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Cassandra stand auf dem großen Balkon des hellen ehrwürdigen Klostergebäudes und sah auf die Stadt Sonnentau hinunter.
Der Wind bauschte ihr weißes Kleid auf, so dass die silbernen Ornamente darauf im Sonnenlicht glitzerten.
„Gratuliere!“, holte sie eine vertraute Stimme aus ihrem Tagtraum.
Cassandra drehte sich zu Romeo um, und eine Strähne ihres blonden Haares löste sich kess aus dem geflochtenen Zopf.
Er musste unwillkürlich lächeln und seine blauen Augen funkelten wie immer.
„Ich habe gehört dass ihr die Prüfung als Beste des Jahrgangs abgeschlossen habt.“
„Aber ihr habt trotzdem einen Punkt weniger als wir.“, mischte sich Nero ein und trat aus dem halbdunkel des Gebäudeinneren auf den Balkon.
Seine dunklen Haare passten gut zu seiner fast immer schlechten Laune fand Cassandra.
„Vielleicht sind die Prüfungen ja schwerer als zu eurer Zeit?“, entgegnete sie prompt.
„Oder die Studenten schlechter.“, grinste Nero.
Die zwei Männer waren knapp fünf Jahre älter als sie, aber erwachsen würde die 17jährige sie dennoch nicht nennen wollen.
Romeo konnte seinen Kollegen mal wieder nicht verstehen, „Was ist denn schon wieder los?“, wollte er wissen und versuchte sich zwischen die beiden zu schieben.
„Wo steckt er? Du weißt wie sehr Persephone es hasst wenn wir zu spät sind.“, maulte Nero hinsichtlich der Standpauke die sie von der Hohepriesterin zu hören bekämen wenn sie sich nicht schleunigst auf den Weg zu ihr machten.
„Schon längst da.“, tönte es hinter ihnen.
Belgard hockte auf dem Dach und beobachtete die Szene interessiert.
Der junge Mann war Cassandras Kollege, schon seit bereits drei Jahren, und jetzt hatten sie gemeinsam ihren Abschluss an der Akademie gemacht.
Damit waren sie Romeo und Nero gleichgestellt. Endlich!
Nero sah zu ihm auf, schnaufte unzufrieden und ging schon einmal vor.
Belgard sprang vom Dach auf den Balkon und landete bei den beiden Anderen, „Was hat er denn?“, fragte er mit skeptischem Blick hinter dem schlecht Gelaunten her.
Romeo zuckt mit den Schultern, „Wer weiß. Ich hab aufgegeben drüber nach zu denken.“
Er machte eine ausschweifende Armbewegung, „Lasst uns gehen.“
Cassandra nickte und folgte ihm, „Na komm schon Ash!“, schnappte ihren Partner am Ärmel und zerrte ihn hinter sich her.

