Inhaltsverzeichnis
Ein Traum mit Folgen 2
Die erste Begegnung mit Johannes 2
Eine Suche mit Erfolg 4
Ein Besuch im Kerker von Oxidus 6
Eine Rettung und viel Blut 8
Eine wirklich zauberhafte Melodie 9
In der Wand 9
Eine interessante Vergangenheit 10
Ein Tod und ein Kampf 11
Gute und böse Zauberkraft 13
Der Anfang vom Ende 14
Epilog 15
Kapitel 1: Ein Traum mit Folgen
Eines Tages kroch ein entsetzlich kalter Nebel über die Wiese. Wie ein Schleier umhüllte er die Grashalme, Tau bildete sich. Und ich stand mittendrin. Nach der Party bei einer Freundin wollte ich nach Hause gehen und hatte irgendwie hierher gefunden. Es was extrem kalt und ich zog meine Jacke enger. Ich fühlte mich irgendwie verführt von diesem Gespenster-ähnlichen Wattebausch, wollte jedoch standhalten. Da kroch etwas durch meinen Körper, ein Gefühl, dass ich nicht kannte. Dieses Gefühl war kalt und gruselig, ich konnte einfach nicht widerstehen. Immer tiefer ging ich in den dicken Nebel hinein. Mein Gehirn war irgendwie abgeschaltet und willenlos. Ich schritt einfach voran, bis ich nicht mehr weitergehen konnte! Ich fühlte den Nebel kriechen. Durch meine Zehen, Füße, Beine, Hüfte, Bauch, kroch die Wirbelsäule hoch, durch meinen Hals, mein Gesicht, bis es mein Gehirn erreichte. Ich hörte einen Schrei. Ich sah mich um, doch da war keiner. Der Schrei kam aus meinem Inneren. Völlig bewusstlos fiel ich um.
Ich schlug die Augen auf. Mein schweißgebadeter Körper lag schwer im Bett. Keuchend stand ich auf. Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Ich tastete mich zum Lichtschalter. Ich drückte ihn, aber es geschah nichts. Natürlich!“, dachte ich laut. „Die Lampe ist mal wieder Schrott.“ Aber trotzdem hatte ich ein mulmiges Gefühl im Bauch. Ich schaute auf die Uhr. Punkt Mitternacht. Etliche Fragen schwirrten durch meinen Kopf. „Was war dieser Traum? Was bedeutete er? Warum ich? Warum um Mitternacht?“, dachte ich. Erneut drückte ich den Schalter. Natürlich wieder nichts. Ich drehte mich um. Die Bäume vor meinem Fenster warfen Schatten auf mein Bett. Ich sah aus dem Fenster und dem runden Vollmond direkt ins Gesicht. Ich hörte Wolfsgeheul. Ängstlich schluckte ich. Irgendwie war das alles verdammt gruselig. Ich griff an die Zimmertür. Sie quietschte unheimlich, als ich aus dem Zimmer trat. Ich hörte nichts, außer einem Knirschen. Ich zuckte. Diese Nacht war irgendwie verhext. Ich konnte es einfach nicht verstehen. Ich schritt die Treppe hinunter. Die erste, zweite, dritte, vierte, fünfte, exakt die sechste Stufe knackte. Unten angekommen spürte ich plötzlich einen Luftzug, der meine empfindliche, nur in einem Schlafanzug warm gehaltene Haut, kühlte. Ich sah, dass die Tür offen stand. Ich traute mich raus. Ich atmete tief ein und wieder aus. Es war sehr kalt. Ich hatte jetzt auch noch meine Jacke vergessen! „Ja, toll. Das hat mir ja gerade noch gefehlt!“, dachte ich. Ich wollte zurück ins Haus, doch da fiel die Tür zu. Also war das Haus verschlossen. Ich rüttelte an der Tür. Nichts. Ich hatte meinen Schlüssel natürlich auch vergessen. Doch eigentlich müsste sich die Tür doch öffnen lassen. Ich rüttelte noch einmal heftig. Wieder nichts! Sie war ja auch zu. ,,Ja super, Melina! Das hast du ja mal wieder toll hin gekriegt!“, rief ich in leicht säuerlichem Ton. „Du stehst allein in der kalten Nacht und hast nicht mal eine Jacke an!“ Ich seufzte, doch ich kriegte mich wieder ein. Ich hatte das Gefühl, als ob ich von der Welt verlassen wurde. Doch ich ging weiter. Ich sah den Nebel, der eiskalt hinter den Baumkronen tanzte. Irgendetwas in meinen Gedanken gab mir das Gefühl, als ob der eiskalte Nebel mit mir sprach. Er erinnerte mich an meinen Traum. Würde der Traum Wirklichkeit werden? Doch ich sah keine Wiese weit und breit. Ich ging durch eine Baumallee, rüber in den Wald. Mein Herz pochte und pochte, immer schneller und schneller ... tok ... tok ... tok ... Ein kalter Wind wehte mir durch meine braunen Haare. Ich ging immer tiefer in den Wald hinein. „Melina, was willst du denn hier im Wald? Gehe zurück nach Hause, Melina!“ Eine leise Stimme, so schön wie der Klang einer Sinfonie, ertönte in meinen Ohren. Doch ich hörte nicht auf die Stimme. In dem Moment war mir alles egal. Ich ging langsam, Schritt für Schritt, weiter und ließ mich von nichts stören, bis ich auf einmal anhielt. Mit klopfendem Herzen stand ich auf dem harten, dreckigen Boden und schaute ängstlich nach oben. Ich wusste überhaupt nicht, was ich hier zu suchen hatte. War das hier ein Traum?
Kapitel 2: Die erste Begegnung mit Johannes
Nein, nein, nein, das konnte einfach nicht sein. Ich träumte nicht. Es war echt passiert! Während ich nach oben, auf dem Himmel schaute, sah ich nur grausame, große Baumkronen, die so aussahen, als würden es nach mir greifende Hände sein.Immer wieder hörte ich Wolfsgeheule. Es war die schrecklichste Nacht meines 17-jährigen Lebens. Ich hatte so ein mulmiges Gefühl, als ich da so alleine in der schrecklich, kalten Nacht stand. Doch ich versuchte einfach nicht daran zu denken. Aber plötzlich hörte ich wieder dieses Kreischen, das auch in meinem Traum vorkam. Dieses Kreischen, das mir Angst einjagte und dieses Kreischen, das mein Herz noch schneller pochen ließ. Ich wusste einfach nicht, was das alles zu bedeuten hatte. Ich stand hier auch noch alleine!!! Ich durfte einfach nicht aus dem Haus abhauen. Es ist mein Fehler. Doch ich hatte jetzt keine Zeit, um über so etwas nachzudenken. Auf einmal spürte ich einen leichten Atemzug an meinem Hals entlang atmen. Mir stockte der Atem und ich drehte mich ängstlich um.
Nichts. Ich schaute überall, zu allen Seiten. Trotzdem nichts. Was war das? Oder wer war das? Vor Angst stiegen mir langsam entsetzliche Tränen in die Augen. Ich blinzelte schnell, hielt aber trotzdem Ausschau. Ich spürte, wie mein Blut in meinen Adern gefror und ein kalter Schauer lief mir über den Rücken. Ich wollte einfach los schreien und weglaufen, doch vor lauter Angst hatte ich keine Stimme mehr und stellte mir vor, als ob meine Füße im Boden festgewurzelt waren. Plötzlich spürte ich einen schmerzhaften Stich im Hals. Irgendwie hatte ich das Gefühl, als ob jemand mein Blut aussog. Mir wurde schrecklich schwindelig und ich hatte das Gefühl, langsam zu sterben. Aber ich lebte noch. Ich merkte, dass ich nicht alleine war. Mit einem ängstlichen Gefühl drehte ich mich um und sah DAS. Ich riss die Augen auf. Eine Gestalt. Diese Gestalt stand hinter mir, ohne dass ich sie bemerkte und baß mich in den Hals. Es war ein Junge. Er hatte ein blasses Gesicht und ein rotes und ein blaues Auge. Er sah ein wenig merkwürdig damit aus. Seine Haare waren lockig und braun. Er war wunderschön. Trotz seiner beiden Augen. Die Gestalt lächelte mich zufrieden an. „Hallo, meine Liebe. Endlich habe ich die Gelegenheit gefunden, dich zu sehen. Ganz alleine und ungestört, nur wir beide!“, sagte er mit seiner lieblichen, männlichen Stimme. Seine Blicke verfolgten jede Bewegung, die ich tat. Ich wusste nicht, wer er war und was er von mir wollte. Ich wusste gar nichts über ihn. „Wer bist du? Was willst du von mir?“, fragte ich deutlich. Es war das erste mal, dass ich so viel Angst vor jemandem hatte. Und zwar vor IHM. Er ist mir zwar nicht so gefährlich vorgekommen. Aber nur bis jetzt. Es könnten etliche Sachen passieren. Als ich merkte, dass er langsam auf mich zukam, schrie ich weinend: „Nein, geh weg. Lass mich in Ruhe. Was willst du von mir?“ Ich hatte Angst, dass er mir weh tut, dass er mich verletzt. Ich versuchte seinen Augen auszuweichen. Aber ich merkte, dass die Blicke so stark waren, dass ich einfach nicht widerstehen konnte. Erst jetzt merkte ich, dass er nicht normal war. Es war nicht normal, ein rotes und ein blaues Auge zu haben. In dem Moment wusste ich, dass er kein Mensch war. „Ich? Ich bin Johannes, ein Vampir!“, antwortete er auf meine Frage. Er kam immer näher an mich ran. Woher kannte er mich denn überhaupt? Er schaute mir tief in die Augen. Langsam tastete er nach meiner Hand. Seine Hände waren schrecklich kalt und blass. Sie fühlten sich eiskalt an, wie ein Stich ins Herz. Mit leisen Schritten ging er hinter mich. Ich bewegte mich nicht vom Fleck. Johannes hatte nur einen Blick auf meinen Hals. Er wollte mich wieder beißen! Mit seinen kalten Händen streichelte er meinen Hals und küsste dann langsam mit seinen roten Lippen. Es war ein Kuss, das mich meinen ganzen Leben begleiten wird. Ich spürte den Kuss so kräftig, als ob mich jemand kräftig mit einer Nadel in den Hals stach. Mir wurde schwarz vor den Augen und ich sah nur noch verschwommen.
