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Dream about...

„Lina Lina, rief man nach ihr,
diese war jedoch nicht mehr hier.
Weg, um fremde Welten zu entdecken,
in der eigenen Fantasie sich zu verstecken.

So sucht man sie Heute noch,
sie nie aus ihrem Versteck gekroch’.
Wohlwissend, dass es ihr in dieser Welt
sicherlich viel besser gefällt.“



Wovor konnte ein junges 16 Jähriges Mädchen wohl weglaufen? Sie sah eigentlich aus wie ein ganz gewöhnliches Mädchen. Lange braune Haare, eine ganz durchschnittliche Größe, Sommersprossen im Gesicht... halt ganz normal eben und dennoch unterschied sie sich durch einige Kleinigkeiten von den anderen Mädchen. Sie gehörte zu der Gruppe Mädchen, die nicht unbedingt dem Magermodeltrend folgten, was hervorhob, dass sie eine eigene Meinung besaß, was mittlerweile eine wertvolle Rarität geworden war. Auch waren ihre hellen Strähnchen im Haar nicht senkrecht sondern waagerecht, das zeigte, dass sie nicht unbedingt wie die anderen sein mochte. Jedenfalls sah ich sie über eine große grüne Wiese laufen, mit einem rasenden Tempo. Keiner folgte ihr, wieso rannte sie dann so schnell? Sie stolperte. Sie fiel hin und rollte den restlichen Abhang hinunter, bis ins Gebüsch.
Dort wachte sie auf....

1.Mogli



„Hm.....autsch“, murmelte sie, als sie sich langsam aus dem Laub erhob.
„Na toll, hast du wirklich klasse gemacht Lina!“, ärgerte sie sich über sich selbst, und klopfte den restlichen Waldboden von ihren Jeans.
„Puh....Wo genau bin ich hier eigentlich?“, fragte sie sich und schaute sich in dem dichten Laubwald um. Überall Laubbäume, deren Blätter in schimmernden Gold, Bronze und Kupferfarben strahlten. Unter dem Laub, nicht weit von ihr entfernt, raschelte etwas. Ein kleiner gelber Vogel kroch aus den Blättern hervor. Zuerst dachte Lina, es sei ein Küken, doch dann stellte sich erst mal die Frage; wie konnte das Küken in den Laubwald kommen?
Die Frage löste sich aber schnell wieder in Luft auf, als sie bemerkte, dass der Vogel drei Flügel hatte. Zwei Links. Einen Rechts. Außerdem hatte der Vogel einen roten Halssack, so wie ein Truthahn.
‚Was für ein merkwürdiger Vogel ist das denn?’, fragte sich Lina in Gedanken und näherte sich mit leisen Schritten dem Vogel.
Als der Vogel sie bemerkte, schrie er auf und rannte mit einer enormen Geschwindigkeit weg. Der Schrei war aber kein Pfeifen oder Gezwitscher, wie man es von Vögeln kennt, nein. Es war ein Grunzen. Der Vogel hatte tatsächlich gegrunzt. Wie ein Schwein.
‚Ein grunzender Vogel?’, Lina blieb einen Moment verwundert stehen, fasste sich dann aber wieder und rannte dem Vogel hinterher, immer tiefer in den Wald hinein.

Sie lief so schnell, dass die Äste ihr Gesicht peitschten und sie ständig mit den Füßen irgendwo abrutschte. In der wilden Verfolgungsjagd merkte sie nicht, dass der Laubwald, je weiter sie in ihn vordrang, sich immer mehr zu einem tropischen Dschungel wandelte. Keuchend vor Erschöpfung wurde sie dann langsamer, blieb stehen und stützte sich an einem Baum ab. Sie schaute noch dem Vogel hinterher, der in der Ferne immer kleiner wurde und schlussendlich ganz verschwand.
‚Mist! Ich hätte den Vogel gerne aus der Nähe gesehen. Hatte der wirklich 3 Flügel?’, dachte Lina bei sich, als sie plötzlich ein merkwürdig ekliges Gefühl auf ihrer Hand spürte.
Sie schaute ihre Hand an und sah eine große, fürchterlich schleimige Schnecke, die fast die Größe ihres Armes hatte und noch dazu fluoreszierend blau war, welche gerade über ihre Handfläche kroch. Erschrocken zog sie ihre Hand unter der Schnecke weg und trat einige Schritte zurück. Verwirrt schaute sie sich in der Gegend um. Große kräftige Bäume, überall Baumwurzeln wo man auch hinging, dazwischen Farne, die ihr bis zur Brust reichten und viele andere tropische Pflanzen, die alle viel größer waren als üblich. Erst jetzt bemerkte sie, dass sie sich in einem überdimensionalen Dschungel befand.
„ Aber ich war doch gerade....“, mehr brachte sie nicht hervor, als sie die Umgebung bestaunte.