Kurz darauf fanden sich die Vier im Büro des Bürgermeisters ein.
Persephone die ehrwürdige Hohepriesterin, und Gewissen des Landes, sowie der Bürgermeister selbst, waren anwesend.
„Ihr wisst sicherlich weshalb wir euch haben kommen lassen.“, meinte Bürgermeister Denver und gab das Wort wie Selbstverständlich an Persephone weiter.
„Die Stadt Kleefeld hat uns kontaktiert. Sie müssen sich seit einiger Zeit gegen eine Diebesbande zur Wehr setzen die ...“
„Diebe!?!“, unterbrach sie Belgard und fühlte sich in seiner Ehre gekränkt.
„Keine gewöhnlichen Diebe, nehme ich an?“, hakte indes Romeo noch einmal bei den Landesoberen nach.
„Richtig.“, bestätigte Denver, „Da sich die Bewohner recht Wehrhaft zeigten haben sie sich Verstärkung organisiert.“
„Verstärkung?“, wollte Belgard nun wissen.
„Verstärkung in Form eines Drachen.“, erklärte die Hohepriesterin.
„Kleefeld wird von einem Drachen terrorisiert?“, Romeo konnte es nicht glauben.
„So sieht es wohl aus.“, meinte Persephone, „Und ihr wisst was das bedeutet.“
„Es bedeutet dass sie mindestens einen Priester in ihrer Mitte haben.“, überlegte Nero laut, „Wie sonst sollten sie an eine übernatürliche Macht kommen.“
Denver nickte, „Und genau deshalb werdet ihr gemeinsam gehen.“
„Ihr habt sicher recht, ein Team alleine könnte leicht überfordert sein.“, stimmte Romeo zu auch wenn er wusste das Nero grundsätzlich Probleme mit dem Wort Teamwork hatte.
„Nur eins noch.“, Persephones Blick bliebt auf Nero haften, „Du bist einer von uns. Sei stolz darauf.“
„Ja Mutter.“, maulte dieser, formte mit den Händen ein Dreieck vorm Körper und sein Anzug erstrahlte in leuchtendem Weiß mit Ornamenten wie sie auch Cassandra trug.
„Schon besser.“ ,bestätigte die Hohepriesterin, „Und jetzt macht ihr euch besser auf den Weg, ihr werdet einen ganzen Tag benötigen um nach Kleefeld zu kommen.“

Die Vier verabschiedeten sich höflich von den Landesoberen und machten sich auf den Weg.
Cassandra und Belgard freuten sich auf ihre erste Mission als vollwertige Einsatzkräfte.
Belgard weil er seiner Partnerin und allen anderen beweisen wollte das er den Spitznamen Ash schon lange nicht mehr verdiente und Cassandra freute sich ganz allgemein auf die Zeit die sie mit mit den drei Männern verbringen würde, denn jeder von ihnen war etwas Besonderes.
Mit Belgard bildete sie seit Beginn ihrer Ausbildung ein Team.
Warum ausgerechnet sie den Mitschüler mit dem geringsten Talent abbekommen hatte konnte sie lange nicht verstehen.
Allerdings hatte er sich im laufe der Zeit erheblich verbessert, was nicht zuletzt ihr Verdienst war.
Und wer ihn nicht kannte war schnell von seinem gefälligen Äußeren hingerissen.
Nero war, als Sohn der Hohepriesterin und erfahrener Priester im Einsatz mit seinem Kollegen Romeo, ein Vorbild dem es nachzueifern galt.
Nicht unbedingt menschlich, aber beruflich.
Und Romeo. Er war stark und einer der intelligentesten Menschen die sie kannte.
Allein deshalb gefiel er ihr schon.

