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Magie war das einzige, was in meiner Welt zählte. Wer keine Magische Begabung besaß, der war nichts wert. Die Erde wurde von den mächtigsten Magiern regiert und gegen die kam keiner an. Sie waren in meinen Augen Monster, die die normalen Menschen wie Ungeziefer behandelten. Die Magier bekamen alle was sie wollten und die normalen Menschen mussten für sie arbeiten. Die normalen Menschen lebten in ärmlichen Verhältnissen und die Magier sahen von ihren Palästen auf sie runter. Ich war einer dieser normalen Menschen und mein Leben war von Grund auf kaputt. In den ersten acht Jahren meines Lebens verbrachte ich bei einer Familie die sich kaum die Miete für ihre Zweizimmerwohnung leisten konnte. Wir lebten im ärmsten Teil der Stadt und meine „Eltern“ waren Diebe. Ich war nicht ihrer richtige Tochter, sie hatten mich nur gefunden als ich noch ein Baby war. Seit dem kümmerten sie sich um mich, falls man das kümmern nennen konnte, was die mit mir machten. Ich durfte nicht aus Nächstenliebe bei ihnen wohnen, sondern weil ich für sie arbeitete. Sie gaben mir nicht viel zu Essen, aber soviel das ich leben konnte und noch genug kraft hatte um zu stehlen. Ich musste für das Paar Geldbeutel stehlen gehen. Als ich irgendwann einmal nach Hause kam, hatte man meine „Eltern“ verhaftet und ich saß auf der Straße. Das blieb so bis ich sechzehn Jahre alt war. Ich schlug mich mit kleinen Jobs und allen möglichen durchs Leben. Leider war das nicht so einfach. Ein armes Mädchen ohne Familie und ohne die geringste Magische Begabung hatte es in der Hauptstadt sehr schwer, vor allem wenn man auf der Straße lebte. Wenn man ein Junge war, ging es ja noch einigermaßen, aber als Mädchen war das Leben da ziemlich grausam. Ich musste jeden Tag auf mein Leben aufpassen. Zum Glück hatte ich Hilfe. Ich hatte einige Freunde mit denen ich eine Art Bande war. Einer der Jungs aus der Bande hatte einen Vater der für uns alle das Überleben sicherte. Das war der Vater meines besten Freundes Josh. Er gehörte zu einer Gruppe von Rebellen. Sie kämpften gegen die Regierung und das ziemlich gut. Sie lebten im Untergrund und wer was von ihnen wollte, der hatte erst mal die Schwierigkeit sie zu finden. Die Rebellen halfen den normalen Menschen so gut es ging, dabei waren sie selber keine Magier. Die normalen Menschen und die Magier war in der Stadt waren getrennt. Man musste durch ein Tor gehen um zum Viertel der Magier zu kommen und da kam man nur mit einer Erlaubnis rein. Diese Erlaubnis hatten nur Leute die bei den Magier arbeiteten und das waren nicht besonders viele. Wenn man sie die zwei Viertel ansah konnte man den Unterschied sehr leicht sehen. Der Bereich indem die Magier lebten war sauber, es gab immer frisches Trinkwasser und sie lebten in mächtigen Palästen. Die normalen Menschen hingegen leben in sehr Baufälligen Häusern, es gab kein frisches Trinkwasser und alles war dreckig. Die Leute die da noch ein festes Dach über den Kopf hatten, hatten es gut. Die Leute die auf der Straße lebten hatten ein sehr schweres leben. In jedem Winter starben unzählige Menschen weil sie nichts zum Essen hatten oder weil sie erfroren. Ich hatte die Winter bis jetzt einigermaßen gut überstanden und das hatte ich nur Josh und seinem Vater zu verdanken. Joshs Vater sorgte dafür das ich und meine Freunde immer etwas zu Essen hatten und ihm Winter durfte ich bei ihm wohnen, auch wenn er selber kaum Platz hatte. Ich suchte mir immer wieder Jobs damit ich mich einigermaßen selber über Wasser halten konnte, aber das war gar nicht mal so einfach. Ich versuchte mein Leben zu akzeptieren, den schließlich würde ich nie etwas anderes kennen lernen und das klappte auch sehr gut, nur eine Sache quälte mich schon mein ganzes Leben lang. Wer waren meine richtigen Eltern, wo waren sie und warum hatten sie mich einfach Ausgesetzt. Diese Fragte hatte ich bis heute noch nicht beantworten können.

Im Moment war ich damit beschäftigt Töpfe zu putzen. In meinem ganzen Leben hatte ich noch nie so dreckige Töpfe gesehen. Ich saß in einem Hinterraum eines Lokals und schruppte die Töpfe so gut ich konnte sauber. Meistens bekam ich nur solche Jobs, da ich als Mädchen nicht viel machen konnte, das dachten die Leute zumindest. Wer sein ganzes Leben schon auf sich selber angewiesen war und täglich ums Überleben kämpfte, der war stark und konnte Sachen machen die man nicht von einem sechzehn jährigen Mädchen erwartete. Leider half mir das auch nichts. Ich schruppte schon über vier Stunden an den Töpfen und ständig kamen neue. Ich atmete durch und entfernte endlich den letzten Schmutz vom letzten Topf. Genau in dem Moment kam der Besitzer des Lokals in den Raum. „Bist du endlich fertig?“ fragte er mit böser Stimme. „Ja Sir,“ sagte ich. „Na endlich,“ sagte der Mann. Er kramte kurz in seiner Hosentasche rum und drückten mir dann etwas Geld in die Hand. „Und jetzt geh, ich brauche dich nicht mehr,“ sagte er. Ich stand auf und ging an ihm vorbei und steckte das Geld ein. Der Lokalbesitzer sah mir kurz nach und ging dann wieder an seine Arbeit. Wehrend ich das Lokal durch die Hintertür verließ klaute ich noch etwas Brot. Schnell ging ich vom Lokal weg und knabberte dabei auf dem Brot rum. „He Kari,“ rief plötzlich jemand. Ich sah mich um und entdeckte einen jungen Mann auf mich zurennen. Er hatte schwarzes Haar, blaue Augen und war einen Kopf größer als ich. „Hi Josh,“ sagte ich als der junge Mann vor mir anhielt. „Wo warst du? Ich habe dich schon die ganze Zeit gesucht,“ sagte Josh. „Hab gearbeitet,“ sagte ich. Dann sah Josh das Brot in meiner Hand. „Hast du das schon wieder geklaut?“ fragte er. „Der Lohn war einfach nicht gerecht. Ich weis nicht wie viele Töpfe ich in den letzten vier Stunden geschruppt habe, aber es waren eine Menge,“ sagte ich und zuckte mit den Schultern. „Lass das endlich. Irgendwann wirst du noch mal erwischt und dann bekommst du wegen etwas Brot ganz schön ärger. Mein Vater gibt dir doch genug,“ sagte Josh. „Ich kann aber nicht darauf vertrauen das dein Vater immer da ist Josh. Er ist nun mal einer der Rebellen und jeder Rebell lebt gefährlich,“ sagte ich. „Ja und ich bin auch einer und ich lebe noch. Selbst wenn mein Vater irgendwann nicht mehr für uns da ist, kümmere ich mich um alles,“ sagte Josh. Er hatte recht. Seit einigen Monaten war er auch ein Rebell, denn er war jetzt achtzehn Jahre alt. Die Rebellen nahmen niemanden auf der unter achtzehn Jahre war und alle die auf der Straße lebten, wünschten das sie zu den Rebellen kamen. Die Rebellen versorgten nicht nur die Leute von der Straße mit Essen und allem was sie brauchten, sie kämpften auch gegen die Magier und machten ihnen das Leben schwer. Leider nahmen sie nicht jeden auf, aber ich hatte gute Chancen. Erstens kannte ich viele Rebellen und half ihnen auch, wenn ich es konnte. „Aber du wirst auch nicht immer da sein,“ sagte ich mit einer Verzögerung. „Wo sollte ich denn hin gehen und selbst wenn ich wo hin gehe, nehme ich dich einfach mit,“ sagte Josh und ging grinsend voraus. Ich wusste was dieser Satz bedeutete, aber ich ignorierte es einfach. Ich mochte Josh, aber nicht so. Bevor ich weiter grübeln konnte wurden meine Gedanken unterbrochen. „Josh,“ sagte jemand. Ich sah hoch und blieb stehen. Auch Josh war stehen geblieben und sah sich um. Dann entdeckte er einen Mann in einer Gasse stehen. Ich kannte ihn. Es war André, ein Freund von Joshs Vater. Josh und ich gingen in die Gasse und sahen André fragend an. „Dein Vater will mit dir reden Josh und du sollst auch mit kommen,“ sagte André und nickte zu mir. „Ich? Warum ich?“ fragte ich erstaunt. „Keine Ahnung, ich soll euch nur suchen und es euch sagen. Es ist wichtig, ihr sollt sofort kommen,“ sagte André. Josh sah kurz zu mir und nickte dann. „Gut, wo ist mein Vater?“ fragte er. „Ich bringe euch zu ihm,“ sagte André. Er drehte sich jetzt um und ging weiter in die Gasse. Als wir von der Dunkelheit der Schatten verschluckt wurden blieb André stehen und machte eine Falltür im Boden auf. Das war einer der Wege der Rebellen. Es war keinem erlaubt, außer den Rebellen diese Wege zu benutzen und wer es noch macht, der bekam sehr viel ärger. Manchen Leuten wurde es aber von den Rebellen erlaubt und ich war einer von ihnen. Wir sprangen in das Loch und wurden sofort von Dunkelheit umgeben. Der Gang war nicht besonders tief und ich landete sicher auf den Füßen. Hinter uns machte André die Falltür mit einem Stock zu. Das hier unten waren nicht nur Gänge, die meisten Rebellen lebten auch hier und dazu gehörte auch Josh und sein Vater. Ich war oft hier unten und kannte die Gänge wie meine Westentasche und ich merkte sofort, wo André hin ging. Er ging genau zu einem großen Raum, wo sich immer die Anführer der Rebellen trafen und über ihre nächsten Missionen redeten. Das André uns dorthin bracht war wirklich erstaunlich. Der Gang wurde von beiden Seiten mit Fackeln erleuchtet und es war Taghell hier unten, obwohl wir mehrere Meter unter der Erde waren. Nach zehn Minuten standen wir dann vor einer Tür. André klopfte und machte dann langsam die Tür auf. Wir gingen mit ihm rein und sofort sah ich einige Männer. Einer von ihnen war Joshs Vater und einen hatte ich noch nie gesehen. Er hatte sich komplett in eine schwarze Robe gewickelt, hatte eine Kapuze über dem Kopf und ein schwarzes Tuch vor dem Gesicht. Man konnte gerade mal seine Augen sehen. Ich fragte mich wer dieser Typ war. Er unterhielt sich mit Joshs Vater und sah ziemlich angespannt aus. Als Joshs Vater kurz zur Seite sah, sah er uns. Er unterbrach das Gespräch und kam zu uns. „Da seit ihr ja,“ sagte er. „Vater was ist los?“ fragte Josh. „Wir haben ein kleines Problem, kommt mit,“ sagte er und zog uns zu den anderen Männern. Die standen alle zusammen und auch der merkwürdige Mann war inzwischen zu ihnen gegangen. Vor den Leuten blieben wir stehen. Es waren alles Anführer der Rebellen. Mit dem einen Typen und Joshs Vater waren es fünf Leute. Ich hatte noch nie alle an einem Ort gesehen. „Gut das ihr gekommen seit,“ sagte einer der Männer namens Takuto. Josh nickte kurz und sah weiter die Männer an. „Hört gut zu ihr Beiden. Wir möchten das ihr einen Auftrag für uns ausführt,“ sagte Takuto. Jetzt klappte mir der Mund auf. „Ich kann ja verstehen das ich etwas machen soll, aber warum Kari?“ fragte Josh. „Es ist einfach. Einer unserer Leute hat einen Fehler gemacht und jetzt brauchen wir jemanden in Karis alter. Sie ist zwar keiner von uns, aber ich glaube es steht außer frage das sie in zwei Jahren einer von uns sein wird,“ sagte Takuto und sah mich an. Noch nie hatte einer von den Anführern das ausgesprochen und es machte mich sehr stolz. Takuto nickte mir kurz zu und ich sah aufmerksam zurück. „Ich werde alles machen was sie wollen,“ sagte ich. Joshs Vater lächelte mir zu und ich lächelte leicht zurück. Josh hingegen sah gar nicht glücklich aus. „Wenn das geklärt ist, können wir ja zum Thema zurück kommen. Wir möchten das ihr einen Auftrag im Bereich der Magier für uns macht,“ sagte Takuto. Jetzt stockte mir der Atem. Ich sollte in den Stadtteil der Magier gehen! Ausgerechnet ich! „Wie sollen wir da rein kommen?“ fragte Josh. „Wir haben einen Passierschein und auf dem steht drauf das er für einen jungen Mann und für seine Freundin ausgestellt ist. Deswegen brauchen wir auch Kari,“ sagte Joshs Vater. Jetzt lief ich knallrot an. Ich sollte Joshs Freundin spielen?! Ich sah aus den Augenwinkeln zu Josh der auch leicht rot geworden war. „Na gut und was sollen wir da machen?“ fragte Josh. „Ihr müssten einen unserer Männer dort drinnen einen Brief überbringen mit Informationen. Das hört sich einfach an. Ist aber sehr wichtig,“ sagte Joshs Vater. „Wir werden es machen,“ sagte Josh. „Gut, unser Mann besitzt eine Kneipe und als Vorwand um in die Stadt zu kommen, werdet ihr für ihn eine Ladung Wein bringen,“ sagte Takuto. „Das dürfte nicht weiter schwierig werden,“ sagte Josh. „Ja, aber ihr müsst auf viele Sachen am Tor achten. Euer größtes Problem wird es sein in die Stadt zu kommen. Wenn die Wachen auch nur den geringsten Zweifel haben das mit euch etwas nicht stimmt, dann kommt ihr nicht durch,“ sagte Takuto. „Was müssen wir machen?“ fragte ich. „Dazu ist er hier,“ sagte Joshs Vater und zeigte auf den vermummten Mann. „Wer ist das?“ fragte Josh. „Er arbeitet für einen Magier in der Stadt. Der Magier versorgt uns mit Informationen und ist auf unserer Seite. Er wird euch alles erklären worauf ihr achten müsst,“ sagte Takuto. „Warum überbringt er dann nicht die Nachricht? Das wäre doch viel einfacher,“ sagte Josh. „Weil ich mich nicht in so einer Kneipe sehen lassen kann und mein Herr erst recht nicht. Es würde sofort auffallen,“ sagte Mann. Er hatte eine ziemlich merkwürdige Stimme und die würde ich so leicht nicht mehr vergessen. Sie klang irgendwie eisig und ließ mir das Blut in den Adern gefrieren. „Wann soll das ganze eigentlich ablaufen?“ fragte ich. „Heute noch,“ sagte Takuto. Ich sah zu Josh und der sah zurück. „Bist du dir sicher das du es machen willst? Es kann gefährlich werden,“ sagte er. „Ich werde es machen,“ sagte ich ohne zu zögern. „Also gut, worauf müssen wir achten?“ fragte Josh deprimiert den Typen. Der fing jetzt an einige Sachen zu erklären und ich hörte genau zu. Es gab unter den ganzen Sachen nur eine Sache die mir nicht gefiel. Die Wachen am Tor mussten wirklich glauben das ich und Josh ein Paar waren. Das würde das schwierigste werden. Nach zwanzig Minuten hatte der Typ uns alles erklärt und ich war ziemlich aufgeregt. Nachdem alles geklärt war, gab man uns Sachen zum anziehen und wir zogen uns schnell um. Dann wurden wir aus den Unterirdischen Gängen gebracht. Joshs Vater führte uns zu einer Kneipe auf dessen Hof ein Wagen mit Weinfässern stand. Ein Pferd war davor schon angespannt. Wir stiegen auf den Wagen und Joshs Vater sah uns an. „Passt auf euch auf. Ihr Beide! Es wird gefährlich und wenn man euch erwischt, müsst ihr sofort abhauen. Es gibt einen einzigen Gang der aus der Stadt raus führt falls etwas schief geht. Er befindet sich an der Südmauer an der Stelle, wo sie mit der Westmauer zusammen trifft. Dort steht ein Verlassenes Haus und im Keller gibt es eine Falltür. Dort müsst ihr aber aufpassen. Der Gang ist nicht sicher. Er kann jeder Zeit einbrechen, deswegen wird er auch nicht mehr benutzt. Wenn ihr gezwungen werdet diesen Gang zu nehmen, haltet euch immer rechts,“ sagte er. „Danke Vater, aber wir werden es schon schaffen und warum sollte etwas schief gehen. Keinen wird etwas auffallen,“ sagte Josh grinsend, legte einen Arm um mich und zog mich zu sich. Joshs Vater sah ihn kurz an und dann zu mir. „Pass auf ihn auf Kari, er wird noch übermütig und lass dir nicht alles gefallen,“ sagte er lächelnd. „Keine Panik, ich werde alles richtig machen,“ sagte ich und lächelte zurück. „Das hoffe ich. Wenn du diese Mission gut erledigst, wirst du es in zwei Jahren sehr viel einfacher haben als die meisten die neu sind,“ sagte Joshs Vater. „Dann werde ich mich noch mehr anstrengen,“ sagte ich. „Gut, ihr solltet jetzt los,“ sagte er. Dann holte er zwei Sachen aus der Tasche. Eins war der Brief mit der Nachricht und das andere war der Passierschein fürs Tor. Josh steckte beides ein. Dann nickte er kurz und nahm dann die Zügel. Er schnalzte einmal mit der Zunge und das Pferd ritt los. „Ich werde auf euch warten, wenn ihr bis es dunkel wird nicht da seit, dann weis ich das etwas schief gegangen ist, also kommt ja bevor es dunkel wird,“ rief uns Joshs Vater hinterher. „Wir werden rechtzeitig wieder da sein. Kari muss ja früh ins Bett, sie ist ja noch klein,“ rief Josh grinsend zurück. Dafür knuffte ich ihn.

