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Devil–Saga: Der Teufelskerl

In der Wüste herrschte ein schlimmer Sandsturm. Jeder suchte Schutz vor ihm, außer einer Gestalt. Sie ging mühelos wie ein Geist durch den Sturm. Die Gestalt hielt auf eine Stadt mit einer Holzpalisade, welche inmitten der Wüste steht, zu. Das Tor stand offen wie der Schlund eines Monsters das nach Nahrung gierte. Die Palisade diente weniger zum Schutz vor Feinden, als mehr zum Schutz von Stürmen, wie es sie in der Gegend öfters gab. Als die Gestalt das Tor passierte, heulte der Wind durch das Tor wie das Klagen von verdammten Seelen. Jetzt wo der Sturm hinter der Person war, schob sie das Halstuch vom Mund. Das Tuch war der einzige Schutz vor dem Sturm gewesen. Jetzt konnte man auch erkennen. dass es ein Mann war. Er trug einen dunkelbraunen Poncho. Seine Stiefel waren mit Stahlkappen verstärkt worden. An seinem Gürtel hing, außer zwei Pistolenhalfter mit passenden Inhalt, ein Geldbeutel. Seine Arme wurden mit einem braunen Pullover verdeckt. Auf seinen Kopf thronte ein schwarzer Cowboyhut. Der Fremde schaute über ein duzend Holzbaracken, die auch schon die ganze Stadt ausmachten. Er ging ruhig auf eine Holzbaracke zu, über den in großer Schrift Salon stand. Laute Musik vermischt mit viel Gelächter und Gegröle kam aus dem Gebäude. Als er eintrat verstummte für ein paar Momente die Geräuschkulisse. Alle Blicke waren auf den Neuankömmling gerichtet, manche von ihnen waren abschätzend und musternd andere gierig und mordlüstern. Der Neue ging gelassen auf einen Barhocker zu, auf den er sich setzte. Die Musik setzte wieder ein. Die Meisten nahmen ihre Gespräche und Kartenspiele wieder auf. Andere beäugten den Fremden weiter. Der Fremde betrachtete sein Spiegelbild an der Wand. Er hatte braungebrannte Haut. Ein Dreitagebart umrahmte sein Gesicht. Unter seinem Hut quollen verschwitzte dunkelbraune Haare hervor. Als er in seine Augen blickte, sah er zwei tiefe, schwarze Abgründe. Die Barfrau kam zu ihn und fragte: ,,Was darfst denn sein, Schätzchen?“ Er antwortete knapp ,,Ein Bier.“ Die Frau schöpfte ihn ein Bier ab und stellte es ihm hin. Der Mann trank das Glas gierig in einem Zug leer. Ein hochgewachsener Mann näherte sich den Fremden. ,,Hey“, sagte er grob ,,hast du mir überhaupt schon Schutzgeld bezahlt?“ Die Antwort fiel wieder knapp aus ,,Wozu?“ Der Mann antwortete ungläubig ,,Wozu? Weißt du überhaupt wer ich bin?“ Der Fremde schwieg. ,,ICH BIN MONTY DER MASSENMÖRDER, DER GRÖßTE VERBRECER IN DER STADT!“ schrie er. Wieder wurde alles still, denn niemand wollte Monty in die Quere kommen. ,,Ich habe über 500 Kerle umgelegt, weil sie nicht bezahlen wollten. Auf meinem Kopf sind 100.000 Mäuse ausge...“ Weiter kam er nicht. Der Fremde hatte in einer schemenhaften Bewegung einen der Zwillingsrevolver gezogen und abgedrückt. Die Kugel traf Monty  mitten ins Herz. Alle suchten das weite, denn sie kannten die schwarzen Revolver mit der blutfarbene 666 nur zu gut. Die Zwillinge wurden böses Omen genannt. Man sagte sich, dass mit jedem Schuss aus diesen Revolvern ein Leben beendet wurde. Die Revolver waren genauso legendär wie ihr Träger. Der Kopfgeldjäger riss den Toten mit einer Hand den Kopf ab.

 

,,Igitt! Ist das `ne Sauerei.“ sagte der Sheriff angewidert. ,,Musstest du unbedingt, den blutenden Kopf durch mein halbes Büro tragen? Diese Flecken gehen nie wieder raus.“ Der angesprochene Kopfgeldjäger würdigte den Sheriff keiner Antwort, stattdessen sah er sich die Steckbriefe an der Wand des Büros an. ,,So etwas tut doch keiner.“ Setzte er seinen Monolog fort. ,,Niemand würde Menschen den Kopf abreißen. Weißt du überhaupt was du angerichtet hast? Nein, natürlich weißt du es nicht! Jetzt, wo Monty nicht mehr da ist, werden alle Verbrecher auf den Tisch tanzen und anstellen was sie wollen. Hast du auch nur den Hauch einer Ahnung, wie viele Bewohner unserer Stadt kriminell sind? Alle! Ich hoffe du bist jetzt glücklich.“ Der Mann verteidigte sich nur mit einem ,,Ich brauchte Geld.“ Mit einem Seufzer warf der Sheriff ein Bündel Scheine auf den Tisch. ,,Hier hast du dein Geld.“ Verächtlich fügte er noch hinzu ,,Kopfgeldjäger. Ihr seid eine echte Plage,“. Der Mann überhörte die Beleidigung und steckte den Inhalt ein. Mit einen lauten Schlag öffnete sich die Tür zum Büro und ein junger Mann trat ein. Er hatte fettiges, kurzes Haar und eine runde Brille auf. Seine Haut war Leichenblass. ,,Na,“ sagte der Brillenträger erwartungsvoll ,,wie sieht’s aus? Haben Sie irgendwelche Männer für meine Expedition auftreiben können?“ ,,Nein“, antwortete der Sheriff trocken. ,,Ich hab’s Ihnen doch gesagt. Niemand würde sich trauen diesen verfluchten Ort aufzusuchen. Dort wimmelt es nur so von Dämonen und anderen Viechern. Nur ein Selbstmörder würde so einen Auftrag annehmen.“ Der Mann wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als sich der Kopfgeldjäger, ohne von der Wand aufzuschauen, äußerte: ,, Ich mach’s.“ ,,Großartig“, sagte der Mann freudig. ,,Ich bin Professor Arthur Kendy, aber Sie können mich Arty nennen und wie ist ihr werter Name?“ Der Kopfgeldjäger wendete den Blick zu Arty und antwortete, mit einem Lächeln ,,Brendan.“

 

,,Endlich da!“ ,sagte Arty, als er mit seinem Forscherteam vor einer Ruinenstadt angekommen waren. Die Stadt oder besser gesagt die Ruinen lagen mitten in der Wüste. ,,Das ist Bung Ba. Angeblich soll diese Stadt verflucht sein. Ich für meinen Teil glaube nicht an so was. Sicher werden Sie sich gefragt haben, wofür wir Sie angeheuert haben? Nun also, Sie sollen uns vor eventuellen Grabräuber und gefährlichen Tieren beschützen. “ Brendan ließ die ganze Zeit den Blick über die Ruinenstadt schweifen. Er spürte etwas, vielleicht konnte er hier sein. Auf den Weg in die Stadt brabbelte der Archäologe weiter ,,...wussten Sie, dass dieser Ort früher ein wichtiger Handelsplatz war, bis das Gerücht aufkam, die Stadt sei verflucht.“ Der Kopfgeldjäger schwieg die ganze Zeit über. Plötzlich, gab er der Gruppe mit einer Geste zu verstehen, anzuhalten. Sie befanden sich an einer Hauptstraße mit vielen Nebenstraßen und Gassen. Gestalten traten ins Licht. Sie waren in den Nebenstraßen, Gassen und sogar auf den Dächern. ,,Oh, mein Gott! Das sind Skelette.“ Rief einer aus dem Team. Die Skelette trugen nichts als Lumpen. In ihren Augenhöhlen brannten Flammen, als wenn jemand zwei Kerzen in jeden Schädel gesteckt hätte. Es sind genau drei Dutzend, dachte Brendan. ,,Werfen sie sich alle auf den Boden!“ brüllte er. Ein Forscher sagte nur: ,,Was?“ ,,Tun sie was ich sage.“ Die Forscher warfen sich auf den Boden. Die Skelette wurden von der Bewegung eine Sekunde abgelenkt. Das reichte dem Revolverhelden um das Feuer zu eröffnen. Er schoss ohne Pause. Mit jeden Schuss schenkte er einem der lebenden Toten die letzte Ruhe. Alle Feinde waren tot bevor sie überhaupt wussten wie ihnen geschah.

Nachdem alle Feinde besiegt waren, suchten Brendan und Arty nach der Quelle, welche die Skelette zum Leben erweckt hatte. Der Rest des Forscherteams hatte ein Lager aufgeschlagen und Wachen aufgestellt ,,Was meinen Sie,“ fragte Arty ,,kommen diese Dinger wieder?“ ,,Solange wir ihre Quelle nicht gefunden haben, ja.“ Antwortete Brendan nüchtern. ,,Und wo ist diese Quelle?“ fragte Arty. Brendan blieb stehen. Streckte seinen rechten Arm aus und zeigte mit dem Finger auf eine Ruine. ,,Das?“ fragte Arty ungläubig ,, Es unterscheidet sich doch nicht von den anderen!“ ,,Äußerlich nicht.“ Gab Brendan zu. ,,Wer sind Sie eigentlich?“ Brendan antworte tot ernst ,,Der Teufel.“ Er begab sich ins Haus. Zielstrebig ging er auf eine Falltür zu. Ein, mit Fackeln beleuchteter, Tunnel grub sich in die Erde. Die beiden gingen schweigend in die Tiefe. Am Ende des Tunnels kamen sie in eine Kammer. Genau wie der Tunnel wurde auch sie mit Fackeln beleuchtet. In der Kammer saß auf einen Schwarzen Thron ein Wesen. Es schien eine einzige Flamme zu sein. ,,Ich hätte nicht gedacht, dass ihr mich finden würdet. Ich muss zugeben, ihr habt mich beeindruckt.“ ,,Wer bist du? Was bist du? Was suchst du hier?“ fragte Arty verunsichert. ,,Ich, mein Freund, bin ein Dämon.“ Sagte das Feuerwesen stolz. Mit so etwas hatte Arty nicht gerechnet. Die Gerüchte hatten anscheinend recht behalten oder vielleicht ließ sich noch eine logische Erklärung finden. ,,Ich bin von den Einwohnern, dieser Stadt, beschworen worden, um sie zu schützen. Dummerweise stellten sie sich nicht besonders schlau an. Nun sind sie meine Diener, mit denen ihr schon Bekanntschaft gemacht habt. Ab und zu kamen noch Grabräuber oder Archäologen, wie ihr, vorbei, die jetzt auch meine Sklaven sind und euch wird es genauso ergehen.“ Jetzt wurde Arty schlagartig alles klar. Dieser Dämon war für die Entvölkerung dieser Stadt verantwortlich. Brendan schien nicht, von der Rede, beeindruckt zu sein. ,,Dämon“, sagte er so eiskalt wie ein Grab. ,,kennst du jemanden namens Skaru?“ ,,Nein“ antwortete das Feuerwesen verwundert. Auf einmal stand der Feuerdämon von seinen Thron auf und sagte: ,,Wir haben nun genug geplaudert. Es wird Zeit für euch zu sterben und als meine Diener wieder zu kommen. Danach ist euer Team dran“ Der Dämon schoss einen mannsgroßen Feuerball auf die beiden Männer. Doch Brendan stellte sich vor Arty. Der Feuerball traf Brendan. Arty spürte die Hitze die vom Ball ausging. Er wurde kleiner und kleiner, als ob Brendan ihn absorbieren würde. Brendan hatte nach der Attacke nur ein faustgroßes Loch in der Kleidung. Bevor die Kleidung sich wie lebendiges Gewebe schloss, entblößte sie einen Tätowierung in Form eines Teufelskopf. Der Dämon schien unfähig zu begreifen, was er gerade gesehen hatte. ,,Wie hast du das gemacht?“ fragte er. Bevor er einen zweiten Feuerball werfen konnte, zog Brendan seine berüchtigten Zwillingsrevolver und sagte: ,,Vielen Dank, für deine ehrliche Antwort.“ Nachdem er abgedrückt hatte, schossen zwei schwarze Kugeln, einen brennenden Schweif hinter sich herziehend, wie ein Meteor, auf den Feuerdämon zu. Der Dämon explodierte in tausend Funken. Nach dem Tod des Dämons verabschiedete sich Brendan von den Forschern, nachdem er ihnen versichert hatte, dass die Gefahr gebannt war. Die Sonne war schon halb untergegangen als er die Ruinen verließ. Brendan ging in die entgegengesetzte Richtung zum Sonnenuntergang. Er ging in die stärker werdende Dunkelheit. Er hatte Skaru hier nicht finden können, aber er konnte sich nicht ewig verstecken. Der Teufelskerl würde weiter nach ihn suchen.

