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KATHARSIS
(2006)

war ich im gestern?
anders.
mehr als ein nachtschattentraum.
bin ich im morgen noch?
blass, vage.
ein ungelöstes versprechen.
gegenwärtig will ich keine versprechen geben.
hoffen auf die erlösung, dass der traum erwacht.
und mehr ist als zu sein.
deutlich.

veränderung
die zeit hat ihre zeichen gesetzt.
allee durch mein herz.
tränengeflutet.
aufstehen
und nach vorne gehen.
mich zerreißen.
mitten durch.
und meine wunden abstreifen
wie eine überholte haut.
graue zeit
du bist durch meine seele geschwommen.
öffnete dir mein herz.
dann hast du sie zerbrochen.
über den scherben warte ich.
verstehe nicht mehr.
das gefühl ist unveränderlich.
die narben bleiben.
und es ist tot in mir.
dort, wo du geschwommen bist.


in fluss kommen
meer in mir.
schattenbäume,
die meine liebe ufern.
ausgeflossen.
wenn ich loslasse,
mich opfere
und aufmache -
heißt der himmel gnade?
heil werden
...das verstehen herein lassen.
aufmachen.
mich weit aufmachen.
keine irrwege mehr über verbrannte erde.
lächle mit angekohlter haut.
und
sehe den neuen tag in mir herandämmern.
und ich verstehe...


mütterlich
jetzt - wo du gehst.
- kümmere dich um sie.
dreh dich noch mal um.
sag ihr - es ist gut.
lass ihr eine umarmung.
- nimm ihr die bedürftigkeit ab.
winke, bevor du gehst.
zu verstehen,
dass der atem recht hat.
und die intuition längst weise ist.
wenn sie satt ist,
werde ich leichter sein.
phönix
regenbogenfarben schwimmen.
meine tore sind weit geworden.
im offen sein
liegt etwas vom nichtverwundbar werden.
hinter dem schweiß
und hinter den klebespuren der furcht
gebiert sich das leben neu.
- indem es
über sich hinausgeht.


du
du zerknotest dein inneres.
stülpst die wut nach außen.
deine tränen schmecken bitter.
vorwurf, angst und zynismus
beten deine augen.
du wirfst mit schuld um dich
und rennst auf der stelle.
in deinem schatten lauert es schwer.
und nichts kommt hindurch.
die hoffnung kriegt das zittern
- vor deiner bitterkeit.
es ist schwer dich zu finden.
- so wie du gemeint warst.
es kostet kraft dich drunter erkennen zu können.
es ist traurig.
und du verstehst nicht,
dass du selbst deine entscheidung bist.
die du triffst in jeder sekunde.
es tut mir leid um dich.
tief im schmerz
es kommt von innen.
aus der tiefe meiner vielen hüllen.
es zittert in mir.
irgendwo da drin habe ich einiges verloren.
mich an die wand verraten?
die wand war so groß.
sie sollte mich schützen.
jetzt such ich mich dahinter.
die suche fordert das zerbrechen.
breche mich in stücke.
- breche die spiegel,
- die lügen und die echten.
wenn ich zurückkomme,
werde ich keine mauern mehr brauchen.


unter dem schmerz
ich wurde zu feuer.
ich war gleißender blitz.
das universum zog sich zusammen
auf brennendes rot.
meine wahrnehmung - feuer.
alles wurde greifbar, erfassbar
ohne kopfumwege.
in der reduktion,
in der kaum erträglichen reduktion
wurde wahrheit in ihrer schönheit durchdringend.
inmitten meiner erschöpfung spürte ich
die unermesslichkeit meiner kraft.
fühlte, dass ich stark bin.
weil alles eins ist.
in diesem moment, als ich zu feuer wurde,
sah ich den weg ins morgen.


sommer
das gewitter hat sich verzogen,
als ich ihm gesagt habe, es kann bleiben.
löwenmäulchen wollen sonne trinken.
das blau sagt - es ist gut.
meinen durst bring ich zur sonne,
die tränen schmelzen wie wassereis.
und drüben
zwischen löwenmäulchen und klatschmohn
blüht mein grün.
und es wächst.
wachsen ohne zu hinterfragen.
wachsen, weil das blau die bestimmung ist.