Es war so, als ob mein Körper durchtrennt wurde. Es tat so weh und ich spürte mein Blut meinen Hals entlang runter fließen. Doch trotzdem wagte ich es nicht, mich auch nur einen Millimeter zu bewegen. „Melina, ich spüre deine Angst!“, sagte Johannes lieblich. Schnell widersprach ich: ,,Nein, es ist nicht wahr. Ich habe überhaupt keine Angst vor dir!“ Ich wollte ihn einfach weg drücken und weglaufen. Ich wollte Johannes einfach vergessen und nach Hause rennen. Ich musste einfach weg. Einfach weg. Aber schon bald merkte ich, dass ich nicht konnte, weil Johannes mich am Arm festhielt. Sein Griff war so stark, dass ich mich nicht bewegen konnte. Ich drehte mich zu ihm: ,,Lass los, Johannes!“, brüllte ich. Johannes lächelte mich liebevoll an. „Mein Schatz, ich liebe dich doch! Bitte, bleib doch hier!“ sagte er. Ich lächelte sehr schwach zurück. War er mir zu gefährlich? Ich wusste es nicht. Aber auf einmal fühlte ich ein Kribbeln im Bauch. Es war so, als ob mein Herz anfing zu rasen. Dieser Vampir war zwar gruselig, aber er war so lieb. Ich konnte nichts dagegen tun – ich war verliebt in ihn. Für keinen habe ich so viele Gefühle empfunden, wie ihm. Ich konnte einfach nicht anders. Aber plötzlich kam mir wieder der Gedanke, der mich aus meinen vorherigen Gedanken herausriss. Er war doch ein Vampir. Ein Vampir!!! Schnell hörte ich auf zu lächeln und wurde wieder ernst. „Du... du bist doch.....ein Vampir! Ich will nichts von dir. Lass mich gefälligst in Ruhe. Verschwinde!“, schrie ich. Ich sah seinen traurigen, runter senkenden Blick, der mich, wie ein Pfeil ins Herz traf. Johannes trat ein Schritt nach vorn, zu mir. Rasch trat ich zurück: ,,Johannes, bitte, ich bitte dich, lass mich in Frieden. Ich habe dir doch nichts angetan!“, weinte ich schluchzend. Aber schon bald sah ich, dass er mir gar nichts antun wollte. „Aber ich tue dir doch gar nichts. Ich......wollte nur dass du hier bleibst, weil ich... dich so liebe. Ich träume nur noch von dir und bin hierher gekommen wegen dir, verstehst du? Das ist alles. Ich will dich doch nur für mich gewinnen, weil ich... ohne dich nicht leben kann. Ich meine, es macht doch überhaupt keinen Sinn, ohne dich zu leben!“, sagte er traurig. Diese Worte ließen mir Tränen in die Augen schießen. Diese emotionalen Worte ließen mein Herz schmerzen. Aber ich schaute zur Seite und verschränkte die Arme vor meine Brust. Ich wusste in dem Moment gar nicht, was ich da tat... Könnte das wohl mein größter Fehler sein? Ich wusste es nicht... kein bisschen.
Der Vampir nickte langsam und ging mit kurzen Schritten zurück: „Gut, verstehe“, rief er leise. Johannes verschwand hinter dem eiskalten Nebel, der hinter den schrecklich großen Bäumen, tanzte. Ich konnte nicht fassen, was ich da sah... er ist weg... einfach verschwunden. „Nein, Johannes, warte. Ich liebe dich, es tut mir Leid. Ich hab es doch nicht so gemeint!“ Weinend rannte ich auf den blassen Nebel zu, wobei ich gehofft habe, dass er noch da wäre. Aber Johannes blieb verschwunden und ich fiel auf die Knie. Ich spürte die Schmerzen an meinen Knien, das sich so stark verbreitete, dass ich den Schmerz bis zu meinen Ohren fühlte... ein brennender Schmerz... Doch mir war es einfach egal. Egal, wie weh es auch tat. Ich vergrub mein Gesicht in meinen Händen: „Johannes, bitte komm zurück! Es tut mir schrecklich Leid. Bitte komm zurück, Johannes “, weinte ich. In diesem Augenblick, wurde mir auch bewusst, wie wichtig mir der Vampir nun wirklich war. Er war ALLES für mich. Ich würde für ihn sogar sterben, doch nun verlor ich ihn... wahrscheinlich auch für immer... Ich wollte Johannes zurück haben. Und ich war fest davon entschlossen, dass ich ihn finden würde. Das ich für ihn kämpfen würde, ganz egal, welche Hindernisse ich überwinden musste.
Kapitel 3: Eine Suche mit Erfolg
Der kalte Wind wehte mir durch die braunen Haare und schon langsam spürte ich die Biss-Wunden von Johannes im Hals. Es brannte, wie Feuer. Aber ich sehnte mich einfach nach seinem Kuss. Nach Johannes Kuss. Auch wenn r so schmerzhaft gewesen war, ich fand, dass er etwas Besonderes war. Sowohl Johannes als auch sein Kuss. Johannes wegen seiner Zärtlichkeit und der Kuss wegen dem Schmerz.
Ich legte mich langsam auf dem kalten Boden des Waldes und schaute zu den Sternen hinauf. Aber ich
konnte mich einfach nicht richtig darauf konzentrieren. Ich sah nicht die Sterne im dunklen Himmel... sondern nur Johannes. Sein Gesicht, sein Lächeln. Er war meine erste Liebe, die mein Herz für sich erobert hatte. Nur ER. Ich versuchte mich erneut zu beruhigen, aber immer wieder kamen mir Johannes Bilder in den Kopf. Vor allem seine wunderschönen verschiedenfarbige Augen, die im Vollmond hell strahlten. Bei den Gedanken, dass ich ihn ja schon verloren habe. Langsam schossen mir eiskalte Tränen in die Augen. Sie fühlten sich wie schrecklich kalte Eisbrocken an. Sie kullerten langsam über meine Wange, bis sie meinen Hals erreichten. Genau da, wo Johannes mich baß... es brannte, wie Feuer. „Johannes, komm zurück!“ Diesen Satz sagte ich die ganze Zeit vor mich hin. Die stille der Nacht beruhigte mich. Ich konnte wieder ruhig einatmen und ausatmen. Ich dachte gar nicht darüber nach, nach Hause zu gehen. Ich wollte alles vergessen...
Ich beschloss so lange zu bleiben, bis Johannes wieder zurückkommt. Langsam verhellerte sich der Himmel und die Sterne waren schon verschwunden. Plötzlich hörte ich ein Auto hupen - es war nicht weit von mir entfernt. „Na toll!“, dachte ich laut nach. Ich fand es nicht so toll, dass mich jemand von meinen Träumen wegzerrte. Doch trotzdem, ich bewegte mich nicht vom Fleck. Zum Glück fuhr das Auto an mir vorbei... Das dachte ich jedenfalls, weil ich hörte, wie es sich langsam entfernte. Erleichtert atmete ich auf. Doch plötzlich kam mir wieder der Gedanke. Johannes war doch ein Vampir und Vampire kämen doch immer nur in der Nacht! Wie sollte ich denn 12 Stunden ohne ihn aushalten? Es war unmöglich. Ich seufzte. Irgendwie musste ich das doch schaffen. Sonst kann ich es vergessen, dass er kommt... Langsam setzte ich mich auf. Ich konnte doch nicht die ganze Zeit hier herumsitzen. Ich würde Johannes suchen. Die Bäume rauschten leise im Wind. Ich ging los, einfach der Nase nach. Ich wollte nicht mehr auf ihn warten, ich wollte zu ihm gehen. Plötzlich stand ich, an einer finsteren Kreuzung. Nach links führte ein steiniger Weg, geradeaus ein schrecklich, finsterer Weg, nach rechts ein normaler und zurück wollte ich natürlich nicht. Die Kreuzung war so dunkel, dass man denken könnte, es wäre Nacht. War es aber nicht. Ich überlegte. Der normale Weg war mir zu einfach, der steinige zu gefährlich und der dunkle zu gruselig. Aber irgendwohin musste ich ja irgendwie hin. Ich atmete tief ein und trat ein Schritt geradeaus in die Finsternis. Es war so dunkel, dass ich gar nichts sah. Die Kälte kroch mir durch meinen dünnen Schlafanzug. Meine Beine schmerzten. Ich wusste nicht, wie lange ich schon ging, aber ich ging trotzdem weiter. Doch auf einmal stolperte ich. Hä? Auf einem geraden Weg? Ich rappelte mich auf und knallte gegen eine Säule. Ich fühlte, wie mein Blut in den ganzen Körper schoss. Ich schüttelte mich. Jetzt wollte ich es unbedingt genau wissen. Ich kniff die Augen fest zusammen. Neben mir stand eine schwach leuchtende Laterne. Ich sah, dass ich vorhin gegen einen Baum geknallt bin. Ich war über einen Stein gestolpert. Einen Stein? Nein, ich sah ganz viele Steine. Aber es waren keine Steine - es waren Platten. Außerdem sah ich hier verrottete Blumen und Gräber. Ich war auf einem Friedhof. Und an einem Baum lehnte...: „Johannes!“, rief ich aus. Ich lief zu ihm hin.
Sein Gesicht wurde noch blasser, als es ohnehin schon war. „Melina, lauf weg!“, rief er hektisch. ,,Warum?“, fragte ich beunruhigt. „Ich will nicht von dir weg. Ich habe dich wie verrückt gesucht!“ ,,Aber du musst, Melina. Sonst bist du in großer Gefahr!“, sagte Johannes besorgt. ,,Aber wieso?...“, setzte ich wieder an. „Melina ich bin ein Vampir und du eine Sterbliche. Es gibt eine dunkle Macht, angeführt von Oxidus, die die Liebe zwischen einem Vampir und einer Sterblichen verbietet. Denn laut der Prophezeiung kann nur diese seine Macht brechen!“, rief er. „Okay, aber wenn ich verfolgt werde, dann verfolgen sie dich doch auch. Nein, das lasse ich nicht zu! Ich werde dich nicht alleine lassen“, entgegnete ich. Johannes nickte: ,,Ich lasse dich auch nicht alleine. Wir stehen es zusammen durch. Wir werden es schaffen!“ Plötzlich hörte man das Stampfen vieler Füße auf dem matschigen Boden. Es kam direkt auf uns zu. Schnell stellte sich Johannes vor mich und hielt meine verschwitzte Hand. „Sag nichts, okay?!“, warnte mich Johannes sorgenvoll. Bevor ich etwas erwidern konnte, kam eine ganze Armee von Männern. Alle hatten strenge, grüne Anzüge an. Doch... dann sah ich es. Alle hatten feuerrote Augen (beide Augen waren feuerrot) und waren blass, genauso, wie Johannes. Diese Armee stellte sich genau vor Johannes und mich. „Was wollt ihr hier?“, fragte Johannes. Aber keiner von ihnen antwortete. Doch dafür kam ein anderer. „Ah, wen haben wir denn hier? Johannes... ist ja toll sich nach endlosen Jahren zu sehen!“, sagte es grinsend. Er war genauso blass, wie die anderen. „Oxidus, was willst du von mir? Was hast du hier zu suchen?“ Ich dachte leise nach. Das war also Oxidus, der die Liebe zwischen mir und Johannes verbat. Was für ein Mistkerl! ,,Ich? Hier? Ich weiß, dass du eine Sterbliche liebst, Johannes. Aber DU kannst meine Regeln nicht brechen. Moment... ich spüre was... Ich spüre eine Sterbliche in der Nähe!“ Dabei schaute er in die Gegend. Dann sah er mich. Ich betrachtete ihn genauer. Er war nicht wirklich ein Mensch. Er hatte einen Menschenkörper bis zur Hüfte und zwei schwarze Wolfsbeine. „Er kann sehr gefährlich werden!“, flüsterte mir Johannes zu. ,,Schluss jetzt!“, brüllte Oxidus. „Wer ist die Sterbliche bei dir?“. Seine rote Lederjacke leuchtete. ,,Scheiße!“, murmelte ich. „Jetzt haben wir ein Problem.“ „Wer ist sie?“, brüllte Oxidus erneut. Er ging mit trappelnden Wolfsschritten auf Johannes zu. Dieser hob trotzig den Kopf. „Das verrate ich dir nicht!“ Er drückte meine Hand noch fester. Erschrocken merkte ich, wie ähnlich sich Johannes und Oxidus vom Aussehen waren. Bis auf die Wolfsbeine. Er funkelte Johannes an, dann schritt er um uns herum. „Jetzt reicht es!“, schrie ich laut. „Johannes trifft keine Schuld. Lasst ihn in Ruhe!“. Ich konnte einfach nicht mehr. Johannes murmelte etwas Unverständliches. Dann drehte sich alles.
