Dorf gehen und ihn dort finden. Und ich hoffe inniglich, dass ihr dabei verrecken werdet. Nun werde ich herzhaft lachen, damit wir diese Kapitel beenden können und dem Leser ein positives Gefühl beim Ende vermitteln.«

Er lachte, worauf alle herzhaft lachten. Gott, ist der Typ diabolisch.

Plötzlich schaltete sich Morgaine ein. »Wie?!!! Wir müssen wieder ins Dorf zurück?! Dabei werden wir draufgehen!«

 

Fortsetzung folgt…

Mission 1: Der Tod schweigt nicht II

Krachend schlossen sich die gewaltigen Tore der Burg und überließen die Hexen erneut ihrem Schicksal, welches vermutlich den Tod gefolgt vom Wiederauferstehen beinhaltete.

»Hätte ich nicht wenigstens dort alleine zurückbleiben können?«, quengelte Morgaine.

Chloe stöhnte entnervt. »Sag mal, was ist überhaupt dein Problem?«

»Äh, ʼtschuldige mal! Ich bin mit einigen Freaks zusammen in einer Zombieapokalypse, während andere in TV-Shows zu irgendwelchen strengen Eltern geschickt werden. Was soll daran wohl ein Problem sein?«, meinte Morgaine mit dem drohend erhobenen Zeigefinger in einem sarkastischen Tonfall.

»Keine Ahnung wo du herkommst, aber das hier ist ein normaler Job an einem normalen Arbeitstag.«

»Ach wirklich, dann sag mir mal, in welcher Realität das SO ist. Oder von welchem abgefuckten Planeten du kommst.«

»Falls es dich interessiert, ich bin hier geboren und aufgewachsen. Aber irgendwie bezweifle ich das es bei dir auch so ist.«

»Ich bin in einer Welt geboren worden die von gigantischen hyper-intelligenten Mohrrüben beherrscht wurde, ehe meine Familie hierher floh. Da war ich so ungefähr vier gewesen. Wusstet ihr eigentlich, dass der Film Angriff der Killertomaten auf der wahren Begebenheit meiner Heimatwelt beruht und eigentlich dazu gedacht war uns vor den Mohrrüben zu warnen?«

»Schnauze, Moira!«, fauchten beide Hexen einstimmig.

»So etwas ist doch nicht normal!«, schrie Morgaine.

»Was weißt du schon, über normalsein?!«

Moment, ich bekomme gerade einen wichtigen Gedanken von Perry rein. Er denkt: Ui, Bitch-Fight! Wie geil ist das denn?!

»Ich weiß so einiges darüber! Zum Beispiel, dass ich jetzt eigentlich am Feiern sein müsste, statt mit euch Gestörten hier rumzuhängen und die Welt zu retten.«

»Das nennst du normal?!! Normal?!! Du bist eine Hexe die keinen einzigen Zauberspruch beherrscht und so etwas, nennst du dann normal?!«

»Ich kann ein paar Flüche«, meinte Morgaine wenig überzeugend.

»Die niemals funktioniert haben«, ergänzte Bartholomew.

»Oh, mit Flüchen bist du bei mir wirklich richtig!« Chloe (welche sich auf Flüche spezialisiert hat) baute sich bedrohlich vor dem kleinen It-Girl auf. »Wenn du hier nun auf der Stelle sterben würdest, würdest du mir sogar einen Gefallen tun! Du gefährdest uns alle. Jedes Mal wenn du dich beschwerst, verrätst du unsere Position. Im Kampf bist du vollkommen nutzlos. Ich weiß nicht woher du kommst, aber hier bist du vollkommen fehl am Platze. Am besten legst du dich gleich auf dem Boden und krepierst.«

Diese Worte trafen Morgaine hart. Sie hatte Mühe gegen die Tränen zu kämpfen. Sie hatte nicht darum gebeten hier mitzumachen oder verbannt zu werden. Außer ihren Dämon schien das aber niemanden zu kümmern.

»Hey, Kleine…«, versuchte er sich vorsichtig anzunähern, um sie zu trösten.

Aber Morgaine war nicht in der Stimmung dafür. »WAS DENN?!! VERSCHWINDE ENDLICH, PERRY! LASS MICH IN RUHE!!«

Perry spürte nur wie seine materielle Gestalt sich durch die Macht ihrer Stimme auflöste und er wieder ein Teil von ihr wurde.

»Was war das denn?!«, fragte Morgaine, die sich verwundert nach ihrem Dämon umsah.

»Boah, wie cool!« Moira bekam davon gleich funkelnde Augen.

Chloe schnalzte nur mit der Zunge »Glückwunsch, du hast gelernt deinen Dämon zu entlassen.«

»Und jetzt?«

»Jetzt reißen wir uns alle mal zusammen. Immerhin wollen wir hier heil rauskommen, nicht wahr?«

Jubelnde Bestätigung war auf der einen Seite und gedämpfte Begeisterung auf der anderen. Während Morgaine noch fieberhaft überlegte, was sie da gerade getan hat, sah Chloe zu ihren beiden Hexenschwestern die sie aus diesem Albtraum führen sollte. Was haben die sich nur dabei gedacht uns alleine loszuschicken?, fragte sich das schwarze Mädchen innerlich. Keiner von uns kann wirklich kämpfen. Alles was wir bis jetzt gemacht haben ist um unser Leben zu rennen. »Also, lasst uns weitergehen«, meinte sie ehe sie alle aufbrachen.

 

Es klopfte an der Tür und eine Frau mittleren Alters öffnete sie. Scheinbar hatte man der Guten nicht gesagt, dass die Hippies seit den Sechzigern ausgestorben waren, denn sie war genauso angezogen wie einer von ihnen und dem Geruch nach der aus ihrer Bude strömte hatte sie schon etliches in ihrem Haus durchgezogen. Drogentechnisch und so.

»Ähm, hallo Frau…«, Chloe schaute noch mal auf das Namenschild über der Klingel, »Potsch? Ist ihr Sohn zuhause? Wir sind … (überlegt) seine Schulkameraden und wollen mit ihm zusammen in einer Lerngruppe für die Prüfungen lernen.«

»Im Lügen bist du wirklich schlecht«, bemerkte Morgaine.