Es gab also viele Gründe diese Reise anzutreten. Und die Zeit bis Kleefeld verging wie im Flug.
Das Dorf lag am äußersten Rand des Reiches. Natürlich nicht so groß wie die Stadt aus der sie kamen, aber dennoch fortschrittlich.
Obwohl sie erwartet wurden konnten sie nicht sicher sein was sie vorfinden würden und ob die Bewohner durchweg positiv reagieren würden wenn plötzlich vier Fremde durch das Stadttor marschieren würden.
Als sie das Dorf am Nachmittag des folgenden Tages erreichten schien zumindest die Befestigungen noch in Takt.
Im Inneren sah es etwas anders aus.
Einzelne Häuser waren demoliert oder ganz zerstört. Die Menschen schienen eingeschüchtert.
„Wir müssen das Tageslicht nutzen so gut es eben geht“, hörten sie die Leute sagen, „Wenn es dunkel wird kommt er zurück, da sollte keiner von uns draußen auf der Strasse sein.“
„Was ist hier nur los?“, fragte Cassandra mehr sich selbst als die anderen und sollte ihre Antwort bald bekommen.
„Cassandra! Juuuhuuu.“, rief es über den Dorfplatz als sie Kleefeld betraten und ein aufdringliches junges Ding im weißen Gewand bahnte sich ihren Weg zu der Gruppe. „Wir haben uns seit dem Abschluss nicht mehr gesehen.“
„Nicht lange genug.“, dachte Cassandra und überlegte kurz ob die Prüfungen drei oder vier Monate zurück lagen.
„Du siehst ja toll aus.“, beendete sie ihre Ausführungen und mit einem breiten Grinsen zu ihrem Begleiter gewandt entwich ihr ein, „Haaii Belgard.“
„Serena.“, knirschte Cassandra und ehe sie noch etwas sagen konnte das sie vielleicht bereut hätte mischte sich Nero ein.
„Kannst du deine Partnerin nicht unter Kontrolle halten, Mann.“
„Entschuldigung“, kam etwas überfordert von Falk, Serenas Begleiter, zurück.
„Ich find sie ganz entzückend.“, grinste Romeo und küsste Serenas Hand.
„Und du verhalt dich nicht wie ein Vollidiot nur weil du ein paar Brüste siehst.“, fauchte Nero.
„Es würde auch dir gut tun das Leben Positiv zu sehen, lieber Kollege.“, gab Romeo zurück und erntete nur ein abwertendes Schnaufen.
„Ich bin ja so froh dass ihr da seid.“, Serenas Stimme veränderte sich als sie von den Vorgängen im Dorf zu berichten begann.

Sie erzählte die Geschichte von den Dieben die vor etwa einer Woche ins Dorf gekommen waren und die Bewohner terrorisierten.
Weil sie sich mit rein militärischen Aktionen nicht von ihnen befreien konnten mischten sich Serena und die anderen zwei Priester des Dorfes ein.
Kleefeld hatte lange keine erfolgversprechenden Priesteranwärter hervorgebracht.
Um so glücklicher waren sie gewesen, dass sie jetzt sogar drei zur Ausbildung hatten schicken können. Aber ihre Bemühungen waren ohne Erfolg geblieben.
Die Diebe blieben und noch dazu wurden sie seither Nachts von einem Drachen heimgesucht.
„Obwohl“, fügte Falk hinzu, „Seit der Drache kommt halten sich die Diebe zurück.“
„Ob es sich dabei um die Rache der Diebe handelt?“, wollte Cassandra von ihren Begleitern wissen.
„Möglich ist alles.“, gab Nero zurück.
Nur Romeo schien nicht ganz bei der Sache zu sein.
„Wir sollten uns das Tierchen erst einmal ansehen ehe wir entscheiden was zu tun ist.“, fuhr Nero fort.
„Es wird sowieso schon bald dunkel.“, meinte Serena, „Ihr könnt mit zu mir nach Hause kommen und dort warten was passiert.“
„Danke Serena, das ist eine gute Idee.“, lächelte Belgard.
„Siehst du“, flüsterte er zu Cassandra als sich die Gruppe in Marsch setzte, „Sie ist doch ganz nett.“
„Sie steht auf dich, Ash. Das wissen wir doch schon lange.“, knirschte diese zurück.
„Könntest du mich höflichst beim Namen nennen. Wir sind keine Studenten mehr.“ ,maulte Belgard.
„Aber du bist immer noch du.“, entgegnete Cassandra, „Außerdem passt Ash ganz gut zu dir.“
„Das ist doch...!“, entrüstete er sich, „Sag was! Sag ihr das sie so nicht mit mir als ihren Partner umgehen kann!“, suchte er Hilfe bei Romeo der immer noch mit den Gedanken wo anders schien.
„Was?“, fragte dieser erstaunt und versuchte so gefasst wie möglich zu wirken, „Ach so. Tja. Ich fürchte das müsst ihr wohl untereinander ausmachen.“, und sah kurz zu Nero hinüber, denn er und sein Freund führten eine ähnlich komplizierte Partnerschaft.