„Wenn das mal gut geht,“ murmelte Joshs Vater, aber das hörten wir schon nicht mehr. Josh ritt lächelnd die Straßen entlang und ich dachte noch mal an alles was dieser Typ uns gesagt hatte. Meine erste Mission. Ich durfte sie nicht vergeigen! „Du solltest es nicht machen,“ sagte Josh plötzlich. „Was meinst du?“ fragte ich und sah zu ihm. Er sah unnatürlich ernst aus. „Du solltest kein Rebell werden,“ sagte er. „Warum das denn? Und sag jetzt ja nicht weil ich ein Mädchen bin, du weist genauso gut wie ich das ich es mit jedem aufnehmen kann,“ sagte ich. „Nein, daran habe ich keinen Zweifel, es ist nur viel zu gefährlich. Mir gefällt es ja nicht mal das du heute dabei bist,“ sagte Josh. „Wenn es so gefährlich ist, warum bist du dann einer?“ fragte ich herausfordernd. „Bei mir ist das was anderes. Ich bin mit ihnen aufgewachsen, du nicht,“ sagte Josh stur. „Das ist doch ein Witz Josh. Seit ich acht Jahre alt bin gehe ich bei den Rebellen ein und aus wie es mir passt. Ich weis mindestens genauso viel wie du,“ sagte ich. „Es ist zu gefährlich. Jedes Jahr sterben unzählige von uns und die meisten sind Frauen und die jüngeren,“ sagte Josh und langsam wurde er sauer. „Hör zu Josh, mir bleibt doch sowieso nichts anderes übrig. Ich kann nicht mein ganzes Leben lang auf der Straße leben. Früher oder später werde ich in dem Dreck noch drauf gehen und das weist du genauso gut wie ich. Die Rebellen sind das beste was mir passieren kann,“ sagte ich. „Ich werde mich um dich kümmern. Ich habe mich schnell hochgearbeitet, vor allem weil mein Vater einer der Anführer ist. Dir wird es an nichts fehlen, das schwöre ich,“ sagte Josh. „Fang nicht davon an Josh. Ich weis das du es ernst meinst, aber ich kann mich doch nicht mein ganzes Leben hinter jemanden Verstecken, vor allem werde ich mich nicht hinter einem Mann verstecken. Ich kann ganz gut auf mich alleine aufpassen und nichts was du sagst wird mich davon abhalten ein Rebell zu werden,“ sagte ich stur. Josh merkte wohl das es nichts mehr brachte mit mir zu reden. Seit ich Josh und seinen Vater vor acht Jahren kennen gelernt hatte, stand meine Entscheidung, ein Rebell zu werden, fest. Ich sah zur Seite und dachte nach. Das fing ja schon mal gut an. Wie sollten wir da ein verliebtes Pärchen spielen, wenn wir uns Streitteten? „Kari, wir sind gleich beim Tor,“ sagte Josh nach zehn Minuten. Sofort sah ich hoch. Wir fuhren auf der Hauptstraße und keine zwanzig Meter vor uns war das Tor das zum Stadtteil der Magier führte. Außer uns fuhr keiner aufs Tor zu und die Zwei Wachen davor sahen uns misstrauisch an. „Wenn du weiter so ein Gesicht ziehst werden sie uns nie glauben das wir ein Paar sind,“ sagte Josh. Ich sah zu ihm und sah das er einen leicht verträumten Blick aufgesetzt hatte. „Das meinst du nicht ernst oder?“ fragte ich. „Doch und jetzt gib mir deine Hand. Händchenhalten kommt immer gut an,“ sagte Josh. Etwas zögerlich nahm ich seine Hand. Ich wurde leicht rot und das sollte ich Josh besser nicht sehen lassen. Ich wusste nur zu gut was er für mich empfand, schließlich hatte er es mir schon mal gesagt, aber für mich war er eher wie ein großer Bruder. Mehr eben nicht und ich hatte keine Lust Joshs Gefühle auch noch zu schüren. Ich sah nach unten und spürte das sein Händedruck fester wurde. „Sie sehen etwas skeptisch aus, dagegen müssen wir was tun. Kari sieh mich an,“ sagte Josh. Das war nicht mehr der Freundschaftliche Ton. Das war jetzt der Ton eines echten Rebellen der sich auf einer Mission befand. Ohne zu zögern sah ich hoch. „Ich entschuldige mich jetzt schon mal dafür und wenn wir das alles geschafft haben, darfst du mich dafür auch gerne Ohrfeigen, aber jetzt spiel einfach mit,“ sagte Josh. Noch bevor ich begriff was er damit meinte hatte er sich zu mir rüber gebeugt und mich auf den Mund geküsst. Mein Herz blieb stehen und ich war wirklich kurz davor Josh zu ohrfeigen. Leider erinnerte ich mich genau in dem Moment wo wir waren und ich machte lieber die Augen zu und erwiderte den Kuss. Das würde mir Josh noch büßen müssen. Mir einfach meinen ersten richtigen Kuss zu stehlen, das hatte er nicht um sonst getan. Nach kurzer Zeit lehnte sich Josh wieder zurück und lächelte mich an. Auch ich lehnte mich zurück und redete leise mit süßer Stimme. „Wenn wir das hinter uns haben, dann bring ich dich um,“ sagte ich lächelnd. „Gerne, aber jetzt sei ruhig,“ sagte Josh und sah lächelnd nach vorne. Auch ich sah jetzt nach vorne und hatte immer noch das falsche lächeln aufgesetzt. Vor den zwei Soldaten hielten wir an. „Wo wollt ihr hin?“ fragte einer der Beiden. „Zur Kneipe „Zum tanzenden Mann“,“ log Josh gekonnt. „Und was wollt ihr dort?“ fragte der Soldat. Der andere sah sich inzwischen unsere Ladung an. „Wir liefern Wein von meinem Vater ab,“ sagte Josh. „Und die Papiere?“ fragte der Soldat. Josh zog den Passierschein raus und gab ihn dem Soldaten. Der sah ihn sich an und dann zu uns. „Also gut, ihr könnt durch,“ sagte der Soldat. „Sehr freundlich,“ sagte Josh und schnalzte mit der Zunge. Sofort ritt das Pferd weiter und durch das Tor. „Nicht nach oben sehen, sie sehen uns nach,“ sagte Josh lächelnd und zog mich jetzt weiter zu sich. Wie der Typ gesagt hatte, hielt ich meinen Kopf unten bis wir außer sicht waren, dann sah ich hoch und sofort zu Josh. Ich lächelte ihn an. „Mein liebster, würdest du bitte deine wundervollen Hände da weg nehmen, sonst muss ich dir leider etwas brechen,“ sagte ich lächelnd. Joshs Hände waren ein ganzes Stück nach unten gerutscht und das gefiel mir überhaupt nicht. Josh nahm jetzt grinsend seine Hände weg und ich rutschte wieder ein Stück von ihm weg. „Na war doch gar nicht so schlimm,“ sagte er lächelnd. Ich enthielt mir jeden Kommentars und sah mich lieber um. Ich war noch nie im Stadtteil der Magier gewesen und die Schönheit haute mich einfach aus den Socken. Alles war sauber und so weiter wir vordrangen umso schöner wurde es. „Wow,“ entfuhr es mir. „Lass dich lieber nicht von allem Beeindrucken Kari, das hier konnte nur entstehen, weil die Magier uns unterdrücken und uns für sie schuften lassen. Nur weil es uns so dreckig geht, geht es ihnen so gut. Stell dir mal vor was wäre, wenn es einen Magier unter den Rebellen geben würde. Mit einem mal wären all unsere Problem gelöst. Es gibt bestimmt viele in unserem Teil der Stadt die magische Fähigkeiten haben, aber den Magiern sind wir wahrscheinlich zu dreckig und sie sehen nicht mal nach ob es unter uns Magier gibt,“ sagte Josh. Er hatte recht und dieser Gedanke ließ meinen Hass auf die Magier noch wachsen. Jedes Jahr starben Menschen die keine Verletzung oder Krankheit hatten und man wusste nicht woran das lag. Sie wurde alle nicht ermordet oder hatten Selbstmord begangen, niemand kannte die Todesursache. Das konnte nur mit Magie zusammen hängen.

