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Ein Tag wie jeder andere!

Es ist ein Tag wie jeder andere in meinen Leben. Ich bin grade auf den Weg nach Hause, nach der Arbeit soll ich immer sofort nach Hause kommen. Vater macht sich sonst Sorgen. Er denkt, ich würde mich mit irgendjemand rumtreiben oder vielleicht das verdiente Geld ausgeben, das was ihm zusteht, weil er die Arbeit eingeführt hat. Dabei hab ich nach der Arbeit keine Lust jemanden zu sehen, eigentlich will ich niemals jemanden sehen. Ich fühl mich völlig allein auf dieser Welt, denn seitdem meine Mama gestorben ist, als ich fünf war, bin ich allein mit Vater.

 

Wie ist meine Mama gestorben? Es war ein Unfall, ich kann mich gar nicht mehr wirklich dran erinnern. Wir saßen im Auto und mein Papa ist gefahren, ich saß hinter ihm und Mama auf dem Beifahrersitz. Dann ging alles sehr schnell, wir gerieten ins Schleudern und Papa raste in einen anderen Wagen. Mama starb sofort, sie hatte ein Schädeltrauma … alles war voller Blut. Das ganze Auto war in Rot getränkt. Das Fenster war zersplittert und alles schien schwärzer auf dieser Welt zu sein. An das kann ich mich erinnern, an dieses Gefühl in dem Moment alles verloren zu haben, aber das ist auch das einzige, ich weiß auch, dass ich an diesen Tag das letzte Mal meinen Papa gesehen hab. Er ist mit meiner Mama zusammen gestorben und seitdem hab ich einen Vater bekommen. Eigentlich ist er auch nicht mein Vater, wir sind keine Familie mehr, unsere Familie ist mit Mama gestorben. Jetzt sind wir zwei Fremde und er sieht in mir nur noch sein Arbeitstier.

 

Aber ich sollte nicht an die Vergangenheit denken, auch wenn an diesem Tag alles angefangen hat. Ich hab am Anfang gesagt, dass er sich Sorgen macht, wenn ich von der Arbeit nicht nach Hause komme. Aber es wäre grotesk zu sagen, er hätte Angst, dass ich von Männern belästigt werde. Dabei bin ich es doch gar nicht anders gewöhnt.

 

Ich rieche es jetzt noch, wie es an mir klebt, der Männergeruch. Aber heute war es nicht so schrecklich, der Mann war schnell fertig und wollte nicht so oft, deshalb bin ich früher fertig als sonst. Trotzdem es war erschreckend, denn heute habe ich festgestellt, dass ich mich dran gewöhnt hab. Es hat mich nicht schockiert, dass er mit einem Grinsen schon an der Tür stand und mit den Geld vor mir gewedelt hat. Er hatte schon eine Erektion als ich in den Raum trat. Sofort hat er mich angefasst. Mir die Jacke vom Leib gerissen und mich berührt. Aber bevor er es tun wollte, sollte ich ihn ein Blasen und es schlucken. Es ist schrecklich und so was von ekelhaft, wenn sie es verlangen, sie haben ja keine Ahnung, wie abartig das Zeug schmeckt. Am Anfang war es schwierig, aber ich bekam Unterricht darin, ich musste es solange üben, bis ich mich nicht mehr davon übergeben musste.

 

Ja, ich habe Unterricht gesagt, aber dazu komme ich später. Wie gesagt, er, ein älterer Mann Mitte 50, war sonst ziemlich human. Er wirkte sehr schleimig mit seinen kaum vorhandenen zurückgelegten Haaren. Er trug eine große Hornbrille unter der mich große Augen anstarrten, sie waren braun, hatten aber einen leichten grünen Stich. Ich hab mich darauf versteift, den Männern in die Augen zu gucken, ich finde Augen sind schön. Sie zeigen die Seele eines Menschen und man erkennt viel in ihnen. Außerdem mag ich die Muster in den Augen und die verschiedenen Farbtöne, kein Auge ist gleich - nicht mal die eigenen Augen. Es ist einfach unbeschreiblich schön in Augen zu schauen.

 

Aber der Tag ist vorbei und heute brauche ich nichts mehr machen. Nach der Schule soll ich sofort nach Hause kommen und dann steckt mir Vater schon die Adressen zu. Er ist mein Zuhälter. Sein Lieblingssatz ist immer: „Früh übt sich, wer ein Meister werden will!“ Dabei will ich gar kein Meister sein, wer will schon ein Meister in diesem Bereich sein?

 

Ich bin abgestumpft und meine Seele ist gebrochen, ich mach es einfach und probier nicht drüber nach zu denken, wenn ich es tun würde, würde ich zerbrechen. Daher arbeite ich wie eine Maschine, es ist ein Job, nicht mehr und nicht weniger. Ich bekomme Geld dafür mit Männern zu schlafen und Vater vermarktet das Konzept.

Ich hoffe nur, ich muss heute nicht noch mal ran, wenn ich jetzt schon nach Hause gehe. Sollte ich mir einfach Zeit lassen? Nein, das war nicht möglich, Vater hatte immer guten Kontakt zu meinen Freiern, immerhin besorgte er sie mir und wenn er erfahren würde, dass ich schon kurz vor 22 Uhr fertig war, dann würde er ausrasten und mir mit dem Schlimmsten drohen.

 

Das Schlimmste war immer noch, wenn er mich benutzte. Er hat es schon länger nicht mehr getan, meistens ist es seine Bestrafung, wenn ich mit schlechten Noten nach Hause komme oder mit Leuten spreche, die er nicht kennt.

 

Mit fünf fing es an, nach Mamas Tod. Da begann sein Unterricht. Zuerst sollte ich ihn einen runterholen, es war ein komisches Gefühl, aber ich hab es nicht verstanden und da es ihn glücklich zu machen schien, hab ich nie darüber nachgedacht. Er hat mir jedes Mal gesagt, wenn ich irgendwas falsch mache. Es dauerte nur ein Jahr, dann reichte ihn das nicht mehr und ich kam sozusagen in die nächste Klasse. Jetzt sollte ich lernen, was es heißt, einen Mann einen zu blasen. Er war es, der mir das Schlucken beibrachte, es dauerte ganze zwei Jahre bis ich nicht mehr davon brechen musste. Nun war ich also acht Jahre und in seinen Augen bereit für meinen ersten Kunden. Er war dabei, damit diese Kerle nicht weiter gingen, immerhin wurde ich nur für diese Tätigkeit gebucht.

 

Als ich neun war kam der Tag, es war kein besonderer, er meinte, wir würden heute nicht weg gehen, sondern zu Hause bleiben. Ich war so glücklich, hätte ich gewusst, was als nächstes kommt, wäre ich lieber gegangen und hätte tausend fremde Männer ihren verdammten Schwanz abgelutscht, auch wenn das schon schrecklich war. Aber es war nichts im Vergleich zu dem, was er dann mit mir tat.

 

Er ging mit mir in mein Zimmer, legte mich aufs Bett und zog mich langsam aus. Er streichelte mir über meinen Bauch und führte seine Hand dann in meinen Schlüpfer. Dann fing er an, er steckte einen Finger in meine Scheide. Ich fing an zu weinen, ich weiß alles noch haargenau, ich werde es auch niemals wieder vergessen. Er achtete nicht auf mich und legte sich auf mir. Er holte sein Glied raus, welches schon steif war und auf den Gebrauch wartete. Dann tat er es, es war so schmerzhaft und ich weinte ununterbrochen dabei, aber er stöhnte nur, ganze Zeit als er sich auf und ab bewegte, stöhnte er. Es machte ihn Spaß, das Keuchen war lustvoll und er hatte ein gestörtes Grinsen im Gesicht, es kümmerte ihn nicht, dass ich Schmerzen hatte. Es war so abscheulich, stundenlang ging das so. Jedes Mal wenn ich dachte, jetzt ist er doch endlich fertig, begann er wieder von vorne. Am Ende hab ich nicht mehr probiert mich zu wehren, ich ließ ihn einfach machen und dachte, irgendwann wird es vorbei sein. Mein Bett war mit Blutspuren befleckt und ich hatte ungeheure Schmerzen. Als er dann endlich aufhörte und ich mich weg drehen wollte, steckte er plötzlich einen Finger in meinen Po.

 

Was sollte das? Reichte es ihn immer noch nicht? Anscheinend nicht, denn jetzt begann alles von vorne nur halt andersrum. Die ganze Nacht hindurch tat er das. Als er dann doch endlich fertig war, ließ er mich einfach liegen. Am nächsten Morgen, wo ich eigentlich zur Schule sollte, kam er nicht wie sonst in mein Zimmer. Ich dürfte also wenigstens im Bett bleiben. Aber ich war jung und naiv und dachte wirklich in diesem Moment, dass er wollte, dass ich mich erhole.

 

Aber das war nicht der Grund, er wollte an diesen Tag weiter machen. Über eine Woche tat er nichts anderes und ließ mich auch nicht in die Schule gehen. Er hatte einen Bekannten, der Arzt war und mich krankschrieb, ohne Fragen zu stellen, Vater versprach ihn dafür eine Gegenleistung. Diese bekam er auch nach über einen Jahr. Nachdem Vater seine Arbeit getan hatte und mich sozusagen wie ein Pferd eingeritten hatte, dürften andere in den „Genuss“ kommen. Es war krank, aber anscheinend gibt es tausende von Pädophilen, die nur auf Kinder warten. Wieder war mein Vater ganze Zeit dabei und beobachtete die Kerle.

 

Tja, wie nahm er doch seine Rolle als Beschützer ernst, wirklich man sollte ihn ein Orden verleihen. Wie gesagt, deshalb habe ich keine Lust an irgendwelche Typen, ich sehe oft genug welche und obwohl ich erst 16 Jahre alt bin, hab ich schon mehr Typen als nötig, seit über sechs Jahren habe ich mehr als genug von Männern. Überhaupt von der Welt.

 

Aber es hilft nichts, Vater scheint meine Gedanken zu wissen. Immer wenn ich Schluss machen wollte, kam er an und hat es verhindert. Daher ist es zwecklos, ich werde ihm niemals ent…

 

„Natalie, was machst du denn so spät noch auf der Straße?“, ertönte es plötzlich. Ich drehte mich verwirrt um, da mir die Stimme sehr vertraut und bekannt vor kam und ich hatte Recht. Ich erblickte ihn. Einen Mann, den ich sehr gut kannte und das schon seit fast vier Jahren, er kam auf mich zu. Sein sanfter, besorgter Blick hüllte mich ein. Die untergehende Sonne milderte seinen Ausdruck in den Augen nicht. Sie waren so unglaublich, einfach unbeschreiblich. Ich wusste gar nicht, dass jemand solche Augen besitzen konnte. Sie waren blau, aber nicht irgendein blau. Es war ein azurblau, aber nicht nur das, man erkannte ebenfalls das helle Himmelblau. Es war einfach wunderschön, wie diese Augen ein liebevoll ansahen. So als würden sie einen niemals wehtun. Er kam auf mich zu und fragte wieder: „Was machst du denn hier? Wir schreiben doch morgen die Klassenarbeit, müsstest du da nicht noch lernen?“ Richtig, das hatte ich ja schon wieder vergessen, na ja, ich hatte ja noch die Nacht vor mir. Ich sah weiter in seine Richtung und bewunderte das Bild, er stand vor mir und hinter ihm ging die Sonne unter. Die Straße war in einem Rotton gehüllt und leuchtete gleichzeitig orange, das restliche Leben in dieser Ecke blendete ich aus und ignorierte die Menschen.

 

„Natalie? Hörst du mir überhaupt zu?“

„Ja, tut mir Leid, Herr Jensch!“

 

„Du brauchst dich nicht entschuldigen, ich mach mir halt nur Sorgen, bist du mit deinem Vater unterwegs?“, fragte er mich und ich schüttelte gleich den Kopf. Dann sah ich seinen Blick an mir runter wandern und begriff warum. Ich hatte andere Sachen an als wie in der Schule. Vater hat mir andere für die Arbeit besorgt. Ich hatte enge Leggings an und schwarze Lackstiefel, außerdem war ich geschminkt und ich war froh, dass ich die schwarze Lederjacke von Vater an hatte, weil darunter trug ich ein sehr enges mit einem sehr großen Ausschnitt gezierten Oberteil, das sah eher aus wie ein Hauch von Nichts. Oh mein Gott, war mir das peinlich, ich sah aus wie eine … okay, ich war ja auch eine Hure, aber das wusste mein Klassenlehrer doch nicht!

 

„Du solltest so nicht durch die Straßen laufen, schon gar nicht, wenn es so spät ist. Es laufen zwielichtige Gestalten durch diese Gegend!“

 

„So wie Sie?“, haute ich plötzlich raus und erschrak mich über mich selbst. Aber was erwartete ich? Immer wenn ich so aussah wie jetzt, änderte sich mein Charakter, so als baute ich mir immer einen Schutzschild auf sobald die Arbeit losging. Er sah mich verlegen an und kratze sich schüchtern durch seine etwas längeren dunklen Haare. Mit längeren Haaren meine ich, dass sie nicht raspelkurz waren und keine Muster rein rasiert hatten. Wie es heutzutage bei den Jungs in zu sein schien. Man konnte sie verwuscheln, aber ein Zopf konnte man nicht mit ihnen machen. Außerdem trug er eine Brille, die trug er nicht immer, meistens wenn er was vorlas, aber meistens hatte er sie dabei, um sie immer aufsetzen zu können, wenn er irgendwas nicht erkennen konnte. Sie stand ihm wirklich gut und er war echt ein hübscher Mann, er war so völlig anders als die anderen Kerle, die ich jeden Tag aufs Neue traf. Ich mochte ihn einfach unheimlich als Menschen und hatte erstaunlicher Weise keine Angst vor ihn, wenn er näher an mich ran kam als andere Kerle.

 

„Ich weiß, ich treib mich hier auch rum, aber ich würde niemals mich mit diesen Gestalten vergleichen, die immer öfter auftauchen!“

 

Wieder antwortete ich nicht. Sodass ich mir schon dachte, er müsste denken, dass ich total beschränkt bin. Aber das würde er niemals. Ich bin eine Einser-Schülerin, mach keine Probleme und lege mich mit niemanden in der Schule an. Hab keine Freunde und zieh mich völlig zurück, aber wie gesagt belästige ich niemanden, aber mit ihn rede ich trotzdem gerne. Es ist schön einen Mann zu treffen, wo man das Gefühl hat, er denkt nicht nur an das eine. Da tauchten auch schon andere Kerle hinter meinem Lehrer auf.

 

„Was machste da Kai? Haste dir’ne Ablenkung gesucht, süße Kleene!“ Kai? So war also sein Vorname, Kai. Schöner Name, passt zu ihm, aber dieser Typ passte nicht dorthin, warte. Ist das nicht?

 

„Biste nicht Nat?“, fragte er plötzlich erstaunt. Ich schüttelte energisch den Kopf, er war es wirklich, er war ein Bekannter von einem Freier. Er war dabei und Vater hat mich doppelt zum Sonderpreis vermietet, dieser Kerl war pervers und hat mich angefixt und wollte, dass ich ihm versaute Namen gebe. Hoffentlich sagt er nichts, warum hat mein Lehrer mit so jemanden was zu tun?

 

„Lass es gut sein, Ron. Merkst du nicht, dass du betrunken bist? Tut mir Leid, ist mir zwar peinlich aber seine Verwandten kann man sich ja bekanntlich nicht aussuchen. Er ist mein Cousin!“, erklärte mein Lehrer dann und ich atmete durch, daher kannten sie sich also.

 

„Ich werde sie nach Hause bringen, sie kann nicht allein so durch die Straßen laufen. Warte bei mir oder geh nach Hause, okay?“, äußerte Hr. Jensch sich plötzlich. Mir blieb fast das Herz stehen, er würde mich nach Hause bringen? Was sollte ich mit ihm reden? Sollte ich ihn abschütteln, bevor Vater ihn sieht? Aber da hatte er sich schon von seinem Cousin verabschiedet, der wollte noch schnell mit seinen anderen Kumpels zur Kneipe gehen.

„Tja, die Verwandten. Trotzdem frag ich mich, warum du so aussiehst.“

 

„Ich hab mich mit einer alten Freundin getroffen und wir haben uns halt mal aufgedonnert, ist das so schlimm?“, log ich ihn frech ins Gesicht. Da fing er an zu lächeln: „Nein, aber so was zieht nur komische Gestalten an, du solltest dir eher Tipps von erwachsenen Frauen geben lassen, viel ist nicht immer viel!“

 

Wir liefen durch die Straßen und ich schwieg, ich war es nicht gewohnt mit Männern zu reden, meistens ging es sofort zur Sache und ich brauchte mir über so was keine Gedanken machen.

 

„Vielleicht solltest du dich der Klasse etwas öffnen. Du bist ein nettes Mädchen und die Mädels sind auch wirklich nett und zicken sich nicht an. Auch die Jungs sind nicht aufdringlich. Alle haben sich zusammengerauft, aber du scheinst dich von Anfang an von allen ferngehalten zu haben. Das hast du wirklich nicht nötig. Ich würde mich echt freuen, wenn die gesamte Klasse eine Einheit wäre, du würdest bestimmt gute Freunde finden und wärst nicht so allein!“ Er redet eindeutig viel zu gern, aber das ist mir ja schon immer aufgefallen, er war wirklich ein herzensguter Mensch und immer, wenn irgendwas in der Klasse schief lief, machte er sich sofort Sorgen und begann zu schlichten.

 

Ob er überhaupt wusste, dass alle Schülerinnen auf ihn standen? Aber zu verdenken war es ihnen nicht, so einen lieben Mann fand man halt selten. Es ist unglaublich, dass man nie das Gefühl hatte einen Lehrer vor einen zu haben und gleichzeitig Respekt vor ihn zu haben und bei ihm zu lernen. Wer weiß, wie er das schafft, vielleicht hat er ja irgendeinen …

 

„Tut mir Leid, nerve ich dich?“

„Mmh?“, erwachte ich aus meiner Träumerei. Wie unhöflich, hatte er irgendwas gesagt und ich hab ihn nicht zugehört?

 

„Na ja, ich frag dich etwas beziehungsweise rede mit dir und du ignorierst das völlig. Ich kann mir ja vorstellen, dass es einen unheimlich und unangenehm ist, wenn der Lehrer einen nach Haus bringt, wie bei einem Grundschüler. Aber ich mach mir wirklich nur Sorgen und will dich nicht wie ein Kleinkind behandeln, okay?“

 

„Ich mag sie so …“

„Was?“ Oh, mein Gott, hab ich das laut gesagt? Mist, dabei meinte ich seine Stimme und nicht ihn als Person … okay ihn hab ich auch gern, aber ich meinte doch wirklich seine Stimme. Wie kann ich das jetzt nur klarstellen? Man ist mir das peinlich, was denkt er jetzt wohl? Oh Hilfe, ich merke, wie ich rot werde. Kann ich nicht einfach im Erdboden versinken?

 

„Natalie, ich bin dein Lehrer …“

„Ich weiß, ich meinte nicht Sie als Person, obwohl Sie wirklich nett sind! Aber ich meinte Ihre Stimme, sie klingt wie eine rauchige Melodie, so als würden Sie jeden Moment anfangen zu singen!“ Hilfe, ist das peinlich, ich will einfach weg, wieso bin ich auch grade ihm in die Arme gelaufen? Ich will doch gar nichts von ihm, ich will von keinem Mann was, ich mag ihn doch einfach nur. Es ist doch einfach nur erfrischend mal jemanden zu treffen, wo man nicht das Gefühl hat, Angst haben zu müssen. Ich geh einfach schneller und sag, er solle sich keine Sorgen machen und nach Hause gehen. Ja, das mach ich.

 

„Warte doch mal! Ich kann mir vorstellen, dass das alles ziemlich unangenehm für dich ist. Aber ich hatte keine Hintergedanken, ich wollte nur nicht, dass dir was passiert und ich glaube dir, also das mit der Stimme! Das habe ich schon mal gesagt bekommen, also mach dir keine Gedanken. Außerdem kenne ich Schwärmereien von Schülerinnen und du bist zwar auch verplant, aber nicht am Schmachten, zu mindestens nicht so wie die anderen Mädels!“, erklärte er mir doch glatt und somit hatte ich mein Schritttempo schon wieder gemindert.

 

„Sie wissen von der Schwärmerei der Mädels?“, haute ich plötzlich raus. Aber er lächelte mich nur sanft an: „Ja, weiß ich, es ist normal in seinen Lehrer verliebt zu sein. Außerdem bin ich frisch von der Uni. Bin noch keine 30 und somit wie ein Magnet für kleine Schülerinnen. Aber darüber muss man weg sehen, man kennt es ja selbst. Ich hab früher auch hübsche Lehrerinnen angeschmachtet, das gehört mit dazu und man sollte es als Kompliment sehen. Es ist von den Mädchen nicht ernst gemeint, es gehört mit zum Erwachsenwerden und ich werde normal weiter unterrichten, wieso sollte ich es ändern?“

 

Wow, was für ein Mann, wie kann man nur so sein wie er? Ich hab echt nicht das Gefühl einen Mann vor mir stehen zu haben. Ich hab kein bisschen Angst vor ihm und fühl mich wohl, wieso könnte er nicht mein Vater oder wenigstens mein großer Bruder sein, der mich beschützt und vor der Welt bewahrt? Ich find es nicht fair …

„Was ist denn los?“, lag da ein Schrecken in Herrn Jenschs Stimme? Was hatte er, wieso war er so erschrocken und wieso sah er plötzlich so besorgt aus?

 

„Wieso weinst du?“

„Ich mach was? … Oh, stimmt …“ Ich weine, wieso weine ich? Wirklich eine gute Frage, es ist sein gutes Herz, was meine Welt ein bisschen heller werden lässt. Wenn es nur solche Menschen wie ihn geben würde, dann müsste ich nicht mit fremden Männern schlafen und wär vielleicht ein ganz normales Mädchen. Es tut so weh dieser Gedanke, ich kann nicht mehr, ich merke wie meine Beine zittern, ich muss hier schnell weg und nach Hause. Ich darf nicht solange mit ihm zusammen sein, das ist nicht gut.

 

„Es ist nichts, mir geht’s gut.“

„So siehst du aber nicht aus, soll ich mal mit deinem Vater reden? Vielleicht solltest du dich einfach mal von allem erholen und eine Woche zu Hause Kraft tanken!“

 

„Nein!“ Als würde ich dann Ruhe haben, die Schule ist doch der einzige Ort, wo ich wirklich Ruhe habe und nichts machen brauche.

 

„Aber es würde dir gut tun …“

 

„Ich habe nein gesagt! Es ist meine Entscheidung und ich will nicht zu Hause bleiben!“

„Natalie, was machst du da?“, hörte ich eine mir ebenfalls bekannte Stimme. Oh mein Gott, es war Vater und er sah mich sauer an. Er durchbohrte mich förmlich mit seinen Blick. Wieso kullerten mir auch Tränen übers Gesicht und Herr Jensch stand besorgt vor mir und streichelte meine Schulter. Jetzt würde er ausrasten, was soll ich bloß machen?

 

„Sind Sie nicht der Klassenlehrer von Natalie?“

„Ja bin ich! Sie sind ihr Papa, freut mich Sie kennen zu lernen!“

„Wieso sind Sie mit meiner Tochter alleine unterwegs und stehen vor ihr, während sie weint?“

„Es ist alles in Ordnung, er wollte nur, dass ich sicher nach Hause komme!“ Hoffentlich hört er auf zu Fragen und hoffentlich hält Herr …

 

„Ich hab sie auf der Straße getroffen und da sie ziemlich reizend für junge Herren aussieht und ich nicht wollte, dass Schüler von mir nachts Gefahren ausgesetzt sind, wollte ich sie sicher nach Hause begleiten!“

War ja klar, wieso redet der Typ einfach so gern? Vielleicht ist er ja in Wahrheit eine Frau. Hoffentlich hakt Vater nicht weiter nach.

 

„Ich weiß auch nicht, warum meine Tochter so aussieht. Hab ich dir nicht gesagt, du sollst dich nicht mit der treffen? Sie verdirbt dich nur, wenn ich dich noch mal so auf der Straße treffe, bekommst du Stubenarrest, verstanden? Bedank dich bei deinen Lehrer, wir machen uns dann auf den Heimweg!“

 

Hilfe, er ist sauer. Ich hoffe nur, er bestraft mich nicht, bitte lass ihn mich nicht bestrafen. Ich hasste es mehr als alles andere, wenn er mir Gewalt antat. Wieso konnte er nicht einfach zu hauen? Wieso musste er mich missbrauchen? Ich will nicht nach Hause, ich will nicht … wieso hilft mir denn keiner?

 

„Seien Sie nicht so streng, wir waren doch auch mal jung und haben getestet, was wir machen können und was nicht! Ihre Tochter ist wirklich eine gute Schülerin, sie ist die Beste in der Klasse und ein sehr liebes Mädchen. Sie wollte Ihnen bestimmt keinen Ärger machen und ich glaube, vielleicht wollte sie sehen, wie es ist, mal in eine andere Rolle zu schlüpfen!“

 

„Macht sie keine Dummheiten in der Schule?“, fragte Vater in einem strengen Tonfall und Herr Jensch lachte sanft: „Nein, sie macht keinen Ärger. Sie passt im Unterricht brav auf und schreibt sehr gute Noten. Alle Lehrer sind begeistert von ihr und auch ihre Klassenkameraden respektieren sie. Sie ist wirklich ein gutes Kind! Sie sollten stolz auf sie sein!“

 

„Okay, danke für die Information und vielen Dank für Ihre Mühe. Noch einen schönen Abend, wünschen wir Ihnen, oder Natalie?“

 

„Mmh-mmh!“, nickte ich schnell. Herr Jensch war wirklich besonders, er hatte Vaters Zorn verfliegen lassen. Ich glaube, Vater wird mich heute nicht bestrafen, er würde mich in Ruhe lassen. Zum Glück war Herr Jensch dabei. Wie er lieb meinen Vater die Hand reicht und ihn sanft anlächelt, er ist wirklich ein einzigartiger Mensch. Oh, er wendet sich mir zu, sein sanftes Lächeln verfliegt nicht und auch mir reicht er liebevoll die Hand. Zaghaft hebe ich meine Hand. Wie warm seine ist und zart. Er hat große Hände, er kann meine locker umschlingen, diese Hände würden einen niemals wehtun. Ich mag sie, sie würden einen beschützen. Ich lächelte sanft zu ihm und merke, dass mir warm wird, ich hoffe nur, dass ich nicht rot geworden bin und dann ist die Verabschiedung schon vorbei und er winkt noch einmal bevor er um die Ecke biegt.

 

„Hör auf so dämlich zu lächeln!“, drang ein Brummen in mein Ohr.

„Tut mir Leid!“

 

„Was machst du schon hier?“ Er packte mein Arm und wir gingen nach Hause, ich erklärte es ihm. Aber ich merkte, dass er sauer war. Aber an Bestrafung schien er nicht zu denken. Ich hab auch ehrlich keine Lust darauf. Ich erzählte von der Klausur, die morgen bevorstand und er hörte desinteressiert zu und nahm es zur Kenntnis. Er brachte mich in mein Zimmer, brachte Fertigessen, diesmal war es Nudeln mit Tomatensoße aus der Dose, nicht besonders lecker, aber man konnte es Essen. Dann dürfte ich lernen. Ich war froh über den Ausgang, Herr Jensch hatte sogar bei Vater einen positiven Eindruck hinterlassen. So, dann werde ich mal anfangen zu lernen, immerhin habe ich dadurch heute frei und muss keinen Mann mehr befriedigen. Immerhin hatte ich bei diesem Akt bis jetzt noch nie das Bedürfnis gehabt, dass Geschlechtsverkehr was Schönes ist. Es war komisch Liebesfilme oder Romanzen zu lesen, wo es als was unglaublich schönes beschrieben wurde, aber vielleicht war es was anderes, wenn man was für die Person empfand, ich hatte keine Ahnung und werde es wohl niemals rausfinden. Wer braucht schon einen Mann? Ich bin schon froh, wenn ich irgendwann nicht mehr in einem Männerbett liegen muss.

 

Aber woran denke ich da? Jetzt ist Lernen angesagt, also morgen ist Deutsch. Ich mag Deutsch ein schönes Fach und ein guter Ausgleich zu Mathe, beide Fächer machen mir Spaß und es verbindet Logik und klare Strukturen mit völliger Gedankenfreiheit und subjektiver Bewertung. Sie sind beide vollkommen unterschiedlich und sich dennoch ziemlich ähnlich. So, dann fang ich mal an …

 

Völlig anders als erwartet

 

Tja, nun sitze ich in der Schule und bearbeite meine Klausur. Herr Jensch hat mich liebe­voll begrüßt und gefragt, ob gestern wirklich alles in Ordnung war. Er macht sich wirklich viel zu viele Gedanken, aber genau das zeichnet ihn als Lehrer unglaublich aus.

Es verging die Zeit und schon war die Klausur auch schon wieder vorbei und der Alltag ging weiter.

 

„Na, Natty, wie fandest du die Arbeit?“ Was will er eigentlich von mir? Wieso kommt er immer an gerobbt und probiert Smalltalk mit mir zu führen. Er müsste doch langsam mer­ken, dass ich ihn seit einem halben Jahr ständig abwimmle, aber anscheinend checken Jungs so was nicht. Oh nein, da kommt auch schon Sophie. Sie ist total in Rob verknallt, aber der Idiot kriegt das nicht mit und schmachtet mich ganze Zeit an.

 

„Na? Plauscht ihr beide wieder?“ Da ist es wieder, dieses gekünstelte Lächeln, es scheint ihr jedes Mal weh zu tun, wenn Rob mit mir spricht, aber sie braucht sich keine Sorgen machen. Ich will nichts von ihren Liebsten.

 

„Ja, Natty will diesmal mit kommen zu unseren Campingausflug, oder?“ Jetzt strahlt er auch noch so was von dumm. Wieso mag der mich nur so, ich rede doch so gut wie kein Wort mit ihm. Außerdem hass ich es, wenn er mich „Natty“ nennt.

 

„Kommst du wirklich mit?“, fragte Sophie gespielt fröhlich. Ich kann das nicht mehr, ich muss hier weg. Einfach nur weg: „Tut mir leid, ich muss kurz …“

 

„Redet ihr über den Campingausflug?“

„Ja, haben Sie es regeln können, dass er nächste Woche stattfindet?“ Was? Ich versteh nur Bahnhof, hab ich geschlafen? Seit wann soll das denn ein Klassenausflug werden?

 

„Ich hab mit der Schulleitung gesprochen, es kann nur ein Ausflug in der Schulzeit wer­den, wenn alle Schüler mitmachen und während der Tour der Stoff vermittelt wird, den ihr sonst verpassen würdet. Aber ich habe schon eine schicke Einrichtung gefunden, wo das mit Spaß angegangen wird!“

 

„Cool, Sie sind echt der Beste Herr Jensch!“ Nein, ist er nicht, er kann so was doch nicht einfach bestimmen. Ich kann bei so was doch gar nicht mit, was mach ich denn jetzt?

 

„Natalie? Geht es dir nicht gut?“

„Nein, schon in Ordnung!“, murmelte ich und sah dann auch schon wieder in die besorgten Kulleraugen von Herrn Jensch.

 

„Soll ich dir helfen?“

 

„Lass mich bitte einfach in Ruhe!“ Wieso will er mich immer berühren? Kann Rob nicht einfach zu Sophie gehen? Sie ist doch ein hübsches Mädchen, ihre langen blonden Haare waren leicht gewellt und schmeichelten ihr sanftes Gesicht. Außerdem waren ihre Augen in einen schönen smaragdgrünen Ton gehaucht und stachen besonders hervor, sie war wirklich hübsch. Was wollte er also von mir? Meine Haare waren viel kürzer und dunkel­braun. Meine Augen zeigten sich je nach Einwurf der Sonne und meiner Stimmung in un­terschiedlichen Farben. Jedoch wirkten sie für mich stumpf und ohne jeden Glanz, sie wa­ren mit einem grünen Ring umrandet und auch die Pupille wies einen grünen Ring auf, sonst waren meine Augen hellblau mit leichten grauen Schattierungen. Ich fand sie trotz­dem kalt und nicht ansatzweise so voller Leben und Ausdruckskraft wie Sophies. Wieso ließ er mich also nicht einfach in Ruhe? Ich will hier einfach nur weg. Lasst mich bitte ein­fach gehen.

 

„Natalie, du kannst auch sagen, wenn du nicht willst, du brauchst dir auch keine Sorgen machen, ich werde es schon klären, dass die Klasse trotzdem fahren darf, somit brauchst du keine Schuldgefühle aufbauen!“, hörte ich die Stimme sanft vor mir. Wieder Herr Jensch, er schien auch gar nicht mehr zu verschwinden. Ich nickte einfach und ging aus dem Raum.

 

Auf Toilette wird mir schon keiner folgen und die Pause geht nur noch 10 Minuten, so­lange kann ich mich dort verkrümeln und dann wieder zum Unterricht gehen. Wieso muss das auch alles so kompliziert sein, ich weiß einfach nicht weiter.

 

„Natalie?“

Was soll das denn jetzt schon wieder? Kann ich nicht mal in Ruhe auf Toilette gehen? Wieso folgt sie mir?

„Du willst nichts von Rob, oder?“

 

„Nein, will ich nicht!“ Man jetzt hab ich auch noch Sophie angezickt, sie kann doch nichts dafür, sie weiß doch nicht, warum ich so bin. Sie macht sich doch nur Sorgen ihre Schulliebe zu verlieren, ich bin so blöd.

„Du weißt, dass er auf dich steht?“

 

„Ich weiß auch, dass du auf ihn stehst, und?“ Man, warum kann ich nicht einfach meine Klappe halten? Geh doch einfach weg, dann kann ich nichts Gemeines sagen!

 

„Ich weiß, ich glaub das weiß fast jeder!“

„Was willst du dann von mir?“ Ich machte meine Klotür auf, sie war mit Schriftzügen vollgeschmiert und sah schon alt aus. Vor der Tür stand sie und starrte mich verlegen an.

 

„Ich will einfach nur wissen, ob du wirklich nichts von ihm willst? Weil er ist doch nicht hässlich und lieb ist er auch zu dir. Verständnisvoll und immer am Umwerben, was passt dir dann an ihm nicht?“

„Ich bin nicht fürs Verkuppeln geeignet, also lass es, okay?“

 

„Ist er nicht dein Typ?“

„Was willst du von mir Sophie? Willst du wirklich, dass ich ihn an mich binde und ihn dir entreiße?“, platzte es plötzlich aus mir raus. Da kullerten Tränen aus Sophies großen, sanften grünen Augen. Ein Schluchzen drang mit ihrer lieblichen Mädchenstimme in mein Ohr: „Ich kann nicht mehr, ich will ihn einfach vergessen, aber ich schaff es nicht. Wenn er eine Freundin hätte, dann würde ich ihn vielleicht endlich vergessen …“

 

„Tut mir Leid, aber ich will nichts von Rob …“

„Aber …“

 

„Du meinst, es wär dir lieb, wenn du ihn endlich vergessen kannst?“ Ein zaghaftes Nicken war von ihr wahrzunehmen. Was sollte ich nur machen? War Liebe wirklich so kompli­ziert? Ich lief an ihr vorbei: „Ich gucke, was ich machen kann!“

 

Schnell wieder in den Raum und da lauerte er auch schon wieder. Er mit seinen fesselnden haselnussbraunen Augen und blonden Haaren. Es war selten, dass blonde Jungs so stark wirkende braune Augen hatten. Hübsch war er wirklich, aber mich interessierte das nicht. Hinter mir bemerkte ich Sophie, die sich die Tränen wegwischte und ich lief auf Rob zu. Ist doch egal, wenn ich ihr dadurch etwas helfen kann. Dann mach ich das halt, wär ja nichts Neues für mich, mit jemanden zu schlafen, den ich nicht liebe.

 

„Okay, von mir aus tue ich dir den Gefallen und gebe dir eine Chance!“

 

„Was?“ Ich ging weiter und sah wie er zu Sophie stürmte und hörte nur noch: „Hast du das gehört? Ich glaube ich habe eine Freundin, das ist so super, ich danke dir Sophie! Du bist echt die Größte!“ Er umarmte das Mädchen und bemerkte nicht die Trauer in ihren Augen und den Schmerz in ihrer Stimme. Sobald sie ihn vergessen hatte, würde ich ihn wieder ziehen lassen, ich werde Sophie helfen, sie ist ein Mädchen, die ich echt gerne als Freundin hätte. Aber man sollte mit Freunden über alles reden können und das, werde ich niemals mit jemanden machen können, auch wenn ich es noch so sehr wollen würde. Aber ich kann probieren ihr zu helfen, ich hoffe nur, dass ich dadurch keinen größeren Schaden anrichte und sie sich bewusst ist, was sie von mir verlangt hat.

 

„Ich werde mit Vater reden und dann wenn es geht mit zur Campingtour kommen!“

„Das freut mich, wenn irgendwas sein sollte, kann ich auch mit deinen Papa reden, ich hab ihn ja hoffentlich gestern klar gemacht, dass du eine super Schülerin bist!“, lächelte Herr Jensch wieder sanftmütig und mir wurde warm ums Herz. Langsam bekam ich Angst, mochte ich meinen Lehrer?

 

Vielleicht ist das gar nicht nur Zuneigung, weil er einfach anders war als alle anderen, son­dern, weil er mein Herz höher schlagen ließ. Aber nein, das konnte nicht sein. Er war doch mein Lehrer und ein Mann und Männer waren im Grunde ihres Wesens alle gleich und dachten immer an das eine. Ich sollte das schnell vergessen und verdrängen.

 

„Darf ich neben Natty sitzen?“, drang es auch schon laut durch den Klassenraum. Es war Rob, der übers ganze Gesicht strahlte.

 

„Mh, wenn sie nichts dagegen hat und ihr nicht quatscht, warum nicht?“, antwortete unser Lehrer nur fröhlich. Rob starrte mich hoffnungsvoll an, ich spürte die Blicke der gesamten Klasse und sah dann hinter Rob Sophie stehen, die mich regelrecht anflehte, den Jungen ihres Herzen neben mir sitzen zu lassen. Ich nickte also und merkte die Erleichterung in Sophies Gesicht. Sie schien es wirklich ernst zu meinen, dass sie Rob vergessen wollte. Also werde ich ihr dabei helfen. Auch wenn ich dadurch weiter meine Seele kaputt mache, aber sie ist ein fröhlicher, lebenslustiger Mensch, der dieses nicht verlieren soll.

 

Was hatte ich mir nur eingebrockt, Rob war hellauf begeistert von mir, was sah er nur, wenn er mich ansah? Ich verstand den Jungen einfach nicht. Aber was soll’s der Tag war endlich vorbei und ich musste nicht mehr neben ihn sitzen. Ich ging aus dem Raum und hörte, wie er hinter mir etwas rief, ich verstand aber nicht was. Da stand auch Sophie schon hinter mir: „Danke schön!“

 

„Schon in Ordnung!“

 

„Du wirst sehen, dass er ein ganz lieber Kerl ist und er wird dich wirklich glücklich ma­chen, ich finde jemanden, der mich sieht und nur in mir die Erfüllung findet, er scheint es nie gewesen zu sein!“, lächelte sie traurig aber trotzdem erleichtert.

 

„Gut, du bist noch nicht weg!“, keuchte jemand hinter uns.

 

„Ich lass euch mal alleine!“, meinte Sophie leise und ging. Nun stand ich mit Rob allein in der Schule. Aber lange Zeit zum Nachdenken hatte ich nicht, ich musste nach Hause.

 

„Wo wohnst du eigentlich?“

„Das geht dich nichts an!“

„Ich wollte dich doch nur nach Hause bringen, oder willst du das nicht?“

„Was willst du eigentlich von mir?“

 

„Ich will dich retten!“ Dieser Satz erschütterte mich, sodass ich stehen blieb und ihn ent­setzt anstarrte: „Wovor?“

 

„Deine Augen … sie sind einsam und sehen immer traurig aus. Ich will dich einmal richtig lachen sehen, du hast so ein wunderschönes Gesicht, jedoch sieht man darauf nie was Glückliches. Ich will das ändern, ich helfe dir glücklich zu werden und gemeinsam können wir alles erreichen!“

 

„Ich bin kein kaputter Ball, den du flicken kannst!“

 

„Aber ich hab heilende Hände, die dich aufheben können, wenn du fällst. Ich will dich aufheben, immer wenn ich dich sehe, rast mein Herz. Du bist was ganz besonderes! Ich liebe dich!“ Der Junge meinte es wirklich ernst, ich verstand es nicht, aber er meinte es ernst, da sah ich Herrn Jensch. Er schien das Gespräch gehört zu haben. Er stand an der Klassenraumtür und tat so, als würde er was suchen oder überlegen. Er schien so, als würde er uns nicht stören wollen. Besonders, ja es gab besondere Menschen, er war einer. Aber ganz bestimmt bin ich kein besonderer Mensch!

 

„Ich liebe dich wirklich, bitte gib mir eine Chance es dir zu beweisen, ich werde dich glücklich machen!“

„Ich dich aber nicht! Man kann mich nicht glücklich machen!“

 

„Doch, du hast nur Angst, aber das brauchst du nicht. Vor dem Erwachsenwerden, brauchst du keine Angst zu haben! Du hast deine Mama früh verloren stimmt’s?“

 

„Wie kommst du darauf?“

 

„Weil immer nur dein Vater bei Veranstaltungen auftaucht und du nie über deine Mutter redest. Ich sehe in dir Ähnlichkeiten zu meiner Vergangenheit. Bloß bei mir ist mein Vater abgehauen, nach diesem Verlust waren wir echt fertig, aber solange die Familie zusam­menhält, kann man alles schaffen. Wir sind zusammen gewachsen und stützen uns gegen­seitig. Genauso wie dein Papa auf dich aufpasst, ich sehe immer seinen wachsamen Blick, wenn er zur Schule kommt, er hat bestimmt wahnsinnige Angst dich auch zu verlieren und würde dich vor allen Kummer dieser Welt bewahren!“ Was für ein Idiot … nein, er wusste es ja nicht besser, aber warum sagt er dann so einen Mist? Er hat einfach keine Ahnung, er sieht doch nur die äußere Schale, wenn er genauer hingucken würde, würde er es erkennen. Da hob er auch schon sein Arm und streichelte durch mein Haar, ich zuckte zusammen und stieß den Arm weg: „Lass das!“

 

„Tut mir leid, ich wollte nur …“

 

„Ich weiß, lass es einfach!“, wiederholte ich. Er sollte mich nicht anfassen, niemand sollte mich anfassen. Er verstand rein gar nichts, aber ich wollte Sophie nicht enttäuschen, ich musste ihn also solange an der Nase rumführen bis Sophie eine neue Liebe gefunden hatte. Ich hoffe, das wird bald passieren.

 

„Ich geh jetzt nach Hause, wir sehen uns morgen, okay?“

 

„Kann ich dich nicht nach Hause bringen?“ Man wieso ist der so hartnäckig? Er hat doch keine Ahnung, er weiß nicht, mit wem er hier spricht. Ich bin doch nur eine leere Hülle ohne Seele. Ich bin einfach kaputt und er bekommt es gar nicht mit! Ich gehe einfach und er wird es verstehen, hoffe ich zu mindestens.

 

„Warte doch!“ Aua, was soll das? Er soll mich loslassen!

„Lass los! Du tust mir weh!“

„Entschuldige, ich wollte nicht so fest zu drücken, aber …“ Oh nein, er beugt sich zu mir vor mit geschlossenen Augen. Ich kann das nicht.

 

„Rob, lass es etwas langsamer angehen!“, ertönte plötzlich eine Stimme hinter den Jungen. Es war unser Klassenlehrer.

 

„Herr Jensch!“

„Alles in Ordnung?“

„Nein, lasst mich einfach in Ruhe!“ Weg, ich will einfach weg und stürmte los!

„Natty!“

 

Weg, ganz weit weg. Ich will doch einfach nur weg von Menschen, wieso sind sie überall? Wieso bin ich auf dieser Welt, was suche ich hier? Wieso hätte ich nicht an Mamas Stelle sterben können, wieso quält man mich so? Ich will nicht mehr…ich kann nicht mehr!

Die Bestrafung

 Ich rannte nach Hause und achtete nicht auf die beiden Männer hinter mir. Als ich zu Hause ankam, wartete aber schon Vater im Flur.„Beeil dich, heute ist Bruno dran! Wenn du deine Sache gut machst, erhalten wir kostenlos ein neuen Wagen!“

 

„… Können wir heute nicht …?“

„Nein, los jetzt!“ Ich will nicht, wieso lassen sie mich nicht alle in Ruhe, ich will doch ein-fach nur meine Ruhe: „Ich will aber nicht …!“

„Was?“„Bitte, ich will heute nicht. Können wir heute nicht mal …?“

„Werd nicht frech, zieh dich endlich um!“

 

Es purzelte plötzlich aus mir raus: „Ich will aber nicht, ich hab heute keine Lust!“

„Für so was braucht man keine Lust. Es ist deine Arbeit und die erledigt man!“, ertönte er sauer, aber ich hörte nicht auf: „Nein, es ist mein Körper und ich will heute nicht! Bitte, lass es doch heute einfach gut sein … bitte!“

 

Ich konnte nicht mehr, es kullerten Tränen über mein Gesicht, ich wusste nicht warum ich so fertig war, aber ich wollte und konnte einfach nicht mehr, ich hatte keine Ahnung, ob er mir das durch gehen lassen würde.

 

„Du ziehst dich jetzt gefälligst um!“

„Aber …!“

 

Da sauste auch schon seine Hand über mein Gesicht. Es schallte heftig und ich spürte Schmerzen auf meiner Wange.„Muss ich dir erst wieder Manieren beibringen? Schon vergessen, dass es bei mir kein Nein gibt?“ Da schnallte er seinen Gürtel auf. Nein, das hab ich nicht gewollt, ich fing an zu schluchzen: „Nein, es tut mir Leid … bitte, mach es nicht! Ich zieh mich auch sofort um, bitte nicht …“

 

Ich sah in seinen Blick den puren Hass und nach den Gürtel öffnete er seinen Knopf und seinen Hosenstall. Ich wollte nicht und stand schnell auf, ich wollte flüchten. Er zog an meinen Haaren: „Du kleine Schlampe bist viel zu frech, dafür erhältst du deine Strafe!“ Er riss mir meine Hose auf, knallte mich gegen die Wand und berührte sein Glied. Er steckte ihn in mir und tat mir weh. Es tat so höllisch weh, ich hatte keine Lust und sperrte mich dagegen, wodurch es nur noch mehr weh tat, ich schrie auf und konnte nicht mehr, aber Vater ließ nicht nach. Er missbrauchte mich mitten im Flur und nahm keine Rücksicht, ganze Zeit hörte ich sein Gestöhne und spürte seine Hände an mei-nen Brüsten. Ich wehrte mich nicht mehr und ließ es mir gefallen, weil ich eh nichts dage-gen ausrichten konnte. Es war schrecklich. Ich hasste es, was sollte ich machen? Ich konnte nicht mehr, ich wollte nicht mehr, bitte lass es doch endlich aufhören.

 

„Bitte … bitte hör auf Papa!“, schniefte ich und sackte zusammen. Vater ließ von mir ab und starrte mich an: „Hast du endlich verstanden? Widersetz dich mir nie wieder kapiert?“ Ich nickte erschöpft und hielt mir schmerzvoll meinen Unterleib. Eine halbe Stunde rührte ich mich nicht von der Stelle. Ich fühlte mich dreckig und wollte mich waschen, aber egal wie oft ich mich auch wusch und wie doll ich mich schrubbte, dieses Gefühl wollte nicht vergehen. Wieso war das nur alles passiert? Da klingelte es an der Tür und ich konnte mich nicht von ihr wegbewegen. Vater lief an mir vorbei zur Tür und öffnete sie. Nein, ich ahnte schlimmes als der Besuch eintrat. Es war Bruno. Vater hatte ihn wohl angerufen.

 

„Ach mich stört ihre Verfassung nicht, ich bin geil und sie weiß, wie sie es mir besorgen muss!“, grinste Bruno ekelhaft. Ich hasste Bruno. Er war ein großer kräftiger Mann und er hatte einen egoistischen Blick. Die Augen waren blau mit braunen Zügen. Jedoch habe ich niemals einen anderen Menschen gesehen, der so hässliche Augen hatte wie dieser Mann. Außerdem war er so schwer, dass ich unter ihn immer beinahe erstickte und sein Penis war viel zu groß, er tat immer ungeheuer weh und ich wusste, dass es diesmal besonders schmerzen würde. Er packte mein Oberteil und zog mich hoch. Ich sah zu Vater: „…Bitte … bitte …!“

 

Aber er ignorierte mich und ich wurde in mein Zimmer geschleift. Dort wurde ich bis in die Nacht durchgenommen, am Anfang schrie ich vor Schmerz, aber niemand half mir. Am Ende gab ich den Kampf auf und ließ ihn einfach machen. Irgendwann würde er fertig sein und ich hätte meine Ruhe.Als endlich alles vorbei war, saß ich am Fenster und schaute in den Sternenhimmel. Sie leuchten so wunderschön und geben einen Kraft, jedoch sind sie Meilen entfernt und strahlen zwar, helfen einen aber nicht. Wie gerne wäre ich ein Stern, ganz weit weg von dieser Welt und einfach nur da, um in der Dunkelheit zu leuchten.

