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INHALTSVERZEICHNIS

Kapitel 1-Seite 2
Kapitel 2-Seite 3
Kapitel 3-Seite 4
Kapitel 4-Seite 5
Kapitel 5-Seite 6
Kapitel 6-Seite 8
Kapitel 7-Seite 9
Kapitel 8-Seite 10
Kapitel 9-Seite 11
Kapitel 10-Seite 12
Kapitel 11-Seite 13
Kapitel 12-Seite 14
Kapitel 13-Seite 15
Kapitel 14-Seite 16
Kapitel 15-Seite 17
Kapitel 16-Seite 18
Kapitel 17-Seite 19


Der Feind
,,Hüte dich, oder er wird dich holen!“


Kapitel 1

Schon seit Tagen hatte ich ein schlechtes Gefühl, weil egal, wo ich war, merkte ich,wie mich jemand nach spionierte. Ich spürte es, ja, ich merkte sogar auch, wie ich jemand verfolgte, oder hatte ich mich da geirrt? Dieses Gefühl, wahrscheinlich verfolgt zu werden, machte mir Tag zu Tag immer mehr Angst... Ich erzählte es auch meiner besten Freundin, Molly. Aber anscheinend glaubt sie es mir nicht, denn jedes mal, wenn ich ihr erzählte, dass ich denke, dass ich beobachtet werde, sagte sie nur:
,,Ach, Nele, was für ein Schwachsinn.“, oder ,,Nele, du bildest es dir doch nur ein!“
Selbst meine Eltern glaubten mir nicht. Sie glauben, dass ich nur zu viel Stress hätte...

Noch an dem Tag, wo ich nur zu Hause saß und mein Herz wild pochte, Nachts, war ich mit Molly für ein Spaziergang im Wald verabredet. Ich musste versuchen, es ihr noch einmal zu erklären. Schließlich hatte ich außer ihr keinen mehr... Ich brauchte ihre Hilfe, denn ich hatte schreckliche Angst...
Es war gerade 18.42 Uhr und unheimlich dunkel. Ich schaute verlegen aus meinem Küchenfenster heraus. Die Straßenlaternen kamen, trotz des hellen Lichtes, so dunkel vor, als ob es sie gar nicht gäbe. Ich wollte gerade schon gehen, als mein Telefon plötzlich klingelte. Ich ging mit langsamen Schritten zurück und nahm das Telefon ab. ,,Hallo?“, rief ich eingeschüchtert. Eine kräftige Frauenstimme gab mir eine Antwort: ,,Du brauchst deiner Freundin gar nichts sagen. Das kann dir nicht weiterhelfen, weil ich dich bald töte!!!“ Ich zuckte schnell zusammen: ,,Mit wem rede ich da? Wer ist da?“ In diesem Moment spürte ich, wie mich die schreckliche Angst einjagte. Und da, wieder dieses grässliche Lachen... Schnell legte ich einfach auf. Ich wusste nicht, was ich sonst machen sollte. Ich konnte nicht einfach zu hören, bis mein Herz still stand. Rasch schaute ich auf meine Uhr. Es war schon spät, ich musste jetzt wirklich los gehen. Als ich im Treppenhaus ankam, wartete Molly bereits auf mich: ,,Wo bist du denn gewesen? Ich warte schon lange auf dich.“, meckerte sie verärgert. Ich entschuldigte mich, dass ich sie so lange stehen ließ. Molly und ich gingen durch die Silber-gläserne Treppenhaustür hinaus in eiserne Dunkelheit. Ich musste zugeben, dass die kalte Nacht auch gut tat. Molly fing direkt an zu reden-wie ein Wasserfall, ohne zu stoppen. Ich wusste, dass ich gleich dran war meine Gefühle, meine Ängste zu erklären. Doch wie sollte ich anfangen. Wo sollte ich anfangen.
Schließlich murmelte ich: ,,Ich habe gerade ein Anruf von jemanden bekommen, der mir drohte, mich bald zu töten! Ich glaube nicht, dass es irgendein Scherz ist, Molly.
Was ist, wenn es die Wahrheit ist?“ Molly seufzte genervt: ,,Glaub mir, es ist nur irgendein Witz, die sich diese Jugendliche erlauben. Ich bin immer für dich da. Vertrau mir.“ Nach dem Spaziergang mit Molly, ging ich nach Hause. Ich stieg die Treppen hoch, bis zum zehnten Stock. Als ich schon vor meiner Tür stand, stockte mir der Atem. Meine ganze Wohnungstür war mit roter Flüssigkeit verschmiert...oder war es doch Blut? Ich wusste es nicht. Ich konnte noch einen Schriftzug erkennen:
,,I KILL YOU!!!“ Was sollte das alles zu bedeuten. Nein, Molly hatte sich geirrt. Es war kein Scherz. Langsam merkte ich, wie mein Herz anfing zu pochen. Immer schneller...und schneller...und schneller.... Ich holte meinen Schlüssel heraus und schloss die rot verschmierte Tür auf. Die Angst rannte hinter mir her. Jetzt stand ich schon mitten drin... Ich wusste nicht, was gleich passieren würde. Es war schrecklich alleine zu Hause zu sein. Meine Eltern hatten ein großes Haus in Washington und ich wohnte in New York, einer der gefährlichsten Stadt in Amerika. Täglich passierte etwas: Raubüberfall oder Mord und so weiter.
Bald stand der Zeiger der Uhr auf der elf. Ich beschloss jetzt schlafen zu gehen, um mich von dem stressigen Tag zu erholen. Wenigstens ein bisschen.

Kapitel 2

Um Mitternacht stand ich auf, um meinen schrecklichen Durst mit Wasser zu füllen. Doch auf einmal hörte ich ein Klopfen an meiner noch verschmutzten Tür. Dieses Klopfen war laut und wild. Es riss mich sofort vom Schlaf-ich war hellwach. Ich ging langsam auf die Tür zu und schaute aus dem Loch hinaus. Ich hoffte, ich konnte jemanden erkennen. Doch ich sah nur die alte Holztür meiner alten Nachbarin. Was passiert hier nur? Warum mit mir? Nach paar Sekunden hörte ich wieder ein Klopfen, doch diesmal ein sanfteres Klopfen. Aus dem Loch konnte ich Molly erkennen.
Schnell riss ich die Tür auf: ,,Molly? Was machst du denn hier? Und warum gerade so spät? Warst du es gerade, mit dem lauten Klopfen?“, sagte ich. Molly schüttelte nur den Kopf und kam herein: ,,Nein,wieso? Und warum ist deine Tür mit....was weiß ich was verschmiert? Wir haben heute kein Halloween!“ Sie betrat das Wohnzimmer und ließ sich auf den schwarzen Sofa fallen. ,,Molly? Du hast meine Frage noch nicht beantwortet. Was ist los?“, sagte ich fragend. Molly antwortete: ,,Kann ich heute vielleicht bei dir übernachten? Hab Streit mit meinen Eltern.“ Molly hatte ständig Streit mit ihren Eltern. Deswegen wunderte ich mich eigentlich nicht mehr. Ich nickte eifrig. Ich holte weitere Decken und Kissen aus meinem Schlafzimmer und machte ihr ein Schlafplatz auf dem Sofa, wo sie sonst immer schläft, wenn sie bei mir übernachtet. Danach gingen wir beide schlafen.

,,Wie ich sie nur hasse.... Ihr Aussehen, ihr Lächeln... am liebsten würde ich sie einfach umbringen. Immer kommt sie auf mich zugelaufen: ,,Molly, Molly, was hast du am Samstag vor?“ , sagt Nele immer und denkt, sie wäre Miss World. Selbst ihre Stimme-wie eine piepsende Maus... Immer stand sie im Mittelpunkt. Egal wo und egal wie. Immer nur sie, Nele Kention. Sogar in der Schule. Sie war doch diejenige, die die meisten Freunde hatte, sie war doch diejenige, die immer nur 1 oder 2 als Note bekam-sie war die beste Schülerin der Klasse. Außerdem war sie die hübscheste, ihre Klamotten waren immer neu.... Aber ich...ich bin doch, wie ein Drecksschwein. Ich bin nicht hübsch, ich kriege nicht so tolle Noten, wie sie. Ich habe sogar das Gefühl, dass sie mein Leben zerstört. Sie muss einfach aus meinem Leben verschwinden... Ich muss mir etwas einfallen lassen, um ihr noch mehr Angst ein zu jagen. Irgendwie, denn ich habe das Gefühl, dass sie noch nicht genug Panik bekommen hat-von mir. Aber ich weiß schon, was ich als nächstes machen werde. Etwas viel besseres-etwas viel grauenerregenderes.“ (Molly)

(Nele)
Ich stand um 10 Uhr morgens auf. Es war ein sehr dunkler Morgen, eiskalt und schrecklich nebelig. Mit schlechter Laune stand ich widerwillig auf und ging ins Wohnzimmer. Aber was ich da entdeckte, brachte mich in panische Angst.

