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Engeltod I - Azrael

Dunkelheit. Seit Äonen nichts als Dunkelheit. Wie ist es dazu gekommen? Was hatte er falsch gemacht?

Vor langer, langer Zeit war er von verschiedenen Parteien gefangen worden. Die, die ihn erschaffen hatten, hatten sich immer mehr vor ihn gefürchtet, und so haben sie sich mit ihren Feinden verbündet, um ihn los zu werden. Er wurde in die Tiefen der Erde gesperrt, um nie wieder auf der Welt zu wandeln. Über seinen Gefängnis wurde ein Kloster gebaut. Die Mönche hatten die Aufgabe über das Böse zu wachen.

Die Zeit verging. Er wurde zum Mythos, nur um schließlich in Vergessenheit zu geraten. Das Kloster zerfiel und wich anderen Gebäuden. Heute steht dort ein Gefängnis.

 

Es war Kurz vor Mitternacht, als es einen Aufstand im Gefängnis gab. Zwei Gefangene flüchteten unter die Erde, nichts Ahnend welches Übel dort lauerte. ,,Komm schon, Larry,“ keuchte der Eine ,,das ist unsere Chance.“ Larry erwiderte ,, Ich weiß nicht, Bill. Ich kann es mir nicht erklären. Mir ist es hier nicht geheuer.“ Bill reagierte nicht darauf, ,,Was meinst du? Wie alt ist das alles hier? Was hatten die Zeichen am Eingang zu bedeuten? Wer hat es gebaut? Naja wenigstens können wir fliehen. Ich muss mich später noch bei den Typen bedanken der uns sagte, wie wir fliehen konnten.“ Larry antwortete nicht. Er war zu nervös. Seine Augen zuckten unruhig hin und her. ,,Ich will hier weg,“ murmelte er ,,ganz weit weg.“ Plötzlich endete der Gang vor einer großen stählernen Tür auf der viele merkwürdige Runen eingeritzt waren. Die beiden Häftlinge näherten sich zögerlich und schweigend der Tür. Vor Angst, trauten sie sich nicht zu Atmen.

Bill drückte ganz langsam den Türknauf runter. Die Spannung in der Luft steigerte sich ins unermessliche. Langsam, ganz langsam, wurde die Tür mit einem lauten Quietschen geöffnet. Dahinter lag ein dunkler Raum an dessen Wand eine Gestalt saß . Ihre Hände waren an die Wand gekettet. ,,Verdammt,“ fluchte Billy ,,eine Sackasse wir müssen wohl oder übel wieder zurück. Wenn ich den Kerl erwische.“ ,,Mir soll´s recht sein. Je schneller wir hier weg sind umso besser.“ erwiderte Larry. Aus irgend einen Grund zog Billy die, an die Wand gekettete, Gestalt magisch an. Er näherte sich ihr langsam und hob ihr Kinn an, um das Profil zu betrachten. Plötzlich schlug die Gestalt die Augen auf und zerfetzte Billy die Kehle. Er starb zu schnell um aufzuschreien. Larry, der das schreckliche Szenario beobachtet hatte, ergriff schreiend die Flucht, aber der flüchtende Sträfling kam nicht weit, denn das Geschöpf riss, mit einem Schrei, die Ketten aus ihrer Verankerung . Es machte einen übermenschlichen Sprung und landete auf Larrys Rücken. Als der Stürzende den Boden erreicht hatte, biss das Monster ihn mit einem widerwärtigen Knacken das Genick durch und schlürfte sein Blut.

 

Oben war der Kampf in vollen Gange. Wärter und Gefangene lieferten sich ein hartes Gefecht. Einige Sträflinge hatten sich die Waffen der toten Wächter angenommen. Inzwischen waren mehrere Feuer ausgebrochen, am Anfang hatten die Sprengleeranlagen noch gelöscht, doch sie hatten schon längst den Geist aufgegeben. Das Knallen der Pistolen mischte sich mit den Schreien der Verwundeten zu einer Orgie aus Schmerz und Tod. Der Kampf endete abrupt als sich ein in schwarz gekleideter Mann, lautlos wie ein Geist, den Kämpfenden näherte. Seine Haut war leichenblass. Die pechschwarzen Haare wirbelten umher wie Feuer. Seine Ohren waren zugespitzt. Auf seinen Gesicht war ein irres Lächeln, welches zwei Reihen haifischartiger Reißzähne entblößte. Die Eckzähne waren länger als die anderen Zähne und wirkten dadurch wie furchteinflößende Dolche. Seine geschlitzten Pupillen waren von einer leuchtenden, blutroten Iris umgeben. Es hatte krallenähnliche schwarzen Fingernägel. Die Kettenglieder der Handschellen verursachten keinen Laut, als wenn sie sich davor fürchteten die Aufmerksamkeit des Wesens auf sich zu ziehen. Das Wesen strahlte etwas bedrohliches aus. Die Menschen konnten sich nicht vom Anblick dieses Mannes, der kein Mann war, losreißen. Schließlich konnte einer von ihnen den Mut aufnehmen um seine Pistole zuheben und das Feuer zu eröffnen. Der Schuss löste die Starre auf. Alle, Wärter wie Sträflinge, feuerten sinnlos auf das Geschöpf. Als fast alle Patronen verbraucht waren, stand die, vollkommen durchlöcherte, Kreatur noch aufrecht stehend da. Aus ihren Wunden kam kein Tropfen Blut. Plötzlich begann das Blut der Gefallen in die Richtung des Wesens zu fließen. Die Wunden der Kreatur schlossen sich, als das Blut in sie floss. Vor den Augen der angsterfüllten Kämpfer regenerierte sich die Kreatur. Als sich die Wunden geschlossen hatten begannen sich die Löcher in der Kleidung ebenfalls zu schließen. Eine panische Flucht begann, denn die Sterblichen begriffen das sie es mit diesen Monster nicht aufnehmen konnten. Sie schubsten, drängelten oder rannten die Anderen über. Einige hatten noch genug Mut, um ein paar mal auf das Ungeheuer zu schießen, aber die Wunden schlossen sich jedes Mal. Als wäre nichts gewesen stand es immer noch lächelnd da und ergötzte sich an der Angst der Fliehenden. Doch nach ein paar Momenten wurde sie es überdrüssig. Das Monster stieß einen bestialischen Schrei aus und nahm mit übermenschlicher Schnelligkeit die Verfolgung auf. Nicht weit entfernt begann eine Glocke die mitternächtliche Stunde anzukündigen, doch man hörte nur noch Schreie...Schreie von Menschen die abgeschlachtet wurden.

 

Immer noch lächelnd trat der Unmensch ins Freie. Blut haftete an ihn, doch sein Körper sog es auf wie ein Schwamm. Endlich, dachte er endlich ist die Zeit der Rache gekommen. Sie werden büßen. Sie werden es bereuen sich mit den mächtigen Azrael angelegt zu haben. Plötzlich hielt er inne. Er drehte sich langsam zu der Kirche um, die neben den Gefängnis stand, welches jetzt den Gestank eines Schlachthaus hatte. Ihn ist aufgefallen, dass die Glocke schon zum 30. mal läutete . 31... 32... nach dem 33 schlag verstummte die Glocke. Azraels lächeln wurde breiter. Er wusste wer sich in der Kirche befand, also ging er gemessenen Schrittes auf das Gotteshaus zu. Jetzt beginnt eine Zeit des Todes und Kampfes, die nur der Stärkste überleben wird, und das bin ICH.

 

,,Lucia,“ sprach das Licht ,, du musst dich sofort in die sterbliche Welt begeben, denn die Reinkarnation des Todes wandelt wieder auf ihr. Du musst ihn aufhalten.“ Lucia blickte auf und erwiderte nur ,,Verstanden.“

 

 

Fortsetzung folgt…

Engeltod II - Konfrontation

In der Kirche wartete Mark gespannt darauf was passieren würde. Er wartete mit vielen Männern und Frauen, die wie er in Kutten steckten, auf den Großmeister. Er hatte sie wegen etwas wichtigen gerufen. Mark hoffte, dass seine Tarnung nicht aufgeflogen war. Er arbeitete für ein Magazin, welches sich mit Okkultismus auseinander setzte. Seine Aufgabe war es, sich in den Orden des Todes einzuschleusen. Viele schrieben über Satanismus, aber ein Kult der den Tod und den Kampf anbetete war selten. Durch seine Recherchen hatte Mark erfahren, dass dieser Kult oft von Regierungen in Kriegen eingesetzt wurde. Für die Anhänger war es das Größte, möglichst viele Gegner zu töten und im Kampf zu sterben. Sie glaubten, dass eines Tages der Sohn des Todes kommen wird, um den Kult in eine Zeit des Kämpfens und blut Vergießens zu führen. Dieser Messias sollte angeblich unsterblich sein. Mark war erst seit ein paar Monaten im Kult und wusste immer noch nicht wie groß und alt er tatsächlich war oder wie man sich das Jenseits vorstellte. Die Kirche stand neben einem Gefängnis. Offiziell war die Kirche seit langem leer, aber der Kult benutzte sie als Basis, für Messen oder als Versteck, sollte ein Anhänger Probleme haben. Die Kirche wurde von dicken, starken Säulen gestützt. Eine gewaltige Statue vom Sensenmann stand in ihr. Der Schädel hatte Reißzähne und war, genau wie das Gewand, dass er trug, mit Runen verziert. Seine Skeletthände trugen eine mächtige Sense. Die Statue bekam durch das Mondlicht, welches durch eine Buntglaskuppel schien, eine überirdische Note. Der Kult hatte die Glocke 33 mal läuten lassen. 33 war die Zahl ihres Messias. Es musste also damit etwas zu tun haben. Aus dem Dunkel der Kanzel, in der Kirche, trat der Großmeister hervor. Seine Kutte war reich verziert. Er sagte feierlich:,, Liebe Kinder, es ist endlich so weit. Unsere große Zeit ist nah.“, als die Kultgemeinschaft das hörte, fingen viele an auf die Knie zu fallen und ihre Mordlust heraus zu schreien. Andere fingen an den Tod zu preisen und sich gegenseitig umzubringen. Aber Mark, schauten nur interessiert den Großmeister an. Jetzt wird’s spannend. Hoffentlich bin ich nicht aufgeflogen, dachte er. Der Großmeister fuhr trotz der Euphorie fort. ,,Unser Messias ist gekommen um uns in die Zeit von Blut und Tod zu führen. Preiset Azrael!“ Aus dem Schatten unter der Statue kam ein schwarz gekleidetes Wesen. Es hatte Handschellen mit einzelnen Kettengliedern. Es sah aus, als wenn jemand mit übermenschlicher Gewalt die Ketten gesprengt hätte. Seine umherwirbelnden Haare und die krallenähnlichen Fingernägel waren pechschwarz. Das irre Lächeln in seinem Gesicht entblößte mehrere Reihen haifischartiger Zähne. Die leuchtenden Augen von blutroter Farbe, beängstigten  Mark. Wie hatte er diesem Kerl... nein, korrigierte er sich, dieses Ding nur übersehen können. Es war in der Kirche schlagartig still geworden. Azrael hatte durch seine Anwesenheit alle zum schweigen gebracht. Er ging langsam zum Altar, das Lächeln wich nicht aus seinem Gesicht. ,,Nun“, begann er mit einer Stimme die den Tod verhieß. ,,Ihr habt euch hier versammelt, um den Tod anzubeten und auf die Zeit des Blutvergießens zu warten. Aber...“, er legte eine Pause ein. Alle im Raum hielten den Atem an, um nicht die Aufmerksamkeit des Monsters auf sich zu ziehen. Jeder von ihnen ahnte was es bedeutete den Zorn von Azrael ausgesetzt zu sein. ,,IHR SEID SCHWACH“, schrie er. Alle rangen hörbar nach Luft. ,,Jeder von euch weiß, was wir mit Schwächlingen machen. Wir töten sie! Fast alle von euch werden, die nächsten Minuten, nicht überleben. Ihr wer...“ Bevor er den Satz beenden konnte, flog eine Gestalt durch die Fensterkuppel. Ihr Mantel flatterte durch die Luft wie die Schwingen eines Engels. Sie landete, in einer Hocke, auf dem Altar, genau vor Azrael. Bunte Glasscherben regneten auf dem Boden. Es war eine Vollkommen in Weiß gekleidete Frau. Sie hatte Alabasterfarbene Haut. Als sie ihren Kopf hob sah man, dass ihre Augen die Farbe flüssigen Goldes hatten und ihre Haare Windzersaust waren. Sie zog ihre goldene Pistole, zielte auf Azrael´s Stirn und sagte ,,Lange nicht gesehen“. Kaum, dass diese Worte gefallen waren, drückte sie auch schon ab. Die Wunde zischte und schwarzer Dampf stieg empor. Das Blut der toten Anbeter hielt auf die Wunde zu und heilte sie. ,,Ich hab´ mich schon gefragt, wann du auftauchen würdest, Engel Lucia“. Der Engel antwortete mit einem Lächeln ,, Bitte, wir haben schon so viel miteinander durchgemacht. Nenn´ mich einfach Lucy.“ ,,Und wie ich sehe“, antwortete das Wesen ,,hast du auch eine, dieser neumodischen, Waffen.“ ,,Einer von uns, muss ja mit der Zeit gehen.“ Antwortete sie. Die Anbeter konnten ihre Mordlust nicht zurückhalten, sie griffen ein. Manche von ihnen zogen Messer oder Schwerter, andere wiederum Pistolen und Gewehre hervor. Alle zielten auf eine Person. Lucy. Nach einem Moment der Stille, gab sie ein wölfisches Grinsen von sich. Schneller als jedes Auge, bewegte sie ihren Arm und eröffnete das Feuer. Die Todesanbeter griffen die Frau an. Lucy wich ihren Geschossen spielend leicht aus oder schoss die Kugeln, mit ihrer Pistole, in der Luft ab. Die mit Klingen bewaffneten Angreifer wurden mit Lucys weißen Stiefeln weggetreten, einige bekamen den Lauf ihres Revolvers am Kopf zu spüren. Mark konnte nicht fassen was er sah. Nach ein paar Minuten waren die Kultanhänger auf die Hälfte dezimiert worden. Lucy war den ganzen Kampf über auf dem Altar geblieben und hatte noch nicht einmal einen Kratzer davon getragen. Die Frau hatte eine ähnliche Ausstrahlung wie Azrael, denn nun begann eine panische Flucht. Weil er eine sensationelle Story witterte, nutzte Mark die Panik um sich hinter einer der Säulen zu verstecken. Alle, außer dem Großmeister der noch immer auf der Kanzel stand, waren verschwunden. Lucia und Azrael starrten sich gegenseitig an. Nach kurzer Zeit wandte sich der Dämon an den Großmeister ,,Kümmere du dich um sie. Ich habe wichtigeres zu tun.“ Der Großmeister antwortete mit einem vorfreudigen Funkeln in den Augen ,,Jawohl, Meister. Es wird mir eine Ehre sein.“ Azrael achtete nicht weiter auf ihn und sprang aus einem der Fenster, in die Nacht hinaus. Wissend, dass der Großmeister die Konfrontation mit dieser Frau, nicht überleben würde.

 

,,Unser Messias hat mir aufgetragen dich zu töten“ ,,Messias? Pah!“, antwortete sie abfällig ,,Das ist doch nicht dein Ernst, oder? Außerdem ,dass du mich töten sollst, hat er doch eben selbst gesagt. Ich bin nicht taub, weißt du?“ Der Großmeister hörte ihr nicht zu, er schwafelte weiter ,,Ich werde, nach dem ich dich getötet habe, seine rechte Hand und gemeinsam werden wir dann die Zeit von Kampf und Tod einläuten.“ Lucy schüttelte nur den Kopf. Armer Irrer, dachte sie. Der Großmeister zog zwei MP38 aus seiner Kutte hervor und sprang von der Kanzel. Er baute sich zu voller Größe auf. Mit einem ,,STIRB!“ auf den Lippen schoss er blindlings, in richtig Lucy. Sie machte keine Anstalten sich zu bewegen, denn die Schüsse zischten alle an ihr vorbei. Wie konnte so ein Schwachmatt nur Großmeister werden? schoss es ihr durch den Kopf. ,,Das Zielen musst du wohl noch üben.“ sagte sie spöttisch.

Eine einzige Kugel streifte ihre Wange. Regenbogenfarbiges Blut quoll daraus hervor. Nun verlor sie ihre Geduld. Sie musste ihre Jagd zu Ende bringen, bevor die ganze Welt vor die Hunde ging.

Ein einziger, gezielter Schuss in den Kopf, brachte den Kopf des Großmeisters zum Explodieren und beendete sein Leben. Lucy gab ein wölfisches Grinsen von sich, bis ihre Sicht verschwamm. Geweihte Kugeln, dachte sie noch, bevor sie zusammenbrach. Mark kam aus seinem Versteck hervor. Er maß den Puls der Frau, die einfach zusammengebrochen war. Sie war nicht Tod, nur ohnmächtig. Vielleicht kannte die Frau ein paar Antworten, auf die tausend Fragen, die Mark durch den Kopf schossen. Er nahm Lucy mit zu seinem, in der nähe stehenden, Wagen. Mark fuhr mit Lucy zu seinem Apartment.

 

Im Gefängnis war alles totenstill. Die Leichen lagen bewegungslos da. Einer der dort Liegenden zuckte mit den Fingern. Vielleicht waren es nur ein paar Muskelzuckungen. Doch er stand auf. Seine Augen waren Weiß. Die Zähne liefen spitz zu. Er bewegte sich, sofern es seine Verletzungen zuließen, auf die offene Gefängnistür zu. Jetzt standen auch alle anderen Opfer, von Azrael, auf und torkelten zum Ausgang. Sie hielten auf die Stadt zu. Die Lichter wurden von ihren Augen reflektiert. Sie wollten nur eins und das war Blut.

 

 

Fortsetzung folgt…

 

Engeltod III - Antworten

Mark legte die bewusstlose Lucy auf seine Couch. Er hatte sich gewundert, warum sie keine Wunden trug. Der Jonalist hatte sich während der Fahrt schon mehrere Theorien darüber zurechtgelegt. Aber das konnte warten. Er ging in seine Küche und holte aus seiner Hosentasche ein Handy hervor. Nachdem er die Nummer gewählt hatte, nahm ein Mann ab und sagte: ,,Ja?“ ,,Ich bin’s Mahet.“ ,,Ach du bist es. Und? Wie kommst du mit deinen Recherchen voran?“ ,,Ich brauche deine Hilfe. Ich schein da in irgendwas reingeraten zu sein.“ ,,Null Problemo. Der Informant steht dir zur Verfügung.“ ,,Du sollst für mich mehr über den Messias Azrael herausfinden und wenn möglich auch über einen Engel namens Lucia. Ich will außerdem wissen was die Beiden miteinander zu tun haben.“ Der Informant schwieg zuerst. Er schien sich etwas zu notieren, bevor er sagte: ,,Ist gebongt.“ Dann legte er auf. Mark drehte sich zur Tür um an der Lucy sich lehnte. Mark hatte sie nicht mal kommen hören. ,,Wer war das?“ fragte sie. ,,Niemand von Bedeutung.“ Sagte er Kurz. Er wollte sie nicht einweihen. Er kannte diese Frau ja gar nicht. Außerdem hatte er gewisse Angst vor ihr, denn er Erinnerte sich nur zu gut daran was mit den Ordensbrüdern passiert ist, die ihr in die Quere gekommen sind. Sie schien sich mit der Antwort zufrieden zu geben, denn sie wechselte das Thema ,,Kann ich deine Dusche benutzen?“ ,,Erst wenn Sie mir ein paar Fragen beantwortet haben.“ Lucy war noch zu erschöpft um sich zu streiten. Sie ließ sich mit einen ,,Okay.“ Auf der Küchenstühle sacken. Mark drückte in einer versteckten Bewegung auf den Knopf seines Aufnahmegerätes, dass er immer bei sich trug, bevor er seine erste Frage stellte ,,Wieso sind Sie umgekippt?“ ,,Die Kugeln dieses Bastard waren geweiht, zum Glück konnte der Trottel nicht Zielen, sonst wäre ich jetzt tot und wie man sieht ist die Wunde bereits verheilt.“ ,,Geweihte Kugeln?“ fragte Mark verwirrt ,,Ich dachte, so was würde bloß bei Vampiren und Dämonen wirken.“ ,,Nicht wenn die Kugeln der Hölle geweiht sind, Herr Klugscheißer.“ Mark schien bei ihr einen empfindlichen Nerv getroffen zu haben, also gab er sich mit der Antwort zufrieden. Jetzt fiel ihn ein, dass er mit einen Engel sprach und diese Chance musste man Nutzen ,,Gibt es eigentlich einen Gott? Und wie sieht der Himmel, also das Paradies, aus?“ Er schien schon wieder einen empfindlichen Nerv getroffen zu haben, denn sie sagte verärgert ,,Darf ich nicht sagen.“ Mark war kurz davor, das Gespräch zu beenden, denn er war müde und erschöpft. Egal was er sagte, er schien Lucy immer mehr in Rage zu bringen. Ihn fiel eine Frage ein die Lucy vielleicht gerne beantworten würde, vorausgesetzt ihre Denkweise war dem eines Menschen ein wenig ähnlich. ,,Was für eine Aufgabe haben Sie?“ Ihre Laune schien sich ein wenig gebessert zu haben, aber nur ein klein wenig ,,Ich bin Monsterjäger. Sieht man doch.“ ,,Und woran, wenn man fragen darf?“ Mit einen Stöhnen antwortete der Engel ,,Jeder Monsterjäger trägt einen Mantel, dass weiß doch jedes Kind. Bist du vom Mond oder so was? Kann ich jetzt unter die Dusche?“ ,,Ja“, sagte Mark resigniert ,,gehen Sie.“ Sagte Mark erschöpft. Wie lange soll diese Nacht noch dauern, dachte er. Jedenfalls hatte er ein paar Antworten. Aber das Schicksal gönnte ihn keine Ruhe. Es klopfte an der Tür. Mark ging hin und öffnete sie. Im Eingang standen ein weißer und ein schwarzer Mann. Beide trugen, obwohl es Nacht war, verdunkelte Sonnenbrillen und schwarze Anzüge. ,,Markus Hetzie?“ ,,Ja.“ Antwortete Mark, da er erschöpft war, konnte er sich seine Sprüche nicht verkneifen ,,Lassen sie mich raten. MIB?“ Die Männer verzogen keine Miene, bei der Bemerkung. ,,Haben Sie eine weißgekleidete Frau im Haus?“ ,,Nein.“ Log Mark. Mit einer schnellen Bewegung packte der Weiße Mark an der Kehle und schob in die Wohnung. Der Schwarze schloss hinter sich die Tür und fing an jeden Raum zu durchsuchen. ,,Sie haben uns angelogen.“ Antwortete der Weiße Kalt. Mark wehrte sich so gut er konnte, aber der Griff war zu eisern. ,,Wir sind ihnen gefolgt. Außerdem haben Sie keine Chance zu entkommen. Also reden Sie.“ Er lockerte seinen Würgegriff gerade so, dass Mark sprechen konnte. ,,Du kannst mich mal, Agent Smith.“ Laute Geräusche drangen aus dem Badezimmer. Der andere Kerl hatte wohl Lucy gefunden. Mark wurde losgelassen. Er hustete und rang nach Atem. Agent Smith verlor keine Zeit, er zerrte Mark ins Badezimmer, um ihn als Schutzschild zu benutzen. Im Badezimmer saß Lucy splitternackt, auf den Schwarzen. Agent Smith zog seine Waffe und richtete sie auf Lucy. ,,Unser Boss, Vladimir, will mit Ihnen reden. Es wäre besser wenn Sie mit uns kommen.“ ,,Na dann sollten wir uns besser auf den Weg machen.“ Antwortete Lucy mit einen wölfischen Grinsen. Eine Limousine stand vor dem Apartmentgebäude. Die Vier stiegen in den Wagen ein. Lucy, die sich wieder angezogen hatte, und Mark stiegen hinten ein. Die beiden Anderen vorne. Auf den Rücksitzt saß eine junge Blondine. Sie hatte ein schwarzes Kleid an, dass ihren perfekten Körper betonte. ,,Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben um mit meinen Vater zu reden, Engel Lucia. Ich habe schon sehr viel von Ihnen gehört.“ Schmeichelte sie. Lucy überhörte die Schmeicheleien, sie verabscheute so was, es war sinnloses Geplapper. Mark konnte seine Frage nicht mehr zurückhalten ,,Wer sind Sie?“ Er glaubte nicht, dass die Frau so stark war, wie die Männer die sie vorgeschickt hatte. ,,Mein Name ist Vanessa und ich gehöre zu den Vampiren.“ Um ihre Worte zu unterstreichen, entblößte sie ihre langen Eckzähne. Mark war nun an einen Punkt, in seinen Leben, angelangt, wo er an alles glaubte. ,,Muss ja etwas ungeheures Wichtiges sein, dass der große Meister Vladimir, Anführer der Vampire, mich herbestellt außerdem würde ich gerne noch duschen, bevor die Welt untergeht. Aber eines muss ihn klar sein ... Wenn es nichts wichtiges ist, dann werde ich ihn einen Daueraufenthalt in der Gruft schenken.“

 

Sie hielten vor einen nichtssagenden Wolkenkratzer, mitten in der Stadt. Vanessa führte Lucia und Mark in der oberste Etage. Die Bodygarde hielten am Eingang wache. Oben angekommen empfing sie ein glatzköpfiger Mann. Er konnte Mitte 30 sein, doch Mark wusste ja, dass er es mit Vampiren zu tun hatte. ,,Danke, Vanessa. Du kannst jetzt gehen.“ Sagte er sanft. ,,Wie ihr befiehlt, Meister.“ Sagte sie gehorsam. Erst nachdem Vanessa die Tür hinter sich schloss ergriff Vladimir das Wort ,,Schön, dass du kommen konntest, Engel Lucia und wie ich sehe, hast du auch schon einen neuen Freund gefunden.“ ,,Rede nicht um den heißen Brei herum, sondern sag mir was du willst. Ich würde gerne noch duschen bevor die Welt untergeht.“ In Lucys Stimme lag eine Kälte, die man keinen Engel zutrauen würde. ,,Gewiss, gewiss. Ich möchte dich bitten, nein, ich flehe dich an, Azrael uns zu überlassen. Wir tragen schließlich die Schuld an seiner Existenz.“ ,,Moment,“ unterbrach ihn Mark ,,soll das heißen, dass Sie diesen Azrael erschaffen haben.“ ,,Ja.“ Sagte Vladimir beschämt ,,Wir haben ihn erschaffen, um den Krieg gegen unsere Feinde zu gewinnen.“ Mit einer wegwerfenden Handbewegung sagte Lucia ,,Vergiss ´s .Bei dem Kerl musst du noch bei Adam und Eva anfangen.“ ,,Ach so.“ sagte der Vampir ,,Also, wir wurden von den Dämonen erschaffen um ihnen zu dienen. Damals konnten wir noch am Tage wandeln und mussten uns nicht von Blut ernähren. Doch irgendwann, wollten wir nicht mehr an unsere Herren gebunden sein und so begann der Krieg. Während des Krieges entzogen die Dämonen uns einen Großteil unserer Macht. Seit dem verbrennen wir bei Tage und müssen uns schändlicher weise von Blut ernähren. Unser damaliger Anführer, Graf Dracula, versuchte eine neue Generation von Vampiren zu erschaffen, die gegen die Dämonen kämpfen sollte. Ich war damals seine rechte Hand und bekam dadurch sehr viel mit. Graf Dracula schuf mit seinen Blut und dem anderer Rassen, 33 Kämpfer. Heutzutage würde man sagen, dass es Prototypen waren.“ ,,Der 33. Kämpfer war Azrael, hab ich recht?“ Es würde bloß Sinn machen für Azrael hatte diese Zahl anscheinend eine wichtige Bedeutung. ,,Ja.“ Sagte Vladimir. ,,Er ist eine Mischung aus Vampir und Dämon. Ein Engel des Todes halt, und daher auch der Name. Nachdem der Krieg zu Ende war und uns die Dämonen in Ruhe ließen, suchte Azrael nach stärkeren Gegnern. Er fing an seine 32 Brüder und seinen Vater zu töten, doch das reichte ihn immer noch nicht. Sogar die mächtigsten Dämonen fürchteten sich vor Azrael. Die Engel schickten Lucia, die mit anderen Kämpfern, Azrael jagte und Einsperrte. Dort fristete er sein Dasein, bis heute Nacht.“ Lucy ergänzte dazu ,,Noch hat er seine volle Stärke nicht entfaltet. Die Handschellen unterdrücken seine Macht, aber es ist nur eine Frage der Zeit, bis er seine alte Stärke wiedererlangt hat.“ ,,Was? Noch stärker?“ fragte Mark entsetzt, dass Vieh sollte noch die schwächere Version sein. ,,Na klar. Wenn es so einfach wäre ihn zu besiegen, hätten wir ihn schon vor langer Zeit ins Jenseits befördert.“ Der Vampir berichtete weiter ,,Wir haben natürlich das Gefängnis nicht aus den Augen gelassen. Genau so wenig wie den Kult, den Azrael gegründet hat um neue Gegner zu züchten. Vor ein paar Monaten merkten wir eine gewisse Aufruhr innerhalb des Ordens. Deswegen haben wir eine Eliteeinheit hier herfliegen lassen.“ Das Telefon klingelte. Vladimir stellte auf Lautsprecher, weil er vor seinen neuen Verbündeten keine Geheimnisse haben wollte. Er nahm den Hörer ab. ,,Ja?“ ,,Meister“, sagte ein aufgeregter Mann ,,Es geht um die Eliteeinheit.“ ,,Was ist mit ihr?“ fragte Vladimir fordernd. Der Mann nahm, für die Antwort, all seinen Mut zusammen.

 

 

Fortsetzung folgt…

Engeltod IV - Dark

Manche Wesen leben so tief in der Dunkelheit, dass sich noch nicht einmal der Tod zu ihnen traut. Eine dieser Kreaturen war Azrael. Doch es gab noch andere.

 

Das Licht im Wagon, des fahrenden Zuges, gab den plaudernden Gästen Wärme und schützte sie vor der draußen herrschenden und kalten Dunkelheit, der Nacht. Vorhänge aus teuren Stoff zierten die dunklen Fenster. Exotische Pflanzen standen in den Ecken. Alle haben sich in Schale geworfen, es war so eine Wohltätigkeitsveranstaltung in der es letztendlich nur darum ging mit den Reichtum anzugeben oder einfach nur das teure Büffet zu plündern. Sie waren alle gleich mit ihren Designerklamotten und teuren Schmuck. Sie wurden von schnellen Kellnern mit den teuersten Champagner verwöhnt. Leise dudelte Klassische Musik im Hintergrund. Niemand störte sich an den gelegentlichen Ruckeln. In ein paar Minuten würde der Zug den Bahnhof erreichen. Ein 18 – jähriger Junge, der sich selbst Dark nannte, plünderte das Büffet, als gäbe es keinen Morgen mehr. Eine schwarze Stoffjacke, unterschied ihn von den anderen Gästen. Auf den Rücken der Jacke waren weiße Tribale, die so angeordnet waren, dass sie einen Wolf ergaben. Er trug wie immer die Stoffkapuze auf den Kopf, die seine Straßenköterfarbigen Haare verbargen. Eine einfache Bluejeans mit schwarzen Turnschuhen vervollständigten die Jacke. Seine dunkelgrünen Augen jagten über das Büffet, auf der Suche nach Nahrhaften und sättigenden Essen. Dunkle Augenringe, von Nächte voller Albträumen, unterstrichen seine Augen und gaben ihnen etwas düsteres. Seine linke Hand steckte wie üblich in den Jackentaschen, während er immer nur seine rechte Hand ausstreckte, um beim Büffet zu zugreifen. Einer der Veranstalter, der einen teuren weißen Anzug anhatte, war auf den Jungen aufmerksam geworden. Im Schlepptau hatte er zwei bedrohliche Muskelprotze im weniger teuren Anzug, mit denen er ihn entfernen wollte. ,,Verzeihen, Sie. Würden Sie bitte Ihre Einladung vorweisen?“ Dark drehte sich zu den weißen Lackaffen um. Ihn beeindruckten die Schränke nicht, die er dabei hatte. Gerade wollte er, die drei Männer auffordern, sich zu verziehen. Als die Tür zum Wagon laut aufgemacht wurde. Grölend und schreiend gingen ein Dutzend Männer und Frauen in den Wagon. Durch ihre schwarzen Kleidung konnte man meinen, dass es sich um eine Gruppe, randalierender Gruftis handelte. Sieht nach Vampiren aus. Ich hasse Vampire, sagte eine abgrundtiefe, dunkle Stimme, in Darks Kopf. Niemand außer Dark konnte den Dämon hören, der von ihn besitzt ergriffen hat. Er hatte ihn einfach auf Baal getauft, da der Dämon sich nicht vorgestellt hatte und auch seinen Namen nicht preisgeben wollte. Sieht doch jeder, dass das Vampire sind, sagte Dark telepatisch zum Dämon. Diese Art der Kommunikation hatte zweierlei Vorteile. Erstens, sie ging schneller, als man laute bilden konnte und zweitens, sie konnte nicht abgehört werden. Ich wette, die haben seit Tagen nichts zu sich genommen und nun sind, diese Insekten, im Blutrausch weil sie wieder auf den Geschmack gekommen sind, sagte der Dämon hämisch. Dark war zu den selben Schluss gekommen. Fängt ein Vampir nach längerer Zeit wieder mit den Trinken an, verfällt er in einen Rausch. In diesen Zustand würden sie alle im Wagon umbringen. Hoffentlich auch mich, dachte Dark. Dummkopf, schalt ihn Baal, diese niederen Kreaturen können dir nichts anhaben. Die Vampire begannen nun alles zu töten, was nicht schnell genug davonlaufen konnte und das waren alle Passagiere. Sie bissen in Hälse und Pulsadern um an das Kostbare Blut zu kommen. Einige von ihnen hatten sich da weniger im Griff, denn sie zerfetzten ihre Opfer mit bloßen Händen. Schon nach wenigen Augenblicken stank es im Zugwagon wie in einen Schlachthaus und war nicht weit davon entfernt so auszusehen. Die Pflanzen waren umgekippt, die Vorhänge waren zerrissen worden, als einige Menschen versuchten an ihnen Hochzuklettern. Eine Kellnerin in Darks Alter, stand wie in Trance da. Das ist der Schock, kommentierte der Dämon, beiläufig. Einer der Vampire, war auf sie aufmerksam geworden und stürzte sich auf sie. Als er seine Zähne in der Kehle des Mädchens versenken wollte, trafen sie ins Leere. Dark hatte sich schneller, als der Vampir, bewegt, das Mädchen weggezerrt und sie somit, vor den zerfleischen, gerettet. Dark stand gelassen, neben den Vampir, die Hände in den Jackentaschen. Jetzt schlachten wir Vampire ab, hörte er Baal vorfreudig sagen. Der Vampir verzehrte das Gesicht, vor Wut. Er packte Dark mit einer Hand an der Kehle und hob ihn hoch. ,,Wie kannst du es wagen, dich zwischen einen ehrenwerten Vampir, von der Eliteeinheit und seiner Beute zu stellen!“ Oh, sogar eine Eliteeinheit. Sagte der Dämon, seine Stimme triefte vor Hass und Vorfreude. Dark holte seine rechte Hand hervor und umschlang mit ihr den Unterarm des Vampirs. Gib mir etwas von deiner Kraft, Baal, sagte er, telepatisch, zum Dämon. Bitte, so wird dir gegeben, leierte er fröhlich runter. Dark spürte, wie eiskalte Dunkelheit durch seine Adern jagte. Seine Augen wurden glühend Rot und seine Adern traten schwarz hervor. Er drückte seine recht Hand zu. Der Arm des Vampirs, wurde pulverisiert, als hätte jemand seine Knochen in die Luft gejagt. Als Dark auf den Boden aufkam, enthauptete er den Untoten mit seiner rechten Handkante. Die Ränder wurden von der Verderbtheit der Hand schwarz gefärbt. Als der Kopf auf den Boden aufkam rollte er zu Füßen eines weiteren Vampirs, der gerade Blut aus einen Menschenkopf trank. Er schaute erst auf den Kopf, dann auf Dark, der wieder die Hände in den Jackentaschen hatte. ,,Hey Leute, da ist jemand, der sich wehren kann.“ Schrie er und zeigte auf den stummen Dark. Jetzt realisierte die Gruppe, dass es einen ebenwürdigen Gegner gab. Sie zogen ihre Waffen und feuerten auf den Jungen. Jeder Schuss traf. Dark machte keine Anstalten sich zu bewegen, als er auf den Boden aufschlug, entspannten sich die Untoten, einer gab den Jungen sogar einen Tritt. Als sie sicher waren, dass er tot war, fingen sie an zulachen. Darks Augen glühten noch intensiver, vor Wut. Der Junge schlug mit einer schnellen Bewegung der Handkante, das Bein, welches ihn getreten hatte, ab. Die entsetzten Vampire sahen wie sich die Wunden, des Jungen, durch die Verderbtheit des Dämons, schwarz färbten, nur um anschließend zu verheilen. Als sich die Löcher in der Kleidung geschlossen hatten, stürzte Dark sich, wie ein wahnsinniges Raubtier, auf die Vampire. Er riss ihnen Gliedmaßen und Herzen aus und enthauptete sie, bis allein der schiere Blutverlust sie tötete. Während er eine ganze Eliteeinheit, mit der rechten Hand, besiegte, floss das Blut von seiner Kleidung, als wenn es sich weigern würde bei ihn haften zu bleiben. Nachdem alle Monster, außer Dark tot waren, normalisierte sich sein Zustand. Seine Augen wurden wieder dunkelgrün und seine Adern waren nicht mehr schwarz, nur ein Hauch Kälte blieb in seinen Knochen zurück. Die Musik dudelte weiter leise im Hintergrund und gab der Szene etwas Unheimliches. Im Wagon waren überall Leichenteile, einige zuckten noch. Jedes Gesicht zeigte furcht oder unerträgliche Quallen. Es gab keinen Flecken, im Wagon, ohne Blut. So viele Designerklamotten, ruiniert, sagte der Dämon übertrieben mitleidig. Dark ignorierte wie immer die Kommentare von Baal. Er sah wie sich das Mädchen, welches er gerettet hatte, angsterfüllt und wimmernd in der Ecke hockte. Der Zug hielt an und Dark stieg schweigend aus, ohne sie noch eines weiteren Blickes zu würdigen. Die Hände in den Jackentaschen musterte er den Bahnhof. Selbst zu dieser Zeit gab es ein geschäftiges Treiben. Menschen stiegen in die Züge ein und aus, über Lautsprecher wurden Ankündigungen gemacht. Die ersten Gaffer gingen zu den Wagon, aus dem er gerade ausgestiegen war. Sie versuchten herauszufinden was darin passiert war, aber durch das Blut, an den Fenstern, konnte man nichts genaues sehen. Dark wusste, dass jeder hier ein Mensch war, also niemand der ihn, auch nur im Ansatz, gefährlich werden konnte. Er richtete seinen Blick gen Himmel und fragte sich, ob der Gegner, der in dieser Stadt lauerte, ihn endlich von seinen leiden erlösen würde.

 

,,Tot? Alle tot?“ fragte Vladimir entsetzt. ,,J... ja.“ Stammelte der Mann ,,Es war der Monsterschlächter. Aber“, sagte der Mann aufmundend ,,wir haben endlich einen Zeugen gefunden. Eine junge Kellnerin hat ihn gesehen. Sie wurde bereits verhört und dabei konnten wir, aus ihrer Aussage, ein Phantombild erstellen. Eine Fahndung ist bereits im Gange. Wir werden versuchen seine Identität, über den Polizeicomputer, herauszufinden.“ ,,Mir ist aufgefallen, dass sie mir nicht erzählt haben was genau, mit der Einheit, passiert ist.“ Sagte Vladimir ruhiger ,,Nun ... ja.“ Kam es zögerlich aus der Lautsprechanlage ,,Die Einheit hat offensichtlich, die Kontrolle verloren. Sie haben Menschen in einen Speisewagon angegriffen. Dabei ist wohl der Monsterschlächter aufgetaucht. Aber, das ist alles was wir bis jetzt wissen. Außerdem haben wir, wie befohlen, das Gefängnis von Azrael unter die Lupe genommen. Es stank bestialisch und überall war Blut, ... aber keine Leichen, wir suchen nun wie verrückt nach ihnen.“ ,,Danke.“ Sagte Vladimir resigniert. Mark hat während des Gesprächs die Ohren gespitzt und sich im Büro des Vampirs, genauer angesehen. Der Ausblick wäre atemberaubend gewesen, wären da nicht die getönten Scheiben, die bei Tage kaum Licht reinließen und in der Nacht kaum Aufschluss, über die nähere Umgebung, gaben. Ein teurer roter Teppich lag wie eine Zunge zwischen Tür und den Standartbürotisch. Der Boden war aus normalen Steinplatten gefertigt. Zwischen den Pfeilern standen Ritterstatuen, sie schauten auf Mark herab und versuchten ihn mit ihren Blicken zu durchbohren. Das Zeichen auf ihren Helmen, kannte Mark nicht, aber er vermutete, dass es sich dabei um ein Vampirzeichen handelte. Ein Bild, über einen Sonnenaufgang am Meer, war das einzige, was die Wände zierte, Mark konnte das Gefühl nicht loswerden, dass es mit den Bild mehr auf sich hatte. Anscheinend vermisst dieser Vladimir wirklich die Sonne, erkannte Mark. ,,Das Spiel scheint wieder von vorne los zugehen, die Opfer, von Azrael, beginnen wieder auf Erden zu wandeln und ihr habt eine Tolle Eliteeinheit da, um ihn aufzuhalten.“ Spottete Lucy. ,,Besiegt von einen einzigen Kerl.“ ,,Der Monsterschlächter ist kein einfacher Mann.“ Sagte Vladimir düster. ,,Seine Vorliebe, für starke und zahlenmäßig überlegene Gegner, ist mit der von Azrael zu vergleichen. Keiner der beiden hat je einen Kampf verloren.“ ,,Azrael hat schon mal einen Kampf verloren.“ Gab Lucy zu bedenken ,,Und es werden noch weitere folgen.“ ,,Mag schon sein. Aber zurück zum Thema. Also“, sagte Vladimir entschlossen ,,überlässt du uns Azrael oder muss ich dich mit Gewalt überzeugen? Ja oder Nein?“ ,,Er gehört euch,“ sagte Lucy, seltsam einsichtig ,,zuminderst vorerst. Sollte ich aber den Eindruck bekommen, dass ihr mit der Situation nicht fertig werdet ...“ Sie ließ den Rest des Satzes unvollendet im Raum stehen, als sie auf den Absatz kehrt machte und zum Fahrstuhl lief. ,,Komm, Mark.“ Sagte sie herrisch. Mark hörte auf das Gemälde anzustarren und folgte ihr. Erst als sie vor den Gebäude waren, hielt Lucy kurz an ,,Mark, willst du mir beim Retten dieser Scheißwelt helfen? Das ist deine letzte Chance um auszusteigen.“ Mark ließ sich alles durch den Kopf gehen. Das konnte sein großer Durchbruch sein. Allerdings konnte er auch leicht abkratzen. Ach was, dachte er sich, wer nicht wagt, der nicht gewinnt. ,,Ich mach’s.“ ,,Toll.“ Antwortete Lucy erfreut. ,,Du sammelst Informationen und ich kill den Typen. Aber zuerst brauche ich eine heiße Dusche, die mir dieser Blutsauger Vladimir nicht gegönnt hat.“ Die beiden machten sich wieder auf, zum Apartment. Die Sonne ging auf und vertrieb mit ihren warmen Strahlen, die dunkle Nacht. Aber der Sonnenaufgang, so schön er war, konnte Marks Gedanken, nicht von den bösen Dingen in diese Stadt ablenken. So langsam begannen die Zahnräder des Schicksals zu malen. Für Engel, Menschen, Vampire, Dämonen und andere Wesen.

 

 

Fortsetzung folgt…

Engeltod V - Besuch

Ein Mann torkelte durch die menschenleere Einkaufsstraße. Da es schon anfing zu dämmern, wollte er schnell nach Hause, bevor seine Frau aufwachte. Er wusste, wenn seine Frau herausfand, dass er wieder die ganze Nacht in seinem Lieblings Pub gewesen war, würde sie ihn wieder verprügeln. Ein schmatzendes Geräusch kam aus einer dunklen Nebengasse. In der Gasse war es noch tiefste Nacht. Der Mann hielt inne. Er überlegte, ob er dem Geräusch nachgehen und das Risiko eingehen sollte wieder von seiner Frau verprügelt zu werden oder ob er einfach weiter gehen sollte. Nach ein paar Momenten gab er seiner Neugier nach. Er tauchte ins Dunkel der Nebengasse ein. Hohe Häuser verdeckten die, schon fortgeschrittene, Morgenröte. Der Betrunkene stieß auf seinen Weg einige Mülltonnen um, die scheppernd zu Boden fielen. Das Geräusch wurde lauter, es hallte unheimlich von den Wänden nieder. Ein Knick in der Gasse, ließ den Betrunkenen einen Moment lang verwirrt inne halten. Als er um die Ecke bog, wurde er schlagartig nüchtern. Die knienden Gestalten waren Leichenblass, in ihren Augen war nur Weiß zu sehen. Die meisten von ihnen waren Männer in Sträflings- und Wärteruniformen, die Anderen hatten normale Kleidung an. Das schmatzende Geräusch war von diesen Kreaturen verursacht worden, die sich an einer toten Frau labten. Da aber nicht genug Platz für alle da war, begnügten sich die anderen Zombies mit Käfern, Hunden, Katzen und Ratten, die sie mit ihren spitzen Zähnen verspeisten. Sie hatten ihn glücklicherweise, noch nicht bemerkt. Auf einmal erhob sich die Frau, die eben noch Tot erschien. Sie war nun ein Zombie. Ihr Körper war zerkratzt und angefressen, an einigen Stellen konnte man ihre blanken Knochen sehen. Sie sah den schockierten Mann und hielt stöhnend auf ihn zu. Nun drehten auch die anderen Zombies sich zu ihm um und erhoben sich ebenfalls. Der Mann nahm seine Beine in die Hand und rannte die Gasse entlang. Vielstimmiges Stöhnen begleitete seine Flucht, welches unheimlich von den hohen Häuserwänden wiederhallte. Er legte noch einen Zahn zu, als er das Ende der Gasse sah. Die Sonne war bereits aufgegangen, als er draußen war. Ihr Licht schien für den Betrunkenen tausendmal wärmer und schöner, als je zuvor zu sein. Er blickte zurück in die immer noch dunkle Gasse. Nichts rührte sich. Es kamen keine Zombies heraus. Vielleicht fürchteten sie die Sonne? Gerade, als der Mann erleichtert einen Schritt machen wollte, kamen unzählige Hände aus der Dunkelheit. Sie packten ihn an Armen und Beinen und Haaren. Er wollte schreien, aber eine Hand erstickte seinen Hilferuf. Er wehrte sich mit Leibeskräften, aber man zog ihn unwiderruflich ins Dunkel zurück. Als der Mann wieder ins Dunkel verschwunden war, kehrte eine unheimliche Ruhe ein.

 

,,... unklar, was mit den Leichen passiert ist. Bei den Untersuchungen, ist die Polizei auf einen alten Tunnel gestoßen, der sich tief in die Erde gräbt und schließlich in einer Art Kammer endet. Wir werden Sie weiter darüber auf den Laufenden halten... Bei U – Bahnarbeiten haben einige Tunnelarbeiter einen Schacht entdeckt, der in eine unterirdische Stadt führt. Experten schätzen das Alter der Stadt, auf mehr als ...“ Mark schaltete ab. Er hatte genug Nachrichten gesehen. Er aß den letzten Löffel, von seinen Cornflakes. Nun da er ausgeruht und satt war konnte er weitere Informationen, über die Monsterjagd, sammeln. Er hatte sich während des Essens ernste Gedanken, über seine Lage gemacht. Er war nicht zum ersten mal in Gefahr. Es gab viele Kulte, die ihn ans Leder wollten. Ein Halbvampir war für ihn etwas völlig neues, aber was tat man nicht alles für die Wahrheit und den Ruhm, außerdem konnte Lucia ihn immer noch beschützen, schließlich mussten Engel die Menschheit, vor solchen Übeln, beschützen. Er dachte über seinen nächsten Schritt nach. Zuerst musste er darauf warten, was sein Informant herausgefunden hatte. Lucy kam in voller Montur ins Wohnzimmer. Ihr weißer Mantel wehte hinter ihr her und ihre goldene Pistole glänzte im Licht, obwohl sie in ihrem Halfter war. Sie hatte, gleich nachdem sie zurück waren, geduscht. ,,So Mark, du bleibst, brav, hier auf deinen faulen Arsch Sitzen und ich stelle schon mal unsere Truppe zusammen.“ ,,Was heißt hier ,faulen Arsch´?“ fragte Mark empört. ,,Ich habe dich schließlich aus dieser verdammten Kirche gerettet.“ ,,Ich wäre auch ohne deine Hilfe zurecht gekommen.“ Behauptete der Engel. ,,Außerdem,“ setzte Mark an ,,heiße ich Markus oder soll ich dir das Buchstabieren. Woher kennst du eigentlich meinen Namen? Ich habe ihn nie genannt.“ Lucy zeigte nur bedeutsam nach oben und meinte ,,Wir sehen vieles und dadurch, wissen wir vieles über dich. Zum Beispiel, wissen wir, dass du ein Karrieregeiler Typ bist und jeder guten Story hinterher Jagst. Du isst gerne Fast - Food bei McDonalds, wo du versuchst die Kassiererinnen, in die nächste Toilette zu kriegen, um sie dort zu ficken. Die letzte hieß Nicki. Sie wollte eigentlich Schauspielerin werden, landete dann aber in einer Burgerbude, wo sie sich total ausgebeutet fühlt. Um zurück zu dir zu kommen...“ ,,Schon gut. Schon gut. Ich hab `s verstanden“ Unterbrach Mark hastig Lucys Redeschwall. ,,Wieso brauchen wir eigentlich ein Team? Du schaffst diesen Typen doch auch so.“ ,,Eben nicht.“ Entgegnete Lucy genervt. ,,Meine Kugeln haben zwar Schaden angerichtet, aber in einem Zweikampf hätte ich den kürzeren gezogen. Ich habe nur überlebt, weil ich Azrael belustige. Bei der letzten Jagd auf ihn war ich mit einem Team hochprofessioneller Monsterjäger unterwegs, die übrigens alle einen Mantel getragen haben. Und ich werde nun die Orte aufsuchen an denen sich Monsterjäger nun mal rumtreiben.“ ,,Ich komme mit.“ Sagte Mark entschlossen. Lucy schmetterte es mit einem ,,Vergiss es!“ ab. ,,An diesen Orten sind normale Menschen nicht gern gesehen.“ ,,Na gut.“ Zeigte Mark sich besiegt. Dann werde ich eben die Tonbandaufnahmen auswerten, dachte Mark. ,,Bau bloß keinen Scheiß während ich weg bin.“ Lucy hielt an der Haustür inne, als sie sagte: ,,Ach übrigens ... Die Tonbandaufnahmen kannst du in die Tonne treten. Höhere Wesen nimmt das Teil, eh, nicht auf.“ Nachdem sie die Tür hinter sich zugeknallt hatte, holte Mark schnell das Tonbandgerät hervor, um Lucys Aussage zu prüfen. Nachdem er es zurückgespult hatte, spielte er das Band ab, zum Glück hatte das Ding auch einen Lautsprecher. ,,Wieso sind Sie umgekippt?“ kam es metallisch aus den Lautsprechern. Eine längere Pause trat ein, bevor Marks Stimme fragte: ,,Geweihte Kugeln? Ich dachte, so was würde bloß bei Dämonen oder ...“ Mark stoppte das Band. Die Stimme des Engels war nicht darauf. Lucia hatte gewusst, dass er das Gespräch aufnehmen würde. Sie hatte gewusst, dass ihre Stimme nicht auf dem Band sein würde und das Schlimmste von allem war, sie hatte es ihn einfach so beim Rausgehen erzählt. Er warf das Aufnahmegerät wütend in die Ecke. Die Aufnahmen waren für ihn nutzlos. Der Journalist stampfte verärgert in sein Arbeitszimmer, wo er seine Emails kontrollierte. Das Arbeitszimmer war voller Akten, über sämtliche Kulte die Mark jemals untersucht hatte. Es war für ihn so was, wie ein Lebenswerk. Die Akten waren in alphabetischer Reihenfolge in den Bücherregalen und Aktenschränken untergebracht worden. Außer den Akten war da nur noch sein alter Schreibtisch mit einer Lampe und einem neuen Computer, der nicht gerade billig gewesen war. Im Computer waren all seine gesammelten Informationen noch mal gespeichert. Sein Informant hatte ihn eine Email, mit Auszügen aus alten Schriften, zu kommen lassen. In dem ersten Teil, ging es um den verdammenswerten Engel Lucia. Zuerst kamen ihre vielen Namen wie Geißel des Himmels, Dämon des Lichts, weißer Teufel und viele weitere. Sie war eine Monsterjägerin, die im Auftrag des Himmels Dämonen und andere böse Wesen jagte und tötete. Im Text stand, dass sie für ihr ungebührendes Verhalten bekannt war, aber das hatte Mark auch schon bemerkt. Im Text vertrat man die Meinung, dass ihr Verhalten, durch ihre Tätigkeit und den damit verbundenen vielen Begegnungen mit Monstern, herrühre. Dadurch glich sie sehr ihren Verwandten, den Dämonen. Im zweiten Teil ging es um Azrael. Es waren teilweise sogar Ausschnitte aus den Heiligen Texten, des Orden des Todes. Über Azrael gab es einen großen Teil, der sich allein nur mit den von ihn getöteten Gegner befasste. Aber zum größten Teil bestätigte der Text nur, was ihnen der Vampir Vladimir schon erzählt hatte. Nachdem Azrael seinen Vater und seine Brüder ermordet hatte, begann er eine blutige Schneise in der Geschichte hinter sich zu lassen. Im Text stand, dass er mordete, wie der leibhaftige Sensenmann und eine Welle der Auslese ihn folgte. ,,Welle der Auslese? Dieser Unsinn stammt bestimmt vom Orden.“ murmelte Mark zu sich selbst. Nachdem Lucy ihn mit ein paar anderen Monsterjägern besiegt hatte, schnitt man ihm das Herz heraus. In diesen Herz waren all seine dämonischen Kräfte. Es tötete jeden der es berührte und bekam den Namen Das böse Herz. Viele Dämonen trachteten nach der Macht dieses Herzens. Magische Fesseln sollten ihn noch zusätzlich schwächen. Dann wurde er in die Tiefen der Erde gebannt. Es gab nur einen, der den Kampf gegen Azrael überlebt, ja, ihn sogar fast getötet hatte. Er war es auch, der Das Böse Herz ungeachtet der Folgen, berühren konnte und der es ebenfalls versteckt hatte. Dieser Kämpfer wurde als der größte Dämonenjäger aller Zeiten betitelt. Als Mark sah, wer der Kämpfer war, fiel ihn die Kinnlade herunter. Er konnte nicht glauben, was da stand. Er las sich den Namen mehrmals durch, aber er kam immer auf das selbe Ergebnis.

 

In mitten der Stadt, stand eine ungewöhnliche Bar, die in früheren Zeiten ein Wachturm war. Am Tage trafen sich dort die Kämpfer des Lichts, während des Nachts sich dort die Monster, der ganzen Stadt, versammelten. Der Betreiber war ein sogenanntes Halbblut. Zur Hälfte ein Engel und zur anderen Dämon. Am Tage bestimmte die helle Seite sein Leben und Nachts war es die dunkle Seite. Er war jemand, der sich aus dem Himmel-Hölle-Konflikt strikt raushielt. Viele vermuteten, dass der Name seiner Bar, wo er ebenfalls der Barkeeper war, bei Nacht zustande gekommen war. Jedenfalls begab sich Lucy in die Bar, wo über der Tür in dunkelblauer Neonschrift Engeltod stand, wobei das T in Form eines Kreuzes war. Eine kleine Glocke klingelte, als sie eintrat. Der Geruch nach Tod, Verwesung, Urin und Kotze kam ihr entgegen. Es war noch früher Morgen und der Inhaber hatte noch keine Zeit gehabt, den Gestank der Nacht zu beseitigen. In den Ecken waren kleine, aber leistungsstarke Lautsprecher angebracht worden. An der Wand gegenüber der Tür war eine Bühne, wo man Karaoke singen konnte. Die Bilder an der Wänden zeigten, wie die Horden der Hölle von Engeln, mit leuchtenden Flügeln und goldenen Schwertern, besiegt und in ihre Welt zurückgetrieben wurden. Lucy schüttelte in Gedanken den Kopf. Schwerter, so was Altmodisches. Da ist mir meine Knarren viel lieber, denn die muss man nicht jedes Mal nach gebrauch, vom Blut seiner Gegner reinigen. Wieso hängen so viele Engel überhaupt noch an ihren alten Waffen?, fragte sie sich unwillkürlich, in Gedanken. Die Stühle, waren umgedreht auf die runden Tische gestellt worden. Der Barkeeper, ein schlanker Mann mit langen roten Haaren, stand hinter einem schwarzen Holztresen und polierte ein Bierglas, mit einem weißen Lappen, die klassische Pose halt. Er schaute nicht auf, als er sagte ,,Wir haben geschlossen. Also verschwinde, bevor ich dir in den Arsch trete.“ Lucy tätschelte nur freundschaftlich ihre Waffe. ,,Versuchs doch.“ Provozierte sie ihn. Der Barkeeper sah sie nun zum ersten mal richtig an, dabei fiel auf, dass die Pupille seines linken Auges glühend Rot war, während das andere Auge wie flüssiges Gold aussah. ,,Lucia?! So wies aussieht, stimmen die Gerüchte doch. Der Tod ist zurückgekehrt oder was verschafft mir sonst, diesen ehrenwerten Besuch?“ Lucy nahm sich einen Barhocker, welches aus dem selben schwarzen Holz, wie der Tresen war. ,,Ich bin noch nicht mal einen vollen Tag auf Erden und schon zerreißt man sich über mich das Maul.“ ,,Gestern waren noch zwei Vampire von Vladimir hier. Ein Weißer und ein Schwarzer. Sie sagten, dass sie dich getroffen und angeblich sogar besiegt hätten. Du sollst sogar auf Knien, um Gnade gewinselt haben.“ Er lachte dabei kurz auf. Lucy machte sich den Vermerk, das nächste Mal diese untoten Wichser umzulegen. ,,Möchtest du was trinken?“ fragte der Barmann höflich. ,,Ein Gin und ein paar gute Kämpfer, wären nicht schlecht. Ich hoffe bloß für dich, dass sie zu mehr Taugen, als die letzten Schlappschwänze, die DU, Raphael, mir empfohlen hast.“ Raphael holte schnell einen Gin, für Lucy, unterm Tresen hervor. Als er ein Glas auf den Tresen stellen wollte, nahm sich Lucy schnell die Flasche und trank, in großen Schlücken, daraus. Sie stellte die Flasche, mit einem lauten krachen, auf den schwarzen Holztresen. Sie wischte sich mit ihrem Ärmel den Mund ab, bevor Raphael fragte: ,,Weißt du eigentlich was aus IHM geworden ist.“ Lucy zuckte bloß mit den Schultern. ,,Nö, ich hab nur gehört was alle sagen, dass er das Tor zur Hölle geöffnet haben soll, um Satan einen kräftigen Arschtritt zu verpassen. So wies aussieht, hat er dabei den kürzeren gezogen. Wo du mich gerade so ausfragst, was weißt du eigentlich über den  Monsterschlächter?“ ,,Nur, dass er starke und zahlenmäßig überlegene Gegner sucht und sie tötet. Er tauchte vor drei Jahren, wie ein böser Geist, auf. Wir dachten zuerst Azrael wäre ausgebrochen. Er schlachtet alle höheren Wesen ab. Viele vermuten einen Nachahmer von Azrael, einen durchgedrehten Kultanhänger oder so was. Aber, genau weiß das keiner. Seltsam dabei ist nur, dass er seine Gegner mit bloßen Händen beseitigt, im Gegensatz zu Azrael, der seine Gegner mit dem Schwert tötete. Außerdem tötet er keine Menschen. Die höheren Wesen haben große Probleme ihn zu finden, denn niemand kennt sein Gesicht. Er taucht auf und verschwindet, ohne das irgendjemand etwas gesehen oder gehört hat.“ Gestern hat ihn jemand gesehen, durchzuckte es Lucy. ,,Vielleicht haben wir ja Glück und die beiden bringen sich Gegenseitig um.“ Hoffte Raphael ,,Oder aber,“ entgegnete Lucy düster. ,,Sie verbünden sich. Aber lass uns nun zum Geschäftlichen kommen.“ Raphael kratzte sich kurz am Kopf bevor er loslegte ,,Nun, die Monsterjäger von Heute sind größtenteils Großmäuler, die zu nichts Taugen. Die meisten halten Azrael für einen Mythos. Ein Märchen um kleine Kinder ins Bett zu kriegen. Aber gegen seine Untoten könnte ich dir eine hochinteressante Dame empfehlen. In diesen Geschäft geben sich alle Spitznamen und sie nennt sich Zombie-Qeen, heißer Feger übrigens. Sie ist für ihre 500 Jahre, noch ganz schön knackig. Wie ihr Name schon verrät, sie ist ein Zombie, hat aber ein eigenes Bewusstsein, also ist sie gegen die Bisse, ihrer Artgenossen, immun. Dann hätte ich da noch, einen Priester. Erinnerst du dich noch an Pater Paulus, der dir in deinem alten Team, gegen Azrael geholfen und später das Gefängnis von Azrael geleitet hat?“ Lucy überlegte einige Momente, nickte dann aber. Paulus war es auch, der das Kloster erbaut und die magischen Türen angebracht hatte. Raphael fuhr fort ,,Nun, einer seiner Nachfahren von ihm könnte sich als nützlich erweisen. Er heißt Leonardo und ist derzeit in Italien. Wenn alles gut geht könnte er in drei Tagen hier sein.“ Lucy überlegte einen Moment, bevor sie fragte: ,,Kennst du denn keinen verdammt guten Dämonenjäger?“ ,,Doch, doch.“ Erwiderte Raphael hastig ,,Der Beste ist derzeit der Deviloser.“ ,,Der hat einen Scheißnamen, den will ich nicht.“ Sagte sie. ,,Gut, wie du willst.“ Sagte der Halbengel. Die Musikanlage ging an. Sie spielte Have A Nice Day. ,,So wies aussieht, fängt jetzt die Tagesschicht an. Ich habe die Anlage auf diese Tageszeit gestellt. Tagsüber gibt’s Rock und Klassik. Nachts Gothic und Metal darauf stehen die Monster in dieser Stadt total“ ,,Wer ist das?“ fragte Lucy und nickte dabei in Richtung der Lautsprecher. ,,Das ist Bon Jovi. Wieso? Willst du für ihn dort oben ein gutes Wort einlegen?“ ,,Jepp.“ Gestand Lucy. ,,Bethofen und Mozart gehen mir so langsam auf den Sack. Ich muss mal etwas anderes hören. Hast du eigentlich sonst nichts, was mir weiterhelfen könnte?“ ,,Einem Gerücht zu folge soll hier eine Quelle des Lichts sein und es gibt, seit langer Zeit, das Gerücht, dass ER, in dieser Stadt, Das Böser Herz versteckt haben soll.“ Es würde zu ihm passen das Herz hier zu verstecken. Und eine Quelle des Lichts wäre genau das ,was ich brauche, dachte Lucy. Die Quellen des Lichts waren seltene Orte, an denen Engel ihre Macht erweitern konnten. Auf einmal wurden Lucys Gedanken von einem merkwürdigen Gefühl unterbrochen. Ihr schien unerträglich heiß zu sein. Der Gestank von Schwefel lag in der Luft und übertönte die anderen Gerüche in der Bar. Ein flaues Magengefühl rundete alles ab. Sie kannte dieses Gefühl sehr gut. Bei ihren Jobs hatte sie es oft gehabt. Raphael schien dieses Gefühl ebenfalls zu haben. ,,Da scheint wohl wieder jemand ein Tor zur Hölle geöffnet zu haben.“ Lucy trank noch einen kräftigen Schluck. Als sie die Flasche wieder geräuschvoll auf den Tresen gestellt hatte, wischte sie sich wieder den Mund mit dem Ärmel und sagte, mit einem wölfischen Grinsen ,,Es fing schon an, langweilig zu werden.“

 

 

Fortsetzung folgt...

Engeltod VI - Tränen

Obwohl dieser Teil der Kanalisation schon vor Jahren still gelegt worden war, roch es immer noch nach Kloake. „Dieser Abschnitt der Kanalisation gehört uns ... Äh ... ich meine, Euch, erst seit kurzem. Vorher haben einige Satanisten hier ihre verweichlichten Rituale ausgeübt. Ich meine, präparierte Gummihünchen und Lippenstift Dämonen zu opfern ist mehr als lächerlich. Jedenfalls hängen ihre Köpfe nun an den Leitern, die Ihr hier gelegentlich an der Seite seht.“ Obwohl es dunkel war, konnte Azrael den kleinen dicklichen Mann sehr gut sehen. Nachdem das Monster die Kirche verlassen hatte, wartete dieser Mann draußen auf ihn und führte ihn in die Kanalisation. Er war es auch gewesen, der sich ins Gefängnis eingeschlichen, den beiden Trotteln den Weg zu seinem Gefängnis erklärt und den Aufstand angezettelt hatte. Azrael fragte sich unwillkürlich was Lucy wohl tun würde. Selbst in seinem geschwächten Zustand war Azrael ihr Haushoch überlegen, aber sie hatte die Gabe eine schlagfertige Truppe auf die Beine zustellen. Das letzte Mal war auch ER mit von der Partie gewesen und wer weiß vielleicht würde auch diesmal ein mächtiger Gegner dabei sein. Gerade als er an die alten Zeiten dachte, kam ihm eine Frage die ihm schon seit Urzeiten quälte. „Wo ist Caedes? Wo ist meine nach blutschreiende Geliebte?“, fragte Azrael sehnsüchtig. „Sie ist in Gewalt von Vladimir. Er führt zurzeit die Vampire an.“ ,,Ich erinnere mich an ihn.“, sagte Azrael mit angewiderten Gesichtsausdruck, den der Mensch nicht sehen konnte. Vladimir war ein Angsthase, der vor seinen eigenen Schatten reiß ausnahm. Er war die rechte Hand seines Vaters gewesen. Ein Schreiberling der nur irgendwelche Notizen vor sich hin kritzeln konnte. Immer wenn Azrael ihn angesehen hatte, war er vor Schreck zusammengezuckt. Die Rasse der Vampire war wirklich am Ende, wenn dieser Wicht sie anführte. ,,Wo bewahrt er sie auf?“, fragte Azrael mordlüstern. ,,Geduld, Meister, geduld.“, versuchte er nervös ihn zu beruhigen „Einer unserer Spitzel versucht noch ihren Aufenthaltsort ausfindig zu machen.“ Azrael war enttäuscht. Er war während seiner Gefangenschaft von Caedes getrennt gewesen. Sie waren noch nie so lange getrennt gewesen. Ihre Abwesenheit war für ihn fast unerträglich. ,,Beeilt Euch. Ich bin nicht für meine Geduld bekannt.“, spornte Azrael seinen Lakaien an. ,,Wenn es Euch ein Trost ist, Meister, wir wissen wo Vladimir sich aufhält. Er ist hier in der Stadt. Wir wissen sogar wo er wohnt.“ Azrael lächelte vorfreudig. Es war Zeit, die Vampire für ihren Frevel zahlen zulassen.

 

Blut ... Gewalt ... Dark schreckte hoch. Er wusste nicht ob er geschrieen hatte oder nicht. Es war ihm auch egal. Seit Jahren litt er schon unter diesen Albträumen. Doch er konnte sich an nichts erinnern, wenn er aufwachte. Blut und Gewalt war alles was er nachdem Schlaf noch wusste. Die Träume sandte ihn der Dämon zu, um ihn mürbe zu machen, soviel stand für Dark fest. Jetzt begann sein morgendliches Ritual. Zuerst mit dem Ärmel den Schweiß von der Stirn wischen. Danach den Handschuh an seiner linken Hand begutachten. Der Handschuh versiegelte etwas was er, Baals Schlund´ nannte. Dark inspizierte den Handschuh mehrmals am Tag. Der Handschuh ist in Ordnung, sagte Ball genervt. Das Siegel hält, fügte er verächtlich hinzu. Der Junge traute dem Dämon nicht. Er begutachtete den Handschuh genau. Auf der Handinnenfläche des schwarzen Handschuhs war ein dunkelrotes Auge zu sehen, das von einem weißen Pentagramm umschlossen war. Ein ebenso weißer Kreis, welcher jede Spitze berührte, umschloss das ganze Pentagramm, nur um von einem noch größeren Kreis umschlossen zu werden. Eine längst vergessene Sprache war zwischen den Kreisen geschrieben worden. Dark hielt es für möglich, dass der Handschuh während des Vorfalls im Zug Schäden davon getragen hatte. Nichts dergleichen fiel ihm auf. Kein Riss, der größer werden konnte. Keine Lücke in der Zeichnung, die es dem Dämon erlauben könnte das Siegel zu zerstören. Nun, dachte er erleichtert, dass hätten wir abgeharkt. Dann wollen wir uns doch mal die Stadt ansehen. Dark stand von der Parkbank, auf der er die Nacht verbracht hatte, auf. Ihn schüttelte es vor Kälte obwohl es warm war. Die Kälte schien aus dem inneren seines Körpers zu kommen. Was ist mit mir los? Was passiert mit mir?, fragte er sich. Der Dämon schien seine Gedanken erraten zu haben. Als du die Kräfte im Zug heraufbeschworen hast, war dein Seelenvorrat leer, also musste ich mal wieder etwas von deiner Seele verzehren, sagte der Dämon trocken. ,,Verdammt!“, fluchte Dark. Er hatte schon wieder etwas von seiner Seele hergeben müssen. Jedes Mal wenn jemand von Dark getötet wurde nahm er automatisch seine Seele auf. Sie wurden dann von Baal verschlungen, wenn Dark seine Kraft brauchte. Sie taten Dark nicht leid. Es waren Monsterseelen, sie konnten von ihm aus im wahrsten Sinne zur Hölle fahren. Wenn Darks Seelenvorrat aber erschöpft war, wurden Teile seiner Seele verzehrt. Jedes Mal wenn das passierte wuchs Baals Einfluss auf ihn. Das war der Preis für diese urgewalte Macht. Er wusste, dass es die gerechte Strafe für ihn war. Der Junge zog sich die Kapuze über den Kopf, verlies den Park auf den schnellsten Weg und tauchte in der Menschenmenge unter. Er suchte neue Gegner, die entweder ihn töten oder deren Verhängnis er sein würde. Fragen hallten wie ein schwaches Echo in seinem Geist umher. Was bin ich? Wohin gehe ich? Was habe ich vor? Dark ignorierte sie, da er darauf keine Antwort wusste.

Die Welt schien sich über Nacht gewandelt zu haben. Der Himmel war ein Gemisch aus allen Farben, aber sie waren alle düster und bedrohlich. Sie wirbelten chaotisch umher, ohne Sinn und Verstand. Auch schien es wärmer geworden zu sein. Aber keine Wärme schien die Kälte von ihm nehmen zu können. Aus der Straße erhoben sich unzählige Teerhände und schmerzverzerrte Gesichter. Sieh, sagte Baal verzückt, wie sie sich winden. Dark sah sich die Menschen an. Niemand schien zu sehen, dass sie in der Hölle lebten. Was ist passiert?, Fragte Dark. Ein Höllentor wurde geöffnet. Aus dem Tor kommen Energien aus der Dämonenwelt und dann verwandelt sich eure erbärmliche Welt in ein Paradies für meinesgleichen, erklärte der Dämon, als wenn er mit einem kleinen Kind spräche. Dark beobachte wie die Hände sich nach den wirbelnden Himmel reckten. Es sah aus, als wenn sie glaubten dort, im Himmel, die Erlösung zu finden. Dark sah wie ein kleines Kind die Straße überquerte, natürlich sah es die Hände nicht, an denen es vorbeikam. Auf der Mitte des Weges packten sie die Beine des Kindes. Die Ampel wurde rot. Das Kind kam nicht von der Stelle, egal wie sehr es sich auch anstrengte. Entsetzt sah Dark wie ein großer LKW auf das Kind zuhielt. ,,Baal!“, flüsterte Dark erschrocken. Jaaa?, fragte Baal langsam. Was willst du? ,,Gib mir etwas von deiner Kraft.“ Bist du dir da sicher? Ich meine dein Seelenvorrat ist nicht gerade groß ... und so. ,,Ja!“, antwortet Dark entschlossen. Bitte so wird dir gegeben, was du begehrst, zitierte der Dämon bedacht langsam. Eiskalte Dunkelheit durchflutete Dark. Seine Muskeln schwollen vor Kraft an. Die Augen glühten blutrot. Die Adern traten schwarz hervor. Dark war durch seine Klamotten so vermummt, dass niemand seine Verwandlung bemerkte. Er fühlte sich stark, unüberwindbar. Er rannte schnell wie der Blitz über die Straße. Die Gesichter und Hände wichen vor ihm. Sie fürchteten sich zu recht, wie er fand. Innerhalb von einen Herzschlag erreichte er das Kind, entriss es den Händen und brachte es auf die sichere Seite zurück. Wie kitschig. Der Held, der als einziger das Kind retten kann. Bald machst du noch Superman Konkurrenz, kommentierte der Dämon. Das Kind sah den LKW vorbeirasen. ,,Scheiße, das war knapp.“, keuchte es. Dark ging an dem Kind stumm vorbei. Er hatte sich zu schnell für seine Augen bewegt. In so einem Alter kannte ich solche Ausdrücke noch nicht, dachte Dark. Er hörte hinter sich ganz deutlich die Schritte des Kindes. Es wollte immer noch die Straße überqueren. Gerade als Dark aufatmete, hörte er ein Krachen und das quietschen von Bremsen hinter sich. Die Leute drehten sich entsetzt in Richtung Straße. Nur Dark nicht, er stand starr vor schreck nur da. Der Junge brauchte sich nicht umzudrehen, um zu wissen was passiert war. Das schallende Gelächter von Baal hallte durch seinen Schädel. Er setzte bedrückt seinen Gang durch die Stadt fort.

