Leben
belebter Bahnhof
Trauer und Freude
begegnen sich
grüner Wald
die Brut und der Süden
wechseln sich ab
lebendige Kinder
Schrammen und Lachen
beides vereint
rauschendes Wasser
Ebbe und Flut
geben sich die Hand
Stille.
Kartenhaus
Es sieht recht stabil aus
Wir faszinieren fremde Augen
Niemand glaubt es könnte stürzen
Kein Sturm ist in Sicht
Nichts dass uns verweht
Völlig unerwartet verschwinden Karten
Sie schleichen sich fort
Drehen sich nicht um
Tun als sein sie nie da gewesen
Das Haus stünde auch ohne ihre Hilfe
Es wackelt
Wir drohen zu stürzen
Die gegangenen Karten fehlen
Verloren?
Berg der Rechenschaft
vorbei an all den Lügen
durch jegliches Verschweigen
über die Berge unsrer Pläne
werd ich dich
hinauf zu Rechenschaft ziehen
dort sollst du
weise Worte verlieren
mir Rede und Antwort stehen
oder dir
dein eignes Urteil fällen
im Wald des Alleinseins
Unschuldig
blaue Kinderaugen
hilflos und
unschuldig
salzige Tränen
wieder und wieder
Fluten der Seele
lähmende Wut
Der Kuss
vor düstrem Himmel der Zeit
auf unsrer blühenden Geschichte
du und ich
hüllst mich in güldne Seide
lässt mich das Dunkle nicht sehn
fest umfasst von deinen Armen
geküsst vom Kuss der
Geborgenheit
Schutz
Die Sonne bewacht jede Blume
Du bewachst mich nicht
Eine Mutter behütet ihr Kind
Du sagst ich sei kein Kind mehr
Dunkelheit sorgt sich um den Traum
Träume sind irreal behauptest du
Der Fluss liebt seine Fische
Liebst du mich noch?
Der Himmel küsst den Berg
Was ist das für ein Kuss von dir?
Wind umarmt alle Vögel
Warum umarmst du mich nicht mehr?
vergessen oder verdrängt
Vergessen oder verdrängt?
Wut oder Trauer?
An Vergessnes erinnern?
Verdrängtes verarbeiten?
Genugtuung für die Wut?
Schwarz für die Trauer?
Da ist das Salz!
Maskenball
schillerndes fest auf dem Schloss
pompöse kleider und charmante männer
eine edle Maske verdeckt
jedes Gesicht
ein ambiente zum Wohlfühlen
sich amüsieren, tanzen, lachen
dann bricht der morgen herein
die Masken fallen und
erste Sonnenstrahlen brechen durchs fenster
mir geht ein Licht auf!
nichts schillert, pompös- ein unbekanntes wort
charmant ist man nur abends
edel waren lediglich die Ritter
fühl ich mich auf dem Schloss wohl?
will ich dort wirklich tanzen, lachen mich amüsieren?
Ein alter Dachboden
verstaubt und teils zerfallen
düster und muffig
Spinnen spannen ein Netz
- von Erinnerung zu Erinnerung
es wird geräumt und entrümpelt
die Dachluke öffnet sich
der Besen entfernt alle Fäden
Neues wird gesammelt
Entflammte Begierde
Stunde um Stunde erhöht sich der Drang
vernebelt klare Gedanken
stellt die Vernunft in den Schatten
Von Minute zu Minute wächst die Gier
verdeckt das Gewissen
lässt den Körper beben
Von Sekunde zu Sekunde steigt das Verlangen
nach unerwarteter Leidenschaft
nach glühenden Funken, die ein Feuer entfachen
nach spontaner Erregung
ganz klar
eine heiße Dusche
feuchter Dampf im Bad
im Spiegel will ich mich
sehen, finden, kennenlernen
das Glas ist
beschlagen, milchig...
ich öffne das Fenster
ein kühler Hauch
verlockende Reinheit...
frische Luft
küsst meine Wange
berührt meine Schulter
schwebt durch den Raum
der Spiegel ist frei
das Bild darin
- mein Angesicht
ist ganz klar
nehmen & geben
er nimmt was er bekommt
- am Besten umsonst
doch um keinen Preis
gibt er etwas wieder her
Liebe erwartet er
unfähig ist er, sie zu
verschenken
zu oft gebrochen sei sein herz
wissensdurtsig ist er
taub sind seine Ohren,
wenn man etwas sagt
zu häufig wurden sie von Jammernden belästigt
erkennen können will er alles
vorbeisehen
- seine größte Stärke
seine Augen seien schlecht
die Brille sei beschlagen
- wie es scheint nennt er keine Ausrede schlecht
mit ruhiger Stimme spricht er
doch genaugenommen zittert nicht nur die Hand
er ahnt wohl was ich alle weiß
der Gärtner
durch Gärten
spazieren
schnuppern
nur Rosen, keine Dornenhecken
keine Gefahr
hängen zu bleiben
die Schönste
wählen
sie beobachten
Proben nehmen
blüht sie lang?
erst dann
umpflanzen
in meinen
Garten
sie hegen und pflegen bis zum Herbst
das ist des
Gärtners Geschäft
Man erwa(rtet)cht
Man erwacht.
