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Wo sind Monas Karotten?

Mona schnüffelte im saftig grünen Gras umher. Wo hatte Lisa die Möhrchen versteckt? Eben noch war sie hier gewesen und hatte sie auf der Wiese verteilt, aber jetzt konnte Mona sie nirgends finden. Da kam Lisa wieder durch das Tor der Koppel gelaufen und blieb, kurz bevor sie Mona umgerannt hätte, stehen.

„Mona, hat es dir geschmeckt?“, fragte Lisa sie.

Mona sagte: „Ich kann die Möhren nicht finden.“

Doch Lisa verstand sie nicht. Denn Menschen können keine Tiere verstehen.

„Ich werde wieder in mein Zimmer gehen. Heute Abend kommen Mama und Papa und bringen dir neues Futter. Bis später, Mona!“

Somit rannte Lisa wieder von der Koppel. Mona sah sie hinter dem Haus verschwinden und dachte wehmütig an die Karotten, die ihr entgangen waren. Traurig suchte sie weiter im Gras umher, doch sie konnte weiterhin nichts finden, bis sie sich traurig niederlegte und die Augen schloss.

„Hallo Mona!“, hörte sie plötzlich. Max der Maulwurf war plötzlich aus der Erde aufgetaucht und blinzelte sie an.

„Hallo, Max!“, rief Mona erfreut. Wenn Max bei ihr blieb, musste sie wenigstens nicht alleine auf ihr Essen warten.

„Wollen wir fangen spielen?“, fragte Max sie und buddelte sich wieder ein, nur um auf der anderen Seite von Mona wieder aufzutauchen.

„Fangen? Mit dir? Aber ich kann dich unter der Erde doch gar nicht sehen, Max!“, lachte Mona und stupste ihn mit der Nase an. „Wenn du doch nur gehen könntest, so wie ich.“

„Gut, dann spielen wir verstecken!“, rief Max und buddelte sich wieder ein. Mona vernahm ein leises „Wo bin ich?“ von Max. Sie seufzte.

„Wir können auch kein Verstecken spielen, Max. Ich kann dich unter der Erde doch gar nicht finden.“

Max blickte sie traurig an. „Na gut. Dann gehe ich zurück zu meinem Bau. Es gibt ein Festmahl! Meine Mutter hat unsere Verwandten eingeladen. Das wird ein Spaß! Bis später, Mona!“

Mona seufzte. Nun war sie wieder allein. Doch bald tauchte Friedrich auf, der Kranich.

„Friedrich!“, rief Mona nach oben. Er musste wohl knapp unter den Wolken fliegen, so klein sah er aus. Sofort kam er heruntergeeilt.

„Hallo Mona! Was gibt es?“

Mona seufzte erneut. „Ich bin ganz alleine und habe heute noch nichts gegessen. Lisa hat mir Möhren gebracht, aber ich kann sie nicht finden. Hilfst du mir suchen?“

„Natürlich, aber ich habe nicht lange Zeit.“ Hilfsbereit hielt auch der Kranich Ausschau nach den Karotten, auf die sich Mona so sehr freute.

„Auch ich kann sie nicht finden“, meinte der Kranich mitleidig und streichelte Mona mit seinem großen, prächtigen Flügel. „Tut mir Leid.“

„Kein Problem, Friedrich. Wollen wir etwas spielen?“

„Ja, gerne! Was denn?“, fragte Friedrich und flog empor. „Wie wäre es mit Fangen?“ Er flog noch höher. Mona versuchte ihn zu erreichen, doch er war viel zu weit oben.