 

Es gibt eine Legende, über einen Mann, der Dämonen mit zwei schwarzen Revolver tötet. Manche sagen, er sei ein Mensch. Andere sagen, er sei ein Dämon. Aber die meisten sagen, er sei der leibhaftige Teufel. Es heißt auf den Zwillingsrevolver soll eine in blut geschrieben 666 stehen. Sein Name ist Brendan, aber alle nennen ihn nur Devil.

 

 

Fortsetzung folgt...

Devil-Saga: Stadt im Nebel

Brendan hatte seine Beute bis zu einer Hafenstadt verfolgt. Er hasste Wasser. Es war feucht kalt, und raubte ihm seine Kraft, deswegen mied er es weites gehend. Aber es war nun mal sein Job Verbrecher auf denen ein Kopfgeld ausgesetzt war zur Strecke zu bringen. Brendan erreichte die Stadt in den frühen Morgenstunden. Eine dicke Nebelglocke umgab die Stadt und erschwerte die Sicht. Da der Nebel kaum Licht hereinließ, verlor man schnell das Zeitgefühl. Durch den dicken Nebel konnte man sich nicht sicher sein, ob die Stadt überhaupt bewohnt war. Dieser Nebel war ungewöhnlich, viel zu dick, selbst Brendans Augen durchstießen ihn nur mühsam. Ein Schemen bildete sich im Nebel. Hätte Brendan nicht so gute Augen gehabt, wäre er unbemerkt an ihm vorbeigegangen. Wie sich herausstellte, war es der Gesuchte. Aber etwas stimmte nicht mit ihm. Ein wahnsinniges Funkeln lag in seinen Augen. Irre kichernd kam er auf den Kopfgeldjäger zu. Brendan stellte sich ihm in den Weg. Doch der Verbrecher reagierte nicht auf ihn. Sein Blick ging durch ihn hindurch, als ob er nicht existieren würde. Devil fackelte nicht lange. Er schoss den irre gewordenen Verbrecher ins Herz und riss ihm mit einem gewaltigen Ruck den Kopf ab.

Nachdem der Sheriff ein Riesentheater aufgeführt hatte, weil der Kopf alles voll geblutet hatte, erhielt Brendan mit einigem Knirschen das Kopfgeld. Damit machte er sich zum nächsten Salon auf. Ein Bier brauchte er noch, bevor er die Stadt verließ. Im Salon herrschte eine seltsame Stimmung. Alle Augen zuckten nervös hin und her. Ständig wurde nach den Waffen getastet, um sich ihrer Gegenwart zu versichern. Brendan ignorierte das alles. Er setzte sich auf einen freien Hocker und bestellte ein Bier. Kalt floss das Gebräu seine Kehle hinunter. Jemand stand plötzlich auf, sein Stuhl kippte krachend um. Alle bis auf Brendan starrten zum Mann hin. ,,Ich halte das nicht mehr aus!“, sagte er mit einem wahnsinnigen Unterton in der Stimme. ,,Ich weiß, was ihr denkt! Ihr habt euch alle gegen mich verschworen! Seit Tagen warte ich darauf, dass ihr zuschlagt. Da ich wusste, dass ihr mir im Schlaf auflauern würdet, habe ich nicht mehr gepennt. Aber nun ist es genug! Ich bin es leid zu warten. Schlagt zu!“ Alle im Raum waren wie versteinert, nur Brendan trank ungerührt sein Bier weiter. Der Irre zog seine Waffe und zielte auf die Versammelten. Der Lauf ruckte hastig von einem zum Anderen. ,,Verdammt noch mal, schlagt zu!“, schrie er. Es fiel ein Schuss. Für einen quälendlangen Augenblick schien die Zeit eingefroren zu sein. Dann kippte der Irre um. Das Leben wich aus seinen Augen. Blut trat aus einer Wunde am Rücken aus. Hinter dem Toten, pustete ein anderer Mann die Rauchfahne seiner Pistole aus. ,,Das ist schon der Achte in dieser Woche, dabei ist heute erst Montag.“, meinte der Barmann. ,,Ein ganz schon nervöses Kaff.“, meinte Brendan zum Barmann. ,,Passiert so was öfters?“ ,,Das ist der Nebel, wir haben schon seit Monaten keine Sonne mehr geseh ´n. Ihr wollt bestimmt noch ein Bier. So, bitte sehr. Nun dieses Wetter schlägt vielen aufs Gemüt. Einer nach dem Anderen dreht durch und wird umgebracht oder bringt andere um. Die Leichengräber kommen schon gar nicht mehr mit ´m buddeln hinterher. Außerdem scheinen Menschenhändler den Nebel auszunutzen, denn viele Einwohner werden vermisst. Aber um zurück zum Nebel, er kommt. Die Experten meinen, es sei ein Wetterphänomen, das bald vorüber sei.“ Brendan trank weiter sein zweites Bier. ,,Das kommt von den bösen Geistern, die hier leben“, sagte eine kratzige Stimme  neben Brendan. Sie kam von einem alten Mann, der den Barhocker neben Brendan belegte. Er hatte bloß noch drei Zähne und die ergrauten Harre gingen ihm auch schon aus. Das Bier schwappte über, als er auf den Hocker eine drehende Bewegung vollbrachte. Das schien nicht sein erstes Glas für heute zu sein. ,,Für die Ureinwohner war das ein heiliger Ort.“, Brendan erstaunte, wie ruhig und deutlich der Mann sprach er schien nicht, wie anfangs vermutet, betrunken zu sein. ,,Eine Art Tempel.“, fuhr er fort. Brendan nahm noch einen Schluck. „Du kannst ruhig weiter dein Bier trinken, ich erzähle dir währenddessen die Geschichte. Hier wurde vor einigen Hundertjahren ein Dämonenstamm gebannt. Die Indianer bewachten den Ort, bis die Siedler kamen. Wir vertrieben sie und bauten diese Stadt auf. Da wir nichts von dem Bösen hier ahnten, konnten die Monster entkommen und nun sitzen wir in diesem Elend. Ihre Macht ist der Nebel. Das Wasser ihr Element, so wurde es mir gesagt. Jeder Exorzist hat sich an den Viechern die Zähne ausgebissen. Ich bin mit meinem Latein am Ende. Jetzt kann uns nur noch ein Wunder retten. Die Biester werden uns alle holen.“, prophezeite er. Langsam ging er aus dem Salon, gebrochen und geschlagen. Der Barmann beugte sich leicht zu Brendan. ,,Hört nicht auf ihn. Der Bürgermeister ist einfach verrückt wie jeder andere hier auch. Ich sage euch, das ist das Wetter und keine bösen Hirngespinste von irgendwelchen versoffenen Pennern.“ ,,Da habt Ihr wohl recht.“, meinte der Kopfgeldjäger. Brendan erhob sich, bezahlte für seine zwei Gläser und ging schweigend auf die Straße. Es herrschte wie erwartet immer noch dicker Nebel. Vom Bürgermeister keine Spur. Wahrscheinlich war er von den Menschenhändlern erwischt worden. Brendan fühlte sich schwach und ausgelaugt. Sein ganzer Körper schmerzte, als wenn irgendetwas ihm seine Lebenskraft aussaugen würde. Es war nicht gut für ihn sich in Wassernähe aufzuhalten. Er sollte besser schnell weiterziehen hier gab’s nichts zuhol ´n. Außerdem musste er sie immer noch finden. Auch wenn es schon Jahre her war, so glaubte er immer noch, sie lebend zu finden. Gerade machte er sich zum Gehen auf, als drei Gestalten aus dem Nebel auftauchten. ,,Du bist doch dieser Typ, den sie Devil nennen, oder?“ Brendan nickte stumm. Ein heftiger Schmerz durchzuckte seinen Schädel und alles wurde schwarz.

