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In einer Zeit, in der es noch Ritter, Burgen und Abenteuer gibt lebt der kleine Junge Jan.
Jan ist ziemlich Wild und seine kurzen blonden Haare sind fast immer verwuschelt.
Und wie jeder Junge in seinem Dorf hat er nur einen großen Traum.
Jan möchte Ritter werden.

„Aber was braucht es dann überhaupt um ein echter Ritter zu sein?“, überlegt Jan.
Er hat sich aus einer alten Blechwanne seiner Mutter eine Rüstung gebastelt und sich sein kleines Holzschwert umgehängt.
Das, was Papa ihm zu seinem letzten Geburtstag geschenkt hat.
Und ein Pferdchen hat er natürlich auch, das weiße Pony Robin.
Und wenn Jan Mama und Papa nicht gerade im Haus und mit dem Hof hilft, dann reitet er mit Robin los um Abenteuer zu erleben. Heute ist es mal wieder so weit.

„Komm Robin, wir wollen ein Abenteuer erleben, so wie die echten Ritter.“, freut sich Jan als er in den Stall geht um sein Pony zu holen.
Robin ist schon ganz aufgeregt denn er liebt es mit Jan durch die Natur zu reiten.
Mit dem kleinen Jungen auf seinem Rücken ist jeder Ausflug ein Abenteuer.
Als Jan sich in den Sattel seines vierbeinigen Freundes setzen möchte macht dieser einen Schritt zur Seite.
„Was ist denn?“, fragt Jan und sieht Robin verwundert an.
Robin stupst gegen einen kleinen Blecheimer der auf dem Boden steht und schnaubt leise.
Jan überlegt, „Ach so, du möchtest das wir ihn mitnehmen. Ja?“
Robin nickt.
„Wenn du meinst, das ein Ritter so etwas braucht, dann nehmen wir ihn natürlich mit.“, sagt Jan, klemmt sich den Eimer unter den Arm und steigt auf Robins Rücken.
Zufrieden trottet Robin los und trägt Jan gerne in den Sommertag hinaus.

Kurz nachdem sie das Dorf verlassen haben kommen sie an einem kleinen Bauernhof vorbei.
Dort sehen sie auf einer Wiese eine Frau die einen lustigen Hut trägt.
Die Frau starrt einen Baum hinauf.
„Was ist da wohl los?“, fragt sich Jan und reitet hin.
Als er näher kommt kann er das Kästchen in der Hand der Frau erkennen.
Es ist bunte Wolle darin und Stricknadeln.
„Kann ich ihnen helfen?“, fragt Jan höflich.
Die Frau sieht sich erschrocken um, denn sie hatte gar nicht bemerkt das jemand hinter ihr steht.
„Du willst mir helfen?“, fragt die Frau und wirft Jan einen skeptischen Blick unter ihrem lustigen Hut zu.
„Ja“, antwortet dieser, „Ich bin doch ein Ritter. Und ein Ritter hilft den Leuten. Nicht wahr!?“
„Du hast recht“, lacht die Frau, „Also gut, pass auf. Ich bin hier her gekommen um etwas zu stricken. Dabei sitze ich immer unter diesem Baum hier, denn es ist der Lieblingsplatz meiner Katze. Ich sitze hier und stricke, und sie liegt neben mir in der Sonne.“
„Und wo ist ihre Katze jetzt?“, will Jan wissen und sieht sich um.
„Sie ist auf den Bau geklettert“, sagt sie traurig, „Und jetzt hat sie Angst wieder hinunter zu kommen.“
Jan sieht den Baum hinauf. Auf einem der oberen Äste sitzt eine kleine schwarze Katze mit einem weißen Fleck auf der Stirn.
„Das ist aber hoch“, denkt er, „Wenn ich da hinauf kletter um sie zu holen kann ich mich ja gar nicht mehr richtig festhalten.“
Jan denkt kurz nach und springt dann vom Rücken seines Ponys.
„Ich habe eine gute Idee“, lacht er, „Das geht aber nur wenn sie mir etwas von ihrer Wolle geben.“
„Von meiner Wolle?“, fragt die Frau, „Na gut, wenn du meinst.“
Sie schneidet ein Stück Fadem vom roten Wollknäuel ab und gibt es Jan.
„Wenn ich den Faden doppelt nehme, dann müsste er auch stark genug für das Kätzchen sein“, lächelt er.
Jan legt die Wollschnur zu einer Schlinge und bindet es am Henkel seines Eimers fest.
Mit dem anderen Ende des Fadens kann er leicht auf den Baum klettern.