Schöne Stadt, brach Baal nach langer Zeit das Schweigen. Hohe Häuser mit vielen dunklen Gassen und Wirtskörpern. Hier lässt es sich aushalten. Oder was meinst du? Schöner Ort zum Sterben für dich und wer weiß vielleicht beerdigt man dich auf einen schönen Friedhof. Dark schwieg weiter. Schon wieder habe ich ein Leben verschuldet, dachte er. Hört das denn nie auf? Wut durchflutete seinen Körper, Schenkte ihm Wärme und brachte die Stimme zum Schweigen. Die Kälte verschlang jedoch die Wut und wuchs. Dark zwang sich zur Beruhigung. Der Dämon war wie ein Parasit, der sich an dem Leid anderer Ergötzte und Nährte. Dark starrte beim Weitergehen stur auf seine Füße. Auf einmal hielt er inne. Auf dem Boden war ein durchsichtiger Streifen. Die Spur war eine Aura, die nur höhere Wesen hinterließen. Durch die Beessenheit konnte Dark sie sehen. Mit der Zeit verschwanden sie jedoch. Diese hier war noch frisch, sie glitzerte sogar noch. Keine Minute alt. Sein Blick folgte ihr in eine dunkle Nebengasse. Dark schaute auf den Stand der Sonne. Sie war fast untergegangen. Er schaute weiter, auf die länglichen Schatten. Gerade spät genug um zu jagen. Nachts schlugen die Dämonen am liebsten zu. Die Sonne brachte sie zwar nicht um, aber sie mochten das Licht nicht besonders. Er ging in die Gasse, voller Hoffnung dort das langerwartete Verhängnis zu finden. Die Spur war nicht lang. Am Ende fand er den Dämon. Er hatte von einer jungen Frau besitzergriffen. Um sie herum lagen fünf Leichen. Fünf Teenies alle auf der Suche nach leichter Beute, wurden sie Opfer eines mächtigeren Jägers. An der Wand stand starr vor Schreck ein weiter Junge. Käsebleich starrte er auf seine vermeidliche Beute. Dark stand tatenlos da, als der Dämon mit seinen riesigen, dreifingrigen Klaue den Brustkorb des Junges zerfetzte. Darks Gesichtsausdruck war entschlossen, als er nach vorne rannte und ein auf den Boden liegendes Messer aufhob. Der Dämon ruckte den Kopf in Darks Richtung. Es sah grotesk aus. Die linke Hälfte ihres Körpers war dämonisch, die andere menschlich. Ihre linke Gesichtshälfte war geschwollen. Sie hatte Reißzähne. Ihr baumstammdicker Arm war lang genug um den Boden zu berühren. ,,Glaubst du, dir bringt das Messer mehr Glück, als den Jungen dort am Boden.“, fragte es. Dark antworte, indem er in Angriffsstellung ging und entschlossen guckte. Mit einem Schrei ging der Dämon auf ihn los. Dark machte einen Schritt nach vorne und sagte zu Baal: Dämon gib mir etwas von deiner Kraft. Nein, antworte das Geschöpf. Warum nicht?, fragte Dark erschrocken. Bin ich deine Wunschfee?, fragte Baal zurück. Ich kann deine Bitten jederzeit ablehnen. Wo wir grad´ so schön dabei sind, wieso sagst du niemals ,bitte´? Versteh mich nicht falsch, ich stelle dir in meinem endlosen Großmut meine Macht zur Verfügung und du bringst mir keinen Respekt entgegen. Dark antwortete aufgebracht. Das ist der falsche Zeitpunkt für so was. Dark war immer noch dabei einen Schritt nach vorne zumachen. Die Dämonin sprang und zielte dabei auf seine Kehle. Dark rutschte in einer Blutlache aus. Glücklicherweise sprang die Bestie knapp über ihn hinweg. Seine Haarspitzen berührten sacht das Kinn des Monsters. Sein Gesicht landete auf den Asphalt. Er stand auf. Seine Lippe war aufgeplatzt. Der kupferne Geschmack von Blut lag ihm im Mund. Seine Augen schielten kurz auf seine rechte Hand. Er atmete kurz auf, als er sah, dass er das Messer immer noch in der Hand hielt. Dark richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf die Dämonin. Dark sah gerade noch wie sie einen erneuten Angriff versuchte. Mitten im Angriff schien die Zeit sich zu verlangsamen. Der dämonische Arm bewegte sich im Sekundentakt auf ihn zu. Dark bewegte sich in dieselbe Richtung wie der Arm, bloß dass er sich nicht langsamer als sonst bewegte. Als er an der menschlichen Seite der Dämonin vorbeikam, schnitt er ihr die Hauptschlagadern am Hals durch. Er wich den in Zeitlupe hervorkommenden Schwall Blut aus. Die Zeit nahm wieder ihren gewohnten Lauf, als ein warmer Blutstropfen auf Darks Wange traf. Er drehte sich zur Dämonin um, welche auf die Knie gefallen war. Ihr Arm versuchte die Wunde zu stillen. Die Dämonin stieß einen gellenden Schrei des Entsetzens aus. ,,Oh mein Gott!“, sagte es entsetzt. ,,Was habe ich getan? Was ist mit mir passiert?“ Konnte es sein, fragte sich Dark, dass sich der Mensch gegen den Dämon behauptet hat? Die Frau drehte sich zu ihm um. Sie war den Tränen nahe. Angst, Entsetzen und Trauer wechselten sich auf ihren grotesken Zügen ab. Dark konnte sie nur allzu gut verstehen. Er wollte sich ihrer annehmen. Wollte ihr helfen. Er wusste, geteiltes Leid war halbes Leid. Also streckte er ihr freundschaftlich die Hand entgegen. Sie sah hoffnungsvoll zu ihm hoch und er erwiderte es mit einem lächeln. Ich hab’s mir anders überlegt, warf Baal plötzlich ein. Sofort durchflutete Dark wieder die dunkle Kraft und für einen kurzen Augenblick verlor er die Herrschaft über seinen linken Arm. Mit einer schnellen und ungewollten Bewegung enthauptete er die Frau. Ihr Kopf rollte über den Asphalt. Er hatte immer noch diesen hoffnungsvollen Gesichtsausdruck. Dark sah erschrocken auf seine blutige Hand. Dann sah er auf den enthaupteten Körper. Die Stelle an der er sie getroffen hatte, war schwarz von seiner eigenen Verderbnis. Er rannte angsterfüllt die Hauswand hoch, kletterte aufs Dach und sprang von dort auf das nächste. Irgendwann brach er erschöpft auf einem Dach zusammen. Er lag auf allen vieren. Tränen rollten über sein Gesicht. Wie lange noch? Wie lange musste er diese höllische Odyssee noch ertragen? Würde es denn nie enden? Es war ein Trick, verteidigte sich Baal. Der Dämon lockert den Würgegriff über den Wirt und lässt sein Opfer unvorsichtig werden. Dann übernimmt er wieder die Oberhand und tötet sein Opfer. So steht es in allen Lehrbüchern. Dark sah, dass er immer noch das Messer in der Hand hielt. Ihm kam ein Gedanke. Nicht schon wieder, sagte der Dämon gelangweilt. Du hast dir schon sooft die Pulsadern durchtrennt, hast dich vor Fahrzeuge geworfen und vieles weitere nur um deiner Existenz ein Ende zu bereiten, aber durch mich stehst du immer wieder auf. Weißt du, manche würden für deine Unsterblichkeit morden, aber du willst unbedingt sterben. Und ich sagte dir, dass nur ein höheres Wesen dir den Tod bringen kann. Also such dir gefälligst einen Gegner! ,,Wie hast du das gemacht?“, flüsterte Dark. Nun, mein Einfluss auf dich ist jetzt groß genug um Einzugreifen, wenn es bremslig wird. Du brauchst mich also nicht mehr zu bitten, erzählte er genüsslich. Im Gegenzug hast du permanenten Zugriff auf meine Kräfte oder was glaubst du, wie du auf dieses Dach gekommen bist oder warum du den Himmel siehst, wie er wirklich ist? Natürlich sind diese Kräfte eingeschränkt, erklärte er wie selbstverständlich. Dark erhob sich. Er musste weiter. Er steckte das Messer in die Hosentasche, inspizierte den Handschuh und sprang danach, vom Dach des Gebäudes, in die schwarze gähnende Häuserschlucht.

 

Der Asphalt, auf den die Hufe des Hengstes trafen, verwandelte sich zu Asche. Der langsam trabende Hengst, starrte aus seinen pupillenlosen Augen ins leere. Er war alt und ausgemergelt, seine Rippen waren deutlich zu erkennen. Sein Fell war ergraut. Der Reiter war eine hagere, vermummte Gestalt. In seinen dunkelbraunen, knochigen Händen trug er eine Sense, aus dunklen Holz. Das Gesicht war in einer Kapuze verborgen. Sein schwarzes, zerrissenes Gewand wehte sanft im Wind. Alles was an dem Reiter vorbeikam starb. Pflanzen verdorrten und wurden zu Asche. Tiere kippten tot um. Hinter ihm klatschten die Vögel tot auf die Erde. Der Wind wehte die Asche weg und unter ihr kam das blanke Weiß von Schädeln hervor. Etwas hinter ihm waren seine Schergen. Skelette in schwarzen Gewänder, mit Sensen bewaffnet. Sie drangen in die Häuser ein, hielten fahrende Autos an und töteten die Menschen. Die Schreie der Sterbenden begleiteten den Reiter auf seinen Ritt. Er war hier um seine Pflicht zu erfüllen. Er hatte den Ruf gehört. Das Ende war nahe und kein Sterblicher würde ihn aufhalten.

 

Niemand achtete auf Dark. Es war inzwischen Nacht geworden und er hatte sein nächstes Opfer gefunden. Danach würde er für heute Schluss machen. Müdigkeit und Albträume riefen ihn bereits. Gegenüber auf der anderen Straßenseite in einem Restaurant saß der ausgewählte Dämon. Der Junge gähnte ungeniert, während er die gesammelten Informationen Revue passieren ließ. Er wusste wo die Ein- und Ausgänge, die Toiletten und die Küche waren, den Aufenthaltsort seines monströsen Opfers und dessen Opfer, eine alte Frau die gut und gerne Darks Oma sein konnte. Diesmal würde er nicht tatenlos zusehen wie ein Menschenleben gewaltsam von einem Monster beendet wurde. Von einer Sekunde auf die andere wechselte sich die Welt. Es war alles still und dunkel. Eisige Kälte durchdrang ihn bis ins Mark seiner Seele. Er war in einen sehr engen Raum, er musste sich ganz klein machen um überhaupt hineinzupassen. Baals hämisches Gelächter hallte ab und zu wie ein Echo umher und unterbrach die Stille. So plötzlich wie sich die Umgebung verändert hatte, fand Dark sich bei dem Restaurant wieder. Kopfschüttend vertrieb er die Illusion, die der Dämon ihm geschickt hatte. Oder war es vielleicht ein Blick in seine Zukunft gewesen? Er vertrieb den Gedanken und konzentrierte sich auf seine Aufgabe. Mit einem genugtuenden Lächeln sah Dark, wie sich der Dämon in Richtung Toilette bewegte. Die Sicht auf Dark wurde durch einen vorbeifahrenden LKW unterbrochen. Als die Sicht wieder frei war, war Dark spurlos verschwunden.

Inzwischen beherrschte Dark die Dämonenkräfte einigermaßen. Jedenfalls gut genug um vor dem Dämon die Toilette zu erreichen und um seine Verletzungen zu heilen. Dark ließ sich nicht von der Großvater-Erscheinung seines Gegners täuschen. Er wusste, dass dies ein hinterhältiges, böses Monstrum war, dass es zu töten galt. Dark tat so, als ob er sich mit Papiertüchern die Hände abtrocknen würde, als sein Gegner hereinkam. ,,Du braust dir keine Mühe zugeben. Ich weiß, wer du bist.“, sagte der Großvater. Huch!, staunte Baal. Eine überraschende Wendung der Ereignisse. ,,Du bist der, den sie den Monsterschlächter nennen. Du bist jünger, als ich dachte.“ Fuhr das Wesen ruhig fort. Dark wusste, dass die Monster ihm diesen Namen gegeben hatten. Oftmals war es das Letzte was sie auf dieser Welt sagten. ,,Willst du mich nicht angreifen?“ fragte Dark kühl, um seine Verunsicherung zu überspielen. Der Dämon schüttelte den Kopf. ,,Ich bin zu schwach um dich aufzuhalten. Ich bin hierher gegangen damit du dich zeigst. Ich wusste von Anfang an, dass du mich gefunden hast. Aber bevor ich sterbe, möchte ich dich um etwas bitten.“ Er legte eine Pause ein, um Dark die Möglichkeit für eine Erwiderung zugeben. Aber er blieb stumm. ,,Ich bin mit einem zweiten auf diese Welt gesandt worden um unseren gebannten Meister zu befreien. Aber ich habe mich in diese Frau, die du gesehen hast, verliebt. Sie versteht mich und ich liebe sie. Sollte mein Meister jedoch wieder in diese Welt gelangen, würde sie sterben oder schlimmeres. Er würde die ganze Stadt in Schutt und Asche legen. Darum bitte ich dich meinen Meister aufzuhalten, ich bin zu schwach um es selber zu tun.“ Er wartete auf Darks Antwort. Er lügt!, brüllte Baal sofort los. Dämonen können weder lieben noch weinen. Er lügt!!!, fügte er noch energisch hinzu. Dark kam nach einigen Nachdenken auf dasselbe Ergebnis. Er stürzte sich auf den Dämon und enthauptete ihn mit seiner rechten Handkante. Der Kopf rollte über den Boden und blieb stehen. Der Mann hatte keinen Tropfen Blut verloren. Da sah man mal wieder, wie unterschiedlich die Kreaturen der Hölle doch waren. Plötzlich bewegte sich der Körper. Der Zeigefinger berührte sacht Darks Stirn. Vor seinem geistigen Auge sah er eine Kirche. Nachdem sie in vielen verschiedenen Blickwinkeln gezeigt worden war, ging es in einem rasenden Tempo weg. Über Straßen, Ampel und Baustellen bis zum Restaurant von da in die Herrentoilette in der Dark war, dann verschwand das Bild. ,,Halte ihn auf. Ich weiß, dass du es als einzigster schaffen kannst.“, ächzte der Kopf bevor der letzte Lebensfunke erlosch. Dark hörte Schritte. Sein geschultes Gehöhr sagte ihm, dass es ein Mann war. Es gab hier nur die Damen- und Herrentoilette. Panik stieg in ihm auf. Er blickte sich um. Ein Fenster! Etwas zu klein, aber es würde dennoch reichen. Also quälte er sich ins freie. Es war gerade noch rechtzeitig, denn ein Männerschrei durchstieß die Nacht. Dark rannte panisch davon. Obwohl ihn keiner außer Dark hörte, konnte sich Baal den Kommentar mal wieder nicht verkneifen. Du schreist, wie ein Mädchen, spottete er.

 

 

Fortsetzung folgt...

Engeltod VII - Rocksongs

In einer Irrenanstalt tauchte der zweite Reiter auf. Ein Umhang mit Kapuze verhüllte das Gesicht der Reiterin. Beständiges Zischen drang aus dem Dunkel ihrer Kopfbedeckung. Ein Chor wispernder Stimmen umhüllte sie, wie einen Mantel. Sie trug ihre sägenartige Waffe auf den Rücken. Es waren mehrere, ineinander greifende Sägeblätter, die durch eine großen Metallstange verbunden waren. Sie war nackt, bis auf ein Paar weiße Bandagen, die ein paar Teile ihres Körpers verdeckten. Eine große, giftgrüne Hyäne trug die zierliche Gestalt der Reiterin. Der Geifer des Tieres tropfte auf den Boden, zersetzte ihn und ließ giftige Dämpfe emporsteigen. Ein unheimliches Kichern drang aus der Kehle des Tieres. Die Geisteskranken fingen zu wimmern, zu schreien und zu lachen an. Die Räume verzerrten sich, wurden wie Kaugummi, in die Länge gezogen und bogen sich, unter der Macht der Reiterin. Es erschienen Dinge- Bilder, die niemals existierten und doch schon immer da waren. Die Angestellten konnten sich nicht der Macht des Wahnsinns erwehren. Sie fielen in einen katatonischen Zustand. Es schien, als wenn die Reiterin die gesamte Welt in einen Abgrund des Wahnsinns stürzte. Sie hatte den Ruf gehört. Das Ende war nahe und kein Sterblicher würde sie aufhalten.

 

Lucy betrachte kritisch die Sonnenbrille. Sie wurde gedreht und von allen Seiten betrachtet. Nachdem sie sich von Raphael verabschiedet hatte, wollte sie sich noch ein bisschen in der Stadt umsehen. Hier würde die finale Schlacht zwischen Gut und Böse stattfinden. Mal wieder, dachte Lucy freudig. Sie wollte noch ein paar Einkäufe tätigen, bevor die Hölle losbrach. Seit ihres letzten ,,Besuches“, hatte sich die Technik der Menschen stark weiterentwickelt. Anders, als im Paradies, der Welt der Engel, wo ein technischer Stillstand herrschte. Dort klimperten die Engel wie eh und je auf Harfen herum und schwangen ihre veralteten Waffen. Und sollte ein Engel einen Menschen erscheinen, sprach er in Rätseln, um die eigene Unwissenheit zu verbergen. Bei Fortschritt musste Lucy an ihre Waffe denken, die sie schon vor einigen Jahrhunderten, von den Menschen bekommen hatte. Sie tätschelte ihre Waffe liebevoll. Damals, bei der Übergabe der goldenen Waffe, hatte sie den mordernsten Revolver der Welt besäßen, heute war er mehr als überholt. Vielleicht bekam sie wieder eine neue Waffe. Bei dem Gedanken lief ein kalter Schauer der Vorfreude über ihren Rücken. Die Menschen hatten neben besseren Waffen auch Sonnenbrillen erfunden, die Lucy schon immer extrem cool fand, obwohl sie ihren genauen Zweck nicht kannte. Sie entschied sich für eine mit weißem Gestell. Verschmitzt schaute sie in den Spiegel, der am Brillenständer befestigt war. Die Brille stand ihr ausgesprochen gut. Der Engel puhlte pfeifend das Schild ab und warf es hinter sich weg. Lucy setzte die Brille auf und ging gemächlich die Mall entlang. Die Welt der Menschen gefiel ihr von mal zu mal besser. Sie spielte wieder mit den Gedanken, sich hier niederzulassen. Ungeheuer gab es hier alle mal. Außerdem war es nie so langweilig wie in ihrer Welt. Dort waren alle Tage gleich. Rechts sah Lucy einen Elektronikladen. Mit schnellen Schritten ging sie hinein. Wer wusste schon, wie lange der Laden noch stehen würde. Sowas war ihr in der Vergangenheit schon öfters passiert. Ein großes Monster kam und zerstörte ausgerechnet den Laden, den Lucy noch einen Besuch abstatten wollte, ohne auf die anderen Läden auch nur zu schielen. Das waren die Momente, wo sie dachte, dass sich die Hölle gegen sie verschworen hätte, was sie nicht verwundern würde. Rasch sah sie sich die elektronischen Angebote an. Ein weißer iPod erregte ihre Aufmerksamkeit. Sie betrachtete ihn genauer und befand ihn für zu schmucklos. Doch die Form gefiel ihr sehr. Sie suchte einen Karton, mit der Abbildung des gewünschten Gegenstandes, heraus. Die lästige Verpackung ignorierend, durchschlug sie ihn und riss den iPod heraus. So langweilig, wie auf der Verpackung, dachte der Engel. Doch das lässt sich ändern. Goldene, verschnörkelte Linien tauchten auf den iPod auf. Ein selbstzufriedenes Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht. Schon viel besser. Ein Tippen auf den Bildschirm reichte aus, um das Gerät in Gang zu kriegen und alle Rocksongs der Welt runterzuladen. Lucy drückte gerade die Ohrstöpsel in das passende Loch, als sie jemand am Arm packte. ,,Moment mal. Ich beobachte Sie schon ´ne ganze Weile. Sie haben für die Sonnenbrille nicht bezahlt und ich glaube für das“, er zeigte auf den iPod, ,,wollten Sie sicher auch nicht zahlen.“ Lucy setzte ihr schönstes Lächeln auf. ,,Ich will es mir nur borgen, außerdem dient es einem höheren Zweck. Der Vatikan wird es sicher später bezahlen.“ Der Mann verdrehte die Augen, ,,Das ist ja mal etwas ganz originelles. Natürlich sind sie mit dem Papst befreundet und gehen jedes Wochenende mit ihm, auf Ihrer Luxusyacht, angeln und danach gibt es in Ihrem Schloss Kaffe und Kuchen. Sie kommen jetzt erst einmal mit mir mit. In den ganzen Jahren, als Kaufhausdetektiv ist mir noch nie ein Ladendieb durch die Lappen gegangen.“ ,,Es gibt für alles ein erstes Mal.“, antwortete der Engel trotzig. Mit einem Ruck riss sie sich los und rannte davon. Sie hörte den Mann noch stöhnen und sagen: ,,Sie laufen zuerst immer alle weg.“ Er schien Verstärkung zu rufen, denn überall tauchten Sicherheitskräfte auf. ,,Dass kann ja heiter werden.“, murmelte Lucy zu sich selbst. Sie blieb stur stehen, um den Coolness-Faktor zu erhöhen und die, sich anbahnende, Verfolgungsjagd spannender zu machen. Seelenruhig steckte sie sich die Ohrstöpsel rein und konzentrierte ihre Gedanken auf das Lied, welches sie im Engeltod gehört hatte. Das Gerät reagierte sofort. Auf dem Bildschirm erschien Bon Jovi – Have a nice day. Die Klänge einer Gitarre drangen an ihr Ohr. ,,Why you wanna tell me how to live my life?” Die Sicherheitskräfte kamen näher, doch Lucy machte keine Anstalten zu fliehen. ,,Mama, can you hear me? Try to understand.” Ihre Hand ging instinktiv zum Revolver. ,,Is innocence the difference between a boy and a man?” Die Sicherheitskräfte waren nur noch ein paar Schritte von ihr entfernt. ,,My Daddy lived the lie, it’s just the price that he paid? Sacrificed his life just Slavin´ away.“ Explosionsartig sprang Lucy, über die Sicherheitskräfte und rannte. Die Sicherheitsleute machten sich sofort an die Verfolgung. ,,Ohh, if there´s one thing I hang onto, that´s gets me though the night.” Lucy schaute über ihre Schulter. Sie hatte schon einen gewaltigen Vorsprung. Das war zu einfach. Sie blieb auf der Stelle stehen, drehte sich zu den Verfolgern um und klatschte anfeuernd in die Hände. ,,I ain´t gonna do what don´t want to, I´m gonna live my life.“ Manche versuchten ihre Chance zu nutzen und Lucy einzuholen. Gerade, als einer sie packen wollte, duckte sie sich weg und rannte den keuchenden Kollegen entgegen. Die verfolgten, mit unfassbaren Blicken, wie Lucy anmutig an ihnen vorbeirannte. Wie ein geölter Blitz, raste Lucy die Rolltreppen zum Parkdach hoch. Geschickt wich sie den mit Einkäufen beladenen Passanten aus. Die ausdauerndsten Verfolger waren ihr dicht auf den Fersen. Aber nur, weil Lucy sich Zeit ließ. Der Engel rannte zum Rand des Daches. ,,Standing on the ledge, I show the wind how to fly.” Und sprang von der Kante, auf ein niedrigeres Gebäude. Sie rollte sich ab, um die Wucht des Sprungs abzufedern. ,,I say, have a nice day.“ Geschmeidig erhob sie sich und drehte das Gesicht zu ihren Verfolgern um, die sich nicht trauten den selbstmörderischen Sprung nachzumachen. Stattdessen begnügten sie sich mit verblüfftem Glotzen. ,,Have a nice day.“ Lucy winkte die Wachleute herüber, doch vergebens. Lachend zeigte sie ihnen den Mittelfinger und ging ans andere Ende des Daches, um sich in die Häuserschlucht fallen zulassen. Die Melodie des Liedes nachpfeifend, setzte sie ihre ,,Shoppingtour“ fort. Es tat gut, wieder bei den Menschen zu sein.

 

Es klingelte mal wieder an Marks Tür. Wütend stampfte er darauf zu. Der Zorn auf den Engel brodelte immer noch in seiner Magengrube. Er schwor sich, wenn das jemand unwichtiges, wie die Zeugen Jehovas oder ein Versicherungsvertreter, war, würde er ihm die Fresse einschlagen. Aber dem war nicht so. Es war ein Mann mit Augen, wie flüssiges Gold. Er trug einen maßgeschneiderten Anzug. Seine schneeweißen Haare waren mit Gel zurückgekämmt worden. Die porzellanähnliche Haut, ließ keinen Zweifel an seiner Herkunft. Ein schwarzes Hemd, war das einzige an ihm, das nicht weiß war. Mark stöhnte innerlich. Na toll, noch einer, von der Sorte. Er versuchte ein freundliches Lächeln aufzusetzen, doch es wirkte sehr verkrampft. ,,Sie wünschen?“ Der Engel erwiderte das Lächeln. Frauen hätten es sicherlich als das ,,perfekte, Charmante Lächeln“ bezeichnet. ,,Ich bin ein Freund von Lucy. Oben glaubt man, dass sie allein mit der Situation nicht fertig werden. Deshalb schickte man mich, um euch zu unterstützen.“ Er reichte Mark die Hand zum Gruß hin. ,,Mein Name ist Angelo.“ Mark ging einen Schritt zur Seite, ohne in die Hand einzuschlagen. ,,Kommen Sie rein.“, sagte er, ohne seinen Unmut zu verbergen. Bald würde sein Apartment voll von himmlischen Heerscharen sein. Beim Gedanken an tausend Lucys, schüttelte es ihn.

 

Einsam und verlassen lag das Portmonee auf der Straße herum. Genau, wie ich, dachte Dark. Der Junge hob es vom Boden auf. Er würde es bei der Polizei abgeben. Aber nicht ohne einen Finderlohn zu beanspruchen, beendete Baal den Gedanken. Zu Darks Verdruss hatte der Dämon recht. Er durchsuchte das Portmonee. Die Kreditkarte, der Personalausweis, verschiedene andere Ausweise. Nur Bares, ermahnte er sich. Letztlich war die Ausbeute gerade groß genug für eine Mahlzeit. Aber für den Jungen reichte es. Zuerst einmal ging er zur nächsten Polizeistation, öffnete die Tür, schmiss das Portmonee rein und rannte so schnell er konnte. Er wollte nicht das Risiko eingehen, erkannt zu werden. Routiniert tauchte er in der Menschenmenge unter. Dark ging in eine Biker-Bar. Er hatte versucht etwas mit geringerem Risiko-Faktor zu finden, doch es ließ sich nichts anderes auftreiben. Hoffentlich läuft es nicht wie bei meiner letzten Bremsligen Situation mit Menschen, dachte er nervös. Kapuze auf den Kopf, starrer Blick auf die Füße und Hände in den Jackentaschen, so versuchte er seit jeher Ärger weites gehend zu meiden. Du weißt, dass deine Körperhaltung, die eines perfekten Opfers ist? Dabei wissen wir beide, dass du ein Wolf im Schafspelz bist, meinte Baal schadenfroh. Mit einem Teufel im inneren, führte Dark den Gedanken weiter. Und so ging er in das lärmende Etablissement. Alles verstummte, bei seinem eintreten und es blieb auch dabei. Nur die Anlage spielte ungerührt ihre Lieder weiter. Er ging zum Bediensteten, der ihm am nächsten war. ,,Was können Sie mir Empfehlen? Ich sterbe vor Hunger.“ Wenn’s nur so wäre, kicherte Baal. Dark versuchte sich nichts vom Kommentar anmerken zu lassen, aber innerlich schäumte er vor Wut. Wieso musste dieser Dämon immer alles Kommentieren? ,,Hey, du!“ , sprach ihn jemand von der Seite an. Dark würdigte ihn keines Blickes, geschweige denn eines Wortes. Mit ,,Du“ lass ich mich nicht anreden, dachte er verbissen. ,,Du mit der Kapuze auf den Kopf! Bist du taub? Antworte gefälligst, wenn ich mit dir rede! Hier haben nur Hells Angels zutritt.“ Ein neues Lied begann. Zuerst nur eine leise Melodie, dann wurde es lauter und es gesellten sich Schlagzeug und Gitarre dazu. Dark hörte es zweimal hintereinander Schnippen. Es kam aus der Richtung des Typen, der ihn von der Seite angequatscht hatte. Der Junge fühlte, wie jemand auf ihn zeigte und sich ihm schwere Schritte näherten. ,,Siehst du mich?“, drang es aus den Lautsprechern. ,,Hörst du mich?“ Dark wurde grob gepackt und zur Seite gerissen. ,,Was hab ich dir getan? Warum zerstörst du mich?“ Seine Augen weiteten sich vor Angst, der Dämon könne wieder die Kontrolle übernehmen. Er wurde, von einem bärtigen Biker mit Kopftuch und Biergestank, gepackt. ,,Bist du zu taub oder zu blöd, um es zu kapieren?“, fuhr ihn der Biker an. ,,Füllst du mich? Spürst du mich?“, fuhr der Sänger aus der Anlage ungerührt fort. Dunkelheit keimte in Darks Herzen auf. ,,Wenn du mich nicht mehr liebst, warum berührst du mich?“ Dark zitterte vor Angst und Kälte. ,,Gleich heult er.“, hörte er jemanden sagen, der anscheinend seine Körpersprache missverstanden hatte. Die anderen fingen an zu lachen. Das alles kam Dark seltsam bekannt vor, wie aus einem Leben, das nicht seines war… nicht mehr. Er wusste, dass er gleich alle töten würde. ,,Brauchst du mich?“ Darks Lippen pressten sich zusammen. Er versuchte mit aller Kraft dagegen anzukämpfen. Der Biker schüttelte ihn. Das Einzige, was Dark noch von seiner Umwelt wahrnahm, war das Lied. ,,Sag, glaubst du nicht, dass es besser ist, du lebst dein Leben ohne mich.“ Darks Kopf schien zu platzen. Ein unheimlicher Druck baute sich in ihm auf. Die Haut drohte aufzureißen, wie Klamotten, die etliche Nummern zu klein waren. Er fühlte sich, wie ein kleines Licht, das in einem tosenden Meer aus Dunkelheit versank. ,,Erkennst mich?“ Das Licht wurde kleiner. ,,Verstehst du mich?“ Tiefer und tiefer glitt er in die Dunkelheit hinab. ,,Warum bist du überhaupt noch hier? Was willst du noch von mir?“ Dark schloss die Augen. ,,Augen auf. Wer sieht, versteht, wie gnadenlos die Zeit vergeht.“ Seine Nackenhaare sträubten sich. Er riss die Augen auf. Der Welt waren sämtliche Farben entzogen worden. Alles war schwarzweiß. Die Menschen bewegten sich im Sekundentakt. Verbissen versuchte er, die in ihm aufkeimende Mordlust zu unterdrücken. Irgendwie musste er die Menschen vor sich warnen, aber er hatte zu viel damit zu tun, nicht die Kontrolle zu verlieren. ,,Wie sich der Zeiger dreht- unentwegt. Er steht nicht still.“ Dark verlor die den Kampf mit dem Dämon. Seine Hände rasten aus ihren Taschen. Er schlug den Bärtigen, im wahrsten Sinne, den Schädel ein. Nachdem der Leichnam zusammengebrochen war, raste er auf die Menschen zu und metzelte sie gnadenlos nieder. ,,Du weißt nicht, was du willst. Du weißt nicht, wo du stehst.“ Die Kälte war von einem fiebrigen Feuer aus Mordlust vertrieben worden. Dark fühlte sich besser den je. Er verspürte keinen inneren Druck mehr. Keine Ängste. Kein Kummer. Nur die blanke Freude am Töten. ,,Weißt nicht, woher du kommst, wohin du gehst. Du weißt nicht, was dich treibt.“ Er wollte mehr, mehr Macht. Egal wie viele dafür sterben mussten. ,,Was am Ende für dich bleibt. Warum bist du so blass, so kalt, so herzlos.Endlich verstehst du, sagte Baal. Das Äußere der Dunkelheit ist kälter als Eis, doch im inneren brennt sie vor Mordlust. ,,Schnauze!“, fuhr Dark den Dämon an, ,,Stör nicht meine Ekstase!“ ,,Du weißt nicht, was du tust. Weißt nicht woran du glaubst.“ Dark hatte sich zum Quatschkopf vorgearbeitet. Er war der letzte Überlebende. ,,Sag mir wozu und ob du mich noch brauchst. Wenn’s einfach nicht mehr passt. Wenn du mich wirklich nur noch hasst. Warum bist du noch hier? Wofür? Was willst du noch von mir?“ Dark sah die nackte Angst in seinen Augen und erschrak. Er sah in den Augen sein eigenes Spiegelbild. Seine rotglühenden Augen, die schwarz hervorgetretenen Adern und ein siegessicheres Lächeln auf seinen Lippen. Dieses Gesicht war nicht seins, doch er erkannte auch Züge von sich selbst darin. Starr vor Entsetzen stand Dark da, unfähig sich zu bewegen. Erst jetzt sickerte die schreckliche Erkenntnis, was er gerade getan hatte, in sein Bewusstsein. Der Überlebende nutzte die Chance zur Flucht. Hastig rannte er zur Tür und wäre beinahe über einen Stuhl gestolpert. Noch vor eine Sekunde hätte Dark brüllen können, so stark hatte der Rausch zu töten seine Laune gehoben. Aber jetzt fühlte er sich elender denn je. Die Kälte war erstarkt wieder zurückgekehrt. Stöhnend und bibbernd ließ er sich auf einen Stuhl fallen. Ein kurzes Blinzeln, ließ die Farben zurückkehren. Er trommelte mit den Fingern im Takt der Musik. Schönes Lied, versuchte er sich verzweifelt von seinen Taten und den vielen Leichen um ihm herum abzulenken. Welcher Interpret das wohl ist? Die CD lag oben auf der Anlage. Herzwerk II von Megaherz. Das Lied hieß 5. März. Er ging zur Toilette. Das Blut auf den Boden wich vor seinen Füßen zurück. Er machte auf der Toilette das Waschbecken an, sammelte Wasser in seinen hohlen Händen und spritzte es sich ins Gesicht. Das kühle Nass erwischte ihn und klärte seinen Verstand, der fiebrige Rausch war verschwunden. Seine Erinnerungen, so frisch sie auch waren, verblassten zusehends. Er konnte sich an keine Details mehr erinnern. Der Junge schaute in den Spiegel. Die schwarzen Adern gingen zurück und verschwanden dann spurlos. Das war das Grauenvollste, was diese Augen je erdulden mussten, dachte er zu sich. Baal flüsterte: Soll ich dir etwas wirklich grauenvolles Zeigen? Dark sah weiter in den Spiegel und erschrak beim Anblick dessen, was der Spiegel ihm zeigte. Er fiel vor Schreck nach hinten. Keuchend dachte er: Immer wenn ich glaube, nichts könnte mich mehr erschrecken, dann setzt Baal noch eins drauf. Er nahm sich, was er brauchte und verschwand. Ob mir je die Morde an den Unschuldigen vergeben werden können? Wenn es so etwas wie einen gerechten Gott gibt, stößt er mich in die tiefsten Tiefen der Hölle. Baal fragte: Glaubst du, dass es dort besser ist? Noch vom weitem hörte der Junge die Musikanlage, die wisperte: ,,Du, Teufel, komm hol dir meine Seele. Na los doch, ich schenke dir mein Herz. Bist du blind, siehst du nicht, dass ich leide wie ein Tier, das verendet. Ob das Blatt sich wendet, das liegt nur an dir. Es liegt nur an dir…“ (Lied: Teufel von Megaherz)

 

Angelo erwies sich als Tugendhafterer als so manch andere seiner Sorte. Mark hatte ihn auf jeden Fall, in sein Herz geschlossen. Krachend wurde die Tür eingetreten. Es wurde laut vor sich hin geflucht. Lucy war wieder zurück. Sie kam ins Wohnzimmer und blieb wie angewurzelt stehen. ,,Ah, Lucia“, begrüßte Mark sie. ,,Wir haben gerade über Sie gesprochen. Angelo kennen Sie ja bereits. Er wurde zu unserer Unterstützung geschickt.“ Lucy hob die Hand zum Gruß. ,,Hi, Angelo.“ Schnell zog sie ihren Revolver und zielte auf den anderen Engel. ,,Bye, Angelo.“ Sie drückte eiskalt ab. Angelo, der ruhig dagesessen hatte, wurde von der Wucht der Kugel nach hinten geschleudert. Der Sessel, auf dem er noch gesessen hatte, kippte mit ihm um. Dieser Engel ist wahnsinnig, dachte Mark entgeistert, auf die eigenen Leute zu schießen. Und sie will die Heldin sein? Mark schaute sie entsetzt an. ,,Mein Vorgänger.“, erzählte sie beiläufig. ,,Hat die Seiten gewechselt. Er ist jetzt ein gefallener Engel.“ Mark schaute sie verwirrt an. Dieser Angelo- dieses Wesen, hatte überhaupt nichts Dämonisches an sich gehabt. Er wirkte im Vergleich sogar harmloser, als Lucy. Sie schien seine Gedanken erraten zu haben. ,,Nicht überall, wo Engel draufsteht, ist auch Engel drin. Mach, dass du hier rauskommst. Dieser Kampf ist nicht für sterbliche Augen bestimmt.“ Mark hatte sowieso vor, abzuhauen. Es konnte tödlich sein, zwischen den beiden Wesenheiten zu stehen, dass hatte er durch Lucy gelernt. Hastig stieg der Reporter aus dem Fenster und von da auf die Feuerleiter. Dieser Fluchtweg war ihm bestens vertraut. Er hatte ihn oft bei der Flucht vor Fanatikern, Auftragskillern, Anwälten und sogar gegen den Vermieter verwendet, wenn er mal wieder nicht zahlen konnte. Unten angekommen ging er erst einmal auf die Straße, dort hatte sich schon eine Menschentraube gebildet, die auf das Gebäude, aus dem Mark gerade gekommen war, starrten. Verwundert von der Menge, verfolgte Mark ihre Blicke und sah, dass ein Brand, in seinem Apartment, ausgebrochen war. Wenn er sich nicht irrte, dann hatte er erst vor einer Minute dort mit Angelo, über Gott und die Welt geredet. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass seine Wohnung in Flammen stand. ,,Hallöchen.“, kam es hinter ihm. Es war Lucy, die verschmitzt grinste. Der Reporter fragte gar nicht erst, wie sie so schnell hier her kam. ,,Was ist da oben vorgefallen?“, fragte Mark fordernd. Als Lucy zu erzählen begann, wünschte er sich, die Klappe gehalten zu haben.

 

,,So, Angelo. Jetzt sind wir ungestört.“ ,,Als wenn es einen von uns interessiert hätte, ob dieser Sterbliche überlebt.“ Angelo erhob sich. Ein zischendes Loch klaffte zwischen seinen Augen. Lucy lächelte innerlich zufrieden. Volltreffer! ,,Willst du Quatschen oder Kämpfen?“ Angelo erschuf in seiner Hand einen Feuerball, den er als Antwort auf Lucy warf. Die wich dem Geschoss mit der Grazie einer Tänzerin aus. Der Feuerball traf die Wand hinter ihr und steckte sie in Flammen. Mark würde sie umbringen, wenn er davon erfuhr. Falls er davon erfuhr, berichtigte sie sich. Lucy schoss auf Angelo. Die Kugeln flogen zu schnell, als das er sie hätte abwehren können. Jeder Treffer brannte sich zischend in seine Haut. Angelo warf weitere Feuerbälle auf sie, die sie mit derselben Grazie, auswich. Das Feuer breitete sich aus. Das ganze Apartment brannte bereits. Sie musste einen Vorteil erringen, bevor sie noch das ganze Stadtviertel niederbrannten. Nicht, dass das nicht schon vorgekommen wäre, doch es riet sich, dies zu vermeiden. Ihr kam eine Idee. Angelo hatte seine Taktik nicht geändert. Typisch Gewohnheitstier, dachte Lucy sich, doch ich bin aus anderem Holz geschnitzt, Kumpel. Lucy wich dem, auf sie zukommenden, Feuerball nicht aus, sondern schickte ihn mit der freien Faust zurück zum Absender. Auch die folgenden Geschosse wurden mit Faustschlägen gekontert. Dazu spie ihr Revolver weitere heilige Kugeln aus. Angelo konnte dem Regen aus Kugeln und Feuer nicht wiederstehen. Er dachte auch nicht daran, die Taktik zu ändern. Kein Wunder, dass du aus dem Paradies geflogen bist, dachte Lucy, im Gegensatz zur Hölle, duldet das Licht keine Versager. Ächzend und brennend ging der gefallene Angelo auf die Knie. Er fing zu lachen an. ,,Denkst du, dass ändert etwas? Diesmal kommst du nicht so leicht davon. Die Tore zur Hölle wurden weit aufgestoßen. Du spürst, wie sich die Macht der Neun in dieser Welt ausbreitet. Die Reiter Tod und Wahnsinn sind bereits hier. Was meinst du, wie lange die anderen Vorboten brauchen, um den Weg zu ebnen? Und selbst, wenn du gewinnen solltest, du weißt, dass alle deine Vorgänger früher oder später fielen und dir wird es nicht anders ergehen.“ Das Feuer loderte höher und verbrannte den lachenden Angelo zu Asche. ,,Bis zum nächsten Mal.“, sagte Lucy, in der Gewissheit, dass es so war.

 

Mark schaute abwesend auf die verkohlten Reste des Apartmentgebäudes. Die Feuerwehr hatte nichts retten können, sie hatten bloß verhindern können, dass das Feuer nicht auf weitere Häuser überging. Lucy wusste, dass dort Marks gesamter Besitz gewesen war. Sein Lebenswerk war zerstört. Lucy wusste, wie viel Mühe er damit gehabt hatte, das perfekte Apartment zu finden. Fluchtwege, Busverbindungen, Miete, Einsicht von anderen Gebäuden, all das hatte er einkalkuliert. Auch seine, über die Jahre, gesammelten Daten waren im Feuer verbrannt worden. Lucy überkamen gewaltige Schuldgefühle, etwas was nur wenige Engel kannten. Sie versuchte zum Reporter etwas Tröstliches zu sagen. ,,Ich…“ Mark drehte sich wutentbrannt zu ihr um. ,,DU! Du hast mir nichts als Unglück gebracht. Seit unserer Ersten Begegnung bin ich gewürgt und gedemütigt worden. Mein Gesamter Besitz ist vernichtet. Du hast ja keine Ahnung, wie viel Zeit und Mühe ich in die Wohnung investiert habe.“ Entwaffnend hob er die Hände. Überraschend ruhiger sagte er: ,,Okay, ich bin raus. Raus aus deinem Team. Raus aus der Sache. Rette die Welt ohne mich. Ich bin doch nur dein Unterhaltungsäffchen. Du brauchst mich sowieso nicht. Eine Weltenretter-Truppe kannst du auch ohne mich aufbauen, das weiß ich.“ Mark drehte sich um und ging. Lucy wusste, dass sie ihn nicht aufhalten konnte. Er würde nicht auf sie hören. Mark war sich seines Werts für sie, nicht bewusst.

 

,,Sind Sie sicher, dass Sie Nr. 34 einzusetzen wollen?“, fragte der Angestellte Vladimirs, als sie vor einer Tür mit einer großen Vierunddreißig standen. ,,Er ist unsere letzte Hoffnung. Er und das Militär. Haben sie die Fahndung nach dem Monsterschlächter rausgegeben?“ ,,Ja, diese Aushilfskellnerin war eine große Hilfe. Wir haben das Phantombild durch sämtliche Datenbanken gejagt und konnten ihn identifizieren. Sein Name ist John- John Seelschmirtz, achtzehn Jahre alt. Er wird von der Polizei wegen mehrfachen Mordes an sterblichen Menschen gesucht. Und bei etlichen anderen Morden, als Hauptverdächtiger. Ein schrecklicher Typ. Wir haben sowohl Polizei, als auch Militär, auf ihn Aufmerksam gemacht. Er wird keine ruhige Minute mehr haben.“ ,,Und die Regierung? Welche Ausflüchte hat sie, für die geplante Aktion?“ ,,Terroristen mit einer neuartigen Bio-Waffe haben sich in der Stadt verschanzt und wollen die Waffe hier zu Experimentelen Zwecken einsetzen. Dann kommt die Regierung, als strahlender Retter, evakuiert die Stadt und beginnt mit ihrer Säuberung.“ ,,Gut.“, sagte Vladimir zufrieden ,,Als nächstes bringen wir Ghost ins Spiel.“ Vladimir gab einen zehn-stelligen Zahlencode ein. Die Türflügel gingen zur Seite. Gleißendes Licht drohte die Vampire zu blenden. Als es nachließ, standen sie in einem blauen Raum. Nebelschwaden schwebten in der Luft herum. Mittendrin lag eine ausgemergelte Gestalt. Sie bestand nur aus Haut, Haaren, Knochen und ein paar verwelkten Muskeln. Ein braunes Tuch verhüllte ihr Gesicht unterhalb der Augen. Die Hände waren in viel zu große Handschuhe gehüllt. Genauso überdimensional waren auch die Schuhe. Ansonsten war die Gestalt nackt. Die Haare waren himmelblau und bewegten sich hin und her, als wären sie Unterwasser. Die blasse Haut schimmerte leicht bläulich. ,,Ghost, der Tag deiner Bestimmung ist gekommen.“ ,,Ist der Todesengel zurückgekehrt?“, drang die Stimme düster unter dem Tuch hervor. Die Gestalt öffnete ihre pupillenlosen Augen. Sie leuchteten blau weiß. Ihr Gesichtsausdruck wirkte grimmig. ,,Ja, Ghost.“, sagte Vladimir. ,,Du musst dich ihm stellen. Du bist unsere letzte Hoffnung. Sei aber vorsichtig. Unterschätze deinen Gegner nicht. Er wird nicht umsonst, als unsterblicher Engel bezeichnet.“ ,,Jeder Engel kann fallen.“, sagte Ghost überzeugt, bevor er in die Geisterwelt entschwand. Ghost war aus einigen Überresten des Blutes, von Vladimirs Meister, erschaffen worden. Er war somit Azraels jüngerer Bruder. Eine Mischung aus Geist und Vampir. Hoffentlich hat sich das lange Training ausgezahlt, hoffte der alte Vampir, Ich werde trotzdem weitere Vorbereitungen treffen müssen.

 

 

Fortsetzung folgt…

Engeltod VIII - Zombie-Queen

Ein Wirbelsturm aus schwarzen Federn schwebte über Azrael. Die Krähen der gesamten Stadt zogen über ihn ihre Bahnen, denn sie wussten, solange sie ihm folgten, würden sie nie Hunger leiden. Azrael hatte seinen kleinen Gefolgsmann verlassen und war nun auf den Weg zu Vladimir. Er ging gerade durch einen Park, als sich eine bläuliche Gestalt vor ihm materialisierte. Es war ein Mischling, dass wusste Azrael sofort. Wahrscheinlich eine Kreuzung aus Geist und Vampir. Das konnte interessant werden. ,,Endlich nach all den Jahren begegnen wir uns. Ein denkwürdiger Augenblick, findest du nicht auch, Todesengel?“ ,,Das wird sich erst noch zeigen müssen.“, entgegnete Azrael ruhig. Er fragte sich, wie gut dieses Wesen im Kampf war. Konnte es ihn vielleicht sogar verletzen? ,,Ich werde dich töten und so meinen Meister stolz machen.“ ,,Ich kann mir schon denken, wer es ist. Vladimir hatte schon immer Angst vor Geistern. Eigentlich hatte er vor allem Angst.“, setzte er hämisch hinzu. Azrael war dieses Gerede leid. Er wollte endlich wissen, welche Farbe das Blut dieses Jünglings hatte. Der schien seine Gedanken erraten zu haben. In seiner Hand materialisierte sich eine weiße Geisterklinge. Er stürmte ungebremst auf Azrael zu. Der stand da und betrachtete gelangweilt seinen Gegner. Nichts Besonderes. Ihm fehlen einfach das Feuer und die Leidenschaft von IHM. Ich hatte mehr von meinen einstigen Meistern erwartet. Ach ja, ich habe ihre besten Kämpfer umgebracht, deswegen haben sie nichts Besseres, als diesen Wichtigtuer zu bieten. Während Azrael ein Licht aufging, dreschte sein Gegner auf ihn mit brachialer Gewalt ein. Die in den jahrelangen Schlachten geschulten Reflexe parierten jeden Schlag mit den Handschellen. Das Monster musste sich noch nicht einmal anstrengen. Azrael lachte über jeden Treffer, den er einsteckte. Er wollte den Jüngling überraschen und ihm zugleich zeigen, dass seine Fähigkeiten nicht ausreichten, um ihn zu töten. Die Gelegenheit bot sich, als er mit der Spirituellen-Klinge auf seinen Kopf zielte. Das Grinsen wich auch nicht, als sein Kopf auf den Boden aufkam und weg rollte. Azrael verspürte noch nicht mal Schmerzen. ,,Das war alles? Du solltest der Beste Elitekämpfer unserer Geschichte sein? Ich bin schwer enttäuscht.“ Ein Blutfaden bahnte sich zu Azraels Haupt. Er drang in den Schädel und zog ihn zurück, zu seinem Körper. Die nachbleibende Narbe würde bald die Ströme aus Blut heilen. Ein irres Kichern, das bald ein Lachen wurde drang aus Azraels Kehle. ,,Ich habe schon seit viel zu langer Zeit, nicht mehr so viel Spass gehabt.“ Der Mischling starrte Azrael verwundert an. ,,Aber jetzt zeige ich dir, wie echte Monster kämpfen.“ Der Todesengel stürzte sich mit seinem unmenschlichen Schrei auf den Jüngling. Er schlug mit seinen Krallen nach dem Bauch. Sein Gegner machte keine Anstalten dem Schlag auszuweichen. Durchsichtiger Glibber quoll aus seinen Bauch. Er hatte noch nicht einmal versucht dem Schlag zu blocken. Bestürzt sprang er einen Schritt zurück, doch Azrael setzte ihm nach. ,,Wie… Ich bin noch nie…“ Obwohl er perplex war konnte, er immer noch mit der Geisterklinge die Klauen des Todesengel parieren. Azraels Arme übten gewaltigen Druck auf die Klinge aus. Der Mischling wurde immer weiter nach hinten gedrückt. Die Füße versanken immer Tiefer im Erdreich. ,,Du bist noch nie verletzt worden, nicht wahr? Du bist immer unverletzt aus jedem Kampf hervorgegangen. Doch wahrscheinlich bist du nie einem richtigen Gegner begegnet. Vladimir hat dich viel zu sehr geschützt. Er hätte dich besser, in offene Gefahren laufen lassen sollen. Schade eigentlich. Rückblickend betrachtet, warst du nichts weiter, als unvollkommene Vampir-Scheiße und nun wirst du zu vollkommener Geister-Scheiße.“ Azraels Zähne schnappten nach der Kehle des Gegners. Doch sie klackten nur nutzlos zusammen, ohne in das Fleisch seines Opfers zu versinken. Der Möchtegern Geist hatte sich in Luft aufgelöst. Lächelnd ging Azrael seinen Weg weiter. Der Geist würde wiederkommen, um seine Mission zu beenden und dann war er besser vorbereitet, dass wusste Azrael. Und wenn nicht würde sich Azrael seinem Bezwinger stellen. So oder so er gewann. Sehnsüchtig folgte den blutigen Schrei von Caedes. Sie mussten wieder vereint sein.

 

Ghost hatte sich in die Geisterwelt zurück gezogen. Im Gegensatz zu seinen Meistern brauchte er kein Blut, um stärker zu werden. Er brauchte nur Seelen oder Geister um am Leben zubleiben. Im Moment war er dem Todesengel nicht gewachsen, doch wenn er nur genug Seelen in die Hände bekam, würde die Sache das nächste Mal ganz anders Ausgehen. Und gerade spürte er eine gewaltige Energiequelle. Ganz ähnlich wie die von Azrael. Doch es würde Zeit in Anspruch nehmen, um seinen Körper wieder in der Materiellenwelt erzeugen zu können. So lange musste er warten.

 

Mark ging wütend und hungrig durch die dunklen Straßen der Stadt, die bloß durch ein paar flackernde Laternen erhellt wurden. Er hatte nichts als die Klamotten am Leib. Leider hatte er seit der großen Finanzkrise sein gesamtes Geld im Apartment versteckt. Das Geld war in den Flammen seines Apartments vernichtet worden. Kein Geld, kein Essen, so einfach war das. Ihm knurrte bereits gehörig der Magen. Wütend kickte er eine Dose Weg. Das Gefühl verfolgt zu werden, ließ ihn Bedacht hinter sich schielen. Dort war nur eine Frau, die mit einem Stock umhertastete. Eine gelbe Schärpe mit drei schwarzen Punkten, wies sie als Blinde aus. Die Sonnenbrille, die sie sogar in der Nacht trug, verstärkte diesen Eindruck noch. Ihre dunkelbraunen Haare waren zu einem Pferdeschwanz gebunden worden. Beim Anblick ihres dunkelblauen Mantels, musste Mark unverhofft wieder an den verdammten Engel denken. Jeder Monsterjäger trägt einen Mantel, dass weiß doch jedes Kind. Bist du vom Mond oder so was? Hörte er sie noch sagen. Ja klar, dachte er sich, als wenn diese blinde Frau, irgendwie gefährliche Monster töten würde. Mach dich nicht lächerlich. Ein Bettler näherte sich, um ein bisschen Kleingeld zu schnorren. ,,Tut mir leid. Ich habe selbst nicht genug.“, sagte er entschuldigend. Der Bettler packte seinen Arm. Es sah aus, als wenn er hineinbeißen wollte. Als Mark die weißen Augen und die Reißzähne sah, machte sich blankes Entsetzen in ihm breit. Auf einmal war er umringt von ächzenden, stöhnenden Zombies die nach seinem Fleisch lechzten. Er hatte noch nicht einmal bemerkt, dass er umstellt worden war. Der Journalist wusste nicht wie, aber sicherlich war es irgendwie Lucys Schuld. Mark riss sich los und rannte in heller Panik durch das Labyrinth aus Straßen und Gassen. Er achtete nicht darauf wo er langrannte, Hauptsache weg von diesen Untoten. Er drehte sich nach seinen Verfolgern um. Er hatte sie abgehängt. Als dieser Gedanke in sein Bewusstsein sickerte, stieß er gegen etwas großes, hartes, das ihn zu Boden schleuderte. Ächzend stand er auf. Er hatte nicht gemerkt, dass er gegen eine massive Ziegelmauer gerannt war. Muss bestimmt witzig ausgesehen haben, dachte Mark verdrießlich. Hinter ihm kam wieder dieses entsetzliche Stöhnen. ,,Verdammt! Habe ich euch nicht abgehängt?“ Es waren noch mehr Untote geworden, die die gesamte Breite der Gasse ausfüllten. Instinktiv wandte Mark sich vorwärts, nur um daran erinnert zu werden, dass dort eine Mauer war. Irgendein Witzbold hatte ein Graffiti mit dem Spruch ,,Ha ha. I ´m a wall and i ´m blocking you.“ an die Mauer geschmiert. ,,Wenn ich den Kerl in die Finger kriege, der das geschrieben hat.“, knurrte Mark. Womit hatte er das nur verdient? Auf das Ende wartend, verfluchte er sämtliche höhere Mächte, die ihm gerade in den Sinn kamen. Jemand tippte ihn sacht auf die Schulter. ,,Wenn ihr mich schon fressen müsst, könnt ihr das dann bitte schnell machen. Ich will nicht leiden.“ ,,Du bist schon ein komischer Kauz. Rennst einmal im Kreis, um den Zombies zu entkommen und dann auch noch in eine Sackgasse. Was hast du dir dabei gedacht?“ Es war die Blinde. ,,Wie? ... Äh?“ Ein Blick über ihre Schulter zeigte, dass sämtliche Zombies tot auf den Boden lagen. ,,Ich heiße Samantha, aber alle nennen mich entweder Sam oder Zombie-Queen und wie heißt du?“ ,,Äh … Mark? … Äh ... Bist du ein …?“ ,,Ein Zombie? Ja, natürlich“, sagte Sam, als wäre es die normalste Sache der Welt. ,,Aber nicht so einer von der Sorte, die dich verfolgt haben. Seit einem Tag töte ich einen Zombie nach dem anderen, aber es werden immer mehr. Außerdem habe ich das ungute Gefühl, dass sie stärker werden. Wie dem auch sei, Lucy hat mich geschickt. Sie will, dass du wieder zurückkommst.“ ,,Niemals!“, sagte Mark entschieden. ,,Und nichts in der Welt kann mich dazu überreden.“ ,,Wusstest du, dass viele Menschen der Meinung sind, dass das Böse in dieser Welt überwiegt? Dabei stimmt das gar nicht. Das Gute agiert im Verborgenen. Dadurch entsteht bei den Menschen ein Gefühl der Hilflosigkeit.“ ,,Was willst du mir damit sagen?“, fragte Mark entnervt. Diese Reden hatte er schon tausende von Malen bei Predigen gehört, die lebendiger waren, als diese. ,,Lucy ist sich dieses Umstands wohl bewusst. Sie will bei den Menschen das Gefühl der Hilflosigkeit- das Gefühl egal, was man tut, das Böse gewinnt immer, ändern. Jedesmal, wenn sie auf die Erde herabfährt, sucht sie sich einen Barden, Geschichtsschreiber oder wie heute einen Mann der Presse, um ihren Sieg zu dokumentieren.“ ,,Hör auf! Mein Haus wurde niedergebrannt und diese Psychopathin war dafür verantwortlich.“, sagte er wutentbrannt. Allein der Gedanke, an das Geld und die wichtigen Daten, die im Brand zu Asche wurden, verursachten ihn Magengeschwüre. ,,Weißt du eigentlich, wie viele Menschen sonst was dafür geben würden, mit dir den Platz zu tauschen? Einmal die wahre Gestalt des Engels Lucia zu sehen.“ ,,Was willst du mir damit sagen? Das sie für dich wie ein ganz gewöhnlicher Mensch aussieht?“ Die Antwort kam sofort. ,,Ja. Also jetzt mal im Ernst, glaubst du ehrlich, dass alle Menschen, außer dir, es nicht merken würden, wenn ein Engel unter ihnen wäre? Dir ist auch nicht aufgefallen, dass die Menschen gar nicht auf Lucy reagieren?“ Darüber hatte sich Mark noch keine Gedanken gemacht und es blieb ihm auch keine Zeit, denn Sam fuhr mit ihrer Rede fort. ,,Jedenfalls ist jeder, der ihre wahre Gestalt sah und ihre Taten dokumentierte steinreich und berühmt geworden. Interessiert dich das nicht? Ich meine, wer wäre nicht gerne berühmt … und so?“, fügte sie keck hinzu. Mark verfluchte innerlich seinen Ehrgeiz. Sam hatte ihn am Haken. Geschlagen ließ er die Schultern hängen. ,,Na gut, und wo ist sie?“

 

Leonardo war schon bei seinem zwanzigsten Vaterunser. Er war vom Vatikan hierher geschickt worden, um eine heilige Mission zu erfüllen. Ein Engel soll auf die Erde niedergefahren sein. Er hatte ausdrücklich nach seiner Unterstützung verlangt. Der Paladin wusste, dass ein Vorfahre von ihm, diesen Engel mit Namen Lucia, unterstützt hatte. ,,Hallo, bist du der Paladin Leonardo? Ich bin Lucia, dein neuer Boss.“ Leonardo drehte sich um. Bereit für die Entzückung ihres Anblicks. Ihrer Schönheit, ihrer Reinheit. Als Leonardo sich zu ihr umdrehte, sah er eine Frau, die mit nur einem Wort zu beschreiben war … Durchschnittlich. Noch nie hatte er eine so durchschnittliche Frau gesehen. Kein Heiligenschein. Keine himmlischen Schwingen. Nichts, was auf etwas heiliges- höheres hinwies. ,,Äh, ja, der bin ich.“ ,,Na großartig. Wir werden sofort zum Rest des Teams aufbrechen.“ Sie machten sich beide auf zu gehen. Leonardo fragte sich, wie das Team wohl aussehen würde. Auf der Schwelle zum Gotteshaus stand ein Junge. Er sah sich genau um und blickte mit seinen dunkelgrünen Augen zum ungleichen Duo. Seine Haare wurden von einer schwarzen Kapuze verdeckt. Die Hände waren in den Hosentaschen und eine leicht gekrümmte Haltung ließen ihn lässig und eher harmlos wirken. Doch Leonardo spürte, dass etwas nicht mit diesem Kerl stimmte. Seine Augen hatten etwas Gehetztes und die Augenringe kündeten von großen Schlafentzug. Auf einmal krümmte sich der Junge unter Schmerzen. Seine Adern traten schwarz hervor. Stöhnend und ächzend schrie er: ,,Geht weg! Verschwindet von hier!“ Sein Gesichtsausdruck wechselte plötzlich von Schmerz zu sadistische Vorfreude. Seine Augen glühten Blutrot. Aus seinen Schatten stiegen zwei schwarze Arme empor. Sie besaßen böse funkelnde, rotglühende Augen, mit geschlitzten Pupillen. Und damit nicht genug. Sie hatten auch mit Reißzähnen besetzte Mäuler. Die hungrigen Mäuler hatten mehrere Zahnreihen. Leonardo wusste, dass war eine Kreatur der Hölle. Er würde nicht eher ruhen, als das er ihren Anblick von der Erde getilgt hatte. Schnell zog er seinen langen, heiligen Dolch und in einer verschwommenen Bewegung raste er auf das Untier los. Leonardo hatte von Gott übermenschliche Kräfte verliehen bekommen, die ihn schneller und stärker machten, als jede Kreatur des Satans. Keine Kreatur wie diese konnte ihn bezwingen. Doch er hatte seinen Gegner unterschätzt. Er schleuderte ihn mit einen der Schattenarme, wie eine lästige Fliege, beiseite und so gegen die nächste Wand. Die zersprang unter der Wucht des Aufpralls und ließ Leonardo bewusstlos auf den Boden aufkommen. Der vermeidliche Junge stürmte wie von Sinnen auf Lucy zu. Die blieb Ruhig stehen und tippte ihn, als er in Reichweite war, mit den Zeigefinger auf die Brust, genau da, wo sich sein Herz befand.

 

Es war ein dunkler Ort, an dem Lucy sich wiederfand. Sie sah sich von unendlichen Augen und Mäulern umgeben. Lucy war in die Seele des Jungen eingetaucht. Er hatte eine ihm verborgene Macht ausgestrahlt, die es zu erwecken galt. Der Junge stand direkt vor ihr. Verwirrt und verängstigt schaute er sich um. ,,Willst du dich nicht wehren?“, fragte sie, als die Arme begannen seinen Körper zu umschlingen und in die Luft zu ziehen. Der Junge wehrte sich mit Händen und Füßen, doch er kam nicht gegen die Macht des Dämons, der von ihm besitzt ergriffen hatte, an. ,,Alles muss man selber machen.“, stöhnte Lucy. Sie zog ihren Revolver und schoss den Jungen direkt ins Herz. Ihre Waffe war etwas ganz besonderes. Sie konnte zum einen Monster zurück in die Hölle schicken und zum anderen konnte sie verborgene Talente in Menschen erwecken. Die Wirkung ließ nicht lange auf sich warten. Überall auf den Körper des Dämons tauchten Runen aus Licht aus. Der Junge brüllte. Der Dämon schrie. Und Lucy lächelte zufrieden. Die Dunkelheit mit ihren Augen und Mäulern zersprang und hinter ihr kam ein gekachelter Raum mit einem gewaltigen Gittertor zum Vorschein. Der Junge lag erschöpft auf den Boden. Hier würde der Dämon für einige Zeit eingesperrt bleiben. Solange der Junge sich im Griff hatte, würde das Gitter nicht nachgeben. Die Augen und Mäuler tauchten hinter dem gewaltigen Gittertor auf. Der Dämon begann sofort mit seinen tausend Mäulern am Gitter zu nagen, während die Arme am Käfig rüttelten. Die Augen starrten böse auf Lucy nieder. ,,Als wenn Blicke töten könnten.“ Unbeeindruckt wandte sich Lucy vom Anblick des tobenden Titanen ab und zog sich aus der Seele des Jungen zurück.

 

Sie stand wieder in der Kirche. Leonardo kam auf sie zu gehumpelt. Mit jedem Schritt heilte sein lahmes Bein. Erst jetzt kam sie dazu ihn genauer zu betrachten. Seine schulterlangen, blonden Haare waren mit schwarzen Punkten besetzt. Dadurch bekam er etwas von einem Leoparden. Die smaragdgrünen Augen schauten durch runde Brillengläser. Sein Mantel war Grau, was nicht gerade hässlich aussah. Leonardo hatte sich den Mantel um die Schultern gelegt. Die Ärmel hingen nutzlos herunter. Lucy machte sich die Notiz das auch irgendwann mal auszuprobieren. Ein silbernes mit Runen des Lichts geschmücktes Kreuz baumelte um seinen Hals. Sein Dolch war lang, und genau wie das Kreuz, mit heiligen Runen des Lichts verziert, was es gegen Kreaturen der Finsternis gefährlich werden ließ. ,,Ist er tot?“, fragte er. ,,Was glaubst du denn? Dass er nur da liegt und ein Nikerchen macht?“ Dem war wirklich so, auch wenn es sarkastisch klang. Lucy war ein Engel und somit der Wahrheit verpflichtet. Wenn Leonardo herausbekam, dass der Junge noch lebte, würde er ihn auf der Stelle töten und das konnte sie nicht zulassen. Sie kannte diese Sorte von Paladinen, oder besser genannt Fanatiker. Lügen war für einen Engel ein absolutes Tabu, aber sie konnten die Wahrheit verändern und manipulieren. Etwas, was Lucy sich in ihrer langen Laufbahn von den Dämonen abgeguckt hatte. ,,Lass uns gehen.“, sagte Lucy emotionslos. ,,Und die Leiche?“, fragte Leonardo verwundert. Er war es wohl nicht gewöhnt, Beweise dazulassen. Das konnte während der Weltrettungs-Aktion nützlich sein. ,,Darum wird sich schon gekümmert.“, meinte sie vielsagend. Während das Duo auf den Weg zu ihren Treffpunkt war, musste Lucy an den Jungen denken. Er war ein Dämonenbändiger, kein Zweifel. Sollte er in der Hölle, in die sich die Stadt bald verwandeln würde, überleben, ohne wahnsinnig zu werden, wäre er ein guter Ersatz für IHN. Ihre Gedanken schweiften ab, zu Sam und Mark. Ob es den beiden gut ging? Hatte Sam Mark dazu überredet wiederzukommen?

 

Darks Kopf dröhnte, als hätte eine Bombe darin eingeschlagen. Er hatte nicht gewollt, dass der Mann und die Frau, oder was auch immer sie zu sein schien, verletzt wurden. Da keine Leichen in Sicht waren, ging er davon aus, dass beide überlebt hatten. Baal war beim Anblick der Frau in Weiß ausgerastet. Hatte irgendwas von Engeln und das er sie alle ausrotten müsste geschwafelt. Der Dämon hatte versucht wieder die Oberhand zu übernehmen. Dark hatte im Gegenzug versucht ihn aufzuhalten, doch es war ihm mal wieder misslungen. Danach waren seine Erinnerungen nur Bruchstückhaft und verschwommen. Er hasste sich selbst für seine Schwäche. Ja, hasse dich dafür, wisperte Baal, doch er klang eher, als würde er aus weiter Entfernung schreien. Er bettelte um seine Freiheit, doch Dark verstand nicht, was er damit meinte. Ihm fiel auf, dass die Kälte verschwunden war. Was hatte das zu bedeuten? Hatte er eine Methode entwickelt, den Dämon unter Kontrolle zu halten? Dark hoffte es. Irgendetwas hatte die Frau mit ihm angestellt. Vielleicht würde er sie wiedersehen und zur Redestellen. Jetzt fiel Dark auch wieder ein, was er gewollt hatte. Die Bitte des Dämons, der sich als alter Mann ausgegeben hatte. Er sollte zu einer Kirche gehen. Doch bei genauerer Betrachtung bemerkte er, dass diese Kirche zu groß war. Wahrscheinlich habe ich mich verlaufen, dachte Dark niedergeschlagen. Da er daran nichts ändern konnte, wandte er sich wieder seiner Suche zu.

 

Gebannt starrte der alte Mann auf seine Kristallkugel. Er hatte schon viele mächtige Zauberer gesehen und vernichtet, doch dieser Junge und sein Dämon waren mächtiger, als alle zusammen. Er konnte ein wertvoller Verbündeter werden oder ein Subjekt, an dem er das Kontrollieren von Dämonen perfektionieren konnte. Es hatte sich gelohnt in diese Stadt umzuziehen. Der Mann hatte das ganze Drama in den letzten beiden Tagen beobachtet. Vom Ausbruch des Azrael über die kläglichen Versuche von Vladimir ihn aufzuhalten. Und dann war da noch diese Lucia, die ein buntes Gefolge unter ihrer Führung versammelte. Darunter war auch seine rachsüchtige Verfolgerin. Und jetzt auch noch dieser Dark mit seinem Dämon. Es wurde immer spannender. Der alte Mann hatte auch einen Blick in die Zukunft riskiert, um den Verlauf der Geschichte zu sehen. Dort hatte er kurze Ausschnitte über zukünftige Schlachten und Packte zwischen den Parteien gesehen. Er hatte auch Helden und Schurken erblickt, die bald auftauchen würden. Doch wie die ganze Sache dann schlussendlich ausging, konnte niemand, noch nicht einmal er selbst, voraussehen. Leider musste der Mann sich noch zurückhalten. Er brauchte mehr Dämonen und Untote, um bei diesen mächtigen Fraktionen mitspielen zu dürfen. Jetzt, da er das Höllentor geöffnet und in fünf kleinere geteilt hatte, dürfte es an Dienern nicht mangeln. Das Klingeln von Glöckchen ertönte hinter ihm. ,,Hast du alles nach Befehl ausgeführt?“, fragte er herrisch. ,,Jawohl du alter Sack, die Tore zu den von dir gewünschten Höllen wurden aufgetan. Chaos, Wahnsinn, Tod, Eis und Feuer. Sie alle wurden bei der geplanten Position geöffnet.“, sagte der Hofnarr stolz. Er trug eine Narrenkappe mit Glöckchen und viel zu große Schuhe, an denen ebenfalls Glöckchen befestigt waren. Seine Kleidung war so bunt und schillernd, dass es einen vor den Augen flimmerte. Trotz dieses lachhaften Aussehens, war er nicht zu unterschätzen. Der Hofnarr war ein Dämon, der zwar Schwach, jedoch aufgrund seiner Tücke und seines provozierenden Gehabe gefährlich war. Viele haben in ihrer Wut oder durch ihren verblendeten Verstand fatale Fehler begangen. Das würde dem alten Mann nicht passieren. Die Fesseln, die den Hofnarr an seinen Beschwörer banden waren stark, viel zu stark für ihn. Und der Hofnarr würde erst im passenden Moment zuschlagen, noch war der Mann zu vorsichtig und der Dämon besaß den Irrglauben, seine Aufmerksamkeit würde mit der Zeit schwächeln. Doch dem würde der alte Mann einen Strich durch die Rechnung machen. Sobald er ein Medium gefunden hatte, dass stark genug für seine Zwecke war, würde er sich des Dämons entledigen. ,,Ach ja, da war ja noch etwas. Ich sollte ja nach Dienern Ausschau halten. Da ist ein passender Kandidat. Ihr werdet euch gut verstehen, alter Sack.“ Der Hofnarr stieß den Mann, mit den verschiedenfarbigen Augen, förmlich herein.

 

Die Zombies waren in einer Disco aufgetaucht. Sie verfolgten das Pärchen. Keuchend rannten sie weiter. Wenn sie stehen blieben, würden sie sterben. Zuerst schienen die Zombies langsam und behände zu sein. Doch im Verlauf der Verfolgung waren sie immer schneller geworden, so dass sie ihre Beute auf kurz oder lang kriegen würden. Das Pärchen brauchte eine Verschnaufpause. Sie verschanzten sich hinter einem Auto. Sicher würden die Monster sie wittern, doch ein paar Sekunden Ruhe war besser als gar keine Pause. ,,Hey schau mal!“, sagte das Mädchen und zeigte zum Himmel. Ein Stern stürzte auf die Erde herab. Die Untoten störten sich nicht daran. Selbst als er einschlug und etliche unter sich begrub, kümmerten sie sich nicht darum. Dem Krater entstieg ein monströses Wesen. Es hatte eine feuerrote, geschuppte Haut. Zwei Hörner zierten seinen Kopf. Die gelben Augen waren voller Hass auf alles Leben. Die Hufen brachten den Teer unter ihnen zum Kochen. Ein bepelzter Schweif zerschlug den Wolkenkratzer hinter dem Wesen in zwei Teile. Die Straße schlug blasen unter der Hitze der Gestalt. ,,Untote! Niedere Kreaturen! Ich habe schon unter der Herrschaft von Amon für Angst und Schrecken in dieser Welt gesorgt. Ihr werdet mich nicht aufhalten!“, sagte er mit einer Stimme, die wie Donner hallte. In seiner rechten Hand tauchte war gewaltiger, brennender Hammer. Der Dämon schwang um sich und tötete mit einem Schlag mehrere Zombies. Die Gebäude aus Stahl konnten seiner Kraft nicht wiederstehen. Er schlug sie kurz und klein. Dann, als alle Untoten vernichtet waren, wandte er sich dem Pärchen zu und Verschlang sie mit Haut und Haar. Böse Lächelnd starrte er auf den Himmel. Die Sterne des Himmels fielen auf die Erde. Doch es waren keine Sterne, sondern seine Brüder, die Tod und Zerstörung über diese Welt bringen würden.

