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Zur Autorin

Petra Hoberg, Jahrgang 67

 

Ihre ersten Versuche sich in Reimen auszudrücken machte sie im Alter von 12 Jahren - naiv und kindlich. Als sie in der 8. Klasse         war versuchte sie es wieder. Und weil es an ihrer Schule keine Arbeitsgemeinschaft junger Dichter gab fragte sie ihren Direx um         Rat. Jener schickte sie zum Zirkel schreibender Arbeiter in Pirna, dessen jüngstes Mitglied sie dann wurde (als Schülerin).

Später riefen Dresdner Künstler die Schüler auf, etwas zum Thema Frieden zu Papier zu bringen - in Prosa, Lyrik oder in Bildern,      Collagen usw.  Auch sie wollte sich daran beteiligen, jedoch der Lehrer, welcher die Arbeiten einsenden wollte (oder sollte)                 verpasste dies ...

Unbeirrt malte sie weiter mit Worten wie ein Maler mit Farben. Sie liebt es, mit den Feinheiten der Deutschen Sprache zu spielen,       sich durch ihre Gedichte anderen Menschen mitzuteilen, deren Interesse an den schönen Kleineigkeiten des Alltags zu wecken.

Während ihrer Ausbildung in der Landwirtschaft erntete sie beim Wettbewerb der jungen Talente 1984 in Riesa lebhaften Beifall.

Mit unregelmäßiger Regelmäßigkeit lässt sie sich von ihrer Muse küssen. Und so sind bisher einige Gedichte entstanden die durch       das  Jahr begleiten, Liebeserklärungen sind oder einfach nur Stimmungen widerspiegeln.

Inhalt

  1.  Zukunft                                                 1981
  2.  Frühling                                                 1981
  3.  Ansichtssache                                        1984
  4.  Morgens                                                1984
  5.  Wunsch                                                 1984
  6.  Er ist da                                                1984
  7.  Oh schöner Traum                                  1985
  8.  Bald nun                                               1993
  9.  Neuschnee                                            1994
  10.  Ungeduld                                              1994
  11.  Abschiedsstimmung                               1995
  12.  Januar                                                  1996     
  13.  Gemälde in Worten                                1996             
  14.  Symphonie in Blau                                 1996
  15.  Oh Schatz                                             1997
  16.  Sommernacht am Autohof                      1997
  17.  Am Morgen                                           1998
  18.  Geträumt                                              1998
  19.  Er kommt                                              1998
  20.  Abschied                                               1998
  21.  Liebe anders                                          1998
  22.  Tagtraum                                              1999
  23.  Es darf nicht sein                                   1999
  24.  Augen-Blick                                           2000
  25.  Mein Anliegen                                        2002
  26.  Atemlos                                                2003
  27.  Neuanfang                                            2008
  28.  Gedanken zur Silberhochzeit                   2008
  29.  Wie wäre mein perfekter Mann               2008
  30.  Sehnsucht                                            2008
  31.  München Hauptbahnhof BISS*ig             2008
  32.  Mein Mannm das unbekannte Wesen       2008
  33.  Nur Du                                                 2008
  34.  Liebe ist                                               2008
  35.  Schlaflos                                              2008
  36.  Nicht mit mir                                        2008 

Zukunft

Grause Gedanken

und endlose Nächte durchwacht

und oft fragte ich mich: Wann

endet sie nur, diese Nacht?

 

Ich lebe gern und

ich weiß: Das Leben ist schön!

Und doch habe ich manchmnal Angst

die Zukunft zu seh'n.

 

Die Wolken, die heute noch

weiß - sind sie morgen schon rot?

Und das, was bunt ist, lebt -

morgen grau, leblos, tot?

 

Noch ist der Himmel blau

und es rauscht das Meer,

und die Liebenden lieben sich noch

und wie sie, so sehr

 

wünsch auch ich mir 

brennend eine Zeit, in der

keiner um morgen mehr bangt

und jeder des Lebens sich freut.

 

1981

Frühling

Behaglich schnurrend träumt die Katze

in der Sonne mildem Schein.

Katzenkind spielt mit den Blumen,

niest in jede Blüte 'rein.

 

Flaumig gelbe Entlein watscheln

keck im frischen Gras umher.