Als ich die Augen wieder aufschlug, war ich zurück im Wald. Johannes saß neben mir. ,,Wie? Wie hast du das denn geschafft?“, fragte ich. Johannes lächelte: ,,Ich bin doch ein Vampir, schon vergessen?“ Ich lehnte meinen Kopf an seine Schulter. Sie war kalt. Doch das war mir egal. Dann wurde er wieder ernst. „Melina, ist dir schon aufgefallen, dass du nach meinem Biss keine Vampirin geworden bist?“ Stimmt! Ich nickte langsam. „Es gibt ein Geheimnis. Ich bin ein Halbwesen, halb Vampir halb Mensch. Ich bin weder Vampir noch Mensch und doch beides.“ Ich verstand es nicht. Johannes fuhr fort: „Ich habe wie ein Vampir die Fähigkeit, ewig zu leben. Ich kann auch andere beißen, aber nur ohne zu sie zu Vampiren zu verwandeln. Außerdem kann man mich töten, denn ich besitze die Verletzlichkeit eines Sterblichen.“ Das war eine interessante Geschichte. Daher kam also auch die Farbverschiedenheit von Johannes Augen. Doch das war mir jetzt egal. Wir beide saßen in der stillen, dunklen Nacht. Wir lagen auf dem gefrorenen Waldboden und betrachteten die Sterne am Himmel. Auf einmal sagte Johannes: ,,Schau mal, Melina, die Sterne bilden einen Herz!“ Ich fühlte mich so gut bei ihm, wie noch bei keinem. Vor Aufregung kribbelte mein Bauch. Doch dann fiel mir eine wichtige Frage ein: ,,Johannes, wie alt bist du eigentlich?“ flüsterte ich leise in sein Ohr. ,,Ich? Ich bin 18 Jahre alt, wieso?“, antwortete er leise. Doch ich wusste genau, dass er mich anlog. „Johannes, gib es zu, du bist nicht 18! Okay, sagen wir mal wenn du 18 bist, dann schon länger“, murmelte ich fragend. Johannes gab mir sofort eine Antwort: ,,Ich bin 374 Jahre alt! Aber... es macht dir doch nichts aus, oder? Ich meine...“ ,,Nein. Johannes!“, unterbrach ich ihn schnell, ,,Natürlich nicht!“ Er drehte sich zu mir und schaute mir tief in die blauen Augen. Ich umarmte ihn. Ich genoss den Augenblick. Aber plötzlich, wie aus dem Nichts, hörten wir beide einen entsetzlichen Schrei. Johannes ließ mich schnell los. ,,Tina!“ Er stand auf und riss mich mit ihm. Wer war Tina? Johannes Freundin? Liebte er mich nicht? Hoffentlich irrte ich mich. „Was hast du, Johannes? Wer ist Tina?“, schrie ich ängstlich. „Meine Schwester ist in Gefahr, Melina!“
Kapitel 4: Ein Besuch im Kerker von Oxidus
Johannes brüllte keuchend und in voller Panik. Er lief, und ich lief so schnell möglich hinterher, noch tiefer in den Wald hinein. Und dann sahen wir es auch... Oxidus. Schon wieder. Ein Mädchen genau neben ihm... sie hatte feuerrote, lange und gelockte Haare, ein ebenso blasses Gesicht wie ihre Bruder und trug ein weißes Kleid mit schwarzen Rüschen vorne. Außerdem hatte sie ein rotes und ein blaues Auge. Sie war also auch eine Halbvampirin. Es war vermutlich Tina. Sie war an einem Baum gefesselt. Das natürlich auch wegen Oxidus. „Hallo Bruderherz! Ich habe unsere Schwester gefangen genommen, damit du mir jetzt endlich verrätst, wer die Sterbliche ist!“, säuselte Oxidus. ,,Mein Bruderherz!“, säuselte Johannes zurück. Mir stockte der Atem. Oxidus und Johannes waren also Brüder?! Deswegen also die Ähnlichkeit! Und Tina, die Vampirin, war also ihre Schwester... Ich schreckte aus meinen Gedanken hoch. Johannes Gesichtszüge waren hart geworden, er brüllte laut: ,,Ich lasse mich nicht so leicht unterkriegen, Oxidus!“ Sein kaltherziger Bruder zückte ein Taschenmesser und hielt es Tina unter den Hals. „Du hast die Wahl!“ Johannes wehrte sich, etwas zu sagen. Doch Oxidus schnitt Tina bereits in den Hals. Man sah, wie Tinas Haut riss. Dabei floss ein bisschen Blut heraus. Tina schrie laut auf. Ich fand diesen Anblick schrecklich. Wie konnte Oxidus nur so was tun? Oxidus lachte, als er mein Gesicht sah: ,,Ah... DU bist also die Sterbliche! Ja, aber eine sehr hübsche sogar. Dein Blut, oh ja ich, ich spüre dein Blut...“ Er löste Tinas Fesseln. Mit einer ruckartigen Bewegung hatte er mir die Fesseln umgelegt. Er schloss die Faust und die harten Fesseln zogen meinen Körper zum Baum. Ängstlich warf ich Johannes einen hilflosen Blick zu. Er sagte nichts, doch sein Gesichtsausdruck wollte mir wohl sagen, dass alles gut gehen wird. Wie konnte denn alles gut gehen? Neben mir stand Tina und flüsterte mir zu: ,,Nur die Liebe zwischen einer Sterblichen und einem Vampir kann Oxidus Macht brechen.“ Dann war sie verschwunden. Plötzlich wusste ich, was zu tun war. Ich entspannte mich. Auch Johannes wusste es anscheinend. „Na so was, das nenne ich ja wahre Liebe, Süße!“, sprach Oxidus. „Es tut mir ja schrecklich Leid euch beiden trennen zu müssen! Wache, bringt Johannes in den Kerker!“ Dann plötzlich schoss mich ein entsetzlicher Schmerz im Herz. Ich rief: ,,Aber... aber Johannes... Was macht ihr denn mit ihm? Tut ihm bitte nichts an! Bitte lasst ihn gehen...“, keuchte ich schrecklich. Aggressiv wandte sich Oxidus zu mir und hielt sein silbernes Messer vor meinem Hals: ,,Wenn du jetzt nicht sofort aufhörst, deine Klappe aufzureißen, wird es dir genauso wie Tina ergehen!“, brüllte er mich an. Er schaute mich mit seinen feuerroten Augen an... so gemein und kalt wie zuvor. So habe ich mich getraut noch einen Satz zu sprechen. Es war mir einfach egal, was mir passieren würde... „Egal was du mit Johannes machst, ich werde ihn immer lieben!“, sprach ich. Meine braunen Locken fielen mir ins Gesicht. Oxidus lachte scheußlich, dann setze er sein Messer und stach mir langsam in den Hals. Vor Schmerz kniff ich die Augen fest zusammen. „Ach, tut doch nicht so, als ob du einen wie Johannes lieben würdest!“, grinste Oxidus kaltherzig. Ich hatte das Gefühl, als ob er meinen Schmerz ein paar Momente lang genoss. Johannes, der noch nicht in den Keller gebracht worden war, schrie laut auf und lief auf seinen Bruder zu: ,,Du Feigling! Wie konntest du nur! Lass sie sofort in Ruhe!“ Er wollte Oxidus von mir weg schubsen, damit er mir nicht noch mehr wehtat, doch Oxidus Wachen hielten ihn brutal zurück und brachten ihn weg. ,,Johannes!“, kreischte ich weinend. Ich versuchte mich von den Fesseln zu befreien, doch es ging einfach nicht. Ich schüttelte mich heftig, aber trotzdem - die Fesseln waren zu fest zusammengebunden. Ich schloss meine Augen, um meine Tränen zu unterdrücken. Ich sagte lautlos die Ganze Zeit ,,Johannes“. Aber das hätte mir eigentlich auch nicht mehr weiter geholfen. Es tat schrecklich weh, an ihn zu denken... Aber auf einmal merkte ich, dass meine Fesseln sich etwas auflösten. Ich wurde befreit... von Oxidus. „So, und jetzt kommst du mit!“, sagte er laut. Er nahm meine Hand und hielt sie ganz fest. Er zog mich noch tiefer in den Wald hinein. Ich fühlte mich so, als ob der finstere Wald mich in sich hinein zog. Wolfsgeheul drang in meine Ohren. Oxidus hörte einfach nicht auf, mich noch weiter in den Wald zu ziehen. „Oxidus, bitte lass mich los. Bitte!“, murmelte ich und versuchte mich von seinen festen Griff zu befreien. Er riss mich einfach mit, bis wir auf einer Lichtung angekommen waren. Da lockerte Oxidus seinen Griff. „Ich muss mit dir reden!“, sagte er.
Seine Stimme klang anders, als sonst - also nicht böse, wie er eigentlich immer mit mir so geredet hatte, sondern lieb. Das wunderte mich. „Ich liebe dich!“ Als ich diesem Satz gehört hatte, spuckte ich vor Oxidus auf dem Boden. „Ich hasse dich aber! Wie kannst du nur so ein Mistkerl sein?“, schrie ich ihn laut an. Oxidus schaute mich schockiert an. „Ich weiß das schon! Aber ich werde dich trotzdem heiraten.“ Sein Gesicht war vor Kummer total verzerrt. Er schloss seine Faust und ich konnte mich nicht mehr bewegen. Dann wurde ich müde... Entsetzlich müde sogar....
