»Ich weiß nichts über das Leben,
ich weiß nur,
dass es keine Garantie für ein Morgen gibt.«
Mike Tyson
Der Regen prasselte gegen das Fenster und grelle Blitze zuckten aus den Wolken, erhellten für einen kurzen Moment die düstere Umgebung auf der anderen Seite des Fensters.
Normalerweise mochte ich solche Endzeitwetter, nur leider war heute alles andere als ein normaler Tag.
Das würde mir jedoch erst später bewusst werden.
»Cat, kommst du endlich?«
Gähnend sah ich zu meiner besten Freundin Sarah auf.
»Ist´s schon vorbei?« Bio war heute wirklich vorbeigeflogen!
»Ja und jetzt komm endlich. Du starrst schon den ganzen Tag aus dem Fenster! Wartest du auf irgendetwas?«
»Den Weltuntergang?« Schnell stopfte ich meinen Kollegeblock in meine Tasche und eilte meiner brünetten Freundin hinterher.
Sarahs Laune ließ gewaltig zu wünschen übrig.
Was konnte ich denn dafür, dass sie in Bio eine Niete war?
»Hallo ihr Chicas!« Ein schwerer Arm legte sich über meine Schulter und brachte mich leicht ins Schwanken.
»Rob nimm deinen Arm da weg!«, knurrte ich bloß und befreite mich aus dem Klammergriff eines Gorillas.
Rob war einer der beliebtesten Footballer an unserer Schule und hatte es sich zur Aufgabe gemacht mir das Leben zur Hölle zu machen.
Übrigens hatte Sarah ihm den Namen Gorilla gegeben und sich danach über Ganzkörperbehaarung ausgelassen.
Wirklich keine schöne Vorstellung!
»Wo wollt ihr beiden Grazien denn hin?« Sarah sah ihn aus zusammengekniffenen Augen an, unterließ aber jeglichen Kommentar über seine Frisur.
Seine Haare wurden eindeutig von Edward mit den Scheren Händen bearbeitet.
Missglückter Versuch!
»Bei Kev steigt heute eine dicke Party! Das wird mega geil! Ihr seid natürlich auch eingeladen!« Bevor sein Gorillaarm wieder mit meiner Schulter kollidieren konnte schlüpfte ich unter diesem Weg und zwängte mich an ein paar Mädchen vorbei Richtung Damentoilette.
»CAT!« Genervt drehte ich mich zu ihm um.
»Wenn wir es schaffen, dann kommen wir vorbei.« Ein breites Grinsen machte sich auf seinem Gesicht breit und er reckte den Daumen in die Höhe.
»Cool!«
Ich verdrehte die Augen und flüchtete mit Sarah in die Toilette.
»Das war nicht dein Ernst, oder?« Zwei rehbraune Augen musterten mich skeptisch.
»Spinnst du? Aber sonst wären wir den nie losgeworden.« Erleichterung machte sich bei meiner besten Freundin breit.
Wie kam sie nur auf die dumme Idee, ich könnte auch nur mit dem Gedanken spielen da heute Abend vorbei zuschauen.
»Kommst du heute Abend vorbei? Ich koch was und wir können uns eine DVD ansehen.« Gähnend blickte ich in den buntbeschmierten Spiegel und erwiderte dort Sarahs Blick.
»Heute kann ich nicht. Ich muss meinen Dad zum Essen begleiten.« Sie zuckte kurz mit den Schultern und murmelte ein Ok, dann huschte sie kurz auf die Toilette.
Währenddessen betrachtete ich mich im Spiegel.
Meine schmale Figur hatte ich heute in einer schwarzen Jeans und einem grünen Pullover versteckt, die schulterlangen blonden Locken waren in einem Zopf untergebracht.
Die Haarfarbe hatte ich von meinem Vater geerbt, während ich die Figur meiner Großmutter hatte und die ungewöhnlich hellblauen Augen waren von meiner Mutter.
»Sarah beeil dich. Wir haben jetzt Deutsch, ich darf nicht schon wieder zu spät kommen!«
Der restliche Tag war ohne besondere Vorkommnisse an mir vorbei geschlichen, obwohl ich die ganze Zeit das Gefühl hatte, dass ich beobachtet wurde.
Sarah hatte mich als paranoid bezeichnet als ich ihr davon erzählte und nur gemeint, ich müsste mal wieder etwas Abstand zwischen mich und meinen Dad bringen.
Vielleicht hatte sie ja sogar Recht.
Mein Vater war ein hochangesehener Chemiker, Physiker, Entwickler, ein Misch aus allem.
Ich hatte keines seiner Talente geerbt, nur mal so nebenbei.
Jedenfalls war mein alter Herr sehr bedacht was Sicherheit anging, so glich unser Haus mehr Fort Knox als Fort Knox sich selbst.
Ich musste ihm auch immer sagen wo ich war, oder wohin ich ging, sonst alarmierte er sofort die Polizei.
Was vor ein paar Jahren des Öfteren geschehen war, weswegen ich mich mittlerweile einfach an seine Regeln hielt.
Nicht mehr allzu lange und ich würde in einer anderen Stadt studieren oder arbeiten gehen.
Ich liebte meinen alten Herren wirklich sehr, aber diese Bemutterung ging wirklich gar nicht.
Während ich durch den Regen stapfte und feststellen musste, dass dieser eher mehr, als weniger geworden war, übermannte mich dieses Gefühl des Beobachtet Werdens immer mehr.
»Hör mal Sarah, ich muss mich etwas beeilen. Wir sehen uns dann morgen, ja?!« Ich drückte ihr den Regenschirm in die Hand und umarmte sie kurz.
»Pass auf, dass dich bei diesem Wetter niemand platt fährt!« Grinsend schüttelte ich den Kopf.
»Jawohl Mother Sir!«
Schnell zog ich mir meine Kapuze über den Kopf und rannte los.
Was ein beschissener Tag!
Nach ein paar Minuten waren meine Schuhe vollkommen durchnässt und meine Kleidung wurde auch schon klamm.
Erschrocken fuhr ich zusammen als ein dunkler Bulli neben mir schlitternd zum Stehen kam und die Tür hinten aufgerissen wurde.
Ein dunkel gekleideter Bodybuilder lehnte sich aus dem Fahrzeug, packte mich an meiner Jacke und schleuderte mich in das Innere des Autos.
Der Aufprall presste mir sämtliche Luft aus den Lungen und noch bevor ich wusste wie mir geschah drückte mich der Kerl zu Boden.
„Halt still du Biest, dann tun wir dir nichts.“ Ja sicherlich. So sah der Typ auch aus, als würde er mir nichts tun. Er brach mir ja jetzt schon fast die Rippen.
„Geh runter von mir du Wal!“, schnauzte ich ungehalten und versuchte mich unter ihm herauszuwinden.
„Jetzt mach doch mal hinne! Die sind uns schon auf den Fersen!“, fluchte eine raue Stimme von vorne.
„Das Biest hält nicht still.“
Das Gewicht auf mir wurde noch ein Schlag mehr und presste mir nun sämtliche Luft aus dem Körper, mein Widerstand brach.
Mit grober Brutalität drehte er mir die Arme auf den Rücken und band sie dort mit Kabelbindern zusammen, dann ließ er von mir ab und krabbelte nach vorne zu seinem Kollegen.
„Bieg dahinten rechts ab.“, meinte der Wal und spähte angestrengt aus der Windschutzscheibe.
Abrupt wurde ich durch den Wagen geschleudert, als wir die Kurve in einer übertriebenen Geschwindigkeit nahmen und der Wagen sich weit nach links legte, die Reifen schienen den Kontakt zum Asphalt kurzzeitig verloren zu haben.
Erschrocken hielt ich die Luft an.
„Sie sind immer noch hinter uns.“, meinte die unbekannte Stimme und ich fragte mich so langsam was zum Teufel war hier los?
Quälend langsam schob ich mich an der Seite hoch und blickte mich um.
Der Innenraum des Bullis war leer und die Fenster mit dunkler Folie zugeklebt.
Eine weitere Kurve schleuderte mich auf die andere Seite, wo ich mir den Kopf anstieß.
Fluchend sah ich mich zu meinen Entführern um.
„Scheiße.“, zischte der Wal, als ich auch schon wieder an die andere Wand rollte.
„Schmeiß die Kleine raus.“, erwiderte der Fahrer kühl.
„Aber jetzt haben wir sie endlich! Da haben wir Wochen drauf gewartet!“
„Scheiß drauf! Wenn wir dabei krepieren haben wir nichts gewonnen! Hättest du besser recherchiert würde uns jetzt keine Horde verfolgen!“
„Also ist das ganze jetzt meine Schuld?!“, brüllte der Bodybuilder.
„Genauso sieht‘s aus! Und jetzt schmeiß das Miststück raus!“, giftete der andere zurück.
Die massive Gestalt des Wals schob sich wieder nach hinten in meine Richtung.
Die wollten mich doch nicht wirklich aus dem fahrenden Auto schmeißen!
Panik stieg in mir auf und so versuchte ich verzweifelt vor dem Ungetüm zurück zu weichen.
„Komm her du Biest.“
Eine riesige Pranke griff nach mir und zerrte mich ohne große Anstrengung zur Tür.
Eine Hand war in meiner Jacke verankert, die andere schob die Tür auf. Kaum war diese offen, schlug auch schon eisiger Regen auf uns ein und ließ somit nur einen verschwommen Blick auf die Außenwelt zu.
„Guten Flug und richte deinem Vater schöne Grüße von uns aus!“
Im nächsten Moment riss Wind an meiner Kleidung, Regen klatschte auf mich ein und ein dunkler Abgrund tat sich vor mir auf.