Über allem wölbt der Himmel

blau sich, und im Wolkenmeer,

 

welches drunter hell sich breitet,

Schwalben ihre Kreise zieh'n.

Und im luft'gen Spiel mit ihnen

sehe ich mein Land erblüh'n.

 

Auch das Rauschen dichter Wälder

dringt von Ferne an mein Ohr.

Von heft'gem Glücksgefühl ergriffen

schwing ich mich aufs Neu' empor.

 

1981

Ansichtssache

Himmel wie blauer Marmor

von weißen Wolken durchsetzt.

In klaren Nächten scheint er

kaputt,

denn wie Licht von außen hindurch

schimmern die Sterne hell.

 

Wie alt mag das Dach der Welt sein?

 

1984

Morgens

Morgens tragen meine Füße

mich aus unserm stillen Haus.

Die Wiesen schwimmen noch im Nebel

und ganz dämmrig sieht es aus.

 

Der heisere Schrei des verschlafenen Vogels

zerreißt die Stille. Auf Wegen,

an denen auch Disteln blüh'n,

geh ich dem erwachenden Tag entgegen.

 

1984

Wunsch

Ich blicke in den Abendhimmel,

sehe kleine Wolken zieh'n.

Die flammendrote Sonnenkugel

lässt den Himmel feurig glüh'n.

 

Der Wind küsst sanft die Rose,

die an der Hauswand sprießt.

Ich ruf ihn her und bitt ihn,

dass er Dich von mir grüßt.

 

1984

Er ist da!

Leute, es liegt Schnee!

Heut Nacht schon hat's geschneit!

's ist dünn vereist der See.

Oh schöne Winterzeit!

 

Lang haben wir gewartet

auf Deine weiße Pracht.

Nun jauchzen wir und schlittern

durch die verschneite Nacht.

 

Die Sterne glitzern kalt

und eisig faucht der Wind.

Wir spüren nicht im Wald 

die Zeit, wie sie verrinnt.

 

Frost knackt im Geäst.

Schnee dämpft unsern Tritt.

Und doch - es geht die Zeit

ganz leise mit uns mit.

 

Die Glocken zur Weihnacht erklingen

weithin übers Land.

Der Winter breitet aus

sein glitzernd weiß' Gewand.

 

1984

Oh schöner Traum

Oh schöner Traum,

wie schnell wirst Du entflieh'n?

Ich versuche,

Dich zu fangen,

Dich zu halten.

Muss mit dem kämpfen

was Dich von mir hält,

auf dieser

mit Problemen bestückten Welt.

Was soll das Jammern,

nützt das Bangen?

Hier hilft nur Handeln!

Lass mich eilen,

lass mich im Traum schon

bei Dir weilen!

Jedoch

erst wenn die Welt,

die noch geplagt von manch

närrisch Gezücht,

frei ist von diesem,

erst dann lass mich

verweil'n in Deinem Arm,

dann werden unsre Kinder

Geborgenheit genießen.

 

1985

Bald nun

Bald nun kommt der Nikolaus

auch herein in unser Haus,

sieht unsre Stiefel stehn und denkt:

Den Kindern hier wird was geschenkt.

 

Dann hört er,

dass wir Lieder singen

und wird auch nächstes Jahr

was bringen. 

 

1993

Neuschnee

Die Pfützen sind schon zugefroren

und auch der Wind heult bitterkalt

mir um die warm verpackten Ohren.

Ich geh spaziern im Winterwald.

 

Ich hör was knacken - da, ein Reh

bricht furchtsam äugend durch's Geäst.

Auch ich erschreck und steh ganz still,

halt mich an einem Baumstamm fest.

 

Und so verharre ich und warte.

Das Reh zieht weiter. Der Wind - er weht.

Die ersten Flocken tanzen rosa

im Schein der Sonne die untergeht.

 

1994

Ungeduld

Wenn der Frost mit letzter Kraft

Eiswind übers Land hin treibt,

wenn das Schneeglöckchen es schafft,

dass die Blüte offen bleibt,

 

wenn die Kinder ihre Schlitten

fortgeräumt in dunkle Ecken

und die Vögel und die Blümchen

sich heraustraun und sich necken,

 

wenn die Sonne warm uns streichelt,

über Knospen, Blüten schmeichelt

und der Hase fröhlich lacht,

der die Eier uns gebracht,

 

wenn der Kuckuck

lauthals schreit ...

dann ist endlich

Osterzeit.