Mit vorsichtigen Schritten bewegte sie sich vorwärst, langsam an dem Baum vorbei, auf welchem die große Schnecke kroch. Diese ließ sie nicht aus den Augen. Ich glaube sie hatte noch nie eine fluoreszierende Riesenschnecke gesehen.
‚Naja...eigentlich ist es ja eine schöne Schnecke....wenn ich so überlege’, dachte Lina bei sich, als sie plötzlich gegen etwas stieß. Sie blickte nach vorne und schaut einem Jungen, der vor ihr kopfüber an einem Ast hing, direkt in die Augen. Sie schrie kurz erschrocken auf und ließ sich nach hinten auf die mit Moos bedeckte Baumwurzel fallen. Über ihr hing nun dieser Junge, wahrscheinlich ein Teenager. Er hatte haselnuss-braune wuschelige, gelockte Haare und trug einen blauen Trainingsanzug, dazu weiße Turnschuhe.
‚Wer trägt im Dschungel einen Trainingsanzug und Turnschuhe?’, war Linas erster Gedanke.
Der Junge schaute sie mit seinen großen schokoladen-braunen Augen an und sprach: „Du bist das also, die Gabgab erschreckt hat?“
Lina wusste nicht genau was sie antworten sollte, und starrte den Jungen ahnungslos an.
„Der Vogel?“, ergänzte dieser.
„ Ach...der Vogel...ja der ist vorhin....weggelaufen...was war das für einer?“, fragte Lina begierig nach.
In diesem Augenblick erschien derselbe Vogel von vorhin auf der Schulter des Jungen. Er hing ebenfalls kopfüber. Seine Augen schienen etwas orientierungslos zu sein, er schielte, während das eine Auge nach oben und das andere nach unten blickte.
„Das ist Gabgab! Er ist ein Huhnelump. Ich bin Mogli“, erklärte er, „Wer bist du?“
„Ich heiße Lina“, antwortete Lina und schaute Gabgab an. Huhnelump, war das vielleicht von einem Huhn abgeleitet? Es kann ja dann nicht viel anders sein als ein Huhn?

Mogli sprang vom Ast herunter und stellte sich aufrecht vor Lina hin. Er reichte ihr die Hand und fragte: “Wie bist du eigentlich hierher gekommen?“
„Ich weiß nicht genau...ich bin irgendwie gestolpert und dann hier aufgewacht“, erzählte Lina, griff nach Moglis Hand und stand von der feuchten Baumwurzel auf.
„Ach, so eine bist du!“, sagte Mogli, während sie sich die Moosstückchen von der Jeans klopfte.
„So eine bin ich?“, fragte Lina verwundert und schaute ihn ahnungslos an.
„Komm mit!“, sagte er, packte Lina am Handgelenk und lief los.
„Hey! War--!“, brachte Lina noch knapp hervor, bevor er mit ihr kreuz und quer durch den Dschungel rannte. Gabgab blieb dabei zurück.
Mogli lief mit ihr durch die ganzen großen Farne, an den kräftigen Bäumen vorbei. Hin und wieder mussten sie sich ducken und unter einer großen Baumwurzel durch rennen oder über den ein oder anderen abgebrochenen Ast springen. Den großen Pilzen hingegen versuchte er auszuweichen. Was das wohl für einen Grund hatte?


2. Busfahrt



So liefen sie dann weiter, bis sie eine kleine Lichtung erreichten, auf welcher sich ein hellblaues Busschild befand.
‚Eine Bushaltestelle im Wald?’, fragte sich Lina als Mogli sich mit ihr neben das Schild stellte.
Er griff in seine Tasche und zog eine Art Uhr heraus. Sie war rund und sah aus wie eine von den typischen altmodischen goldenen Taschenuhren. Sie schien aber nicht nur die Zeit anzuzeigen, nur wusste Lina nicht was all die anderen Anzeigen darstellen sollten.
„5 Minuten“, sagte er kurz und steckte die Uhr wieder zurück in seine Tasche.
„ Ja aber...fährt hier denn ein Bus?“, wunderte sich Lina und schaute ihn mit einem fragenden Blick an.
„Klar, die Nummer 220 fährt hier vorbei. Jede volle Stunde. Wieso sollte bei einer Bushaltestelle kein Bus kommen?“, erklärte Mogli kurz und grinste Lina zufrieden an.
„Ja...wieso auch nicht...“, murmelte Lina in die Luft hinein.