 

Die ganze Nacht wachte ich am Fenster und tat kein Auge zu. Immer wenn ich die Augen schloss, sah ich Vaters Glied und spürte die Schmerzen. Am nächsten Morgen fuhr er mich mit dem neuen Wagen zur Schule. Er war stolz auf den Wagen, den ich verdient hatte, aber ich wollte davon nichts wissen. Ich wollte auch nicht in die Schule. Aber da er wusste, dass ich heute nicht in die Schule gegangen wäre, hat er mich hingefahren.„Natty, da bist du ja!“

 

Nein, bitte nicht! Rob stand am Schuleingang und strahlte in meine Richtung.„Wer ist das?“, fragte Vater. Ich schüttelte den Kopf, aber da kam Rob schon angestürmt: „Sie sind bestimmt Nattys Vater. Hat sie Sie schon gefragt, ob sie nächste Woche mit der Klasse zum Campen darf?“

„Campen?“

„Ja, wir fahren Campen. Eine Woche und auf der Tour lernen wir Schulmaterial, es ist wie eine lernreiche Klassenfahrt und Natty meinte, sie würde Sie fragen!“„Bist du ihr Freund?“

 

Rob lief rot an und fing an zu stammeln: „Na ja, sie ist ein tolles Mädchen und ich hab sie sehr gern. Ich bewundere Sie, dass Sie sie so gut erzogen haben, so ganz alleine!“

„Aha, willst du heute nicht zu uns kommen?“

„Was? Darf ich?“ Oh nein, Vater bitte, tu mir nicht auch noch das an. Bitte nicht. „Klar, ich kann euch beide von der Schule abholen, Natty schwärmt auch immer von einem Jungen aus der Schule, jetzt lerne ich ihren Freund auch endlich kennen!“ Ich stieg aus den Wagen und wollte in die Schule gehen, aber Vater hielt mich fest: „Willst du den jungen Mann nicht begrüßen?“ Ich sah zu ihm und Vater grinste: „Tja, dann könnt ihr euch heute Nachmittag richtig kennen lernen!“ Ich wusste es, Vater zwang mir auf, mit Rob zu schlafen.

 

„Bis später dann!“„Ach ja und du darfst Campen fahren, immerhin hast du gestern dich so nett um deinen Onkel gekümmert!“, wieder huschte ein fieses Grinsen über Vaters Gesicht. Ich konnte nicht mehr. Wieso war das Leben nur so verdammt beschissen? Einfach weg hier! Einfach durch den Torbogen und den Schulhof entlang zum Haupteingang.

 

„Dein Vater ist wirklich ein netter Mann!“, hörte ich hinter mir Rob. Er war mir hinterher gehechtet und hatte mich eingeholt. Wenn Vater in seinen Augen so nett war, könnte er ihn gerne haben, ich würde ihn Vater schenken. Dann müsste ich beide nie mehr wieder sehen!

 

„Natalie! Guten Morgen!“

„Guten Morgen!“, lächelte ich traurig Sophie entgegen, die glücklicher wirkte. Sie schien meine Stimmung zu bemerken und fragte: „Hast du irgendwas?“ Ich schüttelte schnell den Kopf: „Nein, es ist alles in Ordnung, wirklich!“ Wir liefen in die Schule und in Richtung unseres Klassenraums. Dort setzte ich mich gleich auf meinen Platz und hoffte, dass der Schultag nicht vorbeiging und ich einfach hier sitzen bleiben konnte. Zwischendurch schaute ich aus dem Fenster. Es war ein schöner Anblick. Der Himmel strahlte hellblau und die Sonne schien. Jedoch waren auch Wolken zu sehen, die wanderten über den Himmel. Es sah wirklich atemberaubend aus, es wehte der Wind, das erkannte ich daran, dass die Äste der Bäume sich bewegten.

 

Wie liebte ich dieses Schauspiel der Natur. Da tauchte auch schon ein Rabe auf, der sich auf einen Ast setzte und sein Gefieder putze. Ein hübsches Tier. Schwarz und dennoch voller Anmut. Sein Gefieder glänzte im Sonnenlicht und seine schwarzbraunen Augen klimperten in meine Richtung. Ob er bemerkt hatte, dass er von mir beobachtet wurde? Nun starrte er mich auch an, er breitete seine Flügel aus und flog los. Ich wollte nichts sehnlicher als mit ihm mitfliegen, wieso konnte ich kein Vogel sein und vor dem Leben weg in eine andere Welt fliehen? Wieso musste ich mein Leben auf diese Art führen?„Hörst du überhaupt zu?“, hauchte es plötzlich in mein Ohr, ich zuckte zusammen und wandte mein Blick in die Richtung der Stimme. Rob sah mich an und fragte wieder: „Hast du gerade geträumt?“

 

„Rob, das ist doch meine Sache!“

„Wieso hast du dein Vater gestern eigentlich nicht gefragt, er hat doch sehr positiv reagiert!“

„Das geht dich nichts an!“

„Tut mir Leid, wenn ich dich nerve, sag es doch einfach!“

„Es tut mir Leid, wenn ich die werten Herrschaften mit meinem Unterricht langweile!“, ertönte es plötzlich.

 

Es war unser Physiklehrer, der es nicht ausstehen konnte, wenn jemand während seines Unterrichts quatschte.

 

„Noch einmal und ihr erhaltet beide eine Verwarnung!“ Rob schwieg, endlich hatte ich meine Ruhe und beobachtete nun unseren Lehrer, wie er Formeln an die Tafel schrieb. Manchmal quietschte der Stift und die dösenden Schüler schienen dadurch immer geweckt zu werden. Mein Blick wanderte nach einer ganzen Weile zu der Uhr, die über der Tafel hing und da stellte ich auch schon fest, dass es in einer viertel Stunde klingeln würde. Da wurde ich auch schon an gestupst. Es war Rob, der mir ein Zettel zuschob. Ich nahm ihn und begann zu lesen> Darf ich deine Hand anfassen oder dich in der Pause küssen? < Was sollte das denn? Ich musste hier weg, ganz schnell. Aber wo sollte ich hin. Ich starrte kurz zu Rob und schüttelte den Kopf, dann stand ich auf.„Was ist los?“, fragte Herr Dackter.

 

„Mir geht’s nicht so gut. Ich würde gerne frische Luft schnappen!“

„Ich begleite sie!“, ertönte es sofort, es war aber nicht Rob, sondern Sophie die ebenfalls aufgesprungen war. Herr Dackter nickte und ließ uns beide gehen.

 

„Also geht es dir doch nicht gut!“, stellte sie geknickt fest, als wir aus dem Raum waren. Ich nickte nur flüchtig.„Ich hab gar nicht an dich gedacht, ich dachte, du würdest auch was für Rob empfinden und würdest dich nur mir zu liebe zurück halten. Ich hab von Anfang an gemerkt, dass du mich jedes Mal traurig angesehen hast, wenn Rob dich angesprochen hat. Daher war mir klar, dass du es wusstest. Meine Vermutung war es, dass du mir nicht weh tun wolltest. Aber du musst nichts machen, was du nicht willst. Okay? Ich danke dir trotzdem für deine Mühe!“, lächelte sie mich freundlich an und ich spürte Herzlichkeit in ihrem Blick.„Ist schon in Ordnung, Vater scheint ganz begeistert von Rob zu sein!“

 

„Nein, es ist nicht okay, du darfst doch nicht mit jemanden zusammen sein, um andere glücklich zu machen, du musst an dich selbst denken und die Person wählen, die du liebst und zu der du dich hingezogen …“ Da sprang auch schon die Tür auf und Herr Jensch trat aus den Raum. Man was war das nur für ein hübscher Mann.„Was machen Sie denn hier?“, fragte ich ruhig und er lächelte mich sanft an, streckte seinen Zeigefinger aus und zeigte auf ein Schild, das neben der Tür an der Wand hing: „Hier ist das Lehrerzimmer!“

 

„Ach so, hab ich vergessen!“, stammelte ich. Man wie peinlich, wieso hau ich bei ihm immer so blödes Zeug raus?„Ist nicht schlimm, aber was macht ihr beide hier draußen? Habt ihr jetzt nicht … Physik?“ Sophie nickte: „Ja, aber Natalie geht es nicht so gut, ich wollte mit ihr an die frische Luft gehen!“

 

„Oh, aber wenn es schlimmer wird, gehst du nach Hause, ja?“, klang die Stimme von Herrn Jensch besorgt in meinen Ohren. Ich nickte kaum merklich und er tappte mir auf die Schulter und lächelte freundlich: „Immerhin kann unser Campingglücksbringer doch nicht krank werden!“ Der was? Er schien meine Verwirrtheit zu verstehen und erklärte: „Tja, dein Vater hat mir heute mitgeteilt, dass du mit zum Campingausflug darfst. Außer du möchtest nicht, aber er meinte, du liebst Campen und hast nur eine Sache lieber, welche das war, wollte er mir nicht sagen, aber er meinte, dass alles geklärt ist!“

 

„Aha, na dann …“, stammelte ich.

„Aber ich will euch nicht weiter aufhalten, geht an die frische Luft und tankt wieder neue Kraft. Der Wind ist angenehm und die Sonnenstrahlen wärmen das Gemüt, sogar die Vö-gel scheinen den wärmer werdenden Frühling zu genießen!“

 

„Mmh?“„Ach nicht so wichtig, vorhin sind nur schon die Vögel munter auf den Schulhof umher geflogen und haben sich mit diesen Wetter anscheinend sehr wohlgefühlt!“ Meinte er den-selben Raben wie ich? Hatte er auch die Vögel beobachtet und sich insgeheim gewünscht auch einer zu sein?

 

„Tja, dann bis später!“ Da ging er auch schon freundlich von Dannen. Sophie starrte mich an: „Er?!?“

 

„Was?“, zuckte ich zusammen und sie fing an lieb zu lachen: „Du magst unseren Jenschi? Aber da hast du dir was eingebrockt, Lehrer dürfen nicht mit Schülern was anfangen, du wirst nur unglücklich verliebt sein!“

 

„Du täuschst dich … außerdem sagt mir das die Richtige, du bist auch unglücklich verliebt. Aber bei mir ist das anders, ich liebe ihn nicht, wirklich!“, probierte ich zu erklären. Aber Sophie grinste mich nur frech an und nickte ironisch.Oi, was hatte ich jetzt schon wieder angestellt? Wir liefen auf den Schulhof zwei Runden und begegnetet ebenfalls mehrere Vögel, die auf den Hof die Sonne genossen. Vielleicht hatte Herr Jensch auch diese gemeint. So oder so, Vögel hatten eine faszinierende Aus-strahlung und wie gerne würde ich mit ihnen tauschen.

 

„Magst du wirklich Herrn Jensch?“„Nein … okay, doch ich mag ihn, er ist wirklich ein netter Mann. Aber ich bin nicht in ihn verliebt!“

 

„Oh, du bist noch am Anfang, das Rätseln! Ist da nun was oder nicht! Das ist mit das Schlimmste überhaupt, wenn du Glück hast, dann kannst du es noch unterdrücken. Immer-hin ist er unser Lehrer, er würde sich strafbar machen, wenn er etwas mit einer Schülerin anfängt.“

 

„Ich will nichts von ihm, wirklich!“, aber es half nichts, so oft ich mich auf rechtfertigte, Sophie war davon überzeugt, dass ich unseren Lehrer liebte. Wenn sie doch nur wüsste, dass ich dazu gar nicht in der Lage war, aber das würde ich ihr nicht erklären.Wir liefen wieder in die Schule und bemerkten die ganzen Schüler, die sich auf den Gängen tummelten. Stimmt ja, bevor ich raus gestürmt bin, war ja fast Unterrichtsschluss. Wir gingen zu unseren Klassenraum und da wartete auch schon Rob: „Ich muss mit dir reden Natalie! Es ist wirklich wichtig!“

 

„Viel Erfolg!“, murmelte Sophie in mein Ohr und ließ mich allein. Rob lief mit mir zum Ende des Ganges und begann zu reden: „Wieso bist du so, wie du bist? Denkst du deine Mama hätte das gewollt?“ Ich antwortete darauf nicht, er hatte nicht das Recht mich Sachen zu meiner Ma zu fragen und dann eine Antwort zu erwarten. Er sprach weiter: „Ich hab dich wirklich gern! Lass es doch bitte zu!“ Er streckte seinen Arm aus und berührte mein Gesicht, wieder zuckte ich zusammen.

 

„Du brauchst keine Angst zu haben, ich werde dir nicht wehtun!“ Er beugte sich vor und ich spürte sein Atem auf meiner Haut. Er schloss die Augen, was sollte ich tun? Ich hatte noch niemals jemanden geküsst. Ich wollte es auch gar nicht, aber konnte ich Rob einfach weg schubsen? Er war ein guter Junge, nur verstand er meine Lage überhaupt nicht, da berührten seine Lippen vorsichtig die meinen und als er grade anfangen wollte mich zu küssen, sah ich Herrn Jenschs Gesicht vor mir und hörte dann seine Stimme.

 

„Nein!“ Ich blöde Kuh, jetzt hatte ich Rob wirklich weg gestoßen! Er war bestimmt verletzt und sauer. Da tauchte Herr Jensch auch schon im Gang auf und lief zu unseren Raum.

 

„Wieso hast du so eine Angst davor? Hast du Angst, wieder jemanden zu verlieren?“ Ich antwortete nicht auf Robs Frage und er bohrte weiter: „Ich werde dich nicht allein lassen, versprochen. Ich werde auf dich aufpassen!“ „Der Unterricht beginnt gleich!“, meinte ich nur und lief los. Aber da spürte ich eine Berührung und starrte nach unten. Er hatte meine Hand genommen und ließ sie nicht los. Es fühlte sich schrecklich an und ich bekam echt Angst, aber solange würde er nicht probieren, was anderes anzufassen. So lief er mit mir zum Raum und lächelte mich gutmütig an: „Ich habe Zeit, ich werde um dich kämpfen!“ Er beugte sich vor den Raum wieder vor und küsste meine Stirn, ich sah ihn verwundert an und guckte dann in den Raum. Herr Jensch sah uns lächelnd an und äußerte: „Na kommt ihr beiden? Der Unterricht beginnt gleich!“

 

Beide gingen wir rein und er ließ meine Hand nicht los, das Getuschel begann und ich probierte es zu ignorieren. Ja, Rob war ein lieber Junge, aber er hatte was Besseres ver-dient und ich wollte keine Beziehung. Aber wie sollte ich ihm das klarmachen?Der Gedanke verfolgte mich den gesamten Tag und dann war er endlich vorbei und ich lief wieder aus der Schule, hatte aber Vater ganz vergessen. Er stand vor dem neuem Auto und trug eine schwarze Sonnenbrille. Ich bemerkte sofort, dass er mich anstarrte, obwohl ich es nicht sehen konnte. Ich zog endlich meine Hand von Rob los, der sie jedes Mal, wenn kein Unterricht war, fest umschlungen hielt und endlich hatte ich das Gefühl wieder normal atmen zu können.

 

„Du brauchst dir keine Sorgen machen, dein Papa ist zwar ein Beschützer, wie jeder Vater der auf seine kleine Prinzessin aufpasst, aber wenn er sieht, dass wir glücklich sind, wird er es akzeptieren.“, sprach Rob großspurig. Er hatte ja keine Ahnung, dass Vater ihn für meine Bestrafung benutzte. Er wollte, dass wir miteinander schliefen, er spürte nämlich, dass ich Rob nicht liebte und somit wär es fast wie bei meiner Arbeit bloß ohne Bezahlung. Vater hatte mir immer noch nicht verziehen, dass ich gestern so vorlaut gewesen war. „Na ihr beiden? Wie war die Schule?“, fragte er gespielt interessiert. Er konnte ja so ein „Schatz“ sein, wenn er musste. Rob plapperte sofort drauf los und berichtete alles. Ich saß nur schweigend im Auto und ließ die Fahrt über mich ergehen. „So, ich muss noch mal weg. Bleibt anständig, Natty du weißt, was du noch erledigen musst?“

 

Ich ging in das Haus und nickte nur. Im Haus dauerte es 10 Minuten bis Rob nachkam. Er hatte einen hochroten Kopf und starrte mich an: „Stimmt das?“

 

„Was?“, fragte ich irritiert. Rob kam auf mich zu und hauchte in mein Ohr: „Dass du gestern von deinem Vater erwischt worden bist, wie du an mich gedacht hast beim …“ Er sprach nicht weiter, hielt sich nur die Hand verlegen vor den Mund und starrte mich ver-wundert an. Was hatte Vater jetzt nur wieder berichtet? Und wieso glaubte Rob ihm?„Er meinte, wir wären bis 20 Uhr alleine und er hat mir die gegeben!“ Er öffnete seine Hand und hielt Kondome in dieser: „Er meinte, du wärst selten so fasziniert von jemanden und weil er dich sehr liebt, will er, dass du glücklich bist.“ Was sollte ich sagen? Sollte ich alles aufklären?

 

Dann würde Vater böse werden und mich wieder bestrafen. Ich kniff also die Augen zusammen und atmete tief durch. Öffnete die Augen wieder und ging auf den Jungen zu.Ich nahm seine Hand und griff eins der Kondome. Dann bückte ich mich und öffnete seine Hose. Rob würde es völlig falsch verstehen, aber ich schlafe lieber mit ihm und denke, dabei, dass ich ihn einen Gefallen tue, als das Vater mich wieder beschmutzen konnte.

 

„Was machst du … ah!“ Schon begann er zu stöhnen, Vater hatte mir halt früh beigebracht, was Männer wollten und was nicht. Ich blies den Jungen vor mir in meinem Haus¬flur einen und spürte wie er es genoss. Ich schluckte nicht nur sein Sperma, sondern auch meine Tränen und meinen Ekel runter. Was sollte ich machen? Es war meine Aufgabe, wenn ich es nicht tun würde, würde Vater mich bestrafen und vor nichts auf dieser Welt hatte ich mehr Angst als davor. Rob starrte mich lustvoll an und half mir danach hoch: „Wo ist dein Zimmer?“

 

Ich ging voraus und wischte mir eine Träne weg, die an meiner Wange runter lief. Bevor ich mich zu Rob umdrehte, hatte ich wieder meine Tränendrüsen im Griff. Ich öffnete die Tür und wir gingen in mein Zimmer. Er lächelte mich an und meinte: „Ich liebe dich! Ich liebe dich wirklich!“ Ich lächelte ihn ebenfalls an, aber mein Lächeln war voller Verzweiflung. Was machte ich hier eigentlich? Rob kam auf mich zu und wollte mich küssen, aber ich drehte mein Gesicht weg und schleifte ihn zu meinem Bett. Er lächelte mich weiter an und zog dann seine Hose aus. Ich tat es ihm gleich und entblößte mich ebenfalls.

 

„Was hast du da gemacht?“, fragte er verwundert, als er blaue Flecke an meinen Armen sah. Aber ich antwortete nicht darauf, denn ich wusste, er war geil und würde die Fragerei bald einstellen. Ich zog mich komplett aus und sah wie er mich anstarrte und schon regte sich bei ihm was. Ich ging zu ihm, streifte ihn das Kondom rüber und setzte mich auf ihn. Er musste fast gar nichts machen. Ich tat die meiste Arbeit. Ich spürte sofort, dass es sein erstes Mal war, er kam ziemlich oft und meistens zu früh. Es tat mir Leid um ihn, er würde jetzt jedes darauffolgende Mal mit diesem vergleichen und er war zwar verliebt, ich aber nicht.

 

Aber ich musste es tun, es war schrecklich. Er genoss es jedoch, er umarmte mich und streichelte meine Haut und bekam nicht genug davon. Er stöhnte und schwitzte und wurde langsam besser in dem was er tat. So vergangen die nächsten fünf Stunden. Er lag endlich erschöpft neben mir und ruhte sich aus. Wie lange hatte er wohl auf das gewartet? Wenn er wusste, dass ich jede Sekunde gehofft habe, dass es vorbei ist und ich ihn nie wieder sehen muss, würde er mir jetzt nicht dieses liebevolle Lächeln schenken. Mir wurde fast schlecht als ich ihn ansah. Jeden Mann der mich anfasste, wollte ich nie wieder sehen. Er jedoch wusste ja nicht, dass er mir damit keinen Gefallen getan hat, woher sollte er das auch.„Du warst unglaublich! Ich hab schon oft … na ja, aber es war viel besser als alles an¬dere!“, stöhnte Rob immer noch und berührte sanft meine Schulter. Er küsste sanft meinen Rücken und dann wanderten seine Liebkosungen weiter Richtung Hals und dann wollte er mich küssen, aber wieder drückte ich ihn weg: „Tut mir Leid, aber ich will das nicht!“ Da ging die Tür auf und Vater stand im Raum. Rob suchte peinlich berührt eine Uhr und be¬merkte, dass es schon nach 20 Uhr war.

 

„Was ist hier los?“„Tut mir Leid Sir, ich habe die Zeit voll vergessen! Ich werde mich sofort auf den Weg machen!“ Er sprang auf und er hatte vollkommen vergessen, dass er noch nackt war und stand entblößt und schon wieder erregt vor Vater.„Oh, man wie peinlich.“ Er griff seine Sachen und stürmte nach der Verabschiedung aus dem Raum. Vater starrte mich an: „Und hat es wenigstens Spaß gemacht?“ Nun kullerten Tränen aus meinem Gesicht, aber ich gab keinen Laut von mir, ich probierte Vater nicht anzusehen und lief ins Bad. Da wusch ich mich zwei Stunden lang, aber es war wie ges-tern, es half einfach nicht. Ich hörte auf es zu probieren und ging wieder in mein Zimmer und weinte mich in den Schlaf.

Wieso gerade er?

 

Der Morgen danach … wie fühlte sich Rob wohl? Ich hatte keine Lust in die Schule zu gehen, vielleicht wussten es schon alle. Ich fühl mich so eklig und dreckig. Diesmal war ich es, der jemanden benutzt hat. Diesmal war ich der Freier und nicht die Missbrauchte. Ich habe Rob benutzt, dabei weiß ich doch, dass er mich liebt. Was sollte ich jetzt nur ma­chen?

 

Ich stand langsam auf und machte mich fertig, aber ich hatte immer noch keine Lust. Vielleicht sollte ich einfach so tun als würde ich in die Schule gehen und dann einfach ab­hauen, vielleicht würde ich es ja diesmal schaffen. Einfach weg von hier, ganz weit weg, auch wenn ich nicht weiß wohin, aber das wär mir auch egal.

 

„Mach mal hin, draußen wartet schon jemand!“ Was? Nein, sag mir nicht, dass Rob mich auch noch abholt, man jetzt bin ich nicht nur zu Hause, sondern auch in der Schule gefan­gen!

 

Ich ging langsam die Treppen runter und sah Rob freudestrahlend im Flur stehen. Er wirkte verändern, aber wieso wunderte ich mich? Ich war doch bei der Veränderung dabei, ja ich bin sogar Schuld an der Veränderung. Wir waren noch nicht mal wirklich zusammen, ich hab mich nicht mal von ihm Küssen lassen, aber Sex hatten wir den ganzen Nachmittag. Was für eine verkorkste Welt.

 

Einfach so tun als wäre nichts, einfach so tun als wäre nichts …

 

„Hey Schatz!“ Rob beugte sich vor und wollte mich küssen, wieder wich ich aus und er fing an zu grinsen: „Du brauchst dich doch nicht schämen, es war einfach unbeschreiblich gestern!“

 

„Hey Freundchen, reiß dich ein bisschen zusammen, klar?“, brummte mein Vater plötzlich und Rob starrte ihn verlegen an: „Aber Sie haben doch …“

 

„Sie ist mein kleines Mädchen und du führst dich auf wie ein dahergelaufener Streuner, der eine läufige Hündin wittert! Das passt mir nicht!“

 

„Tut mir Leid Sir! So was wollte ich nicht …“ Man merkte, dass sich Rob schämte und einen Gang zurückschraubte. Wir verließen das Haus und Rob murmelte: „War ich wirk­lich so schlimm?“

 

„Lass mich bitte einfach in Ruhe, ja?“

„Aber … was meinst du damit?“, wollte Rob irritiert wissen, doch dann meinte er: „Oder bist du einfach ein kleiner Morgenmuffel?“ Er wollte mich umarmen, aber ich schupste ihn weg und er fragte sauer: „Aber du hast doch gestern angefangen. Du wolltest doch gleich mit Vollgas loslegen! Ich bin nicht über dich hergefallen!“

 

„Lass mich doch einfach in Ruhe …“ Ich wusste, dass es schwierig werden würde. Aber was sollte ich machen, sobald er näher an mich ran rückte, umso mehr Angst bekam ich. Er wusste ja nicht, dass es für mich gestern fast wie eine gezwungene Vergewaltigung war. Er hatte ja keine Ahnung, aber wie konnte ich das ändern?

 

„Kannst du deine Gefühle für jemanden so nicht ausdrücken? Kannst du das nur, wenn man mit dir schläft?“, fragte er und ich lief einfach weiter, auf dieses Gespräche wollte ich nicht eingehen.

 

„Warte doch mal, ich will dich doch einfach nur verstehen. Was ist denn mit dir los?“ Die ganze Zeit textete er mich zu und ignorierte meine ganze Abwehrhaltung gegen das Thema. Wir kamen immer näher zur Schule und er hörte immer noch nicht mit diesem Thema auf. Da erblickte ich Herrn Jensch, er stellte sein Fahrrad ab und sah zu uns. Da haute Rob auch schon raus: „Rede endlich mit mir, warum hast du mit mir geschlafen, wenn du so tust, als wär nichts gewesen? Ich will eine Antwort darauf oder bist du viel­leicht sexgeil und brauchtest gestern einfach was zum Reinstecken?“

 

„Rob!“, ertönte es erschrocken. Herr Jensch und Sophie mischten sich ein.

„Lass sie los!“, schrie Sophie und zog Rob weg.

„Aber sie … sie soll mir doch antworten!“

 

„So bekommst du keine Antwort!“, erklärte Herr Jensch ruhig. Ich wollte nicht mehr, es hatten voll viele gehört, was er gesagt hatte, es war mir so unangenehm. Das bemerkte jetzt auch Rob und fing an zu stammeln: „Entschuldigung, ich wollte das nicht … ich will dich doch einfach nur verstehen …“

 

„Geh bitte einfach weg!“, wiederholte ich und griff nach Herrn Jensch, ich weiß nicht, wa­rum ich das tat, aber irgendwie geschah es einfach.

 

„Okay, aber später reden wir, okay?“ Ich probierte zu nicken, bekam aber nicht mal das hin! Aber Rob schien zu verstehen und ging mit Sophie in die Schule. Als sich der Trubel langsam beruhigte, merkte ich, dass ich meinen Lehrer immer noch das Hemd zerknitterte und dass er ruhig seine Hand auf meinen Kopf gelegt hatte und mich streichelte. Ich war nicht zusammen gezuckt, ich hatte keine Angst. Ja, das zeigte wieder, dass Herr Jensch wirklich besonders war. Ich wollte ihn loslassen, bekam das aber auch nicht hin. Er lief mit mir eine Runde um die Schule und murmelte: „Ich glaube wir werden jetzt beide zu spät kommen. Aber ich werde das mit den Schulleiter klären, du wirst keinen Ärger bekommen, okay?“ Ich nickte, sagte aber nichts.

 

„So, wenn wir aber wieder an dem Schultor sind, gehen wir aber rein!“ Er bekam wieder keine Antwort, aber es tat gut seine Stimme zu hören und keine dämlichen Fragen gestellt zu bekommen.

 

„Es tut mir Leid … was Sie gehört haben, meine ich!“

„Du brauchst dich bei mir nicht entschuldigen, ich weiß, dass dieses Alter sehr schwierig ist!“, lächelte er sanftmütig und ich konnte nicht mehr und fing an zu weinen. Ich lehnte mich an meinen Lehrer und konnte nicht mehr, ich beruhigte mich auch nicht und wusste nicht, wann ich aufhören würde zu weinen und ob mich mein Klassenlehrer wegschieben würde. Aber das tat er nicht, er umarmte mich vorsichtig und streichelte meine Rücken, ich hörte nur ein Leises: „Ist schon okay. Alles wird wieder gut, versprochen!“ Ganze dreißig Minuten krallte ich mich an ihn und beruhigte mich nicht. Es war als würden die ganzen Schmerzen einen Ausgang suchen und Halt und Trost bei ihm finden. Einen Mann, der eigentlich nichts mit mir zu tun hat, außer dass er mich unterrichtet.

 

„Danke schön …“, schniefte ich leise, nachdem ich mich wieder etwas beruhigt hatte und endlich von meinen Lehrer abließ.

 

„Ist es besser?“, hörte ich ihn nur besorgt fragen und ich nickte einfach.

 

„Glaub mir, das erste Mal ist für Mädchen meistens nicht so berauschend und wenn du nicht wolltest, dass es so schnell geht, sag es Rob und er wird es verstehen und akzeptie­ren, er ist ein anständiger Kerl.“ Nach dieser Aussage fing ich an verhalten zu lachen, das „erste Mal“ war ein guter Witz!

 

„Ist Ihnen das nicht unangenehm?“

 

„Tja, manche Kollegen sehen das als Gefährlich, aber anscheinend bin ich noch einfach zu jung, ich fühl mich noch zu sehr in die verwirrten Köpfe der Schüler. Ich war doch schließlich auch mal einer und wenn Schüler keine Person haben, die sie vertrauen, dann ist das auch kein vernünftiger Lehrstil. Natürlich sollte man Distanz wahren, aber soll ich Schülern, die seelisch am Boden sind, wegstoßen und womöglich zu schlimmeren Taten bewegen als mein Hemd zu befeuchten?“

 

„Das tut mir Leid!“, stammelte ich verlegen, aber Herr Jensch schüttelte nur grinsend den Kopf: „Ist schon in Ordnung. Komm, lass uns in die Schule gehen und erst einmal mit dem Schulleiter über die Verspätung reden, okay?“ Wie machte er das? Wie konnte er es schaf­fen, dass ich ihm einfach so vertraute? Ich nickte nur und lief ihm hinterher. Er redete noch mit mir und baute mich wieder auf. Auch vor dem Schulleiter verteidigte er mich und schaffte es, weil ich eine Superschülerin war, dass ich keinen Ärger bekam.

 

„Jetzt haben wir Unterricht, anscheinend werden wir uns heute wohl nicht los! Der Schul­leiter meinte, du sollst jetzt nicht den Unterricht stören. Da hat er wohl Recht, Rob würde nur reden wollen. Das machst du in der Pause und dann beginnt unser Unterricht. Komm mit!“, lächelte er sanft und winkte mich ins Lehrerzimmer. Ich folgte ihm brav.

 

In diesem Raum war ich noch nie, er war klein und beruhigend. Deutschbücher und Duden standen in diesem und Computer waren auch zwei Stück vorhanden. Er öffnete den Schrank und holte Kekse aus diesen: „Keks?“

„Nein, danke!“ Er nahm sich einen Keks und stellte die Verpackung auf den Tisch, falls ich doch welche wollte.

 

„Ich liebe Rob nicht …“

 

„Mmh?“, ertönte es von meinem Lehrer, der immer noch den Keks im Mund hatte und ich fing an zu erklären: „Ja, ich habe gestern mit Rob geschlafen, aber das war nicht aus Liebe. Ich habe noch nie jemanden geliebt und niemals jemanden geküsst!“

 

„Aber …“, probierte Herr Jensch zu fragen. Ich lächelte ihn nun an und ging näher zu ihm: „Nein, ich habe mich nicht von ihm Küssen lassen. Es wäre falsch gewesen, das wusste ich und darum wollte ich keinen Kuss von ihm. Ich weiß, wieso habe ich dann mit ihm ge­schlafen? Das ist ein komplizierte Geschichte und Männer sind alle gleich, ich wusste, dass er keine Fragen stellen würde, wenn ich darauf eingehe …“

 

„Natalie, du solltest mit Rob darüber reden und nicht alle Männer wollen nur das eine … wie kommst du nur auf so was?“ Er hatte den Keks also endlich runter gekaut, ich wusste haar genau was ich wollte. Ich habe es gemerkt, als ich mit ihm allein war. Endlich wusste ich es, ich wollte es vom ihm, was ich von keinem anderen Mann wollte. Ich ging wieder ein Stück näher zu ihm und nahm mir ein Keks.

 

„Sie haben Recht, nicht alle wollen nur das eine …“ Ich beugte mich zu ihm vor und küsste ihn sanft auf den Mund. Es war kein Kuss, wie ich ihn aus Filmen kannte, wo gleich die Funken sprühen und man übereinander herfällt. Ich presste meine Lippen sanft auf die seinen und als ich meinen Mund öffnen wollte, rückte er ein Stück weg: „Natalie, lass das!“

 

„Bitte … nur ein Kuss, ich werde es niemanden sagen, ich verspreche es. Ich will nur einen Kuss!“ Ich sah entschlossen in seine wunderschönen blauen Augen, die mich erschrocken ansahen. Was würde er machen? Er stand auf, denn er saß auf einen Stuhl, er schob mich bei Seite und sagte leise: „Natalie, du bist eine sehr nette Schülerin und irgendwas scheint mit dir nicht zustimmen. Ich helfe dir sehr gerne, aber das was du von mir willst, kann und werde ich dir nicht geben. Du bist meine Schülerin!“

 

Ich nickte verständnisvoll und lief zur Tür, er hielt mich fest und meinte: „Du wirst jetzt aber nicht abhauen oder?“ Ich schüttelte den Kopf, nahm noch mal allen Mut zusammen und küsste ihn. Diesmal bewegte ich meine Lippen, es war ein Kuss wie unter Erwachse­nen, kein Kuss wie Kinder sich einen gaben. Er erwiderte ihn. Wir bewegten unsere Mün­der und unsere Zungen schienen miteinander zu spielen, ich hatte noch nie etwas so inti­mes erlebt, wie dieser Kuss. Es kam mir vor als würden Stunden vergehen, ich begriff langsam, dass ich vor ihm keine Angst hatte und niemals haben werde. Er war der erste Mann, den ich geküsst habe und das werde ich niemals vergessen. Als es vorbei war, sah ich ihn erstaunt und glücklich an, aber er wirkte traurig.

 

„Ich wollte Sie nicht überrumpeln, es tut mir Leid!“, murmelte ich, damit er nicht mehr so traurig zu mir guckte. Er führte seine Hand über seine Lippen und streifte sich dann durch seine Haare: „Wie konnte das passieren?“

 

„Ich habe Sie quasi dazu gezwungen!“

 

„So was darf mir als Lehrer nicht passieren, aber ich hatte das Gefühl, du würdest einfach verschwinden, wenn man dich in diesem Moment weg schickt… Wenn ICH dich in diesen Moment einfach wegschicke.“, stammelte er und lief im Raum auf und ab. Sonst sah ich ihn immer besonnen, ruhig und vor allem fröhlich, aber diesmal schien er verzweifelt zu sein.

 

„Mein Lehrstil ist wohl doch nicht so gut wie ich dachte! Aus diesem Grund gibt es die Grenzen zwischen Lehrern und Schülern. Aber du bist …“ Er stand wieder vor mir und sah mir wehmütig in die Augen, da ging die Tür auf und ein Lehrer kam rein: „Herr Jensch, freut mich, dass ich Sie hier treffe, ich hab da mal eine Frage … störe ich?“

 

„Nein, Natalie und ich überbrücken den restlichen Block, weil sonst zu viel Unruhe in die Klasse kommen würde. Sie hatte eine Meinungsverschiedenheit mit einen Klassenkame­rad!“

 

„Was? Du Natalie? Sag mir Bescheid, wenn dich irgendwer ärgert, den nehme ich mir zur Brust!“, lachte Herr Bach. Er unterrichtete Sport und Geschichte und war ein kleiner Clown, aber echt ein netter Lehrer.

 

Beide redeten miteinander und ich beobachtete Herr Jensch. Ich hatte ihn also geküsst und er hatte ihn erwidert. Ich war glücklich, zum ersten Mal in meinen Leben seit Mamas Tod hörte ich nicht auf zu lächeln, auch wenn er sich Schuldgefühle zusprach, mich hat er mit seiner Geste zum glücklichsten Menschen auf dieser Welt gemacht!

 

Nun war es soweit, Herr Bach war fast bis zum Ende des Blockes bei uns und dann ließ Herr Jensch mich im Lehrerzimmer warten, damit er Rob holen konnte. Ich würde also mit ihm reden.

Rob trat in den Raum und sah mich an. Ich atmete durch und erklärte: „Es tut mir Leid wegen gestern …“

 

„Sag das nicht, es war das schönste, was du mir geben konntest …“

 

„Lass mich bitte ausreden! Es tut mir leid, ich hege keine Gefühle für dich. Das Gestern kann ich dir nicht erklären, aber es hatte nichts mit Gefühlen zu tun. Ich dachte ich würde dir und Vater einen Gefallen tun. Ich hab nicht an mich gedacht, ich hab mich dabei nicht wohl gefühlt und ich fühle mich auch nicht in deiner Nähe wohl!“

 

„Was? Aber du bist gestern voll abgegangen. Du hast mir völlig den Kopf verdreht und da willst du mir sagen, dass da kein bisschen Gefühle im Spiel sind?“

 

„Ja, ich fühle nichts für dich. Ich kann es nicht ändern. Aber es ist so, sonst hätte ich mich von dir Küssen lassen, aber alles in mir hat sich dagegen gesträubt!“ Er sah mich an und plötzlich funkelte Zorn in seinen Augen: „Du hast mich benutzt wie einen Fußabtreter!“

 

„Ich kann es nicht mehr ändern!“

„Kann es sein, dass du eine Schlampe bist? Du fickst einfach mit jeden?“

„Ich kann verstehen, dass du sauer bist … aber trotzdem macht es das nicht ungeschehen!“

„Aber … bist du eine Schlampe? Wenn du eine bist, dann schlaf mit mir. Ich bezahle alles, bitte lass mich nicht einfach fallen!“

„Rob …“

„Ja, ich bezahle dafür, was du willst!“

„Es geht nicht …“

„Warum nicht?“

„Es geht einfach nicht!“

 

„Nur ein letztes Mal, bitte!“ Ich sah ihn an, er kam auf mich zu und starrte mich verzwei­felt an: „Ich wusste doch gestern nicht, dass es das letzte Mal sein würde. Ich dachte es wäre der Anfang, also wenn du mich schon weg wirfst, dann schlaf mit mir!“ Was sollte ich machen?

 

„Bitte, ich lass dich dann auch in Ruhe, schlaf nur mit mir, ich werde auch keine Küsse verlangen!“, erklärte er wie von Sinnen. Ich ging zu ihm und beugte mich von neuem zu ihm runter, öffnete wieder seine Hose und begann ihn einen zu blasen. Er genoss es als wär es seine Henkersmahlzeit. Nachdem Abspritzen zog er meine Hose halb runter und wollte ihn grade reinstecken als die Tür aufging und Herr Jensch eintrat. Er sah uns beide und dann wollte Rob sein Akt vollziehen. Er ließ sich nicht aufhalten, auch nicht davon, dass ein Lehrer ihn anschrie: „Lass das Rob! Hast du vergessen, wo du hier bist?“

 

„Sie hat es mir versprochen!“

„Es reicht!“ Herr Jensch zog Rob von mir weg und schrie ihn an: „Raus hier, sofort! Geh zum Sekretariat und lass dich nach Hause schicken!“ Rob nickte geknickt und ging dann. Herr Jensch drehte sich zu mir um: „Was sollte das?“

 

„Ich wollte ihm einen Ge…“

 

„Es reicht, hör auf damit, denk doch endlich mal an dich. Liebst du Rob, ja oder nein? Wenn du ihn liebst, dann hör auf dich dagegen zu sträuben die Gefühle zuzulassen. Aber wenn du ihn nicht liebst, steh dazu und hör auf dich von anderen ausnutzen zu lassen! Es sind deine Gefühle und es ist dein Leben und du entscheidest, was damit passiert und wenn du dich nicht endlich dafür einsetzt, wirst du daran zerbrechen!“, meckerte er mich an. Ich hatte ihn noch nie so sauer erlebt. Er ging zu mir, bückte sich, zog meine Hose hoch und machte sie zu.

 

„So sollte es nicht sein, man sollte sich nicht aufopfern!“ Ich lächelte ihn an und streichelte über seine Wange: „Sie sind wirklich lieb!“

 

„Der Unterricht beginnt zwar, aber es wäre mir lieber, wenn du wie Rob nach Hause gehen würdest. Warte aber bitte noch bis es zum Unterricht klingelt, dann müsste Rob auch weg sein!“

 

„Warten Sie mit mir, bitte?“ Ich sah seinen gütigen Blick. Er nickte und wartete an der Lehrerzimmertür knapp fünf Meter von mir entfernt. Dann klingelte es zum Unterricht und er öffnete die Tür und ließ mich als erstes rausgehen.

 

„Pass auf dich auf und mach keine Dummheiten, okay? Denk darüber nach, was ich dir gesagt habe.“ Dann machte er sich auf den Weg zum Klassenraum, er würde zum ersten Mal in den gesamten vier Jahren zu spät kommen. Ich sah ihn hinterher und machte mich dann selbst auf den Weg.

 

Ich holte mir die Bescheinigung und ging dann langsam nach Hause. Dort wartete schon Vater auf mich: „Ich dachte mir schon, dass du heute früher nach Hause kommst, hab dir auch gleich was besorgt!“ Nicht einmal jetzt hatte ich meine Ruhe, neben ihn stand je­mand. Ich kannte ihn, es war der Verwandte von Herrn Jensch. Er grinste mir entgegen und schleifte mich schon in mein Zimmer, dort strengte ich mich an, weil ich wusste, dass Va­ter sonst sauer werden würde, weil die letzten Male so kompliziert waren. Wieder be­schmutzte der Kerl mich und genoss die Demütigungen, die er mir erteilte. Es dauerte da­für aber nicht lange, nur eine Stunde musste ich das tun und dann schien er noch mit Vater zu quatschen. Ich bekam nur nicht mit, was sie redeten.

 

Dann verschwand er jedoch endlich und ich wusch mich wieder gründlich. Da tauchte Va­ter in meinem Zimmer auf: „Heute Abend wirst du jemanden deine Dienste erweisen!“

 

„Heute schon wieder?“

 

„Ja, ein guter Kunde. Viel Geld und wenn du es richtig machst, wird er Stammkunde und vielleicht werden deine Freier dann reduziert. Du solltest froh sein, dann steigst du viel­leicht zur Edelnutte auf!“

 

„Was habe ich davon?“

 

„Du hast einen zufriedenen Vater! Reicht das als Antwort?“ Ich nickte nur und sah an mir runter. Ich hätte mich gar nicht waschen brauchen, wie ich dieses Leben hasse. Aber ich sollte es genießen, fünf Stunden habe ich noch für mich. Ich erledigte Schulaufgaben und kümmerte mich um die Vorbereitungen des Unterrichts. Ich hoffe nur, dass der Kerl mich nicht wirklich die ganze Nacht bei sich behält. Das ist doch krank!

 

So verging die Zeit und ich machte mich wieder auf den Weg. Ich hatte in Vaters Augen besonders scharfe Sachen an. Mein Gesicht war fast unkenntlich geschminkt. Ich trug Lack und Leder und hatte Sexspielzeug in der Tasche, ebenfalls sollte ich von Vaters Seite aus Lustpillen schlucken. Damit ich auch ja den Ansprüchen des werten Herrn entsprach. Wieso besorgen sich normale Menschen keine Freundin und gründen eine Familie, wieso buchen sie sich Prostituierte?

 

Es war am Dämmern und ich dachte an die Begegnung mit Herrn Jensch, vielleicht würde ich ihn ja wieder treffen und er würde mich diesmal vor der Arbeit retten und mit mir zusammen fliehen. Man woran ich schon wieder denke, das ist echt peinlich!

 

So, hier war es. Ich bin also doch nicht gerettet worden, na ja muss ich mit Leben. Ich soll hier rein und in den zweiten Stock, da klingle ich dann bei der ersten Tür und warte. Ja, so war der Auftrag.

 

Dann mach ich das mal. Die Tür ist offen, ich nehme die Treppen und da wär ich auch schon … mmh, noch kein Klingelschild? Vielleicht extra verschwinden lassen! Ach Quatsch, ich klingle einfach mal. Ob jemand da ist? Noch mal klingeln!

 

Ah, ich höre Schritte. Jemand kommt zur Tür, sie geht auf und schon sehe ich einen rei­chen Schnösel vor … Was?!?

Das kann nicht sein! Das darf nicht sein!

 

„Natalie? Was machst du hier und wie siehst du überhaupt aus?“ Vor mir stand Herr Jensch. Er hielt sein Handtuch fest, mit dem er sich seine nassen Haare abrubbelte. Man sieht er gut aus, er war anscheinend gerade baden, die nassen Tropfen hängen an seinem Körper und wandert seinen Oberkörper entlang, er hatten einen guten Körperbau und trägt seine Hose mit geöffneten Knopf. Die hat er sich wohl grade übergezogen, um die Tür öff­nen zu können. Er war der perfekte Mann. Wieso war er in der Wohnung von dem Mann, der mich gebucht hatte? Ist er wirklich doch komplett anders, als wie ich ihn eingeschätzt habe? Steht er darauf, mit Frauen zu schlafen, die er dafür bezahlen muss? Und wieso bucht er eine Minderjährige? Ich versteh es einfach nicht.

 

„Was machst du denn nun hier?“, fragte er wieder. Okay, schluck deine Verwirrtheit runter und mach deinen Job, dafür hat er dich - auch wenn es weh tut - besorgt. Auf geht’s.

 

„Tun Sie doch nicht so, Sie wissen genau, warum ich hier bin!“ Ich trat elegant in die Wohnung und streifte mit meinen Finger an seinen Oberkörper entlang.

 

„Was soll denn das schon wieder Natalie?“, seufzte er und ich spürte ein Knistern, als ich ihn berührte. Zum ersten Mal wollte ich den Job ausführen, ich spürte zwar, dass ich ent­täuscht war, dass ich mich in Herrn Jensch so getäuscht hatte, aber so wurde mein Bild wenigstens gefestigt, dass alle Männer gleich sind!

 

„Sie wissen, was ich hier mache!“, hauchte ich ihn an. Meine Hand glitt von seinem gut gebauten Oberkörper Richtung seiner Hose. Nun berührte ich sein Glied.

 

„Was soll der Mist, was machst du da?“, schrie er mich an und packte meine Hand.

„Das wofür Sie mich gebucht haben, Sie wollten Ihre Hure, hier ist sie!“

„Ich hab was?“, starrte er mich entsetzt an. Ich bückte mich und zog an seiner Hose, um ihn oral zu befriedigen, aber das passte ihm gar nicht.

 

„Hör sofort auf damit, ich habe niemanden gebucht!“, meinte er irritiert.

 

„Keine Sorge, ich werde niemanden verraten, dass Sie heimlich die kleinen Mädchen ver­naschen, ich bin an eine Verschwiegenheitsklausel gebunden. Sie können mit mir also ma­chen, was Sie wollen!“

 

„Hör auf so zu reden, das passt nicht zu dir …!“, wollte er und sah mich bittend an. Ich stand wieder auf und sah ihn tief in die Augen: „Das ist mein Job, eigentlich dürfte ich Sie nicht mal siezen.“ Er durchbohrte mich fast mit seinem Blick. Er wirkte traurig: „Bist du wirklich eine Prostituierte und deswegen hier?“

 

„Ich bin hier, weil ich gebucht wurde. Sie brauchen gar nicht so schuldbewusst tun, ohne Ihr Verlangen wäre ich gar nicht hier!“, antwortete ich kalt. Er sah mich verdutzt an: „Aber ich habe niemanden gebucht …“

 

„Sonst wär ich aber nicht hier!“, rief ich und erschrak über mich selbst. Ich dürfte die Freier nicht anschreien, wenn Vater das erfuhr, würde er mich wieder bestrafen.

 

„Machen Sie es doch einfach und dann ist alles gut!“

 

„Aber ich hab damit nichts zu tun!“ Ich schüttelte den Kopf und ging näher zu ihm und entblößte meine Brüste, indem ich mein Lackkorsett öffnete. Dann nahm ich seine Hand und ließ ihn meine Brust berühren: „Du kannst mit mir machen, was du willst! Ich gehör ganz dir!“

 

Was würde jetzt wohl passieren? Er starrte mich nur an und rührte sich nicht. Wieso musste er nur ein Mann sein? Wieso war gerade er derjenige, der sich mit Kindern amü­siert? Hätte er nicht auf alte Omis stehen können oder könnte er nicht einfach schwul sein?

Die Wahrheit über den neuen Freier

 „Bitte hör auf dich so aufzuführen und zieh dich wieder an!“ Ich rührte mich nicht und er nahm sein Handtuch und schwang dieses über meine Schulter. Nun murmelte er mich da-mit ein und murmelte: „Ich weiß nicht, was das hier alles zu bedeuten hat, aber ich schwöre dir, ich habe dich nicht gebucht!“

 

Ich sah zu ihm auf und wollte nicken, schaffte es aber nicht. Er nahm meine Hand und zog mich ins Bad. Was wollte er hier von mir? Er drehte sich zu mir um und hob seine Hand. Jetzt erkannte ich, was er vorhatte. In seiner Hand hielt er einen feuchten Lappen und rieb diesen über mein Gesicht. Er entfernte die Schminke, die viel zu viel auf meiner Haut klebte. Ich ließ ihn machen und beobachtete ihn einfach dabei. Er strahlte eine Wärme aus und wusch sanft mein Gesicht. Seine großen Hände umsorgten es liebevoll. Als er das tat, sah ich fasziniert zu seinen Körper. Er reizte mich, zum ersten Mal reizte mich ein Männerkörper und ich wollte ihn spüren. Ich wusste nicht warum ich hier war, aber es schien Schicksal zu sein. Wieso würde ich ihn sonst in die Arme laufen? Wie gern wüsste ich, was im Moment in seinen Kopf vor sich geht.

 

„So, jetzt bist du wieder Natalie!“ Ich sah in seinen Spiegel, welcher über sein Waschbecken hing und nicht besonders groß war. Sein Bad war wunderschön, es strahlte Persön-lichkeit aus, anders als bei uns zu Hause, da ist alles nur weiß und steril. Aber sein Raum wirkt sanft und strahlt in verschiedenen hellblauen Tönen. Ich mochte es und sah mich weiter um.

 

„Tut mir leid, ich habe nicht mit Besuch gerechnet! Ich bin noch nicht lange in dieser Wohnung!“, schämte er sich, dabei hatte er keinen Grund dazu. Ich lehnte mich an seinen Bauch an und atmete durch: „Auch wenn ich nicht verstehe warum, bin ich froh, dass Sie es sind Herr Jensch! Ich hab Sie echt lieb!“

 

Ich spürte seine Hand auf meinen Kopf und fühlte mich wohl. Ja hier würde ich gerne die ganze Nacht bleiben.„Ich verstehe auch nicht warum. Eigentlich solltest du um diese Uhrzeit zu Hause sein!“, schon wieder klang seine Stimme besorgt.