 

Als Brendan wieder zu sich kam, fand er sich in einem Keller wieder. Es war warm. Das war schon mal gut. Die Wärme ließ den Schmerz etwas schwächer werden. Zuerst galt es sich zu orientieren. Man hatte ihn an einem Stuhl gefesselt. Vor ihm standen vier Kerle. Einer, wahrscheinlich der Anführer, spielte mit seinen Zwillingsrevolvern herum. Die andern drei waren das letzte, woran er sich noch erinnern konnte. Der Anführer hatte ihn wahrscheinlich von hinten eins übergebraten. Verdammtes Wasser. Sonst wäre ihm das nie passiert. Die Vier unterhielten sich laut. ,,Mit diesen Waffen werden wir unbesiegbar. Wer hätte gedacht, dass der Kerl sich so leicht ausnehmen lässt? Als nächstes werden wir ein hübsches Sümmchen kassieren, wenn wir ihn an die Menschenhändler ausliefern. Was guckst du so Bernd?“ ,,Mir ist nicht wohl dabei. Der Typ macht mir Angst.“, meinte Bernd nervös. Der Anführer lachte. Eine Sekunde später fanden es die anderen Zwei auch witzig. ,,Was soll der schon tun? Wir haben seine Knarren!“, meinte der Anführer nach seinem Lachanfall. ,,Gebt sie mir zurück!“, sagte Brendan unheildrohend. ,,Ah, unser Dornröschen ist aufgewacht.“ Der Anführer hielt Brendan einen der Revolver an den Kopf. Das Metall fühlte sich kalt an. ,,Los, bettle um dein Leben.“ ,,Ich würde nicht abdrücken, wenn ich du wär.“, sagte Brendan kühl. ,,Du bist aber nicht ich.“, antwortete der Anführer gereizt. Er zog den Abzug bis zum Druckpunkt. „Noch irgend ein letzter Wunsch? Nein? Irgendwelche letzten Worte? Auch nicht? Dann fahr zur Hölle!“ Es folgte ein Klacken. Nichts geschah. Keine Kugel bahnte sich den Weg durch seinen Schädel. Brendan spürte nur, wie der Lauf an seinem Kopf glühend heiß wurde. Die Hitze steigerte sich ins unermessliche. Im Gegensatz zum Anführer ertrug er die immergrößer werdende Hitze. Der Anführer ließ schreiend die Waffe fallen, doch es war zu spät. Der Revolver schmolz die Haut, dann das Fleisch und verwandelte sogar die Knochen in Schlacke. Nachdem der Anführer seinen Arm verloren hatte, banden die Männer den Kopfgeldjäger angsterfüllt los, gaben ihm seine Revolver zurück und führten ihn auf die Straße, vorher aber mussten sie noch ihr gesamtes Geld an ihn abdrücken. Dann verabschiedeten sie sich schnell und rannten, als wenn der Leibhaftige hinter ihnen her wäre. Als er allein war, sah er, dass er im Hafenviertel der Stadt war. Er versuchte den Weg aus der Stadt zufinden. Nichts wie weg von hier, bevor es noch jemand schaffte ihn umzulegen. Plötzlich tauchte wieder eine Gestalt auf. Von seinem letzten Abenteuer gewarnt, ging seine Hand automatisch zur Waffe. ,,Versuchs gar nicht erst!“, drohte er der Gestalt. ,,Hilf uns das Böse zu bannen und wir helfen dir zu finden was du suchst.“, die Stimme hallte unnatürlich wieder. ,,Unsere Seelen finden sonst keine Ruhe. Es ist gerade Ebbe, dann offenbart das Wasser eine Steintreppe. Folge ihr, dann findest du die Mutter und ihre Brut. Töte sie, damit wir Frei sein können, es soll dein Schaden nicht sein.“ Der Schatten löste sich vor Brendans Augen auf.

Brendan fand mit seinem ,,Gespür“ schnell die Steintreppe. Wenigstens etwas das funktionierte. Die Treppe war nichts weiter als ein paar Stufen, die ins Watt reingedrückt worden waren. Algen und ein Wasserfilm konnten diese Treppe zum gefährlichen Sargnagel machen. Dass die Stufen vom Wasser nicht zerstört wurden, grenzte an ein Wunder. Der Kopfgeldjäger folgte ihr ins innere. Ungewiss, was ihn erwarten würde. Seine Augen durchstießen leicht die Dunkelheit. Am Ende der Treppe war er in einer Höhle. Brendan hatte sich oft gefragt, warum Dämonen Höhlen bevorzugten, hatte aber nie eine Antwort gefunden. Er schaute sich um. Leuchtender Schimmel an den Wänden war die einzigste Lichtquelle. Es war feucht. Tropfen fielen von Stalaktiten in Pfützen hinein. Allein ihr klang ließ Brendans Körper schmerzen. Überall lagen Gebeine von Tieren und Menschen, wahrscheinlich die Vermissten. Sein Blick traf auf viele kleine Gestalten, die sich um eine Frau versammelt hatten. Sie trug ein einfaches Bauernkleid mit einer weißen Schürze und einer Kapuze, die ihr Gesicht verhüllte. Die Wesen um sie herum waren nicht größer als zwanzig Zentimeter. Sie hatten kleine nadelähnliche Zähne und spitze Krallen. Ihre graue Haut schimmerte im schwachen Licht. ,,Kennt einer von euch einen Kerl namens Skaru?“, fragte Brendan zum endlosesten Mal, in der Hoffnung jemanden zu finden, der etwas über ihn wusste. Die Frau hob bloß ihren Finger und zeigte auf Devil. Wie losgelassene Hunde, stürzten sich die kleinen Wesen auf Brendan. Der zog seine Zwillingsrevolver und zielte. Doch plötzlich zog dichter Nebel auf. Man sah nicht mal die eigene Hand vor Augen. ,,Es ist deine Schuld!“, sagte eine Frauenstimme, die Brendan sehr vertraut war. ,,Wieso, Brendan? Wieso hast du mich nicht gerettet? Liebst du mich etwa nicht?“ Ein stechender Schmerz durchzuckte seine Schulter. Eines der kleinen Biester hatte sich wie ein Egel an ihm festgebissen. Seine Krallen bohrten sich schmerzhaft in Brendans Schulter. Dann heftete sich eins an sein Bein. Eins hatte sich an seinen Arm festgekrallt. ,,Ich habe auf dich gewartet, bis zuletzt.“, fuhr die Stimmer ungerührt fort. Brendan fühlte sich durch den Nebel und die Anschuldigungen immer schwächer. Immer mehr Biester bissen sich an ihm fest. Außerdem schienen die Zähne der kleinen Monster ein lähmendes Gift zu besitzen. ,,Wie willst du sie retten, wenn du jetzt aufgibst?“, fragte eine Stimme in Brendans Kopf. Sie klang metallisch und zischend wie Feuer. Der Kopfgeldjäger hatte sie schon mal gehört. Bei ihrem Klang begann seine Tätowierung zu brennen. Die Hitze breitete sich in seinem ganzen Körper aus. Den kleinen Kreaturen schien dies nicht zu bekommen. Feuer breitete sich auf ihren kleinen Körpern aus. Sie fielen von ihm ab und lagen verkokelt auf den Boden. Der Nebel wich vor der Hitze zurück. Brendan hatte mehrere blutende Wunden. Trotz seiner Heilungsfähigkeiten schlossen sich die Löcher nicht.  Es war zu viel Wasser in der Nähe. ,,Meine Kinder!“, schrie die Frauenstimme. Ein paar Schritte vor dem Kopfgeldjäger stand die Frau. Langsam zog sie ihre Kapuze runter und zeigte ihr wahres Antlitz. Ihre Augen waren wie schwarze Knöpfe, die im Licht glitzerten. Die Nase fehlte gänzlich. Die Haare waren tentakelartig. Ihr Mund war voller kleiner spitzer Zähne. Sie war wie eine größere, weiblichere Ausgabe der kleinen Monster. Mit einem schrillen Schrei, der vom Verlust ihrer Kinder zeugte, stürzte sie sich auf Brendan. Der feuerte so schnell er konnte. Er war zu geschwächt um ihr mit einem Schuss den Garauszumachen. Nach scheinbar unendlichen Treffern brach das Wesen zusammen. Aus Sicherheitsgründen blieb der  Kopfgeldjäger fern von ihr, sie konnte sich möglicherweise tot stellen. Brendan blieb noch so lange bis das Monster nicht mehr atmete. Sein Blick brach. Dann verwandelte es sich in Schlamm. Nichts war mehr von dem Dämonenstamm übrig. Brendan wandte sich zum Gehen. Er blieb wie angewurzelt stehen. Das Wasser breitete sich auf den Boden aus. Jetzt wo die Dämonen tot waren holte sich das Meer zurück, was ihm zustand. Brendan rannte die Steinstufen rauf. Gerade als er die Hälfte bewältigt hatte, kam ein gewaltiger Strom der ihn Wegspülte. Er versuchte dagegen anzukämpfen, doch seine Kräfte verließen ihn schnell. Der Strom spülte ihn zurück in die Höhle. Sein Blut breitete sich im Wasser aus. Seine Lungen schrieen nach Luft. Er musste dem Drang zu atmen nachgeben. Kaltes Wasser füllte die Lungen viel schneller, als bei gewöhnlichen Menschen. Es wurde ihm fast schwarz vor Augen. Hunderte Arme packten ihn und zogen ihn hinauf zur Oberfläche. Hustend und Wasser spuckend durchstieß Devil schließlich die Wasseroberfläche. Gierig schnappte er nach Luft. Sein Hut, den das Wasser davon gerissen hatte, tauchte neben ihm wieder auf. Durch den Tod der Dämonen war die Nebelglocke aufgelöst. Er sah, die Lichter der Stadt brennen. Laute Musik drang an sein Ohr. Die Leute schienen wegen des klaren Himmels ein Fest zu feiern. Brendan setzte sich den klatschnassen Hut auf und schwamm zum Ufer. So unauffällig, wie er gekommen war, verließ er die Stadt auch wieder. Ein paar Stunden Fußmarsch später, begannen seine Kräfte zurückzukehren. Das Wasser in seiner Kleidung verdampfte. Die Wunden und Löcher in der Kleidung schlossen sich. Er sah an sich herab. Seine Revolver, sein Geldbeutel und sein Hut alles war da, wo es hingehörte. Er hatte nichts ans Meer verloren. Als er seinen Kopf wieder erhob, stand vor ihm der Geist eines Indianers. Er trug den Kopfschmuck eines Häuptlings. Seine Hose hatte Fransen und er hatte eine ärmellose Weste an. Er zeigte stumm nach Norden, dann löste er sich in Sand auf, der vom Wind davongetragen würde. ,,Endlich mal eine vernünftige Richtung. Danke.“, redete Brendan zu dem nicht mehr vorhandenen Häuptling. So machte er sich nach Norden auf, begierig was ihn dort erwarten würde. Er wusste nicht, dass dort jemand sehr bekanntes, sehnsüchtig auf ihn wartete.

 

Fortsetzung folgt...

