Petra Hoberg, Jahrgang 67
Ihre ersten Versuche sich in Reimen auszudrücken machte sie im Alter von 12 Jahren - naiv und kindlich. Als sie in der 8. Klasse war versuchte sie es wieder. Und weil es an ihrer Schule keine Arbeitsgemeinschaft junger Dichter gab fragte sie ihren Direx um Rat. Jener schickte sie zum Zirkel schreibender Arbeiter in Pirna, dessen jüngstes Mitglied sie dann wurde (als Schülerin).
Später riefen Dresdner Künstler die Schüler auf, etwas zum Thema Frieden zu Papier zu bringen - in Prosa, Lyrik oder in Bildern, Collagen usw. Auch sie wollte sich daran beteiligen, jedoch der Lehrer, welcher die Arbeiten einsenden wollte (oder sollte) verpasste dies ...
Unbeirrt malte sie weiter mit Worten wie ein Maler mit Farben. Sie liebt es, mit den Feinheiten der Deutschen Sprache zu spielen, sich durch ihre Gedichte anderen Menschen mitzuteilen, deren Interesse an den schönen Kleineigkeiten des Alltags zu wecken.
Während ihrer Ausbildung in der Landwirtschaft erntete sie beim Wettbewerb der jungen Talente 1984 in Riesa lebhaften Beifall.
Mit unregelmäßiger Regelmäßigkeit lässt sie sich von ihrer Muse küssen. Und so sind bisher einige Gedichte entstanden die durch das Jahr begleiten, Liebeserklärungen sind oder einfach nur Stimmungen widerspiegeln.
Grause Gedanken
und endlose Nächte durchwacht
und oft fragte ich mich: Wann
endet sie nur, diese Nacht?
Ich lebe gern und
ich weiß: Das Leben ist schön!
Und doch habe ich manchmnal Angst
die Zukunft zu seh'n.
Die Wolken, die heute noch
weiß - sind sie morgen schon rot?
Und das, was bunt ist, lebt -
morgen grau, leblos, tot?
Noch ist der Himmel blau
und es rauscht das Meer,
und die Liebenden lieben sich noch
und wie sie, so sehr
wünsch auch ich mir
brennend eine Zeit, in der
keiner um morgen mehr bangt
und jeder des Lebens sich freut.
1981
Behaglich schnurrend träumt die Katze
in der Sonne mildem Schein.
Katzenkind spielt mit den Blumen,
niest in jede Blüte 'rein.
Flaumig gelbe Entlein watscheln
keck im frischen Gras umher.
Über allem wölbt der Himmel
blau sich, und im Wolkenmeer,
welches drunter hell sich breitet,
Schwalben ihre Kreise zieh'n.
Und im luft'gen Spiel mit ihnen
sehe ich mein Land erblüh'n.
Auch das Rauschen dichter Wälder
dringt von Ferne an mein Ohr.
Von heft'gem Glücksgefühl ergriffen
schwing ich mich aufs Neu' empor.
1981
Himmel wie blauer Marmor
von weißen Wolken durchsetzt.
In klaren Nächten scheint er
kaputt,
denn wie Licht von außen hindurch
schimmern die Sterne hell.
Wie alt mag das Dach der Welt sein?
1984
Morgens tragen meine Füße
mich aus unserm stillen Haus.
Die Wiesen schwimmen noch im Nebel
und ganz dämmrig sieht es aus.
Der heisere Schrei des verschlafenen Vogels
zerreißt die Stille. Auf Wegen,
an denen auch Disteln blüh'n,
geh ich dem erwachenden Tag entgegen.
1984
Ich blicke in den Abendhimmel,
sehe kleine Wolken zieh'n.
Die flammendrote Sonnenkugel
lässt den Himmel feurig glüh'n.
Der Wind küsst sanft die Rose,
die an der Hauswand sprießt.
Ich ruf ihn her und bitt ihn,
dass er Dich von mir grüßt.
1984
Leute, es liegt Schnee!
Heut Nacht schon hat's geschneit!
's ist dünn vereist der See.
Oh schöne Winterzeit!
Lang haben wir gewartet
auf Deine weiße Pracht.
Nun jauchzen wir und schlittern
durch die verschneite Nacht.
Die Sterne glitzern kalt
und eisig faucht der Wind.
Wir spüren nicht im Wald
die Zeit, wie sie verrinnt.
Frost knackt im Geäst.
Schnee dämpft unsern Tritt.