»Irgendwie riecht es hier komisch. Mir wird ganz schummerig.« (Typischer Moira-Kommentar.)

»Ihr Kiddies lernt heutzutage einfach zu viel für die Schule. Chillt mal ein bisschen. Das sage ich Peter auch immer.«

»Dürfen wir rein?«, fragte Chloe

»Na logo, wir sind immerhin in einem freien Land«, wobei Frau Potsch den letzten Teil des Satzes prustend und kichernd im bekifften Zustand von sich gab.

Die drei Hexen betraten das mit Brettern zugenagelte Haus welches irgendwo im nirgendwo lag. Einige hundert Meter vom Dorf entfernt. Auf ihrem Wege hierher hatten die drei etlichen Lärm veranstaltet und wussten selber noch gar nicht, dass eine Horde hungriger Untoter sie verfolgte und in circa sechs Stunden bei ihnen sein würde. Bei einem gleichbleibenden Schlürftempo versteht sich. Aber wehe sie bekommen Rückenwind, dann werden sie bis zu zehn Minuten früher da sein.

All das sollte uns aber im Moment nicht kümmern. Die Hexen liefen die Treppe hinauf und hörten bereits das gestresste »Komm schon!!! KOMM schon!!! NUN KOMM SCHON!!!! Neeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiinnnnnnnnnnnnnnnnnnnn!!!!!!!!!! Verdammt!« Ich möchte an dieser Stelle anmerken, dass dieser Peter lispelte wie einer von diesen Klischeenerds.

Als alle drei vor der Tür standen, zog Chloe ihren Dolch hervor und gab Morgaine zu verstehen ihre alte Steinschlotpistole zu ziehen. Moira brauchte so etwas nicht. Ihre Fäuste waren gefährlich genug, vorausgesetzt sie setzte sie auch ein. Aber jetzt mal ganz ehrlich, drei Mädchen von denen zwei bewaffnet sind gegen einen schwächlichen Nerd. Als könnte man da verlieren.

Bereit Tod und Verwüstung über den kleinen Versager zu bringen stürmten die drei Hexen in das Zimmer und erstarrten für einen Moment. Scheinbar schien es sie zu verwundern einen jungen Mann den man aus berechtigten Zweifeln die Jungfräulichkeit unterstellen könnte mit der Hand in der Hose vorzufinden. Aus Gründen die einem die Eltern erklären sollten, warum ein pickeliger Nerd mit Brille seine Hand in der Hose verschwinden lässt um seinen Stress abzubauen und aus Gründen des totalen sowie absoluten Ekels werden wir nun die Werbung einblenden.

Gleich geht es weiter mit den Abenteuern der Trümmertruppe…

 

(Singend) Passiert dir mal ein Missgeschick?

Ja, da hilft auch kein Gestöhne.

Brichst du dir hin und wieder das Genick?

Sie werden trotzdem gar nicht löhnen.

Denn wer sich Arroganz-versichert,

Der hat völlig ausgekichert,

Denn bei der Arroganz beginnt vom ersten Augenblick

Das Bündnis mit dem-

HALT!!!! Sind SIE – Otto Waalkes – es auch leid, dass man Ihnen die Witze klaut?! Dann verklagen sie uns doch!!! Ja-HA! VERKLAGEN! SIE! UNS! DOCH! Alles möglich dank staatlicher Subventionen.

Der neue Fiat!!!!!!!!!!

 

Weiter geht es mit den Abenteuern der Trümmertruppe…

»Wieso hast du es getan?!«, knurrte Chloe während sie dem unbezahlten Praktikanten, welcher nun in diesem Satz als Gotthardt eingeführt wird, da sein voller Name nicht Peter Potsch war und niemand einen Peter ernst nehmen kann, ihren Dolch an die Kehle hielt.

»E-es t-t-t-tut mir l-l-l-l-leid«, wimmerte der knallharte Nerd, der gar nicht so knallhart war, aber es wäre cool, wenn er knallhart gewesen wäre und außerdem wollte ich nun mal gerade einen Satz mit dem Wort knallhart verwenden. Und hier ist er.

»I-ich-ich-ich hab es doch nicht böse gemeint.« (Peter Potsch Gotthardt=Der einzige Nerd im Dorf!)

»Nein, du hast doch nur eine Zombieapokalypse losgetreten. Das passiert mir auch jeden Dienstag«, wetterte Morgaine.

Plötzlich ging Moira dazwischen, und zog Chloes Arm mit dem Dolch runter, um darauf den armen Nerd in den Arm zu nehmen, worauf jener erst so richtig loslegte mit seinem Geheule. »Alles gut«, flüsterte sie ihm zu und vermittelte den anderen beiden ein mieses Gefühl, da sie sich wie die letzten Schweine fühlten.

»Ich wollte das alles nicht, ehrlich.«

»Ich weiß«, sagte die Hexe sanft zu ihm, während sie mit ihrem Oberkörper hin und her schwenkte.

»Es ist nicht leicht, so allein zu sein.«

»Natürlich nicht.«

»Ich wollte einfach nicht mehr länger der einzige Nerd im Dorf sein, aber DAS wollte ich nie.«

Nachdem sich Gotthardt beruhigt hatte, begann er die ganze Geschichte zu erzählen.

»Solange ich mich erinnern kann war ich allein. Niemand war da der mit mir zusammen WoW oder Dungeons and Dragons spielen wollte. Ich war immer einsam, während die anderen zu Sportveranstaltungen oder dergleichen gingen. Aber irgendwann machte ich ein Praktikum beim genialen Wissenschaftler Doktor Live. Und dort kam ich dann auf die Idee. Ich wollte ein Mittel entwickeln das aus allen Menschen im Dorf Nerds wie mich macht, damit ich nicht mehr so alleine bin. Ich isolierte also das Nerd-Gen und entwickelte die Formel um darauf mein Elixier an meiner Mutter zu testen. Dort gab es leider nicht die gewünschten Resultate und sie mutierte zum Hippie. Aber ich gab nicht auf und habe es schließlich erfolgreich an Laborratten testen können. Als nächstes habe ich es in den Dorfbrunnen getan, aber dann ging alles schief und jeder wurde zum Zombie.«

Moira begann Rotz und Wasser zu heulen. »Das ist ja so traurig.«

»Ja, ein Loser der andere zwingt zum Loser zu werden«, kommentierte Morgaine.