Kapitel 3

Molly lag bewusstlos auf dem Boden... Neben ihr ein, mit Blut verschmiertes, Messer. Ihr weißes Schlafanzug, völlig rot. Ich ging zu ihr herüber und fühlte ihren Puls. Ich konnte nichts hören... oder doch? Natürlich, ein leises Klopfen. Sie lebte noch. ,,Molly? Alles okay?“ , sagte ich leise. Auf einmal ein leises Kichern. ,,Du bist so reingefallen. Echt, wie konntest du nur glauben, dass ich...“ Molly stand langsam auf und lachte. Ich jedoch unterbrach sie verärgert vor Angst: ,,Molly, was soll der Mist? Ich hasse solche Spielchen!“ Sie lachte angsterregend, so laut, wie noch nie zuvor. Ich schaute sie fragend an. Warum war sie plötzlich so anders? ,,Nele, wie konntest du nur denken, dass aus uns mal eine Freundschaft entsteht? Du hast dich so getäuscht!“, sagte sie. Sie wurde schrecklich blass, wie Schnee. Ich konnte meinen Blut fühlen, wie es im Puls erfror.
,,Ich bin diejenige, die dir Angst einjagt, dir deinen Herz zum Klopfen bringt. Wie konntest du nur so dumm sein und denken, dass ich deine Freundin werde? Ich werde doch höchstens nur deine Mörderin!“, sagte Molly. Was sollte das bloß? Ich konnte sehen, wie Molly den Taschenmesser, voller roter Flüssigkeit vom Boden aufhob. Sie kam mit langsamen Schritten auf mich zu. Ich zuckte zusammen und stolperte nach hinten. Jetzt stand Molly schon fast vor mir. ,,Molly, was sollte das werden? Du willst mich doch jetzt nicht etwa umbringen, oder?“ , stotterte ich. Doch sie antwortete mir jedoch nicht. Sie schaute mich einfach, mit ihren blauen Augen, an. Ihr kalter Blick war voller Hass. Ich fühlte, wie Tränen mir die Wangen runter kullerten. Und dann geschah es schon..... Ich sah nur noch schwarz.....

Kapitel 4

Ich schlug meine Augen auf. Was für ein Traum, voller Angst und Hass. Molly. Sie war meine Mörderin in diesem Traum. In diesem schrecklichen Traum.
Es war gerade 7.10 Uhr. Ich beschloss einfach aufzustehen und das Frühstück zu bereiten. Mir war richtig heiß, trotz des regnerischen Wetters. Ich ging in die Küche und wollte den Tisch decken. Ich holte Nutella, Marmelade, Butter und Käse aus dem Kühlschrank. Ich mochte es den Tisch zu decken. Vor allem, wenn Molly mit geholfen hätte, doch sie schlief noch. Als ich schon fertig war, wollte ich ins Wohnzimmer gehen, um Molly zu wecken. Irgendiwie hatte ich auch etwas Angst, wegen dem Traum. Aber ich war mir so sicher, dass nichts passierte... Ich meine, Molly ist ja meine beste Freundin.
Ich ging in den Wohnzimmer und sah statt Molly nur einen Brief mit ihrer Handschrift:

Sorry, ich habe gestern Abend vergessen zu sagen, dass ich ja heute Morgen zur Arbeit gehen sollte. Also, mache dir keine Sorgen, abgemacht?
Deine Molly.

Das war so klar, dass sie nicht da sein würde. Sie musste immer irgendwohin. Ob zur Arbeit, oder was weiß ich noch wohin. Dann auch noch immer diese blöden Briefe. Na ja, das ist halt Molly. Plötzlich hörte ich mein Handy klingeln. Ich nahm ran. Es war mein Dad. Ich konnte an seiner Stimme die Traurigkeit anmerken. ,,Dad, wieso bist du nur so traurig?“, sagte ich fragend. Er seufzte zur Antwort. ,,Dad?“- ,,Nele, ich muss dir was erzählen. Deine....deine Mutter ist bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Es tut mir so wahnsinnig Leid, Nele.“, rief er weinend.
Ich bekam vor Schock keine Luft mehr. Dieser Moment war mein schlimmster Tag meines Lebens... Meine Mutter... Sie war nicht mehr da. Sie ist jetzt tot. Bei dem Gedanken wurde mir schrecklich schwindelig. ,,Nele? Kind, es tut mir Leid.“, hörte ich mein Dad rufen. Doch ich konnte nicht mehr. Ich legte einfach ohne Verabschiedung auf... ,,Mama, wieso denn? Wieso musste es dir passieren? Mama....!“, weinte ich. Ich kniete mich auf dem hartem Laminat und konnte nicht aufhören zu schluchzen. Sie war ein Teil meines Lebens. Ich habe sie über alles geliebt. Doch nun war sie nicht mehr da...

(1 Monat später)

Ich war gerade dabei, meine neue Zeitschrift zu lesen. ,,Style Boutique“ stand auf der Titelzeitung. Ich mochte diese Mode und Beauty Zeitschriften.
1 Monat ist schon vergangen, seit meine Mutter gestorben ist. Es war schwer, doch ich habe geschafft, darüber hinweg zukommen. Mein Vater hatte mich dabei unterstützt. Wir beide mussten diesen Schmerz heilen. Irgendwie.
Die Zeit verging schnell, während ich meine Zeitschrift umgeblättert hatte. Schließlich wurde mir doch irgendwie langweilig und so beschloss ich mal in die Stadt zu gehen. Ich nahm noch zur Sicherheit mein Portemonnaie mit, falls ich doch Lust hatte mir etwas zu kaufen. Ich ging zum Wagen, vor der großen, weißen Wohnung und holte meine Schlüssel heraus. Langsam schloss ich den Mercedes Benz auf und stieg hinein. Ach, es war schrecklich stickig-die Luft. Es lag an dem schwülen Wetter. Ich machte noch trotzdem den Radio an, um mich abzulenken.
Vorsichtig fuhr ich die ,,Apple Street“, wo ich lebte, entlang. Die ,,Apple Street“ war eine sehr beliebte Straße in New York.
Endlich war ich angekommen-in New York City. Es war eine wunderschöne City.
Zuerst ging ich jedoch in einen Café. Ich wollte unbedingt wieder einen von diesen köstlichen Cappuccinos trinken. Schnell betrat ich den Café. ,,Nele?!“, hörte ich eine bekannte Stimme. Nein, ich hörte nicht nur eine bekannte Stimme. Viele, viele bekannte Stimmen. Rasch drehte ich mich um und sah Laura, Jessica, meine früheren Klassenkameradinnen, Du meine Güte, haben sie sich doch nur verändert. Ich habe sie schon fast 6 Jahre nicht mehr gesehen. Die eine hatte statt braune Haare, rote Haare, oder auch andersherum. ,,Hey, was macht ihr denn hier?“, fragte ich sie. Beide hatten einen Kaffee in der Hand. ,,Ach, wir wollten heute ein bisschen einkaufen gehen. Hier, schau mal. Das habe ich mir gekauft. Es ist ein Kleid, also ein Abendkleid, weil meine große Schwester bald heiraten wird. Gut, dass ich dich jetzt sehe. Ich wollte dich nämlich auch einladen, nur ich wusste deine Telefonnummer nicht, oder deine Adresse. Nur damit du Bescheid weißt, es findet an diesem Freitag um 18.00 Uhr statt. Und, falls du Molly siehst-sag es ihr bitte auch, ja? Sie ist auch eingeladen. Dann, bis Freitag, ja?“, sagte Laura, die gerade einen Schluck von ihrem Kaffee trank. Sie würde wunderschön in ihrem beigefarbenen Kleid aussehen, dachte ich leise. Ich nickte lächelnd und verabschiedete mich von ihnen. Ich kaufte mir noch meinen Lieblings Kaffee und machte mich auf dem Weg nach einem Kleiderladen, um mir ein Abendkleid zu kaufen. Wie gut, dass ich doch meinen Portemonnaie mitgenommen habe, dachte ich lächelnd und trank meinen heißen Kaffee aus. Ach, wie lecker es nur schmeckte.