 

1994

Abschiedsstimmung

Bald nun ist das Jahr zu Ende

und ein alter Mann kommt rein.

Die Kinder reichen sich die Hände,

wollen immer artig sein.

 

Unter einem Lichterbaume

der im Kerzenglanz erstrahlt

liegen Päckchen, Puppen, Autos,

Äpfel, schön wie angemalt.

 

Alle singen Weihnachtslieder,

genießen das Beisammensein.

Das alte Jahr kommt nicht mehr wieder,

drum feiern wir ins Neue rein.

 

1995

Januar

Die Weihnachtszeit ist nun vergangen,

der Christbaum wird bald abgeputzt.

Das neue Jahr hat angefangen.

Am Fenster steht manch Kind und stutzt:

 

Es sollte, laut Kalender, sich

die Welt in weißem Glanze wiegen!?

Statt dessen sieht man draußen wie

die Bäume sich im Sturme biegen!

 

Der Kater räkelt wohlig sich

an der Heizung auf 'nem Kissen.

Er schätzt sich glücklich, denn er weiß

in diesen Matsch nicht raus zu müssen.

 

Die Kinder sehnen sich nach Schnee!

Ein Tag der grau den andern jagt.

Der Winter hat längst angefangen,

's wird Zeit, dass jemand ihm das sagt.

 

1996

Gemälde in Worten

Es schwelgt das Auge,

die Seele taumelt,

wenn nach des Tages grellem Schein

die Sonne, die noch am Himmel baumelt,

endlich taucht in ein Meer

aus Pastelltönen ein.

 

Ein Bild, wie ich schöner

keines je sah:

Ein Schal im den Farben

des Regenbogens

umschmeichelt die ruhige

Silhouette des Waldes

in die grad ein Feuerball

eingezogen.

 

1996

 

 

Symphonie in Blau

Obwohl das Dorf doch schläft

ist's von Geräuschen satt.

Die Stille ist so laut,

so fremd und doch vertraut -

wohl dem, der Ohren hat.

 

Mit diesen Deinen Sinnen

vernimmst Du, was sich regt.

Die Geigen soll'n beginnen!

Der Wind ganz sacht bewegt

er Blatt um Blatt am Baum.

 

Die Fledermäuse huschen

fast lautlos durch die Luft,

verwirbeln auf ihren Bahnen

(die Schnelligkeit kann man nur ahnen)

 der Blüten betörenden Duft.

 

Manch Vogel piepst träumend im Schlafe.

Nachbars Hofhund schnarcht leis, er ist satt.

Etwas weiter erwacht lärmend die Straße.

Irgendwer haut sein Kopfkissen platt.

Sie spricht viele Sprachen, die Nacht.

 

1996

Oh Schatz

Oh Schatz,

ich hab die ganze Nacht

wieder nur an Dich gedacht,

hab mich gefragt, wie es Dir geht,

wo Dein Lkw jetzt steht,

was Du wohl tust

und ob Du lachst?

Darüber hab ich

nachgedacht

heut Nacht.

 

1997

Sommernacht am Autohof

Leise dröhnen die Motoren

von Ferne noch in meine Ohren.

Die Mücken summen auch ganz leis.

Es ist heiß.

 

Die Lichtreflexe zitternd wandern

von einem Fensterrand zum andern.

Ich höre Deinen Atem still.

Ja, ich will

 

an Dich denken alle Tage,

bei Dir bleiben - keine Frage.

Ich hab Dich schrecklich lieb,

Du Dieb.

 

Mein Herz -

Du hast es mir gestohlen,

ich werd mir Deines dafür holen.

Und kehr immer zurück, mein Glück ...

 

1997

Am Morgen

Der Morgen schiebt die Wolken fort,

der Tag beginnt zu grauen.

Der Horizont in sämtlichen Farben

ist wunderschön anzuschauen.

 

Die Amsel schmettert ihr Morgenlied

hinein in die wandelnde Bläue.

Sie begrüßt - so wie ich - die Sonne und Dich,

mein Schatz, täglich auf's Neue.

 

1998

Geträumt

Ich spüre die Tränen

in meinem Gesicht.