,,Melina, Melina!“ Ich schüttelte mich. Die Wände um mich herum waren schwarz. Ich lag auf dem Boden. Das Fenster war klein und vergittert. ,,Melina, Melina!“ Schon wieder diese Stimme. Moment, die kannte ich doch! Johannes! „Johannes, ich bin hier!“, brüllte ich. „Ein Glück, du lebst!“, rief er erfreut. Seine Stimme klang gedämpft durch die Mauern. „Wo sind wir?“, fragte ich. ,,Im Kerker von Oxidus Burg!“, antwortete er. „Das ist egal, solange ich bei dir bin!“, antwortete ich. „Ja, alles wird gut“, rief er. „Aber schau dir den Zettel an der Wand an!“ Ich guckte rasch darauf.
Tagesplan für Melina
6 Uhr: Besuch von Oxidus
9 Uhr: Frühstück
12 Uhr: Arbeit
14 Uhr: Mittagsessen
15 Uhr: Arbeit
24 Uhr: Hochzeit mit Oxidus
Ich schrie auf. ,,Johannes! Ich muss Oxidus um 24 Uhr heiraten!“ Da öffnete sich quietschend die Tür und Oxidus stapfte herein. ,,Engelchen, willkommen in meinem gemütlichen Heim.“ Mit langsamen Schritten kam er auf mich zu. Ich bewegte mich nicht vom Fleck. „Was willst du denn noch von mir, Oxidus? Du hast gewonnen. Du hast mich von Johannes getrennt. Ist es das alles, was du willst?“, weinte ich. Oxidus grinste: ,,Ich habe gewonnen, wenn ich dich als Frau habe. Dann ist alles einfach perfekt.“ Ich schaute ihn fassungslos an: ,,Du bist ein Mistkerl, weißt du das? Du hast mein Leben zerstört, aber trotzdem hast du nicht genug davon!“ Nun stand Oxidus vor mir und streichelte mit seinen eiskalten Händen meinen Kopf. Er rief: „Du siehst so unheimlich bezaubernd aus, wenn du ausrastest!“ Seine roten Augen hatten nur einen einzigen Blick auf meinen Hals. Ich schubste ihn weg: ,,Lass die Hände weg von mir! Ich hasse dich! Ich werde dich nie in meinem Leben heiraten!“ Ich ging nach hinten, damit er mir nichts antun konnte, solange, bis ich mich nur noch an die Wand stützen konnte. Aber... wo war er denn jetzt??? ,,Oxidus?“, fragte ich ängstlich. Plötzlich erschien er direkt vor mir und drückte mich ganz fest an Wand. „Melina, ich liebe dich über alles. Warum verstehst du es nicht? Ich würde für dich alles tun, im Gegensatz zu Johannes. Er würde dich doch vergessen. Doch ich würde alles für dich tun!“, bettelte Oxidus. Er schaute mir direkt in meine blauen Augen. Oxidus Blicke jagten mir scheußliche Angst ein. Erst jetzt merkte ich, dass sich seine Pupillen überhaupt nicht bewegten. Ich konnte seinen keuchenden Atem hören. Meine Augen wurden tränenschwer. Ich hatte Angst. ,,Nein, Oxidus. Das kannst du vergessen! Das mit uns wird nichts. Ich liebe nur Johannes. Dich werde ich nicht lieben!“, sagte ich kleinlaut. Langsam ließ mich Oxidus los. „Na, dann freue dich auf UNSERE Hochzeit. Dagegen kannst du nichts tun, denn dann gehörst du endlich mir. Erst dann kannst du den Schmerz auch ertragen, den ich wegen dir spüren muss... Johannes wird es genauso ergehen!“, schrie er wütend. Ich antwortete schnell: ,,Was wird Johannes genauso ergehen? Oxidus, bitte lass Johannes aus der ganzen Sache raus! Tue ihm bitte nichts an, hörst du?“ Ich hatte noch nie so viel Angst, wie in dem Moment. Oxidus antwortete: „Ich werde ihn erhängen.“ Dann machte sich Oxidus aus dem Staub. Dieser Satz machte mir Angst. Ich schrie nach Johannes, aber ich bekam keine Antwort. Wo war er denn bloß? Ganz bestimmt hatte Oxidus etwas damit zu tun. ,,Johannes!“, schluchzte ich. War er schon tot? Ich schaute aus dem schwarzen Gitterfenster heraus. Ich musste hier irgendwie raus. Also plante ich einen möglichst schnellen Fluchtweg. Ich rüttelte an dem Fenster. Doch gar nichts passierte. „Mist!“, schrie ich und vergrub mein Gesicht in meinen schweißgebadeten Händen. Ich durfte Johannes nicht verlieren. Auf einmal, wie aus dem Nichts erklang eine zärtliche Frauenstimme, die mir irgendwie bekannt vorkam. Sie kam von vor dem Gitter. Endlich konnte ich sie erkennen. Es Johannes Schwester, Tina.
Kapitel 5: Eine Rettung und viel Blut
„Hey!“, rief sie flüsternd. Vor Aufregung fing mein Herz an, schneller zu pochen. ,,Oh, Tina, ein Glück, dass du gekommen bist! Ich dachte, ich sterbe hier noch. Wo ist denn Johannes?“, sagte ich. Tina antwortete freundlich: ,,Keine Sorge, er ist bei mir! Dich müssen wir auch noch irgendwie hier raus bekommen.“ „Johannes ist bei dir?“, platze es aus mir heraus. Ich merkte, dass mir ein Stein vom Herzen fiel. Plötzlich verschwand Tinas Gestalt und tauchte direkt neben mir auf. „Ja, Und falls du es gesehen hast, kann ich mich auch teleportieren, sowie Johannes es kann“, murmelte Tina leise. Ich fragte erstaunt: „Teleportieren?“ Sie antwortete langsam: ,,Ja, wenn ich dich teleportiere, so kann ich dich in Sekundenschnelle zu einem anderen Ort bringen, so schnell wie Schall sind wir dann! Doch der Versuch ist für Sterbliche, wie dich viel zu gefährlich. Du könntest sterben.“ Ich redete schnell weiter: ,,Es ist mir egal. Alles ist besser, als Oxidus zu heiraten!“ Sie unterbrach mich schnell, ehe ich ausreden konnte: ,,Nein, nein, nein... Das kommt auf gar keinen Fall in Frage! Johannes würde mir das nie verzeihen!“ Ich dachte direkt an Johannes... an seinen leuchtenden Augen... „Tina, wenn etwas passiert, dann sage Johannes, dass ich ihn liebe. Ich werde immer in seinen Herzen sein. Immer!“, rief ich. „Bist du dir wirklich sicher bei der Sache?“, seufzte Tina unsicher. Ich nickte eifrig: ,,Ja, todsicher sogar!“ Tina nahm meine zitternde Hand und drückte ihre Fingerspitzen auf meinen Arm - direkt auf meinen Puls... „Schließe die Augen!“, befahl Tina. Ich tat genau das, was Tina mir sagte. Plötzlich hörte ich einen Augenblick lang nichts... nur das Fließen meines Blutes durch meinem ganzen Körper. Dann machte ich meine Augen auf und sah Tina mit ihren roten Haaren lächeln. „W… was ist passiert? Tina, wo bin ich denn?“, stotterte ich verlegen. „Du bist in Sicherheit! Ich habe dich aus Oxidus Kerker raus und in Sicherheit teleportiert“, lächelte Tina. Doch ich bemerkte einen stechenden Schmerz in meinem Arm. Eine lange, blutige Wunde über meinem Puls konnte ich erkennen. Ich sah Tina hilflos an: ,,Warum blutet mein Arm?“ Tina antwortete: ,,Wenn Vampire eine Sterbliche teleportieren, stirbt die Sterbliche normalerweise. Aber du hat es überlebt, indem du nur eine Wunde bekommen hast. Wusstest du, dass du ein sehr besonderer Mensch bist? Eigentlich müsstest du sterben!“ Tina lachte schwach. Dann verschwand sie und erschien wieder. Sie hatte eine kleine, grüne Flasche in der Hand. „Komm her, das ist eine Heilungsflüssigkeit. Sie kann deine Wunde wieder heilen. Aber es tut ein bisschen weh! Es brennt auf jeden Fall“, flüsterte sie. Ich überreichte ihr meinen Arm. Sie nahm ihn vorsichtig und schüttelte langsam ein paar Tropfen auf die Wunde. Sie hatte recht. Es brannte wie Feuer. Ich biss mir vor Schmerz auf die Lippe, bis ich Blut schmeckte. „So, jetzt darfst du es auf gar keinen Fall anfassen, weil es sonst nicht mehr wirkt.“, sagte Tina freundlich. Sie führte mich in einem Raum, wo es sehr viele Blutlachen gab. So viel Blut an der Wand. Mir wurde irgendwie schlecht, das ganze Blut zu sehen. Tina sagte: ,,Das war früher ein Kampfsaal, wo Vampire um eine Sterbliche kämpften und derjenige, der den Kampf verloren hatten, musste gehackt werden. Das war eine alte Tradition. Hart, was?“ Ich nickte: ,,Gibt es die Tradition noch?“ Tina nickte ebenfalls: ,,Ja. Jedenfalls für Oxidus, meinem Bruder. Er will mit Johannes um dich kämpfen!“... ,,Aber! , rief ich. „Ich liebe Johannes und ich will nicht, dass er um mich kämpft!“- ,,Tja, da wirst du wohl nichts machen können!“, antwortete Tina. Ich hakte nach: ,,Aber wie kämpfen sie denn?“ „Es gibt 3 Kämpfe“, sagte Tina. „Der erste ist ein ganz normaler Kampf mit Degen, Pfeil und Bogen oder Schwertern. Der zweite Kampf ist ein Wettkampf der Magie. Wer stärkere Magie hat, gewinnt hier. Und der dritte Wettkampf, ist der der Liebe. Wer die Sterbliche mehr liebt, gewinnt diesen Kampf. Und wer mehrere Kämpfe gewonnen hat, gewinnt die Sterbliche.“ - ,,Und wenn die Sterbliche nicht will?“, fragte ich vorsichtig. Tinas Miene verdüsterte sich. „Dann wird sie auch gehackt!“ - ,,Dann werde ich halt lieber gehackt! Alles ist besser, als Oxidus zu gehören!“, sagte ich. „Nein, das darfst du doch nicht so sagen!“, murmelte Tina sorgenvoll. „Okay, aber ich dachte Johannes wäre bei dir! Wo ist er denn?“, fragte ich. „Komm mit!“, rief Tina. Sie nahm meine Hand, rannte los und zog mich einfach mit. Ich wusste nicht, wohin wir liefen, aber ich vertraute Tina einfach. Wir liefen beide so lange, bis Tina abrupt inne hielt. Sie lachte: ,,Bruderherz, deine Freundin ist da!“ Johannes Stimme ertönte: ,,Melina? Bist du da?“- ,,Ja!“, antwortete ich fröhlich. Johannes kam hinter einem Baum hervor und umarmte mich, doch ich fragte: ,,Stimmt das mit dem Duell?“ Johannes nickte hilflos. „Ja, Oxidus möchte dich einfach nicht in Ruhe lassen. Er hat es mir im Kerker mit dem Duell mitgeteilt. Vermutlich denkt er, er gewinnt das Duell, bekommt dich, und ich werde gehackt.“ Sanft legte ich ihm einen Arm auf die Schulter. „Das hoffe ich natürlich nicht. Du wirst immer meine Liebe als Unterstützung haben.“ Johannes lachte: ,,Ich liebe dich auch Melina, egal was in dem Duell passieren mag.“ Johannes nahm meine zitternde Hand. „Doch ich werde solange kämpfen, wie ich kann. Ich werde ich für kämpfen! Ich möchte nicht, dass Oxidus dir etwas antut!“, sagte Johannes. Mein Herz begann zu klopfen. Ich spürte wieder Schmerzen: ,,Nein, wenn wir sterben müssen, dann zusammen! Ich kann es nicht aushalten, auch nur eine Minute ohne dich leben!“, murmelte ich verzweifelt. „Wann soll der Kampf dann stattfinden?“, fragte ich. Tina antwortete: ,,Morgen, um genau 24:00 Uhr im Kampfsaal. Aber das Problem ist, dass Oxidus mehr, bessere und stärkere Magie besitzt als Johannes und ich zusammen und Johannes leicht besiegen kann!“ Ich schüttelte heftig meinen Kopf: ,,Nein, Johannes wird es schaffen! Mann muss nur fest daran glauben.“