Und doch - es geht die Zeit
ganz leise mit uns mit.
Die Glocken zur Weihnacht erklingen
weithin übers Land.
Der Winter breitet aus
sein glitzernd weiß' Gewand.
1984
Oh schöner Traum,
wie schnell wirst Du entflieh'n?
Ich versuche,
Dich zu fangen,
Dich zu halten.
Muss mit dem kämpfen
was Dich von mir hält,
auf dieser
mit Problemen bestückten Welt.
Was soll das Jammern,
nützt das Bangen?
Hier hilft nur Handeln!
Lass mich eilen,
lass mich im Traum schon
bei Dir weilen!
Jedoch
erst wenn die Welt,
die noch geplagt von manch
närrisch Gezücht,
frei ist von diesem,
erst dann lass mich
verweil'n in Deinem Arm,
dann werden unsre Kinder
Geborgenheit genießen.
1985
Bald nun kommt der Nikolaus
auch herein in unser Haus,
sieht unsre Stiefel stehn und denkt:
Den Kindern hier wird was geschenkt.
Dann hört er,
dass wir Lieder singen
und wird auch nächstes Jahr
was bringen.
1993
Die Pfützen sind schon zugefroren
und auch der Wind heult bitterkalt
mir um die warm verpackten Ohren.
Ich geh spaziern im Winterwald.
Ich hör was knacken - da, ein Reh
bricht furchtsam äugend durch's Geäst.
Auch ich erschreck und steh ganz still,
halt mich an einem Baumstamm fest.
Und so verharre ich und warte.
Das Reh zieht weiter. Der Wind - er weht.
Die ersten Flocken tanzen rosa
im Schein der Sonne die untergeht.
1994
Wenn der Frost mit letzter Kraft
Eiswind übers Land hin treibt,
wenn das Schneeglöckchen es schafft,
dass die Blüte offen bleibt,
wenn die Kinder ihre Schlitten
fortgeräumt in dunkle Ecken
und die Vögel und die Blümchen
sich heraustraun und sich necken,
wenn die Sonne warm uns streichelt,
über Knospen, Blüten schmeichelt
und der Hase fröhlich lacht,
der die Eier uns gebracht,
wenn der Kuckuck
lauthals schreit ...
dann ist endlich
Osterzeit.
1994
Bald nun ist das Jahr zu Ende
und ein alter Mann kommt rein.
Die Kinder reichen sich die Hände,
wollen immer artig sein.
Unter einem Lichterbaume
der im Kerzenglanz erstrahlt
liegen Päckchen, Puppen, Autos,
Äpfel, schön wie angemalt.
Alle singen Weihnachtslieder,
genießen das Beisammensein.
Das alte Jahr kommt nicht mehr wieder,
drum feiern wir ins Neue rein.
1995
Die Weihnachtszeit ist nun vergangen,
der Christbaum wird bald abgeputzt.
Das neue Jahr hat angefangen.
Am Fenster steht manch Kind und stutzt:
Es sollte, laut Kalender, sich
die Welt in weißem Glanze wiegen!?
Statt dessen sieht man draußen wie
die Bäume sich im Sturme biegen!
Der Kater räkelt wohlig sich
an der Heizung auf 'nem Kissen.
Er schätzt sich glücklich, denn er weiß
in diesen Matsch nicht raus zu müssen.
Die Kinder sehnen sich nach Schnee!
Ein Tag der grau den andern jagt.
Der Winter hat längst angefangen,
's wird Zeit, dass jemand ihm das sagt.
1996
Es schwelgt das Auge,
die Seele taumelt,
wenn nach des Tages grellem Schein
die Sonne, die noch am Himmel baumelt,
endlich taucht in ein Meer
aus Pastelltönen ein.
Ein Bild, wie ich schöner
keines je sah:
Ein Schal im den Farben
des Regenbogens
umschmeichelt die ruhige
Silhouette des Waldes
in die grad ein Feuerball
eingezogen.
1996
Obwohl das Dorf doch schläft
ist's von Geräuschen satt.
Die Stille ist so laut,
so fremd und doch vertraut -
wohl dem, der Ohren hat.
Mit diesen Deinen Sinnen
vernimmst Du, was sich regt.
Die Geigen soll'n beginnen!
Der Wind ganz sacht bewegt
er Blatt um Blatt am Baum.