»Ich versuche es aber wieder gut zu machen. Mir fehlt noch etwas aus dem Schloss des Doktors. Wenn ihr mir meine Aufzeichnungen von dort bringen könntet, werde ich das Gegenmittel bestimmt synthetisieren können.«

Plötzlich klirrte es unten als wenn hundert Zombiearme durch die Scheibe griffen und sich daran machten nach nicht vorhandenen Personen zu greifen. Aber wo kamen die denn jetzt so schnell her? Die Zombiearmee von vorhin ist doch gerade mal fünfundzwanzig Meter weiter gekommen und damit schätze ich noch extrem großzügig. Es sei denn… ich… Oh-oh. Ich habe die andere(!) Zombiearmee vergessen, die innerhalb des Gespräches zum Haus vorgedrungen ist und es nun angreift.

Daraufhin stürmten zwei der Mädchen nach unten und können gerade noch verhindern dass Gotthardts Mutter gefressen wird, die versuchte mit den Zombies eine Hippiekommune zu eröffnen.

»Hey, Peace, Leute, chillt mal.«

»Gott, ich will sie beißen, damit ich endlich meine Ruhe vor dieser Hippie-Kacke habe«, meinte einer der Untoten, doch er wurde von einem Kollegen vom Beißen abgehalten.

»Bist du irre?! Wer weiß wo die Alte schon überall rumgelegen hat. Da! Guck!«

Alle Zombies hielten inne und sahen angewidert zu wie sich die Hippie-Oma einen Joint gönnte und genüsslich daran zog. Darauf stießen alle Untoten die Alte von sich, denn „wer weiß, wo die schon alles rumgelegen hat?“ Mit anderen Worten, wusste niemand was sich die Olle schon so alles reingeknallt hat.

Chloe fiel auf, das sie auf einmal nur zu zweit waren. »Scheiße, ich hol schnell den Rest des Teams, halt du sie solange auf, Moira.«

»Oky-doky.«

Im Eiltempo eilte die düstere Gothichexe nach oben. Was bildete sich diese blöde Kuh nur ein sie beide da unten allein verrecken zu lassen, während sie – Morgaine – oben im Badezimmer verreckte in dem Chloe sie dann fand.

»Mach die Tür auf, damit ich dich umbringen kann!«, brüllte die Chloe.

»Geh weg! Ich kann das einfach nicht!«

Die schwarze Hexe seufzte. »Komm raus, dann krepieren wir wenigstens gemeinsam.«

»Nein, ich will nicht sterben«, jammerte das Weichei.

Chloe sah schon, dass sie hier ein wenig Überzeugungsarbeit leisten musste. »Hör gut zu, ich versteh ja, dass du Angst hast. Die habe ich auch.« Hatte sie nicht. »Klappe!«

»Ich will hier nicht draufgehen, umgeben von gestörten Typen die vermutlich alle überleben werden und nur ich werde auf der Strecke bleiben. Es ist genauso wie im Waisenhaus.«

»Hör gut zu, hier draußen überleben wir nur gemeinsam und als Team. Ja, es stimmt, du hast nicht viel drauf, aber das bisschen könnte uns allen den Arsch retten.«

»M-m-meinst du wirklich?«

»Ich weiß es.«

Morgaine schloss auf und stand der maximalpigmentierten Hexe (wobei maximalpigmentiert total hässlich klingt und man doch lieber einfach schwarz sagen sollte, was jedoch politisch inkorrekt ist) mit verquollenen Augen gegenüber. »O-okay«, worauf ein Schniefen folgte.

Beide gingen nach unten, wo Moira die Zombies einigermaßen mit ihren Boxschlägen zurückhalten konnte.

»Okay, Leute, folgender Plan: Moira, du machst brav weiter.«

»Hurray!«

»Morgaine?«

»Jupp?«

»Du gibst ihr Deckung. Und ich unterstütze euch beide dann.«

Gerade schaffte es ein Zombie die Türe aufzubrechen und herein zu marschieren.

»Morgaine, der gehört dir«, brüllte Chloe die gerade Schattenkopien ihres Dolches heraufbeschwor und diese zielgenau zwischen die vernagelten Bretter der Fenster durchjagte.

Die Pistolerohexe hatte jedoch keine derartige Zielgenauigkeit. Egal wie oft sie auch schoss, es ging immer daneben. Sie wartete zudem die ganze Zeit auf einen Kommentar von Perry der jedoch ausblieb, da sie ihn gerade zum ersten Mal aus ihren Diensten entlassen hatte.

»Scheiße, das kann man doch nicht mit ansehen«, brüllte Chloe, worauf sie sich ihrer Kameradin näherte.

Schalten wir aber mal der Unterhaltungshalber kurz zu Moira die bei jedem Schlag fröhlich sagte: »Einen Schlag für dich … und einen Schlag für dich. Für dich. Und dich. Dich. Dich. Dich und weil du so nett guckst, hier ein ganz sanfter für dich.« Wobei sie beim letzten Satz noch einmal freundlich lächelte als sie dem Zombie eins reinwürgte.

Wieder zurück zu Chloe und Morgaine. »Konzentriere dich beim Schießen. Du verbrauchst viel zu viel Energie.«

Sie schoss weiter, aber wieder daneben. »Scheiße! Scheiße! Scheiße! Wir krepieren hier!«

»Atme tief durch«, Chloe nahm die Arme der Hexe und korrigierte sie. »Und jetzt abdrücken.«

Morgaine tat wie ihr geheißen war und brachte den Kopf des Untoten zum Platzen wie eine überreife Melone. »Yeay! Ich hab was getroffen!«

»Und immer schön weitermachen. Ganz einfach. Wie in einem Videospiel«, meinte Chloe ehe sie sich von ihrer Kameradin distanzierte um weitere Schattendolche auf die Gegner herabregnen zu lassen. Unterdessen drosch Moira ohne Erbarmen aber mit einem niedlichen Lächeln auf den Lippen auf die wandelnden Leichen ein.