angst und wut
ich sehe meine angst in dir.
meinen hass.
meine verzweiflung.
eigentlich sind sie ausgewachsen.
wenn ich schreie, bin ich kind.
und wenn ich hasse, hasse ich mit pubertärer inbrunst.
du schienst mir damals so groß, von sicherheit umgeben.
in deinem schatten war ich zu haus.
ich hab nicht gesehen, dass du mich zum stützen brauchtest.
später erdrückte mich deine macht.
nicht geduldet, dass ich deinen schatten verließ.
nicht akzeptiert, dass ich strauchelte und stürzte.
keine hand, keine wärme.
du hattest nicht verstanden.
heute weiß ich, wie hilflos du warst.
damals war ich nur allein.
es hat weh getan.
du hast mir weh getan.
und mich mit wut gefüllt, deiner eigenen inclusive.
und schlechtes gewissen gab es gratis dazu.
schuldgefühle haben sich ausgewachsen.
meine wut reichte für drei leben.
ich bin sie nicht losgeworden.
sie hat mich zum Platzen gefüllt.
und wenn die wut die luft anhielt, schrie die angst noch lauter.
ich hatte angst vor meinen möglichkeiten und sie zu leben.
und du wurdest zum feind, weil dein weg nie meiner war.
heute weiß ich, dass du nicht anders konntest.
viel hast du toll gemacht.
vor allem vorher.
und dass es gut ist und ich toll bin, auch wenn ich stürze,
muss ich mir selber sagen.
so viele in deinem namen gehasst, auch mich.
so viel verzweiflung
und zu wenig rückgrat meinen weg zu gehen.
von selber kamen keine helfenden hände.
und ich hatte zu viel angst.
meine wut und meine verzweiflung hab ich mitgenommen,
sie haben mich gefressen.
heute hab ich sie wieder einmal gesehen - die angst in dir.
denke, jetzt habe ich sie ganz erkannt.
ich werde meine angst, meine wut und meine ohnmächtige verzweiflung dorthin
gehen lassen, wo sie hingehören - ins gestern.
sie einfach frei lassen, nachdem ich sie erkannt habe.
verzeihen, mir und auch dir.
eines weiß ich, dass du tief drin weißt
- in wahrheit bin ich stärker.


der weg
Am Anfang
standen steine.
ende erdrückte.
und fing ein.
im stillstand fand der atem sich.
wut und angst umkreisten.
füllten das universum aus.
auf den weg gezwungen.
nicht zu wagen,
nicht zu denken.
ein augen-öffnen
- unmöglichkeit.
tapsen, wie ein blinder in fremden straßen.
kein stehenbleiben.
die steine stützen,
drücken den rücken weiter.
das mark wird nach außen gekehrt.
der schatten darf sein.
dieser weg überrascht.
unbemerkt folgt vertrauen den spuren.
dieser weg macht heil.
er macht mich.


spuren
dort vorne
wage ich letztendlich mensch zu erkennen.
als ich mich in euch erblickte,
schauerte mich.
das fremde hat mich angezogen.
mich abzusondern
und bei bedarf die mauern hochzuziehen.
die show nach außen zu kehren
und dann zu tun,
als wär ich ihr.
dort vorn hab ich gemerkt
- die show ist überflüssig.
das andere in mir echt.
und mein anlitz in deiner seele schön.
dort vorn will ich keine mauern mehr.
ich kann spuren ziehen.
und ich bin so frei zu leben.


parzifal
parzifal im weicheren licht.
die kanten erzählten von schatten und
düster dahinter.
das licht spricht eine neue sprache.
der narr auf der stolzen reise.
hast nach abenteuer.
die angst wirft den größten hochmut.
im niederknien findet sich weisheit.
und aus dem düster steigen weiße pferde ans licht.


panther 33
in mir räkelt es sich.
entspannung und spannung
in einem stolzen schritt.
knurren trifft auf schnurren
in einem lächeln.
bereit zum sprung
lege ich mich in die ruhe.
gähnen in die wachheit.
da.
mit allen sinnen hier.
schwarzer samt meine haut.
keine stacheln, keine angst.
nur die leichte sicherheit
des panthers.
und draußen
torkelnd
scham
wut und angst.
löslich.
und ich warte, bis der panther aus mir bricht
und ich sichtbar werde.


verzweiflung hat unendlich leben
es gibt schöne momente.
natürlich.
ein duft, ein lied, ein sonnenfleck, ein maulvoll leben.
es gibt vollendung in der gegenwart.
lichtblitzdauer.
kann ich nur in der gegenwart leben?
kann ich leben ohne zukunft?
manche tiefe ist gewonnen.
aber so viel verloren.
kann ich leben ohne erwartung, ohne zukunft?
meine erinnerung als schatz, der sich nicht wiederholt?
genießen, was da ist?
vergessen, ob ein morgen da ist?
ich kann nicht ohne träume leben.
wenn die hoffnung stirbt, ist es eine dumpfe existenz.
ich sehe sie leben draußen. - und sie spüren es nicht.
der schmerz zerschneidet mich neu.
und ich würde töten...
aber ich würde auch lieben.
manchmal lebe ich.
aber meist empfinde ich dieses Leben minderwertig.
ich verliere meine gestern, meine morgen.
und allein im jetzt sein, kann nur ein mensch,
indem bereits alles gestorben ist,
das wütend macht, das weh tut, das jung und voller leben ist.
ich werde nicht früher gehen.
hin und wieder ein geruch, eine berührung, ein moment
in meiner wüste.
sag mir, dass ich zukunft habe, gibt mir die gewissheit und den glauben.
dann bin ich schon heute mit jeder faser hier.
und lebe.
wenn die hoffnung kein licht auf mich wirft, sterbe ich schon hier.
ich würde es so anders machen als ihr.
ich würde ich sein, ohne gefängnis.
ich würde morden dafür.
kein versprechen einer zukunft.
ich bin nicht bescheiden.
brecht mich, tötet mich.
ich will alles.
ich gehe lieber, als danke für das bisschen zu sagen.
sag mir, ich hab ein morgen und ich bin schon heute dankbar und glücklich.
du sagst es nicht.
und mein leben ohne erwartung wird kleiner und kleiner.


