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„I'm on the Highway to hell … Highway to hell ...“
Devlin schrie sich die Seele aus dem Leib und hämmerte wie von Sinnen auf die quietschbunten Knöpfe seiner Gibson Les Paul ein, während er der vorgegebenen Abfolge der Töne auf seinem TV-Bildschirm folgte.
Okay … es war nicht wirklich eine Gibson. Wo, bitte sehr, hätte er denn auch das nötige Kleingeld für ein solches Prachtexemplar hernehmen sollen? Schließlich war er gerade gestern erst siebzehn geworden, ging brav aufs Gymnasium und steckte seine gewaschenen, zugegebenermaßen sehr hübschen Füße noch artig unter Daddys Tisch.
Außerdem hatte eine echte Les Paul auch keine knallbunten Knöpfe an ihrem schlanken Hals, sondern sechs Masterbuilt Premium Akustiksaiten mit astreiner Bronzelegierung, die als Krönung noch handumwickelte Ball Ends aufwiesen – was immer das heißen mochte.
Die Bilder, die anlässlich dieser Beschreibung in Devlins Kopf auftauchten, hatten rein gar nichts mit einer Gitarre zu tun. Eher damit, wie Gabriel von nebenan seine wunderschönen schlanken Hände um Devlins Bälle wickelte, während sein süßer Schmollmund ...
„Livin' easy … lovin' free … lovin' … Scheiße!“
Devlin knallte entnervt die Plastikgitarre in die Ecke und schaltete mit der Fernbedienung wütend das Guitar Hero-Programm seiner Playstation aus. Die plötzlich einsetzende Stille war ohrenbetäubend.
Die eigentliche Übung seiner Aktion hatte darin bestanden, jeglichen Gedanken an seinen gutaussehenden Nachbarn zu verdrängen. Dumm nur, dass sich Gabriel hartnäckig 24/7 in seinem Kopf eingenistet hatte.
Gabriel! Eins achtzig groß, schlank, blond, blauäugig, zwei Jahre älter als Devlin und seit er sich erinnern konnte, sein bester Freund. Bis – nun ja - gestern!
Devlins Geburtstagsparty mit seinen Freunden und Kameraden würde zwar erst am Samstag stattfinden, doch Gabriel hatte es sich nicht nehmen lassen, ihm bereits an seinem Ehrentag zu gratulieren. Dass er hierfür genau den Zeitpunkt wählte, an dem die Familie Berger die riesige Geburtstagstorte anschnitt, war vermutlich ebenso geplant wie die Aussicht darauf, Devlins ein Jahr ältere Schwester Lynette wieder zu sehen.
Lynette machte ihr Auslands-Jahr in London und hatte sich extra zum Geburtstag ihres Bruders einige Tage frei genommen, um ihn zu überraschen.
So sehr Devlin seine Schwester auch liebte – gestern hätte er sie am liebsten auf den Mond geschossen.
Lynette war klein und zierlich, hatte rabenschwarzes, sanft gewelltes Haar und Augen, die wie pechschwarze Murmeln in einem nahezu überirdisch schönen Gesicht leuchteten.
Letzteres waren zumindest die Worte, mit denen Gabriel Lynette beschrieb. Eigentlich hätte Devlin sich davon ebenso angesprochen fühlen können, glich er seiner Schwester doch aufs Haar.
Sogar die Sache mit dem klein und zierlich traf zu seinem Leidwesen zu – auch wenn er seine Schwester um viereinhalb Zentimeter überragte.
Was allerdings nichts an der Tatsache änderte, dass Gabriel diese Attribute lediglich Lynette zugestand. Mit Devlin, den er scherzhaft Devil nannte, verband ihn eine innige und langjährige Freundschaft. Die Gefühle, die er für
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Tag der Veröffentlichung: 17.09.2014
ISBN: 978-3-7368-5262-4
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