Unterdessen traf Morgaine immer besser. Der eine Treffer hatte ihr Selbstvertrauen gestärkt. Sie hatte immer gedacht, dass sie es nicht könne. Welches normale Mädchen schießt schon mit veralteten Steinschlotpistolen auf untote Zombies? Sie hatte es niemals in Erwägung gezogen zu kämpfen. Sie konnte es ja eh nicht, da sie es nie probiert hatte und ihr niemand je gesagt hat, dass sie es überhaupt eventuell könnte.

Nach und nach fiel ein Zombie nach dem anderen und so unwahrscheinlich gering die Chancen auch für die drei gewesen waren, so schafften sie es dennoch den Ansturm irgendwie zu überleben.

 

Danach ging es weiter zu Doktor Live, der scheinbar (Überraschung!) nicht der Gute war, wie Gotthardt nach dem Kampf verlautbaren ließ. Stellt euch das mal vor! Der Typ, dessen Name rückwärtsausgesprochen Evil bedeutet, ist böse! Wir tun jetzt alle mal total überrascht. Und jetzt alle: „Nee, nä?!“ und noch einmal weil es so schön war. „Nee, nä?!!!!!!!“

Und natürlich hat dieser diabolische Typ unsere Heldinnen erst einmal höflich eingelassen und führte sie darauf durch sein verwirrendaufgebautes Schloss.

»Würdet ihr nun bitte vorgehen und diesen finstren Gang entlanglaufen welcher euch direkt in euer sicheres Verderben führen wird.«

»Wie war das?«, fragte Moira nochmal, da sie sich nicht sicher war, was sie da gehört hatte.

»Äh… Welcher euch direkt in euer sichereres Vergnügen führen wird?«

»Ich mag Spaß«, antworte Moira fröhlich.

»Wer nicht?«, entgegnete der böse Doktor.

Chloe hob deprimiert die Hand, wie zur Beantwortung der rhetorischen Frage des Schurken. Und somit hätten wir den einzigen Menschen überhaupt gefunden der keinen Spaß mag.

Und auf einmal öffnete sich eine Falltür und die drei Hexen fielen in einem pechschwarzen Abgrund hinab.

Der Doktor unterdessen nahm einen Geheimgang und eine Abkürzung in sein finsteres Laboratorium, in welchem die drei dann schließlich in einem altmodischen Stangenkäfig landeten.

»Muhahahahahahahahahahahahaha! Endlich ist es soweit. Nun wird mein finsterer Plan vollendet sein.«

»Jetzt mal ernsthaft! Das ergibt doch überhaupt keinen Sinn! Zuerst werden wir von diesem Doktor gerufen um alles zu beenden und nun ist er der Bösewichtheini«, beschwerte Morgaine sich während sie an den Stangen schüttelte.

»Keine Sorge«, meinte Chloe. »Vermutlich wird er uns gleich aufgrund seiner Überlegenheit den bösen Plan bis ins Detail erklären.«

»Der Grufti ist wirklich schlau. Ja, ich war es der das Nerd-Mittel meines Praktikanten manipuliert hat, um dieses Endzeitszenario auszulösen.«

»Ist er jetzt der Böse?«, fragte Moira.

»Ruhe! Ich bin gerade dabei meinen genialen Plan zu erläutern damit ihr mich später auf keinen Fall aufhalten könnt. So steht es zumindest im Handbuch für dumme Fieslinge.«

Moira kamen die Tränen. Sie mochte es nicht angeschrien zu werden und so blieb sie mit bebender Unterlippe still sowie der Erkenntnis, dass der Typ wirklich böse war. (Allein schon dafür hasse ich ihn. ;o;)

»Als alle dann zu Zombies mutiert waren sammelte ich die mächtigsten Exemplare ein, um«, ein Lichtkegel kam von der Decke und beleuchtete auf dramatische Weise ein weißes Tuch unter dem irgendwas Großes lag, »den perfekten Körper für mich zu erschaffen«, sagte der fiese Doktor Live während er mit einem Ruck das Tuch entfernte und den Anblick auf einen Haufen zusammengebastelter Leichenteile freigab, welcher entfernt an Frankensteins Monster erinnerte, nur mit deutlich mehr Muskeln und breiteren Schultern. Ein Muskelprotz aus totem Fleisch wie er im Buche steht. »Mit diesem Körper sollte es ein Leichtes sein die Weltherrschaft an sich zu reißen, wie jeder andere berühmte Bösewicht es auch versucht hat! Muhahahahahahahahaha! Aber zuerst wollte ich meinen neuen Körper an ein paar schwächlichen Hexen ausprobieren. (Das seid übrigens ihr.) Also heuerte ich welche an, um mich selbst aufzuhalten. Genial! Einfach nur genial!«

Gerade als eine der Hexen fragen wollte wie der Doktor seinen Körper mit diesem Monster tauschen wollte, nahm er seinen Schnurrbart ab und klebte ihm dem leblosen Ding an. Gleich danach brach der böse Arzt zusammen und der Körper begann zu zucken und sich zu bewegen.

Die Erde bebte als sich der tote Fleischklops auf die Mädchen zubewegte und den Käfig beiseite warf als wöge er nichts.

»Erzittert vor mir! Günther-Hans, dem bösen Dämonenschnurbart!« (Günther-Hans=Wer hätte gedacht, dass der Schnurbart der eigentliche Böse ist?!)

 

Fortsetzung folgt…

 

Mission 1: Der Tod schweigt nicht III

Besiegt und geschlagen lagen unsere Heldinnen auf dem Boden vor den Schlosstoren. (Witzig, dass die Kapitel dieser Mission immer an diesem Ort anfangen.) Der dämonische Schnurrbart hatte mit ihnen kurzen Prozess gemacht. Niemals hatten sie eine Chance gegen diesen Berg aus Muskeln gehabt.