Kapitel 5

Zögernd stand ich vor dem Spiegel und sah mich an. Da stand sie nun, eine junge Dame, mit hell-grünen Augen, gebräunte Haut und hell-braunen, langen Haaren vor mir mit einem Pistazien grünen langen Abendkleid. Das Kleid war wunderschön, hell seidig und weich. Ich hatte es in diesem teuren Kleiderladen gekauft. Als ich es sah, wollte ich es unbedingt haben-trotz des hohen Preises. ,,Es sieht doch gut aus, was willst du denn noch? Du musst dir nur noch passende Schuhe aussuchen und schon können wir zur Hochzeit gehen.“, jammerte Molly ärgerlich, als ich schon zum dritten Mal meine Kette wechseln wollte. Ich hatte es Molly ein Tag danach über der Hochzeit erzählt und sie hatte sich wirklich riesig gefreut. Sie freute sich immer, wenn sie zur einer Hochzeit, Geburtstag oder zur einer Feier eingeladen wurde.
,,Ja, ja, ist schon gut, ich beeile mich!“, rief ich, um sie zu beruhigen. Nur noch Schuhe musste ich finden. Ich öffnete meinen Schuhschrank und holte noch grüne Highheels heraus und ich war schon fertig.
Molly trug ein schwarzes Kleid, das ihr bis zu den Knien ging. Sie hatte dieses Kleid schon mal getragen.....genau, auf unserem Schulball. Ihre langen, blonden Haare bindete sie zu einem ordentlichen Dutt und wir gingen los. Wir fuhren mit ihrem silbernen Auto-Ford. Die Hochzeitsfeier fand in einem großen Saal statt (Molly hatte zum Glück noch Lauras Telefonnummer und konnte sie deswegen noch mal fragen, wo die Hochzeitsfeier statt finden sollte).
Als wir ankamen, drang die laute Musik schon in meinen Ohren. Lächelnd schaute ich auf dem bunten, mit Menschen befüllten Saal. Jeder hatte verschiedenfarbige Abendkleider an: rote, grüne, gelbe, braune, schwarze und so weiter. Alle tanzten fröhlich, tranken, aßen. Ich sah Laura in ihrem langen Kleid. ,,Schön, das ihr da seid. Genua rechtzeitig. Wollt ihr was trinken? Eine Limonade vielleicht?“, sagte sie lächelnd. Ich und Molly nickten.
Die Limonade schmeckte. Genau das richtige, um den Durst zu löschen. ,,Nele, ich gehe mal kurz zur Toilette. Warte hier auf mich, einverstanden?“, flüsterte Molly mir zu und verschwand in der Menschenmenge-Richtung Toilette. Mit ihrem schwarzen Kleid, sah es aus, als ob ein dunkler, schwarzer Punkt zwischen vielen, bunten Punkten verschwindet.

Perfekt, dachte ich lächelnd, als ich mich zwischen den Leuten drängelte. Ich wusste jetzt genau, was ich vorhatte. Ich musste es nur aus meiner Tasche herausholen... Ich ging langsam, damit es nicht so auffällig aussah, in einen Schminke- Zimmer und schloss die weiße Tür hinter mich zu. Leise öffnete ich meine leichte Tasche auf. Natürlich war sie leicht, was sollte ich denn sonst, außer ein Betäubungsmittel für Nele dabei haben? Ich würde es in eine Limonade schütteln und es ihr überreichen. Also ich finde den Plan einfach perfekt. Sie würde so tief schlafen, alles würde ihr weh tun und jeder würde sie nur auslachen! Wie gern würde ich sehen, wie sie reagiert! Nicht das der Plan gefährlich ist, oder sonst was. Aber klar, es könnte gefährlich werden-wenn man es ohne einen Grund einnimmt.... (Molly)

Endlich. Molly kam zu mir angelaufen. Wie lange ich schon auf sie gewartet hatte. Vielleicht 20 Minuten oder so. ,,Hey, bin wieder da!“, rief sie lächelnd und überreichte mir eine Limonade. Oh ja, dass würde gut tun-Ich hatte wirklich Durst. Ich bedankte mich und nahm die Limonade in die Hand. ,,Wieso trinkst du keine?“, fragte ich. Doch Molly schüttelte den Kopf: ,,Ich habe schon genug getrunken. Kein Wunder das ich so dringend auf Klo musste.“, murmelte sie. Ihr Gesicht war rot angelaufen. Sie schwitzte stark. Doch wahrscheinlich war das nur wegen der Hitze hier drin. Weswegen sollte es denn sonst sein? Ich trank einen großen Schluck von der Limonade. Es schmeckte wirklich gut, aber auch irgendwie nach Pulver. Doch das war mir auch egal. Hauptsache war, dass ich meinen Durst löschen konnte. Nach einiger Zeit fand ich schon, dass die Limonade etwas anders schmeckte. Ich fühlte, dass etwas nicht damit stimmte. Doch ich wusste nicht was. Langsam stellte ich die, fast ausgetrunkene, Limonade auf einem Tisch. ,,Hey, Nele und Molly, wollt ihr beide tanzen?“, fragte Laura, indem sie eine einladende Handbewegung zum Tanzsaal machte. Aber ich lehnte ab. Mir war schrecklich schwindelig. Irgendwie sah ich fast alles verschwommen. Die tanzenden Menschen, die bunten Lichter, den Sänger, der seine neuen Lieder präsentierte. Eigentlich alles, was zu sehen ist. Molly ist mit Laura zum Tanzsaal gegangen. Ich atmete tief ein und aus. Was war bloß los mit mir? Ich merkte, wie meine Augenlider zusammenfielen. Ich keuchte schon fast. Keine einzige Person war in meiner Nähe. Jeder hatte was anderes zu tun. Ich stand alleine und schaute durch die Gegend. Ich fühlte meinen Kopf, dann meine Stirn, meine verschwitzte Stirn. Hatte ich etwa Fieber? Bestimmt, denn mein Kopf war heiß, sehr heiß sogar. Ich konnte keinen Laut mehr von mir geben. Langsam sah ich schwarze Funken vor meinen Augen. Sie schwebten. Irgendwann konnte ich nicht mehr klar denken. Ich fiel einfach nur auf dem Boden und meine Augen schlossen sich. Jetzt machte ich mir keine Mühe nach Hilfe zu rufen. Ich brauchte einfach nur meine friedliche Ruhe.....

Kapitel 6

,,Nele, Nele, wach auf! Ich bin´s dein Vater!“ Ich hörte Rufe. Die kamen mir so laut vor, als ob es eine Explosion wäre. Ich versuchte mich nur auf diese bekannte Stimme zu konzentrieren. Natürlich, mein Vater. Langsam machte ich meine mit Tränen befüllten Augen auf. Zuerst sah ich alles verschwommen. Doch nach einer Weile sah ich das sorgenvolle Gesicht meines Vaters. ,,Wo bin ich?“, fragte ich. Ich merkte, dass mir selbst das Reden schwer fiel. Mein Vater antwortete seufzend: ,,Du bist im Krankenhaus. Du bist gestern auf der Hochzeitsparty bewusstlos umgefallen. Die Ärzte haben herausgefunden, dass du wahrscheinlich unabsichtlich Betäubungsmittel eingenommen hattest.“ Ich versuchte mich langsam auf zusetzen. Sogar das fiel mir nicht leicht. ,,Wie lange schlief ich denn?“, fragte ich. Doch mein Vater zuckte nur die Achseln: ,,Ich habe keine Ahnung. Die Ärzte sagten, dass du seit gestern Abend im Krankenhaus liegst. Du glaubst mir nicht, was für Sorgen ich mir gemacht habe. Ein Glück, dass der Arzt gesagt hat, dass es nichts wirklich ernstes ist.“, murmelte er, ohne einmal richtig Luft ein zu atmen. Ich nickte und senkte den Kopf. Plötzlich klopfte es an der Tür im Zimmer. Es kam jemand herein-Molly. Sie kam besorgt herein und rief: ,,Ein Glück, dass es dir wieder besser geht. Ich habe mir fürchterliche
Sorgen gemacht.“ Sie fiel mir um den Hals und drückte ihre Wangen an meine. Schwach versuchte ich zu lächeln.