 

„Machen Sie sich keine Sorgen, Vater hat ja dafür gesorgt, dass ich die ganze Nacht bleibe!“

 

„Dein Vater?“, erschrak er und ich sah zu ihm hoch, jetzt war der passende Moment ihm alles zu sagen, ich schluckte und stellte mich auf. Trotzdem musste ich zu ihm aufschauen, er war fast einen ganzen Kopf größer als ich: „Ja, Vater. Er hat diese Tätigkeit eingeführt. So verdient er nebenbei ein kleines Vermögen und muss dafür nur seine Tochter verkau-fen!“„Ist das dein ernst?“

 

„Sie können Ihn ja anrufen und fragen!“, lächelte ich traurig und wollte gehen, aber mein Lehrer hielt mich fest und fragte: „Wieso? Eltern sollten doch auf ihre Kinder aufpassen!“

 

„Hat er doch, deshalb hat er auch die Arbeit ausgeführt sein Kind für die Arbeitswelt bereit zu machen und auf alles einzustellen! Keine Sorge ich mache das schon paar Jahre, ich kenne mich also aus!“

 

„Aber … meinst du etwa er hat dich …“, stammelte Herr Jensch mit einem Zittern in der Stimme, ich guckte ihn nicht an und antwortete: „Heute macht er es nur noch als Bestrafung, aber ja früher hat er mir Sachen beigebracht, damit ich Männer auch wirklich befriedigen kann!“

 

Da spürte ich einen Ruck, ich wurde nach hinten gezogen und spürte den Wind von dieser Tätigkeit und dann umhüllte mich Wärme. Herr Jensch hielt mich ganz fest im Arm und hauchte in mein Ohr: „Das ist schrecklich, es tut mir so schrecklich Leid!“„Das braucht es nicht …“

 

„Doch, es tut mir Leid. Ich wünschte ich könnte dir helfen! Wie kann ich dir helfen?“ Ich sah verdattert an seine Badezimmerwand. Mir fiel nur eine Sache ein und ich flüsterte in sein Ohr: „Schlaf mit mir …“

 

„Was?!“ Er sah mir ins Gesicht und ich lächelte ihn an: „Das ist mein Wunsch …“ Ich stellte mich auf Zehenspitzen und küsste ihn sanft auf den Mund: „Bitte!“ Er fixierte mich mit seinem Blick. Dann beugte er sich zu mir vor und murmelte in mein Ohr: „So was solltest du dir nicht wünschen!“

Er hob mich hoch und trug mich zurück ins Wohnzimmer, lief weiter und öffnete eine Zimmertür. Es schien das Schlafzimmer zu sein. Er legte mich dort sanft in sein Bett und heftete seine Blicke auf mich. Ich griff nach seiner Hose und wollte ihn zu mir ziehen, aber er schmunzelte mild in meine Richtung: „Du solltest jetzt schlafen! Morgen sieht alles besser aus!“

 

Dann verließ er den Raum. Was war das denn? Er war wirklich anders als andere Männer. Er war einzigartig und besonders. Mir war egal, dass er mich gebucht hat, ich wollte nie mehr von ihm getrennt sein und stieg vorsichtig vom Bett auf und huschte zur Tür. Dort lugte ich durch den Spalt, ich sah wie er telefonierte.„Was soll das? Hast du das eingefädelt?“ Ich hörte etwas Verzerrtes durch das Telefon, verstand es aber nicht.

 

„Soll das ein Witz sein? Verhökerst du so dein ganzes Geld, indem du mit Mädchen für Geld schläfst?“ Mit wem telefonierte er da nur?

 

„Ich wollte mich erholen und nicht auf ein junges Mädchen treffen, woher kennst du sie überhaupt? … Nein, du legst jetzt nicht auf! Hey! Ich sagte … ach, Idiot!“, fluchte Herr Jensch. Mit wem hat er nur so geflucht, so kannte ich ihn gar nicht. Aber es stand ihn, wie er sauer seine frischgewaschenen Haare zerzauste und auf und ab lief. Geh ich zu ihm raus? Nein, ich sollte wirklich probieren zu schlafen!

 

Also auf ins Bett und einfach genießen, dass hier alles nach ihm roch, da sah ich ein Bild. Ich lief hin. Wer war das? Das ist bestimmt Herr Jensch, aber wer war diese Frau? Aber sie sahen glücklich aus, er hielt sie fröhlich im Arm und da war ja noch was. Sie hatte einen ganz dicken Bauch. War die Person etwa schwanger? Hatte Herr Jensch eine schwangere Freundin? Verheiratet war er nicht, das hätte sich in der Klasse schnell rumgesprochen. Aber wer war sie dann. Sie hatte lange zu einem Zopf geflochtene dunkelbraune Haare und blau-grüne ehrliche Augen. Sie war wirklich sehr hübsch, beide würden sehr süße Babies bekommen! Ich stierte lange auf das Bild und dachte viel nach, da klingelte es an der Tür. Ich schrak auf und huschte wieder zur Tür und starrte durch den Spalt. Es war der Typ, den ich heute schon gesehen hatte, ich hatte auch schon mit ihm geschlafen, er war der Cousin von meinem Lehrer.

 

„Was hast du dir dabei gedacht Ron? Was soll der Scheiß?“

 

„Mensch Kai, komm mal wieder runter. Ich dachte, du warst so gestresst und hast mir in letzter Zeit echt geholfen, da wollte ich dir was Gutes tun!“

 

„Mit einer Prostituierten? Und dann noch eine Minderjährige? Ich bin Lehrer verdammt!“, schrie er seinen Cousin an, doch dieser zeigte keine Reue. Also hatte er mich für Herrn Jensch gebucht …

 

„Was soll man denn sonst mit dir machen? Du warst früher mal so ein Draufgänger und Weiberheld. Es muss dir doch fehlen, dich nicht überall austoben zu können!“

 

„Das kann dir egal sein, das ist meine Sache!“

„Komm wieder runter von deinem Trip, Monica ist seit fünf Jahren tot und sie kommt nicht wieder nur weil du lebst wie ein Priester.“, haute er raus.

 

„Nimm ihren Namen nicht in den Mund!“

„Ich kann das, sie war meine Cousine, klar?“ Monica? War Monica die Frau auf dem Foto?

 

„Ich lebe mein Leben, ich bin glücklich so wie ich bin und wie ich mein Leben führe. Ich brauche nicht durch die Gegend zu streifen und ein Chaos nach dem anderen anrichten!“, brüllte Herr Jensch.

 

„Du bist ein Langeweiler, früher warst du der Aufreißer schlechthin, als du Monica trafst wurdest du gezähmt, aber warst trotzdem noch voller Lebenslust. Aber sieh dich jetzt an, wann wurdest du das letzte Mal richtig durchgenommen, häh?“

 

„Das kann dir so was von egal sein!“

„Ja, aber ich schulde ihr was. Monica war glücklich mit dir und obwohl ihr nie geheiratet habt, seh ich dich als Familienmitglied. Familie passt auf einander auf. Und daher wollte ich dir mal einen Gefallen tun. Du brauchst dir auch echt keine Sorgen zu machen, die Kleine ist einiges gewöhnt. Ich kenne ihren Alten sehr gut, er hat sie schon sehr früh einge-ritten und ihr gezeigt, was Männer wollen. Sie schluckt es sogar ohne auch nur im Ge-ringsten einen Brechreiz zu bekommen und man kann mit ihr machen was man will. Es ist genial, sie beschwert sich nicht und du kannst dich austoben, ich hatte echt so was von hef-tige Orgasmen mit der, das kannst du dir nicht vor…“

 

PATSCH … Es knallte gewaltig. Mein Lehrer hatte ausgeholt und mit der Faust in das Gesicht von den Typen geschlagen.

 

„Du mieses Schwein, sie ist ein Kind! Sie ist ein wehrloses Kind und du redest davon, wie du sie durchgenommen hast? Was bist du nur für ein Drecksschwein? Wann bist du das erste Mal auf sie getroffen, wann?“

 

„Krieg dich mal wieder ein! Sie ist wirklich gut, ich kann verstehen, dass dein Stolz verletzt ist, aber darüber seh ich hinweg. Du hast bei Monica ja auch nicht sofort gecheckt, dass sie genau die Richtige für deine unstillbare Lust war. Du wirst schon merken, dass sie es schaffen wird, deinen Sexdurst zu stillen!“

 

„Wann?“

„Ich glaub vor fünf Jahren war es das erste Mal! Siehst du? Sie ist auch noch sehr anhänglich und du bist reich, du kannst sie dir buchen solange du sie benutzen willst und weißt du was? Du kannst sie auch anfixen, ohne dass sie dir ne Szene macht!“, grinste er ekelhaft. Herr Jensch zeigte auf seine Wohnungstür und brüllte: „Raus, verschwinde sofort!“

 

„Ist ja gut, aber du wirst schon sehen. Ich bin gespannt, was du sagst, wenn du dich wieder eingekriegt hast. Sie ist wirklich gut!“ Dann ging er.

 

Ich zitterte am ganzen Körper. Jetzt wusste Herr Jensch, dass ich wirklich von meinem Vater missbraucht wurde, lange bevor ich mit anderen Kerlen schlafen sollte und mit seinen Cousin hatte ich schon vor fünf Jahren also mit elf schon geschlafen. Was dachte er sich jetzt wohl. Ich öffnete vorsichtig die Tür. Er drehte sich zu mir um und sah mich unglücklich an.

 

„Was wurde dir alles angetan?“ Er schien mitten in mein Herz zu schauen und ich in das seine: „Nichts, was mich umgebracht hat!“ Er schritt langsam zu mir und fragte vorsichtig: „Darf ich?“ Ich nickte und ging näher zu ihm. Er reichte mir die Hand und wir gingen zusammen zu seiner Couch. Sie war sehr weich und angenehm, ich mochte sie. So eine hätte ich auch gerne. Nun bat er mich, ihn ehrlich seine Fragen zu beantworten. Was blieb mir anderes übrig, er hatte es verdient, die Wahrheit zu erfahren, immerhin habe ich ihn kurzzeitig für einen Pädophilen gehalten.

 

„Wann hat das angefangen?“

„Was genau?“, es lag ein Zittern in meiner Stimme, ich hoffte, dass er es nicht mitbekam, aber er drückte meine Hand und murmelte: „Wenn du nicht willst, dann … du brauchst nichts machen, was du nicht willst!“

 

Ich atmete tief durch und begann alles zu erzählen, ich erzählte von meinem Leben als meine Mama noch gelebt hatte. Dass mein Papa der liebste Mensch auf Erden war, aber mit meiner Mama zusammen gestorben war. Dass ich seitdem allein mit einem gestörten Verbrecher hauste und dieser mir alles beibrachte. Ich erzählte, wann und wie er es mir beibrachte. Ich berichtete auch was ich dachte und wie weit es immer gegangen war. Dann erzählte ich die neusten Sachen, dass ich mit Rob geschlafen habe, weil Vater wusste, dass er mir dadurch eine größere Bestrafung zufügen kann und deshalb es von mir zwang und ich dadurch, weil ich Angst vor Vaters erneuten Missbrauch hatte, lieber mit einem Jungen schlief, der wenigstens was für mich empfand und daher nicht so grob war. Er hörte mir ruhig zu und unterbrach mich nicht einmal.

 

Es war das erste Mal, dass ich alles erzählte und endlich das Schweigen brach. Ich traute mich nicht ihn jetzt anzugucken. Er wusste nun alles und ich fühlte mich, als würde ich völlig nackt und geschlagen vor ihm liegen. Jedoch spürte ich auch Erleichterung endlich darüber gesprochen zu haben. Es war befreiend nicht mehr völlig allein auf dieser Welt zu sein. Ich spürte immer noch seine Hand, die meine ganz fest drückte und nicht los ließ. Nun wollte ich sein Gesicht sehen und hob langsam meinen Kopf und sah in sein schmerzverzerrtes Gesicht. Als ich diesen Blick sah, war es vorbei, ich fing an zu schluchzen und schlug meine Hände vor mein Gesicht. Es tat so weh, es tat so unendlich weh alles noch einmal zu durchleben und es vor jemanden einzugestehen. Ich spürte seine Wärme, wieder lag ich in seinen Armen. Er streichelte sanft meinen Rücken und flüsterte in mein Ohr: „Ich bin da, ich pass auf dich auf! Niemand wird dir mehr wehtun!“

 

War das sein ernst? Würde er bei mir bleiben und mich nie wieder allein lassen? Ich krallte mich an ihn fest und roch seinen Duft. Ich weinte weiter, aber fühlte mich beschützt, er war einzigartig. Ob er wusste, wie viel er mir bedeutete? Auf einmal küsste er mein Haar, dadurch flammte mein Wunsch aufs Neue wieder auf. Ich probiere es wieder.

 

„Schlaf mit mir!“

„Es geht nicht!“, meinte er traurig und ich streichelte sanft seine Brust: „Aber durch deine Nähe fühle ich mich nicht abstoßend und nicht allein! Ich hab mich in dich …“

 

Nein, ich darf es nicht sagen, ich hatte doch keine Ahnung von der Liebe. Ich blickte in sein Gesicht und er liebkoste meine Wange und erwiderte dann: „Ich werde für dich da sein, wir werden dich aus den Fängen deines Vaters befreien, aber ich werde nicht mit dir schlafen. Du bist meine Schülerin!“

 

„Im Moment nicht, im Moment bin ich eine Frau, die sich nach dir sehnt!“

„Ich bin dein Lehrer!“Ich würde ihn wohl nicht mehr rumbekommen. Ich sah an ihn runter und dachte nach, ob ich ihn einfach einen blasen sollte? Männer werden dann meistens willenslos und wenn man ihn einmal in den Mund hat, ist es meistens eh schon zu spät und sie willigen in alles ein. Er schien meine Gedanken gelesen zu haben und schob meinen Kopf wieder nach oben, sodass ich ihn anguckte. Er schüttelte seinen Kopf und äußerte: „Du bist nicht nur dazu auf der Welt, um mit Männern zu schlafen, irgendwann wirst du den Richtigen finden und dann wirst du merken, dass Männer aus Liebe zu einer einzigen Frau auf alles andere verzichten können!“

 

„Kann ich nicht wenigstens mich bei dir dafür bedanken, dass …!“

„Ja, bedanken gerne, aber ich will keine sexuellen Ausgleiche für deine Dankbarkeit, okay?“

 

Ich nickte und dann gingen wir ins Schlafzimmer. Er legte mich ins Bett und deckte mich wie ein Kleinkind zu. Dann küsste er meine Stirn und seine Stimme ertönte sanft: „Schlaf schön, kleine Prinzessin!“

 

„Du auch, mein einziger Prinz!“ Er lief rot an und streichelte meine Hand, stand dann auf und meinte: „Ich schlafe auf der Couch, falls was sein sollte!“ Weg war er und ich war wieder allein. Eine Stunde wartete ich, dann stieg ich aus dem Bett und suchte seine Nähe. Ich sah ihn auf der Couch und ging zu ihm. Ich schlich unter seine Decke und kuschelte mich an ihn, ich spürte, dass er noch wach war, aber er vertrieb mich nicht. Mein Herz fing an zu rasen, wie oft hatte ich schon in den Armen eines Mannes gelegen, aber bei keinem hatte ich das gefühlt, was ich bei ihm fühlte. Ob er merkte, dass mein Herz raste? Ich würde einfach probieren zu schlafen und mach einfach die Augen zu. Noch nie hatte ich mich so sicher gefühlt wie in diesem Moment, ich war unendlich zufrieden und glücklich!

Der Morgen danach

 Hilfe, was für eine Nacht, okay es war noch nicht mal wirklich morgens. Aber ich kann nicht wirklich schlafen, ich bin total nervös und außerdem bin ich wegen diesen blöden Pillen immer noch total aufgekratzt. Seit vier Stunden liege ich jetzt neben ihm und schmiege mich an ihn wie ein verschmustes Kätzchen. Würde er böse sein, wenn ich ihn anfasse? Was war das? Ich hab was gespürt. Es ist wirklich, was ich denke. Mein Bein hat es gestreift, er hatte eine Erektion. Aber das ist ganz normal, Männer haben morgens meistens einen Steifen, das liegt daran, dass sie nachts unanständige Gedanken haben, weil sie hauptsächlich an Sex denken. Zu mindestens ist das mein Standpunkt, ich hab nie gefragt, ob es wirklich so ist. Was würde er wohl morgens machen, wenn er aufwachte? Nahm er immer eine kalte Dusche oder erledigte er es selbst? Wie peinlich, warum denk ich überhaupt über so was nach?

 

Aber vielleicht kann ich ihm so helfen und vielleicht würde er dann auch mit mir schlafen, immerhin ist er ja schließlich auch nur ein Mann. Auf geht’s. Schon rutschte ich unter die Decke. Da ist es. Einfach die Hose runter, hoffentlich wird er nicht vorher wach. So, Hose ist weg. Kann ich das wirklich machen? Aber eigentlich helfe ich ihm damit ja nur, ich mach nichts Böses, oder?

 

Würde ich wirklich einen Penis anfassen, ohne dass ich dazu gezwungen werde? Gleich würde ich es wissen. Ja, ich hab es getan. Jetzt erledige ich sein kleines Problem schnell für ihn, also los geht’s.„Mmmh!“, hörte ich es außerhalb der Decke, er schien zu genießen. Also mache ich wei¬ter, schließlich gefällt es ihm.

 

„Mmmh, … ahh, mmh!“ Ja, er stöhnte und sein Glied wurde steifer, er würde bald Kom-men. Da hörte ich plötzlich: „Nat … ahhh!“ Mist, er schien wach zu sein, aber wenn er mich jetzt unterbrach, würde er Schmerzen, denke ich zu mindestens, verspüren. Er bewegte sich und ich spürte wie die Decke über mir weg flog. Jetzt sah er mich an und ich schielte zu ihm nach oben. Er stöhnte zwar, aber zog sich dann von mir weg. Nun stand er auf und ich merkte, dass er genauso gerne Sex hätte wie ich.

 

„Ich wollte nur …“

„Wieso machst du das? Weißt du, was du gerade getan hast? Du hast einen Menschen gegen seinen Willen zu etwas gezwungen. Du hast Missbrauch begangen, du hast nicht daran gedacht, was die Person dabei fühlt!“ Er hatte Recht, aber es hatte ihn gefallen, das weiß ich, ich hab es gespürt. Trotzdem war er sauer und ich probierte zu erklären: „Ich … tut mir Leid, aber Vater hat mir Tabletten gegeben, die meine Lust steigern und ich kenne das andere Geschlecht ganz genau. Ich weiß, wann sie wollen und wann nicht und ich dachte, wir würden beide etwas Gutes erfahren!“

 

„Natalie, es ist nicht normal, dass du denkst, einen Menschen nur mit Sex glücklich machen zu können!“

„Aber es hat dir gefallen, ich weiß es!“

 

Ich war aufgesprungen und stand ihm gegenüber. Ich wusste, dass ich Recht hatte und ich wusste, dass er mich mochte.

 

„Wieso kannst du mir nicht einfach den Gefallen tun und mit mir schlafen?“

„Wieso willst du nur das?“, fragte er ruhig und ich ging näher zu ihm und lächelte glücklich: „Weil ich zum ersten Mal das Bedürfnis habe, mit jemanden zu schlafen, weil ich es will. Du bist der erste Mann, den ich nicht abstoßend finde. Ich seh dich an und bin glück-lich, ich berühre dich flüchtig und mein Herz fängt an zu rasen. Du erwiderst mein Kuss, meinen ersten Kuss, und ich hab das Gefühl zu schweben und der glücklichste Mensch der Welt zu sein … Ich seh dich halbnackt vor mir und krieg den Gedanken nicht aus meinen Kopf, dich sofort in mir zu spüren! Ich hatte das Gefühl tot zu sein, schon lange war meine Seele zerbrochen und kaputt. Trotzdem lauf ich kaum vorhanden durch die Gegend. Ich bin schon lange nicht mehr wirklich auf dieser Welt vorhanden, aber wenn ich dich sehe, wenn ich in deiner Nähe bin …“Hör jetzt nicht auf, rede einfach weiter, er wird dich nicht unterbrechen: „Ich fühle mich lebendig in deiner Nähe! DU gibst mir meinen Lebenswillen wieder, von dem ich lange Zeit geglaubt habe, dass er schon lange Zeit gestorben war.“

 

Stille! Er sagte nichts und rührte sich nicht. Sollte ich mich bewegen? Sollte ich jetzt was sagen oder was war jetzt los? Ich verstand mich ja selbst nicht mehr und merkte, wie sich Tränen in meinen Augen bildeten. Man was war ich doch für eine Heulsuse. Ich dürfte jetzt bloß nicht anfangen zu heulen, bitte bleib jetzt stark und reiß dich zusammen!!!

 

„Was machst du nur mit mir?“, hörte ich die Stimme von meinen Lehrer und sah ihn an. Er neigte seinen Kopf leicht nach rechts. Dann machte er sich auf den Weg in meine Richtung und beugte sich zu mir vor. Was geschah hier? Seine Nase streifte die meine und dann spürte ich seine Lippen. Er küsste mich, bis jetzt ging es immer nur von mir aus. Aber er küsste mich in diesem Moment, er legte seine Hände sanft an die Seiten von meinem Gesicht und seine Finger berührten meine Ohren. Behutsam streichelte er meine Wangen und Ohren und küsste mich dabei. Ich streckte meine Arme aus und umarmte diesen Mann. Der Kuss wurde leidenschaftlicher und ich spürte das pure Verlangen in mir aufsteigen, aber auch ihm schien es nicht anders zu gehen. Nun presste er meinen Körper fest an den seinen, ich spürte an meinen Körper seine Lust. Ja, er war erregt. Ich begann zu zittern, ich begriff, dass ich Angst hatte. Aber nicht vor ihm, sondern vor der Situation. Ich habe noch niemals solche Gefühle empfunden. Wie oft hatte ich schon mit Männern geschlafen und wie oft wurde ich behandelt wie ein Stück Dreck. Noch nie wurde ich so sanft liebkost und so berührt wie von ihm. Er war so was von wundervoll, ob er wusste, wie glücklich er mich machte?

 

Wusste er, dass ich im Moment alles vergaß? Ich dachte nur an ihn, niemals will ich wieder ohne ihn sein, niemals!Ich streichelte durch seine Haare und genoss das Gefühl von ihm ebenfalls zärtlich berührt zu werden. Seine Hände wanderten von meinem Gesicht zu meinem Körper. Sie berührten meinen Rücken und befühlten meine Seiten. Dann packte er auf einmal unter meinen Po und über meine Schenkel. Er hob mich hoch und sah mir tief in die Augen. Ich lächelte ihn an und hauchte in sein Ohr: „Ich liebe dich!“

 

Ich krallte mich um seinen Hals und hatte Angst ihn im nächsten Moment zu verlieren. Ich habe nie gesehen, dass er nicht nur ein hübscher Mann, sondern auch ein ziemlich kräftiger Kerl war. Mit seinen Sachen wirkte er immer sehr schmächtig. Er sah gut aus, aber nicht so, als könnte er einfach so etwas ohne große Mühe von A nach B transportieren. Ich hörte seine Schlafzimmertür auf gehen und wie er mich sanft auf sein Bett legte. Nun war es also so weit, ich würde mit dem Mann den ich liebe schlafen. Wie würde es sich wohl anfühlen? Ich begann wieder zu zittern, ich hoffe nur, ich mach nichts falsch!Er setzte sich neben mir und sah mich bedrückt an: „Willst du das wirklich?“

 

Er sah so traurig und leidend aus. Was machte ich hier eigentlich? Ich denke nur an mein Wohl, er ist wirklich ein herzensguter Mensch und probiert alles, um mir zu helfen und ich denke nur an mich. Er wollte es gar nicht, er wollte nur nett sein, er war und bleibt doch weiterhin mein Lehrer, das begriff ich jetzt endlich. Ich setzte mich ebenfalls auf und lehnte meinen Kopf an seine Schulter: „Ich will einfach nur bei dir sein! Darf ich das von dir verlangen?“

 

Ich spürte seine Hand um meine Schulter wandern. Er hielt mich wieder fest und spendete mir seine ungeheure Wärme. Ja, ich liebte ihn. Wie lange habe ich gebraucht, um das endlich zu verstehen? Jedoch dürfte ich seine Gutmütigkeit nicht ausnutzen, aber ich wollte nicht von ihm gehen. Nie wieder wollte ich einen anderen Mann in meiner Nähe spüren, nie wieder!„Ich habe einen Wunsch!“

 

„Natalie …“

„Nein, hör mir erst einmal zu, okay?“ Er nickte und lauschte, was ich zu sagen hatte. Dann forderte ich: „Buche mich bitte bis wir zum Campen fahren … dann brauche ich zwei Wochen mit niemanden schlafen … also … ich müsste meine Tätigkeit nicht ausüben und Vater würde keinen Verdacht schöpfen. Er ist eh von der Idee begeistert, dass ein Reicher einen Narren an mir frisst!“ Keine Antwort … was bedeutete sein schweigen?

 

„Also wenn es aber zu teuer ist, ich werde das Geld zurück bezahlen, ich habe Erspartes zu Hause und könnte die Zeit bezahlen! Ich weiß eh nicht, wie er auf den Trichter kommt, dass du reich bist …“

 

„Das hat er von Ron! Meine Eltern haben ein gutes Geschäft … leider ist mein Vater vor einen Monat verstorben und Mutter trauert seitdem. Er hat mir Geld vermacht und auch sie steckt mir viel Geld zu. Sie begreift, dass Geld nicht alles ist, aber sie denkt, dass man da-durch etwas glücklicher leben kann. Ich probiere ihr zu helfen soweit es geht, immerhin weiß ich wie es ist …“

„… Monica?“, fragte ich vorsichtig.

 

Sein Blick schweifte zu dem Bild und dann fing er an zu erzählen: „Ja, Monica! Sie hat es geschafft mich zu bändigen … ich war ein verwöhnter Bengel, der sich nicht um die Gefühle der anderen geschert hat. Immerhin konnte ich mir immer das kaufen von meinem Geld, was ich wollte. Ja, ich war ein ziemliches Arschloch und die Gefühle der Frauen haben mich auch nicht gekümmert, wenn ich Lust hatte, hab ich mir genommen, was ich wollte. Da viele hinter den Geld meiner Eltern her waren, war ich heißbegehrt. Ich lernte Ron kennen und traf dadurch auf seine Cousine. Sie war so völlig anders, rein und unschuldig und doch stur und hartnäckig. Wenn sie was wollte, bekam sie das auch. Sie hat mich jedes Mal abblitzen lassen, weil sie wusste, dass ich nur Sex wollte. Ich hätte niemals gedacht, dass sie mir mal so wichtig werden könnte. Ich suchte ihre Nähe und irgendwann schaffte ich es, dass sie mir eine Chance gab. Sie verdrehte mir völlig den Kopf und durch sie wollte ich Lehrer werden. Sie hatte diesen Berufswunsch und lebte ihren Traum. Ich hatte keinen Traum, ich war immer damit aufgezogen worden, die Firma von meinem Dad zu übernehmen und hab das nie in Frage gestellt. Doch mit ihr begann erst mein Leben und ich … ach am Anfang wollte ich es nicht wahrnehmen und hab einmal echt Mist gebaut und mit jemand anderen geschlafen, um dann festzustellen, dass ich nichts mehr dabei fühlte einfach nur mit jemand beliebigen Sex zu haben. Sie verzieh mir, nachdem ich echt kämpfen musste und schon dachte, dass ich alles verloren hatte. Sie war schwanger und ich erhielt beinahe einen Schlag, ich war noch nicht bereit für ein Kind, ich war doch selbst noch eins. Aber ich wollte sie nicht verlieren und raffte mich endlich durch, sie dabei zu unterstützen. Jedoch sollte ich nicht erfahren, ob ich in der Lage dazu wäre, Vater zu sein. Sie hatte einen Hirntumor … er war bösartig, aber sie wollte keine Chemo, dadurch hätte sie das Kind verloren. Sie wollte warten, bis es soweit war wenigstens allein eine Chance zu haben. Aber ihre motorischen Fähigkeiten wurden immer mehr eingeschränkt, sodass sie eines Nachts aufstand und aus der Wohnung ging. Sie fiel die Treppen runter und starb an den Verletzungen …“

 

Wie schrecklich, wieso musste er so was erleben? Das hatte er nicht verdient! Und was machte ich? Ich fiel über ihn her wie eine läufige Hündin … ich … ich sollte gehen! Aber meine Hand ließ seine nicht los … aber ich musste sie loslassen. Ich muss sofort aufhören, ihn zu belästigen … Aber vorher …

 

„Ich liebe dich … danke für alles!“ Ich beugte mich zu ihm vor und küsste ihn ganz sanft zum Abschied. Der Kuss wurde feucht, da Tränen über mein Gesicht liefen. Doch ich dürfte nicht an mich denken, ich stand also beim Kuss auf. Ließ dann von ihm ab und öff-nete langsam meine Augen. Ich lächelte ihn sanftmütig an und machte mich auf den Weg.

 

„Wo willst du hin?“

„Ich werde zu Vater gehen … es tut mir Leid, dass ich so aufdringlich war!“

„Geh nicht!“„Aber …“

 

Wieso sollte ich nicht gehen? Er griff nach meiner Hand und hielt sie fest: „Wieso willst du gehen? Du wolltest doch hier bleiben!“

 

„Ich hab gar nicht an dich gedacht … Wie ein Kleinkind wollte ich meinen Willen und hab damit deine Gefühle verletzt, es tut mir Leid!“, sprach ich und wollte seine Hand abschüt-teln, doch das ließ er nicht zu. Er zog mich wieder zu sich und erklärte: „Du bist unglaublich, du hast die Kraft jemanden an dich zu fesseln. Ich würde dich gerne in den Augen deines Vaters buchen, aber dich würde ich gerne fragen … Willst du wirklich hier sein?“

 

„Nein … ich will nicht HIER sein, ich will bei DIR sein!“

„Was mach ich hier eigentlich?“, fragte er besorgt als er mir in die Augen starrte und mich dann wieder küsste.

 

„Was machst du mit mir?“

„Das gleiche könnte ich dich auch fragen!“

 

Ein Lächeln huschte über unsere Gesichter. Dann funkte es, es war wie in kitschigen Filmen, man spürte die starke Anziehungskraft und ich wusste, jetzt würden wir miteinander schlafen, ich wusste es und er auch. Er befühlte meinen Körper und ich zog mein Oberteil, das er mir zum Schlafen gegeben hatte, aus. Er küsste meinen Körper und als wär ein Blitz in mich gefahren, zuckte ich auf. Ich war völlig elektrisiert. Doch dann klingelte sein Wecker.

 

„Mist!“, hörte ich ihn murmeln. Ich sah auf seine Uhr, es war Zeit sich für die Schule bereit zu machen!

 

„Ich hab meine Schulsachen noch zu Hause!“, stellte ich plötzlich fest. Er gab mir einen Kuss und flüsterte: „Wir besorgen dir Bücher aus dem Lehrerzimmer. Wir schaffen es nicht mehr zu dir nach Hause …“

 

„Da bin ich doch schon!“ Okay, ich glaube das war zu ruckartig, er starrte mich nämlich verwundert an. Wir standen auf und er murmelte verlegen: „Ich geh duschen!“ Ich verstand was ihn beschämte, er war nicht nur seelisch sondern auch körperlich zu dem Akt bereit gewesen. Er ging also zur Dusche. Ich hörte es plätschern und lief zu der Badezimmertür. Ich öffnete sie behutsam und zog mich aus, dann entfernte ich den Duschvorhang und sah ihn, er stand nackt vor mir … aber was hab ich auch erwartet, er war in der Dusche.„Natalie …“

 

Ich küsste seine Brustwarze und dann seinen Nacken. Zum ersten Mal achtete ich auf mein Herz bei den Sachen, die ich benutze um den Mann zu erfreuen und nicht auf die Tricks, die Vater mir eingetrichtert hatte. Er durchstreifte meine feuchten Haare und küsste mich. Ich lehnte mich an und spürte seine Erregung. Ich ging ein Stück zurück, um es zu vollziehen. Er sah mich an und half mir. Nun geschah es endlich, ich spürte ihn in mir. Wir drückten uns gegen die Wand. Die Dusche befeuchtete uns weiterhin. Leiden-schaftlich liebkoste er meinen Nacken und gab mir Küsse während wir miteinander schliefen. Ganz sanft führte er seine Stöße aus und bewegte sich vor und zurück. Noch nie war jemand so vorsichtig und gleichzeitig leidenschaftlich zu mir gewesen wie er in diesem Moment. Unser Stöhnen war lauter als die Dusche, aber das störte uns nicht. Ich war rundum glücklich. Von mir aus könnte die Zeit in genau diesem Moment stehen bleiben und das obwohl ich diese Tätigkeit immer abscheulich fand und mir einfach nur wünschte, sie nie wieder ausführen zu müssen. Aber ich wusste ja nicht, nein ich hatte wirklich keine Ahnung, dass das Gefühl ein ganz anderes war, wenn man die Person vom ganzen Herzen liebte. Dann kam es, der Höhepunkt ich spürte es genau. Ich krallte mich in seinen Rücken fest und schrie auf, sowie er. Denn er kam im selben Moment wie ich, noch nie war ich bei einem Mann gekommen und hatte dieses Lustgefühl. Ob es bei ihm genauso war?Wir keuchten und er sah mich an. Das einzige was mir einfiel war: „Ich danke dir!“

 

… Ich weiß auch nicht warum, aber ich bedankte mich bei ihm. Er küsste mich und stierte noch mal auf seine wasserfeste Uhr, dann brummte er: „Mist!“ Ich fing an zu lachen, er war genervt, dass er nicht weiter machen konnte. Man sah es genau. Ich küsste ihn: „Der Tag ist ja noch nicht vorbei, er hat gerade erst angefangen!“ Er nickte und zog mich jetzt unter die Dusche. Dort wusch er mir sanft mit seinen Lappen den Körper und liebkoste mich noch mit seinen zärtlichen Küssen. Doch leider dauerte es nicht lang, wir mussten in die Schule.

 

Das Duschen war also vorbei und wir zogen uns an. Dann dachte er nach: „Wie machen wir das jetzt?“

 

„Ich laufe und du fährst wie immer mit dein Fahrrad!“, beantwortete ich seine Frage.

„Aber ich kann dich doch nicht allein …“

 

Nun überfiel ich ihn mit einem Kuss: „Doch, kannst du! Ich laufe immer zur Schule! Sonst bekommst du nur Ärger: Herr Lehrer!“ Er streichelte mein Haar und küsste mich ebenfalls. Dann machten wir uns schon auf den Weg. Er holte sein Fahrrad. Unheimlich war, dass er von jeden Klassenkameraden ungefähr wusste, wo sie wohnten und daher genau wusste, bis wohin wir noch zusammen laufen konnten. Dann verabschiedeten wir uns und er stieg auf sein Fahrrad und fuhr los. Glücklich ging ich meinen Weg und auf einmal bemerkte ich an der Ecke einen Wagen. Es war Vaters Wagen und dann erschien er auch schon aus dem Bäcker und winkte mich zu sich.

 

„Deine Schulsachen!“

„Danke!“ Hoffentlich hatte er mich nicht mit Kai gesehen.

„Und wie war es?“, fragte er und ich nickte nur: „Er würde mich gerne die gesamte Woche buchen … glaub ich zu mindestens!“

„Der Typ ist wirklich reich! Wenn er genug Kohle rüber steckt, ist das kein Problem und weit bis zur Schule hast du es auch nicht!“, stellte er fest.

„Sind deine Haare noch nass?“

„Ein bisschen!“„Du solltest aufhören dich immer stundenlang zu duschen, das macht keinen guten Eindruck!“, meckerte Vater mit mir. Wenn er wüsste, dass ich nur geduscht hatte, weil ich in der Dusche Sex hatte, dann wär er sicher auf Alarmstufe. Wo er mich grade dran erinnert, ich roch Kais Geruch an mir und liebte das, hätten wir nicht in der Dusche miteinander geschlafen, hätte ich mich bestimmt nicht geduscht, um den ganzen Tag ihn noch an mir zu spüren!

 

„So, jetzt auf zur Schule, ich werde abends noch mal telefonieren und deinen Job sicher machen.“, äußerte Vater kalt.

„Okay!“ Ich nahm meinen Rucksack und machte mich weiter auf den Weg. Zum Glück hatte er nichts bemerkt, wenn er es wüsste, würde er sicher ausrasten … aber warum eigentlich? Er würde doch trotzdem sein Geld erhalten und ich wär glücklich … Aber es interessiert ihn ja nicht, ob ich glücklich bin. Er will mich nur leiden sehen. Ich lief gedankenverloren und an die Dusche denkend weiter zur Schule. Ich merkte nicht mal, dass ich gerufen wurde. Erst als ich von hinten angetippt wurde, drehte ich mich um. Es war Sophie, sie grinste mich an: „Na du? Wie geht’s dir?“

 

„Gut!“

„…Stimmt das, was Rob laut rumposaunt hat?“

„Häh? … Ach so …!“ Mist, das hatte ich völlig vergessen. Da sieht man mal, dass mich Kai total abgelenkt hat und ich bei ihm all meine Sorgen vergessen konnte. Ach wie ich ihn jetzt schon wieder vermisste, es kam mir vor als wär ich schon eine Ewigkeit von ihm getrennt. Ich fühlte mich leer ohne ihn und hatte das Gefühl als würde ein großes Stück von mir fehlen.

 

„Natalie? Hörst du mir zu?“

„Oh, … entschuldige, ich hab grade nachgedacht!“

„Was war nun mit Rob?“, wollte sie nun wissen. Ich beschloss ehrlich zu sein: „Ich habe mit ihm geschlafen! Es war ein Fehler, weil ich ihn nicht liebe … aber ich dachte, ich würde ihm damit ein Gefallen tun … Ja ich weiß, dass es falsch war und ich mach es auch nicht nochmal!“

 

Mit offenem Mund wurde ich von Sophie angestarrt. Wir kamen näher zur Schule und sie fragte kleinlaut: „War er denn so schlecht?“

„Was? Nein, war er nicht, er hat sich echt Mühe gegeben und wurde besser, aber ich liebe ihn nicht!“

„Wieso hast du dann mit ihm geschlafen?“

„… Das kannst du nicht verstehen …“, probierte ich das Thema zu beenden, aber Sophie war zu neugierig. Sie wollte grade wieder was fragen, als Rob vor uns stand. Er glotze mich geil an.

 

„Morgen Ladies!“, sprach er uns an.

„Guten Morgen!“, lächelte Sophie und er meinte: „Können wir reden?“ Ich wollte nicht mit ihm allein sein, immerhin hatte er noch nicht seinen „letzten Sex“ gehabt. Denn Kai hatte uns ja unterbrochen, daher hatte ich Angst, dass er es einfordern wollte.

 

„Tut mir übrigens Leid wegen gestern!“, entschuldigte er sich. Ich kannte sein Blick, wie oft hatten mich die ganzen Männer so notgeil angegafft. Ein Nicken war von mir zu erkennen: „Ist schon in Ordnung!“

 

„Können wir reden? Allein?“ Er zeigte auf eine abgeschottete Ecke und ich fing an zu schlucken. Ja, er wollte es. Ihm war auch egal, dass wir in der Schule waren … was hatte ich bloß aus dem lieben, aufgeweckten Rob gemacht?

 

„Ähm … das geht nicht, der Unterricht beginnt bald!“

„Erst in zehn Minuten, ich will etwas mit dir besprechen! Sophie?“

„Ist schon gut!“, huschte ein verständnisvolles Lächeln über das Gesicht des Mädchens und schon ging sie weg.

 

„Endlich allein … du weißt, was du mir gestern versprochen hast?“, hauchte er in mein Ohr.

„Aber …“, nein, ich wollte nicht. Niemand sollte mir jemals wieder so nahe kommen, außer es wäre Kai.

 

„Kommst du?“ Er griff meine Hand und wollte mich in die Ecke zerren.„Ich kann nicht, wir sind hier in der Schule!“

„Nein, sind wir nicht, noch nicht. Gestern waren wir im Lehrerzimmer und wir hätten es beinahe getrieben!“

„Ja und du siehst ja was passiert ist!“, antwortete ich stur.

„Heißt das, du hast Angst vor Konsequenzen?“ Mist, jetzt verstand er es auch noch völlig falsch und machte sich wieder Hoffnungen!

 

„Ich bin geil und muss nur noch an dich denken, was hast du nur mit mir gemacht?“, fragte er schnaubend und berührte meinen Busen.

 

„Hör auf!“, schrie ich und gab ihn eine Ohrfeige, es schallte über das Gelände. Einige drehten sich zu uns um. Doch ihm störte das nicht: „Hab dich nicht so, ich weiß, dass du es auch willst!“ Er griff mein Handgelenk und riss mich mit: „Lass es Rob, du tust mir weh … wieso bist du so?“ Nun schien er nachzudenken und senkte sein Haupt: „Ich weiß auch nicht, es tut mir auch unendlich leid. Aber ich will es abschließen, kann es aber nicht, weil mein ganzer Körper sich nach dir sehnt. Ich will es zum Abschied. Wie Süchtige die ihre letzte Zigarette genießen. Sei meine Abschiedszigarette, bitte!“

 

Was sollte ich sagen? Ich hatte ihn so zugrunde gerichtet, ich war es ihm schuldig einen Schlussstrich ziehen zu können und wenn er es nur so konnte, musste ich es zulassen. Ich wollte mich grade auf den Weg machen und mit ihm in die abgelegene Ecke gehen als mich jemand festhielt. Eine Drehung zeigte mir unseren Klassenlehrer: „Was habt ihr jetzt schon wieder vor?“

 

„Wir wollten nur reden …!“, stammelte Rob und Kai funkelte mich sauer mit seinen blauen Augen an, die fast schon blitzten: „Aha und eine „Abschiedszigarette“ zu sich nehmen?“

„Tschuldigung, aber wir sind nun mal noch jung. Lassen Sie uns doch unsere eigenen Fehler machen!“, warf Rob genervt rein.

„Nein, hier wird niemand einen Abschiedsakt vollziehen. Der Unterricht beginnt bald und ihr habt den gestrigen Tag schon genug Unterrichtsstoff verpasst. Also auf in die Schule!“ Kai hatte immer noch meinen Arm und zog mich dann Richtung Schule. Rob folgte uns geknickt und im Gebäude rief Herr Bach Rob zu sich, um mit ihm über gestern zu sprechen. Nun ließ mich unser Klassenlehrer los, er sah sich um und flüsterte dann kaum merklich: „Kann ich dich hier nicht einmal aus den Augen lassen? Was soll das? Was wolltest du mit ihm in der Ecke?“

 

Ich konnte darauf nicht antworten und schwieg, sodass er weiter murmelte: „Halt dich von ihm fern, er gafft dich an wie einen Affen im Zoo!“

„Bist du eifersüchtig?“, hauchte ich kaum verständlich. Kai drehte sich zum Lehrerzimmer und schloss die Tür auf: „Ich hab Bücher besorgt und duz mich in der Schule nicht, okay?“ Ich nickte lächelnd, ich sah jetzt noch seinen zornigen Blick. Er war eifersüchtig, ich fand ihn süß. So kannte ich ihn nicht und am liebsten würde ich ihn auf der Stelle küssen. Ich ging einen Schritt ins Lehrerzimmer und berührte sanft seine Wange: „Ich liebe dich!“ Dann ging ich ein Stück weg und meinte: „Meine Schulbücher habe ich mit Herr Jensch, Sie brauchen sie mir nicht zu leihen, aber trotzdem danke!“ Er guckte leicht verdattert, packte die Bücher dann aber wieder weg und lief mit mir zum Klassenzimmer.

 

Er ging zur Tür und schloss sie für die Klasse auf: „So, auf geht’s ein neuer Tag und ich hoffe, bei euch ist alles in bester Ordnung!“„Klar Herr Jensch!“, riefen einige und strahlten ihn an. Er war wirklich der Lieblingslehrer der gesamten Klasse. So besonders und einzigartig und trotzdem hätte ich ihn gerne ganz für mich allein! Wir gingen in die Klasse und ein Junge haute plötzlich raus: „Na? Machst du das immer so schnell?“ Meinte er mich? Ich sah ihn an, es war Alex, er grinste mich an: „Na das poppen, machst du das immer so schnell? Hätt ich das gewusst, hätte ich auch mein Glück versucht!“ Die Jungs fingen an zu lachen, Sophie mischte sich ein: „Lasst sie in Ruhe!“

 

„Was denn? Verbündest du dich mit ihr? Jahre in Rob verschossen und dann nicht mal sauer auf die Person, die ihn benutzt und weg geschmissen hat?“, stellte Max fest.

 

„Leute es reicht, lasst es bitte gut sein!“

„Aber Herr Jensch, hätten Sie das von der Streberin erwartet? Sie soll auch voll abgegangen sein, gleich mit blasen und sie schluckt es sogar, so was ist selten! Du musst es öfter schon gemacht haben, sonst wär das nicht so problemlos an dir vorbeigegangen. Ich spreche aus Erfahrung, wie oft haben sich die Ollen beinahe übergeben nach diesen Versuch!“, posaunte Alex weiter. Er war der totale Mädchenaufreißer. In der Klasse benahm er sich eigentlich immer korrekt, aber er prahlte auch mit seinen ganzen Bettgeschichten. „Immer bin ich anständig hier reingegangen und hab mich benommen, doch jetzt erfahr ich, dass hier eine genauso geile Sau wie ich ihr Unwesen treibt!“, lachte er hämisch, am liebsten würde ich im Erdboden versinken.

 

„Es reicht Alex, noch ein Wort und du erhältst ein Schulverweis!“, drohte Kai den Jungen, dieser sah zu unseren Lehrer: „Tut mir auch leid, aber ist doch wahr. Sex ist ne geile Sache und man sollte sich deswegen nicht schämen! Sie soll nur aufhören, diese brave Masche weiter durchziehen zu wollen, das ist das, was mich nicht nervt, nicht ihre Sexsucht!“

 

„Alex!“, brüllte Herr Jensch jetzt. Bis jetzt hatte ihn noch keiner aus der Klasse so sauer erlebt. Da tauchte Rob im Raum auf und mischte sich ein: „Alex als mein Kumpel solltest du im Stande sein, deine Klappe zu halten!“ Stille trat ein, Alex sprang vom Tisch auf: „Es war ja nicht böse gemeint, kennst mich doch! Tut mir Leid Herr Jensch!“

 

„Du solltest dich bei Natalie entschuldigen und ihr solltet das Thema abharken, es geht euch nichts an, was eure Mitschüler privat treiben. Ihr solltet euch nicht an so was aufgeilen, okay?“ Ein leises Zustimmen war zu vernehmen.

 

„Er hat Recht Alex!“, wiederholte Rob Herr Jenschs Bitte. Alex ging zu mir und reichte mir dir Hand: „Sorry, Natalie war auch nicht so gemeint!“ Ich sah sie an, rührte mich aber nicht.

 

„Ach komm schon, so schüchtern wie du immer tust, bist du doch gar nicht!“, lachte er und legte seinen Arm um meine Schulter. Panik! Ich bekomm Angst, was war das? Es ist zu ruckartig und ich will das nicht. Er soll mich nicht … ich bekomme keine Luft!

 

„Alex, lass sie los!“, rief Herr Jensch und stürmte dazwischen.

„Was hat sie denn?“, fragte der Junge irritiert.

 

Ich kämpfte immer noch mit meiner Panikattacke. Herr Jensch fächerte mir Luft zu und redete ruhig auf mich ein. Dann murmelte Sophie: „Vielleicht hat sie eine leichte Form von Autismus!“

 

„Auto… Was?!?“

„Autismus, nichts mit Auto! Vielleicht kann sie sich nicht von Menschen anfassen lassen!“, erklärte Sophie.

 

Ich schüttelte den Kopf und Rob stammelte: „Aber das wär unlogisch!“„Nein, wär es nicht. Ich meinte ja eine leichte Form, vielleicht hat sie auch einfach Angst vor Menschen, die sie ruckartig anfassen. Es gibt alles Mögliche auf dieser Welt und so wie sie schnauft, ist das nicht gespielt. Mein Cousin ist schlimm autistisch, nicht mal seine Eltern dürfen ihn anfassen! Ich habe, um ihn besser zu verstehen, nach Informationen ge-sucht und habe interessante Sachen gefunden …“

 

„Es kann sich auch nur jemand wie du, gerne in seiner Freizeit mit Schule beschäftigen!“, grinste Max. Man merkte, dass es Sophie etwas peinlich war, aber sie redete weiter: „Menschen können aus ganz unterschiedlichen Gründen Panik entwickeln und sie können sie dann nicht steuern. Aber sie probieren es manchmal. Vielleicht hat sie deshalb es mit Rob versucht, um ihre Panik in den Griff zu bekommen und sie hat gemerkt, dass es noch zu früh ist. Aber wenn sie bereit ist, wird sie über ihren Schatten springen und ihre Angst vergessen und sich problemlos berühren lassen. Meistens kommt das, wenn man einem Menschen 100%ig vertraut, dann lässt man Berührungen zu und dann gewöhnt sich die Seele auch an so was. Du hast doch deine Mama früh verloren, vielleicht war das der Auslöser für deine Panikattacken. Das würde auch erklären, warum du dich immer von uns distanziert hast, aber wir können dir helfen!“

 

„Willst du Psychologe werden?“, haute Alex begeistert raus. Sophie lief rötlich an: „Hör auf mich aufzuziehen. Ich interessiere mich halt dafür.“ Sophie war wirklich ein lieber und erstaunlicher Mensch, genauso besonders wie Kai, der immer noch meinen Rücken streichelte, damit ich mich beruhigte. Auf einmal guckte Sophie leicht irritiert, aber tarnte ihren Gesichtsausdruck schnell.

 

„Alles wieder in Ordnung?“, fragte Herr Jensch besorgt. Ich nickte ruhig und atmete tief durch. Zum Glück war er bei mir, er hat mir sofort geholfen und stand mir bei. Wie gerne würde ich ihn ganz für mich allein haben und mich in seine Arme fliehen, aber das ging jetzt nicht. Er half mir zu meinem Platz und Rob tauschte mit Sophie die Plätze. Herr Jensch bat die Klasse, dass Thema zu vergessen und sich daran nicht aufzubauschen. Sophie reichte etwas in meine Richtung und ich zuckte, bedankte mich dann aber. Sie murmelte noch etwas wie: „Ich kann es nicht glauben …“ Was meinte sie damit? Ich faltete den Zettel, den sie mir rüber gereicht hatte, und begann ihn zu lesen.

 

> Hast du eigentlich vorhin keine Angst gehabt? Herr Jensch hat dich ganze Zeit angefasst, um dich zu beruhigen! <

 

Jetzt wo sie es erwähnte, stimmt! Nein, ich hatte keine Angst, genau das hat mir die Angst genommen. Sollte ich mit ihr darüber reden? Ich wusste es einfach nicht! Ob ich ihr ver-trauen konnte?