Joshs Vater hatte uns den Weg ganz genau beschrieben und Josh lenkte den Wagen. Unterwegs sahen wir ziemlich viele Magier und die sahen uns verächtlich an. Unwillkürlich langte ich mir an den Hals, wo ich eine Kette trug. Der Anhänger der Kette war irgendein komisches Zeichen das ich noch nie gesehen hatte und keine wusste was es bedeutete oder darstellte. Diese Kette war das einzige was mich mit meinen richtigen Eltern verband. Ich hatte die Kette schon getragen als mich die zwei Diebe fanden. Erst hatten sie versucht die Kette zu verkaufen, aber weil keiner sie haben wollte und keine wusste wie viel sie wert war, hatten sie mir die Kette zurück gegeben. Ich trug sie immer um den Hals und legte sie nie ab. „Wir sind gleich da,“ sagte Josh. Ich sah hoch und sah in einigen Metern Entfernung die Kneipe. Wir waren jetzt fast eine Stunde in der Stadt und so wies aussah, würden wir ohne Probleme auch wieder raus kommen. Die Kneipe passte nicht besonders gut in den Teil der Stadt und Josh bemerkte meinen Blick. „Hier in der Stadt gibt es ja auch normale Menschen und die gehen in diese Kneipe. Irgendjemand muss ja für die Magier die Dreckarbeit machen,“ sagte Josh. Vor der Kneipe hielten wir an und stiegen vom Wagen. „Können wir ihn hier einfach stehen lassen?“ fragte ich. „Klar, wir sind ja nicht zuhause,“ sagte Josh und zuckte mit den Schultern. Dann machte er die Tür zur Kneipe auf und ich folgte ihm. Zusammen gingen wir rein und ich sah mich um. Die halbe Kneipe war schon voll, es war ja auch schon ziemlich spät. Josh und ich mussten uns auf den Rückweg wahrscheinlich etwas beeilen. Hinter der Theke stand ein Mann und beobachtete uns. Das war genau der Typ zu dem wir sollten. Takuto hatte ihn wirklich gut beschrieben. Wir gingen zu dem Mann und lehnten uns an die Theke. „Kinder haben hier nichts zu suchen, also raus hier,“ sagte der Mann unfreundlich. Er hatte auch noch genau den gleichen fiesen Charakter wie Takuto gesagt hatte. „Ich bin achtzehn, also darf ich hier rein,“ sagte Josh trocken. „Ja du schon, aber das Prinzeschen nicht,“ sagte der Typ. „Dann tut es mir aber leid. Ohne meine Freundin gehe ich nicht weg. Sie fängt immer so an zu rebellieren, wenn ich sie alleine lasse,“ sagte Josh. Jetzt bekam der Wirt große Augen. Es war ein Geheimwort ausgemacht worden um zu erkennen wer der Bote war und das Wort war „rebellieren“ gewesen. „Na wenn das so ist. Bringt den Wein auf den Hof,“ sagte der Wirt. Wir nickten und gingen dann raus. Wir brauchten den Wagen auf den Hof und dort wartete schon der Wirt. „Die Leute drüben werden ja auch immer jünger. Wurden die bei euch nicht erst aufgenommen wenn sie achtzehn sind. Das Prinzeschen ist ja nicht mal siebzehn so wie sie aussieht,“ sagte er. „Dich braucht es ja nicht zu interessieren warum sie dabei ist,“ sagte Josh. „Du bist mit hundertprozentiger Sicherheit Josh. Du bist deinem Vater verdammt ähnlich,“ sagte der Wirt. „Ich hab keine Zeit zum Plaudern, hast du die Informationen?“ fragte Josh. „Natürlich, aber hast du auch meine?“ fragte der Wirt. „Wäre ich sonst hier?“ fragte Josh. Dann zog er den Brief aus der Tasche und auch der Mann zog einen raus. Sie tauschten sie aus und Josh steckte den Brief sofort ein. „Ihr solltet jetzt gehen, wenn es dunkel wird werden die Tore geschlossen und dann sitzt ihr hier fest,“ sagte der Wirt. „Stimmt, man sieht sich,“ sagte Josh. Dann drehten wir uns um und gingen. Leider mussten wir nach Hause laufen, da der Wagen mit dem Pferd beim Wirt bleiben würde. „Wir sollten uns etwas beeilen,“ sagte Josh. Ich sah zum Himmel und stimmte ihm zu. Schnell gingen wir den Weg zurück den wir gekommen waren und hatten keine Probleme. Nach etwas mehr als einer Stunde erreichten wir das Stadttor und da hörte unser Glück auf. Bei den zwei Soldaten standen drei Magier. Sie bemerkten uns nicht, aber wir konnten sie hören. „Ihr seit euch wirklich sicher das es die Beiden waren?“ fragte einer der Magier. Er hatte blaue Augen die aussahen wie Eis und auch die Härte hatten. Dazu hatte er blondes Haar und war mehr als einen Kopf größer als ich. Er sah aber nicht so aus, als ob er älter als dreißig Jahre alt wäre. Die Beiden anderen sahen eher durchschnittlich aus. Braune Haare, braune Augen und sie waren so zwischen dreißig und vierzig Jahre alt. „Wir sind uns sicher. Ein junger Mann, nicht älter als neunzehn und ein Mädchen die auf keinen Fall älter als siebzehn ist. Der Junge hatte schwarzes Haar und blaue Augen. Das Mädchen hatte braune Haare und grüne Augen. Wir sind uns sicher das sie die Gesuchten Rebellen sind,“ sagte einer der Soldaten. „Oh Scheiße, wie haben die das raus gefunden?!“ fluchte Josh. „Wir müssen hier weg, sonst sehen sie uns noch,“ flüsterte ich leise. „Du hast recht, komm mit,“ sagte Josh. Jetzt nahm er plötzlich meine Hand und wollte sich in den nächsten Schatten eines Hauses verziehen als hinter uns jemand etwas brüllte. „Da vorne sind sie. Das sind die Beiden,“ rief einer der Soldaten. „Ihr Zwei stehen bleiben,“ sagte der Magier mit den Eisaugen. „Lauf,“ sagte Josh. Er rannte jetzt los und zog mich hinter sich her. Schnell hatte ich mich wieder gefangen und befreite mich aus Joshs griff und rannte neben ihm. „Wir müssen zu der Falltür,“ sagte ich. „Ja,“ sagte Josh. Wir blieben immer in sichtweiter der Mauer und rannte so schnell wir konnten. Es war kaum jemand auf der Straße und so kamen wir schnell voran. Leider kamen auch unsere Verfolger schnell voran. Ständig mussten wir uns vor Soldaten verstecken und langsam wurde es dunkel. Als es dann ganz dunkel war, leuchteten an allen Häusern und an den Straßenkreuzungen Lichtkugeln auf. Sie schwebten drei Meter hoch in der Luft und erleuchteten die Straßen und Gassen. Wäre es ganz dunkel gewesen, hätten Josh und ich eine bessere Chance gehabt, aber so. Die viele Magie machte mir etwas Angst, aber sie bewirkte das ich schneller rannte. Dabei bemerkte ich unsere Verfolger die ganz in der Nähe waren aber nicht. Wir rannten in eine Gasse und Josh war etwas vor mir. Plötzlich war es so, als ob er gegen etwas gerannt wäre und flog zu Boden. Neben ihm bremste ich. Schnell sprang er wieder auf die Füße und streckte seine Hand aus. Ich konnte die Straße sehen und die ganze weitere Gasse, aber als ich meine Hand ausstreckte spürte ich einen Wiederstand. Es war so, als ob man eine große Glasscheibe in die Gasse gestellt hatte. „Das war eine Falle, schnell wir müssen weg,“ sagte Josh. Als wir uns umdrehten stockte mir der Atem. Beim Ausgang der Gasse stand der Magier mit den blauen Augen und noch zwei Soldaten. Er lächelte uns an und sofort ging ich einen Schritt zurück. Mit dem Rücken lehnte ich an der Unsichtbaren Mauer und Josh stand vor mir. Er nahm jetzt meine Hand und drückte sie. Diesmal entzog ich sie ihm nicht, ich hatte zuviel Angst. Auch wenn ich noch so mutig war und mich gegen jeden Typen auf der Straße wehren konnte, aber gegen einen Magier konnte ich mich nicht wehren. „Ich werde dich beschützen Kari, das habe ich dir versprochen. Du kommst unbeschadet nach Hause,“ flüsterte Josh. Ich drückte seine Hand und er lächelte mich kurz an. „Es ist unhöfflich einfach weg zu rennen, habt ihr keine Manieren?“ fragte der Magier lächelnd. Josh schnaubte verächtlich und sah weiter die drei Männer an. „Wenn ihr jetzt ganz brav seit, dann wird euch auch nichts passieren Kinder,“ sagte der Magier. Er lächelte böse und kam näher. „Ihr glaubt doch nicht wirklich das wir uns geschlagen geben,“ sagte Josh. Ich bemerkte wo seine rechte Hand sich hintastete und war erstaunt. Entweder war Josh total lebensmüde oder einfach total mutig. Er griff nämlich nach einem versteckten Messer das er immer bei sich trug. Ich hatte auch ein Messer und konnte damit umgehen, aber mir kam nicht ihn den Sinn sie gegen einen Magier zu gebrauchen. Das Messer war nur zum Schutz da und es hatte mir auf der Straße schon mehr als einmal das Leben gerettet. „Ihr müsst euch geschlagen geben, ihr sitzt in der Falle und durch meine Barriere kommt ihr nicht,“ sagte der Magier. „Das wollen wir ja noch sehen,“ zischte Josh. Inzwischen zitterte ich leicht vor Angst. Das merkte auch Josh und er sah mich traurig an. „Es wird alles gut,“ sagte er leise. Als der Magier noch näher kam, drückte ich mich richtig gegen die Barriere. „Ich will hier weg, bitte,“ flehte ich leise. Genau in dem Moment spürte ich etwas tief in mir und plötzlich war die Barriere hinter mir weg. Da ich mich mit ganzer Kraft dagegen gedrückt hatte stolperte ich jetzt zurück und zog Josh mit. Ich flog zu Boden, aber Josh blieb stehen.

Ich war total erstaunt, aber Josh reagierte schneller als ich. Zum Glück! Er zog mich schnell auf die Beine, zog eine kleine Kugel aus der Tasche und warf sie in die Richtung der Magier. Dann drehte er sich um und rannte los. Hinter mir hörte ich eine kleine Explosion und drehte mich um. Die ganze Gasse wurde von dichtem Rauch vernebelt und ich konnte die Männer nicht mehr sehen. „Was war das?“ fragte ich. „Eine Rauchbombe. Gehört zur Ausrüstung eines Rebellen dazu,“ sagte Josh grinsend und sah zu mir zurück. Dann wurde er plötzlich kreideweiß. „Runter,“ rief er doch es war zu spät. Ich sah zurück und sah eine rote Kugel auf uns zu fliegen. Sie traf mich genau am Arm und warf mich zum Boden. Es tat verdammt weh und ich schrie kurz auf. „Kari,“ rief Josh erschrocken. Ich stemmte mich hoch und sah mir meinen rechten Arm an. Der Ärmel war abgerissen und es blutete leicht, aber das kam von einer Schürfwunde die ich mir beim Sturz zugezogen hatte. Es sah nur so aus, als ob ein Schatten über der Stelle liegen würde, wo ich getroffen worden war. Es war zwar nicht zu sehen, aber es tat unheimlich weh. „Geht es?“ fragte Josh. „Ja,“ sagte ich mit zusammen gebissenen Zähnen. „Gut, schnell wir müssen weiter,“ sagte Josh. Ich nickte und er zog mich ganz auf die Beine. Dann rannten wir weiter, aber irgendwie konnte ich nicht mehr so schnell wie vorher. „Sicher das es dir gut geht?“ fragte Josh nach zehn Minuten. Ich war total außer Atem und lehnte an einer Mauer. Wir waren in einer dunklen Gasse nicht besonders weit von dem Verlassenen Haus entfernt. Wir hatten angehalten um zu sehen ob einer der Magier oder ein Soldat hier irgendwo in der nähe war. Ich schüttelte nur den Kopf auf Josh Frage. Ich hatte Kopfschmerzen und mein Arm tat immer noch total weh. Als ich zu der Stelle sah, stockte mir der Atem. Ein schwarzes Zeichen hatte sich genau an der Stelle gebildet wo mich der Typ getroffen hatte. Jetzt bemerkt auch Josh das Zeichen. „Ach du Scheiße,“ sagte er und sah sich meinen Arm an. Er lange an das Zeichen und sofort zuckte ein stechender Schmerz durch meinen Arm. Ich zog ihn sofort weg und konnte gerade noch verhindern das mir Tränen die Wange runter liefen. „Gleich sind wir im Gang, dann gehen wir sofort zu meinem Vater,“ sagte Josh. Ich nickte leicht und stieß mich von der Mauer ab.

Das war das dümmste was ich machen konnte.

Augenblicklich drehte sich alles um mich und ich wäre wahrscheinlich gerade aus auf die Nase gefallen, hätte Josh mich im letzten Moment nicht gepackt und fest gehalten. Ich lehnte an ihm und atmete schneller. Josh legte jetzt die Arme um mich und drückte mich an sich. Dafür hatten wir jetzt nun wirklich keine Zeit. „Es tut mir leid Kari. Es ist meine Schuld das es dir jetzt so schlecht geht. Ich hätte besser aufpassen sollen,“ sagte er. „Nein, du kannst doch nichts dafür. Ich frag mich wie sie raus gefunden haben das wir von den Rebellen kamen,“ sagte ich. „Das würde mich auch mal interessieren,“ sagte Josh. „Ja,“ stimmte ich ihm zu. „Nächstes mal benutzt du deinen Kopf und duckst dich, wenn ich sage das du runter gehen sollst und drehst dich nicht um,“ sagte Josh und tippte mir gegen die Stirn. Plötzlich hielt er inne und legte seine Hand auf meine Stirn. „Kari, du hast ja Fieber,“ sagte er erschrocken. „Ich hab ja auch Kopfschmerzen,“ sagte ich. „Das kommt von diesem verdammten Magier, wenn ich den zwischen die Finger bekommen kann er was erleben,“ sagte Josh wütend. „Wir sollten jetzt los, sonst sehen wir ihn früher wieder als uns lieb ist,“ sagte ich. „Ja,“ sagte Josh. Dann nahm er wieder meine Hand und gemeinsam gingen wir zum Haus. Die Tür war offen und wir gingen sofort in den Keller. Dort brauchten wir aber eine weile bis wir die Falltür gefunden hatten. Als wir sie dann endlich hatten, sprang Josh als erstes runter. Ich folgte ihm und er musste mich halb auffangen, weil ich kaum noch kraft hatte. Wieder nahm er meine Hand und wir tasteten uns vorwärst, da alles dunkel war. Meine Kopfschmerzen wurden von Minute zu Minute stärker und bald hatte ich total die Orientierung verloren. „Josh, lass uns eine Pause machen, ich kann nicht mehr,“ sagte ich nach einer weile total erschöpft. Josh sah zu mir und sofort war er besorgt. „Du siehst gar nicht gut aus,“ sagte er. „Woher willst du das wissen, du kannst mich ja nicht mal sehen,“ sagte ich schwer atmend. „Ich bin nicht doof Kari,“ sagte Josh. „Schon gut, lass uns weiter gehen,“ sagte ich. Josh nahm meine Hand, zog mich hoch und sofort kippt ich um. Diesmal wurde mir aber schwarz vor den Augen und ich wurde ohnmächtig.

 

„Kari!“ rief Josh erschrocken und fing das Bewusstlose Mädchen auf. Er legte ihr eine Hand auf die Stirn und zog sie sofort zurück. Kari kochte förmlich. Dann sah Josh auf Karis Arm. Das Zeichen war jetzt sehr viel deutlicher zu sehen als zuvor. „Verdammt, du brauchst Hilfe,“ sagte Josh. Er hob das Mädchen hoch und rannte los. Wie sein Vater gesagt hatte, hielt er sich immer rechts. Als er nach einer weiteren halben Stunde um eine Ecke rannte, wäre er beinahe mit jemanden zusammen gekracht.