Die Säcke hatten mich doch wirklich auf einer Brücke aus dem Auto geworfen und wie ich jetzt feststellte, waren meine Hände immer noch zusammengebunden.
Ein erschrockener Schrei krabbelte meine Kehle hoch und zerschnitt die Dunkelheit.
Dann schlug ich auch schon auf.
Eisiges Wasser das sich anfühlte wie Beton und mich im nächsten Moment verschluckte zog mich in seine Tiefen.
Hecktisch strampelte ich mit den Beinen und versuchte wieder an die Oberfläche zu gelangen.
Leider hatte ich die Orientierung verloren und wie mir mit einem Schlag bewusste wurde, auch meine Luft
Mein Kampfgeist kam zum Erliegen und so schwebte ich in einer kalten, nassen, luftleeren Finsternis.
Kurz bevor ich ohnmächtig wurde spürte ich ein zerren an meiner Jacke und das mein Körper sich bewegte, oder viel mehr bewegt wurde.
Dann war alles weg.
Mein Hals schmerzte und mir war kalt.
Vorsichtig bewegte ich meine Zehen, die Finger und horcht in mich hinein.
Soweit schien alles intakt zu sein.
Blieb nur noch die Frage: Wo war ich?
Tod konnte ich noch nicht sein, sonst würde ich nicht solche Halsschmerzen haben, in der Hölle vielleicht, aber da wäre es bestimmt nicht kalt!
Unter größter Anstrengung öffnete ich langsam meine Augen, musste aber erst ein paar Mal blinzeln, bevor ich etwas schärfer sehen konnte.
Gedämpftes Licht fiel durch dunkel grüne Vorhänger und tauchte den Raum in ein schummrig grünes Licht.
Ich lag in einem weißen weichen Bett, von welchem es noch drei weitere gab.
Der Raum in dem ich mich befand war groß.
An der einen Seite die Betten, an der anderen Regale gefüllt mit Flaschen, Tüchern, Dosen und anderem Zeugs, dass ich nicht genauer erkennen konnte.
Zwischen den Regalen fand ich zwei dunkle Holztüren, von welchen sich gerade eine öffnete.
Misstrauisch starrte ich den Neuankömmling an, welcher mich mit einem breiten Grinsen anstrahlte.
Er musste so um die 40 sein, dunkle lange Haare, die in seinem Nacken zu einem Zopf gebunden waren.
Seine schlanke hohe Gestalt steckte in einer dunkelblauen Stoffhose, einem weinroten Hemd und einem blauen Sakko.
„Endlich bist du wach! Wir haben wahnsinnige Sorgen gemacht! Wie geht es dir?“, sprudelte er drauf los und kam auf mich zu geschritten.
Ich rutschte in meinem Bett weiter nachhinten, krallte meine Finger in die Bettdecke und starrte ihn aus zu Schlitzen geformten Augen an.
Ein paar Schritte von meinem Bett entfernt hielt er inne und hob beschwichtigend die Arme.
„Wer sind Sie und wo bin ich?“
Meine Stimme hörte sich an wie ein Reibeisen und nur mit Mühe konnte ich einen Hustenanfall unterdrücken.
„Oh wie unhöflich von mir! Mein Name ist Eduard van Gale, nenn mich doch bitte Eddi. Ich bin ein alter Freund deines Vaters.“ Er deutete eine kurze Verbeugung an und grinste spitzbübisch.
Er war mir sympathisch.
„Wie wäre es mit einem warmen Kakao? Du musst Durst haben und wenn ich ehrlich bin, könnte ich auch etwas Starkes vertragen.“
Einladend deutete er auf die Tür durch die er gerade herein gekommen war.
Vorsichtig schlug ich die Decke zurück und stellte fest, dass ich in einem weichen Baumwollnachhemd steckte, ich wollte gar nicht erst wissen wie ich darein gelangt war.
Eddi reichte mir einen weißen Bademantel und schob mir weiche Pantoffeln zu, dann drehte er sich um und bedeutete mir ihm zu folgen.
Ich brauchte einen Moment bis ich mein Gleichgewicht gefunden hatte und stellte überrascht fest, wie schwach ich mich fühlte.
Der Mann vor mir führte mich durch breite Gänge, Steingewölbe und an bodentiefen Fenstern vorbei.
Die Sonne leckte an den Baumwipfeln, während der Mond langsam den wolkenlosen Himmel für sich einnahm und das Blättermeer in ein fahles Licht tauchte.
Ein Blättermeer, Wald ohne Ende.
Meine Gedanken rasten.
Bei uns gab es nirgendwo in der Nähe einen Wald in dieser Größenordnung.
„Wo sind wir?“, fragte ich nachdem ich mich ein paar Mal geräuspert hatte.
Eddi blieb stehen und wartete bis ich ihn eingeholte hatte.
„Kanada. Wir sind hier in einem entlegenen Teil Kanadas.“ Erschrocken starrte ich ihn an.
„Nachdem du entführt wurdest und wir dich nur sehr knapp retten konnten wollte dein Vater dich in Sicherheit wissen.“
Die Entführung.
Wie hatte ich das nur vergessen können?
Erschrocken starrte ich auf meine Handgelenke, an welchem sich deutlich rote Striemen abzeichneten.
Vorsichtig fasste er mich am Ellbogen und schob mich behutsam weiter.
Seine ruhige Stimme riss mich abermals aus meinen Gedanken.
„Das Schloss wurde 1549 gebaut und soll einer von vielen Sitzen von Graf Dracula gewesen sein. Ich gebe zu, ich habe das ganze Gemäuer nach irgendwelchen Hinweisen abgesucht, aber das Einzige was ich gefunden habe waren Spinnenweben und Skelette.
Dabei wäre das so eine schöne Geldquelle gewesen. Ein Gruselschloss.“ Er lachte amüsiert.
„Tja, daraus ist wie man sieht nichts geworden.“ Eddi öffnete eine schwere Eichenholztür und lotste mich in einen großen Raum mit dunklem Parkettboden.
Die rechte Wand wurde von einem großen Kamin eingenommen, vor welchem eine gemütliche Couchlandschaft stand, die andere Seite wurde von einem riesigen Regal eingenommen.
Gegenüber von der Tür erstreckte sich eine Fensterfront, vor welcher ein überdimensionaler Schreibtisch stand.
„Komm setzt dich.“ Er deutete auf die schwarze Couch und ließ sich in eines der Sofas fallen.
Kaum berührte mein Hintern das Leder ging die Tür ein weiteres Mal auf und eine hübsche Frau, mit schwarzen Haaren und Bobschnitt, in einem dunklen Hosenanzug mit schwarzen Pumps, kam herein geschwebt.
„Ein Kakao und ein Whisky.“, erklärte sie, während sie eine dampfende Tasse vor mir und ein Glas mit einer goldenen Flüssigkeit vor Eddi abstellte.
Dann schenkte sie mir ein aufmunterndes Lächeln und ihre dunkel braunen Augen funkelten aufmunternd.
„Schön sie bei Gesundheit zusehen Miss Sun.“
„Vielen Dank Orlanda, sie können jetzt Feierabend machen.“, erwiderte Eduard und nickte ihr zu.
Ich angelte mir die Tasse und lehnte mich zurück.
Mein Gegenüber stütze seine Ellbogen auf seine Knie und beugte sich leicht vornüber.
„Wie geht es dir?“
Ich musste einen Moment überlegen bevor ich mit den Schultern zuckte.
„Ich wurde entführt, aus einem Auto geschmissen, wäre fast ertrunken und wache irgendwo in Kanada auf. Wie soll es mir da gehen?“
Ein schiefes Grinsen machte sich auf seinem Gesicht breit.
„Eine blöde Frage. Vergessen wir das.“
Ich nahm einen Schluck von dem Kakao, welcher eindeutig der Beste war, den ich je getrunken hatte.
„Erzählen Sie mir was ich hier soll.“
„Wie gesagt, nenn mich Eddi. Ich nenn dich jedenfalls Cat.“ Ich nickte kurz, was er jedoch gar nicht beachtete, sondern auf sein Glas hinunter sah.
„Deinen Vater kenne ich nun schon seit 14 Jahren. Ich habe ihn durch Zufall kennengelernt, unser ärgster Feind wollte deinen Vater für sich gewinnen und das konnten wir natürlich nicht zu lassen.
Einen so raffinierten Experten in seinem Gebiet als Feind zu haben wäre nicht gut für uns gewesen.“ Seine dunklen Augen hefteten sich nun auf mich.
„Mein Dad ist doch nur Physiker.“, erwiderte ich leise und beobachtet verwundert, dass er den Kopf schüttelte.
„Nein, dein Vater ist eine Art Waffenerfinder. Aber keine Sorge,“, erwiderte Eddi, als er meine weitaufgerissenen Augen bemerkte. „er baut keine Waffen mehr. Nicht mehr seid es dich gibt.“
Mein Dad.
Ein Waffenguru.
Das zu mindestens würde seine Vorsicht erklären, stellte ich nüchtern fest.
„Warum hat er mir das nie erzählt?“
„Er wollte dich da heraus halten. Dein Vater arbeitet mit uns zusammen und hilft entscheidend bei der Verbesserung und Entwicklung von neuen Technologien.“
So langsam schwirrte mein Kopf.
„Hast du schon mal etwas von Xeroderma pigmentosum, oder auch Mondscheinkrankheit, gehört?“ Ich nickte.
