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Die ersten Jahre

Es war im damaligen Westpreußen, Im heutigen Polen. Im schönen Zoppot. 

An einem frühen Morgen im März kam ein kleines Mädchen auf diese Welt. Man schrieb das Jahr 1938. Ein schicksalhaftes Jahr für Deutschland, denn bald sollte ein Krieg beginnen. 

Die Kleine wuchs umsorgt in einer großen Familie auf. Sie merkte erstmal von all dem schlimmen Geschehen nichts. Als sie laufen konnte tobte sie mit Ihren größeren Geschwistern im Garten herum, der das große Haus umschloss. 

 

Mir vier Jahren sollte sie in den Kindergarten gehen. Die Mutter brachte sie morgens dorthin, aber es entwickelte sich als Katastrophe. Denn sie konnte keine weißen Kittel leiden, weil sie dann große Angst hatte. Damals trugen die Kindergärtnerinnen weiße Kittel. Als sie das sah fing sie wie am Spieß zu weinen an. Alle waren entsetzt und man versuchte sie zu beruhigen. Was dann auch halbwegs gelang. Die Mutter ging also wieder nach Hause. Aber als sie sie am Nachmittag abholen wollte, wurde Ihr gesagt: “Es tut uns leid, aber Ihre Tochter fing wieder zu weinen an, als sie fort waren und war auch nicht wieder zu beruhigen. Es hat keinen Zweck sie im Kindergarten zu lassen.” Damit war das Kapitel beendet. Sie blieb also zuhause bei Tante Lieschen, einer alten Tante Ihrer Mutter. Die Mutter musste nämlich inzwischen wieder ihren Beruf bei der Post ausüben, weil die Männer an die Front mussten.

So ging die Zeit bis zur Schuleinführung dahin. 1944 kam sie in die Schule, die zuerst ganz in der Nähe von Ihrem Elternhause war. Da lernte sie dann zunächst die deutsche Schrift. “Auf ab auf, Pünktchen drauf”. Das war das “i”. Dann wurde die Schule Lazarett und sie musste in die Stadt zu einer anderen Schule. Der Weg dahin war weiter und der Krieg war auch schon in der Luft dort angekommen.

Fliegeralarm hieß das schlimme Wort. Ihr wurde sehr deutlich gemacht, dass sie im Falle eines Fliegeralarms, der sich durch eine Sirene ankündigte; wenn sie in der Nähe vom Haus war, sie sofort zurück nachhause laufen sollte. Wenn Sie weiter weg vom Elternhaus wäre, auf dem schnellsten Weg zur Schule rennen. Es war fast jeden Tag Fliegeralarm. Sie ging jeden Tag ängstlich zur Schule. Zuerst hatte es recht gut geklappt mit dem nachhause und zur Schule laufen. Aber dann kamen die Flieger immer häufiger und flogen immer tiefer. Dadurch kündigte die Sirene immer öfter den Fliegeralarm an. Da riet man ihr, sie sollte sich auf den Erdboden legen und sich nicht bewegen bis sie wieder die Sirene höre und sofort nachhause laufen. Das war für die Kleine sehr schrecklich. Über Ihr die Flieger und aus der Ferne hörte sie die deutsche Flack, die versuchte die feindlichen Flugzeuge abzuschießen. Sie kam ängstlich zitternd und weinend nachhause. Man ließ sie danach nicht mehr zur Schule gehen. Die Schule wurde dann ohnehin bald geschlossen.

Der Kriegslärm ließ die Leute auch nachts nicht zur Ruhe kommen. Immer wieder ertönte die Sirene und schreckte die Menschen aus dem Schlaf. Auch die Kleine wurde von der Mutter aus dem Schlaf gerissen. Es wurde hastig einige Kleidungsstücke angezogen. Dann ging es in den Keller, der auch für Fremde zum Luftschutzkeller eingerichtet war. Da saßen nun alle auf Stühlen und warteten geduldig und ängstlich, bis das Geheul der Sirene das Ende des Fliegeralarms ankündigte. Man hörte immer die Bomben heulen und die Gesichter wurden immer ängstlicher. Bei jedem Knall zuckte man zusammen. Wenn der schlimme Spuk zu Ende war gingen alle erstmal davon. Aber es passierte oft, dass der Alarm wieder losging. Es war auf jeden Fall mit der Nachtruhe vorbei.  

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Tag der Veröffentlichung: 03.04.2021

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Quelle Coverbild: Privatphoto

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