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Der Einkauf

Es steht wieder einmal der wöchentliche Großeinkauf an. Bewaffnet mit meinem Rentnerbuggy und einen Rucksack mache ich mich auf den Weg. Nach zehn Minuten Fußweg bin ich am Discounter angelangt. Die erste Hürde, die ich zu bewältigen habe, ist die, einen geeigneten Einkaufswagen zu ergattern. Denn einige von ihnen haben keinen Haken, an dem ich meinen Rentnerbuggy anhängen kann. Und draußen einfach stehen lassen, geht schon gar nicht. Da solch ein „Gefährt“ heiß begehrt ist. Nachdem ich das Objekt meiner Begierde ausfindig gemacht habe, muss ich noch den passenden Chip in meiner Jackentasche finden. Ich trage meistens drei bis vier von diesen Teilen mit mir herum, da nicht jeder Chip für jeden Einkaufswagen geeignet ist. Als ich auch das geschafft habe, kann ich mich und meinen Wagen durch das Drehkreuz zwängen. Danach stelle ich mich erst einmal an die Seite und hole meinen Einkaufszettel und die Brille heraus. Nach diesen Vorbereitungen kann es endlich losgehen. Als Erstes folge ich dem Gang und bleibe hin und wieder stehen, um die von mir benötigten Waren in meinen Einkaufswagen zu legen. Während dieser Zeit bemerke ich aus dem Augenwinkel heraus, einen älteren Herren. Dieser Herr scheint mich zu verfolgen. Immer auf gleicher Höhe mit mir. Bleibe ich stehen, bleibt auch er stehen. Nun gut, der Gang führt nun einmal nur geradeaus, wo soll er also hin, denke ich. Doch ich fühle mich belästigt, und es macht mich nervös. Also rette ich mich durch einen taktisch gut überlegten Schachzug. Gleich kommt nämlich ein Abzweig. Ich laufe also weiter, und tue so, als ob ich geradeaus weiter gehen will. Dann bleibe ich ruckartig stehen und reiße meinen Einkaufswagen nach rechts in den Gang. Geschafft! Der Herr konnte, ich nehme an aufgrund seines Alters, nicht so schnell reagieren, und ich bin ihn erst einmal los. Zwar ist meine strategisch gut ausgeklügelte Einkaufsroute erheblich durcheinandergeraten, aber damit muss ich jetzt leben. Auf geht es zu den Kartoffeln! Ich betrachte mir gerade ein Netz mit wunderbar geformten Exemplaren, als ich eine schrille Stimme vernehme. „Halt, das sind meine Kartoffeln!“ Erschrocken lasse ich das Netz fallen und schaue, woher die Stimme kommt. Da steht neben mir ein gebrechliches kleines „Mütterchen“, mit einer Brille auf der Nase, dessen Gläser an den Boden von Colaflaschen erinnern. Ihre Augen, die riesig durch die Brillengläser wirken, funkeln mich wütend an. „Nur weil ich schlecht sehen kann, müssen sie nicht glauben, dass ich es nicht mitbekomme, dass Sie mich betrügen wollen.“
Ich bin so perplex, dass ich mir schleunigst ein neues Netz Kartoffeln schnappe, und zu sehe, dass ich verschwinde. Ein Blick auf meinen Einkaufszettel zeigt mir meine nächste Station an. Die Frischwursttheke! Dort angekommen freue ich mich, dass nur zwei Leute vor mir sind. Ich stelle mich an und warte darauf, dass ich an der Reihe bin. Der Herr, der als Erster in der Reihe steht, ist gerade fertig und nun kommt die Dame vor mir dran. „Ich hätte gerne 800gr Ringergulasch, 500gr.Schweinebraten und 500gr. Hackfleisch,“ gibt sie ihre Bestellung auf. Die Verkäuferin wiegt alles ab und packt es ein. Doch da fällt der Frau noch etwas ein, „Sind die Sachen auch von einem Biofleischer?“ „Sie stammen aus einem kontrollierten Landwirtschaftsbetrieb,“ antwortet die Verkäuferin. „Aber Bio nicht?“ „Nein“ „Ach wissen Sie dann möchte ich das Fleisch nicht,“ und damit dreht sie sich um und geht. Die Verkäuferin, die nun stinksauer ist, lässt ihre Wut an mich aus. Doch ich bin ganz souverän und werfe ihr nur einen eisigen Blick zu. Dieser lässt allerdings die gefühlte Raumtemperatur um -10 Grad abkühlen. Nachdem ich alles bekommen habe, mache ich mich auf den Weg zur Kasse. Ich stelle mich brav an, und als ich an der Reihe bin, packe ich meine Waren auf das Förderband. Packen? Nun ich werfe es mehr, als das Ich es ordentlich hinlege. Denn die Kassiererin hat schon fast die Hälfte der Sachen eingescannt und wartet mit eisiger Miene darauf, dass ich endlich mit meinen Wagen komme, und Sie endlich weiter einscannen kann. Ich werfe das letzte Brotpaket auf das Förderband und flitze nach vorne, um die Waren wieder zurück in meinen Einkaufswagen zu packen. Da zischt die Kassiererin, „Na dann können wir ja endlich weiter machen.“ Und ich zische zurück;“Ich bin beim Einkaufen und nicht auf der Flucht.“ Danach packe ich in aller Seelenruhe meine Einkäufe in den Wagen. Schließlich habe ich alle Zeit dieser Welt.

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Texte: Cover und Text: copyright by Martina Köhler, 2011
Tag der Veröffentlichung: 06.04.2011

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