„So kann ich dich doch gar nicht fangen!“, meinte sie traurig. „Wenn ich doch nur fliegen könnte.“

„Anders können wir nicht spielen, Mona. Ich kann nicht so schnell rennen, wie du. Da hast du den Vorteil.“

„Das ist Schade“, meinte Mona traurig. „Aber danke, dass du mir geholfen hast, die Möhren zu suchen.“

„Mach ich doch gerne! So, ich werde jetzt weiterfliegen. Tschüß, Mona!“

Mona legte sich wieder ins Gras, hungrig und einsam. „Wenn ich doch nur fliegen könnte, so wie Friedrich. Oder wenn ich mich einbuddeln könnte, so wie Max. Dann könnte ich mit ihnen spielen, so viel ich wollte. Es gibt hier wohl niemanden, mit dem ich je spielen kann.“ Sie seufzte so laut, dass ein Kaninchen es hörte und angehoppelt kam. Dieses kleine, weiße, knuddelige Tier hatte Mona hier noch nie gesehen.

„Hallo! Wer bist du denn?“, fragte Mona erstaunt und blinzelte das Kaninchen verwundert an.

„Hallo, ich bin Anton. Und wer bist du?“, fragte das Kaninchen und schnüffelte an Mona, was sie kitzelte. Sie musste lachen.

„Ich bin Mona! Woher kommst du? Ich habe dich hier noch nie gesehen!“, meinte Mona freundlich und stupste das Kaninchen mit ihrer feuchten Nase an.

„Ich komme von weit her. Meine Familie ist hier hergezogen. Leider habe ich noch gar keine Freunde gefunden“, seufzte Anton traurig und hoppelte ein wenig umher.

„Wir könnten doch Freunde sein!“, meinte Mona glücklich.

„Au ja!“, rief Anton aus und sprang freudig umher. „Endlich bin ich nicht mehr alleine!“

„Wollen wir fangen spielen?“, fragte Mona freundlich.

Anton stimmte zu und hoppelte schnell davon, Mona galoppierte hinterher.

„Hab dich!“, rief sie, als sie das Kaninchen mit der Schnauze berührt hatte. „Jetzt musst du mich fangen!“

Das Kaninchen hoppelte Mona hinterher, bis es sie gefangen hatte. Da Mona etwas schneller war als der kleine Anton, lief sie immer ein bisschen langsamer, sodass Anton auch eine Chance hatte. So machte das Spielen den beiden unheimlich viel Spaß.

„Endlich bin ich nicht mehr einsam. Mit dir kann man gut spielen!“, rief Mona glücklich. „Willst du mir helfen, meine Karotten zu suchen? Lisa, die kümmert sich immer um mich, hat hier ein paar Möhrchen verteilt, aber ich kann sie nicht finden. Dabei habe ich riesigen Hunger!“

Plötzlich war Anton ganz still.

„Was ist los?“, fragte Mona.

„Ich weiß, wo deine Karotten sind! Ich habe sie genommen. Es tut mir Leid. Ich wusste nicht, dass es deine sind!“

Mona war sehr überrascht. Nachdem sie kurz darüber nachgedacht hatte, lachte sie.

„Oh, das ist nicht schlimm. Ich bin sehr froh, dass du es mir gesagt hast!“

„Natürlich! Sie gehören ja schließlich gar nicht mir!“

Mona freute sich, dass ihre Möhren in guten Händen waren.

„Aber das nächste Mal teilen wir!“, meinte Mona fröhlich und stupste das Kaninchen freundschaftlich an. Anton nickte eifrig.

„Au ja. Das wäre sehr nett!“

Da kamen Mama und Papa mit zwei großen Eimern, die sie in Monas Futtertrog füllten.

„Endlich etwas zu essen!“, rief Mona und galoppierte zum Trog. Anton folgte ihr flink.

„Ich muss jetzt nach Hause“, meinte Anton.

„Sehen wir uns morgen wieder?“, fragte Mona hoffnungsvoll.

„Ja, auf jeden Fall!“, rief Anton. „Bis morgen!“

Zufrieden fraß Mona ihren Trog leer.

Gesättigt und mit der Gewissheit, einen neuen Freund dazu gewonnen zu haben, legte sie sich schlafen.

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Tag der Veröffentlichung: 20.05.2013

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