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Kapitel 1


Die Flammen waren überall. Hitze umgab mich. Die Stadt lag als Flammenmeer vor mir. Der Himmel war von den Rußwolken der Flammen schwarz gefärbt. Die einst so prächtige Burg war vollkommen zerstört. Ich war so in den Anblick dieser schrecklichen Tat versunken, dass ich erschrocken aufschrie, als ein brennender Balken neben mir aufschlug. Jemand packte mich von hinten und zog mich aus unserem einstmals so schönen Haus. Verzweifelt versuchte ich mich zu befreien, bis mir eine Stimme ins Ohr flüsterte: "Bleib ruhig, Elody." Es war mein Bruder, Ryan. Plötzlich löste sich sein Griff, ich fiel. Ich drehte mich um und sah ihn an. Als er auf die Knie sank, entfuhr mir ein Schrei. Eine große Gestalt stand hinter ihm, mit einem Dolch in der Hand.

Blut. Am Dolch rann Blut hin ab. Ich kroch zu meinen Bruder, ängstlich rüttelte ich ihn. "Elody, renn!", flüsterte er und spuckte Blut. Er versuchte zu lächeln. "Ich lieb dich. Es tut mir leid! Vergib mir, ich kann dich nicht beschützen... du musst leben.", keuchte er. "RENN!" Er schrie die letzten Worte mit seinem letzten, verzweifelten Atemzug. Seine Augen schlossen sich. Er rührte sich nicht mehr, sein röchelnder Atem hatte gestoppt. Ein Schrei entfuhr mir. Nein! Das durfte, das konnte nicht wahr sein! Ryan! Ich konnte nicht glauben was ich da sah. Ich starrte auf ihn herab. Angestrengt suche ich nach Lebenszeichen, doch er rührte sich nicht mehr. Mein Blick glitt nach oben, zu dem Mann, der meinen Bruder erstochen hatte, doch ich konnte nichts erkennen. Rauch brannte in meinen Augen und Tränen rannen mir über die Wangen. Ich stolperte rückwärts. Unter ihm breitete sich Blut aus. Blut von meinem Bruder. Wut und Hass kam in mir auf, doch die Angst war größer. Zitternd konnte ich mich nicht rühren. Fast erwartete ich einen Dolch zwischen den Rippen zu spüren, der mein Leben beendet, doch der Stoß blieb aus. Ich sah auf meine Hände. Sie waren voller Blut und verschmutzt. Es begann alles um mich herum zu flimmern. All die Schreie um mich herum vereinten sich und wurden leiser. Das letzte was ich spürte war Schmerz, bevor ich in bleierne Schwärze fiel. Alles um mich herum ergab keinen Sinn mehr. Ich fühlte nichts mehr, ich sah nicht mehr, nur Dunkelheit umgab mich. Sterben. Fühlte sich so Sterben an? Von seinem Leid befreit zu werden und langsam in einen dunklen tiefen See zu sinken. Es ist vorbei. Ich werde meinen Bruder im Himmel wieder sehen. Mein Bewusstsein schwand und bald sah und hörte ich nichts mehr.

 

                                                               ***

 

 

 

"Glaubst du die Kleine wird's überleben?", fragte eine Stimme.