Serena lebte in einer der Wohnungen des kleinen Klosters. Das in Sonnentau war um einiges größer und luxuriöser, aber dort gab es ja auch mehr Priester als hier.
Das schlanke hohe Gebäude stand in der Mitte des Dorfes, so hatten sie von der Dachterrasse aus einen guten Überblick und konnten alles im Auge behalten.
Dann wurde es dunkel. Die Sterne funkelten hell und wunderschön am dunkelblauen Firmament.
„Es scheint alles so friedlich.“, schwärmte Cassandra.
„Ja“, Nero war beunruhigt, „Aber da ist ein kühler Strom in der Luft. Fühlst du es?“
Cassandra nickte, „Ich weiß was du meinst.“
„Ich fühl nichts“, seufzte Belgard, „Aber ich seh was.“
Plötzlich war er hell wach.
„Da kommt er“, Romeo deutet in den Nachthimmel hinaus und alle folgten seinem Fingerzeig.
Kurz darauf rauschte der riesige weiße Wurm auch schon über ihre Köpfe.
Serena ging sofort in Deckung so dass sie außer Reichweite des Drachen war.
Falk blieb bei Belgard und den Anderen, aber der nächtliche Besuch schien keine Anstalten zu machen ihnen etwas tun zu wollen.
Er drehte seine Bahnen über dem Dorf, flog mal hoch über den Dächern, mal dicht über dem Boden durch die Gassen.
„Es scheint mir,als würde er etwas suchen.“, überlegte Nero.
„Nur was“, wollte Romeo wissen, „oder wen?“
„Genau das gilt es heraus zu finden.“, waren Neros letzte Worte die Cassandra zu hören bekam denn sie und Belgard machten sich auf den Weg dem Tier zu folgen.

Die dunklen Gassen boten Schutz davor entdeckt zu werden.
Obwohl, Dorfbewohner waren keine außerhalb der Häuser und der Drachen befand sich auf dem Rückzug. Sie mussten sich beeilen wenn sie wissen wollten wohin er sich zurück zog.
„Wir hätten ihnen sagen sollen was wir vor haben“, flüsterte Belgard als sie durch die Gassen schlichen.
„I-wo“, gab Cassandra knapp zurück, „Das schaffen wir auch alleine.“
Sie näherten sich der Dorfgrenze und konnten beobachten wie der langgezogene schlanke Körper des Drachen über die Dorfmauer und in den Wald verschwand.
Mühelos passierte er die Baumstämme und Cassandra konnte kaum ausmachen ob er sie elegant umflog oder durch sie hindurch glitt wie ein Geist.
Im Wald wurde es dann wieder leichter ihm zu folgen, denn sein helles glühen war weit zu sehen.
Aber ehe sie ihn einholen konnten, nicht das sie ihm auch nur annähernd nahe gekommen wären, war er verschwunden. Sie standen im Dunklen.
„Verdammt!“, keuchte Cassandra, die sich schon auf ihren ersten Einsatzerfolg gefreut hatte.
Belgard stützte sich auf seine Knie und musst erst einmal tief durchatmen, „Na komm, lass uns zurück gehen.“
„Aber wir haben ihn fast“, widersprach die junge Priesterin, „Komm schon, weit kann er nicht sein.“
„Sie werden uns schon vermissen. Meinst du nicht?!“
Ihr gefiel dieser Gedanke gar nicht, aber ihr Partner hatte natürlich recht.
„Außerdem, wie willst du ihn überhaupt finden?“
„Das weiß ich noch nicht.“, und mit einer energischen Handbewegung unterstrich sie ihr Vorhaben, „Da entlang. Irgendwo da …!“
Und sie stapfte weiter tapfer durch das Unterholz. Belgard blieb keine Wahl, er konnte und wollte seine Partnerin nicht allein lassen. Also folgte er ihr.