Noch einmal ran?

 

Ich antwortete nicht auf ihren Zettel, ich zeigte nur Richtung Uhr und hoffte, dass sie verstand, dass ich später mit ihr reden würde. Der Unterricht verging recht schnell und ich merkte, wie ich Herrn Jensch anschmachtete. Ich beobachtete ihn, man wie gerne wär ich es, der im Moment seine Haare zerzauste. Denn er streifte mit seiner Hand durch seine Haare. Er sah so gut aus, ich wollte ihn haben, sofort. Aber was sollte ich denn machen? Auf stürmen und ihn vor der ganzen Klasse …? Man wie peinlich, ich hätte nie gedacht, selbst mal wie ein Teenager über solche Gefühle zu phantasieren. Ich nagte an meinen Stift als ich ihn schmachtend angaffte. Ich bekam es nicht mal mit, erst als er vor mir stand und flüsterte: „Stifte werden nicht gegessen!“ Ich nickte und als er dann an mir vorbei ging streifte er meinen Oberarm.

 

Ein Zucken lief durch meinen Körper. Ich wollte es, man war es peinlich. Ich wollte es wirklich, ich hatte das Gefühl gleich an meiner Lust zu zerplatzen. Ich meldete mich.

 

„Was ist Natalie?“

 

„Ich kann nicht mehr!“, stöhnte ich schon fast. Die Klasse starrte mich an. Aber das war mir egal, ich musste wieder runterkommen, sonst würde ich auf der Stelle über ihn herfallen, ich musste hier ganz schnell raus.

 

„Okay, beruhig dich auf der Toilette und wenn es nicht besser wird, solltest du an die frische Luft gehen!“, lächelte er, er schien zu wissen, was in mir vorging. Rob meldete sich zu Wort: „Kann ich sie begleiten? Sie sollte nicht allein sein …“

 

„Nein, Rob. Du bleibst schön hier. Ich glaube es geht ihr gut, sie muss nur kurz etwas frische Luft schnappen und tief durchatmen, dafür brauch sie keinen Beobachter, also setz dich wieder hin!“, zickte er schon fast den Jungen an. Jetzt war ich mir ganz klar, er wusste, warum ich raus wollte und er war eifersüchtig auf Rob. Man war er süß, man be­kam schon beinahe Karies, wenn man ihn nur anguckte. Ich machte mich auf den Weg zur Tür: „Danke schön Herr Jensch!“ Schon war ich draußen und lief Richtung Toilette, dort angekommen ließ ich kaltes Wasser über meine Hände laufen. Diese kühlten dann mein Gesicht und meinen Nacken ab. Ich spürte immer noch das Verlangen und ich hatte das Gefühl, dass es jeder mitbekam, es war mir peinlich. Aber ändern konnte ich es nicht. Ein Blick zur Uhr verriet mir, dass ich nur noch 10 Minuten schaffen musste ohne über ihn herzufallen.

 

War wohl doch nicht so eine gute Idee ihn in die Dusche zu folgen, jetzt huschten ganze Zeit die Gedanken daran durch meinen Kopf und ich stellte ihn mir wieder feucht unter der Dusche vor. Vielleicht würde es helfen, wenn ich selbst Handanlegen würde. Männer machten so was doch auch immer … nein, jetzt reicht es aber. Reiß dich zusammen und mach dich auf den Weg zurück ins Zimmer.

 

Ich nahm die Klinke in die Hand und starrte zu Herrn Jensch, der den Arm ausgestreckt hatte, um etwas an die Tafel zu schreiben. Sein Kopf neigte sich in meine Richtung, schon wieder zuckte alles in mir. Jetzt sogar schon bei Blicken. Hilfe, was sollte ich nur machen?

 

Schnell zu meinen Platz, probier ihn zu ignorieren, schnell zum Platz. Ich setzte mich mit einem Stöhnen auf meinem Stuhl.

 

„Kann es sein, dass du Sex willst?“, fragte Sophie ganz kleinlaut, sodass ich sie selbst fast nicht verstand, obwohl ich neben ihr saß. Was sollte ich darauf antworten? Ich wollte sie nicht anlügen, immerhin schien sie mich gut zu verstehen. Ich beugte mich zu ihrem Ohr und flüsterte: „Wir können in der Pause reden, okay?“ Sie nickte und beschäftigte sich, als hätte sie nie so eine intime Frage gestellt, weiter mit dem Unterricht.

 

Endlich klingelte es und der Unterricht war vorbei. Rob lief zu meinem Platz und wollte es nun genau wissen: „Stimmt das, was Sophie gesagt hat? Wenn ja, tut mir mein Verhalten leid. Aber du kannst mir wirklich vertrauen!“ Er streichelte über meine Schulter, ich sprang auf und warf den Stuhl um. Alle starrten zu uns.

 

„Man dich hat es aber erwischt Rob, war sie so gut?“, grinste Alex.

 

„Alex, hör endlich auf damit. Sie ist besonders. Ich will sie heiraten!“ Was hat er da gesagt, oder besser formuliert, gebrüllt? Er drehte sich zu mir und hauchte mich an: „Ja, heirate mich! Ich liebe dich!“ Er beugte sich vor und wollte mich Küssen, ich spürte seine Lippen auf die meinen und wie er seine Zunge hineinführte. Es war schrecklich.

 

„Geh weg!“, schrie ich und holte zum Schlag aus. Ich schleuderte ihn von mir weg. Er kam wieder näher zu mir: „Du brauchst wirklich keine Angst haben …“ Wieder wollte er mich anfassen: „Rob, verdammte Hacke. Es reicht jetzt! Hör auf mit dem Scheiß! Lass sie in Ruhe!“ Es war Herr Jensch, der nun Robs Arm gegriffen hatte und auf seinen Rücken in den Schwitzkasten nahm, als würde die Polizei ihn abführen.

 

„Au, Sie tun mir weh!“, rief der Junge und begann zu strampeln. Aber unser Lehrer ließ nicht los: „Was du hier tätigst ist sexuelle Belästigung, weißt du, dass dich Natalie dafür anzeigen kann? Außerdem haben es alle hier im Raum gesehen, also wär es auch kein Hirngespinst von ihr. Also hör endlich auf dich aufzuführen wie ein dreijähriger, dem sein Spielzeug entrissen wurde, oder ich lass dich von der Schule fliegen!“ Verwundert sah ich meinen Lehrer an. Er war wirklich sauer, das merkte man sofort. Er drehte den Jungen um, sodass er in sein Gesicht gucken konnte: „Verstanden Freundchen?“ Alle waren erstaunt von Herrn Jenschs Verhalten und beobachteten das Schauspiel. Rob nickte und wurde dann endlich freigelassen. Er giftete meinen Lehrer an und sah dann zu mir: „Glaub mir, ich bekomm dich schon noch rum!“

 

„Rob …“

 

„Ja, ist ja schon gut, ich hab verstanden!“, brummte er und lief sauer aus dem Klassenraum. Seine Kumpels rannten ihm hinterher. Ich sah aber nur zu ihm, meinen Retter. Aber was hatte er dadurch angerichtet? Lehrer dürften nicht handgreiflich gegen die Schüler werden, egal wie sie sich aufführten. Wie gerne würde ich ihn jetzt in den Arm nehmen und mich bedanken und einen Kuss einfordern, der von Anfang an was Besonderes war und immer bleiben wird. Er blickte sich um und murmelte dann: „So, tut mir Leid, dass ihr das mitbekommen habt …“ Dann machte er sich auf den Weg, ich ging zum Lehrerpult und nahm die fünf Duden, die er mitgebracht hatte, um mit ihm zum Lehrerzimmer gehen zu können.

 

„Natalie, stell sie wieder hin, wenn jemand mir beim Büchertragen helfen sollte, dann wär es ein Junge aus der Klasse, aber doch kein Mädchen!“

 

„Ich will aber!“, wehrte ich mich und er ließ es dann zu. Wir gingen aus dem Raum und ich trug die Duden, nachdem er mir drei abgenommen hatte, Richtung Lehrerzimmer. Davor kramte er nach seinem Schlüssel und schloss damit die Tür auf. Dann sah er, wie ich in den Raum lief und die Duden abstellte. Ich sah mich um, ging zur Tür, schob seine Hand von der Klinke, schloss die Tür und küsste ihn. Ich lehnte mich an ihn, sodass er die Wand berührte und küsste ihn leidenschaftlich. Ich wollte nicht, dass es vorbei ging. Ich berührte seinen Körper und streichelte seinen Bauch, dann wanderte meine Hand unter sein Oberteil und ich küsste seinen Nacken. Er fing an zu stöhnen und gab mir dann einen Kuss, der pures Verlangen widerspiegelte, er wollte es genauso wie ich, ich spürte es einfach. Doch bevor ich weiter gehen konnte, hauchte er: „Du musst auf Rob aufpassen!“ Ich sah in seine Augen und lächelte: „Niemand darf mich anfassen, außer du! Ich fühl mich so wohl bei dir, wie bei noch niemand anderen in meinem Leben!“

 

„Er hat mit dir geschlafen, er wird nicht locker lassen!“

 

„Das ist mir egal, es war nur Sex, ich habe nichts dabei gefühlt!“, widersprach ich ihn. Sein Gesicht wurde zorniger und er brummte: „Das er dich angefasst hat, macht mir ziemlich zu schaffen!“

 

„Ich weiß!“ Ich konnte nur lächeln, er brauchte sich keine Sorgen machen, ich würde immer nur ihn lieben! Er beugte sich zu mir vor und die Tür ging leicht auf. Schnell probierten wir auseinander zu springen, hoffentlich hat der „Eindringling“ nichts gesehen. Es war Sophie, die vorsichtig ihren Kopf in den Raum steckte: „Ähm, Sie haben das Klassenbuch vergessen … und Natalie, wir wollten doch reden!“ Ich nickte und Herr Jensch erklärte: „Ich hab es nicht vergessen, da ihr in den Raum bleibt, hab ich es liegen lassen. Ich hab das vorher schon mit den nächsten Fachlehrer besprochen!“

 

„Mmh okay, wollten Sie noch was besprechen oder kann ich …?“, fragte sie kleinlaut und er nickte verlegen: „Okay, wir sehen uns dann morgen. Einen schönen Schultag noch!“ Ich sah ihn an und wollte ihn nicht so allein lassen, so voller Sehnsucht wie ich es war. Aber da mussten wir jetzt wohl beide durch und ich verließ geknickt den Raum.

Sophie begriff: „Er ist es!“

„Was?“ Sie antwortete: „Er ist deine Person. Ihm vertraust du alles an! Ich hab, als ich die Tür geöffnet hab, gesehen, wie dicht du bei ihm standst. Habt ihr euch geküsst?“ Schreck, was sollte ich antworten, ich sah verzweifelt zu ihr. Ich griff ihren Arm und zog sie mit auf den Schulhof. Dort stellten wir uns in eine Ecke, die selten aufgesucht wurde.

 

„Was genau hast du gesehen?“

 

„Nichts, nur dass ihr beide nervös wart und du ihn anschmachtest, außerdem hast du in seiner Gegenwart keine Angst vor Berührungen! Du liebst ihn, du weißt es also endlich … aber habt ihr wirklich was am Laufen? Also lässt er sich wirklich auf eine Schülerin ein?“, wollte sie erstaunt wissen. So ein Mist, wie sollte ich darauf reagieren? Ich sollte wohl die Wahrheit sagen: „Versprichst du mir, nichts zu sagen?“ Sie starrte mich an und schüttelte den Kopf: „Nein, ich werde nichts verraten, dass bin ich dir schuldig!“

 

Nun begann ich zu erklären. Sie hörte zu, ohne mich zu unterbrechen. Ich erzählte von der starken Bindung zu Herrn Jensch. Dass ich ihn liebte und nicht mehr ohne ihn sein wollte, aber ich erzählte nichts von der Nacht und nicht von dem Morgen.

 

„Aber … liebt er dich auch? Habt ihr euch geküsst?“ Ich atmete tief durch, da stand Rob vor uns: „Du müsstest doch wissen, dass ich sie liebe!“

 

„Rob!“

 

„So Mädels, ich hab beschlossen zu kämpfen. Du brauchst auch nie wieder Angst vor jemanden haben, ich werde dich vor jeden beschützen. Ich liebe dich!“, ertönte er großspurig.

 

„Ich will nicht beschützt werden …“ Zu mindestens nicht von dir! Er hob seinen Arm und streichelte durch mein Haar: „Wenn man kämpft und gewinnt, ist der Sieg umso schöner. Ich werde dir beweisen, dass wir zusammen gehören!“

 

Er kapiert es einfach nicht, was soll ich denn machen, um ihn verständlich zu machen, dass ich nichts von ihm will?

 

„Wieso lässt du mich nicht endlich in Ruhe?“

 

„Weil ich genau spüre, dass du nur nein sagst, weil du Angst hast. Aber du brauchst keine Angst haben, ich werde dich beschützen!“

 

„Ich liebe dich nicht, ich fand es schrecklich mit dir zu schlafen, es fühlte sich an als würdest du mir Gewalt antun und der Kuss grade … nein, das Irgendwas, was du im Klassenraum machen wolltest, es war ekelhaft. Ich will dich nicht spüren, weder in noch an mir. Geh einfach, vergess mich und finde jemanden, der sich freut, von dir berührt zu werden!“, schrie ich ihn an. Verdattert und verletzt stand er vor mir. Dann schritt er von Dannen und drehte sich nicht um, er verließ die Schule.

 

„Aber … seine Sachen sind doch noch da!“, stammelte Sophie traurig.

 

„Es tut mir Leid … aber anders versteht er es nicht!“, probierte ich zu erklären, aber Sophie schüttelte angeschlagen den Kopf: „Ich bin Schuld … ich dachte ich würde ihm und dir einen Gefallen tun, aber ich habe es nur verschlimmert.“

 

„Nein, hast du nicht … lass uns rein gehen!“ Wir machten uns auf den Weg in die Schule, vor dem Raum starrte mich Alex an und brummte: „Dass du so fies sein kannst, hätte dir glaube niemand zugetraut! Weißt du eigentlich, wie verletzend es für einen Mann ist, solche Sachen zu hören? Vielleicht wird er jetzt zum Riesenarsch und das ist deine schuld!“ Ich ignorierte es, ich kämpfte schon mit mir selbst, da wollte ich nicht auch noch mit Alex kämpfen. Es tat mir Leid, wie ich mit Rob umgesprungen bin, aber was sollte ich machen. Er sollte mich endlich in Ruhe lassen, damit nur Kai mich berühren würde. Da tauchte er schon auf, wenn man vom „Teufel“ spricht …

 

Er schloss starr den Raum auf und ließ uns rein. Im Raum meinte er nur, dass wir uns setzen sollten. Irgendwas stimmte mit ihm nicht. Er sah durch die Klasse und fing an zu sprechen: „So, der Schulleiter hat genug davon! Er will eure Sexgeschichten nicht mehr laut vom Schulhof tönen hören. Außerdem will er, dass ihr über euer Verhalten in der Schule nachdenkt und er droht, wenn die Woche noch irgendwas vorfällt die Campingtour abzu­sagen!“

 

Ein Gemurmel ging durch die Klasse. Er sprach weiter: „Er will nicht, dass noch irgend­was in der Art stattfindet, kapiert? Kann ich mich da auf euch verlassen?“ Alle nickten und dann verließ er den Raum und machte für Frau Wittow Platz, die uns in Englisch unterrichtete. Sie starrte in meine Richtung und schüttelte den Kopf. Im Unterricht deutete sie öfter was an, sodass ich irgendwann fragte: „Frau Wittow? Wenn Sie irgendwas wollen, dann können Sie mich fragen!“

 

„Wissen Sie wie enttäuscht wir alle sind? Sie sind so eine anständige Schülerin gewesen. Immer die Hausaufgaben, super Noten und dann so was? Wissen Sie was das für Wellen in der Schule schlägt und wie schädlich das ist? Nicht nur für Sie, sondern auch für ihren Klassenlehrer. Er hat sich für Sie alle stark gemacht und seinen Kopf hingehalten, ich wette mit Ihnen, dass er Ihnen nicht gesagt hat wie ernst es ist! Es geht nicht nur um die Campingfahrt, wenn Sie sich nicht endlich alle zusammenreißen, müssen wir davon ausgehen, dass es am Lehrstil des jungen Herrn Jensch liegt und dass er zum Lehrer nicht geeignet ist!“ Ein entsetztes Geschnatter begann, aber Frau Wittow haute auf den Tisch und be­kam wieder Ruhe in die Klasse: „Wenn Sie also ein bisschen Achtung, wenn schon nicht vor der Schule, dann doch wenigstens vor Ihren Klassenlehrer aufweisen, dann reißen Sie sich endlich zusammen, kapiert?“ Alle waren leise und dachten über das Gehörte nach.

Was hatte ich nur angerichtet? Ich hab ihm Ärger bereitet, das wollte ich nicht …

 

Der Tag verlief weiter schleppend, aber niemand sprach das Thema mehr an, alle waren besorgt um Herrn Jensch, er war wirklich der beste Lehrer überhaupt. Nicht nur, dass er verständnisvoll, humorvoll und immer freundlich war, er konnte auch verdammt gut unterrichten und man lernte bei ihm sehr viel und behielt das Wissen sogar im Kopf. Er war für den Beruf des Lehrers mehr als geeignet. Jetzt lag es an uns seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen, eigentlich lag es an mir!

 

Am Ende des Tages ging ich geknickt und nachdenklich zu Vater. Immerhin wusste ich nicht, ob es sich schon geklärt hatte und sonst würde Vater misstrauisch werden.

 

„Nat!“, hörte ich es und sah mich um. Nicht schon wieder! Rob kam auf mich zu, er schien getrunken zu haben.

 

„Du hast getrunken!“

 

„Ja, aber nur‘n bissch‘en!“ Er tritt zu mir und grinste: „Du woll‘st noch‘n Verspresch‘n einlös’n!“

 

„Beruhig dich erst wieder!“

 

„Nee, du hast’s versprosch’n!“ Näher trat er an mich ran und berührte meinen Busen, er zeigte auf ein Gebäude, es war ein Lovehotel.

 

„Wenn du dich nicht zusammenreißt, wird Herr Jensch von der Schule geschmissen! Wir haben ihm ziemlichen Ärger eingebrockt!“

 

„Und?!“, hickste er und ich wurde sauer: „Ich will nicht, dass er geht!“

 

„Schlaf mit mir, sonst lass ich dich nich’n Ruh und der liebe Jenschi muss geh‘n!“, lallte er. Ich wusste nicht, ob er das ernst meinte oder nur sagte, weil er betrunken war. Aber er war eh nicht mehr er selbst, er hauchte in mein Ohr: „Los, besorg’s mir und ich werd brav sein!“

 

Ich war es Herrn Jensch schuldig, ich musste etwas tun. Ich nickte in Robs Richtung und zog ihn zu dem Hotel. Wir schritten ein und bezahlten bar, weshalb niemand Fragen stellte. Ich ging mit ihm auf das Zimmer. Er gaffte mich lustvoll an und fing an, an mir rumzufummeln. Er riss mein Shirt auf und betatschte mich überall. Er war wie von Sinnen. Dann packte er an meine Hose und öffnete sie. Er streichelte meinen Körper und erregte sich dadurch. Jetzt drehte er mich um. Ich hörte wie er seine Hose öffnete und dann dauerte es nicht lang. Er nahm mich von hinten. Ziemlich brutal und ohne Gedanken daran zu verschwenden, wie ich mich dabei fühlte, brach er in heftiges Stöhnen aus. Ruckartig bewegte er sich und tobte sich aus. Ich kannte die Prozedur schon, wie oft hatte ich schon mit Betrunkenen geschlafen und gemerkt, dass diese ziemlich grob wurden. Ich schaltete alles aus und ließ es über mich ergehen, was hätte ich auch sonst machen sollen? Irgendwann würde er sich ausgetobt haben und ich hätte dadurch Kai vor weiteren Ärger bewahrt.

 

Ziemlich schnell kam er und drehte mich dann um. Er sah mir ins Gesicht und grinste vezweifelt: „Wieso kannst‘n nich‘n ganz normales Mädch‘n sein und mich lieb‘n?“ Ich antwortete nicht darauf und wollte gehen, aber er hielt mich fest: „Wir sind lange nich fertig.“ Nachdem er sich erholt hatte, nahm er mich von vorne. Er genoss es, er war grober als beim ersten Mal und stöhnte ununterbrochen. Hoffentlich würde er mich nur noch heute mit dem erpressen und würde es dann endlich abharken.

 

Stunden vergingen. Wie oft hatte er in mir gesteckt? Wie oft hatte ich jetzt schon mit ihm geschlafen? Ich wusste es nicht, ich war einfach nur erschöpft und wollte, dass es endlich vorbei war. Was würde Kai wohl im Moment machen? Ob er sich Sorgen machte? Wie sollte ich ihm überhaupt vor die Augen treten? Immerhin schlief ich gerade mit jemand anderen als mit ihm. Ich hatte das Bedürfnis mich zu waschen, aber ich kam nicht dazu. Wann sollte ich mich waschen und wo? Wenn ich zu Vater gehen würde, würde er sich fragen, warum ich so spät komme. Das heißt, ich musste mich bei Kai waschen, aber er würde es trotzdem merken. Er wird fragen, wo ich war und was ich gemacht habe!

 

Wie sollte ich ihm das nur erklären? Würde er mir das verzeihen? Endlich schien Rob fertig zu sein, stöhnend sank er auf mir zusammen und hauchte: „Du bist so unglaublich!“ Ich griff seinen Arm und starrte auf seine Armbanduhr … es war dunkel. Über mehrere Stunden hatte er mit mir geschlafen und sich einen Dreck um mich geschert. Aber ich hatte meine Pflicht erfüllt und unseren Lehrer vor einen Betrunkenen bewahrt und vor noch mehr Ärger. Ich schob ihn weg und fragte: „Bist du endlich fertig? Darf ich jetzt gehen?“ Er sah mich an, er war nicht mehr betrunken, das zeigte sein Blick. Begriff er, was er die letzten Stunden getan hatte?

 

Langsam stand er auf und lächelte mich an: „Du bringst mich völlig aus dem Konzept, ich weiß gar nicht, was ich machen soll, um dich zu vergessen.“ Auch ich bewegte mich und hielt die Decke um mich verschlungen: „Jetzt ist es vorbei oder? Du wirst Herrn Jensch keinen Ärger machen …“

 

Ich hörte ein komisches Lachen aus seinem Mund, aber er nickte nur: „Keine Sorge, ich vertreib schon nicht den besten Lehrer, den wir haben!“ Er streckte seine Hand aus und wollte meine Wange streicheln, doch ich wich aus und bückte mich, um meine Sachen aufzuheben.

 

Es bleibt nur die Hoffnung, dass er wirklich endlich genug hatte und von mir abließ. Na super, er hatte ja mein T-Shirt zerrissen, jetzt müsste ich mit kaputten Sachen durch die Gegend laufen. Da kann ich von Glück reden, wenn keine Idioten auf der Straße rumlau­fen. Ich zog mich an und hielt mit meiner rechten Hand das Shirt fest. Es war nicht völlig kaputt, die unteren beiden Knöpfe waren noch dran, aber der Rest war abgerissen.

 

„Soll ich dich nach Hause bringen?“, fragte er als wir aus dem Hotel draußen waren. Ich ging von ihm weg und schüttelte den Kopf: „Lass mich allein!“

 

„Tut mir Leid …“, murmelte er und ging an mir vorbei. Schön dass es ihm leid tut, aber ich habe jetzt Probleme. Ich muss es Kai sagen … wie wird er reagieren.

 

Na super, jetzt regnete es auch noch, ich werde klitschnass und halb nackt bei ihm an­kommen. Das kann echt was werden. Ich mach mich auf den Weg, sonst wird es immer später. Ohne mich zu schützen, lief ich durch den Regen über die Straße und dann ein paar Schritte weiter, da hörte ich hinter mir eine Stimme: „Was hat das zu bedeuten?“

 

Ich kannte die Stimme, ich musste mich gar nicht umdrehen, um zu wissen, wer hinter mir stand und zu 99,99% gesehen hatte, dass ich mit Rob aus einem Lovehotel gekommen war.

 

Sollte ich mich umdrehen? Ich traute mich nicht, was würde mich erwarten? Ich blieb einfach stehen und wartete ab. Und trotzdem bekam ich Angst.

Heaven

 Ich hörte, dass Schritte auf mich zu liefen. Ich drehte mich immer noch nicht um und sagte immer noch kein Wort. Da spürte ich Atem an meinem Nacken, die Person stand genau hinter mir und fragte: „Was bedeutet das, dass du da rauskommst … mit Rob?“

 

Keine Antwort, ich schwieg, als würde er die Frage vergessen, wenn ich einfach nicht antworten würde.„Sieh mich bitte an!“, ertönte es. Ich wollte nicht, ich schämte mich und fühlte mich so dreckig und eklig, er sollte mich nicht so sehen, nicht er! Aber Kai hat mich schon gesehen. Ich probierte mich zu rühren, bekam es aber nicht hin. Ich konnte mich einfach nicht zu ihm umdrehen, es ging nicht …

 

„Natalie, sieh mich doch bitte an!“, hörte ich ihn flehen. Wieder probierte ich, mich umzu-drehen, aber ich schaffte es einfach nicht. Ich war ekelhaft, ich war ein wirklich ekelhafter Mensch und er sollte mich so nicht sehen, außerdem hatte ich Angst, dass er mich mit Ab-scheu ansehen würde. Allein der Gedanke tat mir ungeheuer weh. Dann spürte ich eine Hand an meinen Arm, er berührte mich und zog mich in seine Richtung. Jetzt stand ich ihn also angesichts gegenüber, starrte aber auf den Boden, ich sah nur seine Schuhe. Er trug hübsche Nikeschuhe, sie waren weiß und hatten blaue Schriftzüge und ein gleichfarbiges Nikezeichen.

 

„Was hat er mit dir gemacht?“, hörte ich Kai als er seine Hand gegen mein T-Shirt hob, das immer noch krampfhaft mit der rechten Hand zusammen gehalten wurde. Ich sagte kein Wort, ich stank nach einen fremden Mann, sah aus wie ein Stück Dreck und hatte Kai hintergangen, ich hatte nicht das Recht irgendwas zu erklären. Kai bewegte sich auf einmal ruckartig und dann spürte ich etwas über meine Schulter wan-dern, es war seine dünne schwarze Jacke. Er streifte meine Haare und murmelte: „Wir sollten nach Hause gehen!“ Ich starrte sie an, um dann nach oben zu schauen. Endlich sah ich sein Gesicht, er war klitschnass … hatte er etwa ganze Zeit nach mir gesucht?Seine Hand berührte meine und dann lief er los. Ich trottete ihm hinterher ohne was zu sagen. Aber seine Hand war warm und umschlang sanft die meine, ich hielt ihm ebenfalls fest und hoffte, dass er mich zu Hause nicht losließ.

 

Zu Hause … wie schön das klingt, war es unser zu Hause? Nun waren wir endlich bei ihm. In der Wohnung sah es aus wie heute Morgen. Ich lehnte kurz meinen Kopf an Kais Rücken und murmelte dann, es war das erste was ich ab unserer Begegnung sagte: „Darf ich mich waschen?“

 

„Mmmh!“, kam es nur leise von ihm, er lief zum Schrank. Dort holte er Handtücher raus und ging mit mir dann Richtung Bad, er legte die Sachen ab und holte ein Shirt und eine Trainingshose von ihm. Immerhin hatte ich keine eigenen Sachen bei ihm zu Hause. Dann machte er leise das Radio an und flüsterte: „Wenn irgendwas ist, sag Bescheid!“

 

Nun verließ er den Raum wieder und ich war allein. Ich stieg in die Dusche und fing an mich abzuschrubben, ich war so dreckig und eklig. Ich wollte so nicht in Kais Wohnung sein. Ich schrubbte, aber der ganze Dreck ging nicht weg, ich war voller Schmutz, es war so schrecklich. Wieso ging er einfach nicht weg? Wie lange stand ich jetzt schon unter der Dusche und probierte mich zu reinigen? Ich ging kurz raus und sah seine Jacke. Sie duftete nach ihm, ich nahm sie und hielt sie ganz fest an mich. Ich ging wieder, obwohl ich die Jacke noch in der Hand hatte, in die Dusche. Dort sackte ich zusammen und umklammerte die Jacke. Von oben befeuchtete mich die Dusche.

 

Ich wollte nicht mehr. Ich kann nicht mehr …

 

„Natalie?“ Die Tür war aufgegangen und Kai streckte sein Kopf ins Bad: „Du bist schon fast zwei Stunden hier drin, ist alles in Ordnung?“ Er lief zur Dusche und fragte wieder: „Natalie?“ Er schien mich nicht zu sehen und öffnete den Vorhang, da entdeckte er mich auf den Boden zusammengehockt mit seiner Jacke in meinen Arm. Seine Hand streckte sich mir entgegen und ich sah sie mit großen Augen an, ich streckte meine Hand vorsichtig aus und berührte die seine. Dann zog er mich hoch und meinte: „Du hast genug geduscht!“

 

Er wollte mich nach draußen holen, aber ich blieb stur in der Dusche stehen und schüttelte den Kopf, er betrachtete mich kurz, streckte sich dann nach seiner Jacke und zog sie aus meinen Armen. Als er sie hatte, ließ er sie auf seinen Boden fallen.„Du machst dein Boden nass …“ Aber schon nachdem er das getan hatte, kam er dann, obwohl er noch Sachen an hatte, ebenfalls in die Dusche.

 

„Du wirst ganz nass!“

„Mmh!“, äußerte er nur und nahm mich in den Arm. Er hielt mich unter der Dusche ganz fest. Ich lehnte meinen Kopf an ihm und fing an leise zu schniefen. „Komm mit raus!“ Wieder schüttelte ich den Kopf und dann sah ich ihn an: „Kai? Bitte … bitte … schlaf mit mir!“

 

„Natalie …“

„Nein … ich fühl mich so dreckig, es geht einfach nicht weg, aber heute Morgen … mit dir, hab ich mich nicht dreckig gefühlt, bitte … bitte helf mir!“

 

Was würde er jetzt tun? Er streichelte sanft mein Haar und griff an sein Oberteil, ich half ihm beim Ausziehen. Dann liebkoste ich seinen Oberkörper und als er meinen Nacken küsste und dann zu meinem Mund wanderte, spürte ich wie der Dreck langsam zu verschwinden begann, wenn er mit seinen Armen meinen Körper berührte und über die Stellen streifte die Rob angefasst hatte, hatte ich das Gefühl gereinigt zu werden.

 

Ich öffnete seine Hose und dann zog er sie aus, wieder liebten wir uns unter der Dusche. Es war wunderschön, obwohl ich heute mehr als genug Sex hatte, konnte man die beiden nicht miteinander vergleichen. Wieder kamen wir gemeinsam und ich genoss seine Nähe und seine liebevollen Berührungen. Ich liebte einfach alles an ihm.Er sah mir tief in die Augen und küsste mich dann zärtlich: „Ist es jetzt besser?“ Ich umarmte ihn und hauchte: „Ja, danke schön!“

 

Ich wusste, wie bekloppt sich das anhörte, aber ich musste mich einfach bedanken. Es war so unglaublich schön und ich fühlte mich frei und rein. Nur bei ihm fühlte ich mich unschuldig und besonders. Ich wollte nie wieder von ihm weg … ich hielt ihn fest. Ich spürte seine warme, nackte Haut an der meinen und wollte nicht einen Millimeter von ihm weichen, wie schaffte er es nur, dass ich ihn so sehr liebte?

 

„Du wirst noch krank, wenn du hier weiter in der Dusche stehst!“ Das war mir egal, ich hielt ihn fester, weil ich Angst bekam ihn zu verlieren. Er küsste meinen Kopf, löste meine Umarmung, um aus die Dusche zu gehen und ein Bademantel zu holen. Er hielt ihn auf und lächelte: „Komm, für heute hast du genug geduscht!“ Ich lächelte ihn ebenfalls an und stieg dann vorsichtig aus der Dusche. Er drehte an den Duschknauf und hob mich dann auf seine Arme. Nun trug er mich ins Schlafzimmer.

 

Er legte mich ins Bett und ich starrte ihn an, er hatte sich selbst ganz vergessen, er hatte noch nichts an. Dann holte er sich ein Handtuch und trocknete sich ab, um sich dann eine Jogginghose anzuziehen und ins Bett zu steigen. Ich spürte wie er seinen Arm um meinen Hals legte. Seine Finger streichelten sanft meine Schulter und meinen Oberarm. Mit seiner linken Hand umschloss er meine Hand und hielt mich fest. Kein Ton sagte er, er hatte ruhige Musik angemacht, die im Hintergrund ertönte. Was ging ihn wohl durch den Kopf, ob er Fragen zu Rob stellen würde?Nein, ich glaube nicht, aber er hatte es verdient zu erfahren. Ich muss es erklären, er soll mich verstehen: „Verzeih mir …“

 

Keine Reaktion.

 

„Ich musste es tun, aber ich will, dass du nicht böse bist! Also bitte verzeih mir, was heute passiert ist …“, sprach ich und ich spürte wie er sich leicht aufrichtete. Ich sah zu ihm hoch und erkannte ein trauriges Gesicht. Ich wollte nicht, dass er so traurig guckt, was sollte ich machen?

 

„Verzeihst du mir?“, wiederholte ich und dann äußerte er sich: „Es gibt nichts zu verzeihen …“

 

„Doch, gibt es. Ich habe mir Rob geschlafen! Nach der Schule stand er …“ Er legte seinen Finger auf mein Mund und schüttelte den Kopf: „Ich will es nicht wissen und du musst nicht um Verzeihung fragen, es ist passiert! Vergiss es einfach!“

 

„Nein, hör mir zu! Es ist mir wichtig, es zu erklären! Er stand in der Nähe der Schule und wartete auf mich. Ich wollte zu Vater, weil ich noch nicht wusste, ob du alles geklärt hat-test … Er wartete schon darauf, mich alleine zu erwischen! Als ich vor ihm stand, war er betrunken, schwer betrunken, er hatte eine Fahne, hat geschwankt und gelallt. Dann wollte er mich nicht in Ruhe lassen und Frau Wittow … sie hat uns erzählt, was du für ein Ärger bekommen hast! Du hast Ärger wegen mir bekommen und ich konnte dir nicht helfen … du hast es uns nicht mal selbst gesagt, dass dein Job in Gefahr ist. Es musste uns eine an-dere Lehrerin sagen! Rob stand also vor mir und ich hab ihm klar gemacht, dass wir mit den Aktionen deine Stelle gefährden. Er war aber so betrunken, dass er jeglichen Skrupel verloren hat … er meinte, wenn ich nicht zustimme, dann würde er mich nicht in Ruhe lassen und du würdest deshalb fliegen! Ich wollte das nicht. Ich konnte nicht zulassen, dass du noch mehr Ärger wegen mir bekommst. Das war die einzige Tat, die ich tun konnte, um dir zu helfen! Also hab ich Rob seinen Willen gelassen und es hinter mir gebracht. Zum Schluss meinte er, dass er nichts tun würde, was dir schadet. Er war zu dem Zeitpunkt auch wieder nüchtern.“

 

Wieder keine Reaktion, ich blickte in sein Gesicht und dann öffnete er den Mund: „Wieder hast du nicht an dich gedacht!“

 

„Was?“ Ich verstand ihn nicht und er setzte sich auf. Sein Blick sah mir direkt in die Augen und schoss in mein Herz: „Ich hab dir doch gesagt, du sollst an dich denken! Es ist nicht dein Bier, wenn ich Ärger in der Schule kriege, es ist nicht deine Aufgabe, auf mich aufzupassen. Du solltest nicht mit Männern schlafen, nur weil du denkst, mir dadurch zu helfen … das tust du nämlich nicht, …du tust mir damit weh!“

 

„Aber ich habe doch …“

„Es gibt dort kein „aber“, es nützt mir nichts, wenn du dir immer so einen Kopf um andere machst, du gehst daran kaputt. Du wolltest nicht mit diesen Jungen schlafen und hast es getan, um jemand anderen zu helfen, du hast nicht an dich gedacht und das ist, was mich …“

„Doch!“

„Was?“

 

Ebenfalls hatte ich mich aufgerichtet und seine Hand losgelassen. Jetzt musste er etwas verstehen, ich wusste, dass es ihm weh tun würde, wenn ich mit jemand anderen schlafe, ich wusste es und hab es dennoch getan und zwar aus Eigennutz und dass musste er endlich erfahren und begreifen.

 

„Diese Tat ist aus reinem Eigennutz entstanden und nichts weiter …“ Ungläubig sah mich Kai an und fragte: „Also wolltest du mit Rob schlafen, weil du es gut findest mit ihm Sex zu haben?“ Ich schüttelte den Kopf: „Nein, natürlich nicht! Ich fühl mich nur bei dir wohl!“

 

„Wieso war es dann Eigennutz, du hast selbst gesagt, dass …!“

„Ich hab es getan, um dich nicht zu verlieren!“

 

Ich atmete tief durch und sprach weiter: „Hätte ich es nicht getan, hätte er mich weiter belästigt. Er hätte deine Stelle gefährdet und du wärst gefeuert worden. Ich hätte dich verloren … ich will dich nicht verlieren. Hätte ich das nicht getan, würde ich dich vielleicht nie wieder sehen und das konnte ich nicht ertragen, ich wäre daran … meine Seele ist zwar kaputt und gebrochen … aber sie ist nicht tot und durch dich heilen ihre Wunden. Du bist das Wichtigste und ich will dich nicht verlie-ren, es war purer Eigennutz, weil ich dich sonst verloren hätte und mit diesen Gedanken nicht leben konnte, ich wäre sofort gestorben, es hätte nicht lange gedauert und ich wär für immer und ohne eine Chance auf Heilung zerbrochen gewesen! Ich habe an dich gedacht und mir damit einen Gefallen getan! Diese Tat heute, war die erste, die ich nicht getan habe, weil ich dazu gezwungen wurde, sondern weil ich darin einen Sinn gesehen habe, der mir selbst nutzt!“

 

Jetzt war es draußen, was würde er jetzt sagen? Würde er mir glauben, kann er mich ver-stehen? Oder ekelt ihn das womöglich an?

 

Er sah an mir vorbei und lauschte, worauf reagierte er plötzlich so? Dann stand er auf, drehte die Musik etwas lauter und ich erkannte die Melodie und die Stimme, es war Bryan Adams der „Heaven“ sang. Ein wirklich schöner Titel. Kai lief wieder zum Bett und streckte mir die Hand entgegen. Ich griff sie vorsichtig und er zog mich hoch.

 

Er umarmte mich und begann mit mir zu diesem Lied zu tanzen, ganz sanft und ruhig. Ich umschlang ihn mit meinen Armen, ich verstand, dass er mir niemals böse war und dann kam der Refrain und ich hörte wie Kai mit seiner rauen Stimme begann zu singen, mir blieb beinahe das Herz stehen: „Baby you're all that I want, when you're lying here in my arms. I'm finding it hard to believe. We're in heaven and love is all that I need and I found it there in your heart. It isn't too hard to see. We're in heaven!”

 

Tränen kullerten über mein Gesicht und landeten auf seinen freien Oberkörper. Er presste mich fester an seinen Körper und nun spürte ich seine Lippen an meinen Nacken und mei-ner Wange. Er küsste mich sanft und sang das Lied bis zum Schluss. Es war das schönste, was ich jemals erlebt hatte. Ich hatte wirklich das Gefühl, im Himmel zu sein! Er war mein Himmel, er war der Himmel auf Erden für mich, ob er das wusste? Es war so schön, noch nie hatte ich mit einem Mann getanzt und dann auch noch ein Lied vorgesungen bekommen. Er hatte eine unglaublich gute Gesangsstimme. Ich hoffte, er würde noch öfter für mich singen. Er sollte mich nie wieder los lassen, ich liebte ihn, mehr als alles andere, ich liebte ihn so sehr, dass ich alles für ihn tun würde. Es war mitten in der Nacht, er hatte gedämpftes Licht an, aber es wirkte fast so, als wär es komplett dunkel. Das Fenster stand offen und der Wind wehte uns an. Ich neigte meinen Kopf zu ihm und küsste ihn dann ganz zärtlich und wiederholte die drei magischen Worte: „Ich liebe dich! Ich liebe dich so sehr!“

 

Nun küsste er mich. Ich war so glücklich, ich wollte nie wieder von ihm weg. Er öffnete den Bademantel, den ich noch von ihm anhatte und schlang seine Arme um meine Hüfte. Dann befühlte er meinen Rü-cken und zog mich zu sich. Ich bewegte mich und entfernte den Bademantel komplett, er sah mich an, das Mondlicht schien in sein Schlafzimmer und beleuchtete mich, dann hauchte er: „Du bist wunderschön!“ Ich merkte, wie ich rot anlief und mich schämte, es war das erste Mal, dass das jemand zu mir sagte. Er streichelte meinen Körper und ich zog seine Hose runter. Nun lief er mit mir zum Bett und ich legte mich hin, er betrachtete mich noch eine Weile, als würde ich im nächsten Moment verschwinden. Dann legte er sich sanft auf mich, als könnte ich im nächsten Moment zerbrechen, wenn er sich zu sehr bewegte. Ich genoss seine Zärtlichkeit. Wir verbrachten die restliche Nacht ineinander verschlungen, bis wir vor Erschöpfung einschliefen und uns dennoch im Schlaf umeinander klammerten. 

Das verlängerte Wochenende

 

Ich wachte sanft aus meinen Träumen auf und sah auf die Uhr, es war acht Uhr. Mist ich musste doch in der Schule sein! Und wenn Kai und ich fehlen würden, wär das ziemlich auffällig. Ich wollte aufspringen, da spürte ich etwas auf meinem Oberkörper. Kai hielt mich festumschlungen. Bei diesem Anblick musste ich einfach lächeln, ich beugte mich vor und küsste ihn auf die Wange. Er blinzelte leicht und murmelte: „Schon wach?“ Man war seine Stimme gestern auch schon so tief? Ich nickte und zeigte auf die Uhr: „Wir kommen zu spät!“

„Tja, kann passieren!“, schnarchte er.

 

„Du bist Lehrer und ich eine Schülerin, wenn wir beide zu spät kommen, ist das nicht auf­fällig?“, machte ich mir Sorgen. Aber Kai war ganz ruhig, ob es daran lag, dass er noch halbschlief? Er beugte sich zu mir und küsste mich: „Ich hab erst zum zweiten Block!“

 

„Was ist mit mir?“, wollte ich wissen und er grinste, „Entweder du hetzt jetzt zur Schule, du gehst mit mir zusammen, du machst alleine blau oder du überredest mich, ebenfalls blau zu machen!“

 

„Wie meinst du das?“, hatte er das gerade ernst gemeint? Sein Blick wanderte zu mir und er wiederholte: „Ich hab heute keinen Unterricht in der Klasse. Außerdem habe ich noch einen freien Tag gut, wenn ich in der Schule anrufe und frage, ob ich frei haben könnte, weil ich mir Sorgen mache, dass die Fahrt sonst nächste Woche flach fällt, hat der Schul­leiter nichts dagegen. Ich müsste nur die Liste zur Schule schicken, was die Schüler benö­tigten! Und du lässt dich vom Arzt krankschreiben, niemand aus der Klasse wird es be­merken, dass wir beide fehlen und die Lehrer überprüfen so was nicht, das wär viel zu auf­wändig!“

 

Es war sein ernst, er wollte blau machen!

„Was machen wir, wenn wir hier bleiben?“ Er sah sich um und überlegte: „Mmh, das was du willst!“ Mein Lächeln wollte gar nicht aufhören. Ich strahlte übers ganze Gesicht. Ich wollte aufspringen, aber zuerst wollte ich eine Umarmung und einen Kuss. Aber dabei be­merkte ich, dass Kai erregt war.

 

„Ich geh dann mal duschen!“, gähnte er und ich hielt ihn auf, küsste ihn wieder und lä­chelte: „Wollen wir das Problem nicht anders erledigen und dann gemeinsam duschen?“

 

„Bekommst du eigentlich nie genug?“, fragte er verschmitzt.

„Bei dir nicht!“, antwortete ich und schon zog er mich zu sich. So kann ein Morgen begin­nen!

 

Danach duschten wir, es war ein lustiger und liebevoller Morgen. Jetzt lief ich in die Kü­che und bereitete das Frühstück vor, während Kai in der Schule anrief. Ich hörte ihn tele­fonieren, während ich mich auf den Küchentisch setzte und mit den Beinen bormelte: „Ja, nur leichte Kopfschmerzen, aber ich hab Angst, dass das Fieber noch ausbricht und für nächste Woche kann niemand einspringen, wenn ich plötzlich krank bin. Ich nehme den freien Tag! … Ja, ich geh nicht zum Arzt, ich nutze den freien Tag! … Mmmh, ja! Die Liste schick ich dann per Fax zu Ihnen und Frau Wittow verteilt sie dann! … Ja, … oh, Rob und Natalie fehlen auch? Hoffentlich sind die beiden nicht krank, wär ja schade, wenn sie nicht zur Campingtour mitkommen könnten! … Nein, ich glaube nicht, dass beide zu­sammen blau machen … Mmh, … mmh! Na ja, im Endeffekt, kann man es nie wissen … Ja, mmh. Ja, kein Problem, ich könnte es auch einfach allein per Mail schicken, aber ich glaube nicht, dass ich alle habe. Von Rob hab ich die Adresse, immerhin ist er Klassen­sprecher! Ja, mmmh! … Ja, ich hatte aber schon mit Natalies Vater besprochen, was sie alles benötigen würde … mmh, okay! Ich bedank mich und ich schick dann gleich die Liste. Sagen Sie den Schülern bitte, dass sie gute Laune mitbringen sollen! Ja, danke schön! Ja, man sieht sich!“

 

„Man bist du dreist!“

„Warum?“, wollte er frech wissen.

 

„Sogar ich hätte dir das abgenommen, dass du verwundert bist, dass zwei Schüler fehlen. Das du so abgebrüht bist, traut man dir gar nicht zu!“, lachte ich und er stürmte auf mich zu, knuddelte mich und küsste mich wild ab: „Tja, ich bin halt ein aufgewecktes Kerlchen!“

 

„Ich wollte deinem Cousin gar nicht glauben, dass du früher so ein Draufgänger und Wei­berheld warst, aber anscheinend hast du es faustdick hinter den Ohren!“ Er begann zu la­chen: „Ja, ich weiß. Ich war früher echt schlimm. Monica hat mich gebändigt und du lässt mich wieder aufleben!“

 

„Das mit Monica …“

„Ist schon in Ordnung. Ich habe es überwunden, es hat lange gedauert und ich hatte echt zu kämpfen. Aber sie hätte es niemals gewollt, dass ich ganze Zeit Trauer. Sie würde wollen, dass ich nach vorne schaue.“

„Aber er meinte doch …“, aber ich konnte nicht aussprechen, er unterbrach mich mit einen leidenschaftlichen Kuss und dann sah er mir in die Augen: „Ja, ich habe es überwunden, jetzt habe ich es wirklich überwunden!“

 

„Aber …“ Wieder küsste er mich und berührte mich leidenschaftlich, ich glaube er will nicht darüber reden, aber dann hauchte er: „Ich hab gelebt, nur ohne andere Frauen. Ich wollte niemand anderen in meinem Leben. Ich wollte leben und glücklich sein, aber halt ohne einen Lebenspartner, vielleicht hätte ich mir irgendwann einen Hund zugelegt. Aber ich wollte keinen Partner. Freunde, Job, ein gutes Leben und viel Spaß, aber keine Liebe. Ich wollte niemand wieder verlieren.“ Ich starrte ihn an und er grinste: „Aber nun habe ich auch das überwunden! Du bringst mich um den Verstand … ich liebe dich auch!“ Ich schlug meine Hände vor meinen Mund, ich hatte es ihn schon so oft gesagt, gehaucht, ge­beichtet, wie viel ich für ihn empfinde, wie ernst es mir war und wie sehr ich ihn liebe. Aber er hatte es nie erwidert. Er hatte immer nur sanfte körperliche Gesten danach erwi­dert, aber keine Worte über seine Gefühle verloren. Jetzt hatte er es gesagt.

 

Er sagte, er würde mich lieben … war das wahr? Könnte man jemanden wie mich lieben? Konnte er mich wirklich lieben? Ich wusste nicht weiter. Er entfernte meine Hände und lächelte: „Ich weiß, … dass du Zweifel bekommst. Du hast Angst, aber ich liebe dich wirklich!“

 

Ich sprang vom Tisch auf, auf den ich saß, und ging von ihm weg: „Wie kannst du … wie kannst du etwas wie mich lieben?“ Ich war verzweifelt, war das wirklich wahr? Ich bekam schreckliche Selbstzweifel. Es war alles so neu, wie oft hatte ich schon mit Männern ge­schlafen. Aber mit Kai war alles anders, es war alles neu, ich kannte die Gefühle nicht, wusste nicht, wie ich damit umgehen sollte, wusste nicht, wie Verliebte einander ihre Ge­fühle sagten. Ich wusste nicht, ob man jemanden wie mich lieben konnte, ich war benutzt und beschmutzt. Er konnte mich nicht lieben, er war so rein und wundervoll, er konnte mich einfach nicht lieben!