Die Träume waren erfüllt von Rosen, Tulpen, Gänseblümchen.
Es regnet.
Stinkendes Jammern.
Man erwacht.
Das Freibad, Sonne, Eis.
Es ist zu kühl.
Brennender Schmollmund.
Man erwacht.
Wind, knisterndes Laub, bunte Regenschirme.
Der Drachen fliegt nicht.
Zutiefst bestürzt.
Man erwacht.
Schneemann, Schlitten, Schlittschuh.
Keine Flocke zu sehen.
Eiskalter Blick.
dein Glanz
dein Glanz
Nacht für Nacht
magisch
deine Kraft
dunkle Höhlen
machen prägnant
nehmen dir nicht
dein Strahlen
faszinierst
zur späten Stund’
lässt Träume schweben
und noch am Tag
dich lieben
Ein Ahornblatt
leise und fast unbemerkt
tosend, windend, weit hinfort
so weht das Laub
einst so grün und lebendig
kämpft bis der letzte Windstoß pfeifft
fast unbemerkt versucht es zu entkommen
doch muss es loslassen
rauschend oder eher weinend
zu Boden ohne jede Hoffnung
nur grauer Asphalt fängt es auf
doch eins weiß ich:
wenn die Sonne wieder wärmt
wenn die Tränen trocknen
kann es wieder knistern
mein Ahornblatt
Besuch
immer bedacht
auf gutes Benehmen
nie gesagt
was man wirklich
gedacht
dekoriert im schönsten
Gewand
hinter der Maske
wer hätte geahnt
dass manches so
anders
erst wenn der
Besuch
die, die nicht in mir wohnen
hinfort sind
lachend weiterziehen
so wird es
dunkel
nichts mehr zu sehn
Blicke schweifen
nichts in Sicht
keine unruhigen Schatten
nur ein
"Ich"
die Oberfläche
ganz anders als die Nacht
rosig, glänzend
hell
Linien zeichnen weichen Kontrast
doch blenden sie
der Dunkelheit
Welt
nur was ich seh
so lieblich mir scheint
ein Strahlen
das jedes Winden
erstickt
bin das ich?
dass, was ich rosig nenne?
dass, was ich bin, wenn der Besuch gegangen?
dass, was im Dunkeln die Sonne lockt?
dass, dessen Licht den Schatten bricht?
dass, was sich zeigt, wenn der Mond erscheint?
so leuchte auch bei Tag!
lade Gäste!
lass dich kennenlernen!
strahle!
Wie ein Schmetterling
Geduld braucht es,
wenn du sehen willst.
Entpuppt, zeigt er dir,
wer er ist.
Mit Flügeln schlägt er,
fühlt die Freiheit.
Er zeigt seinen Glanz,
lässt seine Farben bewundern.
Seiner Farben
so viele.
Doch gebt acht!
Berührt ihn zu tief,
er stirbt.
Sperrt ihn ein,
er vergeht.
Lass ihn fliegen,
er wird tanzen für dich.
Bitte ihn,
er zeigt dir sein Gesicht.
Sei du selbst,
er kommt auf deine Hand.
Theater
Samtener Vorhang
wallendes Tuch, schweres Rot
schwebend lichtet er den Blick.
Lässt sie gieren,
staunend sehen, schauend rätseln
dem Publikum ein schönes Bild.
Perfekter Schauplatz,
knisternde Geschichte, Spannung stetig straff gespannt
ein Lustspiel voller Drang
Requisiten passend
Spieler harmonieren, Texte gekonnt
unendliche Sätze lauter Liebe
Jubelndes Gesindel
Applaus betört, vergesse kurz die Rolle
fühle Gedanken, spüre den Blick
alles nur Maske
zu schnell verwischt
Der Vernunft die Schulter
Der Vernunft die Schulter
Dem Chaos ein Lächeln
Im Kreis unter Schmetterlingen
Der Sinn weit entfernt
Die Lust vor der Tür
Versucht dir zu erliegen
Wirr die Gedanken
Dein Wesen so fremd
Neugier zerrt mich
Ausgeliefert dem Unbekannten
Nackt vor dir ohne Scham
Erkenne mich, stell dich vor
Ich bin dein
Ein Wunsch
seh mein Gesicht
lächle
spür meine Hand
fühl dich wohl
hör meine Stimme
träume
lieg neben mir
flieg mit
seh güldne Geschmeide
denk an mich
spür dein Herz
wünsch dich zu mir
hör deine liebste Melodie
tanz mit mir
lieg auf zarter Seide
bette mich neben dich
Kennst du meine Liebe?
Liebe mich!
Bullaugen
Zwei Bullaugen blicken
in ein Meer, dass nicht dasselbe ist
Durch zwei Scheiben sieht man
zwei Leben, die sich kaum treffen können
Einmal rosig, fröhlich, laut
dann ganz leise, neblig, grau
Ein Haus, ein Baum, ein Kind ein Hund
Sonnschein, Lachen, gegriffenes Glück
Dreht sich der Blick auch noch so wenig
es bleibt nur
blutige Leere
Tag der Veröffentlichung: 23.11.2009
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