Kapitel 6: Eine wirklich zauberhafte Melodie
Plötzlich zog Johannes mich irgendwohin. Er hielt mich fest und ließ mich nicht mehr los, bis wir an einem ganz großen Raum ankamen, mit einem riesigen, wunderschönen Klavier innendrin. Es war der Kampfsaal. Ich wusste nicht, wie das Klavier in so kurzer Zeit hierher kam, aber egal. Ich lächelte: ,,Ein Klavier! Ist es dein Ernst?“ Ich ging dahin und drückte auf paar beliebige Tasten drauf. Eine Melodie erklang. „Kannst du spielen, Johannes?“, fragte ich begeistert. Seine leuchtenden Augen verrieten, dass er natürlich konnte. Er setzte sich auf den alten Hocker vor dem Klavier und spielte ein wunderschönes Stück vor. Es war wie ein Traum und das Beste, was ich in meinem bisherigen Leben gehört hatte. In meinem Bauch begannen „Schmetterlinge“ zu flattern und überall begann es zu kribbeln. Ich genoss diese Augenblicke wirklich, denn ich fühlte mich einfach nur so wohl bei Johannes. Ich liebte ihn wirklich. Langsam setzte ich mich neben ihn und schaute ihn an, direkt in seine Augen. Zuhörend lehnte ich meinen Kopf an seine kräftige Schulter und machte die Augen zu. Ich wurde müde, aber ich wollte nicht schlafen. Ich lauschte nur der herverragenden Melodie, die aus dem wunderschönen Klavier rausklang. Johannes spielte wirklich wie ein Profi. Ich erinnerte mich an den Tod meiner Mutter. Warum gerade jetzt in diesem wundervollen Augenblick, weiß ich nicht. Auf jeden Fall wurde sie ermordet (eine andere Möglichkeit hat die Polizei bei ihren Ermittlungen nicht gefunden). Am 23. April 1998 ging sie um Mitternacht aus dem Haus, sagt Dad. Genauso wie ich es jetzt auch tat. Ein alter Spaziergänger fand ihre Leiche unter einem Baum… voller Blut. Konnte es mir genauso gehen wie ihr? Ich wollte gar nicht daran denken. Als Mum starb, war ich noch sechs Jahre alt. Ihr Tod schmerzte sehr und als mein Vater nicht mal zehn Monate später ein zweites Mal heiratete, schmerzte es noch mehr. Seitdem bin ich sehr sauer auf Dad. Ich habe kein Problem mit Dads Frau, nur damit, dass ihm Mums Tod egal zu sein scheint. Und das ist mein Problem.
Dad und ich haben eigentlich eher wenig Kontakt, auch weil er zu seiner Frau gezogen ist und mich das Haus allein bewohnen lässt. Ich vermisse ihn trotz meiner Wut auf ihn…
Johannes hörte auf zu spielen. „Und, hats dir gefallen?“, fragte er. Er schaute mich geduldig an. Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen. Doch ich lächelte lieb und antwortete: „Aber natürlich, Johannes. Es war wunderschön!“ Und das stimmte ja auch, trotz der Tatsache, dass ich beim letzten Teil gar nicht aufgepasst habe. Nur eine Sache wunderte mich. Plötzlich war ich wieder hellwach und munter. Hatte das etwas mit dem Musikstück zu tun? Ich musste es herausfinden. „Dieses Musikstück habe ich selbst komponiert, aber nur einmal vorgespielt“, murmelte Johannes und stand langsam auf. Ich fragte mich wem, aber das war jetzt nicht wichtig, denn plötzlich hörten wir laute Schritte in der Ferne, die immer näher kamen. Ich wusste genau, wer das war. Jemand, der mich suchte.
Kapitel 7: In der Wand
„ Johannes, das ist Oxidus! Was mach ich denn jetzt?“, fragte ich panikvoll. Johannes schaute sich schnell um und zog mich dann mit sich. Er drückte mich an die Wand und machte schnelle Handbewegungen. Auf einmal war ich irgendwie in der Wand drin. Merkwürdig. „So, hier kann dich keiner sehen. Du musst ganz still sein, okay? Hören kann man dich nämlich. Ich glaube, Oxidus kommt jetzt“, flüsterte Johannes. Die Schritte wurden so laut, dass ich mir am liebsten die Ohren zuhalten wollte, doch ich konnte mich nicht bewegen. Wütend stampfte Oxidus mit seinen Wolfsbeinen herein. Ich konnte ihn noch durch einen klitzekleinen Schlitz in der Wand sehen, hoffte aber, dass Oxidus mich nicht durch den Schlitz sah. „Wo ist sie?“, brüllte er. Johannes antwortete: „Wen meinst du? Ähm… Tina ist im Wald… ähm...?!“ Johannes sah ängstlich aus und stotterte bei jedem Satz. Doch Oxidus war nicht blöd. Er bemerkte Johannes Stottern, schnüffelte in der Luft herum und grinste. Er ging auf Johannes zu und packte ihn am Kragen. „Ich habe gesagt, wo ist sie? Ich weiß genau, dass du sie hier irgendwo versteckst. Ich rieche ihr Blut. Raus mit der Sprache, Johannes! Du weißt, dass ich dich nur am Leben lasse, um an sie heranzukommen! Wenn du tot bist, wird sie mich heiraten müssen! In ein paar Stunden bist du tot und mein Ziel ist erreicht. Aber mach dir nichts draus. Ich werde sie ganz lieb behandeln. Sie wird nicht sterben, doch damit unsere künftige Ehe ewig hält, werde ich deinen und meinen Schatz wohl in eine Vampirin verwandeln müssen“, schimpfte er fies. Deswegen hat er also Johannes am Leben gelassen! Und als er es nicht geschafft hat, Johannes zu hängen und mich zu heiraten, wollte er Johannes als Geisel benutzen, um doch noch an mich heranzukommen! Und Oxidus will Johannes töten! Ich werde auch nach Johannes Tod niemals Oxidus Frau werden. Nur über meine Leiche… Oxidus bedeutete mir nichts. Und eine Vampirin wollte ich schon gar nicht werden. Vor allem nicht, um ewig an Oxidus Seite leben zu können. Da befreite Johannes sich von Oxidus Griff. „Und ich sagte, ich habe sie nicht gesehen! Also verschwinde gefälligst!“, schrie Johannes ebenso. Mein Herz klopfte wie wild. Ich hoffte, dass Oxidus das Klopfen nicht hörte. Ich machte mir unglaubliche Sorgen um Johannes. Am liebsten wollte ich versuchen, die Wand zu zerschlagen und Oxidus eine reinhauen, doch dann würde Oxidus Johannes bestrafen, weil er gelogen hatte. Vielleicht würde Oxidus Johannes sogar töten, denn ich war dann ja da, wo Oxidus mich sehen kann. Dann wäre Johannes tot und ich müsste Oxidus heiraten (Allerdings nur über meine Leiche). Also bewegte ich mich nicht von der Stelle. Ich konnte es ja sowieso nicht. Ich sah Johannes hilflose Blicke, die mir Tränen, die salzig schmeckten, in die Augen schossen. „Johannes, wehe du lügst mich an. Wenn sie hier ist, was ich glaube, bringe ich dich noch vor dem Kampf zwischen uns Beiden um. Denk dran!“, warnte Oxidus Johannes drohend. Ich sah das ganze Geschehen durch den kleinen Schlitz. Warum wartete Oxidus überhaupt noch bis zum Duell? Plötzlich kam Oxidus näher und verengte die Augen. Sah er mein Auge etwa durch den Schlitz? Mein Herz schlug noch schneller, so schnell, dass es mir fast den Atem nahm. Wenn ich mich bewegen könnte, würde ich mich ducken. Aber das ging nicht. Johannes bemerkte meine Notsituation und zog Oxidus zu sich. Er sagte „Ich habe dir gesagt, sie ist nicht hier. Was willst du noch?“ Oxidus schien nicht überzeugt. „Lass es, und jetzt verschwinde hier!“, sagte er bestimmt. „Wieso? Wenn du nichts zu verbergen hast, kann ich doch bleiben“, meinte Oxidus und kniff die Augen zusammen. Er war anscheinend zu weit weg, um mein Auge zu bemerken. Da sagte er zu meiner Erleichterung: „Aber gut, ich sehe sie ja zu deinem Glück nicht!“, zischte Oxidus. Er ging und knallte die Tür zu. Johannes löste mich mit seinen schnellen Handbewegungen aus der Wand. Ich lief auf Johannes zu und umarmte ihn kräftig. „Oh Johannes, ich bin so froh, dass dir nichts passiert ist!“, schluchzte ich verlegen. Johannes drückte meinen Kopf an seine Schulter und tröstete mich: „Alles wird gut, Süße. Beruhige dich. Ich werde dich beschützen.“
Kapitel 8: Eine interessante Vergangenheit
Auf einmal stürmte Tina ins Zimmer und fragte: „Wer war das gerade? Zufällig Oxidus?“ Ich nickte eifrig. „Ja, dieser Mistkerl sucht mich! Er drohte Johannes und sagte, er lässt ihn nur am Leben, um an mich heranzukommen. Oxidus glaubt fest daran, dass Johannes mich hier versteckt“, platzte es aus mir heraus. „Keine Sorge, alles wird gut. Wir müssen nur fest daran glauben!“, murmelte Tina sicher. Johannes seufzte. „Hoffen wir es!“ Tina lachte. „Ähm… ja… wollt ihr was trinken?“ Sie zog drei Metallbecher aus ihrer Jacke heraus. Sie sagte: „Das ist Kirschsaft für Melina und Blut für mich und Johannes.“ Ich sah das Blut in den beiden Metallbechern. Irgendwie fand ich das ganz unappetitlich. So schüttelte ich den Kopf. Tina war irgendwie merkwürdig. „Nein danke, ich habe keinen Durst, auch wenn Kirschsaft mein Lieblingsgetränk ist“, murmelte ich zurückhaltend. Ich überlegte, woher Tinas merkwürdiges Verhalten kam Johannes sagte: „Danke, aber ich auch nicht. Tina, wie kannst du denn in dieser Situation noch was trinken?“ Er schaute unbegeistert in Tinas rote Augen. Vielleicht dachte er dasselbe wie ich. Tina schüttete den Saft und das Blut aus, direkt auf den Boden. Ich wich vor dem Blut zurück. Es sah so widerlich aus, dass ich das Gefühl hatte, mich jeden Augenblick übergeben zu müssen. Es war einfach schrecklich. Ich unterdrückte das Gefühl. „Ich… ähm… ich… weiß nicht“, antwortete Tina auf Johannes Frage und wurde tomatenrot. Ich glaubte, einen flüsternden schatten hinter Tina zu bemerken. Als ich erneut hinsah, war er weg. Ich fragte jetzt Tina: „Tina, alles okay? Du bist ganz rot geworden… Oh mein Gott, Tina!“ Ich konnte meinen Augen nicht trauen. Vor meiner Nase fiel Tina bewusstlos um. Hatte das Trinken etwas mit dem Umfallen zu tun?