Sie kullern einfach,

doch weine ich nicht.

 

Da war'n Deine Küsse

auf meiner Haut.

Ich selbst war mir fremd -

Du mir auch nicht vertraut.

 

Meine Augen suchen

fragend Deinen Blick:

Warum weichst Du mir aus,

siehst nicht zurück?

 

Verträumt starre ich

Löcher in die Luft.

Ich glaub ihn noch zu atmen,

Deinen Duft.

 

Erwachend stell ich fest:

Du bist nicht mein.

Den Traum jag ich davon

und gehe heim.

 

1998

Er kommt

Der Sommer macht sich fauchend aus dem Staube,

jagt fliehend Frösteln über die erhitzte Haut.

Die Bäume schütteln unwillig die Kronen,

doch neigen sie sich vor des Winters Braut.

 

Der Herbst - er naht mit riesengroßen Schritten.

Ich biete ihm die Stirn und lass mich zausen.

Mein Kleid - es flattert kunterbunt im Winde,

so bunt wie bald der Wald.

 

Ich mag das Brausen,

die ungestüme Wildheit die mit Macht

dickbäuch'ge Wolken 

über'n Himmel jagt.

 

Ich atme auf,

frei von des Sommers heißem Atem.

Der goldne, frische Herbst

hat sich nun angesagt.

 

 1998

Abschied

Ich geh'.

Ich weiß,

ich werde Dich vermissen.

Du bist mir lieb

so wie die Sonne auf der Haut.

 

Ich geh'.

Ich sehne mich

schon jetzt nach Deinen Küssen.

Mein Herz schlägt laut.

 

Ich geh'.

Ich blicke nicht

zurück beim Abschiednehmen.

Ich hab Dein Bild schon

meinen Träumen anvertraut.

 

Ich geh',

verzehre mich

nach Dir dass es fast weh tut.

Ich denk an Dich

und spür die Sonne auf der Haut.

 

 1998

Liebe anders

Hab ich Dir heute schon gesagt,

dass ich Dich liebe?

Hab ich Dir heute schon gezeigt,

wie ich Dich mag?

 

Seh' ich Dich spielen

muss ich einfach lachen.

Die Wunder schaffst Du ohne Mühe

jeden Tag.

 

Du tobst so unbändig und selbst-

vergessen durch die Wohnung.

Mal schießt Du Saltos, Rollen,

Purzelbäume oder auch

 

Blumentöpfe unabsichtlich runter.

Und dann kommst Du schnurrend,

wirfst Dich vor mir

auf den Bauch.

 

Du kneifst mich in die Zehen:

Gib mir Futter!!

Gesättigt schläfst Du dann

auf meinen Füßen brummelnd ein.

 

Von Deinem Schnurr'n vibriert

die Luft im Zimmer.

So herrlich kann nur

Katzenliebe sein.

 

 1998

 

 

 

Tagtraum

Ich hab geträumt ich sei

ein Schmetterling,

dann könnt' ich wann ich wollte

bei Dir sein,

in jeder Blume säh ich

Dein Gesicht.

Und immer wäre heller Sonnenschein.

 

Ich hab geträumt dass ich

'ne Katze wär'.

Behaglich schnurrend zeigte ich Dir

meinen Bauch.

Ganz hingerissen maunzte ich:

"Ich hab Dich lieb!" 

Und während Du mich kraulst

sagst Du leis: "Ich Dich auch!"

 

Ich wünsch' mir so sehr

ich könnt' bei Dir sein,

will Dich erleben, riechen,

fühlen jeden Tag!

Möcht' glücklich sein in Deinem Arm

und Wärme geben,

und Deiner Mutter danken

dass ich Dich hab'.

 

Da diese Wünsche

wie sie hier geschrieben,

in diesem Leben nicht mehr

in Erfüllung geh'n,

bitt' ich Dich - Gott,

(sollt' es Dich wirklich geben)

mach Dir 'n Kopp,

lass mich sein Engel sein.

 

 1999

 

Es darf nicht sein

"Ich liebe Dich."

Hast Du gesagt.

Dafür wollt' ich Dich küssen.

 

"Nein, bitte lass es!"

sprachst Du dann,

"Sonst würd' ich was vermissen."