Und danach hatte man sie wie den Müll vom Vortag vor den Toren entsorgt. Und wen wundert es auch? Es wurde ja mehrfach darauf hingewiesen dass sie keine Chance hätten. Und jetzt gerade näherte sich ein schlürfender Schatten auf sie zu. Vermutlich um sie zu verspeisen.

Tja und wieder einmal bin ich als Erzähler Zeuge eines grausigen Todes geworden.

Verehrte Leserinnen, verehrte Leser,

es war mir ein Vergnügen ihnen die Abenteuer der Trümmertruppe präsentiert zu haben. Doch leider sind jetzt alle tot und somit gibt es nichts mehr zu berichten.

 

Morgaine schlug ihre Augen auf und hielt sich stöhnend den Kopf. (Scheinbar geht es doch weiter. Scheiße!)

Sie fand sich im Zimmer von Peter Gotthardt Potsch wieder. (Immer noch ein bescheuerter Name.) Die anderen beiden Hexen saßen aufrecht um sie herum und sahen sie ernst an.

»Alles okay?«, fragte Moira besorgt und nahm ihre Kollegin sogleich tröstlich in den Arm als sie sich aufsetzte.

»Wir haben echt einen ordentlichen Arschtritt kassiert«, kommentierte Chloe.

»Ja, aber ihr müsst zurück, den Dämon besiegen und mir meine Notizen bringen, sonst kann ich kein Gegenmittel herstellen.«

Morgaine wurde bei dem Gedanken noch einmal gegen dieses Monster zu kämpfen ganz bleich und steif. Sie hielt völlig panisch den Kopf. »Wir haben überhaupt keine Chance gegen dieses Ding.«

»Nicht ganz«, sagte Gotthardt. »Bevor ich die Nerdformel entwickelte, erfand ich ein Getränk das einem Superkräfte verleihen sollte, doch leider wirkt es nicht bei normalen Menschen. Bei Hexen sollte es meinen Berechnungen nach schon tun.«

»Und wie?«, fragte Chloe.

»Nun, bei euch sollte es das noch schlummernde magische Potenzial wecken. Eure Magie wird für einen kurzen Zeitraum extrem verstärkt.«

»Wie kurz ist dieser Zeitraum? Nicht dass wir mitten im Kampf schlapp machen.«

»Eine halbe Stunde, circa. Aber ich konnte den Effekt um weitere zehn Minuten verlängern indem ich es mit Coca-Cola Zero aus der Dose mischen konnte.«

Gleich geht es weiter mit den Abenteuern der Trümmertruppe…

 

Kaufen Sie sich jetzt Coca-Cola Zero aus der Dose mit dem geheimnisvollen Trank der Superkräfte verleiht! Sie können Autos anheben! Kätzchen von Bäumchen retten! Als schwächlicher Nerd die Schläger tyrannisieren die dich nackt an den Laternenpfahl banden bis du selbst zum schrecklichen Despoten mutierst!!!!!!! (Zu den Nebenwirkungen zählen: Impotenz, starke Abhängigkeit sowie Sucht, gesteigerter Sexualtrieb und Amoklauf. Coca Cola übernimmt keinerlei Haftung für die Schäden und Folgen die durch die Einnahme des Produktes entstehen.)

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*Nur so lange der Vorrat reicht.

 

Weiter geht es mit den Abenteuern der Trümmertruppe…

»Die Werbung kam heute aber recht früh«, bemerkte Moira.

Das liegt daran, dass wir den finalen Kampf nicht unterbrechen wollen. Solche Arschgesichter wollen wir erst bei der nächsten Mission sein.

»Ach so.«

»So, die Colas sind fertig. Zum Glück konnte ich sie während des Werbespots bestrahlen.«

»Bestrahlen?!«, Morgaines Magen zog sich unbequem zusammen.

»Keine Sorge, egal wie unerträglich und qualvoll die Nebenwirkungen sein werden, sie müssten nach einigen Stunden verschwinden,«, wobei Gotthardt noch ein »zumindest hoffe ich das« hinterher murmelte.

»Gib das Zeug schon her!«, ätzte Chloe. »Schlimmer als meine jetzige Pubertät kann es nicht sein.«

Die anderen beiden Hexen nahmen ebenfalls eine Dose und tranken sie auf Ex aus. Morgaine schüttelte es dabei. Das Zeug schmeckte einfach nur widerlich. So als hätte es jemand erbrochen ehe es anschließend verstrahlt worden war. Aber so schmeckte Cola ja immer.

Einen Moment lang warteten alle Anwesenden gespannt. Doch es passierte nichts.

»Na toll, hat sonst noch jemand eine brillante Idee die dermaßener Stuss ist?!«

»Der Plan war von Anfang an verzweifelt«, merkte Chloe an.

»Ui! Mein Kopf! Es dreht sich alles«, meinte Moira, doch als alle sie ansahen merkten sie auch warum dem Buntschopf schwindelig war. Sie drehte ihren Kopf spaßeshalber andauernd im Kreis und da war das Schwindelgefühl kein Wunder.

»Verdammt! Ich muss irgendeinen Fehler gemacht haben!«, fluchte Gotthardt, setzte sich an seinem Rechner und blickte noch einmal konzentriert auf die Formel.

Plötzlich brach Chloe zusammen und schrie die Schmerzen ihres Magens lauthals aus. Und nach einem Moment löste sie sich im wahrsten Sinne des Wortes in schwarzen Rauch auf.

»Ach du heilige Scheiß!«, schrie Morgaine. »Scheiße! Scheiße! Scheiße!«

»Hehe. Deine Schnurrhaare sehen voll süß aus«, bemerkte Moira.