Nach einem Tag wurde ich aus dem Krankenhaus wieder entlassen. Ich war wirklich froh darüber, denn ich hatte ernsthaft keine Lust mehr in einem fremden Bett zu liegen und depressiv nachdenken. Endlich konnte ich wieder nach Hause, in meinem eigenen Bett schlafen.
Ich saß auf meiner Couch und schaute in einem Magazin rein, als plötzlich jemand auf meinem Handy eine Nachricht hinterließ. Rasch stürzte ich mich auf dem Handy, wie eine Verrückte und las was drauf stand:
,,Ich weiß, wo du gerade bist. Vor mir bist du nirgendwo sicher!“
Ich nahm jedes Wort als eine Drohung an. Warum bekomme ich immer diese schlimmen Drohungen. Aber eins wusste ich sofort. Ich war nirgends mehr in Sicherheit. Dies war ernst und kein Spaß mehr. Jemand hat es auf mich abgesehen-jemand, der mich hasst. Und ich spürte, wie ich es mit der Angst zu tun bekam.
Ich setzte mich wieder hin und überlegte, ob ich wirklich Feinde hatte. Ich wusste, dass ich einen hatte. Schon allein, dass mich jemand mit Betäubungsmittel betäubt hatte, fand ich schauerlich. Doch der Feind müsste auch auf der Party gewesen sein und es absichtlich getan haben, dass ich betäubt wurde. Schritt für Schritt überlegte ich über den Ablauf auf der Hochzeit. Zuerst kam ich mit Molly an und alles lief perfekt. Dann wurde uns Limonade angeboten und wir beide tranken es. Später war Molly 20 Minuten lang auf der Toilette und kam dann mit einer komisch schmeckenden Limonade an, wobei sie selbst gar nichts trank. Das fand ich allein sehr verdächtig. Warum trank sie keine Limonade, doch bot mir eine an? Ich merkte, dass mir ein eiskalter Schauer über dem Rücken lief. Wenn es tatsächlich Molly gewesen war, dann war sie es auch mit den ständigen Drohungen. Aber warum sollte sie so was schreckliches mir nur antun. Ich...ich war doch ihre beste Freundin. Nach einer Weile wurde mir klar, dass ich nicht einfach jemanden verdächtigen kann. Ich musste schrittweise Molly beobachten, ob sie es war.
Ich legte mein Handy zurück auf die Kommode und rief Molly an, um mich mit ihr zu treffen.

Kapitel 7

,,Der Film war einfach perfekt!“, lobte Molly, als sie ihr letztes Popcorn in den Mund steckte. Molly und ich haben uns im Kino verabredet. Wir haben uns komischerweise einen Action Film angeschaut- James Bond. Eigentlich konnte ich den Film gar nicht leiden, doch damit Molly zufrieden ist, schaute ich es mir dann doch noch an. Sie liebte Action Filme über alles. Ich verstand auch nicht, warum. Mit Molly ins Kino zu gehen, war die einzige Möglichkeit, um zu sehen, ob sie mich wirklich so sehr hasste, dass sie andauernd
diese gruseligen Drohbriefe schrieb. Aber leider habe ich während des Filmes gar nichts auffälliges gemerkt.
Nach dem Film beschlossen wir in einem Eiskaffee zu gehen und uns ein Eis zu kaufen. Wir saßen auf einem der Tisch auf der Terrasse, als einer der Mitarbeiter kam und unsere Bestellung auf einem Notizblock auf schrieb. In dem Moment, als Molly anfangen wollte mit ihrem neuen Handy zu prahlen, wollte ich diese Frage endlich loswerden. Es ist mir einfach aus der Zunge gerutscht: ,,Spielst du mir eigentlich was vor?“ Es war ein Fehler von mir, diese unklare Frage zu stellen. Molly verstand anscheinend gar nicht wovon ich sprach. Sie runzelte die Stirn und schaute mich mit ihren typischen starren Blick an: ,,Äh, was meinst du damit? Was sollte ich dir denn vorspielen?“, fragte sie. Ich antwortete direkt: ,,Ach, vergiss es! Ich habe riesige Lust auf den Eis, du nicht? Wo bleibt denn der Mann mit unserer Bestellung?“
Irgendwie merkte ich, dass ich mich wirklich lächerlich anhörte, aber ich musste die Sache auf jeden Fall auf ein anderes Thema führen. Molly schaute mich an. Hatte sie es irgendwie bemerkt, dass ich etwas verbarg? Ihr Blick wurde in einem Moment schon etwas kälter und kälter. Ihre eisigen Augen ließen mich keine Sekunde in Ruhe. Wieso habe ich nur diese dumme Frage gestellt? Molly fing wieder an zu reden: ,,Ist
was? Was wolltest du gerade eben fragen?“, rief sie. Ich sah, dass sie mich keine Sekunde aus den Augen ließ. Aber ich durfte mir nichts anmerken lassen, ich schüttelte heftig den Kopf: ,,Nein. Nein, alles klar. Ich habe mich wohl versprochen. Ach, mein Eis.“ Ich sah, dass der Mitarbeiter unsere Bestellung auf den Tisch stellte. Sofort nahm ich meinen Eisbecher und schleckte daran. Molly betrachtete mich eine Weile, nahm aber dann noch ihr Schockladeneis in die Hand und aß ihn mit mir.

Ich nahm mein Eis in die Hand und schleckte daran, während ich daran dachte, was Nele damit sagen wollte. ,,Spielst du mir eigentlich was vor?“, hatte sie gefragt. Ich verstand gar nicht, worauf sie eigentlich hinaus wollte. Hatte sie es denn irgendwie gemerkt, dass ich sie auf der Hochzeit betäubt hatte oder dass ich ihr die Drohbriefe schrieb? Oder meinte sie etwas anderes? Nele darf es nicht erfahren, dass ich es bin. Wenigstens jetzt noch nicht. Ich habe noch vieles vor, die ich anstellen möchte und sie sollte es gefälligst nicht kaputt machen.
Irgendwann wird die Zeit kommen, wo ich es ihr klar machen werde, wie sehr ich sie hasse. Ja, irgendwann.... (Molly)

Kapitel 8

Bald steht Silvester vor der Tür und das Jahr 2005 würde anfangen. Ich habe mir so viel für das neue Jahr vorgenommen. Still saß ich auf meiner Couch und dachte nach, was ich wohl im neuen Jahr machen würde. Die Nacht brach auf und Sterne kamen im Himmel zur Sicht. Sie leuchteten hell und meine Augen leuchteten. Heute war ein anstrengender Tag gewesen. Die Ruhe tat mir wirklich gut. Es war kurz vor halb sieben, als ich meine Haustür klingeln hörte und ich aus den Gedanken gerissen wurde. Ich stand widerwillig auf und schaute aus dem Loch meiner Haustür. Ich erkannte einen alten Mann, der ein Paket in der Hand hielt. Es war ein Postmann. Langsam öffnete ich die Tür. ,,Guten Abend, hier, hier, ihre Post. Könnten sie es unterschreiben?“, rief er lächelnd und gab mir ein Blatt, wo drauf stand, ob ich damit einverstanden bin, diese Post anzunehmen. Zögernd unterschrieb ich. Eigentlich erwartete ich keine Post, doch trotzdem nahm ich die Post, verabschiedete mich und ging wieder rein. Direkt ließ ich mich auf dem Boden fallen und packte das Paket auf. Das erste was ich da fand war eine Schachtel. Natürlich öffnete ich zuerst die Schachtel. Aber was ich da fand, stockte meinen Atem. Ich sah jede Menge Fotos-von mir!!! Es waren Fotos, wo ich gar nicht wusste, dass ich fotografiert wurde. Auf den Fotos war ich in dem teuren Kleiderladen und hielt das Kleid, das ich zur Hochzeitsfeier trug, hoch. Auf den anderen, war ich abends auf meinem Balkon und ruhte mich aus. Und auf dem letzten Foto, lag ich mit geschlossenen Augen im Krankenhaus. Ich fühlte, wie meine Hand zu zittern begann. Es heißt, dass ich überall, wohin ich gehe nicht allein bin! Doch das war noch nicht alles. Im Paket lag ein Handy und ein Brief. Ich hob den Brief auf und las:

,,Auf den Fotos siehst du einfach bezaubernd aus, findest du nicht? Das Handy ist dafür da, dass du mich anrufst. Viel Spaß!!!“