„Vater,“ sagte Josh erleichtert als er den Mann erkannte. „Mein Gott da bist du ja. Weist du was für sorgen ich mir gemacht habe. Wo wart ihr?“ sagte Joshs Vater und sah seinen Sohn vorwurfsvoll an. Dann entdeckte er Kari die Josh Huckepack genommen hatte. „Was ist mit ihr?“ fragte er sofort. „Ein Magier hat sie mit irgendwas getroffen. Sie hat Fieber bekommen und das komische Zeichen am Arm. Im Gang ist sie vor einer halben Stunde zusammen gebrochen,“ sagte Josh. „Gib sie mir, ich nehme sie, du bist ja total erschöpft. Wir bringen sie zu uns und unterwegs sagst du mir was los war,“ sagte Joshs Vater. Er nahm Kari und ging sofort los. „Wir sind ohne Probleme durchs Tor gekommen, haben alles abgeliefert und sind zurück zum Tor. Als wir ankamen standen da drei Magier und haben sich mit den Soldaten unterhalten. Die Soldaten haben mich und Kari gut beschrieben und haben gesagt das wir sicher die zwei gesuchten Rebellen sind. Als Kari und ich uns weg schleichen wollten, hat einer der Wachen uns bemerkt und wir sind abgehauen. Die verdammten Soldaten und die Magier sind uns hinterher, aber wir konnten sie abhängen. Man hat die ganze Stadt nach uns durchsucht und als wir irgendwann in eine Gasse gelaufen sind, war das die Falle. Einer der Magier hat eine Art unsichtbare Wand dort erschaffen. Ich bin genau dagegen gelaufen. Einer der Magier ist dann mit Soldaten aufgetaucht und hat uns den Weg versperrt. Ich kann nicht genau sagen was passiert ist, aber plötzlich war diese Unsichtbare Mauer weg. Ich habe eine Rauchbombe geschmissen und wir sind los gerannt. Als ich kurz zu Kari zurück gesehen habe, habe ich gesehen wir so eine rote Kugel genau auf Kari zugeflogen ist, ich wollte sie warnen, aber es war zu spät. Die Kugel hat Kari am Arm getroffen. Sie hatte keine Wunde, aber sie sagt das sie Schmerzen hat. Erst war nichts zu sehen, aber dann ist diese Zeichen aufgetaucht und sie hat Fieber bekommen. Wir sind weiter zu dem Gang und Kari ging es immer schwächer. Dann sind wir in den Gang. Wir sind eine weile gegangen, dann ist sie zusammen gebrochen und ich hab sie weiter getragen. Danach bin ich dann dir begegnet,“ erzählte Josh. „Verstehe, hat euch jemand gesehen als ihr in den Gang seit?“ fragt sein Vater. „Nein, niemand weit und breit. Wir haben keinen Soldaten mehr gesehen seit wir von dem Magier weg sind,“ sagte Josh. Sein Vater sah auf Karis Arm wo das Zeichen deutlich zu sehen war. Er hatte keine Ahnung was das bedeutete, aber er ahnte das es nichts gutes war. Jetzt zählte aber erst mal das er Kari half. Er spürte auch das sie hohes Fieber hatte und das es immer weiter stieg. Nach einer ganzen weile erreichten sie endlich die Gänge die von den Rebellen richtig benutzt wurden. Sie brachten Kari in einen Nebenraum vom großen Saal und gingen dann in den großen Saal. Dort waren die restlichen Anführer der Rebellen und der fremde Mann. „Herr Gott, da seit ihr ja,“ sagte Takuto als er Josh und seinen Vater sah. Josh ging zu ihm und gab ihn den Brief des Wirtes. Jetzt stutzte Takuto. „Wo ist Kari?“ fragte er. „Sie liegt nebenan,“ sagte Joshs Vater. „Was meinst du damit?“ fragte Takuto. Jetzt sahen sie alle an. „Es gab Probleme und Kari wurde…. Ich bin mir nicht sicher ob man das Verwundet nennen soll,“ sagte Joshs Vater. „Was genau ist passiert?“ fragte Takuto. Josh erzählte noch mal alles und als er zu de Stelle kam, an der Kari getroffen wurde, drehte sich der Typ vom Magier Stadtteil um und ging zu der Tür. „Wo willst du hin?“ fragte Joshs Vater und sah ihn an. Er kannte den Mann, aber das hieß nicht das er ihm auch voll und ganz vertraute. „Vielleicht kann ich was für das Mädchen tun, aber wenn ich richtig damit liege was das für ein Zauber ist, dann kann ihr nur ein Magier helfen,“ sagte der Mann und riss sich los. Er ging zur Tür und verschwand im Raum dahinter. Josh erzählte schnell weiter und als er fertig war, kam genau in dem Moment der Typ raus. „Und?“ fragte Takuto. Josh wunderte sich ziemlich über ihn. Takuto war der höchste Anführer der Rebellen und er hatte sich noch nie so sehr um jemanden gekümmert wie um Kari. Ihm war schon früh aufgefallen das die Rebellen sehr um Karis Sicherheit besorgt waren. „Ich habe ihr etwas gegeben was die Wirkung des Zaubers etwas Hinauszögert, aber ohne einen Magier wird sie euch in nächster Zeit sehr viel Probleme machen,“ sagte der Typ. „Warum?“ fragte Takuto. „Ganz einfach. Der Zauber ist etwas heimtückisch. Er macht den Betreffenden erst so schwach das er sich nicht mehr wehren kann und dann übernimmt er sozusagen die Kontrolle über den Körper. Das Mädchen wird dann nur eine Sache machen,“ sagte der Typ. „Und was genau wird das sein?“ fragte Josh. „Sie wird zu dem Magier gehen der ihr den Zauber auf den Hals gehetzt hat,“ sagte der Typ. „Warum sollten die so etwas tun? Ich meine, gut sie haben Kari vielleicht für einen Rebellen gehalten, aber deswegen gleich so einen Aufstand,“ sagte Joshs Vater. „Ihr habt ja keine Ahnung was mit diesem Mädchen los ist. Du hast gesagt das die magische Wand plötzlich verschwunden ist?!“ sagte der Typ zu Josh. Der nickte kurz und sah den Typen starr an. „Dann ist es ganz logisch warum Savarik ihr den Zauber auf gehalst hat,“ sagte der Typ. „Savarik?“ fragte Takuto. „Der Magier. Er ist der einzige, der auf diese Beschreibung passt. Einen wirklich starken Gegner habt ihr zwei euch da ausgesucht und es ist erstaunlich, dass das Mädchen das geschafft hat,“ sagte der Typ. „Was genau meinst du?“ fragte Josh. „Ganz einfach. Eure Kleine da drüben hat magische Fähigkeiten. Sie hat bewirkt das die magische Mauer verschwindet. Sie dürfte nichts von ihren Kräften wissen, aber als die Mauer verschwunden ist, hat Savarik bemerkt was in dem Mädchen steckt. Er konnte einfach nicht zu lassen das dieses Mädchen weiter bei den Rebellen rum läuft. Das ist viel zu gefährlich für ihn,“ sagte der Typ. Josh stockte der Atem, das war doch einfach unmöglich. Kari konnte doch keine magischen Kräfte haben. „Sie muss stark sein, wenn sie es geschafft hat Savariks Mauer zu zerstören. Er wird alles daran setzen das Mädchen zu bekommen. Ihr habt jetzt einige Zeit lang keine ruhige Minute mehr. Vor allem, wenn der Zauber anfängt zu wirken,“ sagte der Typ. „Das ist unmöglich. Kari kann keine magischen Kräfte haben,“ sagte Josh wütend. „Ach ja, kennst du ihre Eltern etwa und deren Eltern? In ihrer Verwandtschaft muss es nur einen Magier geben und die Chance ist sehr hoch das es wieder einen gibt,“ sagte der Typ. „Karis Mutter ist aber keine Magierin,“ sagte Takuto plötzlich. Sofort sah Josh zu ihm. „Woher weist du das?“ fragte er erstaunt. Takuto sah kurz zu ihm. „Weil ich ihre Mutter kenne,“ sagte Takuto. „Takuto, wir haben gesagt das wir nie ein Wort darüber verlieren werden und das werden wir auch nicht,“ sagte Joshs Vater. „Was du auch?“ fragte Josh erstaunt. Sein Vater sah ihn nur kurz an. „Ich an eurer Stelle würde das Mädchen übergeben, das erspart euch eine Menge ärger,“ sagte der Typ. „Das geht nicht,“ sagte Takuto. „Und warum nicht? Ihr riskiert lieber das die Magier euch find, als das Mädchen einfach herzugeben,“ sagte der Typ. „Wir können sie nicht den Magiern übergeben. Wir haben geschworen auf sie auf zupassen bis sie alt genug ist,“ sagte Takuto. Josh war total erstaunt und sah zwischen den Anführern hin und her. Anscheinend wussten alle das gleiche. Wenn sie alle Karis Mutter kannten, warum hatten sie Kari dann nie etwas erzählt? „Ihr macht einen großen Fehler,“ sagte der Typ. „Nein, hol ihn,“ sagte Takuto plötzlich. Der Typ sah kurz zu der Tür und dann zu Takuto zurück. „Er wird nicht kommen können. Savarik wird wegen dem Mädchen eine Beratung einberufen. Es ist noch nie vor gekommen das ein Rebell magische Fähigkeiten hat oder das überhaupt jemand von hier so etwas konnte. Die Magier bleiben ja lieber unter sich und so sieht es auch mit ihren Nachkommen aus,“ sagte der Typ. „Mir ist es egal was er gerade macht oder ob er bei einer Besprechung ist. Hol ihn. Euer wohl hängt schließlich auch davon ab. Wenn man Kari kriegt und sie redet, wird sie auch von dir erzählen. Kari hat ein sehr gutes Gedächtnis und sie wird dich erkennen egal ob mit oder ohne Verkleidung,“ sagte Takuto. Der Typ wurde unter seiner Verkleidung weiß, daran hatte er nicht gedacht. Das Mädchen wusste zu viel. „Vielleicht komme ich noch bevor man ihn zur Versammlung ruft,“ sagte der Typ und schon war er durch die nächste Tür verschwunden. „Kümmere dich am besten um Kari,“ sagte Takuto zu Joshs Vater. Der nickte und ging in den Nebenraum. Sofort folgte Josh ihm. Der Typ hatte Kari mit einer Decke zugedeckt und ein nasser Lappen lag auf ihrer Stirn. Neben ihr stand noch eine Schüssel Wasser die nach Kräutern duftete. Josh setzte sich neben Kari und sah sie traurig an. „Du kanntest ihre Mutter?“ fragte er leise. „Ja, es ist lange her und ich habe sie nur zweimal getroffen. Genauso wie die anderen,“ sagte sein Vater. „Was wollte sie von euch, warum hast du das Kari nie erzählt und warum wollt ihr alle Kari so beschützen? Das ist doch nicht normal,“ sagte Josh. „Ich weis nicht ob es gut wäre es dir zu erzählen Josh,“ sagte sein Vater. „Verdammt Vater, sag es mir endlich. Ich bin nicht dumm und irgendwann finde ich es sowieso raus,“ sagte Josh. Sein Vater wusste das Josh recht hatte und fing an zu erzählen: „Vor sechzehn Jahren kam sie zu uns. Sie hatte Kari im Arm und hatte sich genauso wie der Spion gerade ganz Verborgen. Sie wollte nicht das man sie erkannte. Sie war ein ganz normaler Mensch und anscheinend hatte sie vor irgendetwas Angst. Sie hat uns eine Menge Geld geboten damit wir Kari nehmen und auf sie aufpassen, aber damals hatten wir ganz schön Probleme mit den Magiern und konnten uns nicht um irgendein Kind kümmern. Also haben wir sie weg geschickt. Sie hat Kari aus gesetzt, hat gewartet bis jemand sie mitnahm und ist denen dann bis nach Hause gefolgt. Sie hat sich gemerkt, wo die Leute leben und ist zu uns zurück gekommen. Sie hat uns gesagt wo Kari ist und das wir uns nicht um sie kümmern sollen. Wir sollten nur auf passen das ihr nichts passiert und das bis sie achtzehn Jahre alt ist. Sie hat uns dafür sehr viel Geld gegeben und wir haben eingewilligt. Was sollte schon dabei sein ab und zu nach einem Kind zu sehen, mehr sollten wir ja nicht machen. Wir haben lieber nicht danach gefragt, wo die Frau soviel Geld her hatte, wir haben es genommen, da wir es zu der Zeit wirklich dringend gebraucht haben. Seit dem haben wir öfters nach Kari gesehen. Wir kannten die Leute bei denn Kari gelandet war und haben ihnen gesagt das sie Kari ja gut behandeln sollten. Sie haben es nicht getan und das haben sie bereut. Wir haben ihnen die Polizei auf den Hals gehetzt. Sie waren selber Schuld. Was danach mit Kari war, das weist du ja.“ Josh war total erstaunt. Kari stand also im Schutz der Rebellen, das war schon erstaunlich. „Wen soll der Typ eigentlich holen?“ fragte Josh leise. „Er arbeitet für einen Magier und dieser hält zu uns. Er wird ihn holen und der wird hoffentlich Kari helfen können. Wir wissen nicht wie mächtig er ist, wir kennen ja nicht mal seinen Namen, aber er hilft uns und das ist alles was im Moment zählt,“ sagte sein Vater. Josh nickte und sah weiter zu Kari. Sie hatte so ein Leben nicht verdient. Josh schwor sich, das er Kari ab sofort richtig beschützen würde!