 

 

 1999

Augen - Blick

Sie denkt:

"So ist das Leben." 

als sie sich diese Liebe

aus dem Herzen reißt.

 

Sie fürchtet,

sie würde ihn vergessen.

Der Mann, der sie stets liebt

macht ihr dies leicht.

 

Sie weiß,

es wär' nicht gut gegangen:

Ein heft'ger kurzer Rausch

geklautes Glück.

 

Sie sieht

den Geliebten neben sich

und denkt noch manchmal (heimlich)

an jenen Flirt zurück.

 

 2000

Mein Anliegen

Malen wie CDF* möchte ich können:

Am Horizont seh' ich die Wolken glüh'n,

es scheint die Welt um mich herum zu brennen

und Stare wie dunkle Schatten südwärts zieh'n.

 

Wie Er, so möchte ich mit meinem Pinsel

einfangen, wie die Sonne nach den Sternen giert,

dabei durch kuscheldicke Wolken blinzelt

und den Betrachter in das Paradies entführt.

 

Im Morgengrau grüßt nebelschwer die Wiese,

schlaftrunken noch und doch schon voller Saft.

Die Lerche schmettert kunstvoll ihre Lieder,

schraubt in den Himmel sich hinauf mit Kraft.

 

Statt dessen küsst mich diese and're Muse,

die mir mit Zauberkraft die Feder führt.

Meine Bilder entsteh'n in Euren Köpfen.

Hab nur für Euch die Farben angerührt.

 

 2002

Atemlos

Die Nacht ist warm und still,

von Fernerattern Züge.
     Ich steh' am Fenster, bebend. Will,

dass ich bald fliege.

 

Hast mich geliebt, gestreichelt,

hast mich zur Frau gemacht,

mit Worten mir geschmeichelt

in dieser irren Nacht.

 

Wir waren Eins, verbunden.

Die Grillen spielten Lieder.

Wir haben uns gefunden.

Das machen wir bald wieder.

 

 2003

Neuanfang

Die Sonne scheint mir ins Gesicht

als wollte sie mir sagen:

Vorwärts, Mädchen, weine nicht,

Du weißt, Dir hilft kein Klagen,

 

Weinen nicht noch Lamentier'n.

Sieh her, wie ich es mache:

Ich komme jeden Morgen neu,

vollbring mein Tagwerk, lache.

 

Es gibt auch Tage die so sind

als sollte man sie meiden:

Der Himmel grau, die Wolken schwer ...

die kann selbst ich nicht leiden.

 

Und doch müssen auch diese sein.

Es wächst nichts ohne Regen.

Nur eitel Glück und Sonnenschein -

das ist kein echtes Leben!

 

Die Mischung macht's und es gelingt,

und ist mal laut - mal leise,

mal bunt - mal grau und trotzdem schön

auf dieser, uns'rer Reise.

 

Ich seh euch Menschlein immerzu

wie ihr lebt, liebt und leidet.

Die Welt ist groß und wunderschön,

nicht nur von mir begleitet.

 

So viele sind's, die uns'rer Welt

ihr buntes Antlitz geben.

Langweilig ist das Einerlei,

Veränderung ist Leben!

 

*

Ich blick sie an und weiß: Es stimmt.
Die Zeit heilt viele Wunden.

Ich lenke heimwärts meinen Schritt.

Ich hab mich neu erfunden.

 

 2008

Gedanken anlässlich der Silberhochzeit meines Bruders

Sie sind - wie wahr, man glaubt es kaum -

zusammen ein Viertel Jahrhundert.

Auch wenn  uns das unglaublich dünkt,

es uns nun wirklich nicht verwundert.

 

Schluchz, heul! Ich wollt', ich könnte das

von mir behaupten oder träumen.

Doch (schnief) es hat nicht sollen sein.

Kann ich noch Anderes versäumen.

 

Da leb ich nun so vor mich hin,

bin sehr bemüht, mich neu zu finden.

Auch Männer hab ich noch im Sinn.

Will mich nur nicht mehr so schnell binden.

 

 2008

Wie wäre mein perfekter Mann?

Wie wäre mein perfekter Mann?

‘s wär einer der mir zuhör’n kann.

Wenn ich was zu berichten hab

kann ich erzählen viel am Tag.

 

Sollt‘ er mir was zu sagen haben –

mit angenehmer Stimme wohl –

kann ich gut zuhör’n, ungelogen.