Devil-Saga: Die Belagerung

Ein halbes Jahr lang reiste Brendan nach Norden, ohne eine Spur. Inzwischen zweifelte er an der Verlässlichkeit seiner Quelle. Doch trotzdem setzte er seine Reise fort. Schließlich erreichte er eine mittelalterliche Festung hoch in den Bergen. Sie war alt und aus solidem Stein gebaut worden. An jeder Mauer waren zwei Türme aufgestellt. Der Schnee knirschte unter den Sohlen des Kopfgeldjägers. Sein Atem bildete kleine Wölkchen. Das Feuer in seinem Herzen vertrieb die Kälte, weswegen sein Poncho vollkommen ausreichte, um ihn zu wärmen. Hinter den Mauern herrschte reges Treiben. Das Zischen von Schmelzöfen, das klirren von Hämmern auf Metall und das Erteilen von Befehlen drang an das scharfe Ohr des Kopfgeldjägers. Es wurde sich auf eine Schlacht vorbereitet. Brendan ging zum stählernen Tor und betätigte den gewaltigen Türklopfer. ,,Wer ist da?“, hörte er jemanden schreien. Der Kopfgeldjäger ging ein paar Schritte zurück, damit der Mann ihn besser sehen konnte. ,,Kennst jemanden mit Namen Skaru?“ ,,Gehörst du zu ihm? Dann verschwinde!“ Ein Schuss fiel. Die Kugel wurde von Brendan in der Luft abgeschossen. Der Kopfgeldjäger vernahm ein metallisches Ping, als die Kugeln aufeinander trafen. ,,Hey, bist du Devil?“, sagte der Mann beeindruckt. Ein stummes Nicken war die Antwort. ,,Boah!“, schrie der Wachmann. ,,Hey, Leute, Devil ist hier. Der Kopfgeldjäger Devil! Los macht sofort das Tor auf. Na, kommt schon strengt euch doch wenigstens einmal in euren erbärmlichen Leben an. Der Typ soll nicht warten.“ Er wandte sich wieder an Brendan. ,,Wartet einen Moment. Ich werde euch führen.“ Das Tor öffnete sich quietschend und knarrend einen Spaltbreit. Brendan schritt hindurch. Krachend schloss es sich hinter ihm. Der Wachmann führte Devil plaudernd durch die Stadt. Brendan hörte nur halb zu. Endlich nach all den Jahren, hatte er etwas Brauchbares. Etwas an das er Anknüpfen konnte. Überall in der Festung wurde zum Kampf gerüstet. Männer übten mit ihren Waffen. Strategische Manöver wurden erklärt und simuliert. Die Öfen schienen seit etlichen Tagen in Betrieb zu sein. ,,Du kennst also Skaru?“, fragte Brendan, um sicher zu gehen, dass er sich nicht verhört hatte. ,,Nicht wirklich.“, antwortete der Wachmann. ,,Ich weiß nicht mehr, als das er unser Feind ist. Der Kommandant kann euch sicher mehr über ihn erzählen.“ Ein Taschendieb hatte, zu seinem Unglück, Brendans prahlen Geldbeutel als Beute auserkoren. In einer fließenden Bewegung packte Brendan den Arm des Langfingers und zog gleichzeitig eine seiner Pistolen. Der Arm den Brendan gepackt hatte war dünn, wahrscheinlich ein Kind, deshalb zielte er instinktiv nach unten. Der Junge schaute zum Lauf hoch. Brendan brauchte einige Zeit um unter dem ganzen Schmutz und Dreck ein zierliches Mädchen, mit langen, zottigen, schwarzen Haaren, zu erkennen. Ihre Augen weiteten sich vor Angst. Dem Kopfgeldjäger fiel die Kinnlade unmerklich runter. Das Mädchen war IHR wie aus dem Gesicht geschnitten. Nachdem er den ersten Schrecken überwunden hatte, steckte er den Revolver weg und kniete sich so nieder, dass sie auf Augenhöhe waren. Tadelnd wedelte er mit dem Zeigefinger ,,Tu das nie wieder!“ Das Mädchen nickte, mit verkniffenen Lippen, ohne den Revolver aus den Augen zu lassen. ,,Also, Elsa. Aus dir wird nie was werden, oder? Beachtet sie nicht weiter.“, wandte sich der Wachmann an Brendan. ,,Ein gewöhnliches Straßenkind und eine gemeine Diebin, mehr ist sie nicht.“ ,,Soso.“, antwortete Brendan nachdenklich. Fantasierte er etwa? Sein Blick konnte sich nicht von ihr losreißen. Ängstlich starrte Elsa zu ihm hinauf. ,,Kommt lasst uns weiter gehen.“, sagte der Wachmann, bevor er losging, ohne das Straßenmädchen weiter zu beachten. Brendan folgte nur zögernd. Elsa sah ihnen hinterher. Nach ein paar Schritten rief der Revolverheld hinter sich: ,,Kommst du nun oder willst du dort stehen bleiben?“ Elsa machte langsam einen Schritt vorwärts, dann noch einen. Ihre Schritte wurden schneller. Sie rannte auf die beiden Männer zu. Als Elsa sie erreicht hatte, lief sie neben dem Wachmann her. Der schaute Brendan zuerst verwundert an, dann grinste er verschmitzt ,,Ich dachte immer, Sie wären ein eiskalter Killer, doch Sie sind ein echter Softie.“ Das Lächeln erstarb durch einen zerstörerischen Blick. Das ungleiche Trio ging zum Burgfried, wo der Kommandant residierte.

 

Angekommen musste der Wachmann zurück zu seinem Posten. Elsa schaute ihn wehmütig hinterher. Man sah ihr an, dass sie nicht allein mit Devil sein wollte. Im Burgfried wurde Brendan und Elsa ein Quartier angeboten. Der Kommandant hatte verlangt mit dem Kopfgeldjäger zu speisen. Ihm kam es gerade recht, so konnte er an mehr Informationen kommen. Außerdem waren die Bars, Pubs und wie sie alle hießen, wo er sich normalerweise aufhielt, keine Orte für ein kleines Mädchen. Das Quartier hatte ein Bett, einen Kleiderschrank und einen Stuhl. Brendan schritt schnurstracks auf den Stuhl zu. ,,Das Bett ist mir zu weich.“, erklärte der Kopfgeldjäger, während er sich setzte. Der Stuhl war hart und unbequem, genau richtig für ihn. Elsa sprang aufs Bett und wälzte sich in den Kissen. ,,Hey, Mister! Warum wolltest du, dass ich mitkomme?“ Sie erntete nur Schweigen. ,,Ich sag ´s dir, wenn das einer dieser Nummern ist, bei denen ich mich ausziehen muss, bin ich sowas von wech!“ ,,Woher kommst du?“, fragte der Kopfgeldjäger er legte einen bedrohlichen Ton in seine Stimme hinein. Elsa versuchte sich nichts von ihrer Angst anmerken zulassen, was ihr nur mäßig gelang. ,,Man hat mich vor der Tür eines Klosterinternates gefunden. Meine Eltern habe ich nie kennengelernt. Naja, diese Schule is von ollen Nonnen geführt worden. Als ich, ich glaube, ich war zehn, bin ich von dort abgehauen, weil dieses Jesus-Gequatsche mich voll angekotzt hatte.“ Brendan schmunzelte kurz und sagte: ,,Mir geht’s genau so, bei der Scheiße.“ Elsa fuhr, nach einer Erwiderung des Schmunzelns, mit ihren Lebenslauf fort. ,,Um zu überleben, habe ich geklaut, was ich zum Leben brauchte. Ich zog von Ort zu Ort und lernte die Welt kennen. Tja und irgendwann bin ich hier gelandet und an Sie geraten. Aber ich wünschte, ich könnte fort. Fort von den unheimlichen Bergen mit ihrem noch unheimlicheren Tempel.“ Gerade als Brendan genauer auf diesen Punkt eingehen wollte, kam ein Diener rein, um sie in den Speisesaal zu führen. Im Speisesaal waren noch zwölf weitere Leute. Der Kommandant mit seiner Familie und seinem Gefolge. Als das Essen serviert wurde, stand der Pfarrer auf und sagte feierlich: ,,Lasst uns den Herrn danken und beten.“ Außer Brendan und Elsa falteten alle die Hände zum Gebet. Während Brendan schweigend dasaß, hatte Elsa ihren Teller schon fast leergeleckt. Viele starrten das Dou, vor allen aber Elsa mit einer Mischung aus Empörung und Entsetzen an. ,,Nun,“, versuchte Brendan, nach dem Gebet, vom kleinen Vielfraß abzulenken. ,,beim Tor dachte jemand, ich gehöre zu Skaru. Wie es der Zufall so will, bin ich auf der Suche nach ihm. Was könnt ihr mir dazu sagen?“ Der Mann am Tischende räusperte sich. Die vielen Auszeichnungen und seiner Uniform nach, war er der Kommandant. ,,Vor ein paar Monaten kam ein Dämon hierher. Im Auftrag seines Herrn Skaru, verlangte er meine Tochter“, sein Blick schweifte liebevoll zu der jungen Frau links von ihm. ,,oder er würde mit seiner Armee kommen und sie sich mit Gewalt holen. Aber zu welchen Zeck dieser Mistkerl sie haben will, dass weiß nur Gott. Natürlich weigerten wir uns sie Auszuliefern. Damit erklärte man uns den Krieg. Wir bekamen der Fairness halber ein bisschen Zeit, um unsere Entscheidung zu überdenken. Natürlich bereiteten wir uns auf den Krieg vor. Ich ließ die besten Ingenieure anheuern, die ich finden konnte, um neuere, stärkere Waffen zu bauen. Dadurch sind Sie bestimmt auf uns aufmerksam geworden, Mr. Brendan, nicht wahr? Sie wollen doch sicher meiner Armee beitreten. Wir können jeden Mann brauchen.“ Den erwartungsvollen Blick, ignorierte Brendan gekonnt. Sie schwiegen lange Zeit. Nur Elsas lautstarkes essen durchbrach die Stille. Sie schien sich weder am Gespräch beteiligen zu wollen, noch schien sie Interesse dafür aufbringen zu können. Schließlich war es der Pfarrer der den Faden wiederaufnahm. ,,Über Sie hört man so einiges Mr. Brendan. Sie haben durch wilde, ja sogar, haarsträubende Geschichten einen blasphemischen Beinamen bekommen. Sie sollen angeblich des Öfteren mit diesen ,,Geschöpfen“ zu tun gehabt haben. Was ist Ihre Meinung, als Experte, dazu?“ Seine Stimme triefte vor Verachtung. In seinen Augen war unverhohlene Abneigung. Deswegen konnte Brendan die Pfaffen nicht leiden. Diese Selbstgefälligkeit mit der sie ihre Taten rechtfertigten und einem Gott, der dies zuließ. Ihren Gott. Einfach bloß widerlich. ,,Es ist seltsam,“ begann er ruhig, ,,dass sie ein Ultimatum bekommen haben. Normalerweise würde ein Angriff schnell und unerwartet kommen. Außerdem werden keine Unterhändler geschickt, diese ,,Geschöpfe“, wie unser werter Schweinepriester sie nannte,“ Der Pfarrer schlug mit der Faust auf den Tisch. ,,Ich muss doch sehr bitten. Sie… Sie… dahergelaufener Bandit.“ Brendan fuhr ungerührt und immer noch ruhig fort. ,,nehmen sich einfach, was sie wollen. Sie sind in Rudeln, oder wie immer man das auch nennen will, unterwegs. Sie rotten sich nicht zu Armeen zusammen. Und dieser gesamte Aufwand für nur einen Menschen. Das kommt mir alles Spanisch vor.“ Der Kommandant sagte entrüstet: ,,Sie ist schließlich meine Tochter. Die Tochter eines Kommandanten.“ ,,Dämonen kümmert der Rang ´nen Scheißdreck.“, kam die Antwort kalt. Ein Soldat stieß die Tür laut auf. ,,Kommandant, die Dämonen sind auf den Vormarsch.“ ,,Wann werden sie da sein?“ ,,In ´ner Stunde.“

 