„Diejenigen können nicht in die Sonne, oder?“
„Korrekt. Die UV-Strahlen erhöhen das Hautkrebsrisiko und in der Regel werden diese Menschen nicht sonderlich alt. Ein Leben bei Nacht sozusagen. Dein Vater hat Fensterscheiben erfunden, welche keine UV-Strahlen durchlassen. Die Erkrankten können endlich relativ normal in ihrer Wohnung leben.“
Damit hatte ich nicht gerechnet, dass mein Vater zu so etwas fähig war.
„Was hat das alles mit mir zu tun?“
„Du bist ein Druckmittel. Unsere Feinde wollen deinen Vater dazu bringen Waffen gegen uns zu bauen. Da er sich jedoch weigerte und sich uns sogar noch anschloss und er nun für uns forscht, bleibt ihnen nur diese eine Möglichkeit: Dich gefangen nehmen und ihn erpressen!“
Genervt verdrehte ich die Augen.
„Ist das hier ein Mafiakrieg? Ein heiliger Krieg? Könnt ihr nicht einfach einen Waffenstillstand aushandeln?“
Ein ersticktes Lachen drang aus seiner Kehle und er lehnte sich in seinem Sessel zurück.
„Nein, das wird nicht funktionieren.“ Nachdenklich kratzte er sich am Kinn.
„Hast du schon mal was von Van Helsing gehört?“
„Der Vampirjäger?“
„Nun Van Helsing hat alles Nichtmenschliche gejagt.“, erklärte er.
„Also Werwölfe?“
„Dämonen, Feen, Geister, Harpyien.“, erweiterte er die Liste.
Verwirrte strich ich mir eine blonde Haarsträhne hinters Ohr.
„Was hat eine Hollywoodfigur damit zu tun?“
„Van Helsing wurde nicht von Hollywood kreiert. 1670 lebte Van Helsing in der Nähe von Schottland. Seine Eltern fielen Werwölfen im Blutrausch zum Opfer. Danach hat er es sich zur Aufgabe gemacht uns zu töten.“ Einen Moment herrschte Schweigen zwischen uns
„Uns?“, wiederholte ich fragend.
Was war bloß in seinem Whiskey gewesen?
„Ich weiß, es ist schwer zu glauben, aber Werwölfe, Vampire, Dämonen und alle anderen gibt es wirklich.
Nachdem die Menschen versuchten uns auszulöschen wurde damals beschlossen, dass wir untertauchen. Seit vielen Jahrhunderten leben wir nun mit euch Menschen zusammen, ohne das ihr es wisst.“ Skeptisch sah ich mich um.
Wo bloß waren die Kameras?
Kam gleich ein Kamerateam reingestürmt und brüllte Verstehen Sie Spaß?!
Ich wartete und als nach einer gefühlten Ewigkeit nichts passierte starrte ich wieder auf mein Gegenüber.
„Du verarschst mich.“, stellte ich nüchtern fest.
„Cat, ich weiß es ist schwer zu glauben, aber es stimmt wirklich. Dein Vater hat dich zu mir geschickt, weil du nirgendwo sicherer sein wirst, als an einer unserer Schulen.“
„Schule? Ich bin also an einer Monsterschule? Damit mich Van Helsing nicht entführt.“ Selbst in seinen Ohren schien es schräg zu klingen, denn er musste sich ein Schmunzeln unterdrücken.
„Nicht Van Helsing selbst, der ist schon lange tot, seine Nacheiferer jedoch. Die Ritter Helsings.“
„Eine Sekte.“, stellte ich trocken fest und entlockte ihm somit ein rauchiges Lachen.
„Das sind sie wirklich. Eine blutrünstige Sekte, deren Mitglieder vor nichts zurück schrecken.“ Langsam fühlte ich mich unwohl.
„Du glaubst mir nicht, oder?“ Träge schüttelte ich langsam den Kopf.
„Wie wäre es, wenn wir es für heute gut sein lassen und schlafen gehen? Eine Mütze voller Schlaf ordnet unsere Gedanken besser als jeder gute Kaffee.“ Jetzt wollte er mich doch wirklich einfach so Schlafen schicken?
„Ich soll einfach so schlafen gehen? Nach dem ganzen Hokuspokus hier?“
„Catherine, ich weiß, dass das alles sehr schwer für dich sein muss, aber bei Tageslicht sieht alles anders aus.“
Genervt atmete ich tief durch und streckte mich.
Ich war erschöpft und mein Kopf summt.
Schlaf wäre jetzt wahrscheinlich eine gute Alternative zu einer gruseligen Märchenstunde.
„Ok.“, erwiderte ich und hievte mich von der Couch hoch.
Der Mond stand hoch am Himmel und tauchte alles in ein schummrig milchiges Licht, während die Sterne schwach funkelten.
Eine große Wanduhr, die mir vorher nicht aufgefallen war zeigt 23.58 Uhr an.
Anscheinend hatten wir uns ein paar Stunden unterhalten.
„Komm ich bring dich in dein Zimmer.“
Ich rieb mir kurz über die Augen und schlurfte Eddi dann in meinem weißen Bademantel hinterher.
Der Weg führte wieder durch dunkle Gänge, welche nun noch gruseliger wirkten, während der Klang unserer Schritte von den Wänden dumpf wiederhallte.
Nach einem langen Fußmarsch erreichten wir endlich mein Zimmer, in welches mich Eddi behutsam rein schob und das Licht anschaltete.
„Fühl dich ganz wie Zuhause.“
Es war ein riesengroßes Zimmer, wie ich am Rand meines Blickfeldes bemerkte, jedoch lag meine ganze Aufmerksamkeit auf dem riesigen Bett, welches an einer Wand stand.
Plötzlich war ich mir meiner Müdigkeit mit einem Schlag bewusst und taumelte auf die Wolkenlandschaft zu.
„Gute Nacht Cat.“ Ich ließ mich einfach in die Kissen fallen und brachte nur noch ein mhmh heraus.
Eddi löschte das Licht und schloss leise Tür.
Bevor diese ins Schloss fiel war ich schon im Reich der Träume verschwunden.
Das Laub unter meinen Schuhen raschelte und übertönte meinen Atem, welcher keuchend aus meinen Lungen dran.
„Da hinten!“ Stimmen und Schritte wurden hinter mir laut und knapp neben mir schlug ein Pfeil in einen Baum, zwang mich somit die Richtung zu ändern.
„Du blödes Biest bleib endlich stehen!“, brüllte eine dunkle Stimme und ich wagte es einen kurzen Blick über meine Schulter zu werfen, erblickte den Bodybuilder, wie dieser gerade einen weiteren Pfeil auf seiner Armbrust einspannte. Schnell richtete ich meine Aufmerksamkeit wieder auf den Wald vor mir, schlug Hacken und versuchte möglichst viele Bäume zwischen uns zu bringen.
Wie war ich hier bloß gelandet?
Eine Bewegung neben mir riss mich aus meiner Überlegung und brachte mein Herz zum holpern, bevor es mit Schallgeschwindigkeit weiter pumpte.
Ein Heulen durchschnitt die Luft und wie aus dem Nichts erschien eine Gruppe Wölfe – sehr große Wölfe wie ich mit Bedauern feststellte.
Meine Beine brannten und meine Lungen waren bis zum Zerreißen strapaziert.
Hinter mir waren die falschen Robin Hoods, neben mir eine Horde zähnefletschender, geiferspuckender Wölfe – leider schienen weder die einen, noch die anderen mich nur zu einem Stück Kuchen einladen zu wollen.
Plötzlich wurden die Geräusche des Waldes durch ein dumpfes Pochen verdrängt.
Kam jetzt auch noch ein Riese? Vielleicht ein Mammut oder King Kong? Optimus Prime?
Das Pochen wurde lauter und eine leise Stimme drang an meine Ohren: „Hallo?“ Verwirrt sah ich mich um, geriet ins Stolpern und sah nur noch, wie ein riesiges Maul auf mich zu geschossen kam.
Das letzte was ich dachte war: Der sollte sich mal die Zähne putzen!
Mit rasendem Herzen riss ich meine Augen auf und blickte mich hektisch um.
Ich fand mich vollkommen in meine Decke verheddert auf dem Boden liegend vor.
Abermals erfüllte ein dumpfes Pochen den Raum, welches ich nach einem Moment der Orientierungslosigkeit der Eingangstür zuordnen konnte.
„Hör mal, ich stehe wirklich gerne wie ein Volldepp vor deiner Tür, aber bevor die Apokalypse ausbricht würde ich gerne noch etwas essen.“
Schnell befreite ich mich aus der Decke, warf sie auf das Bett und schlurfte zur Tür. Mit Schwung riss ich diese auf und wurde von dunkel grünen Augen durchbohrt.
„Na endlich!“ Ein schwarzhaariger Wirbelwind schob sich an mir vorbei, stellte sich in die Mitte des Raums und stemmte die Fäuste in die Hüfte, musterte mich von oben bis unten.
„Du bist also der Mensch.“ Nickend schloss ich die Tür und besah mir mein Gegenüber genauer.
Sie war ein Stück größer als ich, hatte schwarze Haare, welche ihr wie ein Wasserfall bis zur Mitte des Rückens flossen, ein schmales Gesicht mit einem rot geschminkten Schmollmund.
Eine schwarze Jeans und ein rotes Top betonten ihre schlanke Figur, welche sie nun durch mein Zimmer schob.
„Ach übrigens ich bin Sue, deine Aufpasserin.“, sie warf mir einen Blick über die Schulter zu, während sie in meinem Kleiderschrank begann zu wühlen und wackelte amüsiert mit den Augenbrauen.
„Cat.“, erwiderte ich nur und ließ kurz meinen Blick durch den Raum schweifen.
Gestern war ich nicht mehr dazu gekommen mir den Raum genauer anzuschauen und stellte nun zu meiner Erleichterung fest, dass er wirklich hübsch war.
