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Da saß sie. Schon eine Weile beobachtete er sie.
Sie war in sein Leben eingedrungen und hatte
jeden Bereich in Besitz genommen.
Vergeblich versuchte er sie zu ignorieren.
Sie war überall; drängte in seine Gedanken
durch Berührungen und Geräusche.
Bei Sonnenaufgang weckte sie ihn und war
um ihn bis zum Löschen des Lichts.
Schimmernd wie ein kostbares Juwel sah sie
ihn mit ihren großen Augen an.
Sie wirkte nervös. Vorsichtig kam er näher.
Er hatte sich entschieden: Der einzige Weg
sich zu befreien. Langsam hob er den Arm.
Den Moment als die Zeitung ihren Körper traf,
würde er niemals vergessen.


Zuerst entdeckte ich den blauen Falter.
Dann blickte ich auf die beiden Menschen am Altar. Das Sonnenlicht fiel durch die Glaskuppel.
Er wirkte stolz. Sie lächelte.
Ihr Lächeln verzauberte jeden.
Ein Jahr war seit ihrem ersten Treffen vergangen. Bald zog sie bei ihm ein.
Sie mochte seine jungenhafte Art.
Er schenkte ihr Sonnenblumen und kochte für sie. Dann folgte sein Heiratsantrag. Kniend.
Sie schmiedeten Pläne. Er hatte es eilig.
Der kleine, blaue Falter versuchte immer noch vergeblich durch das bunte Glas in die Freiheit
zu gelangen.
Jetzt wusste ich, was zu tun war.
Ich stand auf und erhob meine Stimme.


Als sie erwachte, schien die Erinnerung an ein Gestern wie ausgelöscht. Trotzdem spürte sie,
dass sich etwas verändert hatte.
Etwas Dunkles umgab ihren Körper wie eine Hülle.
Sie bewegte sich erst vorsichtig, dann immer ungeduldiger und endlich entstanden winzige Risse, durch die ein schwaches Licht zu ihr drang.
Ermutigt davon wurden ihre Bewegungen immer
heftiger bis ein Spalt genug Platz bot,
um ihren Kopf nach draußen zu strecken.
Sie vergrößerte den Riss und zwängte ihren
gesamten Körper hinaus.
Überwältigt von der warmen Frühlingssonne
verharrte sie einen Moment,entfaltete dann
langsam ihre zarten Flügel und
schwebte dem Bunt der Blumenwiese entgegen.


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Tag der Veröffentlichung: 26.02.2010

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