Während Cassandra sich schon ausmalte wie begeistert die Anderen sein würden wenn sie, die Neulinge, den Drachen fangen und den Dorffrieden wieder herstellen würden, wurde Belgard misstrauisch.
Eben noch waren die Stimmen der nachtaktiven Vögel noch zu hören gewesen, doch jetzt waren sie verstummt. Etwas hatte sie gestört.
„Cassandra“, versuchte er sie so leise wie Möglich zu erreichen, „Cas! Lass und umdrehen, hier stimmt etwas nicht.“
„Kommt gar nicht in Frage.“, gab sie zurück, „Wir haben es gleich geschafft. Ich kann ihn schon spüren.“
„Wie schön!“, erklang eine Stimme aus dem Gebüsch direkt neben ihr und Cassandra wurde schlagartig klar, dass sie nicht darauf vorbereitet war gegen eine ganze Bande von Dieben anzutreten, „Dann wirst also du uns helfen ihn zu fangen.“
„Warum sollte ich das tun?“, sie war wirklich sauer, vor allen weil sie die Diebe nicht bemerkt hatte.
„Warum? Kleinen naives Ding. Weil dieses Vieh daran schuld trägt das unser Ruf als ehrbare Diebe in Frage gestellt wird.“
„Ehrbar?!“
„Aber ja. Die Dorfbewohner und alle Anderen sind der Meinung das wir ihnen den Drachen auf sie gehetzt haben und uns versteckt halten während wir ihn seine Arbeit tun lassen.“
„Das klingt so als würde es sie verärgern.“, hakte Belgard nach.
Die Diebe bekräftigten noch einmal ihren Standpunkt, „Aber ja, Kinder. Das tut es. Wir ärgern uns maßlos.“
„Das bedeutet, sie haben nichts mit dem Erscheinen des Drachen zu tun.“, wiederholte Cassandra, nur um ganz sicher zu sein.
„Nein!“
„Aber woher kommt er dann. Irgend jemand muss ihn doch beschworen haben.“, überlegte sie.
„Wir jedenfalls haben nichts damit zu tun.“, versicherte der Chef der Diebe.
Cassandra überlegte kurz, „Ihr werdet ihn nicht fassen können. Dazu braucht es einen Priester, und ich sehe hier keinen.“
„Das ist wahr. Wir sind einfache Diebe. Keiner von uns hat solche Fähigkeiten.“, meinte ein weiterer.
„Aber du. Du kannst ihn einfangen.“, meinte ein Anderer und die junge Priesterin gewann mehr und mehr an Selbstbewusstsein.
„Ja!“, meinte sie mit fester Stimme,“Ja das kann ich!“
.Nachdem sie sich also geeinigt hatten. Das heißt, sie waren sich einig darüber das Cassandra den Drachen bezwingen musste, denn es war sonst niemand anderes Anwesendes dazu in der Lage, zeigten die Diebe ihren neuen Verbündeten den Weg zum Versteck des Drachen.
„Dort vorne hält er sich die meiste Zeit über auf.“, die Stimme des Chefs zitterte förmlich vor Angst und Ehrfurcht, „Gestern haben wir endlich sein Versteck gefunden. Nur konnten wir bis jetzt nichts ausrichten.“
„Ich verstehe“, nickte Cassandra und betrachtete den Höhleneingang der vor ihnen lag.