Die Fledermäuse huschen
fast lautlos durch die Luft,
verwirbeln auf ihren Bahnen
(die Schnelligkeit kann man nur ahnen)
der Blüten betörenden Duft.
Manch Vogel piepst träumend im Schlafe.
Nachbars Hofhund schnarcht leis, er ist satt.
Etwas weiter erwacht lärmend die Straße.
Irgendwer haut sein Kopfkissen platt.
Sie spricht viele Sprachen, die Nacht.
1996
Oh Schatz,
ich hab die ganze Nacht
wieder nur an Dich gedacht,
hab mich gefragt, wie es Dir geht,
wo Dein Lkw jetzt steht,
was Du wohl tust
und ob Du lachst?
Darüber hab ich
nachgedacht
heut Nacht.
1997
Leise dröhnen die Motoren
von Ferne noch in meine Ohren.
Die Mücken summen auch ganz leis.
Es ist heiß.
Die Lichtreflexe zitternd wandern
von einem Fensterrand zum andern.
Ich höre Deinen Atem still.
Ja, ich will
an Dich denken alle Tage,
bei Dir bleiben - keine Frage.
Ich hab Dich schrecklich lieb,
Du Dieb.
Mein Herz -
Du hast es mir gestohlen,
ich werd mir Deines dafür holen.
Und kehr immer zurück, mein Glück ...
1997
Der Morgen schiebt die Wolken fort,
der Tag beginnt zu grauen.
Der Horizont in sämtlichen Farben
ist wunderschön anzuschauen.
Die Amsel schmettert ihr Morgenlied
hinein in die wandelnde Bläue.
Sie begrüßt - so wie ich - die Sonne und Dich,
mein Schatz, täglich auf's Neue.
1998
Ich spüre die Tränen
in meinem Gesicht.
Sie kullern einfach,
doch weine ich nicht.
Da war'n Deine Küsse
auf meiner Haut.
Ich selbst war mir fremd -
Du mir auch nicht vertraut.
Meine Augen suchen
fragend Deinen Blick:
Warum weichst Du mir aus,
siehst nicht zurück?
Verträumt starre ich
Löcher in die Luft.
Ich glaub ihn noch zu atmen,
Deinen Duft.
Erwachend stell ich fest:
Du bist nicht mein.
Den Traum jag ich davon
und gehe heim.
1998
Der Sommer macht sich fauchend aus dem Staube,
jagt fliehend Frösteln über die erhitzte Haut.
Die Bäume schütteln unwillig die Kronen,
doch neigen sie sich vor des Winters Braut.
Der Herbst - er naht mit riesengroßen Schritten.
Ich biete ihm die Stirn und lass mich zausen.
Mein Kleid - es flattert kunterbunt im Winde,
so bunt wie bald der Wald.
Ich mag das Brausen,
die ungestüme Wildheit die mit Macht
dickbäuch'ge Wolken
über'n Himmel jagt.
Ich atme auf,
frei von des Sommers heißem Atem.
Der goldne, frische Herbst
hat sich nun angesagt.
1998
Ich geh'.
Ich weiß,
ich werde Dich vermissen.
Du bist mir lieb
so wie die Sonne auf der Haut.
Ich geh'.
Ich sehne mich
schon jetzt nach Deinen Küssen.
Mein Herz schlägt laut.
Ich geh'.
Ich blicke nicht
zurück beim Abschiednehmen.
Ich hab Dein Bild schon
meinen Träumen anvertraut.
Ich geh',
verzehre mich
nach Dir dass es fast weh tut.
Ich denk an Dich
und spür die Sonne auf der Haut.
1998
Hab ich Dir heute schon gesagt,
dass ich Dich liebe?
Hab ich Dir heute schon gezeigt,
wie ich Dich mag?
Seh' ich Dich spielen
muss ich einfach lachen.
Die Wunder schaffst Du ohne Mühe
jeden Tag.
Du tobst so unbändig und selbst-
vergessen durch die Wohnung.
Mal schießt Du Saltos, Rollen,
Purzelbäume oder auch
Blumentöpfe unabsichtlich runter.
Und dann kommst Du schnurrend,
wirfst Dich vor mir
auf den Bauch.
Du kneifst mich in die Zehen:
Gib mir Futter!!
Gesättigt schläfst Du dann
auf meinen Füßen brummelnd ein.
Von Deinem Schnurr'n vibriert
die Luft im Zimmer.
So herrlich kann nur
Katzenliebe sein.