Creme Farben überwogen und wurden an manchen Stellen durch grüne Tupfer unterbrochen.
Gegenüber von dem riesigen, nun sehr unordentlichen Bett, befand sich der erwähnte Kleiderschrank.
In einer Ecke war eine kleine Couchlandschaft, inklusive Flachbildschirm.
Ein riesiges Panoramafenster, welches auf einen Balkon führte nahm die komplette restliche Wand ein.
„Los, geh duschen und dann können wir endlich frühstücken.“ Sue drückte mir einen Haufen Klamotten in die Arme und schob mich durch eine Tür, welche mir vorher nicht aufgefallen war.
Das Badezimmer war nicht minder prollig und beinhaltete neben einer Regenwalddusche, einem großen Waschbecken, einen noch viel größeren Spiegel, in die Wand eingelassenen Schränken, sogar noch eine freistehende Badewanne.
Das Panoramafenster zog sich sogar bis in diesen Raum und so hätte man sogar den Sonnenaufgang aus der Badewanne beobachten können, wenn die Sonne nicht schon hinter einer Wolkenwand verschwunden gewesen wäre.
Schmunzelnd zog ich die Vorhänger vor dem Fenster zu und entledigte mich meines Nachthemds.
Die Dusche hatte wirklich gut getan und so verließ ich frisch und munter das Badezimmer.
Sue hatte sich auf der Couch drapiert und zappte durch die Sender, als ich eintrat sah sie kurz auf, verzog dann jedoch leicht den Mund.
„Steht dir gut. Ein letzter Schliff fehlt jedoch noch.“ Elegant rutschte sie von der Couch, stellte den Fernseher aus und wackelte auf ihren hohen Hacken auf mich zu.
Aus dem Nichts hielt sie mir einen Flakon vor die Nase.
„Ein kleines Willkommensgeschenk von mir.“, ein schüchternes Lächeln schlich sich auf ihre Lippen.
„Danke.“, erwiderte ich ebenso zögerlich, nahm das Geschenk entgegen und roch an der Öffnung. Ein leicht blumiger Duft wehte mir entgegen, welchen ich sofort auf mir versprühte.
Sues Lächeln wurde breiter.
„Komm lass uns etwas Essen, ich sterbe vor Hunger!“
Sie griff meine Hand und zog mich hinter sich her.
Auf unserem Weg begegneten wir nicht einer Menschen-, oder Monsterseele. Wobei mich das Gefühl beschlich, dass wir aus den Schatten der Gänge beobachtet wurden. „Geister, die tuen keinem irgendetwas.“ – war ihre Antwort auf meine Beobachtung.
Die Sonne schien kurz durch eine Wolkenlücke und zeigte weiterhin nur ein Blick auf ein grünes Meer.
„Wo genau in Kanada sind wir eigentlich?“
„Wir sind im Wood-Buffalo-Nationalpark.“ Überrascht sah ich zu ihr auf.
„In einem Nationalpark? Darf man das?“ Ein Lachen brach aus ihr heraus.
„Meine Liebe, keiner weiß das wir hier sind.“ Nun war ich noch verwirrter.
„So ein großes Schloss muss irgendjemandem doch schon aufgefallen sein.“ Sie warf mir einen verschmitzten Blick zu und zwinkerte amüsiert.
„Glaub mir, wir haben so unsere Mittel und Wege um unerkannt zu bleiben. Aber darüber solltest du dir keine Gedanken machen. Pass du lieber auf, dass du nicht zu sehr auffällst.“
Als wir um eine Ecke bogen, drang ein Gemurmel und Geklapper zu uns herüber und Sue hielt mich am Oberarm fest, brachte mich so zum Stehen.
„Hör zu Cat, von denen weiß noch niemand dass ein Mensch hier rum rennt. Und es wäre fürs Erste besser, wenn es auch so bliebe. Am besten bleibst du einfach dicht bei mir und starr bitte niemanden an.“ Das klang ja schon einmal sehr beruhigend.
„Wenn du verhinderst, dass ich gefressen werde.“, erwiderte ich nur und zauberte Sue ein breites Grinsen in das Gesicht.
„Keine Angst, bei mir bist du gut aufgehoben.“ Sie ließ meinen Arm los und lief auf einen großen Torbogen zu, während ich ihr still folgte.
Überrascht hielt ich einen Moment inne und wurde überflutet von viel zu vielen Eindrücken.
Bis gerade eben hatte ich die Märchengeschichte von Monstern und Van Helsing vergessen gehabt. Nun schwappte sie über mir zusammen.
Hinter dem Torbogen erstreckte sich ein großer Saal, welcher gefüllt war mit vielen unterschiedlichen Wesen.
Bei einem kurzen Rundumblick erfassten meine Augen Zyklopen, Menschen mit Hörnern, Wesen mit menschlichen Oberkörper und dem Unterkörper einer Schlange, Frauen mit schimmernder Haut und ich war mir sicher, dass ich einen Blick auf einen Zentauren erhascht hatte.
Schnell wand ich mich Sue zu, welche sich schon nach mir umgedreht hatte und mich auffordernd ansah.
Hastig ergriff ich ihre ausgestreckte Hand und ließ mich hinter ihr herziehen, versuchte nicht auf meine Umgebung, oder eher auf die Kreaturen um mich herum zu achten.
„Du wartest hier und starr bitte niemanden an.“, flüsterte mir die schwarzhaarige Schönheit zu, ließ meine Hand los und schob sich an einer Schlange vorbei zu einer Theke.
Verloren ließ ich kurz meinen Blick schweifen, lehnte mich dann an eine Säule und versuchte mich unsichtbar zu machen.
„Hey Puppe du stehst im Weg!“ Erschrocken blickte ich mich um, wurde jedoch von niemandem beachtet.
„Langbeiner, ich bin hier unten! Wie unverschämt diese bleich Häute sind!“ Mein Blick wanderte nach unten und fand einen kleinen Mann vor mir stehen, welcher mich aus funkensprühenden silbernen Augen anstarrte.
„Hörst du schlecht oder bist du einfach nur doof?! Das ist meine Säule! Verschwinde!“ Dafür, dass der Zwerg mir nur bis zur Hüfte ging, einen kurzen Rauschebart hatte und eine schiefe Nase, benahm er sich, als wäre er der oberste Gott persönlich!
Genervt starrte ich zurück und stemmte meine Hände in die Hüften.
„Ein bisschen Benehmen hat noch niemandem geschadet! Außerdem steht hier nirgendwo, dass dir die Säule gehört!“, wie mich solche Kerle ankotzen! Ob klein, groß, dick, dünn, mit vielen oder wenig Haaren – alle gleich! Arrogante, selbstverliebte Idioten!
Der kleine Mann schien jedoch von meiner innerlichen Schimpftriade wenig überzeugt und deutete nun mit einem kurzen dicken Finger auf mich.
„Unhöflich?! ICH?! Das ist eine Frechheit! Du –„
„Wag ja nicht weiter zureden Fitz Grogha!“, zischte eine süßliche Stimme neben mir und ließ mich erleichtert ausatmen.
Sue baute sich vor dem Zwerg auf und durchbohrte ihn mit ihren Blicken. Mir erschien es, als würde dieser sogar noch kleiner werden.
„Ich wusste ja nicht, dass sie eine Freundin von dir ist.“, nuschelte er und zwirbelte verlegen seinen Bart zwischen zwei Fingern.
„Jetzt weißt du es!“, erwiderte sie nur kalt, wand sich von ihm ab und bedeutete mir, ihr zu folgen.
„Was hat der Zwerg für ein Problem?!“, maulte ich auch gleich los.
„Oh lass ihn das nicht hören! Seine Mutter ist ein Kobold und sein Vater ein Gnom. Er ist höchst beleidigt wenn man ihn als Zwerg bezeichnet.“, lachte die Schwarzhaarige und schlängelte sich weiter durch die Masse, auf der Suche nach einem freien Tisch.
„Aha und was ist sein Problem?“, fragte ich und wich einem Reptilienschwanz aus.
„Er mag niemanden der größer ist als er und du warst heute einfach sein Opfer.“
Wirklich nett hier.
Ich wollte gerade zu einer Erwiderung ansetzten, als mir ein eigenartiger Geruch in die Nase stieg. Verwirrt blieb ich stehen und wurde im nächsten Moment auch schon angerempelt. Mal wieder.
„Pass doch auf.“, drang eine singende Stimme in meine Ohren und wie hypnotisiert starrte ich die Frau an.
Sie war groß.
Sehr groß, wahrscheinlich 1,86m.
Doch das war nicht das Auffälligste an ihr.
Ihre Haare reichten ihr bis zu den Kniekehlen, mussten also wahnsinnig schwer sein, und hatten einen dunklen Grünton, ihre Haut wirkte wie Rinde und sie hatte die unglaublich hellsten grünen Augen die ich je gesehen hatte.
„Ist irgendwas?“, fragte sie, als ich sie immer noch entgeistert anstarrte. Wie in Trance schüttelte ich leicht den Kopf.
Sie hielt mich für verrückt, ich sah es in ihren skeptischen Augen und dem Schulterzucken, als sie sich endlich von mir wegdrehte und durch die Masse verschwand.
Benommen schüttelte ich kurz den Kopf, dann suchte ich nach Sue.
„Cat! Hier!“ Winkend stand sie auf einer Bank und dirigierte mich zu sich.
Als ich auf meinem Weg zu ihr aus Versehen auf irgendjemandes Schwanz trat wurde ich auch gleich wieder angeraunzt.
„Scheiße pass doch auf!“, knurrte derjenige und ich hob entschuldigen meine Hände, stolperte einen Schritt zurück und wollte mich wieder umdrehen.