Dann betraten sie leise und vorsichtig die Höhle. Drinnen war es noch düsterer als draußen im nächtlichen Wald.
Cassandra kreierte in ihrer Hand eine weiße leuchtende Kugel die so viel Licht bot das sie sich orientieren konnten aber nicht so viel, das sie das Untier aufgescheucht hätten.
Im hinteren Teil der Höhle konnten sie schon bald das unheimliche Glühen des Drachenkörpers ausmachen. Hinter einem Vorsprung blieben sie stehen und lugten um die Ecke um ihn betrachten zu können.
Er war wirklich wunderschön, dachte Cassandra, schade das er offensichtlich so gefährlich war.
„Was genau will er eigentlich?“, fragte sich Cassandra in halber Lautstärke.
„Einen Meister!“, erklärte Nero der plötzlich mit Romeo, Serena und Falk hinter ihnen auftauchte.
„Romeo!“, Cassandra war sichtlich erleichtert die Kollegen zu sehen, „Nero. Wie meinst du das.“
„Ich glaube, Serena hat uns etwas zu sagen.“, erst jetzt sah Cassandra das Nero Serena fest am Arm hielt und sie nun unsanft schubste um sie zum Reden zu bekommen.
„Es … es ist nur ...“, Serena versuchte sich los zu reißen und weg zu laufen.
Doch Cassandra verstand es auch so, „Du? Du und die anderen Priester von Kleefeld haben ihn herbeigerufen!?“
Serena sah beschämt zu Boden, „Es tut mir leid.“
In den Reihen der Diebe machte sich Unruhe breit, „Schusch! Müsst ihr so Laut sein? Er wird uns noch hören.“
Cassandra sah erschrocken zu ihren Begleitern auf und alle horchten ob sich etwas tat. Dann sahen sie noch einmal um den Felsvorsprung der sie vom Drachen trennte. Er bewegte sich.
„Wer wagt es mich zu stören?“, brummte das Untier in die Dunkelheit der Höhle, „Wisst ihr nicht mit wem ihr es zu tun habt!? Ich bin Ryoichi, der mächtige Himmelsdrache.“
Damit richtete er sich stolz auf und die Diebe ergriffen als erste die Flucht.
Serena nutzte das Gedränge um sich von Neros Griff zu lösen und wollte ebenfalls fliehen.
Doch der ewig mies gelaunte Priester war schneller als sie und hatte sie flugs eingeholt.
Der Drache schoss auf die Verbliebenen zu und die drei Männer stellten sich beschützend vor Cassandra.
Doch sie hatten keine Chance, Ryoichi war schnell, stark und unglaublich Ehrfurcht einflößend.
Die Gruppe wurde auseinandergesprengt, die Männer blieben bewusstlos liegen, und Cassandra sah sich ihm allein gegenüber.

Was sollte sie tun?
Fliehen wäre sinnlos gewesen und außerdem Ehrlos. Und ihre Freunde im Stich lassen kam für die junge Priesterin ohnehin nicht in Frage.
Aber was, und vor allem wie sollte sie ihn aufhalten und/oder ihn einfangen.
Sie hatte angst und konnte sich kaum rühren.
Das unheimlich leuchtende Tier kam ihr langsam immer näher.
Ihre Freunde waren hilflos, sie brauchten sie.
Irgend etwas musste es doch geben, irgend etwas, das sie tief in ihrem Gedächtnis vergraben hatte. Etwas, das Persephone mal erwähnt hatte. Ein Fluch? Nein, ein Bannspruch.
Ja! Das war es gewesen. Ein Spruch, der einen Geist bannen konnte, aber wie ging er noch gleich?
Ryoichi wollte gerade mir seiner riesigen Pranke ausholen und Cassandra zu ihren Freunden ins Land des Schlafes befördern, da fiel es ihr wieder ein:

„Gebannt in meinem Fleisch. Versiegelt mit meinem Blut.“, begann Cassandra ruhig und konzentriert zu zitieren. Dabei ritzte sie wie in Trance mit einem Nagel der rechten Hand eine kleine Wunde in ihren linken Unterarm.
„Gebunden an mein Wort. Dein Leben für meines, mein Leben für deines. Als dein Meister lebe und sterbe ich.“
Daraufhin wurde der große Drachenkörper wie in einem hellen Lichtsog in die Wunde an Cassandras Arm gezogen.
Sie schrie vor Schmerz auf, sank auf die Knie und hielt sich krampfhaft den Arm.
Ganz kurz kam ihr die Überlegung, ob es das wirklich wert war.
Kurz, bevor der letzte Lichtschweif in ihrem Arm verschwand hörte sie noch Ryoichis Stimme,
„Ich danke dir.“
Als der Schmerz erträglicher wurde kroch sie zu ihren Freunden hinüber.
„Ash? Romeo? Wacht auf. Falk, kannst du mich hören?“
In diesem Augenblick kam Nero herein der Serena draußen an einen Baum gefesselt hatte um sie am davonlaufen zu hindern.
„Was ist passiert? Bist du OK?“, wollte er besorgt wissen als er sah wie elend es Cassandra gehen musste.
Sie nickte, „Ja, aber wir müssen uns um die Anderen kümmern.“
„Das werden wir. Kannst du mir helfen.“
„Klar.“, versuchte sie zu Scherzen.
Als sie versuchte auf zu stehen lies sie endlich ihren Arm los und zum Vorschein kam ein mystisches Symbol das sich dort befand wo der Geist des Drachen Ryoichi in sie eingedrungen war.
„Du hast ihn also gezähmt.“, lächelte Nero und konnte seine Eifersucht kaum verbergen.
„Sieht so aus.“, gab die junge Priesterin zurück, „Aber ich weiß noch nicht ab ich es gut oder schlecht finden soll.“

Dann kümmerten sie sich erst einmal um die Verletzten.
Falk und Romeo hatten ein paar Kratzer abbekommen, aber ansonsten ging es ihnen schnell wieder gut. Belgard hatte eine leichte Gehirnerschütterung und Cassandra meinte hämisch, es hätte ja ohnehin nicht viel kaputt gehen können also sollte er sich keine Sorgen machen.
Nach einem Ruhetag ging es dann wieder nach Hause. Dort warteten alle gespannt auf ihren Bericht.
Im Gepäck hatten sie Serena und ihre zwei Kollegen die sich vor Persephone verantworten sollten.
Diese hatte auch überhaupt kein Verständnis dafür, dass über die wahren Umstände des Erscheinens des Drachen gelogen wurde.
Weil aber Kleefeld ohne sie Wehrlos gewesen wäre verhängte sie nur Bewährungsstrafen und ließ sie dann nach Hause zurück kehren.
Dann wandte sei sich an Cassandra deren Tat nicht unbeachtet bleib.
„Du bist damit ein hohes Risiko eingegangen. Ein so mächtiger Geist wie dieser hätte dir auch leicht Schaden zufügen können.“
„Das glaube ich nicht.“, widersprach die 17 Jährige, „Nero hat doch gesagt er wollte nur einen Meister. Deshalb hat er das ganze Chaos veranstaltet.“
„Das bedeutet doch aber nicht, das er sich von einem Anfänger wie dir beherrschen lassen will.“, meinte Nero provozierend.
„Es hat ja für dieses mal funktioniert“, beschwichtigte Persephone, „Aber überlass so etwas in Zukunft erst noch den erfahreneren unter Uns. Ja.“
„Ja Persephone. Das werde ich.“, stimmte Cassandra der Hohepriesterin zu.
„Auf jeden Fall wird sich für dich nun eine Menge ändern.“, erklärte Persephone ehe sie die jungen Leute in den verdienten Feierabend entließ.

Draußen, vor dem Gebäude verabschiedeten sich Cassandra und Belgard von Romeo und Nero.
„Ein wenig neidisch bin ich ja schon.“, lächelte Nero und Cassandra hatte das unbestimmte Gefühl, das er sie jetzt mit anderen Augen sehen würde.
„Ach red keinen Quatsch.“, beschwichtigte sie, „Du wirst irgend wann den Platz deiner Mutter als Hohepriester einnehmen und ich werde für dich kämpfen. So wie wir es jetzt für sie tun.“
„Ja, schon möglich.“, gab dieser zurück, „Aber bis dahin kann noch viel passieren.“

ENDE

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Tag der Veröffentlichung: 15.04.2012

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