Brendan stand zwischen den Männern auf dem Wall. Die Späher sagten, dass sich die Angreifer schnurstracks der linken Flanke näherten. Es gab keine anderen Streitkräfte, also stellten sich die Dämonen recht dumm an, all ihre Kraft an einem Punkt zu konzentrieren. Unten wurden Kisten mit Munition herbeigeschafft. Die Techniker hatten Waffen entwickelt, die schnell viele Kugeln abfeuerten. Sie nannten sie Maschinengewehre. Der Kopfgeldjäger blieb bei seinen Pistolen. Sie waren ein Teil seines Körpers, von dem er sich nicht trennen wollte. Er starrte auf die Staubwolken in der Ferne. Brendan vermutete, dass es mehrere hundert waren, doch das Widerhallen des Lärms machte es schwer zu schätzen. Brendan blickte links und rechts von sich. Die meisten Soldaten waren junge Männer, mit wenig Kampferfahrung. Sie scherzten und prahlten darüber, wie viele Feinde sie töten würden. Anscheinend wussten sie nicht was auf sie zukam. Priester gingen durch die Reihen und segneten die Männer. ,,Verpiss dich!“, knurrte Brendan, als einer versuchte ihn zu segnen. Ängstlich ging der Pfaffe weiter. Die Männer lachten ihn aus, weil er versucht hatte den ,,Teufel“ zu segnen. Die Dämonen kamen näher. Sie liefen in Formation. Das beunruhigte Brendan. So organisiert kannte er die Monster gar nicht. Er hörte das laute Schlucken der ersten Soldaten. Jetzt scheint ihr eure Situation erkannt zu haben, dachte er. Die Armee bestand aus schmächtigen Typen mit Scherenhänden. Ihre Augen waren hinter Augenbinden versteckt. Brendan machten die kreisrunden, zahnlosen Mäuler sorgen. Er kannte ihre Funktion nicht, was ihm zutiefst wurmte. Vier große Muskelpakete, mit seltsamen rohrartigen Auswüchsen am Rücken trugen eine Sänfte auf ´ne Anhöhe hinter den Reihen. Durch die Vorhänge der Sänfte, sah Brendan die Figur einer zierlichen Frau. Die Vorhänge wurden zur Seite geschoben, damit die Frau aussteigen konnte. Langsam gingen die Sänftenträger auf die Knie und sie stieg elegant aus. Die schwarzen Haare wehten im Wind und die lila glühenden Augen gaben ihr etwas Übernatürliches. Brendans Augen weiteten sich vor Entsetzen. Er war auf alles gefasst gewesen, bloß nicht auf das. ,,Eleonora!“ Obwohl er ihren Namen nur gehaucht hatte, schien sie ihn genau gehört zu haben, denn sie schaute zu ihm rüber. Ein verführerisches Lächeln umspielte ihre Lippen. Aber es erstarb sofort. ,,Gibt uns das Kind. Dann passiert euch nichts. Dies, was ihr hier seht, ist nur die Vorhut. Die wahre Streitkraft hält sich noch zurück, weil wir es nicht nötig haben unsere gesamte Macht einzusetzen. Wir reichen aus, um euch zu vernichten. Also rückt sie raus!“, sagte sie mit tiefer unmenschlicher Stimme. ,,Vergiss es Dämonenhexe. Wir werden niemals aufgeben. Gott ist auf unserer Seite. Er wird uns den Sieg bringen“, drang die Stimme des Kommandanten aus einem der Türme. Brendan stöhnte innerlich. Wenn Gott wirklich auf deiner Seite steht, dachte er wütend, dann bräuchtest du aufgeblasener Volltrottel dich nicht in einem Turm verkriechen zu müssen. ,,Hahaha. Wieso versteckst du dich in einem Turm und lässt deine Männer sterben, wenn dieser Gott auf deiner Seite ist?“ Zustimmendes Gemurmel ging durch die Reihen der Soldaten. Verdammt. Der Kampf hat noch nicht mal begonnen und die Moral leidet schon. Ich hatte vergessen, dass Eleonora und ich ähnlich denken. Brendan knetete auf seiner Unterlippe. Er musste irgendwie an dieser Armee vorbei. Zu Eleonora. Aber wie? Selbst mit seiner Stärke konnte er es nicht mit so vielen aufnehmen. Glaubst du etwa, dass wäre schon alles, was dir meine Macht zu bieten hat? Wieder diese Stimme aus Feuer und Stahl. Die Tätowierung kribbelte unangenehm. Eleonora zeigte auf die Burg ,,Schickt sie in die Hölle!“ Brüllend warfen sich die Monster gegen die Festung. Die erste Reihe wurde niedergetrampelt oder an der Mauer zerquetscht. Ratternd säten die Maschinengewehre Tod und Verderben unter dem Feinden. Es war egal, ob sie zielen konnten oder nicht, bei der Menge an Gegnern traf jede Kugel. Die anderen Männer hatten Mühe, mit dem Nachladen nach zu kommen. Die Monster versuchten mit ihren Scherenhänden am Burgwall hochzuklettern, doch keiner von ihnen konnte dem Kugelhagel entkommen. Brendan schoss aus allen Rohren. Ihm wurde von Sekunde zu Sekunde fiebriger. Die Tätowierung sandte das Feuer der Hölle in seinen Körper. Es schien, als wenn sein Körper eine einzige Flamme wäre, die heißer und heißer wurde. Er wusste nicht was ihn ritt, als er von der Mauer in die Menge der Feinde sprang. Unten angekommen, zersprang der Boden. Kleine Steinsplitter prallten gegen sein Gesicht ohne etwas auszurichten. Seine Haut war glühendrot und stahlhart. Ein unheimlicher Druck baute sich in seinen Lungen auf. Er wollte die Luft aus dem Mund raus lassen, doch es kam nur Dampf raus, wie aus einem unermesslich heißen Schmiedeofen. Sein eiskalter Blick, der einen krassen Gegensatz zum Rest seines Körpers darstellte, richtete sich zuerst auf die Gegner, dann auf die Anhöhe zu Eleonora. Der erste Mutige kam auf den Kopfgeldjäger zu. Der steckte den Revolver in den runden Mund und drückte ab, ohne sich ihm zu zuwenden. Sein Blick galt allein Eleonora. Der Kopf des Scherendämons zerplatzte wie eine überreife Wassermelone. Einen Meteoritenschweif hinter sich herziehend, brachte die Kugel nicht nur dem gewählten Opfer, sondern auch etlichen hinter ihm den Tod. Ich brauchte mich dafür noch nicht mal konzentrieren, dachte Brendan, beeindruckt von der seltsamen Kraft in ihm. So stark war er noch nie. Nie hatte er seinen Namen mehr Ehre gemacht. Brendan schoss um sich wie ein lebendig gewordener, antiker Kriegsgott. Jede Kugel zog einen Schweif hinter sich her. Ein Meteoritenregen schien sich durch die Heerscharen zu fressen. Die Soldaten standen auf der Mauer gebannt verfolgten sie das Spektakel, bis der Ranghöchste von ihnen schrie ,,Feuert weiter!“ Die Soldaten rissen sich vom Anblick los und attackierten die verbleibenden Dämonen weiter. Brendan rannte auf Eleonora zu. Die Dämonen mit den Auswüchsen am Rücken versperrten ihm den Weg. Einer rammte seine Fäuste in den Boden, wobei sie gänzlich im Erdboden versankten. Der Auswuchs zielte auf Brendan. Erst jetzt erkannte er, dass es eine Art Kanone war, die genau auf ihn zielte. Ein lila Glühen kam aus dem Rohr. Brendan wich in letzter Sekunde aus. Der Dämon wurde von dem Urgewalten Rückstoß hoch geschleudert. Seine Hände wurden von der Wucht aus den Boden gerissen. Brendan sprang auf seine Schultern und zielte auf sein Gesicht, das ihn genau anschaute. Entsetzen breitete sich darauf aus. ,,Auf Wiedersehen.“, sagte Brendan mit so viel Freundlichkeit, wie ein eiskaltes Grab. Er drückte ab und sprang in einem Rückwärtssalto nach hinten. Ein Satz nach vorne ließ ihn zwischen die nächsten Zwei geraten. Die versuchten dieselbe Nummer nochmal, ohne Rücksicht auf das Leben ihres Gegenübers zu nehmen. Im letzten Moment duckte sich Brendan und ließ die Gegner sich selbst erledigen. Den letzten tötete er mit einem Schuss in sein Lieblingsorgan, das Herz. Brendan konzentrierte seine Kraft ein wenig, er wollte die Attacke nicht zu heftig werden lassen. Er versuchte, einen Tropfen, aus einem Meer zu gewinnen. Doch er hatte sich verschätzt. Der Finger krümmte sich nach hinten und entfesselte die Kugel. Devil wurde ein Stück nach hinten geschleudert und knallte brutal auf den Felsboden. Ob er getroffen hatte ließ sich nicht mehr feststellen. Er hatte den letzten Sänftenträger praktisch pulverisiert. Sein Blick schweifte zu Eleonora ab. Er erhob sich. Nun stand er endlich vor ihr, nach so vielen Jahren. Die restlichen Dämonen suchten ihr Heil in der Flucht. Eleonora brach zusammen. Das Leuchten verlor seine Kraft und verlosch. Devil kniete sich neben sie. Hob sie sacht an. Die mysteriöse Kraft war aufgebraucht. Er fühlte sich nicht mehr wie ein unbesiegbarer Ofen. Die Geliebte atmete stoßweise. Was hatte man ihr nur angetan? Es fing an zu schneien. Kleine Flocken segelten langsam auf die Erde herab. Ihr Blick richtete sich auf Brendan. Ihre Stimme war so sanft, wie er sie in Erinnerung hatte. ,,Ich… wusste… du würdest kommen. Mein geliebter Brendan.“ Tränen sammelten sich in seinen Augen. Sie streichelte seine Wange. So wie sie es immer getan hatte. Doch auf einmal erschlaffte ihr Arm. Eine schwarze Flocke fiel auf ihre Hand. Ihr Blick konnte sich nicht von der Flocke losreißen. ,,Er kommt!“, entsetzten schwang in ihrer Stimme. ,,Bald ist er hier.“

 

 

Fortsetzung folgt…

Devil-Saga: Falsche Götter

Vor Äonen kämpften zwei gottgleiche Bestien mit ihren dämonischen Heerscharen gegeneinander. Eine war aus Feuer und Stahl. Die andere aus Knochen und Blitzen. Niemand weiß, wie lange oder warum sie kämpften. Eines Tages stürzten sie auf die Erde nieder. Ihre Leichname erschufen auf den Planeten Leben und Tod. Die Knochenbestie soll Gerüchten zufolge irgendwo in dem nördlichen Gebirge abgestürzt sein. Doch von der Feuerbestie fehlte jegliche Spur.