 

 

Fortsetzung folgt…

Engeltod IX - Verlust

Endlich da, schrie Baal, auch wenn es nur ein wispern war. Dark seufzte erleichtert. Ja, endlich nach mehreren Anläufen hatte er die Kirche gefunden, von der der Dämon gesprochen hatte. Nun würde sich herausstellen, ob es eine Falle war oder nicht. Und dann würde sich auch die Frage beantworten, ob Dämonen lieben konnten. Er sah sich um. Sein Blick glitt nach oben, zu einer kaputten Buntglaskuppel. Etliche, bunte Scherben lagen auf dem Boden. Ein Dämon? Vielleicht. Er sah sich die Statue eines Sensenmanns an. Er hatte Reißzähne und ein mit Runen verziertes Gewand. Seine Skelethände hielten eine mächtige Sense. Dark sah aus dem Fenster und erblickte ein Gefängnis. Es war von der Polizei abgeriegelt worden, aber keiner der Beamten war zu sehen. Wieder wechselte Darks Sicht der Welt. Er befand sich auf einer großen Wiese. Vor ihm stand ein großes, schwarzgekleidetes Wesen. Es stand mit dem Rücken zu ihm. In der Hand hielt es ein großes Breitschwert. Auf dem Schwert waren Runen, die die ganze Zeit über Blut absonderten. Die rabenschwarzen Haare bewegten sich wie lebendige Flammen. Dark musste sein Gesicht nicht sehen, um zu wissen, dass er lächelte. Dark neigte sich zur Seite, um zu sehen, was da vor ihm war. Es war eine Armee. Eine Armee aus Monstern. Kleine, große, mit zu wenig oder zu vielen Extremitäten. Jeder von ihnen sah anders aus. Es hätte viel zu lange gedauert, um jeden einzelnen genauer zu betrachten. All diese Wesen stürzten sich mit geballter Macht und Mordlust auf die schwarze Gestalt. Doch die machte keine Anstalten zu fliehen, lieber stürzte sie sich wie ein Wahnsinniger in die Schlacht. Die Feinde schlugen dem Wesen die Gliedmaßen ab, nur damit sie sich wieder mit dem Rumpf verbanden. Jede Wunde, die ihm beigefügt wurde, zog einen Strahl aus Blut an. Das Blut floss in die Wunde und schloss sie. Dark sah fasziniert zu, wie dieses Wesen es ganzallein mit einer ganzen Armee aufnahm. Der Tanz aus Blut und Tod war anders, als alle Kämpfe die er je gesehen hatte. Er wusste, dass seine Kräfte denen des Wesens ähnelten, also war er derjenige, den Baal ihm prophezeit hatte. Dieses Wesen war der Grund für den Besuch in dieser Stadt. Es war der Gegner, der ihn erlösen würde. Ihn töten würde. Plötzlich zog etwas Dark hinter die feindlichen Linien. Es war ein Dämon. Er war nicht so groß wie die anderen, aber er war mächtiger, als alles was Dark je begegnet war. Ein roter Teufel, mit einer brennenden Krone, die über seinem Kopf in der Luft schwebte. Die Schwingen lagen dicht am Körper. Auf seinen Rücken trug er ein zweischneidiges Breitschwert, das genauso groß war, wie er selbst. Zwischen Griff und Klinge saß ein schmerzverzerrter Teufelskopf mit brennenden Augen. Auf der Klinge waren ebenfalls brennende Runen zu sehen. Ein Teufelsschwanz peitschte durch die Luft. An seinem Ende war ein rotes Dreieck. Auf seinem Körper zuckten rote Blitze umher. Sowas, wie ihn, hatte Dark noch nie gesehen. Er schien genauso mächtig zu sein, wie das Wesen, welches gerade eine Armee im Alleingang tötete. Eine Hand legte sich auf Darks Schulter. Er zuckte vor Schreck zusammen. Seine Vision war weg. Was waren das für Bilder, die ihn fort trugen? Was wollten sie ihm zeigen? Dark drehte sich um und sah in das Gesicht eines Mädchens. „Hey, Steve träumst du etwa schon wieder? Komm, die anderen haben was gefunden.“ Dark hatte ganz vergessen, dass er nicht alleine hier war. Auf dem Weg zur Kirche war er ein paar Gleichaltrigen begegnet. Sie wollten ihre Abenteuerlust stillen, indem sie diese Kirche erkundeten. Er hatte versucht sie davon abzuhalten, doch sie hatten sich nicht umstimmen lassen. Also hatte Dark eine seiner neuen Fähigkeiten eingesetzt, die die seltsame Frau in ihm freigesetzt hatte. Er hatte ihnen einreden können, dass er Steve hieß und dass das Trio ihn schon seit Sandkasten-Zeiten kannte. So hatten sich die Vier gemeinsam aufgemacht. Wenn den Dreien etwas passieren sollte, konnte Dark sie immerhin beschützen. „Was haben sie denn gefunden?“, fragte er. „Weiß auch nicht, aber wir müssen es uns ansehen.“ Sie ging. Dark folgte ihr, aber nicht ohne dem Gefängnis noch einen Blick zu zuwerfen. Es hatte die Vision ausgelöst, aber warum? Warum hatte er diese Visionen? Was sollte er mit ihnen anfangen? Die beiden stiegen die Treppe zu einer Art Gruft hinunter. Es war dunkel, so dunkel, dass das Mädchen eine Taschenlampe anmachen musste. „Weißt du was, Steve?“ „Was?“, fragte Dark knapp. Seine Augen hatten sich schon so gut an die Dunkelheit, in der er sein Leben fristete, gewöhnt, dass er sah, wie das Mädchen errötete. „Ich mag dich. Schon damals, als wir uns zum ersten Mal begegnet sind.“ Dark war froh, über die Ruhe von Baals Kommentaren, die seine neuen Fähigkeiten mit sich brachte. Er machte wahrscheinlich gerade Brech-Laute, um seine Abneigung gegenüber Gefühlen wie Liebe Ausdruck zu verleihen. „Ich …“, Dark wusste nicht so recht, was er antworten sollte. Er hatte solche Gespräche noch nie führen müssen. Liebe hatte er nicht mehr verspürt seit … Aber wieso liebte sie ihn? Sie glaubte zwar ihn zu kennen, aber das war eine Lüge. Ihre angebliche, gemeinsame Vergangenheit, war ein von ihm erdachtes Szenario. Er kannte sie gerade erst seit ein paar Stunden und in denen hatten sie kaum zwei Worte miteinander gewechselt. Wurde er hier Zeuge der berühmten Liebe-auf-den-ersten-Blick? Die beiden trafen mit den beiden Jungen in einem runden Raum zusammen. Dark hatte ihr reges Interesse am Mädchen schnell erkannt. Würde ihn nicht wundern, wenn diese bescheuerte Idee, zur Kirche zu gehen, auf das Konto des Mädchens ging und die Jungen bloß ihretwegen mitgegangen sind. Aber warum hatte sie sich ausgerechnet in ihm verknallt? Sollte sie nicht eher mit den Jungs eine Art Verbundenheit fühlen? Immerhin kannte sie die beiden schon länger. Die beiden Jungen machten sich an einer Statue zu schaffen. Die Statue war ein Mann, der kniend zum Himmel betete. Sein Gesichtsausdruck zeigte wahre Qual, wie sie ein normalgeistiger Mensch nicht kannte, aber Dark kannte sie, er war nicht normal. Die Jungen klopften sie ab. Das Licht ihrer Taschenlampen raste planlos die Wände entlang. Die Statue schien von innen mit etwas gefüllt worden zu sein. „Was meint ihr? Was ist darin?“ Der zweite stellte sich neben die Statue und machte Anstalten sie umzuwerfen. Dark wollte einschreiten. Er erkannte das Böse, dass in ihrem inneren lauerte und er wollte es nicht in Gegenwart von zwei Halbstarken und ihrer Freundin bekämpfen. Sie würden ihm bloß im Wege stehen. „Aber, aber.“, sagte eine Stimme aus dem Dunkel. Sofort richteten sich die Lichter der Taschenlampen auf einen alten Mann der an einer Wand lehnte. Wo war er hergekommen? Dark hatte den Raum doch akribisch nach eventuellen Feinden abgesucht und seine Augen konnten selbst in dieser Dunkelheit problemlos sehen. Der Mann hatte einen Smoking an. Sein grauer Schnurbart war sauber zurechtgestutzt. Die ergrauten Haare waren zurückgegelt. Das Licht ließ Schatten auf seinen Zügen erscheinen, was ihm etwas Diabolisches gab. Genau so hatte sich Dark immer den Leibhaftigen vorgestellt. „Ihr wollt doch diese Statue nicht zerstören. Da drin ist mein hochgeschätzter Meister.“ Alle waren vor Angst gelähmt, mit Ausnahme von Dark, der eine ungewöhnliche Ruhe ausstrahlte. Die lähmenden Kräfte des Dämons hatten auf ihn keine Wirkung. „Wusstet ihr, dass hier einst ein großes Schlachtfeld zwischen den Mächten des Lichts und den Mächten der Finsternis war? Damals wurden die Dämonen noch von Amon angeführt. Bis dieser dreckige Bastard uns verriet. Viele Wesenheiten wurden in dieser Stadt eingesperrt und warten bis heute auf ihre Befreiung. Zu denen gehört mein Meister, der von einem Menschen in diese Statue gesperrt wurde und nur alle dreihundert Jahre mit einem Blutritual befreit werden kann. Aber ich langweile euch sicher mit diesen alten Geschichten. Also lasst uns nun mit dem Ritual beginnen.“ Ist der auch irgendwann mal mit seiner Bösewichtrede fertig?, schrie Baal. Der Dämon schnappte sich den Arm des Jungen, der ihm am nächsten war, und riss ihm die Hand ab. „Das reicht auch schon.“, sagte er. Er wedelte mit der Hand vor der Statue und spritzte das Blut auf die steinerne Oberfläche, eine uralte Litanei vor sich singend. Der Junge schrie und kippte um. Seine Taschenlampe fiel und zerbrach auf den Boden. Die anderen beiden waren sofort an seiner Seite. Der Zauber war gebrochen, denn der Dämon brauchte ihn nicht mehr. Dark stand entschlossen da. Wenn er sich bewegen würde, dann nur um den Dämon zu töten, der in der Statue eingesperrt war. „Bringt ihn ins nächste Krankenhaus. Ich halte euch den Rücken frei.“, sagte Dark düster. „Bist du irre? Der Typ bringt dich um!“, sagte das Mädchen fassungslos. „Da wär ich mir nicht so sicher.“, konterte er. Er schaute sie lächelnd an. „Keine Sorge. Mir passiert schon nichts.“ Die drei verließen die Kirche. Gut so, dachte Dark. Die Show kann beginnen. Kaum dass er das gedacht hatte, begann die Statue rissig zu werden. Kleine Gesteinsstücke bröckelten ab. Dark lächelte vorfreudig. Er wollte den Kampf gewinnen, ohne Baals Kräfte zu aktivieren. Der Dämon sollte seine Kräfte für das große Finale, mit dem schwarzgekleideten Wesen, aufsparen. Die Statue zerbrach. Ein schwarzes Etwas sprang raus. Es raste auf den Diener zu und sprang in seinen Mund. Der Diener schluckte es hinunter. Sein Magen begann zu rumoren. Zuckend fiel er auf den Boden. Sein Körper war von wilden Krämpfen gepeinigt. Er wuchs und wuchs. Dark ging sicherheitshalber ein paar Schritte nach hinten. Muskeln bildeten sich und brachten die Haut zum Platzen. Darunter kam glänzende, dunkelblaue, fast schwarze Haut zum Vorschein. Doch damit nicht genug, inzwischen war der Dämon größer als die Kammer. Er wurde aber immer größer und größer. Dark flüchtete in den ersten Stock. Was sein Glück war. Der Dämon durchbrach den Boden. Sein Oberkörper ragte aus dem zerstörten Untergeschoss. „Hahahahaha. Endlich frei! Seit viel zu langer Zeit war ich darin eingesperrt.“ Er schaute runter zu Dark, der entschlossen vor seinem Gegner stand. „Ah, ein Mensch. Ich habe heute einen guten Tag. Du kannst es dir aussuchen. Sterben oder mir dienen. Du hast die freie Auswahl.“ Dark ging in Kampfstellung. „Weder noch.“, antwortete er düster. Der Dämon machte einen erstaunten Gesichtsausdruck. „Die letzten Menschen, denen ich begegnet bin, waren nicht mal im Ansatz so dreist wie du.“ „Kann ich mir vorstellen.“, sagte Dark knapp, aber mit einer gewissen Provokation dahinter. Er maß die Größe des Dämons. Ohne Baal konnte er diesen Brocken niemals schaffen. Baal, sagte er. Ich weiß schon!, schrie der Dämon. Einmal das Übliche. Bitte so wird dir gegeben, was du begehrst. Schwarze Dunkelheit floss durch Darks Adern, wie ein Fluss, dessen Druck einen Damm eingerissen hatte. Seine Augen leuchteten und wurden Blutrot. Ein gemeines Grinsen umspielte seine Lippen. Der Dämon schien jetzt noch verblüffter zu sein. „Solche Menschen habe ich nicht mehr gesehen seit …“ Dark ließ ihn nicht ausreden. Die Kräfte des Dämons machten ihn ungeduldig. Er wollte Blut sehen. Und zwar jetzt! Das Gelabber hörte er eh in den letzten Atemzügen dieses Versagers. Sein Puls raste. Er sprang auf den Dämon zu. Der schlug ihn, wie eine lästige Fliege, zu Boden. Dark stemmte die Hand hoch, packte sie und riss dem Dämon den Arm ab. Er schrie vor Schmerz. Sein blauglitzerndes Blut spritzte gegen die Wände. Dark warf den Arm beiseite. Der Sensenmann fiel ihm ins Auge. Er riss ihn aus seiner Verankerung. Mit übermenschlicher Kraft hielt er ihn wie eine Keule in den Händen. Er sprang gerade in die Höhe, die Statue zum Schlag hocherhoben. Der Dämon sah was kam und seine Züge verrieten entsetzen. Dark rammte ihm den Sensenmann direkt ins Gesicht. Mit einem widerlichen Knacken brach der Schädel. Der Schlag pulverisierte die Statue zu Staub. Von der Wucht betäubt, fiel der Dämon in die untere Etage zurück. Dark fiel in die Tiefe, genau ins Gesicht des Giganten. Böse Lächelnd schaute er ihn an. So einen großen hatte er selten erlegt. Aber leider war seine Kraft im Vergleich zu seiner Körpergröße eher klein geraten. Es wurde Zeit dem ein Ende zu setzen. Plötzlich schlug der Dämon die hasserfüllten Augen auf. Er stemmte sich in die Höhe und packte Dark mit seiner schlangenähnlichen Zunge. Klebrig wickelte sie sich um sein Bein. Der Dämon baute sich zu voller Größe auf und durchbrach die Decke des Gebäudes. Dark wollte ihm die Zunge herausreißen, doch Baals Kräfte waren versiegt. Er hatte sie sich falsch eingeteilt. Baal, Nachschub, sagte Dark gehetzt. Sorry, aber ich bin K.O. und dein Seelenvorrat war wieder leer, sagte er ohne Anstrengung in normaler Lautstärke. In seiner Stimme lag ein Anflug von Langeweile. Dark fluchte innerlich. Er musste sich etwas anderes ausdenken. Zuerst einmal musste er frei kommen, ohne Dämonen-Kräfte. Schnell packte er die Zunge, die sich um sein Bein gewickelt hatte und zerrte daran. Doch sie bewegte sich keinen Zentimeter. Der verbliebene Arm des Dämons kam langsam aber sicher immer näher. Dark versuchte es erneut. Das ganze Gebäude drohte einzustürzen. Die Hand begann langsam ihn einzuschließen. Jeder Winkel von Darks Wesen wollte den Dämon tot sehen. Er fühlte sich wie eine Ratte, die in die Enge getrieben worden war. Wieder setzte der Junge etwas in sich frei. Ein seltsames Licht ging von seinen Händen aus. Der Dämon schrie. Überall auf seinen Körper tauchten Zeichen aus Licht auf. Die Zeichen wurden heller. Der Dämon schrie immer lauter. Seine Haut dampfte. Dark spürte in sich eine seltsame Wärme und Geborgenheit. Schutt begrub die beiden unter sich. Dark schlug die Augen auf. Wie lange war er diesmal Ohnmächtig gewesen? Oder war er jetzt endgültig tot? Nein, du Idiot. Zum hundertsten Mal, DU BIST NICHT TOT!, fuhr Baal ihn an. Der Dämon schien jetzt nicht mehr schreien zu müssen, um verstanden zu werden. Dark fand das sehr interessant. Wann würde sich das wieder ändern? Hoffentlich bald. Er befreite sich aus den Trümmern. Er schaute sich den Schutt an, der einst eine Kirche war. Unter ihm lag der dunkelblaue Dämon. Er war tot. Dark starrte gedankenversunken auf seine Hand. Was war das gewesen? Woher kamen diese Kräfte? Baal war auf jeden Fall nicht der Verursacher. Aber wenn er es nicht war, wer dann? Hatte Dark etwa noch weitere Dämonen in sich, von denen er nichts wusste? Er tat den Gedanken als unsinnig ab und schüttelte den Kopf. So kurz vorm Ziel durfte er sich von nichts ablenken lassen. Endlich hatte er das Monster gefunden, dass ihn töten würde. Er musste es bloß noch finden, oder von ihm gefunden werden. Die Zeit würde es herausstellen.

 

Was soll das denn heißen?“ Lucy stierte wütend auf das Schild, das vor der Eingangstür der Bar Engeltod befestigt worden war. Darauf stand: Die Bar ist aus persönlichen Gründen, auf unbekannte Zeit geschlossen. „Was soll die Scheiße?“, brülle Lucy in den Himmel. Hat sich der gute Raphael etwa aus dem Staub gemacht? Feige Sau!, beschimpfte sie den Halbengel in Gedanken. Leonardo steckte sich eine Kippe in den Mund. Er streckte Lucy die Packung hin. „Auch eine?“, fragte er. „Nein, danke.“, sagte Lucy. „Ich kann nicht rauchen.“ Leonardo setzte die Brille zurecht. „Du kannst nicht rauchen? Du meinst wohl, du darfst nicht rauchen.“ „Nein.“, antwortete Lucy, ohne das Schild aus den Augen zu lassen. „Ich kann nicht rauchen, weil ich keine Lungen habe. Wir Engel haben eine andere Anatomie, als ihr. Es ist ja nicht so, als ob ich es noch nie versucht hätte, aber es klappt einfach nicht.“ Sam und Mark sollten sich eigentlich mit ihnen hier treffen, doch etwas schien sie aufgehalten zu haben. „Hoffentlich ist ihnen nichts zugestoßen.“, murmelte Lucy zu sich selbst. „Ich brauche sie noch.“ Ein Bus hielt auf der anderen Straßenseite an. Eine Blinde und ein Pressefritze entstiegen ihm. „Na, endlich. Das wurde aber auch so langsam Zeit.“ „Sorry“, sagte Sam verschmitzt. „aber Mark hatte kein Geld dabei. Und als der Fahrer mir einen Sitzplatz im vollen Bus verschaffen wollte, weigerte sich der Kerl den Platz herzugeben.“ „Wieso wollte man dir den Platz geben? Du bist doch gar nicht blind.“, bemerkte Lucy. „Ja schon, aber früher dachten alle, ich wär wegen meiner milchigen Augen blind. Wenn du blind bist, traut dir niemand etwas zu, was nebenbei gesagt ziemlich praktisch ist und in den modernen Zeiten kriegt man immer einen Sitzplatz im Bus. Tut mir leid, aber nach fünfhundert Jahren ist man an diese Arme-harmlose-Blinde-Tour gewöhnt.“ „Sie sind gar nicht blind?“, fragte Leonardo. „Nobe.“, antwortete Sam kopfschüttelnd. „Also, um eins klarzustellen“, Lucy starrte in die Runde. „Hier wird nicht Gesiezt. Wir sind jetzt ein Team und für solche Höflichkeitsfloskeln haben wir keine Zeit.“ Sie schaute zu Mark. „Oh, mit Ausnahme von Mark, der darf sogar mich siezen.“ Mark verkrampfte sich vor Wut. „Damit das klar ist, ich sieze niemanden, der mein Apartment in Brand gesteckt hat!“ Lucy wirkte gelassen. „Du tust ja fast so, als wenn ich deine Bude abgefackelt hätte.“ Marks Gesicht war rot wie eine Tomate. „Das war auch deine Schuld!“ „Ach? Und wer hat den gefallenen Engel rein gelassen?“ Marks Gesichtsfarbe änderte sich schlagartig und er wurde ganz ruhig. Lucy lächelte süffisant. „Also, das sind unserer Ziele.“, sagte sie. „Wir müssen alle auf denselben Stand sein, also passt gut auf. Ich werde es nicht wiederholen. Wir müssen einen Verrückten ausschalten, der ein Tor zur Hölle geöffnet hat. Wir wissen weder wer er ist, noch was er eigentlich will. Außerdem müssen wir das Tor wieder versiegeln. Zudem müssen wir uns um mindestens zwei der vier Reiter der Apokalypse kümmern. Aber unser Hauptziel ist es den Dämon Azrael wieder einzufangen.“ „Warum töten wir ihn nicht einfach?“, warf Leonardo ein. Sam nickte zustimmend, während Mark nur resigniert den Kopf schüttelte. Lucy ließ genervt die Schultern sinken. „Man kann ihn nicht töten! Der einzige der das kann …“ „ist der Höllenfürst Amon, Sohn Satans, auch bekannt als der Antichrist. Ja-ja, wir wissen ´s alle.“, leierte Mark entnervt herunter. Lucy nahm sofort den Faden wiederauf und ignorierte den Tonfall des Reporters. „Und der Sitz wahrscheinlich irgendwo in der Hölle fest. Aber es geht das Gerücht um, dass er einen Sohn hatte. Mit viel Glück ist er genauso stark und hilft uns. Aber das ist eher unwahrscheinlich.“ „Was ist mit den Zombies?“, fragte Sam. „Sobald Azrael wieder eingesperrt ist, fallen sie einfach um. Aus die Maus. Aber vorher müssen wir uns durch Horden von Dämonen, den ebengenannten Zombies und was weiß ich noch alles durchkämpfen. Ach ja, und wir müssen noch eine Quelle des Lichts finden, um unsere Gewinnchancen zu erhöhen. Und das alles ohne, das mir hier jemand abkratzt. Schafft ihr das?“ Lucy schaute jeden musternd an. Leonardo stieß den Rauch aus seinen Lungen aus. „Na klar.“ Sam setzte ihre Sonnenbrille zurecht. „Logo.“ Lucy schaute jetzt zu Mark. „Das ist deine letzte Chance auszusteigen.“ Mark stöhnte, wie jemand der gerade die Wette seines Lebens verloren hatte. „Zu spät. Ich kann nicht mehr abhauen. Wenn ich es tue, werde ich es bereuen. Ich stecke einfach schon zu tief drin. Aber damit das klar ist, sobald die ganze Sache vorbei ist, will ich damit nichts mehr zu tun haben. Und dich will ich dann nie mehr wiedersehen.“ Lucy machte eine wegwerfende Bewegung. „Keine Sorge, noch nie hat ein Mensch zwei Weltuntergänge miterlebt, vorausgesetzt natürlich, er hat den ersten überlebt.“ „Das sind ja tolle Aussichten.“, stöhnte Mark. Lucy wollte gerade eine bissige Bemerkung machen, als die Erde zu beben begann. Der Wachturm, der jetzt die Bar Engeltod war, begann sich in die Höhe zu strecken. Er wuchs und wuchs, immer höher schraubte er sich in den mit wolkenbehangenem Himmel. Teile der Straße wurden umgegraben und die Diebstahlsicherung dutzender Autos ging an. Die Neonbuchstaben fielen zu Boden. Die, die nicht zerbrachen ergaben das Wort Ende. Inzwischen war der Turm das höchste Gebäude in der Stadt. Das Beben ließ nach. „Was zum Teufel ist das schon wieder?!“, fragte Mark. „Keine Ahnung.“, antwortete Lucy ehrlich. „Aber es muss etwas extremcooles sein.“ Hunderte, kleiner Schatten stoben aus der Spitzte des Turms. Sie verteilten sich über den Himmel und verdunkelten die Sonne. Ein Schatten stieß auf die Erde nieder und blieb genau vor Lucy in der Luft stehen. Sein Körper war in der Mitte zwischen Dämon und Engel geteilt. Er besaß einen schwarzen und einen weißen Flügel. Das eine Auge war Blutrot, während das andere wie flüssiges Gold war. Seine roten Haare wurden von dem aufgewirbelten Wind seiner Schwingen umspielt. Ansonsten war auch der Rest seines Körpers halb Dämon und halb Engel. Auf seinen Körper waren seltsame Zeichen gemalt, die lilaleuchteten. In der muskulösen Dämonenhand trug er einen Kampfstab, an dessen Enden jeweils zwei speerartige Klingen befestigt waren. „Raphael. Ich dachte schon du wärst abgehauen.“ „Schweig, Wolkenbewohner!“ Lucy hob verwundert eine Augenbraue. Was sollte der Scheiß? Sie betrachtete die Zeichen auf seinen Körper genauer. Raphael schien unter einen Kontrollzauber zu stehen. Jemand steuerte alles was er tat und sagte. Die Zeichen waren zudem nur auf der dämonischen Seite seines Körpers, was viel über den Zauberer aussagte. Er war jemand, der sich jahrelang mit Dämonologie beschäftigt hatte und hochgradig durchgeknallt war. Aber wo war dieser Kerl? Es musste ein Mensch sein, jeder Dämon oder Engel hätte von einem Halbblut, wie Raphael die Finger gelassen. Man wusste nie, wie die andere Hälfte auf die Zauber reagierte. Nur ein Sterblicher konnte verrückt genug sein, so etwas zu versuchen. „Wer immer du bist, du solltest lieber aufhören, dich mit Mächten wie diesen anzulegen. Es sei denn natürlich, du willst dabei draufgehen.“ „Du hast mir gar nichts zu sagen, Himmelsschlampe.“ Lucy drehte sich zu den anderen um. „Wie hat der mich gerade genannt?“ Mark scharrte mit den Fuß auf dem Boden. Leonardo fiel plötzlich ein, dass sein Feuerzeug nicht mehr richtig funktionierte. Sam sagte grinsend: „Er hat dich Schlampe genannt.“ Lucy ´s Augen quellten über vor Wut. „Ihr haltet euch da raus. Das ist jetzt etwas Persönliches.“ Der Engel zog seine Pistole und richtete sie genau auf Raphael. „Sorry, Kumpel. Du würdest dasselbe für mich tun.“ Lucy fiel mal wieder ein, das er der einzige Engel war, den sie leiden konnte. Alle anderen hatten sie wie eine ansteckende Krankheit gemieden, er aber nicht. Raphael hatte immer gewusst, wie es war ein Außenseiter zu sein. Anders zu sein, als die Anderen. Das hatte die zwei immer verbunden und war zu einem Grundpfeiler ihrer Freundschaft geworden. Sie fand es toll, wie er sich aus dem Krieg der höheren Mächte raushielt und hatte sich mehr als einmal dabei ertappt, ihn darum zu beneiden. „Du erhebst deine Waffe gegen deinen Freund?“ Lucy schüttelte den Kopf. „Nein, ich erhebe die Waffe gegen meinen Feind.“ Sie drückte ab. Die Kugel flog genau auf ihn zu. Der falsche Raphael flog zur Seite. Schnell war er schon mal. Sein gewaltiger Dämonenarm schleuderte den Kampfstab auf Lucy. Wie ein Bumerang flog er sirrend auf den Engel zu. Die von ihm aufgewirbelte Luft fraß sich in den Boden und riss mittlere Brocken raus. Lucy machte aus dem Stand einen kleinen Sprung in die Höhe. Der Stab flog unter ihr durch. Die anderen hinter ihr wichen ihm gerade noch rechtzeitig aus. Lucy schnalzte mit der Zunge. „Man sollte nie seine einzige Waffe wegschmeißen.“ Unerbittlich drückte sie den Abzug. Am Anfang wich ihr Raphael noch aus, aber es fiel ihm immer schwerer dem Kugelhagel auszuweichen. Sie zielte auf die Dämonenhälfte, um möglichst viel Schaden anzurichten. Qualmend fraßen sich die Kugeln durch seinen Körper, um sich dann zischend in ihm auszutoben. Geschwächt hielt er sich den blutigen Rumpf. Graues Blut tropfte auf den Boden. Er hatte Probleme sich in der Luft zu halten. Aber Lucy schoss ohne Gnade weiter, diesmal zielte sie auf seine Flügel und Beine. Er sollte keine Chance mehr haben zu fliehen. Keuchend und ächzend stürzte er in den Staub der Straße. Federn flogen durch die Luft, als hätte jemand ein Federkissen in die Luft gejagt. Lucy ging auf ihn zu, um ihn den Gnadenstoß zu versetzen. Ihre Stiefel knirschten durch den Schutt der Straße. Schließlich stand sie vor ihm und schaute wie ein ungnädiger Richter auf ihren einstigen Freund herab. Sie hielt ihm die Pistole an die Stirn. „Kannst du mich wirklich töten?“, fragte der Mensch, der ihren Freund kontrollierte. Sie rang mit sich selbst. Dieses Gesicht. Diese Stimme. Alles sträubte sich dagegen. Lucy, wisperte es durch ihren Kopf. Es war Raphael! Ich muss dir was ganz dringendes sagen. Der Kerl hat fünf Tore zur Hölle geöffnet und nicht bloß ein einziges. Da sie alle gleichzeitig geöffnet wurden, haben wir es nicht mitbekommen. Was aber noch wichtiger ist, der Turm, meine Bar, ist in Wirklichkeit … Plötzlich durchschnitt ein Sirren die Luft und traf Lucy an ihrer Schulter. Sie ließ vor Schmerz ihre Pistole fallen und hielt sich die schmerzende Schulter. Der falsche Raphael nutzte die Chance, um sich in die Lüfte zu erheben. Seine Wunden waren inzwischen fast wieder verheilt. In der Hand hielt er seinen Speer. „Wir werden uns wiedersehen.“, war alles was er sagte, bevor er sich in den immer dunkler werdenden Himmel zurückzog. Lucy schaute ihm hinterher und hielt sich die schmerzende Schulter. Wieder regte sich in ihr etwas Eigenartiges. Etwas, dass ein Engel eigentlich nicht haben sollte. Trauer. Trauer über den Verlust eines Freundes.

 

Dark zog durch die nächtlichen Straßen. Die Straßenbeleuchtung war bereits an. Im Gehen kontrollierte er mal wieder seinen Handschuh, ohne einen Riss zu finden. Sein Geist wurde von Fragen gepeinigt. Wo soll ich hin? Wie finde ich dieses Wesen? Was ist, wenn es mich nicht töten kann? Auf der anderen Straßenseite war ein Stau. Alle Menschen flohen aus der Stadt, als bekannt geworden war, dass sich Terroristen mit gefährlichen Biowaffen in der Stadt verschanzt hatten. Wieder eine Lüge der Regierung, um über das Offensichtliche hinweg zu täuschen, dachte er. Aber ihm war es recht. So gab es weniger Menschen, die er in Gefahr bringen konnte. Das Militär war auch schon hier, um die „Terroristen“ zu beseitigen. Dark überkam das Verlangen nach einer Schachtel Zigaretten. Es war schon Jahre her, dass er dieses Verlangen gehabt hatte. Es lag wahrscheinlich an all diesen unbeantworteten Fragen, die ihm durch den Kopf schwirrten. Er rüttelte ungehalten an einem Zigarettenautomaten. Das nötige Kleingeld fehlte ihm leider. Früher hättest du den Automaten einfach aufgerissen und dir genommen, was rechtmäßig dir gehört, sagte Baal und traf mal wieder beabsichtigt einen wunden Punkt bei Dark. Früher hatte er gedacht, dass Baal sein Freund war. Er war so geblendet von der Macht gewesen, die ihm der Dämon gab, dass er dessen wahre Natur nicht erkannt hatte. Ein paar Jugendliche tauchten aus dem Dunkel auf. Dark kannte das Glitzern in ihren Augen von sich selbst. Sie suchten Ärger. Brutal und grundlos schlugen sie auf Dark ein. Wehr dich!, schrie Baal. Doch Dark weigerte sich. Er hatte keinen Grund gegen sie zu kämpfen oder gar im Eifer des Gefechts zu töten. Na schön, sie schlugen ihn zusammen, doch wer schon mal verbrannt, enthauptet, und in Stücke gerissen worden war, sah über solche Kleinigkeiten hinweg. Baal sah das aber anders. Er übernahm die Kontrolle über Darks linken Arm und versuchte sie zu töten, aber Dark hielt seinen Arm mit aller Macht auf. Sein Puls raste und ein drohender Kampfrausch begann seine Sinne zu vernebeln. Dark biss die Zähne zusammen und versuchte regelmäßig zu atmen. Wehr dich! Wehr dich!! Wehr dich!!! Baals Stimme wurde wieder leiser. Sie war nur noch ein flüstern, in Darks Hinterkopf. Genau so schnell und grundlos, wie ihn die Typen angegriffen hatten, entfernten sie sich lachend wieder von ihm. Sein Puls sank ein wenig. Er lag am Boden, wie schon sooft in seinem Leben. Aber es machte ihm nichts aus. Ohne ein Ächzen oder ein Stöhnen erhob er sich. Er hatte die Schläge noch nicht mal gespürt. Gerade fuhr an ihm ein Zug Soldaten und zwei Panzer vorbei. Er schaute ihnen nach. Dark ´s Blick traf dabei den eines Soldaten und er las etwas Seltsames darin. Einen Ausdruck des Wiedererkennens. Aber woher kannte der Soldat ihn? Sofort hielten die Fahrzeuge an und in kürzester Zeit waren viele kleine, rote Punkte auf Darks Körper. Der Klang von Waffen, die entsichert wurden drang überdeutlich an sein Ohr. „Stehen bleiben! Eine Falsche Bewegung und …“ Dark hörte dem Soldaten nicht mehr weiter zu. Sein Puls raste immer noch und übertönte alles andere. Er hob nur die Hände, um zu zeigen, dass er unbewaffnet war. Zwei weitere Wörter drangen an sein Ohr, sie lauteten „Mord“ und „Familie“. Das ließ nur einen Schluss zu. Schon oft war er von der Polizei und anderen wegen dieses Unfalls gestellt worden, doch damals hatte er sich in solchen Momenten noch im Griff gehabt, jetzt hingegen raste sein Puls und es fiel ihm schwer nicht in einem Kampfrausch zu geraten. Einer der Soldaten näherte sich ihm langsam. Wenn er ihn berührte, war das Schicksal dieser Menschen besiegelt. Bitte nicht!, flehte er den Soldaten stumm an. Nach mach schon! Nicht so schüchtern, spornte Baal den Soldaten an. Der Soldat kam näher. Dark begann innerlich zu wimmern, er sah voraus was passieren würde und es wäre eine Tragödie. Der Soldat war jetzt ganz nahe. Dark wusste nicht warum, aber er konnte den Mund nicht aufmachen. Na los, mach schon! Nur noch ein Stückchen, sagte Baal vorfreudig. Und es kam, wie es kommen musste. Er berührte Dark sacht an der Schulter und die Bestie in ihm zeigte ihr hässliches Gesicht. Blitzschnell packte Dark den Soldaten und schleuderte ihn in die Menge. Der Junge sprang ins Getümmel. Panisch schossen die Soldaten auf ihn. Die Kugel durchsiebten seinen Körper, doch den dämonischen Mächten waren sie nicht gewachsen. Er packte ihre Arme, zielte mit ihren Waffen auf ihre Kameraden und drückte den Abzug. Die Soldaten fielen Reihenweise. Getötet von ihren eigenen Waffen. Dark schleuderte sogar einen Panzer in eine Tankstelle. Die Explosion erleuchtete seine sadistischen Züge und die Leichen um ihn herum. Die anderen Soldaten flohen, doch damit gab sich Dark nicht zufrieden. Er nahm sich den anderen Panzer, packte das Schussrohr und wirbelte das Gefährt wie eine Keule um sich. Knochen wurden zerschmettert. Leben wurden gewaltsam und aufs brutalste beendet, doch das reichte ihm bei Weitem nicht. Er wollte mehr. Mehr Seelen, ob nun Mensch oder Monster. Er wollte mehr Macht. Seelen waren Macht, Macht waren Seelen und wenn er seine eigene dafür opfern musste, war ihm das recht. Sofort verflog der Kampfrausch. Was? Seine eigene Seele opfern?! War nicht einer der Gründe, dass er sterben wollte, nicht der, dass Baal seine Seele nicht in die dreckigen Klauen bekam? Achtlos und mit entsetztem Blick ließ er den Panzer fallen. Was hatte er wieder angerichtet? Krachend zerstörte der tonnenschwere Panzer die Straße. „Und ich dachte schon, dass mich meine Sinne betrogen hätten, als ich dich schmächtiges Etwas sah.“, wisperte eine Stimme, wie der Wind in den Blättern. Dark drehte sich zu der Stimme um. Es war eine ausgemerkelte, blasse Gestalt. Ihre Haut hatte einen leichten Blauschimmer. Die Hände steckten in viel zu großen Handschuhen, genau wie die Füße. Ein braunes Tuch ließ alle Züge unterhalb der Augen verschwinden. Die himmelblauen Haare bewegten sich, als wenn sie Unterwasser wären. Die blauleuchtenden Augen zeigten Überraschung darüber, dass Dark ihn gehört hatte. „Wer bist du?“, fragte Dark. „Ich bin der, der deine Seele verschlingen wird.“

 

 

Fortsetzung folgt…

Engeltod X - Verrat

Azrael stand vor dem Gebäude in dem seine geliebte Caedes nach ihm schrie. Nur noch ein kurzer Moment trennte die beiden. Er zögerte einen Moment. Sicherlich wurde er erwartet und eine Falle stand bereit zum Zuschnappen. Er schüttelte nur den Kopf und wunderte sich über sich selbst. Hatte ihn die jahrelange Gefangenschaft zum Feigling gemacht? Wenn da nun wirklich eine Falle stand, sollte es ihm eigentlich egal sein. Er hatte sich immer dadurch ausgezeichnet, dass nichts ihn aufhalten konnte. Schon oft war er in Fallen geraten, die nutzlos gegen ihn waren, was sollte heute da anders sein? Die Welt hatte sich verändert für wahr, aber sie war immer noch so schwach und erbärmlich wie früher. Vor dem Gebäude standen ein schwarz- und ein weißhäutiger Vampir. Sie trugen schwarze Anzüge, mit Sonnenbrillen. Ihre steife Haltung wies sie als Leibwächter aus. Azrael schritt sicher auf die beiden Untoten zu. Sie versuchten ihn mit Gesten aufzuhalten, doch das Monster ließ sich davon nicht beirren. Schnell packte er die Köpfe der beiden Leibwächter und zerquetschte sie mit bloßen Händen. Blut tropfte von seinen Klauen. Die Haut sog es auf. Leiber fielen stumm zu Boden. Azrael verspürte keine Freude am töten dieser jämmerlichen Kreaturen. Es ging jetzt nur um die Rettung von Caedes, die ihn so sehr vermisste. Ohne sie war das Blutvergießen noch unbefriedigender als sonst schon. Höchste Zeit, sie sich wieder zurückzuholen. Die Sicherheitsvorkehrungen in dem Gebäude waren noch schlechter, als erwartet. Die Wachen waren bereits tot. Jemand hatte sie kaltblütig umgebracht. Wahrscheinlich war es der Verräter, von dem Azraels Lakai gesprochen hatte. Das Monster verspürte keine Wut, über die Dreistigkeit des Agenten seine Beute erlegt zu haben. Es waren harmlose Menschen, die er einfach ignoriert hätte. Er stieg das Hochhaus empor. Unwillkürlich musste er an den schwarzen Turm denken, den er einst bestiegen hatte. Es war jener schicksalhafte Tag gewesen, an dem er seinem größten Gegner Amon das erste Mal begegnet war. Im obersten Raum wartete die feige Ratte Vladimir auf ihren Untergang. Er stand an einem Fenster und starrte in die Nacht hinaus. Seinen gebogenen Säbel locker in der Hand haltend. „Ich habe mich schon gefragt, wann du mich finden würdest, Azrael.“ „Du hast dich nicht verändert. Du verkriechst dich immer noch unter Steinen und vor einem wie dir neigen die anderen Blutsauger ihre Häupter?“ Der Vampir ging nicht auf die Beleidigungen des Todesengels ein. „Du hast also meine Wachen getötet. Wäre doch nur die Eliteeinheit hier. Sie hätten dich wenigstens schwer verwunden können. Verdammter Monsterschlächter.“ „Monsterschlächter?“, fragte Azrael. „Eine niedere Kreatur, mit einer Natur, die dir ähnelt. Der Teufel soll ihn holen.“ Jemand der eine ähnliche Mentalität wie Azrael hatte? Die modernen Zeiten schienen wohl auch ihre Helden und Ungeheuer zu haben. „Gibst du sie mir?“, fragte das Monster. Zum ersten Mal drehte sich Vladimir zu ihm um. Er schien stärker geworden zu sein. Früher hätte er sich nicht getraut, Azrael in die Augen zu schauen. „Ach, deswegen bist du hier. Ich dachte du wolltest Rache üben.“ „Werde ich auch.“, antwortete das Monster. „Aber die Vampire hatten mit meiner Gefangennahme wenig zu tun. Wen ich will ist Amon.“ „Amon? Er ging, nach deiner Gefangennahme, fort. Er kehrte zurück in die Hölle und wurde nie wieder gesehen.“ „Was?!“ Azrael war außer sich. Seine Augen glühten mit noch mehr Intensität. Jede Sekunde seiner Gefangenschaft hatte er damit verbracht den Höllenfürsten zu verfluchen. Er hatte sich grausame und qualvolle Todesarten für ihn ausgedacht. Und nun würde er erst in die Hölle gehen müssen, um seine Rache zu bekommen? „Gib mir Ceades, bevor ich mich vergesse.“, fauchte er. „Niemals.“ Vladimir ging in Kampfstellung. Azrael verlor jetzt auch den letzten Rest seiner Selbstbeherrschung. Er drosch auf Vladimir mit seinen Klauen ein. Der parierte jeden Schlag. Krallen trafen funkensprühend auf Stahl. Die beiden starrten unverwandt in die Augen des jeweils anderen. „Ich habe sie versteckt. Du wirst sie nie finden.“, sagte Vladimir zwischen seinen festzusammengebissenen Zähnen. Azrael schrie unmenschlich. Alles was er wollte- Caedes, seine Rache- alles wurde ihm vorenthalten. Sowas durfte er nicht dulden. Wütend schnappte er mit seinem Maul nach dem Feigling. Der ihm im letzten Moment auswich. Er duckte sich und schlitzte Azrael den Bauch auf. Der Todesengel spürte keinen Schmerz nur unbändige Wut. Sein Blut tropfte auf den Boden, bevor es wieder in den Körper zurückkehrte und die Wunde verheilte. Azrael hielt es nicht mehr aus. Er musste Caedes wiederhaben. Zulange waren sie schon getrennt gewesen. Todesverachtend griff der Todesengel in die Klinge seines Feindes und rammte seine Faust durch Vladimirs Körper. Er spuckte Blut. Azrael zog seine Hand aus dem schwächlichen Leib zurück. Stöhnend und Blut hustend brach der Anführer der Vampire zusammen. Trotz seines nahenden Todes, lächelte er. „Ich weiß, dass du sie nie wiederbekommst.“ Das Klackern von Stöckelschuhen näherte sich. „Wie sehr du dich doch irrst, Vater.“ Unglaube spiegelte sich in Vladimirs Zügen. „Du?! Vanessa?!“, ächzte er, in den letzten Atemzügen seines zweiten Lebens. Das war also der Agent. Der Maulwurf, der die Vampire beobachten sollte. Azrael war von Anfang an klar gewesen, dass er in den eigenen Reihen sitzen musste. Um eine dauerhafte Wanze anzubringen musste diese schon eine gewisse Unsterblichkeit besitzen. Die höher stehenden Vampire erteilten den niederen bloß Befehle und die schwächeren, die die Befehle bekamen, starben eher weg, also musste es ein Ranghohes Mitglied sein. Alles andere machte keinen Sinn. „Wieso?“ Azrael genoss die Leiden seines Feindes. Die Verräterin würdigte ihn keines Blickes. Sie schritt zielgenau auf seinen Schreibtisch zu. „Ich bin es leid, mich im Schatten zu verstecken. Ich bin es leid in diesem schwächlichen Körper vor mich hinzuvegetieren. Aber Azrael versprach mir Macht. Die Macht am Tage zu wandeln. Die wahre Unsterblichkeit.“ Sie ging an den Schreibtisch vorbei, zu einem Bild, welches einem Sonnenaufgang zeigte. Hinter dem Bild verbarg sich ein Tresor. „Man sagt immer, wir wären unsterblich, doch in Wirklichkeit haben wir nur ewige Jugend. Bei Sonnenaufgang verbrennen wir zu Asche. Die Rebellion gegen unsere einstigen Meister war ein großer Fehler, sie verfluchten uns. Sie lehrten uns das Fürchten. Aber ich mag nicht mehr. Ich will keine Angst mehr vor dem Tageslicht haben. Ich will zum ersten Mal in meinem Leben die Sonne sehen und auf meiner Haut spüren.“ Sie gab den Zahlencode ein und öffnete das Fach. Ächzend holte sie ein großes Breitschwert heraus, an dessen Griff eine Klingenkette befestigt war. Sie stöhnte und hatte Probleme das Schwert überhaupt zu heben, aber trotz dieser Schwierigkeiten übergab sie es Azrael. Der schwang das Schwert wie einen Ast. Ja das war Caedes. Lieblich schlang sich das Ende der Klingenkette um seinen Oberarm. Azrael sog genüsslich die Luft durch die Zähne, als sich die Kette in seinem Oberarm verbiss und wieder mit ihm verschmolz. Jetzt würde die beiden nichts mehr trennen können. Aber etwas störte Azrael an der Klinge. Die Runen! Sie bluteten nicht! Stattdessen glühten sie nur blutrot. Also wirken die Handschellen auf das Schwert. Na ja, was soll´s. Das wird auch nicht ewig anhalten, dachte er. Der Todesengel blickte zu seinen Feind hinab und sah, wie der letzte Lebensfunke aus ihm wich. Er starb in dem Wissen versagt zu haben. Azrael wandte sich an Vanessa. „Dafür wirst du deine Belohnung erhalten. Bald.“

 

Wer bist du?“, fragte Dark. „Ich bin der, der deine Seele verschlingen wird.“ Na toll, dachte Dark. Schon wieder einer der meine Seele will. Wieso will sie jedes gottverdammte Monster haben? Das Wesen materialisierte eine blaue Geisterklinge in seiner Hand. „Mein Name ist Ghost. Und deine Seele wird mir helfen, mein Schicksal zu erfüllen.“ Was für ein interessantes Exemplar. Zur einen Hälfte Geist zur anderen Vampir. Das muss eines der Experimente sein, die in der Rebellion unserer Sklaven eingesetzt wurden. „Du trägst einen Dämon in dir.“, bemerkte Ghost. „Du kannst ihn hören?“ Dark war noch nie jemanden begegnet, der Baal hören konnte. „Nein, ich sehe wie er sich an deiner Seele festgesaugt hat und sie langsam verzehrt. Einem Blutegel nicht unähnlich.“ Blutegel?! Dark, wir müssen diesen Kerl auf jeden Fall platt machen. Blutegel, also hat man sowas schon mal gehört. Dark hörte nicht auf den empörten Dämon. Er zog sein Messer und machte sich bereit. Ghost verlor auch keine weitere Zeit. Er setzte zu einem kurzen Sprint an. Seine Klinge war bereit Dark zu durchbohren. Dark sprang aus dem Stand über Ghost hinweg. Die Geisterklinge traf ins Leere. Wieder am Boden drehte sich Dark blitzschnell um. Das Messer zielte auf die Kehle seines Gegners, doch anstatt sie aufzuschlitzen, wurde das Messer von der Geisterklinge pariert. Ungläubig sah Dark, wie seine Waffe in tausend Teile zersprang. Wütend schmiss er den übriggebliebenen Griff nach dem Geist. Der Griff flog durch seinen Körper wie durch blauen Rauch. „Netter Versuch, aber zwecklos.“ Dark versuchte das Wesen zu erwürgen, doch wieder verwandelte es sich in blauen Rauch. Das bringt nichts, er ist ein Geist. Eine Seele ohne Körper. Dark brachte Baals Bemerkung auf eine Idee. Die Distanz war zu klein, für sein Vorhaben, also machte er einen kurzen Sprung nach hinten, um sie zu vergrößern. Dark tat etwas was er bisher noch nie gemacht hatte. Überheblich zeigte er dem Geist seine linke Hand, mit dem Handschuh daran. „Was soll das?“, fragte er. Dark schloss die Augen und konzentrierte sich. Wenn seine neuen Kräfte die Macht Baals beeinflussen konnten, warum sollten sie es auch nicht mit dem Schlund machen können. Er zog den Handschuh aus. Sofort war der Schlund wieder aktiv. Es war ein Maul mit mehreren Reihen spitzer Reißzähne, das in Darks linker Handinnenfläche saß. Sein Sog erzeugte einen Strudel und zerrte an der Seele des Jungen. Er hielt den Schlund direkt auf Ghost. „Was? Nein!“ Er krallte sich in den Boden. Der Sog wurde stärker. Obwohl Dark den Schlund von sich hielt, zerrte er seine Seele weiter in den Strudel. Der Junge musste verhindern, dass sie mit eingesogen wurde. Sein linker Arm konnte dem Druck nicht mehr standhalten und richtete sich langsam auf Dark. Schnell packte der rechte Arm den linken und streckte ihn wieder von sich. Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn. Der Geist begann sich langsam vom Boden zu lösen. Er wurde vom Sog erfasst und vom Schlund verschlungen. Dark setzte jetzt seine Kraft frei, um den Schlund für einen kurzen Augenblick zu schließen. Langsam und wiederstrebend schloss sich das gierige Maul. Schnell zog sich Dark wieder den Handschuh an. Er rieb sich den Schweiß von der Stirn und stöhnte erleichtert. Kaum war aber der Handschuh wieder dran, durchzuckte ihn ein gleißender Schmerz. Sein linker Arm wand sich wie toll. In seiner Hand tauchte eine blaue Geisterklinge auf. Der Arm hatte auf einmal seinen eigenen Willen und wollte Dark umbringen. Die Klinge verpasste seinen Hals um Haaresbreite. Na wirst du wohl, brüllte Baal den Arm an. Der Arm wurde langsamer und ruhiger. Die Klinge färbte sich tiefschwarz. Herzlichen Glückwunsch, du hast eine Geisterklinge. Natürlich hättest du sie ohne mich nie bekommen. Dark betrachtete die Klinge genauer und versuchte sich nicht vorzustellen, wie sein Leben ohne Baal verlaufen wäre. Er löste das Schwert auf, materialisierte es erneut und löste es wieder auf. Nun hatte er eine neue Waffe. Was er wohl alles damit anstellen konnte? Aber jetzt musste er erst einmal das schwarzgekleidete Wesen finden. Er hatte schon viel zu viel Zeit verplempert.

 

Die vier folgten der Straße, ohne Richtung oder Ziel. Lucy ging zielstrebig voraus. Dahinter kam Mark. Den Schluss bildeten Leonardo und Sam. Auf der Straße standen überall Autos. Die Menschen schienen sie verlassen zu haben. Lucy machte ihnen keinen Vorwurf. Jeder floh aus der verrücktgewordenen Stadt. Einzig das Militär und ein paar Verrückte blieben. Mark beschleunigte seinen Schritt, um mit Lucy unter vier Augen zu reden. „Was machen wir jetzt?“ „Keine Ahnung.“, antwortete Lucy ehrlich. „Keine Ahnung? Soll das heißen, dass wir hier einfach nur umherirren?“ „Nicht ganz. Ich verlasse mich auf unser Glück.“ Marks erstaunen kannte mal wieder keine Grenzen. „Glück? Das wird ja immer besser.“ Lucy ignorierte seinen Sarkasmus. „Sonst noch was?“ Mark stöhnte. „Du willst ja, dass ich diese blöde Reise dokumentiere, dafür brauche ich etwas Background. Also erzähl etwas über dich, damit wir hier die Zeit totschlagen können.“ Lucy legte die Stirn in Falten. „Wo soll ich da anfangen? Ah ja, ich bin ein Engel der dritten Sphäre, also des dritten Ranges. Und ich werde immer als Vertreterin des Himmels zur Erde gesandt, um die Menschheit zu beschützen.“, sagte sie mit theatralischen Unterton. „Einfach erklärt, wenn die Kacke gewaltig am Dampfen ist, werde ich zu euch geschickt, um den Tag zu retten. Was noch?“ „Wie sieht es mit den anderen Engeln aus? Die sind doch sicher gewaltig stolz auf dich.“ „Pah! Die verachten mich. Mein Job bringt es mit sich, dass ich mit allerlei Scheiße in Berührung komme und die feineren Engel haben Angst davor, schmutzig zu werden. Wenn im Himmel darauf gewettet würde, wer als nächstes zur Hölle fährt, wäre es der, der bei einer Apokalypse zur Erde geschickt wird.“ „Also, werden keine weiteren Engel geschickt.“, sagte Mark missmutig. „Nein. Früher haben wir immer eine Armee losgeschickt, die vom Erzengel Lucifer persönlich angeführt wurde, den Rest kennst du ja. Es gab eine Rebellion. Lucifer und seine Anhänger wurden bestraft und verbannt. Blah Blah Blah. Jedenfalls wurden wir danach nur noch einzeln auf die Menschenwelt geschickt. Ich will dir nichts vormachen. Jeder, der den Job vor mir gemacht hat, ist „Gefallen“. Mir wird es wahrscheinlich nicht anders ergehen. Aber bis jetzt halte ich immer noch am längsten durch.“ „Wie oft musstest du deinen „Job“ schon machen.“ „Sieben mal, dieses Mal nicht mitgerechnet. Wer weiß schon, ob ich es diesmal wieder schaffe. Und wir Engel greifen auch nicht in jede Apokalypse ein. Aber manchmal findet sich nun mal kein Dummer dafür. Da fällt mir gerade ein, dass ich noch etwas für dich habe.“ Lucy griff unter ihren Mantel und holte ein Fernglas hervor. Sie hielt es Mark lächelnd hin. „Hiermit ernenne ich dich zum Beobachter, Historiker und Huhn-in-Not-Opfer des Lucy-Teams.“ „Was für eine Ehre.“ Marks Stimme triefte vor Sarkasmus. Er entriss Lucy das Fernglass und betrachtete es mit misstrauischen Blicken. Plötzlich riss er empört seine Augen auf. „Moment mal! Soll das heißen, dass ich immer den Lockvogel abgeben muss?“ Lucy blieb gelassen. „Kannst du auch mal etwas anderes, als nur stöhnen?“ „Du hast meine Frage nicht beantwortet.“, brüllte Mark. Die anderen begannen schon die beiden komisch anzusehen. Wahrscheinlich dachten sie, dass etwas zwischen ihnen lief. Aber das war Lucy egal, sie hatte dafür etwas anderes bemerkt. Sie machte ein Zeichen, um den anderen zu bedeuten anzuhalten und leise zu sein. Vor ihnen stand ein einzelner Soldat, er zitterte am ganzen Leib. Nervös zielte er blindlings mit seiner Waffe umher. Überall um ihn herum war Blut, aber keine Leichen. Es musste ein wahres Massaker gewesen sein. „Hey! Alles in Ordnung?“ Der Soldat drehte sich hastig zu ihnen um. Lucy griff zu ihrer Waffe, auch Sam und Leonardo machten sich bereit wenn nötig anzugreifen, nur Mark machte einen Schritt zurück. „Wo? … Wo … ist sie?“, stammelte der Soldat. „Wer?“, fragte Sam. „Diese Frau!“, schrie der Mann. Er war außer sich. „Grün … Grüner Nebel zog auf. So … So etwas hatte ich noch nie gesehen. Sie … sie war plötzlich da. Meine Kameraden … wo sind sie?“ Lucy ging ein paar Schritte nach vorne. „Diese Frau … saß sie auf einer Hyäne?“ Der Mann blickte durch sie durch. Er schien sie nicht wahrzunehmen. Plötzlich sah er den Engel direkt an und riss die Augen auf. „Du! Du hast meine Kameraden getötet! Verrecke Hure!“, kreischte er und zielte mit der Waffe auf den Engel. Lucy zog ihre Pistole und schoss dem Soldaten in den Kopf. Er explodierte und der Leichnam fiel zu Boden. „Was war denn mit dem los?“, fragte Mark. „Erinnerst du dich noch an die Reiter, die ich erwähnt hatte? Das war eine von ihnen. Wahnsinn. Ich brauche wohl nicht zu erklären, warum sie so heißt. Wahrscheinlich ist dieser arme Kerl verrückt geworden und hat mich mit ihr verwechselt. Wäre nicht das erste Mal.“ Auf den komischen Blick von Mark sagte sie bloß: „Was ist?“ Plötzlich zog grüner Nebel auf. „Wir sollten machen, dass wir von hier weg kommen.“ Lucy ging zurück in die Richtung, aus der sie gerade gekommen waren. „Wieso sollen wir den Kampf so schnell aufgeben?“, fragte Leonardo. „Das hier ist das Gebiet der Reiterin. Jeder der zu lange hierbleibt wird wahnsinnig. Also macht schon.“ Lucy schritt hastig weiter. Abrupt blieb sie stehen. Da war ein unendlich tiefer, schwarzer Abgrund vor ihr. Sie musste die anderen zurückhalten, damit sie nicht reinfielen. Der Abgrund füllte die gesamte Breite der Straße aus. „Wow, dass ist wahrscheinlich das tiefste Loch, dass ich je gesehen habe. Wie tief das wohl ist?“, fragte Sam. „Leute ich weiß zwar nicht, wie tief es ist oder wo es hinführt“, Lucy legte ihren Arm um Marks Schulter. „aber ich danke dir Mark, dass du es für uns herausfinden wirst.“ Sie schubste das Huhn-in-Not-Opfer, welches zu spät realisierte, was der Engel gerade gesagt hatte, in den Abgrund. „Waaaaaaaaahhhhhhhhhhhhh“, schrie er, während ihn die schwarze Tiefe verschluckte. „Wieso hast du das gemacht?“, fragte Leonardo. „Ach, weißt du“, meinte Lucy. „nur so.“Er schrie und schrie. „Wow, das ist echt tief.“, meinte Sam. Das Schreien hörte auf, nur damit es kurz darauf wieder begann. „Ihm ist wohl kurzzeitig die Luft ausgegangen.“, bemerkte Leonardo. Das Schreien wurde leiser und klang entfernter. Dann wurde es wieder lauter und schien direkt über ihnen zu sein. Auf einmal hörte man ein Plumpsen. Das Schreien hörte auf. Es kam von irgendwo hinter ihnen. Es war Mark. Der Journalist stemmte sich stöhnend und ächzend in die Höhe. Er gab nur ein paar wütende, nicht erkennbare Laute von sich. „Ich weiß“, sagte Lucy. „Als ich damals in mein erstes Loch gestürzt bin, habe ich genauso reagiert, aber das legt sich wieder.“ Sam beugte sich neugierig nach vorne. „Und? Was hast du gesehen?“ Mark tobte noch ein Weilchen weiter, ehe er lauthals Ausatmete und sagte: „Glaub mir, du willst es nicht wissen. Du … willst es nicht wissen.“ Damit schien sich Sam zufrieden zu geben. So verließ die Gruppe das Terrain der Reiterin oder versuchte es zumindest.

 

Einsam und verlassen lag der Leichnam des Soldaten, den Lucy getötet hatte vor sich hin. Sein Funkgerät funktionierte noch. „An alle Einheiten. Code Red. Wiederhole. Code Red. Alle verfügbaren Streitkräfte sollen sofort die Stadt verlassen, bevor sie evakuiert wird. Wiederhole. Die Stadt sofort verlassen.“ Das Funkgerät stöhnte. „Ich hoffe, dass da draußen irgendeiner von euch Bastarden noch lebt.“

 

In der Stadt herrschte der Sturm des Krieges. Zombies töteten Menschen. Dämonen töteten Menschen und Zombies. Über all dem Stand der alte Mann und zog die Fäden. Er sah, wie die Helden und Ungeheuer das taten, was er vorhergesehen hatte. Er sah, wie sich Flugdämonen auf die Zombies stürzten und sie mit ihren Zähnen und Krallen zu blutigen Klumpen Fleisch zerfetzten. Die Anhänger von Azraels Totenkult warfen sich in die Schlacht und wurden Reihenweise abgeschlachtet. Der alte Mann verstand sie einfach nicht. Warum taten sie das? Warum gingen sie wie die Lämmer zur Schlachtbank? Ihre Religion war schon eine Klasse für sich. Die meisten Soldaten der Menschen waren bereits tot. Und die, die es nicht  waren, zogen sich zurück, ehe die Stadt abgeriegelt wurde. Alles verlief nach Plan. Die Macht der Teufelstitanen würde ihm gehören, das war gewiss.

 

 

Fortsetzung folgt…

Engeltod XI - Lächeln

Verbissen kämpfte sich die Einheit durch die meterhohe Schneedecke. Ein Schneesturm beschränkte ihre Sicht auf nur wenige Meter. Der Team-Leader fragte sich, was mit der Stadt los war. Er hatte den Funkverkehr verfolgt. Während sie hier mit dem Schnee kämpften, bewegten sich andere durch Lavagebiete. Andere marschierten durch dichten Dschungel. Es soll sogar Gebiete geben, in denen die Menschen wahnsinnig wurden. In einem Gebiet herrschte totenstille, wahrscheinlich waren sie dort alle tot. Was war hier los? Irgendetwas wurde hier geheim gehalten. Aber dem Leader war das egal. Er wollte einfach nur seine Einheit sicher durch diese Eishölle bringen. Ein Schrei riss ihn aus seinen Gedanken. Der hinterste Soldat war von einem weißen Zottelmonster angegriffen worden. Durch das Schneetreiben, hatte es sich unauffällig nähern können. Die Soldaten schossen es nieder. Mit unzähligen Kugeln im Leib, hauchte das Ding sein Leben aus. Unter ihm lag der tote Soldat begraben. Der Leader schaute sich das weiße Ding genauer an. Das weiße, zottige Fell tarnte es perfekt im Schnee. Die weißen Pfoten besaßen drei Zehen, mit himmelblauen, durchsichtigen Krallen. Sie sahen aus, als wenn sie aus Eis bestünden. Er schaute sich die Zähne an. Genau wie die Krallen schienen sie ebenfalls aus Eis zu bestehen. Mit dem Lauf seiner Waffe tippte der Leader kurz dagegen. Die Zähne zersprangen in tausend Teile. Sofort wuchsen neue Zähne nach. Innerhalb von drei Sekunden war das Gebiss wieder intakt. Wenn jemand also von dieser Kreatur gebissen wurde, splitterten die Zähne und verteilten sich im gesamten Körper- ganzgenau wie bei einer Splittergranate. „Was für eine Teufelsbrut ist das?“, murmelte er vor sich hin. Einer der Soldaten tippte ihm auf die Schulter und zeigte ins Schneetreiben. Zuerst wusste der Leader nicht was da war, doch dann sah er sie. Es war ein ganzes Rudel dieser Viecher. Und sie hatten die Soldaten schon längst umzingelt. Jetzt gab es nur noch eine Option, sein Fell so teuer wie möglich zu verkaufen.

 

Tausend Stimmen drangen auf Lucy ein. Sie wusste, dass sie sich das nur einbildete. Da waren keine Stimmen. Aber die anderen schienen sich da nicht so sicher zu sein. Mark zum Beispiel schaute sich immer wieder nach allen Seiten um. Leonardos Zigarettenkonsum hatte sich drastisch erhöht. Und Sam war unnatürlich ruhig geworden. „Lasst euch davon nicht bekloppt machen. Es spielt sich alles nur in euren Köpfen ab.“ Lucy holte ihren iPhod hervor. Die Musik würde sie ablenken. „Nein, Sam. Nicht.“, drang Marks Stimme an ihr Ohr. Wahrscheinlich bloß wieder eine Wahnvorstellung, die ihr vorgaukelte, dass Mark nach Sam rief. Ihre Ansicht wurde jedoch von einer Hand, die sich auf ihre Schulter legte, zunichte gemacht. „Sieh dir das an.“, sagte Mark und zeigte auf Sam, die am Straßenrand kniete. Sie weinte. „Sam! Sam, was auch immer du siehst, es ist nicht echt.“, schrie Lucy zu ihr rüber. „Es ist alles meine Schuld. Ich hätte nie … Ich durfte nie …“ Obwohl sie es nur leise vor sich hin jammerte, konnte Lucy es doch genau hören. Der Engel schritt zielgenau auf Sam zu, zog sie hoch und klatschte ihr eine. „Reiß dich zusammen, man!“ Sam starrte auf die Stelle, an der sie gerade gekniet hatte. „Wo ist er hin?“ „Er ist nicht hier. Das bildest du dir alles nur ein, kapiert?“ Lucy wollte hier nur noch weg. Es war nicht gut für die Moral des Teams hier zu sein. Plötzlich traf ihr Blick auf eine bandagierte Frau, die auf einer Hyäne saß. War das schon wieder nur eine Einbildung? Die Stimmen wurden lauter- eindringlicher. Nein, sie musste hier sein. Die Reiterin preschte auf den Engel zu. Lucy zog ihre Waffe. Laut wie Donner, hallte der Schuss von den Häusern wieder. Die Reiterin löste sich in Luft auf. Wieder nur eine Illusion. Aber diesmal entstammte sie von der Herrin dieses Reiches. „Okay Leute, Wahnsinn ist hier. Macht euch auf alles gefasst.“ Die Gruppe machte sich Kampfbereit. Leonardo zog seinen Dolch. Sam zog am Griff ihres Blindenstocks. Heraus kamen ein paar lange Fäden aus Stahl. „Die Schlampe gehört mir.“, knurrte sie. Zombie-Queen schien wie ausgewechselt. Die Illusion musste sie ziemlich verstört haben. Nur Mark wusste nicht so recht, was er machen sollte. Er stand einfach nur dumm rum und schaute sich nervös um. Eine giftgrüne Hyäne sprang durch die Nebelbank und zerriss den zarten Dunstschleier. Das Tier wollte sich auf Mark stürzen, doch soweit kam es nicht. Leonardo hatte schützend einen Arm vor Mark gestellt und den Flug der Bestie gestoppt. Ächzend tropfte der Speichel auf seinen Arm und fraß sich durch die Kleidung. Schnell schnappte sich Leonardo das Tier und schleuderte es wie ein Kuscheltier fort. Eine Kettensäge riss Lucy und Sam aus der Erstarrung. Sie fuhr genau zwischen die Beiden und hätten sie nicht einen Schritt zur Seite gemacht, wären sie ernsthaft verletzt worden. Gierig fraßen sich die Zähne der Säge in den Teer der Straße. „Lucy?! So sehen sich unsere Seins wieder.“, zischte die Reiterin. Ihre Stimme änderte ständig die Tonlage. Mal war sie schrill, dann wieder nur ein wispern. Das konnte einen in den Wahnsinn treiben. Irgendwo im Hintergrund zischte es. Oder war das wieder nur Einbildung? „Ja, so sieht man sich wieder, verrücktes Miststück.“ „Warum so gereizt, Schwingenträgerin? Nagen die Schatten der letzten Niederlage noch an dir?“ Sie hielt ihre Waffe hocherhoben. Es verwunderte Lucy, dass sie keinen Laut von sich gab. War sie nicht eingeschaltet? Der Engel sah, wie die einzelnen Zähne sich bewegen. Warum machte sie keinen Laut? Die Reiterin wechselte immer gerne ihre Waffe. Diese hatte Lucy aber noch nie zuvor gesehen. Aber das war auch nicht wichtig. Wichtiger war, dass man sie damit töten wollte. Die Reiterin stand genau vor ihr. Der Engel schoss in das Dunkel ihrer Kapuze. Eigentlich hätte Wahnsinn die Wucht der Kugel zu Boden werfen müssen, aber sie rollte sich ab. Ihre Kapuze war nach hinten gerutscht und zeigte nun zum ersten Mal ihr Gesicht. Sie hatte zischende Schlangen, statt Haare. Ihre Augen waren giftgrün. Sie hatte keine Wangen, die ihre Reißzähne verbergen konnten. Nur ein wenig Haut, um die Mundpartien versteckte den vorderen Teil ihres Gebiss. „Ach so siehst du aus. Das erklärt natürlich einiges.“, meinte der Engel süffisant. „Schweig. Scheiß Lucy.“ „Sag jetzt bloß nicht, dass du Minderwertigkeitskomplexe wegen deines Gesichts hast.“ „Ich habe keine Komplexe der Minderwertigen.“, kreischte Wahnsinn. „Keine meiner Persönlichkeiten hat das.“, fügte sie brüllend hinzu. Drohend wurde Lucy von den Schlangen angezischt. „Ach? Dann läufst du also nur vermummt rum, weil die Stimmen in deinem Kopf es dir befohlen haben.“ Rasend vor Wut rannte die Reiterin los. Die Stimmen wurden lauter- wütender. Lucy hob seelenruhig ihre Waffe und zielte auf die wichtigsten Organe. Plötzlich erstarrte Wahnsinn mitten in der Bewegung. Ihr Gekreische wurde lauter und rasender, genau wie die Stimmen in Lucy ´s Kopf. Die Reiterin wand sich wie verrückt hin und her. Etwas glänzte an ihren Armen. Es waren die Stahlfäden von Zombie-Queen. Sie hatten sich um Wahnsinns Arme und Beine geschlungen. Hinter ihr stand Sam, die Fäden fest in den Händen. Sie lächelte böse. „Wie gefällt dir das, Schlampe?“ Die Fäden zogen sich zusammen und drückten ins Fleisch. Wahnsinn fing an zu kreischen. Nicht vor Schmerz, sondern vor Wut. Sie kannte keine Schmerzen, jedenfalls keine körperlichen. Die Stimmen stimmten in die Agonie der Reiterin mit ein. Unaufhaltsam schritt sie auf Lucy zu. Erst einen Schritt, dann ein zweiter. Kreischend trotzte sie den Fäden, die sich immer weiter in ihre Haut bohrten. Ihre Augen quollen über vor Hass. Und ein weiterer Schritt. Ihr schwefelgelbes Blut tropfte auf den Boden. Noch ein Schritt. „Kommt bloß nicht mit ihrem Blut in Berührung. Ein Tropfen auf euer Haut reicht aus, um euch auf ewig geisteskrank zu machen.“ Hoffentlich war ihre Warnung angekommen. Sie wollte die Sauerei vom letzten Mal, nicht noch einmal vor ihren Chefs rechtfertigen müssen. Unbändige Wut schien die Reiterin gepackt zu haben. Schreiend rannte sie auf den Engel zu. Die Fäden hielten stand und verlangsamten ihren Sprint. „Das würde ich an deiner Stelle nicht tun.“, meinte Lucy bloß. Aber die Reiterin schlug die Warnung in den Wind. Und es kam, wie Lucy es sich gedacht hatte. Mit einem reißenden Geräusch, rissen die eingewickelten Arme ab. Selbst in diesem Moment schien sie keine Schmerzen zu spüren. Ihr Rumpf plumpste auf den Boden, als sich ihre Beine ebenfalls verabschiedeten. Aber der unmenschliche Wille der Reiterin war noch nicht gebrochen. Sie rammte ihr Kinn in den Boden und zog sich nach vorne. Die Stimmen waren nur noch ein säuseln. „Diesmal wird keine meiner Persönlichkeiten versagen.“ Langsam ging Sam auf sie zu und stellte sich ihr in den Weg. Geringschätzig schaute die Reiterin zu ihr hoch. Lucy hielt sich zurück. Sam wollte sie fertig machen, nicht sie. „Jetzt bring ich dir mal ein paar hübsche Striemen bei.“, sagte Sam böse. Sie schlug ihre Fäden gegen das Gesicht der Reiterin. Wortlos ertrug sie die Pein. Die Pein von einem schwächlichen Zombie fertig gemacht zu werden. Sam schlug die Fäden schneller. Immer schneller. Sie begann vor Anstrengung zu keuchen. Jetzt mach mal halblang, Mädel. Wir sind hier nicht in einem Sadomaso-Streifen, dachte Lucy bei sich, aber sie hielt die Klappe. Nicht, dass sie noch ungewollte Aufmerksamkeit erregte. „Oh Mein Gott.“ Es war Leonardo, der jetzt neben Lucy stand. „Ah, Leo. Na? Das blöde Mistvieh erledigt?“ Er schien sich vom Anblick dieses Szenarios nicht loszureißen können. „Ja. Da hinten liegt das Ungetüm.“, er zeigte dabei hinter sich, ohne den Kopf zu bewegen. Lucy drehte sich um. Sie musste diese Gewalt nicht sehen. Das was sie gesehen hatte reichte aus, um ihr für ein paar Ewigkeiten Albträume zu bescheren. Also war im Moment die Hyäne interessanter. Leonardo hatte das Mistvieh erfolgreich erwischt. Es hatte mehrere schwere Wunden. Gerade stupste Mark es todesmutig an, um sich seines Dahinscheidens auch wirklich zu vergewissern. Auf einmal hörte die Geräuschkulisse auf. Die Stimmen wurden leiser und verstummten dann ganz. „Puh, dass tat gut.“ Lucy drehte sich um. Es war, als wenn nie etwas gewesen wäre. Die einzigen Zeugen waren die tote Hyäne und ein blutiger Haufen Fleisch neben Sam. Das war mal eine Reiterin, dachte sie. Aber egal wie oft und brutal man sie tötete, sie kamen wieder. Sie kamen immer wieder. Lucy machte dieser Gedanke irgendwie depressiv. Sie drehte ihre Musik lauter. „Also lasst uns hier endlich abhauen.“ Obwohl die Königin dieser Region gefallen war, verschwanden die Illusionen nicht ganz. Die Leute wurden immer noch von ihnen heimgesucht.