Johannes brüllte voller Panik: „Tina, Tina, wach auf. Was ist los?“ Er kniete sich zu ihr und fühlte ihren Puls. Irgendwie war sie kreidebleich. Ich fand alles so merkwürdig. Johannes meinte: „Wenn Oxidus dahinter steckt mit seiner schwarzen Magie, dann haben wir ein Problem. Ich erzähle dir jetzt etwas über die Vergangenheit von Tina, Oxidus und mir.“ Neugierig spitzte ich die Ohren. Johannes begann. „Tina und ich waren früher sterblich. Oxidus auch. Er lernte zaubern und verfluchte uns zu Vampiren. Durch die falsche Aussprache des Zauberspruchs wurden wir zu Halbwesen. Aus Versehen verfluchte Oxidus auch sich selbst, aber mit der richtigen Aussprache des Zauberspruchs. Über die Wolfsbeine weiß ich leider nichts. Aber Oxidus wurde machtgierig und fing an, uns zu hassen. Und weil du nicht ihn sondern mich liebst, hasst er mich noch mehr. Wir lernten, Zaubersprüche anzuwenden und uns gegen ihn zu wehren. Eigentlich hieß er Tom. Doch er nannte sich zu Oxidus um, weil dieser Name „einzigartig“ sei und Oxidus hielt sich für einzigartig. Außerdem sagt er, der Name soll auf irgendsoeiner Sprache „Tod“ oder „Rache“ heißen. Ich nenne ihn Oxidus, weil dann jeder weiß, von wem die Rede ist.“, erzählte Johannes. Ich verstand. „Tut mir Leid, dass er dich wegen mir noch mehr hasst“, sagte ich. „Schon okay. Er hätte mich und Tina auch vorher schon gerne umgebracht, doch bisher konnten wir fliehen oder uns wegteleportieren. Das könnten wir jetzt auch und dich mitnehmen, doch du würdest dich verletzen und Oxidus würde die ganze Welt ruinieren. Ich will ihm nicht alles überlassen, ohne wenigstens zu versuchen, ihn aufzuhalten. Denn wenn Oxidus erstmal Herrscher über die ganze Welt ist, wird es keine Freude und kein Glück mehr geben“, sagte Johannes.
Kapitel 9: Ein Tod und ein Kampf
Da verdunkelte sich die Zimmerdecke und blaue Blitze zuckten aus Tinas Körper. Erschrocken wichen Johannes und ich zurück. An der Decke formte sich inzwischen eine durchsichtige Gestalt von Oxidus. „Tina ist jetzt tot“, höhnte die Gestalt. Johannes und ich sackten zusammen. Tina war tot! Ich fühlte mich hohl und traurig und erinnerte mich an meine erste Begegnung mit Tina… Tränen liefen über meine Wangen. Sie schmeckten salzig. Johannes weinte noch nicht, aber ich sah, dass er mit den Tränen kämpfte. Wut stieg in mir auf. Tina war eine besondere Person gewesen. Und Oxidus hatte sie umgebracht.
„Ich habe sie umgebracht. Ich habe mich hinter sie teleportiert, sie getötet, mich wegteleportiert, euch kurz erzählen lassen und dann bin ich gekommen.“ Ich hatte mich also nicht getäuscht. der flüsternde Schatten war oxidus gewesen! Warum hatte er nicht Johannes umgebracht? Oxidus fuhr fort: „Erst durch meinen Tod erwacht sie wieder. Ich sag dir das, Bruderherz, damit ich ein unterhaltsames Duell bekomme, indem du ein bisschen mehr versuchst, mich umzubringen. Du schaffst es doch eh nicht. Mal sehen, was du draufhast. Wir werden das Duell hier und jetzt veranstalten. Melina ist auch hier, perfekt! Ich selber werde dich hacken!“, rief die Gestalt und schoss von der hohen Decke herunter. Schon stand Oxidus vor uns und grinste. Oxidus konnte also auch seine Gestalt ein wenig verändern. „Melina und ich werden heiraten!“ Ich grinste ironisch zurück. „Lieber sterbe ich, als dich zu heiraten!“ Oxidus erschrak, fing sich jedoch schnell wieder und grölte: „Zum ersten Duell! Schatz, geh aus dem Weg!“ Doch ich ging nicht. „Ich werde Johannes helfen, egal was es kostet!“, brüllte ich Oxidus an. „Ich will dich zwar nicht töten, aber wenn du Johannes unbedingt helfen willst… Auch zu zweit werdet ihr mich nie besiegen können!“, brüllte Oxidus zurück. Er trat Tinas Leiche brutal beiseite und stellte sich vor uns auf. „Und Johannes, können wir anfangen? Oder hast du etwa Angst?“, meinte Oxidus und grinste Johannes gemein an. Ich wollte den Kampf einfach beenden, indem ich Oxidus mit dem Silberschwert, welches er mir jetzt in die Hand drückte, mitten ins Herz stach. Aber nein… er war ja ein Vampir, es würde ihm nichts ausmachen. Das Schwert war angenehm kühl. Ich gab das Schwert Johannes. Er konnte 100%-ig besser damit kämpfen als ich, denn ich hatte es noch nie gemacht. Eigentlich hatte ich auch nicht vor, es je zu tun. Aber im Notfall würde ich eingreifen. Oxidus holte ebenfalls sein Schwert heraus. Nur seines war pechschwarz, wie sein Charakter. Auf einmal hatten sich beide Schilder in den Farben ihrer Schwerter herbeigezaubert. Oxidus bereitete sich für den brutalen Kampf vor. „Es tut mir Leid, Bruderherz, aber ich werde dich töten und Melina wird endlich mir gehören…nur mir!“, brüllte Oxidus lachend. Ich ging auf ihn zu und gab ihm wütend eine Backpfeife. „Du bist ein Mistkerl, Oxidus. Auch wenn Johannes sterben sollte und ich dich heiraten müsste, ich würde dich nie lieben. Du hättest dann meinen Geliebten umgebracht und ich würde mich selber umbringen, sodass es gar nicht zur Hochzeit kommen kann! Und außerdem wird Johannes nicht sterben! Er hat meine Liebe im Rücken!“, schrie ich den Tränen nahe. Oxidus sagte nichts, er riss mir ein Stück meiner Haut am Hals ab, indem er vorsichtig mit dem Schwert darüberging. Ich schrie vor Schmerz auf und sah mein Blut auf den Boden tropfen. Ich starb ja dadurch nicht. Ich wusste, dass er mich nicht verletzen wollte, aber vielleicht wollte er mich so dazu bringen, mich nicht ins Duell einzumischen. Dann hatte er es einfacher, Johannes umzubringen. Johannes rastete direkt aus und fing an, wie wild zu kämpfen. „Oxidus!“, schrie Johannes. „Wegen deinem Fluch bin ich zum Halbvampir geworden und ich hasse dieses Leben! Und jetzt tust du auch noch Melina weh!“ Ich versuchte, Johannes zu beruhigen. „Johannes, Liebling, mir geht’s gut. Beruhige dich…“, murmelte ich. Doch bevor er antworten konnte, schubste Oxidus mich brutal zur Seite und ich knallte mit dem Kopf gegen die blutige Wand des Kampfsaals. Das tat weh! Der ganze Schmerz war so extrem, dass ich ihn nicht lange aushalten würde. Meine Bezeichnung „Liebling“ für Johannes hatte Oxidus wohl veranlasst, mir wirklich wehzutun. Johannes schrie auf und schlug mit seinem Schwert heftig auf Oxidus ein. Doch dieser war ja – dummerweise – ein Vampir und so war es ihm egal. Außerdem war er schneller als Johannes. Er schützte sich mit seinem schwarzen Schild und rief: „Du brauchst dir überhaupt keine Mühe zu geben, du verlierst den Kampf doch eh!“ Oxidus schubste Johannes mit seinem Schild und Johannes fiel auf den Boden. Ich sah die Spur von Blut auf dem Boden, die ich mit meinem Hals hinterlassen hatte. So würde es allen Leuten gehen, wenn Oxidus erst einmal Herrscher über die ganze Welt war. Er würde alle Menschen töten und die Leichen zu seinen Dienern machen, sodass er das einzige lebende Wesen war. Okay, er war ein Vampir. Und Vampire waren nicht wirklich lebendig.