Sofort hob ich das Handy auf und sah eine Nummer auf dem Bildschirm. Doch sollte ich tatsächlich anrufen? Was, wenn die Sache dadurch nur noch schlimmer wird?
Aber ich wusste die Antwort schon-ich würde anrufen. Und so tat ich es dann auch.
Sofort wurde es von jemandem dran genommen. ,,Ich wusste, dass du anrufen würdest.“, rief eine tiefe, unechte Stimme. Wahrscheinlich hat diese Person die Stimme extra so bearbeitet, damit man sie nicht erkennt. ,,W..Wer bist du? S...Sa..Sag mir, was du willst!“, murmelte ich ängstlich. Aber diese Stimme lachte nur. Was war denn daran so witzig??? Die Stimme fuhr fort: ,,Schön dich wieder zu hören und sehen!“ Sofort drehte ich mich um und sah mich um. Dieses Jemand war in meiner Nähe. Ich schaute mich in der Wohnung um, selbst in Schränken, hinter Türen. Niemand. Wahrscheinlich versteckte sich dieses Jemand hinter Büschen, hinter der Wohnung und konnte mich durch den Fenstern erkennen. Schnell schloss ich die Gardinen und sprach weiter: ,,Wer bist du? Jetzt antworte mir!“ Aber die Stimme sagte: ,,Rede nicht so viel. Jetzt kommt es auf dich an. Hör zu, was ich dir sage. Siehst du die Kassette im Paket? Nimm sie heraus und schau es dir an! Danach rufst du mich wieder an. Und wir sprechen weiter.“ Danach wurde aufgelegt. Ich nahm die Kassette aus dem Paket heraus und schaltete das Fernseher an. Mit klopfendem Herzen schob ich die Kassette in den Schlitz des Kassettenrecorders. Auf dem Fernsehbildschirm sah ich zuerst nur schwarz, doch nach einer Weile sah ich einen alten Mann an einem Stuhl gefesselt und zappeln. Der Mann war in einem dunklen Raum, sein Mund war mit Klebeband beklebt. Der arme leidete, doch wer war das denn? Später wusste ich die Antwort. Es war mein Vater!

Kapitel 9

Ich konnte es kaum fassen. Mir wurde schrecklich schwindelig und ich hatte das Gefühl jeden Moment um zufallen. Sofort nahm ich das Handy in die Hand und suchte hektisch die Nummer des unbekannten. Ich wusste gar nicht, ob es ein Mann oder eine Frau mir angetan hatte. Doch ich wusste, dass es einer getan hatte, der mich kannte und mich hasste! Plötzlich klingelte das Handy und ich nahm sofort dran. ,,H...hallo? Bitte, wer immer du auch bist, lass meinen Vater in Frieden. Ich bitte dich.“ , murmelte ich den Tränen nah. Die Stimme am Telefon lachte scheußlich: ,,Oh, hast du Angst um dein daddy? Keine Sorge, denn bald werde ich bei dir sein und dich trösten, Nele!“ Meine Tränen kullerten mir trostlos an den Wangen herunter, bis ich etwas salziges im Mund zu schmecken bekam. ,,Bitte, lass ihn. Tue meinem Vater nicht weh. Warum tust du mir das an? Nehme mir meinen Vater doch nicht auch weg.“, schluchzte ich, ,,Ich tue alles was du von mir verlangst.“ Aber so viel ich auch bettle, dieses Jemand lachte und lachte. ,,Du denkst also, dass du mit deinem Betteln etwas erreichen kannst? Sag mal, wie eitel bist du eigentlich. Wie konnte ich das nur nicht früher gemerkt haben?“ Der letzte Satz hat gesessen: ,,Wie konnte ich das nur nicht früher gemerkt haben?“, lautete sie. ,,Was meinst du mit früher?“, fragte ich.
,,Mit früher? Ich meine damit, dass ich kein Unbekannter bin. Ich bin derjenige, den du kanntest. Und den du eiskalt weh getan hast!“, antwortete die Stimme. Bevor ich noch was fragen wollte, wurde aufgelegt. Das letzte, was ich noch zu sehen bekam, war eine SMS im Handy:
,,WENN DU DIE POLIZEI EINSCHALTEST, DANN KANNST DU DICH VON DEINEM DADDY VERABSCHIEDEN. GLAUB MIR: ICH BIN ÜBERALL!!!
Ich seufzte. Ich durfte die Polizei nicht einschalten. Langsam stieg in mir ein mulmiges Gefühl hoch. Ich sollte diese Person kennen. Außerdem sagte die Stimme:,,Den du weh getan hast“ , also sollte es ein Mann gewesen sein. Ich überlegte mir, ob ich einen weh tat. Aber mir fiel keiner auf. Langsam stieg ein mulmiges Gefühl in mir auf. Was wenn es einer meiner Mitschüler gewesen war? Was würde er außerdem meinem Vater antun? Meine Beine waren gebunden. Ich konnte nicht zur Polizei oder sonst irgendwohin gehen, weil sonst mein Vater außer Sicherheit sein würde. Ich konnte nur eins tun: Zu hause sitzen und auf den Anruf dieser Person warten, der mir dann sagen würde, was ich als nächstes zu tun hatte.

Kapitel 10

Als ich da saß und meine Haut blass und rau vor Angst war, hörte ich ein lautes Vibrieren eines Handys. Es war das Handy von dem Mann, der mir drohte meinem Vater etwas anzutun, wenn ich die Polizei über ihn informierte. Nach endlosen 24 Stunden rief er mich wieder an. ,,Hallo? Wie geht’s meinem Vater?“, brüllte ich völlig außer Atem. ,,Ihm geht es gut. Noch gut.“, antwortete mir die unbekannte Stimme.
,,Hören Sie, sagen Sie mir doch einfach was Sie von mir wollen. Wieso verfolgen Sie mich die ganze Zeit und wieso entführen Sie meinen Vater?“, fragte ich. Ich setzte mich langsam auf meinem Sofa und versuchte entspannt zu klingen. Doch irgendwie gelang es mir nicht. ,,Sagen Sie mir doch was Sie wollen. Wollen Sie Geld, oder.... .“, murmelte ich in der Hoffnung, dass er zustimmte. Aber dieses Jemand wollte kein Geld... ,,Ich brauche dein Scheißgeld überhaupt nicht. Ach, wenn du jetzt wüsstest, wer ich bin, dann würdest du sofort drauf kommen, was ich will. Das möchtest du wahrscheinlich nicht. Aber das ist mir egal. Ich werde mir das nehmen, was ich will.“, rief er, der Entführer meines Vaters, Rasch sagte ich kleinlaut: ,, Aber dann sagen Sie mir doch, wer Sie sind. Ich bitte Sie, verraten Sie mir Ihren Namen!“ Ich war den Tränen nah-vor Verzweifelte und gleichzeitig vor Wut. Aber alles was ich zu versuchen wollte, half nicht. Ich hörte nur einen Lachen....ein scheußliches Lachen. Das Letzte was von ihm hörte war: ,,Ich bin dein Feind!“ Dann wurde einfach aufgelegt. ,,Tütt....tütt.....tütt......“, machte das Handy. Ich legte das Handy auf die Sofalehne und vergrub mein verweintes Gesicht auf meine verschwitzten Hände und schluchzte. Ich wusste einfach nicht weiter-was sollte ich bloß tun? Aber plötzlich kam ich auf eine Idee. Schnell griff ich nach dem Handy und öffnete die Menü-Seite. Wenn das Handy von dem Unbekannten stammte-vielleicht könnte ich ja auch Bilder von ihm auf dem Handy entdecken. Dann würde ich wissen, wer mir das Ganze antut. Also öffnete ich die Seite mit den eigenen Dateien und dann den Bilderordner. Aber es gab keine Bilder von Menschen. Nur solche komischen Bilder von Angelina Jolie oder von James Bond nahmen unnötig Platz. ,,Mist!“, ärgerte ich mich. Konnte ich denn auf diesem Handy nicht irgendeine Spur entdecken? Doch dann sah ich in dem Ordner, wo die Kontakte aufgelistet waren, etwas merkwürdiges. Es stockte meinen Atem. Groß und deutlich stand die Nummer von Molly, als einziges Kontakt. Was hatte sie denn auf dem Handy zu suchen? Verfolgte der Verfolger auch etwa ihr? Oder.....war Moll mit ihm bekannt? Ich hatte wirklich keine Ahnung. Trotzdem dachte ich nicht, dass Moll verfolgt wurde, weil sie mir nie etwas davon erzählte. Verheimlichen würde sie mir sowas ganz bestimmt nicht. Es sei denn, sie hatte etwas mit ihm zu tun...