Die Betonung liegt hier auf wollte!
Ich prallte gegen eine Wand und landete unsanft auf meinem Allerwertesten.
Vor mir erblickte ich schwarze Lederschuhe, eine helle verwaschene Jeans, ein weißes Shirt und in alledem steckte ein muskelbepacktes Ungeheuer, dass mich aus goldenen Augen feindselig anstarrte.
Zu meiner Überraschung streckte sich mir eine Pranke, das Monstrum von Hand konnte man wirklich nicht mehr Hand nennen, entgegen, griff mich am Oberarm und zog mich mit Leichtigkeit auf meine Füße.
Mein Gegenüber beugte sich ein Stück weiter zu mir herunter, wobei mir auffiel, wie riesig er war.
Kantige Gesichtszüge, schmale Lippen, eine gerade Nase, eine Narbe quer über dem linken Auge und Raspel kurze Haare.
Ein kalter Schauer lief mir den Rücken runter. Der Typ war wirklich gruselig!
Seine Nasenflügel blähten sich und im selben Moment verzog er angewidert das Gesicht, ließ mich los, als hätte er sich verbrannt und schob sich an mir vorbei.
Also wirklich, ich hatte gerade erst geduscht!
Zur Kontrolle roch ich unauffällig an meiner Kleidung.
Roch ganz normal, wie frisch angezogene Sachen und frisch geduschter Mensch riechen sollten.
„Verdammt komm endlich!“, zischte Sue in mein Ohr, woher sie auch immer gekommen war, griff sich meine Hand und zog mich mit.
„Hab ganz vergessen dich vor den Nymphen zu warnen.“, meinte die Schwarzhaarige als sie mir auffordernd das Tablett hin schob.
Ich wusste nicht wie, aber Sue hatte einen kompletten Tisch für uns alle organisiert.
„Das war die Frau mit den grünen Haaren. Sie locken Menschen mit ihrem Gesang an und verleiben sie dann ihrem Baum ein.“ Verwirrt sah ich sie an, nahm mir einen Apfel von dem überfüllten Tablett und meinte: „ Ich dachte, dass Sirenen das mit dem Gesang sind.“
„Ja auch. Sirenen leben im Meer und die Nymphen im Wald. Über Ecken sind die miteinander verwandt, aber frag mich jetzt nicht wie.“, lachte sie und griff sich einen Pfannenkuchen.
Mit einem lauten Knall landete ein weiteres Tablett uns gegenüber auf dem Tisch.
Große dunkelbraune Augen starrten mich an.
„Das ist sie?“, flüsterte ein schlanker großer Junge und ließ sich mir gegenüber auf die Bank sinken.
„Josh, darf ich vorstellen Cat. Cat das ist Josh. Ein harmloser Vampir.“ Empört plusterte sich dieser Josh auf.
„Ich bin nicht harmlos!“, schimpfte er auch gleich los, wand sich dann an mich und reichte mir leicht zittrig die Hand.
„Ich habe noch nie einen Menschen angefasst.“, flüsterte er ehrfürchtig und starrte unsere Hände an, dann breitete sich ein breites Grinsen auf seinen Lippen aus.
„Ich auch noch nie einen Vampir.“, erwiderte ich.
„Keine Angst, ich tu dir nichts. Du würdest viel zu süß schmecken, nicht herb genug wenn du weißt was ich meine.“, er wackelte verschwörerisch mit den Augenbrauen.
Ein schwuler Vampir!
Wo war ich denn hier gelandet?
Vampire konnten doch nicht einfach schwul sein, ich mochte Schwule, aber das wäre ja so, als würde der weiße Hai Entenbabys hüten!
Dracula wollte Frauen, in Underworld wollten die Vampire Frauen, selbst Edward hatte Bella, nur dieser Vampir vor mir stand auf Männer?
Da bin ich wohl doch nicht in Narnia.
„Und was bist du? Ein lesbischer Vampir?“, wand ich mich nun an Sue.
Diese brach in schallendes Gelächter aus.
„Nein. Ich bin eine Sukkubus, ein Dämon.“ Nachdenklich runzelte ich die Stirn. Der Name sagte mir etwas, aber mehr auch nicht.
„Sagen wir mal, ich brauche die sexuelle Lust von Männern.“, schmunzelte sie.
„Mehr will ich nicht wissen!“ Sue und Josh brachen in Gelächter aus.
„Menschen sind wirklich lustig.“, meinte der Vampir und wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel.
Ich verzog nur das Gesicht und biss in meinen Apfel.
Der schwule Vampir hatte schokobraune etwas längere Haare, feine Gesichtszüge und trug ein gelbes T-Shirt mit einem orangenen Mund darauf, dunkle Jeans und gelbe Schuhe.
„Los wir müssen zum Unterricht.“, meinte Sue auf einmal und erhob sich.
„Ich hab keine Lust! Können wir nicht einfach sagen, dass wir Cat noch alles zeigen müssen?“, murrte Josh und schlurfte der Dämonin hinterher.
„Was heißt hier wir?“
„Hallo? Ich passe natürlich auch auf sie auf!“
„Natürlich.“, erwiderte Sue nur amüsiert und verdrehte in meine Richtung die Augen, wobei ich mir das Lachen unterdrücken musste.
„Ihr seid gemein!“, schmollte der Vampir und verschränkte bockig die Arme vor der Brust.
Das sollte ein gefürchteter Vampir sein?
Wohl kaum!
„Jetzt wartet doch auf mich!“
Mit seinen langen Beinen holte er zu uns auf, als wir schon in einen weiteren Korridor eingebogen waren.
Seufzend hackte er sich bei mir unter und legte den anderen Arm um Sues Schultern.
„Ich hab keine Lust auf Chemie!“, maulte er weiter.
„Wir haben jetzt Chemie?“, stöhnte ich auch gleich.
„Ich weiß gar nicht was ihr habt. Es gibt schlimmeres als Chemie.“, meinte die Schwarzhaarige nur und knuffte Josch in die Seite.
„Nein!“, schimpften wir gleichzeitig.
„Na das kann ja noch was werden mit euch beiden.“
Der Vampir grinste mich nur breit an.
Zu meinem Leidwesen musste ich feststellen, dass Chemie in meiner Welt genauso war wie in dieser. Der kleine grüne Kobold, spitze Ohren und genauso spitze Zähne, schob sich eine Schutzbrille vor die gelben Augen und starrte die kleine Schale an, welche er über einen Bunsenbrenner hielt.
Sehr interessant. Wenn nicht bald etwas in die Luft fliegen würde, dann wäre die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass mein Kopf mit der Tischplatte kollidieren würde. Gähnend hielt ich mir eine Hand vor den Mund und im nächsten Moment steckte schon ein Ellenbogen in meiner Seite.
Josh grinste mich breit an und schob mir einen Zettel zu. Käsekästchen. Dass die hier so etwas kannten! Freudig zog ich meinen ersten Strich und schob es meinem Sitznachbarn zurück. Wenigstens dafür war der Unterricht gut.
Nach 6 Minuten war immer noch nichts passiert, außer, dass die Möglichkeiten zum Striche ziehen drastisch gesunken war. Der Kobold starrte weiterhin gespannt auf sein Experiment und schien vergessen zu haben, dass wir auch noch da waren.
„Wenn er im Experimenten Modus ist, dann kriegt er so gut wie gar nichts mehr mit.“, lachte Josh und zog seinen Strich. Mit einem freudigen Grinsen stellte ich fest, dass ich gewonnen hatte.
„Ein wirklich guter Gegner.“, murrte der Vampir und rieb sich theatralisch das Kinn.
„Könnt ihr beiden nicht mal ruhig sein? Andere wollen hier noch etwas lernen.“, nörgelte Sue und erntete dafür einen vielsagenden Blick von mir. Überall musste es Streber geben.
Stöhnend ließen Josh und ich uns auf die Wiese fallen und streckten die Arme und Beine von uns. Der Unterricht an dieser Schule war genauso, wenn nicht sogar noch schlimmer, wie an meiner alten. Chemie war schon langweilig gewesen, aber in Geschichte war ich wirklich kurz eingenickt.
„Wollt ihr jetzt nur schlafen, oder auch was essen?“, fragte Sue und warf mir einen Apfel zu, welchen ich natürlich nicht fing.
„Ich bin für schlafen.“, stellte ich fest, hob den Apfel trotzdem auf, putze ihn an meinem Oberteil ab und biss hinein.
Der Himmel war wolkenverhangen und eine kühle Brise wehte über das Gras. In einer Entfernung tummelten sich weitere Grüppchen.
„Sag mal Josh. Stört dich Sonnenlicht gar nicht?“ Fiel mir plötzlich ein. Verwirrt sah der Vampir zu mir auf.
„Ich finde es nicht angenehm, mir wurde gesagt, dass es wie ein Sonnenbrand bei euch ist. Und ein Sonnenbrand bringt euch doch auch nicht um, oder? Und solange ich nicht in der prallen Sonne stehe stört es mich auch überhaupt gar nicht.“ Zum Beweis hielt er mir seinen Arm unter die Nase, weiße Porzellanhaut fiel mir dazu nur ein.
„Stimmt denn irgendetwas über Vampire? Knoblauch? Pfahl? Sarg?“ Doch er schüttelte nur den Kopf und grinste schief.
„Ihr Menschen habt wirklich eine blühende Fantasie was das angeht.“ Dafür erntete er von Sue einen kräftigen Schlag gegen die Schulter.
„Nicht so laut, oder willst du gleich dass alle wissen wer sie ist?“ Entschuldigend hob er die Hände.