 

„Natalie, du bist wunderschön, sanftmütig und vollkommen rein …“

 

„Ich bin nicht rein … ich bin …!“ Aber er stand vor mir und unterbrach mich wieder mit einem Kuss. Er betrachtete mein Gesicht, streichelte rüber und lächelte: „Genau das, du bist nervös, unsicher, du weißt nicht, wie du etwas richtig machen kannst. Wie schüchtern du probiert hast, mich im Lehrerzimmer zu küssen und mir berichtet hast, dass es dein erster Kuss war. Das ist Unschuld! Du kannst nichts dafür, was dein Vater mit dir gemacht hat! Du hast es dir nicht ausgesucht und du wolltest es nie! Aber im Grunde deines Wesen, bist du ein kleines Mädchen, was alles grade zum ersten Mal erlebt … Ich bin die Person, die dich zum ersten Mal berührt hat … hör mir zu!“

 

Er legte seinen Finger auf meinen Mund und hielt mich fest, damit ich ihn nicht unterbrechen und nicht weglaufen konnte. Nun sprach er weiter: „Wir haben uns geküsst und du hast gezittert … du hast es wahr­scheinlich gar nicht mitbekommen, aber du hast gezittert, so nervös warst du! Genauso wie du mich angefleht hast, mit dir zu schlafen. Wie du da vor mir standest, so rein und un­schuldig, so unwissend, ob du was falsch oder richtig machst, so voller Angst, ich könnte dich wegstoßen oder dich auslachen! Wie du dich gibst und mir zeigst, dass ich für dich was ganz besonderes bin, dass du dich mit mir „rein“ fühlst und dich von mir „reinigen“ lassen willst, das zeigt was für ein Mensch du bist! Du bist das wundervollste Wesen, was ich jemals getroffen habe und ich bewundere dich! Ich liebe dich aus all diesen Gründen und noch mehr! Du bist rein und solltest es endlich begreifen, dass du weißer bist als frisch gefallener Schnee, du bist einzigartig und unersetzbar!“ Meinte er das ernst? Kann jemand wie ich wirklich rein sein? Ich hab mit so vielen Männern geschlafen, ich war so schmutzig und benutzt, aber er meint, ich sei rein … konnte ich ihn glauben? Seine Hände strichen meine Tränen weg und dann küsste er welche weg, er liebkoste mich und murmelte: „Ich war dagegen ein richtiges Arschloch, was ich alles früher mit Mädels gemacht hab im vol­lem Bewusstsein, dass ich ihnen damit wehtat oder was falsches mache. Ich bin die schmutzige Person von uns beiden und freu mich, dass ich durch dich berührt werde. Du bist ein kleiner Engel, dem „Mann“ die Flügel gebrochen hat, deswegen kannst du nicht in den Himmel zurück, aber ich werde dafür sorgen, dass dir niemand wieder eine Feder aus­reißt oder dir sonst wie wehtut, das verspreche ich dir!“

 

Ich konnte nicht mehr und umarmte ihn, meine Arme umschlungen seinen Körper und ich genoss seine Wärme. Ich genoss alles an ihm, ich begann zu glauben, dass ich für ihn wirklich was Besonderes war und das machte mich glücklich.

 

„Was wenn die Schule was erfährt?“

„In vier Monaten hast du deinen Abschluss und bist nicht mehr meine Schülerin!“

„Aber …“

„Ich weiß, minderjährig bist du trotzdem noch …! Aber das bist du in zwei Jahren auch nicht mehr!“ Ich lächelte sanft und dann murmelte ich: „Vater?!?“

 

„Der kann nichts machen, ich werde dich den Rest meines Lebens buchen und wenn er Terror macht, können wir zur Polizei gehen … es wird eh Zeit, dass der Penner dafür be­straft wird, was er dir angetan hat!“

„Nein … du würdest dir noch Ärger einfangen … leg dich bitte nicht mit ihm an!“

„Wenn es sich meine Prinzessin wünscht!“

 

„Was hast du eigentlich mit ihm besprochen?“, war ich neugierig und Kai berichtete mir: „Ich hab ihm erzählt, wie zufrieden ich war, dass ich gerne länger das Vergnügen hätte und auch bereit bin viel Geld zu zahlen. Zur Tarnung hab ich auch gefragt, ob er noch mehr Mädels kennt, falls ich einen Dreier möchte. Er meinte, er würde es dir mitteilen, wenn du bei ihm aufschlagen würdest und er wollte gleich die finanziellen Gegebenheiten klären!“

 

„Mist … ich war gestern nicht bei ihm … er wird sich wundern!“

„Hab ich schon geklärt, als du vorhin geschlafen hast, hab ich bei ihm angerufen und er­klärt, dass du deine Schlüssel bei mir vergessen hattest und ich dich dann nicht hab gehen lassen, weil ich geil war!“

„Wann hast du denn das gemacht?“, fragte ich erstaunt. Er grinste: „Als du vorhin einge­schlafen bist, habe ich ihn angerufen!“

„Als ich eingeschlafen bin … wann bin ich eingeschlafen?“

 

„In der Nacht irgendwann. Du warst ziemlich erschöpft und ich hab schnell die Probleme probiert zu klären!“ Jetzt schämte ich mich, war ich mitten drin eingeschlafen? Er schien meine Gedanken zu lesen und küsste meine Stirn: „Du bist echt süß!“

 

„Bin ich nicht!“

„Doch!“

„Bin ich … also … warst du …?“

 

„Tja, sagen wir es so, es hat sich gelohnt! Manchmal wird man ohnmächtig, wenn es einen überkommt!“, grinste er und ich lief rot an, ich erinnerte mich wieder. Ich hatte gerade meinen Höhepunkt, hab laut geschrien und wollte ihn noch tiefer in mir spüren, was ich auch lautstark zum Ausdruck gebracht habe … und dann wurde es heftiger und mir ist von der Lust her so schwindelig geworden, dass ich ohnmächtig wurde. Man wie unangenehm und er hat das gemerkt und deswegen grinst er auch ganze Zeit so schadenfroh!

 

„Hör auf so zu grinsen!“

„Ach hab dich nicht so, ich fand es süß!“

„Was ist daran süß?“

 

„Pure Selbstüberschätzung ist niedlich bei jemanden wie dir!“, lächelte er, jetzt wollte ich es genau wissen: „Was meinst du damit, außerdem hab ich schon gesagt, ich bin nicht niedlich!“

 

„Nein, du meintest, du bist nicht süß! Tja, wie oft hattest du Sex? Und eigentlich müsstest du wissen, wann die Lust zu stark wird und wann es reicht und der Orgasmus zu viel wird!“

 

Was redet er denn da, man ist das peinlich, wieso ist der in diesem Punkt so locker drauf? Langsam glaub ich echt, dass er früher ein Aufreißer war!

 

„Hör auf so was zu sagen, das ist peinlich!“

„Und genau das ist süß, du bist total naiv und unschuldig!“

„Was kann ich dafür, ich hatte so was noch nie!“

„Deswegen ist das ja so süß!“

 

„Nein, du hast mich nicht verstanden, ich hab keine Ahnung von Lust und Orgasmen … ich hatte noch nie einen gehabt … bevor ich mit dir Sex hatte!“ Boah, jetzt war er es, der mich verdattert und leicht rot im Gesicht ansah. Man, war das ein süßer Anblick, man merkte, dass er nicht wusste, was er dazu sagen sollte. Er streifte durch seine Haare und murmelte: „Wie oft hattest du …?“

 

Ich ging näher zu ihm und meinte: „Sehr oft, mit sehr vielen Männern, aber mit niemanden wollte ich es, obwohl es einen alten Mann gab, der sehr nett und vorsichtiger war. Er ist aber nach zwei Jahren an einen Tumor gestorben, aber obwohl er nicht so schlimm war und auch nett mit mir geredet hat, hab ich nie etwas gefühlt! Du bist der Erste, wo es mir Spaß macht und wo ich nie genug bekomme!“

 

„Du bist unglaublich!“ Haute er raus und viel über mich her.

„Pass auf, die Teller!“

 

„Egal!“, hauchte er mich an. Da klirrte es auch schon, er hatte mich gepackt und auf den Tisch gehievt und die Teller damit runter geschmissen. Man wie waren wir beide notgeil. Ich hab die ganzen Kerle nie verstanden, warum sie immer so viel und solange Sex woll­ten, mit ihm verstand ich es, ich bekam auch nicht genug!

 

Er war wirklich süchtig danach, ich hätte alles darauf verwettet, dass sein Cousin übertrieb und Kai nicht so auf Sex aus war. Aber das war er, hatte so ein Mensch, der diese Tätigkeit liebte und darauf früher nie verzichtet hat, wirklich fünf Jahre geruht? Kein Wunder das seine Lust nicht zu stillen war. Aber mir sollte es recht sein, ging mir ja nicht anders.

 

So kann es für mich, den Rest meines Lebens weiter gehen. Danach räumten wir erst ein­mal das Chaos auf, was entstanden war. Dann ging er mit mir zum Arzt und ich wurde für den heutigen Tag krankgeschrieben! Ich beschloss die Entschuldigung per Post zu schi­cken und vorher eine Kopie zu machen, damit ich das Original in der Schule am Montag abgeben konnte.

 

Wir waren jetzt also auf der Straße, er ging mit mir shoppen. Ich kannte es nicht, dass ich mir meine Sachen aussuchen durfte. Vater hatte die immer besorgt, für die Schule brav, für die Arbeit nuttenmäßig. Was würde wohl Kai für mich aussuchen?

 

„So, du hast die freie Auswahl!“

„Wie?“

„Was „wie“, na du hast die freie Auswahl, such dir was aus!“ Verdattert sah ich ihn an: „Ich soll mir die Sachen aussuchen?“

 

„Was ist daran so schwer zu verstehen? So was macht man doch, man geht in ein Laden und sucht sich das, was einen gefällt und einen steht und zieht es an! Wenn man dann das richtige hat und das Geld auch stimmt, dann holt man sich das gute Stück … warst du noch nie shoppen?“ Ich schüttelte den Kopf: „Vater hat immer alles besorgt!“

 

„Tja, dann entdeckst du jetzt deinen eigenen Style, ich bin gespannt, wie du dann aus­siehst!“

„Was soll ich denn jetzt holen?“

„Das entscheidest du selbst!“

„Woher soll ich denn wissen, was gut aussieht?“ Er fing an zu grinsen und küsste mich mitten im Laden, ich lief rot an und stammelte: „Darfst du das hier einfach so?“

„Wer sollte es mir verbieten? Oder ist es dir unangenehm?“ Ich schüttelte den Kopf: „Aber … hier sind doch so viele Menschen!“

„Na und? Du siehst älter aus und ich seh jünger aus! Niemand wird irgendwas sagen, kei­ner schert sich darum! Aber wenn du es nicht willst, dann lass ich das!“

 

„Soll das ein Witz sein?“, strahlte ich und küsste ihn stürmisch auf den Mund! Er betrach­tete mich froh und zeigte mir dann den Laden. Ich lief durch die Regale und begann zu strahlen, die Sachen sahen alle so gut aus! Ich fühlte mich richtig wohl. Ich griff mir meh­rere Kleidungsstücke und alberte mit den Hüten oder sonstigen Accessoires rum. Kai hörte gar nicht auf mich anzugucken, ich setzte ihm ebenfalls ein Hut auf und spielte mit den Sa­chen. Auf einmal legte er ein Schleier um meinen Hals und zog mich damit zu sich: „Du bist so was von süß!“ Jetzt küsste er mich leidenschaftlich, ich vergaß, wo wir waren und ging darauf ein, bis ich ein leises hüsteln vernahm. Ich sah mich um und entdeckte die Verkäuferin, ich lief rot an und sie lächelte: „Ich kann Ihnen das noch empfehlen, das würde Ihnen gut stehen!“

 

„Entschuldigung!“, stammelte ich verlegen. Aber die junge Frau begann lieb zu lachen: „Um Gotteswillen, entschuldigen Sie sich doch nicht für diesen Kuss, man merkt halt, dass Sie ein glücklich verliebtes Paar sind! Ich wünsche Ihnen ganz viel Erfolg!“

 

„Danke schön!“, strahlte ich immer noch verlegen.

„Du blühst richtig auf, in den ganzen vier Jahren hab ich dich nie so gesehen! Es macht mich glücklich, dich endlich Lachen zu sehen und wie du vor Freude strahlst!“, sprach er lieb.

„Ich danke dir für die Erfahrungen, die ich mit dir erlebe!“ Kai küsste mich wieder, dies­mal sanfter. Ich lächelte und ging dann mit meinen Berg von Klamotten in die Umkleide­kabine. Ich kam wie in den Filmen nach jedem raus und ließ mich begutachten, es war echt lustig und ich verstand langsam, was Frauen so witzig an shoppen fanden. Sie konnten ihre Männer damit aufziehen!

 

Dann kam ich raus und fragte Kai: „Könntest du mir ein Eis besorgen?“

„Wir können das doch erledigen und dann holen wir zusammen ein Eis, du darfst hier eh kein Eis essen!“

„Mmmh, dann vielleicht einen Saft?“

„Trinken solltest du auch nicht, am Ende kleckerst du auf die Sachen!“

„Dann hol mir doch …“

„Willst du mich loswerden?“

„Ja!“

„Warum?“, fragte er neugierig und ich sah ihn an: „Das ist eine Überraschung!“

„Ach komm schon, das ist doch albern!“ Ich kam ganz aus der Umkleidekabine und hatte nur meinen BH und mein Slip an. Aufreizend lief ich zu ihm und küsste ihn dann: „Bitte, es ist eine Überraschung, tu mir den Gefallen und lass mich allein ein oder zwei Stunden!“

„Ich will dich nicht allein hier lassen! Wer weiß was du wieder anstellst!“

„Ich mach keine Dummheiten, versprochen!“

 

„Mmmh, und was ist es dann halbnackt durch einen Laden zu laufen?“ Er giftete einen jungen Mann an, der mich anglotzte. Der ging sofort ängstlich weiter und Kai zog mich zurück in die Umkleidekabine, er küsste mich und streichelte meinen Körper. Es war ko­misch zu wissen, dass wir in der Öffentlichkeit waren. Ich schämte mich etwas, genoss aber seine Umarmungen und Berührungen, als er jedoch an meinen Slip ging und ich schon da anfing laut zu stöhnen, schupste ich ihn weg: „Nein, nicht hier!“

 

„Keine Selbstbeherrschung, traurig!“

„Ha, wer ist denn grad über mich hergefallen?“, fragte ich provozierend, da rückte er an mein Ohr, küsste es und flüsterte: „Wer hat denn hier Angst, den Laden zusammen zu schreien, wenn die Lust zu stark wird?“

 

Ich lief rot an, ich wusste genauso wie er, dass ich jedes Mal lautstark mich zu seinen Be­rührungen äußerte und mich nicht zurückhalten konnte. Man das war mir so peinlich, er küsste mich wieder und ich umarmte ihn. Er griff nach meinen BH: „Nein!“ Ich muss stark sein, raus mit ihm aus der Kabine! Ich schupste ihn raus: „Hör auf damit du Sexbesesse­ner!“

 

„Ich was?“

„Du hast mich schon verstanden, du bist sexbesessen!“, haute ich noch mal raus.

„Natalie!“ Ich hielt den Vorhang zu und er maulte: „Hör auf mit den Unsinn und lass mich rein!“

„Nein, geh weg!“

„Natalie … bist du sauer?“, fragte er kleinlaut und ich guckte mit den Kopf aus der Ka­bine: „Nein, aber wenn du so weiter machst, kann ich mich nicht zurückhalten!“ Er küsste mich und murmelte: „Na und, denkst du wir wären die ersten, die es hier machen?“

 

„Seit wann hast du denn deine Hemmschwelle so verloren?“

 

„Seitdem du meine Lust wieder zum Vorschein gebracht hast!“, haute er einfach raus. Ich glaube ich begriff langsam woran es lag, dass er so offenherzig war. Ich war im Moment nicht seine Schülerin, ich duzte ihn und ich schlief mit ihm, wären wir in der Schule, wär er anders. Aber jetzt zeigte er, sein offenes Wesen und dazu gehörte auch sein Verlangen, dass er fünf Jahre versteckt hatte!

 

„Herr Jensch, soll ich mich über Sie bei dem Schulleiter beschweren?“, rief ich, als er wie­der in die Kabine huschen wollte. Sofort veränderte sich sein Blick und er wirkte wie mein Lehrer. Ich hatte also Recht. Er starrte mich an und ging ein Schritt weg.

 

Man war er süß, er wuschelte verlegen durch seine Haare und fing an zu murmeln. Er ist einfach in allen was er macht umwerfend, ich konnte nicht mehr und streckte meine Hand zu ihm. Er griff sie nicht und streifte immer noch durch seine Haare.

 

„Was ist denn?“

„… Ich bin dein Lehrer!“ Ich lächelte: „Nicht mehr lange!“

 

„Ich bin trotzdem dein Lehrer! Was machen wir hier eigentlich?“ Hilfe, das wollte ich ei­gentlich nicht erreichen, ich wollte nur gucken, ob ich recht mit meiner Vermutung hatte. Und ich hab voll ins Schwarz getroffen.

 

„Kai … du bist nicht mein Lehrer! Du bist die Liebe meines Lebens!“ Er sah mich an und lächelte. Dann griff er meine Hand und ich zog ihn in die Umkleidekabine. Jedoch be­schloss ich, dass nur ich ihm ein Gefallen tat. Denn ich würde mich nicht beherrschen kön­nen und das wär mir zu peinlich. Also bückte ich mich und befriedigte ihn oral.

 

Als ich fertig war, kam ich wieder hoch und lächelte ihn an: „Gehst du jetzt?“

„Erst verführen, dann wegschicken, dass gefällt mir ja!“, beschwerte er sich, gab mir aber einen Kuss und verschwand dann. Als er weg war, rief ich die Verkäuferin zu mir, die mich seltsam angrinste.

 

„Ja, womit kann ich helfen?“ Hatte sie mitbekommen, was ich grade getan hatte? Verlegen sah ich sie an und sie schmunzelte nur: „Keine Sorge, ich habe nichts gehört und nichts gesehen!“ Man wie peinlich, aber sie war mir sympathisch. Sie wirkte nett und ich fragte: „Ich würde mich gerne hübsch machen, ich hab dort hinten ein süßes blaues Kleid gesehen. Es war trägerlos, etwa knielang und wirklich ein ganz süßes Kleid, strahlend azurblau. Wissen Sie welches ich meine?“ Sie lächelte und holte mir dieses Kleid in zwei verschie­denen Größen. Dann fragte ich: „Haben Sie hier auch Dessous?“

 

„Ja, haben wir! Soll ich welche hier herbringen oder wollen Sie selbst …?“

 

„Nein, ich probiere die Kleider an, es wär lieb, wenn Sie nachgucken würden. Ich hab aber ein paar Vorschläge, wie sie aussehen sollten, wär das in Ordnung?“

 

Sie nickte verständnisvoll und ich berichtete. Ich wollte Dessous, die reizvoll aussahen. Die Figur betonten und mit verschnörkelte Muster oder Blumen verziert waren. Sie konn­ten auch Rüschen haben, wenn es gut aussah und die Farbe sollte ein faszinierendes blau, ein leidenschaftliches rot oder ein sinnliches schwarz besitzen. Sie lächelte und machte sich auf den Weg. Es dauerte nicht lange, da hatte sie fünf verschiedene Dessous-Varian­ten. Sie sahen alle verdammt gut aus. Sie fragte: „Soll ich Ihnen bei der Auswahl helfen?“ Ich schmunzelte verlegen und hielt mir eins an den Körper: „Mir würde das gefallen!“

 

„Probieren Sie es doch mal an!“ Ich ging in die Umkleidekabine und probierte den schwar­zen BH an, der blauleuchtende Blumen als Verzierung hatte, die elegant ineinander ver­schlungen waren. Außerdem wies der Slip an den Oberschenkel leichte Rüschen auf und der BH presste die Bürste zusammen. Er sah wirklich gut aus und war trägerlos, so wie das Kleid. Ich zeigte mich der Verkäuferin und sie war begeistert: „Das steht Ihnen ausge­zeichnet, Ihr Freund wird nicht lange Ihren Einkauf betrachten! Er hat übrigens Geld für Sie zurückgelegt! Sie sind noch lange nicht über den Betrag, soll ich vielleicht noch für das passende Makeup und die passende Frisur sorgen?“

 

„Das würden Sie machen?“

 

„Frischverliebten helfe ich immer gerne!“, strahlte sie und zückte schon ihr Handy: „Mandy? Ja, würdest du hoch kommen? Mit Susan? Ja, ich hätte gern ein süßes und gleichzeitig unwiderstehliches Makeup mit einer fabelhaften Frisur, die Männerherzen hö­her schlagen lässt! … Ja, okay … danke! Bis denne!“ Sie schmunzelte: „Sie werden noch hübscher aussehen, als wie Sie ohnehin schon sind!“

 

„Danke schön!“ Waren alle Menschen so lieb? Ich war echt erstaunt. Aber noch mehr war ich gespannt auf Kais Gesicht. Wie würde er wohl gucken, wenn er mich so sieht? Noch nie wollte ich mich für einen Mann hübsch machen, aber für in wollte ich schön sein. Die hübscheste Frau, die er jemals gesehen hatte.

 

Da tauchten auch schon die Freundinnen vor der Verkäuferin auf, die auch in dem Center arbeiteten. Ich kam mit dem Kleid aus der Kabine und sie starrte mich begeistert an: „Wie süß! Ich weiß das passende Makeup, damit wird die Unschuld noch stärker und gleichzei­tig wird sie den Männern mit ihren verführerischen Art den Kopf verdrehen!“

 

„Ich will nicht allen Männern den Kopf verdrehen … nur einem!“, stammelte ich und die Mädels lachten: „Wie knuffig, noch so unschuldig! Ist er dein erster Freund? Genieß die Zeit und mach niemals Sachen, nur um ihn glücklich zu machen! Man du bist wirklich un­geheuer süß und gleichzeitig strahlst du so was verführerisches aus, da fragt man sich doch, wo das herkommt!“

 

„So, aber genug geschnattert, machen wir uns an ihr Aussehen, viel werde ich für das Ma­keup nicht brauchen!“

 

„Die Frisur wird auch nicht lange dauern!“ Sie machten sich an die Arbeit. Ganze Zeit schnatterten die drei Mädels munter herum, sie fragten mich wie alt ich war und ich log, dass ich vor kurzem 18 Jahre alt geworden bin! Worauf sie von der vergangenen Zeit und der Zeit als 18jährige redeten. Sie waren wirklich sehr lieb. Sie wollten schnell mit mir im Kontakt bleiben, sie fanden mich genau passend, als ihr Maskottchen und quiekten fast bei allem was ich sagte. Mandy strahlte: „So, das Makeup ist fertig!“ Auch Susan war so gut wie fertig. Beide betrachteten mich und strahlten übers ganze Gesicht. In der Zwischenzeit war Kai schon zweimal da gewesen, wurde von Maria, der Verkäuferin, aber so abgewim­melt, dass er mich nicht sah und sie ihn wieder weg geschickt hat.

 

„Man dein Freund ist aber auch süß und verdammt sexy, den würd ich auch gern verna­schen!“

„Keine Sorge, wir machen uns nicht an ihn ran!“, schmunzelte Susan, die mein besorgtes Gesicht sofort gesehen hatte.

 

„Jetzt kannst du dich im Spiegel angucken, du bist wunderschön!“ Ich ging in die Umklei­dekabine und betrachtete mich im Spiegel … Oh mein Gott, war ich das wirklich? Ich sah eine wunderschöne Frau und konnte nicht glauben, dass ich das war. Mein Makeup be­stand aus dezenter schwarzer Wimperntusche, einem sanften hellblauen Lidschatten, leichten Rusch und einem schwachen roten Lippenstift, der laut den Mädels zum Küssen einlud. Meine Haare waren mit mehr Volumen versehen und wirkten voller. Außerdem betonte das Kleid meine Figur und hatte was unschuldiges, was gleichzeitig anziehend wirkte. Ich sah wirklich komplett anders aus und war vollkommen überrascht, da hörte ich auch schon: „Ja, kommen Sie, jetzt dürfen Sie Ihre Liebste wieder mitnehmen!“

 

War Kai aufgetaucht? Ich traute mich gar nicht raus, wie würde er wohl reagieren?

 

„Komm schon Natalie, komm raus aus dein Versteck!“, rief Susan. Aber ich rührte mich nicht. Dann griff Mandy in die Umkleidekabine und lächelte mich an: „Komm schon, er wir schon nicht über dich herfallen … obwohl, verstehen könnte ich ihn!“ Dann zog sie mich auch schon aus der Kabine und ich stand vor ihm. Ich sah in sein Gesicht. Sein Mund stand leicht offen und er begutachtete mich von oben bis unten. Er kam näher auf mich zu und streichelte durch mein Haar und küsste mich dann: „Ich liebe dich!“

 

Knallrot starrte ich ihn an und wusste nicht, was ich sagen sollte. Ich war völlig überwäl­tigt. Er lächelte mich an und fragte: „Sollte ich deswegen gehen?“ Ich nickte verlegen und er meinte: „Das hättest du nicht machen brauchen!“

 

„Ich wollte hübsch für dich sein!“

 

„Du bist auch ohne Makeup, in Schlapperhosen, voller Schokolade im Gesicht und fettigen Sachen und Haaren das Hübscheste, was ich auf dieser Welt jemals gesehen hab!“

 

„Oh, wie süß! Wenn das mal mein Schatz sagen würde!“, quietschten die drei hellauf be­geistert.

 

„Willst du uns nicht auch mitnehmen?“, fragte Susan. Ich schmunzelte und griff Kais Hand: „Ich wollte trotzdem für dich hübsch sein und dir zeigen, dass ich einen eigenen Geschmack habe!“ Sanftmütig guckte er mich an. Dann bezahlten wir und ließen uns die restlichen Sachen einpacken. Wir verabschiedenden uns und ich versprach wieder zu kommen. Wir schlenderten weiter durch die Gegend. Er ließ meine Hand nicht los. Es war einfach traumhaft, ich fühlte mich wie ein normales Mädchen. Ich war glücklich. Wir lie­fen durch das Center und blieben beim Eisstand stehen, dort holten wir uns eins und jeder kostete von den jeweils anderen. Dann gingen wir weiter. Wie oft sah mich Kai verträumt an und umarmte mich liebevoll, er war wirklich unglaublich. Was für ein wundervoller Tag, den ich niemals vergessen werde!

Die Reise ans Meer

 

Wir machten uns nach einer Weile auf den Weg. Aber wir gingen noch nicht nach Hause, er schlenderte mit mir durch einen wunderschönen Park, wo die Bäume wunderschön voll und strahlend wirkten. Ihre Blätter hatten ein kräftiges grün und die Wiese war ebenfalls außergewöhnlich, es wuchsen auf ihr mehrere hübsche kleine Blumen. Wir setzten uns auf die Wiese und Kai pflückte mir eine Blume. Sie war etwas größer und wirkte wegen ihrer Form wie eine kleine Halbkugel, ihre Blüten strahlen in einen hellen warmen orange-rosa Ton. Überall waren Blüten zu sehen. Sie war wirklich schön und er pflückte diese und steckte sie in mein Haar und befestigte sie mit der einen Spange, die ich noch von den Mä­dels bekommen hatte. Er beugte sich vor und küsste mich. Ich genoss den Moment, dann legte er mich sanft auf das Gras und küsste mich weiter. Wie wunderbar konnte das Leben sein. Er legte sich ebenfalls ins Gras und jetzt beugte ich mich über ihn und küsste ihn. Um dann auf ihn meine Ruhe zu finden und mit ihn in den Himmel zu sehen. Wir beobachteten die Wolken und die Vögel, die über uns flogen. Es war alles perfekt. Ich wusste nicht ein­mal, wie spät es war.

 

„Wie spät ist es eigentlich?“, fragte er plötzlich und sah auf seine Uhr: „Es ist schon nach 15 Uhr! Was haben wir nur den ganzen Tag gemacht?“ Ich lächelte fröhlich. Er setzte sich hin und machte mir ein Angebot: „Willst du mit mir ans Meer?“

 

„Was?“

„In der Zeit, während du eine Schönheitskur gemacht hast, habe ich deinen Vater nochmal angerufen und ihn erklärt, dass ich dich mit allem ausstatte, er war verwirrt. Aber hat es hingenommen und keine Fragen gestellt, das heißt, du musst nicht mehr nach Hause bis die Fahrt kommt. Wir haben das Wochenende für uns und ich frag dich, ob du mit mir ans Meer möchtest!“

 

„Aber …!“

„Nichts aber, entweder du willst oder du willst nicht, ein aber gibt es nicht!“

„Du bist ziemlich fordernd!“ Er stützte sich auf und küsste mich sanft, dann flüsterte er in mein Ohr: „Ich hab Angst … Angst dich zu verlieren! Ich will die Zeit, die uns 100prozentig zusteht einfach genießen und nichts bereuen. Ich will einfach mit dir glück­lich sein. Ich will alles auskosten!“ Ich legte meine Arme um ihn und murmelte: „Ich liebe dich! Ich liebe dich so sehr!“

 

„Ich liebe dich auch!“ Wieder küssten wir uns. Er hatte also Angst, war er deswegen so? Ich glaube sonst würde er nicht so schnell auf alles eingehen, was ich von ihm verlangte. Aber er hatte einfach Angst, so wie ich. Dass ich auf einmal aufwachen würde und alles war nur ein Traum, dieser Gedanke schoss mir die ganze Zeit durch den Kopf.

 

„Ja, lass uns ans Meer fahren!“ Er lächelte mich an und stand auf, er reichte mir die Hand und half mir hoch. Dann machten wir uns auf den Weg zu ihm nach Hause und dort packte ich zwei Sachen von den neuen Klamotten ein und einen Bikini. Ich hatte wirklich alles in diesem Laden besorgt. Es war unglaublich, was mir alles gefallen hatte und mich ansprach. Dann machten wir uns auf den Weg.

 

Im Zug redete er mit mir und dass seine Familie ein Ferienhaus an der Ostsee besaß. Da würden wir hingehen. Keiner würde da sein, nur wir beide.

 

Als wir dort ankamen, wurde es langsam dunkel. Er setzte sich mit mir auf einen Steg und beobachtete den Sonnenuntergang. Es war einfach traumhaft, wie in einem Märchen. Ich stützte mein Kopf auf seine Schulter und genoss den Moment, wir hielten uns an den Hän­den. Als die Sonne untergegangen war, gingen wir langsam wieder ins Haus. Dort sah ich mich um, dann fiel mir die Reizwäsche ein, die ich unter dem Kleid trug.

 

Ich hatte sie extra für ihn gekauft, jetzt sollte er sie auch sehen! Ich ging zu ihm und fragte: „Kannst du mir mal helfen?“

 

„Wobei?“

 

„Ich bekomm den Reißverschluss vom Kleid nicht auf!“ Ich ging zu ihm und drehte mich um. Er fasste an meine Schulter, entfernte die Haare sanft von meinem Nacken, wovon ich ein Kribbeln bekam und spürte, dass sich Gänsehaut bildete. Das musste er sehen. Dann berührte er den Reißverschluss und öffnete diesen langsam. Ich bedankte mich.

 

„Gern geschehen!“ Er hatte keine Andeutungen gemacht, kein bisschen, dass er über mich herfallen wollte. Ich entfernte das Kleid vor ihm und drehte mich zu ihm um. Was würde er denken, wenn er die Reizwäsche sah? Ich guckte ihn an, sowie er mich. Er legte sein Glas ab und kam auf mich zu, er sah an mir runter und murmelte: „Für mich?“

 

Ich nickte. Er berührte die Wäsche sanft und betrachtete sie: „Wunderschön!“ Jetzt küsste er meinen Nacken und meine Schulter. Seine Hände wanderten an die Öffnung des BHs und schon war ich obenrum frei. Er lächelte sanft und fragte: „Warum kaufen sich Frauen eigentlich erotische Wäsche?“ Ich schmunzelte: „Damit sich der Partner dran erfreut, auch wenn es nur kurz ist!“ Beide freuten wir uns und er ging mit mir ins Schlafzimmer. Es war unglaublich schön, so glücklich zu sein und sich so wohl zu fühlen.

 

Wie sollte ich mir ein Leben ohne ihn vorstellen? Das war nicht mehr möglich, unsere Körper waren eins, wir reagierten auf einander und schienen wie für einander gemacht zu sein, es war nicht zu erklären, welche Gefühle ich für ihn hegte. Ich konnte es gar nicht in Worte fassen, so wichtig war er mir.

 

In der Nacht, nachdem wir uns mehrmals geliebt hatten und ziemlich zur Sache gingen, wurde ich plötzlich wach und streifte seinen Arm beiseite. Ich stand auf, um zum Fenster zu gehen. Ich drehte mich zu ihm um und lächelte sanft, als ich ihn im Bett liegen sah. Ich sah auf den Boden die große Decke liegen. Sie war wirklich warm, groß und weich, ob­wohl sie ziemlich dünn wirkte. Ich hob sie auf und legte sie um mich, sie war wirklich ku­schelig und bedeckte meinen ganzen Körper. Jetzt machte ich mich auf den Weg zur Tür und lief den Gang runter, um in den Raum zu gehen, der einen Balkon hatte. Hinter mir schleifte die Decke sogar noch auf den Boden, so groß war sie.

 

Ich musste nicht weit gehen, der Raum war gleich neben unserem Schlafzimmer. Nun stand ich also auf den Balkon und betrachtete die Sterne. Sie waren schön, verdammt schön. Da hörte ich wie das Fenster auf ging und Kai fragte: „Natalie?“

 

„Wieso suchst du mich, indem du aus dem Fenster guckst?“ Er streckte seinen Kopf nach links und sah mich.

„Ich weiß auch nicht, ich hatte das Gefühl, du bist zum Balkon gegangen!“

 

„Bin ich auch!“

„Was machst du da?“

 

„Ich guck mir dir Sterne an!“, antwortete ich sanft und betrachtete wieder den Himmel. Da hörte ich es klappern und sah wieder zu Kai, ob er das Fenster zu gemacht hatte, um zu mir zu kommen?

 

„Was machst du da?“ Hilfe, ja er wollte zu mir kommen, benutzte aber nicht den gleichen Weg wie ich, sondern kletterte aus dem Fenster. Er hangelte sich zum Balkon und zog sich hoch, um mich dann zu küssen ohne schon auf der sicheren Seite des Balkons zu stehen.

 

„Bist du verrückt? Komm sofort da weg!“, schrie ich panisch und zog ihn zu mir. Er streckte sein Bein aus und kam über das Gelände und nahm mich in den Arm: „Es ist alles in Ordnung, ich bin früher immer überall rumgeklettert, ich kenn das Haus sehr gut!“

 

„Trotzdem … was wenn du gefallen wärst?“

„Ich wär nicht gefallen!“

„Woher willst du das wissen? Du hättest dich wegen irgendwas erschrecken können, du hättest falsch greifen können, du hättest …!“

„Hätte … hab ich aber nicht!“

 

„Das konntest du vorher nicht wissen!“, schrie ich panisch und die Tränen liefen über mein Gesicht, weil ich mir ausmalte, wie er abgestürzt wäre und für immer aus meinen Leben verschwunden wär, ich sah nur noch die Szene vor mir und beruhigte mich nicht!

 

„Ganz ruhig … Natalie, es ist nichts passiert …“ Sanft streichelte er meinen Rücken und ich probierte ruhig zu atmen und schluchzte fast unverständlich: „Ich will dich nicht verlie­ren …!“ Ich spürte seine Lippen auf meinen, sanft küsste er mich. Er löste seine Umar­mung nicht und flüsterte dann: „Ich lass dich nicht allein, ich hab doch gesagt, dass ich bei dir bleiben werde! Du wirst mich nicht verlieren!“

 

„Versprochen?“

„Versprochen!“ Ich wiegte mich an ihn und atmete wieder normaler. Es war erschreckend, wie panisch ich geworden war, dabei war nichts passiert. Außerdem meinte Kai es ja nicht böse, er wollte einfach nur schnell zu mir rüber und ich bekomm fast einen Herzkasper. Es war echt eigenartig. Hoffentlich würde ihn mein Verhalten nicht irgendwann nerven, ich war wirklich anhänglich und ließ ihn nie aus den Augen. Irgendwann würde es ihn sicher stören …

 

„Stehst du hier eigentlich nackt auf den Balkon?“, hörte ich ihn plötzlich fragen.

„Was?“

 

„Na ja, ich frag mich nur …!“ Er begutachtete mich genauer, ich war in einer dünnwirken­den Decke ein gemurmelt, aber er wusste selbst, dass die Decke sehr warm war. Er hatte Recht. Darunter hatte ich nichts an und stand also nackt auf dem Balkon, ich sah an ihn runter, er hatte eine Trainingshose an, schwarz oder dunkelblau ich konnte es in der Nacht nicht erkennen. Aber sein Oberkörper trug auch nichts.

 

Sein Lächeln verriet mir, dass er wusste, dass ich nichts unter der Decke trug. Er küsste mich erneut und ich öffnete die Decke, um ihn damit zu verschlingen. Jetzt war sie auch um ihn geschlungen und wärmte ihn ebenfalls. Er drückte meinen Körper an sich: „Ist dir nicht etwas kühl?“ Ich schüttelte den Kopf und genoss die Wärme, die er ausstrahlte. Wir setzten uns auf den Balkon hin, ich hatte ihn die Decke gegeben, damit er sie über uns wer­fen konnte, da ich mich zwischen seinen Beinen gemütlich machte und an seinen Oberkör­per schmuste.

Er hatte die Decke so gelegt, dass ich nicht auf den blanken Boden saß, obwohl dieser nicht kalt war. Trotzdem saß ich auf der gemütlichen Kuscheldecke. Er küsste meinen Na­cken und streichelte mich, während wir unsere Beine durch die Stäbe des Balkons baumeln ließen.

 

„Jetzt gleich …!“, murmelte er und ich drehte mein Kopf Richtung Horizont. Es war, wie er gesagt hatte, wie oft hatte er als kleiner Junge wohl dieses Schauspiel beobachtet? Ein Schwarm von Vogeln flog aus dem Baum und fast im gleichen Moment erschien ein rötli­cher Strahl am Himmel. Die Sonne ging auf. Es war unglaublich schön. Die Gegend wurde sanft von den Farben beleuchtet. Es sah wunderschön aus. Die Farben Rot, Orange und Gelb schienen miteinander zu spielen und die Sonne tauchte immer ein Stück mehr auf.

 

Es war einfach atemberaubend schön, ich seufzte nur ergriffen und spürte seinen Atem auf meinen Nacken: „Ich liebe dich!“ Ich neigte meinen Kopf weg von diesem Wunder der Natur, um mein eigenes Wunder zu betrachten. Er war es. Ich sah ihn an und küsste ihn. Ich drehte mich zu ihm um, um ihn weiter zu küssen und mich auf ihn sinken zu lassen.

 

„Wollen wir nicht …?“ Ich schüttelte den Kopf und küsste seinen Oberkörper. Mit dem Aufgehen der Sonne begrüßten wir uns mit unserer Liebe. Die schier unbegrenzt schien, denn jedes Mal aufs Neue konnte ich ihn lieben und bekam nicht genug davon. So kam es, dass er diesmal unten lag und ich auf meinen Rücken spürte, wie die Sonne mich anstrahlte und genau sehen konnte, was wir beide auf den Balkon taten. Aber es störte mich nicht, egal wer uns sehen konnte, niemand konnte mich davon abhalten, wirklich niemand … außer er selbst, wenn er sagen würde, er wolle nicht. Das hat er aber nicht getan!

 

Als wir fertig waren, ließ ich mich auf ihn sinken. Wir lagen auf der Decke, die auf den Balkon lag und er packte diese über mich, damit ich nicht fror. Es war einfach schön zu wissen, dass man nicht allein war. In seiner Nähe hatte ich nicht das Gefühl, das arme Mädchen zu sein, das von ihren Vater jahrelang missbraucht und zum Sex gezwungen wurde. Sondern ich war einfach eine begehrenswerte Frau, die glücklich ihr Leben führte. Wie schaffte er es bloß, dass ich mich bei ihm so wohlfühlte? Ob er es wusste? Vielleicht sollte ich ihn fragen …

 

„Kai? …“

„Mmmh?“

 

„…“ Ich bekam es nicht hin, wie sollte ich ihn denn fragen und woher sollte er es wissen, wenn ich es selbst nicht wusste? Er streichelte über mein Haar und fragte: „Was hast du denn?“ Ich seufzte nur, antwortete aber nicht.

 

„Natalie, sag es doch einfach!“ Ich kann ihn immer noch nicht fragen, ich wusste doch nicht mal, wie ich ihn fragen sollte.

 

„Okay, ich fange an und du machst weiter! Also, ich würd gerne wissen, was in deinem Kopf vorgeht. Jetzt bist du dran!“ Ich lächelte und blickte zu ihm nach oben: „Ich frag mich, wie du das schaffst!“

 

„Was?“

„Na … das halt!“

„Tja, ganz logisch, ich bin Supermann und kann über Dächer fliegen!“, grinste er.

„Hör auf, dich über mich lustig zu machen!“

„Ich hab dir doch schon gesagt, dass ich das Haus kenne, deshalb kann ich klettern, ich bin immer wie ein Äffchen an den Wänden geklettert.“

„Das meine ich nicht!“

„Was denn dann?“

 

Ich seufzte wieder und schwieg von neuem. Ich merkte, wie er anfing lauter zu atmen und dann meinte: „Natalie, wenn dich irgendwas stört, dann sag es doch einfach!“

 

„Mich stört nichts … wirklich!“

„Was ist es denn dann?“, fragte er und ich nahm all meinen Mut zusammen, um dann zu fragen: „Wie schaffst du das … das …, dass ich mich soo wohl bei die fühle? Wieso vergess ich bei dir all meine Sorgen? Wieso bekomm ich bei dir nicht genug von Sex, während ich bei anderen immer weglaufen will und finde, dass ich der ekelhafteste Mensch der Welt bin … wie?“ Nun war es draußen, was würde er wohl antworten? Ich spürte seine Arme um meinen Körper und wie seine Hand zu der meinen wanderte. Er drückte diese ganz fest und dachte nach: „Ich weiß es nicht, ich hab keine Ahnung, warum du mir so sehr vertraust. Aber ich verspreche dir, dass ich dieses Vertrauen niemals missbrauchen werde!“

 

Es trat Stille ein und dann murmelte er: „Aber auch wenn du deine Sorgen vergisst, sie werden immer da sein, … wenn du wirklich frei sein willst, musst du dich ihnen stellen. Da hilft es nicht, dass du dich an mir festhalten kannst. Ich kann dich nicht von allem befreien, ich kann nur versprechen, bei dir zu sein, egal was passiert!“

 

„Wenn ich alles sagen würde …, wenn ich Vater anzeigen würde, dann wären wir nicht mehr zusammen und du würdest dein Versprechen brechen, weil ich minderjährig bin … und weil du mein Lehrer bist!“, erklärte ich traurig. Ich spürte wie er sich aufrichtete. Je­doch drehte ich mich nicht zu ihm um. Er sprach ruhig: „Natalie … ich werde bei dir sein!“

 

„Aber nicht so, du darfst mich so nicht anfassen, das verlangt das Gesetz, was willst du dagegen machen?“ Wieso sagte ich das? Wollte ich ihn von mir stoßen? Wieso sprach ich das überhaupt an? Ich versteh mich selbst nicht mehr, ich tat ihn weh mit meinen Äuße­rungen, aber ich konnte nicht aufhören, zu sehr hatte ich Angst vor der Zukunft und davor, dass ich ihn verlieren würde.

 

Leise atmete er und hielt mich einfach fest, dann flüsterte er: „Ich weiß das … ich weiß, dass es verboten ist, was wir tun … Es ist sogar doppelt verboten!“ Ich lehnte mich an sei­nen Oberkörper und murmelte: „Können wir nicht einfach weg gehen? Ich geh mit dir, egal wohin … dann könnten wir für immer zusammen sein und niemand würde uns tren­nen!“

 

Ich spürte, dass er lächelte. Er küsste meine Haare und streichelte meinen Oberarm. Jetzt war es genug, ich wollte kein Trübsal mehr blasen und einfach genießen, was wir im Mo­ment hatten und drehte endlich meinen Kopf zu ihn und küsste ihn auf den Mund.

 

„Lass uns frühstücken!“ Er schien zu verstehen, dass das meine Art war zu sagen, dass das Thema vom Tisch ist. Ich stand auf, er tat es mir gleich und murmelte mich in die Decke ein. Dann liefen wir ins Haus.

 

Es war ein entspannter Tag, wir gingen ans Meer und schwammen zusammen. Es machte wirklich ungeheuer Spaß und ich genoss jede einzelne Minute. Wie wäre es wohl, wenn wir nicht Lehrer und Schüler wären? Was wäre, wenn er ein Mitschüler oder ich eine frü­here Kommilitonin von ihm war? Dann dürften wir zusammen sein?

 

Es war Schwachsinn, nur weil er älter war und ich minderjährig, dabei haben reiche alte Männer meistens grade mal 18jährige als Freundinnen, obwohl sie selbst schon fast 70 Jahre alt waren und jeder wusste, dass die sich nicht lieben, aber da sagte niemand etwas. Aber bei uns würde ein Krieg ausbrechen … wie verrückt war diese Welt!

 

Schon brach erneut der Abend an und er lud mich ein, mit ihn durch die Gegend zu spazie­ren. Ich zog mich schick für ihn an und auch er, zog sich neue Sachen an. Wir sahen be­stimmt niedlich zusammen aus, denn viele sahen sich nach uns um und es waren keine ent­setzten Blicke, sondern eher lächelte Blicke. Einmal hörte ich zwei Frauen, die flüsterten, dass wir ein süßes Paar wären und sie auch gerne so mit ihren Freund wirken wollten. Ich wusste nicht, ob sie das ernst meinten, aber ich nahm es einfach zur Kenntnis.

 

Ich wusste, dass das Gespräch von heute Morgen noch tief im Herzen von Kai schlum­merte und er sich viele Gedanken machte. Jedoch wusste ich nicht, wie ich es rückgängig machen konnte. Da entdeckte ich eine Karaoke-Bar und fragte ihn: „Du magst doch Musik oder?“ Verwundert sah er mich an und nickte dann. Sodass ich auf die Bar zeigen konnte: „Da wird Musik vermarktet, lass uns doch hingehen, ist bestimmt lustig!“

 

„Willst du wirklich? Meistens sind da Typen, die nicht singen können und einfach nur ab­feiern!“

 

„Aber es ist Musik!“, lächelte ich und zog ihn zu der Bar. Dort angekommen, hörte man grade den Song von Wolfgang Petri „Verlieben, Verloren, Vergessen, Verzeihen“. Alle feierten und hatten Spaß. Wir setzten uns an einem Tisch, es war wirklich lustig in dieser Bar. Bunte Farben strahlten einen an, die Menschen waren gut gelaunt und freuten sich, selbst wenn sie schiefe Töne hörten und auch die Kellner sangen des Öfteren mit. Alle wirkten wirklich sehr nett!

 

Da tauchte der Moderator schon auf und sah sich um: „Wer hat noch nicht, wer möchte mal? Kommt Leute, es ist lustig und macht verdammt viel Spaß!“ Kai starrte mich an und fragte: „Na? Wenn du mich schon hier rein schleppst, musst du auch was singen!“

 

„Was?“, verschluckte ich mich. Er grinste fies: „Na los, du meintest doch, es wird lustig!“

„Nein, ich kann nicht singen … ich kann wirklich nicht singen!“

 

„Ach komm schon, du hast mich hier rein gezerrt und du wirst wenigstens ein Lied singen … tu es für mich!“, lächelte er mich an und ich wurde schwach: „Aber wenn dir danach die Ohren bluten, kann ich nichts dafür!“ Er fing an zu lachen, aber ich meinte es vollkommen ernst, na ja, er würde es gleich selbst hören. Ich wusste schon welches Lied ich singen würde, ich hoffe nur, dass sie es auch haben!

 

Ich ging vorsichtig zur Bühne und tippte den Moderator an. Dieser bückte sich zu mir und als ich ihn fragte, lächelte dieser: „Bestimmt, ist es für deinen Liebsten?“ ich nickte verle­gen und er schmunzelte: „Aber ziemlich düster, oder?“

 

„Aber es stimmt!“, antwortete ich stur. Er grinste und meldete sich für alle zu Wort: „So, als nächstes kommt was Romantisches und gleichzeitig Trauriges! Das hübsche Fräulein wird es singen! Los, komm!“

 

Ich stieg ängstlich auf die Bühne, nahm das Mikrofon und murmelte: „Das Lied … was ich singe … ich entschuldige mich im Voraus … ich kann nicht singen … wurde aber dazu gezwungen! Aber … ich singe trotzdem, das Lied drückt aus ... was ich denke und fühle!“ Die Leute klatschten und machten mir Mut. Dann begann die Melodie von Lafees Lied „Zusammen“. Es war wirklich ein düsteres Lied, weil es um eine verbotene Liebe ging, oder besser um ein Pärchen, dass von der Welt nicht akzeptiert wird, aber das Pärchen zu­sammen bleibt auch wenn es dafür den Freitod wählen muss!

 

Ich begann schief zu singen, ich schämte mich, aber ich hielt tapfer durch. Den Refrain probierte ich etwas besser zu singen und dann kam der Schluss und ich hauchte schon bei­nahe heulend ins Mikrofon: „Wir stehen zusammen, wir gehen zusammen, Zusammen bis in den Tod! Wir leben zusammen, wir schweben zusammen, zusammen bis in den Tod! Du bist bei mir - ich bin bei dir! Wir lassen uns nie wieder los!“ Es war zu Ende und ich hatte es geschafft, zum Schluss hatte ich die Augen geschlossen, die Leute begannen zu klat­schen und eh ich mich versah, stand Kai vor der Bühne und hielt seine Arme auf. Ich stürmte zu ihm und ließ mich in seine starken Arme fallen. Er fing mich auf und streichelte mein Haar und küsste mich dann. Jetzt begann das Publikum noch mehr zu toben.

 

Ich lief rot an und bekam langsam meine Gefühle wieder unter Kontrolle, dann lächelte er mich an und meinte: „Nun bin ich dran!“

 

„Nein … du musst nicht! Wirklich nicht …“, stammelte ich, aber er küsste mich auf die Stirn und lächelte sanft: „Du hast gezeigt, wie wichtig es dir ist und nun werde ich dir zei­gen, dass ich dich niemals alleine lasse. Ich würde nämlich alles für dich tun und das be­zeug ich jetzt vor diesen Leuten!“ Er küsste meine Wange und sprang dann auf die Bühne.

 

Was hatte er vor? Wie wollte er mir das beweisen? Alle schienen uns beide genau zu be­obachten und dann hielt er auch schon das Mikrofon und sprach: „So, hier ist eine Kara­oke-Bar und eigentlich soll hier Spaß vermittelt werden, aber heute sind hier zwei Ver­liebte in diesen Laden und schmachten sich regelrecht an, tut mir Leid, dass Sie jetzt da­runter leiden müssen! Aber auch ich werde ihr jetzt diesen Titel widmen und somit hof­fentlich bei ihr erreichen, dass sie erkennt, dass ich nicht gehen werde. Ich bezeuge es mit diesem Lied und hoffe, es wird reichen!“ Alle begannen zu jubeln, obwohl sie vorhin so abgetanzt haben, schienen sie sich zu freuen, dass sie jetzt Schnulzen zu hören bekamen!