1998
Ich hab geträumt ich sei
ein Schmetterling,
dann könnt' ich wann ich wollte
bei Dir sein,
in jeder Blume säh ich
Dein Gesicht.
Und immer wäre heller Sonnenschein.
Ich hab geträumt dass ich
'ne Katze wär'.
Behaglich schnurrend zeigte ich Dir
meinen Bauch.
Ganz hingerissen maunzte ich:
"Ich hab Dich lieb!"
Und während Du mich kraulst
sagst Du leis: "Ich Dich auch!"
Ich wünsch' mir so sehr
ich könnt' bei Dir sein,
will Dich erleben, riechen,
fühlen jeden Tag!
Möcht' glücklich sein in Deinem Arm
und Wärme geben,
und Deiner Mutter danken
dass ich Dich hab'.
Da diese Wünsche
wie sie hier geschrieben,
in diesem Leben nicht mehr
in Erfüllung geh'n,
bitt' ich Dich - Gott,
(sollt' es Dich wirklich geben)
mach Dir 'n Kopp,
lass mich sein Engel sein.
1999
"Ich liebe Dich."
Hast Du gesagt.
Dafür wollt' ich Dich küssen.
"Nein, bitte lass es!"
sprachst Du dann,
"Sonst würd' ich was vermissen."
1999
Sie denkt:
"So ist das Leben."
als sie sich diese Liebe
aus dem Herzen reißt.
Sie fürchtet,
sie würde ihn vergessen.
Der Mann, der sie stets liebt
macht ihr dies leicht.
Sie weiß,
es wär' nicht gut gegangen:
Ein heft'ger kurzer Rausch
geklautes Glück.
Sie sieht
den Geliebten neben sich
und denkt noch manchmal (heimlich)
an jenen Flirt zurück.
2000
Malen wie CDF* möchte ich können:
Am Horizont seh' ich die Wolken glüh'n,
es scheint die Welt um mich herum zu brennen
und Stare wie dunkle Schatten südwärts zieh'n.
Wie Er, so möchte ich mit meinem Pinsel
einfangen, wie die Sonne nach den Sternen giert,
dabei durch kuscheldicke Wolken blinzelt
und den Betrachter in das Paradies entführt.
Im Morgengrau grüßt nebelschwer die Wiese,
schlaftrunken noch und doch schon voller Saft.
Die Lerche schmettert kunstvoll ihre Lieder,
schraubt in den Himmel sich hinauf mit Kraft.
Statt dessen küsst mich diese and're Muse,
die mir mit Zauberkraft die Feder führt.
Meine Bilder entsteh'n in Euren Köpfen.
Hab nur für Euch die Farben angerührt.
2002
Die Nacht ist warm und still,
von Fernerattern Züge.
Ich steh' am Fenster, bebend. Will,
dass ich bald fliege.
Hast mich geliebt, gestreichelt,
hast mich zur Frau gemacht,
mit Worten mir geschmeichelt
in dieser irren Nacht.
Wir waren Eins, verbunden.
Die Grillen spielten Lieder.
Wir haben uns gefunden.
Das machen wir bald wieder.
2003
Die Sonne scheint mir ins Gesicht
als wollte sie mir sagen:
Vorwärts, Mädchen, weine nicht,
Du weißt, Dir hilft kein Klagen,
Weinen nicht noch Lamentier'n.
Sieh her, wie ich es mache:
Ich komme jeden Morgen neu,
vollbring mein Tagwerk, lache.
Es gibt auch Tage die so sind
als sollte man sie meiden:
Der Himmel grau, die Wolken schwer ...
die kann selbst ich nicht leiden.
Und doch müssen auch diese sein.
Es wächst nichts ohne Regen.
Nur eitel Glück und Sonnenschein -
das ist kein echtes Leben!
Die Mischung macht's und es gelingt,
und ist mal laut - mal leise,
mal bunt - mal grau und trotzdem schön
auf dieser, uns'rer Reise.
Ich seh euch Menschlein immerzu
wie ihr lebt, liebt und leidet.
Die Welt ist groß und wunderschön,
nicht nur von mir begleitet.
So viele sind's, die uns'rer Welt
ihr buntes Antlitz geben.
Langweilig ist das Einerlei,
Veränderung ist Leben!
*
Ich blick sie an und weiß: Es stimmt.
Die Zeit heilt viele Wunden.
Ich lenke heimwärts meinen Schritt.
Ich hab mich neu erfunden.