„Tut mir Leid.“
„Sagt mal, geht das jetzt immer so weiter?“, fragte ich schließlich. „Das niemand wissen darf wer ich bin?“ Die Dämonin schüttelte den Kopf und schob sich ein paar Haarsträhnen hinter das Ohr.
„In ein paar Tagen wirst du hier offiziell vorgestellt.“, warf Josh ein und erhob sich.
„Lasst uns schon mal zur Arena schleichen. Ich will nicht wieder mit den Zyklopen in eine Umkleide! Die sind mir unheimlich.“, meinte er und zog mich auf die Füße. Vampire mochten also keine Zyklopen, oder wohl eher Josh mochte keine Zyklopen. Sollte ich mir besser merken!
„Keine Angst Cat, du brauchst heute nicht mit machen.“, meinte Sue von der Seite und deutete auf die Tribüne, die den riesigen Sportplatz umgab.
„Fräulein Catherine.“, zischelte eine Stimme hinter mir und bescherte mir eine ekelige Gänsehaut. Hinter mir stand eine Frau mit hoch gegelten schwarzen Haaren, ihre Augen waren Schlitze und ihr Oberkörper mündete in einen gelben Schlangenleib.
„Sie sind Catherine?“, fragte sie und eine gespaltene Zunge zischelte aus ihrem Mund. Unfähig zu antworten nickte ich stumm. Ein letzter musternder Blick von ihr, dann schrieb sie etwas auf ihr Klemmbrett und bedeutete mir, mich oben auf die Tribüne zu setzen.
Witziger weise erinnerte mich der Sportplatz gerade mehr an ein Kolosseum, gefüllt mit merkwürdigen Gladiatoren. Das also nannten sie Sportunterricht.
Eine kleine Gruppe von Schlangenfrauen, Zyklopen, Kobolden und Zentauren hatte sich in einer Ecke versammelt und bekamen Instruktionen von einem breitschultrigen Mann. Der andere Rest, diejenigen die wie Menschen aussahen, wurden von Medusa, ich hatte die Lehrerin einfach mal so getauft, in Gruppen aufgeteilt.
Josh und Sue waren in einer Gruppe mit hochgewachsenen Kerlen, sie waren das Team für den Hürdenlauf. Dann gab es noch eine Gruppe von hübschen Mädchen, die zum Weitsprung schlenderte, eine Gruppe Jungs, die auf eine große Matte zu gingen und eine Mischgruppe, welche zum Stabhochsprung lief.
Josh war sehr geschickt im Hürdenlauf, wenn nicht sogar der Beste der Gruppe. Sue lag wohl einfach eher Chemie, stellte ich fest.
Mit einem Seufzen lehnte ich mich weiter zurück und stütze meine Füße auf dem Sitz vor mir ab. Ein bisschen Nichts tun gefiel mir eigentlich ganz gut. Die Wolkenwand am Himmel war noch dichter geworden, dafür herrschte gerade Windstille.
Ich wollte nachhause! Meine Freunde vermissten mich bestimmt schon und ich vermisste sie! Sue und Josh waren wirklich nett, ich mochte sie, aber trotzdem fühlte ich mich hier eher wie eine Gefangene. Oder vielleicht eher wie ein netter Snack für Zwischendurch. Soll ich den Schokoriegel jetzt, oder besser nachher essen?
Verdammt!
Wenn diese bescheuerte Sekte nicht wäre, dann müsste ich auch nicht hier sein. Von wegen Sicherheit, also bitte, war ich unter Werwölfen, Vampiren, Harpyien, irgendwelchen anderen Schauergestalten sicherer? Zischend zog ich die kühle Luft ein und fasste einen Entschluss. Ich würde keine dieser Märchenprinzessinen sein, die sich einfach ihrem Schicksal ergab! Ich würde dem blöden Schicksal kräftig in den Arsch treten und nebenbei alle Monster das Fürchten lehren, sollten sie mir falsch kommen.
Euphorisch lächelnd straffte ich meinen Rücken und stieß schnaufend die Luft aus.
„Sofort auseinander!“, brüllte der breitschultrige Lehrer quer über das Feld und donnerte wie eine Dampflock auf die Jungengruppe zu. Einer der Kerle, ich konnte ihn von meinem Platz leider nicht gut erkennen, saß auf dem Boden und hielt sich eine Hand vor die Nase. Ein anderer, recht groß stand vor ihm, die Hände vor der Brust gekreuzt. Als der Lehrer endlich bei den Beiden angelangt war brach auch schon eine Schimpftriade aus ihm heraus und in dem Moment war ich wirklich froh, dass ich in sicherer Entfernung saß und kein Wort verstehen konnte.
Dem am Boden sitzenden wurde auf die Füße geholfen, während der Andere dem Lehrer folgte.
Ohje.
Die kamen in meine Richtung!
„-musst lernen damit umzugehen!“, schalte der breitschultrige Mann den Anderen und deutete auf mich.
„Den Rest des Unterrichts machst du besser eine Pause.“, er warf mir einen kurzen Blick zu und sah seinen Schüler dann wieder eindringlich an. „Und ich will heute weder Blut, noch Brüche, noch irgendwelche anderen Verletzungen sehen oder gar nur von hören!“ Der andere Kerl warf kurz einen Blick auf die Tribüne, sah mich da sitzen und nickte stumme.
Gut, also war ich wohl gemeint gewesen. Lass die Finger von ihr! Bekam ich vielleicht bald ein Schild umgehängt? Anfassen, ansprechen, angucken verboten!
Ich musterte den Kerl, während er langsam die Treppe zur Tribüne hoch schlenderte. Von nahem, stellte ich fest, war er nicht groß, sondern riesig. Er trug eine weite Sporthose und ein schwarzes T-Shirt, durch welches sich seine Muskeln gut abzeichneten. Seine Haare waren kurz geschoren und an seinem Oberarm prangte ein schwarzes verschlungenes Muster.
Kurz um: Er sah gut aus, besaß aber die Ausstrahlung eines Killers und machte mir folglich etwas Angst.
Zu meiner Erleichterung ließ er sich ein paar Reihen unterhalb von mir auf einen Sitz plumpsen. Ein leichter Wind frischte auf und schob mir meine Haare ins Gesicht, welche ich entnervt wieder hinter mein Ohr schob. Der Typ vor mir versteifte sich kurz, dann ging ein Ruck durch seinen Körper und er drehte sich langsam zu mir um.
Goldene Augen starrten mich angeekelt an und ich musste einen Moment überlegen, wo ich sie schon einmal gesehen hatte. Cafeteria!
„Ist was?“, fragte ich spitz. Der sollte ja nicht so glotzen! Überrascht über meine Frage zog er die Augenbrauen zusammen. Dabei fiel mir auf, dass eine Narbe beginnend in der Mitte seiner Schläfe, quer über das rechte Auge bis runter zum Wangenknochen verlief. Andere hätten jetzt vielleicht gesagt, dass er so herrlich gefährlich sexy aussah. Ich sah jedoch nur das nächste Monster, das mich fressen wollte.
„Ballerinas vergessen?“, brummte er und sah mich abschätzig an.
„Die um euch in den Arsch zu treten, ja.“, erwiderte ich nur kalt. Keine Angst zeigen! Bei Hunden durfte man das doch auch nicht! Vielleicht klappte es auch bei 500 kg Muskelmasse Monstern?
Überrascht zuckte ich zusammen als ein grollendes Lachen aus seinem Bauch drang. Ohje, hätte ich vielleicht doch besser mein Testament schon verfassen sollen? Also mein Vater würde mein Erspartes bekommen und meine Fotoalben, Sarah die Schuhe die sie immer haben wollte und Sue würde ich mein Chemiebuch schenken. Achja Josh, dem würde vielleicht meine DVD-Sammlung gefallen.
Ein leichtes Beben riss mich aus meinen Gedanken und ich stellte überrascht fest, dass der Kerl nun nur noch eine Reihe unterhalb von mir, etwas weiter links saß. Seine goldenen Augen fixierten mich.
„Du musst ja sehr stark sein, wenn du es mit uns allen aufnehmen willst.“, stellte er amüsiert fest und stütze seinen Arm auf der Lehne ab. Scheiße, der Kerl hatte wirklich keine Hände! Das waren Pranken! Schaufeln! Mit denen könnte der glatt meinen Kopf zerquetschen, mit einer Hand!
Ok, vielleicht übertrieb ich ein wenig, aber nur einen Mückenhaufen zu viel. Ganz ruhig bleiben Cat, nichts anmerken lassen. Einfach so tun, als ob du auch hier zu gehörst.
„Ich wüsste nicht was es dich angeht.“ Zu meiner Erleichterung klang meine Stimme kühl und beherrscht. Er musterte mich noch eine Weile, schien herausfinden zu wollen, wie stark ich wirklich war.
Ein Gurkenglas bekam ich auf! Also könnte man fast sagen, ich besaß die Stärke von Herkules.
Oder vielleicht eher von Phil.
„Mortimer.“, meinte er auf einmal mit seiner knurrenden Stimme und hielt mir eine seiner Hände hin. Skeptisch betrachtete ich sie nur, sah dann wieder in sein Gesicht. Ein leichtes Grinsen umspielte seine schmalen Lippen.
„Ich darf heute keinen mehr verletzten, wie du vielleicht mitbekommen hast.“, erinnerte er mich, sodass ich ihm vorsichtig meine Hand reicht.
„Cat.“ Als seine Hand sich um meine schloss, fürchtete ich schon sie kaputt wieder zubekommen, doch nach einem kräftigen Druck ließ er meine Hand wieder frei.
„Du gehörst zu dem Sukkubus und dem Möchtegern Vampir?“, stellte er fest und sah hinüber zu der Gruppe, in welcher Sue und Josh waren.