 

Dann flüsterte er den Moderator ebenfalls sein Titel ins Ohr und dann begann auch schon die Melodie. Wieder kannte ich das Lied. Es war wieder eins von Bryan Adams, ein eben­falls sehr schönes Liebeslied von diesem Sänger und ich fing schon an zu heulen, bevor Kai anfing zu singen. Er streckte seine Hand aus und holte mich auf die Bühne, um mir meine Tränen wegzuwischen und begann dann zu singen. Er sang „Everything I do I do it for you“. Er griff meine Hand: „Look into my eyes - you will see. What you mean to me, search your heart - search your soul and when you find me there you'll search no more! Don't tell me it's not worth tryin' for. You can't tell me it's not worth dyin' for. You know it's true! Everything I do - I do it for you!”

 

Wieso sang er so gut und wieso berührte er damit mein Herz? Es war einfach unglaublich, wie sehr mich diese Geste ergriff. Er sang bis zum Schluss einwandfrei und sah mir tief in die Augen. Am Ende als er fertig war, senkte er das Mikrofon und schloss mich in die Arme: „Ich liebe dich!“

 

„Ich … liebe … dich auch!“, schniefte ich und dann küsste er mich herzhaft, alle schrien auf und klatschten. Wir waren das perfekte Liebespaar in ihren Augen, sie wollten am liebsten ein Liebesduett von uns hören, aber es war mir alles zu viel und ich wollte nach Hause.

 

Wir verabschiedeten uns und machten uns auf den Weg. Draußen ließen wir beide unsere Hände nicht los und er flüsterte plötzlich: „Ich wollte nie sterben … nie. Auch nicht als Monica mich verlassen hat, aber … wenn wir uns anders nicht … also wenn wir es anders nicht schaffen! Dann … ich würde wirklich alles tun! Auch den Freitod!“ Ich lehnte mich an und antwortete darauf nur: „Für immer zusammen …“ Er hielt meine Hand und wir liefen zu seinem Haus.

 

Dort legten wir uns ins Bett und er hielt mich in seinen Armen. Wir schwiegen und genos­sen unsere Gegenwart. Ich genoss es, sein Atmen zu hören, sowie er nach meinem lauschte. Wie ging es ihm wohl im Moment?

 

Ich fragte mich sehr viel in seiner Nähe, jedoch meistens stumm, sodass er mir nicht ant­worten konnte. Trotz dieser Fragen genoss ich die Zeit, wie würde es wohl weiter gehen? Morgen mussten wir wieder zurück und dann kam auch schon die Campingfahrt, wir wür­den zwar zusammen sein, aber dennoch so weit auseinander wie schon lange nicht mehr. Ob er auch an die Fahrt dachte? Ob er sich auch fragte, wie er das schaffen würde?

 

Ganz in Gedanken schlief ich dann ein.

 

Der neue Weg

 

Ich wurde wach durch Vogelgezwitscher und blinzelte mit den Augen. Es war hell und nun bemerkte ich, wie die Sonne ins Zimmer schien. Ich sah mich müde um und merkte, dass ich noch auf Kai lag, wie ich eingeschlafen war. Er war schon wach und streichelte durch mein Haar. Dann lächelte er: „Morgen, Lust auf Frühstück?“ Ich streckte mich zu ihm, um ihn zu küssen und dann setzte er sich auf.

 

„Ich gehe duschen und danach mach ich uns ein leckeres Frühstück.“ Ich sah zu ihm, re­kelte mich auf dem Bett, um ihn dann an die Hose zu greifen und zu murmeln: „Bleib doch hier …“ Er lächelte sanft: „Nein, duschen ist angesagt und dann gibt es die wichtigste Mahlzeit des Tages!“

 

„Ich will keine Mahlzeit … ich will dich!“, hauchte ich ihn an, indem ich mich aufgerichtet hatte und ihn küsste. Er erwiderte den Kuss, um danach aber wieder zu sagen: „Komm schon, wir sollten einmal nicht übereinander herfallen!“ Enttäuscht berührte ich seinen Bauch und wanderte zu seiner Hose: „Dazu haben wir die ganze Woche genug Zeit!“ Schien er gar nicht an nächste Woche zu denken und wie das für uns werden würde? Jetzt würde er es tun.

 

„Ich weiß, …!“ Weiter kam nichts, obwohl er so wirkte, ich zog ihn wieder zum Bett und an meinen Körper. Da umschlang ich ihn mit meinen Armen und küsste seinen Nacken. Er ließ sich meine Liebkosungen gefallen und tat es mir gleich, um dann zu stöhnen: „Wenn wir das jetzt schon nicht schaffen … wie sollen wir das die Woche hinkriegen?“

 

„Hör auf darüber nachzudenken und genieß den Moment!“, sagte ich prompt, obwohl so was sonst von ihm kam. Er kam zurück ins Bett, indem er mich ebenfalls küsste und sich dann auf mich sinken ließ.

 

Ich fand es immer wieder erstaunlich, dass ich ihn so lieben konnte. Dass ich so auflebte, wenn er bei mir war und dass ich dermaßen aus der Rolle fiel, weil er mich um den Ver­stand brachte, wenn das Vater wüsste. Aber er wusste es nicht, aber er würde einiges dafür geben, wenn ich bei jedem Freier so wäre … Bei diesen Gedanken merkte ich eine kurze Sperre: Kai war mein Freier! Wie hatte ich das in dieser wunderbaren Zeit vergessen.

 

„Was hast du?“, stöhnte er, da er meine Gedankenabwesenheit sofort gemerkt hatte. Ich küsste ihn während wir uns liebten und konzentrierte mich wieder vollends auf ihn.

 

Nun gingen wir doch duschen und danach machten wir uns Frühstück. Es war der letzte gemeinsame Morgen. Würde Vater Verdacht schöpfen, wenn ich auf einmal nur noch bei ihm wäre?

Am Frühstückstisch äußerte sich Kai verlegen: „Du weißt, das morgen die Fahrt ist?“

 

„Wie kommst du denn auf die Idee?“, fragte ich ironisch. Er jedoch blieb ernst und haute raus: „Rob wird dabei sein!“ Ich verschluckte mich an den Brötchen und starrte zu ihm.

 

„Er wird dabei sein, da bin ich mir sicher. Außerdem ist der Lehrerbungalow weiter weg!“

 

„Ich dachte wir gehen zelten …!“, warf ich ein, um das Thema zu wechseln. Er ging darauf ein und erklärte: „Ja, aber das Campen ist eher freiwillig. Wir haben einen richtigen Feri­enort gemietet, wo Bungalows stehen und halt eine Fläche ist, wo man zelten kann und je nachdem wie die Schüler Lust haben, können sie im Freien schlafen oder nicht!“

 

„Ach so!“     

                     

„Und deswegen musst du aufpassen! Rob wird nicht locker lassen, ich bin nicht in der Nähe und du fällst ziemlich schnell auf ihn rein!“ Ich sprang vom Tisch auf und begann zu schreien: „Was willst du damit sagen?“ Er saß still am Tisch und sprach weiter: „Jedes Mal, wenn er dich angesprochen hat, wolltest du mit ihm schlafen! Zweimal habe ich euch aufgehalten, vielleicht sogar dreimal. Aber das letzte Mal war ich nicht da, um dich zu ret­ten und du hast …“ Ich ließ ihn nicht aussprechen, weil ich am Körper zitterte und das merkte man auch in meiner Stimme: „Ich wollte nie mit ihm schlafen!“

 

„Trotzdem lässt du dich überreden!“

 

„Hör auf!“, rief ich ängstlich, ich wusste, dass er Recht hatte und sich nur Sorgen machte. Aber was sollte ich machen? Vater hatte mich getrimmt, ich war ein Feigling und ließ mich schnell von Männern rumkriegen, damit ich meine Ruhe hatte und diese zufrieden waren. Nur bei ihm, bei Kai, war ich anders. Er wusste das, aber er wusste auch um meine Schwachstelle Bescheid. Aber es tat mir trotzdem weh.

 

„Natalie … ich will doch nur, … dass du vorsichtig bist!“, erklärte er.

 

„Ich weiß …, ich habe dich betrogen und ich weiß, es war falsch! Aber ich musste es tun! Wenn du damit nicht leben kannst … dann geh!“ Hilfe, was habe ich da gesagt? Wieso habe ich das gesagt? Nein, steh nicht auf, geh nicht weg. Verschwinde nicht aus meinen Leben, bitte!

 

Er stand auf, sah mich an und fragte: „Soll ich wirklich gehen?“ Er wusste die Antwort, ich stürmte zu ihm, um mich in seine Arme fallen zu lassen: „Verzeih mir … bitte verzeih mir!“   

 

„Ich weiß, dass du Angst hast. Aber das nützt mir nichts! Ich will ein Versprechen von dir! Wenn Rob dich zwingt, mit ihm zu schlafen, egal was er sagt, auch wenn er meint, er hätte uns durchschaut und er würde mir das Leben ruinieren, er würde sonst was machen, du wirst nicht mit ihm schlafen und zu mir kommen und mit mir reden! Ich werde das klären, versprochen?“ Ich krallte mich an ihn und sagte nichts, er drückte meinen Kopf mit seinen Finger an meinem Kinn nach oben. Nun sahen wir uns beide in die Augen und er erklärte: „Eins weißt du nämlich nicht, das Schlimmste, was man mir antun kann, ist nicht, dass man mir mein Job wegnimmt. Nein, es ist, wenn du mit jemand anderen schläfst …, wenn du die Person lieben würdest, wär es was anderes, dann würde ich dich ziehen lassen. Aber so … so tust du mir am meisten weh, wenn du dich selbst vergisst und deiner Seele scha­dest und mit einem anderen schläfst. Das ist das Schlimmste, daher versprich mir, dass du zu mir kommen wirst, wenn Rob irgendwas fordert! Ich werde das dann klären, verspro­chen?“

 

 „Versprochen!“, schwor ich und dann küsste er mich. Ich lehnte mich wieder an seinen Oberkörper und murmelte: „Ich wollte das nicht sagen …“

 

„Ich weiß!“, hörte ich nur und spürte seine Wärme.

 

Nun war es also Sonntag und wir würden wieder aufbrechen nach Berlin. Wie gern würde ich einfach hier bleiben und vergessen was alles schon in meinem Leben passiert ist und dass die Liebe meines Lebens mein Klassenlehrer war. Leider konnte ich das nicht verges­sen.

 

Wir schlenderten den Tag noch einmal am Strand entlang, barfuß spürte ich den Sand zwi­schen meinen Zehen. Es war ein lustiges und gleichzeitig wunderbar freies Gefühl. Jedoch machten wir uns danach auf den Weg.

 

Als wir in Berlin wieder ankamen, stiegen wir am Alex aus und obwohl es Sonntag war, liefen überall Menschen durch die Gegend. Wir beachteten die ganzen Massen nicht und liefen von dem Mittelpunkt der Hauptstadt zu ihm nach Hause, es war ein ganz schönes Stück, aber es war schönes Wetter und ich wollte laufen. Viel Gepäck hatten wir nicht da­bei, weil er viele Sachen im Ferienhaus hatte, daher hatte ich nur meine zwei Outfits und ein paar andere Sachen, jedoch passte das alles in einem Rucksack, den Kai entspannt trug.

Es war also vorbei und morgen war wieder Schule, außerdem würde danach Vater auf mich warten, allein wenn ich daran dachte, bekam ich Angst und klammerte mich an Kais Hand. Er jedoch schien entspannter in die Zukunft zu blicken.

 

Tja, aber ich werde ja sehen, was noch alles passiert. Ich kann das ja nicht alles im Voraus wissen, ich bin ja kein Hellseher, ich genieße einfach die Zeit!

Der Aufbruch

 Es war Montagmorgen und ich hatte die ganze Nacht Kai dazu überredet unsere gemein-same Zeit noch sinnvoll zu nutzen. Wir knuddelten ganze Zeit und hatten viel Sex, immer-hin würde in der Woche nichts dergleichen möglich sein. Ich glaube nämlich nicht, dass Kai das wagen würde, wenn der Rest der Klasse dabei war.

 

Also war der Abend wunderschön für mich geendet und ich hoffte, dass die Fahrt auch schnell vorbei ging. Ich stand auf, gab Kai einen Kuss auf die Wange, blickte dann auf die Uhr, um danach aufzustehen. Ich hatte einen Entschluss gefasst und würde diesen auch durchziehen. Ich machte mich fertig und frühstückte. Bevor ich mich mit meinem Koffer, den wir gestern noch gepackt hatten, auf den Weg machte, schrieb ich Kai einen Brief. Ich schrieb, wie sehr ich ihn liebte, es aber nicht ertrug Abschied zu nehmen, auch wenn wir uns ja heute in spätestens zwei Stunden wiedersehen würden. Trotzdem wollte ich es nicht. Ich erklärte ihm, dass ich mich zusammen reißen würde und ihn brav wie mein Lehrer behandeln würde, dass er aber um Gotteswillen mich nicht berühren oder mit seinem supersüßen Lächeln schwach werden lassen dürfte. Sonst würde ich über ihn herfallen. Ich betonte wie viel ich für ihm empfand und dass ich mich an mein Versprechen halten würde. Außerdem sagte ich, dass ich ihn jetzt schon unendlich vermisste.

 

Dann machte ich mich auf den Weg. Ich schlenderte durch die Gegend. Ich hatte beschlos-sen, mich anders zu geben, so wie ich war, wenn ich mit Kai zusammen war, weil das mein wahres Ich war und das die anderen endlich kennen lernen sollten. Ich trug eines der Klei-der, was ich besorgt hatte. Es war auch ein blaues, jedoch hatte das Träger. Ich mochte es und ich war gespannt, wie Kai dann auf den Schulhof gucken würde. Ich fragte mich eh, ob er mir böse war, weil ich einfach verschwunden war.Ich war endlich auf dem Schulhof, es war eine Stunde vor dem Termin. Es war sonst noch niemand da. Ich ging in die Schule, um meinen Krankenschein von Freitag abzugeben, da traf ich auf Herrn Bach, der sofort pfiff: „Wow, wie schick du aussiehst! Geb es zu, du hast dich nur für mich so schick gemacht!“ Ich schmunzelte, er war wirklich ein lieber Lehrer und dann strahlte er mich an: „Schön, dass es dir wieder besser geht! Ich wünsch dir ganz viel Spaß für die Reise und ärgert unsern Jenschi nicht so, wir brauchen ihn noch!“ Ich nickte nur und freute mich, dass er keine abfälligen Bemerkungen machte.

 

Nachdem ich die Entschuldigung abgegeben hatte, ging ich wieder entspannt aus der Schule und entdeckte Sophie. Ich lief auf sie zu. Sie drehte sich zu mir und ihr Mund blieb offen stehen: „Natalie?!?“

 

„Ja?“, fragte ich. Sie starrte mich verdutzt an: „Du siehst so anders aus!“

„Ich weiß! Ich werde jetzt auch anders sein!“, strahlte ich und sie wurde irritierter: „Du strahlst ja, bist du glücklich?“

 

Ich nickte nur und antwortete: „Ich probier mich zu bessern, ich bin wirklich sehr glücklich!“

 

Da tauchte auch schon Alex und Max auf: „Boah, Natty, wie siehst du denn aus?“„Wieso? Sieht es schlecht aus?“„Ne, sieht voll hamma aus, echt süß!“, haute der Aufreißer aus. „Danke!“, sagte ich lächelnd und Max war total erstaunt: „Du bist echt ein hübsches Mä-del, warum warst du die ganzen vier Jahre nur so verschlossen?“„Das hat seine Gründe, aber ich probiere, mich jetzt zu ändern!“, lächelte ich und Alex fragte: „Hat das mit Rob zu tun?“

„Nein!“, antwortete ich sofort und da stand er auch schon hinter Alex. Wie hatte er sich verändert, er hatte eine Kippe im Mund, seine Haare waren abgeschnitten und etwas länger als ne Glatze. Er trug dunkle Klamotten und zerrissene Jeans.

 

„Trotzdem siehst du geil aus!“, sagte er nur und starrte mich an. Ich spürte, dass mir ein kalter Schauer über den Rücken lief, aber ich wollte meine Vergangenheit vergessen und dazu gehörten auch meine Erfahrungen mit Rob. Ich ging näher zu ihm und überwand mich, um ihn die Hand zu reichen: „Es tut mir Leid, was zwischen uns passiert ist! Ich wünschte, ich hätte dir niemals so wehgetan, aber … ich kann es nicht ändern und ich hoffe, wir können normal miteinander umgehen und die Vergangenheit vergessen!“ Er starrte auf meine Hand. Hinter mir stand Herr Jensch, was ich nicht merkte. Rob reichte mir dir Hand und ich merkte, wie ich trotz guter Vorsätze zusammen zuckte, er ließ meine Hand los, um mir dann zu sagen: „Ist schon in Ordnung, ich hab auch ziemliche Scheiße gebaut, aber ich will das auch hinter mir lassen. Ich find es gut, dass du probierst aufgeschlossener zu sein!“

 

Ich atmete tief durch und fiel kurz in meine alte Rolle, da ich weglaufen wollte, aber als ich mich hektisch umdrehte, rannte ich in Kai. Mein Körper berührte den seinen und ich sah zu ihm hoch. Sofort strahlte mein Gesicht, ich tankte neue Kraft, drehte mich wieder um und strahlte Rob an: „Ja, ich werde es wirklich probieren, ich hoffe nur, dass ihr es versteht, wenn es noch alles zu viel ist. Berührungen sind immer noch nicht ganz meins, aber ich werde mich wirklich bemühen!“ Meinen rechten Arm, hatte ich hinter meinen Rücken versteckt, damit ich Kai sanft an den seinen Berühren konnte. Er drückte meine Hand kurz, um dann an mir vorbei zu gehen und zu lächeln: „Na, dann können wir uns ja auf eine schöne Abschiedsreise freuen!“

 

Nach und nach trödelte die gesamte Klasse ein, alle starrten mich verwundert an. Aber ich lächelte tapfer und probierte zu erklären, dass ich dabei bin, einen neuen Lebensweg einzu-schlagen und hoffte, dass sie mich unterstützten. Da drehte ich mich strahlend um und mein Lächeln erlosch sofort. Ich sah Vater vor der Schule stehen, er starrte mich sauer an. Oh mein Gott, was wollte er hier und was würde er machen, ich zuckte zusammen als Sophie mich berührte, was sofort alle merkten. Kai fragte besorgt: „Was ist denn?“

 

„Sie rührt sich nicht!“, erklärte Sophie. Ich begann zu zittern, da kam Vater näher auf mich zu. Was sollte ich machen? Ich wollte weg, aber wo sollte ich hin? Wenn er mich so sah, wie würde er wohl reagieren? Ich sah immerhin völlig anders aus. Immer näher, ja er kam immer näher. Ich wich ein Schritt zurück und begann schwerer zu atmen, da stand er auch schon vor mir: „Na? Lange nicht gesehen. Ich wollte dir noch viel Spaß für die Reise wünschen!“ Er lächelte mich hinterhältig an, ich merkte sofort, dass er extrem sauer war. Er hob seinen Arm, um mich zu berühren, aber er kam nicht dazu, weil Kai dazwischen ging. Wie er ihn angiftete, ich bekam echt Angst, dass er ihn schlagen würde.

 

„Was ist denn?“, fragte Vater und Kai funkelte hasserfüllt, schien dann aber seinen Zorn runterzuschlucken und probierte gute Miene zum bösen Spiel zu machen: „Tut mir leid, ich wollte Sie nur noch dran erinnern, dass Natalie noch nicht alles für die Reise bezahlt hat!“

 

Vater schüttelte Kais Hand ab und schob ihn bei Seite: „Keine Sorge, das Geld hab ich heute überwiesen. So, Natty ich wünsch dir viel Spaß, du wirst mir fehlen!“ Er breitete seine Arme aus und umarmte mich, ich erstarrte, kannte das Spiel aber schon. Ich dürfte mir nichts anmerken lassen vor anderen, sonst würde Vater ausrasten. Also sprach ich mit einem Zittern in der Stimme, dass ich recht gut verbarg: „Du mir auch!“ Er gab mir einen Kuss auf die Stirn und lächelte die aus meiner Klasse falsch an, alle fielen auf ihn rein und mochten ihn, außer Kai, er wär ihn am liebsten an die Gurgel gesprungen, er merkte sofort, wie ich zitterte und lief dicht zu mir, sodass sich unsere Arme streiften. Er hielt mir ein Tuch hin und tippte dann auf die Stirn, er schien zu spüren, dass ich mich wieder schmutzig fühlte. Ich nahm sein Tuch und wischte mir die Stirn rein. Dann gingen wir endlich in den Bus und machten uns auf den Weg. Sophie saß neben mir und fragte besorgt: „Wieso bist du auf einmal so nervös?“ Bevor ich antworten konnte, spürte ich etwas auf meinem Kopf und zuckte erschrocken zusammen.

 

„Rob lass es!“, meckerte Sophie, weswegen viele sich zu uns umdrehten.

„Hab dich nicht so! Ich hab doch nicht dich angefasst!“

„Bekommst du gar nicht mit, dass sie voll zittert?“, schimpfte das Mädchen ihren ehemaligen Schwarm an. Dieser grinste: „Vielleicht kann ich sie ja dadurch beruhigen.“

„Nein kannst du nicht!“, schrie Sophie sauer und schupste Rob weg von der Lehne: „Wenn du ihr noch einmal zu Nahe kommst, dann gibt es richtig Ärger mit mir!“

 

Ich sah verwundert zu dem Mädchen, das vor paar Tagen noch verrückt nach diesen Jungen war. Sie lächelte mich an und erklärte: „Du bist verliebt, das merkt man und die Person tut dir gut. Deshalb werde ich aufpassen, dass Rob dich in Ruhe lässt!“

 

„Stimmt das Natty? Du bist verknallt?“, fragte Alex und streckte seinen Kopf jetzt auch über die Lehne. Alle interessierte das Thema, aber ich dachte immer noch an Vater. Ich guckte auf und sah Kais sanften Blick. Ich atmete tief durch und fing an zu reden: „Ja … ich bin verliebt!“

 

„Ich liebe dich!“, strahlte Rob und sprang auf.

„Verschwinde Rob!“, schrie Sophie und schupste ihn so, dass er umfiel, alle lachten, außer Kai und ich. Kai war bestimmt zu eifersüchtig, um zu lachen und ich hatte immer noch Angst. Dann stand ich auf, lief an dem Tumult vorbei, um mich nach vorne zu setzen, wo Kai auf der anderen Seite saß. Hinter mir hörte ich Kathlen murmeln: „Die zittert wie Espenlaub, die schafft es doch nie, sich normal zu benehmen. Jetzt müsste sich nur Rob neben sie setzen und sie fällt in Ohnmacht.“

 

Ich glaube, sie hatten Recht. Da hörte ich plötzlich: „Rob geh wieder nach hinten!“ Neben mir im Gang stand Kai, der sich vor meinem Platz aufgestellt hatte.„Aber sie kann doch nicht allein sitzen!“

 

„Keine Sorge, ich setz mich daneben und du gehst brav nach hinten, verstanden?“

„Is ja gut!“, brummte er sauer und trat gegen einen leeren Sitz.

 

Er rebellierte seitdem ich mit ihm geschlafen hatte total, seine Eltern hatten es im Moment bestimmt nicht leicht mit ihm. Kai machte es wahr und setzte sich neben mich. Mein Herz begann zu rasen, ich glaube, er merkte es. Wie gern würde ich seine Hand halten, aber das ging nicht, aber allein sein Herzschlag so dicht neben mich zu hören, beruhigte mich ungemein. Dann machte ich die Augen zu und tat so, als würde ich einschlafen, damit mein Kopf auf seine Schulter sinken konnte. Als eine Mitschülerin laut was fragen wollte, machte Kai eine Bewegung, indem er seinen Zeigefinger zum Mund führte und: „Sssch!“ machte. Sie flüstere dann: „Ist sie eingeschlafen?“ Er nickte nur sanft und sie grinste: „Hey Leute, Natalie ist eingeschlafen und benutzt unseren Klassenlehrer als Kopfkissen!“ Ich hörte wie paar Jungs fragten, jedoch komischerweise wie das Mädchen in einem leiseren Ton: „Herr Jensch, wollen Sie mit mir den Platz tauschen?“

 

„Man ihr seid schrecklich, zum Glück sitzt Herr Jensch dort, da kann Natalie wenigstens froh sein, dass sie nicht betatscht oder angegafft wird!“, meckerten die Mädels.

 

Ich jedoch fing an zu lächeln, denn ich wusste es besser.

 

„…“

„… …“

„… Nat …“

„… Natalie …“

„Natalie, wir sind da!“

 

Hatte ich das grad wirklich gehört? Ich wollte die Augen öffnen, bekam es aber nicht hin und ließ sie zu. Ich war doch tatsächlich eingeschlafen und hatte die ganze Fahrt über nichts mitbekommen.

 

„Schläft sie wirklich so fest?“, fragte eine Mädchenstimme. Da hörte ich, ich glaube es war Alexs Stimme, aber ich konnte einfach nicht richtig wach werden, wie der Junge grinste: „Na ja, sie hat doch bestimmt nen Freund, der die Veränderungen ausgelöst hat, vielleicht war sie die ganze Nacht beschäftigt und ist deswegen so kaputt!“

 

„Alex!“, riefen die Mädels im Chor, aber er hatte Recht, ich war wirklich die ganze Nacht aktiv beschäftigt. Dann spürte ich, wie ich plötzlich berührt wurde. Ich wusste nicht warum, aber ich spürte genau, dass es Kai war, weil ich mich wohl und geborgen fühlte. Ich begann zu schweben, trug er mich etwa?

 

„Wo bringen Sie sie hin?“

„Sie schläft doch sicher mit bei euch vier oder?“, fragte er die Mädels, die neben Sophie standen und Sophie nickte sofort: „Klar, immerhin hab ich ihr versprochen, sie vor Rob zu beschützen!“

 

Ich hatte keine Ahnung wieso, aber ich wusste haargenau, dass Kai zufrieden lächelte.

 

„Du tust ja fast so, als würde ich über sie herfallen!“, protestierte Rob und Sophie meckerte: „Würdest du bestimmt, guck dich doch mal an. Du siehst schrecklich aus, wie ein Rocker, der versucht einer zu sein, aber noch lange keiner ist, irgendwie erbärmlich!“

 

Bevor ich weiter irgendwas vernahm oder begriff, was mein Körper als nächstes tat, schlang ich meine Arme um Kais Hals und lehnte mich ganz an sein Gesicht. Alles war ruhig, hatten es die anderen gesehen? Ich wusste es einfach nicht und ich war zu kaputt, um die Augen zu öffnen. Es war echt eigenartig, aber ich konnte nichts dagegen tun.Dann hörte ich, wie die eine Tür geöffnet wurde. Ich spürte, wie ich wieder sank und auf was Weichen landete. Ich öffnete kurz die Augen, um zu gucken, ob mehrere im Raum waren, aber ich sah niemanden, beugte mich zu Kai vor, küsste ihn und nuschelte: „Ich liebe dich!“ Er streichelte meine Wange und küsste mich ebenfalls. Kurz bevor ich sofort wieder einschlief, hörte ich ihn in mein Ohr hauchen: „Ich liebe dich auch!“

Das offene Gespräch

 

Ich wusste nicht, wie lange ich geschlafen hatte, aber ich wurde endlich wach. Im Raum saß nur Sophie, die mich irgendwie neugierig ansah. Ich rieb meine Augen und fragte: „Ist irgendwas passiert?“

 

Sie schüttelte den Kopf und berichtete: „Die anderen sind schwimmen gegangen, ich hab Herrn Jensch versprochen, auf dich aufzupassen!“

 

„Aber du liebst doch das schwimmen!“, dachte ich verwundert und sie stammelte: „Ja, schon, aber ich hab im Moment meine Tage und Tampons mag ich einfach nicht. Außer­dem kann so Herr Jensch ganz beruhigt sein!“

„Ach so …“, murmelte ich und dann platzte es schon aus ihr heraus: „Ich weiß es!“

 

„Was?“, wollte ich wissen und sie flüsterte in meine Richtung: „Das mit dir und unseren Lehrer!“ Erschrocken starrte ich sie an und sie schüttelte schnell den Kopf: „Ganz ruhig, ich werde nichts verraten. Ich hab euch gesehen, ich stand im Raum, als er dich küsste und liebevoll gemurmelt hat, dass er dich auch liebt. Ich war so erschrocken, dass ich mich nicht mal rühren konnte und einfach da stehen blieb, sodass Herr Jensch beim Umdrehen sofort wusste, dass ich alles mitbekommen hab!“

 

Ich begann zu schwitzen und wollte alles erklären, aber Sophie beruhigte mich: „Ich werde euch nicht verraten. Ich hab mit unseren Lehrer noch eine Weile gesprochen und wenn man dich ansieht, merkt man, dass du endlich glücklich bist! Ich will, dass du glücklich bist, deswegen werde ich nichts verraten, auch wenn es komisch ist, zu wissen, dass ihr was miteinander habt!“

 

„Wieso verrätst du uns nicht? Wir hatten Jahre nichts miteinander zu tun!“, wollte ich wis­sen und man hörte immer noch ein panisches Zittern in meiner Stimme. Sie lächelte: „Du hast für mich dein eigenes Wohl vergessen. Du bist ein liebes Mädchen und ich weiß, dass wir gute Freunde sein können! Ich weiß, dass du schwer Vertrauen aufbauen kannst, we­gen deiner Mama, aber das kann ja nicht so bleiben, deswegen … wollen wir Freunde sein?“

 

Ich schüttelte den Kopf, um etwas klarzustellen: „Nein, du hast was falsch mitbekommen, es liegt nicht an meine Mama, sondern an Vater!“ Noch nie hatte ich das einer gleichaltri­gen Person gesagt und sie beobachtete mich neugierig: „Was hat dein Papa denn getan?“ Ich atmete tief durch und murmelte: „Das kann ich … das geht noch nicht! Aber ich bin froh, dass wir endlich miteinander reden, du bist echt nett!“

 

Ein Schweigen trat ein, bis Sophie ängstlich fragte: „Hat er … hat er … also … - das würde erklären, warum Herr Jensch so sauer war …, warum du so zusammengezuckt bist -  … hat er dir Gewalt angetan?“ Ich schwieg und das war mehr Antwort, als wie wenn ich was gesagt hätte. Denn Sophie schlug sich ihre Hände entsetzt vor den Mund und fiel mir um den Hals: „Es tut mir so leid!“ Sie fing an zu weinen, ich wusste nicht, warum ihr mein Schicksal so zusetzte, sie wusste ja noch nicht mal die ganze Wahrheit und war schon völ­lig aufgelöst.

 

Lange saßen wir zusammen und sie erzählte viel von sich, denn sie spürte, dass ich über mein Leben nicht reden wollte. Sie war wirklich ein lieber Mensch und ich vertraute ihr. Jetzt war es soweit, dass ich haargenau wusste, dass ich ihr vertrauen konnte und ich fühlte mich gleich viel wohler ums Herz.

 

Wir lachten viel und hatten unseren Spaß, es war unglaublich, dass mir zwei so wunder­bare Menschen begegnet waren und ich hoffte, dass ich beide nicht mehr verlieren würde.

 

Langsam begann es zu dämmern und man hörte die anderen kommen. Die Mädels kamen in den Bungalow und sahen uns auf dem Bett sitzen und lachen. Meike fragte: „Dürfen wir auch lachen?“

 

„Ist Herr Jensch auch da?“, fragte Sophie plötzlich. Alle starrten sie an: „Was ist denn mit dir? Hast du jetzt ein Auge auf unseren attraktiven Lehrer geworfen?“ Sophie ging nicht darauf ein und obwohl wir erst seit kurzem so viel Kontakt hatten, wusste ich, dass sie für mich gefragt hatte und gleichzeitig versuchte eine Fluchtmöglichkeit für Kai und mich zu schaffen, falls wir beinahe auffliegen würden. Denn wer würde auf Kai und mich achten, wenn Sophie ihn anschmachtete? 

 

Sie war wirklich ein lieber Mensch. Dann stand sie auf, lächelte mich an und verließ kurz den Raum. Wo ging sie wohl hin? Ich wollte ihr folgen und stand ebenfalls auf. Ich ging ihr hinterher und draußen stieß ich prompt in Robs Arme.

 

„Na das nenn ich doch mal eine Begrüßung! Du hast mir auch gefehlt!“ Er grinste mich an, aber ich rückte von ihm weg. Er sah mich an und hauchte plötzlich: „Weißt du, dass du unglaublich schön bist?“ Ich ging nicht darauf ein und wollte gehen, aber er hielt mich fest: „Ich weiß, ich wollte dich in Ruhe lassen, aber du bist einfach unglaublich! Ich weiß wie gut du bist! Du bist unglaublich gut und noch viel besser im Bett!“ Ich wusste, was er mir damit zu verstehen gab, er hatte sich wohl das ganze Wochenende rumgetrieben, um seine Lüste auszuleben und hatte festgestellt, dass ich besser war im Bett, als die anderen.

 

Ich probierte ihn zu ignorieren und wollte weiter laufen, aber dann drückte er mich gegen die Wand und lutschte mein Ohr ab: „Ich weiß jetzt, wie man Frauen zu etwas bringt. Ich kann es schaffen, dass du dich bei mir wohlfühlst!“

 

„Geh weg!“, erwiderte ich nur und wollte ihn wegdrücken, doch er ignorierte das völlig und berührte meinen Intimbereich. Als er dann seine Hand unter mein Kleid führte, bekam ich richtig Angst.

 

„Bitte … hör auf!“ Aber er hörte nicht auf, ich merkte, dass er seine Hose öffnete und schon völlig außer sich war. Ich wollte weg, wieso bekam das keiner mit? Dann spürte ich sein Glied, das mein Bein streifte und den Eingang suchte. Aber bevor er was machen konnte, wurde er weg gerissen: „Was soll der Scheiß?“ Es wurde lauter und ein Gebrülle begann: „Kümmern Sie sich um Ihren eigenen Scheiß! Sie will es, ich spüre doch, wie sie zuckt, wenn ich sie berühre. Sie will mich in sich spüren!“

 

„Schwein!“, brüllte Kai und wollte ausholen, aber ich sprang dazwischen: „Nicht … bitte nicht!“ Ich hatte angefangen zu weinen und krallte mich an Kais Arm.

„Du weißt, was er grade machen wollte?“, schrie er mich jetzt an, er war sauer, er war wirklich richtig sauer.

„Bitte nicht!“, schniefte ich jedoch nur. Rob zog endlich seine Hose hoch und sein steifes Glied war nicht mehr zu sehen. Er streckte seinen Arm aus und rief: „Sie haben ja keine Ahnung, was Sie damit angerichtet haben!“

 

„Drohst du mir?“, fragte Kai spöttisch und Rob grinste: „Sehen Sie nicht, dass Nat mich beschützt? Sie liebt mich, deswegen ist sie so! Sie hat nur Angst vor ihren Gefühlen! Aber im Grunde ihres Herzen, weiß sie, dass sie mich liebt!“ Wieder spürte ich, dass Kai aus­holen wollte, aber ich hielt ihn fest. Dann tauchte Alex auf: „Was ist denn hier los?“

 

„Lass uns hier abhauen, ich brauch was zum Abreagieren!“, stöhnte Rob.

„Wo wollt ihr hin?“

 

„Entweder Sie geben mir Nat oder ich such mir ein Puff, aber so oder so, können Sie mich nicht aufhalten!“, haute Rob raus und lief weiter. Alex starrte seinen Kumpel hinterher und murmelte zu unseren Lehrer: „Keine Sorge, ich kümmer mich um ihn! Passen Sie derzeit auf, dass er Natty nicht in die Arme läuft!“ Dann stürmte Alex zu seinen Freund und Kai und ich waren allein.

 

Keiner sagte was, ich krallte mich immer noch in seinen Arm, damit er nichts machte. Da tauchte hinter uns Sophie auf: „Sie hab ich gesucht! Oh, was ist denn los?“

 

„Natalie wird in meinem Bungalow schlafen!“

 

„Aber … aber …!“, stammelte Sophie verlegen, weil sie es völlig anders verstand. Dann erklärte ich jedoch: „Rob lässt mich immer noch nicht in Ruhe … er wollte grad …“ Ich sprach nicht weiter, meine Stimme verzagte und Kai löste seinen Arm von mir, um dann in unseren Bungalow zu gehen. Wir folgten ihm. Er klopfte an die Tür und trat dann ein. Er redete mit den Mädels und erklärte ihnen die Situation. Sie nickten nur erschrocken, jedoch murmelten sie, dass sie das Gebrüll schon gehört haben, sich aber nicht raus getraut haben.

 

Sophie und ich kamen in den Raum und die Mädels sahen zu mir: „Wieso hast du auch mit ihm geschlafen, wenn du ihn nicht liebst?“ Darauf antwortete ich nicht.

 

„Ich werde also Natalie vor möglichen Konsequenzen bewahren. Sie bekommt ihr Zimmer bei mir im Bungalow und wenn ihr sie besuchen wollt, ist das auch kein Thema!“

 

„Wir dürfen Sie besuchen?“, strahlten die Mädels.

 

„Nein, ihr dürft Natalie besuchen!“, stellte Kai klar, der die Mädchen sofort durchschaut hatte.

 

„Was wenn Rob herkommt, weil er denkt Natalie wäre hier?“, fragte Sandy plötzlich ängstlich. Kai sah sie an und tätschelte ihre Schulter: „Wenn er irgendwelchen Mist bauen sollte und sich wirklich jetzt, obwohl Natalie unter Schutz steht nicht zusammen reißt, dann werde ich ihn abholen lassen. Aber geben wir ihn eine Chance, sich wieder zu beru­higen!“

 

„Aber dann übertreiben Sie, wenn Sie Natalie zu sich holen!“, protestierte Meike. Kai ging darauf nicht ein. Er nahm meine Tasche und wollte loslaufen, doch ich hielt meine Tasche und somit ihn fest: „Sie haben Recht, das bringt nichts!“ Ich wusste, dass das Getratsche anfangen würde, wenn ich weg wär.

 

„Wenn auf dieser Fahrt irgendwas passiert dann …“ Er sprach nicht weiter, aber Meike stockte geschockt: „Werden Sie dann entlassen?“

 

„Ich weiß es nicht, aber darüber solltet ihr euch keine Sorgen machen!“

 

„Okay, Natalie, dann geh heute vorsichtshalber mit. Morgen sehen wir ja weiter, wir kön­nen ja auch noch mal mit Rob reden und dann könnt ihr euch aussprechen und vielleicht wird das ja doch noch was mit euch beiden!“, überlegte Sandy, aber Meike murmelte: „Aber ich dachte, sie liebt jemand anderes!“

 

„Mh, ach egal. Auf jeden Fall sieht man dann, was sich weiter entwickelt!“, seufzte Sandy.

 

„Okay, ich mach mich dann auf den Weg! Natalie, sage gute Nacht und komm mit!“, be­fahl er plötzlich. So kannte ich ihn nicht, er hat mir noch nie was befohlen.

 

„Hey, Sie klingen ja wie ein Vater, der seine kleine Prinzessin beim Knutschen mit dem Freund erwischt hat!“, grinste Meike alle fingen an zu lachen, aber ich fand das nicht lustig und Sophie merkte das. Sie verabschiedete sich von mir und murmelte: „Morgen ist alles wieder gut und dann wird Rob auch wieder klar im Kopf sein!“ Sie umarmte mich und dann ging ich stumm Kai hinterher.

 

Auf dem Weg zu seinem Bungalow sagte keiner ein Wort. Es wurde immer dunkler. End­lich waren wir angekommen und er hielt mir die Tür auf. Ich ging rein, ohne ihn anzuse­hen. Drinnen nahm ich meine Tasche ruckartig aus seiner Hand und ging weiter. Immer noch schwiegen wir beide. Ich wusste, dass er sauer war. Aber ich hatte keine Ahnung, ob er auch auf mich sauer war.

 

Sein Bungalow war viel weiträumiger als das von den Mädels. Er hatte zwei Zimmer, eine Küche und ein Bad. Er ging in die Küche und setzte Wasser auf. Dann kam er nach einer Weile in das Zimmer und stellte mir eine Tasse mit warmen Tee hin. Ich roch an der Tasse und roch sofort, dass es Pfefferminztee war. Ich rührte jedoch die Tasse nicht an. Ich würde das Schweigen nicht brechen, er hatte sich unmöglich aufgeführt.

 

Ich wusste, dass er besorgt war und das es ihn rasend machte, dass Rob mich angefasst hat und wär er nicht dazwischen gegangen, hätte Rob mitten im Freien mit mir geschlafen. Das alles wusste ich und ich verstand es auch, aber das erlaubte ihn noch lange nicht, sich so aufzuführen.

 

Die nächste Stunde redeten wir immer noch kein Wort. Dann stand er auf, er wollte wohl ins Bett gehen, aber ich war mir nicht sicher, ich wollte ihn auch nicht fragen. Hatte er überhaupt eine Ahnung, wie viel Angst ich hatte und wie froh ich darüber war, dass er im entscheidenden Moment kam und mich vor Rob rettete? Nein, das schien ihn gar nicht zu interessieren. Es interessierte ihn wohl nur, dass ich erstarrt war und mich nicht wehrte.

 

Ich probierte ihn nicht zu beachten, da war er schon an mir vorbeigegangen. Ich seufzte und spürte plötzlich seine Hand auf meiner Schulter. Ich drehte mich vorsichtig um. Er sah mich endlich an, jetzt war ich es, die ruckartig wegguckte. Man konnte wohl sagen, dass das ein Streit war, wenn auch auf einer stummen Art und Weise.

 

„Es tut mir Leid!“, ertönte es plötzlich. Ich drehte mich nicht wieder zu ihm und dann hockte er sich neben mir auf das Bett.

 

„Ich weiß, dass du das nicht wolltest!“ Immer noch schwieg ich.

 

„Und ich weiß, dass du nichts von Rob willst!“ Auch darauf gab ich keine Antwort. Er streichelte über meine Wange, ich zog mein Gesicht weg. Er probierte weiter mich zum Sprechen zu bringen: „Redest du jetzt nicht mehr mit mir?“

 

Sollte er doch schmoren, das war mir egal. Er hatte sich aufgeregt und er hatte sich nicht unter Kontrolle und er hat mir Befehle erteilt. Er hat nichts darauf gegeben, was ich wollte und er wollte mir auch nicht zuhören, das hatte er jetzt davon.

 

„Natalie, guck mich doch wenigstens an!“, forderte er, doch ich starrte kontinuierlich an die weiße Wand, als wär sie das interessanteste, was ich jemals gesehen hatte!

 

„Soll ich einfach gehen?“, fragte er nach einer weiteren viertel Stunde des Schweigens. Auch darauf bekam er keine Antwort. Er wollte aufstehen, gab mir jedoch vorher einen Kuss auf die Wange, da konnte ich nicht mehr. Ich stand auf und wollte weg. Anscheinend war ich zu langsam, weil er schon vor der Tür stand und mir den Weg versperrte.

 

Jetzt sah ich ihn an, ich sah in seine wunderschönen blauen Augen. Ich war fertig und das Ereignis hatte mich mehr mitgenommen, als ich bis jetzt mir selbst und allen anderen ge­zeigt habe. Mein Körper begann zu zittern und dann sackte ich zusammen und schluchzte furchtbar. Sogar ich erschrak mich über mein Geheul, es klang unheimlich. Er hatte sich zu mir niedergekniet und streichelte meinen Rücken.

 

Endlich ließ ich seine Nähe wieder zu und krallte mich an ihn. Er hielt mich sanft und streichelte mich weiter. Dann schniefte ich zu ihm: „Ich wollte das nicht!“

 

„Ich weiß!“, kam von ihm. Ich krallte mich fester an ihn und jammerte: „Es war … es war … wärst du nicht … er hätte es getan! Er hat das „nein“ ignoriert … ich hab das Verspro­chen nicht gebrochen! Ich wollte dir nicht wehtun!“

 

„Es ist in Ordnung!“

„Nein, du bist sauer!“

„Aber nicht auf dich!“

„Aber …“

 

„Nein, auch nicht nur auf Rob … ich bin sauer auf mich selbst!“ Ich sah verheult zu ihm nach oben und er erklärte: „Erst dein Vater, jetzt wieder Rob … ich kann nichts dagegen tun, immer wieder kommen die Kerle und tun dir weh, egal wie oft ich dir Schutz anbiete, ich kann es nie halten!“

 

Jetzt verstand ich seine Reaktion erst richtig, deshalb hat er mich zu sich genommen. Er wollte endlich halten, was er mir versichert hat. Ich sah ihn weiterhin an und murmelte dann: „Ich liebe dich, nur dich!“ Er lächelte mich sanft an und dann küssten wir uns. Es war ein vorsichtiger und sanfter Kuss.

 

Was würde jetzt wohl passieren? Würden wir, obwohl die Klasse nicht weit war, miteinan­der schlafen? Jedoch wurde meine Frage gleich beantwortet. Denn er stand vorsichtig auf, half mir hoch, brachte mich zum Bett, half mir beim Umziehen, als wär ich ein Kleinkind, und legte mich dann ins Bett.

 

Jedoch küsste er mich nur auf die Stirn und wünschte mir eine gute Nacht und ging.

 

Was für ein Tag, ich wollte eigentlich, dass Kai bei mir blieb und mich einfach weiter im Arm hielt und mir seine unendliche Wärme spendete, aber es war zu gefährlich. Wir konnten froh sein, dass bis jetzt nur Sophie uns erwischt hatte.

 

Es dauerte nicht lang, da fielen mir die Augen zu.

Die Reinheit der Liebe

 

Früh am Morgen wachte ich auf. Ich lag nicht weit von Kai entfernt, es war fast so, als würde ich ihn ganz nah bei mir spüren. Ich stand auf und lief aus meinem Raum. Ich ging zu dem anderen Zimmer und presste meine Hand gegen die Tür. Sollte ich sie öffnen oder nicht?

 

Ich tat es einfach. Ich öffnete die Tür und entdeckte ein an gekipptes Fenster. Wahrschein­lich genoss er die kühle Luft in der Nacht. Ich sah ihn im Bett liegen. Er schlief wie so oft mit freiem Oberkörper. Er war so was von attraktiv, ich fragte mich, ob er wusste, was er für eine Ausstrahlung hatte. Ich tapste zu seinem Bett und küsste vorsichtig seinen Ober­körper. Er öffnete murmelnd die Augen und sah mich an. Ich tastete mich weiter nach oben und küsste ihn jetzt.

 

Er erwiderte ihn, wie sehr fehlte mir unsere gemeinsame Zeit und unser Morgensex. Ich setzte mich auf ihn und küsste ihn wieder. Ich wusste, dass er es auch wollte. Würden wir also miteinander schlafen?

 

Aber bevor ich erfahren würde, ob er es wirklich getan hätte, klopfte es an der Tür. Er küsste mich noch einmal und robbte, nachdem ich aufgestanden war, aus dem Bett. Er ging zur Tür, noch verschlafen verstrubbelte er seine Haare und bekam gar nicht mit, dass er oben rum nichts an hatte. Er öffnete die Tür und davor standen die vier Mädels.

 

„Was habt ihr denn?“, gähnte er. Alle vier starrten ihn mit offenem Mund an. Meike fasste sich als erstes und pfiff: „Sexy Herr Jensch!“ Ich versteckte mich hinter der Tür, ich sah Kai nur von hinten und ich glaubte, er schien diese Aussage zuerst nicht zu verstehen. Dann murmelte er jedoch verlegen: „Es ist früh am Morgen!“

 

„Wir wollten nur sagen, dass Rob nicht aufgetaucht ist, er wollte Natalie also nicht wieder aufsuchen!“

„Und das hatte keine Zeit bis zum Frühstück?“

„Nein, hatte es nicht, sonst hätten wir Sie ja nicht so gesehen!“, strahlte Sandy. Er kratzte in seinen Haare und Sophie fragte: „Ist Natalie schon wach?“

„Ich weiß es nicht!“, log er und gähnte gleich daraufhin.

 

„Jedoch werde ich auch nicht nachgucken!“, stellte er gleich klar und Meike nickte: „Das wär es ja, was wenn sie nackt schläft? Sie würden echt Ärger bekommen können, auch wenn es keine Absicht war!“

 

„Kann ich denn nachgucken?“, fragte Sophie. Die Mädels sahen sich an und dann meinte Meike: „Jup, bei dir bekommt sie sicher keine Panikattacke, ihr seid ja auf einmal beste Freunde. Wir gehen schon in den Essraum, ich hab echt Hunger!“

 

Sie verabschiedeten sich und Sophie ging in den Bungalow, um mich danach an der Tür stehen zu sehen: „Oh, bist du grad aufgewacht?“ Sie strahlte und wollte mit mir zusammen in das Zimmer gehen, doch ich murmelte: „Das ist nicht mein Zimmer!“

 

„Oh …!“ Sie lief knallrot an und stammelte verlegen: „Also … ähm …“ Kai schüttelte den Kopf und äußerte: „Ich geh jetzt unter die Dusche!“ Sophie sah ihn an und murmelte dann: „Er hat … also er hatte …!“ Ich sah sie verwundert an und dachte nach, dann begriff ich, worauf sie hinaus wollte. Kai hatte eine Morgenlatte und Sophie hatte sie wohl gesehen, als er an ihr vorbeigelaufen war.

 

„Das ist bei Männern normal …“, probierte ich sie zu beruhigen. Kai streckte seinen Kopf aus der Tür: „Was ist normal?“

 

„Geh endlich duschen!“

„Lästert ihr über mich?“, wollte er wissen und kam wieder nach draußen. Er schien es gar nicht zu merken. Sophie starrte verlegen in eine andere Ecke, jedoch wanderten ihre Augen immer wieder auf Kais Problem.

 

„Geh endlich duschen, du erschreckst sie nur!“

„Warum? … Oh!“ Er schien endlich zu begreifen und verschwand sofort. Er war echt knuffig, wenn er noch verträumt war und fast nicht mitbekam, was er tat. Dafür würde es ihm nachher umso peinlicher sein.