 

Azrael stand vor dem zerbrochenen Fenster und starrte in die Nacht hinaus. Die Statuen im Büro des toten Vladimirs waren seiner Zerstörungslust zum Opfer gefallen. Vielen fehlten die Köpfe, die seinen Zähnen keinen Wiederstand geleistet hatten. Das Bild vom Sonnenaufgang war durchs Fenster geworfen worden, der Tresor war ihm dicht gefolgt. Zuallererst war aber das Fenster von Caedes zerbrochen worden. Der Schreibtisch lag zerstückelt über den gesamten Raum verteilt. Viele Bodenplatten waren zersprungen. Kurz gesagt, es war ein einziges Chaos. Jetzt, wo es nichts mehr zum Zerstören gab, schaute Azrael in die Nacht hinaus. Die dämonischen Mächte, die in der Stadt am Werke waren, hatten den Vollmond blutrot gefärbt, eine Farbe die er schon immer sehr ansprechend fand. Draußen waren die Schreie von Kreaturen zu hören, die die Dunkelheit durchstreiften. Azrael hörte sogar einige menschliche Schreckensschreie darunter heraus. Er rümpfte die Nase. Es roch nach Menschen. Das war also die „Abwechslung“, von der Vanessa gesprochen hatte. Kampferprobte Männer traten die Tür ein. Sie erfassten Azrael sofort. Nach einem kurzen Sprint, stand er vor seinem ersten Opfer. Lächelnd stieß er Caedes in den Bauch des Mannes. Endlich konnte er wieder mit seinem Schwert töten. Der Soldat keuchte und spuckte Blut. Die Klinge zog sich aus seinem Körper zurück. Leblos fiel er zu Boden und entblößte die Kehle des Soldaten, der hinter ihm stand. Azrael schnappte zu. Warm lief das Blut seine Kehle hinab. Er war so begierig darauf, dass das Blut sein gesamtes Gesicht vollsudelte. Der letzte Soldat wollte fliehen. Ihm haftete der Gestank von Angstschweiß und Pisse an. Azrael warf Caedes nach dem Fliehenden. Zielgenau spießte das Schwert den Soldaten auf. Der Todesengel zog an der Klingenkette und holte den Soldaten zu sich heran. Sein Körper war schon längst erschlafft. Plötzlich durchzuckte ein seltsames Kältegefühl die Seele des Monsters. Etwas das ihm nie begegnet war, befand sich just in diesem Moment hier im Raum. Er ließ vom toten Soldaten, den er gerade aussaugte, ab. „Wer versteckt sich im Schatten vor mir?“

 

Die Stimme des schwarzgekleideten Wesens ließ Dark frösteln. Er wusste selbst nicht, wie es ihn bemerken konnte. „Na los. Zeig dich mir.“, forderte es ihn heraus. Es ließ den aufgespießten Leichnam von seinem Schwert gleiten. Dark schritt aus dem Schatten. Bereit zu sterben. Das rötliche Mondlicht erhellte seine Züge. „Du siehst nicht aus, wie einer von denen hier.“, bemerkte das Wesen. Sein Schwert zeigte dabei auf einen der Leichname. „Nein. Ich bin kein Soldat.“, antwortete der Junge. „Wer bist du dann?“, fragte es. Dark antwortete mit einer Gegenfrage: „Ist das wichtig?“ „Nicht wirklich.“, konterte das Wesen. Es schleuderte sein seltsames Schwert nach ihm. Dark materialisierte seine Geisterklinge. Das Schwert flog auf ihn zu. Schützend hielt er die Klinge vor sich. Sie fälschte die Flugbahn des Schwertes nach oben ab. Dark nutzte die Chance. Er lief los. Baal, gib mir ein letztes Mal etwas von deiner Kraft. Ein letztes Mal?, fragte Baal. Glaubst du wirklich?. Na ja, wie du meinst. Bitte so wird dir gegeben, was du begehrst. Darks Tempo erhöhte sich und brachte ihn innerhalb eines Atemzuges auf die richtige Distanz, um einen schweren Schlag auszuführen. Das Wesen lächelte, was Dark nicht so recht verstand. Er schielte nach hinten. Das Schwert hatte seinen Kurs geändert und raste wieder auf ihn zu. „Mist.“ Dark machte einen Sprung an die Decke und blieb an ihr haften. Das fliegende Schwert durchstieß den Rumpf des Wesens. Es zeigte keine Schmerzen, vielmehr lächelte es. „So viel Spaß hatte ich wirklich schon lange nicht mehr.“ Mit einem Ruck zog es sich das Schwert aus dem Leib. Schwarzes Blut tropfte zu Boden. Kaum hatte es den Boden berührt, kehrte es wieder in den Körper zurück. Momentmal, sagte Baal. Zum ersten Mal, seitdem Dark ihn kannte, lag in seiner Stimme so etwas wie Verwunderung, mit einer Spur Empörung und einer Prise Neugier. Er besitzt die Macht der schwarzen Teufelstitanen. Meine Macht! Eine Kreuzung zwischen meiner Rasse und einem Vampir. Das … das ist eine Beleidigung meiner Art. Das ist Blasphemie! Schändlich! Dark du musst ihn töten! Dark starrte das Wesen an. „Nein“, antwortete er eiskalt. Das Wesen sah ihn verwundert an. Klar es dachte sicher, dass er Selbstgespräche führe. „Das ist die Chance. Er ist es.“ Er ist eine Mistgeburt. Töte ihn. Dark hatte keine Lust mehr. Schon seit Jahren musste er sich seine dämlichen Kommentare und Befehle anhören. Jetzt war Schluss. Jetzt gab es keine Diskussionen mehr. Jetzt und hier würde es enden. „Komm her! Lass es uns beenden.“, forderte er das Wesen heraus. Als Antwort sprang es zu ihm hoch, an die Decke. „Du bist ganzschön hartnäckig.“, meinte es. Dark sprintete los. Das Wesen verpasste ihm einen Kinnhacken. Trudelnd segelte der Junge durch eines der unbeschädigten Fenster. Als er fiel, sauste die Luft um seine Ohren. Er versuchte sich irgendworan festzuhalten. Unbarmherzig zog die Schwerkraft an seinem Körper. Hätte er nicht die Kräfte des Dämons gehabt, hätte er auf den Glasscheiben der Fassade keinen Halt finden können. Er schirmte seine Augen vor den Glasscherben ab, die sein Sturz verursacht hatte. Einige schnitten in sein Gesicht, aber die Wunden heilten in wenigen Augenblicken. Das Wesen sprang ihm nach und kam etwas weiter vor ihm zum Stehen. Wer hätte gedacht, dass sein letzter Kampf an der Fassade eines Hochhauses, in einem Winkel von neunzig Grad stattfinden würde. Aber daran dachte Dark nicht. Ihm kümmerte mehr, dass das Wesen sich zurückhielt. Es spielte bloß. Es wollte ihn nicht töten. Der Junge hatte keine Wahl. Um das Wesen zu zwingen ihn zu töten, brauchte er mehr von Baals Macht. Baal- Stufe zwei. Baal lachte. Damit wird dieser Bastard niemals fertig, meinte er. Die Kälte von Baals Kräften dehnte sich von Darks Körper auf seine Umgebung aus. Der Atem der beiden Kontrahenten gefror. Die Scheiben, auf denen sie standen, fingen an zu beschlagen. Darks Haare wuchsen und schoben die Kapuze zurück. Sie wurden tiefschwarz und begangen sich wie lebende Flammen zu bewegen. Der Wolf auf dem Rücken seiner Jacke wurde von der Schwärze verschluckt. Mäuler, mit mehreren Reihen spitzer Reißzähne tauchten darauf auf. Seine Geisterklinge wuchs um einen ganzen Meter. Die Zähne spitzten sich zu und hätten einem Hai gehören können. Schwärze breitete sich auf seinen Augen aus. Als sie durch und durch schwarz waren, erschienen viele kleine, rote Punkte in ihnen, die bei genauerem Hinsehen rotleuchtende Augen mit geschlitzten Pupillen waren. „Du könntest eine kleinere Version von mir sein.“, bemerkte das Wesen. Aber Dark war nicht wie er. Er war kein Monster. Und das würde er ihm beweisen, wenn er sein noch schlagendes Herz in Händen hielt. Wie eine Rakete raste er auf das Wesen zu. Innerhalb eines Blinzelns stand er vor seinem Gegner. Er sprang in die Luft, um einen Abwärtshieb mit der Geisterklinge auszuführen. Das Wesen lächelte wieder bloß. Darks Mordlust war auf ihren Höhepunkt. Jetzt konnte er nicht mehr verlieren. Sein Gegner stand im Gegensatz zu ihm in einer ungünstigen Position. Er würde diese Mistgeburt fertig machen und das war ja auch alles, was er wollte, oder? Das Wesen verpasste Dark einen Kinnhacken. Er war so sehr auf seinen eigenen Schlag konzentriert gewesen, dass er seine Deckung total vernachlässigt hatte. Er flog davon. Wieso?, fragte er sich. Wieso? Ein heißer Schmerz durchbrach die Kälte seiner Seele und steckte sie in Flammen. Es war kein Feuer das da brannte, sondern die geballte Mordlust, die in dem Schwert dieser Kreatur hauste. Das Schwert steckte in seinem Bauch fest. Die Wunde war halb so wild. Es würde wieder verheilen. Seine Flugrichtung änderte sich. Dark schielte nach unten. Er hielt genau auf eine Glasscheibe zu. Schmerzbereit kniff er die Augen zu. Es klirrte, als er die Scheibe durchstieß. Geschmeidig zog sich die Klinge aus seinem Körper zurück. Krachend landete der Junge auf dem kalten, harten Fußboden. Kälte und eine nahende Ohnmacht, waren alles was er spürte. Das Wesen sprang durch die zerbrochene Scheibe. „Nicht schlecht. Hättest du ein bisschen mehr Übung gehabt, wäre es doch ein anschaulicher Kampf geworden.“ Blutspuckend wurde Dark am Schopfe gepackt und hochgehoben. Wieder und wieder wurde ihm das Schwert ins Herz gestoßen. Er fühlte, wie die dämonischen Kräfte Probleme hatten dagegen anzuheilen. Seine Seele löste sich vom Körper und ging ins Jenseits ein. Er fühlte vollkommenen Frieden. Etwas, dass er seit Jahren nicht mehr gespürt hatte. Ein seliges Lächeln war stummer Zeuge seines Glücks. Die kalten Klauen des Todes schlossen sich um ihn. Leider fehlte ihm die Kraft, um sich bei dem Wesen noch zu bedanken. Alles wurde schwarz und Dark fand es okay. Er war schon vor langer Zeit gestorben. Der Sensenmann hatte ihn einfach vergessen, doch jetzt holte er sich ihn zurück. Seine Augen schlossen sich langsam.

 

Azrael zog Caedes aus dem Körper des Jungen heraus. Er hörte wie sein Herz einen letzten Schlag vollführte. Immer noch lächelnd fiel das Kind zur Erde. Warum grinste es so dämlich? Freute es sich etwa über seinen Tod? Das erinnerte ihn irgendwie an seine letzte Niederlage. Es war die einzige in seinem langen, langen Leben gewesen. Und wie er damals gelächelt hatte- kein Vergleich. Er verstaute Caedes in seinem Schwertgurt, der noch im Tresor gewesen war, auf den Rücken. „Ihr seid wahrlich ein Gott.“, hörte er Vanessa ehrfürchtig sagen. Sie stand hinter ihm. „Ihr habt den Monsterschlächter getötet.“ „Hast du ihn hierher geführt?“, fragte Azrael. „Ja, er folgte uns. Ich hatte ihn zuerst gar nicht bemerkt. Er war sehr geschickt im Verfolgen, was ja auch nicht anders zu erwarten war, von einer niederträchtigen Kreatur wie ihm.“ Irre schielte Azrael auf den Säbel in Vanessas Hand. Einst hatte er Vladimir gehört, aber nach seinem Tode hatte sie sich der Waffe angenommen. „Gib ihn mir.“, fordernd streckte er seine Hand nach dem Säbel aus. Bereitwillig übergab Vanessa ihm die Waffe. „Du hast dir deine Belohnung redlich verdient.“ Er ritzte sich mit dem Säbel in die Handfläche. „Hier trinke mein Blut, um wiedergeboren zu werden.“ Zuerst näherte sie sich ihm nur langsam, wahrscheinlich konnte sie ihr Glück gar nicht fassen. Aber dann hielt sie ihren Mund offen über seine Hand, als wenn sie eine Schneeflocke damit auffangen wolle. Die ersten Tropfen gelangten in ihren Mund. Kalt stieß ihr Azrael den Säbel ins Herz. Schockiert sah sie den Griff des Säbels, mit Azraels Hand daran. „Um wiedergeboren zu werden, muss man erst einmal sterben.“, meinte er. Vanessa brach entsetzt und schockiert zusammen. Blut sickerte aus der Wunde. Sie war nicht tot. Im Gegensatz zum Jungen, war sie nur bewusstlos. Wenn sein Blut in ihr gedeihte und sie erwachte, würde sie so mächtig wie Azrael sein. Dann wäre sie die einzige Herausforderung in dieser Welt für ihn. Aber er musste sich noch etwas gedulden, bis sie erwachte. Zuerst würde er Befehlen die Leiche des Jungen wegzuschaffen. Er hatte falsche Hoffnungen in Azrael geweckt und er konnte es nicht ausstehen, wenn seine Hoffnungen zerstört wurden. Deswegen war der Anblick dieses toten Versagers für ihn kaum Ertragbar.

 

Das Militär evakuierte die Stadt. Niemand, ob nun Mensch, Monster oder sonstiges, sollte sie verlassen können. Somit wurden alle Bewohner von der Außenwelt isoliert. Soldaten patrollierten rund um die Uhr. Das Militär hatte versagt. Sie konnten der Plage nicht Herr werden. Die Regierung musste also zu unkonventionelleren Mitteln greifen. Sie wusste, dass der Preis sehr hoch ausfallen würde. Bei dieser Frau tat er das immer.

 

Fortsetzung folgt…

Engeltod XII - Spielschulden

Das Dorf stand in Flammen. Er hatte sich immer vom Feuer faszinieren lassen, bloß dieses Mal nicht. Voller Entsetzen sah er, wie die Silhouette seiner Mutter im Feuer umkam. Etwas warmes und feuchtes rann seine Wange hinunter. Waren das Tränen? Weinte er? Wenn ja, war es das erste Mal. Aber so schnell wie die Tränen gekommen waren Versikten sie wieder. Hasserfüllt blickte er auf die Dämonen hinab. Wie sie voller Freude schrien und brüllten, es machte ihn krank. Und ihr Anführer. Eine Gestalt mit einer riesigen Axt, die sie mit der Leichtigkeit eines Astes schwang. Eines Tages würde er stärker sein als sie und sie töten, wie jeden anderen Dämonen auch.

 

Vergil wachte aus dem unruhigen Schlaf auf. Seine Augen blieben aber geschlossen. Der Wagen in dem er sich befand ruckelte immer wieder leicht. Aus dem Radio sang irgend so ein Penner: „Living easy, living free. Season ticket on a one-way ride. Asking nothing, leave me be. Taking everything in my stride.“ Das war eine dieser Band die nichts drauf hatte. „Oh Gott, Witch! Kannst du diese Scheißmucke nicht aus machen?!” „Halt die Schnauze, Devilboy! Mein Wagen, mein Soundtrack, kapito?“ ,,Don’t need reason, don’t need rhyme. Aint nothing I would rather do. Going down, party time. My friends are gonna be there too“, trällerte das Radio weiter. „Das ist die größte Band der Welt, sag nichts gegen sie, sonst verdoppel ich deine Spielschulden.” „Ja, ja.“, antwortete Vergil entnervt. Immer dasselbe. Er wusste noch nicht mal warum er sich überhaupt von Witch Geld geliehen hatte. Wie hatte er sich auch von ihr Überreden lassen können? Es ist doch nur für eine Weile. Die Schulden sind nicht hoch und du musst auch nur einen niedrigen Zinssatz zahlen. Mach schnell, sonst ist das Casino bald alle!, äffte er sie in Gedanken nach. Danach war er aus der Spielhölle rausgeschmissen worden, weil er seine Spielschulden nicht hatte bezahlen können und danach kam Witch mit ihren Schulden an. Es war immer dasselbe mit ihr. Sie gab einen mehr, als man wollte und dann kam sie mit ihren Wucherzinsen. Aber sie war nun mal die Beste. Nur sie konnte Pistolen bauen, die Vergils enormen Kräften standhielten. Ansonsten hätte er sie vor seiner Tür stehen gelassen. „Hast du sie schon ausprobiert?“, fragte Witch. Vergil gähnte ungeniert. „Nein. In letzter Zeit hatte ich keine Aufträge und wenn dann war es nur Kleinkram. Du sag mal, ist das Gebiet nicht unter Quarantäne? Die Kontrolle müssten wir doch schon längst durchlaufen haben.“ „Haben wir auch, aber du hast tief und fest gepennt, als wir da waren. Die haben vielleicht geguckt, als der Name Deviloser fiel.“ Deviloser. Jeder Monsterjäger hatte einen anderen Spitznamen mit einer anderen Bedeutung, einer anderen Geschichte und anderen Gerüchten, die sich um ihn rankten. Witch hatte ihren, weil sie die einzige Hexe in der Branche war. Angeblich soll sie wegen irgendwelcher Schwarzmagie aus dem Orden rausgeflogen sein, aber Vergil glaubte nicht daran. Sie war nun mal keine Zauberkünstlerin, sie war eher eine Waffenschmiedin und eine ganz passable Monsterjägerin nebenbei. Jeden Auftrag den man ihr gab, nahm sie an. Auf der einen Seite war es lobenswert, auf der anderen aber waren ihre Honorare dafür sehr deftig. Die meisten überlegten es sich zweimal, ob sie die Hexe engagierten. Und Vergil. Er hatte sich ausschließlich auf die Dämonenjagd spezialisiert. Seine Lieblingsband war Lordi. Sie hatten den Song Devil is a Loser geschrieben, nachdem er dann seinen Laden benannt hatte. Dadurch war er auch zu seinem Spitznamen Deviloser gekommen. Indem man die Nomen seines Ladens zusammengelegt hatte, war er entstanden. Das war die Wahrheit. Es ging aber das Gerücht um, dass Satan ihn in die menschliche Welt geschickt hatte, um sämtliche Pizzas der Welt zu verschlingen. Natürlich war Vergil sich dafür zu schade gewesen, also rebellierte er gegen seinen Meister und seine Brüder. Und dieses Gerücht hatte sich durchgesetzt und Vergil war es wie immer scheißegal. Er machte seine Arbeit gut, dass bestritt niemand. Trotzdem gab es immer irgendwelcher Neidhammel, die sich über solche Gerüchte totlachten. Deviloser, der Halbdämon der die bescheuertste Aufgabe der Hölle erledigen musste. Nicht gerade ein ruhmreicher Name, aber Vergil machte das nichts aus. Er stand darüber und hatte somit seine Philosophie gefunden: Wer sich von einem Loser besiegt lässt, ist ein noch größerer Loser. Und das hatten seine Monsterjäger-Kollegen spätestens dann mitbekommen, wenn sie mit dem Gesicht im Dreck lagen. Die meisten von ihnen brauchten viele Jahre, um sich an die Spitze zu kämpfen. Doch Vergil hatte es innerhalb eines Jahres geschafft, der beste Dämonenjäger zu werden. Viele Kollegen mochten ihn nicht. Er war arrogant, überheblich und launisch. Außerdem war der Dämonenjäger wählerisch, was die Annahme von Aufträgen anging. Er entschied allein aus einem Bauchgefühl heraus, ob er den Auftrag annahm oder nicht. Es gab nur wenige, die mit seinen Launen klar kamen und eine davon war Witch mit ihren Schulden, die sie bei ihm noch eintreiben musste. „Was soll ich da überhaupt?“, quengelte Vergil. „Vor ein paar Tagen ist dort eine Zombieseuche ausgebrochen, welche wir im Auftrag der Regierung beseitigen müssen.“ „Mit Zombies hab ich nichts am Hut, das weißt du alte Hexe doch.“ sagte Vergil verschlafen. „Es geht ja nicht um die Zombies. Sie haben einen dämonischen Ursprung, den wir ebenfalls beseitigen müssen.“ „Und deswegen holst du mich von meiner PS2 weg? Ich war grad dabei den Endboss von Devil May Cry 3 auf sehr schwer zu killen.“ Witch schaute ihn verwundert an. „Ist das nicht das Spiel, wo der Typ ist, der genauso aussieht wie du?“, stichelte sie ihn. Sie hielt nichts von solchen Spielen, das wusste der Dämonenjäger. „Ich imitier Dante nicht, sondern er mich.“ Witch lachte auf. „Klar. Und das ihr beide weiße Harre und einen roten Mantel habt, ist reiner Zufall.“ Sie starrte auf den Mantel von Vergil. „Apropos. Was ist eigentlich mit deinem Mantel passiert? Der sieht ja nach Totalschaden aus.“ Der Dämonenjäger zuckte mit den Schultern. „Ach, so ein paar Mafiosos wollten Schutzgeld von mir haben. Die sind mit einer halben Killerarmee gekommen. Hab´ keinen Kratzer vom Kugelhagel abbekommen. Dafür hat mein Mantel einige Schüsse einkassiert. Aber versuch nicht vom Thema abzulenken. Wieso brauchst du mich nun? Ich kille keine Zombies.“ „Nein, mit den Zombies komm ich schon klar, allerdings hat da anscheinend irgendjemand in all dem Chaos ein paar Portale zur Hölle geöffnet.“ Zum ersten Mal seit der Fahrt schlug Vergil die Augen auf und starrte Witch an. „Soll das heißen, dass dort die Welt untergeht?“ Witch lächelte. Sie schien zu wissen, dass sie sein Interesse geweckt hatte. „Ganz genau.“, bestätigte die Hexe grinsend. „Und da hat mich niemand eingeladen.“ „Nö. Wieso auch? Du bist doch nur der beste Dämonenkiller dieser Generation. Du bist unwichtig.“ Um Vergil begann die Luft zu wirbeln und aufzubrausen. Er selber schien äußerlich zwar gelassen zu sein, innerlich aber tobte er. Für ihn war der Weltuntergang wie eine Party, mit viel Prominenz und er gehörte zu den Promis. Aber niemand hatte es für nötig erachtet ihn direkt einzuladen. Also musste er so die Tanzfläche stürmen. „Da werden aber einige dunkle Götter ziemlich angepisst zu Bett gehen.“, meinte er kampflustig. „Sieht ganz danach aus. Und außerdem …“, sie betrachtete Vergil von Oben bis Unten, als ob sie etwas suchen würde. „kann ich dann meine Babys mal in Aktion sehen.“ „Von mir aus.“, antwortete Vergil. Der Wind legte sich wieder. Er hebte sich seine Kraft für später auf. „Denen werd ich zeigen, was es bedeutet sich mit einem Halbdämon anzulegen.“ Witch schaute ihn entnervt an. „Du bist kein Halbdämon, man! Du bist nur ein Typ, der zufälligerweise die Kräfte von einem Dämon geschenkt bekommen hat.“ Vergil schwieg. Er war zu sehr in seinen Erinnerungen versunken. Der legendäre, weiße Hundedämon war es gewesen, der Vergil das Kämpfen und alles andere beigebracht hatte. Nachdem sein Dorf von Dämonen überfallen worden war, hatte ihn dieser weise Dämon ironischerweise aufgenommen und war zu seinem Sensei, seinem Lehrmeister, geworden. Damals waren Vergils Haare noch braun und nicht schneeweiß gewesen. Sie waren erst weiß geworden, als sein Sensei in der Lache seines eigenen Blutes sein Leben aushauchte und damit die Kräfte an Vergil weitergereicht hatte. Die Kraft die Luft zu kontrollieren und zu manipulieren. Ein besserer Geruchs- und Gehörsinn. All das und noch einiges mehr hatte der alte Hund Vergil vermacht. Und eben diese Fähigkeiten nutzte er um die Brut der Hölle zu töten. „I´m on the highway to hell. No stop signs, speed limit. Nobodys gonna slow me down. Like a wheel, gonna spin it. Nobodys gonna mess me round“, ging der Song in all seiner Grotigkeit weiter. Am Wagen kamen die ersten Gebäude vorbei. An einem stand mit Graffiti geschrieben: Welcome to Hell! „Ich seh schon, das wird eine nette Party.“, murmelte Vergil vor sich hin. Auf einmal hielt der Wagen an. Vergil schaute nach vorne. Dort war eine ganze Horde Zombies, die die gesamte Breite der Straße in Anspruch nahm. „I‘m on the Highway to hell.“ Der Dämonenjäger blickte weiter zu Witch. „Warum fahren wir jetzt nicht weiter.“ „Komm einfach mit und helf mir bei der Müllentsorgung.“ Vergil stieg stöhnend aus. Der Wind streichelte ihm durchs Gesicht. Seine Augen mit dem Blau kalten Eises schauten in den wolkenverhangenen Himmel, der ungewöhnlich dunkel war. Genüsslich sog er den beißenden Geruch der Hölle in sich auf. Er war vertraut und doch konnte er ihn nicht beschreiben. Aber nie hatte der Jäger ihn mit so einer Intensität gerochen. Er konnte schon fast die dunklen Kräfte, die hier am Werke waren, auf seiner Zunge schmecken. Routiniert glättete er die Falten seines blutroten Mantels, dessen Saum von Schusslöchern zerfressen war. Unter dem Mantel trug er ein schwarzes T-Shirt mit dem goldenen, grimmig dreinblickenden Totenschädel eines Dämons drauf. An der tarnfarbenen Hose waren zwei leere Halfter befestigt. Sein asiatische Schwert Gaara, war an Vergils Seite befestigt. Eine schwarze Scheide schützte die Klinge. In ihr stand nochmal in goldenen, japanischen Schriftzeichen der Name der Waffe. Vergil hielt sich eine der Ohrmuscheln seines Kopfhörers, den er um den Hals trug, an sein Ohr. Leise dudelte die Musik seiner Lieblingsband Lordi an sein Ohr. Zwei Wildlederstiefel machten den Look komplett. Gelangweilt ging der Dämonenjäger zur Tür des Rücksitzes, um seine neuen Waffen zu holen. „Pass bloß auf damit! Wenn du diese auch noch kaputt machst, werde ich dir keine neuen bauen. Ich hab nämlich die Schnauze voll davon, dir jeden Monat zwei Neue zu machen. Und wehe du machst Kratzer in den Lack, dann bring ich dich eigenhändig um!“, sagte Witch, während sie sich umschaute und eine Karte aus dem Kofferraum hervorholte. „Ja, ja.“, war alles was Vergil dazu sagte. Als wenn die schwarze Karre, mit den Flammen und dem AC/DC-Logo vorne auf der Motorhaube, es wert gewesen wäre berührt zu werden. Inzwischen hatten die Zombies sie schon fast erreicht. Aber die beiden Jäger ignorierten sie starrsinnig weiter. Vergil holte einen kleinen Kasten vom Rücksitz. Vorsichtig öffnete er ihn. Darin lagen sie. Die perfekten Pistolen. Die eine war weiß und für Linkshänder konzipiert. Sie hatte einen einzelnen Lauf und auf ihr stand in kobaltblauer, verschnörkelter Schrift Erlösung. Die andere war ihr Gegenstück. Schwarz, hatte zwei Läufe. Sie war für Rechtshänder. Auf ihr stand in weißer, fetter Druckschrift Verdammnis. Das waren seine Schätze. Sie waren zu gut für diese Zombies. Nein, die musste Gaara schon erledigen. Wie von selbst glitten die beiden Pistolen in ihre Halfter. „Bin soweit. Und du?“, brüllte er zu Witch rüber. Sie schaute abwechselnd zur Karte und zum Kompass, den sie in der Hand hielt. Die Zombies hatten ihr Bewegungstempo verringert. Sie schienen auf etwas zu warten. In einiger Entfernung hörte Vergil einen Hubschrauber. „Witch, ich glaube, du solltest dich beeilen.“ Vergils Stimme war trocken wie die Wüste. Alles schien ihm egal zu sein. Selbst als ein Helikopter der Zombies auftauchte und einer von der Untoten mit seiner Bazooka das Auto in die Luft sprengte, regte er keine Miene. Witch dagegen war wie versteinert. Sie hielt die Sachen immer noch in Händen. Nach einem Moment des Schocks ließ sie diese aber achtlos fallen und ging ungewöhnlich ruhig zu ihrem brennenden Wagen. Ihr Gesicht war grimmig, wie das eines Kriegshelden aus den alten Sagen. Ihre feuerroten Locken bebten sacht, wie ein schlechtes Omen. Bei jedem Schritt klimperten ihre hundert magischen Amulette, Armreifen, Ringe und anderen Schmuck, die sie als Glücksbringer oder wegen ihrer magischen Eigenschaften trug. An ihrer Hüfte war eine doppelläufige Schrotflinte. Witch machte den Kofferraum auf und kramte darin herum. Dabei konnte Vergil sehr gut die Rückseite ihres dunkelbraunen Mantels sehen, auf der ein Pentagramm zu sehen war in dessen Mitte Witch-Bitch stand. Was den Charakter der Hexe anging. Sie war geldgierig, unfair und hatte ein Fable für AC/DC, welches schon fast an Besessenheit grenzte. Warum würde sie sonst ein mit Perlen besetztes Oberteil, wo AC/DC draufstand, tragen? Zu guter letzt holte sie ihre Gitarre hervor. Bon Scott war ihr Name. Sie war nach dem Bon Scott benannt worden. Seltsamerweise funktionierte das Autoradio immer noch. Es begann mit einem neuen Titel. Thunderstruck. Witch spielte unterdessen ein Solo, welches das Lied perfekt ergänzte. Der Himmel über dem Helikopter öffnete seine Schleusen und ließ ein grelles Licht auf ihn niederscheinen. Vergils Nackenhaare sträubten sich. Die Luft lud sich statisch auf und roch nach Magie. Mit ausdrucksloser Miene winkte der Dämonenjäger den Zombies zum Abschied. Verblüfft starrten die Untoten nach oben. Und genau dann, als der Sänger Thunderstruck sang, schlugen tausend Blitze in den Helikopter. Mit einem gewaltigen Knall flog das Ding in die Luft. Blitzschnell holte Vergil Gaara aus der Scheide und schlug dem Zombie, der gerade seine Zähne in ihm versenken wollte, den Kopf ab. Inzwischen waren die Untoten nahe genug dran, so dass sie angreifen konnten. Sofort begangen die beiden Monsterjäger mit ihrer Offensive, ohne das geringste Anzeichen für Gnade oder Mitleid. Vergil schien die Zeit einzufrieren. Viel zu schnell waren seine Bewegungen für die schwächlichen Untoten. Die Klinge schnitt ihr Fleisch in kleine Scheibchen. Er wusste den Raum perfekt auszunutzen. Sich selbst hielt er alle Möglichkeiten offen, während er sie den Untoten verbaute. Witch legte währenddessen ein Solo nach dem anderen hin. Einige der Zombies gingen dadurch in Flammen auf, andere Flogen in die Luft oder schmolzen dahin. Als auch der letzte Zombie fiel, sah Witch, dass sie ganz allein auf der Straße war. Sie schaute zu einer kleinen Pizzeria am Straßenrand. „Das ist ja mal wieder typisch.“, stöhnte sie. In der Pizzeria stand Vergil an einer Mikrowelle und machte sich eine Pizza warm. Ein Zombie torkelte langsam auf ihn zu, doch er ignorierte ihn. In der Pizzabäckerei herrschte absolutes Chaos. Die Gäste schienen in heller Panik von ihren Plätzen geflüchtet zu sein, denn überall auf dem Boden lagen zerbrochene Gläser, ausgelaufene Getränke und zertrampelte Pizzen, manche waren aber auch im Ofen verbrannt. Besonders der letzte Punkt, löste bei dem sonst so entspannten Vergil eine echte Hasskappe auf die Geflohenen aus. Er verstand zwar Spaß, aber nicht bei Pizzas. Und der beißende Geruch nach der verbrannten Speise war unerträglich. Das kleine Glöckchen über der Tür ertönte. „Hier steckst du also.“, schimpfte Witch ihn sofort aus, als sie den Laden betrat. Vergil ignorierte ihr Gezeter und zeigte auf den Zombie hinter ihm. „Und wegen sowas holst du mich von der Konsole weg? Wenn wir Glück haben, ist der nächstes Jahr hier, um mich anzuknabbern. Wenn ich mit meiner Pizza fertig bin, hau ich ab. Das ist mir alles ´ne Nummer zu mickrig.“ Ein seltsames Summen, das von tausend Fliegen zu kommen schien, unterbrach das Gespräch. Beide Monsterjäger schauten nach oben zu den Lüftungsschächten. Und wie schon vermutet, summten viele, kleine Insekten durch die Schlitze der Klimaanlage. Sie steuerten genau auf den Zombie zu. Schnell flogen sie in alle Körperöffnungen und verteilten sich im Leib. Der Untote brach zusammen. Sein Körper blähte sich auf. Mehrere Skorpionenstacheln brachen durch seinen Rücken. Die Hände wurden zu todbringenden Klauen. Seine Augen waren von einem unheilvollen Grün erleuchtet, die von den Zangen, welche aus seinem Mund raus wuchsen, ablenkten. Wütend preschte er vor. Dabei war er um einiges schneller als zuvor. Vergils Augen änderten ihren Ausdruck von Langeweile zu Vorfreude. „Endlich gibt es mal wieder was zu tun.“ Seine Pistolen schienen praktisch wie von selbst in seine Hände zu gleiten und zielten auf den dämonischen Zombie. Zuerst feuerte Erlösung einen Schuss ab. Der Rückstoß war mörderisch. Vergil hielt aber die Pistole ruhig in der Hand. Einem normalen Menschen hätte dieser Schuss leicht den Arm auskugeln können. Aber die Wucht ließ sich nicht verleugnen. Der Zombie geriet ins Taumeln, nahm seinen Spurt aber schnell wieder auf. Erlösung war eine Waffe, die schwer zu beherrschen war, dafür besaß sie jedoch eine enorme Durchschlagskraft. Nun war Verdammnis an der Reihe. Der Rückstoß war nicht im Ansatz so stark wie der ihrer Schwester, dafür schoss sie aber zwei Kugeln auf einmal. Der Zombie mit den drei Schusslöchern stand immer noch aufrecht. Sein Wille zu töten war noch lange nicht erloschen. Die Kugeln hatten seinen Ansturm gebremst, aber nun raste er mit voller Kraft weiter. Vergil betrachtete sich unterdessen die beiden Pistolen genauer an. Sie waren perfekt. Nein, das waren sie nicht. Erst wenn sie der ungeheuren Belastung standhielten, welche die anderen Pistolen geschrottet hatte, waren sie würdig seine Waffen zu sein. „Also zeigt was ihr könnt.“, meinte Vergil zu ihnen, als wenn sie ihn verstehen würden. So zog er den Abzug in irrsinniger Geschwindigkeit. Schneller als eine automatische Maschinenpistole. Und zu seiner Verwunderung hielten die beiden Waffen der Belastung stand. Weder explodierten sie, noch schienen sie in irgendeiner Art zu verschleißen. Während Vergil seine neuen Waffen bewunderte, war der Spurt des Untoten vollkommen zum Erliegen gekommen. Er stand nur noch da und wurde zuckend mit Blei vollgepumpt. Witch brach beim Anblick der Schweiß aus. „Wow! Ich habe noch nie jemanden gesehen, der so schnell den Abzug hintereinander abdrückt.“ Der dahin gemurmelte Satz war trotz des Lärms für Vergils ausgeprägtes Gehör immer noch hörbar. Erst, als der Zombie ein toter, fleischiger Klumpen war, hörte er auf zu schießen. Lässig pustete er die Rauchfahne der Läufe weg und steckte seine beiden Schätzchen zurück ins Halfter. „Nette Wummen. Witch, das ist die beste Arbeit, die du je gemacht hast.“ Die Hexe stand noch immer benommen da. Vergil klopfte ihr freundschaftlich auf die Schulter und die beiden gingen nach draußen. Dort auf der Straße wartete ein Hofnarr. Er war offensichtlich ein Dämon. Witch machte sich sofort kampfbereit. „Was hat denn der Clown hier zu suchen?“, fragte Vergil. Er machte keine Anstalten sich in Verteidigungsstellung zu bringen. Der Hofnarr schien auf die Frage des Dämonenjägers beleidigt zu sein. „Ich bin kein Clown! Ich bin ein Hofnarr. Siehst du meine Narrenkappe mit den Glöckchen nicht?“ Vergil regte keine Miene, als er sagte: „Ich wiederhole meine Frage: Was hat der Clown hier zu suchen?“ „Wenn du so weiter machst, helf ich dir nicht.“ Der Hofnarr verschränkte beleidigt die Arme und drehte den beiden Monsterjägern den Rücken zu. „Du hast Infos? Sag sie mir.“ Witchs Interesse schien geweckt zu sein. „Hey komm! Der verarscht uns doch nur.“ „Halt die Klappe, Devilboy!“ Der Dämonenjäger stöhnte, hielt ansonsten aber den Mund. Wie aus dem Film der Exorzist, drehte der Hofnarr seinen Kopf um hundertachtzig Grad. „Sehr schön. Also ihr werdet euch sicherlich fragen, wieso das alles? Welchen Grund könnte man haben, solch ein Chaos anzurichten und dieser jämmerlichen Welt den Gnadenstoß zu versetzen.“ „Nicht direkt wir wollen nur seinen Namen.“, tönte Vergil gelangweilt rum. Er hielt sich wieder eine seiner Ohrmuscheln ans Ohr. Der Hofnarr schien überrascht. Er drehte sich jetzt ganz um. „Also gut, lassen wir die Gründe mal beiseite. Nur der Name. Der Name des Verursachers dieses Chaos, des brennenden Infernos hier, der gefrorenen Hölle, des grünlichen Wahnsinns, des düsteren Todes in dieser Welt lautet …“ „Jetzt mach mal hin, verdammt!“, drängelte der Jäger. Schnell schoss er ein paar Mal auf die Füße des Hofnarren. Dieser machte keine Anstalten den Kugeln auszuweichen, wozu auch? Sie zielten eh daneben, was auch beabsichtigt war. „Daaaaaaarrrrrrrk.“, sagte der Hofnarr langgezogen. „Er ist nicht sonderlich groß. Immer schlecht gelaunt. Trägt eine Jacke mit einem weißen Wolf auf den Rücken und Kapuze.“, beschrieb er den Auslöser schnell. „Gut mehr brauchen wir nicht.“ Vergil richtete einer seiner Pistolen auf den Hofnarren. „Wenn ich dich noch einmal sehe, dann wirst du ein Loch von der Größe eines Gullydeckels in deinem Kopf habe. Verstanden Pennywise?“, knurrte Vergil wie ein Hund. „Verstanden! Hoffentlich ist das Pflaster hier nicht zu hart für euch.“ Lachend verschwand der Hofnarr in einer blitzenden, donnernden Rauchwolke aus der viel Konfetti kam. „Glaubst du, er hat die Wahrheit gesagt?“, fragte Witch. „Keine Ahnung.“, meinte Vergil. „Normalerweise rieche ich es, wenn jemand lügt, aber dieser Kerl … Kein Plan. Also lass uns mit der Feier beginnen.“ Witch ging vor. Kaum, dass sie mit dem Rücken zum Dämonenjäger stand, hielt sie inne und sagte in aller Seelenruhe: „Das mit dem Auto ist übrigens deine Schuld. Du hättest mich früher vor dem Helikopter warnen müssen oder ihn einfach aus dem Verkehr ziehen können. Die Rechnung für die Reparatur wirst du früh genug erhalten.“ Vergil stöhnte bloß. Gegen Witch konnte er nicht anmotzen.

 

Unterdessen im giftgrünen Nebel. Lucy und die anderen stampften tapfer weiter. Sie hatten schon längst sämtliches Zeitgefühl verloren. Jeder von ihnen sah unvorstellbare Dinge. Dinge die sie liebten und begehrten oder fürchteten und verabscheuten. Freunde die sie noch nicht kannten oder die schon tot waren. All das war auf Dauer zu verwirrend und schlug auf die Moral der Truppe. Vor allem Sams Verhalten wurde immer sonderbarer. Aber alle sahen etwas anderes, was sie verstörte. Zum Beispiel sah Lucy gerade den Jungen aus der Kirche, wie er an ihnen vorbeilief, dabei sah er ihr direkt ins Gesicht und schien sie wiederzuerkennen. Hoffentlich ist das kein schlechtes Zeichen, dachte sie. Der Junge war wichtig, er musste leben. Und sie hoffte, dass er bis jetzt überlebt hatte. „Ich muss wirklich verrückt sein. Ich sehe gerade einen schon längst besiegten Feind.“, sagte Leonardo verwundert, als der Junge an ihm vorbeiging. Er schaute ihm ebenfalls direkt ins Gesicht. „Meinst du diesen Jungen mit der Kapuze? Den sehe ich auch“ Lucy biss sich auf die Lippen. Wieder einmal wünschte sie sich Mark für seine Dummheit töten zu können. Sofort verschwand der Gedanke wieder. Sie hatte den Job nicht so lange durchgehalten, weil sie sich schnell solchen Gedanken hingab. Von einer Sekunde auf die andere war der Nebel fort. Sie waren in einer Eislandschaft. Überall nur Weiß, Weiß und nochmal Weiß. Der starke Wind brachte die Schneeflocken zum Tanzen und einige in der Gruppe zum Zittern. Wie tausend Nadelstiche schlugen sie gegen Lucys Gesicht. Ruhig sog sie die kalte Luft dieser Hölle ein. „Sind wir immer noch im Nebel?“, fragte Sam. Der Engel drehte sich zu Zombie-Queen um. Lucy kniff die Augen zusammen, als sie sah, wie Sam ihren Unterarm begutachtete. „Alles okay?“ Sam zuckte hoch. „Ja, ja. Alles bestens.“ Lucy glaubte es zwar nicht, gab sich aber vorerst damit zufrieden. „Willkommen in der Eishölle. Das ist keine Illusion. Der Nebel tut, was er will. Er kann uns gehen lassen oder behalten, je nachdem wie er gerade Lustig ist. Na dann Leute. Wir müssen das Portal zur Hölle finden und schließen. Dann wird alles gut. Zumindest sollte es das.“, der letzte Satz war von ihr nur hingenuschelt, damit ihn keiner hörte. Hoffentlich ging es dem Jungen gut.

 

Umfangen von Dunkelheit schwebte er träge dahin. Gelöst von der Welt der Sterblichen. Die eisige Kälte war so tief in ihm eingedrungen, dass er nichts mehr spürte. Alles war gut, bis ein Licht seine Ruhe störte. Es drang zu ihm durch. Es schmerzte. Seine Augen wurden fast blind davon. Er wehrte sich dagegen. Er wollte nicht zurück. Hier war jetzt sein Zuhause. Schnell kroch er vom Licht weg, aber es folgte ihm. Die Dunkelheit schien ihn auch nicht länger behalten zu wollen. Unachtsam stieß sie ihn ins Helle. Plötzlich riss er die Augen auf. Er befand sich mitten auf einer mit leeren Wagen vollgeparkten Straße. Giftgrüner Nebel waberte um ihn herum. Aber das Schlimmste befand direkt vor ihm. Vor ihm stand … er selbst! Eine genaue Kopie seiner Selbst. Aber nicht ganz. Die Augen waren schwärzer als schwarz und dunkler als die Nacht. Mit einem hämischen Grinsen klatschte sie freudig in die Hände. „Bravo. Bravissimo. Endlich hast du es geschafft zu sterben. Nun ja. Wenigstens für sechs Stunden. Aber jetzt brauche ich dich nicht mehr.“ Diese Stimme war seine eigene! Dark war ganz perplex. Hatte es Baal geschafft sich von ihm zu lösen? Wie war es ihm gelungen? Da stimmte etwas nicht. Vorsichtig stupste Dark sein Spiegelbild an. Die Kopie löste sich in Luft auf. Ach verdammt! Ich wollte dich doch noch eine Weile damit verarschen., stöhnte Baal. Seine Stimme war inzwischen die des Jungen. Nun war der Dämon wie ein Hirngespinst. Das konnte für Dark mehr als gefährlich werden. Wie sollte er Baals Stimme von seinen eigenen Gedanken unterscheiden können? Und? Wollen wir weiter nach dieser Mistgeburt suchen?, fragte der Dämon. „Ja.“, stöhnte Dark, als er aufstand. Sein ganzer Körper war noch steif vom todesähnlichen Schlaf. „Er war schon kurz davor gewesen. Das nächste Mal wird er es zu Ende bringen.“ Der Junge schaute sich um und versuchte die Aura des Wesens zu spüren, aber der Nebel schien alles zu verschlucken. Er konnte nichts und niemanden aufspüren. Also machte er sich in eine X-Beliebige Richtung auf. Seinen Gegner wieder aufzusuchen hatte oberste Priorität und wenn er dieses Viech einmal gefunden hatte, würde er es wieder finden können. Plötzlich durchzuckte ein scharfer Schmerz Darks Kopf. Vor seinem geistigen Auge sah er sich selbst, umhüllt von Dunkelheit. Er beschwor das Licht aus dem Inneren seiner Seele herauf. Er formte es, gestaltete es neu und lies ihm freien Lauf. Scheppernd zersprang die Finsternis. So plötzlich wie die Schmerzen und die Vision aufgetreten waren, verschwanden sie wieder. Dark hatte auf einmal das Wissen, wie er seine neuen Kräfte beherrschen konnte. Er beherrschte Techniken für die er Baal nicht brauchte. Techniken, die gutes vollbringen konnten. Igitt. Dieses Licht. Ich hasse es, fauchte Baal. Dark konnte nicht anders, als zu lächeln. Alles was schlecht für Baal war, war wiederrum gut für ihn. „Erfülle mein Schicksal“, wisperte eine Stimme hinter Dark. Er drehte sich um. Für einen kurzen Moment erhaschte er einen Blick auf den Besitzer dieser Stimme. Aber als er weiter hinschaute, war da niemand. Er musste es sich eingebildet haben. Das war einfach zu lächerlich. Er hatte keine Zeit für derlei Fantasien. Und so ging er durch den giftgrünen Nebel. Irgendwann begann er weitere seltsame Dinge zu sehen. Zum Beispiel die Frau in Weiß, in Begleitung einiger seltsamer Gestalten, unter denen auch der Mann mit dem grauen Mantel war. Auch wenn sie ihn anstarrten und über ihn redeten, er ignorierte sie und setzte seine Reise trotz dieser Illusionen weiter fort. Doch auf eine solch unerwartete Wendung war er nicht vorbereitet gewesen.

 

Fortsetzung folgt…

Engeltod XIII – Vergangenheit

Die hellen Strahlen der Sonne schienen Vanessa direkt ins Gesicht. Sie blinzelte mehrmals verwirrt. Mit Neugier und Erstaunen betrachtete sie den Sonnenaufgang. Doch genauso schnell wie ihre Faszination geweckt worden war, erlosch sie schon wieder. „Wie langweilig“, meinte sie. Ihr verstorbener Vater hatte ihr immer von der Sonne geschwärmt. Früher hatte sie diese Besessenheit vom Tag nicht verstanden und heute tat sie es erst recht nicht. Sie stand auf und reckte sich. Meister Azrael hatte ihr zwar etwas von seiner Macht gegeben, aber sie fühlte sich nicht verändert. Sie fühlte sich wie sonst auch. Aber etwas war anders, sonst würde sie den kommenden Tag als Häuflein Asche miterleben. Hätte sie einen Spiegel gehabt, hätte sie gesehen, dass ihre Haare sich schwarz verfärbt hatten und wie wilde Flammen tobten. Ihre Zähne waren die eines Haifisches. Ihre blutroten Augen besaßen geschlitzte Pupillen. Ihre Fingernägel waren schwarze Krallen. Das Einzige, was sie merkte war, dass eine Klingenkette nun den Säbel ihres Vaters mit ihren Arm verband. „Guten Morgen, Herrin“, sagte der dickliche Diener. Der Mensch war seinem Herrn bis hierher gefolgt. Er schien sie jetzt ebenfalls als Göttin zu betrachten „Ich habe die Order aufgetragen bekommen, Euch zu sagen, dass der Meister auf der Suche nach seinem Herzen ist. Ihr sollt unterdessen Eure neuen Fähigkeiten erproben. Euch zu ehren, habe ich diese hier angefertigt.“, er übergab Vanessa zwei Schlittschuhe. „Sie sehen nicht besonders aus, aber sie können auf allen laufen. Eis, Metall, Teer, Glas und anderen Oberflächen.“ Vanessa nahm die Schlittschuhe wortlos entgegen. Schnell zog sie das seltsame Paar an und machte sich auf, ihre neuen Kräfte zu erforschen. Auch wenn sie sich nicht verändert vorkam, so konnte sie keine Zweifel in sich erkennen, welche an ihr nagten. Sie würde unbesiegbar sein, sie musste es einfach sein.

 

Baal wurde auf der Reise durch den Nebel immer wunderlicher und die Angst vor ihm, die Dark hatte, wuchs mit jedem Schritt. Der Dämon hatte begonnen von sich selbst im Plural zu reden und Dark als seinen Bruder zu bezeichnen. Wir sind wie Brüder, meinte er immer wieder. Dark war aber auch nicht besser dran. Die gewalttätigen Visionen zerrten an seinem Verstand. Erkenne was du bist, meinte die neuste Stimme in Darks Kopf. Sie war neben Baal die einzig beständige in seinem verfluchten Schädel. Sie verfolgte ihn und sprach von Dingen die Dark nicht verstand. Er musste hier raus, bevor er seinen Verstand noch ganz verlor. Als er einen Wolkenkratzer entdeckte, dachte er sich, dass er dazu geeignet sei ihre Position zu bestimmen. Dark öffnete den Notausgang des Gebäudes, weil er ihm am nächsten war. Im Inneren war nur Dunkelheit, doch plötzlich erwachte sie zum Leben. Rote Augen mit geschlitzten Pupillen starrten ihn hasserfüllt an. Mäuler mit mehreren Reihen haifischartiger Zähne leckten sich die Finger nach ihm. Dark bekam die Tür gerade noch rechtzeitig zu, bevor die Dunkelheit ihn schnappen konnte. „Puh“, sagte er. „Keine gute Idee.“ Das war unsere wahre Gestalt, meinte Baal. Dark fiel ein rosa Kinderwagen ins Auge. Er war dreckig und hatte mehrere Löcher. Das Weinen daraus konnte nur von einem Kleinkind stammen. Behutsam näherte sich der Junge dem Wagen. Er war auf alles vorbereitet, denn es roch zu sehr nach einer Falle. Langsam schob er die schmutzige Decke des Kindes beiseite. Plötzlich sprang ihm das Skelet eines Säuglings ins Gesicht. Erschrocken hob Dark die Arme und wartete darauf, dass die Finger des Skelets sich in seine Arme krallten. Aber der Moment blieb aus und als Dark die Arme wieder runternahm, war der Kinderwagen verschwunden. „Sieh dich nur an“, meinte eine kindliche Stimme hinter ihm. Dark drehte sich um und sah einen dreizehnjährigen Teenager, wie er rauchend auf dem Bordstein saß. Er hatte dunkelbraune Haare, einem Hund nicht unähnlich. Auf seinem schwarzen T-Shirt war ein rotes Auge aufgemalt und seine Bluejeans war an einigen Stellen zerrissen. Seine dunkelgrünen Augen funkelten Dark herausfordernd an. In der einen Hand hielt er eine brennende Zigarette. „Du warst mal so cool“, meinte er. „Was ist nur aus dir geworden.“ Dark blieb stumm. Nur langsam sickerte die Erkenntnis in seinen Verstand, wer der Junge war. „Was ist aus deinen Plänen geworden? Du wolltest doch die ganze Welt beherrschen, damit alle wissen, wie mächtig und furchteinflößend wir wirklich sind“, der Teenager nahm einen Zug von seiner Zigarette. „Die Träume eines Kindes“, meinte Dark bloß. „Willst du mich anmachen?!“, fuhr ihn der Junge an. „Du bist nur eine Kopie von mir. Mich kannst du nicht berühren“, obwohl Dark überzeugt klang, so war er sich seiner Worte gar nicht sicher. „Klar doch“, meinte der Junge grinsend, „Und all die Macht? Lässt die dich auch kalt? Früher wolltest du alles haben. Du hast dich nicht mit diesen kleinen Krümeln von Baals dunkler Macht abspeisen lassen.“ Dark machte einen schmerzverzerrten Gesichtsausdruck. Das Grinsen des Jungen wurde breiter. Er hatte alte Wunden aufgerissen. Wortlos ging Dark seinen Weg weiter. „John … ich … ich mag dich. Wirklich.“ Dark würdigte die Illusion einer alten geheimen Liebe keines Blickes. Er hatte die Nase voll. Er konnte diese Bilder nicht mehr ertragen. „Dark“ Der Geistervampir stand nun vor ihm. Wieder nur eine Illusion, dachte er sich. Er wollte direkt durch dieses Hirngespinst laufen, doch stattdessen packte der Geist Dark am Handgelenk. „Ich bin echt“, meinte er. Erst jetzt betrachtete Dark ihn genauer. Alles, was vorher blau gewesen war, war jetzt weiß und besaß einen gelblichen Schimmer. Bruder was hast du getan?!, fragte Baal entsetzt. Du hast unseren Feind in dir aufgenommen! Wie konntest du nur?! Das hast du doch mit Absicht gemacht!, warf der Dämon ihm vor. Doch Dark hatte keine Ahnung gehabt. „Ja, es stimmt“, meinte der Geist. „Du hast mich vor dem dunklen Schlund des Dämons gerettet, auch wenn du es nicht bewusst gemacht hast. Inzwischen bin ich mit dem Licht in dir verschmolzen.“ Dark hatte sich inzwischen von seinem ersten Schrecken erholt und riss sich los. „Na toll“, meinte er sarkastisch, „Noch ein Dämon in meinem Körper. Hey Baal, lass uns für unseren Gast eine Willkommensparty schmeißen.“ „Hör mir zu, Dark!“ Jetzt war der Geist erbost, doch der Junge lies das Kalt. Entwaffnend und gespielt Ängstlich zitterte er vor dem Geist. „Oh, jetzt droht mir der große, böse Dämon.“, seine Stimmung änderte sich zu Wut, „Hör mal gut zu du kleiner Wichser, ich habe gerade völlig andere Probleme. Du verziehst dich jetzt oder ich töte dich noch einmal.“ „Ich weiß jetzt, warum der Dämon deine Seele besitzen will“, meinte der Geist. Abrupt wurde Dark still. Er hatte sich immer die Frage gestellt, nach dem Warum. Der Dämon hatte immer geblockt, doch der Geist schien mehr zu wissen. „Du bist ein Dämonenbändiger.“ Dark runzelte die Stirn. „Vor Urzeiten gaben die Engel den Menschen besondere Fähigkeiten, damit sie sich vor den Legionen der Hölle schützen konnten. Die Dämonbändiger waren mit die Mächtigsten unter den Gesegneten. Das Licht in ihren Seelen konnte Dämonen bannen und erlaubte es ihnen ihre unheiligen Kräfte zu nutzen.“ „Auf diese Fähigkeiten kann ich gerne verzichten“, meinte Dark genervt. „Nicht nur du“, erwiderte der Geist. „Die meisten der Bändiger fielen dem Wahnsinn anheim. Sie wurden von Visionen geplagt. Sie sahen die Zukunft und die Vergangenheit. Ich weiß, dass auch du diese Gabe besitzt. In den schlimmsten Fällen aber wurden sie von den Dämonen ausgetrickst. Wenn das geschah, wenn ein Dämon in den Besitz einer so mächtigen Seele kam, stiegen seine Kräfte um ein vielfaches. Deswegen will Baal deine Seele. Er will Macht. Er will dich. Du nährst ihn, aber die kleinen Opfergaben von dir reichen ihm nicht. Er wird erst zufrieden sein, wenn er deine Seele bekommt.“ Dark wurde schwindelig. Alles in seinem Kopf drehte sich. All die Verkettungen der Ereignisse in den letzten Jahren, all die unbeantworteten Fragen waren nur dazu da gewesen, um ihn … Er belügt dich! Er will einen Keil zwischen uns treiben, zischte Baal. „Wieso erzählst du mir das alles?“, fragte Dark den Geist. „Das Monster, das dich besiegt hat. Sein Name ist Azrael. Genau wie Baal ist er ein schwarzer Teufelstitan. Auch wenn die andere Hälfte vampirischer Natur ist. Was ich will ist, dass er vernichtet wird.“ „Sorry man, aber ich will, dass er mich vernichtet“, meinte Dark ergebend. „Wir werden sehen“, meinte der Geist geheimnisvoll. „Ich werde mich jetzt wieder zurückziehen.“ „Besten Dank“, meinte Dark sarkastisch, „vielen Dank für gar nichts!“ „Außerhalb des Nebels dürfte es schwierig werden, mit dir Kontakt aufzunehmen. Allein seine Kräfte erlauben dieses Gespräch. Aber ich werde meinen Weg schon finden“, meinte der Geist, bevor er sich in Luft auflöste. Was für eine Nervensäge, meinte Baal. „Ja, als wenn eine nicht gelangt hätte“, erwiderte Dark. Er war mehr als genervt. Dieser Nebel beeinflusste seine Persönlichkeit, soviel wusste er. Aber wie dem auch sei. Er würde hier nicht wegkommen, wenn er einfach so stehen blieb. Also musste er weiter. Er versuchte die Geräuschkulisse zu überhören, die sich ihm bot. Die Geräusche seiner Mutter, wie sie schrie, keuchte, ächzte und schnaufte. Genauso ignorierte er das Babygeschrei, das darauf folgte. Ebenso den kleinen Säugling der aus einer dunklen Gasse krabbelte. Dark betrachtete ihn kurz aus dem Augenwinkel. Für ein Kind dieses Alters besaß er eine mächtige, bösartige Aura. Das Kind selber war nicht böse. Das Böse lauerte in seinem Inneren. Wir erinnern uns an diese Zeit, meinte Baal. Unser Bruder war damals so unschuldig, so schwach. Und als er uns am dringendsten brauchte … Er legte eine Pause ein, denn die Illusion wurde gegen eine andere ausgetauscht. Ein kleiner blonder Junge wurde von ein paar Halbwüchsigen verprügelt. Schließlich verblassten die Raudies, aber der Junge blieb. Er hatte das Gesicht in den Händen vergraben und weinte. Kamen wir, um zu helfen., vollendete der Dämon. Damals hattest du noch blonde Haare, kommentierte Baal. Immer wieder krümmte sich der Junge unter Schmerzen. Dark schaute kalt auf den Jungen herab. Oh, du Armer, meinte eine Stimme, die wie Baal klang. Aber es war eine Stimme aus der Vergangenheit. Sie sprach zu dem Jungen. Der schniefte und rieb sich die feuchten Augen. „Wer … wer bist du?“, fragte er die Stimme in seinem Kopf. Ich bin ein Freund, der dir helfen will, meinte die Stimme aus Dunkelheit. Diese Wichser hatten überhaupt kein Recht dazu dir weh zu tun. „Solche schlimmen Wörter sagt man nicht! Aber es stimmt“, gab der Junge recht. Genau, stimmte die Stimme zu, Weißt du was? Ich gebe dir die Kraft, dich an diesen Kerlen zu rächen, na? „Was ist rächen?“, fragte der Junge. Schei… man, weißt du wenig, sagte Baal, rächen ist, wenn dir diese Typen Unrecht getan haben und du es ihnen heimzahlst. „Also sowas ähnliches wie Gerechtigkeit.“ Nein, wiedersprach Baal, es ist genau dasselbe. Wenn du dich an ihnen rächst, ist es nur gerecht. Der Junge stand auf. „Also gut. Aber nur, weil es gerecht ist.“ Du bist ein kluger Junge, schmeichelte der Dämon. Dark ging weiter. Er sah dabei sein ganzes Leben an sich vorbeiziehen. Zum Beispiel wie er die Raudies verprügelt hatte. Damals hatte er sich nicht getraut Baal direkt um seine Kräfte zu bitten, stattdessen hatte er sich auf eine viel kleinere Dosis der dunklen Mächte beschränkt, die ihm Baal von sich aus geben konnte. Der Nebel zeigte auch, wie Baal ihn dazu überredet hatte, Süßigkeiten zu klauen, obwohl es seine Mutter strikt verboten hatte. Wie er auf den Schulhof zum gefürchtetsten Schläger wurde. Ein Gespräch mit dem Schuldirektor, in dem seine Mutter empört sagte: „Mein John verprügelt niemanden! Er tut keiner Fliege was zu leide. Und erstrecht nicht so, dass diese armen Jungs dafür auch noch ins Krankenhaus müssen. Welcher Junge dieses Alters schafft es schon, zehn Jugendliche zu verprügeln, die dreiköpfe Größer sind, als er?“ Damals war er in der ersten Klasse gewesen. Er sah auch die Geburt seiner kleinen Schwester. Wie er sie gehasst hatte, ebenso wie Baal. Seine Eltern hatten sich danach nicht mehr um ihn gekümmert. Danach war er immer nur noch an zweiter Stelle gewesen. Und dann kam die Nacht seines Todes und die Geburt des Monsterschlächters. Er sah sein fünfzehnjähriges Ich mit seinem Vater streiten. „Wollt ihr mich verarschen?“, schrie Dark aufgebracht. Genau, stimmte Baal mit ein, ist ein Babysitter für diese kleine Kröte so wichtig? Was bildet sich dieses kleine, einjährige Gör ein! „Tut mir leid, Prinz“, meinte sein Vater. Er hatte Dark immer Prinz genannt, weil er ihn an einem dunklen Prinzen aus einem Märchen erinnert hatte. Der Prinz in dieser Geschichte war von der Dunkelheit gefangen gewesen und hatte unter ihren Einfluss schreckliche Dinge getan, doch am Ende hatte er sie dafür eingesetzt das Richtige zu tun. Und zum Schluss verschwand die Dunkelheit wieder, da einzig der Prinz sie am Leben gehalten hatte und er sich später von ihr hatte trennen müssen. Früher war es seine Lieblingsgeschichte gewesen. „Wir können dich nicht zu dieser Feier fahren, aber das haben wir dir auch von vornherein gesagt“, fuhr sein Vater fort, während er sich seine Krawatte zurecht zupfte. Sollen wir ihm eine Lektion erteilen, fragte Baal böse. Der echte Dark schüttelte verzweifelt den Kopf. „Nein!“, sagte er fassungslos. Er sprintete los, versuchte den Verlauf der Geschichte diesmal zu ändern. „Baal“, sprach die Illusion seines alten Ichs langsam. Dark rannte wie ein Besessener auf die beiden zu. Er versuchte sich zwischen sie zu stellen. „Bitte gib mir etwas von deiner Kraft.“ „Nein!“, schrie Dark die Illusion an, „Du kannst noch überhaupt nicht mit diesen Kräften umgehen!“ Baal hatte zu der Zeit Dark mit der Droge seiner Macht versorgt, ohne die Persönlichkeit seines Wirts zu verändern, aber in jener Nacht hatte er damit begonnen. Dark stellte sich zwischen dem Jungen und seinen Vater. Der Arm des jüngeren Ichs ging durch Dark durch, als würde er nicht existieren. Schockiert starrte der Junge in seine eigenen dämonischen Züge. Die Adern schwarz hervortretend. Die Augen glühend rot. Die Lippen zu einem diabolischen Grinsen verzerrt. Er wagte nicht sich zu seinem toten Vater umzudrehen. Diesen Anblick konnte er kein zweites Mal ertragen. Von einem Augenblick auf den anderen sah Dark die Leichen seiner Mutter und die seiner Schwester, welche kaum ein Jahr alt geworden war, um sich liegen. Die Augen starrten ihn anklagend an. Sein jüngeres Ich lag sich hin und her wiegend am Straßenrand. „Was habe ich getan?“, flüsterte er. Dark ging weiter. Er versuchte die Leichen möglichst nicht anzusehen. Sie verfolgten ihn schon genug in seinen Träumen. Aber das Trauerspiel seines Lebens ging weiter, ob er nun hinsah oder nicht. Die zahllosen Selbstmordversuche. Die Dunkelheit die ihn jedes Mal danach umfangen hatte. Die Erkenntnis, dass er das Dunkel selbst war. Und wie Baal ihn erklärte, was er zu tun hatte, um den Tod zu finden. All das spielte sich vor seinen Augen ein zweites Mal ab. Danach kamen die Schlachten. Die Monster, die er besiegt hatte. Die Momente in denen er seinen inneren Dämon genährt hatte. Jeder einzelne Fehler. All das versuchte er auszublenden, es zu vergessen, doch sein Verstand verweigerte ihm diese Unwissenheit. Das Einzige, was er nicht wiedererkannte, war eine riesige Schildkröte aus Glas, die ihm begegnete. Sie war wahrscheinlich die Illusion eines anderen, der im Nebel umherirrte. Sie war aber auf jeden Fall eine Illusion. Warum sonst konnte sie bei der Größe zweier Hochhäuser keinen Laut von sich geben? Auf ihren Rücken trug sie ein gläsernes Schloss. Ihr ganzer Panzer war mit gewaltigen Dornen bespickt. Am liebsten würden wir ein Erinnerungsfoto davon machen, lenkte Baal ab. Es gibt hier so viele schöne Erinnerungen von uns. Dark stellte sich ein großer Dämon in den Weg. Auch er war nur eine Illusion, die Dark entweder noch nie gesehen oder der Dämon war einfach nur in Vergessenheit geraten. Die Kreatur war groß, hatte einen gewaltigen Bauch und eine knallrote Haut. Seine gelblich verfärbten Hauer sahen ziemlich bedrohlich aus. In der Pranke hielt er einen ganzen Baum, der ihm als primitive Keule diente. Baal meinte, dass er einen Fußpfleger brauchte, was Dark mit einem Blick auf seine Nägel nur bestätigen konnte. Dark und der Dämon gingen auf einander zu. Als sie schließlich Rücken an Rücken standen, hielten sie inne. „Deine Seele ist stark“, meinte der Dämon mit verzerrter Stimme. „Und wenn schon“, erwiderte Dark und ging weiter. Im Hintergrund spielte sich eine Szene aus der Vergangenheit ab. Dark kämpfte dort gegen einen alten, ägyptischen Fledermausdämonen. Der dicke Dämon drehte sich um und versuchte den Jungen mit dem Baum zu erschlagen. Es ist nur eine Illusion, dachte sich der Junge, während der Baum auf ihn niederraste. Aber es war keine Illusion, was Dark erst bemerkte, als der Stamm schmerzend auf seinen Kopf auseinander brach. Der Junge drehte sich nun zu seinem Gegner um. Er kam erst jetzt dazu ihn richtig zu betrachten. Sein Äußeres hatte er schon verinnerlicht, aber nicht sein Inneres und dort spürte er etwas. Es war stark, rein und noch ziemlich menschlich. „Du bist stärker als ich dachte“, meinte der Dämon. Dark lächelte. „Mal sehen, ob ich ein paar meiner neuen Tricks an dir ausprobieren kann.“ Er bildete in seiner Hand zwei Leuchtkugeln, welche er auf den Boden warf. Sie explodierten in purem Licht und machten den Dämonen blind. Kreischend hielt er sich eine Pranke vor Augen und fuchtelte wild mit der anderen umher. Dark sprang auf ihn zu und wollte ihm den Schädel mit seiner Geisterklinge spalten. Aber ein unvorhergesehener Treffer schleuderte ihn an die Wand. Obwohl Dark in der Wand feststeckte, konzentrierte er seinen Willen. Viele Schwerter aus Licht begannen sich um den Riesen zu materialisieren. Und wirbelnd stießen sie in sein Fleisch. Wütend brüllend schleuderte er die Klingen aus seinem Körper. Ein zäher Brocken, meinte Baal, brauchst du unsere große Macht, mein Bruder? Dark antwortete nicht, sondern hielt seine rechte Hand ausgestreckt auf den Dämon. Schnell aktivierte er seine Kräfte. Wieder zeigten sich die Zeichen auf der Haut der Kreatur. Sie wurden heller und heller, je länger Dark sie einsetzte. Schließlich zerfiel der Dämon brüllend. Er wurde zu einer konturlosen Gestalt, die immer kleiner und zierlicher wurde, bis sie schließlich die Form eines Mädchens hatten. Dark betrachtete das bewusstlose Ding. Die kennen wir doch, meinte Baal. Dark nickte nur. Er kannte sie auch. Aber woher genau, das wusste er nicht mehr.

 

Witch und Vergil gingen durch die zerstörte Stadt. Ab und an stellten sich ihnen irgendwelche Monster in den Weg, aber keine würdigen Gegner. Irgendwann hielt Vergil inne und starrte zum Himmel. „Da kommt etwas auf uns zu“, meinte er bloß. „Ist es dieser Dark?“, fragte Witch. Vergil zuckte bloß mit den Schultern. Etwas krachte laut in die Straße. Aus dem Krater erhob sich ein seltsames Mischwesen in den Himmel. Zur einen Hälfte Dämon, zur anderen etwas vollkommen Gegenteiliges. Lilane Tätowierungen leuchteten auf der dämonischen Hälfte seines Körpers. In der Hand hielt es einen Stab, an dessen Enden jeweils zwei Klingen waren. „Mein Meister Dark schickt mich“, sagte das Wesen, „Ich werde nicht zulassen, dass ihr seine Pläne durchkreuzt.“ „Ach ja?“, meinte Vergil gelangweilt, „Du und welche Armee?“ Das Wesen wirbelte mit seinen Schwingen Luft und Staub auf, die den beiden Jägern entgegenschlug. „Soll das eine Antwort sein?“, fragte Vergil unbeeindruckt. „Du solltest Vorsichtig sein“, meinte Witch, „Der ist stark.“ „Komm mir nicht in die Quere“, sagte der Dämonenjäger zur Hexe, „du wolltest doch unbedingt, dass ich hier Dämonen umpflüge. Also mach ich´s, aber allein.“ Witch entfernte sich ein paar Schritte vom Geschehen. Die beiden Jäger hatten lange genug zusammengearbeitet, um zu wissen, wann es besser war, dem anderen die Bühne zu überlassen. „Glaubst du wirklich, dass du mir Raphael das Wasser reichen kannst?“, spottete das Wesen. „Ich habe unzählige Schlachten gegen Dämonen und Engel geführt. Ich habe die tiefsten Tief…“ „Hat dich jemand nach deinem Lebenslauf gefragt?“, unterbrach der Dämonenjäger die Rede des Wesens. „Ich will dich einfach nur fertig machen. Mehr nicht.“ Vergil zog seine Pistolen. Raphael lachte. „Du willst mich damit aufhalten? Lächerlich. Da sind höchstens alles im allen zwölf Schuss drin.“ Vergil lächelte herausfordernd. „Ach, meinst du wirklich?“ Er feuerte genau zwölf Schüsse auf das Wesen ab. Der Kampfstab des Mischwesens rotierte wie ein Sägeblatt und zerschnitt die Kugeln funkensprühend in der Luft. Dann griff auch Raphael an. Er legte einen Sturzflug hin und versuchte Vergil mit seinem Speer aufzuspießen. Der Dämonenjäger leckte sich in freudiger Erwartung über die Lippen. In derselben Sekunde, in der Vergil eigentlich hätte aufgespießt sein müssen, war der Dämonenjäger verschwunden. Auf der Stelle hielt Raphael an. Er starrte nach oben und schaute auf den Dämonenjäger, der auf die Flügel schoss. Dabei traf er genau die Knochen und zerstörte die Schwingen. Heulend fiel Raphael zu Boden. Vergil landete genau vor seinen Füßen. „Unendlichmunition“, meinte Vergil bloß. „Wenn man weiß wie, kann man auf das Magazin eine Rune malen. Wenn ich dann eine Kugel verschieße, redupliziert sie sich sofort. Nur ein blutiger Anfänger greift heute noch auf normale Muni zurück.“ Stöhnend erhob sich Raphael. „Nicht schlecht. Du hast genau gewusst, wo du schießen musstest, um mich an die Erde zu ketten. Du hast sogar aus dieser Höhe immer noch getroffen. Die Wunden sind halb so schlimm. Aber ich brauche meine Flügel nicht, um dich zu töten.“ Raphael stürmte auf den Jäger zu. Vergil pfiff. „Oha, ein ganz Harter. Der Bossfight scheint in die nächste Phase überzugehen. Dann will ich mal nicht so sein.“ Er steckte seine Pistolen weg und zog sein Schwert, die Scheide behielt er dabei in der anderen Hand. Während Raphael auf ihn zuraste, machte Vergil nur ein paar langsame Schritte. Der Speer zielte auf die Kehle des Dämonenjägers. Vergil duckte sich unter dem Schlag weg und griff den Bauch an, doch Raphael machte einen Sprung nach oben. Vergil sprang ihm hinterher. Beide kreuzten ihre Klingen in der Luft. Vergil aber war in der Luft genauso beweglich wie am Boden. Er fügte dem Mischwesen mehrere kleine Kratzer bei. Manchmal zahlt es sich aus die Kräfte eines Luftdämonen zu haben, dachte er. Nach ein paar Augenblicken landeten sie wieder am Boden. Raphael wirbelte mit den Schwingen Luft auf und ließ sich vom Sog ein paar Schritte nach hinten ziehen. Er keuchte, hatte mehrere kleine Verletzungen und trotzdem brach nicht seine Überheblichkeit. „Ist … ist das alles, was du … was du drauf hast?“, hechelte er. „Das sollte ich eigentlich dich fragen“, meinte Vergil schnippisch. Er war immer noch unverletzt. Er rang noch nicht mal nach Atem. Bisher hatte er auch nicht ernst gemacht. Der Stil des Anderen hatte was für sich. Und bei den wenigen Gelegenheiten, in denen er auf echte Gegner traf, sollte man nicht zu schnell Schluss machen. „Bist du da auch mal fertig?“, mischte sich Witch ungeduldig ein. Beide ignorierten sie. Die leuchtenden Tätowierungen begannen zu schwächeln. Sie begannen zu verblassen. Dann strahlten sie wieder. Doch diesmal schienen sie mehr Druck auf Raphael auszuüben. Er hielt sich den Kopf, sank auf die Knie und schrie wie am Spieß. „Bitte … bitte macht dem ein Ende.“ Langsam schritt Vergil auf den Mischling zu. Gaara in der einen und seine Hülle in der anderen Hand. Ein paar Schritte vor Raphael hielt Vergil inne. Er durchschnitt mit dem Schwert die Luft. Wieder und wieder. Mit jedem Schlag änderte er seine Pose, bis er schließlich mit dem Rücken zu seinem Gegner stand. Zischend fuhr Gaara in seine Scheide. Mit einem Klack war das Schwert wieder versiegelt. „Mission completed“, sagte er. In diesem Moment begann Raphaels Körper in viele kleine sauberabgetrennte Stücke zu zerfallen. Es schien als wenn die Klinge seinen gesamten Körper verstümmelt hätte. Allein der Rumpf war noch intakt. Der zerstörte Körper fing an zu brennen. „Du erinnerst mich stark an einem Dämon, den ich mal kannte“, meinte der besiegte Gegner, als er in den Himmel starrte. „Ich weiß genau, wen du meinst“, meinte Vergil grinsend. Er war seinem Sensei sehr ähnlich. „Du beherrschst die Luft, wie er das …“, weiter kam er nicht, denn sein Leben war zu ende.

 

Der alte Mann fluchte. Er hätte nicht gedacht, dass dieser Vergil so stark sein würde. Aber letztlich war es genau das was er wollte. Nur jemand mit so einer Kraft konnte seinen Plänen dienlich sein. Trotzdem war der Tod des Halbengels ein herber Verlust für ihn. Wer hätte auch ahnen können, dass dieses schwarze Schwert so eine Magie ausüben könnte oder war es gar der Dämonenjäger selbst, der die Magie des alten Mannes geschwächt hatte? Egal wie sehr er auch bohrte, er konnte diesen Kerl einfach nichts über diesen Kerl herausfinden. Was er war, von wem er abstammte, all das war ein blindes herumtappen im Dunkeln. Aber seine Vergangenheit interessierte auch nicht. Er sollte nur seine Rolle spielen. Aber nun galt es erst mal diesen schießwütigen Engel loszuwerden. Sein zweiter Lakai würde sich darum kümmern.

 

Vanessa sah vom Dach eines kleineren Hochhauses aus dem Kampf, zwischen dem Mischwesen und dem Mann mit dem roten Mantel, zu. Sie fand ihn sehr interessant. Vor allem an den Weißhaarigen hatte sie einen Narren gefressen. Er war genau der, an dem sie ihre neuen Kräfte erproben konnte. Als der Mischling zu Staub zerfallen war, wandte sie sich vom Geschehen ab. Als sie aufblickte, sah sie den Weißhaarigen genau vor sich. Er ist schnell, durchzuckte sie es. „Lass mich raten, du kommst auch von Dark“, sagte er ruhig. „Ich weiß nicht, wovon du redest.“ „Egal. Es ist mein Auftrag die Dämonen hier zu killen. Nimm ´s nicht allzu persönlich.“ Blitzschnell hatte er sein Schwert gezogen und schlug damit Vanessa dem Kopf ab. Es war ein seltsames Gefühl, nicht nur das trudeln durch die Luft oder das Wissen keinen Körper mehr zu haben. Es war ein komisches Gefühl, als sich ihr Blut zu Fäden bildete und ihren Kopf wieder an seinem rechten Platz führte. Endlich verstand sie, warum Azrael immerzu lächelte. Diese Macht konnte einen nur in den Wahnsinn treiben. Sie war besser als Blut, besser als Sex, besser als jede Droge. Sie berauschte einen. Sie wollte mehr davon. Ihr Säbel wollte das Blut des Weißhaarigen sehen. Der parierte ihren voreiligen Angriff. Funken sprühten, als Stahl auf Stahl traf. Die Hand des Weißhaarigen zitterte. Vanessa zog ihre Klinge weg und ließ gleichzeitig eines ihrer Beine nach oben schnellen, um ihren Gegner zu treffen. Der entging dem Angriff nur knapp, aber ganz konnte er sich ihm nicht entziehen. Einen kleinen Schnitt in die Wange, mehr konnte sie ihm nicht beibringen. Vanessa merkte, dass sie diesem Gegner nicht gewachsen war, noch nicht. Sie wollte nicht durch ihre Unsterblichkeit gewinnen, sondern den Mann durch ihre kämpferischen Fähigkeiten bezwingen. Sie musste sich erst mal zurückziehen. Sie musste sich andere Gegner suchen, schwächere Gegner und dann würde sie sich zu ihm vorarbeiten. Ja, genauso würde sie es anstellen. Kichernd floh sie über die Dächer der Stadt, auf der Suche nach einer geeigneteren Beute.