„Sue und Josh. Und Josh ist kein Möchtegern Vampir.“, belehrte ich ihn.
„Er steht auf Männer.“, meinte der Hüne nur.
„Ich auch und? Bin ich deshalb auch ein Möchtegern irgendwas?“
„Du bist eine Frau.“, erwiderte er nur und sah mich an.
„Und Josh nicht. Na und? Ist doch egal, wen oder was er liebt! Das macht ihn zu keinem schlechteren Vampir!“, warf ich ihm wutentbrannt entgegen. Kaum zu glauben, da verteidigte ich doch gerade wirklich einen Vampir!
Seine goldenen Augen fixierten mich einen Moment, schienen nach irgendetwas in meinem Gesicht zu suchen, dann drehte er sich wieder weg.
„Wie auch immer.“, brummelte er.
Ich war geladen! Und die Nähe dieses Typen machte es nur noch schlimmer! Schnaufend nahm ich meine Tasche und suchte mir einen neuen Platz in einiger Entfernung. Die goldenen Augen bohrten sich in meinen Rücken.
„Scheiße Cat, hast du mit Mortimer geredet?“, platzte auch gleich Josh los, als wir auf den Weg zur Bibliothek waren.
„Ja. Ein gruseliger Typ! Und eingebildet!“ Alleine bei dem Gedanken an unser Gespräch stellten sich mir die Nackenhaare auf, ebenso brodelte die Wut in meinem Bauch wieder hoch.
„Halt dich bloß von dem fern! Der ist gefährlich!“, meinte nun auch Sue und starrte mich eindringlich an.
„Wirklich? Ich finde er sieht aus wie ein Katzenbaby.“, erwiderte ich nüchtern.
„Ein Katzenbaby? So so.“, erklang eine brummende Stimme neben uns und ließ mich zusammen zucken.
Der große Hüne schlenderte neben uns her und warf mir einen fragenden Blick zu.
„Ja ein Katzenbaby! Ein arrogantes, ungeschicktes Katzenbaby.“, warf ich ihm entgegen und erntete dafür erschrockene Blicke von Sue und Josh. Mortimer hingegen schien nur amüsiert.
„Auch Katzenbabys haben Krallen und Zähne.“, warf er ein.
„Lass sie in Ruhe!“, keifte Sue und krallte ihre Finger in meinen Oberarm, zog mich hastig auf das Gebäude zu. Das dunkle Lachen Mortimers folgte uns.
„Oh Gott! Du hast ihn provoziert! Oh Gott! Du hast ihm widersprochen! OH GOTT! Du hast ihn Katzenbaby genannt!“, brüllte Josh leicht hysterisch, schnappte nach Luft, starrte mich an und brach in Gelächter aus. Einen Moment später stimmte Sue mit ein. Die Hysterie war wohl ausgebrochen.
„Katzenbaby!“, wiederholte Sue und wischte sich eine Lachträne aus dem Gesicht.
„Niemand legt sich mit ihm an und jetzt kommst du daher und haust ihm so was um die Ohren!“, meinte Josh und klopfte mir auf die Schulter. „Endlich wer, der sich nicht von ihm einschüchtern lässt.“
„Der hat mich einfach mit seiner Art genervt!“, grummelte ich und wir setzten unseren Weg zur Bibliothek fort.
„Mortimer ist hier so was wie der Ober Boss.“, erklärte Josh.
Na toll. Da hatte ich doch gerade wirklich den King höchstpersönlich beleidigt. Meine Lebenserwartung sank drastisch.
„Keine Angst, wir passen ja auf dich auf. Außerdem, solange du ihn nicht zu sehr reizt und das solltest du ab jetzt lassen, passiert dir nichts.“, meinte Sue und tätschelte mir mitfühlend die Schulter.
„Er hat ein kleines Wutproblem.“, lachte Josh, verstummte jedoch sofort wieder und sah mich ernst an.
„Hör zu Cat. Ich finde es gut, wenn du dich von ihm nicht ein buttern lässt, aber bitte geh ihm einfach aus dem Weg! Der könnte dich mit seinem kleinen Finger zerquetschen!“
Wie war das gleich? Ich sollte hier in Sicherheit sein?
Da hatte ich mir doch wirklich gleich an meinem ersten Tag die Aufmerksamkeit von King Kong eingefangen. Hoffentlich war Mortimer nicht wirklich wie dieser riesen Gorilla. Ann Darrow war dem Monstrum schließlich auch nicht so einfach entkommen!
„Wieso muss ich eigentlich Hausaufgaben machen? Ich bin hier doch nur vorübergehend.“, murrte ich und stützte mein Kinn in meiner Handfläche. Vor uns lag ein Berg von Büchern, den Sue aus sämtlichen Abteilungen zusammen gesucht hatte. Wofür wusste ich jedoch nicht, schließlich gab es so etwas wie Internet.
„Streber halt.“, erklärte Josh mir grinsend, erntete dafür jedoch nur einen Boxschlag von der Seite.
„Dir würde ein bisschen mehr Lernen nicht schaden.“, erwiderte die Schwarzhaarige und nahm sich das nächste Buch vor.
Ein Aufsatz über irgendwelche Moleküle war doch nun wirklich nicht diesen Aufwand wert.
„Hör mal Sue, wieso googlest du den Kram nicht einfach?“, fragte ich sie, kassierte aber nur einen müden Blick ihrerseits.
„Weil in den Bücher bessere Informationen stehen als in dem menschlichen Netzwerk.“ Ich verdrehte die Augen und zeigte Josh einen Vogel.
Unser Aufsatz über Wassermoleküle war schon längst geschrieben und Mathe hatten wir auch recht schnell geschafft. Fehlte nur noch Sue.
„Hier steht es auch nicht.“, grummelte sie gerade und nahm sich das nächste Buch zur Brust.
„Ich geh mal eben für kleine Königstiger.“
„Verlauf dich aber bitte nicht.“, säuselte Sue, beachtete mich aber nicht weiter.
„Warte ich komme mit. Mein Zimmer braucht mal wieder eine Generalüberholung. Und das hier“, er deutete auf Sue. „Dauert wohl noch eine ganze Weile.“
Grinsend hackte ich mich bei dem Vampir unter und wir schlenderten durch die Reihen auf den Ausgang zu.
„Ganz schön anstrengend hier, oder?“, fragte Josh und sah mich aus seinen braunen Augen an. Seufzend lehnte ich mich mehr an ihn und nickte.
„Keine Angst, die meisten hier sind wirklich nett. Und die gruselig aussehenden sind fast immer total nett.“
„Und die gut aussehenden?“, erwiderte ich skeptisch.
„Böse. Alles Idioten. Hallo? Sehe ich etwa nicht gut aus?“, empörte er sich und wies mit seiner Hand an seinem Körper herunter.
Lachend schüttelte ich den Kopf.
„Natürlich du Ober-Vampir.“ Zufrieden zog er mich weiter zum Ausgang.
Josh wollte uns heute Abend zum Abendessen treffen, er würde den Streber nicht länger ertragen. Aber ich?!
Seufzend wuschelte ich mir durch die Haare, verließ dann die überdimensionale Toilette und huschte zurück in die Bibliothek.
Stille.
Man hätte ein Blatt fallen hören können.
Auf Zehenspitzen schlich ich durch die Reihen zurück zu Sue. Die Stille drückte auf meine Ohren und ließ mein eigenes Blut laut in diesen rauschen.
„So ein Zufall.“, grollte es da neben mir und ich fuhr erschrocken rum, geriet auf meinen Zehnspitzen ins Stolpern und fiel gegen ein Regal, aus welchem unter lautem Getöse die Bücher fielen.
Mein Herz raste und schnaufend stieß ich die Luft aus, blickte Mortimer finster an, welcher sich glucksend gegen das Regel auf der anderen Seite des Ganges gelehnt hatte.
„Du bist wirklich schreckhaft.“
„Jaja, spar es dir.“, knurrte ich und machte mich daran, die Bücher wieder aufzuheben. Neben mir hockte sich das Monster hin und half mir das Chaos zu beseitigen. Ganz recht so! Er war ja schließlich auch daran schuld!
„Wo sind denn deine Wachhunde?“, fragte er und nahm mir eines der Bücher ab, das in das obere Regal gehörte, an das ich natürlich nicht heran kam. Nicht ohne Leiter.
„Ich brauche keine Wachhunde.“, erwiderte ich kalt und schob ein schmales Buch in das Regal, versuchte nebenbei meinen Puls wieder auf ein normales Tempo zu verlangsamen.
Als ich wieder aufsah, starrten mich seine goldenen Augen durchdringend an, sodass mir ein kalter Schauer den Rücken runter lief.
„Was?“, fragte ich, machte sicherheitshalber aber einen Schritt rückwärts, der Typ war mir sowieso schon zu nah. Ein überlegenes Grinsen schlich sich auf seine Lippen, dann beugte er sich leicht vor und sah mich von oben herab an.
„Sicher, Blume?“ Nein, jetzt gerade wäre eine Armee angebracht! Und was sollte dieses Blume?
Zu meiner Erleichterung richtete er sich wieder auf, verzog dann jedoch kurz das Gesicht.
„Keine Angst, ich fresse keine Stinktiere.“ Stinktiere?
„Was?“ Ich war etwas verwirrt. Der Hüne grinste mich frech an und trat einen Schritt zurück auf den Gang.
„Du riechst wie ein Stinktier.“, erklärte er mir und machte sich dann auf den Weg zum Ausgang.
