Weg - weit weg
unvorstellbar
weit weg
frei von Zweck
nur zum Glück
ganz weit weg
und nicht zurück
weiter fort
ein andrer Ort
ohne Zeit
nur furchtbar weit
weg - weit weg
ganz weit.
Schwere reißt mich kraftvoll nieder
und betäubt mir jeden Sinn,
lähmt Gedanken und die Glieder -
ich vergesse, wer ich bin.
Draußen lockt mich duftend Flieder,
flüsternd ruft der Wind nach mir,
Vögel singen Hoffnungslieder -
meine Hoffnung ging mit Dir.
Weiße Wolken tanken Schwärze -
brechen in ein Weinen aus;
Regen spült das Leid vom Herze,
Leere füllt es schließlich aus.
Wie ein Stein versinkt im Meere,
g'rade zu auf dessen Grund,
tauch ich ein in diese Leere,
werde sicher bald gesund!
Alte Photos
Nur ordnungshalber - aus Gewohnheit eben,
vielleicht um ihrer keines zu verlieren,
begann ich alte Photos zu sortieren -
Erinnerungen an gelebtes Leben!
Die meisten seh' ich nun schon aus der Ferne
und schwer fällt's mir sie mir noch auszumalen.
An ander'n leide ich bis heute Qualen
und doch betrachte ich ein jedes gerne.
Ich sehe mich mit zehn mit fünfzehn Jahren.
In Jugendtagen, die beschwerlich waren;
verneige mich vor der Vergangenheit.
Ich lasse einfach die Gedanken fließen,
versuche still die Zukunft zu genießen
und freue mich auf eine neue Zeit.
Leuchtfeuer
Wohin, mein Herz, die Traurigkeit,
wenn nicht in fremde Hände?
Wann findet nur die Dunkelzeit
um mich herum ihr Ende?
Wo denn befindet sich der Quell
des Flusses meiner Tränen?
***
Da seh' ich in der Ferne - hell
und wag's kaum zu erwähnen,
ein kleines Fünkchen Hoffnungslicht.
Ganz leise kann ich hören,
wie eine Stimme zu mir spricht,
versucht mich zu beschwören:
Mein lieber Freund, siehst Du denn nicht?
Zu allen Dunkelzeiten,
erkennt man doch das kleinste Licht
und Hoffnung schon von Weitem.
Auch schon der kleinste Funke kann
ein Leuchtfeuer Dir werden
und gibt Dir deine Richtung an,
durch's Leben - hier auf Erden.
I.
Unter mir zerbricht die Erde
aus meinen Händen fließt die Zeit
ich vergehe und ich werde
aus Gegenwart Vergangenheit
ja, selbst der Blumen stolzes Kleid
verwandelt sich in Traurigkeit
eine sterbende Gebärde
und Übergang zur Ewigkeit.
II.
Was brachte mich, welch dunkle Macht,
so gänzlich ohne Tatenmut hier her,
an diesen Ort, zur letzten Schlacht,
in einer sternenlosen Nacht?
Die Schwärze macht das Herz mir schwer
und ohne jede Gegenwehr,
enthauptet mich fast zärtlich sacht
der Sichelmond. Und leise lacht
der Wind und spricht von Wiederkehr.
Vergänglichkeit
Der langen Nächte dunkler Schatten
legt sich um mich, hüllt mich ein.
Bringt mich langsam zum Ermatten;
Macht mich starr wie einen Stein.
Kann nicht fühlen, kann nicht sehen,
mir werden alle Sinne taub.
Kann auch nicht gehen oder stehen
und fall geschwind, wie buntes Laub.
Brisant rasant - der freie Fall
und niemand da, der mich auffängt.
Ich schlage auf mit einem Knall.
Was hat mich bloß hierher gelenkt?
Ich gehe in mich und ich weiß:
Das Leben war es! Mir zu Liebe!
Nachlässigkeit hat ihren Preis,
so ich wollte, dass ich bliebe.
Der Sturm in mir
Mit schwarzer Decke nähert sich
und macht mich zittern gar,
mit Blitzgewittern - fürchterlich!
die Nacht, die sich herüberschlich
und schrecklich düster war.
Die schauerlichsten Bilder,
wenn hell ein Blitz wo einschlug;
der Wind bläst wild und wilder,
doch schließlich wird es milder -
es stürmte nun der Sturm genug!
Und als die Schlacht geschlagen war,
da wurd es seltsam still um mich;
der Friede wurde in mir wahr
und Liebe um mich - unsagbar
verzaubernd, wahrhaft königlich.
Tag der Veröffentlichung: 25.09.2010
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Es bleibt uns überall noch eine Freude. Der echte Schmerz begeistert. Wer auf sein Elend tritt, steht höher. Und das ist herrlich, dass wir erst im Leiden recht der Seele Freiheit fühlen.
-Hölderlin-