Kurz darauf kommt er etwas außer Atem oben am Ast an auf dem die Katze sitzt.
Dann zieht der den Eimer hinauf. Das klappt ganz gut und der Faden hält tatsächlich.
Die Katze sieht ihm neugierig mit ihren grünen Katzenaugen zu.
Sie maunzt ihn an und springt dann in den Eimer.
Jetzt kann Jan sie ganz behutsam mit dem Eimer nach unten lassen.
„Von oben sieht es so aus, als würde der lustige Hut nervös hin und herlaufenden.“, findet er und kichert leise.
Dann nimmt die Frau die Katze überglücklich aus dem Eimer hinaus und drückt sie fest an sich.
„Ich bin ja so froh das es dir gut geht.“, jubelt sie, „Wie gut, das gerade Heute ein Ritter mit einem kleinen Eimer vorbeigekommen ist.“
Jan klettert flink zurück nach unten. Anders als die Katze hat er davor keine Angst.
Dann macht er die Wolle wieder von seinem Eimer ab. Er klemmt ihn sich unter den Arm und steigt wieder auf Robins Rücken.
„Ich muss jetzt weiter“, verabschiedet er sich von der Frau mit dem lustigen Hut.
„Ich danke dir“, die Frau winkt zum Abschied, „Ich bin sicher das du mal ein großartiger Ritter werden wirst.“
Das hört Jan natürlich gerne und so reitet er fröhlich weiter.

Kurz darauf begegnet er einem Kurier des Königs.
„Na, spielst du wieder Ritter?“, fragt der Mann neugierig.
„Irgendwann werde ich ein echter Ritter sein“, entgegnet ihm Jan entschlossen.
„Und seit wann hat ein Ritter einen Eimer dabei?“, fragt der Kurier.
„Ich brauche ihn eben.“, entgegnet Jan.
„Aber warum denn ausgerechnet ein Eimer?“, möchte der Mann wissen.
„Weil der so schön praktisch ist.“, sagt Jan. „Wenn ich den Eimer nicht dabei gehabt hätte würde die Frau mit dem lustigen Hut immer noch vor dem Baum stehen und ihre Katze würde oben auf einem Ast sitzen und nicht hinunter können.“
„Dann sollte wohl jeder Ritter einen Eimer bei sich tragen“, lacht der Mann und geht weiter.
„Erwachsene sind eigenartig“, findet Jan, „Was ist denn so ungewöhnlich an einem Eimer?“
Dann reitet er weiter.

Es ist inzwischen Mittag geworden. Es ist kein Wölkchen am blauen Sommerhimmel zu sehen und die Sonne scheint wirklich heiß auf den kleinen Ritten hinab.
„Puh“, stöhnt Jan, „es ist wirklich warm, findest du nicht?“
Robin dreht seinen Kopf nach hinten zu seinem Reiter.
„Oh du armer. Dir ist sicherlich auch warm.“, Jan hat richtig Mitleid mit seinem Freund, „Zum Glück fließt ein Bach neben dem Weg. Siehst du. Da können wir uns erfrischen.“
Jan springt von Robins Rücken und sieht die kleine Böschung hinab.
Denn zwischen der Straße auf der er sich befindet und dem kühlen Nass befindet sich dummerweise ein Abhang.
Robin steht hinter Jan und schüttelt den Kopf.
„Nein“, lacht Jan, „da kannst du wirklich nicht hinunter. Ich werde dir das Wasser einfach hier nach oben bringen.“
Während Jan also mit seinem Eimer im Arm versucht den Hang hinab zu kommen kann Robin seinem Freund nur zusehen.
Zum Glück ist Jan sehr geschickt und schafft es mühelos bis ans Ufer.
„Oh wie schön kühl das ist“, freut sich Jan als er die Hände in den Bach hält.
Nachdem er selbst etwas getrunken hat füllt er den Eimer und klettert den Hang wieder hinauf.
„Hier mein Freund“, Jan hält Robin den Eimer mit Wasser hin, „Bedien dich ruhig.“
Das Pony macht sich sofort über sein Getränk her.