Kapitel 11

Am nächsten Tag rief ich Molly an. Doch nicht aus meinem Handy. Es war ein regnerischer Tag im Februar. Außerdem war es schon 18 Uhr. Und es war schon inzwischen dunkel. Ich wollte Molly mit dem Handy des Entführers anrufen. Vielleicht könnte ich dadurch irgendwie herausfinden, warum ihre Nummer auf dem Handy stand. Aber sie würde doch nicht verraten, wenn sie etwas mit dem Unbekannten Entführer zu tun hatte. Also musste ich ihr eine SMS schicken, wo ich mich als den Entführer ausgab. ,,Molly, was hast jetzt vor?“, schrieb ich . Natürlich schrieb keinen Namen auf, weil ich ja nicht wusste, wer der Entführer ist. Ich wartete und wartete auf Mollys Antwort. Meine Nervosität stieg Sekunde zu Sekunde und es waren schon inzwischen 10 Minuten, die vergangen. Auf einmal hörte ich das laute Vibrieren des Handys. Ich hoffte, dass es eine Nachricht von Molly war. Tatsächlich...
,,Das weißt du doch schon.“, stand auf dem Bildschirm des Handys. Ich schrieb sofort zurück: ,,Nein, ich weiß gar nichts.“ Mein Herz klopfte und klopfte. Aber schon bald kam die neue Nachricht von Molly : ,,Wir werden zuerst den Vater umbringen...und dann sie...“ Ich merkte, wie ich langsam eine Gänsehaut bekam, und biss mir fest auf die Lippen. ,,Papa...“, murmelte ich. Mir lief ein kalter Schauer über den Rücken und mir wurde schrecklich kalt. ,,Wir konntest du nur? Molly , wie konntest du nur?“, murmelte ich verzweifelt. Langsam kullerten mir entsetzliche Tränen über die Wangen. Ich konnte nichts machen, gar nichts. Die Nummer von dem Unbekannten war blockiert-ich konnte ihn nicht anrufen. Aber ich wusste, dass ich nur durch Molly den Namen des Entführers erfahren konnte. ,,Soll ich Nele verraten, wer ich bin?“, schrieb ich erneut. Ein Moment danach bekam ich zur Antwort: ,,Na klar, James. Irgendwie muss die ja deinen Namen erfahren, bevor wir sie ermorden. Aber ich dachte wir haben es schon besprochen.“ James! Das war also sein Name. Irgend woher kannte ich diesen Namen doch....na klar...er war in meiner Klasse und..er liebte mich. Ich konnte mich erinnern, wie er mir Rosen zum Valentinstag schenkte....wunderschöne Rosen. Aber ich, ich warf es einfach weg und er sah es. Ich meine, er war ganz nett, doch ich liebte ihn einfach nicht. Ich weiß noch, wie ich ihn einfach ignorierte. ,,Ich weiß, es fällt dir schwer, dass wir Nele umbringen, doch sie hat dir das Herz gebrochen. Das ist ein Grund. Wir werden sie am Valentinstag, nächste Woche umbringen.“, schrieb Molly erneut. Ich schluckte.
Langsam erschien der Mond im Himmel und einzelne Sterne erschienen und glitzerten im Himmel. Schon wieder hatte ich das Gefühl beobachtet zu werden. Ich kriegte Angst und begann ein bisschen zu zittern. Immer wieder hörte ich komische Geräusche, die in Wirklichkeit nur leise, wie das Ticken der Uhr, waren. Aber plötzlich hörte ich ein Klingeln. Es war an meiner Haustür. Und dann...ein lautes Knallen, als ob man etwas gegen meine Haustür wirft. Und schon wieder-das Klingeln... Ich versuchte nicht laut auf zu schreien und hielt deswegen meinen Mund mit der Hand zu und stützte mich an die Wand. Aber ich konnte es nicht aushalten. Ich lief zur Tür und schaute aus dem Türloch. Ich sah etwas blaues und etwas, wie ein Punkt in der Mitte....es waren Augen. Und dann knallte wieder etwas gegen meine Haustür. Was war das nur? ,,Oh Gott, hilfe!“, schrie ich in mir. Ich bekam vor Angst keinen Laut heraus. Meine Lippen waren ausgetrocknet und meine Haut fühlte sich kalt und rau an. Aber dann hörte es auf. Die großen Augen verschwanden, das Klopfen, Knallen und Klingeln verschwand und es war totenstill. Das einzige was ich hörte war mein Herz: ,,Bumm, bumm, bumm... !“ Ich weiß nicht, wie ich mich getraut hatte, aber ich öffnete langsam die Haustür.... Und dann sah ich es auch. Ein alter Mann, der auf dem Boden lag, seine Hände z8u Fäusten geballt. Ein großes Küchenmesser steckte in seiner Brust und er blutete... Meine Knie waren zittrig und ich hatte das Gefühl, gleich in Ohnmacht zu fallen. Ich merkte, dass ich schon keuchte. Ich hockte mich neben die Leiche. ,,Oh mein Gott, oh mein Gott!“ , rief ich und schluchzte. Denn genau vor meiner Haustür lag mein Vater. Er wurde ermordet!

Kapitel 12

Ich stand vor dem Grab meines Vaters. Vor genau zwei Tagen wurde er ermordet. Ich hatte mich immer noch nicht beruhigt. Jeden Tag weinte ich und konnte nicht mehr klar denken. Der Gedanke, dass das alles noch nicht zu Ende war, beängstigte mich noch mehr. Ich habe schon zwei Tage nichts von James-dem Entführer und Mörder-gehört. James und Molly-meine beste Freundin. Als ich ein Foto mit ihr, in einem Shop-Center, gestern auf meiner Kommode sah, stieg mir der Hass und meine Tränen stiegen. Ich nahm das Foto und zerstückelte es in einzelnen Stücken. Sie und James waren es, die mir gefolgt sind, sie hatte mich auf der Hochzeitsparty mit Schlaftabletten vergiftet. Moll war es, die den Plan hatte meinen Vater zu ermorden, was sie und James auch taten...und sie hat auch vor...mich zu töten! Ich konnte es nicht fassen. Aber jetzt war mir alles egal. Ich habe doch eh schon alles wegen ihr verloren. Meine einzige Chance auf eine Hilfe war, zur Polizei zu gehen.... Sogar wenn sie und James mich davor gewarnt haben.

..In zwölf Tagen ist Valentintag.“, sagte ich grinsend. Ich saß neben James auf der Küchenbank und wir planten einen Weg Nele zu töten. Wir waren so nah daran, sie zu zerstören. ,,Molly, ich weiß. Aber Nele hat doch eh schon alles verloren. Ihr Vater und ihre Mutter haben wir ja schon umgebracht. Findest du nicht, dass sie den Schmerz lebend ertragen muss?“, murmelte James. Da saß er nun, ein 25 Jähriger, braun-häutiger Kerl mit blauen Augen und braunen gelockten Haare. Er war ungefähr 1.79 m groß, also mittel-groß und hat ein rotes T-Shirt, blaue Jeans und schwarze Sneakers an. ,, Nein James, wir werden die Sache durchziehen. Sie muss einfach sterben. Ich meine hallo? Du hast vor kurzem Selbstmordversuche gemacht. Also werde jetzt nicht mitleidig.“, meckerte ich ihn an. Mein Plan wäre, dass James Nele am Valentintag selbst umbringt. An dem Tag, vor sechs Jahren, wo sie ihn eiskalt absichtlich weh getan hatte. Das würde James ihr niemals verzeihen. Vor ihrem Tod werden wir sie quälen. Sie sollte leiden und dann sterben. ,,Du hast recht.“, murmelte James zustimmend. Ich sah ihn zufrieden an und grinste breit. Der Plan würde funktionieren. Da war ich mir sicher!
(Molly)
Kapitel 13