Verwirrt sah ich an mir herunter. Ich stank? Zur Sicherheit roch ich an meinem Oberteil und meinen Haaren, doch ich roch nur einen leichten Blumenduft. Was war er denn bitte für ein komischer Typ? Gab es Wesen die Blumen ekelig fanden?
Jetzt fiel es mir auch wie Schuppen von den Augen: Blume.
Blume von Bambi! Das Stinktier!
So ein mieses dreckiges …. Katzenbaby!
„Sue? Gibt es irgendwelche Wesen die Blumen nicht mögen?“, riss ich sie von ihrem Buch los. Verwirrt starrte sie mich an.
„Ja, Gnome mögen Blumen nicht gerne, aber zu konzentrierten Blumenduft mögen die Meisten nicht.“, erklärte sie mir und runzelte die Stirn.
„Wieso?“, wollte die schwarzhaarige Dämonin wissen.
„Dieser riesen Hornochse meinte, dass ich wie ein Stinktier rieche!“, knurrte ich und ließ mich auf einen Stuhl ihr gegenüber fallen.
„Mortimer?“, zischte sie und ich nickte nur.
„Du sollst dich doch von ihm fern halten.“, erinnerte sie mich.
„Er rennt mir hinterher!“, meinte ich stur und verschränkte bockig die Arme.
„Na gut.“, seufzte sie. „Hör zu, aber du darfst nicht sauer werden!“ Ich starrte sie abwarten an. „Das Parfüm, das ich dir heute Morgen gegeben habe ist ein Monsterabwehrduft. Dein Vater hat es so genannt.“, erklärte sie auf meinen fragenden Blick. „Bei manchen wirkt es abschreckend, ekelerregend, oder einfach stinkend. Ich glaube sogar, dass es gewisse Wesen davon abhält dich überhaupt wahr zu nehmen. Bei allen wirkt es jedoch nicht, warum wissen wir aber auch nicht. Josh und mich stört es zum Beispiel gar nicht. Aber wenn es bei Mortimer wirkt, dann hilft es ja schon mal etwas.“
„Nun ja, helfen? Der Typ ist jetzt nicht schreiend davon gerannt.“, meinte ich nur ernüchternd. „Außerdem hätte ich gerne vorher gewusst, dass ich wie ein Stinktier rieche.“
„Du riechst nicht wie ein Stinktier! Aber ok. Es tut mir Leid. Nächstes Mal sage ich dir vorher Bescheid, ok?“, versuchte sie mich zu besänftigen. Da ich wusste, dass sie das wirklich nur zu meinem Besten getan hatte und für mich roch der Duft schließlich gut, lächelte ich sie an.
„Ok.“ Ein erleichterter Seufzer schlich sich über ihre Lippe.
„Ich muss noch eben diese zwanzig Seiten zusammen fassen, dann bin ich fertig.“ Ein Stöhnen entrang sich mir.
Während Sue weiterhin am Arbeiten war, versüßte ich mir meine Zeit in dem ich einer dicken getigerten Katze, die aus dem Nichts erschienen war, den Kopf massierte. Grinsekatze hatte ich sie getauft. Schließlich war sie auch aus dem Nichts aufgetaucht, wobei Sue mir versprochen hatte, dass dies eine ganz normale Hauskatze sei.
„Warum müssen wir eigentlich sagen wer ich bin? Ich kann doch auch einfach inkognito bleiben.“, sinnierte ich und genoss die Vibrationen von Grinsekatze.
Sue blickte von ihrem Buch auf, dann legte sie den Stift zur Seite und streckte sich.
„Ich hätte nichts dagegen. Es würde mir vielleicht den ein oder anderen Stress ersparen, aber könnte dich auch schnell den Kopf kosten.“, müde rieb sie sich über die Augen, klappte ihr Buch zusammen und stütze die Ellbogen darauf ab.
„Stell dir vor, du triffst einen Menschen mit Glasknochen, weißt es aber nicht. Ein kleiner Stoß von dir und seine Knochen sind gebrochen.“
„Soll heißen, ich bin der Mensch mit Glasknochen.“ Einen müdes Lächeln stahl sich auf ihre Lippen.
„Genauso sieht es aus. Und jetzt scheuch endlich die fette Katze weg und lass uns essen gehen. Ich habe einen ungesunden Hunger!“ Ein letztes Mal kraulte ich die Katze hinter den Ohren und hievte sie dann von meinem Schoß herunter. Ihre großen Katzenaugen sahen mich beleidigt an, dann schlich sie davon.
„Was findet ihr nur an den Biester?“, wollte die Schwarzhaarige wissen und sammelte ihre Unterlagen ein.
„Sie haben weiches Fell, schöne Ohren und Samtpfoten.“
„Die Haare kitzeln, die Ohren sind dreckig und die Samtpfoten können kratzen.“
„Sie haben wirklich viel Ähnlichkeit mit euch.“, überlegte ich, erntete dafür jedoch nur einen leichten Schlag gegen die Schulter.
„Hey, geh vorsichtig mit dem Glasmenschen um!“, protestierte ich, wurde jedoch nur von Sues Lachen mitgerissen.
Das Abendessen war mehr als gelungen, was auch einfach daran gelegen haben könnte, dass Josh uns einen hübschen Tisch, weitentfernt von allen anderen, besorgt hatte und sämtliche essbaren Speisen darauf abgeladen hatte.
Wie ich festgestellt hatte, gab es hier auch rohes Fleisch, Fisch und Insekten, wobei ich nicht wissen wollte, wer sich das Zeug holte.
„Und wie war dein erster Tag so?“, wollte Josh zwischen zwei Bissen von seinem Schokocroissant wissen.
„Interessant trifft es wohl am besten.“, meinte ich nachdenklich und zwang einen weiteren Löffel Vanillepudding runter. So einen guten Vanillepudding hatte aller höchstens meine Oma gemacht, da lohnte es sich den Pudding bis zum Überquellen in sich hineinzustopfen.
„Sag mal, mögen alle von euch so gerne Vanillepudding?“, wollte Sue plötzlich wissen und musterte die halbleere Schüssel vor mir.
„Zum Glück nicht, sonst würde für mich nichts mehr übrig bleiben.“, schmunzelte ich.
„Was heißt denn genau interessant?“, bohrte Josh weiter und wackelte mit seinen Augenbrauen. „Freust dich einen so attraktiven und charmanten Vampir kennengelernt zu haben, nicht wahr.“ Sue und ich brach in Gelächter aus, was dazu führte, dass ich Bauchschmerzen bekam.
„Ich hätte mir nichts sehnlicher gewünscht.“, brach ich endlich heraus, legte den Löffel zurück und schob die Schüssel und meine Füße von mir.
„Sag mal, wie rieche ich für dich?“, fragte ich Josh, welcher mich leicht verwirrt musterte.
„Nach Honig und Margeriten, obwohl jetzt gerade Vanille alles überlagert.“, lachte nun Josh.
„Sie hat eine Portion Monsterabwehrduft abbekommen.“, erklärte Sue ihm, wobei der Vampir noch breiter grinsen musste.
„Ah, dass erklärt auch, weshalb dich die Meisten hier ignorieren.“
„Aber eben nicht alle.“, knurrte Sue und besah sich ihre Fingernägel. „Rot, oder vielleicht blau?“, nuschelte sie und ignorierte Joshs bohrenden Blick.
„Nun spuck es schon aus! Wen genau meinst du?“
„Nimm blau.“, erwiderte ich auf ihre Grübeleien. Mit einem kurzen Nicken in meiner Richtung, wand sie sich dem neugierigen Vampir zu.
„Mortimer stört der Duft recht wenig.“
„Er meinte, ich würde stinken.“, entrüstete ich mich, erntete aber nur einen entsetzten Blick von Josh.
„Er nährt sich dir, obwohl er das Zeug riecht?!“, zischte der Vampir und theatralisch seufzend lehnte Sue sich zurück.
„Wie es aussieht ja.“
„Vielleicht hat er ja ein Faible für stinkende Sachen. Bei dem Typen würde mich schließlich gar nichts wundern.“, warf ich ein, erntete dafür jedoch nur hochgezogene Augenbrauen.
„Faible für stinkende Sachen? Hör mal, eher einen Faible für kleine Mädchen die ihn Katzenbaby nennen und nicht vor ihm zurück weichen.“, meinte der Vampir.
„Da haben wir es! Wenn du mal ein bisschen mehr Respekt vor ihm haben würdest, zeig ihm, dass du Angst hast!“, strahlte Sue über ihren Einfall alle mal sehr erfreut. Kopfschüttelnd faltete ich meine Hände auf dem Tisch und blickte einen nach dem anderen an.
„Erstens macht der Kerl mir schon alleine mit seiner Körpergröße Angst, zweitens lasse ich mir nicht den Mund verbieten und drittes hat mir mein Dad beigebracht, dass man seine Ängste nicht zeigen darf.“ Schweigend starrten sie mich an, dann seufzten sie synchron auf.
„Sie ist verloren.“, nuschelte Josh.
„Und wir mit ihr.“, grummelte Sue.
„Hey, jetzt macht doch nicht so ein Theater! Dann sprüh ich mir morgen halt mehr von dem Zeug drauf. Und ich ignoriere ihn einfach.“
„Ignorieren. Mortimer.“
„Ja wieso denn nicht?“, wollte ich wissen, da tätschelte mir der Vampir mitleidig meine Hände.
„Mortimer ignoriert man nicht.“
„Man geht ihm allerhöchstens aus dem Weg. Und wenn er das nicht will, dann wird selbst aus dem Weg gehen schwer.“, erklärte mir Sue auf meinen fragenden Blick.
„Er hat es aber auch noch nie mit mir zu tun bekommen!“
Tag der Veröffentlichung: 21.04.2013
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