 

Sophie fragte schüchtern: „Habt ihr … also hast du …?“

 

„Nein, wir haben nicht!“, antwortete ich sofort, aber sie stammelte: „Aber du warst … und er hatte …!“

„Bei Männern ist das wirklich normal und ich wollte ihn … na ja, ich wollte ihn begrüßen, dann seid ihr gekommen und ich hab mich versteckt!“

 

„Aha …!“ Wir redeten eine Weile und dann meinte sie: „Es hat übrigens keiner schlecht über dich geredet, sie waren etwas neidisch und meinten, sie würden auch gerne von je­manden angetatscht werden, damit Herr Jensch sie wie der goldene Ritter in sein Schloss nahm und vor allen Ungeheuern bewahrte!“

 

„Man, was haben Mädchen doch für eine Phantasie!“, kam es plötzlich. Es war Kai, er hatte geduscht und schien wieder wach zu sein, jedoch war er etwas am Grummeln. An­scheinend machte ihn das Ereignis von gestern immer noch zu schaffen und dass wir beide uns dann nicht unsere Liebe gegenseitig bekunden konnten, indem wir in die Arme des  anderen sanken, schien es nur schlimmer zu machen.

 

Ich musste es also tun, auch wenn er vielleicht meckern und Sophie dadurch etwas Intimes erfuhr. Ich ging zu ihm, schlang meine Arme um ihn und küsste ihn leidenschaftlich. Als ich aufhörte, sah ich ihn an und fragte: „Wieder besser?“ Verdattert starrte mich beide an: Kai und Sophie!

 

„Was machst du da?“

 

„Du warst so schlecht gelaunt, ich dachte, das würde es ändern!“ Erklärte ich ruhig und drehte mich zu Sophie, die mich mit offenem Mund anstarrte.

 

„Wow!“, haute sie dann nur noch raus. Kai wuschelte wieder in seinen Haare und murrte: „Lass das vor anderen, okay?“

 

„Sophie wird uns nicht verraten!“, war ich mir sicher.

 

„So, jetzt ziehst du dich trotzdem endlich an, wir wollen mit der Klasse frühstücken!“

 

„Okay, ist ja gut!“ Ich machte mich auf den Weg und war schnell fertig. Ich kam wieder raus und ich hörte Sophie mit Kai über die Schule reden. Beide merkte man an, dass es ihnen unangenehm war, aber gleichzeitig merkte man die Atmosphäre, die zwischen Leh­rer und Schüler eigentlich herrschen sollte.

 

Als wir fertig waren, gingen wir endlich und Sophie flüsterte in mein Ohr, ich wusste, dass gerade wegen dem Tuscheln Kai ganz genau hörte, was sie sagte, das war schon immer so, dieses Zischen war lauter als normales leises Reden, aber ich unterbrach sie nicht: „Ist es nicht komisch für dich? Er ist dein Lehrer … er ist mein Lehrer und allein die Vorstellung find ich komisch … du hast was mit dem Liebling der Schule! Habt ihr schon miteinander geschlafen?“

 

„Wir sollten nicht darüber reden!“

 

„Habt ihr?“, fragte sie flüsternd. Ich sollte die Wahrheit sagen, aber eigentlich ging so was niemanden wirklich was an. Außerdem wusste ich nicht, was Kai dazu sagen würde. Aber ich nickte schließlich und hörte dann nur von Sophie neugierig: „War er gut?“

 

Das hatte Kai auf alle Fälle gehört, weil sie das lauter gesagt hatte.

 

„Du weißt hoffentlich schon, dass er uns hören kann!“, wollte ich dann wissen und als ich sah wie Sophie knallrot anlief, begann ich zu lachen. Sie war echt niedlich und unschuldig. Sie murmelte nur noch verlegen: „Tut mir Leid!“ Aber Kai meldete sich nicht zu Wort, ob ihn meine Antwort interessiert hätte?

 

Wir kamen endlich zum Essenssaal und dort warteten schon einige aus der Klasse. Dann sahen wir ein eigenartiges Bild. Rob stand in der Ecke und knutschte mit jemanden.

 

„Was machst du da schon wieder?“, fragte Kai sauer und zog den Jungen von dem Mäd­chen weg.

„Haben Sie einen Narren an mich gefressen? Wieso lassen Sie mich nicht einfach in Ruhe? Oder haben Sie lange nicht mehr und beneiden mich?“, grinste er fies und steckte erneut Nicole die Zunge in den Hals. Sie war auch in unserer Klasse und ziemlich anziehend für Jungs, sie benahm sich oft ziemlich dumm.

 

Sophie murmelte: „Ich fass es nicht, er hat sich immer über Alex aufgeregt, dass er Nik immer genommen hat, wenn er Bock hatte. Aber das er es jetzt selbst macht … er meinte immer, er würde so was nur aus Liebe tun!“

 

„Vielleicht liebt er sie ja!“, sagte ich lächelnd, aber sie schüttelte mit Tränen in den Augen ihren Kopf: „Nein, er liebt nur dich!“ Das hatte sie so laut gesagt, dass alle zu uns sahen und auch Rob mich ansah. Alle schwiegen und dann lief Rob los: „Hör auf zu heulen, Soph! Alles ist gut!“

 

„Nein … du bist nicht mehr der Junge, den ich …“ Sie schwieg, jeder außer Rob wusste, was sie sagen wollte, aber dann nuschelte sie doch nur: „Der Junge, den ich einmal kannte!“ Rob legte seine Hand auf ihre Schulter und erklärte: „Man wird halt erwachsen, aber keine Sorge Soph, wir werden Freunde bleiben!“

 

„Ich will nicht deine Freundin sein! Und nenn mich nicht Soph!“, schrie sie und schüttelte seine Hand weg. Nik lief auf die beiden zu und grinste: „Tja, die Kleine ist in dich ver­schossen, schon ewig, aber niemand sagt es dir!“

 

Alle waren entsetzt, keiner hatte Rob es jemals gesagt, was Sophie für ihn empfand. Er sah sie verwundert an und fragte dann: „Stimmt das?“ Sophie antwortete nicht und Rob grinste: „Wollen wir in den Bungalow gehen?“ Ich wurde sauer und peitschte seine Hand von Sophie weg, es war mir egal, wenn alle denken würden, ich wär eifersüchtig, aber er sollte die Finger von Sophie lassen: „Fass sie nicht an!“

 

„Was?“

„Ist dir eure Freundschaft so wenig wert, dass du sie für eine schnelle Nummer missbrau­chen würdest?“, schrie ich ihn an und stellte mich vor Sophie und baute mich auf. Alle waren erstaunt, dass ich so offensiv gegen Rob vorging, obwohl ich sonst immer zusam­menzuckte.

 

„Bleib mal locker, bist du etwa eifersüchtig?“ Er strich mir durch das Haar, aber ich gab ihn eine schallende Ohrfeige: „Du bist das Letzte, ich war nett zu dir, weil du mir leid tatest. Es tat mir Leid, dass ich dich verführt habe. Dass wir Sex hatten. Ich hab mich schuldig gefühlt für deine Veränderung und hab dir deswegen vieles durchgehen lassen. Ich hab dir erlaubt, noch mal mit mir zu schlafen, obwohl ich vorher meinte, dass ich dich nicht liebe! Aber das hätte ich nicht tun brauchen. Du bist krank, du wolltest mich gestern vergewaltigen! Weißt du was das für eine Frau bedeutet? Weißt du, wie es ist, wenn ein Mann die Gefühle einer Frau so wenig beachtet? Weißt du wie man sich fühlt? Weißt du überhaupt, wie lange ich mich jedes Mal nach dem Sex oder deine Berührungen gewa­schen habe? Aber das ist mir egal, beschimpfe mich, stell mich als Nutte dar. Fass mich an und beschmutz damit meinen Körper, aber meine Seele wirst du nicht töten, genauso we­nig, wie du mein Herz damit gewinnst. Denn ich habe mein Herz bereits verschenkt. Ich weiß jetzt, was Liebe ist und du tust mir Leid, du sagst, du liebst mich? Nein, das tust du nicht, weil du mir sonst nicht wehtun würdest! Wenn man wirklich liebt, tut man alles, damit die Person nicht verletzt wird oder es ihr besser geht! Du weißt gar nicht was Liebe ist und ich werde nicht zulassen, dass du Sophie wehtust!“

 

„Woher …?“

 

„Ich weiß es!“, ich ließ ihn nicht aussprechen und ignorierte die erstaunten Gesichter der gesamten Klasse. Auch Kai beachtete ich nicht, ich starrte nur Rob zornig an und dann gab ich noch mehr von meinen Gefühlen preis: „Weißt du eigentlich, dass ich schon verliebt war, als ich mit dir ins Hotel gegangen bin? Ich hab trotzdem mit dir geschlafen, weil du es wolltest und sonst im besoffenen Zustand einen großen Fehler gemacht hättest! Ich hab mich dermaßen dreckig gefühlt, ich wusste nicht was ich machen sollte. Er jedoch, er hat mich gefunden … er hat mich aufgefangen und mich nicht verurteilt. Er hat mir seine Wärme geschenkt und mir geholfen, mich von dir zu reinigen! Es war der reine Himmel … es ist der reine Himmel, mit der Person zusammen zu sein, die man liebt und erst, wenn man zurückgeliebt wird, ist es komplett. Er wusste, dass ich mit dir geschlafen habe und er hat meine Angst und meine Schuldgefühle sofort gesehen, aber er hat mich vor dem Fall gerettet und mich gestützt. Du wirst niemals an ihn heran kommen, du bist ein totaler Egoist und ich hasse dich nicht! Das bist du mir nicht wert, wenn du jedoch Sophie ir­gendwie weh tust, dann werde ich dich fertig machen, das schwöre ich, bei allem was mir lieb und teuer ist!“

 

Dann griff ich Sophies Hand und lief mit ihr an einen Tisch und setzte mich. Rob stand verdattert immer noch an der gleichen Stelle und rührte sich nicht. Auf einmal begann ein Klatschen und die Klasse stand auf.

 

Was bedeutete das? Sophie lächelte mich an: „Das war super, du bist echt tapfer!“ Jetzt drehte sich Rob um, sah zu mir und murmelte: „Verzeiht mir!“ Wir sahen ihn an, aber ich reagierte nicht auf seine Aussage.

 

Er ging geknickt aus dem Raum. Nicole rannte ihm hinterher. Da kamen meine Klassen­kameraden an meinem Tisch und fragten: „Wieso hast du das nicht alles früher gesagt?“

 

„Wir dachten, du wärst voll die egoistische Zicke!“

„Wie ist dein Freund?“

 

„Er ist wunderbar!“, sagte ich auf die Frage und dann quetschten sie mich weiter aus: „Er hatte nichts dagegen, dass du mit einen anderen geschlafen hast?“

 

„Er wusste … dass ich nur ihn liebe! Er wusste, dass ich den Verkehr mit Rob nicht wollte. Er ist einzigartig!“

„Du liebst ihn total, du blühst richtig auf, wenn du von ihm erzählst!“ Ich lächelte verlegen und blickte dann kurz über die Massen der Köpfe hinweg und sah Kai hinter ihnen stehen. Er lächelte mich sanft an. Er war unendlich stolz auf mich, das konnte ich sehen.

 

„Lernen wir ihn kennen?“

„Ja, wir wollen den Typen kennen lernen, der dich so positiv verändert hat!“, ging es jetzt munter durch die Reihen.

„Sieht er gut aus?“

„Was macht er?“

 

„Ist er gut im Bett?“ Man waren die alle neugierig. Ich stand vorsichtig auf und meinte dann: „Ich würde lieber erst einmal was im Magen haben …“ Alle verstanden es nach und nach und gingen weiter tuschelnd davon. Es begann das große Rätsel, wer mein geheim­nisvoller Freund war. Kai wurde es langsam mulmig, weil alle Tipps abgaben und er es als Lehrer alles mit anhörte.

 

Den ganzen Tag war ein einziges Ratespiel und man merkte die Anspannung von Kai. Rob ließ sich den ganzen Tag nicht blicken. Aber sonst hätte er auch meine Schwärmerei von meinen Liebsten ertragen müssen.

So verging der Tag und alle gingen mit verschiedenen Gedanken ins Bett. Ich schlief wie­der in Kais Bungalow.

Er starrte mich ganze Zeit an. Ich sah auch zu ihm und fragte dann: „Was hast du?“

 

„Weißt du, wie das ist, wenn man ganze Zeit hört, wie toll man ist, es aber nicht erwidern kann? Wenn man nicht äußern kann, dass du viel wundervoller bist? Dass ich dich mehr als alles andere liebe und ich am liebsten über dich herfallen würde?“ Ich lächelte: „Tja, das nenn ich Selbstbeherrschung!“

 

„Schlaf mit mir!“ Verdattert sah ich zu ihm, sonst hatte immer ich ihn angefleht, mich zu lieben. Aber diesmal war er es. War es ihm egal, dass alle hier waren? Aber ich dachte nicht weiter drüber nach und rannte in seine Arme, um ihn leidenschaftlich zu küssen. Wild befühlten wir einander und zogen uns gegenseitig aus!

 

Wir hatten nur zwei Tage nicht miteinander geschlafen und trotzdem kam es mir vor wie eine Ewigkeit! Wir liebkosten uns, ich küsste ihn an Stellen, wo er es am liebsten hatte und er berührte meine erogenen Stellen. Wir ließen uns auf sein Bett fallen und schliefen mit­einander.

 

Wild und ohne Rücksichtnahme. Laut schrie ich meine Lust heraus und genoss ihn tief in mir. Ich krallte mich in seinen Rücken und hinterließ Narben. Ich genoss jeden Stoß und spürte, wie er vibrierte, auch er genoss jede Bewegung. Die ganze Nacht taten wir nichts anderes, es war unglaublich und ich liebte ihn mehr denn je. Es fühlte sich so unbeschreib­lich an, dass ich gar nicht mehr aufhören wollte.

 

Auch er stöhnte lustvoll, ich genoss seine Geräusche. Es war ein Zeichen dafür, dass er sich wohlfühlte und mich liebte, er liebte mich und wollte bei mir sein. Er wollte in mich eindringen, um zu wissen, dass wir zusammen gehörten.

 

Ich lag in seinen Armen und spürte, dass ich mich einfach wohlfühlte. Ich war glücklich, ich würde es immer sein, solange er bei mir war. Ich wünschte mir, dass er mir niemals genommen werden würde. Er war die Liebe meines Lebens und ich würde alles für ihn tun.

 

Ob irgendwer wusste, wie groß meine Liebe für ihn war, ob es irgendwer verstehen oder auch nur im Geringsten nachfühlen konnte, wusste ich nicht. Aber ich liebte ihn. Niemals würde ich ihn aufgeben, auch wenn uns das Gesetz auf die Schliche kommen würde. Ich würde weiter um ihn kämpfen und wenn ich zwei Jahre von ihm getrennt sein müsste, um danach rechtmäßig mit ihm zusammen sein zu dürfen, dann würde ich es tun!

 

Ja, ich würde es tun, denn unsere Liebe war völlig rein und egal, was das Gesetz sagte, sie war nicht verboten. Denn wer bestimmt, dass etwas verboten ist? Wer nimmt sich das Recht raus, zu sagen, man dürfe nicht zusammen sein, weil das Alter vom Gesetz eine Rolle spielt!

 

Niemand hatte das Recht, eine Liebe zu verbieten und schon gar nicht die unsere. Denn wir liebten uns wirklich und ich fühlte, dass würde für immer so bleiben.

 

Die gesamte Wahrheit

 

Ein Vogelgezwitscher ganz in meiner Nähe weckte mich. Ich sah verträumt zum Fenster und entdeckt ein kleines Rotkehlchen auf dem Fensterbrett. Ich streckte mich und spürte Kai. Ich lächelte, denn er war schon wach und sah mich zufrieden an. Er streichelte durch mein Haar und hauchte in mein Ohr: „Es war wunderschön!“

 

„Ja, für mich auch!“ Ich beugte mich vor und küsste ihn. Ich wollte ihn wieder spüren, sah vorher auf die Uhr und murmelte: „Können wir …?“ Er sah mich an, stand dann auf, streckte mir die Hand entgegen und meinte: „Gestern sind die Mädels auch ziemlich früh aufgetaucht und wir sind ziemlich laut, das wäre keine gute Idee!“ Geknickt griff ich seine Hand und folgte ihm. Er nahm mich mit in die Dusche und küsste mich sanft unter dieser. Was für ein wunderschöner Start in den Tag!

 

Nach dem Duschen machten wir uns fertig. Wir liefen zur Tür und dann gingen wir raus. Es war schön hier, überall war es grün, man sah nicht nur die Natur, sondern roch sie auch.

 

Wir schlenderten los und kamen näher zum Essenssaal, wo schon einige warteten, davor stand auch Rob mit Augenringen. Er sah Kai hasserfüllt an. Wieso war er so sauer?

 

„Na, wieder beruhigt?“, fragte Kai ihn dann und dieser grinste dann mit Zornfunken in den Augen: „Ja, ich sehe jetzt einiges klarer …“ Bevor er sich umdrehte, murmelte er hämisch: „Kai!“

 

„Was?“, wollte Kai dann wissen, aber Rob tat so, als hätte er ihn jetzt nicht gehört. Was bedeutete das? Woher kannte er Kais Vornamen?

 

Dann gingen wir rein und drinnen führte sich Rob seltsam auf. Er setzte sich neben Kai und giftete ihn an. Wieso führte er sich so auf?

 

Heute wollte die Klasse einen großen Spaziergang machen und das mit Biologie und Kunst verbinden, indem wir von Kai die ganzen Pflanzen und Tiere erklärt bekamen und diese dann auch zeichnen sollten. Rob jedoch verfolgte Kai regelrecht und ließ ihn keine Minute aus den Augen.

 

Fünf Stunden war die Klasse unterwegs gewesen und nun lächelte Kai, dass wir Urlaub machen und im Meer schwimmen konnten. Alle machten sich bereit, es war schönes Wet­ter, sodass man auch ein Sonnenbad nehmen konnte. Ich jedoch sah weiter zu Rob und Kai. Immer noch heftete der Junge an den Fersen von unseren Lehrer. Ich kam näher zu den beiden und dann starrte Rob zu mir: „Wieso?“

 

„Was wieso?“, wollte ich dann wissen und Rob wurde lauter: „Was siehst du in ihm?“ Mir stockte der Atem.

„Was mei…?“ Ich konnte jedoch nicht aussprechen, weil Rob sofort klar stellte: „Ich wollte mich gestern mit dir aussprechen und hab erfahren, dass du bei ihm bist zum Schutz! Ich kam und hörte einiges! Es war ziemlich laut und wild …“

 

Mein Atem stockte und bevor er weiter reden konnte, tauchten einige aus der Klasse auf und Alex meinte: „Ach komm Alter, lass sie endlich in Ruhe. Sie hat einen, man muss wis­sen, wann man verloren hat!“

 

Hinterhältig sah er zu seinen Kumpel, würde er alles verraten? Aber er tat nichts, er hob nur seine Hand, man erkannte seinen Zeigefinger, den er auf Kai richtete. Dann streckte er seinen Mittelfinger mit dazu und beide formten ein V, welches er zu seinen Augen und wieder auf Kai richtete. Wieso musste uns ausgerechnet Rob erwischen?

 

Am Strand setzte ich mich weit von Kai weg, damit Rob vielleicht dachte, er hätte alles nur geträumt. Ich redete viel mit Sophie und tat so, als wär alles in Ordnung und als hätte ich kein bisschen Angst.

 

Es tobten alle rum und hatten ihren Spaß. Abends wollte die Klasse ein Lagerfeuer machen und wir taten es dann. Es war dunkel und ich sah in die Flammen, da tauchte eine Schattengestalt vor mir auf. Es war Rob, er murmelte: „Ich will sofort mit dir reden, sonst gibt es Ärger!“

 

„Es geht nicht!“, warf ich ein, ich hatte es Kai versprochen, auch nicht um ihn zu helfen, sollte ich mit Rob schlafen und ich erwartete, dass das hinter Robs Gesprächsabsicht lag. Die Jungs hatten Musik besorgt und es ertönten zarte Klänge.

 

„Okay, dann tanz mit mir oder ich schrei es sofort raus!“ Ich sah mich um, was würden die anderen denken, wenn ich mit Rob tanzen würde? Doch dann stand ich auf und fragte leise: „Dann lässt du uns in Ruhe … nur mit einen Tanz als Gegenleistung?“

 

„Ich lass euch jetzt in Ruhe mit diesem Tanz als Gegenleistung!“ Ich seufzte: „Was bringt dir das?“

„Vielleicht erkennst du, dass du auf dem Holzweg bist, er ist unser Lehrer und er wird dich auf Dauer nicht glücklich machen!“

 

„Woher willst du das wissen?“

 

„Mein Vater ist auch mit einer Jüngeren durchgebrannt, um nach Jahren festzustellen, sie haben zu unterschiedliche Interessen und er will meine Mutter wieder zurück!“

 

„Das ist was völlig anderes!“, protestierte ich und er reichte mir nur traurig die Hand: „Nein ist es nicht!“ Sollte ich mit ihm tanzen? Ich wusste es nicht. Doch er tat mir auf einmal wieder leid, vielleicht hatte nicht nur ich diese Veränderung hervorgerufen, sondern seine neue Situation zu Hause. Vorsichtig griff ich seine Hand und ließ mich darauf ein. Er schlang mich fest an sich und tanzte mit mir.

 

Ich spürte die Blicke auf uns und wie das Gemurmel begann: „Was bedeutet das jetzt schon wieder?“

„Sind die jetzt doch ein Paar?“

 

„Wird sie ihren Liebsten wieder mit Rob betrügen?“ Das Feuer brannte neben uns und dann sah mir Rob tief in die Augen. Er beugte sich vor und küsste mich sehr sanft. Ich rührte mich nicht, um danach auf den Boden zu schauen. Er merkte sofort, dass ich mich nur aus Mitleid darauf eingelassen hab und fragte lauter: „Warum?“

Alles schwieg, ich suchte extra nicht Kais Blicke, wie würde er wohl zu uns schauen?

 

„Was hat dieser Kerl, was ich nicht hab?“ Nun forderte er eine Antwort. Jedoch schwieg ich und er rief: „Du solltest dich von ihm trennen, er ist nicht der Richtige für dich. Ich werde wieder der Alte und ich werde dich glücklich machen, ich werde dir nie wieder wehtun!“

 

Wieder schwieg ich und das Schweigen schien Rob noch mehr um den Verstand zu brin­gen: „Wieso willst du es nicht wenigstens mit mir versuchen?“ Jetzt packte er mich, ich sah ihn traurig an und er rief: „Los, geb mir doch wenigstens eine Chance!“ Ich antwortete nicht und schüttelte nur den Kopf, worauf er seine Hand hob und ausholte. Aber nichts geschah, ich wich nicht aus. Trotzdem spürte ich nichts, denn Kai schupste den Jungen weg und meinte: „Es reicht jetzt, sehe es endlich ein!“

 

„Was? Das Sie mit ihr poppen und ich deshalb keine Chance habe?“, brüllte er sauer Kai an. Manche verschluckten sich, einige ließen ihr Essen aus dem Mund fallen, andere starr­ten einfach völlig geschockt um uns herum. Kai jedoch war völlig ruhig, während ich pa­nisch wurde.

 

„Das geht dich überhaupt nichts an!“

 

„Ich hab euch beide gehört! Ziemlich heftiges Gestöhne, entweder Sie sind pervers und haben während eine Schülerin in der Nähe war, sich einen heftigen Porno reingezogen oder ihr habt beide gepoppt. Ich hab es gehört „Aaaaah … jaaaahhh … tiefer … Kai, ich liebe dich … ohhhhhaaaaahh!“, stöhnte Rob jetzt. Auch darauf reagierte Kai ganz ruhig: „Du hast eine lebhafte Phantasie!“

 

„Nein hab ich nicht, ich hab sie beide erwischt und das ist strafbar. Nicht nur, weil sie Leh­rer und Schüler sind, sondern weil sie minderjährig ist. Für Sex mit einer Minderjährigen wandern Sie in den Knast!“

 

„Nein!“, schrie ich plötzlich und stellte mich zwischen den Männern: „Lass ihn in Ruhe, du hast ja keine Ahnung!“

„Ah, gibst du es endlich zu?“, triumphierte Rob. Aber Kai mischte sich wieder ein: „Es ist nichts dergleichen passiert!“

„Klar, erzählen Sie das jemanden, der so blöd ist, Ihnen das abzukaufen!“

„Kai ist mein Freund!“, rief ich panisch dazwischen! Alle starrten jetzt zu mir. Ich hatte einen Plan und murmelte: „Ja, mein Freund war hier. Kai und ich hatten die Nacht Sex!“

„Jetzt hör aber auf, willst du damit sagen, das unser Lehrer still daneben saß, während du abgegangen bist wie Schmidts Katze?“ Nun war er wieder zu mir gestürmt und schüttelte mich: „Wach endlich auf!“

„Du hast keine Beweise!“

 

„Doch, ich werde euch überwachen lassen und dann sieht man, dass du mit einem erwach­senen Mann geschlafen hast! Die Polizei wird das nicht lustig finden!“ Mein Atmen wurde schwerer und ich fing an jämmerlich zu weinen: „Du hast ja keine Ahnung!“

 

„Dafür werde ich dich vor einem Pädophilen retten! Auch wenn du mich jetzt nicht ver­stehst, irgendwann wirst du mir dankbar dafür sein!“

 

„Nein, werde ich nicht!“ Ich schüttelte den Kopf und stieß Rob weg, dann schrie ich plötz­lich: „Du hast keine Ahnung, was bei mir zu Hause los ist! Ich brauche ihn! Er beschützt mich vor allem!“

„Nein, das kommt dir nur so vor, es ist nur ein Produkt deiner Phantasie!“

„Nein, ist es nicht! Ich liebe ihn!“ Jetzt hatte ich mich verraten, weil ich es zugegeben habe. Aber es war mir egal, wieder sprach ich zitternd weiter: „Vater … Vater ist ein grau­samer Mensch, vor diesem solltest du mich beschützen, aber nicht vor Kai!“

„Dein Papa ist ein liebevoller Kerl, der sich Sorgen um dich macht!“

„Nein, das ist er nicht!“

 

„Du bist völlig blind! Dein Vater wird froh sein, wenn ich dich aus den Klauen des pädo­philen Lehrers befreie!“

„Ja, da hast du teilweise Recht. Jedoch ist nicht Kai der Pädophile in deiner Geschichte!“ Alle schwiegen und schienen langsam zu begreifen, was ich meinte. Rob starrte mich ent­setzt an: „Was meinst du damit?“

 

„Er … er … !“ Ich konnte es nicht aussprechen, ich griff an Kais Hand und alle konnten es sehen, aber es war mir egal. Kai sprach ruhig und gefasst weiter: „Ihr Vater, den du so toll findest, hat sie jahrelang missbraucht und zum Missbrauch gezwungen!“ Ein entsetztes Schweigen herrschte, bis Rob murmelte: „Das kann nicht sein!“

 

Doch dann fragte ich zitternd: „Kennst du auch nur einen Vater … der einen Typen beim ersten Mal Kondome in die Hand drückt und geht? Er wusste, dass er mir damit schaden kann  … ich hatte zu große Angst „nein“ zu sagen, weil er … er hätte sonst … ich wollte lieber mit jemanden schlafen, wo ich wusste, der tut mir nicht absichtlich weh … Deshalb hab ich mit dir geschlafen!“

 

„Du lügst doch, jetzt ziehst du auch noch deinen Vater da mitherein!“ Tränen liefen über mein Gesicht und ich wusste mir nicht zu helfen: „Wieso ist es verboten mit dem Men­schen, den man liebt zu schlafen, dafür aber der eigene Vater mit einem machen kann was er will?“

 

„Du spinnst doch, kein normaler Vater würde so was tun!“

 

„Er ist nicht normal!“, schrie ich Rob panisch an. Er sah mich an und fragte: „Okay, wann hat er dich denn angeblich das erste Mal vergewaltigt?“ Ich schluchzte, weil ich wieder an die Zeit erinnerte wurde, aber ich wollte Rob zeigen, wie wichtig mir Kai war und ant­wortete schließlich: „… Als ich fünf war … und meine Mama tot war, hat er mir aufgetra­gen … ihn zu berühren! Ein Jahr später sollte ich ihn oral befriedigen, … rate doch mal, warum ich keinen Brechreiz bekomme? Vater wollte nicht, dass ich mich in der Wohnung der Freier übergab … Als ich acht war … da … da … an diesen Tag … verlor ich durch ihn meine Unschuld!“

 

„Es reicht jetzt! Du hast nicht das Recht sie auszuquetschen, los verpfeif mich. Verrat uns beide, aber wenn du das machst, dann hat ihr Vater leichtes Spiel! Hast du ihn nicht gese­hen? Wie er vor der Schule gelauert hat? Er ist krank und sollte sich helfen lassen!“, er­klärte Kai und wollte mich von Rob wegschaffen.

 

„Wartet … stimmt es wirklich?“ Ich antwortete nicht und dann mischte sich Alex ein: „Das heißt … du hast mit Männern für Geld geschlafen? Also bist du wirklich eine Schlampe!“

 

„Alex!“, rief Kai sauer und Alex entschuldigte sich: „So war das nicht gemeint … es tut mir Leid, was dir passiert ist!“

 

„Wenn dein Vater dich wirklich missbraucht hat, warum schläfst du dann jetzt mit einen Älteren und suchst dir keinen Gleichaltrigen?“, fragte Rob. Ich drehte mich zitternd um: „Er hat mich gerettet … ich war stumpf … er hat mir gezeigt, dass Männer nicht nur Sex wollen. Ich kannte so was nicht, er ist mein Himmel!“

 

„… Es ist trotzdem verboten!“, murmelten jetzt andere aus der Klasse und ich wurde wie­der panisch: „Ich will nicht … ich will nicht von Kai getrennt werden! Ich habe keine Kraft mehr zu Vater zurück zu gehen. Wenn ich nicht bei Kai bleiben darf, dann werde ich … ich werde …“ Kai hielt mir den Mund zu und meinte: „Wir werden morgen nach Hause fahren. Ihr könnt machen, was ihr für richtig haltet, ich werde es euch nicht übel nehmen, ich bin stolz euer Lehrer zu sein. Geht bitte in eure Bungalows und probiert die letzte Nacht zu schlafen, um morgen fit zu sein!“

 

Er lief weiter und ich hörte Getuschel hinter uns. Mir wurde schlecht, wenn ich an morgen dachte. Ich wollte nicht zur Schule, es war schrecklich. Es würde alles vorbei sein, sie würden probieren uns zu trennen!

 

Wir kamen endlich am Bungalow an und ich krallte mich an Kai: „Ich hab Angst!“ Er streichelte mein Haar. Aber das beruhigte mich nicht: „Es ist alles vorbei!“

 

„Nein, nichts ist vorbei!“ Woher wollte er das wissen? Zum ersten Mal vertraute ich ihn kein bisschen und löste mich von ihm: „Du hast keine Ahnung … weißt du, was das für Wellen ziehen wird?“

 

„Ich glaube nicht, dass sie uns verraten werden!“ Ich starrte ihn fassungslos an: „Wie kommst du auf so was?“ Er zuckte mit den Achseln: „Ich spüre es einfach! Sie sind alle gute Wesen!“

 

„Ich probier zu schlafen!“ Ich gab ihn ein Kuss und ging dann in das Zimmer. Auch er ging in sein Bett, in der Nacht stand ich auf. Ich fühlte mich allein, aber ich wollte nicht zu Kai. Ich musste irgendwas lösen.

 

Ich machte mich auf den Weg. Ich musste mit der Klasse reden auch wenn es mitten in der Nacht war.

Ich schlich mich heimlich raus und suchte die anderen. Obwohl wir seit vier Stunden ge­gangen waren, standen oder saßen alle noch am Lagerfeuer. Ich lief zu ihnen. Sie sahen mich kommen.

 

„Natalie?“, fragten manche irritiert. Ich tapste vorsichtig hin. Ich probierte mich zu erklä­ren: „Ich kann nicht schlafen … mir ist ganz schlecht … ich muss einfach wissen … was ihr als nächstes macht!“ Alle schwiegen.

„Stimmt das wirklich mit deinem Vater?“, fragte Max. Ich nickte ganz langsam.

 

„Was willst du jetzt machen?“, fragte Monique. Ich sah zu den Flammen und murmelte: „Ich will mein altes Leben nicht wieder führen … aber … wenn ich es führen müsste, um ihn zu behalten, dann würde ich es tun! Ich würde alles für ihn tun!“

 

„Was wenn er dich zwingen würde, deinen Körper zu verkaufen?“, wollte Sandy wissen und ich fragte verwundert: „Glaubst du denn, er würde das jemals verlangen?“ Sie schüt­telte ruckartig den Kopf und Meike stellte die nächste Frage: „Wieso hast du deinen Dad nie angezeigt?“

 

„Ich hatte Angst … immer wenn ich weggelaufen bin, hat er mich sofort gefunden und bestraft … seine Bestrafung war anders als wie wenn eure Eltern euch Hausarrest gaben oder euch verboten eure Spiele zu spielen. Er hat mir dann jedes Mal … er hat mir Gewalt angetan! In meinen Augen ist es das Schlimmste, wenn er es tut … die andere Kerle kann ich regelrecht ausschalten, ich fühl mich zwar dreckig und wasch mich stundenlang, aber es ist erträglicher … Vater … bei ihm geht das nicht! Es ist einfach das Schrecklichste, wenn er mir was antut!“

 

„War Herr Jensch deswegen so sauer auf deinem Vater? Er ist ihm vor der Fahrt ja fast an die Gurgel gesprungen!“, warf Philip ein und ich probierte es zu verstehen: „Ja, ich glaube schon … aber ich weiß es nicht genau, ich hab ihn nicht gefragt!“

 

„Wieso hast du mit den ganzen Männern geschlafen? Du hättest dich doch auch wehren können!“, warf jemand ein und ich lächelte traurig: „Wenn ich mich gewehrt habe … dann hat Vater mich bestraft. Ich konnte ihm nie entkommen und ich glaube auch, dass er mor­gen vor der Schule warten wird und mich dann sofort mitnimmt.“

 

„Ich versteh immer noch nicht, warum der Jensch mit dir geschlafen hat … er ist doch sonst immer so vernünftig!“, warf Alex ein und ich lächelte sanft: „Ich bin bei ihm aufge­schlagen!“

 

„Woher wusstest du, wo er wohnt?“, fragte Meike und ich antwortete: „Ich wusste es nicht, Vater hatte einen neuen Freier und ich bin hingegangen, nichts ahnend, dass ich vor der Tür meines Klassenlehrers stehen würde …“

 

„Was?“, kam es entsetzt und ich atmete tief durch, ich würde ihnen alles erklären, auch wenn ich es nicht wollte, aber vielleicht würden sie dadurch uns verstehen und uns in Ruhe lassen und unser Geheimnis decken: „Ja, so habe ich auch reagiert … aber es war ganz anders! Ein Bekannter hatte mich für ihn gebucht, damit er mal wieder entspannt wird. Diesen Bekannten kannte ich schon lange, er war ein richtiges Schwein und … ja, ihm kümmerte es nicht, wie es mir dabei ging, aber unseren Lehrer schon. Er ist ausgerastet als er alles erfahren hat und hat seinen Bekannten rausgeschmissen. Mich hat er dann die rest­liche Woche gebucht, damit Vater mich nicht an jemand anderen verkaufen konnte und dann … ja, dann ist es passiert! Nicht nur ich hatte mich hoffnungslos in ihn verliebt, son­dern er auch in mich!“

 

„Unglaublich!“, murmelte einige, die anderen schwiegen. Ich fragte mich, ob sie es ver­standen, ob sie uns verstanden, ich hoffte es! Da starrte Sophie hinter mir und ich drehte mich um, Kai stand hinter mir. Er schien außer Atem zu sein, ob er Angst hatte, dass ich bei Rob war, um mit ihm zu schlafen?

 

„Sind Sie gerannt?“, fragte Sandy neugierig. Aber Kai antwortete nicht und sah mich an: „Du warst einfach weg! Warum hast du nichts gesagt?“

 

„Ich wollte etwas klären …“

„Wolltest du es wieder auf deine Weise klären?“, wollte er außer Atem wissen.

„Nein, ich wollte reden!“ Er kam näher auf mich zu und umarmte mich plötzlich vor all den Schülern: „Mach das nie wieder!“ Da stand Rob vor uns und Kai löste vorsichtig die Umarmung.

 

„Es tut mir wirklich leid … ich verstehe jetzt manche Situationen viel besser. Ich wollte nie, dass Sie gefeuert werden … und ich wollte Natalie nie wehtun … ich war einfach … ich hab alles falsch verstanden! Ich bin halt noch ein dummer kleiner Junge gewesen! Wenn Sie mir versprechen, auf sie aufzupassen … dann werde ich sie endlich in Ruhe las­sen. Aber wenn Sie ihr auch nur einmal wehtun, dann … dann werde ich sie mir holen, auch wenn sie noch so sehr heult, dass sie bei Ihnen bleiben will!“

 

Kai reichte ihm die Hand. Aber jedoch schienen welche aus der Klasse nicht sehr froh über unsere Beziehung zu sein: „Große Liebe hin oder her … er ist unser Lehrer! Sie ist eine Schülerin! So was darf nicht sein … es ist einfach komisch so was zu sehen!“ Bevor ich was sagen konnte, mischte sich Sophie ein: „Na und? Es sind auch nur Menschen! Lehrer sind genauso Menschen wie alle anderen auch, sie sind keine höheren Wesen, nur weil sie uns unterrichten. Wenn man nicht erkennt, dass die beiden sich lieben, dann muss man blind, taub, geruchslos … man müsste alle seine Sinne verloren haben. Ich habe noch nie eine reinere Liebe gesehen!“

 

„Sie hat recht!“, stimmte ihr Rob zu, dass gerade er sich für uns stark machen würde, war irgendwie komisch und nicht recht zu glauben. Jedoch sah er mich anders an als wie noch vor paar Stunden, er schien es wirklich endlich begriffen zu haben.

 

„Es ist schon spät, wir sollten jetzt in unsere Betten gehen!“, warf Kai ein.

 

„Schläft Natalie wieder bei Ihnen?“, fragten manche. Auch wenn sie es irgendwie verstan­den, war es ihnen dennoch noch nicht geheuer. Sophie meldete sich gleich zu Wort: „Ich werde bei Natty schlafen, wenn es euch dann besser geht. Komm wir machen einen schö­nen Frauenabend und Herr Jensch wird uns bekochen … er kann doch kochen, oder?“ Ich fing an zu lachen, sie war echt herrlich.

 

„Sie lacht …“, murmelte Rob. Er hatte mich anscheinend noch nie lachen gesehen und dann kam er noch mal ein Stück näher und reichte mit ebenfalls die Hand: „Das letzte Mal, dass ich dich irgendwie berühren werde!“ Er stand dicht neben Sophie und ich hatte das Gefühl, dass ich ihren Herzschlag bis zu mir hörte, ob sie ihn immer noch liebte, obwohl er so anders war?

 

Ich reichte ihn vorsichtig die Hand und wollte grade loslaufen, als er Sophie auf die Schulter klopfte und stammelte: „Es tut mir Leid … also das was ich vorhin gesagt hab! Es war nicht so gemeint! Ich hätte dir niemals wehgetan! … Du gehörst doch zu meinem Le­ben dazu und ich will dich nicht verlieren!“ Sie nickte schüchtern und stürmte dann zu mir.

 

Wie würde der Abend wohl werden? Auf jeden Fall wusste ich, dass ich mit ihr über Rob reden würde, was sich nun in ihr getan hat. Aber weiter wusste ich nicht, was auf mich wartete.

Wieder Zurück

 

Es war früh am Morgen und ich lag im Bett zusammen mit Sophie. Heute würde es wieder Richtung Heimat gehen. Was würde mich wohl erwarten? Ich wollte es gar nicht wissen. Wieso konnten Kai und ich uns auch nicht zusammenreißen? Wieso waren wir nur so sex­besessen? Wir hätten ja auch warten können oder wenigstens leiser sein können, sodass uns Rob nicht gehört hätte, aber nein wir schreien ja immer alles hinaus.

 

Natürlich freute ich mich, wenn er seine Lust laut rausschrie und ich war ja auch nicht an­ders, ich war ja sogar schlimmer als er. Aber jetzt kam uns das nicht zu gute. Es war ein­fach alles wahnsinnig kompliziert und ich fragte mich, wie wir das wieder hinbiegen wür­den! Da ging die Zimmertür auf, nachdem ein leises Klopfen zu hören war.

 

Kai streckte vorsichtig seinen Kopf rein und sah zum Bett. Sofort sah er, dass ich schon wach war, aber Sophie noch schlief. Ich lächelte ihn an und schlich mich aus dem Bett, um zu ihm zu gehen. Wir gingen zusammen in sein Zimmer.

 

Sanft streichelte er mein Haar und dann küssten wir uns. Ich liebte diese Augenblicke, sie waren einfach … ja dafür lohnte es sich zu leben! Dann meinte er: „Ich liebe dich!“ Ich lächelte glücklich: „Ich dich auch!“

 

„Was … was wenn heute alles vorbei ist?“, fragte er leise, ich lehnte meinen Kopf an sei­nen Oberkörper. Er küsste mein Haar und stützte sich ab. Auf einmal kam mir ein Ge­danke, ich drehte mich kurz weg und suchte was. Da war es, ich hatte meine Suche erfolg­reich beendet.

 

„Was suchst du?“, wollte er wissen, aber ich lief schon los, ging zu seinen alten Recorder und warf eine CD ein, die ich von ihm mitgenommen hatte. Dann schaltete ich schnell durch und merkte bei einem Lied sofort am ersten Ton, dass es das war, was ich suchte. Es war unser Lied, es war „Heaven“ von Bryan Adams. Kai hatte es für mich gesungen und mir dadurch Kraft gegeben, ich hoffte, dass das Lied auch bei ihm diese Wirkung erzielte.

 

Ich ging wieder langsam zu ihm und sank in seine Arme, er tanzte mit mir. Mein Kopf lehnte sich bei ihm an und sanft sang er mit, leise sehr leise, aber er tat es. Wieder berührte mich das Lied. Doch diesmal fragte ich mich, ob es bedeuten würde, dass wir beide nur zusammen sein konnten, wenn wir dieses Leben aufgeben und in eine andere Welt eintau­chen würden. Es war schwierig nicht zu wissen, was als nächstes kam. Aber solange er bei mir blieb, könnte ich alles schaffen. Nehmt ihn mir bitte nur nicht weg …

 

Heaven … Himmel … wieso konnten wir unseren Himmel nicht auf der Erde haben? Wieso gönnte uns das keiner? Das Lied kam langsam zum Ende und Kai beugte sich zu mir runter, um mich sanft zu küssen. Doch es war der Himmel, solange ich bei ihm war, war alles in Ordnung und mir konnte nichts passieren, ich küsste ihn zurück und streifte mit meinen Armen an seinem Rücken runter.

 

Da hörte ich ein leises Räuspern. Ich drehte mich von Kai zur Tür und entdeckte Sophie. Wie lange stand sie wohl schon da? Ich ließ Kai los und murmelte: „Guten Morgen … hast du gut geschlafen?“ Sie nickte verlegen: „Ja … danke … es hat draußen geklopft … aber ihr wart zu beschäftigt … also …!“

 

„Das war so süß!“, schmachtete Meike plötzlich. Sophie schämte sich anscheinend, dass sie nicht bevor sie die Tür aufgemacht hat, bei uns rein kam. Meike quietschte weiter: „Ist das euer Lied? Ich wusste gar nicht, dass Sie so gut singen können Herr Jensch!“

 

Keiner sagte ein Wort bis Meike wieder sprach: „Ich habe beschlossen … ich werde euch beide nicht anschwärzen … ich hab selbst ein älteren Freund. Nur ist meiner 22 und nicht mein Klassenlehrer! Aber ich kenn das Problem. Nur bei mir ist es so, dass meine Eltern das akzeptieren und mich meine eigenen Erfahrungen machen lassen. Tja, ich wollte nur, dass ihr das wisst!“

 

Ich sah sie erstaunt an, war sie nicht in Kai verknallt gewesen? Auf jeden Fall hatte sie ihn immer hinterher gestarrt und öfter komische Andeutungen gemacht. Ich fragte dann nur: „Du hast einen Freund?“ Sie nickte stolz: „Ja, ein ganz toller Kerl!“

 

„Aber … hast du nicht …?“ Sie grinste: „Was? Mit dein Hasi geflirtet? Klar, er ist auch ne leckere Schnitte, aber nur weil ich flirte heißt das noch lange nicht, dass ich keinen Freund habe. Ich liebe mein Schatz, trotzdem gibt es auf dieser Welt auch andere hübsche Männer! Außerdem heißt flirten nicht gleich fremdgehen!“

 

Kai war echt gut, er hatte mir doch bei der Begegnung auf der Straße so was ähnliches ge­sagt, dass Mädchen halt für Männer schwärmen, es aber nicht immer gleich Liebe sein muss, sondern nur eine Schwärmerei ist.

 

Jetzt meldete sich Kai zu Wort, er wollte sich anziehen und die Mädels sollten in mein Zimmer gehen. Als alles erledigt war, gingen wir gemeinsam zum Essenssaal. Dort warte­ten schon alle aus der Klasse und fingen an zu betteln: „Bitte, wir wollen heute noch nicht gehen … außerdem wird der Schulleiter wissen wollen, warum wir so früh schon wieder da sind! Aber wenn wir so wie immer ankommen, werden keine Fragen gestellt!“

 

Kai sah seine Schüler verdattert an, aber die Klasse erklärte lächelnd: „Glauben Sie etwa, wir jagen unseren besten Lehrer fort?“

 

„Haben Sie halt ne Schwäche für Frischfleisch, was soll‘s!“, stellte Alex locker fest. Alle schienen sich einig zu sein, aber ich begriff es nicht ganz und fragte nach: „Was meint ihr damit?“

„Is doch ganz klar, du darfst den Jenschi weiter vernaschen!“, grinste Alex.

„Alexander!“, brummte Kai.

„Tut mir Leid!“ Ich strahlte die Klasse an: „Danke!“ Dann sprang ich Kai um den Hals und küsste ihn.

„Wir sind nicht alleine …!“, hörte ich ihn nur murmeln, als ich von ihm abließ und drehte mich verlegen um: „Ihr … ihr habt mich überrascht … tut mir Leid!“

 

„Schon in Ordnung! Is nur irgendwie merkwürdig!“, stammelte Alex jetzt und Rob grinste: „Nein, es ist ein normales Bild … stell dir mal vor, sie wär vor uns über ihn hergefallen, das wäre merkwürdig!“

 

Hatte das wirklich Rob so locker rausgehauen? War er wirklich über alles hinweg? Und wie guckte er auf einmal in unsere Richtung? Guckte er mich so zufrieden und irgendwie liebevoll an? Nein, das tat er nicht. Er guckte an mir vorbei, ich drehte mich nach links und entdeckte Sophie. Er lächelte Sophie zufrieden an, hatte er endlich seine wahre Liebe ent­deckt? War er deswegen so verständnisvoll?

 

„Herr Jensch, als Gegenleistung wollen wir aber was von Ihnen!“, riefen jetzt unsere Mit­schüler und Kai fragte: „Was wollt ihr denn?“

„Wir wollen eine Abschiedsparty. Heute! Das wird bestimmt lustig und das wollen wir ohne Grenzen, das heißt Alkohol und Zigaretten sind erlaubt!“, warfen die Schüler in Fei­erlaune ein.

„Jeah, und Sie werden auch feiern!“, rief Max und klopfte auf die Schulter von Kai. Dieser sah missmutig in die Runde: „Wollt ihr euch abschießen, damit ihr morgen mit einem Ka­ter nach Hause fahrt?“

 

„Nein, so können Sie das aber nicht sehen! Es ist unsere Abschiedsreise!“, protestierten einige. Kai ließ sich dann doch irgendwann breit schlagen, wollte aber ein Versprechen, dass keiner Drogen konsumierte. Alkohol und Zigaretten waren erlaubt, aber andere Sa­chen nicht. Jeder war damit einverstanden und dann planten sie die Party.

 

Die Jungs besorgten mit Kai die Getränke und die Mädels bereiteten den Raum vor. Sie planten eine offene Feier, wir räumten den Essenssaal leer und wollten gleichzeitig auch die Lagerstelle dazu benutzen, sodass man drinnen und draußen feiern konnte.

 

Sie waren alle Feuer und Flamme. Es war niedlich zu sehen, dass alle zusammen was er­reichen wollten und sich auf diese Feier freuten.

 

So rückte der Abend immer näher und die Party konnte beginnen. Viele begannen sofort zu trinken und waren dann ihrer Meinung nach lustig drauf. Aber es war wirklich lustig, ob nun die Leutchen in betrunkenen Zustand oder die nüchternen Leute. Sie waren alle sehr nett. Ich beobachtete sie und dann wanderte mein Blick zu Kai. Er stand in der Menge und die Mä­dels umzingelten ihn, um ihn auszuquetschen, immerhin wäre das Jahr bald vorbei. Ge­nauso wie die Jungs „Männergespräche“ mit ihm führen wollten, er war echt eingespannt. Da tauchte neben mir Rob auf und lächelte: „Na? Eifersüchtig?“ Ich schüttelte den Kopf und er sprach weiter: „Ihr seid ein hübsches Paar!“

 

„Danke!“, antwortete ich knapp, ich erwartete, dass da noch mehr kam, aber er stand ein­fach neben mir und beobachtete seine Umgebung. Dann streckte er mir Alkohol entgegen.

 

„Komm schon, trink ein Schluck!“ Ich sah zu der Flasche, die er hielt.

„Bitte, es ist auch nichts rein gemischt, ich denke nur, du warst noch nie betrunken! Mach die Erfahrung, um dann sagen zu können, dass du Alkohol nie wieder anrührst. So wie du die Erfahrung gemacht hast, dass Sex mit dem Liebsten besser ist als alles andere!“ Ich glaube, er meinte es ernst und irgendwie war seine fordernde Haltung weg, ich hatte nicht mehr das Gefühl, dass er von mir was erwartete, wenn er mich ansprach. Also griff ich nach der Flasche und wollte grade daraus trinken als sie mir entzogen wurde. Verwundert starrte ich hoch und sah Kai vor uns stehen.

 

„Ich wollte nur mal kosten … alle anderen trinken doch auch … warum guckst du so? … Wir haben doch nichts gemacht!“, fing ich sofort an los zu plappern. Er sah mich eindring­lich an, wieso sollte ich nichts trinken? Ich wollte doch auch nur kosten. Auf einmal setzte er an und trank einen Schluck aus der gleichen Flasche, um sie mir dann wieder zu reichen. Ich verstand das nicht: „Was soll das?“

 

„Ein Kuss …!“, hörte ich plötzlich neben mir.