 

,,Was?! Zwanzig Mäuse für ein Bier? Das ist wucher.“, fuhr Brendan den Barkeeper an. ,,Krieg ich nich´ wenigstens einen Rabatt, weil ich Jesper, den Anführer der toten Geier, erledigt habe?“, fragte er viel freundlicher als vorher. ,,Nein.“, erklärte der Bar gelassen. ,,Der Markt muss sich erst erholen. Jesper hat ungeheure Summen an Schutzgeld verlangt. Tut mir leid, aber ich muss erstmal an mich denken.“ ,,So eine Gemeinheit. Da kann man wohl nichts machen.“, stöhnte Brendan. Ein verschlagenes Grinsen tauchte auf seinem Gesicht auf. ,, Sind deine Tänzerinnen, da oben auf der Bühne eigentliche alle volljährig? Wäre doch eine Schande, wenn du in den Knast kommen müsstest, bloß weil eine von ihnen sich älter gemacht hat.“ Der Barkeeper ließ die Schultern sacken. ,,Okay, du hast gewonnen. Hier hast du dein Bier. Aber glaub bloß nicht, dass du mehr bekommst. Ich belohne keine Erpressungen.“ Brendan leckte sich über die Lippen, als er das schäumende Bier sah. Kalt und wohltuend rann es seine Kehle hinab. ,,Da ist das Schwein!“, schrie jemand an der Tür und zeigte auf Brendan. Der schaute, mit dem Glas an den Lippen, in Richtung des Sprechers. Es waren ein paar Gauner. Wahrscheinlich gehörten sie zu den toten Geier. Wenn dem so war, waren sie Außerorts gewesen, als der Kopfgeldjäger ihre Kollegen platt gemacht hatte. Seelenruhig stellte er das Glas ab. Überraschend schnell zog Brendan dann seine beiden Revolver und schoss den drei Überlebenden ins Herz. Leblos sanken sie zu Boden. Der Kopfgeldjäger wandte sich ruhig an den Barkeeper. ,,Waren das wichtige Leute bei den Geiern?“ ,,Nö, bloß ein paar Neulinge. Keiner von ihnen war ´ne große Nummer. Haben den größten Teil ihrer Bandenzeit mit Saufen verbracht.“ Brendan trank sein Bier weiter. ,,Schade um die Kugeln.“ ,,Huch, was ist denn hier passiert? Warst du das Brendan?“ Eine ihm nur allzu vertraute Stimme kam vom Eingang herüber. Brendan drehte sich sofort freudig lächelnd um. Es war Eleonora. ,,Grins nicht so blöd. Und zieh die Leichen weg, sonst stolpert noch jemand darüber.“ Er hatte sich hier mit ihr verabredet. Früher waren sie ein Paar. Später, als sie Kopfgeldjäger waren, wollten sie sich für drei Jahre trennen, um alleine ihr Brot zu verdienen. Die drei Jahre waren um und wie abgemacht trafen sie sich im Salon. ,,Und?“, fragte sie, ,,Wie waren deine drei Jahre?“ ,,Gut.“, sagte Brendan. Er verheimlichte, dass er die ganzen Jahre jeden Cent zehnmal umgedreht hatte. Eleonora war die Frau, mit der er alt werden wollte. Er malte sich ein ruhiges Leben auf einer Farm, mit vielen Rindern, Feldern und Kindern aus. Aber dafür brauchte man ´ne Menge Kies. Deswegen war er die ganzen Jahre geizig mit seinem Vermögen umgegangen. All die Abende mit schalen Bier, nicht vorhandenen Betten und wenig Essen hatten sich in diesen Moment bezahlt gemacht. Sein Geldbeutel war zum allerersten Mal in seinem Leben prahlvoll. ,,Hier. Schau mal, was ich verdient habe.“ Er zeigte angeberisch seinen vollen Geldbeutel. ,,Bescheiden wie immer.“, lachte Eleonora. ,,Schön, dass du dich nicht verändert hast.“ ,,Wieso verändert?“, fragte Brendan verwirrt. ,,Manche Leute ändert dieser Beruf von Grund auf. Sie werden schweigsam und verbittert. Hängen immer bloß in Pubs rum und denken nur an ihren nächsten Auftrag. Schön, dass du davon verschont geblieben bist.“ ,,Was für einen Schwachsinn erzählst du mir da? Warum sollten Kopfgeldjäger so sein?“ ,,Ich glaube, dass liegt daran, dass unsereins viel Schreckliches sieht. Aber lass uns das Thema wechseln. Was hältst du malwieder von einem gemeinsamen Auftrag. Wir beide wieder zusammen auf Jagd? Ja, es wird Sex geben, aber erst wenn die Sache erledigt ist. Guck mich nicht mit diesem Hundeblick an. Du weißt, dass ich davon weich werde.“ Brendan versuchte wieder ernst zu gucken, was ihm beim Gedanken an Eleonoras nackten Körper nicht wirklich gelang. ,,Um was geht´s?“ ,,Ein Archäologe möchte, dass wir einen Knochenhaufen für ihn suchen.“ ,,Das klingt aber nicht nach Abenteuern.“, seufzte Brendan. ,,Es liegt in den Bergen. In einer Region, wo es von Banditen, Mördern, Vergewaltigern und anderen Gesocks nur so wimmelt.“, beendete Eleonora. Das Glitzern in Brendans Augen verriet alles.

 

,,So, wir sind in den Bergen. Bei dieser komischen Felsformation, die wie ein gigantisches Skelett aussieht. Es gab keine Mörder oder sonstiges, was du mir eigentlich versprochen hattest.“ Brendan war enttäuscht. ,,Keine Sorge, du gehst schon nicht leer aus. Du bekommst schon dein Geld.“ ,,Ein bisschen mehr Zuneigung von dir wäre mir lieber gewesen. Der letzte Liebesakt mit dir ist schon ein paar Tage her.“ Brendan betrachtete gerade einen interessanten Tropfen. Wenn man davon ausging, dass es das Skelett eines Urviechs war, wären das wohl die Stoßzähne gewesen an dem der eiserner Tropfen hing. Auf einmal hörte er Eleonora schreien. Brendan drehte sich ruckartig zu ihr um. Jemand hatte sie am Arm gepackt. In der anderen Hand hielt er eine Pistole. ,,Na Brendan, du alter Bastard. Erinnerst du dich an mich? Ich bin gekommen um dir verfickten Kopfgeldjäger den Schädel weg zu pusten.“ Sein Gesicht wandte sich an Eleonora. ,,Und dann haben wir `n bisschen Spaß, was Süße?“ Die Ablenkung nutzte Brendan, um den Unbekannten ein Loch in den Schädel zu pusten. Der Kerl war davon wenig beeindruckt. Mit einem schmutzigen Lächeln schaute er zu Branden. Das klaffende Loch, schien den Kopfgeldjäger zu verhöhnen. ,,Wer bist du?“, fragte dieser entgeistert. ,,Ich bin ein mächtiger Dämon. Nenn mich einfach Skaru, mein toter Freund.“ Er schoss Brendan ins Herz. Dieser kippte um. Er lag im sterben. Der Tropfen am Stoßzahn schien bloß auf diesen Moment gewartet zu haben, denn er fiel und flog in die Wunde hinein. Die Schusswunde schloss sich und an ihrer brannte sich die Tätowierung eines hohngrinsenden Teufelskopf, in Brendans Brust. Seine Revolver färbten sich schwarz und auf ihnen erschien eine blutrote 666.

 

Brendan war in vollkommene Dunkelheit umhüllt. Etwas durchbrach aber diese Dunkelheit. Er hörte das Zischen von Stahl, das Fauchen von Feuer und ein ohrenbetäubendes Brüllen. Du wirst Skaru töten!, befahl die Stimme aus Stahl und Feuer. Ich gebe dir die Mittel dazu. Du wirst nicht eher ruhen, bis er tot ist, verstanden?!

 

Als Brendan die Augen aufschlug fühlte er sich anders. Düsterer und auch wortkarger. Bei den Gedanken an frühere Gespräche fühlte er sich, als hätte er wertvolle Zeit mit ihnen vergeudet. Brendan würde die Zeit jetzt mehr nutzen. Er schaute sich nach Skaru um. Der Typ war weg und Eleonora auch. Brendan erhob sich und schwor nicht eher zu ruhen, bis er Eleonora und Skaru gefunden hatte. Es konnte Ewigkeiten dauern, aber er würde sie schon finden, davon war er überzeugt.

 

Brendan schreckte hoch. Er hatte einen seltsamen Traum gehabt, doch als er auf das Gesicht der bewusstlosen Eleonora schaute, die in seinem Bett lag, wusste er, dass es kein Traum gewesen war. Müde schaute er aus dem Fenster. Es war inzwischen später Vormittag. Jemand versuchte sich lautlos ins Zimmer zu schleichen. Brendan zog seine Waffe. Ein Diener stand in berufsmäßiger Steifheit vor ihm. ,,Ich wünsche wohl geruht zu haben. Der Kommandant möchte Sie sprechen.“ ,,Worum geht´s?“, fragte Brendan müde. ,,Es geht um ihre berufsmäßige Meinung.“ Der Speisesaal war über Nacht in einen Besprechungsraum umgestaltet worden. ,,Ah, Mr. Brendan, schön, dass sie endlich wach sind.“ ,,Was ist denn los?“ ,,Sehen sie sich das an!“, schrie sofort jemand los, ,,Diese Schweinehunde haben uns eingekesselt.“ ,,Sie haben sämtliche Pässe und Trampelpfade verbarrikadiert. Nur der nördliche Pass ist noch offen. Vermutlich kriegen sie von dort ihren Nachschub.“ ,,Das können sie nicht über Nacht gemacht haben. Wahrscheinlich wurden die Wege in gewissen Abständen blockiert. Der südliche Pass über den ich kam, wurde wohl zuletzt geschlossen. Vielleicht hat man auch auf meine Ankunft gewartet. Sie wussten, dass ich kommen würde. Doch woher?“ ,,Das weiß nur Gott.“, ergänzte der Kommandant. ,,Skaru scheint mich zu erwarten. Wie viele Dämonen bewachen jeden Pass?“ ,,Dreihundert pro Pass, mit Ausnahme des Nord-Passes, da sind es doppelt so viele.“ Der Schreihals meldete sich wieder zu Wort. ,,Kein Mann wäre so blöd dadurch zugeh ´n, nicht mal meine Männer.“ ,,Vor allem, was ist dort? Im Norden ist doch bloß ein Tal“, warf einer ein, ,,Woher kriegen sie ihre Leute?“ ,,Ich weiß, woher sie kommen.“ Elsa hatte unbemerkt in den Besprechungsraum betreten. ,,Was weiß eine mickrige Diebin schon darüber?“ ,,Lass sie reden!“, knurrte Brendan den Schreihals an. Er nickte ihr aufmunternd zu. ,,Das Tal, ist eigentlich kein Tal. Es ist mehr ein Krater und in der Mitte befindet sich eine Kirche aus schwarzem Stein. Dort sammeln sich die Monster. Sie klettern wie Ameisen über die Berge und sammeln sich dort. Die Dämonen knieten sich vor einem in knochengerüsteten Mann nieder und beteten ihn, wie einen Gott, an. Den Namen Skaru preisen.“ ,,Das ist ja ungeheuerlich. Sie beten Skaru, diesen Schuft der meine Tochter haben will, an. Aber von einer schwarzen Kirche weiß ich nichts. Skaru muss sie wohl mit seinen Dämonen gebaut haben.“ Brendan schlug Elsa auf die Schulter ,,Das hast du gut gemacht.“ Brendan wandte sich um zum Gehen. ,,Halt, Mister Brendan, was sollen wir ihrer Meinung nach unternehmen?“ Brendan antwortete ohne sich umzudrehen. ,,Sie tun Garnichts.“ ,,Was?!“, antworteten der Kommandant. Sofort kamen wütende Proteste von den anderen Strategen. Brendan hatte unruhig geschlafen. Ihm war nicht nach brüllen zumute. Er zog seinen Revolver und schoss in die Decke. Sofort verstummten alle. ,,Wenn man den Anführer der Dämonen tötet,“, erklärte Brendan ruhig. ,,Dann bringen sich die Viecher gegenseitig um. Eine Armee würde sich an den Dämonen nur die Zähne ausbeißen. Den Pass würden sie nicht lebend verlassen, deswegen gehe ich allein. Sollte ich nicht zurückkommen. Dann verschwindet von hier. Kämpf euch über den südlichen Pass und flieht.“ Ruhig verlies Brendan den Raum. In seiner Unterkunft war bereits ein Arzt, den der Kopfgeldjäger verlangt hatte. ,,Wie sieht´s aus?“ Der Arzt drehte sich zu ihm um und spielte mit seinem Stethoskop herum. ,,Ich weiß es nicht.“, sagte er ratlos. ,,Alles läuft normal und funktioniert einwandfrei. Eigentlich sollte sie putzmunter sein, aber sie schläft die ganze Zeit. Sie wacht nicht auf. Ich habe ihr sogar einen Eimer Wasser ins Gesicht geschüttet, doch sie hat noch nicht einmal mit der Wimper gezuckt. Sie können gerne den Rat eines anderen Kollegen einholen, doch der wird ihnen dasselbe sagen.“ ,,Danke, für Ihre Mühen.“, sagte Brendan knapp. Nachdem der Doktor den Raum verlassen hatte, setzte Brendan sich auf einen Stuhl, nahm Eleonoras Hand und begann zu erzählen, was sich nach ihrer Trennung ereignet hatte. Jedes einzelne verrückte Abenteuer, jede noch so kleine Schlägerei, vom Geist des Indianerhäuptlings, alles erzählte er ihr. Innerlich tat es ihm sogar gut, alles zu sagen, was ihm in den letzten Jahren passiert war. Er war so in seinem Monolog vertieft, dass er gar nicht den Zuhörer hinter sich bemerkte. Als er geendet hatte, bemerkte er Elsa, wie sie hinter ihm im Türrahmen stand. ,,Wie lange hörst du schon zu?“ ,,Von Anfang an.“, gab Elsa zu. ,,Diese Dämonen, denen du immer begegnet bist, haben sie dich verfolgt?“ ,,Warum fragst du?“ ,,Weißt du noch, als ich dir sagte, dass ich aus dem Kloster abgehau´n sei? In Wahrheit wurde es von Dämonen niedergebrannt. Ich habe als Einzige überlebt. Dann kam ich in einem kleinen Dorf unter, aber die Dämonen tauchten wieder auf. Ich sah, wie die Menschen, die mich freundlich aufgenommen hatten, vor meinen Augen in Stücke gerissen wurden. Somit war ich immer auf der Flucht. Egal wohin ich ging, die Teufel folgten mir.“ Tränen rannen über ihre Augen. ,,Es ist meine Schuld, dass all diese Menschen sterben mussten. Wenn ich nicht gewesen wär, dann würden sie alle noch leben.“ Sie brach in Tränen aus. Brendan ging auf sie zu und streichelte ihren Kopf. ,,Der Albtraum wird bald vorbeisein. Vertrau mir.“ Er schnürte seinen Geldbeutel ab und drückte ihn Elsa in die Hand. ,,Hier. Ich habe es über Jahre gespart. Du wirst auf Eleonora aufpassen. Sollte ich nicht zurückkommen, wird das Geld für ein neues Leben ausreichen.“ Der Kopfgeldjäger ging zur Tür. Er wollte aufbrechen, um die Sache zu beenden. ,,Brendan,“ schniefte Elsa. ,,Kommst du wieder zurück.“ Lächelnd drehte er sich zu ihr um. ,,Natürlich komme ich wieder.“ Der Kopfgeldjäger hatte schon gedacht, das Lächeln verlernt zu haben.