 

Im Regierungsgebäude der Magier war inzwischen ziemlich viel los. Es war zwar schon weit nach Mitternacht, aber es hatten sich über neunzehn Magier im Ratssaal versammelt. Savarik saß auf seinem Platz und trommelte ungeduldig mit den Fingern auf den Tisch rum, vor dem er saß. Sauer sah er zu dem einzigen leeren Platz rüber. Dann ging plötzlich eine Tür auf und Savarik sah erwartungsvoll hoch, aber es war nicht der den er erwartet hatte. Es war der Diener den er vor zwanzig Minuten los geschickt hatte um den Magiermeister zu holen. Nur noch der fehlte. Der Diener ging zu Savarik und verneigte sich kurz. „Der Magiermeister ist nirgendwo zu finden Sir. Er ist nicht in seinem Haus, nicht hier im Haus oder sonst wo. Wir können ihn nicht finden,“ sagte der Diener. „Danke, du kannst gehen,“ sagte Savarik gereizt. Na schön, dann musste das ganze eben ohne seinen Freund und Magiermeister, Rocan, gehen. Als der Diener raus war, stand Savarik auf und sofort wurde es leise. „Ich weis das es spät ist meine Freunde, aber es gibt ein wichtiges Thema zu bereden. Heute sind zwei Rebellen in unseren Teil der Stadt eingedrungen,“ sagte Savarik. „Das ist ja nichts neues,“ sagte einer der Ratsmagier. Insgesamt bestand der Magierrat aus zwanzig Männern und Frauen, aber heute waren sie nur neunzehn, da der Magiermeister, der Herrscher über das Land, fehlte. „Das ist nicht witzig. Ich Persönlich habe mich um die Rebellen gekümmert. Es waren zwei Leute. Ein Junge, gerade mal achtzehn und ein Mädchen nicht älter als sechzehn. Sie sind ohne mühe hier eingedrungen, aber das ist es gar nicht was mir sorgen macht. Ich habe die Kinder suchen lassen und habe selber auch nach ihnen gesucht. Ich habe sie auch gefunden und in eine Falle gelockt. Ich habe sie in eine Gasse getrieben in der ich eine magische Mauer errichtet habe und sie sind genau dagegen gelaufen. Ich habe sie gestellt, aber sie sind mir entwischt und zwar weil die magische Mauer sich aufgelöst hat,“ sagte Savarik. „Du hast einfach die Kontrolle verloren, soll ja mal vorkommen, auch unter uns, den besten Magiern hier. Ich wette das selbst der Meister mal aus versehen die Kontrolle verloren hat,“ sagte eine Frau. „Ich habe die Kontrolle nicht verloren! Jemand hat die Mauer zerstört und zwar mit Magie,“ sagte Savarik wütend. „Willst du damit sagen das einer von unseren Leuten den Rebellen zur Flucht verholfen hat?“ fragte einer der Ratsmitglieder. Jetzt waren alle hellwach und riefen durch einander. „Nein, das Mädchen hat die Mauer zerstört,“ sagte Savarik leise. Sofort wurde es Mucksmäuschenstill im Saal. Wenn Savarik geschrieen hätte, hätte ihn wahrscheinlich keiner beachtete, aber so. „Das ist doch ein Witz,“ sagte einer von Magierrat. „Nein ist es nicht. Ich selber habe es gespürt. Das Mädchen hat magische Kräfte,“ sagte Savarik. „Das ist doch unmöglich. Ein Mensch aus dem normalen Viertel kann doch keine magischen Kräfte entwickeln, das ist nicht möglich,“ sagte jemand. „Ich selber habe es beim Mädchen gespürt,“ sagte Savarik. Alle wussten was das bedeutete, aber nur einer wagte es die Tatsachen aus zusprechen. „Mein Gott. Das Mädchen muss unheimlich stark sein. Sie hat keinerlei Ausbildung und hat es geschafft eine magische Mauer vom zweistärksten Magier des Landes einfach so zu verstören,“ sagte einer. Savarik gefiel es nicht, aber er wusste das es wahr war. Wenn das Mädchen lernte mit ihren Kräften um zugehen, konnte es gut möglich sein, das sie stärker als der Magiermeister wurde. Dann war da auch noch das Problem das sie eine Rebellin war. „Was sollen wir jetzt machen. Das Mädchen kann uns sehr große Probleme machen, vor allem wenn sie in den Händen der Rebellen ist,“ sagte einer. „Dafür habe ich schon gesorgt. Bevor sie abgehauen ist, konnte ich sie noch mit einem Zauber treffen. Schon bald wird sie von ganz alleine zu uns kommen,“ sagte Savarik. „Gut, damit wäre das Problem gelöst, aber was machen wir mit ihr, wenn sie erst mal hier ist?“ fragte ein anderer. Das hatte sich Savarik auch schon überlegt. Das Mädchen konnte unter seinen Fittichen eine schöne Waffe für ihn abgeben. Mit der Göre würde er später an die Macht kommen und nicht mal Rocan würde ihn aufhalten können. Natürlich musste er dafür sorgen, dass er das Mädchen auch bekam und das sie später sich nicht gegen ihn richtete. „Wir müssen sie wohl oder übel Unterrichten. Wenn sie die Kontrolle verliert, könnte sie die ganze Stadt in die Luft jagen,“ sagte Savarik. „Stimmt, aber wer soll der Mentor des Mädchens werden. Es gibt keine große Auswahl, da sie einfach zu stark für die meisten von uns ist,“ sagte eine Frau. „Ich werde mich Persönlich um das Mädchen kümmern, schließlich steht mir das Recht eigentlich auch zu, da ich ja ihre Magie entdeckt habe,“ sagte Savarik lächelnd. Keiner sagte etwas dagegen. Sie hatten alle zuviel Angst vor Savariks Kräften. Nur der Magiermeister war stärker als er und er würde schon dafür sorgen das Savarik mit dem Mädchen keinen Unsinn anstellte. Als keiner Widerspruch einlegte lächelte Savarik. „Gut, dann werde ich mal den Soldaten am Tor bescheit sagen, das sie das Mädchen auch ja durch lassen. Es wäre ja zu schade wenn alles nur wegen einer Kleinigkeit ins Wasser fällt,“ sagte Savarik lächelnd. Dann stand er auf und verließ den Saal. „Jemand muss mit dem Magiermeister reden. Er muss davon erfahren,“ sagte einer vom Magierrat. „Dafür müssen wir ihn erst mal finden,“ sagte ein anderer. Dann löste sich der Magierrat auf und jeder ging mit seinen Gedanken nach Hause.

 

Josh bekam von den Machenschaften vom Magier Savarik nichts mit und ihm wäre das auch total egal gewesen. Er machte sich viel mehr sorgen um Kari. Ihr Fieber war sehr hoch und sie war unruhig. Ständig sah er zu Tür und wünschte das endlich der Typ wieder kam. Er war jetzt schon länger als eine Stunde weg. „Es wird alles wider gut Kari,“ flüsterte Josh und drückte Karis Hand die er hielt. Genau in dem Moment ging die Tür auf und Takuto und ein zweiter Mann kamen rein. Der andere Mann war genauso wie der Spion aus dem Magierstadtteil komplett in schwarz gekleidet und nur seine Augen waren sichtbar. Er sah nicht besonders glücklich aus und er sah sofort zum Mädchen. „Geh von dem Mädchen weg,“ sagte er zu Josh. Der dachte nicht mal daran Kari los zu lassen. „Josh,“ sagte sein Vater aber streng und Josh ging sofort weg. Der Magier legte eine Hand auf die Stirn des Mädchens und zog ihren rechten Arm unter der Decke hervor. „So wie es aussieht komme ich gerade noch rechtzeitig. In mindestens einer halben Stunde wäre das Mädchen gegangen,“ sagte der Magier ruhig. „Dann macht etwas,“ sagte Joshs Vater. Der Magier sah ihn kurz an, wand sich aber sofort wieder dem Mädchen zu. Sachte legte er eine Hand auf das schwarze Zeichen am Arm und murmelte einige Worte. Das Zeichen fing kurz an zu leuchten und verblasste dann langsam. Sofort war das Mädchen auch ruhiger. Als er fertig war, legte er zwei Finger auf die Stirn von Kari und machte die Augen zu. „Erstaunlich,“ murmelte er nach kurzer Zeit. Er sagte eine weile nichts mehr und als er die Augen wieder aufmachte, sah er nachdenklich aus. „Ist etwas mit Kari?“ fragte Takuto. „Passt gut auf das Mädchen auf. Ich habe ihre Kräfte größtenteils versiegelt, aber ich kann nicht sagen wie lange das hält. Der Zauber der auf ihr lag, hätte schon vor mehr als einer Stunde wirken sollen und genauso wie sie die Wirkung des Zaubers verschoben hat, könnte es sein das sie unbewusst die Versieglung löst. Ich würde mich sofort um sie kümmern, was wahrscheinlich auch schlauer wäre, aber ich muss gezwungenermaßen verreisen und komme erst in knapp drei Wochen wieder. Wenn alles gut läuft hält die Versieglung solange. Ihr dürft sie auf keinen Fall aufregen. Starke Gefühle würden dazu führen, das sie die Versiegelung früher bricht und das darf nicht geschehen. Wenn ich wieder komme, werde ich mich sofort um sie kümmern,“ sagte der Magier zu Takuto. „Was meinen sie damit?“ fragte Josh. Der Magier sah jetzt zu ihm und er sah in den Augen des Jungen echte Besorgnis. „Ganz einfach. Ich werde sie unterrichten,“ sagte der Magier. „Das ist bestimmt nicht nötig,“ sagte Josh sauer. „Und ob das nötig ist Junge. Du hast ja keine Ahnung was in dem Mädchen steckt. Sie ist sehr stark, stärker sogar als viele aus dem Magierrat und wenn sie nicht lernt mit ihren Kräften umzugehen, dann wird das sehr gefährlich. Wenn sie die Kontrolle über ihre Kräfte verliert, dann könnte sie damit die ganze Stadt zerstören und dabei die gesamte Bevölkerung umbringen, ist dir das lieber? Was willst du lieber? Das die ganze Stadt mit allen Bewohnern zerstört wird, oder das deine kleine Freundin lernt ihre Kräfte zu kontrollieren und ihr dann einen sehr mächtigen Verbündeten unter euch habt?“ fragte der Magier. Sofort sah Josh zu Kari. Er hatte sich ja in den letzten Stunden damit abgefunden das Kari magisch begabt war, aber doch nicht das sie so stark war. Er sagte nichts mehr und der Magier sah ihn auch nur noch kurz an. „Ich muss jetzt los, vergesst aber nicht das sich das Mädchen nicht aufregen soll. Am besten ihr erzählt ihr nichts von ihren Kräften und wenn doch, dann sehr schonend. Das heißt auch das sie keine Angst haben sollte oder sonstigen starke Gefühle, wie zum Beispiel Gefühle durch einen Verehrer,“ sagte der Magier und dabei sah er kurz zu Josh. Der wurde sofort knallrot und sah zu Boden. „Also, wir sehen uns in drei Wochen,“ sagte der Magier, dann ging er mit Takuto raus. „Wer hätte gedacht das Kari jemals so stark sein würde,“ sagte Josh leise. Sein Vater nickte nur und sah genauso wie sein Sohn zu Kari.

 

Ich fühlte mich merkwürdig als ich aufwachte. Mir ging es sehr viel besser als das letzte mal als ich mich an etwas erinnerte. Ich wusste nur noch das wir in diesem Gang waren, auf der flucht vor den Magier und dann war da nichts mehr. Ich setzte mich mit einem Ruck auf und sah mich um. Ich erkannte den Raum sofort. Das war ein Zimmer von Joshs zuhause. Hier schlief ich immer im Winter. Warum war ich bitte hier. Ich sah an mir runter und stellte fest, das ich nur meine Unterwäsche an hatte. Obwohl keiner da war lief ich rot an und sah mich schnell um. Auf einen Stuhl lagen meine Sachen. Schnell schnappte ich sie mir und zog sie an. Dabei stellte ich fest, dass das schwarze Zeichen auf meinem Arm weg war. Egal was Josh gemacht hatte, es hatte geholfen. Als ich fertig war, ging ich aus dem Raum und sah mich um. Im Wohnzimmer fand ich Josh und seinen Vater. Als ich in die Tür trat, sahen beide sofort hoch. „Ah Kari, wie geht es dir?“ fragte Joshs Vater lächelnd. „Gut danke, aber wie komm ich hierher?“ fragte ich. „Ich hab dich her getragen,“ sagte Josh. Er zeigte auf einen Platz neben sich und ich setzte mich. „Hör zu Kari, wir müssen mit dir reden,“ sagte Joshs Vater. Der Ton erstaunte mich doch sehr. „Was ist los?“ fragte ich. „Kari, egal was wir dir jetzt erzählen, du darfst dich bei Gott nicht aufregen,“ sagte Josh. Schon das ließ in mir ein ungutes Gefühl aufsteigen. Das bemerkte Joshs Vater auch und deswegen fing er schnell an, um mich ab zu lenken. „Es ist nicht ganz einfach Kari und es waren auch welche dagegen das wir dir es sagen, aber ich finde es besser wenn wir dir es sofort sagen, als das du in drei Wochen einen Schock bekommst und dich hintergangen fühlst. Also, in drei Wochen bekommst du einen Lehrer, das haben ich und die anderen Anführer der Rebellen gestern beschlossen,“ sagte er. „Gestern? Wie lang hab ich geschlafen?“ fragte ich. „Eine Nacht und einen Tag,“ sagte Josh. Jetzt fühlte ich mich schlecht, was war nur mit mir los gewesen?! „Für was brauche ich einen Lehrer und wer soll das sein?“ fragte ich. Josh und sein Vater sahen sich an und dann sahen sie beide zu mir. „Du erinnerst dich doch sicher noch an den Mann der uns alles erklärt hat,“ sagte Josh. „Ja, der Typ vom Magierstadtteil,“ sagte ich. „Genau und er arbeitet für einen Magier. Dieser Magier hält auch zu den Rebellen wie du ja weist und genau dieser Magier wird dein Lehrer,“ sagte Joshs Vater. „Warum das denn?“ fragte ich erstaunt. Irgendwas stimmte hier nicht, das merkte ich sofort. „Du musst uns versprechen ruhig zu bleiben, egal was wir dir jetzt erzählen,“ sagte Josh. „Herr Gott, ihr braucht mich nicht in Watte packen, ich werde schon nicht gleich explodieren,“ sagte ich scherzhaft. Josh und sein Vater fanden das gar nicht witzig. Sie wurden beide gleichzeitig kreideweiß. „Also gut, ich werde ganz ruhig bleiben. So schlimm kann es schon nicht werden,“ sagte ich. „Josh hat mir erzählt was passiert ist wehrend der Mission und auch das was mit der Magischen Mauer von dem Magier passiert ist. Das haben wir diesem Typen erzählt und er und sein Herr, also der Magier sind sich absolut sicher. Kari, sie sagen Beide das du die magische Mauer zerstört hast,“ sagte Joshs Vater. „Das ist doch ein Witz. Ich meine ein normaler Mensch kann keine magische Mauer zerstören,“ sagte ich. „Ein normaler Mensch nicht, aber ein Mensch mit magischen Kräften schon,“ sagte Joshs Vater leise. Sofort stockte mir der Atem. „Das meint ihr nicht ernst. Ich habe keine magischen Kräfte,“ sagte ich. „Doch Kari. Der Magier ist sich absolut sicher und in drei Wochen fängt er an dich darin zu unterrichten,“ sagte Josh. Ich schüttelte den Kopf und dachte nach. Das war doch unmöglich. Ich hatte doch keine magischen Kräfte. Dann dachte ich an das Gespräch mit Josh, im Stadtteil der Magier. Er hatte gesagt das mit einem Magier in den reihen der Rebellen ein großer Teil der Probleme gelöst waren und er hatte recht. Ich wurde von einer Entschlossenheit bepackt, die für mich total ungewöhnlich war. Ich sah hoch und Josh genau in die Augen. Dann lächelte ich und Josh grinste. Er dachte genau das gleiche wie ich. „Okay, wenn es so ist, dann nur her mit dem Magier. Warum noch drei Wochen warten, wir verschwenden nur Zeit,“ sagte ich. Joshs Vater war total erstaunt. „Der Magier ist verreist und kommt erst in knapp drei Wochen wieder, da ist ja das Problem. Er hat deine Kraft versiegelt, aber du darfst dich nicht zu sehr aufregen, sonst gibt es Probleme. Deswegen war ein Teil auch dagegen das wir dir es jetzt schon sagen, aber ich halt es für richtig,“ sagte Joshs Vater. „Danke das ihr es gemacht habt und ich werde mich beherrschen,“ sagte ich lächelnd. „Dann ist es ja gut,“ sagte Josh.