 

„Was?“ Ich starrte irritiert zu Rob und der war rot angelaufen und begann sich zu erklären: „Das wollte ich wirklich nicht, ich hatte keine Hintergedanken! Ich wollte so kein indirek­ten Kuss heraufbeschwören, das ist die Wahrheit!“

 

Jetzt verstand ich endlich, in Filmen war das auch immer so, wenn man aus der gleichen Flasche trank, dass es fast wie ein Kuss war … war Kai wirklich so kleinlich?

 

Wie süß. Ich merkte, dass ich anfing zu strahlen und ich trank aus der Flasche und sah Kai dabei an.

 

„Wenn Sie uns für heute das du anbieten, könnten wir doch vergessen, dass Sie unser Leh­rer sind! Dann sind Sie unser Mitschüler und können rumknutschen so viel Sie wollen!“, lallte Alex.

 

„Au ja, seien Sie für heute unser Mitschüler!“, kreischten die Mädchen sofort. Aber Kai sprang nicht darauf an und ging wieder weg. Rob grinste: „Er passt auf wie ein Schieß­hund. Er hat echt Angst, dass ich dir noch einmal wehtun könnte. Aber das hab ich jetzt abgeschlossen, wie wär es mit Freundschaft, okay?“ Ich sah zu seiner ausgestreckten Hand und zögerlich griff ich dann nach ihr, dann fragte ich vorsichtig: „Mit wie vielen Mädchen hast du seitdem geschlafen?“

 

Er überlegte: „Ich glaube mit zehn Stück! Sex ist echt ne tolle Sache, kein Wunder, dass Alex immer so süchtig danach ist!“

 

„Was ist mit Sophie?“, fragte ich dann und er begann zu stammeln: „Sophie ist ein liebes Mädchen! Unglaublich liebevoll und seit dem Kindergarten sind wir schon beste Freunde. Ich find es komisch zu wissen, dass sie in mich verliebt war und ich es nicht gemerkt habe.“

 

„Es ist bestimmt noch nicht zu spät, aber wenn du sie unglücklich machst, oder nur mit ihr spielst, dann gibt es richtig Ärger!“, stellte ich klar, aber er fing nur an zu lachen: „Nein, ich will nichts von ihr, es ist halt nur komisch zu wissen!“

 

„Männer sind Idioten, sie ist bildhübsch, immer bei dir gewesen und hatte nie einen Freund und da ist dir nie ein Licht aufgegangen?“, wollte ich leicht sauer wissen.

 

„Nö, nicht wirklich! Ich hatte in der Oberschule eh nur Augen für dich!“, haute er raus und sofort bekam ich wieder Panik und ging ein Schritt weg. Er jedoch lächelte nur: „Kein Sorge, ich will das wirklich endlich abharken!“

 

Ich hoffe, er meint das auch wirklich ernst. Aber bevor ich darüber nachdenken konnte, streckte sich mir eine Hand entgegen und ich sah vor mir Kai stehen. Ich griff sie und wir begannen zu tanzen. Ich liebte ihn, mir war egal, was alle anderen sagen würden, was das Gesetz sagen würde, ich liebte ihn!

 

Ich streckte mich, um ihn zu küssen und murmelte: „Ich liebe dich!“ Sanft lehnte ich mei­nen Kopf an seinen Oberkörper und hatte das Gefühl, dass wir beide schwebend über alle anderen waren. Ich bekam sie gar nicht mit, ich war in meiner eigenen Welt und Kai war immer an meiner Seite.

 

Den Rest des Abends, hielt er mich ganze Zeit fest, entweder wir tanzten oder er nahm mich da mithin, wo er hinging. Er war wirklich in Sorge, aber ich mochte es an ihn, das zeigte, dass er mich beschützte und mich liebte. So neigte sich der Tag langsam dem Ende zu. Es war eh schon Freitagmorgen und viele waren echt betrunken und schlenderten taumelnd in ihre Betten. Auch ich hatte etwas mehr getrunken, nicht viel aber mein Körper taumelte trotzdem etwas.

 

Kai nahm mich auf den Arm und trug mich in den Bungalow, dort legte er mich ins Bett und da ich mich an ihn festkrallte, legte er sich neben mir und schlief mit in meinem Bett. Zusammen schlief es sich einfach viel besser als allein … wie lange würde das wohl so bleiben?

Der letzte Ausweg?

 

Ich spürte sanft eine Berührung auf meinen Lippen. Ich öffnete die Augen und sah in die schönsten blauen Augen dieser Welt. Wie sie mich anfunkelten, es war einfach unbe­schreiblich. Ja, blau würde garantiert dadurch meine Lieblingsfarbe werden, ich wusste gar nicht was vorher meine Lieblingsfarbe war. Ich hatte glaube gar keine, alles sah für mich schwarz aus, auf jeden Fall dunkel und nicht gerade farbig. Aber seit ich mit Kai zusam­men war, war alles viel bunter und viel atemberaubender.

 

Ebenfalls küsste ich ihn. Es war morgen und die Sonne strahlte durchs Fenster. Da mur­melte er schon, dass wir aufstehen mussten, um die Sachen zu packen. Ich wollte nicht, aber es musste sein!

 

So stand ich missmutig auf, um alles einzupacken. Freude sah anders aus. Aber es musste sein, was würde Vater wohl tun? Ich fragte mich, wie es weiter gehen würde und was mich erwarten würde.

 

Jedoch beschloss ich mich nicht zu verstecken, ich würde mich dem Stellen, was mich er­wartet. Ich habe durch Kais Liebe Kraft getankt und bin stärker als wie ich geglaubt habe. Früher habe ich geglaubt, ich hätte irgendwas falsch gemacht, deshalb würde Vater mir das antun, aber ich wusste jetzt, ich habe nichts angestellt und ich wusste jetzt, dass Sex was wunderschönes sein konnte und ich wollte es mit keinen anderen als Kai tun.

 

Ich hoffe nur, dass ich das irgendwie klären konnte. Würde Vater das wirklich einfach so akzeptieren? Meine größte Sorge war, dass er Kai was antun würde, aber so schätz ich ihn nicht ein, eher würde er mir was antun. Trotzdem machte ich mir Sorgen.

 

Nun war es soweit, wir hatten unsere Sachen gepackt und redeten noch solange der Bus noch nicht da war. Sophie schien Rob aus dem Weg zu gehen, irgendwie waren die beiden echt niedlich zusammen und ich hatte das Gefühl, dass Rob durch dieses Mädchen einfach unglaublich sanft wirkte und Sophie durch ihre Liebe frecher rüberkam. Sie waren beide echt goldig, trotzdem dachte ich darüber nach, ob Rob ihr vielleicht wehtun würde.

 

Da kam auch schon der Bus und wir packten unsere Sachen in die großen Klapptüren, um dann einzusteigen und loszufahren. Diesmal saß ich gleich neben Kai und stützte mich bei ihm ab, doch diesmal schlief ich nicht ein. Ich war wach und sah mir die Umgebung an. Es war eine sehr schöne Landschaft. An vielen Weiden fuhren wir vorbei, wo die Kühe gras­ten und die Pferde galoppierten. So schön, vielleicht sollte ich den Busfahrer einfach zwin­gen, hier anzuhalten und dann würde ich mit Kai durchbrennen!

 

Ob Vater mich suchen würde? Bis zum Rest meines Lebens? Oder würde er mich in Ruhe lassen? Ich hatte keine Ahnung und ich würde es wohl niemals erfahren … Denn entweder ich würde gar nicht erst entkommen oder ich wär so weit weg, dass ich es eh nicht mitbe­kommen würde, was Vater tut.

 

Stunden vergingen, zu mindestens kam es mir vor wie Stunden. Da sah ich auch schon wieder die bekannten Häuser der Hauptstadt. Den Tumult auf den Straßen und die Hektik der Menschen. Bald würden wir bei der Schule ankommen, was würde da wohl passieren?

 

Ich krallte mich bei Kai fest und er drückte meine Hand, ob er meine Ängste kannte? Ich wusste es nicht und ich wollte ihn auch nicht fragen, zu sehr fürchtete ich mich. Als wir in Richtung der Schule einbogen und ich Vaters Wagen sah, begann ich zu zittern.

 

Stillstand! Der Bus hatte angehalten und wir mussten aussteigen. Ganz langsam machte ich mich auf den Weg und draußen wartete er schon und starrte mich an. Dann starrte er zu Kai, wieso sah er ihn so böse an? Da tauchte hinter Vater der Schulleiter auf.

 

„Herr Jensch, wir würden gerne mit Ihnen und Fräulein Meichelt reden.“ Was hatte Vater getan? Ich hatte keine Ahnung, aber jetzt grinste er bösartig und ich begann zu zittern. Er kam näher und zog mich von Kai weg: „Sie Schwein, Sie vergreifen sich an Minderjährige, ich werde Sie verklagen!“ Kai sah Vater ruhig an. Jetzt war es klar, er hatte herausgefun­den, dass ich bei Kai die letzte Woche war und jetzt würde er dieses Wissen gegen ihn verwenden. Vater wollte Kai als den Pädophilen hinstellen und sich selbst als Heiligen!

 

Da stürmten meine Klassenkameraden dazwischen: „Was bedeutet das?“

 

„Meine Tochter wurde sexuell von diesem Mann belästigt!“, schrie Vater, ich riss mich von ihn los und wollte es klarstellen, aber durch Vaters Grinsen erkannte ich die bittere Wahrheit, so oder so würde Kai Ärger bekommen, was sollte ich tun?

 

„Herr Jensch hat Natalie nie irgendwas getan. Er ist der beste Lehrer, den es gibt!“, riefen die anderen schockiert. Aber auch sie sagten nicht, dass Kai und ich eine Beziehung hatten, sie schienen auch das gleiche zu denken.

 

„Jetzt bleiben Sie bitte erst einmal ganz ruhig. Ich werde jetzt mit Herrn Jensch und mit Fräulein Meichelt reden und dann sehen wir weiter! Kommen Sie beide bitte mit?“, stellte der Schulleiter ruhig fest. Wir gingen mit ihm mit in das Gebäude.

 

Im Büro des Schulleiters plapperte ich sofort los: „Herr Jensch hat mir nichts angetan, ich verspreche das, ich bin keine Lügnerin! Ich lüge nicht, er hat nichts getan! Wirklich, er hat mir nichts angetan!“

 

„Sie sagen, Sie sind keine Lügnerin, ich glaube Ihnen das. Daher werde ich Ihnen eine Frage stellen und Sie werden sie wahrheitsgemäß beantworten, okay?“ Ich nickte und dann kam die Frage: „Haben Sie letzte Woche bei ihren Klassenlehrer geschlafen?“ Ich schwieg, doch ich musste die Wahrheit sagen: „Ja, hab ich!“

 

„Herr Jensch, wieso haben Sie eine junges Mädchen bei sich wohnen lassen?“, wollte der Schulleiter streng wissen und ich mischte mich wieder ein: „Er hat mich vor Vater geret­tet!“

 

„Frau Meichelt, ich habe nicht mit Ihnen gesprochen!“ Nun hörte ich Kais Stimme: „Sie stand vor meiner Tür, sie hatte Angst und ich hab ihr Unterschlupf gewährt! Sie wusste nicht, wo sie sonst hinsollte!“

 

„Woher kannte sie Ihre private Adresse?“

„Sie …“

 

„Ich bin ihm gefolgt!“, rief ich dazwischen: „Ich bin ihm gefolgt und stand einfach vor seiner Tür. Ich wollte nicht nach Hause, ich wollte nicht bei Vater sein! Herr Jensch hat nichts mit mir gemacht! Er hat nichts von dem gemacht, was Vater behauptet hat, er hat sich nur um mich gekümmert! Vater hat Angst mich zu verlieren, deshalb erzählt er diese Geschichten!“

 

„Wenn Sie sich schon so gerne einmischen, warum sind Sie zu Ihren Lehrer gegangen?“

„Ich wollte Hilfe und ich wusste, dass ich sie von ihm bekommen würde. Er ist ein liebe­voller Lehrer und kümmert sich um jeden Schüler. Niemanden bevorzugt er und jeden bietet er Hilfe an, wenn man Probleme hatte … das mit Rob steckte noch tief in meinen Knochen. Vater hatte uns erwischt und … er wollte das ich mich von ihm trenne … Herr Jensch hat mir geholfen!“ Ich log den Schulleiter frech ins Gesicht, auch wenn ich mich unwohl fühlte, aber ich musste es tun.

 

„Also hatten Sie Liebeskummer über den Sie mit Ihren Lehrer gesprochen haben?“, fragte er ironisch. Ich log weiter: „Ja!“

 

„Also sind Sie mit Rob zusammen und lieben diesen jungen Mann?“ Ich schluckte, ich musste es zustimmen, sonst würde alles auffliegen. Ich öffnete meinen Mund, aber bekam kein Laut heraus!

 

„Das war doch eine einfache Frage: Lieben Sie diesen jungen Mann!“ Ich atmete tief durch und murmelte dann: „…Ja, das tue ich!“ … Wenn man es so sah, war doch Kai auch ein junger Mann … trotzdem fühlte ich mich schrecklich.

 

„Kam das Mädchen aus diesem Grund zu Ihnen Herr Jensch? Denken Sie an Ihre Zu­kunft!“, fragte der Schulleiter dann noch einmal. Kai antwortete nicht.

 

„Die beiden haben keine Beziehung!“, ertönte es plötzlich. Sophie kam in den Raum ge­stürmt, völlig außer Atem.

 

„Sie ist meine beste Freundin und sie würde mir das niemals antun!“

„Was haben Sie damit zu tun?“

„Ich bin unsterblich in Herrn Jensch verliebt und beste Freundinnen spannen sich nicht den Freund aus!“

„Sie haben eine Bez…?“

 

„Nein, ich bin nur verliebt … Herr Jensch weiß nichts davon … zu mindestens wusste er nichts davon, aber für meine Freundin beiße ich in den sauren Apfel!“, schrie sie panisch und stürmte zum Lehrerpult: „Sie hat mir erzählt, dass sie bei Herr Jensch zu Hause war. Zu mir konnte sie nicht, ihr Vater hätte sie bei mir oder Rob sofort entdeckt, daher musste sie ja woanders ausweichen!“

 

„Sie wissen um die Liebe von Fräulein Meichelt und Herrn Zank?“ Sophie sah kurz in un­sere Richtung, um dann sofort den Kopf zu nicken: „Ja, natürlich, wer weiß das nicht? Sie konnten die ganze Zeit die Finger nicht voneinander lassen!“

 

„Okay, ich werde mir alles noch einmal gut durchdenken und noch mal einzeln mit jeden sprechen. Sie können jetzt gehen, ich muss nachdenken!“ Langsam gingen wir aus dem Raum. Keiner sagte ein Ton.

Da stand auch schon Vater am Haupteingang und griff meinen Arm.

 

„Lass sie los!“, brummte Kai und packte Vaters Hand.

 

„Wenn du Penner mich oder meine Tochter noch einmal anfasst, dann werde ich dich fer­tig machen, ich werde dir langsam die Haut abziehen und sie genüsslich den Krokodilen im Zoo zum Fraß vorwerfen.“, drohte Vater unseren Lehrer. Doch dieser ließ sich nicht einschüchtern: „Du mieses Schwein hast deine Tochter verhökert und sie mehrere Jahre missbraucht, nicht du wirst derjenige sein, der die Chance kriegt jemanden zu foltern, son­dern ich werde es sein, der dir etwas in Scheiben schneidet und es wird nicht deine Haut sein!“

 

„Komm Natalie!“

„Nein!“ Ich schupste Vater weg und stellte mich hinter Kai.

 

„Fräulein, ich sagte, du kommst mit!“ Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen und erwi­derte: „Und ich sagte „nein“, verstanden?“ Er glotzte mich geschockt an. Jedoch wurde er schnell zornig und erhob seine Hand und ballte sie zu einer Faust, er schlug zu, traf jedoch nicht mich, sondern Kai. Er hatte sich dazwischen geschmissen und schlug dann auf Vater ein. Ich hörte es knacken. Kai hörte trotzdem nicht auf, er schlug ganze Zeit weiter auf Vater ein und brüllte ihn an: „Das ist nur ein Bruchteil von dem, was du deiner Tochter angetan hast du dreckiger Bastard!“ Immer weiter schlug er auf ihn ein, er saß jetzt schon auf Vater und seine ganze Faust war voller Blut. Endlich löste sich meine Erstarrung und ich sprang dazwischen: „Hör auf!“

 

Ich zog Kai weg und beruhigte ihn, dann hörte ich Vater: „Wer fon unf beiden ift jetft wohl der Barbar?“ Vater stand schwankend auf und spuckte Blut. Er hatte mehrere Zähne verlo­ren und nuschelte deswegen. Ich sah Vater zum ersten Mal so, vorsichtig näherte ich mich ihm und hielt ihn ein Taschentuch entgegen. Er starrte mich an und ich sprach ruhig: „Ich werde mit ihm mitgehen und wenn du mir folgen solltest, werde ich der Polizei sagen, was du gemacht hast!“

 

Nun drehte ich mich um und ging mit Sophie und Kai an Vater vorbei. Am Bus standen nicht mehr viele aus der Klasse, aber Rob stand noch da. Er sah uns an und fragte dann: „Soll ich dich nach Haus bringen?“ Er meinte jedoch nicht mich sondern Sophie. Diese nickte und dann nahmen wir unser Gepäck und gingen zu viert vom Schulgelände und ver­abschiedeten uns dann.

 

Bei Kai zu Hause wusste ich nicht, was ich sagen sollte. Auch Kai sagte kein Wort. Er be­gann lieber mit seiner verletzten Hand zu kochen. Ich sah zu ihm und fragte dann: „Bist du sauer?“ Er antwortete darauf nicht. Ich ging zu ihm und zog sein Kopf in meine Richtung: „Ich habe dich gefragt, ob du sauer bist?“

 

„Nein!“ Sagte er knapp und drehte sich wieder weg. Wieder zog ich ihn in meine Richtung und wollte ihn küssen, jedoch weigerte er sich und ich stellte fest: „Du bist doch sauer!“ Darauf antwortete er nicht. Er kochte weiter ohne mich zu beachten. Ich ging in sein Schlafzimmer und probierte ihn zum Sprechen zu bewegen. Ich würde dafür unser Lied benutzen, ich wusste nicht, ob es helfen würde. Aber ein bisschen Himmel könnten wir jetzt wirklich vertragen.

 

Nun ertönte Bryan Adams und ich ging wieder vorsichtig in die Küche. Er sah starr zum Kochtopf. Ich ging wieder zu ihm und murmelte: „Soll ich gehen? Soll ich zu Vater ge­hen?“ Ruckartig hatte ich Kais Blick zu mir gewandt: „Bist du verrückt?“

 

„Dann rede doch endlich mit mir!“ Er seufzte und erklärte dann ruhig und mit einem trau­rigen Unterton: „Es ist vorbei!“ Mein Herz raste, machte er gerade Schluss? Das war nicht sein ernst, er konnte mich nicht verlassen, ich schrie ihn an: „Das im Büro war doch nicht mein Ernst, ich liebe Rob nicht … ich wollte dir nur helfen! Ich weiß, dass es nicht fair war, ich hätte zu uns stehen müssen, aber dann wärst du in den Knast gewandert! Du darfst deswegen nicht Schluss machen … oder liebst du mich nicht mehr!“ Er sah nicht hoch. Das konnte nicht sein, nein das dürfte nicht sein.

 

Er wollte die Trennung, ich drehte mich um und musste das Gehörte erst einmal verdauen.

„Das Essen ist fertig!“, murmelte er dann. Ich drehte mich tapfer um und setzte mich mit ihm an den Tisch. War es wirklich vorbei? Wollte er wirklich die Trennung? Hatte er so schnell alles vergessen und liebte mich nicht mehr? Vielleicht war es ja von Anfang an nur Mitleid und keine wirkliche Liebe …

 

Der Abend verging schleppend, ich sprach das Thema nicht an und ging ihm aus dem Weg. Auch er schnitt das Thema nicht an und stellte es nicht klar, ich dachte kurzzeitig er hätte irgendwas anderes gemeint und es wäre eine blöde Metapher gewesen, aber das schien nicht der Fall zu sein. Ich legte mich, ohne gute Nacht zu sagen, ins Bett.

 

Die Nacht war verdammt lang, ich konnte einfach nicht schlafen. Wie gern würde ich zu Kai gehen, aber das ging nicht. Wieso ging ich nicht einfach? Weil ich selbst, wenn alles vorbei sein sollte, mich in seiner Nähe einfach wohl fühlte. Der nächste Tag brach an und viel redeten wir nicht. Es war ein ohnmächtiges Gefühl so zu tun, als würde die Liebe mei­nes Lebens nicht vor mir sitzen.

 

Am Abend brach ich das Schweigen und krallte mich an sein Hemd: „Willst du das wirk­lich?“ Er antwortete nicht und ich murmelte: „Ich lass dich gehen, wenn du mich nicht mehr willst …“ Wieder keine Antwort, dann drehte ich ihn zu mir und hauchte in sein Ohr: „Zum Abschied …“ Ich redete nicht weiter. Er sah mich an und wusste sofort, was ich da­mit meinte. Er beugte sich vor und küsste mich. Sanft hob er mich am Po hoch und trug mich zur Dusche, wo alles angefangen hatte. Genau da sollte es enden, so wie es begonnen hatte. Sanft zog er mir meine Kleidungsstücke aus, so wie ich ihm die seinen auszog, ich streichelte sanft seinen Körper und spürte das Knistern. Es war so als würden Funken zwi­schen uns entstehen.

 

Ob ihm das alles egal war? Ich liebkoste seinen gesamten Körper, um ihn dann sanft in mich hinein gleiten zu lassen. Sofort krallte ich mich an seinen Rücken fest. Ich spürte es genau. Es war unbeschreiblich. Ich würde ihn nicht vergessen, selbst wenn ich alt und grau war und er eine Familie hatte, würde ich ihn weiter lieben. Wieso wollte er nur, dass es vorbei ist?

 

Mir liefen Tränen übers Gesicht und ich spürte wie er diese wegküsste. Ich genoss jede Sekunde und wollte nicht, dass es endete. Niemals sollte es enden, immer wieder ließ ich ihn in mich eindringen. Ich spürte es genau, es war was Besonderes. Seine Sorge, dass ich schon erschöpft war und wir aufhören sollten, ignorierte ich völlig. Bis ich merkte, dass mir schwindlig wurde. Aber ich wollte nicht aufhören, nein ich konnte nicht aufhören.

 

Wieso könnte ich nicht sofort hier in seinen Armen sterben? Ich wäre der glücklichste Mensch, wenn mir dieser Gefallen getan werden würde. Dann schrie ich auf und es wurde schwarz …

 

Langsam öffnete ich die Augen. Es war wieder hell. Ich lag in meinem Bett und neben mir lag Kai. Ich lächelte sanft. Dann sah ich, dass er wach war. Ich stand vorsichtig auf und murmelte: „Ich werde jetzt gehen!“

„Wohin?“

„Zu Vater!“

„Wieso?“

„Weil ich es nicht ertrage in deiner Nähe zu sein …“ Er setzte sich auf und sprach dann: „Ich habe mir was überlegt!“

„Ach hast du das? Was denn? Wie du mir erneut wehtun kannst?“ Er schüttelte den Kopf und sagte dann: „Wie du nicht mehr zu deinem Vater musst!“

„Wo bin ich dann?“

„Bei mir … für immer!“

 

„Aber …“ Ich verstand ihn nicht, er war ein totales Rätsel, wieso machte er immer so ver­wirrende Sachen?

„Was meinst du damit?“ Er stand auf und streichelte mein Haar: „Du musst nicht mehr zu deinem Vater und niemand wird was sagen, wenn du bei mir bist, wenn ich …“

 

„Wenn du was?“, fragte ich.

„Wenn ich dich adoptiere!“

 

„Wenn du was machst?“ Das war nicht sein ernst! Das konnte nicht sein ernst sein, doch er sah mich entschlossen an: „Dein Vater könnte dir nie wieder Gewalt antun. Du müsstest nicht mehr zu ihm zurück und du müsstest nie wieder mit irgendwelchen Kerlen schlafen!“

 

„Du meinst das ernst?“

„Ich habe lange darüber nachgedacht seitdem ich dein Vater zusammengeschlagen habe! Nur so kann ich dich vor ihm beschützen!“ Er schien wirklich viel nachgedacht zu haben, jedoch schien er eine Sache völlig vergessen zu haben: „DU wärst dann …“

 

„Ich weiß!“, meinte er, bevor ich es aussprechen könnte. Ich drehte mich um und nahm mein Koffer.

„Was hast du vor?“

„Ich werde gehen!“

„Wohin?“

„Zu Vater!“, äußerte ich stur, er hatte ja keine Ahnung, was er da von mir verlangte und er griff meinen Arm: „Es würde alles vereinfachen!“

 

„Du wärst dann mein Adoptivvater … nichts wär einfacher … ich dürfte dich nicht lie­ben!“

„Aber du wärst frei … dein Vater könnte dir nichts antun, du wärst …“

„Aber ich dürfte dich nicht berühren!“

 

„Ja, aber du wärst …“ Wieder sprach ich dazwischen: „Das ist mir egal, alles was für mich zählt, ist in deiner Nähe zu sein … ohne dich will ich nicht mehr sein, wenn du keine Lust auf mich hast, dann schieb mich ab. Aber ich werde mich nicht von dir adoptieren lassen. Du müsstest meinen lieben Papa spielen, aber ich würde dich lieben. Das Gesetz würde es uns aber noch drastischer verbieten, dass wir zusammenkommen. Niemals könnten wir zu­sammen sein, … das kann ich nicht, da schlaf ich lieber mit Fremden, als das ich bei dir sein kann, dich aber nicht berühren darf … das würde ich nicht überleben, ich würde auf der Stelle aufhören zu atmen!“

 

„Natalie …“

„Nichts Natalie! Es ist mir egal, ich werde mich von dir nicht adoptieren lassen, ich werde jetzt gehen!“ Ich nahm den Koffer und lief los, da hörte ich nur: „Wieso bist du nur so kompliziert? Wieso kannst du nicht probieren ohne mich zu sein? Wieso … wieso bist du so unvernünftig, während ich meine Gefühle zurückschraube, weil ich an dein Glück denke?“

 

„Das ist kein Glück … du bist mein Glück!“, murmelte ich, da spürte ich Kais Hand auf meiner Schulter: „Ich liebe dich …!“ Ich drehte mich um und lächelte ihn an. Wir küssten uns. Ja wir würden uns immer lieben, niemand würde uns trennen. Niemand würde das schaffen.

 

Er zog mich an sich, ich spürte seine Erektion an meinem Bein und griff unter sein T-Shirt. Ja, wir liebten uns. Auch wenn er probiert hat, mich von sich zu stoßen, er hatte es nicht geschafft und er würde es auch niemals schaffen, ich liebte ihn dafür einfach zu sehr.

 

Danach berührte er mich sanft. Ich würde ihn also nicht verlieren, es war gestern nicht un­ser Abschiedssex gewesen und ich war wieder vor ihm vor Erregung in Ohnmacht gefal­len. Aber diesmal würde es nicht so sein.

Ich genoss jede Bewegung, jeden Atemzug, jeden Laut! Ich genoss alles. Als ich vor mich hin döste als wir aufhörten, hörte ich ihn telefonieren, wusste aber nicht mit wem.

 

Es dauerte nicht lange, da klingelte es an der Tür und ein Mann trat ein. Ich sah verwundert zu diesem, wer war das? Kai lächelte traurig und fing an zu erklären: „Ja … ich habe mit einer Minderjährigen geschlafen!“

„Kai … was machst du da?“, rief ich panisch und sprang auf. Dann erschrak ich, ich hatte vergessen, dass ich nichts anhatte. Jedoch täuschte ich mich da. Ich trug ein langes Shirt von Kai, er hatte es mir wohl angezogen.

„Ich erzähle die gesamte Wahrheit und hoffe auf Verständnis!“

 

„Wer ist das?“, fragte ich verwirrt und er erklärte: „Das ist Mirko, ein alter Klassenkame­rad … jetzt ist er Polizist!“

 

„Er ist was?“, schrie ich panisch. Wieso tat er das? Wieso holte er die Polizei und erzählte diesen, dass er mit einer Schülerin geschlafen hat?

 

„Vertrau mir … würdest du … würdest du mit ihm auch über deine Vergangenheit reden?“

„Wieso machst du das? Bist du verrückt? Ich will nicht, dass du ins Gefängnis gehst!“, brüllte ich heulend und stürmte vom Bett zu ihm und trommelte meine Hände auf seinen Oberkörper: „Du Idiot … du Idiot … du kommst ins Gefängnis … du darfst mich nicht allein lassen … wieso hast du das gemacht? Du verdammter Idiot!“ Ich hörte nicht auf zu weinen und schluchzte furchtbar. Kai jedoch hielt mich fest.

 

„Die Geheimniskrämerei ist endgültig vorbei, ich will nicht mehr Verstecke spielen. Ich werde alles eingestehen und das musst du auch … du musst deinen Vater endlich anzeigen … wenn du mich liebst, dann tust du das jetzt für mich!“

 

„Aber … wie kannst du nur …?“ Ich schniefte, aber ich tat was er wollte. Ich erzählte Kais Freund meine Vergangenheit und er führte Protokoll, dann berichtete ich von Kai. Ich er­zählte unter Tränen, wie viel er mir bedeutete und dass ich ihn niemals verlieren wollte, dass ich lieber sterben würde als ihn zu verlieren und ein Leben ohne ihn sinnlos wäre. Er dürfte ihn mir einfach nicht wegnehmen, das musste er verstehen.

 

Er hörte uns beiden zu, dann ging er mit dem Satz, dass er Vater sofort verhaften würde, um danach wieder zu kommen, um dann Kai mitzunehmen … er hatte eine Straftat began­nen und würde vom Gesetz angezeigt werden, das Urteil jedoch musste der Richter spre­chen. Ich sackte zusammen als er draußen war.

 

Kai beruhigte mich und murmelte: „Wir fahren zur Ostsee!“

„Was wollen wir da?“, fragte ich verzweifelt, aber Kai lächelte nur: „Abschied nehmen!“ Ich sah ihn an … hieß das, er wollte dort …? Ich stand zitternd wieder auf und ließ mich von ihm führen. Er setzte mich auf den Rücksitz seines Fahrrads. Dann machten wir uns auf den Weg. Es würde lange dauern, aber das war mir egal … es war jetzt alles egal.

 

Bald würde alles vorbei sein … wir würden zusammen gehen … weg von dieser Welt, auf in unseren Himmel.

Gemeinsam … für immer gemeinsam! Er war dann auf der Straße und lächelte mich an: „Wir nehmen uns ein Taxi!“ Gesagt, getan. Schon hatte er ein Taxi auf der Straße heran gepfiffen. Wir setzten uns in den Wagen und ließen uns zu Kais Ferienhaus fahren.

 

Lange hat es gedauert, doch wir kamen endlich an. Ich sah noch einmal mir die prachtvolle Umgebung an, ich würde sie nie wieder sehen …

 

Ich küsste ihn und er mich. Dann ging er in das Haus. Er holte aus einem Schrank Kanister mit Benzin.

„Wieso habt ihr sowas?“

 

„Tja, meine Eltern sind halt gern auf alles vorbereitet und wenn alle Autos einen leeren Tank hätten, könnten sie somit alle auffüllen!“, lächelte er sanft. Er verstreute das Benzin überall im Haus. Dann murmelte er zu mir: „Wir bleiben für immer zusammen, das hab ich dir versprochen!“ Ich nickte und sah mich um … es stank schrecklich, aber ich krallte mich an Kai fest.

 

Bald würde alles vorbei sein. Er hob ein Feuerzeug … ich fragte mich, wie lange wir wohl brennen würden und wie es schmerzen würde, oder ob wir nichts spüren würden, weil wir einander hatten … all das würde ich bald erfahren …  

 

Ich sah zu ihm, er sah zu mir. Einen letzten Kuss spürte ich auf meinen Lippen …

Alles hat ein Ende ...

 

„Ein tragisches Ereignis ist gestern an der Ostsee vorgefallen! Zuerst ein Familiendrama, wo die eigene Tochter von ihren Vater jahrelang missbraucht und zur Prostitution gezwungen wird und dann ein Liebesdrama, wie bei Romeo und Julia. Wo die Liebenden lieber sterben als voneinander getrennt zu werden!

 

Heute wird dazu ein Sonderbericht erstattet, wo Freunde von diesem Mädchen über die Ereignisse sprechen und auch der Vater wird ein Statement abgeben!

16 Jahre war das Mädchen jung und wurde seit dem Unfall ihrer Mutter, die sie mit grade mal fünf jungen Jahren verloren hatte, sexuell von ihren eigenen Vater missbraucht und verkauft.

 

Der junge Mann, der ihr Klassenlehrer war und den sie sehr vertraute, stellte sich als ihre große Liebe heraus. Total zerstört, aber trotzdem zur Liebe fähig, das beweist das junge Mädchen. Er hingegen zeigt durch seine Tat ebenfalls aufrichtige Gefühle. Keine dreißig Jahre alt ein vielversprechender junger Lehrer, den die Schüler respektierten, verliebte sich in das seelisch misshandelte Mädchen und zeigte ihr somit eine andere Welt.

 

Es war eine verbotene Tat, doch zeigt ihr Ende, dass sie wirklich aufrichtig war. Keiner der beiden scheint eine schnelle Abwechslung gesucht zu haben. Es ist unglaublich so etwas zu hören, aber anscheinend bestrafen solche Gesetze immer die Falschen. Wer sagt, dass es ab 18 was anderes ist, wenn man einen 30 Jahre älteren Freund hat. Aber sobald einer der Parteien unter 18 und der andere über zwanzig bzw. 18 Jahre alt ist, dann gibt es großen Ärger. Natürlich sollen damit die jungen Menschen geschützt werden, aber es sollte für die wahre Liebe die Chance geben, dass man beweisen kann, dass man es ernst meint. Jedoch würde dieses Gesetz für diese beiden Liebenden zu spät kommen!

 

Nun spricht eine Freundin der verstorbenen 16jährigen.

>Sie war eine liebevolle Person … wieso hat sie aufgegeben? Ich versteh es einfach nicht … Sie hat sich nicht mal von mir verabschiedet. Sie ist einfach gegangen und unseren Klassenlehrer hat sie auch mitgenommen … ich werde die beiden nie wieder sehen … Ich glaub das einfach alles nicht! Sie waren so niedlich zusammen! Vor jeden anderen Men­schen hatte sie Angst, aber bei ihm nicht … Sie hat ihn wirklich geliebt … vom ganzen Herzen und er hat sie geliebt … ich will, dass beide wieder kommen!

Sie fehlen mir so … ich glaub es einfach nicht. Wir waren doch grade dabei wirklich Freunde zu werden, wieso hatte niemand ihr vorher geholfen? … Kein Mensch hat sich drum gekümmert, was ihr Vater jahrelang mit ihr getan hatte … ich will gar nicht daran denken … es ist schrecklich und kein Mensch sollte anderen Menschen Gewalt antun.

Außerdem sollten Gesetze nicht die Guten bestrafen … so was ist einfach nicht fair … ich will, diese Gesetzlage ändern … für sie will ich sie ändern … auch wenn es ihr nichts mehr bringt, anderen hilft es vielleicht!

Menschen sollten selbst Entscheidungen treffen, sie war erwachsener als so mancher „wah­rer“ Erwachsener und sie war … sie war vollkommen rein … trotz der ganzen Taten … sie war rein … ich vermisse sie … sie fehlt mir … ich will sie wieder zurück haben … ich hab mich doch nie richtig bei ihr bedankt!

Sie fehlen mir beide … ich will … ich … sie … sie sollen einfach nur glücklich sein … ich hoffe sie sind jetzt endlich glücklich! <

 

Ganze Zeit schluchzte das arme Mädchen als sie von ihrer verstorbenen Mitschülerin und ihren Lehrer erzählt. Auch die anderen Schüler äußern sich alle positiv zu den beiden und auch sie bedauern den Verlust, sie sagen, dass sie noch nie einen so „coolen und korrek­ten“ Lehrer hatten und das auch das Mädchen in den letzten Wochen aufgetaut sei. Es war seitdem sie in ihrem Lehrer ihr Glück gefunden hatte.

 

> Beide tanzten zusammen zärtlich zu dem Lied „Heaven“! Es war das schönste und ro­mantischste Bild, was ich jemals in meinem Leben gesehen habe! <

 

Schwärmte eine weitere Schülerin. Niemand verliert ein schlechtes Wort über die beiden und wäre sie zwei Jahre älter oder er in ihrer Klasse nicht der Lehrer, sondern der Schüler gewesen, hätte niemand was gegen ihre starke Liebe was einzuwenden gehabt, jedoch war sie zu jung und er zu alt!

 

Ein junges, verbotenes Glück, was sich lieber verschmort als voneinander getrennt zu sein. Es ist eine unglaubliche Geschichte und dennoch ist sie wahr. Traurig, dass immer erst solche Sachen geschehen müssen, bevor irgendwas in der Welt vor sich geht.

 

Denn selbst der Vater schien mit dem Tod seiner Tochter überfordert gewesen zu sein. Er soll Stunden, mit Handschellen gefesselt und von Polizisten bewacht, vor dem verbrannten Haus gestanden und es angestarrt haben. Zum Schluss hat ein Polizist gehört, wie er wohl gemurmelt haben soll, das habe er nicht so gewollt!

Aber was habe der Mann dann gewollt? Wie kann man seine eigene Tochter jahrelange so was antun? Ärzte vermuten, dass der Mann einen geistigen Schaden aufweist und sie werden ihn untersuchen.

Ja, dieses Thema ist tragisch und ich werde es weiter verfolgen, wir werden noch viel um die Geschichte der beiden Liebenden hören, die zusammen im Feuer starben!

 

So hat alles ein Ende … aber für die beiden ist es ein Anfang! Ein Anfang in ihrer eigenen Welt ohne Schwierigkeiten und hoffentlich ohne irgendwelche Hindernisse. Ich wünsch mir für die beiden, dass ihr „Heaven“ für sie nicht nur eine Illusion war, sondern sie wirk­lich gemeinsam in eine andere Welt aufgebrochen sind, um da für immer glücklich zu sein!

 

Das war es für heute mit diesem Sonderbericht, ich bedank mich für Ihr Interesse und schalten Sie auch morgen wieder ein, wenn ich Ihnen spannende Nachrichten vermitteln werde!“

Zehn Jahre später

 

Groß in der Zeitung: „Autobiographie eines Vaters, der seine Tochter verkaufte!“ Dann kam der Artikel. Da wurde die ganze Geschichte wieder aufgewühlt. Es stand drin, was vor zehn Jahren passiert war. Dass eine Schülerin sich in ihren Lehrer verliebt hatte, das je­doch war aber nicht das einzige Problem, denn sie, die Schülerin, wurde jahrelang von ih­rem Vater missbraucht und zur Prostitution gezwungen. In ihren Lehrer fand sie die Liebe ihres Lebens und beide wählten den Freitod als die Polizei auf den Weg war, den Lehrer zu verhaften! Sie zündeten ihre Bleibe an und starben in den Flammen.

 

Der Vater dieses Mädchen war im Gefängnis und hat da an seiner Biographie geschrieben. Es wurde festgestellt, dass bei dem Unfall, den er mit seiner Familie hatte, sein Gehirn be­schädigt wurde und er dadurch jahrelang ohne Mitgefühl gelebt hat. Erst als er wirklich feststellte, dass seine Tochter tot war, schien es wieder zu kommen. Im Gefängnis musste er eine Therapie anfangen und er lernte Gefühle wieder aufs Neue kennen und verstand langsam alles.

 

Es war zwar immer noch nicht möglich, dass er richtig irgendwas wahrnahm von dem, was er getan hatte, aber er probierte sich mit seinem Werk zu erklären.

 

Beides, die Zeitung und die Biographie, lagen auf dem Tisch. Nicht ganz gelesen, jedoch angefangen …

Was war das nur für eine Welt? Komisch zu sehen, dass es solche zerschlagenen Familien gibt …

 

„Mama!“ Ein kleiner Junge stürmte auf den Balkon. Er hatte blaustrahlende Augen und dunkle Haare, er trug eine Brille und hatte keine Schuhe an. Fünf Jahre war er alt, hinter ihm tauchte dann auch schon ein Mann auf: „Hallo Schatz!“ Ein Kuss, zärtlich und liebe­voll. Er beugte sich vor um das kleine Wesen ebenfalls zu begrüßen: „Na meine kleine Prinzessin?“

 

Ja, ein kleines Mädchen rundete das Bild ab, auf den Armen der stolzen Mutter war ein unglaublich süßes kleines Mädchen, grade mal 1 ½ Jahre alt. Mehr grüne als blaue Augen und hellere Haare, aber dennoch ein braun. Wirklich sehr süß.

 

„Wie war dein Tag?“ Er sah zur Zeitung und dann daneben das Buch liegen: „Du wolltest es doch nicht kaufen!“

 

„Es hat mich aber interessiert!“

„Mami!“

„Was hast du denn Matty?“ Er streckte seine Arme aus und zeigte auf das Buch: „Wer ist das?“

 

„Ein wirklich böser Mensch!“, antwortete der Papa, aber dann kam eine Erklärung: „Er hat schlimme Sachen getan, ihm hat es nicht gestört, wenn seine Tochter Schmerzen hatte und sie geweint hat, er hat trotzdem ihr befohlen, dass zu machen, was er wollte!“

 

„Wie gemein!“, stellte der kleine Junge fest. Er war so was von goldig, dass er sofort einen Kuss erhielt. Unglaublich … all das … es war zehn Jahre her!

 

Mein altes Leben ist seit zehn Jahren abgeschlossen und ein neues hat angefangen! Ich bin jetzt selbst Mama und Kai ist ein stolzer Papa. Wir sind im Zeugenschutzprogramm. Ha­ben unsere Namen und unsere Identität völlig geändert. Ich war jetzt Kathlin und Kais Name war Ryan. Seit Jahren waren wir glücklich.

 

Jedoch war das nicht immer so. Es war nicht leicht, wahrhaftig nicht. Es war sehr kompliziert. Als ich vor zehn Jahren in Kais Ferienhaus stand und dachte, jetzt wäre alles vorbei, dabei hatte er von Anfang an einen Plan.

Kai hatte schon mit seinen Schulfreund geredet und beide haben diesen Plan gefasst. Das Haus sollte verbrennen und es sollte so aussehen, als wären wir da drinnen gestorben. Ich dachte wirklich, es wäre alles vorbei. Doch Kai sagte mir den Plan und verließ mit mir das Haus und zündete es danach draußen an, indem er eine brennende Streichholzpackung durch das Fenster warf. Dann sind wir geflüchtet. Alles war geplant, er und sein Kumpel klärten es und wir wurden ins Zeugenschutzprogramm aufgenommen. Es wurde so gedreht von den beiden, dass Kai als Betreuer mit mir kommt.

 

Die Polizei regelte es so, dass es für alle so aussah, dass wir beide in dem Feuer umge­kommen sind, damit wenn Vater fliehen sollte, keine Rachegefühle entwickeln und uns jagen könnte, denn immerhin wären wir in seinen Augen gestorben.

 

Wie wurde das nur alles gemacht? Ich verstand es selbst noch nicht ganz, außer dass alles für uns gut geendet ist und Kai nicht bestraft wurde, tja solange man Beziehungen hat, klappt das halt alles und da er seinen Freund Abstinenz geschworen hat bis ich volljährig war, gab es auch von der Seite keinen Ärger.

 

Wieso er mir solche Angst gemacht hat und mir nicht gleich seinen Plan erzählt hat, ver­steh ich bis heute nicht, aber ich genieß einfach mein jetziges Glück. Es war wirklich alles nicht einfach. Das Gesetz machte uns wirklich Schwierigkeiten, denn wir dürften erst seit acht Jahren laut Gesetz zusammen sein. Es war kompliziert das alles so hinzubekommen. Aber da wir einen verständnisvollen Polizeibeamten hatten, klappte das alles. Er hat uns am meisten geholfen, wie gesagt unter der Bedingung, dass mich Kai … Ryan erst wieder berührt, wenn ich 18 Jahre alt war. Wir haben uns daran gehalten.

 

Wir haben uns zwar in der Zeit gesehen, aber ich hatte eine andere Wohnung als er, es war ein betreutes Wohnen, da ich ja noch minderjährig war. Wir haben uns in der Zeit nicht mal geküsst. Ich hatte oft Angst, dass wir uns voneinander entfernen würden oder er es bereuen würde. Ich hab ihn sogar erlaubt, dass er mit anderen Frauen schlafen dürfte und ich meinte zu ihm, dass er jederzeit sagen könnte, wenn seine Gefühle nicht mehr vorhan­den waren.

 

Nach einem halben Jahr, war es jedoch für mich nicht mehr zu ertragen, es war einfach zu schwer, ich hatte ein Tief, da ich seine Nähe nicht spürte und im College meinen Abschluss machte. Wir wohnten in Amerika, in North Carolina um genau zu sein. Es war unglaublich schön da. Jedoch trennte ich mich in diesem schönen Gebiet von meiner großen Liebe. Ich konnte es nicht ertragen, ihn an mich zu binden. Also trennte ich mich nach nicht mal einen Jahr ohne Berührungen ohne Küsse ohne alles was ich an ihn so liebte.

 

Ich hab ihn gebeten, mir nicht hinterher zu rennen und mich einfach meinen Abschluss machen zu lassen. Er nahm es gefasst auf und akzeptierte es, ich ging und er sah nicht mal zu mir. Ich wollte sterben, aber ich tat es nicht. Ich brachte die nächste Zeit mit ach und krach lebendig über die Bühne.

 

Dann kam er also, mein 18. Geburtstag und Kai und ich waren getrennt. Ich hatte meine erste große Liebe trotzdem nie vergessen, wie hätte ich auch? Ich hatte in dieser Zeit keine Beziehung, jedoch hatte ich durch Kai keine Angst mehr vor Berührungen. Daher hatte ich gute Freunde im College gefunden und hab gleich klar gestellt, dass ich keine Beziehungen wollte.

 

Sie wollten an meinen 18. also eine große Party schmeißen. Ich ging mit meinen Freunden aus der Schule … da stand er und lächelte mich an. Ich glaubte nicht, was ich da sah. Aber es war wahr. Er hatte die ganze Zeit gewartet, nicht nur er war meine sondern ich auch seine große Liebe … die Liebe des Lebens.

 

Meine Beine trugen mich wie von selbst zu ihm und ich sah ihn an, er streichelte durch mein Haar, um mich dann sanft zu küssen. Ich weiß es noch genau, mein ganzer Körper war elektrisiert. Dann küssten wir uns leidenschaftlich. Endlich war es nicht mehr verboten und wir zogen sofort zusammen.

 

Niemand würde uns mehr trennen und auch die Behörde akzeptierte es jetzt. Es war un­glaublich. Ich war so ungeheuer glücklich … und jetzt?

 

Wir haben zwei Kinder, sind verheiratet und lieben uns mehr als jemals zuvor. Es gibt halt Menschen, die gehören einfach zusammen, wir waren solche Menschen!

 

Matthew war unser Sohn und ich hatte echt Angst als ich schwanger wurde, da ich Panik bekam, dass mir vielleicht was passieren würde und Kai sich dann genauso ändern würde wie Vater. Aber diese Krise haben wir auch gemeinsam überstanden, er hat für mich ein Schreiben verfasst, dass die Pateneltern unserer Kinder ebenfalls ein wachsames Auge auf unsere Lieblinge werfen würden, wenn einen von uns beiden was passierte.

 

Unsere kleine Tochter hieß Sophia. Ich habe sie nach meiner ersten besten Freundin So­phie benannt, die ich niemals vergessen habe. Sie fehlte mir und ich dachte oft an sie, aber sie würde für immer in meinem Herzen sein und ich auch in den ihren, das wusste ich.

 

Ich hab sogar erfahren, dass sie und Rob jetzt ein Paar waren. Sie hat ihn wohl fünf Jahre lang zappeln lassen, weil sie ihm nicht traute, dass er wieder der Alte war. Ich wusste es daher, weil ich sie auf einer Internetseite als Freundin habe, jedoch weiß sie nicht, wer ich bin und ich wusste auch, dass die Bekanntschaft für sie nur flüchtig, aber trotzdem wichtig war. Wir hatten uns nie gesehen und dabei wollte ich es auch belassen, trotzdem schrieben wir einmal manchmal auch zwei Mal im Jahr lange Mails mit unseren Erlebnissen auf.

 

Sie hatte mich auch auf das Buch von Vater aufmerksam gemacht, da wusste ich, dass sie immer noch an uns dachte … ihren Klassenlehrer und ihre Mitschülerin von damals. Sie erzählte mir, dass sie diese besagte Tochter persönlich kannte und sie ein ganz liebevoller Mensch war. Sie berichtete auch von der Liebesgeschichte, es war komisch sie über mich so liebevoll schreiben zu sehen. Aber das zeigte nur wieder, dass sie ein wunderbarer, ehr­licher Mensch war.

 

Wie gesagt, waren sie und Rob ein Paar und sie hatte ihn gedroht, wenn er jemals irgend­einen Fehler - und war er noch so klein - machen würde, würde sie ihn hochkant raus­schmeißen. Sie war echt niedlich.

 

Kais Mutter war in der Zwischenzeit leider auch gestorben, aber die Polizei schickte Kai sein Erbe. Und ein Schrein stand in unserem Wohnzimmer, wo unsere Kinder ihre Großeltern wenigstens per Foto kennen gelernt haben.

 

Wir haben ein schönes Leben und ich genieße jeden Augenblick. Ich könnte unsere Kinder immer nur knuddeln und meinen Mann ganze Zeit ihn meine Arme nehmen. Ich liebte das Leben und hoffte, dass es niemals enden würde. Hätte mir das jemand vor zehn Jahren gesagt, hätte ich der besagten Person einen Vogel gezeigt, aber ich glaube das hätte Kai auch getan, wenn man ihn gesagt hätte, dass er einer von den Lehrern werden würde, der sich auf eine Schülerin einlässt.

 

Nun war es an uns, dass unsere Kinder glücklich aufwuchsen, ich bin jedoch guter Dinge. Denn zusammen können wir alles schaffen. Wir waren einfach glücklich. Sanft beugte ich mich zu ihm hoch und küsste ihn, während ich Matty lachen hörte.

 

Ja, wir waren eine wirklich glückliche, kleine Familie …

 

 

ENDE

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 18.01.2015

Alle Rechte vorbehalten

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