Mörderische Fantasien
7 abgefahrene Kurzgeschichten
von Birgit van Troyen und Drea Summer
1. Auflage, 2019
© Alle Rechte vorbehalten.
Drea Summer
Los Tenderetitos 1 L134
35100 San Bartolomé de Tirana
Las Palmas de Gran Canaria
Korrektorat: Anja Lang
Coverdesign: Dream Design - Cover and Art
Coverbild: Shutterstock + Pixabay
Der Schlüssel
von Drea Summer
Korrektorat: Anja Lang
»Was war in den letzten Minuten passiert?«, murmelte Lara. Ihr Kopf brummte. Sie sah an sich hinunter. Den Schlüssel in ihrer linken Hand umklammerte sie.
War das ihr Blut auf ihren Händen? Wo kommt diese Blutlache unter ihr her?
Die Blutspur verlief von der Fußmatte vor der offenen Wohnungstür, über den gesamten Gang bis zum Wohnzimmer.
Sie war gekommen, um ihm die Scheidungspapiere durchzugehen und den Wohnungsschlüssel zurückzubringen. Als er die Wohnungstür öffnete, roch sie den Tabak und Alkohol.
Wie blöd war ich, dass ich dachte, er willigt ein?
Es ist das Beste für unsere Kinder, hörte sie sich noch sagen, bevor der stechende Schmerz in ihre Bauchgegend fuhr.
Er hat es wieder getan, sie wieder geschlagen. Wie oft versprach er mir, mich und die Kinder nicht mehr zu schlagen? Wie oft schwor er dem Alkohol ab?
Ein Schmerz fuhr in ihre Bauchgegend, als würde ein Messer in ihr stecken. Sie zuckte zusammen und stütze sich mit ihrer linken flachen Hand an der Mauer ab. Der Schlüssel fiel klirrend auf den Boden.
Sie erinnerte sich an die schreckliche Buddha Statue, ein Geschenk ihrer Schwiegermutter, das sie ihm über seinen Schädel zog. Das Blut spritzte aus seiner klaffenden Kopfwunde, bevor er sie losließ und tot am Boden zusammenbrach.
Das Atmen fiel ihr schwer und sie sank langsam an der Wand entlang hinunter. Sie sah das Messer in ihrem Bauch stecken. Sie lächelte.
Das Monster war besiegt.
-Ende-
Schneetreiben
von Birgit van Troyen
Korrektorat: Anja Lang
Sein Schrei hallte an den Felswänden wider, als er stürzte. Ein Ski löste sich aus der Bindung und rutschte einige Meter talwärts. Stöhnend stand Markus auf und biss die Zähne zusammen.
Isabel stoppte mühelos neben ihm. Kopfschüttelnd verfolgte sie die ungeschickten Bewegungen ihres Mannes mit einem Gesichtsausdruck, als hätte sie ein ekliges Insekt vor sich. „Du bist immer noch viel zu ängstlich! Deine Kackstellung erinnert mich an meine erste Skistunde. Musst halt langsamer fahren.“
„Damit du wieder jammern kannst, wenn du zwei Minuten auf mich warten musst?“ Sein Blick sprach Bände.
„Wer ist denn hier wohl der Meister im Jammern?“ Mit diesen verächtlichen Worten ließ sie ihn stehen und wedelte souverän die schmale Silberschneid hinab.
Ist doch wahr! Immer nur meckern, was anderes kann der nicht.
Am Abzweig zur Fernauzufahrt blieb Isabel erneut stehen. Markus eierte unsicher auf sie zu. „Hast du gesehen? Meine Skier standen richtig eng zusammen.“
Sie verdrehte die Augen. „Ganz bestimmt.“
„Ja was denn, etwa nicht?“, brauste er wütend auf.
Isabel sparte sich eine Antwort und deutete mit ihrem Skistock in Richtung der Fernauer Sesselbahn. „Da fahren wir gleich rauf, und oben nehmen wir dann die Pfaffenschneid. Auf der Piste kannst du richtig Gas geben ...“
„Ich will aber wieder runter“, unterbrach Markus sie.
Verdammt, nein! Isabels Herz schlug vor Schreck schneller. Das würde ihren ganzen Plan zunichte machen. Sie musste dieses Weichei irgendwie davon abbringen, zurückzufahren. „Wieso denn jetzt schon? Es ist doch gerade mal 15 Uhr, also noch über eine Stunde hell.“
„Ich habe Kopfschmerzen. Bei dem Wetter auch kein Wunder, der Föhn hat die Temperatur direkt um zehn Grad nach oben getrieben. Damit muss man erst mal klarkommen. Außerdem ist mir leicht schwindelig.“
„Uuuh, meine Migräne!“, ahmte sie ihn nach und wischte sich theatralisch über die Stirn. Gleich darauf bereute sie ihren Sarkasmus. Solche Reaktionen konnten bei ihm schnell bewirken, dass er sich erst recht querstellte. Vorsichtshalber lenkte sie ein. „Mensch Markus! Komm schon, nur noch die eine Abfahrt. Danach können wir von mir aus mit der Gamsgartenbahn bis nach unten fahren. Du wirst sehen, die Pfaffenschneid ist genau richtig für dich zum üben. Schön breit, ziemlich flach und wenig befahren. Vor drei Jahren habe ich die Piste entdeckt, als du dir blöderweise den Fuß verstaucht hattest. Erinnerst du dich?“
„Ja ja ja!“ Markus wurde ungeduldig. „Wenn wir hier noch länger stehen und diskutieren, fängt es gleich wieder an zu schneien.“
„Also abgemacht?“ Irgendwie schaffte es Isabel, ihn scheinbar strahlend anzulächeln. Meine Güte, ist ja nicht normal, wie ich mich ins Zeug lege!
„Okay, wenn du unbedingt willst“, seufzte er genervt. „Aber das ist ganz bestimmt meine letzte Abfahrt!“
Na, das wollen wir doch hoffen …
Das kurze Stück bis zur Fernaubahn fuhren sie schweigend nebeneinander. Markus` Wetterprognose traf zu: Es begann zu schneien. Der Föhn wurde stärker und ließ die 6er-Sessel schwanken. Oben auf dem Pfaffengrat in knapp 3000 Metern Höhe würden sie den Wind noch um einiges intensiver zu spüren bekommen.
An der Station war nicht mehr viel los. Kurz vor dem Einstieg berührte Isabel jemand hinter ihr leicht an der Schulter. „Oh, Entschuldigung!“
„Macht nichts.“ Sie erwiderte das freundliche Grinsen und zwinkerte ihm zu, was durch ihre dunkle Sonnenbrille jedoch nicht zu erkennen war. Als ihr Sessel die Station verlassen hatte, drehte
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Texte: Drea Summer und Birgit van Troyen
Cover: Dream Design - Cover and Art
Lektorat: Anja Lang und Textflow
Tag der Veröffentlichung: 24.07.2019
ISBN: 978-3-7487-1062-2
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Wir wünschen gute Unterhaltung. Ihre Birgit van Troyen und Drea Summer