Ich schreckte ruckartig aus meinem Traum. Ich hatte wieder diesen unheimlichen Albtraum, dass mich James und Molly töteten... ,,Rache ist süß.“, sagte James im Traum. Wie sie nur gelacht und gegrinst hatten...
Es war halb 23.00 Uhr. Ich lag schweißgebadet auf meinem Bett und kriegte kein Auge zu. Ich wollte am nächsten Tag zur Polizei fahren. So konnte es nicht weitergehen. Langsam fielen meine Augen zusammen. Ich war schon im Halbschlaf, als ich ein Vibrieren hörte. Es war das Vibrieren von James´ Handy. ,,Oh nein!“, dachte ich. Aber mein Willen war stärker, als meine Angst und ich griff ans Handy. ,,Ja?“, sagte ich kleinlaut. Dann hörte ich nach sechs Jahren seine inzwischen raue Stimme... James´raue Stimme. ,,Mein Herz ist schwarz, Rosen sind rot, am Valenintstag bist du tot!“, hörte ich ihn sagen. ,,James! James!“, schrie ich voller Panik, aber er legte mit einem höhnischen Lachen auf. Ich biss mir fest auf die Lippen. Aber heute war doch Valentinstag! Wütend und gleichzeitig beängstigt warf ich das silberne Handy auf dem Boden. ,,Oh nein!“, schrie ich weinend. Diese Sache musste aufhören, diese Anrufe, Briefe, Verfolgungen und diese Drohungen. Plötzlich hörte ich ein lautes, festes Klopfen an meiner Haustür. Es war eher wie ein Knallen... Ich hatte schon wieder das Gefühl, welches ich an dem Tag hatte, wo mein Vater ermordet vor meiner Haustür lag. Sollte ich aufstehen und nachsehen, was mich da hinter der Haustür erwartete??? Ja, ich würde nachsehen. Wenigstens würde ich aus dem Türloch schauen, wer da war... Zittrig stand ich auf und schlich mich-so leise, wie möglich-zur Haustür. Ich guckte aus dem Loch und sah James... James knallte und trat gegen die Haustür. ,,Nele“, schrie er, ,,Mach die Tür auf!“ Ich schreckte zusammen und hielt mir den Atem an. ,,Mach auf, ich weiß, dass du da drinnen bist. Ich breche die Tür, Nele, wenn du die Tür nicht aufmachst!“, brüllte er voll außer sich. Oh nein, er wird die Tür aufbrechen! Ich guckte mich um, wo sollte ich denn jetzt hin? Er würde mich umbringen, wenn er mich finden würde! Mein einziger Fluchtweg war der Balkon. Ich wohnte im ersten Stock. Ich konnte runter klettern und weglaufen. Weg von diesem Mörder! ,,Ich werde die Tür aufbrechen!“, schrie James erneut. Mit pochendem Herzen ließ ich auf die Balkontür zu und öffnete sie. Ich ging hinaus und versuchte meinen Bein auf das Balkongeländer zu stellen, als ich ein lautes Knalle hörte. James hat die Tür aufgebrochen. Und er war sehr nah dabei, mich zu kriegen!

Kapitel 14

,, So, jetzt habe ich dich, Hexe!“, schrie James quer durch die Wohnung. ,,Nur noch ein ganz kleines Stück und ich würde hinauslaufen können.“, dachte ich mir. ,,Niemand kann vor mir weglaufen.“, murmelte James. Anscheinend suchte er mich schon. Aber ich war draußen. Jetzt musste ich nur noch weglaufen. Mein Herz schmerzte schon. Ich keuchte und versuchte nicht meine Nerven zu verlieren. Sollte ich in den Wald laufen? Der Wald, der genau vor meinem Balkon lag. Sonst hatte ich ja keine andere Wahl. Ich lief so schnell wie möglich. ,,Lauf! Lauf!“, dachte ich. Doch schon bald merkte ich, dass James mich sah. Von weitem sah ich seine eiskalten, blauen Augen. Er ließ mich nicht aus seinem Blick. Er war ungefähr 20 Meter von mir entfernt. Ich versuchte nicht auf ihn zu gucken-nicht nach hinten-und rannte weiter. ,,Du kannst nie zu schnell für mich sein, Nele!“, brüllte James. Er rannte hinter mir her und lachte. ,,Nein, bitte nicht!“, murmelte ich weinend. Ich versuchte so schnell wie möglich zu laufen-aber James war zu schnell... Der Wald war schrecklich dunkel und große Wurzeln ragen aus dem Boden. Schon bald konnte ich nicht mehr und schaute, ob James noch hinter mir her war. Aber ich sah niemanden. Wo war er bloß? Ich hielt an und lehnte mich an einem Baum. Ab und zu guckte ich mich um. Meine Augen waren vor lauter Angst schon nass und mit Tränen befüllt. Doch plötzlich, wie aus dem Nichts, erschien eine Gestalt-vom Schatten dunkel-vor mir auf. ,,Ich bin wieder da!“, sagte es. Es kam langsam näher und stellte sich unter dem hellen Mondlicht. Da war es wieder. Die Angst und das schnelle Klopfen meines Herzens. Diese Gestalt, das aus dem Nichts erschien, war James-James, der mich ermorden würde... Vor lauter Schrecken, fing ich an zu schreien-doch James hielt mir eiskalt seine rauen Hände vor meinem Mund. ,,Schhhh, ganz leise. Ich tue dir nichts! Du musst mir einfach zuhören. Das ist alles,“, sagte James liebevoll gespielt. ,,Gehorchst du mir?“, fragte er mich. Seine Stimme hörte sich, wie eine Drohung an. Ich nickte eifrig und versuchte nicht zu keuchen. Die Nacht wurde immer schwärzer und schwärzer und ich konnte James bald nicht mehr sehen. Ich schloss verzweifelt meine Augen und dachte an die Rettung-Rettung von diesem Psychopath, der mich umbringen würde. Ich wurde von einer hellen Frauenstimme aus meinen Gedanken gerissen. Moment...diese Stimme kannte ich. ,,James, das hast du prima gemacht!“-sagte die Stimme. ,,Hallo, Nele“, fuhr sie fort. Ich kniff meine Augen so fest zusammen. Denn diese Stimme war von Molly. Ich öffnete meine Augen. Trotz der Dunkelheit konnte ich etwas Silber-glänzendes in ihrer Hand sehen. Es war ein Messer! Molly hielt es fest in ihrer Hand und kam immer näher zu mir.....

Kapitel 15

,,Hallo, Nele.“, murmelte Molly mir zu. Sie hatte ein schwarzes Sweatshirt an und war mir deshalb nicht sehr gut sichtbar. Ich hatte nur ein Auge auf das scharfe, in der Dunkelheit noch sichtbare, Messer. Es war genau dasselbe Messer, womit mein Vater ermordet wurde: die gleiche Klinge und auch die gleiche Farbe vom Griff. Molly kam immer noch auf mich zu, mit ihren drohenden Blick. Sie war nicht mehr weit von mir entfernt. ,,Vor sechs Jahren, als wir noch zur Schule gingen, war ich in dich verliebt!“, fing James an, ,,Ich bin es zwar immer noch, aber der Hass ist stärker, als meine Liebe.“ Er lockerte langsam den Griff auf meinem Mund. Kurz dachte ich weglaufen zu wollen, doch als ich die scharfe Klinge des Messers in Mollys Hand zucken sah, änderte ich dann doch noch die Meinung. ,,Ganz ruhig, Nele!“, versuchte ich mich zu beruhigen. Ich konnte an nichts anderes mehr denken. Meine Gedanken waren wie weggespült mit eisig kaltem Wasser. James fuhr fort: ,,Die roten Rosen, die ich dir zu Valentinstag, vor sechs Jahren, schenkte, waren vom ganzem Herzen. Ich wusste zwar, dass du mich nie lieben würdest. Aber ich hoffte auf eine Freundschaft. Deswegen die Rosen. Ich wollte, dass du weißt, dass ich dich liebe. Aber du, du warfst die Rosen vor meinen Augen weg. Einfach in die Tonne. Als ich dann ein Liebesbrie schrieb und gehofft hatte, es nicht später in der Tonne zu entdecken, sah ich wie du es geöffnet hattest und sich zusammen mit deinen dummen Freundinnen darüber lustig gemacht hattet. Ich war schon ein Außenseiter. Du hast dich mit deinen Freundinnen über meine Gefühle lustig gemacht.“ James schrie fast. Seine blauen Augen waren mir Tränen befüllt. Ich sah, wie der Mond sich in seinen Augen spiegelte. Molly behielt mich fest in den Augen und ich senkte den Kopf und hörte James zu. Ich erinnerte mich...ich sah die Bilder deutlich vor meinen Augen. James enttäuscht auf der Pausenbank-alleine und einsam. Er schaute mich immer wieder an. Aber ich spielte mit seinen Gefühlen und verletzte ihn. ,,Es tut mir schrecklich Leid, James!“, murmelte ich in Gedanken. Ich schaute ihn nicht mal in die Augen, sondern die von Regen durchnässte Erde unter meinen Füßen. ,,Ich wollte sogar Selbstmord begehen. Noch im letzten Moment hatte mich Molly gerettet. Sie war die Einzige, die für mich in diesen schweren Zeiten da war.“, erzählte James, als ihn Molly unterbrach: ,,Ja James. Ich war immer für dich da. Ich habe dich geliebt...und Nele gehasst. In den Gedanken und in den Träumen träumte ich davon dich, Nele, irgendwann zu töten. So sehr haste ich dich...“ Ich schluchzte vor mich hin. Ich erinnerte mich an die Tage, wo wir, Moll und ich uns getroffen hatten. Ich dachte immer, das sie wie eine Schwester für mich war. Aber anscheinend irrte ich mich. Denn heute würde sie mich gemeinsam mit James umbringen. Plötzlich dachte ich an den schlimmen Tod meines Vaters. Ich musste einfach weglaufen, nach Hause und die Polizei anrufen. Wenn ich es schaffen würde, war ich gerettet, wenn nicht, dann würde ich sterben, genauso wie, wenn ich nicht nach Hause rennen würde...