Es dauerte zwar eine Sekunde aber schließlich erreichte der Kommentar die andere Hexe. Sie zog die Nase kraus und sah dort wirklich Schnurrhaare. Ihre Hose und Schuhe waren unterdessen verschwunden und hatten sich in den humanoiden Unterkörper einer schwarzen Wildkatze verwandelt. Voller Entsetzen bekam Morgaine noch gerade mit wie ein langer buschiger Schwanz über ihrem Steiß herauswuchs. »Ach du Scheiße! Hey, du! Trottel-Gesicht! Mach, dass es weggeht!«

»Das kann ich nicht! Das magische Potenzial wird freigesetzt und das hat bei jeder Hexe andere Auswirkungen.«

»DAS nennst du Auswirkungen?!«, fragte Morgaine sichtlich entsetzt und hielt dem Nerd ihr neues Körperteil entgegen. »Ich habe einen verdammten Schwanz! Kein Mädchen sollte einen Schwanz haben!«

»Du siehst so verdammt cool aus!«, brüllte Moira vor lauter Vorfreude. Als sie ihre Hände euphorisch zu Fäusten ballte fiel auf, dass sie plötzlich eine unnatürliche – fast schon lächerliche – Größe besaßen. Auch machte sich eine leicht grüne Färbung unter ihrer Haut bemerkbar die sichtlich schimmerte während ihre normale Haut darüber leicht durchsichtig wurde, was das Grün noch mehr betonte. Zusätzlich glühten die Augen des Buntschopfes in einem leuchtenden Gelb und die bunten Haare verwilderten zusehends.

»Scheiße! Wir sind voll die Mistgeburten!«, schrie Morgaine vollkommen hysterisch, während ihre Ohren etwas größer und spitzer wurden. Die Eckzähne waren länger geworden und verliehen der empfindlichen Hexe noch mehr Züge eines Raubtieres.

»Puh! Ich geb zu, es kommt schon ziemlich nah an meine Pubertät heran«, erklang Chloes Stimme aus dem Nichts. Plötzlich sammelte sich schwarzer Rauch im Raum und bildete eine nebulöse Gestalt die wie Chloe aussah. »Okay, Mädels. Wir beruhigen uns erstmal und atmen tief durch.« Um mit gutem Beispiel voranzugehen machte die schwarze Hexe es sogar vor. Ihre Teamkameradinnen taten es ihr gleich, doch Morgaine drohte dabei zu hyperventilieren (da sie dachte Chloe wäre ein Geist), während Moira wie bei allem was sie tat eine geradezu beängstigende Fröhlichkeit und einem unnatürlichen Enthusiasmus an den Tag legte.

»Gotthardt, pack uns noch etwas von dem Zeug ein und dann legen wir einen untoten Frankenstein um der von einem Dämonenschnurrbart besessen ist.«

»Merkt sonst noch einer wie bescheuert das alles klingt?!« (Morgaines Kommentar.)

 

Dank der Super-Cola war es für die drei Heldinnen kaum ein Problem durch die Horden der wandelnden Leichen zu spazieren. Moiras Fäuste besaßen einen Explosionsschaden und jagten alles in die Luft was nach dem ersten Treffer bereits ins Gras gebissen hatte. Unterdessen herrschte Chloe über die Schatten und manipulierte sie und nutzte ihren neuen formbaren Körper um die Feinde mit den windigen Schneisen schattenhaften Rauches in Scheiben zu schneiden. Morgaine traf hingegen die Gegner mit tödlicher Präzision ihrer Pistole. Sie wusste instinktiv wo sich die Herzen der Feinde befanden und hörte wie das Blut langsam durch ihre toten Adern rauschte. Zudem hatten sich ihre Reflexe stark verbessert wodurch sie das Gefühl bekam, dass alles um sie herum in Zeitlupe geschah.

Und so betraten sie alle voller Elan den Schlossplatz und sahen gerade noch wie ein sichtlich verwirrter Doktor Live aus dem Schloss taumelte. Kurz zuvor hatten sie noch ihre letzten Dosen getrunken um für den Kampf gewappnet zu sein.

»Großer Gott, bitte helft mir, ihr seltsamen Kreaturen!«

»Also, im Ernst?! Also ernsthaft?! Nee nä?!«

»Dieser Schnurbart! Dieser Günther-Hans! Ihr müsst ihn aufhalten! Bitte! Ich flehe euch an!«

»Was für eine Finte ist das jetzt?«, fragte Chloe.

»Ihr versteht nicht! Dieser Schnurbart ist ein wilder Dämon der von anderen Besitz ergreift und dabei auf ihre Fähigkeiten zurückgreifen kann, aber je mächtiger die Wirte sind desto schwieriger sind sie zu kontrollieren.«

»Also hat er einen Haufen Gammelfleisch als Körper, weil der sich nicht wehren kann?! Wie bekloppt ist das denn!«

»Er hat meinen brillanten Verstand missbraucht. Ich wäre zu so etwas doch nie in der Lage gewesen! Ich bin doch nur ein armer BWL-Student!«, worauf der Dok panisch zu weinen begann.

»Ich glaube ihm«, sagte Moira mit fester Stimme.

Alle sahen sie an. Niemand wagte an ihren Worten zu zweifeln und in Anbetracht, dass sie auch bei Gotthardt recht gehabt hatte als sie ihn damals in den Arm genommen hatte, so vertrauten die Hexen diesmal auf ihre Menschenkenntnisse.

Ein bedrohlich-tiefes Lachen hallte von irgendwoher wieder und dort auf einen der Türme des Schlosses war der vom Vollmond beschienene Leichenklops mit dem Schnurrbart(, was bei genauerer Betrachtung wirklich sehr lächerlich klingt).

Mit einem Satz sprang er vom Turm und baute sich vor den Super-Hexen auf. »Ihr könnt meinen alten Wirtskörper ruhig haben. Ich brauche ihn nicht mehr.«

»Hat irgendwer einen coolen Spruch parat ehe wir anfangen?«, fragte Chloe.

»Ich glaub ich hab mir ins Fell gemacht«, erwiderte Morgaine kleinlaut.

Die nebulöse Hexe ließ ein entnervtes Stöhnen von sich geben um ihrer Enttäuschung Ausdruck zu verleihen, ehe sie das Signal zum Angriff gab.