 

Was war das denn?“, murmelte Vergil vor sich hin. Er wusste, dass diese Frau gefährlicher war als alle Dämonen denen er vorher begegnet war. Aber sie schien nicht auf einen Kampf aus zu sein. Zumindest noch nicht. Vergil leckte sich über die Lippen und schmeckte Blut. Verwundert hielt er sich die Wange. Er blutete. Es war lange her, dass er sein eigenes Blut gesehen hatte. Dieser Ausflug wurde immer interessanter. Wahrscheinlich würde sie der einzige würdige Gegner seit langem sein. Langsam rieb er sich mit dem Daumen über die blutigen Finger. „Was ist denn da oben los?“, brüllte Witch. „Gar nichts“, antwortete Vergil. „Dieser Tag wird immer besser und besser. Fehlt nur noch, dass ich einem längst verschollenen Bruder begegne, von dem ich nichts weiß.“, murmelte er sich selbst.

 

Fortsetzung folgt…

Engeltod XIV – Zweifel

Dark stand schweigsam im gekachelten Raum. Vor ihm stand das Gitter, in dem der Dämon gefangen war und welches ihn von seiner Seele fernhielt. Immer wenn Dark schlief, war er hier. Warum? Durch seine Besuche war ihn einiges aufgefallen. Der Raum zerfiel langsam. Aus dem Boden lösten sich immer wieder kleine Splitter, die dann in der Luft schwebten und sich nach einiger Zeit auflösten. Warum? Der Raum wurde mit jedem Tag dunkler. Warum? Baals Augen brannten sich in seine Seele. Dark spürte, was der Dämon fühlte. Wut, Hass, Mordlust. Die Emotionen waren sehr stark und drohten ihn zu erdrücken- ihn anzustecken. Baal wollte frei sein, aber das wollte Dark auch. Manchmal wünschte er sich, frei zu sein. Frei zu sein, von der Last seiner Reisen und Erinnerungen. Aber das war bloßes Wunschdenken. Nie würde er frei sein. Er war bis in alle Ewigkeiten verdammt.

 

Denn wir sind die Kraft. Wir sind die Macht. Der Anfang vom Ende. Der Weg und das Ziel“, sang eine leicht verzerrte Stimme düster und holte Dark aus den Tiefen eines unruhigen Schlafes. Er blickte sich um. Anstatt der kleinen, dunklen Gasse, in welcher er mit dem bewusstlosen Mädchen eingenickt war, fand er sich in einem gepolsterten Raum wieder. Neben ihn war eine Musikanlage. „Auf die Knie!“, beendete der Sänger das Lied mit einem leichten Nachhall. Auf der digitalen Anzeige stand: Megaherz – Falsche Götter. „Schon wieder diese Band“, murmelte Dark zu sich selbst. An der Anlage war ein Zettel mit Tesafilm angeklebt worden. Darauf standen Titel und Namen von Bands mit der dazugehörigen Nummer. Verwundert runzelte Dark leicht die Stirn. Manche Lieder kannte er, manche aber nicht. „Wahrscheinlich wieder nur eine Illusion“, meinte er. Sacht berührte er die Wand, um den Schleier des falschen Seins zu zerstören. Inzwischen wusste Dark, dass die meisten von ihnen verschwanden wenn man sie berührte. Außer diese. Wieder legte Dark die Stirn in Falten. „Was soll das?“, fragte er sich. Er hörte, wie der Schlitz einer Tür beiseitegeschoben wurde und drehte sich um. Er blickte in die Augen irgendeines Mannes. „Hey! Du bist ja wach!“, meinte er. Den Falten an den Augen nach lächelte er. „Natürlich“, erwiderte Dark, „Wieso sollte ich denn nicht wach sein?“ „So wie´s aussieht, hat der gute, alte Doc es mal wieder geschafft. Einige dachten schon, du schaffst es nicht mehr. Verdammt heute muss wirklich mein Glückstag sein. Der gute Tom schuldet mir jetzt einen Zehner.“ „Was ist hier los?“, fragte Dark fordernd.

 

Innerhalb weniger Minuten fand Dark sich in dem Arbeitszimmer eines Doktors wieder. Es war voll mit Bücherregalen. Einige Diplome in Psychologie hangen eingerahmt an der Wand. Auf dem Tisch waren einige Schnitzereien, von denen man nicht wusste, was sie darzustellen gedachten. Er war in seinem Leben schon viel rumgekommen und wusste, wann er bei einem Seelenklempner war. Er saß lässig auf dem Stuhl, als ein Mann hereinkam. Er war untersetzt und die Müdigkeit stand ihm ins Gesicht geschrieben. Langsam schlürfte er auf den Schreibtischstuhl zu, während er versuchte sich den Schlaf aus den Augen zu reiben. „Ich bin sofort gekommen, als ich es gehört hatte“, meinte er halb gähnend und halb redend. „Wo bin ich hier?“, fragte Dark. „Wie ich sehe, bist du dich deiner Umwelt bewusst. Wie schön, dass wir uns endlich mal vernünftig unterhalten können. Gut, gut. Dann können wir jetzt fortfahren“ „Wo bin ich hier?!“, fragte Dark erneut, nun fordernder. „Du befindest dich in meiner Klinik. Schon seit einigen Jahren.“ „Ich bin nicht verrückt“, erwiderte Dark kopfschüttelnd. „Ach nein?“, fragte der Arzt. „Wieso bist du dann nicht in dem grünen Nebel?“, er zeigte auf das Fenster hinter sich, „Siehst du. Wir haben eine Sternenklare Vollmondnacht. Kein Nebel. Keine Dämonen oder Monster.“ „Was?“, gluckste Dark. Er versuchte den Unwissenden zu spielen. Es wäre nicht das erste Mal gewesen, dass er auf so eine Finte reingefallen wäre. „Ich weiß, was los ist, John. Oder sollte ich dich besser Dark nennen.“ Darks Lächeln erstarb. Er wurde todernst. „Was wissen sie?“ „Ich weiß, dass du seit der Geburt deiner kleinen Schwester dich immer mehr zurückgezogen hast. Du hast dir eine komplexe Fantasiewelt ausgedacht und begonnen sie der Realität vorzuziehen.“ „Was?!“ Dark hatte seine Gelassenheit fallen gelassen und saß jetzt Kerzengrade auf dem Stuhl. Das war unmöglich. Es konnte unmöglich alles nur ein Traum gewesen sein. Es war so real gewesen. „Du hast dich zu dem Zeitpunkt zurückgezogen, an dem du deine Eltern „getötet“ hast. In Wirklichkeit aber, leben sie noch und deine Schwester auch. Sie besuchen dich Regelmäßig, seitdem du hier bist.“ „Sie leben?“, Dark war den Tränen nahe. Sie lebten, so ein Glück. Jahrelang hatte er diese Schuld mit sich herumgeschleppt und nun … „Ja sie leben“, bestätigte der Psychologe nickend. „Und seitdem hast du damit begonnen, dir diese Abenteuer auszudenken. Mit dir selbst als eine Art dramatischen Helden, der von Schuldgefühlen geplagt wird und Vergebung in seinem eigenen Tod sucht. Hast du dich nie gefragt, warum du nicht sterben konntest, egal was wie sehr du dich auch angestrengt hast? Durch die Einbildung und deinen mangelhaften Lebenswillen wäre es möglich gewesen, dass du gestorben wärst, allerdings gab es da etwas, was dich am Leben gehalten hat. Du nennst ihn Baal. Er ist so etwas, wie ein Schatten. Ohne dich, kann er nicht leben und du nicht ohne ihn.“ „Was will er?“, fragte Dark. „Kontrolle“, antwortete der Arzt, „oder wie du es vorziehst zu nennen, deine Seele. Er will deinen Körper. Er ist wie ein Geist. Unfähig mit anderen zu kommunizieren oder zu interagieren. Er existiert nicht, aber es gäbe da einen Weg, wie er diese Kontrolle bekäme.“ „Und wie?“ „Ganz einfach. Dadurch dass du in deiner Traumwelt um seine Macht gebeten hast, hast du dich ihm hingegeben. Du überlässt ihn dann ein Fünkchen mehr Kontrolle, über dich. Deine Traumwelt. Deinen Körper. Deine Seele. Du wurdest immer mehr in dein eigenes Unterbewusstsein gedrängt und dadurch konnte Baal aus den selbigen auftauchen.“ Dark hob nachdenklich eine Augenbraue hoch. Er überlegte. Das alles klang ja schön und gut, aber konnte er das wirklich glauben? „Unsere Bemühungen sind jetzt, dich in dieser Welt zu behalten und zu verhindern, dass du wieder rückfällig wirst.“ An Dark klammerten immer noch Zweifel fest und der Psychologe schien es zu ahnen. „Wenn du mir nicht glaubst“, er holte ein Diktiergerät hervor, „Dann glaubst du vielleicht dir selbst.“ Er drückte auf den Abspiel-Knopf und aus dem Gerät war Darks leicht verzerrte Stimme zu hören. „Jeder Monsterjäger trägt einen Mantel, dass weiß doch jedes Kind“, er stoppte. „Das habe ich nie gesagt“, meinte Dark verwundert. „Du nicht, aber Lucy. Sie ist eine deiner Persönlichkeiten, genau wie all die anderen, denen du begegnet bist. Aber ich glaube, dass sollte dich endgültig überzeugen.“, er spulte vor und schien an einer willkürlichen Stelle zu starten. „Wer versteckt sich im Schatten vor mir?“, fragte Dark. Seine Stimme war düster, bedrohlich und durch das Gerät leicht verzerrt. Sie hatte einen sehr ähnlichen Ton wie Azrael. Plötzlich begann die ganze Welt sich zu drehen. Das alles war zu viel für Dark. Ihm wurde schwarz vor Augen. Er hörte in weiter Ferne die dumpfe Stimme des Psychologen. „Oh nein. Kommt schnell her, wir verlieren ihn wieder! John hör mir zu! Egal was du tust, verlass nicht den Nebel! Er ist ein Tor zurück in die reale Welt! Hörst du?!“ Die Dunkelheit holte ihn zurück.

 

Dark wachte wieder in der dunklen Seitengasse auf. Der Schreck saß noch immer in seinen Knochen. Verwirrt blickte er sich um und erkannte die Umgebung wieder. Er berührte den kalten Boden und die nicht weniger warmen Wände. Rückblickend betrachtet, war die Welt, welche er eben erst entdeckt hatte, viel wirklicher gewesen, als diese hier. Hier gab es Monster, Dämonen und Hexen. Und dort? Dort waren es nur Hirngespinste. Produkte einer bunten, wenn auch düsteren, Fantasie. „Schlecht geträumt?“, fragte jemand. Dark blickte sich um. Er erwartete nicht den Ursprung der Frage zu ergründen, da er glaubte, sie sich nur eingebildet zu haben. Doch da sah er sie, das Mädchen. Und in dem Moment fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Er wusste, woher er sie kannte. Der Zug!, durchfuhr es ihn. Er hatte sie nur flüchtig gesehen. Hatte sie vor ein paar Vampiren gerettet. Aber er wagte es nicht, dieses Thema anzusprechen. Er hatte Angst. Sie wusste, was er war. Hatte gesehen, was er tat. Und nun hoffte er, dass sie ihn nicht wiedererkannt hatte. Er wollte nicht wieder alleine sein. Hatte es nie gewollt. Der Weg den er beschritt, hatte er selbst gewählt und eben jener verdammte ihn zur Einsamkeit. Er musterte sie genauer. Sie hatte die Knie angezogen und umschlang sie mit den Händen. Sie trug eine Blue-Jeans, ein dunkelgrünes Top und einen schwarz-dunkelgrün-gestreiften Schal. Ihre Haare hatte sie zu einem kleinen Pferdeschwanz zusammengebunden. Sie waren auch dunkelbraun, wenn auch nicht so dunkel, wie bei Dark. Auch Baal schien sie wiederzuerkennen. Ist das nicht die kleine Schlampe aus dem Zug, die wir …?, fragte er. Doch Dark hörte nicht weiter zu. Das Mädchen starrte ihn immer noch an. „Ähm, hallo?“, wagte Dark einen vorsichtigen Schritt. „Du … du bist doch der aus dem Zug.“ Erwischt, meinte Baal mit fiesem Lachen. Dark kratzte sich nervös am Hinterkopf. „Äh, ja. Kann gut sein.“ „Ich wollte mich noch mal bei dir bedanken“, sie sah beschämt auf den Boden. Ihre Wangen röteten sich leicht. Da ist wohl eine in dich verliebt, Bruder. Dark glaubte so etwas wie leichte Nervosität in Baals Stimme zu hören. Aber er hätte es sich genauso gut einbilden können. Leise räusperte er sich. „Und jetzt?“, fragte er, „Was machen wir jetzt?“ „Eigentlich möchte ich hier einfach nur raus.“ „Raus aus dem Nebel?“ Sie schüttelte den Kopf. „Nein, raus aus der Stadt.“ Dark überlegte kurz. Wenn er die Stadt verließ, würde es schwer werden in die reale Welt zurückzukehren. Und das Mädchen war letzten Endes nur ein Produkt seiner Fantasie. Schließlich hatte er ihr sein wahres, verdorbenes Ich offenbart und sie schien keine Angst zu haben. In der Realität wäre das alles ganz anders abgelaufen. Sie hätte geschrien und wäre schnell davongerannt. Aber vielleicht stand ihm das noch bevor. Dark stand auf und klopfte sich die Hände an der Hose ab. „Dark“, sagte er und streckte ihr die Hand hin. „Dark?“, fragte sie glucksend. „Was ist das denn für ein Name?“ Er zog die Hand zurück. Sofort sprang das Mädchen auf und streckte nun ihre Hand zum Gruße hin. „Kira“ Dark wandte sich zum Gehen. „Also gut, gehen wir.“, meinte er gespielt gelangweilt und ging voran. Er wollte nicht zeigen, wie verletzlich er war. Was er aber nicht sah war, wie sich Kira wütend mehrfach gegen die Stirn schlug. Einige Zeit schritten sie durch den Nebel. Kira schaute sich immer wieder panisch um. Sie schien vor dem Nebel und seinen Kräften Angst zu haben. Aber nicht vor dir, wie komisch kann das noch werden, lachte Baal. Dark wurde das Gefühl nicht los, dass Baal seit er ihn kannte zum ersten Mal richtig nervös war. Wieso? Weil sie ebenso von einen Dämon besessen gewesen war, wie er? Oder gab es andere Gründe? Plötzlich änderte sich die Umgebung. Sie waren auf einer Straße aus Totenschädel. Überall waren Knochen und Tod. Der Himmel war dunkel und abgesehen von ein paar dunklen Wolken sternenklar. Dark schaute zurück. Dort waberte der grüne Nebel ruhig vor sich hin und ließ sich von den Schrecken in seinem Inneren nichts anmerken. Dark schaute ihn noch einige Zeit an, bevor Kira ungeduldig seine Hand zog und ihn fort trug. Sie wollte wohl schnellstmöglich weg, mit ihm. Weg von dem Tor zurück in die Realität. Aber Dark schwor sich zurückzukehren. Irgendwann. Wenn die Sache erledigt war.

 

Vergil schlug mit dem Schwert immer und immer wieder zu. Es spritzte grünes Blut, doch er wich dem aus. Schließlich wollte er sich sein Outfit von sowas nicht ruinieren lassen. Inzwischen waren die beiden Monsterjäger in eine Art Urwald eingedrungen. Die Dämonen dort waren pflanzlich und konnten sich in dieser grünlichen Umgebung perfekt tarnen. Doch zum Glück hatte Vergil eine scharfe Nase, mit der er die Gegner sofort aufspüren konnte. „So“, sagte er, „das war der Letzte gewesen. Mit diesen Pennern werd ich noch nicht einmal richtig warm.“ Er ließ die Schultern kreisen. „Sag mal, … hast du es eigentlich auch ab und an satt?“, fragte Witch nachdenklich. Sie schien keine bösen Hintergedanken dabei zu haben. „Was?“, fragte Vergil überrascht. „Ich meine, bist du es ab und an leid, all diese Scheiße zu tun?“ Der Dämonenjäger zuckte mit den Schultern „Nö“, sagte er, „das ist meine Berufung. Sowas werde ich nie satt. Dafür lebe ich.“ „Aha“, war alles was Witch dazu sagte. „Wohin müssen wir, um dieses verdammte Tor zu finden?“, fragte der Dämonenjäger. Witch schaute auf das kleine, runenverzierte Amulett aus Silber, welches einer Kompassnadel nicht unähnlich war und auf ihrer Handfläche balancierte. Es zeigte ihnen die Richtung an, in der sie gehen mussten. Witch ging nach rechts. Sie folgten immer weiter der Kompassnadel, bis sich der Dschungel lichtete und sie auf einer großen Lichtung standen. Überall waren Wurzeln und Lianen. Sie alle führten zu einem großen Dämon mit einer geschnitzten Holzmaske zusammen. „Wenn du ihn nicht willst, nimm ich ihn“, meinte Vergil lächelnd zu Witch und leckte sich genüsslich über die Lippen. „Ich bin der Wächter dieses Tores. Obwohl es defekt ist, werde ich es bis zum letzten Atemzug verteidigen“, sagte der Dämon mit drohender Stimme. „Trifft sich gut“, meinte Vergil. Auf einmal lichteten sich die Lianen des Wesens. Hindurch kam ein Feldermausdämon. Er war nur so groß wie ein Mensch, ging auf zwei Beinen und hatte ansonsten den Körper einer Fledermaus. „Der ist mir zu mickrig. Den übernimmst du, Witch“, meinte Vergil und legte los, bevor sie Einspruch erheben konnte. Die verdutzte Hexe stand auch prompt dem Dämon gegenüber. Während sie in die Seiten schlug, feuerte Vergil aus allen Rohren. Der Dschungeldämon versuchte den Dämonenjäger mit seinen Lianen zu erschlagen, doch Vergil rollte sich zur Seite und durchschlug die Pflanzen mit seinem Schwert. „Gimme gimme fuel for my fire. Just a little spark of desire. For her delight. I'll serve dynamite tonight!“, sang er den Refrain von Lordis Dynamite Tonight. „Du entkommst mir nicht“, schrie der Dämon wütend. „Who comes out as the winner? When she starts to play the game“, sang Vergil fröhlich das Lied nach, welches aus seinen Kopfhörer dröhnte. Schließlich fand er den Schwachpunkt des Dämons. Seine Holzmaske. Aber er wollte es nicht so schnell beenden. Vorher sorgte er dafür, dass der Dämon sämtliche Energiereserven erschöpft hatte, bevor er den Kampf mit einem gezielten Schuss zwischen den Augen beendete. Der Dämon verdorrte und explodierte schließlich. „Ich mag´s, wenn es mit einem Knall endet“, meinte er lächelnd. Witch spielte unterdessen ein wenig auf Bon Scott, neben der verkohlten Leiche ihres Widersachers. „Auch mal fertig?“, meinte sie gelangweilt. Doch Vergil ließ sich davon nicht provozieren. Er schaute lieber in den Krater, welchen der Dämon hinterlassen und, im wahrsten Sinne, mit seinem Körpereinsatz verteidigt hatte. Er sah noch, wie die letzten, verdorrten Überreste von ihm in das Loch fielen. Für einen kurzen Moment weiteten sich Vergils Augen. Das Portal schien kaputt zu sein, denn es wechselte ständig die Höllen. Vergil sah endloses Leid, endlose Herrscharen des Bösen, große Lust, Wesen die Älter waren als die Zeit und Feuer. Jede Menge Feuer. Fremde Welten die ihm dennoch vertraut waren. Doch nach einem Moment hatte er sich wieder gefangen. Witch tauchte neben ihn auf. „Komm. Lass es uns hinter uns bringen“, meinte sie. Sie begann damit eine alte Litanei aufzusagen. Der Dschungel verdorrte, aber das Tor wurde kein bisschen kleiner. Doch kaum, dass sie mit der Schließung begonnen hatten, flog ein großer Schatten heraus. Er hatte die Größe des gesamten Kraters ausgemacht. Es war ein schwarzer Drache, mit sieben Köpfen und einen dreigeteilten Schwanz. Vergils Augen wurden zu schmalen Schlitzen. Das war er! Ein lange gehegter Traum ging damit in Erfüllung. „Ich kenne dich“, meinte der Drache per Telepathie an Vergil. „Du bist der weiße Hundedämon. Ich dachte, ich hätte dich vernichtet.“ „Weit gefehlt, Kleiner.“, meinte Vergil überheblich. „Ich bin sein Schüler.“ Der Drache lachte. „Und jetzt willst du bestimmt deinen Meister rächen.“ „Sag mal hast du sie noch alle?!“, fuhr ihn Vergil an. „Ich will beweisen, dass ich tausendmal besser bin als er.“ „Ein seltsamer Wunsch“, meinte der Drache. „Aber er wird dir nichts als den Tod bringen, genau wie deinem Meister.“ Der Drache spie einen Feuerball. Innerhalb eines Augenblickes hatte Vergil die Situation erfasst. Er stieß Witch beiseite und rollte sich in die andere Richtung ab. Einen Moment später, landete der Feuerball da, wo sie vorher noch gestanden hatten. „Was ist los mit dir, Wicht?“, fragte er die Hexe, die immer noch in ihren Spruch vertieft war. „Du solltest vorsichtig sein“, meinte der Dämon höhnisch. „Wenn die kleine Hexe einen Fehler macht oder den Spruch unterbricht, kann es zu unvorhergesehenen Konsequenzen kommen.“ „Fuck!“ Vergil versuchte sich so schnell es ging von Witch zu entfernen. Dass der Drache sich scheinbar nicht für sie interessierte, kam ihm dabei sehr gelegen. Der Drache feuerte einen Flammenstoß nach dem anderen auf Vergil. Stets versuchte dieser auszuweichen, schaffte es auf Dauer aber nicht. Der Dämonenjäger versuchte in den Gegenangriff überzugehen. Mit seinem Willen bündelte er die Luft unter seinen Füßen und ließ sich von ihr auf den Dämon zu tragen. Der Drache fegte den Dämonenjäger mit einem Schlag seines dreigeteilten Schwanzes beiseite. Vergil krachte mitten in den Urwald, welcher langsam auszusterben drohte. Die Pflanzen verdorrten und der Belag der Straße kam so langsam zum Vorschein, aber das Portal wurde kein bisschen kleiner. Der Drache feuerte aus allen Köpfen Flammenstrahlen auf ihn. Heiß wurde er von den Flammen umarmt. Er spürte ihre Hitze. Ihre Seelen. Ihre Leidenschaft. All das was ihn immer an diesem Element fasziniert hatte. Aber seltsamerweise schlugen die Flammen nicht nach ihm. Sie schienen eher wie neugierige Tiere zu sein und ihn zu beschnuppern. Als schließlich alles brannte, bis auf den Monsterjäger, stand Vergil auf. Die Kampfeslust flackerte in seinen Augen. „Unmöglich“, entfuhr es den Dämon. Er flog davon. Schien Angst vor den Kräften des Jägers zu habe. „Witch!“, schrie Vergil. Die Hexe hatte es trotz ihres Spruches geschafft den Kampf zu beobachten. Sie nahm ihre Gitarre zur Hand und spielte eine kleine Melodie. Sie beschwor einen Torpedo herauf, welcher auf Vergil zuraste. Dieser Sprang rauf und steuerte die Waffe. Der Drache flog unterdessen höher und höher. Er floh vor Vergil. Doch der ließ nicht locker. Er hatte sich breitbeinig hingestellt und Gaara war bereit gezogen zu werden. Plötzlich drehte sich der Drache um und spuckte einen gigantischen Feuerball auf den Dämonenjäger. Die Flammen spiegelten sich in den Augen von Vergil. Er verzog keine Miene - war hochkonzentriert. Das Feuer verschluckte ihn. Plötzlich sprang er wieder aus dem Feuerball. Der Torpedo war verloren und Vergil hatte nicht mehr genug Schwung, um den Drachen zu erreichen. Wild mit den Armen rudernd, fiel er in die bodenlose Tiefe. Denk daran, die Luft ist ein Freund der überall ist, hörte er seinen Sensei sagen. Vergil schloss die Augen. Unter seinen Füßen komprimierte er zwei kleine Kugeln aus Luft. Während er fiel, wurden die Kugeln kleiner und kleiner. Schließlich steuerte Vergil seinen Körper so, dass er gerade stand. Blitzschnell war Gaara aus der Scheide. Dann ließ er die zusammengestauchte Luft frei. Sie katapultierte ihn auf den Dämon zu. Durch die entstehende Geschwindigkeit und Hitze, begann Gaara rötlich zu glühen. Vergil sprang auf den Unterleib des Drachen und lief ihn hoch. Gaara fraß sich durch die schwarzen Schuppen. Aus den Rücken trat ein mächtiges, rotes Geisterschwert hervor, das sich parallel zu Gaara bewegte. Der Drache schrie, aber Vergil rannte ihn unerbittlich hoch. Schließlich sprang er von einen der Hälse in die Höhe. Der Drache fiel blutend in die Tiefe. Vergil flog hinterher. Er landete auf einen der Köpfe. Schnell feuerte er noch einige Male darauf. Der Drache fiel noch schneller, als der Dämonenjäger sich von ihm abstieß. Inzwischen war der Dschungel verschwunden und das Loch begann sich langsam zu verkleinern. Doch nun war es zu klein für den Drachen. Er verstopfte das Loch. Elegant landete Vergil auf dem eingequetschten, geflügelten Reptil. Mit einem Rumps versank der Drache mit Vergil in dem Loch. Der Dämonenjäger schaute nach oben. Das Loch wurde wiedererwartend schnell kleiner. Er musste sich beeilen, um nicht in der Hölle festzustecken. Die Zeit arbeitete gegen ihn. Er sprang von dem Kadaver. Der rettende Ausgang wurde immer kleiner. Vergil schaffte es gerade noch rechtzeitig über die Kante und landete auf dem Asphalt. „Na, das war doch gar nicht so schwer“, meinte er, während er sich den Schmutz von den Schultern klopfte. „Witch, wo ist das nächste Portal? Immer her damit.“ Witch beendete ihre Litanei. „Gut, je schneller wir hier fertig sind, desto besser.“, meinte sie bloß.

 

Die Schneeflocken wurden wild vom Wind umhergetrieben. Sie stachen wie kleine, spitze Nadeln auf Lucys Gesicht. Ihr Atem bildete kleine Wölkchen. Sie war froh, nicht frieren zu können. Im Himmel konnte es um einiges kälter werden. Die Gruppe irrte schon seit Stunden umher. Lucy beschlich das Gefühl, dass sie im Kreise liefen, was bei dem Wetter kein Wunder gewesen wär. Außerdem konnte es sein, dass sie beobachtet wurden. Sie wollte ihrem Team aber keine Angst machen. Es wäre ebenso möglich gewesen, dass der grüne Nebel immer noch ihre Wahrnehmung beeinträchtigte. So beschloss sie erst einmal zu schweigen. Die dunklen Energien machten ihr zu schaffen. Sie wurde immer schwächer, je näher sie ihren Ziel kamen. Wenn sie nicht bald eines der Höllentore schlossen, konnte es sein, dass Lucy zu sehr verdarb. Dann wäre sie auch nicht anders, als Angelo und all die anderen vor ihr. Aber sie war eine Kämpfernatur und würde nicht so leicht aufgeben. Noch war es nicht zu spät. Wenn sie nur einen Kompass oder sowas ähnliches gehabt hätten. Aber leider hatte sie gerade keine Hexe oder Zauberer bei der Hand. Verdammt. Warum hatte sie das nicht bedacht? Aber es war nun zu spät, um jetzt darüber nachzugrübeln. Sie musste sich auf ihre Mission konzentrieren, sonst nichts! Also folgte sie den dunklen Energien, auch wenn sie sie schwächten. Irgendwann kamen sie zu einem großen Spiegel. Plötzlich war der Sturm weg und es tauchten bepelzte Kreaturen, mit splittrigen Zähnen aus Eis, auf. Es waren gut einhundert von ihnen. Ohne dass irgendjemand etwas gesagt hatte, waren sie auch schon mitten im Gefecht. Lucy feuerte wild mit ihrer Pistole umher. Trat diejenigen, die ihr zu nahe kamen. Leonardo war so schnell, dass er verschwand. Nur der glimmende Strich seiner Zigarette, welchen er durch die Geschwindigkeit seiner Bewegungen erschuf, war noch zu sehen. Sam zerschnitt mit ihren Fäden die Dämonen. Nur Mark blieb dem Kampf fern. Er versuchte sich so gut es ging vom Geschehen fern zu halten. Was ihn aber nicht recht gelang. Immer wieder musste ihn einer retten. Wie das Huhn in Not, durchdrang es Lucy unwillkürlich. Der Boden ertrank in blauem Blut. In wenigen Minuten war der Kampf auch schon vorbei. Die Verluste von Lucys Team - Null. Die Verluste der Hölle - Alle. Sah nach einem klaren Sieg aus. Nur Sam schien noch etwas benommen zu sein. In ihren Augen glitzerte irre Mordlust. Von allen war sie diejenige, welcher der Nebel am meisten geschadet hatte. Was auch immer dort passiert war, es würde sie ihr Leben lang zeichnen. Lucy beschlich ein leiser Verdacht, den sie aber als Unfug abtat. Wenn sie aber doch … Sie würde es heute Abend überprüfen. Jetzt standen sie erst mal dem Spiegel gegenüber. Aus dem Glas tauchte ein großer Koloss aus Eis und Schnee auf. Ein Gerippe aus Eis mit Haaren und Bart aus schneebesetzten Eiszapfen. Er war mit zugefrorenen Eisenketten an den Spiegel gebunden. „Was wollt ihr?“, fragte er leise, als wenn eine Schneeflocke sacht zur Erde segeln würde. Lucy sah, wie sich ihr Körper und die der anderen verzerrt auf der kalten Oberfläche des Dämons spiegelten. „Ich bin Lucy“, sagte sie. „Und ich bin hier, weil es mein Job ist, solche Portale zu schließen und den Arsch von Dreckssäcke wie dir zurück in die Hölle zu verfrachten.“ Der Dämon lachte. „Deine Zeit läuft ab“, meinte der Dämon. Lucy wurde ungeduldig. Sie versuchte sich ihre Panik nicht anmerken zu lassen. Sie musste die starke Anführerin spielen, auch wenn es ihr schwer fiel. „Du hast recht. Wir haben keine Zeit für dein Geschwätz.“ Sie feuerte einen Schuss aus ihrer Pistole. Der Schuss bestand aus purem Licht und raste dem Dämon entgegen. In seinem Flug wirbelte er den losen Schnee auf und ließ den Dämon in einer weißen Wolke verschwinden. Stille. Lucy wähnte sich siegessicher, bis das Lachen des Dämons aus der Wolke kam. „Du hättest es geschafft“, meinte er, „wenn du nicht den Energien dieser Hölle ausgesetzt wärst“, fügte er nach einer kleinen Kunstpause hinzu. „Was meint er?“, fragte Mark. „Leo! Sam! Helft mir diesen Typen platt zu machen.“ Sams Lächeln strahlte Mordlust aus. Leonardo stieß genüsslich den Rauch seiner Zigarette aus. Sie flankierten den Dämon von drei Seiten. Lucy übernahm dabei den Frontalangriff, Sam und Leonardo die Seiten. Sam fesselte mit ihren Fäden den Arm des Dämons. Durch diese Ablenkung konnte Leonardo leicht in die Flanke des Gegners fallen. Sein Dolch versank tief im Kopf des Dämons. Mit einem Ruck schüttelte der Eisriese den Paladin ab, der Dolch aber blieb stecken. Jetzt war Lucy an der Reihe. Sie steckte ihren Arm mit der Pistole direkt in sein offenes Maul. Mit Entsetzen sah der Dämon den Engel an. Mit einem Lächeln feuerte Lucy und verteilte das gesamte Gehirn des Dämons auf den Schnee. Sie sprang zurück. Der Dämon kippte um. Leonardo machte sich daran seinen Dolch wieder in Besitz zu nehmen, während Sam immer noch wild an den Fäden zog. Lucy legte ihre Hand auf Sams Schultern. „Sam!“ Sie schaute den Engel verwirrt an. „Es ist vorbei.“, meinte sie matt. Zombie-Queen schien den Sinn hinter den Worten nicht zu verstehen, aber es war auch erst mal unwichtig. Lucy hatte nur noch Minuten. Mark untersuchte währenddessen den Spiegel. Er schaute in die Eishölle. Lucy zog ihn schnell weg. „Nicht, dass du noch etwas Dummes machst“, meinte sie. „Glaub mir, ich habe oft genug gesehen, wie irgend so ein Volltrottel ausversehen einen gewaltigen Dämon heraufbeschworen hat und durch dieses Versehen von irgendeinen Penner, musste ich meinen Hintern in diese Welt schwingen.“ Sie hob warnend den Zeigefinger. „Wenn du auch nur eine winzigkleine Bewegung machst, die mir nicht gefällt, mach ich dich fertig!“ Sie schubste Mark grob in den Schnee. Jetzt schaute sie auch zum Spiegel. Sie sah eine eisige Kälte, wie sie noch nicht mal die Herzen der Menschen kannten. Eis und Schnee, mehr sah sie nicht an Landschaft, dafür aber hunderte von Dämonen. Wie sie sich bekämpften. Bekriegten. Jeder wollte der Herrscher sein. Die Parteien intrigierten gegeneinander. Und für einen kurzen Moment musste sie an Zuhause denken. Aber sofort schüttelte sie den Gedanken ab. Sie war nicht so, wie die da. Lucy berührte mit ihrer nackten Hand den Spiegel. Er begann an den Berührungspunkten zu splittern. Plötzlich ruckte der Arm des Dämons hoch und raste auf sie zu. Es wurde wärmer. Dumpf hörte Lucy, wie sie die anderen vor der drohenden Gefahr warnten, aber sie war zu schwach, um es zu hören. Der Schnee wurde zu Wasserdampf und verschwand in Sekundenschnelle. Kurz bevor er in Lucys Reichweite kommen konnte, schmolz die eisige Kralle dahin. Die Wasserpfütze hatte genau die Form der Hand des Dämons. Das Tor jedoch zersprang in zigtausend kleine Splitter. Es war beinahe schön, wenn es nicht zur Hölle gehört hätte. Als Lucy sich umdrehte, sah sie die Stadt, wie sie normal aussah. Ohne dämonische Magie. Und langsam spürte sie, wie ihre Kraft zurückkehrte. Sie wandte sich an ihr Team. „Gut gemacht, Leute. Ich denke, wir machen für heute Feierabend.“

 

Sie zogen sich in ein leer stehendes Gebäude zurück. Für die Nacht mussten sie ein Lagerfeuer anmachen, denn der Strom funktionierte nicht. Als Lucy sah, wie Sam mal wieder ihren Unterarm betrachtete, stand sie auf, setzte sich neben den Zombie und packte sie am Arm, welchen sie beobachtet hatte. Schnell schlug sie den Ärmel zurück. Auf Sams Unterarm war ein kleiner, kaum merklicher Punkt. Er war schwefelgelb. „Du hättest dich zurückhalten sollen“, meinte Lucy. „Jetzt hast du den Fluch der Reiterin.“ „Was bedeutet das?“, fragte Sam. „Verdammt, Sam! Ich habe euch allen klipp und klar gesagt, ihr sollt euch von dem Blut dieser Irren fernhalten!“ „Und jetzt?“, fragte Sam beschämt. „Und jetzt?! Jetzt haben wir die Scheiße!“ Lucy stöhnte und ließ sich nach hinten fallen. Zum Glück war Mark damit beschäftigt, Leonardo zu interviewen, wodurch er seine Aufmerksamkeit nicht auf die Damen der Gruppe lenkte. „Es gibt kein Heilmittel“, meinte Lucy resigniert. „Man wird immer bekloppter und irgendwann geht man daran zu Grunde. Das dauert ungefähr … äh … ein Jahr.“ Sam erbleichte. Lucy hob beschwichtigend die Arme. „Bei dir ist es natürlich etwas anderes“, meinte sie sofort. „Du bist schon tot und das sollte den Verfall deines Gehirns verlangsamen. Vielleicht hast du genügend Zeit, um ein Gegenmittel zu finden.“ Sams Unterlippe bebte. „Wollt ihr mich jetzt nicht mehr haben?“, meinte sie den Tränen nahe. „Nun ja“, fing Lucy an. „Du wärst uns immer noch sehr nützlich, aber …“ „Ich gehe schon“, brach Sam weinerlich dem Engel ins Wort. „wenn du stattdessen Heilung suchst, werde ich dich nicht aufhalten.“ Sam stand traurig auf. Erst im Türrahmen erreichten sie Lucys Worte. Sie drehte sich um. Ihr Gesicht war feucht von den Tränen. Sie stolperte mehr, als das sie ging, auf Lucy zu. Sie umarmte den Engel. Lucy stand steif da. Sie wusste nicht, was sie tun sollte. Sowas war ihr fremd. Sie wusste zwar viel über die sterbliche Welt, aber sie wusste bei weitem nicht alles über die Wesen, die die Erde bevölkerten. Nach einem Moment ließ Sam sie los. Ihr Gesicht strahlte Erleichterung aus. Eine tonnenschwere Last schien von ihr gewichen zu sein. „Ich will, hier bleiben. Meine Probleme können warten“, war alles was sie sagte. Lucy ließ sich zeitgleich mit Mark aufs Sofa fallen. „Wie sieht’s aus?“, fragte Lucy müde. Mark stöhnte. „Der Typ ist total irre.“ Er blätterte einige Notizen durch. „Er wurde vom Vatikan aus einem Waisenhaus geholt. Von dort wurde er nach Italien gebracht, wo ihn ein exzentrischer Brite unterrichtet hat. Und dann hat er mir von all den Schrullen erzählt, die er von ihm übernommen hat. Seine Bewunderung für schöne Gemälde. Seine täglichen Teerituale. Blah, blah, blah. Umgang mit dem Messer. Blah, blah, blah. Wie man ein Gentleman ist und so. Aber das Verrückteste war, dass er manchmal die Stimme Gottes hört. Man der ist total durchgeknallt“, Mark ließ dabei den Zeigefinger etwas über die Schläfe kreisen. „Zum Glück ist Sam wenigstens einigermaßen normal. Noch einen Irren ertrage ich nicht“, murmelte er bei sich. Wahrscheinlich glaubte er, dass Lucy nichts gehört hatte. „Wie war das?!“, ihre Augen wurden dabei zu schmalen Schlitzen. Mark wedelte abwehrend mit den Armen. „Ach nichts.“ Lucy beruhigte sich genauso schnell wie sie sich aufgeregt hatte. Sie schaute gedankenversunken auf Sam und bemitleidete sie und ihr Schicksal. Am liebsten hätte sie es geändert, aber das lag leider nicht in ihrer Macht. Am besten sorgte sie dafür, dass die anderen nichts merkten.

 

Vanessa stand umringt von den Leichen der Dämonen, die sie sich ausgesucht hatte, auf dem Asphalt der Straße. Ihr Atem ging stoßweise. Sie schaute auf ihre bluttriefenden Hände. Ihre Zunge fuhr über ihre Lippen, welche sich zu einem ständig Irrenlächeln verformt hatten. Das war nicht genug. Sie brauchte mehr. Viel mehr. Hinter ihr kroch einer der Dämonen davon. Obwohl er nicht weit gekommen wäre, weil sein Unterkörper fehlte, ließ Vanessa keine Gnade walten. Sie sprang auf ihn. Zentimetertief jagte sie den Stahl ihres Säbels in den Kopf des Höllenwesens. Genüsslich leckte sie den haarlosen Kopf ab. Sie war schlimmer, als sie. Sie war böser. Aber immer noch zu schwach, für den Weißhaarigen. Sie musste noch viel mehr töten. Es gab keine Zeit zu verlieren. So rannte Vanessa durch die Nacht auf der Suche nach mehr Beute.

 

Fortsetzung folgt…

Engeltod XV – Sensenmänner

Es regnete Asche auf die beiden Monsterjäger nieder. Vergil wirbelte die Luft zum Glück so um, dass die beiden nicht allzu viele Flocken abbekamen. Der Himmel war voller Rauchwolken. Die Sonne konnte mit all ihrer Kraft gar nicht durchkommen. Bei jedem Atemzug füllten sich die Lungen mit Rauch und dem Gestank von Schwefel. Das Atmen fiel schwer. Witch hatte inzwischen eines ihrer zahllosen Amulette aktiviert, um die Hitze zu ertragen. Vergil brauchte sowas nicht. Die Hitze machte ihm nichts aus und brachte ihn noch nicht einmal zum Schwitzen. Vorsichtig folgten sie den schmalen, brüchigen Faden der Straße. Sie war zu einer lebenden Todesfalle geworden. Unter ihnen flossen kochende Lavaströme. Die dicke Ascheschicht auf der Straße machte sie zur Rutschbahn. Jeder Schritt konnte der letzte sein. „Och, Scheiße!“, fluchte Witch. „Was ist denn nun schon wieder?“, stöhnte der Dämonenjäger. „Wir müssen nach links.“ Gelangweilt schaute Vergil nach links. Es gab keine Abbiegung oder der gleichen. Nur Feuer. „Sieht aus, als würden wir lernen müssen, auf flüssiger Lava zu laufen.“ Witch schnalzte mit der Zunge. Gerade als sie zu einer Antwort ansetzen wollte, brach durch das Feuer ein großer Schwarm geflügelter Dämonen empor. Sie waren wie raubtierartige Libellen aus heißer Lava. Sie bildeten einen glühenden Wirbel um die beiden Jäger. Anscheinend erhofften sie sich dadurch bessere Chancen auf einen Sieg. Aber es war egal, was sie taten, den beiden Profis konnten sie nicht das Wasser reichen. „Nanananana. Calling Mr. Killjoy!“, sang Vergil laut, während er mit seinen Pistolen Tod und Verderben säte. Der Song war Mr. Killjoy von Lordi, sein zweitliebster Song überhaupt. Jeder Dämon, der getroffen wurde, erkaltete und fiel als Steinstatue in den heißen Fluss. Während Vergil sang und um sich feuerte wie ein Wahnsinniger, versuchte Witch es ebenfalls mit ihrer Schrotflinte. Obwohl sie es nicht schaffte so viele und zielgenau zu erwischen wie Vergil, machte sie doch einen ganz guten Schnitt. Als der Letzte erkaltete und in den flammenden Fluss fiel, meinte Witch: „Genau deshalb habe ich dich mitgenommen. Ist dir schon mal aufgefallen, dass du für einen Elementar ganz schön stark bist?“ Trotz zahlreicher Einsätze, verblüffte Witch immer wieder, wie schnell, stark und zielgenau der Dämonenjäger doch war, das wusste Vergil und er liebte es. „Und was machen wir jetzt?“, fragte Vergil ohne auf ihre Frage einzugehen. „Warte mal einen Moment.“ Witch spielte eine kleine Melodie auf Bon Scott. Aus dem feurigen Fluss erhob sich eine Art Straße aus Lava nach links. Schnell erkaltete sich das flüssige Gestein. Ohne die neuentstandene Straße auf ihre Sicherheit hin zu prüfen, schritt der Dämonenjäger einfach drüber. Witch folgte ihm, aber sie war nicht ganz so selbstsicher wie er. Ihr schien die Hitze nicht zu bekommen, welche die provisorisch errichtete Straße noch in sich hatte. Oder war Vergil, was das anbelangte, abgehärteter? Die beiden folgten den Weg, bis sie zu einer Art Vulkan kamen. Aus seinem Krater ergoss sich die flüssige Lava der Unterwelt in die Welt der Sterblichen. Dichter Qualm und Ascheflocken entstiegen ihm und machten das Atmen schwer. Witch zeigte auf den Vulkan. „Das ist das Tor.“ Vergil zog Verdammnis und Erlösung. „Also gut. Bringen wir die Nummer zwei hinter uns.“ Aus der Lava entstieg, als wäre es einfaches Wasser, ein rothäutiger Dämon mit einem bepelzten und wütend peitschenden Schwanz. Zwei Hörner sprossen aus seinem kahlen Kopf. Ein großer, brennender Hammer diente ihm als Waffe. „Ihr niederen Kreaturen werdet den Plan von Meister Dark niemals durchkreuzen! Ich bin einer der wenigen Überlebenden von Amons Armee. Des mächtigsten aller Höllenfürsten. Der, der fast alle seine Männer auf seinen Kreuzzug durch die Hölle tötete. Nur die Stärksten überlebten und nun steht ihr vor einem dieser Überlebenden.“ Bei diesen Worten verschränkte Vergil die Arme. „Wirklich? Ich habe schon viele getötet, die behauptet haben, Amon zu dienen und unter uns gesagt, hatten die überhaupt nichts drauf. Und das müssten ungefähr …“, Vergil tat so, als ob er überlegen würde. „Vielleicht so um und bei siebzig Legionen gewesen sein. Amon hatte aber nur sechzig Armeen. Und einige passten auch vom Alter gar nicht. Daher meine Theorie, dass so gut wie jeder von euch Dämonenloser behauptet seinen Angriff überlebt zu haben, um seinen eigenen Ruf aufzumotzen. Und jetzt kommen wir zu meiner eigentlichen Frage. Hast du es nun drauf oder nicht?“, dabei zog er provozierend eine Augenbraue hoch. Witch klatschte anerkennend in die Hände. „Schöner Vortrag.“ Der Dämon zitterte vor Wut. Wütend stampfte er auf die beiden zu, den Hammer hoch erhoben. „Ihr werdet sterben!“, brüllte er zornig, doch die Monsterjäger beachteten ihn gar nicht weiter. „Danke“, meinte Vergil. „Das musste aber auch mal jemand sagen.“ Der Hammer sauste genau auf Vergil nieder. Man hörte, ohne es zu sehen, wie ein Schwert die Luft durchschnitt. Genau in dem Moment, in dem die Waffe Vergil hätte treffen müssen, flog der Kopf des Hammers weg und ließ nur den abgetrennten Stiel zurück. Verwundert starrte der Dämon auf das sauberabgetrennte Ende seiner stolzen Waffe. Sobald er erkannte, was geschehen war, begann er am ganzen Leib zu zittern. Panisch stolperte er rückwärts in die Lava. Seine verängstigten Augen starrten auf den Dämonenjäger, der ihn mit einem verwegenen Lächeln bedachte. Witch hatte unterdessen damit begonnen das Portal zu schließen. Der Dämon fing sich wieder. Wütend versuchte er Vergil zu packen. Der Dämonenjäger machte noch nicht einmal Anstalten auszuweichen oder anzugreifen und ließ sich ohne Gegenwehr in die Hand einschließen. Freudig lachend tunkte der Dämon die Faust mit dem Jäger in die Lava. Als er sie wieder rausnahm, sah er keine Spur von Vergil, nur einige Überreste vom flüssigen Gestein. Lachend schüttelte er die Reste der langsam abkühlenden Lava ab. Gerade als er sich Witch widmen wollte, hörte er eine bekannte Stimme. „Hey! Solltest du dich nicht erst einmal um mich kümmern.“ Voller Angst schaute der Dämon auf seine Schulter. Dort lag Vergil vollkommen entspannt auf dem Rücken und schaute zum verhangenen Himmel. „Die Farbe gefällt mir. Ist mal was anderes als immer dieses Blau.“ Gerade als der Dämon ihn wieder greifen wollte, sprang er von der Schulter. Er landete sauber auf einem Flecken getrockneter Lava. Der Zauberspruch zeigte bereits erste Auswirkungen auf dem Schlachtfeld. Das Gestein begann abzukühlen. Der Vulkan schrumpfte und hatte aufgehört neue Lava zu produzieren. Der Ascheregen war weniger geworden. Aber der Qualm hatte dafür vollkommen aufgehört. Vergil lächelte fies. „Finish him!“, sagte er zu sich selber. Wieder zog er Gaara. Mit der scharfen Klinge durchschnitt er die Luft und tötete den Dämon auf fast genau dieselbe Weise, wie Raphael. Der einzige Unterschied war, dass der Dämon diesmal nicht in Flammen aufging. Aber er zerfiel genau auf dieselbe Art und Weise. Gerade als Vergil sich dem Vulkan zuwandte, hörte er das Brüllen des eigentlich toten Dämons. Sein Geist raste auf Vergil zu. Der verzog keine Miene oder würdigte den rasenden Dämon auch nur eines einzigen Blickes, als er Verdammnis zog und ihn mitten in die Stirn schoss. Funkensprühend löste der Dämon sich auf. „Und wieder hat Dark einen Dämon weniger“, murmelte Vergil amüsiert zu sich selbst, während er die Pistole weggesteckte. Der Vulkan war Geschichte und mit ihm das Höllentor. „Und das war die Zwei“, meinte Vergil zu Witch, die erschöpft nickte. „Dir scheint diese Hölle ja ziemlich eingeheizt zu haben“, meinte Vergil scherzend. „Lass uns weitergehen, bevor ich dich noch in eine Kröte verwandel.“, murrte sie.

 

Kira umklammerte Darks Arm so stark, dass er kaum noch Gefühl darin hatte. Ihre Angst kann man schon beinahe schmecken, meinte Baal hämisch. Sie folgten der Straße aus Totenschädeln. An allem haftete der Geruch des Todes. Es war gespenstisch ruhig. Dark fragte sich was schlimmer war, totale stille oder ein gespenstisch heulender Wind. Überall lagen Knochen umher. Keine Vögel. Keine Ratten. Alles was hätte Grün sein müssen, war verdorrt und eingegangen. An einige Laternenmasten baumelten erhängte Skelette. Nichts deutete auf Leben hin. „Sag mal“, brach Kira nach einiger Zeit das Schweigen, „was bist du eigentlich? So eine Art Superheld?“ Dark schaute sie nicht an. Seine Augen waren nach vorne gerichtet und sondierten die Gegend. „Eher nicht.“ „Bist du so wie Jackie Estacado aus The Darkness?“ Dark gluckste. „Wer?“ „Er ist ein Mafiakiller, der von einer dämonischen Macht besessen ist und von den Mächten des Himmels gejagt wird.“ Haben wir noch einen großen, bösen Bruder von dem wir nichts wissen, John?, den Namen sprach der Dämon voller Häme und Genuss aus. Der Junge ignorierte Baal. „So ähnlich“, meinte er. „Was dagegen, wenn ich dich dann Jackie nenne?“ Dark stöhnte. „Nenn mich, wie du willst. Mir egal.“ Er ließ Kira seine schlechte Laune spüren. Wieso müssen Mädchen immer so viel reden?, fragte er sich. Wie um seine Ansichten zu bestätigen, fuhr Kira mit ihrer Stocherei weiter. „Nervt es dich gar nicht, dass dir der Pony so ins Gesicht hängt?“ Dark richtete die Augen nach oben. Sein Pony war wirklich etwas lang, aber es störte ihn nicht weiter. Er hatte Wichtigeres zu tun, als sowas. „Sag mal, nervst du jeden, der dir das Leben gerettet hat?“, fuhr er sie böse an. Seine Geduld war am Ende. Er wollte nachdenken. Für ihn gab es nur zwei Möglichketen. Entweder er ging zurück in den Nebel oder ließ sich von Azrael töten. Und er wusste nicht so recht, welche Option die Richtige war. Welche Realität die Richtige war. Und deshalb musste er nachdenken. Deshalb brauchte er für einige Zeit vollkommene Ruhe. Sofort ließ Kira seinen Arm los und entfernte sich ein paar Schritte rückwärts. „Wieso bist du nur so gemein zu mir? Wieso bist du so …“, weiter kam sie nicht. Plötzlich hielt sie sich den Kopf und fing an zu schreien. Aus dem Boden stiegen Geister empor, die wie wild um sie wirbelten. Es war wie bei einem Hurrikan, dessen Zentrum Kira war. Sie schrie immer weiter. Durch die Geister hindurch klang es aber seltsam verzerrt und schrill. „Was ist denn jetzt los?!“, fragte Dark. Das Mädchen schien mehr zu sein, als es den Anschein hatte. Ach, haben wir dir das nicht erzählt?, meinte Baal gespielt überrascht. Die Kleine ist ein mächtiges Medium oder was meinst du, warum dieser Dämon so stark gewesen war, obwohl du ihn mit einem Schlag hättest besiegen können? Das Mädchen ist mächtig. Aber scheinbar hat sie keine Kontrolle über ihre Fähigkeiten, wie schade. Jetzt muss sie leider sterben. Dark biss die Zähne zusammen. „Wir müssen doch irgendetwas tun können!“ Wie zum Beispiel …?, fragte Baal. Dark überlegte kurz. „Hey, ihr! Ich bin der Monsterschlächter! Wer von euch will sich mit mir Anlegen?! Wer will den Tod?! Kommt her! Wenn es sein muss, nehme ich es mit euch allen auf einmal auf!“ Sehr einfallsreich, kommentierte Baal. Aber die Geister ließen nicht ab. Sie sogen etwas Blaues, Durchsichtiges aus Kira heraus. Dann ließen sie von ihr ab und wirbelten ein Stückchen weiter entfernt. Sie wirbelten immer schneller und schneller, bis sich ein großer, schwarzer Sensenmann mit dem Gesicht eines alten Mannes im Zentrum herauskristallisierte und den Strudel einfach absorbierte. Sie haben sich ein bisschen von der Energie des Mädchens zunutze gemacht und sind dann mit einander verschmolzen, um ihren „Beschützer“ zu besiegen und sich dann alle Macht zu nehmen. „Ihren Beschützer?“, fragte Dark. Der Sensenmann schaute ihn herablassend an. So wie es aussah, war Dark ihr Beschützer. Dann wandte sich der Sensenmann an Kira. Die Sense wirbelte durch die Luft. Er schien sie töten zu wollen, bevor es zu einem Kampf kam. Dark konnte nichts machen. Sein Körper bewegte sich wie von selbst – wie in einem Traum. Und ehe er es sich versah, steckte ihm das Sensenblatt auch schon im Bauch. Die Kälte in seinem Körper ließ keine Schmerzen zu. Dunkel und Unheilverkündend starrte er in die trüben Augen des Sensenmannes. Die Geisterklinge zertrennte die Sense. Der Dämon stolperte überrascht einige Schritte zurück. Dark setzte zu einem Sprung an. Mit einem Schlag zerschnitt er die Fratze des Sensenmannes. Das Gesicht teilte sich in zwei Hälften und die Seelen kamen heraus. Sie alle wurden von einem Sog in Darks Körper gezerrt. Der Ort – diese Hölle- hatte die Macht sie zu zeigen und zum ersten Mal sah Dark, wie die Seelen der Dämonen und Monster auf ihn übergingen. Mehr sogar. Er spürte es richtig. Sie mussten zu ihm. Er hatte sie besiegt. Es war ein unbeugsames Gesetz, welches sie dazu zwang. Er spürte, wie sie sich dagegen sträubten, aber sie konnten sich dem Zwang nicht entziehen. Als auch der Letzte von ihnen auf ihn übergegangen war, zog er sich das Sensenblatt heraus. Er drehte sich zu Kira um. „Alles in Ordnung?“ Im nächsten Moment wurde Dark bleich. Kira lag leblos auf dem Boden. Sofort rannte Dark auf sie zu. Er schlug ihr leicht gegen die Wangen. „Hey! Wach auf!“ Sie ist bestimmt nur in Ohnmacht gefallen, meinte Baal abtuend. Ein Blick über ihren Körper sagte das genaue Gegenteil aus. Die Sense hatte nicht nur Dark durchbohrt, sondern auch sie. Genau ins Herz „Oh, Scheiße! Was machen wir denn jetzt?!“ Wir hätten da einen Vorschlag der … Nein, nein, das wäre völlig absurd … Das würde niemals klappen. Keine Chance. Dark hörte nur halb zu. Seine Augen klebten an der Blutlache, die sich immer weiter ausbreitete. „Sie ist tot“, meinte er mit hängendem Kopf. Was?! Nein! Ein kleiner Lebensfunke steckt noch in ihr. Wenn du uns die Seelen des Sensenmannes von eben überlässt, werden wir dir zeigen, wie du sie retten kannst. „Ja, ja. Du bekommst sie.“ Okay. Schneide dir in die Hand und gib etwas Blut in ihre Wunde, dann wird sie Leben! Dark machte wie ihn geraten war. Mit der Geisterklinge schnitt er sich in die Handfläche. Schwarz und zähflüssig tropfte ein Faden verdorbenes Blut langsam in Kiras offene Herzwunde hinein. Als das schwarze Blut schließlich in die Wunde eintauchte, schloss sie sich. Doch an ihrer Stelle kamen schwarze Tribale, welche ein Auge bildeten. Beim Anblick stieg Panik in Dark hoch, aber er unterdrückte sie. Langsam schloss sich das Loch in der Kleidung, wie lebendes Gewebe. Er überprüfte ihren Puls und seufzte erleichtert. Sie lebte noch. Er nahm die noch ohnmächtige Kira auf seine Schulter und ging weiter. „Wie lange wird die Ohnmacht anhalten?“ Ein, vielleicht zwei Stunden, vorausgesetzt sie überlebt. „Was?!“ Dark hielt sofort inne. Es gab also doch einen Hacken! Na, ob sie unserer Verderbnis standhält. Nicht jeder kann unsere Macht so vertragen, wie du, erklärte der Dämon unwirsch. Aber keine Sorge. Sie ist ein mächtiges Medium und hat auch nur eine kleine Dosis abbekommen, die in deinen Blut schwimmt. Die Chancen stehen gut. Dark seufzte. Irgendwann würde der Dämon ihn noch ins Grab bringen. Aber genau das ist ja seine Absicht, schalt er sich. Schließlich roch er Rauch. Leise Stimmen drangen an sein Ohr. War das jetzt wieder nur Einbildung? Er schüttelte den Kopf. Der Nebel war fort. Jetzt war Schluss mit den Illusionen. Also schlug er die Richtung ein, aus der er die Stimmen vermutete. Schließlich bog er in eine kleine Seitenstraße ein. Dort war eine kleine Gruppe von zerlumpten Menschen, die um ein kleines Lagerfeuer saßen. Sie waren mit Schmutz und Blut verdreckt. In ihren Augen waren Angst und Hoffnungslosigkeit. Wortlos ließ Dark Kira auf den Boden sinken und setzte sich ans Feuer. Dark fühlte, wie sie ihn argwöhnisch betrachteten. Plötzlich fühlte er eine seltsame Veränderung. Er fühlte sich verwirrt und orientierungslos. Wusste nicht, wo er war oder wie er hierhergekommen war. Es dauerte einen Moment, bis er merkte, dass es nicht seine Gefühle waren. Es waren die von Kira! Was hatte Baal bloß wieder angerichtet? Ach? Haben wir wieder vergessen dir das zu sagen?, wieder spielte der Dämon den Verwunderten. Wütend knirschte Dark mit den Zähnen. Die Kleine ist nun unsere Dienerin, genau wie du. Ihr seid mit uns verbunden und wir mit euch. So sind wir alle eins. Ihr werdet fühlen, was wir fühlen und fühlen, was ihr untereinander fühlt. Baal lachte hämisch. Jetzt war auch Kira in seiner Gewalt. Je schneller Dark von ihr weg kam, desto besser. Sie sollte nicht so enden, wie er. Sofort war er auf den Beinen. Er wandte sich an die Menschen. „Ich übergebe sie in eure Obhut. Behandelt sie gut und bringt sie hier raus.“ Dark wandte sich zum Gehen „Wo wollt Ihr hin?“ Dark hielt inne. Er drehte sich nicht um, denn er wollte gar nicht wissen, wer da sprach. „Ich will auch weg von hier. Aber wir haben zu unterschiedliche Ziele und Wege. Ich kann euch nicht folgen.“ Damit verschwand Dark. Er spürte noch die Trauer von Kira, als sie merkte, dass er weg war. Für immer.

 

Langsam schritt Azrael zur Bühne. Sein Instinkt hatte ihn zu einem alten, verlassen Theater gebracht. Beim Eingang hatte er einen alten Gaul gesehen und getötet. Dadurch wusste er, wem er hier begegnen würde. Die Vorhänge waren in roten Fetzen. Die Polster der Sitze teilweise aufgeschlitzt. Überall war Staub. In den Ecken waren Spinnenweben. Dort vorne auf der maroden Bühne stand er. Tod einer der vier Reiter. Einst war er Azraels Idol gewesen, doch heute würde er der Bewunderung für den Dämon ein Ende bereiten. Er würde den Tod selbst töten. Lächelnd schritt er auf den Reiter zu, der unbeweglich wie eine Statue auf der alten Holzbühne stand. Die Sense in einer Hand haltend, wie einen Stab. Seine Haltung war wie die eines legendären Beschützers. Keiner von beiden wechselte ein Wort. Es war auch gar nicht nötig. Sie verstanden auch ohne Worte. Nur einer der beiden Sensenmänner würde diesen Kampf überleben. Tod sprang mit einem Satz von der Bühne. Die Sense furchteinflößend durch die Luft wirbelnd. Als die Waffe auf Caedes traf, sprühten Funken. Die beiden, die schon so vielen den Tod gebracht hatten, sahen sich unverwandt gegenüber. Azrael schleuderte den Reiter von sich. Er stürmte brüllend auf seinen Gegner zu. Doch Tod sprang in die Höhe und ließ ihn unter sich weg rennen. Sofort neigte Azrael seinen Körper in Richtung seines Gegners. Er stürzte fast, konnte aber seinen Fall mit der freien Hand abstützen. Er kam gar nicht zum Stehen, da sprintete er erneut auf Tod zu. Der warf seine Sense in Richtung Azrael. Die Waffe des Todes teilte den Todesengel in zwei Hälften. Aber das Blut verband die Hälften des Körpers wieder miteinander. Wütend stieß Azrael sein Schwert in den Bauch von Tod. Dann schleuderte er den Sensenmann in die Sitzreihen. Krachend flogen die Sitze gegen die Wände. Staub wurde aufgewirbelt. Azrael zog an der Kette und holte damit sein Opfer zurück. Er schleuderte ihn erneut von sich, diesmal gegen die Tribüne. Er zog Caedes aus dem Leib des Reiters. Langsam schritt er auf den Sensenmann zu. „Und dich soll ich mal bewundert haben? Was für ein Narr muss ich damals gewesen sein.“ Azrael sprang in die Luft und mit einem heftigen Hieb, teilte er den Sensenmann in zwei Teile, gerade noch bevor er die Sense zur Verteidigung heben konnte. Aber die Bewegung des Reiters war zu langsam. Als Azrael auf die zerrissene Kutte des Reiters schaute, sickerte Sand, Staub und Asche daraus hervor und verteilte sich in alle vier Himmelsrichtungen. Ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen, schritt Azrael an den Überresten des Reiters vorbei. Er ging hinter die Bühne. Dort war eine Luke, die er hinabstieg. Den Ruf seines Herzens folgend. Bald würde er seine alte Macht wiedererlangt haben. Und dann war das Ende dieser Welt gekommen. Aber sie würde nicht ausreichen. Azrael würde sich noch nicht einmal zufrieden geben, wenn er die Hölle und den Himmel zerstört hatte. Seine Gier nach Blut und Tod kannte keine Grenzen. Aber bald würde diese Gier wenigstens etwas gestillt werden.

 

Die Sense des Reiters lag einsam und verlassen im Raum. Nichts als die paar Fetzen Kleidung waren von ihren einstigen Besitzer und Herren übrig geblieben. Leise schlich sich ein Dämon in den Saal. Mit einer schnellen Bewegung nahm er die Sense an sich. Niemand sollte bemerken, dass sie weg war, erst recht nicht der Todesengel. Und so machte sich der Dämon mit der Sense aus dem Staub. Jetzt war er ein viel mächtigerer Dämon. So waren die Gesetze der Hölle. Nur der Mächtigste überlebte. Nicht selten stahlen Dämonen, um ihren Hunger nach Macht zu stillen. Sie stahlen, betrogen, intrigierten und mordeten - allein um an die Macht zu kommen. So war es und würde es immer sein. Bis zum Ende der Zeit.

 

Lucy schaute aus dem Fenster und sah, dass es inzwischen schon früher morgen war. Sie und Sam hatten eine Hälfte des Apartments bezogen, die Männer die andere. Lucy schaute, wie friedlich Sam schlief. Der Engel hatte hingegen kein Auge zugetan. Die Geschöpfe des Himmels schliefen niemals. Aber manchmal wünschte Lucy sich es zu können. Sie hätte vieles getan, um zu wissen, wie es war zu träumen. Das ihr schwarz vor Augen wurde, war nichts Neues, aber sie hatte dabei nie geträumt und auch in Zukunft würde sie es nicht tun. Auf einmal wurde ein Stein durch das Fenster geworfen. Klirrend durchschlug er die Scheibe und riss sie aus ihren Gedanken. Lucy hob den Stein auf. Er war in Papier eingewickelt. Sie schaute aus dem zerbrochenen Fenster und sah gerade noch, wie etwas mit einer ihr bekannten, glockenreichen Narrenkappe floh. Verwundert wickelte sie den Stein aus dem Papier. Zuerst sah sie sich den Stein genau an. Er war ganz normal und besaß keine Anzeichen von schwarzer Magie und war somit vollkommen harmlos. Das Papier war jetzt entscheidend. Es war eine Karte. Der Weg war mit einem roten Faden gekennzeichnet. Am Ende war ein eingekreister Brunnen zu sehen. Und darüber stand in einer vergessenen Schrift Quelle des Lichts. „Egal, wer das geschrieben hat, er muss sehr alt sein und eine grauenvolle Klaue haben. So eine Sauschrift. Ist das jetzt ein e oder ein a?“, murmelte sie scherzhaft zu sich selbst. Leonardo schritt herein. „Was ist los? Ich habe gehört, wie Glas splitterte, während ich mein Morgengebet sprach.“ Ohne den Blick vom Papier zu wenden, sagte sie: „Irgend so ein Raufbold hat Randale gemacht.“ „Was ist das?“, Leonardo zeigte auf das Stück Papier. „Das ist die Karte, die uns zur Quelle des Lichts führen wird. Sie wurde uns per Luftpost zugestellt.“, dabei deutete sie auf das zerbrochene Fenster „Also ein Geschenk von Gottes himmlischen Boten.“ „Nicht ganz.“ Lucy wollte nicht, dass Leonardo wusste, dass der Bote ein Dämon war. Obwohl sie Feinde waren, war der Hofnarr immer zuverlässig gewesen, auch wenn er immer zu Überraschungen neigte. „Was ist das?“, sacht hob Leonardo das Papier an einer Stelle an. Lucy drehte wendete die Karte. „Was steht da?“, fragte der Paladin. „Sagt Sam, ihr Daddy vermisst sie. Und wenn sie ihn lebend wiedersehen will, dann muss …“ Sofort war Sam auf. „Mein Vater wo?!“ „Ruhig, ruhig. Wir finden deinen Vater schon noch“, meinte Lucy abwinkend. Dem Engel kam jetzt aber eine andere Erkenntnis, welche ein vollkommener Gegensatz zu ihrer vorherigen Aussage darstellte. Sams Satz von eben. Er klang nicht so aus, als ob ein Treffen zwischen ihr und ihren Vater friedlich verlaufen würde. „Du sollst in drei Tagen um fünfzehn Uhr auf dem Dach des …“, las der Engel laut vor. Dann hielt sie auf einmal inne, ihre Augen folgten den Angaben aber weiter. Sie rollte das Papier zusammen. „Puh, da sind wirklich viele Angaben mit bei, da können wir den Treffpunkt ja gar nicht verfehlen. Wo ist eigentlich unser Pressefritze?“ Lucy sah sich um Raum um, ohne eine Spur von ihm zu sehen. „Er schläft noch“, meinte Leonardo achselzuckend. Sofort schritt sie in den zweiten Raum. Mark saß aufrecht in einem Sessel und schnarchte vor sich hin. Auf den Boden lag eine leere Dose. Sie hob sie hoch und stellte sie auf Marks Kopf. „Hoffen wir mal, dass er keine plötzliche Bewegung macht, wenn ich schieße“, kaum waren die Worte ihr über die Lippen gekommen, schoss sie. Der Knall weckte Mark unsanft auf. Verängstigt schaute er sich um. Die Dose rollte mit einem großen Loch zu seinen Füßen. Seine Augen weiteten sich, als er erkannte, was passiert war. „Hast du etwa auf mich geschossen?!“ Lucy zuckte mit den Schultern. „Nö. Ich hab bloß auf die Dose geschossen. Ein Glück, dass du dich nicht bewegt hast.“ Was Lucy daraufhin sah, war das Musterbeispiel eines Wutanfalls. Zuerst knirschte Mark mit den Zähnen. Dann versuchte er durch die Zähne hindurch sie anzuschreien, dabei gestikulierte er wild mit den Armen. Schon nach ein paar Augenblicken war Lucy seiner Wut überdrüssig. Sie hatten nicht den ganzen Tag Zeit. Die Uhr tickte bereits. Grob zerrte sie ihn an einem Ohr aus dem Gebäude. Der Paladin und Zombie-Queen folgten ihnen. Ihr nächstes Ziel war klar. Die Quelle des Lichts

 

Es ist alles so gemacht worden, wir ihr befohlen hattet“, der Narr verbeugte sich, bis er fast den Boden berührte. Durch die Übertreibung seiner Ehrerbietung, wusste jeder, dass diese nicht ernst gemeint war. „Sehr schön. Jetzt können wir uns um das Mädchen kümmern. Jetzt, da dieser Engel vorerst aus dem Weg geräumt wäre.“ Der Narr lachte innerlich. Hätte der alte Mann gewusst, dass auf der Karte, die den Engel aus dem Verkehr ziehen sollte, eine Nachricht gewesen war – er wäre vor Angst gestorben.

 

Fortsetzung folgt…

Engeltod XVI - Entführung

Einsam und verlassen stand eine dunkle Gestalt auf einen Hochhaus und starrte auf die kleine Gruppe Menschen hinab, die ihr Lager unterhalb dreier Wolkenkratzer errichtet hatte. Einzig die funkelnden Sterne am Firmament verrieten seine Anwesenheit. Obwohl er sich entschlossen hatte, nie wiederzukehren, konnte er sie nicht verlassen. Viel zu stark waren die Gefühle die Kira für ihn hegte, als das er sie hätte verlassen können. Er spürte sie und wachte über sie, als wäre er ihr Schutzengel. Sie waren miteinander verbunden. Der Fluch von Baal verband sie. Wieso sind wir noch hier?, fragte der Dämon. Wenn ich das nur wüsste, dachte Dark. Im Schatten in der Nähe der Feuerstelle der Menschen machte er eine Bewegung aus. Inzwischen machten seine Augen keinen Unterschied mehr zwischen Tag und Nacht. Er konnte immer sehen. Scheint, als ob hier einige Dämonen wären, meinte Baal. Mit grimmigem Blick ließ sich Dark in die Tiefe fallen. Da unten waren sie. Schatten mit Krallen und rotglühenden Augen. Lautlos landete Dark im Rücken der Dämonen. Er ließ die Geisterklinge erscheinen. Einige Krallen rissen Darks Haut auf und zerfetzten sein Fleisch. Er kannte keine Schmerzen mehr. Die Verderbnis war zu stark. Ohne ein Wort kämpften die Dämonen gegen ihn. Ohne einen laut schmolzen die Schatten dahin, als sie starben. Am Schluss war nur noch Dark übrig geblieben. Die Verletzungen begannen bereits zu heilen. Und genauso schnell, wie er aufgetaucht war, trat er in den Schatten zurück. Lief zu seinen Wachposten, damit er einen besseren Überblick hatte. Stundenlang sah er hinunter zu der Gruppe. Er hatte sich die Menschen genau angesehen. Zuerst hatten sie Kira misstraut. Niemand verübelte es ihnen. Erst recht nicht Dark. Er lebte schon länger in dieser albtraumhaften Welt, von deren Existenz die meisten noch nicht einmal träumen konnten. Aber es waren aufrechte Menschen. Sie waren gut zu Kira und nur das zählte. „Ob sie meine Anwesenheit spürt?“, murmelte er zu sich selbst. Natürlich, meinte Baal. Aber sie denkt, dass sie sich das nur einbildet und das du in ihrem Herzen lebst oder so ein Kitsch. Pfui! Dark konnte nicht anders, als zu lächeln. Für einen kurzen Moment war er glücklich. Glück. Das Wort für ein Gefühl, an dass er nicht mehr geglaubt hatte, es jemals wieder zu verspüren. Auf einmal landete etwas auf dem Dach des Gebäudes. Als Dark sich umdrehte, erhob sich ein geflügelter Dämon. Er hatte sechs fledermausartige Schwingen. Seine Haut war ledern. Die Hörner funkelten im Licht der Sterne. Die Augen brannten sich in Darks Seele. Das Wesen konnte auf vier und zwei Beinen laufen. Dark rief die Geisterklinge. Aber sie kam nicht. Er versuchte es wieder, ohne Ergebnis. „Was zum Teufel!“, fluchte er. Das ist unsere Waffe!, meinte Baal. Und wir können es nicht ausstehen, wie du sie behandelst. Als würde sie dir gehören! Das ist unsere Waffe! Unser! Wieder einmal hatte sich Baal einen schlechten Zeitpunkt ausgesucht, um zickig zu werden. Dark rollte sich zur Seite, als der Dämon versuchte ihn aus der Luft mit seinen Krallen zu erwischen. Erst jetzt sah er die seltsamen Zeichen auf dem Körper des geflügelten Wesens. „Was ist das?“ Baals Antwort darauf war Gekicher. Das wirst du noch früh genug erfahren, meinte er fies. Willst du etwas von unserer Macht?, fragte er diabolisch. „Ein Bisschen wäre nicht schlecht“, meinte Dark. Kriegst du aber nicht!, der Dämon lachte, während Dark einem erneuten Angriff des geflügelten Dämons auswich. „Scheiße!“, sagte er zu Recht, denn alle seine Trümpfe waren ihm genommen worden. So musste er den Dämon mit seinen bloßen Fäusten besiegen. Oder etwa doch nicht? Er beschwor die Mächte des Lichts herauf. Die rechte Hand richtete er dabei auf den Dämon. Gleißendes Licht kam aus dem Mund und den Augen der Kreatur. Er ging in die Knie. Sein ganzer Körper rauchte. Wieder tauchten die Zeichen des Lichts auf. Ein plötzlicher Schmerz durchzog Darks Hand. Es fühlte sich an, als würde ihm sämtliche Lebenskraft entzogen werden. Er sah auf seine Hand. Die Fingerspitzen färbten sich schwarz. Die Macht des Lichts wurde schwächer und mit ihr wurde Baal stärker. Jetzt erkannte Dark die List des Teufels. Er wollte so aus seinem Käfig entkommen, indem er Dark zuerst die Mächte des Lichts erschöpfen ließ, die ihn gefangen hielten. Sofort unterbrach er den Angriff. Schreiend nahm Dark die Hand runter. Das Licht versiegte wie eine schnell ausdörrende Quelle. Keuchend sah der Junge auf seine tiefschwarzen Fingerspitzen. „Scheiße“, keuchte er. Der Dämon rappelte sich wieder auf. Schreiend spie er einen Feuerball nach Dark. Schützend kreuzte der Junge die Arme. Der Feuerball teilte sich bei den Armen und löste sich auf, wie Wasser welches gegen die Brandung schlug. Es war zum Glück nur ein schwacher Angriff. Das Wesen hatte durch Darks letzten Angriff einiges abbekommen. Der Körper rauchte immer noch. „Der war auch schon mal besser in Form“, meinte Dark. Brüllend warf sich der Dämon auf den Jungen. Der versuchte den Ansturm des Dämons zu bremsen, indem er die Arme der Kreatur packte und dann mit aller Macht versuchte den Spurt abzubremsen, aber es gelang ihm nicht. Der Boden zerbarst unter der Kraft der Kreatur. Sie warf den Jungen mit sich selbst in die dunkle Tiefe. Während sie durch die Luft trudelten, drehte Dark den Dämon so, dass er selber oben auf war. Brutal schlug er auf das Gesicht der Höllenkreatur ein. Er ließ all den Frust der letzten Tage an ihr aus. Durch die Erregung des Kampfes begannen seine Augen blutrot zu glühen. Er schmeckte das dunkelblaue Blut auf der Zunge und roch es auch. Es machte ihn noch wilder, wie bei einen Hai. Ohne Bedenken biss er der Kreatur in den Hals. Er fühlte sich wie im Fieberwahn. Schreiend offenbarte der Dämon seine Schmerzen. Dark genoss die Pein in vollen Zügen, während sie dem Abgrund entgegensteuerten. Die Adern traten schwarz hervor. Aus den Eckzähnen wurden furchteinflößenden Fänge. Langsam wurden seine Haare struppig und färbten sich schwarz. Jetzt war Dark mehr Ungeheuer als Mensch. Ein Dämon. Er kannte kein Bedauern - keine Reue. Sadismus und Zorn dominierten jetzt seine Gefühlswelt. Und nichts hätte diese Verwandlung mehr rückgängig machen können. Krachend landete er mit dem Dämon auf der geteerten Straße. Direkt beim Lager. Dort bot sich dem dämonischen Dark ein herrlicher Anblick. Die Gruppe welche er seit Stunden beobachtet hatte, war fast vollkommen ausgelöscht worden. Nur noch wenige konnten vor den dunklen Herrscharen fliehen. Ihre Schlächter sahen alle genauso aus, wie der tote Dämon, der mit zerfetzter Kehle zu Darks Füßen lag. Ein schallendes Gelächter drang sacht an Darks Ohr. In weiter Ferne sah er eine hüpfende Gestalt, mit einer bunten Narrenkappe und Glöckchen. Unterm Arm hatte sie ein Mädchen, welches Dark nur allzu bekannt vorkam. Kira. Sie sah ihn auch. Dieser wehmütige, nachhilfesuchende Blick machte Dark wieder zum Herrn seiner Sinne. Schmerzend hielt er sich den Kopf. Versuchte das Untier in sich zu unterdrücken. Je mehr er es schaffte, desto klarer wurden seine Gedanken. Und in dem Moment in dem er den Tod der Gruppe und die Entführung von Kira gewahr wurde, übermannte ihn unbändiger Zorn. Inzwischen hatten ihn die anderen Dämonen umzingelt, wie ein Rudel Raubtiere. Sie würden kein Hindernis darstellen. Mit einem diabolischen Lächeln zeigte Dark seine Fangzähne. Der Dämon war wieder da. Er beschwor die Geisterklinge herauf. Mit irrem Lachen zerstückelte er die Feinde. Er biss in Hälse. Riss mit der freien Hand ihre Extremitäten ab. Es dauerte lange bis er sich wieder beruhigt hatte. Das Blut des letzten Gefallenen war schon längst erkaltet. Nur mit Mühe konnte er den Dämon in sich unterdrücken, welcher durch die Sucht nach der unheiligen Macht von Baal entstanden war. Der Dämon war Dark und Dark war der Dämon. Sie waren ein und dieselbe Person. Der Junge keuchte über die mentale Anstrengung. „Hiermit lege ich einen neuen Schwur ab“, sagte er keuchend, als er sich genug beruhigt hatte. Was?! Baal war entsetzt über diese Entscheidung. „Ich werde nicht eher ruhen, als das Kira in Sicherheit ist!“ Das kannst du nicht ernst meinen! Du kennst sie doch erst seit ein paar Stunden! „Bullshit!“, in Darks Stimme war so viel Zorn und Wut, dass er selbst Baal zum Schweigen brachte. Der Dämon konnte es mit dem Teufel aufnehmen. „Ich kenne sie“, meinte er. „Ich habe sie immer gekannt. Und sie mich.“ Jetzt erwies sich das Band zwischen den Beiden doch noch als nützlich. Egal wo Kira war, Dark würde sie aufspüren können. Er lächelte. „Danke, Baal, dass du das möglich gemacht hast“ Baal schwieg. Er schien wohl zu begreifen, dass er einen Fehler begangen hatte. Eines der wenigen Male, wo er es sich wirklich einzugestehen schien. Und Dark freute das über alle Maßen.