Ich sah, dass Johannes Chancen, den Kampf zu gewinnen, ziemlich niedrig waren. Langsam machte ich mir Sorgen um ihn, sowie vorhin als ich in der Wand war. Und noch mehr Sorgen machte ich mir um ihn, als Oxidus ihn mit seinem Schwert leicht nach unten drückte, indem Oxidus mit dem Schwert leicht in seinen Hals eindrang. Johannes Blut tropfte auf den Boden, doch er gab nicht auf. Ich sah, dass Johannes Oxidus mit seinen Beinen wegdrückte und schnell aufstand. „Ich gebe nicht auf, Oxidus. Solange ich noch lebe, werde ich gegen dich kämpfen!“, brüllte Johannes mühevoll. Meine Angst und mein Herzschlag stiegen nach seinen Worten noch mehr: Johannes startete einen Angriff, doch Oxidus parierte den Schlag. Die Schwertklingen schlugen klirrend aneinander. Johannes startete immer wieder neue Angriffe. Doch Oxidus war jedes Mal schneller und parierte die Schläge blitzartig. Die Luft war erfüllt von klirrendem Metall. Ich konnte mir das Ganze einfach nicht länger anschauen. Ich wünschte, Tina würde noch leben. Ihr Tod schmerzte extrem. Leider kann man an der Realität nichts ändern. Ich wollte nicht, dass man um mich kämpfte und Oxidus wollte ich schon gar nicht, denn er war nur hartherzig und brutal.
Da griff Oxidus Johannes mit seinem Schwert an und ging mit seinen harten Angriffen auf Johannes zu, als ob er gegen einen Sturm ankämpfen würde. Aber Johannes wehrte zum Glück knapp ab. Doch plötzlich wollte Oxidus seinen Gegner mit seinem härtesten Schlag angreifen und somit den Kampf beenden, aber Johannes konnte dem Schwertschlag in letzter Sekunde ausweichen. Oxidus Schwert bohrte sich in die Wand. Er versuchte, sein Schwert wieder herauszuziehen, doch es gelang ihm nicht. Das Schwert war zu tief eingebohrt. Der Schlag war zu heftig gewesen. Johannes staunte zu sehr über die Kraft des Schlages, die so hoch gewesen war, dass das Schwert jetzt in der Wand steckte, um einen Schlag, der sowieso nichts gebracht hätte, gegen Oxidus zu starten. Für Johannes war dieses Duell eigentlich hoffnungslos. Ich zitterte. Vor Zorn trat Oxidus kräftig gegen die Wand. „Mist! Johannes, du Mistkerl! Wegen dir steckt mein Schwert jetzt in der Wand! Freu dich nicht zu früh. Ich krieg dich schon noch!“ Oxidus Augen wurden neonorange und seine langen, scharfen Beißzähne kamen zum Vorschein. Wütend und gemein knurrte er Johannes an. Ich wusste genau, dass er Johannes jeden Augenblick etwas antun würde. Johannes trat mit langsamen Schritten zurück. Aber er wich seinen Blicken nicht aus. Ich musste irgendetwas machen, dass Oxidus beruhigt wird und Johannes nichts antut. Doch vor lauter Angst bekam ich es einfach nicht hin. Ich konnte nicht klar denken. Aber ich musste doch irgendetwas machen. Ich musste einfach den direkten Weg nehmen… der mir gefährlich sein würde… Entweder Johannes Gefahr oder meine. Ich musste mich entscheiden. Natürlich wählte ich den Weg mit meiner Gefahr. Den direkten Weg. Ich sah, dass Oxidus jeden Moment auf Johannes zurennen würde. Ich rannte so schnell ich konnte auf Oxidus zu und hielt ihn davon ab. Aber er beruhigte sich einfach nicht. Sein Hass auf Johannes war einfach viel zu groß. Ich rief: „Oxidus, Oxidus, beruhige dich!“ Es half nichts. Das hätte mir klar sein sollen. Oxidus knurrte nur: „Melina, geh mir aus dem Weg! Sofort!“ Seine neonorangen Augen wurden jeden Augenblick düsterer und wütender auf Johannes gerichtet. Ich fragte mich, wie man nur so wütend auf seinen eigenen Bruder sein konnte – auch wenn es um ein Duell auf Leben und Tod und um mich ging. Johannes brüllte von hinten: „Melina, komm zu mir rüber. Oxidus wird gefährlich. Nichts kann ihn beruhigen. Lauf weg, Melina!“ Ich schüttelte heftig den Kopf. „Nein, Johannes! Sonst wird es gefährlich für dich, und das will ich nicht!“ Doch auf einmal, bevor ich blinzeln konnte, sah ich, dass Oxidus weg war. Sofort erinnerte ich mich an Tina und Johannes… Teleportieren?! Ja, Oxidus hatte sich teleportiert, damit er ehe Johannes damit rechnet, bei ihm ist und ihn angreifen kann. „Johannes, pass auf! Oxidus teleportiert sich zu dir!“, schrie ich, doch es war zu spät. Oxidus war schon bei Johannes und hatte blitzartig ein neues Schwert herbeigezaubert. Langsam kam mir das Ganze wie ein Magiekampf vor. Oxidus führte mit seinem neuen Schwert den Kampf weiter. „Sagte ich doch, ich werde dich töten, Johannes!“, sagte Oxidus laut und wütend. Johannes einziger Schutz war sein silbernes Schild. Oxidus Angriffe wurden schneller und kräftiger und brutaler. Johannes wurde schwächer. Seine Macht und seine Stärke waren gegen seinen großen Bruder einfach viel zu niedrig. „Johannes, du schaffst das! Du bist ein starker Kämpfer. Verlier deinen Mut nicht, Johannes!“, schrie ich weinend. Aber das half Johannes auch nicht weiter. Am Liebsten würde ich mich selbst in den Kampf stürzen, doch ich war unbewaffnet und konnte sowieso nicht kämpfen. Außerdem fand das Duell zwischen Johannes und Oxidus und nicht zwischen mir und Oxidus statt. Nur ich konnte es trotzdem nicht mit ansehen. Oxidus schlug Johannes und Johannes Schwert fiel ihm aus der Hand. Jetzt wusste ich, dass er keine Chance mehr hatte. Er hatte verloren. Johannes fiel auf die Knie und hatte keine Macht mehr.
Kapitel 10: Gute und böse Zauberkraft
„So sehen Verlierer aus… Ganz hilflos und traurig. Nichts kannst du machen. Gar nichts. Ich habe das erste Duell, den Schwertkampf, gewonnen und ich werde auch die anderen beiden Duelle gewinnen. Du warst immer so. So feige und kraftlos. Nie konntest du Etwas. Du warst ein Nichts, Johannes, und du wist auch immer ein Nichts sein werden!“, flüsterte Oxidus kalt. Johannes stand langsam auf. „Du bist doch einfach nur neidisch auf mich, weil du nie beachtet wurdest und weil Melina dich nicht liebt. Wegen deiner Wut hast du sogar Mutter und Vater mit deinen Flüchen getötet. Dein Ziel war es doch immer, mich unbeliebt und schlecht zu machen!“, entgegnete Johannes tapfer. Ich dachte über Johannes Worte nach. Mutter und Vater mit Flüchen getötet? Wie konnte Oxidus nur so feige sein? Ich lief zu Johannes hinüber und hielt ihn kräftig fest. „Hört bitte auf. Das Duell ist noch nicht zu Ende. Wir fangen gleich mit dem magischen Duell an“, sagte ich kleinlaut. „Auch wenn ich nicht möchte, dass um mich gekämpft wird.“ Oxidus sagte grinsend zu Johannes: „Mach dich schon mal aufs Verlieren bereit!“ Johannes biss sich auf die Lippe. Würde Oxidus jetzt gewinnen, müsste ich ihn ja heiraten. Ich ging aus dem Weg, davor gab Johannes mir noch das Silberschwert, das er inzwischen aufgehoben hatte. Es fühlte sich angenehm kühl in meiner Hand an. Oxidus schnippte mit dem Finger und - schwupp – waren sein Schwert und sein Schild verschwunden. Auch Johannes löste seinen Schild auf. Da machte er eine wellenartige Bewegung und ein mit Edelsteinen verziertes Goldschwert erschien in seiner Hand, was mich sehr wunderte. Eigentlich sollte es doch ein Magiekampf werden, oder? Aber ich sagte nichts. Johannes würde schon wissen, was er tat. Der Kampf ging los. Oxidus formte in seiner Hand eine dunkle Kugel, die mir wie ein Ball aus Rauch vorkam. Die Kugel war so dunkel wie der Himmel bei einem Gewitter. Oxidus schleuderte den Rauchball gegen Johannes. Dieser hielt sein Schwert so, dass der Rauchball die Klinge traf. Ich erwartete, dass der Ball durch den Raum fliegen würde, doch das tat er nicht. Stattdessen zog er in die Klinge ein und brachte das Schwert leicht zum Leuchten. Doch das war erst der Anfang. In Oxidus Händen erschien jetzt eine Feuerkugel, die sich zu einem brennenden Strahl auflöste. Und diesen Strahl richtete Oxidus auf Johannes. Es folgten ein schwarzer Tornado und eine große Säule, bestehend aus Finsternis. Johannes sog die ganze Energie mit seinem Schwert auf, teleportierte sich hinter Oxidus und stach ihm in den Rücken. Ich wunderte mich darüber, denn Johannes wusste ja, das Oxidus ein Vampir war. Allerdings sah man die Wut in seinem Gesicht. Oxidus bekam fast einen Lachanfall und schlug mit seinen Wolfsbeinen heftig auf den Boden. „Du gewinnst doch niemals! Die Energieladung deines Schwertes hast du für Nichts genutzt! Für Nichts!“, lachte er. Da schlug er sich leicht gegen den Hinterkopf. „Dass mir das nicht schon vorher eingefallen ist“, murmelte er. Oxidus machte eine winkende Handbewegung und Johannes Schwert flog Johannes aus der Hand und zu ihm. Johannes war schockiert. Oxidus ballte die Faust und Johannes Schwert zerfiel zu Asche. Das meinte er also! Schnell versteckte ich das Silberschwert hinter meinem Rücken. Auch wenn Oxidus es schon gesehen hatte, vielleicht konnte ich es noch gebrauchen. Ich fragte mich, warum Oxidus Johannes nicht gleich getötet hatte. Vielleicht wollte er sich einfach an der Hilflosigkeit seines kleinen Bruders erfreuen…
Schnell verdrängte ich diesen Gedanken. Johannes stand mittlerweile immer noch fassungslos da. Doch dann machte er sich bereit. Jetzt ging es richtig los. Johannes hatte war ein Spitzensportler. Oxidus schickte erneut eine Feuersäule, doch im letzten Moment sprang Johannes hoch und machte einen Salto. Mein Atem stockte, doch Johannes kam sauber auf. Ich bewunderte ihn sehr dafür. Oxidus schwarzer Schlingpflanzenranke entkam er, indem er sich seitlich über den Boden rollte und schnell wieder aufstand. Oxidus lief jetzt zur Höchstform auf. Er zauberte einen Drachen herbei. Ich bekam es mit der Angst zu tun. Doch auch Johannes konnte noch. Als der Drache auf ihn zuraste, stellte er sich seitlich auf und machte einen perfekten Flick-Flack. Der Drache raste unter ihm hindurch, knallte gegen die Wand und löste sich auf. Oxidus neonorange Augen wurden jetzt neonrot. Er schickte mit einer einzigen Fingerspitzenbewegung einen großen Wirbelsturm. Ich sah erschrocken, dass Johannes Kräfte schwanden. (So einfach ist ein Flick-Flack ja auch nicht.) Und da passierte es: Er wurde von dem Wirbelsturm erwischt. Ich schrie auf und Oxidus lachte mich an: „Jetzt gehörst du wohl mir!“ Ich hätte es nie für möglich gehalten, aber Johannes teleportierte sich aus dem tobenden Wirbelsturm heraus. Verwundert wie er war, verlor Oxidus die Kontrolle über den Wirbelsturm und dieser löste sich auf. Doch ich richtete meine Augen nur auf Johannes. Er stand müde und mit einer Prellung am linken Arm da und spuckte auf den Boden. „Du bist abscheulich Oxidus!“, sagte Johannes leise. „Du willst deinen eigenen Bruder umbringen.“ Oxidus hüllte, quasi als Bestätigung, Johannes in dichten Nebel ein. Ich hörte nur sein Aufschreien. Das Blut in meinen Adern gefror. Würde er so viel schwarze Magie aushalten und überleben? Ich wusste es nicht. Auf einmal stand Johannes hinter Oxidus und schlug diesem verdammt heftig gegen den Hinterkopf. Oxidus knallte gegen das Klavier und sein Kopf rutschte kurz über die Tasten. Dann schüttelte er sich und verbrannte Johannes kleinen Finger der rechten Hand mit einer Feuerkugel. Lange konnte ich nicht mehr zusehen. Johannes krümmte sich vor Schmerz (was mir in meinem Herzen wirklich wehtat) und setzte sich ans Klavier. Er spielte dieselbe Melodie vor, die mich sehr schläfrig gemacht hat, als wir vorhin im Kampfsaal waren. Sogar Oxidus war schon eingeschlafen. Kurz bevor ich einschlief, rief ich: „Johannes! Alles okay?“ Johannes nickte tapfer und kam zu mir herüber. Mit einem Schlag war ich wieder hellwach. Doch Oxidus auch. Er stürzte sich auf Johannes und bearbeitete ihn mit allen möglichen magischen Mitteln. Ich war im letzten Moment aus dem Weg gesprungen. Jetzt wurde es mir zu viel. Ich holte das Schwert hinter meinem Rücken hervor und zog Oxidus von Johannes weg, was gar nicht so einfach war. Oxidus lenkte ungern aber trotzdem zwei riesige Wasserbälle auf mich und murmelte: „Zur Not kann ich dich immer noch zu einer Vampirin wiederbeleben.“ Doch die Wasserbälle prallten an der Klinge ab, die ich gerade vor meiner Brust hielt und flogen quer durch den ganzen Raum. Dieses Schwert war ja auch nicht so magisch, wie es das von Johannes gewesen war. Oxidus fauchte. Er zauberte einen Rauchball. Meine Haut am linken Unterarm verbrannte leicht. Der Schmerz traf mich wie ein Elektroschlag. Ich biss mir auf die Lippe und verkniff mir das Weinen. Oxidus grinste schon recht siegessicher. Jetzt ging ich in die Offensive. Die brachte zwar nichts, aber in meiner Wut war mir das egal. Innerlich kochte ich.