"Hm, wenn sie Glück hat, wird sie frühestens in fünf Tagen aufwachen. Andernfalls, wird sie vielleicht nie mehr aufwachen und unsere Mühe war um sonst.", antwortete eine junge, mädchenhafte Stimme. Ich hörte sie noch was sagen, aber ich verstand nicht was sie sagte. Ein leises Pochen in meinem Kopf erinnerte mich daran, dass ich wieder fühlen konnte. Ich konnte wieder fühlen? War ich am Leben? "Jetzt sind es schon drei Dörfer hinter einander. Wenn das so weiter geht, wird die Regierung was mitbekommen.", unterbrach die erste Stimme meine Gedanken. "Ja, sieht aus, als wäre Lord Reufan wieder aufgetaucht. Aber die Regierung will es einfach nicht wahr haben und glaubt steif und fest daran, dass Lord Reufan vor 300 Jahren besiegt worden ist.", meinte die mädchenhafte Stimme. Lord Reufan. Ich glaubte den Namen schon einmal gehört zu haben. Aber wo? Die Stimme unterbrach meine Gedankenzüge wieder: "Du glaubst also auch an die Wiederauferstehung von Lord Reufan? Es gibt viele Gerüchte darüber. Aber ohne Magier kann man sowieso nicht gegen ihn gewinnen. Und da der Clan der Magier ausgelöscht wurde, gibt es keine Magier mehr. Es ist Hoffnungslos." "Lord Reufan war ein Magier, oder? Und sein oberster Diener Kuraiko war auch ein Magier. Gegen Magier hat man keine Chance.", antwortete die mädchenhafte Stimme. Magie? Sie sprachen über Magie. Alles was ich über Magie wusste war, dass es nur einen Clan gab, der Magie benutzen konnte und das der Clan vor 16 Jahren ausgelöscht worden war. Ich beschloss meine Augen zu öffnen und damit erkennbar zu machen, dass ich wach war. Langsam öffnete ich dann auch die Augen. Ich blinzelte. Der Raum war erfüllt von Licht, so kam es mir jedenfalls vor. "Was? Ailina schau, sie ist aufgewacht!", sagte die Stimme. Ailina drehte sich um. "Was, wie kann das sein?", fragte sie unsicher. Ich versuchte aufzustehen, aber eine junge Frau drückte mich sanft zurück. "Bleib Liegen." Als sich meine Augen an das Licht gewöhnt hatten, sah ich, dass ich mich in einem Zelt befand. Ich lag auf einer Pritsche. Neben mir befanden sich Verbände und weitere medizinische Sachen. Eine Kerze erhellte das Zelt. Außer der jungen Frau befand sich noch eine etwas ältere Frau in dem Zelt. Die junge Frau war wohl Ailina. Beide trugen lange Gewänder mit verschlungenen Zeichen darauf. "Was ist passiert? Wer seit ihr? Wo bin ich?", fragte ich. Es viel mir schwer zu reden. Meine Kehle fühlte sich ausgedörrt und trocken an. "Entschuldigung, wir haben uns noch nicht Vorgestellt. Mein Name ist Kahne und das ist Ailina. Du bist in Sicherheit. Keine Angst wir wollen dir nur helfen. Ich darf dir zwar nicht