 

Schon seit Stunden folgte Lucy mit ihrem Team einem alten, verlassenen U-Bahntunnel. Die Gruppe wurde langsam unruhig. Niemand traute dem Weg so richtig. Keine Monsterhorden, keine Fallen. Es war einfach zu leicht. Lucy konnte es ihnen nicht verübeln. Sie selbst erwartete jeden Moment, dass zuschnappen einer zwecks für sie aufgestellten Falle. Unmut nagte an ihr. Den Grund kannte sie nicht. Auf einmal stieß ein gewaltiger Fangarm mit mehreren Saugnäpfen durch die Wand des Tunnels. Unschlüssig tastete er umher und zog sich dann zurück. „Was war das denn?!“, fragte Mark entsetzt. „Keine Ahnung. Hoffentlich finden wir es nicht heraus. Wir haben keine Zeit mehr für so einen Schwachsinn.“ Lucy hatte da ihre Vermutungen, wollte diese aber nicht aussprechen, ohne vorher Gewissheit zu haben. Sie gingen weiter. Wieder durchstieß der Fangarm den Tunnel. Diesmal wären sie beinahe durch die Trümmer getrennt worden. Nur mit knapper Not entkamen Leonardo und Sam dem Schutt. Dass ihnen die Trümmer aber nun den Rückweg versperrten, war fast genauso schlimm. „Das ist ja mal wieder typisch“, stöhnte Lucy. Bei jedem Auftrag passierte immer so etwas. Es war schon fast Routine. Schließlich führte sie die Karte zu einer verlassenen Abzweigung des Tunnels. Er war durch einen großen, runden Stein verschlossen. Auf der Oberfläche waren Runen. Lucy sah sie sich genauer an. „Dies ist der Ort, an dem der Sohn des Todes gebannt wurde.“, las sie laut vor. „Dies ist der Ort an welchem der Antichrist wieder in die Hölle hinabstieg. Hier wird sein Erbe fortgesetzt werden und einen neuen Krieg entfachen, der das Schicksal der drei Welten für immer verändern wird. Seht die Vorzeichen. Es ist die Rückkehr des Todes. Die aufsteigende Finsternis. Wenn jemand das dunkle Licht bringt, wird der Erbe Amons sich gegen denjenigen erheben und … Oh, man! Immer diese beschissenen Prophezeiungen! Können die nicht einmal wegbleiben?! Die gehen in den meisten Fällen doch eh nicht in Erfüllung. Oder sie enden in einem verdammten Paradoxon, so dass sie eh erfüllt werden müssen.“ Jemand zog an ihren Ärmel. „Was denn nun?!“, fuhr sie den leichenblassen Mark an. Lucy sah nur, wie in der Ferne dutzende brüllende Zombies auf sie zu rannten. Sie stöhnte entnervt. Sie hatte überhaupt keinen Bock auf so etwas. Manchmal wollte sie einfach nur shoppen gehen oder ähnliches und nicht immer diese Monster töten. Sie ging ein paar Schritte nach vorne und schrie über das Knallen ihrer Pistole hinweg: „Okay. Mark, Sam! Ihr räumt diesen beschissenen Stein beiseite. Leo und ich versuchen uns diese Typen vom Hals zu halten!“ „Eigentlich heiße ich Leonardo“, gab dieser zu Protokoll. „Keine Zeit für Höflichkeiten!“, schrie der Engel. „Dafür ist immer Zeit“, antwortete dieser ruhig. Einige der Untoten waren bereits in gefährliche Nähe gerückt. Lucy schoss und versuchte sich die Zombies mit einigen Tritten vom Leib zu halten, aber es war schwierig. Leonardo war dagegen in seinem Element. Seine Angriffe bewegten sich wieder mit mörderischer Geschwindigkeit unter den Gegnermassen. Nur ein roter Strich, der vom Glimmen seiner Zigarette kam, zeigte wo er sich befand. Auf so einem engen Schlachtfeld schien er unbesiegbar zu sein. Immer wieder stieß er sich von den Wänden ab. Niemand konnte vorhersehen woher sein nächster Angriff kommen würde. Aber die Gegner schienen kein Ende zu nehmen. Immer mehr der Untoten kamen und drohten die beiden Kämpfer zu überwältigen. „Habt ihr es bald?!“, schrie Lucy nach hinten. „Wir können sie nicht ewig aufhalten.“ Ein Krachen verriet, dass der Fels aus dem Weg war. „Gut. Und nun durch. Los doch! Los! Los! Los!“, schrie sie, während sie noch einige der Zombies tötete. Leonardo tauchte neben ihr auf. „Geht ohne mich weiter“, sagte er in aller Seelenruhe. „Bist du irre?!“, brüllte sie ihn an, während sie versuchte die Zombies auf Abstand zu halten. „Ihr werdet den Fels wieder zurückrollen, um den Untoten den Weg zu versperren. Ich bleibe unterdessen hier und verschaffe euch die nötige Zeit ansonsten schafft ihr das nicht. Hier nimm das, heiliges Geschöpf“, er überreichte ihr ein Kreuz aus Silber, welches an einem Lederband baumelte. Die Oberfläche war mit Verschnörkelungen verziert. „Ich kann das nicht annehmen“, schrie sie, während sie weiter versuchte sich mit Schüssen die Meute vom Leib zu halten. „Du musst! Und jetzt fort!“, unachtsam stieß er Lucy in den Tunnel. Das Kreuz warf er ihr hinterher. Unelegant fiel Lucy auf ihren Hintern. Sam und Mark waren sofort an ihrer Seite. „Was sollen wir tun, Lucy?“, fragte Sam, während der Engel sich erhob. Doch Lucy war zu keiner Antwort fähig. Sie sah nur, wie dieser tapfere Mann um sein Leben kämpfte. Er war so entschlossen, sich zu opfern - keine Macht weder Himmel noch Hölle - hätten ihn davon abhalten können. Mit schwerem Herzen traf Lucy eine Entscheidung. Eine Entscheidung die nur sie treffen konnte, denn sie war die Anführerin. „Versiegelt das Loch wieder“, sagte sie tonlos. Ihre Kehle war staubtrocken. Während die beiden den Stein wieder vor die Öffnung rollten, schrie Lucy dem Paladin noch etwas hinterher: „Wehe du stirbst, Leonardo! Ich sagte doch, wehe du stirbst mir weg!“, aber sie wusste, dass der Kampf nur einen Ausgang haben konnte und ein gemeinsamer Angriff nur den Tod und das Ende der Welt zufolge hätte. Wenn sie in der Lage gewesen wäre zu weinen, hätte sie es getan. Sie streichelte über die kalte Oberfläche des silbernen Kreuzes. Eigentlich war das Tragen von religiösen Zeichen für einen Engel streng verboten. Etwas was Lucy immer verstanden hatte, denn der Mensch sollte seinen Glauben an das Gute selbst wählen dürfen und die Boten sollten sie darin nicht beeinflussen. Eines der wenigen guten Gesetze, an die sich Lucy gerne hielt. Diesmal aber nicht. Diesmal würde sie dieses Gesetzt überschreiten. Einem Toten schlug man keine Bitte ab, auch wenn es der Himmel anders sehen würde. Krachend schloss sich das Loch wieder. Die Kampfgeräusche waren durch den dicken Stein noch immer zu hören. „Lasst uns gehen“, sagte Lucy monoton mit hängendem Kopf. Ihr schmerzte der Verlust des heiligen Kriegers, auch wenn sie ihn kaum gekannt hatte. Aber innerlich wünschte sie sich mehr Zeit gehabt zu haben.

 

Die Leichen stapelten sich im Tunnel. Immer wieder erlöste der Dolch eine weitere arme Seele. Noch nie hatte Leonardo sich so gut gefühlt. Noch nie hatte er solch eine Kälte gespürt. Inzwischen hatte er mehrere tödliche Wunden davon getragen. Er pustete ein letztes Mal den Rauch seiner Zigarette aus den Lungen, als der Letzte der Untoten fiel. Dann schnippte er den übriggebliebenen Stängel mit den Fingern weg. Seine Knie wurden weich und gaben nach. Röchelnd hustete er Blut. Nur mit den Händen konnte er sich noch auf allen vieren halten. Er hegte keinerlei Illusionen über seinen Zustand. In wenigen Sekunden würde er sein Leben aushauchen. Ein leises Lächeln stahl sich auf seine Züge. Er hatte sich für ein höheres Ziel geopfert. Hoffentlich würde er vorm himmlischen Vater, mit vor stolz geschwellter Brust, stehen. Der Engel hatte aber Zweifel in ihm geweckt. Zweifel an dem was er getan hatte. Für den wahren Glauben hatte er unzählige heidnische Seelen zur Hölle fahren lassen, doch Lucia hatte Zweifel an der Richtigkeit dieser Taten geweckt. Er starb mit den Zweifeln. Zweifeln und Hoffnung. Hoffnung, dass Lucia mit ihrer Mission Erfolg haben würde. Nein, er wusste, dass sie Erfolg haben würde. Nun war es für ihn aber an der Zeit eine Reise anzutreten. Eine lange Reise, ohne Wiederkehr. Der Paladin Leonardo brach tot, in der Lache seines eigenen Blutes, mit einem seligen Lächeln auf den Lippen, zusammen. Lächelnd, weil er wusste, dass Lucias Mission vom Erfolg gekrönt sein würde und er dabei mitgewirkt hatte.

 

Schweigend durchstampften sie den Tunnel. Niemand traute sich so recht etwas zu sagen. Die Kampfgeräusche hatten schon vor einiger Zeit aufgehört. Niemand wagte das auszusprechen, was allen durch den Kopf ging. Leonardo war tot. Schwermütig rieb Lucy an der Oberfläche des Kreuzes. Inzwischen zweifelte sie an ihrer Entscheidung. Sie hatte sich doch versprochen, alle heil hier raus zu bringen, doch sie hatte versagt. Wieder einmal. Sam war verflucht und Leonardo war tot. Azrael war immer noch am Leben und sie hatten erst ein einziges Höllentor geschlossen. Den Drahtzieher dahinter kannten sie immer noch nicht. Und was taten sie in all diesem Chaos? Sie folgten einer Karte, von der sie nicht einmal wussten, ob sie echt war. Wieder einer dieser verdammten Augenblicke, wo sie sich bewusst wurde, dass sie mehr Niederlagen im Leben gehabt hatte als Siege. Sie betrachtete das Lederband, an dem das Kreuz hing. Ohne groß nachzudenken, hing Lucy sich das Schmuckstück um den Hals, während sie an all jene dachte, die während ihrer unzähligen Missionen gestorben waren. Egal, was die da oben sagen werden. Leonardo, dein Opfer wird nicht vergeblich sein, dachte sie grimmig. Schließlich kamen sie in eine gewaltige Höhle. Erstaunt sahen sie auf eine uralte Ruinenstadt, die sich direkt in einer Art Kessel befand. Sie wurde mithilfe von Licht reflektierender Spiegel erhellt. „Oh mein Gott“, keuchte Mark. „Das war alles die ganze Zeit hier unten?!“ „Das wäre nicht das erste Mal, dass eine Stadt über eine andere Stadt gebaut worden wäre“, sagte Lucy ruhig. Sie schaute nach unten. Ein paar Steinchen lösten sich von der Plattform, auf der sie standen und fielen in unendliche Schwärze. Der Engel pfiff. „Da geht es ganz schön weit runter.“ Nachdenklich hielt sie sich das Kinn. Sie musste die beiden irgendwie sicher und vor allem schnell darunter bringen. Doch wie? Klettern kam nicht in Frage, dass wäre zu zeitaufwendig. Und fliegen ging auch nicht. Das war einer der Nachteile eines Teams. Lucy wäre alleine ohne groß nachzudenken runtergesprungen. Ihr hätte der Sturz nichts ausgemacht. Bei den anderen war das nicht so. Ihre Gedanken wurden unterbrochen, als der Träger der Fangarme mit einem Satz vor ihr auftauchte. Ein weiterer Dämon den sie kannte. „Ich werde dich vernichten, Engelgesocks! Ich - der große und ruhmreiche Ridrokadash - werde Lucia die Wächterin des Himmels vernichten. Du glaubst wohl, du hättest eine Chance gegen mich, aber die hast du nicht. Es wurden schon ganze Heldenlieder über meine Gräueltaten geschrieben, die…“, Lucy hörte nicht mehr zu, sie gähnte nur noch. Immer dieser Wichtigtuer. Sie schoss auf den dicken Bauch, dem die Kugel nichts ausmachte. „Hör auf zu faseln, du Fettsack!“ Sofort wurde aus dem ruhmreichen Ridrokadash ein wimmerndes Baby. „D-du hast doch versprochen, dass du nicht mehr auf mein Gewichtsproblem herumhackst“ „Stimmt“, antwortete der Engel gelassen. Sie zeigte mit dem Lauf ihres Revolvers auf ihn. „Aber du hast auch versprochen mir im Gegenzug keine Vorträge mehr zu halten! Auch wenn es das Einzige ist, was du kannst.“ Sie trennte die Fangarme des Dämons mit gezielten Schüssen ab. Jetzt wo Ridrokadash sich gezeigt hatte, war er leichte Beute für sie. Musternd sah sie den armlosen Dämon an. „Bist du noch fetter geworden?“ Sie grinste verschlagen. Ihr kam da eine gute Idee. „Mark, Sam kommt mal her!“ Sofort standen Sam und ein nervöser Mark bei ihr. Lucy zog ihre Pistole. Ehe der Dämon wusste, wie ihm geschah, wurde ihm ein Bein weggeschossen. Taumelnd kämpfte er um sein Gleichgewicht. Lucy nahm sich unterdessen Sam und Mark unter die Arme. Mit vollem Anlauf trat sie den Dämon in den Magen und stieß somit alle in die Schlucht. Alle vier schrien. Mark vor Angst, genau wie Sam und der Dämon. Lucy schrie vor Freude, denn sie hatte einem schnellen Weg nach unten gefunden.

 

Dark folgte seinen Gefühlen. Er spürte Kira. Sie entfernte sich schnell und noch wusste Dark nicht, ob dieses Gespür nur für eine bestimmte Reichweite galt. Er musste sich beeilen, bevor er sie noch verlor. Leider stellten sich ihm ganze Dämonenhorden in den Weg. Jemand schien ihn aufhalten zu wollen, aber dieser kannte Dark schlecht. Immer wieder erwachte der Dämon in ihm und tötete alle. Gerade als er wieder erfolgreich einen Trupp ausgelöscht und sich beruhigt hatte, hörte er eine ihm unbekannte Stimme, die da sagte: „Hey, bist du dieser Dark von dem immer alle reden?“ Langsam drehte der Junge sich um. Das rote Glühen in seinen Augen und die schwarz pulsierenden Adern verhießen nichts Gutes. Der Dämon war wieder erwacht.

 

Fortsetzung folgt…

Engeltod XVII – Supermonstars

Vergil und Witch folgten der Straße aus Schädeln. Trotz ihres stundenlangen Marsches durch die Nacht, schienen sie in der Zeit still zu stehen. Nichts bewegte sich. Weder die Sterne noch der Mond. Hier währte das Dunkel ewig. Die beiden störten sich nicht sonderlich daran. Vergil nervte nur, dass ihm hier die Abwechslung fehlte. Keine Dämonen. Keine Angriffe. Nur Schädel, Skelette, Tod und langweilige Hochhäuser. Ab und an waberte ein Nebelfetzen über die Straße. Plötzlich segelte etwas Schwarzes durch die Luft und landete direkt vor den Füßen der beiden. Die Überreste, welche die Straße bildeten, zerbarsten unter der Wucht des Aufpralls. Langsam erhob sich vor ihnen ein dürrer Dämon. Schwarze Fetzen bedeckten teilweise seinen dunkelgrauen Leib. Zwei gezwirbelte Hörner sprossen aus seiner Stirn. Augen und Mund waren zugenäht worden. In der Hand trug er eine mächtige Sense. Vergil schaute verwundert auf die Waffe des Dämons. Ihre Ausstrahlung war ähnlich wie die von Gaara. Angeblich soll das Schwert aus der Waffe des gefürchteten Sensenmannes geschmiedet worden sein. Wenn das da ebenfalls eine Waffe des Tods war, konnte das durchaus ein interessanter Kampf werden. Witch hatte bereits die Straßenseite gewechselt. Anscheinend überließ sie den Dämonenjäger wieder einmal die Bühne. Für eine Sekunde war Vergil verwundert. Sie schien überhaupt nicht an all den Kämpfen interessiert zu sein. Diese Unaufmerksamkeit nutzte der Dämon gnadenlos aus. Er raste auf den Jäger zu. Vergil fälschte den Angriff in letzter Sekunde mit Gaaras Scheide ab. Der Dämon taumelte. Fairness halber ließ der Dämonenjäger ihm einen Moment zum Sammeln. Nachdem sich der Dämon wieder gefangen hatte, fuhr die Sense wild auf den Jäger nieder. Gelangweilt wich Vergil den Angriffen aus und schlug ab und an mit der Scheide nach dem Dämon, ohne ihn ernsthaft zu verletzen. Dieser Schwächling konnte unmöglich den Tod besiegt haben, dafür hatte er viel zu wenig auf den Kasten. Vielleicht war der wahre Bezwinger des Schnitters noch in der Stadt. Aus purer Langweile wurde Gaara zischend aus der Scheide gezogen. Mit einem schnellen Schlag zerfiel der Dämon ohne Gegenwehr in Stücke. Die Sense löste sich in goldene Funken auf, welche sich um Gaara sammelten. Sie bildeten leuchtende japanische Schriftzeichen auf der schwarzen Klinge und kühlten dann wieder ab. Vergil betrachtete sie. Ihre unter der Oberfläche brodelnde Macht war förmlich zu greifen. Wieder einmal wünschte Vergil sich, diese Zeichen lesen zu können. Aber mit einem Stöhnen und den Gedanken, dass er zu wenig Knete für einen Japanisch-Kurs hatte, wandte er sich an Witch, die immer noch am Straßenrand stand. „Was ist bloß los mit dir?“, fragte er die Hexe, die zur Antwort bloß mit den Schultern zuckte und weiterging. Seufzend folgte er der stummen Hexe. Es gab angeblich nur noch zwei aktivierte Tore. Zwei hatten die beiden Jäger versiegelt. Doch wer hatte das dritte Tor geschlossen? Anscheinend gab es in der Stadt Konkurrenz. Das konnte ja noch was werden.

 

Hey, bist du dieser Dark von dem immer alle reden?“, fragte Vergil den Jungen, der einsam umringt von den Leichen irgendwelcher Dämon in der Häuserschlucht stand. In einiger Entfernung hörte man Donner grollen. Blitze zuckten über den Himmel. Es würde bald gewittern. Langsam drehte sich der Junge um. Das rote Glühen in seinen Augen und die schwarz pulsierenden Adern verhießen nichts Gutes. Vergil hatte ihn an der Beschreibung des Hofnarren erkannt. Sollte dies wirklich der Drahtzieher des ganzen sein? Mächtig war er – sehr sogar. Aber irgendetwas stimmte hier nicht, das fühlte Vergil. „Sei vorsichtig, er ist sehr stark“, murmelte Witch, bevor sie sich wieder an den Rand des Schlachtfeldes verzog. Vergil wollte ihr noch eine schnippische Bemerkung zurufen, doch er kam nicht mehr dazu. Er hatte gerade erst Gaara gezogen, als sein Schwert auf eine Art symbiotische Waffe seines Gegners traf. Überrascht von der Geschwindigkeit und Stärke seines Gegners, machte Vergil einen Schritt nach hinten und ließ die Geisterklinge sich in den Boden fressen. Nach einer Schrecksekunde rannte der Junge wild schreiend auf ihn zu. Rasch wich Vergil den wilden Hieben des anderen aus. „Hey … hey! Ich will … will nur … mit dir reden! Verdammt!“ Doch die Worte von des Dämonenjägers drangen nicht zum Jungen durch. Viel zu sehr war dieser im Kampfrausch und Vergil wollte ihn nicht allzu sehr verletzen. Mehrmals musste er mit Gaara parieren, da das Ausweichen nicht immer möglich war. Er beobachtete den Kampfstil seines Gegners genau. Dabei erkannte er, dass der Stil des Jungen das genaue Gegenteil von seinem war. Während Vergil versuchte immer perfekt zu kämpfen und sich niemals eine Blöße zu geben, schlug der Junge wild um sich, ohne Rücksicht auf Verluste. Er hatte schon mehrere kleinere Kratzer davongetragen. Aber die Wunden heilten rasch. Sie waren bereits schwarz und kaum noch zu sehen. Die Kleidung schloss sich, wie die Haut eines lebenden Organismus. Vergil freute sich insgeheim über einen so mächtigen Gegner, der ihn endlich mal wieder ins Schwitzen brachte. Also entschloss er sich ebenfalls zu kämpfen. Wild zuckten die Waffen umher. Funken sprühten. Die Klingen verschwammen. Unheilig grollte der Donner wie eine wütende Bestie. Ab und an wurden die Kämpfer ins Licht der Blitze getaucht. Vergil sang den Refrain von Lordis Supermonstars. „Kick up a row. We're the Supermonstars. We chant the anthem of the Phantoms. Deal out the blows. Like a Supermonstar. We are humble to none“ Inzwischen hatte es angefangen zu regnen. Um sie herum gefror alles. Die Temperatur der Tropfen war kälter als Eis. Die fliegenden Klingen hielten die Tropfen aber davon ab auf ihren Körpern zu landen. Sie wurden in der Luft gehalten und von den Schwertern in viele kleinere Tropfen zerteilt. So entstand eine Art Kuppel, unter der die beiden ihren Kampf austrugen. Wären ihre Waffen nicht so schnell gewesen, sie wären schon nach kurzer Zeit zu Eisstatuen geworden. Witch hatte sich inzwischen irgendwo Untergestellt, wo es trocken war. Wieder erhellte ein Blitz den Himmel. Es schien fast, als würde der Kampf der beiden ewig dauern. Sie waren wie Feuer und Eis. Gefangen in einen ewigen Konflikt, den keiner gewinnen konnte, da sie absolut gleichstark waren. Inzwischen glühten beide in einer Aura der Macht. Vergils war rot und ließ alles verdampfen. Die des Jungen war schwärzer als schwarz und hatte eine Kälte inne, welche alles zum Zerspringen brachte. Immer schneller wurden die Waffen. Immer intensiver die Auren der beiden. Sie waren wie Tore in die Höllen ihrer Seelen. Vergil lebte in einer Welt voller Kampf, Feuer und Tod. Die des Jungen war aus purer Dunkelheit, mit rotglühenden Augen, deren Pupillen geschlitzt waren und vielen Mäulern, begierig alles zu vertilgen, was sich ihnen in den Weg stellte. Die Klagelaute der Verdammten, die in ihrer Umgebung eingesperrt waren, mischten sich mit dem Klirren ihrer Waffen und dem grollenden Donner zu einer überirdischen Geräuschkulisse. Vergil sah einen Schwachpunkt in der Verteidigung des Jungen und packte ihn am Kragen. Rasend lief er zum nächsten Hochhaus, wobei er brennende Fußspuren hinterließ. Zischend verdampften die Wassertropfen in seiner Nähe, während sie bei dem Jungen zu Eis wurden und explodierten. Ohne sichtliche Anstrengung rannte der Dämonenjäger die grade Wand hoch und schleifte den Jungen durch die Außenwand des Gebäudes. Krachend brach der Stahlbeton unter dem Körper. Scheppernd zerbrach Glas und riss die Haut des Jungen auf. Er stöhnte unter der Belastung. Vergil hatte sich inzwischen nicht mehr im Griff. Viel zu groß war der Spaß für ihn, endlich einen würdigen Gegner gefunden zu haben. Er schleuderte den Jungen von der Wand. Auf einmal tauchte Vergil in der Luft über ihm auf. Der Arm verschwamm, als Gaara den Rumpf des Jungen in Scheiben schnitt. Ohne zu schreien ertrug er die Qualen, an denen andere schon längst gestorben wären. Es schien unmöglich ihn zu töten. Selbst als Vergil seinen Körper mit einem Abwärtshieb in zwei Hälften spaltete, lebte er weiter. Aus seinem Körper trat eine zäh schwarze Flüssigkeit, welche ein Eigenleben zu besitzen schien und die Teile wieder miteinander verband. Sofort als er wieder geheilt war, sprang er auf und stürmte erneut auf den Dämonenjäger zu. Vergil grinste nur. Es war lange her, dass er so viel Spaß gehabt hatte. Ihre Klingen durchschnitten die Luft erneut mit ungeheurer Geschwindigkeit. Wieder erschufen sie eine Kuppel. Auf einmal stießen sich die Kämpfenden voneinander ab, als hätten sie es von vornherein abgesprochen. Drei Blitze fraßen sich in die Erde, wo die beiden noch eben vor einer Sekunde gestanden hatten. Sie bildeten einen Strudel und drehten sich wie ein Hurrikan. Die Schädel auf der Straße lösten sich unter der Belastung auf und viele kleine Knochensplitter schwebten in der Luft. Zeitgleich liefen sie voneinander weg und rannten die Wände der Hochhäuser hoch, die genau hinter ihnen standen. Vergil keuchte nicht einmal. Irgendwann hielt er in seinem Sprint inne. Gaara war bereit gezogen zu werden. Freudig sah er, dass sein Gegner dieselbe Höhe erreicht hatte. Die Blitze tobten immer noch und trennten sie voneinander. Nach einem Augenblick verschwanden sie wieder so plötzlich, wie sie aufgetaucht waren. Jetzt konnte die beiden nichts mehr trennen. Kräftig stießen sie sich von den Wänden ab. Die Waffen hocherhoben. Ihr Wille stählern. Die Züge des einen zornig, während die des anderen wahre Freude ausstrahlten. In der Luft war Vergil klar im Vorteil. Er konnte sich in alle Himmelsrichtungen bewegen, während sein Gegenüber an die normalen physikalischen Gesetze gebunden war. Dennoch schaffte er es, ihm Gaara aus der Hand zu schlagen. Während der Junge auf dem Erdboden krachte, landete Vergil elegant auf beiden Beinen. Unweit vor ihm, landete Gaara. Die Klinge bohrte sich genau zwischen die Augen eines Schädels. Der Junge rannte wieder wie ein Berserker auf ihn zu. Rasch machte Vergil eine Rolle nach vorne, zog das Schwert währenddessen aus dem Schädel und ging fließend in einem Sprint über. Die Beiden rannten auf einander zu. Ihre Auren pulsierten und glühten immer stärker, je näher sie sich kamen. Die Höllen die sie zeigten wurden immer detaillierter. Unter den Füßen von Vergil verdampfte das Eis zu Dampf, während sein Gegner die Knochen mit seinen Schritten zum Bersten brachte. Schließlich trafen sie aufeinander. Aber der Moment in denen Klinge Fleisch traf, reichte nicht, um ihren Spurt zu stoppen. Sie gingen noch einige Schritte, bevor sie zum Stehen kamen. Ihre Schwerter hocherhoben, als hätten sie gerade einen erfolgreichen Angriff vollführt. Beide keuchten. Plötzlich spuckte der Junge Blut und brach zusammen. „Mehr hast du nicht drauf!“, ächzte Vergil. Blut lief seitlich über sein Gesicht. Danach wurde ihm schwarz vor Augen und er verlor das Bewusstsein. Die beiden Wolkenkratzer brachen krachend zusammen und begruben die Kämpfenden unter einer dicken Staubwolke.

 

Während oben der Kampf zwischen Vergil und Dark im vollen Gange war, wandelte das Monster Untertage durch die Dunkelheit. Inzwischen befand er sich weit unterhalb der Stadt und sogar noch weit unter den Ruinen auf denen sie erbaut war. Hier gab es nichts als Stille und Dunkelheit. Langsam machte sich Aggressivität ihn ihm breit. Viel zu sehr erinnerte ihn dieser Ort an sein Gefängnis, in welchen er Ewigkeiten verbracht hatte, ohne Blut, ohne Tod, ohne seine geliebte Caedes. Er sah nicht einmal den Weg, der vor ihm lag. Plötzlich hielt er inne und schaute nach oben. Nur Dunkelheit. Doch was das Auge nicht sah, fühlte sein Geist für ihn. Er spürte sämtliche Auren der Stadt. Von Dämonen, die ihren Lastern und Sünden frönten. Schwächliche Menschen die vor Angst wimmerten. Ihre Verzweiflung konnte man fast schmecken. Ein Engel, der versuchte seine Unsicherheit zu unterdrücken. Lucia. Und viele andere Kreaturen, von denen er nicht einmal wusste, was sie waren. Aber es gab zwei Auren unter all dem Gewirr die seine Aufmerksamkeit erregten. Die eine war seiner sehr ähnlich und fast genauso mächtig. War das der Junge? Hatte er den Kampf wiedererwartend überlebt? Er war doch tot gewesen, da war er sich sicher gewesen. Azrael grinste. Ja, der Junge war tot gewesen, doch er hatte ihn besiegt. Irgendwann würden sie wieder aufeinander treffen. Das Lächeln verflog als er sich auf die zweite Aura konzentrierte. Sie war heiß – voller Leidenschaft und erinnerte ihn an … Azrael schüttelte den Kopf. Das konnte nicht sein. Er musste es sich einbilden. Was wenn aber … Gerade als er sich die seltsame Aura genauer ansehen wollte, verschwanden beide. Azraels Enttäuschung kannte keine Grenzen. Die beiden schienen sich gegenseitig getötet zu haben. Oder aber die beiden hatten sich zu verausgabt und waren somit zu schwach um hier unten von Azrael gespürt zu werden.

 

Schließlich endete Azraels unsichtbarer Weg vor einem kreisförmigen Abgrund, welcher vom spärlichen Licht der Wandfackeln beleuchtet wurde. Ein telepathisches Kreischen ließ die Erde erzittern. Unzählige Gesteinsbrocken fielen von der Decke. Glitschige Tentakel wurden aus den dunklen Tiefen gespuckt, packten den Todesengel und zerrten ihn in den dunklen Abgrund. Die Tentakel besaßen ein starkes Nervengift. Süße Wellen aus Schmerz durchströmten seinen Körper. Immer tiefer wurde Azrael ins Erdinnere gezerrt. Unten war ein grünes Leuchten, welches die Unterwelt erhellte. Schreiend befreite er sich von seinem Peiniger. Mit einem schnellen Wurf, schlug Caedes den Tentakel in zwei Hälften. Ein schmerzerfülltes Kreischen hallte durch die Erde. Für Azrael war das Musik in den Ohren. Er fiel immer weiter in die Tiefe. Unzählige Tentakel wollten ihn packen, doch er trennte sie immer wieder ab. Überall spritzte es Blut an den Wänden, welches im Dunkeln grünlichblau leuchtete. Unten angekommen, landete er auf einen in der Luft schwebenden Felsbrocken. Der Raum war hell erleuchtet. Überall zogen derlei Gestein ihre Kreise, wie Planeten um die Sonne. Die Sonne war aber ein grünes Etwas, welches mit einer Art Stängel an der Decke klebte. Es war wie ein grünleuchtender Beutel. Das ganze Wesen war mit einer ledrigen Haut überzogen, die zu atmen schien. Es pochte und glühte mal heller, mal dunkler, einem Herzschlag gleich. Tief in seinem inneren war das Herz. Sein Herz. Er hörte das Lied von Blut und Tod, der tausenden Seelen, die es schon verschlungen hatte. Es gehörte ihm und es würde ihm immer gehören. Nie würde es für jemand anderen singen. Tentakeln kamen aus den Wänden und verkrochen sich wieder in die Tiefe des Erdreiches. „So bist du also doch noch gekommen, Todesengel.“, antwortete das Ding telepathisch. Azrael lächelte. Er war also erwartet worden. Sicherlich würde es Sicherheitsvorkehrungen geben. Sicherheitsvorkehrungen die ihn bestimmt nicht langweilten. „Es war der Wunsch von Meister Amon, dass du nie wieder deine alte Macht erlangen sollst. Er überließ mir diese überaus wichtige Aufgabe. Es ist ein Wunder, dass du überlebt hast. Sicherlich gehört unserem Meister inzwischen die Welt. Sie ist sein Reich und dort ist kein Platz für dich!“ Azrael leckte sich über die Lippen. Er wollte Blut sehen und zwar sofort! Die Fehlinformationen des Dämons interessierten ihn nicht, genauso wenig wie die Unwissenheit über Amons Verrat an der Hölle. Er sprang auf den Wächter seines Herzens zu. Ihm war egal, ob er fallen würde. Jetzt konnte ihn nichts mehr von seinem Herzen trennen. Die Tentakel versuchten ihn zu packen. Azrael schwang die Klingenkette im hohen Bogen. Obwohl er einige ausschalten konnte, schaffte es der Wächter dennoch ihn zu fangen. Unsanft wurde er gegen die Wand geschleudert. Sofort schlangen sich die Tentakel um seine Arme und Beine. Das glühen seiner Augen wurde intensiver. Zorn wallte in ihm auf. Kleine geflügelte Dämonen tauchten auf. Wahrscheinlich der Nachwuchs des Wächters. Sie waren genauso grün und leichteten auch im Einklang mit ihm. Sofort zuckte Caedes nach ihnen und enthauptete den ersten, die Tentakel konnten ihn nicht halten. Den zweiten spaltete seine Geliebte in zwei Hälften. Sofort sprang er auf sie zu – entglitt den Tentakeln. Sein Maul gierte nach dem Geschmack von Blut. Dem ersten bekam er auch schon mit dem Maul an der Kehle zu packen. Blut spritzte - Verteilte sich überall. Begierig sog Azraels Haut die Flüssigkeit auf, wie ein Verdurstender in der Wüste. Er riss ihnen die Gliedmaßen aus. Die Tentakel wollten den Kindern zu Hilfe eilen, konnten aber dem Zorn des Todesengels nichts entgegensetzen. Azrael ließ seiner angestauten Wut freien Lauf. Nichts sollte mehr leben. Hier würde das Ende seinen Anfang nehmen. Die schwachen würden sofort sterben, die Starken später. Das war sein Weltuntergang. Sein Schicksal. Er war der Antichrist. Er würde das Ende des Lebens einläuten. Die Schreie der Sterbenden würden bis in die Höhen des Himmels zu hören sein. Das Blut würde durch das Erdreich bis in die tiefsten Kreise der Hölle sickern. Und diese kleinen Schwächlinge sollten den Anfang machen. Er hörte erst auf zu töten, als nichts mehr im Raum am Leben war, außer dem Wächter selbst. Ruhig ging Azrael auf ihn zu. Die Steine flogen so, dass sie immer da waren, als er einen Schritt tat. „Nein, bitte! Tu mir nichts!“, doch sein Flehen stieß auf taube Ohren. Das Herz war im innersten dieser Kreatur. Und sie würde es ihm geben. Natürlich nicht freiwillig. Aber anders hätte es das Monster auch nicht gewollt. Als er vor dem bemitleidenswerten Ungetüm stand, war Caedes bereit zum Angriff. Mit einem gewaltigen Hieb, teilte er die Bestie in der Mitte. Ein telepathischer Todesschrei ging durch die Höhle. Die Tentakel zuckten, bevor sie sich für immer ins Erdreich zurückzogen. Klatschend fiel der untere Teil des Wächters zu Boden. Das Glühen erstarb und zischend verwelkte es wie eine sterbende Blume. Die Steine verharrten. Jetzt wo der Wächter nicht mehr da war und sie bewegte, verharrten sie. In der Mitte des toten Ungetüms war es. Sein Herz. Das Pochen war in der ganzen Höhle zu hören und vibrierte in seinem unheilvollen Takt. Azrael streckte die Hand nach dem begehrten Stück aus. Aus den dunkelsten Tiefen seiner Seele rief er es zu sich. Langsam löste es sich aus dem Kadaver und flog auf seinen alten Besitzer zu. Einer nach dem anderen fielen die schwebenden Steine zu Boden. Azrael kümmerte das nicht. Er wollte das Herz. Immer mehr Steine wurden von der Schwerkraft angezogen. Das Herz landete genau in Azraels Hand. Er betrachtete es. Sah sich seine wunderschöne schwarze Oberfläche an. Die schwarzen Schlingen, die durch verschiedene Öffnungen krochen. Fühlte das Pochen und die Macht die es mit jedem Schlag ausstrahlte. Mit einer schnellen Bewegung schob er es sich in den Mund und schluckte es ohne zu kauen hinunter. Er fühlte es wieder. Die Macht. Die alte Macht. Nicht einmal die Mächtigsten der Hölle besaßen sie. Diese Macht. Das Weiß in Azraels Augen färbte sich tief schwarz. Die lästigen Handschellen verrosteten und wurden zu staub. Die Runen auf Caedes begannen zu Bluten. „Ich bin wieder vollkommen!“, sagte er zu dem Welten, ob sie ihn nun hörten oder nicht. Um ihn herum brach alles zusammen. Die fliegenden Steine. Die Höhle. Das alles zerfiel, jetzt wo das Herz und der Wächter nicht mehr da waren. Ein guter Anfang für das Ende. Aus seinem Rücken trat eine schwarze Flüssigkeit, die sich immer mehr verformte und verhärtete. Sie bildete sich zu einem Flügelpaar. Aber auf ihnen waren keine Federn, wie sie andere Engel hatten, sondern viele Augen, die wie die von Azrael waren und Mäuler, die nach Blut gierten. Er flog nach oben, durch die Ritzen im Gestein. Lucia, sprach er in Gedanken mit ihr. Deine Gnadenfrist ist abgelaufen. Jetzt bin ich wieder da! Ich hoffe du bist bereit. Denn jetzt gibt es keine Gnade mehr. Die Jagd ist eröffnet! Mit einem seligen Lächeln flog er nach oben. Und so nahm das Ende seinen Anfang.

 

Hier ist sie, Meister“, der Hofnarr sprach das Wort voller Verachtung aus. Unachtsam schleuderte er das Mädchen auf den Boden. „Ah, meine Liebe. Endlich begegnen wir uns. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr ich mir unser Treffen herbeigesehnt habe.“ Der Hofnarr zog sich zurück. Er wurde nicht mehr gebraucht. „Ich will etwas und du wirst mir dabei helfen, es zu bekommen. Das würdest du doch bestimmt gerne für mich tun, oder?“ Er übersah die Tränen geflissentlich. Auch die Angst in ihren Augen. Genauso wie den Kloß in ihrem Hals. Das Mädchen würde ihm helfen, ob es wollte oder nicht. Sie würde einen mächtigen Teufelstitanen heraufbeschwören. Und das schon sehr bald. Der alte Mann konnte gar nicht erwarten die Macht eines Unterweltgottes zu besitzen. Jetzt konnte ihn nichts mehr aufhalten.

 

Umfangen von undurchdringlicher Dunkelheit standen Dark und Kira sich gegenüber. Freudig lächelnd rannte Dark auf sie zu. „Kira!“, rief er fröhlich. Er wusste gar nicht mehr, wann er das letzte Mal wirklich gelächelt hatte. Doch das Mädchen entfernte sich immer weiter, ohne einen Schritt zu tun. „Warte!“, schrie Dark ihr zu. Doch sie antwortete nicht, stattdessen entfernte sie sich zusehends. „Lass mich nicht allein!“ Immer schneller rannte der Junge ihr nach. „Nicht Dark!“, schrie jemand und packte ihn am Ärmel. Plötzlich verschwand die Dunkelheit. Dark stand in dem gekachelten Raum. Er war schon fast vollkommen zerstört. Seine Nasenspitze ging durch die Gitterstäbe die den Dämon Baal hielten. Der Abstand zwischen den Stäben war groß genug, damit Dark hindurch schlüpfen konnte. Hätte man ihn nicht aufgehalten, er wäre dem Teufel direkt in die Arme gelaufen. Kreidebleich drehte er sich um. Die Hand ließ seinen Ärmel los. Vor ihm stand der Geist. „Danke“, sagte er. Doch ehe er es sich versah, wurde er von tausend dunklen Armen gepackt, die ihn durch das Gitter zerren wollten. Eine eisige Kälte ging von ihnen aus. Sie schien sich in seine Seele zu brennen. Du gehörst uns!, hörte er den Dämon hinter den Gittern zischen. Schreiend wurde Dark in die Dunkelheit gezerrt.

 

Wild mit den Armen gestikulierend und schreiend wachte er auf. Schnell machte der Weißhaarige einen Schritt nach hinten. „Ah, unser Sonnenschein ist endlich wach“, sagte er voller Ironie. Dark erinnerte sich an ihn. Er hatte die Kontrolle verloren - gegen ihn gekämpft und hätte ihn beinahe getötet. „Oh. Oh! Es … es tut mir leid. Es tut mir wirklich, wirklich leid“, sagte Dark sichtlich nervös. „Es tut dir leid?!“, fragte der Weißhaarige überrascht. „Wegen dir hatte ich Spaß wie schon lange nicht mehr“ „Was?!“ Dark musterte ihn mit hochgezogener Augenbraue. War der Kerl verrückt? So jemanden wie ihm war er auf all seinen Reisen noch nie begegnet. Geschweige denn jemanden, der so stark war. Aber leider hat es nicht gereicht um mich zu töten, stöhnte Dark in Gedanken. Dann kamen die Erinnerungen zurück. „Kira!“ Der andere schien verwirrt. „Was?!“ Dark sprang wie vom Blitz getroffen auf und ging eilig los. Inzwischen hatte der Regen aufgehört. Auf der Stelle krümmte er sich vor Schmerzen. Er hatte doch mehr abbekommen, als er gedacht hatte. „Ah, dein Mädchen, richtig?“, der Weißhaarige lächelte dreckig. „Du bist also jemand wie Clark Kent, der seine Louis Lane retten will.“ „Nein“, antwortete Dark. „Eher wie Jackie Estacado“, dabei musste sogar er grinsen. „Okay, Jackie-Boy. Geh und rette dein Mädchen.“ Dark humpelte in die Richtung, in der er Kira spürte. Etwas ließ ihn inne halten. Er drehte sich um. Die anderen Beiden folgten ihn. „So wie es aussieht müssen wir in die Gleiche Richtung“, meinte der Weißhaarige achselzuckend. Dark drehte sich stumm wieder um und ging weiter. Im gehen betrachtete er seine Hand. Inzwischen war sie ganz schwarz. Ihm lief die Zeit davon. Er musste schneller sein als die Entführer. Aber vor allem musste er schneller sein als Baal.

 

Sein Gespür führte ihn zu einem Strudel. Er leuchtete weißdurchsichtig. Darin waren unendlich viele Seelen, die in ewiger Qual schrien. Es erinnerte Dark an die Legenden des Hades. Des Seelensogs aus der griechischen Mythologie. Er brauchte einen Moment, um zu erkennen, dass Kira unter dem Höllentor war und nicht mittendrin. „Das müsste unser vorletzter Stopp sein“, sagte die Frau, von der Dark inzwischen wusste, dass man sie Witch nannte. Was für ein dämlicher Name. Aber er hätte erst einmal vor seiner eigenen Haustür kehren müssen, um was zu sagen. Sie begann mit dem Zitieren einer alten Litanei. Die Seelen schienen zu spüren, was vor sich ging. Sofort kamen sie aus dem Strudel und griffen die Drei an. „Glauben die wirklich, sie könnten es mit uns beiden auf einmal aufnehmen? Trottel.“ Dark antwortete nicht. Die Geisterklinge materialisierte sich wieder und mit ihr kam auch der Dämon wieder zum Vorschein. Es würde schwierig werden, nicht schon wieder die Kontrolle zu verlieren, aber er musste es versuchen. Die beiden stürzten sich ins Getümmel. Die Geister griffen nach ihnen. Rücken an Rücken versuchten die Beiden gegen die Horde anzukämpfen. Sie wurden wie von einem Schwarm umzingelt und angerempelt. Vergil schlug nach ihnen, doch sie teilten sich unter seinen Hieben und schmolzen wieder zusammen. Darks Geisterklinge konnte da mehr ausrichten. Sie färbte die Seelen die sie traf tiefschwarz und ließ sie nach einiger Zeit in Luft auflösen. Das brachte Dark auf eine Idee. Er breitete die Arme aus, wie um den Strudel zu umarmen. Furchtsam wichen die Geister vor ihm zurück. Doch mit einem schnellen Sprung war er mitten im Strudel. Die Verderbnis breitete sich unter ihnen aus, wie eine Seuche. Niemand war immun dagegen. Niemand entkam. Schließlich wurde der Strudel langsamer und schwächer. Nachdem er sich aufgelöst hatte, schwebte Dark noch ein paar Sekunden über den Boden, bevor er wieder landete. Baal schmatzte laut. Das war lecker, meinte er. Dark war froh. Auch wenn es dem Entführer einen Vorsprung verschafft hatte, so hatte er es dennoch geschafft sich selbst ein bisschen Zeit vor dem Dämon zu erkaufen. Vergil pfiff. „Wow. Netter Tick. Kannst du mir sowas auch beibringen?“ Doch es blieb keine Zeit für eine dumme Bemerkung. Eine knochige Hand krallte sich tief in den Boden der Schädelstraße. Knochen barsten unter ihnen. Aus dem Sog kletterte ein grimmiger Sensenmann empor. Lederne, blasse Haut und das Gesicht eines alten, gebrechlichen Mannes dessen Augen tief in den Höhlen lagen, verliehen ihm ein unheimliches Auftreten. Er stieß ein unmenschliches Kreischen hervor. Vergil trat ein paar Schritte zurück, wie um Anlauf zu nehmen. „Den solltest du nicht alleine Übernehmen. Wir schaffen das zusammen, okay?“, er wartete die Antwort gar nicht ab. Schon raste er brüllend auf den Sensenmann zu. Dark blieb nichts anderes übrig als ihm hinterher zu laufen. Mehr! Wir wollen mehr! Mehr Seelen zum Fressen! Mehr Macht! Mehr Tod! Mehr Schreie! Dark hörte gar nicht auf den Dämon. Er sprang auf den Sensenmann zu. Der schlug ihn mit einer Handbewegung zur Seite, wie eine lästige Fliege. Doch Dark war diese Bewegung inzwischen schon zu vertraut. Auch wenn er ihr nicht ausweichen konnte, so konnte er die Geisterklinge wenigsten tief genug in die Hand stoßen, um an ihr hängen zu bleiben. Er krallte sich in die Hand. Mit einem schnellen Sprung nach oben schaffte er es auf die Handkante. Verwundert betrachtete ihn der Sensenmann, wie ein kleiner Junge einer Ameise, die auf seiner Hand krabbelte. Dark erwiderte den Blick unterkühlt. Er rannte schreiend den Arm entlang. Wo Vergil war, interessierte ihn nicht. Jeder war sich selbst der Nächste, egal was er sagte. Alleine konnte Dark viel besser kämpfen. Der Sensenmann versuchte ihn von seiner Hand zu pusten. Dem geballten Druck der Luft konnte Dark nicht wiederstehen. Er flog nach hinten. Mitten im Flug griff eine Hand nach ihm. Dark schaute auf und sah einen frech grinsenden Vergil. Er schwebte in der Luft und schien es als etwas ganz natürliches hinzunehmen. Aber diese Kraft war nur von kurzer Dauer, denn die Schwerkraft zerrte an ihnen. „Na Jackie-Boy, soll ich dir eine helfende Hand reichen?“, fragte er. Wieder wartete er keine Antwort ab, sondern schleuderte den Jungen in hohen Bogen fort. Wild mit den Armen rudernd flog Dark genau auf die Stirn des Schnitters zu. Kurz vor der Landung schaffte er es noch, sein Gleichgewicht wiederzufinden. Ungläubig sah der Dämon nach oben. Zentimeter tief stieß Dark die Klinge in die Stirn der Bestie. Der Schaden war minimal, im Gegensatz zur Ablenkung. Vergil war nur etwa zehn Meter entfernt, mitten in der Luft. Die Knie angezogen, als sei er gesprungen. Die Hand am Griff seines Schwertes. Mit einem Ruck zog er Gaara aus der Scheide und schlitzte damit dem Schnitter die Brust auf. Kreischend fiel der gewaltige Tod in die Tiefe. Dark hatte die Klinge inzwischen aus der Stirn gezogen und rannte während des Falls das Gesicht des Schnitters hinunter. Todesmutig sprang er vom Kinn auf den Hals der Bestie. Wenn ihn die unzähligen Selbstmordversuche etwas gelehrt hatten, dann wo man die Adern aufschlitzen musste, damit das Blut am Schönsten spritzte. Schnell versank die Klinge wieder in der Kehle des Unholds. Er hatte nur einen kurzen Moment, um die Richtige Geschwindigkeit zu erreichen. So lenkte er all die dämonischen Mächte über die er verfügte in seine Beine. Somit hatte Baal die Kontrolle darüber, aber der Moment war viel zu kurz, als dass er irgendeinen Schaden hätte anrichten können. Die Klinge durchschnitt die lederartige Haut wie Butter. Als er am Rand des Halses angekommen war, legte er die gesamte Geschwindigkeit in die Klinge, die ihn dann den Nacken entlang tragen würde. Das dadurch entstandene Tempo reichte aus, um einmal den gesamten Nacken aufzuschlitzen. Als er wieder oben ankam, war der Kopf fast abgetrennt. Nur noch ein kleiner Hautfetzen hielt ihn noch auf den Schultern. Dark flog in die Luft, wo Vergil auf ihn wartete. Schnell ergriff der Dämonenjäger seine Hand, rollte sich einmal in der Luft und schickte Dark mit erneuter Wucht zurück zum Sensenmann. Es war alles perfekt. Das Teamwork. Die Angriffe. Einfach alles. Die Kirsche auf dem Sahnehäufchen war, als sich die Klinge durch das Herz der Kreatur bohrte. Der Sensenmann spuckte Staub statt Blut, als er sein Leben aushauchte. Baal lachte hämisch. Gute Show, sagte er anerkennend. Sie gefiel uns wirklich sehr. Ohne den Dämon einer Antwort zu würdigen, sprang Dark vom Kadaver. Die Schädelstraße, die Nacht und alles andere hatten sich inzwischen verzogen. Vom Strudel war nur noch ein übergroßes Loch in der Straße übriggeblieben. Die gähnende Leere lud sie beinahe ein. „So“, sagte Witch, während sie sich den Staub von der Kleidung klopfte. „Ab hier trennen sich unsere Wege.“ „Was?!“, fragte Vergil entsetzt. Dark nahm es gefasster auf. Er wusste, dass niemand es lange mit ihm ausgehalten hätte. Erst recht nicht, wenn er wusste, über was für Kräfte er verfügte. Sicherlich würde jetzt irgendeine lächerliche Ausrede kommen. „Wir müssen uns noch um ein Portal kümmern.“ Dark nickte verständnisvoll. Ausrede, dachte er verächtlich. Damit ging Witch. Vergil blieb zuerst unschlüssig stehen - wollte etwas sagen, doch er ließ seufzend die Arme fallen und folgte ihr. Doch nach ein paar Metern drehte er sich noch einmal im Gehen um. „Sorry, man. Sie ist leider der Boss auf dieser Mission. Du bist in Ordnung! Ich hoffe, dass es mit deinem Mädchen klappt“, rief er ihm hinterher. Dark sah ihnen noch eine Weile hinterher, bis Baal sich meldete. Wer braucht die schon! Dark seufzte. Dann schaute er in das Loch. Irgendwo dort unten war Kira, dass fühlte er. Er musste sie finden. Ohne groß zu überlegen, sprang er in das Loch.

 

Fortsetzung folgt…

Engeltod XVIII – Teufelstitan

Wir folgen der dämlichen Karte schon seit mehr als einem Tag durch diese gottverlassenen Ruinen. Glaubst du wirklich, dass wir überhaupt etwas finden werden? Hier gibt es bloß Schutt und Gebäudeüberreste.“ Lucy versuchte den nervigen Mark zu ignorieren. Er ging mit seinen dummen Fragen und Gestöhne jeden auf den Keks. Nie konnte er die Klappe halten. „Sag mal, Amon hätte Azrael doch beinahe getötet. Warum hat er ihm nicht den Gnadenstoß gegeben? Das wäre doch viel einfacher gewesen, als ihn einzusperren. Außerdem wären wir dann nicht hier.“ Lucy rieb sich vollkommen fertig die Schläfen. „Keine Ahnung“, sagte sie mit unterdrückter Wut. „Er sagte nur etwas wie, jeder hätte eine zweite Chance verdient.“ „Was?!“, fragte Mark verständnislos. „Ja, ich weiß. Amon war ein Dämon, ein äußerst bösartiger noch dazu. Aber irgendetwas hat ihn auf seinen Eroberungsfeldzug durch eure Welt verändert. Und genau das wollte er auch für Azrael. Deswegen hat man ihn gefangen genommen. Er sollte in seiner Gefangenschaft über seine Taten nachdenken.“ „Was wäre aber wenn er …“ „Ruhe jetzt!“, unterbrach ihn der Engel. „Oder willst du, dass man uns hört?!“ Sofort war Mark still. Lucy wusste, dass man nie vorsichtig genug sein konnte, auch wenn ihnen bisher niemand begegnet war. Was noch nicht ist, kann ja noch werden, lautete ein altes Sprichwort der Menschen doch. Aber nun hörte man Sam leise flüstern. „Du bist nicht echt. Das ist nicht wahr. Du bist tot. Ich bilde mir das alles nur ein. Immer cool bleiben, Sam.“ „Ähm, geht es dir gut?“, fragte Mark und machte einen vorsichtigen Schritt auf sie zu. „Du bist nicht echt. Geh weg! Fass mich nicht an!“, wütend schubste sie Mark von sich und brach dann in Tränen aus. Der Journalist fiel zu Boden und hielt von da an einen gebührenden Abstand zum Zombie ein. Lucy stöhnte innerlich. Es wurde immer schwerer. Wie immer bei solchen Missionen. Was sollte sie mit den beiden Chaoten nur machen? Einfach wegschicken ging nicht, dafür steckten sie schon zu tief in der Sache mit drin. Lucy schüttelte diesen widersinnigen Gedanken von sich. Sie brauchte die beiden. Ohne ihr Team war sie Nichts. Schon unzählige Male hatte sie nur überlebt, weil sie nicht alleine kämpfte. Seufzend schaute sie sich die Karte zum hundertsten Mal an. Sie waren auf dem richtigen Weg. Seltsam, dass sich ihnen niemand entgegenstellte. Das war kein gutes Zeichen. Und als hätte sie es vorhergesehen, bot sich ihnen der blutige Anblick eines Massakers. Überall lagen Leichenteile von Dämonen umher. Sie waren genau vor dem Eingang einer Höhle positioniert. Eine düstere, bedrückende Aura lag in der Luft. Lucys Augen weiteten sich. „Azrael hat seine alte Macht wieder“, entfuhr es ihr. Mark wurde kreidebleich, während Sam anfing irre zu kichern. Warum, wusste sie wohl selber nicht. „So sehen wir uns wieder“, sagte eine düstere Stimme. Lucy drehte sich nach ihr um. Auf einer Anhöhe stand er mit ausgebreiteten Schwingen. Azrael. Caedes fest umklammert. Seine Handschellen waren verschwunden. Wie sie schon befürchtet hatte, war er wieder im Vollbesitz seiner Kräfte. „Lauft!“, schrie der Engel. Mark rannte sofort in die Höhle. Brüllend sprang Azrael auf den Engel zu. Sie konnte dem Ansturm nur mit knapper Not entkommen. Aber Azrael setzte ihr sofort nach. Sie parierte den Schlag mit ihrer Pistole. Funken sprühten. Lucys Arm zitterte oder dem Druck des Dämons - viel zu stark war er für sie. „Los doch!“, schrie Lucy Sam an, die benebelt in der Gegend stand. Sie schien nicht zu wissen, was um sie herum passierte. „Mark!“, schrie Lucy, während sie mit dem Tod kämpfte. Der Journalist drehte sich abrupt um und zog Sam mit sich fort. Lucy schaffte es gerade so noch, Azrael auf Abstand zu bringen. Sie feuerte etliche Kugeln auf den Dämon ab, ohne seinen Spurt bremsen zu können. „Scheiße! Ich verliere!“, knurrte sie. Nein, dachte sie grimmig. Diesmal nicht! Wütend schoss sie auf die Knie des Todesengels. Mit einem fiesen Zischen brannten sich die Kugeln in sein Fleisch. Für einen kurzen Moment ging Azrael zu Boden. Lucy nutzte diese Schwäche. Sie drückte dreimal in schneller Reihenfolge den Abzug. Die Silberkugeln bohrten sich in die Schultern und den Kopf. Blutend brach das Monster zusammen. Aber es war nicht tot, so viel wusste Lucy inzwischen über ihn. Dieser masochistische Bastard genoss einfach nur die höllischen Qualen, welche ihn die Kugeln bereiteten - schwelgte in ihnen. Für einen kurzen Moment drehte Lucy sich um. Sie musste wissen, wie weit die anderen gekommen waren. Inzwischen hatten sie einen weiteren verschließbaren Eingang gefunden. Aber der schwache Journalist brachte den Fels nur langsam in Bewegung und Sam stand einfach nur dämlich Grinsend daneben. Dieser kurze Augenblick der Unaufmerksamkeit, reichte Azrael vollkommen aus. Er packte Lucy und flog mit ihr höhnisch Lachend in die Höhe. Der Wind sauste dem Engel um die Ohren. Wütend versuchte sie sich aus seinem eisernen Griff zu befreien, kam jedoch nicht gegen die Kraft des falschen Engels an. Als sie die Decke der großen Höhle erreicht hatten, stieß das Monster Lucy hart gegen den Fels. Er flog ein Stückchen zurück und hämmerte dann mit bloßen Fäusten auf sie ein. Der Fels litt unter der Wucht der Schläge. Mehrere Splitter lösten sich aus ihm. Lucys Lippe platzte auf. Ihr lief ein Rinnsal regenbogenfarbiges Blut über das Kinn. Dann spuckte sie einen Schwall aus. Noch nie in ihrem ganzen Leben hatte sie sich so schwach gefühlt. Doch auch in diesem Moment spürte sie keinen Schmerz. Geschöpfte des Himmels kannten keine Qualen, zumindest keine körperlichen. „Ist das schon alles?!“, brüllte Azrael. „Ist das schon alles, was die große Lucia zu bieten hat?!“ Er schien enttäuscht zu sein, dass sie nicht stärker war. Mit letzter Kraft versuchte sie noch einen Schlag. Ein letztes Mal bäumte sie sich auf, bevor sie starb. Wenn sie schon sterben musste, dann mit der Waffe in der Hand und einem Lächeln auf den Lippen. Mit zittriger Hand drückte der Engel seine Pistole auf Azraels Brust. Dort wo sein Herz war. Das böse Herz. „Fahr zur Hölle“, hauchte sie schwach. Ihre Mundwinkel hoben sich dabei nach oben. Der letzte heroische Spruch ihres Lebens hatte ihr die Kraft dazu gegeben. Den Rest setzte sie für das Drücken des Abzuges ein. Mit einem Knall segelten beiden Kämpfer zu Boden. Azrael wütend schreiend und Lucy mit einem leisen Lächeln auf den Lippen hinterher. Es wich erst, als sie auf den harten Boden aufkam. Stöhnend und erschöpft hob sie leicht den Kopf in Richtung Höhle. Mark hatte den Eingang fast versiegelt. Nur noch ein kleines Stückchen und ihr Team wäre in Sicherheit. Sie ließ den Kopf auf das zersprungene Pflaster der Ruinen fallen. Sie war fertig. Das war ihr Ende. Willst du so sterben?, fragte sie sich selbst in Gedanken. Noch hast du eine Chance. Du bist eine Kämpferin! Also kämpfe! Mit letzter Kraft und unter großen Stöhnen und Ächzen stand Luy wieder. Sie hob ihre Pistole auf, die neben ihr lag. Sie musste sie während ihres Sturzes fallengelassen haben. Mit zusammengebissenen Zähnen humpelte der Engel los. Der Fall musste ihr wohl ein paar Knochen zertrümmert haben. Aber von sowas ließ sie sich nicht aufhalten. Langsam kam Azrael ebenfalls zu sich. Knurrend stand er auf. Der Engel humpelte schneller. Sie spürte die hasserfüllten Blicke, wie sie sich in ihren Rücken brannten, sowie die kalten Klauen des nahenden Todes. Plötzlich machte sich eine wohlige Wärme in ihrem Bauch breit. Erstaunt über die neue Vitalität, fiel ihr gar nicht auf, dass sie wieder richtig laufen konnte. Freudig schreiend und mit neuer Kraft rannte sie zu den Anderen. Vom Sterben konnte jetzt keine Rede mehr sein. Mit dem Feind im Nacken und einem Ziel vor Augen, fühlte sie sich wieder richtig wohl. Die steinerne Tür war dabei zu zufallen. Lucy schleuderte ihren Revolver nach vorne. In allerletzter Sekunde blieb er quer zwischen Wand und Fels stecken. Ein kleiner Spalt war frei, fast schon zu schmal, aber besser als nichts. Sie verdrehte ihren Körper etwas, um in den Spalt zu passen. Geschmeidig rutschte sie durch, den Revolver dabei rausziehend, in Sicherheit. Krachend verschloss sich der Eingang endgültig hinter ihr. Wütend Brüllend, hämmerte Azrael auf die Tür ein. Sie schien mit mächtigen Zaubern belegt worden zu sein, sonst wäre sie unter der Wut des Todesgengels schon längst zerstört worden. „Ich werde dich finden, egal wo du dich verkriechen magst!“, schrie der Dämon durch den Fels. „Hörst du mich, Lucia?! Egal wo du bist, ich finde dich!“ Die darauf folgenden Drohungen waren durch das Brüllen und Wüten des Dämons nicht mehr zu verstehen. Keuchend schaute Lucy sich um. Sie waren in einen hellerleuchteten Raum, in dessen Mitte ein steinernerer Springbrunnen stand. Der Stein war durch und durch weiß. Statt Wasser floss durch ihn flüssiges Licht, welches von den Steinköpfen bärtiger Männer ausgespuckt wurde. Die Quelle des Lichts. Ein Ort des Guten und der Heilung. Sie hatte sich der Quelle nur genähert und schon waren ihre schweren Wunden geheilt worden. Lucy pfiff beeindruckt. „Ich hatte ja keine Ahnung, dass das Ding so heftig sein würde.“ Wenn sie die ganze Kraft absorbierte und den Jungen aus der Kirche fand, hatten sie doch noch eine Chance auf den Sieg. Wie in Trance ging Lucy auf den Brunnen zu. Sie hörte nicht, wie Mark seinem Erstaunen kundtat oder wie Sam wieder einmal paranoid vor sich hinmurmelte. Ein paar Sekunden erfreute sie sich an seiner Wärme und Schönheit, bevor sie in ihn rein stieg. Mit ausgebreiteten Armen bat ihre Seele die des Brunnens, dass er ihr seine Macht gab, um das Böse zu zerstören. Zuerst haderte der Springbrunnen. Doch nachdem Lucy auf die Dringlichkeit ihrer Aufgabe einging und ihm mit Bildern aus der Vergangenheit zeigte was über ihn an der Oberwelt vorging, gab der Brunnen nach. Das Licht in der Höhle wurde unerträglich. Es füllte sämtliche Sinne aus. Man konnte es schmecken, sehen, hören, riechen und fühlen. Es legte sich um Lucys Körper. Wurde aufgesogen. Das Licht drang in den Mund ein. Es wurde eins mit ihr. Ein unbeschreiblicher Anblick. Ein Wunder. Als das Licht nachließ, öffnete Lucy ihre Augen. Der Brunnen war leer. Innerhalb von Sekunden schien er ausgetrocknet zu sein. Das Gestein war auch nicht mehr weiß, sondern dunkelgrau und rissig. Nichts war mehr da, aber Lucy fühlte sich stark wie noch nie zuvor in ihrem Leben. Jetzt war sie ein Engel der zweiten Sphäre. Nur die obersten Engel waren mächtiger als sie. Aber der Engel hatte sich nicht nur innerlich verändert. In Lucys Haaren waren etliche weiße Federn und über ihren Kopf schwebte ein leuchtender Heiligenschein. Ein Blick auf ihre Waffe zeigte, dass sie ebenfalls anders war. Sie war jetzt größer und besaß nun drei Läufe. Eine enorme Macht ging von ihr aus. Plötzlich fiel Lucy etwas ein, was sie schon seitdem sie diese Pistole besaß, quälte. Ihre Waffe hatte keinen Namen. In all der Zeit hatte sie immer überlegt, ohne dass ihr etwas Passendes dazu eingefallen war. Aber nun hatte sie einen Namen für ihre Waffe. Dreifaltigkeit. Jetzt konnte sie die Mission doch noch zu einem guten Ende bringen. „Lasst uns von hier verschwinden“, war alles was sie sagte. Wieder tauchte das Licht auf und füllte den ganzen Raum aus und als es wieder einmal verschwand, waren die drei mit ihm verschwunden.

 

Keuchend folgte Dark dem alten Tunnellabyrinth. Er kam Kira immer näher. Fühlte fast ihren Herzschlag. Sie hatte Angst. Riesige Angst. Aber auch sie spürte Dark und dieser kleine Hoffnungsschimmer dachte nicht daran zu verlöschen. Er rief sich zur Ordnung. Noch war sie nicht außer Gefahr. Seine Augen begannen zu glühen. Die Adern traten schwarz hervor. Seine Eckzähne wuchsen. Er merkte die Veränderungen noch nicht einmal. Viel zu sehr war er darauf fixiert sie schnellstmöglich zu retten. Ein schriller Schrei und ein krächziges Fluchen. Er musste den Entführern jetzt sehr nahe sein. Er folgte dem Verlauf des Weges. Jetzt sah er sie! Ein alter Mann hielt sie wie einen menschlichen Schild vor sich und ging dabei langsam rückwärts. Neben ihn stand der Hofnarr mit einem dreckigen Grinsen auf dem Gesicht. Dark wurde langsamer. Er merkte Kiras aufgequollenen Augen. Mehr als jeder Schmerz der ihm je zugefügt worden war, quälte ihn dieser Anblick der Angst und Unsicherheit. Das Glühen in seinen Augen intensivierte sich. „Lass sie gehen!“, brüllte er seine unbändige Wut heraus. „Auf keinen Fall“, antwortete der Hofnarr furchtlos mit verschränkten Armen. Das Grinsen wich nicht aus seinem Gesicht. Selbst dann nicht, als ihn der alte Mann mit einem zerstörerischen Blick bedachte. Als der Alte wieder in Darks Richtung schaute, stand dieser auch schon vor ihm. Mit einem Faustschlag beförderte der Junge ihn mehrere Meter durch die Luft, während er das Mädchen aus seinen kalten Klauen rettete. Die beiden Liebenden standen sich gegenüber. Sie ist größer als du, Bruder, sagte Baal hämisch. Doch der Junge hörte ihn nicht. Für ihn gab es nur noch Kira. All die Albträume, Schmerzen die er durchlebt hatte, die schlimmen Dinge die er gesehen und getan hatte. Alles weg. Für einen kurzen Moment gab es nur noch sie. War das Liebe? Dieses Gefühl. Sie hielten sich an den Händen. Ihre waren warm und die von Dark kalt. Kira lächelte und zeigte dabei ihre Zähne. Dark wollte die Geste erwidern, doch eine große metaphysische Hand packte das Mädchen und trennte die Verliebten erneut. „Nein!“, schrie Dark. Er streckte die Hand nach ihr aus. Die Fingerspitzen der beiden berührten sich leicht. Kiras Blick war voller Entsetzen. Sie wurde zu dem alten Mann gezogen. Mit der freien Hand schnipste er. Dark wollte ihr hinterher, doch etliche geflügelte Dämonen ließen sich von der Decke fallen. Dark prügelte sich mit bloßen Fäusten durch die Horde. Aus dem Boden erhob sich eine Steinwand in die Luft und drohte den Weg zu den Entführern zu versperren. Dark kam Kira immer näher. Es musste schnell gehen, bevor die Wand sie endgültig trennen konnte. Verzweifelt griff er nach seiner Liebe. Doch seine Finger kamen nicht an sie ran. Einige der Dämonen hielten ihn zurück. Es fehlte nur ein Zentimeter, um ihre Hand zu fassen zu bekommen. So nah und doch so fern, meinte Baal schadenfroh. Auf einmal berührte er den Stoff ihrer Kleidung. Für einen kurzen Moment blitzte Angst in den Augen des alten Mannes auf. Doch dann wurde sein Blick wieder kalt wie Eis. Die Felswand fuhr immer weiter hoch. Kira stellte sich auf die Zehenspitzen, damit sie Dark noch sehen konnte. So konnte er gerade noch sehen, wie sie vom knurrenden Alten fortgeschafft wurde. Wütend trat der Junge nach den Dämonen, die sich an ihn klammerten. Doch schließlich wurde er zurück in die Meute gezogen. Krachend verschmolz die Wand mit dem Rest des Tunnels und mit ihr die Hoffnung Kira jemals wiederzufinden. Darks Zorn kannte keine Grenzen. Der Dämon trat wieder zum Vorschein, diesmal allerdings mächtiger denn je. Mit einem Schrei entlud sich seine gesamte Kraft in einer unheiligen Druckwelle, die jeden Dämon in einen blutigen Fleischklumpen verwandelte. Schwärze und Erschöpfung übermannten ihn. Das Lachen von Baal hallte durch seinen Kopf und war das Letzte an das er sich erinnerte, bevor er gänzlich das Bewusstsein verlor.

 

Als Dark wieder zu sich kam, fühlte er sich schwächer als jemals zuvor in seinem Leben. Er hatte geträumt. Hatte geträumt, wie Kira ihn hatte töten wollen. Wie sie sich in Baal verwandelt hatte. Den Kopf schüttelnd, verwarf er den wirren Traum. Jegliche Kraft schien ihm genommen worden zu sein. Allein das Kopfschütteln verlangte eine enorme Kraftanstrengung. Doch mit seiner unglaublichen Willenskraft, schaffte Dark es aufzustehen. Er hatte kein Gefühl im linken Arm. Ein Blick darauf erklärte auch wieso. Sein Arm war inzwischen Tiefschwarz und viele rotglühende Augen mit geschlitzten Pupillen glotzten ihn an. Das Pentagramm auf dem Handschuh glühte in einem beunruhigenden Licht. Es schien all seine Kraft aufbieten zu müssen, um den Schlund weiterhin versiegeln zu können. Ihm lief die Zeit davon. Schleppend hinkte der Junge zur Steinwand. Er konnte die Arme nicht mehr richtig heben, also schlug er mit dem Kopf gegen sie. Wieder und wieder. Kaltes, schwarzes Blut lief zähflüssig sein Gesicht entlang. „Nun mach schon“, grummelte er. „Stürz ein!“ Vergiss es, Bruder, mischte Baal sich ein. Du wirst sie niemals wiedersehen. Höchstens als Kadaver. Kira ist tot! Dark hörte nicht auf den Dämon – wollte nicht hören. Schließlich knackste die Wand. Durch die vielen Schläge hatte sich mehrere kleine Risse gebildet. Schnell machte sich Hoffnung in ihm breit. Er schlug immer schneller und härter gegen die Wand, bis sie zerbröckelte. Der Klügere gibt nach, kommentierte Baal. Von Enttäuschung oder Wut war in der Stimme des Dämons keine Spur. Keuchend und Ächzend machte Dark sich auf den Weg.