Als der Eimer leer ist wollen die beiden weiter. Da begegnet ihnen eine alte Frau.
Sie sieht Jan fragend an.
„So so, du bist also ein Ritter.“, murmelt sie, „Und warum hast du dann einen Eimer bei dir?“
„Warum auch nicht?“, fragt Jan zurück, „Wenn man zu einem Abenteuer aufbricht weiß man nie was man gerade brauchen kann.“
„Aber warum denn ein Eimer?“, lacht die alte Frau.
„Weil er so schön praktisch ist.“, entgegnet Jan ihr, „Gerade bin ich an einem Fluss entlang geritten und mein Pferdchen hatte Durst. Aber der Hang war zu steil als dass wir hätten hinunter reiten können. Da haben ich meinen Eimer genommen und etwas Wasser geholt damit mein Pferdchen trinken konnte.“
„Was für eine gute Idee“, gibt die Frau zu, „So ein Eimer ist eben doch sehr nützlich.“
Jan nickt, verabschiedet sich freundlich und reitet weiter.

Auf ihrem Weg kommen sie an einer großen Wiese vorbei auf der Apfelbäume stehen.
Darunter steht ein kleines Mädchen mit einem gelben Sommerkleid.
„He, du.“, ruft ihr Jan zu, „Was machst du denn da?“
„Wer. Ich?“, fragt das Mädchen und dreht sich zu ihm um, „Meine Mama hat mich her geschickt um Äpfel zu sammeln. Aber sie hängen alle so weit oben das ich nicht heran kommen kann.“
„Sie sieht so traurig aus“, sagt Jan leise zu Robin, „Vielleicht kann ich ihr ja helfen.“
Er springt von Robins Rücken und läuft zu dem Mädchen mit dem gelben Sommerkleid hinüber.
„Ich weiß schon wie wir an die Äpfel heran kommen.“, lächelt Jan das Mädchen an,“ Aber du solltest lieber einen Schritt zurück gehen damit du dich nicht verletzt.“
Das Mädchen sieht ihn mit großen Augen an, „Aber was hast du denn vor?“
„Du wirst schon sehen.“, lacht er und setzt sich den Eimer auf den Kopf.
Dann rüttelt er ganz heftig an den Baumstämmen und die Äpfel plumpsen auf den Boden.
Einige von den Früchten fallen auch auf den Eimer der Jans Kopf schützt. Aber das merkt er fast gar nicht. Es poltert nur ein bisschen.
„Wundervoll!“, freut sich das Mädchen, „Und so viele brauche ich ja auch gar nicht.“
Als Jan alle Bäume geschüttelt hat, hilft er noch dem Mädchen die Äpfel einzusammeln.
„Du darfst dir gerne welche mitnehmen wenn du magst“, sagt sie, „Immerhin hast du mir ja geholfen die Äpfel von den Bäumen herunter zu bekommen.“
„Das ist eine tolle Idee“, freut sich Jan, „Die bringe ich meiner Mama mit.“
Er packt so viele Äpfel in den Eimer das er Randvoll ist.
Und einen bekommt Robin, weil er das liebste und treueste Pferdchen auf der ganzen Welt ist.

Langsam wird es auch schon Abend und die Sonne verfärbt sich orange-rot.
Jan hält sein Gesicht in den frischen Abendwind. Erst jetzt merkt er wie hungrig er eigentlich ist.
„Ich glaube, ich sollten jetzt nach Hause reiten.“, verabschiedet sich Jan von dem Mädchen.
Und Robin nickt, denn auch das Pferdchen ist nach so einem langen Tag ganz schön müde geworden.

Als sie zu Hause ankommen freut sich die Mama sehr das sie ihren Jungen wieder hat.
„Wie schön“, ruft sie ihm entgegen, „du kommst genau rechtzeitig zum Abendessen.“
Dann sieht sie den Eimer in Jans Arm.
„Ich dachte, du bist ein Ritter?“, fragt die Mama, „Seit wann haben denn Ritter Eimer bei sich?“
„Weil es so schon praktisch ist.“, sagt Jan, „Sonst hätte ich der Frau mit dem lustigen Hut nicht helfen können ihre Katze vom Baum zu holen.
Ich hätte Robin das Wasser nicht bringen können.
Und dem Mädchen mit dem Gelben Kleid hätte ich auch nicht helfen können die Äpfel zu sammeln die sie ihrer Mutter versprochen hat.“
Jan hält ihr den Eimer mit den Äpfeln hin.
„Und nur weil ich den kleinen Eimer dabei habe konnte ich dir auch welche mitbringen“, lacht er.
„Das ist wirklich praktisch.“, lacht Mama, „Dann können wir ja morgen Apfelkuchen backen.“
Jan freut sich, „Apfelkuchen ist mein Lieblingsessen.“

ENDE

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 13.03.2012

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