dämonen
wenn es dunkel wird,
erheben sie ihre stimmen.
wehe, wenn die nacht mich allein findet.
sie hetzen mich ins finster.
sie heißen angst, ende, verzweiflung.
sie lügen.
sie zaubern schwäche, erschöpfung, panik.
sie täuschen.
nacht findet dämonen auf mir.
hinter ihren schreien weiß ich,
habe ich angst zu gehen.
- ich könnte stürzen.
die geister, die ich rief.
ich habe schutz gesucht.
die höhle barg mich.
eingehüllt, verborgen, sicher.
in mir wuchs das leben.
ich wollte ausbrechen.
und meine sicherheit wurde gefängnis.


der garten
reite tief in den roten garten.
reise in die wut.
finde angst.
tauche.
finde unsicherheit.
die größe weiter zu gehen .
hinschauen.
wachsen lassen.
es bläht sich auf.
gigantisch.
nach der wut.
nach der angst.
zusammengefallen.
weiter gehen.
diesen garten erkunden.
dem finster raum geben.
es verliert sinn.
wird überflüssig.
unsicherheit kann gehen.
reise durch meinen schatten.
schicht um schicht entkleidet.
dahinter.
ich ging hindurch.
schauen.
der garten blüht ein neues gesicht.


rückblick
ich hab vergessen loszulassen.
schwamm, der versucht den regen aller welten zu trinken.
noch mehr.
noch tiefer.
nichts verpassen.
die angst nicht gesehen.
- in den abgrund gestoßen.
verdrängt. verpasst.
vor den mauern großes farbtreiben.
die gier sich voll zu blähen.
wenn du so voll bist -und so gesichertwächst
die angst.
suche nach mäuselöchern, wegen nach draußen.
glorifizierung, angst, großkotzerei
- aufgebläht zum bersten.
kampf, wenn der raum zum leben schwindet.
und so viel erinnerung,
die gestern nicht so groß war.
- der glanz täuscht aus dieser perspektive.
gigantisch.
es droht implosion.
verlust an leben.
lernen - gehen zu lassen.
lernen - loszulassen.
raum für mich.
mein leben
und, dass ich atmen kann.


wetter
wolken rinnen ins blau.
der abschied weiß um den winter.
sturm auf wasserglas zurückdrehen.
müdigkeit treibt ab.
lila strudl hat sie verschluckt.
der rülpser lacht morgenrot.
himmel malt wolkendecke.
wattesicher.
fangen mich sanft.


neues gleichgewicht
tief.
schwarz.
feucht.
erdenschwer.
zu viel luft kostet körper.
wasser erdet nicht.
kohlensäure. schließlich leere.
erde über mir.
schwer.
voll und ohne mitleid.
erbarmen.
jetzt schreit sonne
nach lächeln.
hände tanzend auf meiner haut.
leichtes spiel ohne gewicht.
schmetterlingsflügel.
und träume,
die schweben im flirrenden gras.
ich behalte erde, wasser und luft.
im neuen gleichgewicht
haben die anderen an schrecken verloren.
die lust zu spielen ist da.
aber
ich bin echt.


Metamorphose
ich bin
- meer ohne salz.
- brodelnder eintopf.
- sturm und beben.
ich bin im werden.
- der rückzug
- die einsamkeit
- die stille
braucht mich.
- das brennen der wut
- das schwarze nichts
- die angst
ist noch hier.
die verhandlung mit gott noch am laufen.
und ohne die mauer
bin ich so zerbrechlich.
die metamorphose hält mich fest.
schmerz geht.
grün im kommen.
hoffen.
überflüssig machen der sichtbaren zeichen des grolls.
heil werden.
ich bin im werden.
selten himmel.
dann hölle.
zu wenig erde.
absturz und rettung.
rückzug ins ich.
wachsen.
leiden.
toben.
und finden.
katharsis
dann
metamorphose.
gegenwart leben.
dann freiflug.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 23.10.2011

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