viel verraten, aber deine Stadt wurde ausgelöscht. Es tut mir leid, du bist einer der einzigen Überlebenden.", sagte Kahne mit belegter Stimme. Mit zitternden Stimme fragte ich: "Wie viele? Wie viele sind tot? Was ist mit meinen Eltern?" Ich musste husten. Mein Hals war echt eine einzige Wüstengegend, so ausgetrocknet wie er war und von dem vielen sprechen wurde mir schwindelig. Doch ich musste es wissen, ich konnte jetzt nicht aufhören zu sprechen. "Was ist mit meinem Bruder? Sag es mir bitte!" Zögernd wechselten die beiden einen Blick. "Nun, um ehrlich zu sein, du bist die Einzige. Es ist wie ein Wunder, alle waren sie verbrannt, wie bei einem magischen Feuer. Wir können von Glück sagen, dass du überlebt hast.", antwortete Ailina mit traurigen, besorgten Augen. Kahne viel ihr ins Wort als sie weiter reden wollte: "Wir dürfen darüber nicht reden, dass weißt du doch!" Sie sahen mich an, als ob sie von mir erwarten würden, dass ich anfange zu weinen oder wütend erzähle was ich gesehen und woran ich mich erinnern kann, doch das konnte ich nicht. Mein Herz war zu schwer. Ein Schmerz durchbohrte es. Ich hörte wieder die Schreie. Erinnerungen kamen mir vor Augen. Es war als würde ich wieder den Geruch von verbrennenden Körpern und verbrennenden Holz riechen. Mir wurde übel. Ich sah wieder das Bild von Ryan wie er mich zu schützen versuchte. Wie er auf die Knie sank und Blut aus seinem Körper rann. Er war also tot, genau wie meine Eltern und alle anderen. Ich wollte nicht daran glauben. Nein, vielleicht konnten sie fliehen oder man hatte einfach nicht gründlich nach Überlebenden gesucht. Doch mein Herz sagte mir, dass das nicht stimmte. Tief in mir wusste ich das sie nicht mehr auf dieser Erde weilten und ich mich damit abfinden musste. Doch das konnte ich nicht. Ich spürte den Drang sie zu Umarmen, ihre beruhigenden Stimmen zu hören, die mir sagten alles würde gut. Aber sie waren nicht da und würden nie wieder kommen. Mein Herz wurde schwer und ich wusste weder wo ich mich befand, noch was aus mir würde. Mir war es jedoch auch egal was mit mir geschah, denn es würde nie mehr so sein wie früher. Mein Bruder würde nie mehr Mitglied der Garde werden und seinen Abschluss an der Akademie machen und ich würde nie mehr Kammerzofe im Schloss des Herzogs meiner Stadt werden, denn es gab jetzt keinen Herzog mehr. Noch mehr Erinnerungen zogen in Schleiern an mir vorbei, ich hörte das Lachen meines Bruders, die Stimmen meiner Eltern, als sie uns tadelten endlich Erwachsen zu werden. Schnell versuchte ich alle Bilder zu verdrängen, aber sie wurden nur noch mehr, je stärker ich versuchte sie aufzuhalten.

"Wie ist dein Name, Mädchen?“ Ich erschrak, eine alte Frau war in das Zelt gekommen. Sie trug ein langes, orange farbendes Gewand, das mit weißen Zeichen und Mustern bestickt war. Ihr Gesicht kam mir fremd und doch Vertraut vor. Sie hatte graue Augen und viele Falten, und blass war sie, was ihr langes, offenes, graues Haar verstärkte. Die Lippen waren fast Blutleer, aber in ihren Augen stand Güte. Sie sah mich mit einem klaren Blick an, der mich verunsicherte. Sie weiß mehr, als man denkt und sie sieht mehr, als man vermuten würde von einer alten Frau. Sie ist nicht dumm. Man kann sicher nichts vor ihr geheim halten. Kann ich ihr vertrauen, oder würde das ein Fehler sein? Als ich nicht sofort antwortete, kam sie auf mich zu. "Hmm.... du willst ihn mir nicht sagen, Mädchen?" Sie sprach leise, mit einer eindringlichen und rauen, und dennoch geschmeidigen Stimme. Ich konnte sie nur ansehen, weil ich wusste, meine Stimme würde bei dem Versuch meinen Namen zu nennen versagen. Als ob sie mein Zögern bemerkt hatte, redete sie nun weiter: "Nun, wenn du ihn mir nicht sagen willst. Es ist sowieso egal, dein altes Leben ist vorbei. Dein neues Leben hat angefangen. Es muss einen Grund geben, sonst hättest du nicht überlebt. Du solltest dankbar sein." Ich unterbrach sie: "Was...für einen Grund?" Sie sah mich lange durchdringend an. Ich wurde nervös. "Du hast noch eine Aufgabe in deinem Leben. Jeder hat das und deine Aufgabe hat gerade erst begonnen. Zurück zu deinem Namen. Wir werden sehen, was deine Aufgabe sein wird und worin du dich beweist. Dadurch soll dein neuer Name bestimmt werden. Vorerst werden wir dich einfach Shona nennen. Andere Namen werden dir gegeben werden. Titel, durch deine Aufgabe bestimmt. Ich spüre es, du hast eine große Aufgabe und du trägst große Macht in dir. Doch solltest du Acht geben. Große Macht bedeutet große Verantwortung. Du musst stark sein, vor allem wenn du bei den Rebellen überleben willst. Aber Stärke bedeutet nicht immer Körperliche Stärke. Merk dir das!" Und mit diesen Worten drehte sie sich um und verließ das Zelt. Erst jetzt merkte ich wie angespannt ich gewesen war. Ailina und Kahne waren auch nicht mehr da. Nun war ich allein. Ich entspannte mich ein wenig und schloss die Augen. Shona, so hieß ich also jetzt. Ich war bei den Rebellen, meine Stadt war zerstört, meine Familie tot und mit ihr starb auch etwas in mir. Ich stand auf, die Schmerzen beachtete ich nicht, sie waren nichts im Vergleich zu den Schmerzen die ich im Herzen fühlte. Ich sah an mir herab. Ein einfaches Gewand bedeckte meinen Körper. Es kratzte, wenn ich mich bewegte. Damit würde ich jetzt klar kommen müssen. In dem Zelt entdeckte ich unter Verbänden einen kleinen Spiegel. Zuerst scheute ich mich hinein zu schauen, doch tat ich es trotzdem. Was ich sah, verwunderte mich. Meine Haare hatten normaler Weise dunkel braun Ton, jetzt hatten sie aber einen leichten dunkel braun-roten Touch. Aquamarinblaue Augen blickten in den Spiegel, das war normal, aber es zogen grüne Schlieren hindurch, was nicht normal war. Meine Haut war weiß, blass. Rote, schmale, aber volle Lippen waren zu einem harten Strich versteinert. Eine gerade Nase zierte mein Gesicht, dass oval und ein wenig kantig war. Braune Augenbrauen verzogen sich, als ich blasse Linien in grün und blau entdeckte. Genau über dem rechten Auge begannen sie und führten über mein rechtes Auge hinab zu den Wangenknochen. Ein Muster war noch nicht zu erkennen. Mir vielen wieder die Worte von der alten Frau ein "Deine Aufgabe hat gerade erst begonnen" Vermutlich hatten diese Tätowierung damit zu tun. Ich beschloss es zu verbergen. Es wäre ganz sicher nicht gut, wenn es jemand erfahren würde. Die Frage war nur, wie verbirgt man so ein Muster. Ich sah auf die Schere. Ohne zu zögern nahm ich sie. Ritsch, Ratsch. Haare vielen zu Boden. Kurze Zeit später betrachtete ich das neue Werk. Ich hatte meine Haare hinten zu einem hohen Zopf gebunden. Dafür hab ich eine rotes Band verwendet, dass ich zwischen den Verbänden gefunden hatte. Wahrscheinlich war es nur rot, weil es einst mit Blut getränkt war und nun nicht mehr herauszuwaschen ging. Meine Haare waren über dem rechten Auge gestuft, aber lang genug, dass sie es fast vollständig verdeckten. Das linke Auge war dagegen total frei. Nur an der Seite hing eine widerspenstige Haarsträhne. Ich überlegte sie abzuschneiden, ließ es dann aber bleiben. Fertig. Kleidung werde ich mir wohl noch schneidern müssen, aber das kann warten. Zuerst musste ich heraus finden, was man mit mir vorhatte, wie ich hier überlebte und vorallem wen ich trauen konnte. Doch eines war ich mir Sicher. Ich war nicht mehr das kleine, fröhliche Mädchen Elody, dass den Traum hatte Kammerzofe zu werden. Elody war gestorben, zusammen mit ihrer Familie und ihrer Stadt. Jetzt war ich Shona und ich würde mich rächen an dem, der mir alles nahm. Mit diesem Versprächen an meine verstorbene Familie verließ ich mutig das Zelt, um in eine neue, fremde Welt einzutreten.

Damals konnte ich noch nicht ahnen, welchen Weg mir das Schicksal tatsächlich vorbehielt und dass ich mein Versprächen niemals so einhalten werde können, wie ich es mir damals versprochen hatte.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kapitel 2

 

Ich trat hinaus in die Sonne. Erstaunt blieb ich erst einmal reglos stehen. Um mich herum war regsames treiben. Zelte und Hütten standen überall, Menschen liefen eifrig und geschäftig umher, es wurde laut gerufen, gescherzt, geredet und vieles mehr. Langsam ging ich weiter und sah mich um. Links, rechts und vor und hinter mir standen Zelte und Hütten, dazwischen führten Wege hindurch. Männer trugen braune Lederhosen, Wollhemden und an den Beinen und Armen hatten sie Arm- und Beinschienen. Lange Schwerter hingen an ihren Gürteln. Ihre Stimmen klangen rau und derb und viele hatten einen eigenartigen Akzent. Langsam wanderte ich durch die Zeltlandschaft. Wie groß sie war, konnte ich nur erahnen, da ich kein Ende von den Zelten sah, egal in welche Richtung ich auch blickte. Je weiter ich ging fragte ich mich, was in den Zelten wohl sei, denn sie waren alle geschlossen und nur manchmal hatte man die Gelegenheit einen Blick nach innen zu erhaschen, wenn Jemand das Zelt verließ oder hineinging. Ich versuchte es bei einem in das ein gerade ein Man ging, doch konnte ich nichts als eine Kommode erkennen. Es war zu Dunkel um mehr  erkennen zu können. Ich drehte mich um und hielt abrupt inne. Stirnrunzelnd fragte ich mich aus welcher Richtung ich gekommen bin. Suchend blickte ich mich nach etwas Vertrautem um, doch ich erkannte nichts. Wie denn auch, wenn ich zum ersten Mal hier entlang gehe. Mit einen mal fühlte ich mich einsam. Die Leute kamen mir nun nicht mehr fröhlich vor. Fremde. Es waren Fremde. Ich stand da alleine. Kannte niemanden von ihnen. Wusste nichts über diesen Ort und hatte mich verlaufen. Mein Blick fiel auf eine Gruppe von fünf Männern. Sie schienen sich zu kennen. Ich sah ihnen zu, wie sie miteinander redeten. Ihre Stimmen drangen zu mir, aber sie erreichten mich nicht. Ihre Worte ergaben keinen Sinn. Sie zogen an mir vorbei, ohne dass ich sie richtig wahrnahm. Sie kamen mir belanglos vor. Auf ein mal fingen sie an zu lachen, einer von ihnen schien wohl einen Witz gemacht zu haben. Ihr Lachen dröhnte in meinen Ohren. Ich fing an mich nach Ruhe zu sehnen. Nach einen Ort an dem ich alleine war, an dem man nichts hörte und wo ich mich getrost meinen Kummer hingeben kann. Nein! Ich klatschte mir mit den Händen auf die Wangen, so als ob ich mich wachrütteln wollte. So durfte ich nicht denken! Ich war nicht mehr Elody! Jetzt war ich Shona und ich hatte eine Aufgabe zu erfüllen!! Ich sah zu den Männern hinüber. Sollte ich hingehen und sie nach dem Weg fragen? Unschlüssig zögerte ich.

"Hey du!", rief da eine Stimme. Ich reagierte zunächst nicht, da ich nicht dachte, dass sie mich meinte. Erst als mich eine Hand berührte zuckte ich erschrocken zusammen und drehte mich um. Vor mir stand ein Junge. Er war einen Kopf kleiner als ich, vielleicht zehn oder elf Jahre alt. Er trug braune Lederstiefel, eine kurze, braune Latzhose mit einem weißgrauen Hemd darunter. Sein Haar war Stroh blond und zerzaust. Sommersprossen zierten seine Wangen und seine Haut hatte einen gesunden, braunen Tain. Er grinste mich breit an und seinen grünen Augen funkelten selbstsicher. "Hab ich es mir doch gedacht! Meine Augen täuschen mich nicht! Bist du nicht die Überlebende?! Ich hab dich zwar erst einmal gesehen, als ich heimlich Zuckerwürfel aus Kahnes Dose entwendet habe – bitte nicht weiter sagen, ich würde richtig Ärger bekommen - aber erkennen würde ich dich sofort! Was machst du hier? Na gut, tut mir Leid, ich würde auch nicht gerne sagen, was ich hier tue. Ich mein ja nur, du bist doch verletzt, darfst du überhaupt schon aufstehen?? Wahrscheinlich nicht, aber keine Sorge, ich erzähl es keinem! Du hast Glück das du mich getroffen hast! Ich konnte es genau sehen, du wolltest drüben Leves und die Anderen nach dem Weg fragen, hast dich wohl verlaufen, dass kann man schnell, wenn man neu ist und den Aufbau nicht kennt. Aber du hättest es lieber lassen sollen. Vor denen solltest du dich in acht nehmen! Sie lieben es Späße auf den Kosten anderer zu machen und Mädchen wie du gibt es hier nicht viele und naja du verstehst schon. Aber sonst sind sie eigentlich ganz in Ordnung. Wenn du weißt wie du mit ihnen umgehen musst. Mein Name übrigens ist Finnien, ich zeig dir gerne das Lager und erkläre dir soviel du willst, aber zuerst sollten wir dich zurück bringen, nicht das Kahne und Ailina dich noch suchen."

Sprachlos starte ich ihn an. Ich brauchte einen Moment bis seine Worte zu mir durchdrangen. "Ich...- ", begann ich, doch da zog er mich schon weiter.

"Ey warte!" rief ich, doch Finnien schien mich nicht zu hören.

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Tag der Veröffentlichung: 31.07.2015

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