 

Lassen Sie mich!“, schrie das Mädchen und wand sich unter dem Griff des alten Mannes wie toll. Seine Geduld neigte sich langsam dem Ende. Er war euphorisch – angespannt. Selbst das Klirren der Glöckchen vom Hofnarren zerrte an seinen Nerven. Viel zu lange hatte er auf diesen Moment warten müssen. Unendlich lange. All die Jahrhunderte. All die Intrigen. Die vielen Dämonen die von ihm heraufbeschworen waren, um ihm zu dienen, seine Feinde abzulenken, Verwirrung und Chaos anzustiften. Er hatte den Engel in die Tiefe gelockt, damit sie sich von ihm fernhielt. Was ihm noch an Macht für das Ritual fehlte, hatte er sich vorher von dem bösen Herz genommen, welches noch vor kurzem unter der Stadt geschlagen hatte. Aber nun kam ihm dieser Dämonenbändiger in die Quere, obwohl er ihn diesen Vergil auf den Hals gehetzt hatte, um sich mehr Zeit für die Vorbereitungen des Rituals zu verschaffen. Aber der Junge war doch stärker gewesen, als der Alte vermutet hatte. Vielleicht sogar zu stark. Hoffentlich würde die Steinwand ihn lange genug aufhalten, damit er das Ritual durchführen konnte. Endlich trafen sie nach einer endlos langen Zeit in der Bahnstation ein. Auf der Mitte der Station war ein komplexes Pentagramm mit Blut aufgemalt. Es war im Bereich der Kraftquelle des bösen Herzens aufgemalt worden, wo es sich noch vor kurzer Zeit unter dem Erdreich befunden hatte. Die Macht reichte aus, auch wenn das Pentagramm nicht im Zentrum war. Selbst jetzt, wo es wieder im Besitz von Azrael war, hatte dieser Ort immer noch enorme Macht. So nah. Das gesamte Leben des alten Mannes hatte einzig und allein das Ziel gehabt ihn hierher zu führen. An diesen Punkt - diesen Moment. Grob schubste er das Mädchen in die Mitte des Pentagramms. „Du bewegst dich nicht von der Stelle, denn sonst …“, er ließ die Drohung unvollendet. Der Hofnarr stand am Rande des Ganzen. Die Arme verschränkt und ein bösartiges Grinsen im Gesicht, doch der alte Mann war viel zu sehr mit dem Ritual beschäftigt, um es zu bemerken oder gar zu hinterfragen. Er sprach die alte Litanei auf, um den Teufelstitanen zu beschwören. Einen Unterweltgott. Das Pentagramm begann rötlich zu leuchten. Verängstigt schaute das Mädchen auf den Boden. Sie wich einige Schritte zurück, konnte das Zentrum aber nicht verlassen. Plötzlich wurde sie ganz steif. Das Gesicht ausdruckslos, bar jeglicher Furcht. Ihre Augen begannen zu leuchten. Aus allen Körperöffnungen kam ein durchsichtiger Glibber, der sich in die Luft schraubte. Ektoplasma. Sie war genau die Richtige für das Ritual. Die Erde bebte unter den gewaltigen Kräften. Es regnete Putz von der Decke. Das Medium begann mit ausgebreiteten Armen einige Zentimeter über den Erdboden zu schweben. Die Haare wirbelten wild umher. Das Pentagramm verschwamm in einem Strudel aus Dunkelheit. Nach einigen Augenblicken vergrößerte er sich. Aus ihm kam eine steinerne Kreatur mit einem breiten Kopf ohne Augen. Sechs Arme sprossen aus seinem Leib. Es strebte mit seinem schlangengleichen Unterkörper die Decke an. Viel zu groß war der Dämon für die unterirdische Station. Der alte Mann starrte euphorisch hoch, ohne seinen Spruch zu unterbrechen. In kürzester Zeit überragte der Dämon sämtliche Gebäude der Stadt. Überall an seinen Gelenken waren schwarze Perlen. Auf seiner Stirn schwebte das Medium, welches immer noch Ektoplasma absonderte, wie eine kleine Krone. Mit einem welterschütternden Brüllen seines viel zu breiten Mauls voller nadelspitzer Zähne brachte der Unterweltgott die Welt zum Erbeben. Die sowieso schon halb zerstörte Stadt brach nun endgültig unter dem Titanen zusammen. Große Stücke aus dem Trümmerfeld begannen in der Luft zu schweben und um den gewaltigen Dämonen zu kreisen, wie Planeten um die Sonne. „Ja! Ja!!“, schrie der alte Mann siegessicher, während der gesamte Untergrund um ihn herum einstürzte. Mit einer kleinen Geste teleportierte er sich auf die Hand des steinernen Dämons. „Höre, Teufelstitan“, sprach er gebieterisch und zeigte auf die Kreatur. Verwundert blickte der Dämon auf ihn herab. „Du wirst mir all deine Kraft geben und aus mir einen Gott machen!“, er ballte die erhobene Hand zur Faust. Der Dämon musste ihn gehorchen – konnte nicht anders. Das Beschwörungsritual war so angelegt worden, dass der Dämon jeden Befehl Folge leisten musste. So dachte der Alte jedenfalls. Verächtlich schnaubend schleuderte der Unterweltgott den Alten von seiner Hand quer durch die Stadt. Schreiend segelte der alte Mann durch die Luft. Fragend was er falsch gemacht hatte. Er hatte doch so gut aufgepasst. Hatte sich keine Fehler oder unnötige Risiken erlaubt. Was war bloß schiefgegangen?

 

Was ist das?!“, fragte Mark entsetzt, während er mit zitternder Hand auf den gewaltigen Dämon zeigte. Lucy hatte sie zum rechten Zeitpunkt, am richtigen Ort teleportiert. Auf das Dach eines Versicherungsgebäudes. Und sie waren überpünktlich. Hier sollte das Treffen zwischen Sam und ihren Vater stattfinden. Lucy hatte instinktiv gespürt, dass es sich lohnen würde zum Treffpunkt zu kommen, auch wenn sie nicht wusste, wie oder weshalb. „Ein Teufelstitan. Einer der unbesiegbaren Höllengötter“, stellte der Engel unterkühlt fest. „Jetzt haben wir ein zusätzliches Problem.“ „Aber du wirst doch mit ihm fertig, oder?“ Marks Stimme strotzte nur so vor Unsicherheit. „Spinnst du?!“, lachte sie. „Dafür bräuchte es schon mindestens drei Erzengel plus ein Wunder.“ Mark ging in die Knie. „Dann wird die Welt jetzt doch untergehen.“ Er hielt sich verzweifelt die Hände am Kopf. „Erst Azrael und jetzt auch noch das! Wir sind verloren.“ Lucy starrte den Titanen an. Er vollführte eine seltsame Handbewegung. Etwas Kleines flog auf sie zu. Ihre Augen verengten sich, um es besser sehen zu können. „Was haben wir denn da?“ Jetzt hörte sie den langgezogenen Schrei eines alten Mannes. Krachend landete er auf dem Dach. Eine Staubwolke verdeckte seine Gestalt. Sam ging näher. Lucy hielt die dreiläufige Pistole bereit. „Sei vorsichtig, Sam“, warnte sie vor, während Mark sich hinter dem Engel versteckte. Der Staub lichtete sich. „Vater?“, fragte Zombie-Queen verwundert. „Samantha“, krächzte der Alte erschöpft. Lucy begann Mark in Richtung Ausgang zu schieben. „So ich glaube, wir sollten die beiden besser für einen kurzen Moment alleine lassen.“ „Was? Wieso denn?“ „Frag nicht so blöd“, antwortete der Engel. Laut schloss Lucy die Tür zum Dach und seufzte: „Vater und Tochter.“

 

Du!“, knurrte Sam. Der Alte stützte sich etwas mit den Ellenbogen auf und begann vor Sam zurückzuweichen. „Lass … lass es mich erklären.“ „Du hast mir das angetan!“ Sam zog ihre Fäden, bereit ihn zu foltern und ihm etwas von den Schmerzen zurückzugeben, welche er ihr zugefügt hatte. „Ich werde dich töten!“ „Würdest du wirklich deinen eigenen Vater töten?!“, fragte er entsetzt. „Ich mach es wieder gut, ich schwöre es.“ „Diese Worte habe ich doch schon mal gehört“, zischte sie. Lächelnd verfolgte der Hofnarr vom Rande des Daches aus das Szenario. „Wie gut, dass das Ritual nicht ganz nach Plan verlaufen ist und mein allwissender Meister direkt hier in den Armen seiner heißgeliebten Tochter gelandet ist. Was für ein Zufall“, kicherte er leise vor sich hin, als wenn er gewusst hätte, dass es dazu kommen würde. Sam nahm keinerlei Notiz von ihm. Sie hatte nur Augen für ihren Vater und hielt den Hofnarren darüber hinaus für eine ihrer Halluzination. „Du hast an mir Experimente durchgeführt.“ „Und du warst damit einverstanden“, konterte er. „Schönheit, das war es, was du wolltest und ich habe sie dir gegeben. Hättest du sonst deinen Ehemann bekommen? Ich gab dir dein jetziges Äußeres.“ „Du hast mich getötet! Wegen dir ist mein Ehemann tot! Gefressen“, sie begann sich die Hand vor dem Mund zu halten, damit sie sich nicht übergeben musste. Die Bilder ihres zerfetzten Ehemannes waren ihr auch nach all der Zeit allzu frisch in Erinnerung. „Ich habe ihn gefressen“, schluchzte sie. „Und das alles nur wegen dir!“ „Ach ja?! Wer traute sich denn nicht, ihn mit seinem entstellten Gesicht anzusprechen?! Wer bat seinen Vater, eines seiner Experimente an ihr zu probieren, damit sie einmal in ihrem Leben schön ist?!“ „Aber ich wusste doch nicht, dass du das“, sie zeigte an sich herab, „aus mir machen würdest.“ „Es hätte schlimmer kommen können. Du hättest wie diese Streuner enden können. Ohne Verstand. Ohne Seele. Nur ans töten und fressen denkend.“ Sam wischte sich die laufende Nase mit dem Ärmel weg. „Ich weiß. Ich weiß von den anderen Experimenten – vor mir. Von den Kindern … Mutter … Und … und was aus ihnen geworden ist.“ Sam nahm all ihren Mut zusammen, um die Frage zu stellen, die ihr schon seit mehreren Jahrhunderten durch den Kopf spukte. „Wieso?“, hauchte sie mehr, als das sie es wirklich sagte. „Wieso?!“, fragte er und fing an zu gackern. „Ich wollte mehr. Mehr sein, als bloß ein Mensch. Ich wollte unsterblich sein. Ich wollte ein Gott sein! Und dafür habe ich ein paar unbedeutende Menschen geopfert. Na und?! Was soll´s!“ Sam taumelte ein paar Schritte zurück. War das wirklich ihr Vater? War das der Mann, der sie alleine großgezogen hatte? Töte ihn! Töte ihn!, drängten sie die Stimmen in ihrem Kopf. Sam schüttelte sie ab. „Und was ist mit Mutter? War sie auch einer dieser bedeutungslosen Menschen?!“ „Ihr Tod war ein notwendiges Übel. Was ist schon ein Mensch im Vergleich zur Unsterblichkeit. Was ist schon ein erbärmliches Leben im Gegensatz zur Allmacht. War das denn so schlimm?!“, fragte ihr Vater brüllend, ohne jegliches Verständnis für den Ekel und die Abscheu seiner Tochter. Du hast deinen Mann geliebt, wisperten die Stimmen. „Und jetzt ist er tot“, ergänzte sie flüsternd. Ja, hauchten die Stimmen. Jetzt ist er tot. Unruhig wippte der Hofnarr mit dem Fuß. Die Glöckchen sangen im Takt mit. Sam ging auf den alten Mann zu. Die Fäden fest in der Hand. Als sie auf ihren gebrochenen Vater hinabschaute, brannten ihre Augen vor Hass. Sie erinnerte sich an das Leben, welches sie geführt hatte. Wie sie sich immer vorgestellt hatte, ihrem Mann Kinder  zu schenken und mit ihm großzuziehen. Mit ihm zusammen alt zu werden und schließlich auch zu sterben. Aber nun konnte sie nie mehr zurück. Nie mehr ein Mensch sein. Selbst der Verstand war ihr genommen worden. Einzig die Rache war geblieben. Und nun wollte Sam sie in vollen Zügen auskosten. Es würde enden. Hier und jetzt. Langsam hob sie ihren Arm. Ihre Lungen füllten sich mit scheinbar eiskalter Luft. Schnell zogen die dünnen Fäden Strähnen ins Gesicht ihres Vaters. Er schrie nicht. Winselte nicht um Gnade, egal wie oft sie zuschlug. Sam begann zu schreien. Nicht mal die Rache, war wie erhofft. Zahllose Nächte hatte sie davon geträumt, wie ihr Vater leiden würde. Wie er winseln würde. Und jetzt ertrug er es! Immer schneller schlug Sam zu. Ihre Methoden wurden immer rabiater. Von ihrem Vater war am Ende nicht mehr als ein blutiges Fleischbündel übrig und doch lebte er weiter. Er lachte plötzlich auf. Sam hielt in ihrem Zorn inne. Sein Lachen wandelte sich langsam in ein Weinen. „Alles umsonst. Alles … umsonst …“, sagte ächzte der Alte noch. Dann sackte er tot zusammen. Sam fing an zu schreien, dann brach sie weinend zusammen. Nun war ihr nicht mal mehr die Rache geblieben. Plötzlich erinnerte sie sich an die Worte, die Lucy während ihrer ersten Begegnung gesagt hatte: Wer auf Rache sinnt, sollte stets zwei Gräber schaufeln. Eins für das Opfer und eines für sich selbst. Dabei hatte sie ihr gar nichts von den Rachegelüsten erzählt. Warm rannen ihr die Tränen über das Gesicht. Oh. Nicht traurig sein, meinten die Stimmen tröstend. Du hast ja immer noch uns. Doch Sam konnte darin keinen Trost finden. Schallendlachend stieß sich der Hofnarr vom Dach des Gebäudes. „Jetzt gibt es nichts mehr, was mich an diesem erbärmlichen Ort bindet“, waren seine letzten Worte, bevor er mit klirrenden Glöckchen aus der sterblichen Welt verschwand. Auf einmal legte sich eine Hand auf Sams Schulter. Es war die von Lucy. Hinter ihr stand der Reporter, dessen Namen Sam leider vergessen hatte. „Wir sollten gehen.“ Die Augen des Engels waren matt, als wenn Lucy sehr erschöpft wäre. Sam nickte schluchzend und versuchte aufzustehen, brach aber erneut in Tränen aus. Lucy tröstete sie.

 

Um Dark herum stürzten die Tunnel ein. „Scheiße.“ Er vollführte eine Rolle und entkam dadurch nur knapp einem herabfallenden Felsbrocken. Die Geisterklinge musste etliche Brocken abwehren. Schließlich stand der Junge knietief im Schutt. Er blickte hoch. Ein paar hundert Meter vor ihm stand der gewaltigste Dämon den er je gesehen hatte. Einer unserer echten Brüder, zischte Baal wütend. Er klang nicht gerade begeistert, einen Artgenossen zu treffen. „Das kann ja noch heiter werden.“ Ein steinerner Teufelstitan. Sie können dich erlösen. Vergiss das Mädchen, flüsterte Baal verführerisch, wie eine geheime Geliebte. Kämpfe lieber gegen diesen Dämon. Von ihm bekommst du endlich deine ersehnte Ruhe vor der Vergangenheit. Darks Blick wanderte zwischen den Dämon und dem zerstörten Weg, den er gehen wollte. Er war hin- und hergerissen. Was sollte er nur tun? Na los doch, drängelte Baal. Was sollte er machen? Er betrachtete lange den Dämon. Worauf wartest du noch? Da war etwas Kleines auf seiner Stirn. Er kniff die Augen zusammen, um es besser sehen zu können. Es war Kira! Sie schien in der Gewalt dieses Riesen zu sein. Die Würfel waren gefallen. Schreiend rannte Dark auf den Dämon zu. Gut so, sagte Baal, der anscheinend die Situation missverstanden hatte. Er beschwor die Geisterklinge herauf, während er von einem fliegenden Gegenstand zum nächsten Sprang. Ja, hauchte Baal vorfreudig. Kämpfe! Kämpfe, wie du noch nie gekämpft hast! Benutze all deine Macht! Setze sie frei! Setze sie frei, deine unbändige Kraft! Gib alles! Angestachelt von den Worten des Dämons, setzte Dark all die unheilige Macht frei die ihm zur Verfügung stand und löste damit einen Sturm der Gefühle aus. Kälte, Angst, Mordlust, Ekel, Stärke, Hoffnung, Befangenheit und vieles andere kämpften um die Vorherrschaft in seinem Herzen und lösten sich in schneller Reihenfolge ab. Schreiend traf die Geisterklinge auf den schlangenähnlichen Leib. Mit all seiner Kraft, versenkte Dark die Finger seiner freien Hand in den Stein, um einen besseren Halt zu haben. Kraftvoll stieß er sich nach oben ab und krallte sich ein Stück weiter hoch in die Haut des Dämons. Instinktiv drehte Dark sich um. Der Titan schien nicht erfreut über seinen Angriff zu sein. Rasend schnell kamen ein paar fliegende Gesteinsbrocken auf ihn zu. Verbissen sanken die Finger tiefer in den steinernen Körper. Krachend zerbarst der Fels, als er auf den Rücken des Jungen traf. Hustend schaute er nach oben. Er musste weiter und hatte keine Zeit, sich von solchen Kleinigkeiten aufhalten zu lassen. Wir könnten da vielleicht behilflich sein, flüsterte der Dämon voller Bosheit. Aus Darks Händen und Füßen wurden schwarze Krallen. Damit sollte es besser gehen, meinte er. Schnell kletterte Dark weiter nach oben. Immer mehr Sachen kamen auf ihn zu. Er hielt inne. Kurz bevor ein Stahlträger ihn erschlagen konnte, drückte er sich mit einem Rückwärtssalto ab, landete auf dem Träger und nutzte ihn als Sprungbrett. Lächelnd raste er auf den Kopf des mächtigen Teufels zu. Dort oben auf der Stirn war sie endlich. Kira. Das Schweben und glühen der Augen gaben ihr etwas Mystisches, was Darks Faszination für das Mädchen noch steigerte. Er hatte bloß noch Augen für sie. Was?!, brüllte Baal schockiert. Er schien jetzt erst den Plan des Jungen zu durchschauen. Doch der andere Titan machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Der fing ihn in der Luft mit einer seiner Fäuste auf. Da war Dark nun. Eingequetscht in der steinernen Hand dieses Monsters. Brüllend versuchte er sich zu befreien, doch es ging nicht. Der Titan war zu stark. Unbarmherzig drückte er zu - versuchte den Jungen in seiner Hand zu zerquetschen. Dark tobte immer mehr. Nicht einmal sein innerer Dämon konnte ihn befreien, was ihn aber nicht davon abhielt sich zu zeigen. So nah und doch so fern und das gleich zweimal am Tag, kicherte Baal. Wir schlagen dir einen Pakt vor, sagte er nach einer langen Schweige Minute. Wenn du sie retten willst, gehst du drauf ein. Die Stimme des Dämons triefte vor Hinterlist. Aber hatte Dark überhaupt noch eine Wahl?

 

Sieh mal, was da los ist.“ Vergil deutete nickend auf den Teufelstitanen. Er saß auf einen Berg toter Dämonen, als wäre es das Normalste der Welt. „Ach du Scheiße!“, entfuhr es Witch. Schreiend sprang ein Dämon aus dem Hinterhalt auf Vergil zu. Er erschoss den dreckigen Abschaum, ohne ihn auch nur eines Blickes zu würdigen. „Na endlich was von meinem Kaliber.“ Witch kniff die Augen zusammen. „Was hat er da in der Hand?“, fragte sie. Vergil sprang vom Leichenberg. „Keine Ahnung. Aber von dem Typen will ich ein Stück abhaben“, er deutete dabei mit seinem Schwert auf den Teufelstitanen. „Na von mir aus“, seufzte die Hexe. „Mach dich bereit.“ Der Dämonenjäger stellte sich einige Meter vor Witch und meinte bloß: „Ich bin bereit geboren worden.“ „Na wenn du es sagst“, stöhnte sie, während sie Bon Scott hervorholte. „Beeil dich aber, ja? Es wartet noch ein Höllenportal darauf geschlossen von uns zu werden. Und danach können wir endlich nach Hause gehen.“ Zur Antwort grinste Vergil frech. Witch spielte das Solo, welches einen Torpedo heraufbeschwor. Lächelnd sprang der Dämonenjäger auf und steuerte direkt auf den riesigen Dämon zu. Freudig umkreiste er seinen Gegner erst mal, um sich ein Bild von der Lage zu verschaffen. Von nahen sah der Teufel noch um einiges größer und beeindruckender aus. Dann merkte der Dämonenjäger, dass er etwas Kleines in der Hand hielt. Es war Dark! „Hey, Jackie-Boy! Brauchst du Hilfe?“, fragte er, während er um die Hand flog, das Schwert geschultert. Der Junge lächelte. „Ja. Kannst du mir mal eben aus dieser Hand helfen?“ „Null Problemo.“ Mit einem Schlag von Gaara schlug Vergil auf das Perlenhandgelenk. Schreiend ließ der Dämon Dark fallen. Schnell klammerte dieser sich an einen Finger und zog sich hoch. „Rette das Mädchen, während ich weg bin“, sagte er noch, bevor er selbstmörderisch in den gewaltigen Schlund des Ungetüms sprang. „Welches Mädchen?“, fragte Vergil verdutzt.

 

Ist schon gut, Sam“, meinte Lucy, während sie Zombie-Queen im Arm hin und her wiegte. „Lass es raus. Lass es einfach raus.“ Die Trauer, die sich in all der Zeit in ihr aufgestaut hatte, brach jetzt wohl zum ungünstigsten Zeitpunkt hervor. Aber Lucy machte ihr deswegen keinen Vorwurf. Nein, sie verstand es sogar bis zu einem gewissen Grad. „Was ist hier los?!“, verlangte Mark zu wissen. Lucy stöhnte. Sie fasste die gesamte Geschichte in Rekordzeit zusammen. „Sie hat ihren Vater getroffen, der sie in einen Zombie verwandelt hat, weil sie sich damals nicht getraut hatte ihre heimliche Liebe und späteren Ehemann anzusprechen. Später hat sie ihn in einer Menschenfleischheißhungerattacke gefressen und Rache geschworen. Jetzt hat sie ihren Vater getötet und droht durch den Fluch von Wahnsinn, welchen sie sich durch das Blut der Reiterin zugezogen hat, den Verstand zu verlieren.“ Sam heulte auf, als Lucy mit ihrem Wortschwall endete. „Siehst du, was du angerichtet hast?!“, fuhr sie den perplexen Reporter an. In weiter Ferne sah sie, wie der Teufelstitan gegen zwei Gegner kämpfte. Die eine Aura gehörte dem Jungen aus der Kirche, die andere kam ihr irgendwie bekannt vor. Sie kam aber nicht darauf, woher sie diese Aura kannte. Aber sie war stark, genau wie die des Jungen. Er ist sogar noch stärker geworden, durchzuckte es sie. Zusammen konnten sie eventuell sogar diesen Dämon besiegen. Lucy schaute zum Koloss und dann wieder mitfühlend zu Sam. „Geht’s wieder?“, fragte sie behutsam. Sam nickte nur. „Okay. Lasst uns von hier verschwinden, bevor Azrael uns aufspüren kann. Wir werden uns erst einmal ins Engeltod zurückziehen.“ Gleißendes Licht durchflutete das Dach. Dann verschwand es mit dem Trio wieder.

 

Vergil landete auf einen fliegenden Felsbrocken. Er lachte. „Oh, man. Du bist echt die Härte! Endlich mal ein richtiger Dämon und keine dieser lahmen Pappfiguren.“ Ein wildes Glitzern lag in seinen Augen. Er faltete die Hände wie zum Gebet. „Oh, ihr Götter des Metal! Danke, dass ihr mir diesen riesigen Dämon entgegengeschickt habt.“ Der Teufelstitan schleuderte einen Felsbrocken, der Vergil nur knapp verfehlte. „Hey! Kann man hier nicht mal in Ruhe beten?!“, fuhr er seinen Gegner an. „Wo war ich grade? Ach ja. Ich werde ihn zu euren Ehren killen. Amen, guten Appetit und so weiter.“ Er setzte die Kopfhörer auf. „Ein solcher Kampf braucht nicht irgendeinen Song, sondern er braucht den Song!“ Seelenruhig spielte er etwas an den Knöpfen des Kopfhörers herum, während ihm weitere Trümmer um die Ohren flogen und verfehlten, bis er schließlich den Song gefunden hatte den er suchte. Sofort spielten Gitarren ein Solo, welches von einer ganz kurzen Pause unterbrochen und dann wieder aufgenommen wurde. Untermalt mit einem verzerrten, teuflischen Lachen. Vergil wippte mit dem Fuß und headbangte zur Melodie. „You wanted power and you begged for fame.” Es war nicht irgendein Song. „You wanted everything the easy way.“ Diesen Song hielt er sich nur für besondere Gelegenheiten auf. „You wanted gain without pain. Now your bill is in the mail.“ Nur ein besonders mächtiger Dämon war es Wert, dass man für ihn diesen Song auflegte. Den Song, dem Vergil seinen Beinamen verdankte. Devil is a Loser. „You got stronger but your mind got weak. You made a promise you couldn't keep.“ Sein absoluter Lieblingssong seiner Lieblingsband Lordi. „Es ist lange her, dass ich diesen Song aufgelegt habe“, murmelte er zu sich. „You had it all. You lost more it's all there in the fee.“ Mit einem Satz sprang er in die Luft. „Via hell incorporated.” „Regeneration”, ergänzte ein Chor. Vergil und der Teufelstitan schauten sich einen Moment lang an. „First you love it then you hate it.“ „You're such a saint”, sang der Chor weiter. Dann zog Deviloser Gaara und schnitt den Teufel mit einem Schlag die Brust aus. Saphirfarbenes Blut quoll aus der Wunde, welches aber sofort zu Kristallen erstarrte. Erneut landete Vergil auf einen schwebenden Brocken. „Harter Hund, was?! So gefällt es mir. So und nicht anders.“ Der Teufelstitan schickte wieder einige Felsbrocken gegen Vergil. Er sprang gerade aus und landete auf einen der sich überschlagenden Felsbrocken. „And now you're never gonna make it.“ „Bad situation.“ Ruhig wartete er den passenden Moment ab, um einen weiteren Sprung auf den Dämon zu machen. Er sprang von Trümmern zu Trümmern. Dem Dämon immer näher kommend. Mit Zeige- und Mittelfinger zeigte der Titan auf den Dämonenjäger. Die Fingerspitzen begannen bläulich zu glühen. „Get on get on down. There's hell to play“ „Ah, ein Energiestrahl. Nicht sehr einfallsreich, aber mit genügend Power könnte es klappen.“ Gerade als der Titan den Strahl abfeuern wollte, brach seine äußere Hülle am Oberarm. Darunter kam eine schwarze Masse zum Vorschein. Mit vielen Augen und Mäulern. Sie bildete eine Hand, packte den Arm des Teufelstitanen und zog ihn im letzten Moment nach oben. Somit ging der Schuss auf Vergil ins Leere. “'Cause the devil is a loser and he's my bitch. For better or for worse and you don't care which.” „Gut gemacht, Jackie-Boy!“, schrie er. Die schwarze Hand drückte fest zu. Der Arm zerbarst unter dem enormen Druck. Große Gesteinstrümmer fielen zu Boden. “'Cause the devil is a loser and he's my bitch. Runnin' into trouble you skitch. He's my biiiiiiiiiiiiiiiitch!”, dabei lachte der Sänger Mr. Lordi fies. Der Titan schrie vor Schmerz und Wut. Mit einer seiner verbliebenden Fäuste schlug er nach dem Dämonenjäger. Im rechten Moment zog Vergil Gaara und hielt ihn schützend vor sich, während der Teufelstitan mit einem anderen Arm die schwarze Hand herausriss und sie zu Boden schleuderte. „You wanted riches and license to kill. You got poverty and then you got ill. You got poor and you lost your will.” Die Faust beförderte ihn auf eine große Plattform in der Luft. Mit aller Kraft drückte Vergil dagegen. „All your dreams unfulfilled. Wow! I get my kicks when you blow your fuse. No one got killed, but that's no excuse. Hands up I let you know when it's done. I've got the only gun.” Der Abgrund kam immer näher. Kurz bevor der Dämonenjäger von der Plattform gefegt worden wäre, kam die Faust zum Stehen. Kleine Gesteinsstückchen fielen in die Tiefe. Vergil warf ihnen einen kurzen Blick hinterher. „Via hell incorporated“„Regeneration.” „First you love it then you hate it” „You're such a saint.” „And now you're never gonna make it.” „Bad situation.” Puh, dachte er. Das war aber ziemlich knapp. Plötzlich sauste die flache Handfläche einer anderen Hand des Dämons auf ihn nieder, als wenn er eine einfache Stubenfliege zerquetschen wollte. „Get on get on down. There's hell to play” Die Plattform zerbrach. Von einem kleinen Stück des einst mächtigen Untergrunds, sprang Vergil auf die Hand. „'Cause the devil is a loser and he's my bitch“ Der Teufelstitan wollte ihn abstreifen, doch ein plötzlicher Schlag in die Magengegend von Darks neuem Arm, die dem Steinkörper aus der Schulter wuchs, ließ ihn taumeln. Zur Antwort riss der Titan ihn gleich wieder heraus. Vergil musste einen Zahn zulegen, damit er nicht in die Tiefe fiel. „For better or for worse and you don't care which. 'Cause the devil is a loser and he's my bitch.” Er rannte immer weiter nach oben. “Runnin' into trouble you skitch.” Da sah er sie auch. Ein schwebendes Mädchen, das völlig fehl am Platz wirke und seltsam leuchte. Das musste sie sein. Die Louise Lane von Jackie-Boy. Mit einem Sprung landete Vergil neben ihr. Aber er wusste nicht, wie es weiterging. Sie war vollkommen weggetreten. Er wedelte mit der Hand vor ihrem Gesicht herum, ohne dass sie eine Miene verzog. „Und was jetzt?“, fragte er sich. Achselzuckend nahm er sie auf den Rücken. Hauptsache er brachte sie in Sicherheit. Aber wieder kam ihm dieser Teufel in die Quere. Diesmal versuchte er Vergil mit der Hand zu greifen. Einen kurzen Moment war er unschlüssig, was er tun sollte. Sollte er das Mädchen retten oder doch lieber gegen den Dämon kämpfen? Beides ging nicht und das wusste er. Aber nach einer Sekunde entschied er sich. Er warf das Mädchen in die Luft, zog Gaara und bohrte die Klinge in die Handfläche des Titanen. Der Abstand reichte gerade noch, dass Vergil nicht in eine Steinfaust eingequetscht wurde. „Yeah!“, sang Mr. Lordi verzerrt. Ungeachtet der Klinge, versuchte der Teufel weiter den Dämonenjäger in seine Klauen zu bekommen. „Devil is a loser …“, sang eine Frauenstimme im Hintergrund. Staubaufwirbelnd wurde der Dämonenjäger über den Kopf des Monsters geschleift. „And there were no refunds.” „Devil is a loser…”, sang währenddessen die Frauenstimme im Hintergrund weiter. „Just failing guarantees confess.” „Devil is a loser…” „Your sins son said the preacher on TV.“ „Devil is a loser…” Vergil war fast am Ende seiner Kraft. Zum ersten Mal seit langer Zeit, stieß er an seine Grenzen. „Jetzt, Jackie-Boy! Komm und rette dein Mädchen!“, brüllte er. Dark schien nur darauf gewartet zu haben. Die Hülle des Teufelstitanen bekam immer mehr Risse. „You got yourself some greasepaint. Hmm! Set of white and black.“ Immer weiter zerfiel der unbesiegbare Titan . Die schwarze Masse verfolgte nur ein Ziel. Das Mädchen. „Wow! All you got was laughter and Gene Simmons on your back“ Wie besessen sauste es auf sie zu. Das Wutgebrüll des Teufelstitanen ging in ein Gurgeln über, als die Masse sich aus seinem Mund ergoss. Die Sterbelaute des Titanen vermischte sich mit den Klängen der Gitarre und des Keyboards zu einem einzigartigen Mix. Schlussendlich zersprang der mächtige Teufelstitan. „Hmm! 'Cause devil is a loser and he's my bitch. For better or for worse and you don't care which. 'Cause the devil is a loser and he's my bitch. Runnin' into trouble you skitch! He's my biiiiiiiiiiiiitch!“ Wieder der Hintergrund: “Devil is a loser and he´s my bitch.” Vergil stürzte mit den anderen Trümmern in die Tiefe. Gaara flog hinterher. Das Schwert steckte immer noch in der steinernen Hand. „For better or for worse and you don't care which. 'Cause the devil is a loser and he's my bitch. Runnin' into trouble you skiiitch” Das Mädchen fiel mit ihnen. Schützend legte sich die Masse um sie, kurz bevor sie den Erdboden erreichten. Krachend fielen die Drei in das Trümmerfeld, das einst eine Großstadt gewesen war. Vergil landete wie immer auf den Füßen. „Yeah! Runnin' into trouble you skitch! Aah! Runnin' into trouble you skitch!“ Das Lied verklang. Neben dem Dämonenjäger landete die steinerne Hand mit seinem Schwert. Sie landete genau auf den Stumpf. Die anderen Trümmer krachten zu Boden und versuchten alles noch lebende zu erschlagen. Als wäre es nichts Besonderes sprang Vergil auf die Hand und zog das Schwert aus dem Stein. Er lachte auf. „War doch easy going.“ Leichtfüßig sprang er von der Hand. Nachdem er sich ein paar Schritte von ihr entfernt hatte, versuchte sie ihn erneut zu töten. Vergil bereitete dem Spuk mit einem Schlag ein Ende. Scheppernd zersprang die Hand. Krachend und staubaufwirbelnd landete die schwarze Masse unterdessen in dem Trümmerfeld. Sie gab das Mädchen frei und sammelte sich neben ihr und bildete eine Lache. Die Augen und Mäuler waren verschwunden. Die Masse war nur noch schwarz. Langsam formte sich ein Mensch daraus. Dark. Sein schwarzer Arm lang auf der Brust, während der andere ausgestreckt auf der Straße lag, als wenn er das Mädchen berühren wollte. Stöhnend kam Louise Lane wieder zu Bewusstsein. Langsam setzte sie sich auf. Dark lag leblos neben ihr. „Dark?“, fragte sie vorsichtig. Niemand war sich sicher, ob er noch lebte. Er atmete nicht. Regte sich nicht. Nichts tat sich. Gerade als das Mädchen in Tränen ausbrechen wollte, riss er die Augen auf. „Kira.“ Der Junge setzte sich auf. Die beiden umarmten sich. „Danke, dass du mich mal wieder gerettet hast“, sagte das Mädchen verlegen und klemmte sich eine lose Strähne, welches sich aus dem Zopfgummi befreit hatte, hinters Ohr. Der Junge schaute verlegen drein. Er schien wohl zu überlegen, was er sagen sollte. Doch er entschied sich anders. Statt einer Antwort küsste er Kira innig. Wow, der geht aber ran, dachte Vergil erstaunt. Entweder irrte er sich oder die Augen des Jungen waren wirklich etwas feucht. „Schöner Kampf“, kam eine Stimme hinter ihnen. Es war Witch. Sie kam ruhig auf Vergil zu und schlug ihn einmal mit der Faust in die Magengrube. Der Dämonenjäger stöhnte noch nicht einmal oder zuckte auch zusammen nur. „Dafür schuldest du mir was!“, knurrte sie. „Wir haben nur wertvolle Zeit verschwendet. Und wozu? Damit du mal wieder deinen Spaß hast.“ Er sah zu den beiden Liebenden. „Aber es hat sich gelohnt.“ „Ja, hat es wohl“, gab die geldgierige Hexe grummelnd zu. „Ihr seht fertig aus“, bemerkte sie. „Wir sollten uns erst einmal etwas ausruhen.“ Die Vier suchten in einem verlassenen Wachturm in der Nähe Unterschlupf. Es war zwar einige Arbeit, die Trümmer beiseite zu schaffen, aber mit ein bisschen Magie, einer Geisterklinge und einen Menschen der die Kräfte eines Luftdämons besaß, war es kein Problem. Außerdem war der Turm ein guter Aussichtspunkt, um das letzte Höllentor zu finden. Erschöpft machte es sich die Gruppe bequem, bis ein Licht ihre Ruhepause störte.

 

Fortsetzung folgt…

Engeltod XIX – Sünden

Sofort machten sich Vergil, Witch und Dark kampfbereit. Kira versteckte sich schnell hinter der Theke. Als das Licht verschwand, standen drei weitere Personen in dem Raum. Zwei Frauen und ein Mann. Darunter die Frau aus der Kirche, welche die seltsamen Kräfte in Dark überhaupt erst geweckt hatte. Sie sah aber etwas anders aus, als damals. Hatte sie schon immer diesen Heiligenschein gehabt? Die beiden anderen kamen ihm bekannt vor. Er wusste aber nicht mehr woher. Der Mann wirkte sichtlich nervös, während die andere Frau mit der Sonnenbrille leise vor sich hinmurmelte. „Freund oder Feind?“, knurrte Dark. „Dasselbe könnte ich auch euch fragen“, erwiderte die weiße Frau. Alle schauten sich gegenseitig an. Nach ein paar Augenblicken ließen Witch und Vergil ihre Waffen sinken. „Was tut ihr da?!“, fragte Dark entsetzt. „Siehst du das nicht? Sie tragen Mäntel. Das sind Monsterjäger … und irgendein Penner“, er schaute dabei zu dem Mann der die weiße Frau als Schutzschild missbrauchte. „Hey!“, begehrte dieser auf, verkroch sich aber schnell wieder, als Vergil ihn einmal anblinzelte. „Und das bedeutet?“, fragte Kira. „Wir stehen auf derselben Seite“, sagte die weiße Frau und senkte ihre Waffe. „Wart ihr dass etwa, die eines der Höllentore geschlossen haben?“, fragte Witch. „Haben wir“, bestätigte der Mann. „Wieso fragt ihr?“ Witch lachte auf. „Haben diese Trottel von der Regierung also noch jemand anderen hergeschickt, um diese Scheiße zu erledigen. Na die werden was von mir zu hören bekommen.“ „Uns schickt keine Regierung“, sagte die weiße Frau. „Ich bin übrigens Lucy.“ Der Mann tauchte kurz aus seiner Deckung hervor und hielt verängstigt die Hand zum Gruß in die Höhe. „Markus“, sagte er vorsichtig. „Und das ist Sam“, Lucy deutete nickend auf die andere Frau. „Ich bin Vergil. Die da neben mir, ist das geldgeile Miststück Witch. Daneben haben wir den kleinen, weichgespülten Bruder von Jackie Estacado, genannt Dark. Und dahinten“, er zeigte auf die Theke, „haben wir seine Louise Lane, ihr Name ist Kira.“ „Schön euch kennenzulernen.“, sagte Lucy. „Also was treibt euch hierher?“

 

Und so fing jeder an zu erzählen, was ihm in der Stadt passiert war. Von Azrael, den Höllentoren, dem alten Mann und allem anderen. Und als jeder seine Geschichte erzählt hatte, machte Vergil ein grüblerisches Gesicht. „Und diesen Azrael kann man wirklich nicht töten?“, fragte er. „Nö.“, sagte Lucy. „Glaub mir, es haben schon ganze Armeen versucht. Was können wir da ausrichten?“ „Amon …“, sagte der Dämonenjäger grüblerisch. „Dieser Name verfolgt mich schon seit einiger Zeit.“ „Jetzt sag bloß nicht, du bist sein Nachkomme“, unterbrach ihn Witch gehässig. „Nicht das ich wüsste, aber … dieser Dämon … Immer wieder kriege ich zu hören, ich wäre nicht einmal halb so gut wie er. Und das geht mir tierisch auf den Sack. Könnte ich diesen „Todesengel“ nicht einfach im Zweikampf töten? Dann könnte ich allen zeigen, dass ich der größte Dämonenjäger aller Zeiten bin. Wer sollte das auch sonst sein?“, er zuckte mit den Achseln und schaute lächelnd in die Runde. „Vergiss es!“, fuhr Witch ihn an. „Wenn du dabei krepierst, muss ich dir noch in die Hölle folgen, um meine Schulden einzutreiben. Und du weißt, wie schnell ich einen Sonnenbrand kriege!“ Vergil hob beschwichtigend die Hände. „Schon gut, schon gut.“ „Ich hätte da eine Idee“, mischte sich Kira ein. „Wir könnten ihn erneut einsperren.“ „Und wie?“, fragte Lucy. „Sein altes Gefängnis ist nicht mehr sicher genug.“ Kira schüttelte den Kopf. „Nein, ich meinte ein neues Gefängnis. Ich könnte ein Portal in die Welt der Dämonen öffnen und dann können wir ihn mit vereinten Kräften durch das Portal schubsen oder so ähnlich.“ Lucy hielt sich nachdenklich das Kinn. „Das könnte funktionieren. Ein Gefängnis, das eigentlich ein Paradies für Azrael sein müsste. Und wenn wir Glück haben, wartet Amon auf der anderen Seite.“ „Ich unterbreche ja nur ungern euren Größenwahn, aber wie soll das bitte schön gehen? Ich versteh einiges über Portale. Seht her.“ Witch holte eine Karte der Stadt heraus und legte sie hin, so dass alle sie sehen konnten. An einigen Stellen machte sie mit einem Stift, welcher auf der Theke lag, vier Punkte auf ihr. „ Das hier sind die geschlossenen Portale. Und hier irgendwo“, sie kreiste einen bestimmten Bereich fernab der anderen Punkte ein, „ist das fünfte und letzte Tor zur Unterwelt.“ „Und was ist damit?“, fragte Vergil. Witch stöhnte. „Also, die Portale sind eigentlich nur ein einzelnes Portal. Sams Vater hat sie allein mithilfe der Macht des bösen Herzens spalten können. Außerdem waren die kleineren Tore sehr instabil, wie man bei unserem ersten Portal richtig sehen konnte. Und jetzt sind einige geschlossen worden. Sollten wir das Ursprungsportal in dieser Stadt öffnen, fliegt es uns um die Ohren. Es werden Risse zwischen den Welten entstehen, durch die jeder Schweinepriester der Hölle durchmarschieren kann. Mit seiner Armee im Schlepptau, versteht sich.“ „Klingt doch ganz lustig“, meinte Vergil. Witch stierte ihn böse an. „Wir müssen also zuerst das Ursprungsportal reparieren, um es benutzen zu können. Dafür müssen wir aber alle Tore versiegelt haben.“ „Und wie finden wir das letzte Portal?“, fragte Dark. „Das da“, Lucy tippte auf den Kreis, „müsste das Gebiet des grünen Nebels sein.“ „Das erschwert die Sache noch zusätzlich. Diese Halluzinationen“, Mark fröstelte es. „Und meine Nadel kann dieses verdammte Portal nicht auftreiben“, erklärte Witch wütend weiter. „Kann es auch nicht“, erwiderte Lucy. „ Man müsste schon sehr nahe rankommen, um es orten zu können. Und es befindet sich ständig in Bewegung. Auf den Rücken irgendeines gewaltigen Tieres.“ „Zum Beispiel einer Schildkröte?“, fragte Dark. Lucy hielt sich nachdenklich das Kinn. „Einer Schildkröte? Hm. Ja. Ja, ich glaube, das könnte passen.“ „Toll. Und wie spüren wir diese tolle Schildkröte auf, du allwissendes Wesen des Lichts?“, fragte Witch sarkastisch. „Normalerweise müsste man so lange suchen, bis man es gefunden hat …“ „Also unmöglich“, Witch ließ die Schultern zucken. „Ich war noch nicht fertig!“, wies Lucy die Hexe zurecht. „Wir benutzen Sam“, sie drehte sich zu dem Zombie um, der in die Leere schauend im Raum stand. „Sie hat durch den Fluch eine besondere Beziehung zu dieser Form der Hölle. Sie kann euch führen.“ „Gut.“ Witch malte einen Punkt und verband dann alle. Heraus kam ein Pentagramm. „Jetzt müssen wir Azrael nur noch ins Zentrum locken, wo die Falle zuschnappen kann.“ „Sind wir da nicht bereits?“, bemerkte Dark. Er hatte recht. Genau im Zentrum befand sich das Engeltod. „Und er ist auch schon auf den Weg hierher“, bemerkte Lucy. „Ich kann ihn spüren.“ „Dann sollten wir uns beeilen“, meinte Witch. „Besser wir teilen uns auf. Wer geht mit wem?“ „Du und Sam werden auf jeden Fall zusammen gehen. Schließlich müsst ihr das Portal finden und schließen. Aber ihr braucht noch jemanden. Jemand der kämpft, während Witch das Tor schließt. Sam könnte nämlich mal wieder einen ihrer Aussetzer haben. Und schon wär alles vorbei. Deviloser, du gehst mit ihnen.“ „Was?! Warum denn?!“ Vergil war außer sich. „Ich wollte doch beweisen, dass ich der Beste Dämonenjäger bin“, meinte er eingeschnappt. „Schon, aber sie brauchen einen Beschützer und ich würde nie jemanden dabei haben wollen, der so einen peinlichen Beinamen hat.“ Blitzschnell zog Vergil sein Schwert und hielt es Lucy an die Kehle. „Pass auf, was du sagst!“ „Bin bereit.“ Lucy zielte auf die Stirn des Dämonenjägers. Kira stellte sich mutig zwischen die beiden. „Leute, Leute“, sie drückte vorsichtig die Waffen runter. „Wir sollten uns unsere Kräfte aufsparen. Wir haben noch einen harten Kampf vor uns.“ Knurrend ließen die beiden Hitzköpfe voneinander ab. „Gut. Ruht euch eine Stunde aus. Bereitet euch vor. Wir haben eine Schlacht vor uns.“

 

Hey“, Witch lehnte sich neben der sitzenden Kira an die Wand. „Was hast du eigentlich vor, nachdem das ganze vorbei ist.“ Kira errötete. „Weiß noch nicht. Kommt darauf an, was Jackie will.“ Die Hexe gluckste, wurde aber plötzlich todernst. „Du solltest lieber zu einigen Magier gehen. Vertrau mir, ohne Übung wirst du mit deinen Kräften den Leuten in deiner Umgebung eher schaden, als helfen. Und wer weiß, vielleicht wird Dark irgendwann während eines Streites in ein Höllenportal gesogen.“ Kira wurde kreidebleich. „Ich sehe, du verstehst. Denk über mein Angebot nach. Ich kenn da einen der wen kennt“, damit ging Witch wieder und überließ die erstarrte Kira sich selbst.

 

Dark saß in einer dunklen Ecke. Unweit von ihm stand diese Zombie-Queen. Sie stand einfach nur rum. Es war schon fast unheimlich. Missmutig schaute der Junge immer wieder unter seinen Klamotten nach. An einigen Stellen seines Körpers traten die Adern schwarz hervor. Es wurde immer gefährlicher für ihn. Plötzlich stand Kira vor ihm. Sofort verbarg der Junge die Stellen vor ihr. Weinend fiel das Mädchen in seine Arme und vergrub den Kopf in seiner Brust. Ihre Fingernägel krallten sich schmerhaft in seine Schultern. „Hey, hey. Was ist denn los?“, fragte er. Kira wischte sich die Tränen ab und schluchzte. „Ach nichts“, sagte sie. Einige Minuten legte sie den Kopf einfach auf seiner Brust, während Dark seinen Gedanken nachhing. Plötzlich setzte sie sich auf. „Wir werden vielleicht nicht überleben. Ich möchte dir vorher etwas unter zwei Augen zeigen.“ Verwirrt wurde Dark von Kira fortgezogen. Wo sie ungestörter waren.

 

Witch untersuchte die Schallplatten, die in der Bar lagen. Ihr gefiel die Idee dieses Raphaels. Sie betrachtete gerade eine Rammsteinplatte, als der Journalist neben ihr auftauchte. „Lucy sagte, du hättest vielleicht eine Waffe für mich.“ „Hier“, sie warf ihm einen Revolver zu. Ungeschickt fing Mark ihn auf. „Und was soll ich damit später anfangen?“, er hielt den Revolver dabei mit zwei Fingern von sich haltend in die Höhe. „Dich selbst erschießen, sollte es problematisch werden“, antwortete sie todernst. „Was?!“, fragte er schockiert. „Das war ein Witz. Damit sollst du Kira beschützen. Die anderen beiden werden mit Azrael beschäftig sein und niemand weiß, was während des Kampfes noch alles auftauchen wird.“ „Und wie bedient man dieses Ding?“ Witch entriss es den Reporter. „Also. So entsicherst du. Wenn du nachladen willst …“

 

Vergil spielte an dem Spielautomaten der Bar. Pinball. Er liebte dieses Spiel. Die bunten Lichter. Die Geräusche die es immer wieder machte. Außerdem war es ein gutes Training für die Reflexe. Lucy trat neben dem Dämonenjäger. Sie rieb sich verlegen den Nacken. „Es … es tut mir leid. Das dein Name bescheuert ist und so.“ Vergil antwortete ohne aufzublicken. „Macht nichts. Ich bin daran gewöhnt“, die versteckte Beleidigung überhörte er einfach. „Also … ist zwischen uns alles wieder gut?“ „Alles bestens. Aber sollte der Plan nicht funktionieren, werde ich diesen Todesengel beseitigen. Das ist mein Job.“ Lucy ging lächelnd mit schüttelndem Kopf und ließ Vergil weiter zocken. Sie glaubte wohl nicht, dass Vergil es schaffen konnte.

 

Endlich hatte Azrael den Engel gefunden. Und er hatte seine Freunde versammelt. Für einen kurzen Moment war der Todesengel unschlüssig. Sollte er hier draußen auf den Kampf warten oder die Schlacht zu ihnen bringen? Aber er schätzte, dass Lucia letzte Vorbereitungen traf und dafür ließ er ihr ein wenig Zeit. Aber nicht zu viel!

 

Okay. Alle bereit? Gut, dann lasst uns mit dem Finale anfangen. Witchs Team geht dahinten zur Karaoke Maschine und teleportiert sich dann von hier weg.“ Während Witch zu ihrem Punkt des Raumes schlenderte, sagte sie: „Ich habe eine Kleinigkeit für euch Vorbereitet. Ich hoffe ihr Engel“, sie sprach das Wort mit einer gewissen Ironie aus, „mögt Rammstein.“ Vergil und Sam sammelten sich um die Hexe, welche sie von Ort und Stelle wegteleportierte. Sie benutzte Sams Verbindung zum Portal, um sie möglichst nahe zum Zielort zu bringen. Die drei verschwanden durch eine blitzende Rauchwolke. „Gut“, sagte Lucy. „Mark und Kira. Ihr steigt den Turm hoch. Währenddessen kümmern wir uns um Azrael.“ „Wieso sollen wir den Turm hochsteigen? Was wenn dort Dämonen sind?“, protestierte Mark. Lucy gab ihm einen Klaps auf den Hinterkopf. „Da sind keine. Oder willst du lieber den ganzen Kampf über unten am Fußende verbringen, wo dich Azrael sofort sieht? Ihr steigt den Turm hoch, damit ihr lange genug Deckung habt, bis Kira das Portal öffnen kann. Also los!“ Lucy wendete sich zum Gehen. Dark und Kira sahen sich einen Moment lang an. Sie küsste ihn zärtlich auf den Mund. „Pass auf dich auf, Jackie.“ Sie hielt seine Hand. Er fühlte ihre wärme. „Das werde ich.“ „Komm schon Romeo, wir haben einen Job zu erledigen.“ Dark drehte sich nochmal sehnsüchtig um, dann gingen sie durch die Tür.

 

So da wären wir“, meinte Witch. Sie waren in einem Schloss aus Glas und Stahl, welches in einem grünen Nebel getaucht war. Einst musste es ein Teil der Stadt gewesen sein, doch nun war es anders. Verformt und verzerrt durch den allgegenwärtigen Wahnsinn. Ständig schwankte es hin und her, wie ein Schiff im Sturm. „Das ist die Schildkröte. Jetzt müssen wir nur noch das Portal finden.“ Vergil glaubte eine Bewegung im Augenwinkel ausgemacht zu haben und drehte sich um. Aber da war nichts. Nur diese grüne Suppe. Mit einem unguten Gefühl folgte er den Frauen. Er gab ihnen Rückendeckung. Plötzlich sprang von oben ein Schatten dazwischen und trennte sie. Es war die seltsame Frau, der Vergil schon mal begegnet war. Sie richtete ihren Säbel auf ihn. Wahnsinn brannte in ihren Augen. Wer wusste schon, wie lange sie dieser Umgebung ausgesetzt war. „Du gehörst mir!“ Witch und Sam machten sich Kampfbereit. Doch Vergil bedeutete ihnen die Waffen zu senken. „Geht ihr schon mal vor. Das hier wird nicht lange dauern.“ „Vergiss es! Wir sollten uns nicht trennen!“, brüllte Witch ihn an. „Sieh dich doch mal um. Hier ist niemand außer uns. Und bevor ich mir beim Portal die Beine in den Bauch stehe, vertreibe ich mir lieber mit diesem Dämon die Zeit.“ „Wenn du unbedingt willst. Armer Irrer.“ Knurrend ging Witch weiter.

 

Witch und Sam waren nun auf sich allein gestellt. Stur folgte die Hexe ihren Kompass. Sie waren nahe genug, um das Portal zu finden. Schließlich standen sie vor einem gewaltigen Höllentor. Es war ein giftgrüner Strudel, welcher den Nebel einem Schlot gleich in den Himmel spuckte. Witch spürte, wie das Portal an ihrem Verstand zerrte. Ihn in die Länge zog und verzerrte. Sie atmete laut aus. „Also gut, lass es uns schnell hinter uns bringen.“ Sam tippte ihr auf die Schulter. Vielstimmiges Gestöhne drang an ihr Ohr. Ohne sich umzudrehen, sagte Witch: „Will ich es überhaupt wissen?“ Als sie den Kopf wendete, stand sie einer Armee Zombies gegenüber. „Na großartig. Hoffentlich können die anderen noch ein bisschen durchhalten, bis wir das Ungeziefer entsorgt haben.“

 

Lucy und Dark gingen auf die Straße. Auf dem Dach des Gebäudes gegenüber stand auch schon Azrael. Lucy zog ihren Revolver. Aus ihrem Rücken sprossen weißfedrige Schwingen. Dark tat es ihr gleich. Mit dem einzigen Unterschied, dass seine Flügel schwarz waren. Seine Augen begannen zu glühen. Die Adern traten schwarz hervor. Schreiend stürzte er sich auf den Todesengel. Lucy wollte ihn noch packen und zurückhalten, schließlich sollten sie den Kampf so lange wie möglich hinauszögern, aber der Junge war nicht zu bremsen. Azrael begann mit einem Sturzflug. „Scheiße! Die beiden sind sich einfach zu ähnlich!“, fluchte der Engel. Die Kräfte der drei mächtigen Wesen entluden sich. Eine schwarze Scheibe schob sich vor die Sonne, einer totalen Sonnenfinsternis gleich. Doch es wurde nicht dunkler. Eher begannen Licht und Dunkel lebendig zu werden und sich wie wütende Tiere in Fetzen zu reißen. Sie breiteten sich aus. Wichen zurück. Knurrten und zischten sich an. Aus dem Engeltod kam eine kalte Keyboard Melodie. Darauf folgten Gitarre und Schlagzeug. Das Lied schien wohl mit einiger Verzögerung zu beginnen. Die tiefe Bassstimme von Till Lindemann, dem Liedsänger von Rammstein folgte mit dem Lied Engel. „Wer zu Lebzeit gut auf Erden, wird nach dem Tod ein Engel werden. Den Blick gen Himmel fragst du dann, warum man sie nicht sehen kann.“ Unterdessen schoss Lucy aus allen Rohren, versuchte Azrael zu verlangsamen – ihn zu lähmen. Dark versuchte den Todesengel mit seiner Geisterklinge in den Rücken zu fallen. Es war ein wilder Kampf am Himmel. Azrael warf Caedes in weitem Boden. Um die beiden Gegner zu treffen. „Erst wenn die Wolken schlafen gehen“, sang eine Frauenstimme, „Kann man uns am Himmel sehen. Wir haben Angst und sind allein.“ Aber Lucy und Dark waren schnell genug, um auszuweichen. Dafür wurde einer der Wolkenkratzer zerstört. „Gott weiß, ich will kein Engel sein!“, sang Lindemann weiter. Der Gitarrenspieler schlug voll in die Seiten.

 

Witch streckte die Zunge etwas heraus und biss auf sie – ein Zeichen höchster Konzentration. Sie hatte noch nie so viele Solos und Riffs raushauen müssen, wie in diesem Kampf. Sam kämpfte wiedererwartend gut. Sie war zwar ziemlich sadistisch zu ihren Artgenossen, aber in einer Schlacht wie dieser zählte nur das Ergebnis. Mit der Schrotflinte schoss Witch gerade einen Zombie über den Haufen, der ihr zu nahe gekommen war. „Shit! Jetzt muss ich mit dem Solo nochmal von vorne beginnen! Wo bleibt dieser Versager bloß?! In Ordnung. Sam! Gib mir mal für ´ne Minute Rückendeckung, ich hab da eine Idee!“

 

Vergil hatte wiedererwartend viel Spaß. Diese Frau war ein würdiger Gegner, auch wenn ihr Stil noch etwas roh und ungeschliffen war. Sie gab sich eine Menge Blößen in der Verteidigung, aber ihre großen Regenerationskräfte machten das wieder wett. Sie lachte höhnisch. Einzig die Spitzen ihrer Klingen berührten sich. Funken sprühten. Schließlich trafen sie auf einander. Stahl traf auf Stahl. Rieben sich aneinander, wie zwei Geliebte. Der Stahl glühte durch die entstandene Hitze. Beide Kontrahenten lächelten freudig, endlich einen würdigen Gegner gefunden zu haben.

 

Dark spürte die Macht von Baal auf seiner Seele brennen. Hoffentlich würde er den letzten Pakt mit dem Dämon nicht bereuen. Inzwischen war die Macht von Baal schon, ohne die Einverständniserklärung von einen der beiden, auf dem zweiten Level. Seine langen schwarzen Haare wirbelten im Wind, wie wilde Flammen. Seine Geisterklinge war um einiges gewachsen. Auf seinem Rücken verzehrten sich die Mäuler nach dem Blut des Todesengels. Die Blicke von Baal, welche sich in den Augäpfeln des Jungen widerspiegelten brannten vor Hass und Abscheu. Unterdessen spielte das Lied weiter. „Sie leben hinterm Sonnenschein. Getrennt von uns, unendlich weit. Sie müssen sich an Sterne krallen“ Lucy schoss Azrael von hinten in das linke Knie, während Dark einen Angriff von oben startete. „Ganz fest“, sang ein Backgroundsänger. Azrael schwang aber Caedes im weiten Bogen, sodass Dark nach hinten geschleudert wurde und sein Angriff somit fehlschlug. „Wieso hältst du dich zurück?! Kämpfe! Kämpfe mit voller Kraft gegen mich!“, brüllte das Monster. Krachend landete Dark in einem Hochhaus. Schreiend drückte sich der Junge von der Hausfasade ab. Er schlug wie ein Berserker auf das Monster ein. „Damit sie nicht vom Himmel fallen.“, sang Lindemann weiter. Kira stieg auf das Dach und wartete darauf, dass das letzte Höllentor geschlossen wurde. Dark kehrte dem Feind den Rücken zu, nur um einen kurzen Blick auf sie zu erhaschen. Ein fataler Fehler. Der Junge spürte kaum, wie der Stahl von Caedes seinen Körper durchbohrte. Mit ausdrucksloser Miene zog er es heraus. Azrael schielte zu dem Mädchen. „Ah, vielleicht bringt dich das dazu, dass du mir endlich deine volle Aufmerksamkeit schenkst.“ Schneller als Dark oder Lucy reagieren konnten stürzte sich der Todesengel einem Raubvogel gleich auf Kira. Mark stand hilflos daneben und schoss mit seiner wirkungslosen Waffe auf den Halbdämon. Darks Herz machte einen Aussetzer. Nie würde er es rechtzeitig schaffen können. Er schloss die Augen, denn er war unfähig es mit anzusehen. Die Zeit schien für einen Moment einzufrieren. Wir könnten dir ein Angebot machen, flüsterte Baal verführerisch.

 

Dark öffnete die Augen. Wieder einmal stand er in dem gekachelten Raum. Er war fast vollkommen in Dunkelheit gehüllt. Ganze Platten lösten sich und begannen in der Luft schwebend zu vergehen. Unter ihnen war nichts als schwärze. Zitternd und quietschend fuhren die Gitter von Baals Käfig hoch. Du hast dich so lange gewehrt. Dark machte einen Schritt nach vorne. Hast uns so viele Jahre widerstanden. Unter den Strapazen der letzten Jahre war der Junge nicht mehr in der Lage aufrecht zu stehen, wodurch er nach vorne gebeugt war. Seine Arme hingen schlaff herunter und schwangen im Einklang mit seinen langsamen Schritten. Jeder einzelne Schritt hatte ihn hierher geführt. Hierher zu seinem Untergang. Hast uns hunderte Seelen geopfert, ohne uns diese eine begehrte zu schenken. Hinter Dark wurde es immer dunkler. Vielleicht stimmte es. Doch als du unserem echten Bruder gegenüberstandest, warst du machtlos. Vielleicht bildete er sich das alles nur ein. Also schlugen wir dir diesen Pakt vor. Alle Seelen, einschließlich des Geistervampiren, gegen unsere gesamte Macht. Darks Augen glühten rot im Dunkel. Sein Gesicht lag im Schatten. Es war nicht mehr wichtig, ob es real war oder nicht. Du hast nichts mehr, was wir noch begehren, außer dem Rest deiner Seele! Wenn er den Rest seiner Seele hergeben musste, um sie zu retten, dann würde er es tun. Und dafür bekommst du Macht von uns! Macht, mit der du Kira retten kannst! Die gesamte Macht eines schwarzen Teufelstitanen! Die Kraft eines Unterweltgottes! Er würde in den Schatten treten. Ohne klage und ohne bedauern. Komm zu uns! Er hatte für seine Sünden gebüßt und jetzt würde er sterben - für sie. Komm zu uns! Und nur für sie. Komm zu uns! Er überschritt die Linie zwischen Raum und Käfig. Die Dunkelheit umarmte ihn. Durchdrang ihn. Bohrte sich durch ihn. Fraß ihn auf. Ohne zu schreien ertrug er die Schmerzen und Qualen. Einzig und allein für sie.

 

Lucy merkte die Veränderungen an Dark. „Verdammte Scheiße! Was tust du da?!“ Aus seinem Mund ergoss sich eine zähflüssige, schwarze Masse. Sie kam aus seinen Ärmeln, Augen und Hosenbeinen. Umschmeichelte jeden Zentimeter seines Körpers. Seine Hände und Füße wurden zu schwarzen Krallen. Als er nur noch aus Dunkelheit war, begannen sich hunderte von Augen und Mäuler völlig willkürlich auf seinem Körper zu öffnen. „Erst wenn die Wolken schlafen gehen, kann man uns am Himmel sehen. Wir haben Angst und sind allein.“ Lucy erkannte die Situation. Dark hatte sich aufgegeben, um das Mädchen zu retten. Eine dumme Tat, aber dass waren heroische Handlungen immer. Schreiend verblassten die Mäuler und Augen und statt ihrer erschienen hellleuchtende Symbole. Die Augen bestanden aus purem Licht. Langsam öffnete er den Mund mit mehreren Reihen Reißzähnen aus Dunkelheit. Der Rachen war von dem Licht in seinem Inneren hellerleuchtet. Dieser Junge war mächtiger, als jeder Dämonenbändiger dem Lucy je begegnet war. Er konnte selbst einen Teufelstitanen kontrollieren. Schreiend holte er zu Azrael auf. Seine Geisterklinge war nun jetzt genauso wuchtig, wie Caedes. Mehrere leuchtende Symbole waren auf ihr zu sehen. Er schlug Azrael das Schwert aus der Hand. Die Klinge flog weg und traf Mark am Kopf. Soweit Lucy es beurteilen konnte, war er bewusstlos. Ihm würde später nur der Schädel dröhnen. Funkensprühend durchschnitten die Waffen der dunklen Wesen die Luft. Etliche Dinge wurden durch die entstandenen Druckwellen zerstört. Lucy hielt sich erst mal zurück. Dark und Azrael waren gleichstark und es war besser, wenn sie lieber auf Kiras Schutz achtete. Beeindruckt sah sie den beiden zu. Dark konnte seine gesamte Gestalt nach Belieben verändern. Aber Azrael hatte mehr Erfahrung mit seiner unglaublichen Kraft. Der Ausgang des Kampfes blieb vorerst offen. Aber Lucy war bereit das Gleichgewicht jederzeit zu kippen. Vorausgesetzt das Dark sie immer noch erkannte. Er war jetzt mehr Dämon als Mensch, sie hatte oft miterlebt, dass dann viele ihre menschlichen Züge einfach vergaßen und sich nicht mehr daran erinnerten einst Menschen gewesen zu sein. „Gott weiß, ich will kein Engel sein!“, wiederholte der Sänger gemischt mit den Gitarrenklängen. Was trieb das zweite Team? Wieso schlossen sie das Portal nicht? „Gott weiß, ich will kein Engel sein.“ Lucy biss wütend die Zähne zusammen. Es dauerte schon zu lange mit ihnen. Hoffentlich lebten sie noch. „Gott weiß, ich will kein Engel sein.“

 

Lachend sprang Vergil zurück. Der Kampf mit der Frau machte sehr viel Spaß, doch alles hatte mal ein Ende. Er hörte schon seit einiger Zeit Kampfgeräusche, die mit Gitarrenklängen gepaart waren. Die anderen brauchten seine Hilfe. Doch wie sollte er die Dämonin besiegen? Er zog schon sämtliche Register. Schließlich entsann er sich seiner mächtigsten Technik. Er benutzte sie nicht häufig, denn es war nie nötig gewesen sie anzuwenden, außer in Ausnahmefällen, wie diesen. Er steckte Gaara so weit in die Scheide, bis nur noch ein kleiner Teil der Klinge unbedeckt war. Sein Geist beschwor die Winde herauf. Sie wirbelten um ihn. Um sein Schwert. Immer schneller und schneller umspülten sie ihn. Die Windschneisen waren schärfer, als jedes Schwert. Unkontrolliert schlugen sie in die Umgebung ein. Der Boden bröckelte unter Vergil. Seine weißen Haare wirbelten wild umher. Die Dämonin rannte schreiend auf ihn zu. Näher. Er konnte schon das weiße in ihren Augen sehen. Noch näher. Kurz bevor sie in Schlagreichweite war, zog Vergil seine Klinge endgültig aus der Scheide. Die gesammelte Kraft der Luft entlud sich mit einem Schlag. Doch die Dämonin konnte seine mächtigste Attacke mit einem Abwärtshieb zerschmettern und gleichzeitig Vergils Brust aufschlitzen. Der Dämonenjäger taumelte nach hinten und verlor das Gleichgewicht. Mit der freien Hand hielt er sich die blutende Wunde. Im Sturz wurden ihm seine Gelenke an Füßen und Händen durchtrennt. Somit war er fast unfähig zu kämpfen. Aber vor allem war er erschöpft. Er lag nun kampfunfähig an der Wand eines zerstörten Gebäudes. Die Arme lagen Schlaf und nutzlos auf dem Boden. Seine Beine waren ausgestreckt. Entspannt lehnte Vergil sich gegen die Ruinen. Er atmete langsam aus. Ein Schatten legte sich in sein Gesicht. Es war die Dämonin mit einem mehr als zufriedenen Lächeln. „Endlich bin ich stark genug“, flüsterte sie wahnsinnig. „Du kommst zuerst. Als nächstes Meister Azrael“, kicherte sie. Ihr Säbel war bereit zum Zustechen. „Ich werde die einzige sein, die Überleben wird!“ Vor Vergils geistigem Auge zog nochmal sein ganzes Leben vorbei. Wie sein Heimatdorf von Dämonen niedergebrannt worden war. Wie er heimatlos durch die Welt gereist war, bis ihn sein Sensei von der Straße aufgegabelt hatte. Er musste immer noch bei den Erinnerungen lächeln, die ihm von seinem Sensei geblieben waren. Zuerst hatte Vergil ihn gehasst, weil er gewesen war, was er war. Später schlug der Hass in eine ungewöhnliche Vater-Sohn-Beziehung um. Seltsam. An seinen echten Vater konnte Vergil sich nicht erinnern. Mutter hatte nie von ihm gesprochen. Er erinnerte sich, wie sein Sensei ihm das Kämpfen beigebracht hatte. Sogar der Moment, in dem Vergil seine erste Waffe bekommen hatte. „Ein Stock?!“, hatte er gefragt. „Aber ich will ein echtes Schwert!“, hatte er sich beschwert. Sein Sensei hatte ihn lachend versichert, dass es ein echtes Schwert sei und man nur wissen müsste, wie man richtig damit umgehe. Natürlich hatte Vergil es ihm nicht geglaubt. Zum Beweis hatte der kleine Junge gesehen, wie sein Sensei mit dieser „Waffe“ einen Fels gespalten hatte. Es folgte ein jahrelanges Training. Und später war sein Sensei getötet worden und hatte Vergil in seinen letzten Atemzügen alles vermacht. Nie wieder hatte Vergil einen Dämon wie ihn getroffen. Der Dämonenjäger lächelte bei dem Gedanken, dass das einzige, was er konnte das Töten von Teufeln war. Schicksalsergebend ließ er den Kopf fallen. Er hatte ein gutes Leben geführt. Es gab nichts zu bereuen. Geduldig wartete er auf seinen Todesstreich, doch etwas regte sich in ihm. Uralt und mächtig. Im Gegensatz zum Rest seiner Seele, rebellierte es gegen die Kapitulation. Ein Käfig in dem es immer gewesen war, ohne das es Vergil je aufgefallen war, zerbrach einfach. Es sprang brüllend raus. Hungrig. Heiß. Das Feuer brannte seine Schmerzen und Wunden fort. Blitzschnell fälschte Vergil den tödlichen Säbel ab und warf seine Gegnerin zurück. Der Dämonenjäger war in eine feurige Aura getaucht. Alles wurde in dieses rote Licht getaucht. Seine Augen waren ein brennender Hexenkessel in der Schwärze. Jeder seiner Schritte hinterließ einen brennenden Abdruck im Boden. Glas und Stahl begannen unter der Hitze des Jägers zu schmelzen, wie Wachskerzen. Der Boden begann unter ihm zu bersten. „Was … was bist du?!“

 

Die dunklen Wesen hielten in ihren Kampf inne. „Amon!“, keuchte Azrael. Es kam aus dem grünen Nebel. Das Monster spürte es. Diese Aura war Amon der Höllenfürst. Herr des Feuers. Sein einzig würdiger Gegner. Er schaute zum Jungen. Einige der Zeichen verblassten bereits. Auf ihnen traten Augen und Mäuler hervor und schraubten sich mit der schwarzen Masse in die Höhe, als wenn die Gestalt des Jungen sich langsam zerlaufen würde. Jetzt musste Azrael ihn nur noch los werden und dann stand seiner Rache nichts mehr im Wege.