Kapitel 11: Der Anfang vom Ende
Ich gab Oxidus 1,2,3,4,5,6 sechs Hiebe. Natürlich vergebens. Oxidus guckte mich nur griesgrämig an. Da stellte Johannes sich zu mir. Aber weil er extrem schwach aussah, schickte ich ihn zurück, was Johannes nicht gefiel. Er wich partout nicht von meiner Seite. Also kämpften wir gemeinsam als Team. Bevor ich etwas sagen konnte, hatte Johannes die Defensive übernommen. So übernahm ich die sinnlose Offensive. Nur konnte ich nichts machen, außer Oxidus zu Boden zu drücken. Ich war im Großen und Ganzen keine Hilfe für Johannes. Praktisch stand ich einfach da, als Oxidus eine Flammenröhre aufbaute. Die Röhre sauste einen Millimeter an mir vorbei. Ich ging auf Oxidus zu. Wütend und entschlossen. Ich weiß nicht warum, aber ich sagte Oxidus, dass ich es jetzt beenden würde. Es ging nicht. Da fühlte ich Johannes starke Hand auf meiner Eigenen. Gemeinsam stießen wir das Schwert durch Oxidus.
Das silberne Schwert begann zu strahlen. Es strahlte einen hellen Glanz aus. Ich kniff die Augen zusammen.
Als ich die Augen wieder öffnete, stand Oxidus immer noch da, doch das gewisse Siegerlächeln auf seinen Lippen war verschwunden. Wir ließen das Schwert los und die Zeit schien stillzustehen. Oxidus Wolfsbeine waren zu normalen Beinen geworden und man hörte nur noch ein verzweifeltes „Nnneeeiiinnn!“ von ihm. Da fielen Oxidus die Augen aus dem Kopf. Ich wich zurück. Die Sache war mir zu eklig. Entlang des Schwertes entstand ein Riss und Oxidus Körper riss entzwei. Das Schwert klirrte beim Aufprall auf den Boden. An der Klinge klebte grüner Glibber. Oxidus Organe fielen aus. Aus seinem nun hohlen, auf dem Boden liegenden Körper floss grüner Glibberschleim. Anscheinend hatte Oxidus kein Blut. Seine restliche Haut zerfiel zu Staub. Außer den Organen, den Augen und einer grünen Glibberpfütze blieb von Oxidus nichts übrig. Ich sah Johannes an. Er hatte sich verändert. Seine Haut hatte eine dunklere Farbe angenommen, sein rotes Auge war jetzt blau und seine braunen Haare wehten fröhlich im Wind. Im Wind? Ich sah mich um. Der Kampfsaal um uns herum war verschwunden. „Oxidus hat den Kampfsaal gebaut. Alles was er gebaut hat, den Kampfsaal, seine Burg, die anderen Gebäude… all das ist verschwunden. Auch eure Wunden.“ Ich wirbelte herum. Da stand Tina. Ihre Augen und Haut hatten dieselbe Farbe wie bei Johannes angenommen. Die Beiden waren wieder sterblich. Ich fiel Tina um den Hals. Und unsere Wunden waren wirklich verschwunden. Tina, die ein bisschen größer war als ich, nahm mich kurz in den Arm, dann ließ sie mich wieder los. Die Sonne lachte über uns am wolkenlosen Himmel. Tina sagte: „Ihr habt es tatsächlich geschafft! Oxidus und all seine Taten wurden Zunichte gemacht!“ Ich war glücklich. Mit Hilfe unserer Liebe hatten Johannes und ich es tatsächlich geschafft, Oxidus zu töten. „Äh, Melina…“, stotterte Johannes. „Ja?“, fragte ich. Ich wunderte mich, dass auch Johannes mal stotterte. Johannes fiel vor mir auf die Knie, nahm meine Hand und fragte: „Willst du mich heiraten?“
Epilog:
Ein Jahr war vergangen, seit ich zu Johannes Heiratsantrag „Ja, ich will“ gesagt habe. Johannes (der jetzt 20 war) und ich hatten bereits standesamtlich geheiratet.
Ich befand mich in Johannes und meiner Villa. Wir hatten innerhalb der kurzen Zeit genug Geld verdient, weil wir jetzt beide einen Beruf hatten. Johannes war Leiter einer Gesellschaft und ich Schauspielerin. Tina war - wegen ihrem großen Medizinwissen – Ärztin geworden und wohnte in einem Haus nebenan. Außerdem hatte uns der Verkauf meines alten Hauses, mit dem Dad einverstanden gewesen war, Geld eingebracht. Ich stand gerade vor dem Spiegel und betrachtete glücklich mein Spiegelbild. Tina hatte mir die Haare kunstvoll hochgesteckt und mit einer weißen Kunstlilie befestigt. Ich trug ein weißes Hochzeitskleid ohne Ärmel mit Blütenstickereien und weiße Absatzschuhe. Johannes hatte mich noch nicht gesehen. Gleich ging es los…
Am anderen Ende der Kirche stand Johannes. Ich schritt am Arm von Dad zu ihm. Ich verstand mich jetzt wieder besser mit Dad, weil ich ihm gesagt habe, dass ich ihn vermisse und wir uns jetzt öfters besuchen. Ihm und meiner Stiefmutter hatte ich Johannes schon fast direkt nach Oxidus Tod vorgestellt. Beide mochten ihn und waren mit der Hochzeit voll und ganz einverstanden, auch wenn ich mit meinen damals 18 Jahren keine Einverständniserklärung mehr brauchte.
Wir waren jetzt bei Johannes angekommen. Dad blieb als Trauzeuge und Johannes strahlte mich an. „Du siehst wunderschön aus“, flüsterte er leise. Ich lächelte. Johannes trug einen grauen Anzug und Tina war seine Trauzeugin. Vor uns stand der Priester. Es dauerte ein bisschen, bis die Hochzeit zum entscheidenden Punkt kam. Der Priester räusperte sich kurz. „Johannes Mondenschein, wollen sie die hier anwesende Melina Maria Schmitz zu ihrer rechtlich angetrauten Ehefrau nehmen?“, fragte er. Johannes nickte eindringlich und sagte: „Ja, ich will!“ Der Priester fragte nun mich: „Dasselbe frage ich jetzt Sie, Melina. Melina Maria Schmitz, wollen sie den hier anwesenden Johannes Mondenschein zu ihrem rechtlich angetrauten Ehemann nehmen?“ „Ja, ich will!“, sagte ich fest entschlossen. Das Publikum, unter dem sich Freund und Verwandte befanden, jubelte. Da kam meine Stiefmutter Carolin und brachte auf einem roten Samtkissen zwei silberne Eheringe, in die Melina & Johannes in die Innenseite eingraviert war. Johannes und ich hatten die Ringe selbst ausgesucht, aber Dad und Carolin hatten sie bezahlt. Carolin war eigentlich ganz okay, wenn man sie näher kennen lernen konnte. Ich nahm den ersten Ehering, Johannes den Zweiten. Wir steckten sie uns gegenseitig an. Der Priester legte unsere Hände übereinander und rief: „Das Ehepaar, welches von diesem Moment an Mondenschein heißt, möge gesegnet werden.“ Er legte seine Hände auf unsere Köpfe, segnete uns im Namen Gottes und trat zurück. Es war Zeit für den Hochzeitskuss. Johannes wandte sich mir zu. Ich lächelte ihn liebevoll an. Dann küssten wir uns zärtlich. In diesem Moment war ich der glücklichste Mensch der Welt. Ich hörte das Publikum und Carolin, die noch neben uns stand, nur im Hintergrund jubeln. Irgendwann löste ich mich von Johannes, er nahm meine Hand und unter lauter Musik verließen wir, gefolgt von der Hochzeitsgesellschaft, die Kirche.
Tag der Veröffentlichung: 02.06.2012
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