Den ganzen Tag und den nächsten verbrachte ich bei Josh, auf Anweisung der Anführer der Rebellen. Er blieb die ganze Zeit bei mir und versuchte mich zu beschäftigen. Ich war es nicht gewohnt an einen Ort gebunden zu sein, vor allem nicht wenn er unter der Erde lag. Ich war es gewohnt frei zu sein und den ganzen Tag an der Frischen Luft zu verbringen. Hier bekam ich ja schon richtige Platzangst und mit jeder Stunde die ich hier unten verbringen durfte wurde ich ein Stück aggressiver. Am Abend des zweiten Tages war es dann zuviel. „Verdammt Josh, ich will hier weg,“ sagte ich sauer. „Kari, du kannst hier nicht weg. Du weist doch das die Magier nach dir suchen,“ sagte Josh. „Das ist mir total egal. Wenn ich noch fünf Minuten hier unten bleibe drehe ich durch,“ sagte ich wütend. Genau in dem Moment ging die Tür auf und Joshs Vater kam rein. „Dich hört man im ganzen Gang Kari,“ sagte er lächelnd. „Pech,“ sagte ich bockig. „Ich kann dich ja verstehen Kari, du bist es nicht gewohnt eingesperrt zu sein,“ sagte er. „Toll das du mich verstehst, dann kann ich ja raus,“ sagte ich. „So habe ich das auch nicht gemeint. Also gut, ich sehe ein das du hier raus musst, aber das nicht für lange und dann nur wenn es dunkel ist und mit Josh,“ sagte Joshs Vater. „Danke. Wann ist es dunkel? Hier unten hab ich total mein Zeitgefühl verloren,“ sagte ich. „In einer Stunde kannst du gehen,“ sagte Joshs Vater. „Das kannst du doch nicht machen Vater. Es ist viel zu gefährlich. Dieser verdammte Magier lässt die ganze Stadt nach ihr durchsuchen. Wenn Kari raus darf, dann findet er sie,“ protestierte Josh. Jetzt wurde mir schlecht. Warum ließ der Magier bitte die ganze Stadt nach mir untersuchen. Gut, er wusste das ich magische Kräfte hatte und das ich zu den Rebellen gehörte, aber das war noch lange kein Grund so versessen nach mir zu suchen. Schließlich war ich irgendwie ja nur ein Mädchen das keine Ahnung hatte wie sie mit ihren Kräften umgehen sollte. Die Beiden stritten noch eine weile weiter, bis Josh endlich nach gab. In der Zeit war die Stunde auch schon wieder um. Ich war froh endlich raus zu kommen, doch irgendwie hatte ich auch Angst. Bevor Josh und ich raus gingen drückte mir sein Vater noch einen schwarzen Mantel in die Hand. Man musste sein Glück ja nicht herausfordern. Ich zog mir den Mantel an und auch Josh zog seinen an. Dann machten wir uns auf den Weg. Um zur nächsten Falltür zukommen, mussten wir am großen Saal vorbei und ich sah, das sich die Anführer dort langsam versammelten. Ich fragten mich was da los war. Es musste irgendein Problem geben.

Als ich endlich aus der Falltür raus war, atmete ich erst mal tief durch. Es war schon stockdunkel, aber es war eine Wolkenlose Nacht und wir hatten Vollmond. „Endlich wieder draußen,“ sagte ich glücklich. „Ja toll, wir sind draußen wo dich jeder sehen kann,“ sagte Josh schlecht gelaunt. „Du kannst jedem auch wirklich die Stimmung versauen,“ sagte ich und ging los. „He wo willst du hin?“ fragte Josh und rannte mir nach. „Hast du etwa gedacht das ich es bei einem Atemzug lasse? Wenn ich schon mal wieder hier bin, will ich auch länger hier bleiben. Wer weis wann ich das nächste mal raus komme,“ sagte ich fröhlich und ging weiter durch die Gassen.

Wir blieben eine Stunde draußen und ständig sahen wir Soldaten. Irgendwann reichte es Josh dann und er zog mich halb zur Falltür zurück. Wir sprangen runter und gerade als Josh hinter sich die Falltür zumachen wollte fiel ihm etwas auf. „Ich hab was verloren, geh du schon mal vor. Ich komm gleich nach,“ sagte er und schon war er durch die Falltür verschwunden. Ich zuckte kurz mit den Schultern und ging dann los. Als ich am großen Saal vorbei kam, bemerkte ich das die Tür offen war und hörte die Stimme von Joshs Vater. „…Wir können das nicht machen,“ sagte er gerade. „Uns bleibt nichts anderes übrig. Wenn die Soldaten weiter so stur nach Kari suchen, dann werden sie früher oder später noch einen Gang finden. Wir mussten einen schon einstürzen lassen und ich werde nicht zulassen das wir noch einen einstürzen lassen müssen,“ sagte Takuto wütend. „Wir haben aber versprochen auf Kari auf zupassen. Wenn du es schon nicht für ihre Mutter machst, dann mach es wenigstens für das Geld das sie uns dafür gegeben hat,“ sagte Joshs Vater. Ich horchte jetzt auf. Die konnten doch nicht von meiner Mutter reden. Oder doch? „Karis Mutter hat zu uns gesagt das wir auf sie aufpassen sollen und darauf achten sollen das es ihr gut geht. Bei dem Magier würde es ihr sehr gut gehen, das weist du auch,“ sagte Takuto. „Ja, aber Karis Mutter hat auch gesagt, das wir Kari von den Magiern fern halten sollen, hast du das etwa vergessen,“ sagte Joshs Vater. „Ja, aber dabei hat sie leider vergessen zu erwähnen das Kari selber magische Kräfte hat und deswegen wahrscheinlich ihr Vater ein Magier ist, schließlich war sie keine Magierin. Außerdem brauchen wir das Geld das wir von den Magiern für Kari bekommen würden. Sie haben uns mehr geboten als Karis Mutter uns gegeben hat,“ sagte Takuto. „Ich werde nicht zulassen das du Kari an die Magier auslieferst,“ sagte Joshs Vater und jetzt kochte er vor Wut. „Es tut mir leid für dich, aber du wurdest gerade überstimmt. Wir können es uns nicht leisten Kari weiter hier zu behalten. Morgen übergeben wir sie,“ sagte Takuto. Das versetzte mir einen Schock. Nicht nur das sie mich mein ganzes Leben lang angelogen hatten, nein, jetzt hatten sie auch noch vor mich an die Magier zu verkaufen. Das würde ich nicht zulassen! Ich drehte mich um und rannte den Weg zurück. Wenn mir die Rebellen nicht helfen wollten, schön und gut, dann half ich mir eben selbst. Ich konnte nichts dagegen machen, aber jetzt kamen mir die Tränen. Ich würde Josh und seinen Vater wahrscheinlich nie mehr wieder sehen. Ich musste von hier weg um den Magier zu entkommen und wenn ich zurück gehen würde, würden sie mich den Magiern ausliefern. Nach nicht mal zehn Metern sah ich Josh vor mir. Als er mich sah blieb er stehen. „Kari was hast du und wo willst du hin?“ fragte er. Ich antwortete nicht und rannte an ihm vorbei. „He bleib da,“ rief er, doch ich hörte nicht auf ihn. Schnell rannte ich zur Falltür und drückte dagegen, aber sie klemmte wieder einmal. „Verdammt geh endlich auf,“ brüllte ich wütend und plötzlich flog die Falltür fast schon in die Luft. Ich sah sie erstaunt an und drehte mich dann um. Josh stand keine zehn Meter hinter mir und sah mich an. Sofort drehte ich mich wieder um und kletterte nach draußen. Dort rannte ich dann weg.

 

Josh stand wie versteinert da und sah das Loch an, wo vor einer Minute noch die Falltür gewesen war. Er wusste was das bedeutete und das gefiel ihm überhaupt nicht. Nach einer Minute legte er ein großes Brett über die Öffnung und rannte dann zurück. Er wusste das er Kari jetzt nicht finden würde. Sie kannte die Straßen und Gassen besser als er und vor allem war es zu dunkel. Er wollte nach Hause rennen und seinem Vater sagen was passiert war, aber auf halben Weg hielt er inne. Die Tür zum großen Saal war offen und er konnte die Stimme seines Vaters und der anderen Anführer hören. Er ging näher und hörte ein paar mal Karis Namen. Dann dämmerte ihm was hier los war. Sofort riss er die Tür zum großen Saal auf und ging rein. Die Anführer verstummten sofort und sahen sauer zu Josh. „Raus hier,“ sagte Takuto sauer. „Über was habt ihr gerade geredet?“ fragte er. „Josh, dafür ist jetzt wirklich keine Zeit, du gehst jetzt wieder zu Kari und passt auf sie auf,“ sagte sein Vater. „Ihr habt über Kari geredet,“ sagte Josh. „Woher weist du das?“ fragte sein Vater. „Die Tür war nicht ganz zu,“ sagte Josh. „Na und, dich geht es nichts an über was wir geredet haben,“ sagte Takuto. „Mich nicht aber Kari,“ sagte Josh. Jetzt wurde sein Vater misstrauisch. „Josh, wo ist Kari?“ fragte er. Sein Sohn sah sofort zu ihm und jetzt sah Takuto auch zu Josh. „Ich habe gesagt die Tür war offen. Ich bin mit Kari gerade wieder gekommen. Sie ist vor gegangen, weil ich oben etwas verloren hatte. Als ich wieder kam, ist sie an mir vorbei gerannt und zwar zur Falltür. Sie hat euch anscheinend gehört und ist abgehauen,“ sagte Josh. „Verdammt noch mal, wir müssen sie finden, bevor sie etwas dummes macht,“ sagte Takuto. „Das hat sie schon. Die Falltür hat geklemmt und Kari hat gekocht vor Wut. Dann ist die Falltür fast schon explodiert,“ sagte Josh. „Oh nein, sie verliert die Kontrolle,“ sagte Joshs Vater. Sein Sohn sah ihn traurig an und auch die anderen sah erschrocken aus. „Das hast du ganz gut hinbekommen Takuto,“ zischte Joshs Vater. „Josh geh sie suchen und bring sie dazu sich zu beruhigen. Danach bringst du sie wieder her,“ sagte Takuto. „Das schaffe ich nicht. Kari kennt die Stadt besser als ich und es ist stockdunkel,“ sagte Josh. „Josh, das war ein Befehl!“ sagte Takuto sauer. Sofort drehte sich Josh um und rannte los.