 

Unerschrocken machte er sich zur schwarzen Kirche auf. Alle Soldaten hatten sich auf den Wällen versammelt, um seinen Mut Respekt zu zollen. Brendan drehte sich nicht um, denn er wusste, dass dort oben die weinende Elsa stehen würde. Wahrscheinlich klopfte ihr gerade jemand auf die Schulter und sagte, wie tapfer Brendan doch sei und dass sie stolz sein müsse. Davon kann sie sich auch nichts kaufen, dachte Devil. ,,Na, warte Skaru. Jetzt krieg ich dich endlich.“ Brendan ging in die gähnende Schlucht. Der Kopfgeldjäger erkannte schnell die toten Winkel bei den Wachposten. Wenn ihn auch nur einer der Dämonen entdeckte, würde er Alarm schlagen und das konnte Brendan nicht gebrauchen. Er schlich sich klamm heimlich an ihnen vorbei. Im inneren lächelte er, über die Dummheit dieser Kreaturen, doch er mahnte sich zur Ordnung. So kurz vorm Ziel durfte er nicht unvorsichtig oder gar überheblich werden. Es war düsterste Nacht, als er die Kirche erreichte. Sie war wirklich aus schwarzem Stein erbaut worden. Hell leuchtende Fackeln zeigten die huldigenden Dämonen. Immer wieder sagten sie ehrfürchtig: ,,Skaru“ Der unmenschliche Chor hallte unheimlich von den Felswänden wieder. Brendan erkannte eine Gasse, die die Leiber der Wesen, bildeten. Sie führte direkt zur Tür der schwarzen Kirche. Jemand schien ihn zu erwarten.

 

Keiner der Dämonen griff ihn an, als er sich der Kirche näherte. Die Tür war nicht verschlossen, was Brendan noch misstrauischer machte. Ganz hinten saß jemand lässig auf den Altar. Er trug eine Rüstung aus Knochen. Ein Tierschädel, wahrscheinlich irgendeine Art von Rind, saß auf seinen Kopf. Es war Skaru und nicht um einen Tag gealtert, genau wie Brendan und Eleonora. ,,Ich habe schon gehört, dass du von den Toten auferstanden sein sollst und jetzt wo ich dich sehe, weiß ich auch, warum du überlebt hast. Du hast die Macht der Bestien erhalten, genau wie ich. Ich sehe, wie sie in dir pulsiert. Wie du sie ausstrahlst.“ ,,Wovon redest du?“, fragte Brendan. Skaru erhob sich vom Altar und trat auf ihm zu. Seine Stimme hallte von den Wänden der Kirche wieder. ,,Du hast keine Ahnung, wessen Macht du benutzt. Hast du dich das nie gefragt? Also gut, lass es mich dir erklären. Vor einigen Ewigkeiten sind zwei Götter in einen Kampf verstrickt gewesen. Sie und ihre Dämonen haben sich bis aufs Messer bekämpft. Irgendwann sind sie dann auf die Erde gestürzt. Ihre Körper starben beim Aufprall, aber die Seelen der Bestien lebten weiter und die Lakaien, die überlebt hatten, verwilderten und vergaßen die Bestien. Sie wurden zu dem, was wir heute Dämonen nennen. Ich habe eine der Bestien Wiederentdeckt, genau hier wo wir jetzt stehen und die Bestie belohnte mich mit ihrer Macht und machte aus mir einen Gott.“ Der Typ hat mehr, als ein Problem, dachte Brendan. Skaru war fast in schlagreichweite stehen geblieben. Wenn auch nur einer von ihnen sich dem anderen etwas näherte, hätten sie die beste Distanz für einen Kampf. ,,Wieso?“, fragte Brendan. ,,Wieso hast du mir all das angetan? Und was willst du mit der Tochter des Kommandanten?“ ,,Was?!“, fragte Skaru ungläubig. ,,Du willst sagen, dass du dich nicht an mich erinnerst?! Ich habe das halbe Land beherrscht, bis du mich ins Kittchen gebracht und meine Untergebenen all meine Besitztümer verschleudert hatten.“ Brendan machte einen nachdenklichen Gesichtsausdruck. Er konnte sich beim besten Willen nicht an ihn erinnern. ,,Du erinnerst dich wirklich nicht an mich?! Ich erinnere mich aber sehr gut an dich. Als ich zum Gott wurde, wusste ich, dass ich dir alles nehmen würde. Deine Freundin, dein Kind … Oh, du wusstest es nicht? Die kleine Diebin ist während Eleonoras Gefangenschaft geboren worden. Sie ließ das Kind aussetzen, in dem Glauben, ich würde es nicht mitbekommen, aber ich habe in die Zukunft gesehen. Ich wusste, ihr würdet euch in der Bergfestung treffen. Es ging nie um die hässliche Tochter des Kommandanten. Ich wusste, wenn ich Eleonora kontrollieren würde, würde dich das aus der Fassung bringen. Du glaubst sicher, sie wären in der Festung in Sicherheit, doch ich muss dich leider enttäuschen. Ist es dir noch nicht aufgefall ´n? Der Chor hat aufgehört. Meine Sklaven sind bereits auf den Weg zur Festung.“ Brendan horchte und musste feststellen, dass Skaru recht hatte. Innerlich fluchte er. Warum hatte er sich von ihm bequatschen lassen? Er hätte aufmerksamer sein müssen. ,,Jetzt ist es zu spät für einen Rückzieher.“, sagte Skaru hämisch. ,,Tja unsere Zeit ist leider um. Zeit zu sterben, Devil!“, er sprach den Namen voller Hass aus. Skaru ging ruhig, jedoch energisch auf Brendan zu, als hätte er alle Zeit der Welt. Brendan nahm sich eine Bank und schleuderte sie dem Erzfeind entgegen. Der schlug sie mit der Hand beiseite, wie eine lästige Fliege, doch das hatte Brendan vorausgesehen. Er hatte, während die Bank auf Skaru zu geflogen war, ihm eine Kugel mit auf den Weg geschickt. Sie traf ihn in der Schulter, doch Skarus Gang wurde noch nicht einmal langsamer. Er schleuderte Brendan lila Blitze entgegen. Die Wucht schleuderte ihn nach hinten, doch es blieb ihm nicht viel Zeit zur Erholung. Ein Faustschlag zerschmetterte den Boden, auf den Brendan noch vor wenigen Atemzügen gelegen hatte. Wieder überkam Brendan dieses eigenartige Fieber. Seine Haut wurde rot und hart wie Stahl. Seine Muskeln spannten sich. Der Druck in seinen Lungen kehrte wieder. Dampf kam aus seinem Mund heraus und der Druck wurde erträglicher. Skaru stand in Schlagreichweite. Mit einem Tritt in die Magengrube, schleuderte Brendan den Gegner ans andere Ende der Kirche. Obwohl Skaru seine Bauchmuskeln angespannt hatte, konnte er die enorme Wucht des Trittes nicht abfangen. Im Flug wurde er von Brendan überholt, der ihn am Bein packte und einen urgewalten Schlag gegen die Luftröhre ausführte. Der Boden krachte unter der Wucht des Schlages, als hätte ein Elefant mit aller Kraft aufgestampft. Skaru hustete Blut und ächzte, den Schlag hatte er nicht abwehren können. Mit einem freudlosen Lächeln drückte Devil den am Bodenliegenden die Pistole gegen die Brust. Angst und Entsetzen flammten in Skarus Augen auf. Es erlosch, als Brendan abdrückte. Obwohl er den Schuss mit viel Energie aufgeladen hatte, erreichte er bloß das, was ein normaler Herzschuss anrichtete. Brendan wandte sich zum Gehen. Nach ein paar Schritten, blieb er stehen. Er wusste nicht wieso, aber er drehte sich um. Die Leiche von Skaru schwebte einen Meter über der Erde und drehte sich um die eigene Achse. Plötzlich begannen seine Knochen zu knacken, seine Haut platzte auf und darunter kam ein Knochenpanzer hervor. Sein Schädel verformte sich zu grotesken Zügen. Der Leichnam ließ sich auf alle viere nieder. Er wuchs und wuchs, die Kirche wurde bereits zu klein für ihn. Das gesamte Gebäude stürzte ein. Brendan musste fliehen, konnte sich aber nicht vom Anblick losreißen. Schließlich war die Verwandlung abgeschlossen. Brendan stand vor einem gigantischen Monster. Lila Blitze rasten über die Körperoberfläche. Der Schädel hatte etwas von einer Ratte. Ein ohrenbetäubendes Brüllen erschütterte die Berge und weckte Brendans eigene Bestie. Sein Körper ging in Flammen auf. Er durchlief genau dieselbe Verwandlung, wie Skaru. Er wurde zu einer Bestie aus Feuer und Stahl, die die Nacht zum Tag werden ließ. Die Bestie hatte die totale Kontrolle über ihm. Brendan konnte nichts anderes tun, als durch ihre Augen zu blicken und zu sehen was sich abspielte. ,,Endlich können wir da weitermachen, wo wir aufgehört haben.“, sagte die Knochenbestie. ,,Ja, unser Plan ist perfekt aufgegangen. Indem wir die Sterblichen manipulierten konnten wir wieder einen Körper haben. Die Idee, den Verbrecher einzureden, der Kopfgeldjäger habe ihn ins Kittchen gebracht, war ein wahrer Geniestreich.“ ,,War es nicht ein anderer Kopfgeldjäger, an dem er sich rächen wollte?“ ,,Weiß nicht. Für mich sehen diese Menschen alle gleich aus. Doch nun lass uns mit dem Kampf beginnen.“ Die Bestien fielen über einander herüber. Sie waren gleich groß und gleich stark. Doch keine von ihnen konnte einen Vorteil erringen. Während die Götter in ihrem Kampf vertieft waren, dachte Brendan über das eben gehörte nach. Wenn es stimmte, was sie gesagt hatten, waren Skaru und er nichts weiter als Marionetten gewesen. Sie sollten die Bestien wiederbeleben, damit sie ihren Kampf weiter austragen konnten. All das Leid, das er und andere ertragen mussten, all die Toten, bloß um die Bestien wieder zum Leben zu erwecken. Schnell entwarf Brendan einen tollkühnen- fast selbstmörderischen Plan. Er gab der Feuerbestie seine Kraft. Es war nicht viel, aber es reichte aus um einen Vorteil zu erringen. Die Feuerbestie übernahm die Oberhand im Kampf. Der Knochenbestie blieb nichts anderes übrig, als sich zu verteidigen. Sie kreuzte die Arme vorm Gesicht. Doch die Schläge waren zu wuchtig. Der Knochenpanzer splitterte unter der Wucht der Schläge. Die Feuerbestie schlug mit der rechten Pranke und versuchte somit, die Verteidigung zu umgehen. Doch die andere Bestie parierte mit beiden Pranken und fiel somit auf die Finte rein, denn die linke Pranke der Feuerbestie sauste von oben auf sie herab und zerschlug ihr den Schädel. Die Blitze blieben aus und das Leuchten aus den leeren Augenhöhlen erlosch. Ein Siegesgebrüll hallte durch die Berge. Das Echo würde noch hunderte von Jahren durch die Berge zu hören sein.