2008
Sie sind - wie wahr, man glaubt es kaum -
zusammen ein Viertel Jahrhundert.
Auch wenn uns das unglaublich dünkt,
es uns nun wirklich nicht verwundert.
Schluchz, heul! Ich wollt', ich könnte das
von mir behaupten oder träumen.
Doch (schnief) es hat nicht sollen sein.
Kann ich noch Anderes versäumen.
Da leb ich nun so vor mich hin,
bin sehr bemüht, mich neu zu finden.
Auch Männer hab ich noch im Sinn.
Will mich nur nicht mehr so schnell binden.
2008
Wie wäre mein perfekter Mann?
‘s wär einer der mir zuhör’n kann.
Wenn ich was zu berichten hab
kann ich erzählen viel am Tag.
Sollt‘ er mir was zu sagen haben –
mit angenehmer Stimme wohl –
kann ich gut zuhör’n, ungelogen.
Vorausgesetzt er spricht nicht hohl.
Wie wäre mein perfekter Mann?
‘s wär einer den ich riechen kann.+
Ja küssen können sollt‘ er auch.
Und hätte er ‘nen kleinen Bauch
sollt‘ er deswegen nicht verzagen.
Ich bin weiß Gott nicht ideal.
Ich horch nicht gern an leerem Magen.
Oft wird auch mancher Kampf zur Qual.
Wie wäre mein perfekter Mann?
‘s wär einer den ich leiden kann.
Ich möchte mit ihm weinen, lachen,
mal ausgeflippte Sachen machen …
Wenn er mich was auch immer könnte
und ich ihn auch und ebenso,
dann wär’s zu schön, es auch zu glauben.
Gibt es ihn wirklich? Wenn ja – WO?
2008
Wo ist der Mann, der mir das sagt
was ich so gerne hören mag?
Der mir mit seinen Worten schmeichelt,
und meine wunde Seele streichelt?
Wo ist der Mann, der mir entrückt
ganz tief in meine Augen blickt,
der sich drin aalt und sich dann windet
weil er schon ahnt, dass er sich bindet
obwohl er sich nicht binden will?
Ich warte ab und leide still.
Ich weiß, ich darf ihn nicht bedrängen
sonst wirft er hin und lässt uns hängen.
Das wäre sehr bedauerlich.
Oh bitte, Du, erschrick jetzt nicht!
Ich weiß es, spür’s: Du tust mir gut,
hebst meine Stimmung, machst mir Mut.
Wenn ich das auch bei dir erreiche
lass Dich doch bitte darauf ein.
Es sollen so viel schöne Sachen
nicht nur meine Träume sein.
2008
Tausend fremde Augenpaare
die an ihr vorübergeh’n,
tausend hastende Gesichter
die sie anschau’n, doch nicht seh’n
wie sie sitzt in ihrem Stühlchen,
schamhaft über’s Hartgeld streicht,
das sie bekam für eine Zeitung.
Bangend, ob am Abend reicht,
was die, die sie gesehen haben
ihr gaben im Vorübergeh’n,
hoffend, dass ihnen nie passiere
was ihr, der Dame, wohl gescheh’n.
Das Leben geht seltsame Wege,
wohl keinem fällt es wirklich leicht
sein Glück zu finden und zu halten.
Und wer dann glaubt, er hätt’s erreicht
den dünkt es schnell langweilig schön,
tagtäglich kaum mehr zu ertragen.
Und eh er sich’s versieht – zerbrochen.
Dann sitzt man da mit leerem Magen.
Man fragt: Wie konnte es gescheh’n?
Hab ich versäumt, mich zu bedanken?
War früher doch nicht alles fad?
Das Schicksal wies mich in die Schranken.
Und man erwacht und wird gewahr:
Es ist noch Zeit sich zu beweisen,
noch Zeit, den Menschen rauszukehr’n,
zu packen manche heißen Eisen …
*
Sieh da, die Langeweile weicht
und wird zur Lust, was abzugeben
von dem, was man als Mensch erreicht.
Die Dame lächelt, dankt verlegen.
2008
BISS* ist die kleine Zeitung, das Forum Obdachloser und derer,
die am Rande (weshalb auch immer) unserer Gesellschaft kämpfen.
Als ob ich Dich berühren könnte,
tief in die Seele mir gebrannt:
Das Bild, wie Du am Lenkrad sitzt.
Und doch hab ich die kaum gekannt.