Unverzüglich stürmte Moira mit einem strahlenden Lächeln vor und schleuderte Günther-Hans gegen den nächsten Burgturm. Doch der tote Muskelprotz konterte danach mit der Rückhand und schleuderte den Buntschopf gegen den Burgwall. Den Moment der Ablenkung nutzend sprintete Morgaine auf ihn zu und hielt ihre Steinschlotpistole direkt auf den Bauch ihres Gegners. Beim letzten Mal war die Kugel einfach an seiner steinharten Haut abgeprallt, doch mit ihren neuen Kräften und auf diese Distanz würde er den Schlag nicht so einfach wegstecken können. Die Kugel drang in seinen Körper ein und explodierte zeitgleich mit dem Schlag von Moira. Doch leider verursachte es beim Dämon nicht mehr als ein paar Dellen.

»Willst du mich vielleicht verarschen!«, brüllte Morgaine geschockt.

Eine gewaltige Faust raste auf ihren Kopf nieder und warf sie mit noch gewaltiger-rer-rer-rer Wucht zu Boden der unter einer derartigen Kraft berste. Morgaine hielt sich die schmerzende Beule mit ihrer freien Hand. Warum sie die Pistole nicht losgelassen hatte war für sie ein Rätsel. Aber kaum dass sie sich dessen gewahr wurde, brach der Boden unter ihren Füßen zusammen und sie stürzte in die Tiefe.

Günther-Hans wollte ihr hinterher springen wurde dann jedoch auf Chloe aufmerksam. Sie hatte die Zeit genutzt um die Schatten zu sich zu rufen die bereitwillig ihren Willen befolgten und ihr Kraft spendeten.

Schalten wir mal unterdessen zu den Untoten die zur Burg hinaufblickten von der lauter Schlachtenlärm hallte.

»Was ist denn da oben los?!«, fragte einer.

Der zweite antwortete. »Keine Ahnung. Hab gehört, dass da oben Vampire seien.«

»Vampire?! Auf einer mittelalterlichen Burg?! Voll das Klischee!«

Unterdessen schlürfte hinter den beiden Sprechenden ein stöhnender Zombie mit von sich gestreckten Armen vor sich hin und verfolgte eine schreiende Cheerleaderin um sie zu verspeisen. Und er tat es wie um die Worte des Zombies zu verhöhnen.

»Total kitschig«, bekräftigte dieser seine eigenen Worte, ohne vom Kollegen hinter sich Notiz zu nehmen.

Zurück zum Finale dieser Mission.

Die gewaltigen Pranken des toten Fleischklopses versuchten Chloe zu erwürgen doch sie hatte keine feste Gestalt mehr und so fassten die Wurstfinger ins Leere. Die Hexe hielt sich bewusst noch zurück und beobachtete die Bewegungen ihres Gegenübers um sie sich einzuprägen. Schließlich zielte sie mit ihren Schatten die sie wie Windschneisen bewegte auf die Nähte die den Körper ihres Gegners zusammenhielten um sie zu zertrennen.

»Scheiße!«, knurrte der dämonische Schnurrbart, während er sich den Arm hielt der beinahe auseinander fiel, da die nun durchtrennten Fäden ihn vorher logischerweise zusammengehalten haben. (Eine doppeltgemoppelte Beschreibung hält besser.)

Mit einem fiesen Grinsen wollte Chloe gerade zum finalen Schlag ausholen als die Schatten plötzlich verschwanden und sie in ihrer normalen Gestalt vor dem riesigen untoten Körper stand, da die Kräfte bei einer Überdosis schneller verbraucht wurden als ohnehin schon. Kaum dass sie sich bewusst geworden war, dass die Cola nachgelassen hatte, packte die gewaltige Hand sie an ihrer Kehle und drohte ihr Genick zu pulverisieren.

 

Um die Spannung aufrechtzuhalten und vielleicht noch eins draufzusetzen, schalten wir zu Morgaine die im Keller des Schlosses festsaß. Stöhnend hielt sie sich ihren Kopf. »Boah, eye.« Sie tastete sich durch die Dunkelheit und bekam plötzliches etwas Festes und Glattes in die Hand. Ehe sie auch nur einen Gedanken fassen konnte gab dieses Etwas nach und ein Tröten von irgendwelchen Alarmanlagen heulte auf. »Selbstzerstörung aktiviert«, sagte eine monotone Computerstimme und machte somit alle Leser und Figuren auf die C4-Sprengsätze im Fundament aufmerksam.

Viele werden sich jetzt fragen wie sie dahin kamen. Hier die Kurzfassung: Das Schloss war von einem Drogendealer erbaut worden der Sprengsätze ins Fundament einbaute um sämtliche Beweise zu vernichten, sollten ihm die Bullen im Nacken stecken. Und nun hat die tollpatschige Hexe eben diesen Auslöser betätigt. Ende der Kurzfassung.

Glücklicherweise konnte Morgaine durch die Warnlichter einen zweiten, grünen Knopf entdecken. Natürlich drückte sie ihn und schon sagte die Stimme: »Selbstzerstörung nicht nicht Aktiviert.«

»Häh?«

»Das bedeutet, es geht weiter«, erklärte die Maschine.

»Oh, Scheiße!«

Während Morgaine in ihrer irrationalen Panik den roten bzw. grünen Knopf abwechselnd drückte um die Zerstörung des Schlosses irgendwie aufzuhalten, schaute Chloe in die toten Augen ihres Gegners. Selbstverständlich wusste keiner von beiden (weder der Schnurbart noch die Hexe), dass sie gleich in tausend Stücke gerissen werden würden. Natürlich könnte ich es ihnen sagen, doch wo bliebe dann da der Spaß? Außerdem mag ich außer Moira eh keinen. Sollen sie doch verrecken, dann bekomme ich neue Deppen über die ich berichten kann. Wo ist da der Unterschied? Sie hatten eh keine Chance. Von Anfang an nicht.

Allerdings wurden meine Behauptungen widerlegt als Moira plötzlich Günther-Hans in die Seite fiel und ihm voll die riesige Faust ins Gesicht rammte. Dem Dämon blieb nichts übrig als vor Schreck Chloe loszulassen und gegen die andere Wand auf der gegenüberliegenden Seite des Hofes zu krachen. Und als Moira ihre Freundin anlächelte, verschwanden auch ihre Kräfte und sie wurde wieder normal (zeitgleich mit Morgaine).