 

In der Burg begann Eleonora ihre Augen zu öffnen. ,,Brendan hat es geschafft. Er hat Skaru besiegt.“, sagte sie freudig.

 

,,Das hast du gut gemacht Brendan.“, sagte die Feuerbestie anerkennend. ,,Ich habe es nicht für dich getan.“, sagte Brendan bedrohlich. ,,Ihr beide seit die größten Übel dieser Welt und ich werde sie von euch befreien. Zuerst kommt die Knochenbestie und jetzt bist du dran.“ Die Feuerbestie brach in großes Gelächter aus. ,,Glaubst du wirklich, ein Mensch wie du, könnte einen Gott aufhalten?“ ,,Ihr seid keine Götter. Nichts als größere Dämonen, dass seit ihr.“ In Brendans Stimme lag eine nicht zu unterschätzende Drohung. ,,Und jetzt lebst du in einem.“, konterte die Bestie. ,,Mit der Zeit, wird sich dein Geist in meinem Körper, wie Rauch, auflösen. Du wirst sterben, doch zuvor, wirst du sehen, wie meine Dämonen die ganze Welt erobern.“ Die Bestie machte sich auf, die Berge zu verlassen, doch sie konnte sich keinen Millimeter bewegen. ,,Du kommst hier nicht weg.“, sagte Brendan trotzig.

 

Der Kopfgeldjäger fand sich an einem öden Ort wieder. Es waren ein paar Felsen da. Der Himmel war mit schwarzen Wolken verdeckt. Vor ihm stand die gewaltige Feuerbestie. Sie stand auf allen vieren. Ihr gesamter Körper brannte. Die Augen glühten Rot. Die Haut bestand aus Stahl. Sie war rissig und in ihren Rissen brodelte glühende Magma. Mit ihren Stoßzähnen konnte sie zehn Männer auf einmal aufspießen. ,,Du befindest dich in meinem Geist. Weit bist du gekommen und hier wirst du sterben.“ Ein ohrenbetäubendes Brüllen drang aus ihrer Kehle. Heiße Luft zerfetzte Brendan die Kleidung und schälte ihm die Haut von den Knochen. Der falsche Gott preschte auf Brendan zu. Schneller als jemals zuvor betätigte Devil den Abzug seiner Pistolen. Doch die Kugeln konnten den Panzer der Bestie nicht durchdringen. Brendan wunderte sich, wie so etwas großes so schnell sein konnte. Die Bestie schlug mit ihrer Pranke nach Devil. Der versuchte durch einen Sprung nach hinten auszuweichen, doch es misslang ihm. Seine Beine wurden von der Pranke eingequetscht. Heiße Wellen aus Schmerz durchfuhren Brendans Körper. Zischend brannte sich das glühende Eisen in die Haut. Der Geruch von verbranntem Fleisch ging von dem Unterkörper aus. Hatte Brendan der Feuerbestie zu viel von seiner Kraft gegeben? ,,Narr! Ich war das Feuer in deiner Seele! Ohne mich wärst du gar nicht so weit gekommen! Du wärst an dem Tag, an dem wir uns zum ersten Mal begegneten, gestorben. Dein Geist wird mit mir verschmelzen, sich in Rauch auflösen. Das ewige Feuer gehört somit dir.“ Die rotglühenden Augen drangen bis in die Tiefen von Brendans Seele vor und verbrannten ihn. Der Kopfgeldjäger verschloss die Augen davor, doch die Blicke brannten weiter in seiner Seele. In seinem inneren hörte Brendan sich selbst sagen: Natürlich komme ich wieder. Das Gesicht von Eleonora tauchte vor ihm auf. Ihr Körper schälte sich aus dem Dunkel seines Geistes heraus. Liebevoll strich sie über seine Züge. Dann küsste sie ihn. Brendan hatte auch gedacht, er könne nicht mehr weinen, doch auch das entpuppte sich als unwahr. Die Tränen liefen über sein Gesicht und spiegelten all das Leid und den Schmerz wieder, die er so viele Jahre mit sich rumgeschleppt hatte. ,,Du weinst?!“, hörte er die Feuerbestie grölen. Sofort verschwand die Trauer aus Brendans Herzen und die Tränen versiegten. Der Gesichtsausdruck von ihm war stählern. Die Liebe zu Eleonora und Elsa ließ sein Herz heißer brennen, als die Feuerbestie selbst. Wieder überkam ihn das Fieber, doch es war diesmal anders, nicht so fremd. Es wurde nicht von Hass, sondern von Liebe genährt. Die Muskeln schwollen an. Die Haut wurde knallrot und hart wie ein Diamant. Die Berührung der Bestie fühlte sich auf einmal eisig an. ,,Du hattest nie Macht über mich!“, dröhnte Brendan. Die Einöde zerfiel. Feuer stieg aus dem Tiefen der surrealen Welt empor. Die Felsen schmolzen dahin. Gott und Mensch befanden sich auf einmal in einer infernalischen Umwelt. Immer wieder sprudelten Geysire aus Lava empor. Die Feuerbestie sprang von einem Fuß auf den anderen. Es schien, als wenn sie auf heißen Kohlen stünde. Brendan lächelte freudlos. ,,Wolltest du mich nicht gerade noch töten? Jetzt bist du derjenige, der sich in Rauch auflösen wird!“ Brendan sandte zwei Kugeln, um der Bestie den Garaus zu machen. Jetzt würde seine Reise endgültig zu Ende sein. In den Kugeln spiegelten sich die Gesichter von Eleonora und Elsa. Einen schweif hinter sich herziehend schlugen sie in der Bestie ein. Der Stahlpanzer der Bestie konnte den Kugeln nicht wiederstehen. Als sie einschlugen, erlosch das Feuer der Bestie. Ihr Stahl fing an zu rosten. Zuletzt erstarb das Glühen in ihren Augen, die voller Hass auf Brendan schauten.

 

Brendan kam nackt zu sich. Seine Zwillingsrevolver hielt er fest in der Hand. Er schaute sich um. Die gesamte Schlucht war Zerstört. Die niederen Dämonen, die noch nicht zur Burg aufgebrochen waren, lagen tot auf den Boden. Sie hatten den Kampf der falschen Götter nicht überlebt. Brendan humpelte zur Burg, um die er sich keine Sorgen zu machen brauchte. Die Dämonen waren entweder geflohen oder hatten sich gegenseitig umgebracht. So war das immer. Auf den Weg machte Brendan sich Gedanken über die Zukunft seiner Familie. Ein warmes Lächeln umspielte seine Lippen. Die Sonne ging auf. Ein neuer Tag begann.

 

 

The End

 

 

Schlusswort

 

Ich danke zuerst einmal allen, die so lange mit dem Lesen durchgehalten haben und Interesse für diese kleine Reihe aufbringen konnten. Ein ganz besonderer Dank geht an Morgaine, ohne die die Serie wahrscheinlich erst in vielen Jahren fertig geworden wäre. Recht herzlichen Dank an dich. Ob es weiter geht, kann ich noch nicht sagen. Vielleicht werde ich noch ein paar einzelne Episoden ohne bestimmten Handlungsfaden schreiben und reinstellen. Vielleicht wird die Saga von Devil noch weiter erzählt. Ich weiß es noch nicht. Aber zurzeit ist noch nichts dergleichen geplant. Ich hoffe ihr hattet Spaß an der Reihe und werdet Brendan und alle anderen in guter Erinnerung behalten.

Einen schönen Tag noch.

 

Mit freundlichem Gruß

 

EINsamer wANDERER

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 14.07.2014

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