 

Ich war am verzweifeln und wurde auch gleichzeitig von einem merkwürdigen Gefühl befallen. Es kam aus meinem tiefsten inneren und fühlte sich gar nicht gut an. Ich rannte so schnell ich konnte und bog immer wieder ab. Als ich nach einer Stunde um eine Ecke rannte, stieß ich mit jemanden zusammen und flog zu Boden. Als ich hoch sah, befürchtete ich schon den Magiern oder einem Soldat in die Arme gelaufen zu sein aber zu meiner Überraschung war es keiner von Beiden. Es war Josh. Sofort sprang ich wieder auf die Füße und wollte weg rennen, aber Josh packte mich im letzen Moment am Arm und hielt mich fest. „Lass mich los,“ sagte ich und kämpfte gegen seinen Griff. „Nein Kari. Egal was sie gesagt haben, das ist bestimmt kein Grund zum weglaufen,“ sagte Josh. Er hatte ja keine Ahnung. „Lass mich Josh, du verstehst das nicht,“ sagte ich verzweifelt. Das merkwürdige Gefühl in mir wurde immer stärker und ich kämpfte verzweifelt dagegen an. Irgendetwas sagte mir, dass das Gefühl nicht zu stark werden dürfte, weil sonst etwas schreckliches passieren würde. „Kari, komm mit zurück. Hier findet dich noch ein Magier und dann ist alles aus,“ sagte Josh. „Nein, es ist alles aus wenn ich zurück gehe. Verstehst du nicht? Takuto will mich Morgen an die Magier verkaufen,“ schrie ich ihn an. Jetzt war das Gefühl zu stark um es unterdrücken zu können und plötzlich explodierte ein Wagen ganz in unserer nähe. Wir wurden von dem Druck zu Boden geworfen und ich zitterte jetzt vor Angst. Etwas stimmte nicht mit mir und ich wollte hier weg. Noch bevor ich aufstehen konnte, war Josh auf einmal über mir und drückte mich zu Boden. „Kari, beruhig dich,“ sagte er. „Nein, lass mich los. Ich will nicht zu den Magiern. Takuto will mich ausliefern obwohl meine Mutter ihm Geld gegeben hat damit er es nicht mach,“ sagte ich und jetzt liefen mir wieder Tränen die Wange runter. Josh sah mich erstaunt und ich versuchte mich gegen ihn zu wehren. „Dein Vater, Takuto und all die anderen haben mich mein ganzes Leben lang belogen. Sie kannten meine Mutter hörst du Josh. Sie sollten auf mich aufpassen, dafür hat meine Mutter ihnen Geld gegeben und trotzdem wollen sie mich an die Magier verkaufen. Ich gehe nie mehr zurück,“ sagte ich. „Kari, ich lasse nicht zu das dir etwas passiert oder das auch nur ein Magier dich anfasst. Nur in Gottes Namen beruhige dich,“ sagte Josh. „Ich will nicht, lass mich endlich los,“ sagte ich und wieder explodierte etwas. Inzwischen brannte die halbe Gasse und dicker Rauch bildete sich. „Kari bitte, du bringst dich noch um, wenn du so weiter machst,“ sagte Josh. Genau in dem Moment wurde er mit einem starken Ruck von mir runter gerissen. Ich setzte mich auf und sah zu Josh. Er war gegen eine Hauswand gekracht und lag jetzt am Boden. Er blutete an der Stirn und bewegte sich auch nicht mehr. „Josh,“ rief ich erschrocken. Ich sprang auf die Beine und rannte zu ihm. Ich ging in die Knie und war erst mal erleichtert. Er atmete noch und schien nur Bewusstlos zu sein. „Josh sag etwas. Bitte komm zu dir. Ich wollte das nicht, bitte wach wieder auf,“ sagte ich und weinte stärker. „Du warst das nicht,“ sagte plötzlich jemand. Mir gefror das Blut in den Adern. Ich kannte diese Stimme. Sofort sprang ich auf und drehte mich um. Ein Mann mit Eiskalten Augen kam auf mich zu und versperrte mir jede Möglichkeit zur Flucht. Hinter mir war das Feuer und vor mir der Magier. „Du hättest wirklich nicht weg laufen müssen. Es hat doch sowieso nichts genutzt,“ sagte der Magier. „Kommen sie mir nicht zu nahe,“ sagte ich wütend. Ich ging von Josh weg um ihn nicht noch mehr in Gefahr zu bringen, dadurch wurde ich jetzt aber an die andere Hauswand gedrückt. „Was willst du machen, wenn ich dir doch näher komme?“ fragte der Magier. Ich zitterte vor Angst und das Gefühl wurde schon wieder stärker. Als der Magier nur noch zwei Meter von mir entfernt war, war das Gefühl am stärksten. Wieder explodierte etwas, aber diesmal über mir. Ich sah nach oben und sah wie große Stücke aus der Hauswand herausbrachen und zu Boden krachten. Eins der Stücke hätte beinahe den Magier getroffen, aber der sprang schnell zur Seite. „Hör zu, ich will dir nichts böses. Du musst dich beruhigen, sonst jagst du noch die ganze Stadt in die Luft,“ sagte der Magier. „Lassen sie mich in ruhe,“ sagte ich verzweifelt. „Okay, dann eben nicht. Ich habe es freundlich versucht, aber jetzt darfst du dich hinterher nicht beschweren,“ sagte der Magier. Ich sah wie um seine rechte Hand sich ein blaues Licht bildete und plötzlich konnte ich mich nicht mehr bewegen. Der Magier kam auf mich zu und sah mich wütend an. Dann drückte er mir ziemlich brutal die rechte Hand in den Bauch. Ich stöhnte kurz auf, dann verlor ich das Bewusstsein.

 

Josh wachte langsam wieder auf. Er stöhnte kurz vor Schmerzen und langte sich dann an den hämmernden Kopf. Dann sah er Kari. Sie stand an der anderen Hauswand und vor ihr war dieser Magier. Er verstand nicht warum sich Kari keinen Zentimeter bewegte, sie sah den Magier nur mit großen Augen an. Dann hob der Magier die rechte Hand und drückte sie Kari in den Magen. Josh wollte aufstehen und Kari helfen, aber er war zu schwach. Kari brach zusammen und der Magier fing sie auf. Dann schob er Karis rechten Ärmel hoch und sah auf ihren Arm. „Erstaunlich. Ich frage mich wie sie das los geworden ist,“ sagte der Magier. Dann pfiff er einmal und nach einer Minute kamen zwei Soldaten um die Ecke gerannt. „Los, nehmt das Mädchen und folgt mir,“ sagte der Magier. Die zwei Soldaten nahmen das bewusstlose Mädchen und gingen dem Magier hinterher. Josh musste hilflos mit ansehen wie seine Freundin weg gebracht wurde.

Der Magier bemerkte nicht mal das der Junge wach war und so ging er schnell die Straßen entlang. Er hasste den Stadtteil der normalen Menschen und er war wütend auf das Mädchen das er wegen ihr hier drei Tage lang hatte sein müssen. Es hatte sich aber gelohnt. Das Mädchen war stärker als er erwartet hatte, auch wenn er sich über das Mädchen wunderte. Der Zauber den er dem Mädchen auf den Hals gehetzt hatte, hätte noch in der gleichen Nacht Wirkung zeigen müssen, aber irgendwie hatte das Mädchen es geschafft den Zauber los zu werden und das auch noch so, das er nichts davon bemerkte. Er wusste, dass das eigentlich unmöglich war. Es blieb also nur eine Möglichkeit. Ein Magier musste dem Mädchen geholfen haben. Der Magier musste auch die Kräfte des Mädchens versiegelt haben, doch irgendetwas hatte das Mädchen so stark aufgeregt, das die Versiegelung gebrochen war. Er musste unbedingt raus finden, welcher Magier ein Verräter war, aber jetzt musste er sich erst mal um das Mädchen kümmern.

 

Als ich aufwachte wusste ich nicht, wo ich war. Ich lag in einem weichen Bett und jemand hatte mir etwas anderes angezogen. Eine Sache fiel mir aber sofort auf. Dieses merkwürdige Gefühl war weg. Ich setzte mich auf und sah mich um. Das Zimmer war hell erleuchtet und schön eingerichtete, aber es gehörte nicht in die Stadt der normalen Menschen. Sofort sprang ich aus dem Bett und ging zu einem Fenster. Die Stadt die ich sah war sauber und wunderschön. Der Stadtteil der Magier! Ich wog meine Chancen ab aus dem Fenster zu fliehen, aber da ich im zweiten Stock sein musste und unter dem Fenster ein Kiesweg lang führte, was jede Landung sehr schmerzhaft gemacht hätte, verwarf ich den Gedanken schnell wieder. Dann sah ich zur Tür. Ich ging auf sie zu, blieb aber auf halben Weg stehen. Auf einem kleinen Tisch lag die Kette, die ich von meinen Eltern hatte. Schnell nahm ich sie mir und hing sie mir um denn Hals. Danach ging ich zur Tür und rüttelte am Griff. Zugesperrt! Ich fluchte und ging zum Bett zurück. Man hatte mich also hier eingesperrt, das war ja ganz toll! Nach zehn Minuten ging die Tür dann plötzlich auf. Ich hatte gar keinen Schlüssel gehört. Ich sah hoch und erstarrte. Der Mann der ins Zimmer kam war der Magier. Hinter sich machte er die Tür zu und fuhr einmal mit der Hand über das Schloss. Ich hörte ein leises klicken, als ob man die Tür zugesperrt hätte. Ich rutschte im Bett weiter zurück und sah den Magier wütend an. Der nahm sich jetzt einen Stuhl und setzte sich ans Bett. „Wie geht es dir?“ fragte er und das sagte er erstaunlich freundlich. Ich sagte nichts und sah ihn weiter wütend an. Als der Magier sah das er keine Antwort bekommen würde fuhr er fort. „Ich bin Lord Savarik und wie heißt du?“ fragte er. Ich sagte immer noch nichts und würde auch nichts sagen. „Na gut, du willst also nicht reden und ich kann dich sogar verstehen. Bei unseren letzten Begegnungen ist es nicht besonders gut abgelaufen. Am besten wir fangen noch mal ganz von vorne an. Im Moment bist du in meinem Haus und wenn alles gut läuft, wirst du hier auch die nächsten Jahre bleiben,“ sagte der Magier. Jahre! Sollte ich für ihn Hausmädchen spielen oder was?! Wahrscheinlich log er und in ein paar Stunden war ich dann schon Tod. Anscheinend erriet der Magier meine Gedanken, denn er lächelte plötzlich. „Dir wird hier nichts geschehen und keiner wird dir etwas antun. Du wirst sogar dorthin gehen können wo du willst,“ sagte Lord Savarik. Jetzt entfuhr mir ein spöttischer Ton. „Als ob ich das glauben würde,“ sagte ich leise. „Wenn ich dir etwas tun wollte, hätte ich dann gewartete bis du wach bist oder hätte ich dich dann mit in mein Haus genommen? Ich hatte schon unzählige Gelegenheiten dich zu töten, schon bei unserer ersten Begegnung, als ich gespürt habe was in dir steckt, aber das wäre Verschwendung gewesen. Du könntest stark werden. Vielleicht sogar die stärkste Magierin in der Stadt, ich wäre sehr dumm wenn ich dir etwas tun würde,“ sagte der Magier. „Warum macht ihr das?“ fragte ich. „Weil mir etwas an der Stadt liegt,“ sagte Lord Savarik. „Wie meinen sie das?“ fragte ich. „Du wirst jawohl bemerkt haben das um dich herum alles explodiert ist wenn du eine starke Gefühlsregung hattest. Das war ein Zeichen dafür das du die Kontrolle über deine Kräfte verloren hast. Wenn du so weiter gemacht hättest, hättest du bald die ganze Stadt in die Luft gejagt,“ sagte der Magier. Ich wusste nicht was alles Wahr war was dieser Lord Savarik gesagt hatte, aber das war wahr. Josh hatte es ja auch gesagt, das ich mich beruhigen sollte. Diese Erkenntnis ließ mir einen Schauer den Rücken runter laufen. Das war also das merkwürdige Gefühl gewesen. „Ich mach dir einen Vorschlag. Ich habe deine Magie blockiert, deswegen bist du auch ohnmächtig geworden, aber das wird nicht lange halten. Wenn du dich wieder so stark aufregst, passiert das gleich wie letztes mal. Ich zeige dir, wie du deine Magie kontrollieren kannst, so wirst du wenigstens nicht die ganze Stadt in die Luft jagen,“ sagte Lord Savarik. „Und wo ist der Hacken?“ fragte ich. „Es gibt keinen. Wenn du gelernt hast deine Kraft zu kontrollieren kannst du machen was du willst. Entweder du bleibst hier als meine Schülerin oder du gehst nach Hause,“ sagte der Magier. Das erstaunte mich doch ziemlich. „Habt ihr keine Angst das ich zu den Rebellen gehe und ihnen helfe?“ fragte ich. „Kannst du gerne machen, es wird nur nichts bringen. Ich habe gesagt ich zeige dir wie du die Magie kontrollieren kannst, aber nicht wie du sie einsetzt. Du wirst keine Magie benutzen können, wenn du wieder zurück gehst, auch wenn ich das für eine total Verschwendung halte. Man trifft nicht oft auf so ein viel versprechendes Talent,“ sagte der Magier. Irgendwas daran störte mich immer noch, aber ich musste lernen mit meiner Magie umzugehen, denn ich hatte keine Lust die ganze Stadt zu zerstören. Ich schloss die Kette meiner Eltern in die rechte Hand und sah dann zum Magier. „Kari,“ sagte ich. „Was?“ fragte Lord Savarik überrascht. „Mein Name. Ich heiße Kari,“ sagte ich. Jetzt lächelte der Magier. „Sehr erfreut Kari. Also hast du dich entschlossen erst mal hier zu bleiben. Wenn du mir sagst wo deine Eltern leben werde ich jemand zu ihnen Schicken der ihnen bescheit sagt,“ sagte der Magier. Jetzt sah ich weg. „Das wird nicht nötig sein, ich habe keine Eltern,“ sagte ich und der Griff um die Kette wurde jetzt schon krampfhaft. „Oh, tut mir leid. Soll ich irgendjemanden anderen benachrichtigen?“ fragte der Magier. Erst dachte ich an Josh und seinen Vater, doch dann schüttelte ich den Kopf. Das war ja lächerlich. Die Anführer der Rebellen wollten mich schließlich verkaufen. „Also gut, es ist schon zu spät um heute noch mit dem Unterricht anzufangen. Du kannst dich ja etwas im Haus umsehen. Das hier wird dein Zimmer sein und gleich nebenan ist dein Bad. Du kannst dich frei im Haus bewegen, aber ich möchte dich bitten das Haus vorerst nicht zu verlassen. Es gibt Sachen die dich aufregen könnten und wir wollen ja nichts riskieren,“ sagte der Magier. Ich nickte und der Magier stand auf. „Gut, ich muss dich jetzt verlassen, aber in einer halben Stunde kommt ein Diener und bringt dir was zu Essen,“ sagte der Magier. Dann drehte er sich um und ging aus dem Zimmer. Ich sah ihm erstaunt nach, auch wenn das nicht hieß das ich ihm vertraute. Ich wartete zehn Minuten dann stand ich auf und durchsuchte erst mal das Zimmer. Der große Kleiderschrank war wie alle anderen Möbel leer und erst nach einer ganzen weile traute ich mich aus dem Zimmer. Die Tür war wirklich nicht abgesperrt, ich hatte schon gedacht das mich dieser Magier verarschte. Langsam ging ich aus dem Zimmer und sah nach rechts und links. Der Gang auf dem das Zimmer lag war total leer. Kein Mensch war da. Ich sah mir erst das Bad an und dann sah ich mir das restliche Haus oder eher ich sah mir den restlichen Palast an. Das Haus war wirklich groß und mit sehr teuren Sachen eingerichtet. Wenn man das ganze Haus verkaufen würde, könnte man damit locker für jeden, der im normalen Viertel auf der Straße lebte, dort damit ein kleines Haus kaufen. Na gut etwas übertrieben war das schon, aber mit jedem zweiten würde das schon gehen. „Miss Kari,“ sagte jemand nach einer ganzen weile plötzlich hinter mir. Ich bekam einen halben Herzinfarkt und drehte mich um. Hinter mir stand ein Mann und sah mich ausdruckslos an. „Miss, ihr Essen befindet sich jetzt in ihrem Zimmer,“ sagte er. Das musste dieser Diener sein. „Wo… wo ist dieser Lord Savarik?“ fragte ich stockend. „Der Herr ist außer Haus und läst ausrichten das sie früh schlafen gehen sollen, da er Morgen um acht Uhr mit dem Unterricht beginnen will. Dazu sollen sie in seine Bibliothek kommen,“ sagte der Mann. „Ähm… danke,“ sagte ich unsicher. Der Mann verneigte sich kurz und ging dann weg. Schnell ging ich in mein Zimmer und als ich die Tür aufmachte kam mir gleich ein leckerer Duft entgegen. Auf dem kleinen Tisch stand das Essen und was zu Trinken. Es roch herrlich und sah auch gut aus. Ich setzte mich und fing an zu essen. Es war das beste was ich jemals gegessen hatte. Nach dem Essen legte ich mich dann schlafen. Wenn ich um acht Uhr mit dem „Unterricht“ anfangen sollte, konnte ich für meine Verhältnisse ja richtig ausschlafen. Normalerweise musste ich schon ziemlich früh aufstehen und das war auch in den letzten Tagen bei den Rebellen so gewesen.