Vorausgesetzt er spricht nicht hohl.

 

Wie wäre mein perfekter Mann?

‘s wär einer den ich riechen kann.+

Ja küssen können sollt‘ er auch.

Und hätte er ‘nen kleinen Bauch

 

sollt‘ er deswegen nicht verzagen.

Ich bin weiß Gott nicht ideal.

Ich horch nicht gern an leerem Magen.

Oft wird auch mancher Kampf zur Qual.

 

Wie wäre mein perfekter Mann?

‘s wär einer den ich leiden kann.

Ich möchte mit ihm weinen, lachen,

mal ausgeflippte Sachen machen …

 

Wenn er mich was auch immer könnte

und ich ihn auch und ebenso,

dann wär’s zu schön, es auch zu glauben.

Gibt es ihn wirklich? Wenn ja – WO?

 

 2008

 

  

Sehnsucht

Wo ist der Mann, der mir das sagt

was ich so gerne hören mag?

Der mir mit seinen Worten schmeichelt,

und meine wunde Seele streichelt?

 

Wo ist der Mann, der mir entrückt

ganz tief in meine Augen blickt,

der sich drin aalt und sich dann windet

weil er schon ahnt, dass er sich bindet

 

obwohl er sich nicht binden will?

Ich warte ab und leide still.

Ich weiß, ich darf ihn nicht bedrängen

sonst wirft er hin und lässt uns hängen.

 

Das wäre sehr bedauerlich.

Oh bitte, Du, erschrick jetzt nicht!

Ich weiß es, spür’s: Du tust mir gut,

hebst meine Stimmung, machst mir Mut.

 

Wenn ich das auch bei dir erreiche

lass Dich doch bitte darauf ein.

Es sollen so viel schöne Sachen

nicht nur meine Träume sein.

 

 2008

 

München Hauptbahnhof, BISS*ig

 Tausend fremde Augenpaare

die an ihr vorübergeh’n,

tausend hastende Gesichter

die sie anschau’n, doch nicht seh’n

 

wie sie sitzt in ihrem Stühlchen,

schamhaft über’s Hartgeld streicht,

das sie bekam für eine Zeitung.

Bangend, ob am Abend reicht,

 

was die, die sie gesehen haben

ihr gaben im Vorübergeh’n,

hoffend, dass ihnen nie passiere

was ihr, der Dame, wohl gescheh’n.

 

Das Leben geht seltsame Wege,

wohl keinem fällt es wirklich leicht

sein Glück zu finden und zu halten.

Und wer dann glaubt, er hätt’s erreicht

 

den dünkt es schnell langweilig schön,

tagtäglich kaum mehr zu ertragen.

Und eh er sich’s versieht – zerbrochen.

Dann sitzt man da mit leerem Magen.

 

Man fragt: Wie konnte es gescheh’n?

Hab ich versäumt, mich zu bedanken?

War früher doch nicht alles fad?

Das Schicksal wies mich in die Schranken.

 

Und man erwacht und wird gewahr:

Es ist noch Zeit sich zu beweisen,

noch Zeit, den Menschen rauszukehr’n,

zu packen manche heißen Eisen …

*

Sieh da, die Langeweile weicht

und wird zur Lust, was abzugeben

von dem, was man als Mensch erreicht.

Die Dame lächelt, dankt verlegen.

 

 

2008

 

BISS* ist die kleine Zeitung, das Forum Obdachloser und derer,

die am Rande (weshalb auch immer) unserer Gesellschaft kämpfen.

Mein Mann, das unbekannte Wesen

Als ob ich Dich berühren könnte,

tief in die Seele mir gebrannt:

Das Bild, wie Du am Lenkrad sitzt.

Und doch hab ich die kaum gekannt.

 

Wir war’n zusammen viele Jahre,

haben gemeinsam viel vollbracht.

Uns’re Söhne sind schon klasse.

Mann, wer hätte das gedacht,

 

dass wir uns mal trennen würden?!

Ich war so sehr in Dich verliebt,

dass ich nicht wahrnahm, wie zerbrach

was es wohl nur ganz selten gibt.

 

Ich hab geglaubt, ich würd‘ Dich kennen;

hab dabei nur an mich gedacht.

