Cover

Vorsicht Gas

Dragana freute sich schon seit Tagen darauf. Morgen würde ihre Tochter Anica heiraten, und Sie war schon seit Tagen mit den Vorbereitungen beschäftigt. Es würde ein ganz großes Fest werden. Alles war gut vorbereitet. Die Verwandten aus Serbien würden heute im Laufe des Tages ankommen. Ihr Mann Mile hatte in einer kleinen Pension, die in der Nähe von ihrer Wohnung lag Zimmer reserviert. Dort würden sie dann ihre Verwandtschaft unterbringen. Denn es war wichtig, dass sich die Besucher wohl fühlten. Das war einfach eine Verpflichtung der Familie gegenüber. Eine Hochzeit war nun einmal etwas ganz besonderes. Dafür mussten die Brauteltern Sorge tragen. Dragana sah sich in ihrer Küche um. Was hatten sie doch für Glück gehabt diese Wohnung zu bekommen. Eine drei Zimmer Wohnung mit einer riesigen Küche.
Wie geschaffen für Draganas Kochleidenschaft. Doch im Moment herrschte darin ein heilloses Chaos. Überall standen Töpfe, Schüsseln, Teller und Backbleche herum. Alle Kochplatten auf dem Herd waren besetzt, und es köchelten die verschiedensten Leckereien darin. Ja sie war in ihrem Element. Denn es gab nichts Schöneres für Dragana als ihre Familie zu beköcheln. Da war ihr kein Aufwand zu groß. Im Gegenteil, am liebsten kochte sie in großen Mengen. Sie bereitete sämtliche Spezialitäten ihrer Heimat zu. Eingelegte Weinblätter, Sarma, Cevapcici, Plescavica, verschiedene süße vor Honig triefende Kuchen. Kurzum alles was die Jugoslawische Küche hergab.
Aber besonders stolz war sie auf ihr Familienrezept. Mit Knoblauch gespickte Spanferkelkeule. Das würde das Empfangsessen für die angereiste Verwandtschaft sein. Sie schaute auf die Küchenuhr, die an der Wand hing. Es war gerade zwölf Uhr dreißig. Ihr Mann war gerade auf dem Weg zum Flughafen, um die Gäste abzuholen. Das Flugzeug sollte um dreizehn Uhr dreißig landen und dann wären sie gegen fünfzehn Uhr hier. Es war also noch genug Zeit bis dahin.
Sie nahm die vorbereitete, mit Knoblauch gespickte Spanferkelkeule aus der Speisekammer. Öffnete dann das Küchenfenster und stellte die Keule auf das Fensterbrett. Danach machte sie sich eifrig daran, die vorbereiteten Speisen weg zustellen, und die Küche aufzuräumen. Schnell schaute sie noch einmal zur Uhr, und ein lächeln huschte über ihr Gesicht. Sie lag voll in ihrem Zeitplan. Nun brauchte sie sich nur noch umzuziehen, und dann könnten die Gäste kommen.
In ihrem Schlafzimmer, lag schon das neue Kleid, das sie sich extra für den heutigen Tag gekauft hatte, auf dem Bett bereit. Gerade hatte sie den langen Reißverschluss des Kleides geschlossen, da pochte es kräftig an der Wohnungstür, und jemand rief: „Sofort aufmachen! Schnell!“ Während sie eilig zur Tür lief, dachte sie, dass ihr Mann sich nie abgewöhnen würde, diese komischen Scherze zu machen.
Doch als sie die Tür öffnete, stand nicht ihr Mann mit den Gästen vor der Tür, sondern ein Feuerwehrmann. „Kommen sie schnell raus hier, wir haben Gas Alarm. Sie müssen Augenblicklich ihre Wohnung räumen.“ Dann griff er nach ihrem Arm und zog sie auf die Straße, während seine Kollegen in das Haus stürmten. Völlig verwirrt stand Dragana auf der anderen Straßenseite und beobachtete fassungslos das Treiben der Feuerwehr.
In diesem Augenblick, kam ihr Mann mit den Gästen vorgefahren, und eilte auf sie zu. „Dragana was ist denn hier los?“ Tränen traten ihr in die Augen und sie konnte nur hilflos mit den Achseln zucken. Ihr Mann nahm sie in die Arme und versuchte sie zu beruhigen, während ihre Verwandten, in einem Halbkreis um sie herum standen und in ein lautes Palaver ausbrachen. Jeder wollte wissen, was denn nun eigentlich los sei. Dann kam ein Feuerwehrmann zu ihnen herüber.
„Herr und Frau Ilic?“ „Ja.“ „Ein Passant hat uns wegen Gasgeruch alarmiert. Wir haben alles kontrolliert und dabei festgestellt, dass kein Gas austritt. Allerdings haben wir die Ursache des Geruchs festgestellt. Es ist ihre gespickte Spanferkelkeule. Vielleicht sollten sie in Zukunft lieber nicht so viel Knoblauch benutzen.“

Impressum

Texte: Bild und Text: Copyright by M.Köhler
Tag der Veröffentlichung: 31.05.2011

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /