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Prolog

Snow in the desert

 

 

 

Staub wirbelte durch die Luft und plötzlich tauchte die Fremde wie aus dem Nichts auf. Ihr Atem ging stoßweise, die Augen waren gerötet, aber trotzdem funkelten sie vor Entschlossenheit und Erregung. Die Schwangere ging mit langen Schritten den gewundenen Weg bis zum Gipfel; eine festgebackene Fläche aus geschmolzenen Dreck und festgetretenen Müll. Auf ihrem Rücken trug sie einen großen Rucksack, an deren Seite eine Schrotflinte baumelnd herabhing – eine stumme Warnung an alle, die ihr und ihrem Kind etwas antun wollten. Die Kleidung der Frau war zweckmäßig, an manchen Stellen mit Klebeband notdürftig geflickt und manche Flecken so alt, dass sie von anderen Trägern herrührten.

Ab und zu drehte sie sich um, um nach Verfolgern Ausschau zu halten, doch die schienen schon vor Stunden aufgegeben zu haben. Mittlerweile kämpfte sie sich nur noch auf wackeligen Beinen und mit keuchendem Atem mühsam voran. Sie brauchte Wärme, Unterschlupf und Essen, doch noch viel wichtiger war ihr das Kind. Alles andere war nebensächlich.

Während die Frau die Anhöhe erklomm, hatte sie bereits vor Augen, was sie gleich sehen würde: Mehrere Dutzende flache Gebäude -tief zwischen zwei schroffen Felswänden inmitten eines unwirtlichen Gebirges- drängten sich im tiefen Tal zusammen. Eine hohe Mauer umgab die Niederlassung und nur ein Tor gewährte Einlass.

In den tiefen Schatten in den Gassen des Zweckbautenviertels, inmitten zahlreicher einfallsreicher Grafitti, hatte jemand sorgfältig in kleinen, grauen Buchstaben aufgesprüht: „Wir sind alle verdammt.“ Es war ein außerordentliches Dokument hellseherischer Fähigkeit, wenn man bedachte, was die Gesellschaft mit verurteilten Verbrechern tat. Wer auch immer diese vier Worte geschrieben hatte, wusste Bescheid.

Die Frau nickte verstehend und öffnete die Haupttor zum ersten Komplex – dem Vergnügungsviertel mit seinen Bars, Kinos und Massagesalons. Tatsächlich war im ganzen Komplex niemand. Jemand hatte dieses Gebäude vor langer Zeit gründlich auf Lebensmittel durchsucht -die geplünderten Bestände und die Fußstapfen in der zentimeterdicke Staubschicht auf dem Boden waren ein sicheres Zeichen.

Die Frau schaltete die Deckenlicht in der Vorhalle ein und betrachtete nun im hellen Licht das große Messingschild über der Theke. LUCKY NUMBER TREVOR.

Es war Zeit zu rasten. Nach einer halben Stunde hatte die Frau sich eine Dosensuppe warm gemacht und deren Inhalt mit Heißhunger verschlungen, während ihr aufgeblähter Körper mit ihrer kostbaren Fracht im Leib auf einigen Lagen Kissen und Decken langsam zur Ruhe kam. Während sie mit der linken Hand den Bauch streichelte, griff ihre Rechte in den Rucksack. Ein kleines Videoboard, verdreckt und zerkratzt, wurde aufgestellt und sollte als Zeuge dienen. Mit zittrigen Fingern schaltete sie es ein.

In den letzten Monaten hatte sich Lucielle an den Gedanken gewöhnt, sterblich zu sein. Sie hatte in der Vergangenheit oft über den Tod nachgedacht. Über ihn geredet. Sogar einmal ein kleines Essay verfasst – trotzdem hatte sie bisher zu jener großen Mehrheit der Menschen gehört, die den Tod als Möglichkeit für sich selbst ableugnen, so lange, bis er kam. Und auf Oasis gab es reichlich Tod.

„Der Zusammenbruch der Welten begann schleichend mit der Kolonisierung des Mars und einigen anderen Monden. Einst vereint kolonisierten wir die Erde, dann trennten wir uns und brachen zu einer Reise auf, ähnlich ungewiss wie Magellan auf seiner ersten Seefahrt und bestrebt, unser Wissen zu mehren und unserem Abenteuerdurst zu stillen. Wir griffen nach den Sternen, angetrieben erst durch Neugier und Wissensdurst, dann von Gier angetrieben. Wer als Erster anfing, spielt keine Rolle. Wenn es beginnt, muss immer ein Unrecht wiedergutgemacht werden.“ Sie hustete trocken, nahm einen Schluck aus ihrer verbeulten Thermoskanne und schöpfte Luft zum Atmen. Lucielle war sich sicher, dass sie die nächsten Tage nicht überleben würde. Sie hatte sich immer für eine starke Frau gehalten, schlau und weltgewandt, aber kein Mensch der Welt, ganz gleich, welche Ausbildung er genoss, konnte das hier überstehen. Sie schluckte trocken und sprach langsam weiter:

„Es gab zwei Planeten, die sich wie Kinder um glitzernde Steine balgten – nur dass der Streit Jahrzehnte andauerte und der Streit mit Soldaten gefochten wurden. Nachdem der Mars wieder der karge Planet von einst geworden war, wurde im Sternbild Schwan am Nordsternhimmel ein neuer Bruder terraformt und kolonisiert - Oasis wurde geboren. Das größte Freiluftgefängnis des Universums. Ein ganzer Planet – ein Planet des Zorns.“

Plötzlicher traf ein fürchterlicher Schlag ein Fenster im Erdgeschoß und das Geräusch vom zersplitternden Glas drang bis an ihre Ohren. Sofort schnappte sie sich die Waffe und richtete sich langsam unter Mühen auf.

Sie hörte das Splittern von Holz, und das Kreischen von zerberstenden Metall marterte ihr Gehör. Sie hatten sie gefunden, und sie würden erst gehen, wenn sie bekamen, was sie wollten.

Mit zusammengebissenen Zähnen humpelte Lucielle aus ihrem Versteck ins Freie, mit der Waffe im Anschlag. Mit jedem Schritt wurde ihr qualvoll bewusst, dass zwischen den Begriffen „keine unmittelbare Gefahr“ und „Hoffnungslos“ Welten lagen. Mit aller Kraft, die sie aufbringen konnte, überwand Lucielle ihre Angst und trat den Gegnern entgegen. Sie waren viele, und das Videoboard folgte getreu seiner Programmierung ihren Bewegungen und nahm alles auf. Und sendete es weit raus ins All.

 

 

Kapitel 1

 

Die Frau verspürte wenig Neigung zu erfahren, wohin man sie fuhr. Es war jedes Mal das gleiche: irgendwohin fahren oder hingefahren werden, wo der Auftraggeber nicht erkannt werden wollte. Mitunter waren es mühselige Fahrten und freudlose Ziele, wie Kirchenruinen, entlegene Restaurants und einmal sogar ein stillgelegter Vergnügungspark. Am häufigsten hatte man sie in Hotelzimmern zitiert. Und so war sie auch nicht überrascht, als der Fahrer den Wagen in die Parkgarage eines bekannten Budapester Hotels fuhr und sie in eines der luxuriösen Zimmer geleitete. Das Prozedere verlief wie folgt: der Kontakt berichtete ihr über ein spezielles Problem und sie entschied, ob es die Mühe wert war. Keine Namen des Auftraggebers. Das war wichtig. In der Söldnerbranche schätzte man Anonymität wie in der Kirche das Heilige Buch.

Die Frau war mittelgroß, gutaussehend und zugleich jemand, an dem man in der Menge vorbeiging. Ihre Stimme war weder laut noch leise, ihre Kleidung unauffällig und nichtssagend.

Geübt darin keinen Eindruck zu hinterlassen.

Blind gegenüber Religion, Politik oder Weltanschauung.

Verstand sich darauf Probleme zu lösen.

Kannte keine moralischen Grenzen.

Es ging nur ums Geschäft, und in Susan Snows Geschäft stimmte die Kasse vorzüglich.

Ihr Kontakt war ein Mann mittleren Alters in einem Westwood-Anzug, der frischen Kaffee und Gebäck aufs Zimmer bestellt hatte und gerade zwei Tassen mit der dampfenden Flüssigkeit befüllte. „Danke dafür, dass Sie gekommen sind. Nehmen Sie Milch?“

„Ja, gerne. Und etwas von dem Zucker, bitte.“ Sie überkreuzte ihre Beine und lächelte. „Danke auch für die einhundert Riesen. Sollte die Besprechung länger als einen Tag dauern, so müssen wir neu verhandeln.“

„Die üblichen Konditionen.“ Der Kontakt lächelte besonnen. Er wusste, dass das Feilschen um den richtigen Preis bei diesem Geschäft unangebracht war. „Vierundzwanzig Einsätze und dreiunddreißig bestätigte Tötungen.“ Der Mann im Anzug lächelte unbefangen als er hinzufügte: „Ich gestehe, dass ich mich schon lange auf dieses Treffen gefreut habe. Meine Hochachtung, und natürlich die meines Arbeitgebers. Sie wurden uns von zwei Stellen wärmstens empfohlen.“

„Ich tue, was ich kann um meine Kunden zufriedenzustellen.“

„Was sagen Sie zu unserem Problem? Können Sie es?“

„Man kann alles, wenn man nur will“, sagte die Frau namens Susan Snow gleichmütig.

„Ja, aber können Sie es? Unter diesen Umständen?“

„Die Aufgabe ist sehr reizvoll“, erwiderte sie. „Ich würde sagen, die Bedingungen treiben die Wahrscheinlichkeit gegen Null. Das Video zeigte eine Frau. Rettungsmission müssen extra berechnet werden.“

„Es geht nur um das Casino. Mein Auftraggeber war sehr präzise.“ Der Kontakt nippte an seinem Kaffee und verzog kurz das Gesicht. „Das ist kein guter Kaffee. Ich entschuldige mich dafür.“

„Schon gut. Ich bin anspruchslos“, antwortete Susan höflich und beide wussten, dass es eine Lüge war. „Ich kenne das Ziel. Beschreiben Sie mir bitte, welche Bedingungen gestellt werden.“

„Der Planet ist schwerbewacht. Von daher schlagen wir eine Alternative vor. Sie gehen als Gefangene rein, sondieren die Lage, finden das Casino und geben uns ein Zeichen. Den Rest machen wir. Ich werde Ihnen weiteres Material zur Verfügung stellen.“

SpaceTec, eine Art privater Sicherheitsdienst im All, überwachte mittels modernster Satelliten den ganzen Planeten wie ein eifersüchtiger Habicht über ein Tal voller Kaninchen. Fluchtversuche waren sinnlos, und wer versuchte auf dem Planeten zu landen, musste feststellen, dass SpaceTec erst schoss und dann nach dem Ziel fragte. Oasis war seit dreißig Jahren voller Verbrecher, die sich selbst überlassen waren. Und in all dem Getümmel aus Mördern, Dieben, Schmugglern, Masochisten und Gott weiß was noch alles, wartete ein Haufen Geld.

Susan stellte ihre Tasse Kaffee zur Seite und faltete die Hände. „Wir beide wissen, dass es über Oasis keine Berichte gibt. Es ist ein Krisengebiet. Meine Rückkehr müsste garantiert sein.“

„Darum zahlen wir auch anständig.“ Der Kontakt stellte jetzt auch seine Tasse ab und griff zu den Keksen. Abschätzend hielt er ein Stück hoch und begutachtete es von allen Seiten. „Wenn es Ihnen allerdings zu schwer ist, so seien Sie bitte ehrlich zu uns. Wir finden schon jemand anderen.“

„Das bezweifle ich. Ich bin die Beste.“ Susan ließ einige Sekunden verstreichen, bevor sie fortfuhr: „Wenn ich mich der Sache annehme, verlange ich eine Million im Voraus auf ein Konto meiner Wahl.“

Der Kontakt runzelte kurz die Stirn, nickte aber knapp. „Das lässt sich einrichten. Eines noch, Miss Snow“, der Klient legte das Gebäck wieder zurück auf den Teller und putzte sich mit einer Servierte die Finger ab. „Wir erwarten, dass sie mit einem Mann dorthin reisen. Sein Name ist Jury Malakov. Er genießt das volle Vertrauen des Arbeitgebers und besitzt… nun ja, gewisse Talente. Sollten Sie widererwarten einen Rückzieher machen, so haben Sie 48 Stunden Zeit um uns das Geld zurückzuüberweisen.“

„Das Übliche“, antwortete Susan nickend. „Wie ist das so für ihn zu arbeiten?“

Der Kontakt schwieg.

Natürlich wusste sie, wer der Auftraggeber war. Wenige Namen in der Geschichte verbreiten so viel Angst und Schrecken wie Papa Alfonso, der Pate des Giacardes-Clan, Ratsvorsitzender des Nördlichen Kartells und selbsternannter „Baron Südeuropas“. Er war derjenige, dessen Taten und Entscheidungen die Schicksale ganzer Nationen und der Bewohner geprägt hatten. Seit vierzig Jahren formte er ein nach seinen Vorstellungen Verbrechersyndikat, das rücksichtslos wie das russische Kartell „Wölfe von Durov“ und so organisiert wie das belgische Kartell „Ghvelk17“ war, von dem heute immer noch Interpol behauptete, es würde gar nicht existieren. Er war es auch, der sich Susan Snow leisten konnte.

Die Miene des Kontakts blieb unbewegt.

„So schlimm, also?“ hakte sie nach.

„Es ist gut, wenn er einen mag. Sollten Sie seinen Ansprüchen nicht genügen, werden Sie erfahren, wie er über Sie denkt. Es steht mir nicht zu, aber…“, er beugte sich verschwörerisch vor als wolle er ein Geheimnis mitteilen, „der physische und psychische Druck bei der Sache werden ganz enorm sein. Wie wollen Sie das aushalten?“

„Wie immer.“ Susans Miene blieb ausdruckslos. „Ich gehe egoistisch meinen Weg.“

 

Der Raumkreuzer war ein ramponierter, abgenutzter Frachter, der seit dreißig Jahren seine Pflicht erfüllte und mit reparierten Teilen versehen war, die man besser ersetzt hätte. Es war für seine Besitzer einfacher, es zu verbessern und abzuändern, als ein neues Schiff zu bauen. Seine Linien waren plump und seine Motoren zu überdimensioniert. Maschinen nehmen nichts übel und kennen keine negativen Gefühle. Die Urteile, die sie fällen, basieren ausschließlich auf Wahrnehmung und Analyse. Wie eine blankpolierte Muschel flog sie durch das All und näherte sich dem Planeten Oasis.

Das Neueste an dem Schiff waren die Ionentriebwerke, die Zeiten mit dem chemischen Schub waren vorbei. Dazu brauchte man keine allzu große Reaktionsmaße, so dass ein wenig Argon und ein Atomreaktor ausreichten, um kontinuierlich zu beschleunigen. Alles in allem dauerte eine Reise 198 Tage, von denen die Passagiere die Reise träumend überstanden. Als die letzte Mission mit leeren Kapseln auf dem Heimweg war, flog schon die nächste Kapsel los.

Der Kapitän des Schiffes vertraute auf die altbewährte Technik und saß sicher und geborgen am Heck des Schiffes – weit ab vom Gefangenentrakt. Eine Meuterei war daher sinnlos – außer jemand kletterte nach draußen und überstand das Vakuum und die Kälte auf wundersame Weise.

Alles lief automatisch ab. Nachdem das Schiff gelandet und die Triebwerke sich abgekühlt hatten, überprüfte der Hauptrechner Messanzeigen und regulierte Schaltungen der Schlafkapseln. Das lange Warten ging zu Ende. Durch den massigen Militärtransporter ertönte ein Alarmsignal. Seit langem schlafende Maschinen, die mit gedrosselter Leistung liefen, um Energie zu sparen, erwachten wieder zum Leben. Das taten auch seit langem schlafende Menschen, als ihre Hyperschlaftruhen aufgeladen wurden und aufsprangen. Nach und nach erwachten alle zwanzig Gefangenen.

Susan Snow starrte sekundenlang zur Decke, bis ihr wieder einfiel, wo sie war. Sie lag in Unterwäsche in einer Hyperschlaftruhe, die Hände über die Brust gekreuzt, und blickte zum von Kondenswasser beschlagenen Bullauge, hinter der sich der Rest des Gefangenentransporters befand.

Hören war anstrengend. Ihre Kehle war eine Anthrazitader im leichteren Bimsstein ihres Schädels; schwarz, trocken und mit einem leicht harzigen Geschmack. Ihre Zunge glitt leicht über lang vergessene Gebiete. Sie versuchte sich zu erinnern, warum sie hier war und wie lange sie geschlafen hatte. Langsam kamen die Erinnerungen an ihren Auftrag zurück; an eine Maskerade und eine gefälschte Identität, die ihr das alles ermöglicht hatten.

Sie war die erste von den Schläfern, die erwachte. Sie setzte sich in dem eingefriedeten Bett auf, massierte zuerst ihre Beine und dann ihre Arme. Jury setzte sich in der Truhe ihr gegenüber auf und gähnte herzhaft. „Guten Morgen, Schatz“, dröhnte er.

Jury Malakov war ein wenig älter als Susan und viel hässlicher. Er zeigte nicht nur in Bezug auf das Aussehen mit einem großen Hinterhof-Dobermann, er war auch fast so gebaut. Der große, drahtige, tätowierte Schmuggler und Straßenschläger war unleugbar ein übler Kunde, er hatte Arme wie der legendäre einäugige Seemann, eine Gesichtshälfte, die so zerschnitten war, dass kein Schönheitschirurg sie hätte richten können und eine hässliche Narbe, die seinen Mund zu einem Dauergrinsen verzerrte. Jury präsentierte all das, was die schlimmsten und dunkelsten Gossen der Erde für die Ahnungslosen bereithielten: fast zweihundert Pfund brutale Muskelmasse mit einem Schuss Sadismus.

Ohne ein Wort zu sagen, drehte sie sich um und schloss sich in der einzigen Damentoilette ein. Dort entfernte sie den Erkennungschip von ihrem Handgelenk, wusch sich gründlich die Haare, bis das ganze Waschbecken schwarz war. Ihre natürliche Haarfarbe kam zum Vorschein. Es war nun nicht mehr nötig eine Scheinidentität aufrechtzuerhalten.

Jury blickte sie später erstaunt an. „Irgendetwas ist anders“, meinte er verschlafen. „Sind es die Schuhe?“

Die Männer rund um den Mafiosi Giacardes galten als hart. Sie wusste: Jury Malakov war hart und brutal. Aber das war sie auch. „Komm, zieh dich an.“

„Es sind die Schuhe.“ Langsam trottete er los.

Die anderen Truhen enthielten acht Männer und zehn Frauen, die aus verschiedenen Ländern kamen und so gut wie nichts gemein hatten – zumindest auf dem ersten Blick.

Nach und nach schlurften alle Gefangenen wortkarg zu den Duschen und Susan nahm sich Zeit sie alle zu mustern. Es waren keine Archetypen darunter, keine Muskelberge aber unter den weichen, fast harmlos wirkenden Gemütern bemerkte sie hier und da etwas Kaltes an ihren Augen. Sie vermutete, dass selbst der Schlechteste von ihnen mehrfachen Mord oder schwere Erpressung auf dem Kerbholz hatte. Es schien ihr klug, sich abseits zu stellen. Die Reihe hagerer, nackter Körper marschierte unter die Dusche. Hochdruckwasserstrahlen fegten angesammelten Schmutz weg und brachten Nervenenden unter gescheuerter Haut zum Kribbeln. Durch die Dampfschwaden beobachteten Neugierige, wie Susan sich abtrocknete.

„Wer ist die Kleine? Hast du das Tattoo gesehen?“

„Bloodpack. Keine Ahnung, ob das stimmt. Wahrscheinlich für einen Fünfer in der Großstadt stechen lassen…“

„Schau dir ihren Bauch an! Stahlhart, und die vielen Narben!“ Der Dritte im Bunde frottierte sich die Schultern und nickte ihnen zu. „Das ist keine Touristin.“

Langsam trocknete Susan sich ab, zog sich an und machte Kniebeugen und Liegestützen um ihre steifen Gelenke zu lockern. Wohlwissend, dass einige Blicke sie musterten.

Formlose Trennung war die Parole. Das ging automatisch. Es bedurfte keine geflüsterten Worte oder Namensschilder neben den Gläsern. Die meisten belegten den größten Tisch in ihren Beschlag, während Susan und Jury sich an einen kleinen Tisch abseits setzten. Der Autokoch war darauf programmiert, innerhalb kürzester Zeit jede Art von ausgefallenen Wünschen zu erfüllen – eine Art letzter Wunsch auf dem Trip in die Hölle.

Susan bedachte ihren Spinatbrei mit einem kritischen Blick.

Während die meisten schweigend aßen, flammte ein Großbildschirm auf. Ein streng dreinblickender Polizist wandte seine Aufmerksamkeit an die versammelte Mannschaft: „Hergehört, Häftlinge! Sie wurden wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu lebenslanger Haft auf Oasis verurteilt. In weniger als fünf Minuten gehen die Tore auf und sie alle sind dazu angehalten, das Raumschiff zu verlassen. Sollten sie sich unerwartet noch an Bord des Schiffes befinden, wenn dieses zurück in den Orbit reist, werden wir strikt dagegen angehen. Diese…“

„Es ist mir eine Ehre, dich kennenzulernen“, sagte Jury leise von seinem Platz aus. „Ich weiß, Giacardes legt großen Wert auf Talente. Ich führe. Und du folgst.“

„Ich bin die Beste“, meinte Susan und beendete ihr Anstarren. „Bekommen wir beide ein Problem?“

„Hat dich schon mal jemand für einen Mann gehalten?“

Susan grinste leicht. „Nein. Dich?“

Beide taxierten einander. Jury senkte als Erster den Blick und blies in seinen Tee, dass er schäumte. „Man sagt, dass niemand Oasis verlässt. Ich hoffe, dass man uns nicht vergisst.“

Man konnte jeden Häftling an seiner individuellen Kleidung erkennen. Keine zwei waren davon je gleich. Das lag zum einen an dem speziellen Zugeständnis von SpaceTec an die Häftlinge, sich für den Rest ihres Lebens so zu kleiden, wie sie wollten, als auch an der Unsinnigkeit eines Dresscodes: wirklich jeder auf Oasis war schließlich ein verurteilter Verbrecher.

„Unser Auftraggeber hat einen Kontakt bei SpaceTec. Wir senden ein starkes Funksignal und dann holen uns deine Leute ab. Der Typ bei SpaceTec schaltet die Kameras aus. Die Technik überlasse mir. Ich kann ein CB-Funk mit Verstärker bauen. Zum Glück haben wir alle Zeit der Welt.“

„Alle Zeit? Na, ich weiß nicht“, meinte Jury trocken und massierte sich den Nacken. „Ich muss noch zwanzig Jahre für das fette Schwein arbeiten.“

„Du passt dich meinem Tempo an“, murmelte sie kühl und warf ihm einen strengen Blick zu. „Mir egal, ob du in deiner Straße eine große Nummer bist. Wer zurückfällt, wird alleine gelassen. Ich nehme keine Anhalter mit. Haben wir uns verstanden?“

Jury starrte sie an, grinste schließlich überheblich. „Ja, Boss. Was immer du sagst, Boss.“

„Schon besser.“

„Soll ich Eurer Majestät vielleicht noch die Pantoffeln holen?“

Er lächelte sanft, aber Susan bemerkte, dass seine Augen kühl und berechnend blieben. Sie durfte sich nicht von der herzlichen, kumpelhaften Art Jurys täuschen lassen: Der Waffenhändler und vorbestrafter Verbrecher war ein Mann, der ohne zu zögern über Leichen ging, wenn es ihm nutzte. Sie kannte die Akte über ihn: Etliche seiner Konkurrenten hatte man mit einem Einschussloch im Kopf gefunden.

Sie schenkte ihm ein Lächeln. „Vielleicht wird es doch nicht so schlimm. Und immer schön die Hände bei dir behalten.“

„Käme mir nie in den Sinn.“

„Dann ist ja gut.“

Susan wischte die Reste ihres Mahls vom Tisch auf und stopfte ihn sich in den Mund. Während sie aßen, murrten oder herumstarrten, begann der Mann auf dem Bildschirm eine längere Ausführung zu halten: „Einst hatten gewaltige, von meteorologischen Kräften angetrieben Winde den vierten Stern des Jupiters unablässig auf die kahle Oberfläche des Planeten eingewirkt und waren dabei so alt wie die felsige Kugel selbst. Sie hatten nicht gegen Ozeane ankämpfen müssen, was die Landschaft einst dementsprechend prägte: der felsige Untergrund war glattgeschliffen, braun poliertes Glas gleich, das durch unruhige Kräfte tief unter der Basalthülle immer wieder aufgeworfen wurde. Die Winde lagen im Kampf mit dem Planeten, der ihnen das Leben gab…“

„Wir sollten uns eine Gruppe suchen“, fuhr Jury fort. „Und was soll mit der dürren Blonden im Video werden? Falls sie noch lebt, meine ich.“

„Wir gehen vor nach Drehbuch, Jury“, mahnte Susan und machte sich über ihren Nachtisch her. Nach fast sieben Monaten Kälteschlaf war sie halb verhungert, aber doch nicht so, dass sie ihre Essmanieren vergessen konnte. „Ich glaube kaum, dass Oasis voller friedlicher Kolonisten ist, die nur Kohl anbauen und lustig um den Maibaum tanzen.“ Mit einer Serviette wischte sie sich den Mund ab. „Einzelschicksale interessieren nicht.“

„Keine Gewissensbisse?“

„Nein.“

„Warum nicht?“

„Unprofessionell.“

Jury biss sein Stück Fleisch in zwei Hälften durch und starrte sie beim Kauen an. „Mit dir möchte ich nicht verheiratet sein.“

„…Bisher hatte es nichts gegeben, dass sich mit Erfolg gegen die unerbittliche Strömung entgegensetzen konnte; nichts, was sich ihre sanderfüllten Stürme entgegenstemmen und sonst Widerstand leistete. Bis der Mensch auf dem Planeten kam und ihn in Besitz nahm. Mitten in der Höllenlandschaft aus gemarterten Felsen und Staub, die man durch die graue Luft nur undeutlich sehen konnte, lag der einzige, neue Daseinszweck von Oasis. Die Gesellschaft kam schnell überein, dass es günstig war, diesen Klumpen Dreck zu terraformen um ein mildes Klima zu erwirken, mit Schnee, Regen und Wachstum um daraus einen weiteren bewohnbaren Planeten zu machen. Der Planet besaß bald nach Jahrzehntelangen Abbaus keine nennenswerten Vorkommen wie Erz beispielsweise, also verlor die Bergbaugesellschaft ebenso schnell das Interesse, aber das mäßige Klima lockte hunderte von Investoren an.“

„Ich selber bevorzuge die Taktik schnell rein und sehen, dass man mit einem Maximum wieder verschwindet“, warf Susan sanft ein. „Aber wo befindet sich jetzt dieses großartige Casino?“

„Wir fragen einfach ein paar Einheimische.“ Jury legte Messer und Gabel zurück und strich sich satt und zufrieden über den Bauch. „Zur Not klopfen wir ein paar Köpfe zurecht.“

„… In kürzester Zeit stieg Oasis zum internationalen Kulturkapitol auf. Die erste Stadt mit ihren 3 Millionen Einwohnern wurde zu einem Zentrum von dem Neuen Expressionismus und der Cyber Renaissance, der neuen Inszenierung der Theaterkunst und der Hypon Pod- Technologie. Es schien alles perfekt. Doch das Universum hatte andere Pläne…“

„Hört da jemand eigentlich zu?“ Jury deutete zum Monitor wischte sich Ei von den Lippen.

„…Ein Meteoritenschauer von ungeahntem Ausmaß änderte das Leben auf der Kolonie abrupt: das Wetter änderte sich zu schnell, Erdbeben und Klimakatastrophen trafen ein, bis der Mensch schließlich verstand und wieder abzog. Die Gebäude blieben. Nun, nach zwanzig Jahren nach dem ersten Spatenstich, war aus Oasis ein Freiluftgefängnis geworden; eine menschliche Mülldeponie, von der es keine Rettung in die Zivilisation gab. Eine riesige Landschaft aus Zerstörung und Schimmel.“ Das Gesicht auf dem Bildschirm wirkte nun eindringlich: „Häftlinge, Sie selbst haben es in der Hand! Machen sie diesen Planeten zu ihrem neuen Heim und bedenken Sie, dass sie das ernten, was sie sähen! Möge Gott ihnen allen beistehen!“

Die Vorstellung endete. Der Bildschirm wurde schwarz.

Es würde hart werden.

In dem Moment flammte der Bildschirm wieder auf – der Timer zählte runter.

Zehn, neun, acht…

 

Auch die anderen Insassen schienen ähnliche Gedanken zu haben, blickten teilweise verängstigt, teilweise stoisch in die Runde und mieden den Blick zum großen Tor, das vermutlich nach der Landung direkt nach draußen führte. Man brauchte kein Astrophysiker zu sein, um zu erahnen, was sich dahinter befand. Die ganze Zeit über redete niemand. Was gab es schon zu sagen?

Jury und Susan nickten sich zu und standen auf. Ein dunkelhaariger Mann blickte ihn interessiert an und nickte knapp. Ein dünner Mann, der in der Menge kaum aufgefallen wäre. "Hi.“ Er deutete auf Jurys Tattoo. „Grewishka-Familie?“

Jury wandte den Kopf und sah einen grauen Katfisch auf seinem Handrücken. „Du gehörst zur Familie?“

"Nenn mich Danilo. Das tun alle", erwiderte er und lächelte trocken. "Potomkin. Schwarzes Meer. Hattest du auch nichts Besseres vor?"

Jury grinste zur Antwort.

"Zwischen Potomkin und deinem Herrn gab es immer schon Streit", sagte Danilo unvermittelt. "Aber das war zuhause und hier ist hier." Er zuckte beiläufig die Achseln. "Wir stammen aus der gleichen Heimat. Scheiß auf die Vergangenheit."

"Yep, Scheiß auf die. Ich bin Jury." Beide reichten sich die Hände.

„Ich habe mit Infos gehandelt. Ich weiß ein bisschen was. Hier auf Oasis muss man zusammenhalten. Ich will dich in meinem Team. Wie denkst du darüber“ wollte Danilo wissen.

„Klingt vernünftig. Machen wir es so.“ Er nickte dankbar ihm zu. „Wenn wir auf andere Russen treffen, wäre das gut.“

"Ja, dort drüben ist Wladimir.“ Danilo lachte leise auf. „Schießt schlecht, aber kocht gut. Jetzt sind wir schon zu dritt. Bleib schön in meiner Nähe. Wir sollten zusammenbleiben."

Jury nickte zur Zustimmung. „Zu viert. Das ist Susan.“

Viele Augenpaare richteten sich wie Visiere auf sie: wachsam, durchdringend, neugierig und forschend. Sie schätzten sie ab, wussten noch nicht, ob sie sie in dieselbe Kategorie einordnen sollten wie die Frauen in ihrem Leben. Jeder hatte gesehen, dass Susan nicht lange fackelte und ungefähr so tödlich wie eine schlecht gelaunte Viper sein konnte. Susan ließ sie gewähren.

Zwei Typen kamen näher und gesellten sich zu ihnen. "Ich werde mich nicht beeilen", sagte einer von ihnen. Ein kleiner Schwarzer mit Glatze. Südstaatenakzent. "Warum sollte ich? Erstmal schauen, wohin wir kommen und dann ruhig alles abchecken. Man muss sich nur anpassen. Ich bin Samuel und das ist Wladimir." Die kleine Gruppe reichten sich die Hände.

"Wie die zwölf Apostel stehen wir rum", bemerkte Danilo lakonisch. "Ab jetzt bleiben wir zusammen und suchen uns eine Unterkunft. Dann sehen wir weiter. Ohne Familie, Ehre, Treue sind wir nichts als Tiere, okay? Wir lassen nicht locker."

Sie alle schauten zu dem Rest. Drei Frauen, die abwartend sich an die Wand lehnten. Eine übergewichtig und alt, die anderen beiden junge Dinger. Und vier weitere Männer, die abseits standen und zu Boden starrten. Keiner von ihnen wirkte hart, sondern normal. Wären diese Menschen Susan auf offener Straße in Zivil begegnet, hätte sie sie kaum bemerkt. Sie fühlte sich langsam wieder fit und frisch - willkommene Nebenwirkungen des erzwungenen Trainings beim Militär.

Und dann ging das große Tor auf.

 

Wie scheues Rotwild bewegten sich alle nach und nach ins Freie, wo sie die ungewohnte Kulisse erstmal aufnahmen. Die Frauengruppe blieb zusammen und bewegte sich links fort, während Susan, Jury, Danilo, Wladimir und Samuel einfach nur über die Schwelle traten und wie Begriffsstutzige glotzten. Nichts hätte sie auf diesen Anblick vorbereiten können.

Der Morgen graute fast, aber dunkle, pechschwarze Rauchwolken waren schon am Himmel zu sehen – und es waren eine Menge Brände. Verrostete, alte Autos standen oder lagen wie Spielzeuge kreuz und quer in der ehemaligen blühenden Metropole ohne Sinn und ohne Plan - so, als hätte ein Kind in einem Wutausbruch sie alle über die ganze Stadt verteilt. Gebäude, die einst die Freeways überragt hatten, waren wie eingetretene Sandburgen von unvorstellbaren Kräften zertrümmert worden. Die Stadt vor ihnen war eine riesige Landschaft aus Zerstörung und Schimmel. Die Gebäude wiesen entweder Brandschäden auf oder waren heillos von Menschenhand durchwühlt worden. Der Wind pfiff durch diese Szene der Verwüstung, erfüllt von den wehklagenden Stimmen von vielen Millionen toten Seelen. Er häufte den feinen Sand vom Strand zu Wehen auf, grellweiß gegen den verkohlten Schutt. Hier und dort waren Haufen von feuergeschwärzten menschlichen Gebeinen zu sehen sowie Müll und Unrat. Außer dem Pfeifen des Windes konnte man in den zertrümmerten Gebäuden das Fiepen von Ratten hören, die sich ohne große Gegenwehr in der Stadt vermehrt hatten und nun die Straßen, Gassen und Müllplätze für sich in Anspruch nahmen.

Das Shuttle startete die Triebwerke, hob mit einem Brüllen ab und schraubte sich schnell in die Höhe. Bald würde es verschwunden sein. Eine gewaltige Staubwolke hüllte sie ein, beraubte sie ihrer Sicht so dass Susan nicht mal einen Meter weit sehen konnte. Instinktiv ging sie in die Hocke und wartete auf den ersten Angriff – der nicht kam.

Aber sie waren da.

Dort draußen.

Kein großspuriges Gerede mehr. Susan spürte, dass es bald begann.

"Jungs, das ist die Hölle!", zischte Wladimir leise und fasste sich an den Kopf.

"Jetzt geht es also los", sagte Samuel neben ihm. "Ich wünsche euch allen viel Glück."

"Dir auch viel Glück", erwiderte Jury automatisch. Sein Magen zog sich krampfhaft zusammen und irgendwo wimmerte jemand. Niemand achtete hinter sich.

Drei Männer liefen in südlicher Richtung zu einem zerstörten Kaufhaus und hatten schon fast die Türen erreicht. Die drei Frauen kraxelten an der linken Seite über einen steilen Hang zu einem großen Wohnhaus. Nur Danilo, Wladimir und Samuel blickten unschlüssig in die Gegend und scharrten mit den Füßen im Dreck. Was machten sie da? Etwas regte sich in Susan. Etwas scharrte tief in ihrem Unterbewusstsein und versuchte sich Gehör zu verschaffen. Die Luft stank nach Tod. Der offene Platz und die weiten Gebäude luden förmlich zu einem Hinterhalt ein.

"Wir müssen zusammenbleiben", sagte sie laut und ging schnell zurück zu ihrer Truppe. "Wir dürfen uns nicht trennen."

"Sag denen das mal", entgegnete Danilo und fuhr sich mit der Hand über die Stirn. "Die Frauen bleiben zusammen - das war mal klar. Aber die drei da hinten... wir sollten ihnen nach!"

„Susan, dein Eindruck?“

„Genau wie im Prospekt“, antwortete sie sarkastisch. Zu spät bemerkte sie das Vibrieren ihrer eigenen Stimme. „Falsches Terrain. Wir werden beobachtet. Schlage vor, wir ziehen uns in ein Gebäude zurück und sondieren die Lage.“ Der Schweiß stand ihr auf der Stirn und Hals. Ihre Hände waren ständig in Bewegung, wischten sich über Knie, massierten Spannungen weg. Sie kaute auf ihrer Unterlippe und fragte sich, was sich falsch anfühlte.

In Susan machte sich ein bestimmtes Gefühl breit. Wie der heiße Atem eines Panthers, der langsam sich über den ganzen Nacken verteilte. Sie hatte als Soldat oft dieses Gefühl gehabt, wenn neugierige Blicke verstohlen aus Hauseingängen sie beobachteten. Sie waren nicht allein. Natürlich nicht, schallt sie sich. Schließlich sollen hier fast eine halbe Million Menschen leben. Diesmal war es Wladimir, der das Offensichtliche aussprach: "Wir sollten nicht hier sein, Mann", drängte er und machte einen Schritt zu viel.

Die Bärenfalle war gut versteckt und schnappte mit der Kraft eines Alligators zu. Wladimir brach kreischend zusammen und übertönte die Schreckensrufe der anderen um ein Vielfaches. Wie Rehe, die vom Scheinwerferlicht überrascht wurden, blickten alle zu Wladimir dessen rechtes Bein wie billiges Holz gebrochen war.

Jury blinzelte und fühlte sich elendig zumute. Kein Vergleich zu Wladimir, der schon bleich vom Blutverlust war. Draußen vor dem Kaufhaus drehten sich drei Männer nach den Schreien um, während einer von ihnen zurückgerannt kam, um zu helfen. Die beiden anderen blieben stehen und bemerkten viel zu spät, dass mehrere Gestalten aus dem Dunkel des Gebäudes auftauchten. Susan hörte die Schüsse als Erste und sah mit Entsetzen, wie die beiden Gefangenen vor dem Kaufhaus niedergestreckt wurden. Es war ein Hinterhalt. Und nirgendwo Deckung.

Samuel kniete neben Wladimir und versuchte mit verbissener Miene die Scheren der Falle auseinanderzuziehen. Danilo zog sein Hemd aus und versuchte die Blutung zu stoppen. Jury machte eine Bewegung aus und reagierte impulsiv, in dem er sich fallen ließ. Etwas Schnelles, Unsichtbares flog wie eine wütende Hornisse heran und zerfetzte Samuels Schlüsselbein, der getroffen von der Wucht über den jaulenden Wladimir zusammenbrach. Er war sofort tot. Danilo dagegen verfiel jetzt selbst in Panik und starrte auf das viele Blut in seinen Händen, während Wladimir immer leiser werdend röchelte und wimmerte.

Und dann geschah es.

Jury Bewusstsein schaltete sich um in einen tödlichen Modus, den er aus dem Krieg kannte. Sein Verstand machte Platz für einen anderen Jury, der den Schuss richtig einschätzte. Er versuchte erst gar nicht zu erraten, wo der Scharfschütze wohl saß und die nächste Patrone nachlud denn die Stadt war groß und bot viele Möglichkeiten. Er gab sich selbst vier Sekunden und sprang behände hoch, lief zu Danilo und packte ihn grob am Arm. "LAUF!"

Danilo verstand mit einigen Verzögerungen und setzte ihm nach, während Jury nicht den freien Weg und das offene Gelände wählte, sondern den Hang zum Wohnhaus zur Linken einschlug. Mit einem großen Sprung schwang er sich durch ein offenes Fenster während nur einen Meter von ihm entfernt die zweite Kugel einschlug. Von den drei Frauen war nichts mehr zu sehen - umso besser! Jury vollführte eine Rolle in den offenen Flur und kam schnell wieder auf die Beine während Danilo ihm keuchend nachsetzte. Sie rannten durch das Gebäude, blickten weder nach links noch nach rechts, sondern wählten ein offenes Fenster zu einer Feuerleiter. Schnell wandte er sich durch das Fenster und kletterte die Stufen nach unten. Danilo hechtete ihm nach und hielt erstaunlich gut mit. Jury blieb einen Moment stehen und beobachtete die Gasse vor ihm, die einladend und frei zu einer breiten Straße führte. Danilo wollte vorgehen, doch Jury hielt ihn stumm am Arm fest und bedeutete ihm zu folgen. Über einen Bretterzaun kraxelnd, über Bauschutt kletternd überwandten sie eine Strecke und sahen vor sich eine langgezogene Gasse mit genügend Ecken und Versteckmöglichkeiten. Jury streckte seine langen Beine und verfiel in einen schnellen Lauf. Danilo bemühte sich Schritt zu halten und dieser strengte sich seinerseits an, mit Danilo Schritt zu halten. Einen Augenblick lang, als er mit schnellen, rhythmischen Bewegungen über den Beton lief, die Sonne im Nacken, glaubte er, ewig so weiterlaufen zu können.

 

Ganze vier Blocks weiter kamen beide Männer endlich zur Ruhe. Jury und Danilo verbargen sich in einem Hinterhof, der wie Chicago im Sommer aussah, wenn die Müllabfuhr streikte. Berge von aufgerissenen Müllbeuteln, graue pelzige Schimmelfladen überall und der ranzige Geruch von viel zu altem Käse hing so dicht in der Luft, dass man sie förmlich mit einem Messer schneiden konnte. Danilos Gesicht glühte förmlich vor Aufregung, sein Atem ging stoßweise und er hatte sich in die Hocke gesetzt. Besser fühlte sich Jury auch nicht. Sein Herz klopfte wie wahnsinnig. Seine Beine zitterten, und weil sie zitterten, begann er noch mehr zu zittern. Im Krieg hatte er viel Schlimmes durchgemacht, aber nie so sehr, dass er seinen Körper nicht beherrschen konnte. Seine Haut war feucht, er hatte Durst, aber das einzige Wasser in den Pfützen war faulig. Davon wäre ihm wahrscheinlich noch übler geworden.

Du bist schon zu lange nicht mehr im Krieg gewesen, sagte er sich. Du bist nicht mehr fit, das ist alles. Bald gewöhnst du dich daran.

Danilo fand als Erster seine Stimme wieder. "Was für eine Scheiße läuft hier, Mann", keuchte er und blickte Jury aus funkelnden Augen an. "Sind wir im Krieg oder was."

Jury schüttelte den Kopf. "Die haben auf uns gewartet. Die Falle", vor seinem geistigen Auge sah er Wladimir zusammenbrechen. "und der Scharfschütze. Und die Typen im Kaufhaus. Die wussten genau, wo sie zuschlagen mussten." Wild blickte er sich um und erkannte, dass er Susan Snow schlichtweg vergessen hatte. Ach was, dachte er sich, sie kann schon für sich selbst sorgen.

"Wladimir. Oh Gott", Danilo biss sich auf die Lippen und schluchzte leise. Er wurde langsamer, stützte sich an der Wand ab und umfasste seine rechte Seite. Mit großen Augen starrte er auf seine blutige Hand.

"Diese Schweine!" Danilo wirkte um Jahre gealtert und blickte erstaunt zu Jury.

Er wandte sich um und erkannte das Problem: "Wir müssen einen Platz finden, wo sie uns nicht finden können.“

„Shit, ich bin getroffen…“

„Lass es uns erstmal ruhig angehen. Ganz ruhig."

Danilo atmete laut ein und aus. "Ich glaube, ich will nach Hause." Er wankte leicht und ließ sich stützen.

Jury grinste, obwohl die Situation mehr als aussichtslos war. Plötzlich hielt er inne und bedeutete Danilo still zu sein. Zuerst glaubte er, nicht recht gehört zu haben. Ein Windstoß verwehte den Klang. Dann legte sich der Wind, und er hörte es ganz deutlich: das entfernte Hundegebell hinter ihm am Gassenende. Seine Beine begannen erneut zu zittern.

„Du… lässt mich nicht zurück, oder, towarisch?“ Panik mischte sich in Danilos Stimme und mit der blutigen Hand versuchte er Jury noch näher an sich heranzuziehen.

Jury lehnte ihn kurz an die Wand und besah sich die Seite. Ein glatter Durchschuss.

„Towarisch?“ Danilos Stimme wurde drängender. Seine Hand umfasste seinen Nacken und zog ihn mit schier übermenschlicher Kraft zu sich.

Furcht. Unsägliche Furcht.

Jury konnte sie riechen. Die pure Angst strömte dem Mann aus allen Poren. Jury war in der Nähe eines sterbenden Mannes, und die Zeit drängte. Er handelte gemäß seiner Natur.

Er umfasste mit beiden Händen seinen Nacken und suchte seinen Blick. Zentrierte seinen Fokus. Sprach laut und deutlich auf ihn ein: „Danilo! Hör mir zu!“

„Nein, ich will…“

„Danilo!“

Beide Blicke trafen sich. Jury wie auch Danilo wussten, dass jedes Krankenhaus spielend mit solch einer Verletzung umgehen konnte. Die grausame Wahrheit war nicht, dass es auf Oasis keine Krankenhäuser gab, sondern dass Jury keine Verzögerung duldete.

„Ich hoffe, wir bleiben Freunde.“ Jury umpackte mit der Rechten seinen Nacken und schob seine Linke langsam zum Kinn. Langsam und schleichend – wie eine Anakonda. „Denn …über den Strich bleibt uns doch nur Freundschaft, Treue, Ehre…“

Danilos Augen blickten seinem Mörder direkt in die Augen und zappelte hilflos. Es nützte nichts.

Mit geübtem Schwung brach er ihm das Genick.

„Ohne diese Dinge wären wir doch nur Bestien.“ Fast behutsam ließ er Danilo zu Boden gleiten und horchte in die Ferne. Die Hunde kamen näher.

Es war nicht richtig, aber seine Logik hatte ihm geboten ein Bauernopfer zu erbringen. Danilo würde die Hunde kurz aufhalten und so seinen Zweck erfüllen.

Mit einem kurzen Nicken verabschiedete er sich, wandte sich ab und lief weiter. Lief schnell nach rechts, wo der Weg zu einem Hochhauskomplex führte. Er nahm seine Kraft zusammen und rannte los.

Immer weiter. Allein.

 

 

Kapitel 2


Sie kamen aus allen Gassen, Eingängen und sogar aus der Kanalisation. Mehr Angreifer, als Susan auf die Schnelle zählen konnte. Viele waren spärlich bekleidet, trugen nicht mal Unterwäsche, aber alle trugen eine Wut im Bauch, wie sie Susan selten bei Menschen gesehen hatte. Ihr Brüllen, Kreischen und Toben erinnerte an Wahnsinnige aus einem Horrorfilm. Mit Messern, Stöcken, Speeren und sogar Steinen stürzten sie sich auf die vermeintlich harmlose Beute. Dabei stürzten sie manchmal stolpernd mit wahnsinnigem Gekreisch übereinander und vergrößerten die Verwirrung, als wolle jeder der Erste sein.

Susan wandte sich vom verstörenden Bild der anrückenden Gefahr los, wich langsam zurück und rannte einfach drauflos. Egal, welche Richtung und egal, wohin. Nur Abstand gewinnen – das war hier die Devise.

Der Schütze auf dem Dach wurde von allen nur Sniper genannt - aus offensichtlichen Gründen. Er hatte ein modernes Scharfschützengewehr, genügend Munition und den Willen und die Gabe sie zu benutzen. Der 34-jährige konnte tagelang auf einem Dach aushaaren und auf den perfekten Schuss warten. Was seine Geschichte war, blieb den meisten unbekannt. Es war sein Land, und niemand kannte es besser als er, und niemand liebte es so wie er. Er wusste, wohin die Straßen führten und er benutzte sie so oft es ging. Sniper zog die Einsamkeit der Dächer dem geselligen Treiben der Bandenmitglieder vor, und ehrlich gesagt, wollte auch niemand den wortkargen Killer zu nahekommen. Er hatte eine herablassende Art an sich, die schon fast an Gefühlskälte heranreichte. Er war groß, hager und hatte stechende olivgrüne Augen, die alles durchscheinen konnten. Seine Nase war im Laufe der letzten Monate mehrfach gebrochen worden und wirkte wie ein Fehlgriff der Natur. Seine Strumpfmaske nahm er nur selten ab.

Langsam stand er auf und blickte runter auf den Platz, wo die Treiber die Beute holten. Es musste niemand überleben. Seine Gruppe war eh zu zahlreich.

Sniper beobachtete, wie die Leichen der Männer auf einen Karren gebracht wurden. Die Fleischerei hatte wieder etwas zu tun, aber die drei Frauen würden als Brüter herhalten müssen. Seine Augen suchten die Gegend ruhig und ohne Hast ab. Zwei waren entkommen. Es war kein Problem. Das war es nie. Ein bisschen Bewegung tat den Männern gut. Er wandte sich an einen seiner Gefolgsleuten. "Ruft die Sucher."


Mit dem Sonnenaufgang schien die Luft feuchter zu werden.

Der kleine Trupp von drei Mann hatte direkt gegenüber einem Eisenwarenladen sein Lager aufgeschlagen. Der Laden selbst war schon in dem ersten Monat geplündert worden und sein Dach fehlte buchstäblich, so dass der Suchtrupp sich dazu entschlossen hatte, lieber draußen auf der Straße zu campieren. Sie hatten sich ein Lagerfeuer gemacht, die Hunde versorgt und genüsslich ihr Essen aus Konservendosen gegessen. Sie hatten sich Geschichten erzählt und Zigaretten geteilt. Und waren eingeschlafen. Ihre Namen waren Orval, Hicks und Trevor.

Der Einzige, der wach blieb, war Hicks der mit einem Karabinergewehr in der Hand auf einem Sitzkissen an einer Laterne lehnte und den Sonnenaufgang bewunderte. Die Schatten wurden kürzer, Häuser und Fabrikanlagen deutlich erkennbarer. Es war das, was man falsche Dämmerung nannte. Bald würde es wieder dunkler werden, bevor die Sonne herauskam und der Morgen anbrach. Sie könnten jetzt schon auf den Beinen sein und aufbrechen, dachte Hicks. Probeweise tippte er auf seinem Handy die Nummer der Zentrale an und gab als Erstes den Namen seiner Gruppe durch. Er wurde sofort verbunden. "Hicks? Bist du es?" Es war ein Mann namens Olsen, den Hicks nicht mochte. Mit ihm zu sprechen war immer sehr ermüdend. "Habt ihr sie?"

"Nein", entgegnete Hicks wahrheitsgemäß. "Die Hunde haben ihre Spur verloren. Wir stehen an den Docks an der Ecke zur Siebzehnten und wollten fragen, ob wir zurückkönnen."

"Warte."

Als der Tabakduft zu ihm herüberwehte, blickte er auf und sah Orval, der auf der anderen Seite des Feuers saß und eine seiner selbstgedrehten Zigaretten rauchte. "Ich wusste nicht, dass du schon wach bist", sagte Hicks im Flüsterton um Trevor nicht zu wecken. "Wie lange bist du schon auf?"

"Gerade eben. Und du?"

"Ich war die ganze Nacht wach. Heutzutage schlafe ich nicht mehr viel. Nicht, dass ich es nicht könnte, ich halte es für Zeitverschwendung." Er legte seine Waffe beiseite um mit der freien Hand eine seiner Zigaretten aus einem Etui zu ziehen und sie sich anzustecken. Orval rückte näher heran und hielt ihm einen glühenden Zweig hin. Hicks nickte dankbar und hielt seine Zigarette an den glühenden Zweig, während er weiterhin am Handy lauschte.

"Wer ist dran?" wollte Orval wissen.

"Olsen."

"Oh, Gott." Orval machte eine abfällige Geste. Hicks grinste dreckig.

"Hicks", schnarrte der Mann am anderen Ende der Leitung und schien nervös zu sein. "Zwei Gruppen sind zurückgekehrt und haben sie nicht gesehen. Eine weitere Gruppe ist an der Neunzehnten und bewegt sich Richtung Süden. Was soll ich sagen? Sniper wird ungehalten."

Hicks scharrte mit seinem Stiefel im Dreck und spürte Wut aufkommen. "Was soll das heißen?"

"Ihr geht sofort los. Ein Mann. Eine Frau."

"Habe ich dir eben nicht gesagt, dass die Hunde die Spur verloren haben? Die ganze Stadt stinkt. Wie sollen die Hunde etwas finden?"

"Soll ich das so Sniper sagen? Soll ich ihm sagen, dass du keine Lust mehr hast?"

Hicks war kein Feigling. Als viermal lebenslänglicher verspürte er vor wenigen Dingen Angst, aber er verspürte keine Lust sich mit Sniper zu unterhalten. Der Typ war ihm unheimlich. "Warte eine Sekunde", presste Hicks genervt hervor und hielt die Hand auf den Hörer, während er scharf zu Orval rüber schaute. "Orval, die wollen uns weiterjagen lassen."

Orval blickte auf und runzelte die Stirn. "Sag dem Hosenpisser, dass er mich mal kann."

"Er will uns an Sniper verpetzen. Er meint, dass wir sofort losmüssen."

Plötzlich winkte Orval ab und sagte hastig: "Nee, den will ich nicht sehen! Sag ihm, wir machen es!"

Hicks kniff die Augen zusammen und versuchte Orval einen bitterbösen Blick zu zuwerfen, aber da war Orval schon auf den Beinen und packte zusammen.

"Ähm... Olsen. Geht klar. Sind schon auf dem Weg." Er beendete den Kontakt und steckte sein Handy weg. "Verdammte Mistratten. Wie sollen wir sie denn finden, bitte schön?"

"Wir klingeln von Tür zu Tür und bitten sie, rauszukommen." Orval stand neben dem noch schlafenden Trevor, der, fest in seiner Decke gehüllt, langsam begann sich zu bewegen. "Aaaaah...", seufzte er.

"Aufstehen, Trevor."

"Gleich, eine Minute.", sagte Trevor im Schlaf.

"Zeit aufzustehen, Trevor." Hicks setzte sich jetzt selbst auf und drückte seine Zigarette aus. "Ich versorg die Hunde. Ihr packt zusammen. In fünf Minuten halten wir Kriegsrat." Dann hörte er weit weg einen Hund bellen, was Trevors Hunde, die an dem nächsten Baum angekettet waren, auf die Füße brachte. Es waren fünf Hunde, die aufmerksam und ruhig auf ihren Platz gelegen hatten, die Augen auf Trevor gerichtet. Jetzt sprangen sie bellend auf. "Schhhhh!", sagte Hicks. Die Hunde blickten ihn an und verstummten. Ihre Flanken bebten.

Trevor richtete sich auf, die Knie an die Brust gezogen. "Was ist denn los? Gott, ist das kalt."

"Zeit, aufzustehen."

"Was seid ihr so angepisst? Lass mich noch schlafen. Eine Minute, Mann."

"In einer Minute sind sie hier." Einen Block weiter sah Hicks mehrere Gestalten aus dem Schatten eines Lagerhauses kommen. Er griff zum Fernglas und sah, dass es Slingeton mit seinem Suchtrupp war. Eine gute Gruppe. Slingeton war ein ehemaliger Ranger, der mit seinen fünfzig Jahren Lebenserfahrung als Naturbursche sie alle locker in die Tasche stecken konnte. Warum war er nochmal verknackt worden? Hicks nahm sich vor zu fragen und bemerkte, dass sie zu fünft waren und Hunde dabeihatten. Und schwere Rucksäcke. Sie sprachen miteinander - einer stolperte und fluchte, aber Hicks erkannte keinen von ihnen. Aber immer noch besser als Sniper.

Trevor war unterdessen doch aufgestanden und schien sich zu beeilen.

Schließlich war die Gruppe da und Trevor ergriff als Erster das Wort: "Habt ihr Essen mitgebracht?"

Mit einem Ruck blieb Slingeton stehen und starrte Trevor an, als hätte er ihn um einen Blowjob gebeten. Dann schien er sich zu fassen und bemerkte trocken: "Klar, Sandwichtoasts mit Eiern und Speck. Dazu Thermoskannen mit Kaffee. Wolltest du Sahne?" Einer seiner Jungs kicherte böse.

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 06.12.2023
ISBN: 978-3-7554-6294-1

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