Niemand bekam mit wie der böse Schnurbart wütend und fluchend floh ehe der Kopf auf coole Art hinter ihm explodierte. Er würde wiederkommen. (Der Schnurrbart. Nicht der Kopf oder die Explosion.) Er kam immer wieder. Ein paar Stunden später fragte ein Schaffner in einem Zug der weit weit weg von den Geschehnissen fuhr eine blonde wohlgeformte Frau nach ihrer Fahrkarte. Er hob einmal kurz eine Augenbraue als er den seltsamen Schnurbart in ihrem Gesichte sah, es jedoch als eine Art Scherz abtat und den angeblich falschen Bart ignorierte. Und vielleicht werden wir irgendwann eines Tages erfahren was für weitere finstere Pläne sich Günther-Hans wohl ausdenken wird. Wir werden es vielleicht aber auch nie erfahren und den Nebencharakter einfach an Acta legen.

Gehen wir jedoch zurück zu unseren Heldinnen. Moira und Chloe lagen am Boden und waren total erschöpft, während Morgaine weiterhin panisch versuchte den Countdown zu beenden. Aber das klappte nicht so recht. Das gesamte Schloss flog mit unseren drei Hexen in die Luft. Und unnatürlicherweise landeten sie alle relativ unverletzt im Dorf. Sie waren kaputt (also erschöpft-kaputt und nicht kaputt-kaputt), schmutzig und hatten leichte Blutergüsse wie beispielsweise aufgeschrammte Knie davongetragen. Wenn es sonst keiner sagt, sage ich es. LOGIKFEHLER! Es ist einfach nicht natürlich, dass drei Teenies derart unverwundbar sind.

Aber schließen wir nun das Ganze ab. Zuerst waren unsere Heldinnen völlig entsetzt, dass das Schloss nun Bähm! gemacht hatte und nur noch ein rauchender Krater war. Die Forschungsergebnisse waren somit vernichtet worden. … … … Bis Gotthardt auftauchte und meinte sie gefunden zu haben. Die Daten hatten unter seinem Bett gelegen und er meinte nur, wer würde schon unter einem Bett voller pornografischer Magazine ein wissenschaftliches Notizbuch vermuten? Für diejenigen die ein Schema in dieser ganzen Grütze sehen welches sich als Buch oder Storyline beschimpft, werden vermutlich bereits erraten haben was danach passiert ist. Richtig, Morgaine musste davon abgehalten werden den Nerd zu erwürgen. Dafür waren zwei andere Hexen nötig. Danach vertrugen sich alle irgendwie wieder, Gotthardt stellte das Heilmittel her und normalisierte alles im Dorf. Die Ordnung war wiederhergestellt. Anschließend wurde die Hexenschule angerufen und der Auftrag galt als erfolgreich erledigt. Und alle drei Mädchen kehrten vorläufig in die Schule zurück bis die nächste Mission anstehen würde.

Oh! Und für diejenigen die sich fragen, was aus dem einsamen Gotthardt wurde, keine Sorge! Wie sich herausstellte hatte das Zombieheilmittel bei einer Cheerleaderin für die der Nerd schon immer geschwärmt hatte eine kleine Nebenwirkung. Sie fühlte sich seltsam, wurde kurzsichtig, um dann anschließend nach drei Monaten zu einem vollkommenen Nerdin sowie Cosplayerin mutiert zu sein. Und während ihrer Verwandlung fühlte sich das langsam dahinschwindende Sexsymbol von Gotthardt seltsam angezogen und sie beide wurden nach abschließender Transformation ein Paar. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann spielen sie noch heute Dungeons & Dragons. Oder das schwarze Auge. Alles was euch Lesern gerade so in den Kram passt. Ende.

 

„Okay, ihr abgefahrenen Hexen, hier ist Wilruna von WTF – der Witch Teenie Funk – ich berichte wie immer live vom Campus wo die Neuzugänge dieses frischgebackenen Jahrganges von ihren ersten Missionen zurückkehren. Es war wie jedes Jahr der absolute Wahnsinn was hier in unserer Welt so alles passiert. Einige haben gegen wilde Dämonen und Superhelden gekämpft. Auch die Mission des Holzhackens der allmächtigen Gotttannenbäume die einen mit ihrem bloßen Willen pulverisieren war nichts im Vergleich zu dem, was ich gerade reinbekam.

Drei Hexen. Sie waren auf ihrer ersten Mission. Diese Wahnsinnigen sind ohne ihre Lehrerin entgegen sämtlicher Verbote aufgebrochen. Die Direktorin wollte ihnen zuvorkommen und sie zurückpfeifen, ehe sie in den Hubschrauber stiegen, schaffte es aber nicht. Und dann hat man die drei direkt in die Hölle befördert. Alle die schon mal eine Zombieapokalypse mitgemacht haben werden wissen, was ich meine. Jedenfalls ist das Zombiedorf in Schutt und Asche gelegt worden. Und dann anschließend wurde das örtliche Schloss von den dreien mit bloßen Händen zerlegt.

Der Schule drohen wegen diesem Team jetzt mehrere Klagen wegen Sachbeschädigung, die mutwillige Zerstörung eines wichtigen Kulturerbes und scheinbar hat sich einer der Dämonen bereitwillig auf einen der Untoten erleichtert. Ich weiß ja nicht was ihr so denkt, Leute, aber dieses Gespann ist heiß! Heiß! Heiß! Mit einer derartigen Trümmertruppe kann das Schuljahr ja nur geil werden!

Und nun möchte ich zur Ehrung unserer toten Schwestern die von ihrer ersten Mission niemals zurückkehren werden bzw. in einem Stück oder vollkommen lebendig eine Schweigeminute einlegen und währenddessen spielen wir AC/DCs Highway to hell!“

 

Mission Completed!

Impressum

Texte: EINsamer wANDERER
Bildmaterialien: Sabi
Tag der Veröffentlichung: 14.07.2014

Alle Rechte vorbehalten

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