Wir war’n zusammen viele Jahre,
haben gemeinsam viel vollbracht.
Uns’re Söhne sind schon klasse.
Mann, wer hätte das gedacht,
dass wir uns mal trennen würden?!
Ich war so sehr in Dich verliebt,
dass ich nicht wahrnahm, wie zerbrach
was es wohl nur ganz selten gibt.
Ich hab geglaubt, ich würd‘ Dich kennen;
hab dabei nur an mich gedacht.
Nun ist’s zu spät Dir nachzurennen.
Hab ich uns nun kaputt gemacht?
Du warst für mich die beste Freundin,
jedoch ich nie Dein bester Freund.
Als ich dies schmerzhaft ‘rausgefunden
hab vor Verzweiflung ich geweint.
Ich war doch bis zum Ende glücklich!
Hab ich geglaubt. War wohl nicht so.
Nun lern ich ohne Dich zu leben
und wird‘ auch sicher wieder froh.
2008
Hingestammelte Küsse
in extatischer Einsamkeit,
versunken im Körper des Anderen,
zerfließend in wohligem Schaudern ...
Ich liebe Dich.
2008
Ich weiß,
dass Du für mich der Richtige bist,
aber wer sagt
dass Liebe einfach ist?
*
*
Fest die Augen geschlossen,
Dein Atem geht sacht.
Bist völlig erschöpft
nach dieser Nacht.
Wir haben uns gefunden
und blitzartig verliebt,
hätten niemals geglaubt
dass es sowas gibt.
Es war zu schnell zu perfekt
um so einfach zu sein.
Schicksal spielte Scharade,
stellte uns unsanft ein Bein.
Ich sah Dich schon entschwinden
und ertrank fast dabei
in einem Meer aus Tränen.
Doch nun reden wir frei
und gelöst über alles
was uns beide betrifft.
Wir sind stolz, denn wir haben
diese Klippe umschifft.
2008
Der Schlaf mich flieht - obwohl es Nacht -
und lässt alleine mich mit Träumen
die düster und unheimlich sind.
Ich sollt‘ mich fassen auszuräumen
was immer meine Seele drückt.
Es heult der Nachtwind in den Zweigen.
Ich kann es durch die Wände spüren
wie sie sich weigern und doch neigen,
und trotzdem stark sind – obwohl schmächtig,
doch sehr geschmeidig. Denn sehr prächtig
im Frühling grünend, blühend bunt,
im Sommer voll von reifen Beeren,
im Herbst dann schwer und voll, gesund,
sich uns’rer Münder nicht erwehrend …
*
*
*
Die Zweige, die das Haus umarmen
beschützen mich vor manch Gedanken,
sind immer da, in jeder Nacht,
halten auch mich mit ihren Ranken.
Du trittst von hinten an mich ran,
bereit, mich schützend aufzufangen.
Wir küssen uns, und jetzt weiß ich:
Die Winde heulten nicht – sie sangen.
2008
Ja, sehr wahrscheinlich könnte ich
auch weiter ohne Dich wohl leben.
Doch weiß ich, fühl ich, kann ich 's nicht,
denn es wäre für mich kein Leben
das ich erträumt. Seit ich Dich fand
ist alles neu und schön und anders.
Und nun sagst Du: Es ist vorbei.???
Ich kann 's nicht glauben. Denn wie kann das
was wir uns sagten, schwor'n in Stunden
gefühlsbetonter Zärtlichkeiten
jetzt schon zerbrochen sein und enden?
Wir würden beide doch nur leiden ...
Drum gib Dir 'n Ruck, sag JA zum Leben
und Du wirst seh'n, es kann gelingen.
Es gibt in jedem Frühjahr Vögel
die Hoffnung künden wenn sie singen.
2008
Leise fällt der weiße Plunder
vom Himmel droben kommend runter.
Er macht sich auf ne weite Reise,
von ganz weit oben, still und leise.
Und viele Auofahrer fluchen:
Sie müssen jetzt die Autos suchen!
Am meisten freuen sich die Kinder:
Jetzt ist er endlich da, der Winter.
Nur meinen Schatzi hör ich toben,
er muss heut in die Berge oben.
(Auch meine Freundin ist am Zweifeln:
Fürn Krückstock bräucht sie Winterreifeln.
Oder wenigstens Schneeketten,
die könnten sie vorm Rutschen retten ...)
9.12.2021
Tag der Veröffentlichung: 12.11.2021
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