Nun ist’s zu spät Dir nachzurennen.

Hab ich uns nun kaputt gemacht?

 

Du warst für mich die beste Freundin,

jedoch ich nie Dein bester Freund.

Als ich dies schmerzhaft ‘rausgefunden

hab vor Verzweiflung ich geweint.

 

Ich war doch bis zum Ende glücklich!

Hab ich geglaubt. War wohl nicht so.

Nun lern ich ohne Dich zu leben

und wird‘ auch sicher wieder froh.

 

 2008

 

 

Nur Du

Hingestammelte Küsse

in extatischer Einsamkeit,

versunken im Körper des Anderen,

zerfließend in wohligem Schaudern ...

 

 

Ich liebe Dich.

 

2008

Liebe ist

Ich weiß,

dass Du für mich der Richtige bist,

aber wer sagt

dass Liebe einfach ist?

*

*

Fest die Augen geschlossen,

Dein Atem geht sacht.

Bist völlig erschöpft

nach dieser Nacht.

 

Wir haben uns gefunden

und blitzartig verliebt,

hätten niemals geglaubt

dass es sowas gibt.

 

Es war zu schnell zu perfekt

um so einfach zu sein.

Schicksal spielte Scharade,

stellte uns unsanft ein Bein.

 

Ich sah Dich schon entschwinden

und ertrank fast dabei

in einem Meer aus Tränen.

Doch nun reden wir frei

 

und gelöst über alles

was uns beide betrifft.

Wir sind stolz, denn wir haben

diese Klippe umschifft.

 

 2008

 

 

Schlaflos

Der Schlaf mich flieht - obwohl es Nacht -

und lässt alleine mich mit Träumen

die düster und unheimlich sind.

Ich sollt‘ mich fassen auszuräumen

 

was immer meine Seele drückt.

Es heult der Nachtwind in den Zweigen.

Ich kann es durch die Wände spüren

wie sie sich weigern und doch neigen,

 

und trotzdem stark sind – obwohl schmächtig,

doch sehr geschmeidig. Denn sehr prächtig

im Frühling grünend, blühend bunt,

im Sommer voll von reifen Beeren,

 

im Herbst dann schwer und voll, gesund,

sich uns’rer Münder nicht erwehrend …

*

*

*

Die Zweige, die das Haus umarmen

beschützen mich vor manch Gedanken,

sind immer da, in jeder Nacht,

halten auch mich mit ihren Ranken.

 

Du trittst von hinten an mich ran,

bereit, mich schützend aufzufangen.

Wir küssen uns, und jetzt weiß ich:

Die Winde heulten nicht – sie sangen.

 

 2008

 

Nicht mit mir

Ja, sehr wahrscheinlich könnte ich

auch weiter ohne Dich wohl leben.
     Doch weiß ich, fühl ich, kann ich 's nicht,
     denn es wäre für mich kein Leben

 

das ich erträumt. Seit ich Dich fand
     ist alles neu und schön und anders.
     Und nun sagst Du: Es ist vorbei.???
     Ich kann 's nicht glauben. Denn wie kann das

 

was wir uns sagten, schwor'n in Stunden
     gefühlsbetonter Zärtlichkeiten
     jetzt schon zerbrochen sein und enden?
     Wir würden beide doch nur leiden ...

 

Drum gib Dir 'n Ruck, sag JA zum Leben
     und Du wirst seh'n, es kann gelingen.
     Es gibt in jedem Frühjahr Vögel
     die Hoffnung künden wenn sie singen.

 

 2008

 

 

 

 

 

 

Schnee

 Leise fällt der weiße Plunder

vom Himmel droben kommend runter.

 

Er macht sich auf ne weite Reise,

von ganz weit oben, still und leise.

 

Und viele Auofahrer fluchen:

Sie müssen jetzt die Autos suchen!

 

Am meisten freuen sich die Kinder:

Jetzt ist er endlich da, der Winter.

 

Nur meinen Schatzi hör ich toben,

er muss heut in die Berge oben.

 

(Auch meine Freundin ist am Zweifeln:

Fürn Krückstock bräucht sie Winterreifeln.

Oder wenigstens Schneeketten,

die könnten sie vorm Rutschen retten ...)

 

9.12.2021

 

 

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Tag der Veröffentlichung: 12.11.2021

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