 

Vergil und die Dämonin kreuzten erneut die Klingen, doch diesmal schien sie den Kürzeren zu ziehen. Vergil wusste nicht was gerade mit ihm abging, aber auf einmal fühlte er sich energiegeladener, als jemals zuvor in seinem Leben. Diese Kraft schien schon immer in ihm geschlummert zu haben. Unbemerkt. Unsichtbar vor den Augen anderer. Diese Kraft war ihm so … vertraut. Wie wenn man einen anderen Menschen sieht und sofort weiß wer er ist und wo er herkommt. Schließlich machte Vergil Schluss mit dem Kampf. Er trennte der Dämonin beide Arme ab. Die Wunden, die er ihr zugefügt hatte, heilten nicht mehr. Ihr Schwertarm ließ die Waffe noch nicht mal im Tode los. Die Dämonin ging in die Knie. „Wie kann das sein?! Ich sollte doch unsterblich sein!“ Vergil lächelte. „So etwas wie Unsterblichkeit existiert gar nicht.“ Zischend fuhr Gaara in die Scheide. Langsam zog er Erlösung und Verdammnis. Klackend richtete er die Waffen auf sie. Er lud sie mit Magie auf. Die Namen auf den Waffen begannen stark zu leuchten. Die Dämonin war der stärkste Gegner in dieser ansonsten lahmen Stadt gewesen. Und immer wenn solche Endbosse besiegt wurden, gab es am Ende eines Spieles auf dem Titelbildschirm einen schönen Spruch. „Game Over!“ Einen blauen und roten Schweif aus magischer Energie hinter sich herziehend beendeten die Kugeln das Leben der Unsterblichen. Vergil steckte die Pistolen weg und wandte sich zum Gehen. Aber wieder wurde sein Weg blockiert. Sein Kampf schien etliche Dämonen angelockt zu haben. Sie flogen und stürzten sich auf ihn nieder. Wollten ihn überrennen und von unten angreifen. Seelenruhig nahm der Dämonenjäger dem abgetrennten Arm seiner Gegnerin die Waffe als Trophäe ab. Danach zog er Gaara. Jetzt hatte er zwei Schwerter, also den doppelten Spaß. „Das wird auch nie langweilig.“

 

Witch spielte unterdessen zum dritten Mal ihr Solo. Es war sehr komplex und nur ein kleiner Fehler reichte aus, um alles nochmal von vorne zu beginnen. Der Boden erbebte unter der mächtigen Magie der Klänge. Es wurde immer bremslicher. Lange konnten sie der Horde nicht mehr standhalten. Aber Witch verschwendete keinen Gedanken daran. Sie stand schon genug unter Druck und musste sich extrem konzentrieren. Schließlich gelang ihr das Solo. „Jetzt aber schnell auf Abstand!“ Schnell packte die Hexe Sam am Kragen und zog sie von der Horde fort. Durch den Boden stieß eine gewaltige, rote Hand. Sie war ab dem Handgelenk abwärts stark behaart. Die Fingernägel ähnelten Krallen. Flammen umspielten sie - Wirbelten herum. „Das ist die rechte Hand des Teufels, ihr Wichser!“, schrie Witch mit erhobenen Mittelfingern. Auf der Handfläche standen die meisten Zombies. Die Hand ballte sich zur Faust. An einigen Stellen trat das Blut der zerquetschten Zombies heraus. Schnell versank die Hand des Teufels wieder in die feurigen Tiefen der Hölle. Einige Zombies fielen ihr in den feurigen Schlund der Unterwelt hinterher. Schließlich stiegen die Gesteinsbrocken, die hinunter gefallen waren, aus der Tiefe empor und bildeten wieder den ursprünglichen Boden. Einzig ein in den Boden gebranntes Pentagramm war Zeuge des höllischen Szenarios. „Das hat viel zu lange gedauert“, stöhnte Witch. Schnell ging sie zum Portal und machte sich daran es zu schließen. „Wir dürfen keine Zeit mehr vertrödeln. Lange halten die anderen nicht mehr durch.“

 

Dark nahm alles wie durch einen Schleier wahr. Das Licht in dieser Welt war nur noch ein Schimmer. Allerdings hatte die Dunkelheit sich in ihrer Umgebung gespalten und kümmerte sich mehr darum, sich gegenseitig zu töten. Dark und Azrael störte das nicht. Aber der Junge spürte immer noch das Licht in sich. Es wurde jedoch schwächer. Bald würde seine Seele vollständig aufgefressen sein. Es blieb keine Zeit mehr. Der Junge hatte alles auf eine Karte gesetzt. Jetzt hieß es kämpfen! Und er würde nicht aufgeben, egal wie hart es sein würde. Brüllend machte Dark einen Sturzflug auf Azrael. Der Todesengel durchbohrte seinen Rumpf. Dark packte sein Handgelenk. Von dort breitete sich die Verderbnis auf der Haut des Mischlings aus. Ob er nun zur Hälfte Teufelstitan war, interessierte nicht. Er war kein vollständiges Exemplar und der Verderbnis von Darks Berührung nicht gewachsen. Das Monster schlug mit der freien Hand auf das Gesicht des Jungen. Der Schlag konnte die Kälte seiner Haut nicht durchdringen. Wieder erlosch ein Zeichen auf Darks Körper. Wieder verlor sein Körper etwas an Form. Wenn das letzte von ihnen verschwand, war alles vorbei. Vorbei und umsonst. Dark brachte Azrael mit seinen Klauen ein paar Kratzer im Gesicht bei. Selbst seine Heilkräfte kamen gegen eine solche Wunde nicht an. Mit einem Ruck riss sich der Todesengel los. „Ich wusste immer, dass du etwas Besonderes bist“, schrie der falsche Engel über den Schlachtenlärm hinweg. Dark war zu keiner menschlichen Antwort mehr fähig. Stattdessen schnappte er nach der Kehle des Monsters. Doch in letzter Sekunde wich Azrael aus. Er schleuderte Caedes auf seinen Hals zu. Die Klinge konnte den Kopf aber nur zur Hälfte trennen. Ab da blieb das Schwert hartnäckig stecken. Azrael zog an der Kette und rief somit sein Schwert zurück. Die Wunde verheilte schnell wieder. Dumpf drang eine Frauenstimme durch den Nebel von Darks Verstand. „Es ist soweit!“ Die schwarze Sonne begann zu brennen. Ein gewaltiger, brennendheißer Sog ging von ihr aus. Dark und Azrael konnten ihm nicht widerstehen. Die beiden Frauen und der bewusstlose Journalist dagegen schienen nichts von der Anziehungskraft mitzubekommen. Der Sog wollte sie nicht. Sie waren Rein. Waren unberührt von der Sünde. Im Gegensatz zu den dunklen Geschöpfen. Azrael und Dark steuerten dem Strudel entgegen. Mit einem dämonischen Brüllen versuchte Dark den Strudel davon zu überzeugen, dass er nicht Schuldig war. Aber er hörte nicht auf ihn. Der Junge beschwor die Zeichen herauf. Sie brannten zischend auf seiner Haut. Der beißende Geruch von verkohltem Fleisch stieg ihm in die Nase. Doch es wirkte. Der Strudel erkannte sein Licht an. Sein Licht welches im Dunkel gefangen war. Er sah Azrael nach, wie er ihn wütend anstierte. Das Lied lief immer noch im Hintergrund. Brüllend warf der Todesengel Caedes nach ihm, welches sich in Darks Magengrube fraß. Ächzend zog sich der Todesengel zu Dark hinüber. „Erst wenn die Wolken schlafen gehen“, sang die Frauenstimme. Seine Hände bluteten unter den spitzen Klingen der Kette. „Kann man uns am Himmel sehen.“ Der Sog wurde stärker. Azrael kämpfte dadurch aber nur verbissener. „Wir haben Angst und sind allein.“ Ein Knall. Ein Schuss. Eine Kugel traf die Hand von Azrael. Instinktiv sah Dark in Richtung Lucy. Aus dem Lauf von Dreifaltigkeit kam eine Rauchfahne. Schreiend ließ der falsche Engel los und streckte die zischende Hand nach Dark aus. „Gott weiß, ich will kein seeeeeiiiiiinnnnnnnnn!“, sang Lindemann weiter. Gitarre, Schlagzeug und Keyboard vermischten sich. Die Klinge flutschte aus seinem Körper hinaus. „Gott weiß, ich will kein Engel sein.“ Schreiend wurde das Monster in die Hölle gezerrt. „Gott weiß, ich will kein Engel sein.“, sangen Lied- und Backgroundsänger zusammen. Am Tor angelangt zerrten Azrael hunderte von Händen in die Welt der Sünden. „Gott weiß, ich will kein Engel sein.“ Wütend brüllend schloss sich das Portal hinter dem Todesengel. „Gott weiß, ich will kein Engel sein.“ Damit endete das Lied. Die schwarze Sonne zog sich zurück. Licht und Dunkelheit hörten auf zu kämpfen. Sie wurden wieder zu leblosen Bestandteilen dieser Welt. Einige Momente bewegte sich niemand. Niemand wagte etwas zu sagen oder gar zu atmen. Wer wusste schon, ob Azrael nicht wiederkehrte. Jeden Moment konnte sich das Tor erneut öffnen. Doch als sicher war, dass der Todesengel nicht wiederkehren würde, entspannten sich alle. Kira begann Tränen der Freude zu weinen. Lucy zeigte ihm den erhobenen Daumen. Dem Jungen war dies egal. Er wollte nur noch seine geliebte Kira in die Arme schließen. Er flog auf sie zu und kam einen Meter vor ihr in der Luft schwebend zum Stehen. Das Dunkel zog sich langsam wieder in sein Inneres zurück. Du gehörst jetzt mir!, zischte Baal freudig. Das Portal öffnete sich plötzlich wieder, bloß das es diesmal eine Hölle aus Finsternis zeigte. Die Dunkelheit sprang von Darks Haut, packte ihn und zerrte ihn weg von seiner Geliebten. Sie wollte ihn greifen, aber Dark spürte nur einen Lufthauch. Sie streckte die Hand nach ihm aus. „Neeeeeiiiiiinnnnn!!!“, schrie sie. Dark sah ihr zum letzten Mal in die Augen. So war der Pakt gewesen. Sein Leben gegen das von Kira. Das obere Ende des Dämons hatte eine schwarze höhnisch lachende Kira erschaffen. Selbst in diesen Moment quälte der Dämon ihn. Kurz bevor er durch das Portal geschleppt wurde, erwachte sein Kampfgeist. Er zappelte, trat nach dem Dämon, versuchte alles um ihn loszuwerden. Schließlich übertrat Dark die Schwelle. Er war nun in einer Welt aus Dunkelheit, die schwärzer als die Nacht selbst war. Das Portal schloss sich vor seinen Augen. In einem letzten Akt der Verzweiflung bot er all seine Kräfte auf. Das Licht entlud sich und erhellte die Dunkelheit dieser fremdartigen Welt.

 

Lucy landete mit hängendem Kopf vor Kira. Die Schwingen verblassen einfach und verschwanden. Tröstend klopfte sie ihr auf die Schulter, wissend dass es nichts bringen würde. Kein Wort kam über ihre Lippen. Es hätte auch nichts gebracht. Dark – ihre Liebe - war tot. Nichts konnte etwas daran ändern. Der Engel begleitete das Mädchen die Treppe herunter. Mark erwachte stöhnend aus der Bewusstlosigkeit. Kira vergoss keine Träne. „Ist … ist Dark tot?“, fragte sie mit einem Kloß im Hals. Ihre Stimme hallte leicht durch den Raum. „Hoffen wir es mal“, meinte Lucy und setzte schnell hinterher, „Die Welt der Teufelstitanen ist ein grausamer Ort. Niemand kann dort überleben, egal wie mächtig er ist. Selbst wenn Dark … wenn er überlebt hätte, würde man ihn bis in alle Ewigkeiten foltern.“ Aber das Mädchen schüttelte nur den Kopf. „Nein … nein er lebt. Ich weiß es. Er wird irgendwann zurückkommen.“ Lucy wollte ihr nicht widersprechen und hoffte inständig, dass sie nicht ihr Leben lang einem Geist hinterherjagen würde. Derlei Aktionen hatten schon zu viele Leben zerstört.

 

Mark folgte Lucy und Kira im gebührenden Abstand. Er konnte Frauen nicht weinen sehen. Also blieb er außer Hörweite. Unten am Turm stand der Rest. Sie alle sahen etwas mitgenommen aus. Alle waren erschöpft. Jeder war verwundet. Der eine mehr, der andere weniger. Mark wandte sich an Lucy. „Also was sagst du zu, …?“ Aber da wo eben noch der Engel gestanden hatte, waren nur eine Sonnenbrille, ein iPod und ein paar weiße Federn die zu Boden segelten. Vom Engel selbst war keine Spur zu sehen.

 

Fortsetzung folgt…

Engeltod XX – Zukunft

Mark nippte an seinem Kaffee, während er sich zum wahrscheinlich hundertsten Mal die Notizen der Ereignisse durchlas. Im Hintergrund lief einer der Songs, die er von Lucys iPod hatte. Angel von den Nine inch Nails. Die Wege der Helden hatten sich getrennt, nachdem Azrael in die Hölle verbannt worden war. Und für den Schluss wollte Mark schreiben, was aus den einzelnen Leuten geworden war. Es war für den Journalisten schwer gewesen alle wieder zu finden, einige hatte er gar nicht auftreiben können.

 

Nachdem alles vorbei war, hat das Militär die verbliebenen Zombies und Dämonen ausgelöscht. Es hätte große Verluste gegeben, wenn Witch und Vergil nicht schon das Gröbste erledigt hätten. Die Stadt, die während der Kämpfe zu Bruch gegangen war, wurde nur langsam und mühselig wieder aufgebaut. Es würde vermutlich Jahre dauern. Einiges war irreparabel beschädigt worden. Aber die Steuerzahler würden schon bezahlen. Die Regierung hatte das alles als Terroranschlag vertuscht. Mit gefährlichen Biowaffen, Bomben, Waffen, Drogen – die Liste war endlos – soll die Stadt zerstört worden sein. Was für Mark klar gewesen war. Und wahrscheinlich war es besser, wenn die Öffentlichkeit nichts davon erfuhr was wirklich passiert war.

Nach der Sache mit Azrael hatte Witch sich ihr Gehalt geschnappt und sich gänzlich aus der Branche der Monsterjäger zurückgezogen. Von dem Geld hatte sie nach Raphaels Vorbild eine Bar für Monsterjäger eröffnet. Dort verkaufte sie Waffen oder Informationen und förderte den „Nachwuchs“. Vergils Leben hatte sich danach überhaupt nicht verändert. Er langweilte sich immer noch. Kurz nachdem die Sache vorbei gewesen war, hatte er sich wieder einen sittenwidrigen Kredit bei einer Hexe aufgenommen. Manche lernten es nie. Mark war bei seinem Besuch ein Säbel ins Auge gefallen, der ihm irgendwie bekannt vorkam. Er konnte sich aber auch irren. Sam blieb verschwunden. Sie hatte nur gesagt, dass sie den Fluch brechen wollte, solange sie noch bei einigermaßen klarem Verstand war. Laut einigen, unbestätigten Quellen, soll sie in Rumänien gesichtet worden sein. Ob dies aber stimmte, war eine andere Sache. Mark würde dem auch nicht auf den Grund gehen. Aber er behielt Augen und Ohren offen. Man wusste ja nie. Leonardos Leichnam wurde nie gefunden. Es gab ein schnelles, zeremonielles Begräbnis. Die ganze Sache geschah sehr heimlich, da der Paladin offiziell nie existiert hatte. Der Papst hat ihn danach postum zum Schutzpatron der Paladine erklärt. Außerdem sollten seine Opfer niemals in Vergessenheit geraten. Worin all diese „Opfer“ genau bestanden, hatte Mark nicht rausfinden können. Nicht mal seine besten Informanten hatten Zugang zur Geheimbibliothek des Vatikans. Dark blieb weiterhin verschwunden. Mark hatte einige Nachforschungen über die Mythen der Welt der Teufelstitanen angestellt. Es war unmöglich, das er in dieser erbarmungslosen Welt überleben würde. Niemand glaubte, dass er noch lebte, niemand außer Kira. Sie begab sich in die Obhut eines Klans von Magiern die Kontakt zur Geisterwelt hatten, wie Witch es ihr geraten hatte. Dort hatte sie als erstes eine Expedition in die Hölle der Teufelstitanen verlangt, welche aber abgelehnt wurde. Kira gab sich aber nicht so schnell geschlagen. Sie versuchte es wieder und wieder. Traf aber immer auf starken Widerstand. Nebenbei lernte sie noch, wie sie ihre Kräfte kontrollieren konnte. Mark zweifelte daran, dass sie noch die Zeit und Ausdauer für eine sinnlose Expedition haben würde, wenn ihr Kind erst mal auf der Welt war. Der Journalist hatte diesbezüglich etwas nachgerechnet. Obwohl Kira den Vater nicht angegeben hatte, müsste es Dark sein. Sie wäre eine gute Mutter. Aber das Kind. Mark wusste nicht so recht. Sie und Dark waren von einem mächtigen Dämon verdorben worden. Er hatte großen Einfluss auf die beiden. Wer wusste schon, wie das Kind dann erst werden würde. Vielleicht würde sie ein Monster auf die Welt bringen. Aber nur die Zeit würde zeigen, wie es weitergehen würde. Lucy blieb verschwunden. Sie war genauso schnell aus Marks Leben getreten, wie sie durch das Kuppeldach einer Kirche gekommen war. Was genau aus Azrael geworden war, entzog sich ebenfalls Marks Kenntnissen. Er war auch nicht scharf drauf, ihm in die Hölle zu folgen.

 

Seufzend lehnte sich Mark mit hinter den Kopf verschränkten Händen in seinem Stuhl zurück. Er hatte einen Kredit bei einer Bank aufgenommen und hatte sich davon eine neue Wohnung mit neuer Ausrüstung gekauft. Seitdem schrieb er die Geschehnisse nieder, die erst ein paar Monate zurücklagen. Und noch immer wusste Mark nicht genau, was er mit dieser verrückten Geschichte anfangen sollte. Einem angesehenen Magazin konnte er es nicht schicken. Die würden ihn direkt in die Klapse weisen. Und die anderen Magazine, die es angenommen hätte, waren Käseblätter mit UFO-Berichten gewesen und dafür war er selbst zu stolz. Es klopfte an der Tür. „Bye, bye, Angel“, drang es aus der CD-Anlage des Reporters. Mark erwartete noch Besuch. Seine Quelle, der ihm die Informationen über Lucy und Azrael gegeben hatte. Die beiden würden sich heute das erste Mal persönlich treffen. Vorsichtig schaute Mark durch das Guckloch. Seit seiner letzten Wohnung, war er vorsichtiger, wem er Haus und Tor öffnete. Aber der Mann vor dem Apartment schien nicht besonders gefährlich zu sein. Er war klein und etwas korpulenter. Von ihm schien keine Gefahr auszugehen. Mark öffnete dennoch vorsichtig die Tür. Eine Kette verhinderte, dass man die Tür einfach so aufstoßen konnte. Vorsicht war besser als Nachsicht. „Sind Sie der Informant?“, fragte er misstrauisch. „Ja, das bin ich, Mahet.“ Er kannte sein Synonym. Und die Stimme passte auch. Es musste also sein Informant sein. „Einen Moment, bitte.“ Mark schloss die Tür und entriegelte alle sieben Schösser. Manche würden das Paranoia nennen, doch Mark war einfach zu oft in seiner eigenen Wohnung überrascht worden. Als er wieder die Tür öffnete, ließ er den Mann herein. „Bitte, machen Sie es sich doch bequem.“ „Danke“, sagte der kleine Mann und betrat die Wohnung. Er schaute sich um. „Ist das Ihr Computer?“, fragte er. „Ja“, antwortete Mark. Er schloss die Tür. „Ist er nicht schön. Ich musste dafür aber auch eine ganze Stange Geld bezahlen, nachdem mein alter leider … verbrannt war“, seufzte er. „Schön. Ich persönlich benutze lieber Akten und einen Notizblock. In modernen Zeiten rechnet niemand damit und man muss sich auch erst meinen Unterlagen nähern und kann sie nicht vom anderen Ende der Welt aus hacken.“ „Ach wissen Sie, meine Daten werden ganz gut von Firewalls und Anti-Viren-Programmen geschützt. Meine Informationen sind da drin so sicher wie in Abrahams Schoß.“ „Das ist alles, was ich wissen wollte“, sagte der Informant. Schneller, als man es seiner Gestalt zugetraut hatte, drehte er sich um und rammte Mark ein Messer in den Bauch. Mark brach ächzend zusammen. „Ich brauche alle Informationen, über diejenigen, die Meister Azrael die Stirn geboten haben.“ Langsam wurde Mark schwarz vor Augen, während der Mann seelenruhig die Informationen ablas, die zu Marks Verdruss auch noch geöffnet waren. „Ach sieh einer an. Dark wird Vater. Dieses Kind darf niemals das Licht der Welt erblicken! Es ist einfach zu gefährlich.“ Mark merkte gerade noch, wie der Informant über ihn hinweg stieg. Dann verließ er mit all den harterarbeiteten Daten die Wohnung und ließ den sterbenden Journalisten zurück. Er wurde seinem Schicksal überlassen. Der Song drang noch immer aus seiner Anlage. „Bye, bye, Angel. Bye, bye, bye.“

 

Azrael stieg lächelnd eine Wendeltreppe hinab. Die Wunden in seinem Gesicht heilten langsam und schmerzhaft. Eine wohltuende Pein, die seine Seele marterte. Dem Monster folgten die Seelen, all jener deren Tod er verschuldet hatte. Langsam drang der Todesengel in die Untiefen der Hölle vor. Unter ihm gab es Feuer und Schmerzensschreie in all ihrer Pracht und in all ihren Formen. Die Hölle würde lernen ihn zu fürchten. Er würde Morden und Wüten, wie in alten Zeiten. Keine Engel, nur jene von ihnen die gefallenen sind, würden versuchen ihn aufhalten. Und irgendwann, wenn es in der Hölle nichts mehr zu töten gab, würde er wieder in die Welt der Sterblichen zurückkehren. Dann würde er Amon heimsuchen und seine heißersehnte Rache bekommen. Aber erst mal gab es eine Hölle zu zerstören. Der Schein der Flammen ließ wilde Schatten auf den Zügen des Todesengels tanzen. „Jetzt beginnt eine Zeit des Todes und Kampfes, die nur der Stärkste überleben wird. Und das bin ICH!“

 

The End

Engeltod - Schlusswort

Der Vorhang fällt und der Rest ist Schweigen.

 

Mehr als zwei Jahre ist es her, dass ich die Geschichte Azrael ins Netz gestellt habe. Kurz danach fragte man mich wie es weitergehen würde. Ich hatte die gesamte Geschichte schon im Kopf, hielt es aber nicht für wichtig den Rest ebenfalls niederzuschreiben. Und wie man sieht, habe ich meine Ansichten schnell geändert. Engeltod und ich haben eine besondere Beziehung. Es ist eine Art von Erinnerung an die Schrecken meiner Vergangenheit. Jede Figur, die für das Szenario wichtig war, verkörpert einen kleinen Teil von mir. Egal ob sie gut oder böse, seltsam oder realistisch wirkte. So bin ich. So sind die farbenreichen Facetten meiner Seele nun mal. Was mich ein wenig am Ende dieses Projekts betrübt ist die Tatsache, dass sie für mich eine Messlatte meiner Fähigkeiten in Sachen Schreiben war, die ich jetzt nicht mehr verwenden kann. Engeltod war der Ursprung – mein Debut, wenn man so will. Es zeigt, wie ich mich immer weiter verbessert habe. Aber nun kann ich es nicht mehr an der Serie festmachen. Wahrscheinlich wird das ab jetzt UndeadWorld übernehmen müssen oder ein anderes Projekt, ich weiß noch nicht. Das ist aber auch Sache, die nur für mich allein wichtig ist. Aber die Serie ist noch lange nicht vollendet. Jetzt beginnt etwas, was ich mir während der Arbeit an dem Projekt überlegt habe. Ich finde eine Serie, wie diese verdient ein paar nette Extras. Ich werde z. B. einmal die Lieder aufschreiben, welche mich inspiriert und begleitet haben. Ein paar Sachen zur Ausarbeitung der Charaktere, Hintergrundinformationen oder abgeschlossen Geschichten zu einigen Charakteren veröffentlichen. Oder die frühere Rohform der Serie, bevor die Pubertät sie verändert und verzerrt hat. Und, und, und … Außerdem sind dann noch immer Überarbeitung an Engeltod selber nötig. Die ich irgendwann in der Zukunft machen werde. Ich will mich da aber noch nicht so richtig festlegen lassen. Erst mal möchte ich nichts davon hören. Ich hoffe jedenfalls ihr hattet Spaß an der Serie. Also schönen Tag noch. Bye. Auf Wiedersehen.

 

Erst wenn die Wolken schlafen gehen Kann man uns am Himmel sehen Wir haben Angst und sind allein Gott weiß, ich will kein Engel sein (Engel - Rammstein)

 

Now I'm so frightened, I'm so afraid to die I thought Angels never learned to say good-bye (Angel - Nine inch Nails)

 

The End

(Extra) Engeltod der Ursprung

Aus dem unvollendeten Buch: Der Halbdämon

 

Der Traum

 

Die Ebene war glatt. Das Gras sträuelte im Wind. Auf einer Seite war eine Armee aus Menschen, auf der anderen eine Armee aus den Verschiedensten Wesen. Orks, Zwerge, Elfen, Trolle, Minotauren und vielen weiteren. Vorne war ein Mann er trug einen Wolfspelz sein Blick ruhte auf der gegnerischen Armee. Ein großer, breiter Mann schrie „zum Angriff Das Bild verschwamm Black Wolf sah Männer in schwarzen Rüstungen an denen Ketten baumelten ihre Gesichter waren durch die schwarzen Kaputzen nicht zu sehen. Sie meberkten ihn Sie trugen Waffen die mit Diamanten bezetzt waren. Black Wolf wollte mit ihnen reden, doch drehten sie sich um, sie zogen ihre Waffen und rannten auf ihn los. Black Wolf rannte um sein Leben doch auf einmal tauchte ein Wolf und ein Phönix auf, und stellten sich den Männern in den Weg. Die schwarzen Gestalten bliesen zum Der Wolf bestand völlig aus Blitzen erst seine muskolösen Vorderbeine trugen blitzförmige Krallen. rißen mühelos die Rüstungen ein Der Phönix bestand aus Flammen auf seiser Stirn trug er ein Dreieck. Die schwarzen Gestalten blieben für einen moment stehen, adnn stürzten sie sich auf den Wolf und den Phönix. Black Wolf spürte ihre Gegenwart. Er drehte sich um und sah einen schwarzen Ninja, seine Augen änelten einen Wolf. Die schwarze Gestalt schaute Black Wolf an. „Es wird Zeit“ sagte der Ninja mit F einer Frauenähnlichen Stimme.

Black Wolf machte die Augen auf. Es war mitten in der Nacht. Er war im Elfendorf in Sicherheit. Er dachte über den Traum nach. Nach einer Weile stand er auf. Er ging zum Fenster und schaute auf die Bäumhauser. In keinen brannte Licht. Black Wolf wurde als er ein paar Monate alt war ausgezetzt. Das einzige was an seine Vergangenheit erinert waren zwei Tätowirungen jede auf einen Oberarm. Ein Phönixflügel, in einen Dreieck eingeschlossen. Die andere war eine blaue Wolfspfote, mit blitz förmigen Krallen. Dass erinerte Black Wolf an den Phönx und den Wolf. Sah Ähnelten Sahen sie nicht aus wie die Tätowierungen? Black Wolf hatte seinen Namen bekommen wegen seines Wolfs ähnlichen ausehen. Er hatte Pechschwarze Haare und seine Gesichtszüge waren Wolfsähnlich. Veleicht war dass der Grund das er von den Elfen gemieden wurde. Obwohl er nicht besonders stark oder schnell war. sie mieden ihn. Sein Ziehvater Dead Blade war Dämonenjäger, und er wollte genau so werden, er hasste Dämonen wegen ihres Blutdurstes, ihrer Machtgier und wegen ihren Sinnlosen Morden.

Ach könnte er sie nur jagen, aber Dead Blade hat es ihn verboten. Ihn wurde alles Verboten, zu Kämpfen, Magie zu wirken und Sport zu treiben. Black Wolf konnte dafür aber lesen und schreiben, außerdem hatte er sich heimlich Alchemie beigebracht wie man schlimme Verletzungen heilt.  Seine Ziehmutter Sternenschnupe Starain Starrain sorgte zwar gut für ihn. Wass Black Wolf vorallem sauer machte war dass sein Zeihvater einen Schüler in seinem Ater Alt alter hatte. Die b Beiden haben sich deswegen schon oft erzörnt.

Black Wolf spürte dass etwas nicht stimmte. Er wusste nicht warum aber er suchte den Mond. Als er ihn gefun gefunden hatte fiel ihn auf dass der Mond blutrot war. Der Mond übte eine gewiße Anziehungskraft auf in aus.

Ein seltsames Gefühl überkam ihn er fülte dass ihn etwas rief. Ich bilde mir dass nur ein dachte er sich. Er schaute den Mond noch eine kleine Zeit an. Der Junge dachte über die beiden Tätowierungen Mo nach. Er hatte alle Bücher nach diesen Zeichen durchgesehen, aber er hatte nichts gefunden. Schließlich ging er ins Bett und fiel in einen tiefen und traumlosen

 

 

Die Verbannung

 

Als es schließlich Morgen Als es c schließlich war und der kleine Mensch angezogen herunter kam wartete bereits Starrain auf ihn. Sie hatte Augen die wie Sterne leuchteten. Ihre Haut war wie Seide. Starrains lange Haare fielen wie auf eine grüne Kettenrüstung. Ihre Gesichtszüge waren glatt geschmeidig und glatt. Black Wolf trug eine einfache grüne Tunika Auf den Trug sie einen Bogen und auf ihren glatten schenkeln trug sie an der seite ein mit Diamanten besetztes Schwert.

Black Wolf trug eine einfache grüne Tunika. Als Starrain ihn bemerkte sagte sie: „Könntest du mir ein paar Pilze Sammeln.“ . „Okey, Mum.“ Sagte Black Wolf.

Als er gerade gehen wollte sagte seine Ziehmutter etwas das sein Leben für immer Verändern sollte. „Ach, ja ehe ich´s vergesse gestern Nacht ist ein Mord verübt worden. Sieht so aus als wen es ein gewesen wär. Der Älteste Rat grübelt wer den Mord verübt hat Weisst du ve vielleicht etwas davon?“ fragte sie ihn. Der Alteste Rat war ein Rat der ältesten Elfen im gesamten Dorf. Wen der Rat darüber nachdachte dann müssss es wirklich ernst sein. Verwundert fragte Black Wolf: „Warum denkt denn der Rat darüber nach? Abundzu wird doch ein Elf von einem Dämon getötet.“ Starrain erwiderte: „Ja. Aber nicht wen er unseren besten Krieger ermordet hat.“ erwiderte Starrain. Mit einem Schlag wurde Black Wolf herhörig. „Kann ich mir die Leiche ansehen.“ sagte Black Wolf erregt.

„Na klar. Aber besorgte mir da noch die Pilze hörst du?“ sagte seine Ziehmutter ernst. „Na, klar.“ Sagte Black Black Wolf ungeduldig. Black Wolf ging durch die Holztür nach draussen. Normalerweise nahm er immer die Strickleiter die vom Baum runter führte. Selbst verwundert über sein Handeln, sprang Black Wolf vom Baum, und landete auf dem Bauch. Wieso habe ich das getan fragte er sich während er sich den Staub von der Kleidung abklöpfte. Während er durch d Dorf lief fiel ein dass er nicht gefragt hätte wo der Mord geschehen ist. Seltsamer weise ahnte er wo der Mord begangen wurde. Er glaubte der Mord an den Grabhügel begannen wurde. Der Grabhügel war das begräbnis des größten und mächtigsten Dämonenjagers Dder das Dorf gegründet hätte und bis zu seinem Tod dort gelebt hat. Der war Narme war Wooddask. Als Black Wolf zum Grabhügel kam sah er eine kleine gruppe von Elfen die sich um den Grabhügel versammelt waren haben. Hoffentlich draf er nicht Snakeeye. Er war der Schüler von Dead Blade. Er konnte den Kel Kerl nicht ausstehen. Er war ein Mistkerl. Er hielt Black Wolf durch seine Menschlichkeit für minderwertig. Als er sich durch die Menschen Menge durchgeträngelt hatte kam auf ihn zu en ein Elf zu. Seine Gesichts züge ähnelten einer Schlange. Der Elf hatte Augen die genau wie die Schlange verschlägen, falsch und listig waren hauptsc hauptsächlich daran erkannte der Junge Snakeeye. „Hey, Ungeziefer,“ s zischte Snakeeye „bleib gefelichg gevelichst zurück.“ Nach einem Moment setzte Snakeeye wieder an. „Halt! Du kannst w vorne bleiben. Damit du dich in meiner Schönheit sonnen kannst.“ Während er das S sagte wedelte er mit seinem blonden Haaren. Schließlich kam Black Wolf ganz nah an ihn heran „Lass mich vorbeit.“, sagte er drohend, „od Oder was?“ sagte Snakeeye gelassen „Sonst siehst danach nicht mehr so gut aus!“ siehtlich eingeschüchtert trat Snakeeye zuseite. Black Wolf ging, verwundert über seinen Umgang mit Snakeeye, in zu Dead Blade. Er beugte sich mit seinem schwarzen Haaren über eine Leiche. Er hatte eine einfache braune Legins Hose mit schwarzen Fellschuhen. Black Wolf bewunderte den Muskolösenkörper seines Ziehvaters. Ohne auch nur aufzublicken sagte fragte Dead Blade: „Wie bist du an Snakeeye vorbei gekommen?“ „Ich habe da so meine tricks! Außerdem war ich selbst Überrascht mit meinem Umgang mit Snakeeye. Alo Aso was giebts?“ fragte Black Wolf. Als er sich die Leiche ansah war kurz davor sichzuübergeben. „Also“, fing Dead Blade an,“ Der Leiche wurde der Kopf abgehackt. Erst jeztzt viel Black Wolf auf, dass die Leiche im am gesamten Bauch Löcher, die doppelt sogroß wie seine Faust war waren, übersät war. „Also“, fing Dead Blade an, „Unsren Light in Dark heiß das Opfer. Er hatte keine chance. Jedenfalls musste der Dämon ziemlich stark gewesen sein. Nachdem er ihn Umgebracht hatte“, Dead Blade machte eine kleine Pause, als ob er einen Schock Üuberwinden müsste, „hat er den Grabhügel gebplündert.“ Black Wolf war schockiert der Grabhügel? Gp Geplündert? Ganz langsam fragte er „h Ha Hast du eine Ahnung was für ein Dämon es sen sein könnte?“ „Ich hab keinen blassen weiss es nicht jedenfalls musste ein sehr mächtiger Dämon sein, denn er hat die Untotengrabwächter besiegt.“

Die Grabwächter schützten die Ruhe der Toten. In An ihnen vorbei zu kommen war fast unmöglich.

„Weißt du warum er den Grabhügel Geb geplündert hat?“ fragte Black Wolf begierigt. Nach einen Mor moment antwortete Dead Blade: „Ich hab keinen blassen Schimmer warum.“

„Kann ich mir den die Gruft ansehen? Ich möchte Wissen was der Dämon angerichtet hat.“ sagte Black Wolf zurück haltend „Natu Natürlich“, sagte sein Zievater, „Aber ich muss dich begleiten“ sagte er todernst. Schließlich gingen sie runter in die Gruft. Es war müpfig und roch nach Tod. Die Beiden ane gingen einen, Gan mit Fackel beleuchteten, Gang entlang bis sie in einer großen Kammer ankamen. „Hier“, fing Dead Blade an, „war alles gefüllt mit Gold und Grabbeigaben. Doch jetzt ist alles Weg!“, Dead Blade ging auf einen Haufen Knochen zu. „Das hier“, setzte er wieder an, „waren die Wächter dieser Grabkammer. Doch sie wurden bezwungen. Nicht eine Grabbeigabe hat er hier gelassen.“ Beendete Dead Blade seine Aussage. Die beiden gingen aus der Grabkammer. Sch Beim Eingang standen zwei hochgewachsene Elfen. Ihr körperbau war sehr muskolöl und breitschultrig wie bei den M meisten Elfenkriegern. Sie sprachen Black Wolf sicher an: „Endschuldigung, bist du Black Wolf?“ , „Ja.“ Antwortete Black Wolf „Du wirst vom Rat erwartet!“, sagten sie streng. Black Wolf blieb nichts anderes übrig als den Kriegern zu folgen. Sie gingen ins Zentrum des Dorfes. Der Rat war in einem Baumhaus. Der Baum war mehrere Äonen alt. Black Wolf stieg eine, sehr lange, Strickleiter hoch. Die beiden Männer blieben unten. Als Black Wolf nach geraumer Zeit oben war, sah er das brächtigste Baumhaus das er je gesehen hatte. Die Plattform und das Haus waren aus den Verschiedensten Baumarten. Die Fenster und Türen die Tür waren mit einen Blättervorhang versehen.

Black Wolf zog den Vorhang zus zur Seite. Er sah sieben alte Elfen in einen Kreis sitzent. als sie ihn bemerkten trat kam ein äußerst alter Elf auf ihn zu. Er hatte einen Anzug aus Ahornblättern und einen Birkenblätter un Umhang. Sein grauer Bart war so lang, das er auf den Boden schleifte. Er ging barfuß und ein bisschen vonrübergebeugt.

Er sprach mit einer alten zerbrechlichen Stimme: „So Jüngelchen wir haben beschloßen dich aus unsren Dorf zube zuverbannen.“ sagte er gemächlich. Black Wolf starrte den Elf an „Wieso?“, fragte er schockiert, „Wieso werde ich verband?“, jetzt fiel es ihn wie schuppen von den Augen. Er stand vor Gericht. „Du first Verband weil du den Grabhügel entweiht und geplündert hast. Außerdem hast du unsren besten Krieger Ermordet. Du hast 1 Tag Zeit zu Verschwinden. Solltest du dass nicht tun oder zurückkehren, wirst du kleiner Mensch sterben!“

 

Ende der Notizen

(Extra) Engeltod: Entstehungsprozess der Figuren

Azrael: Mit ihm begann alles. Den Engel des Todes habe ich in einer Zeit erdacht, wo ich total auf Vampire abgefahren bin. Ich wollte einen Mischling. Ich kam von Mensch und Vampir über Werwolf und Vampir schließlich auf Dämon und Vampir. Da mir die anderen Mischungen zu lasch oder nicht böse genug waren. Zu Anfang war Azrael zwar grausam, aber noch lange nicht der, der er zu Anfang war. Als ich grob mit ihm fertig war, diente er mir als Anti-Held in einem Fantasy-Epos. Doch irgendwie konnte mich das düstere Mittelaltersetting nicht wirklich überzeugen, weswegen ich den Schauplatz in die Moderne verlegte. Azrael ist jemand der meine schlechten Charakterzüge sehr gut verkörpert. Meinen Sadismus, die Kampfeslust und einige andere Sachen. Während der Arbeiten dachte ich auch über andere Monster nach. ES, Freddy Krüger, Hockeymaske Jason und Co. KG. Dabei fiel mir auf, dass Monster sich immer nur an Schwächlingen vergreifen, was ich irgendwie nicht so besonders fand und es machte sie auch nur allzu menschlich. Jeder kann Schwächere schlagen, doch mein Monster sollte es nicht tun. Mein Vater hat viele Hohlbeinbücher und darunter auch eines mit dem Titel Azrael. Ich glaube, dass ich daher den Namen hatte und ich fand ihn passend, auch wenn ich seine Bedeutung nicht kannte. Wikipedia sei Dank, weiß ich ihn jetzt und fand ihn danach nur noch passender. Und so war das meiste von ihm fertig, doch es fehlte noch etwas. Die Waffe. Lange Zeit habe ich nachgedacht, was für eine solche Kreatur passen würde. Schwert? Zu weit verbreitet. Ein Beil kam in Frage. Doch mit der Zeit fand ich den Gedanken eines Schwertes sehr antuend. Aber ich wollte nicht so eine gewöhnliche Klinge. Das Ergebnis kennt jeder. Caedes. Das lateinische Wort für Mord, Blutbad und Blutvergießen. Eigentliche sollte die Waffe das lateinische Wort für Blutmeer sein, da ich die Zusammensetzung der beiden Wörter aber nicht so prickelnd fand, nahm ich Caedes. Mir war auch klar, dass Azrael nicht sterben konnte. Deshalb gab und wird es nie eine Sterbeszene von ihm geben.

 

Lucia: Nachdem mein Monster fertig war, sollte ein Held her. Wer kann einen Engel besser aufhalten, als ein anderer Engel? Ich wollte, das genaue Gegenteil meines Antagonisten. Das Gegenteil von Männlein war Weiblein. Schwarz wurde zu weiß. Und so weiter. Und dann dachte ich über den Charakter nach. Die Engel, dich ich so aus Film und Fernsehen kannte, waren mir zu ernst. „Für Gott. Für die Gerechtigkeit“ Buäh! Bei sowas hätte ich mich übergeben müssen. Also dachte ich mir einen Engel der die Einstellung vertritt: „Ich mache hier nur meinen Job“ und ein wenig Lebensfreude konnte da auch nicht schaden. Während der Arbeiten hat sich diese Figur aber in eine interessante eine von mir unerwartete Richtung entwickelt. Jemand der den starken und taffen Anführer spielt und im inneren voller Zweifel ist. Mir gefiel es. Der Name war zuerst Lucy, da mein derzeitiger Lieblingsanime Elfen Lied eine Protagonistin mit denselben Namen hatte und ich ihn cool fand. Aber welcher Engel hieß schon so? Als Spitzname war er jedoch ok. Der eigentliche Name sollte jedoch Lucifer sein und Lucia, damit wollte ich ein Witze reißen, doch Lucia hat sich später durchgesetzt. Und aus dem Lichtbringer wurde ihr Vorgänger. Heute habe ich keine Ahnung wie ich auf die Waffe kam. Wahrscheinlich weil sie für mich das Gegenteil eines Schwertes ist. Lucy steht für meine Gutenseiten. Das ich Freunde zum Beispiel nicht im Stich lasse.

 

Mark: Für mich war am Anfang klar, dass ich irgendeinen Trottel brauchte, der sich mit den Geschehnissen überhaupt nicht auskennt und dem man alles erst einmal erklären muss. Deswegen gibt es Mark. Später übertrug ich ihm die Aufgabe nochmal zu erzählen, was passiert war und was danach aus den Menschen und nicht Menschen wurde, die an der Geschichte teilgenommen hatten. Den Namen habe ich von meinem derzeitigen Lieblingsautoren, Markus Heitz und ihm auch denselben Beruf gegeben. Außerdem habe ich den Insider eingebaut, der auf die Seite des Autor hinweist, indem ich das Pseudonym zwischen Journalist und Informant, das Wort Mahet eingebaut habe. Gibt es mal in die Befehlszeile ein und gibt ein de hinterher, dann kommt ihr auf seine Seite.

 

Dark: Ja Dark. Dark ist während einer Phase meines Lebens entstanden, in dem mich schlimme Depressionen plagten. Und das hat er von mir. Das Düstere, Brutale. Er sollte Azrael ähneln und sich dennoch vollkommen von ihm unterscheiden. Die Geisterklinge hatte zuerst Ghost und Dark gemeinsam. Es war ein Kampf der beiden Geisterklingen geplant, doch später fand ich es doof und fragte mich warum, beide dieselbe Waffe hatten. Darauf kam ich auf die Idee die Waffe einfach den Besitzer wechseln zu lassen. Darks Vergangenheit und Handeln hat sich langsam über die Zeit erarbeitet. Es gab da keine Änderungen oder bedeutende Ausarbeitungen. Die Ideen kamen und wurden ausgearbeitet.

 

Baal: Ach ja. Der Dämon steht für meine gierige und manipulative Seite. Ich habe ihn nach einem Dämon aus dem Spiel Diablo 2 benannt. Den Herrn der Zerstörung. Er durchlief mehrere Stadien des Aussehens. Die meisten waren eher Tierähnlich. Doch schließlich kam ich auf die Idee mit der Dunkelheit und dem anderen Kram. Da ich zu dem Schluss gekommen war, dass so etwas keine feste Form besitzen sollte. Formbar sollte es sein. Aber vor allem böse. Ich fand, dass diese Kräfte auch zu Azrael passten. Und dadurch erübrigte sich die Frage für mich, was für eine Dämonhälfte ich ihm geben sollte.

 

Kira: Dark brauchte eine Freundin und das sollte Kira sein. Sie sollte für mich das „seltsame“ Mädchen spielen. Sie sollte an Darks guter Seite appellieren, die langsam in der Dunkelheit unterging. Außerdem sollte sie ihm einen Grund geben zu sterben und einen zu leben. Die Anspielung auf die Comicfigur Jackie Estacado aus The Darkness fiel mir erst viel später auf und da wäre es doch irgendwie passend, wenn Kira ein Fan von diesem Antihelden wäre.

 

Vergil: Ich wollte unbedingt einen coolen Dämonenjäger dabei haben. Zuerst war er als Feuerdämon geplant der zur Hälfte Mensch war. Doch nachher kam die Idee mit Amon und der Verbindung zwischen den Beiden und da gab ich ihm etwas Vergleichbares. Die Kräfte eines Luftdämons.

 

Witch: Ich wollte Vergil nicht alleine durch die Stadt latschen lassen, weswegen ich ein Dou erschaffen habe. Witch war schwierig. Ich wusste lange Zeit nicht was sie war, wie sie war, wer sie war. Aber mit der Zeit wurde das. Zuerst war sie bloß eine Hexe. Die Idee mit der Gitarre ist weit verbreitet und stand spätestens dann fest, als mein Vater mit mir im Auto Hells Bells von ACDC gehört hatte. So war sie geboren. Das ACDC-Oberteil habe ich ihr gegeben, als meine Schwester mal mit einem ähnlichen rumlief, was sie heute eigentlich auch noch tut.

 

Der Hofnarr: Die Idee entstammt eines Liedtextes der Band In Extremo. Im Song Macht und Dummheit heißt es nämlich: „…Als Narr habe ich Spott und Zwietracht gesät. Hab als Priester um Erlösung gepflegt …“ Ich wollte einen Dämon, der mit Baal die Figuren manipuliert. Die beiden mussten nicht zwingend zusammenarbeiten. Der Hofnarr sollte eine Art Puppenspieler, der die Figuren gegeneinander ausspielt.

 

Der alte Mann: Der alte Mann. Die Idee habe ich von einem Videospiel. Mit dem Ursprung hat er inzwischen wenig zu tun. Er sollte mit dem Hofnarren die X-Partei darstellen. Den großen Unbekannten. Weswegen ich auch lange Zeit darüber nachdachte, was er tut und warum. Später kam noch die Verbindung mit Sam dazu.

 

Sam: Ich wollte meine Heldin nicht ganz allein lassen. Weswegen sie Verstärkung brauchte. Sam war lange nur ein zwei Dimensionaler Charakter. Ich wollte einen alten Zombie, der schon ein paar Jahrhunderte erlebt hatte. Und da kam mir die Idee mit der Blind spielenden Sam. Zombies haben ja immer diese milchigen Augen, wie die Blinden. Und wer würde schon eine Blinde für eine ernstzunehmende Bedrohung nehmen? Und sowas würde man auszunutzen wissen. Auch über die Waffe habe ich lange Zeit nachgedacht. Schließlich dachte ich mir, ein verrückter Zombie wäre gut. Und die Fäden fand ich gut, da die eigentliche Idee von zwei MPs nicht überzeugte, da Lucy schon eine derartige Waffe besaß und ich in der Beziehung Vielfalt wollte. Die Idee stammt wieder aus meiner Zombies-sind-interessant-Zeit. Ich wollte mal einen Zombie, der Racheengel spielte. Über die Idee kann ich nicht mehr so viel sagen, da ich sie vergessen habe. Sam sollte eigentlich ein Teenager aus unserer Zeit sein, der keine Kontrolle über seine Triebe hatte. Und eines Morgens zwischen der angeknapperten Familie aufwachen, aber auch die Idee hat sich mit der Zeit verändert, warum kann ich nicht sagen.

 

Leonardo: Der Paladin. Er war eigentlich als eine Art Witz gedacht, wo ich die Britischelebensweise als auch die Kirche verarschen wollte. Hat sich aber mal wieder in eine vollkommen andere Richtung entwickelt. Ich wollte ihn die Geschwindigkeit eines Leoparden verleihen und dazu bekam er auch die passende Haarfarbe. Auch er lief verschiedene Stadien durch, aber er hat sich nur wenig bis gar nicht verändert.

 

Vladimir & Ghost: Sie sollten die Bösen hinhalten, damit die Helden sich sammeln können. Sie entsprangen keinem großartigen Prozess und sollten eher am Anfang eine wichtige Rolle spielen und später sterben. Die Rolle von Ghost wurde dabei gekürzt, sollte er am Anfang doch einer der Hauptfiguren sein. Aber dennoch nahm er eine wichtige Rolle ein, indem er Dark ein wenig unterstützte.

 

Vanessa: Den Namen habe ich vom Rollenspiel Overlord. Auch sie war mehr eine Skizze. Da ich Vergil aber sehr mochte und ich es schade fand, dass er am Ende keinen richtigen Gegner hatte, habe ich ihm Vanessa gegeben. Den zum Schluss brauchte ich jemanden, der die geheime Kraft in meinem Dämonenjäger freisetzen sollte. Und da brauchte ich jemanden, der mit Azrael konkurrieren konnte.

 

Der Informant: Er sollte mit eine der undurchsichtigsten Figuren sein. Ich wollte ihn noch ein paar Mal vorkommen lassen, habe es jedoch nicht geschafft. Um den Spannungsbogen zu erhalten habe ich den Informanten und Azraels Diener kombiniert, das Ergebnis kennt jeder. Bei ihm musste ich an einen Charakter von Harry Potter denken. Der doch die Ratte Krätze war. Mir fällt der Name grade nicht ein. Jedenfalls wollte ich ihn so aussehen lassen.

 

Ende der Figuren

(Extra) Engeltod: Trailer

Ihr Mantel flatterte durch die Luft wie die Schwingen eines Engels.

 

Manche Wesen leben so tief in der Dunkelheit, dass sich noch nicht einmal der Tod zu ihnen traut. Eine dieser Kreaturen war Azrael. Doch es gab noch andere.

 

Dark richtete seinen Blick gen Himmel und fragte sich, ob der Gegner, der in dieser Stadt lauerte, ihn endlich von seinen leiden erlösen würde.

Du hast dir schon sooft die Pulsadern durchtrennt, hast dich vor Fahrzeuge geworfen und vieles weitere nur um deiner Existenz ein Ende zu bereiten, aber durch mich stehst du immer wieder auf. Die Vampire zogen ihre Waffen und feuerten auf den Jungen. Jeder Schuss traf. Dark machte keine Anstalten sich zu bewegen, als er auf den Boden aufschlug, entspannten sich die Untoten, einer gab den Jungen sogar einen Tritt. Als sie sicher waren, dass er tot war, fingen sie an zulachen. Und ich sagte dir, dass nur ein höheres Wesen dir den Tod bringen kann. Darks Augen glühten rot, vor Wut. Der Junge schlug mit einer schnellen Bewegung der Handkante, das Bein, welches ihn getreten hatte, ab. Die entsetzten Vampire sahen wie sich die Wunden des Jungen verheilten. Er stürzte sich, wie ein wahnsinniges Raubtier, auf die Vampire. Er riss ihnen Gliedmaßen und Herzen aus und enthauptete sie, bis allein der schiere Blutverlust sie tötete.

 

,,Da scheint wohl wieder jemand ein Tor zur Hölle geöffnet zu haben.“ Lucy trank noch einen kräftigen Schluck. Als sie die Flasche geräuschvoll auf den Tresen gestellt hatte, wischte sie sich den Mund mit dem Ärmel und sagte, mit einem wölfischen Grinsen ,,Es fing schon an, langweilig zu werden.“

 

Der Asphalt, auf den die Hufe des Hengstes trafen, verwandelte sich zu Asche. Der langsam trabende Hengst, starrte aus seinen pupillenlosen Augen ins leere. Er war alt und ausgemergelt, seine Rippen waren deutlich zu erkennen. Sein Fell war ergraut. Der Reiter war eine hagere, vermummte Gestalt. In seinen dunkelbraunen, knochigen Händen trug er eine Sense, aus dunklen Holz. Das Gesicht war in einer Kapuze verborgen. Sein schwarzes, zerrissenes Gewand wehte sanft im Wind. Alles was an dem Reiter vorbeikam starb. Pflanzen verdorrten und wurden zu Asche. Tiere kippten tot um. Hinter ihm klatschten die Vögel tot auf die Erde. Der Wind wehte die Asche weg und unter ihr kam das blanke Weiß von Schädeln hervor. ... Die Schreie der Sterbenden begleiteten den Reiter auf seinen Ritt. Er war hier um seine Pflicht zu erfüllen. Er hatte den Ruf gehört. Das Ende war nahe und kein Sterblicher würde ihn aufhalten.

 

Graf Dracula schuf mit seinen Blut und dem anderer Rassen, 33 Kämpfer. Der 33. Kämpfer war Azrael. Er ist eine Mischung aus Vampir und Dämon. Ein Engel des Todes.

 

Jetzt beginnt eine Zeit des Todes und Kampfes, die nur der Stärkste überleben wird, und das bin ICH.

 

Es gab nur einen, der den Kampf gegen Azrael überlebt, ja, ihn sogar fast getötet hatte ... Dieser Kämpfer wurde als der größte Dämonenjäger aller Zeiten betitelt.

 

Die Leichen lagen bewegungslos da. Einer der dort Liegenden zuckte mit den Fingern. Er stand auf. Seine Augen waren Weiß. Die Zähne liefen spitz zu. Er bewegte sich, sofern es seine Verletzungen zuließen, auf die offene Gefängnistür zu. Jetzt standen auch alle anderen Opfer, von Azrael, auf und torkelten zum Ausgang. Sie hielten auf die Stadt zu. Die Lichter wurden von ihren Augen reflektiert. Sie wollten nur eins und das war Blut.

,,Das Spiel scheint wieder von vorne los zugehen, die Opfer, von Azrael, beginnen wieder auf Erden zu wandeln.“

 

,,Lucia,“ sprach das Licht ,, du musst dich sofort in die sterbliche Welt begeben, denn die Reinkarnation des Todes wandelt wieder auf ihr. Du musst ihn aufhalten.“ Lucia blickte auf und erwiderte nur ,,Verstanden.“

(Extra) Azrael (2014)

Finsternis. Seit Äonen gab es nichts als Finsternis. Durch sie blieb der Kreatur nichts übrig als im Schatten der Zeit über sein Leben nachzusinnen. Was hatte es falsch gemacht, dass es so geendet war?

Und da traten sie wieder aus der Stille. Die Geister der Vergangenheit traten hervor um ihn zu quälen. Eine Szenerie baute sich inmitten der Dunkelheit auf, während sich die Kreatur an jede Einzelheit seines Lebens erinnerte; an jede Nuance seines Werdegangs welcher ihn in diesen unwürdigen Käfig geführt hatte.

Alles begann in einem Kerker. Zwischen Reagenzien und Apparaten deren Zweck er niemals ergründet hatte riss das Geschöpf sein erstes Opfer in Gestalt seiner leiblichen Mutter die ihn gebar. Ansonsten waren noch sein ihm verhasster Vater, sein ängstlich gedungener Assistent sowie ein Geburtshelfer anwesend. Unter Schreien und Blut erblickte jenes Wesen das Antlitz der Welt und sogleich als seine Mutter an ihren Verletzungen und der Erschöpfung seiner Geburt verstarb wurde die Kreatur unverzüglich mit den beiden Arten des Todes konfrontiert. Da war zum einen das natürliche Ableben welches wie bereits erwähnt den Leib dahinraffte welcher ihn gebar. Aber dann gab es da noch den unnatürlichen sowie gewalttätigen Tod. Denn kaum dass der Geburtshelfer die Nabelschnur durchtrennte und damit begann den Säugling zu würgen, sprang das soeben geborene Leben an die Kehle des Helfers und zerfetzte sie sogleich. Die Reaktionen des Publikums waren gemischt. Sein Vater verzog keine Miene, schien aber auf eine untergründige Weise – wie er seine Gefühle sooft kund getan hatte – höchst erfreut. Unterdessen spiegelte der ängstliche Assistent die Kehrseite davon wider, indem er seine Angst und Abscheu nicht verbarg, wobei diese Einstellung das ganze widernatürliche Dasein der Kreatur über anhalten würde. Sofern dieser Mann noch lebte sogar bis zum heutigen Tage. Unterdessen aß die Kreatur das Fleisch seines ersten Opfers und trank sein Blut. Es sollte zum ersten Mal sein und noch unzählige weitere würden ihm folgen.

Die Szene verblasste und ließ das Wesen in der Dunkelheit sowie der Stille zurück. Ein plötzliches Bild tauchte vor seinem geistigen Auge blitzartig auf. Es war selten dass die Kreatur so etwas wie Marter empfand, aber dieses Gesicht verursachte einen tiefen Schmerz. Hätte es noch die Kraft besessen um sich in seiner Pein zu winden, hätte es dies mit lautem Kettenrasseln und Schreien getan. Doch es war zu schwach. Jedoch würde dies nicht immer so bleiben. Die Zeit verrann hier zwar langsam, doch hatte sie für dieses Geschöpf keine Bedeutung. Selbst ein Halbblütiger Emporkömmling der Titanen war immer noch ein Gott und somit spielte Zeit keine Rolle. Jedoch quälte ihn das Verlangen zu kämpfen und zu töten. Es war wie ein leiser Ton im Hinterkopf welcher immer mehr und mehr an den Nerven zerrte bis der eigene Geduldsfaden immer dünner und dünner wurde worauf er am Ende riss.

Und schon wartete die nächste Konfrontation seiner Vergangenheit auf ihn. Die Kreatur sah sich selbst als Jüngling an einem Stein gekettet, während die Sonne ihre grausigen Strahlen herab sandte, welche seine Haut verbrannten. Liebe den Schmerz. Genieße den Schmerz. Damals in seiner Jugend war das Geschöpf noch ein spindeldürrer Schwächling gewesen. Für seinen Vater eine einzige Enttäuschung und der Spott seiner ganzen Brüder, welche ihn in der Zukunft fürchten lernen würden. Mehr als jeden anderen. Die Kreatur quälten diese Bilder der Vergangenheit am meisten. Es war jedoch nicht die Folterung die seine schwarze Seele geißelten, sondern seine damalige Schwäche. Den halben Tag ließ man es an diesen Stein gekettet die Qualen des Tageslichts ertragen. Vom Sonnenaufgang bis zum Sonnenuntergang. Damals hatte die Kreatur das Gefühl das ihn die Schmerzen irgendwann in den Wahnsinn treiben würden. Doch war es eher das Drama seines Lebens welches es je soweit hatte kommen lassen. Die Nächte über ließ man ihn allein und weinend in einem dunklen Verlies, während er am Tage der hellen Sonne marter ausgesetzt war. Die Szene verschwand als jemand die Türe zu seiner damaligen Zelle öffnete. Danach wurde er nicht mehr derartig gefoltert, denn nun begann sein hartes Training um aus der kleinen Bestie von damals eben jenes Monstrum zu machen, welches dann in einen Kerker geworfen wurde nachdem es so mächtig geworden war, dass selbst seine Schöpfer und Meister es nicht mehr bändigen konnten. Jedoch war dieser angekettete Zustand nicht ihr Verdienst, sondern einzig und allein einem Wunder zu verschreiben. Konnte es nicht als Mirakel bezeichnet werden, dass der stärkste Kämpfer und einstige Gegner seiner Herren geläutert worden war und zu ihnen überlief? Ausgerechnet der einzige Krieger dessen Fähigkeiten im Kampf die der Kreatur übertrafen. Wieso hatte er ihn damals nicht getötet? Alle anderen hätten es getan, wenn sich die Gelegenheit bot. Dieser Krieger jedoch nicht. Was ihn aber dazu bewog sich derart zu entscheiden beschäftigte das eingesperrte Wesen noch heute. Unterdessen jedoch hatte es die Namen all derer verflucht die ihn hier anketteten und einsperrten. Doch nun besaß es keine Kraft mehr und war nur ein Schatten seiner einstigen Größe. Der Raum, sowie die Ketten und ewigliche Auszehrung hatten es unteranderem soweit kommen lassen.

Jedoch wanderte der finstere Geist des Wesens umher. Es sah wie sie oberhalb der Erde einen Tempel erbauten in dem Bestreben sein Gefängnis für alle Ewigkeiten zu bewachen. Die Jahrzehnte vergingen. Aus einer Tatsache wurde ein Gerücht. Aus dem Gerede wurde nach Jahrhunderten Mythos um dann schlussendlich zur Legende zu werden, welche mit jedem verstrichenen Tag mehr und mehr verblasste sowie in Vergessenheit geriet. Ähnlich dem Kloster welches ebenfalls verfiel um dann einem sogenannten Hochsicherheitstrakt zu weichen.

In letzter Zeit gab es dort eine ungewöhnliche Geschäftigkeit welche das Monster aus seiner Lethargie riss. Obwohl es nicht benennen konnte was es war, so besaß es doch eine ausreichende Subtilität um die Aufmerksamkeit seines rachsüchtigen Geistes auf sich zu ziehen. Doch selbst dies war nicht mehr als ein leises Flüstern und ein Hauch der Vorahnung einer nahenden Freiheit.

Eines Nachts geschah es dann. Ein großer Aufstand im Gefängnis wütete um sich. Das Geschrei, sowie der Lärm des Kampfes der all die Jahrhunderte der Gefangenschaft nichts von seiner einstigen Pracht eingebüßt hatte, obwohl er heute etwas anders klang, drangen in die Tiefen der Erde ein. Aber unter all diesen Geräuschen gab es eines welches besonders hervorstach. Der Klang vom vergossenen Blut. Allein dieser kleine Vorgeschmack der Freiheit ließ die Kreatur sich lüstern in ihren Ketten winden; den ausgetrockneten Mund weit geöffnet und nach oben gereckt in dem Bestreben einen Tropfen aufzufangen, der es möglicherweise durch das dichte Erdreich geschafft haben könnte. Liebe den Schmerz. Genieße den Schmerz. Doch ein schwacher Restfunken von Vernunft brachte die Kreatur zur Einsicht, dass dieses Szenario mehr als unwahrscheinlich war. Ein klägliches Stöhnen, mehr ein trockenes Krächzen denn der Laut der er eigentlich sollte sein, entstieg seiner Kehle.

Vernunft. Diese Eigenschaft hatte nie seine Existenz bestimmt. Sonst wäre sein Leben niemals erschaffen worden. Wo gab es andererseits klare Urteilskraft in Zeiten eines erbitterten Krieges der die Vorstellungskraft all jener schwächlicher Insekten sprengte?

Kleine Erschütterungen im Erdreich machten sich bemerkbar. Dann hatte sich die Kreatur nicht getäuscht als sie drei Insassen von der Oberwelt darüber tuscheln hörte und eine den beiden anderen den Pfad hierher beschrieb in der Vermutung dass es sich hier um den etwaigen Weg in die Freiheit handelte.

Ächzend erschlaffte die Kreatur. Selbst diese kleinen Bewegungen waren überaus auslaugend gewesen und für das was bevorstand brauchte das Wesen seine ganze verbliebene Kraft. Unterdessen trug die Erde dem immer noch wachen Geist in der verkümmerten Hülle die Worte der zwei fliehenden Gefangenen zu. Der eine schien zielstrebig der Freiheit entgegen zu fiebern, während sein Zellengenosse etwas zurückblieb und sein Unbehagen kund tat. Aber die Beklemmung war nicht groß genug, damit er kehrt machte. Die Kreatur sah ihren Weg genau vor sich. Sie nutzten ihre modernen magisch-metallenen Zylindern genannt Taschenlampen einen Lichtkegel heraufzubeschwören, damit sie in der Finsternis dieses Grabes zu sehen vermochten. Auf ihrem Wege traten sie auf das Getier welches die dunklen Gänge beherrschte. Vielbeinige Insekten versperrten ihnen zuhauf den Weg. Trotzdem setzten die Ruchlosen ihren Leidensweg fort. Nichtsahnend wohin er sie führen würde. Was jedoch keiner bemerkte war das eigenartige Verhalten der Insekten die sich zuhauf bekämpften, gegenseitig verschlangen, sowie töteten. Dabei stiegen sie ständig über die Leichenberge toter Kameraden. Mit der Zeit waren jedoch auch ihre Kadaver zu Staub zerfallen. Der Krieg unter ihnen ging jedoch weiter, denn solange die Kreatur mit ihrer unheiligen Präsenz hier verweilte würde das Töten niemals enden. Doch dies wurde beflissentlich von der Ignoranz der Menschen ausgeblendet. Und über allem lag die Aura der Finsternis und des Todes. Die Dunkelheit schien stofflich um sich zugreifen und an den Fliehenden zu zerren, wie um sie zu verschlingen. Selbst der Klang ihrer Schritte wurde von der Stille verschlungen und hinterließ nicht einmal ein schwaches Echo.

Schließlich erreichten die beiden Insekten eine runde Tür. Gegossen aus schwerem Stahl um einen unaufhaltsamen Körper davon abzuhalten in die Schlacht zu ziehen. Zusätzlich waren noch magische Runen in das Metall geächzt worden, um den Geist daran zu hindern seinen Wahnsinn über die Welt zu ergießen. Unterdessen konnte sich die Kreatur auf der anderen Seite der Türe recht ansehnlich vorstellen mit welch verdutzter Miene die tumben Gesellen eben jenes Handwerk betrachteten und die Stirn in tiefe Falten zogen ob der grüblerischen Gedanken zu welchem Zwecke ein so großes Tor errichtet, geschweige denn nötig war. Es war viel zu groß für einen Menschen und selbst wenn ein zweiter auf den anderen kletterte konnte er den runden Torbogen noch nicht zur Gänze erreichen. Voller Ehrfurcht mussten sie vor dem Tor dastehen welches bereits überall Zeichen von Rost und Schmutz aufwies. Jedoch schienen sie schnell die kleine Tür – welche in der Pforte zu ihrem Untergang eingebaut war – entdeckt zu haben, denn ein rütteln am Griff verriet sie bei ihrem Treiben.

Kommt näher, gierte die Kreatur in ihrem verwesenden Körper. Noch näher. Immer weiter.

Langsam und quietschend öffneten die beiden unter Ächzen und Stöhnen die Tür mit vereinten Kräften. Ein kalter Windzug sauste durch die Öffnung und trug einen modrigen Geruch mit tausend wispernden Stimmen im Gepäck die alle den gleichen Namen von sich gaben. Azrael.

Selbst auf diese Distanz konnte jene Kreatur die Angst schmecken und zudem waren die Verzweiflung und der Verdruss dieser Männer für ihre immer noch scharfen Sinne mehr als deutlich wahrzunehmen.

Näher, lockte der Geist jenes Wesens dessen Zelle nun geöffnet war, um die Männer zu sich zu treiben. Unterdessen kehrte die Kraft in die gebrechliche Hülle zurück, nun da die Tür weit offen stand. Doch die zurückgewonnene Energie reichte nicht aus um die Eindringlinge selbst anzugreifen und zu verschlingen.

Unterdessen fuhr verfluchtes Licht durch die fauchend zurückweichende Finsternis und beleuchtete die rostigen Ketten die überall von der Decke hingen, nur um dann zu der jämmerlichen Gestalt am anderen Ende des Raumes zu stoßen. Die Kreatur wollte gar nicht daran denken was für einen erbärmlichen Anblick sie bieten musste. Angekettet an die nächstbeste Wand. Bewegungslos. Die Augen tot und ausgehöhlt, dazu die eingefallenen Wangen und pergamentartige Haut. Durch diese Faktoren schien der Körper verstorben, doch solange der rastlose Geist weiter nach Tod und Kampf gierte würde er nicht sterben was wiederum bedeutete dass der Leib nicht vergehen konnte, selbst wenn er bis zum jüngsten Tage hier verfaulen musste.

Eines der Insekten welches von Anfang an das mutigere gewesen war ging bedächtig auf die scheinbar tote Gestalt zu, wie um sich ihres leichenhaften Zustandes zu vergewissern. Unterdessen nahm das Wesen das Rauschen von Blut in den frischen Adern wahr, während es das weiche Fleisch gemischt mit dem Schweiß von Angst schmecken konnte. Die Augen obwohl tot und verdorrt sahen den wachsende Ekel in den Zügen des Viehs, während der Geist der Kreatur die nahende Freiheit zu erahnen vermochte.

Noch ein Stück!, befahl es dem Vieh, welches sich nun ganz nah zu ihm herunterbeugte.

Es wurde immer schwieriger den Blutdurst mit seiner Ungeduld zu unterdrücken, denn noch hatte die Kreatur nicht ausreichend Kraft für einen Schlag gesammelt. Alles in ihr schrie nach Blut und Tod. Die Muskeln, die Organe, die Seele und das Herz.

Für einen Moment des Schreckens setzte das Pulsieren des menschlichen Herzens aus. Mit einem Mal schlug die Kreatur ihre zahllosen Zähne in den Hals des schwächlichen Sterblichen. Warmes Blut schlug dem Gesicht entgegen und wurde sofort von der Haut einem hungrigen Raubtiergleich verschlungen. Der sterbende Leib zitterte vor Angst und das Adrenalin ließ den Lebenssaft noch köstlicher für die Kreatur schmecken. Das Gesöff – zwar nicht ausgezeichnet aber doch annehmbar – floss die ausgedörrte Kehle des Ungetüms hinab. Was einst war tot und verdorrt wurde nun wieder pulsierend und lebendig. Mit einem Male kehrte die Kraft in die verkümmerten Muskeln zurück. Liebe den Schmerz. Genieße den Schmerz.

Mit einem grausigen Schrei zerriss die Kreatur ihre Ketten. Ein Blick voller Wahnsinn und Hass richtete sich auf das zweite Vieh, welches wie angewurzelt dastand. Völlig starr vor Schreck wagte es nicht sich zu rühren und hielt voller Panik den Mund speerangelweit offen. Selbst auf diese Entfernung war der Geruch seines Urins noch immer wahrnehmbar für die feinen Sinne des wiederauferstandenen Toten.

Als sich schließlich die spindeldürre Kreatur vor dem verschreckten Reh aufbäumte trat doch noch der Fluchtinstinkt zum Vorschein, als der ehemalige Gefangene mit viel Geschrei davonlief. Das Wesen ließ seinem Opfer einen Vorsprung, nur um es dann doch wie ein rachsüchtiger Geist zu verfolgen und anschließend niederzumetzeln.

Die zwei kleinen Menschlein waren jedoch noch bei weitem nicht genug um den über diese Ewigkeit angestauten Blutdurst zu stillen, doch der Kampflärm von oben war mehr als deutlich zu vernehmen. So beschloss die Kreatur aus den Tiefen ihres eigenen Grabes zu entsteigen um die Welt erneut heimzusuchen. An der Oberfläche war genug Essbares um den geschwächten Gott zu nähren. Allein der Schritt aus dem Gefängnis in dem es so lange hatte eingesperrt sein müssen ließen seine Glieder mit neuer Kraft durchfluten, da die magischen Runen seines Käfigs nur im Raum Macht über das Geschöpf besaßen.

Mit unseliger Ruhe folgte die Kreatur dem Gang mit schlürfenden Schritten. Unter seinen Füßen zerquetschte es die Insekten und ihre erschlagenen Brüder, während sie versuchten mit ihren vielen Beinen vor der unheiligen Gestalt zu flüchten.

Unterdessen sog das Wesen die modrige Luft seines Grabes, mit all ihren Nuancen die sich im Laufe der Zeit gehalten hatten, ein. Vom Schweiße der Arbeiter über die mit runenverzierten Gebeine die nutzlos in den Gängen eingemauert worden waren um seinen Marsch zu behindern bis hin zum allgegenwärtigen Tod der wie das Leben alles durchdrang und beeinflusste. Währenddessen erreichte auch der Gestank von Qualm seine Nüstern.

Oben angekommen bot sich dem einstigen Schlachtengott ein denkwürdiges Feld der Erbärmlichkeit. Hier gab es keine Starken, sondern nur die Schwachen die sich gegenseitig mit selbstgeschnitzten Messern und Eisenstangen bekämpften, während einige andere mit diesen ungewöhnlich futuristischen feuerspeienden Waffen ausgestattet waren, welche über die Jahre immer mehr in Mode gekommen waren. Bei dem Geschöpf riefen sie nichts als Abscheu hervor, denn diese Dinger waren eines Kriegers unwürdig. Sie fabrizierten zu viel Lärm, verursachten viel zu kleine Wunden und machten schließlich auch noch die Schwertarme des Kämpfers vollkommen unnötig.

Nichtsdestotrotz waren sie Futter und als solches war es unmöglich zu erwarten, dass sie sich ernsthaft ihrer Haut erwehren könnten. Ohne eine Vorwarnung griff die Kreatur an. Mit schwankenden Bewegungen ihrer dürren Gestalt und ihren schwarzen Krallen riss sie ihre Opfer grausamer als es ein Tier je vermochte. Alles was die blutroten leuchtenden Augen mit ihren geschlitzten Pupillen sahen wurde unweigerlich abgeschlachtet, wobei der blutrünstige und vor Wahnsinn überschäumende Blick der Kreatur das letzte war was diese niederen Wesen je sahen. Die schwarzen Haare – düsterer als die Finsternis selbst – bewegten sich wie ein Meer aus Flammen. Einen der Männer packte die Monstrosität mit ihren Zähnen an der Kehle. Nicht einmal ein einziges Stöhnen brachte der Sterbende hervor, denn die Stummheit herrschte über allem und erstickte im Keime den Lärm. Die sterbliche Hülle des Opfers zuckte im Maul grotesk hin und her, während die Kreatur wie ein Wolf unter Schafen durch ihre Reihen raste und einen Menschen nach dem anderen vernichtete. Die grausigen Krallen fuhren dabei nicht durch die Leiber, sondern zerfetzten sie regelrecht in Stücke.

Die ganze Zeit über herrschte eine unnatürliche Stille welche jeden Ton der entsetzlichen Szenerie auslöschte. Es entstand mehr und mehr der Eindruck, dass dieses Gefängnis schon längst nicht mehr ein Teil dieser Welt war. Die Totenstille erdrückte alles. Die Dunkelheit wurde immer stofflicher und schien leise zu flüstern, wobei sie der monströsen Kreatur ein finstres Gewand verlieh. Währenddessen tummelten sich in den Feuern dämonische Fratzen. Die Luft rund um das mordende Ding herum wurde gespickt mit Blut, Extremitäten und Gedärmen. Dieser doch am Anfang recht natürliche Aufstand hatte sich in ein Szenario verwandelt welches schlimmer war als es sich jede Hölle hätte erdenken können.

Schließlich jedoch kapitulierte das unnatürliche Schweigen im Angesicht eines Schusses, der vermutlich durch puren Zufall entstand. Plötzlich waren alle bereit dem Ort des Grauens zu entkommen. Während die Insassen welche dem Monstrum am nächsten waren noch versuchten es mit Schüssen aufzuhalten, da ein Entkommen für sie so gut wie unmöglich war, suchten die anderen Kämpfenden ihr Heil in der Flucht. Sie flohen ans andere Ende des Raumes bei dem ein verschlossenes Tor ihren einzigen Weg in die Freiheit darstellte.

Süßlicher Schmerz durchzuckte den hungernden Körper des finstren Geschöpfes, als die Kugeln in seinen Körper eindrangen. Ein Empfinden dessen Fernbleiben für die Kreatur die schlimmste aller Strafen gewesen war. Wobei es nicht im Geringsten eine Rolle spielte ob die Pein empfunden oder verursacht wurde. Qualen waren das größte Präsent des Lebens, welches an sich das gewaltigste Geschenk überhaupt darstellte. Liebe den Schmerz. Genieße den Schmerz. Jedoch verdienten es nur die Stärksten auch über das Leben zu verfügen. Die Schwächlinge warfen es weg und vegetierten vor sich hin wie dummes Vieh. Der Tod würde sie reinigen. Die Kreatur war sein Priester sowie treuester Anhänger. In seinem Namen würde es sie alle hinfort in die Leere der Vergessenheit spülen.

Blutend und vollkommen durchlöchert brach das Wesen zusammen. Der Geist genoss die Marter, jedoch war er nicht im Geringsten gewillt seinen Körper zu verlassen. Die Handschellen besaßen zu viel Macht über ihn, als dass es seine Wunden von alleine heilen konnte. Allerdings fand sich schnell Abhilfe als das Blut der Gefallenen seine Schuldigkeit ihm gegenüber tat und zischend sowie fauchend auf ihn zufloss. Es fraß sich in seine Wunden, drang in seinen Körper ein und erfüllte ihn mit neuem Leben. Dies war das Mindeste was dieses nutzlose Vieh ihm für das niedermetzeln schuldete. Langsam und behände erhob sich die Kreatur um weiter zu schlachten.

Darauf entbrannte ein einseitiger Kampf. Auf der einen Seite stand die stille Finsternis die in einem Kampf aus Zähnen, Klauen, zerfetzten Leibern und tanzendem Blut bestand. Auf der anderen Seite waren Feuer, Verzweiflung, Stahl und das pure Entsetzen. Jedoch war jedem der Anwesenden klar, wie dieses Gefecht enden würde.

Als sich die automatischen Tore des Gebäudes öffneten trat nur eine Gestalt heraus. Die modrige Luft im Inneren kämpfte mit dem Verwesungsgestank eines Schlachthauses gegen den kühlen Nachtwind an.

Zum ersten Mal seit Ewigkeiten wandelte die Personifizierung des Todes unter freiem Sternenhimmel. Hier wo sie das Böse eigentlich begraben wollten, hatte es sich wie prophezeit erhoben. Ein blutiger Pfad der Rache und Reinheit nahm hier seinen Anfang. Jeder der ihn hatte einsperren lassen wollen würde durch seine Hand niedergemäht werden. Und sobald das Geschöpf seine wahre Macht wiedererlangt hatte würden alle Welten wie früher vor seiner finstren Gestalt erzittern. Tod, Vernichtung und Wahnsinn herrschten in diesem finstren Szenario über die Erde und lediglich die Götter konnten lange genug leben um Zeuge dieses großartigen Zeitalters werden.

Traumwandlerisch schwankte das Monstrum auf eine Kirche zu, welche unerlässlich die Totenglocke läutete. Einem Gefühl folgend, dass sein Pfad dort lang verlief, wollte es dieses Gebäude aufsuchen.

Nun begann eine Zeit des Kampfes und Blutvergießens welche lediglich der Stärkste überstehen würde. Und dieser eine war Azrael.

Fortsetzung folgt…

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Tag der Veröffentlichung: 14.07.2014

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