Es lag eine merkwürdige Stimmung in der Luft. Lina wusste nicht wo sie sich befand, noch wo sie hingingen. Sie stand mitten in einem überdimensionalen Dschungel, bei einer Bushaltestelle und wartete mit einem völlig Fremden auf einen Bus. Trotzdem traute sie sich nicht zu fragen wo sie hingingen und Molgi sagte ebenfalls kein Wort.
So warteten beide stumm, Löcher in die Luft starrend auf den Bus Nummer 220.

„Da kommt er!“ Mogli Zog eine kleine Börse aus seiner Hosentasche, als er den Bus herannahen sah.
Lina schaute auf die Börse und fragte begierig nach. „ Man muss die Fahrt bezahlen?“
„Ja logisch? Bezahlst du bei dir denn nicht den Busfahrer?“, erwiderte Mogli erstaunt und sah Lina an, als er seine Börse durchsuchte.
„Eh - Ja klar schon, es wäre ja unfair...wenn man den Fahrer für seine Arbeit nicht bezahlen würde aber...ich hab kein Geld bei mir“
„Gut, ich bezahl dir die Fahrt dann, kostet ja nicht die Welt“

Das Licht näherte sich der Lichtung auf welcher sie sich befanden und je näher der Bus kam, umso mehr erkannte Lina, dass es sich nicht um einen gewöhnlichen Bus handelte. Sie erblickte eine aus Holz bestehende, Busartige Form, die von zwei großen Laufvögeln gezogen wurde. Das Licht hatte ihren Ursprung von einer Ton-Öllampe, welche in der Fahrerkabine hing und umherbaumelte. Den Fahrer konnte Lina allerdings nicht erkennen.
Der Bus kam bei ihnen, mit seinen hölzernen Rädern, geräuschvoll zum Stehen und vorne wackelte das mit Farbe beschriebene Holzschildchen, worauf „220“ zu lesen war, hin und her.
Lina konnte ihren Augen nicht trauen, als sie den Fahrer durch die Einstiegsöffnung erblickte. Sie musste zweimal, dreimal hinsehen bis sie sich sicher war, dass sie sich nicht irrte.
Der Busfahrer war ein Eichhörnchen in Menschengröße.

„Alles einsteigen bitte!“
‚Das Eichhörnchen redet! Das Eichhörnchen kann ja tatsächlich reden!’, dachte sich Lina in dem Moment und war so mit ihren Füßen am Boden angewurzelt, dass sie es beinahe verpasste einzusteigen.
„Kommst du Lina?“, riss Mogli sie aus ihrer Welt und stieg zusammen mit ihr ein.
„Zwei mal bitte“, sagte Mogli zum Fahrer, nahm 6 Kügelchen aus der Börse und reichte sie dem Fahrer. Dabei schaute Lina ihm über die Schulter, ‚Nüsse? Er bezahlt den Fahrer mit Nüssen?’
„Dankeschön“, bedanke sich das Eichhörnchen und nahm die Nüsse entgegen. Seine Stimme hörte sich ganz sanft an und ziemlich hell.

Noch verwundert über all das, was sie gerade gesehen hatte, gingen die beiden durch den leeren Bus, an den Reihen an Holzbänken vorbei und setzten sich auf zwei freie Plätze in der Mitte.
‚Na gut, es ist ja auch ein Eichhörnchen, dann ist es ja wohl oder übel logisch, dass man es mit Nüssen bezahlt’, dachte sich Lina als sie stumm auf ihrem Platz saß.
Das Eichhörnchen schwang einmal kurz die Zügel und mit einem lauten Gequacke und Flügelgeflatter fingen die großen Vögel, die vorne am Bus fest gespannt waren, an zu laufen.
‚Sehen ja eigentlich aus wie Strauße diese Vögel....halt nur...rot mit weißem Federkragen. Und, haben die wirklich grüne Augen?’, fragte sich Lina gerade als sie die Laufvögel betrachtete.
„Die sind schön was?“, fragte Mogli, um die Ruhe um sie herum etwas aufzubrechen.
„Ja sind sie... Du, ist das ein echtes Eichhörnchen?“, wollte Lina wissen, die Neugierde war dann doch zu groß.
„Natürlich, sieht man doch? Das ist Madame Debora. Sie fährt immer diese Strecke.“, erklärte Mogli und packte seine Geldbörse wieder weg.
„Ach so ist das“, murmelte Lina und betrachtete dann Stumm die Umgebung, welche an ihnen vorbeikam.

...Fortsetzung folgt...

Impressum

Texte: ©Nora Marie Back (Story and illustrations)
Tag der Veröffentlichung: 03.06.2009

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