Kapitel 16

Schnell versuchte ich so unauffällig wie möglich mich aufzurichten. Mein Herz klopfte so laut und schnell, dass ich dachte James und Molly
würden es hören. ,,Renn!“, dachte ich verzweifelt. Ich zählte in den Gedanken bis 10..... ,,Bei 20 werde ich rennen!“, dachte ich. 11........12..... Ich spürte Druck an meinem Kopf.......13.........14...........15...... Oh Gott, noch 5 Sekunden...........16.........17............18..........19........... ,,Lauf doch endlich, Nele!“, dachte ich.............20........... Sofort raste ich los durch den dunklen Wald. ,,Hilfe!“, rief ich verzweifelt. Aber mein Hals fühlte sich rau und trocken an. Ich rannte und rannte. ,,Sind sie hinter mir her?“, dachte ich. Ich hatte Angst. Todesangst. Schon bald sah ich meinen Balkon. Die Balkontüre standen offen und keiner würde denken, dass keiner in der Wohnung war. Keiner würde denken, dass der Besitzer dieser Wohnung gerade von zwei Psychopathen weg rannte. Keiner. Ich erreichte das Balkongeländer und kletterte mühevoll auf den Balkon. Vor lauter Verzweiflung schaute ich nicht nach hinten. Ich stürzte auf die Balkontür und schloss sie hinter mir. Ich hatte aber trotzdem keine Sicherheit in der Wohnung, da James die Haustür aufbrach. Sofort griff ich nach dem Telefon und wählte die Nummer ein. Ich musste nicht lange warten, als eine männliche Stimme aus dem Hörer ertönte. Panisch versuchte ich ihm alles erklären: ,,Bitte.... Sie wollen mich umbringen. Sie sind hinter mir her. Kommen sie schnell! Apple-Street 9.....Apple-Street 9......“ Doch schon bald sah ich sie. James und Molly . Sofort versteckte ich das Telefon hinter meinem Rücken. Sie standen direkt vor mir. Ein breites Grinsen auf ihren Gesichter sagte mir, dass ich schon verloren hatte. Jetzt konnte ich garantiert nicht mehr flüchten....
,,Ich glaube wir beide haben etwas zu viel geredet, Molly !“, sagte James. ,,Wahrscheinlich hat sich unsere Nele ja so gelangweilt, dass sie einfach nicht anders konnte und weglief!“ Ich trat widerwillig ein Schritt zurück, doch James kam auf mich zu und schlug mir mit der Faust gegen das Gesicht. Vor lauter Schmerz wurde mir schwindelig und das Blut floss mir aus der Nase. Ich keuchte und schaute ihn nicht an. Doch James nahm mein Gesicht in die Hand und schaute direkt in meinen Augen. Eisig und kalt waren sie. ,,Du bist so eitel, Nele. So eitel. Das habe ich von dir nie erwartet. Dachtest du wirklich, du könntest mir entwischen?“ Ich zitterte vor lauter Angst. Ich wünschte die Polizei würde jetzt kommen-bevor James und Molly
mich ermordeten.... James ließ mein Gesicht los und griff in seine Hosentasche. Er holte das Messer heraus..... Ich wusste es, bevor er es tat. Tatsächlich. ,,Oh nein, oh nein!“, dachte ich verzweifelt. Ich hielt meine Hände hinter meinem Rücken. Sofort tastete ich den Boden, auf der ich saß. Ich ließ das Telefon sinken und griff nach etwas Rechteckiges. Sobald James mir das Messer vor meiner Nase richtete, knallte ich den Gegenstand auf James Kopf. Erst nachdem ich es getan hatte, sah ich, dass es der Fotorahmen war mit Mollys und meinem Foto. Es zerbrach auf James Kopf. James schrie auf und fiel auf den Boden. Sein Kopf fing an zu bluten. James lag bewusstlos auf dem Boden. Moll sah auf ihn herab. Ich ging auf sie zu und starrte sie an. Ohne James konnte sie mir gar nichts antun. ,,Was machst du jetzt?“, fragte ich sie. Doch ich sah, dass Mollys Blick über meiner Schulter wanderte. Plötzlich fühlte ich raue, eiskalte Hände an meinem Hals. Die Hände drückte zu. Ich rang nach Luft und versuchte die Hände wegzuschubsen. Ich wusste, dass es James Hände waren. Mir wurde blau vor den Augen. Doch auf einmal hörte ich eine andere Männerstimme: ,, Achtung, Polizei. Lassen sie die junge Dame los, oder ich schieße!“
Es war der Polizist!!! Es war meine Rettung. James rührte sich nicht von der Stelle. Mollys Körper war wie gelähmt. ,,Nein!“, schrie James. Der Polizist kam näher. Hinter ihm waren noch vier andere Polizisten. ,,Ich sage es nicht noch einmal. Lassen sie sie los. Wenn sie es nicht tun, werde ich sie erschießen.“, sagte der Polizist in einem etwas strengerem Ton. Aber auch da ließ James mich nicht los. Er drückte noch fester. Ich schaute den Polizisten mit einem flehendem Blick an. Er versuchte mir mit seinem Blick zu verraten, dass er sein Bestes tun wird. ,,Ich werde sie umbringen. Heute noch! Wenn sie näher kommen, werde ich sie töten.“, brüllte James den Polizisten an. Doch plötzlich schoss der Polizist mit der Waffe. Es traf James an der Schulter. Sofort sank James zu Boden. Er ließ sich auf die Knie fallen und fasste sich an der Schulter. Der Polizist schoss wieder-diesmal traf er James´ Brust. James´ Körper zuckte. Er ließ sich auf dem Boden fallen....Tot! Molly schaute auf ihn herab. Ihr kullerten die Tränen auf der Wange. ,,Oh nein! Was habt ihr bloß mit ihm gemacht? Oh nein!“, schluchzte sie. Sie fasste sich den Mund. Die vier Polizisten gingen auf sie zu und packten sie an den Händen und hielten es hinter ihrem Rücken. Sie wehrte sich nicht. Sie war wie verloren. Ende. Aus. Schluss. Die Polizisten brachten sie weg und ich konnte mir ein Schluchzen nicht verkneifen. ,,Alles ist wieder gut! Machen sie sich keine Sorgen.“, beruhigte sie der Polizist, der auf James geschossen hatte. Er war nicht besonders groß, und war ungefähr 27-30 Jahre alt. Ich nickte eifrig und wusste: ,,Alles wird wieder gut!“

Kapitel 17

Ich setze mich auf die Couch und freue mich auf meine Lieblingssendung: ,,Once Upon A Time!“. Drei Monate waren vergangen, seit James erschossen wurde und Molly mit Handschellen weggebracht wurde. Ich habe am nächsten Tag erfahren, dass Molly für 8 Jahre und 6 Monate verurteilt wurde, wegen Mordversuch. Irgendwie fand ich es trotzdem traurig, aber wenn man bedenkt, was sie mir angetan hatte, hatte sie es verdient hinter Gittern zu sitzen.
Ich bin einfach nur froh, dass alles vorbei war. Ich habe gelernt, dass man sich nie auf einem vertiefen sollte. Man sollte nie einem zu viel vertrauen, vor allem nicht einer Freundin, egal wie nett und freundlich sie auch sein mag!


Impressum

Tag der Veröffentlichung: 30.01.2013

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