Am nächsten Morgen wachte ich ziemlich früh auf. Über dem Bettrand hing neue Kleidung und die sah ich mir erst mal an. Sie waren komplett weiß und sahen eher wie ein Trainingsanzug aus. Mit den Klamotten ging ich ins Bad und wusch mich ausgiebig. Es tat gut warmes Wasser und saubere Kleidung zu haben, aber blenden durfte ich mich nicht lassen. Das war nur der schöne Schein und dahinter steckte etwas ganz anderes. Als ich ins Zimmer zurück kam, stand dort schon etwas zu Essen.

Nach dem Essen ging ich dann in die Bibliothek runter. Dort machte ich die Tür erst einen Spalt breit auf und sah rein. Keiner war da. Erleichtert ging ich rein und sah mich etwas um. Es gab wirklich viele Bücher hier und viele sahen sehr alt aus. Vor einem Regal blieb ich stehen und sah mir die Bücher an. Sie waren anscheinend nicht in unserer Sprache geschrieben und die Schrift war auch etwas merkwürdig, ähnelte unserer aber stark. Ich strich über einen Buchrücken und versuchte zu lesen was dort stand. „Alkuran de Purtan“ las ich laut. „Perfekte Aussprache, kannst du es auch übersetzen,“ sagte plötzlich jemand hinter mir. Mit einem Ruck drehte ich mich um und sah Lord Savarik am Ende des Regals stehen. Jetzt kam er näher und sah sich das Buch an. „Und kannst du es übersetzen?“ fragte er. „Nein, ich habe diese Schrift heute zum ersten mal gesehen,“ sagte ich leise. „Dafür das du sie zum ersten mal siehst, kannst du sie sehr gut lesen,“ sagte der Magier. „Wahrscheinlich Zufall,“ sagte ich. „An Zufälle glaube ich nicht. Such dir ein Buch aus und ließ den Buchrücken vor,“ sagte der Magier. Jetzt lief ich rot an und sah schnell zu den Büchern. Ich suchte mir eins aus und las das was da stand. „Wieder richtig, du bist erstaunlich, versuchen wir es mit noch einem,“ sagte der Magier. Ich sah mir die Bücher an, dann stockte ich. Auf einem der Buchrücken war unter dem Titel ein Zeichen und ich brauchte gar nicht erst zu kontrollieren, es war genau das gleiche Zeichen, wie der Anhänger meiner Kette zeigte. Ich las den Titel und Lord Savarik lächelte zufrieden. „Lesen kannst du es wirklich gut,“ sagte er. „Darf ich etwas fragen?“ fragte ich ohne vom Buch weg zu sehen. „Natürlich, du kannst mich alles fragen was du willst,“ sagte der Magier. „Was ist das für ein Zeichen?“ fragte ich. Jetzt sah der Magier hin und sein Gesichtsausdruck veränderte sich leicht. „Es ist ein sehr altes Zeichen aus dem Land in der man diese Sprache spricht, Algaria. Das Zeichen hat keine genauere Bedeutung, warum willst du das wissen?“ fragte Lord Savarik. „Weil ich mal jemand mit einer Kette gesehen habe, dessen Anhänger genau dieses Zeichen war,“ sagte ich leise. Jetzt lachte der Magier und ich wurde rot. „Das ist unmöglich. Dieses Zeichen steht für einen uralten Zauber. Nur die Menschen aus Algaria haben solche Ketten und sie sind sehr selten und mächtig. Die Ketten beschützen seinen Träger vor böser Magie. Nur ein sehr mächtiger Magier könnte so eine Kette erschaffen und diese Kette wird auch nur an besondere Leute vergeben,“ erklärte der Magier. Ich erstarrte. Ich wollte zu meiner Kette greifen und nachsehen ob es wirklich das gleiche Zeichen war, aber ich hatte Angst davor was der Magier machen würde, wenn er die Kette sah. Ich hatte die Kette von meinen Eltern, also hieß es doch das mein Vater aus Algaria kommen musste. Takuto hatte ja gesagt das meine Mutter keine Magierin war. Es war zum verrückt werden. Je weiter ich mich mit Magie beschäftigte, umso mehr stieß ich auf meine Eltern. Ich fragte mich nur ob das gut oder schlecht war. „Also gut, wir haben uns genug mit Fremden Ländern und deren Zauber beschäftigt. Jetzt sollten wir erst mal dafür sorgen das du deine Magie unter Kontrolle bringst,“ sagte Lord Savarik. Davor hatte ich mich die ganze Zeit gefürchtet. Ich nickte etwas zögerlich und der Magier lächelte.

Wir blieben den ganzen Tag in der Bibliothek und wir unterbrachen das Training nur einmal um zu Mittag zu essen. Lord Savarik war freundlich, doch ich traute ihm trotzdem nicht so richtig über den Weg. Er war mir schon wieder zu freundlich. Ich brauchte nur an unsere erste Begegnung zu denken, da hatte er sich ganz anders verhalten.

An dem Tag kam ich erst ziemlich spät in mein Zimmer. Ich war so erschöpft das ich einfach ins Bett fiel ohne das Essen, das auf dem Tisch stand an zurühren. Kaum das ich lag, schlief ich ein

So ging das die nächsten Tagen über. Jeden Tag war von früh bis spät Training, dafür sprengte ich aber nichts mehr in die Luft. Das Leben hier gefiel mir, aber ich vermisste Josh und meine anderen Freunde. Lord Savarik bleib freundlich, aber irgendetwas störte mich an ihm. Er war mir immer noch zu freundlich und es war auch alles zu perfekt. Nach etwas mehr als zwei Wochen war Lord Savarik dann zufrieden. „Also, du hast die perfekte Kontrolle über deine Kräfte und dir steht es frei zu gehen oder zu bleiben. Mir wäre es lieber, wenn du bleiben würdest. Du bist sehr stark und du könntest viel bewirken, wenn du lernen würdest mit Magie umzugehen, aber ich werde mich in deine Entscheidung nicht einmischen,“ sagte Lord Savarik. Es war eine ziemlich schwierige Entscheidung. Wenn ich nach Hause ging, hieß das keine Magie mehr, aber wenn ich hier blieb, konnte ich Magie lernen, mit der ich die Rebellen und meine Freunde draußen unterstützen konnte und ich konnte etwas über meine Familie raus finden. Lord Savarik hatte mir erzählt das jedes Jahr einige Magier aus Algaria kamen und auch für mehrere Monate blieben und umgekehrt war das auch so. Im Moment war der Magiermeister und der halbe Magierrat in Algaria, aber sie würden schon bald wieder da sein. Die Entscheidung die ich hier treffen musste, war die schwierigste meines Lebens und davon hing meine Zukunft ab. Meine Mutter wollte mich von den Magiern fern halten, aber mein Vater war anscheinend auch ein Magier. Ich überlegte lange, dann hatte ich meine Entscheidung getroffen. Ich sah zu Lord Savarik. „Ich werde… ich werde hier bleiben,“ sagte ich. Jetzt lächelte der Magier glücklich. „Ich bin froh über deine Entscheidung. Ab sofort bin ich dein Mentor und du bist meine Schülerin,“ sagte er. Ich nickte nur und sah ihn weiter an. „Also, du wirst nicht nur von mir unterrichtet werden. Natürlich gibt es auch eine Schule. In zwei Wochen beginnt das Schuljahr und du hast genau das richtige Alter für die Einstiegsklasse. Vorher werde ich dir aber noch einige Sachen beibringen müssen. Es gibt verschiedene Schulen und um zu sehen auf welche Schule du kommst, musst du eine kleine Prüfung ablegen. Bei der Prüfung wird kontrolliert wie gut man seine Magie unter Kontrolle hat und was man schon kann. Für dich dürfte diese Prüfung einfach werden. Du hast deine Kontrolle schneller als jeder den ich kenne gelernt, außerdem bin ich dein Mentor. Du musst wissen das ich der Stellvertreter des Magiermeisters bin und schon das schließt aus das du auf eine niedrige Schule kommst,“ sagte der Magier. Schule, das war ja ganz toll. Mein ganzes Leben über war ich noch in keiner Schule gewesen. Ich konnte zwar gut lesen, schreiben und rechnen, aber das hatte ich bestimmt nicht meinen Stiefeltern oder einer Schule zu verdanken. Joshs Vater hatte mir sehr viel bei gebracht und ohne ihn, wäre ich wahrscheinlich schon längst Tod. „Du stellst dir unter Schule bestimmt so etwas vor in dem die Fächer Mathematik, Fremdsprachen, Sprache, Sport und all das Unterrichtete wird, aber das hat nichts mit der Schule für Magier zu tun. Auf einer Schule für Magier lernt man die Sachen die Magier wissen müssen. Dort hast du die Fächer Magiegeschichte, Praktische und Theoretische Magie, Algaria und noch viele mehr,“ sagte der Magier. „Was genau ist das Fach Algaria?“ fragte ich. „Ich hätte wissen müssen das du das fragst. Im Fach Algaria lernt man die Sprache von Algaria und alles wichtige über das Land und seine Magie. Algaria ist unser Nachbarland und unser wichtigster Verbündeter. Algaria und Feron führen schon seit langer Zeit eine Freundschaft und wer diese Freundschaft verletzt wird streng bestraft,“ erklärte Lord Savarik. „Verstehe,“ sagte ich. „Es war ein anstrengender Tag, lassen wir es für heute darauf bewenden. Du kannst in dein Zimmer gehen,“ sagte Lord Savarik. Ich nickte und ging dann in mein Zimmer. Das war eine wirklich schwere Entscheidung gewesen und ich fragte mich ob Josh und sein Vater damit einverstanden gewesen waren. Ich dachte daran das einer der Magier zu den Rebellen hielt und dieser mir eigentlich helfen wollte, aber es war nicht sicher wie stark dieser Magier war. Hier hatte ich wenigstens den zweistärksten Magier der Stadt als Mentor. Außerdem konnte ich in der Stadt ohne Probleme Magie anwenden. Bei den Rebellen hätte ich viel zuviel beachten müssen. Es konnte sich also nur für mich lohnen hier zu bleiben und vielleicht konnte ich den Rebellen ja so sogar helfen. Dieser Wirt half den Rebellen ja auch. Jetzt musste ich mich aber erst mal auf diese Aufnahmeprüfung für diese Schulen konzentrieren. Ich musste unbedingt auf eine gute Schule, da ich dort auch am meisten lernen würde. Leider bedeutete das auch die meiste Arbeit und wenn ich erst mal auf der Schule war, würde meine Freizeit wahrscheinlich in sich zusammen schrumpfen, bis nichts mehr übrig war. Jetzt erst mal musste ich aber schlafen und zwar dringend. Deswegen zog ich mich jetzt auch schnell um und legte mich ins Bett. Keine fünf Minuten später schlief ich schon tief und fest.

Am nächsten Morgen beeilte ich mich mit allem und nach dem Frühstück rannte ich sofort in die Bibliothek. Diesmal war Lord Savarik früher dort als ich und das war ziemlich erstaunlich. Normalerweise war ich immer früher. „Ah da bist du ja, ich habe schon gewartet,“ sagte er freundlich. Ich verbeugte mich kurz und ging dann näher zu ihm. Das verbeugen gehörte hier zum guten Ton und auch wenn es mir nicht gefiel, machte ich es. „Wir fangen mit einer sehr einfachen Übung an. Bring diesen Kieselstein zum schweben,“ sagte Lord Savarik und gab mir einen Kieselstein. Ich überlegte was ich machen solle und versuchte es mit allen mitteln, aber es klappte nicht. Nach fünf Minuten lächelte Lord Savarik. „Mach dir nichts draus. Keiner kann auf anhieb Magie benutzen,“ sagte er. „Wie geht es dann?“ fragte ich. „Schließ die Augen und konzentriere dich auf deine Magie. Sie ist in dir und du musst sie nur finden. Wenn du sie gefunden hast, richtest du die Magie auf den Kieselstein und befehlst ihm zu schweben,“ sagte Lord Savarik. Jetzt schloss ich langsam die Augen und suchte nach dem merkwürdigen Gefühl das ich jedes mal hatte, wenn ich mit Magie in Berührung kam. Ich brauchte nicht lange, dann hatte ich das Gefühl gefunden. Jetzt versuchte ich die Magie zu kontrollieren und sie auf den Kieselstein zu lenken. Erstaunlicherweise ging das genauso gut. Dann dachte ich die ganze Zeit an einen schwebenden Kieselstein. „Gut gemacht,“ sagte Lord Savarik. Ich machte langsam ein Auge auf und sah auf meine Hand. Der Kieselstein schwebte zirka zehn Zentimeter über meiner Hand. Sofort wurde ich von einem Hochgefühl überflogen und der Kieselstein fing an zu wackeln. „Konzentrier dich,“ sagte Lord Savarik. Sofort richtete ich wieder meinen ganzen Geist auf den Kieselstein und der beruhigte sich wieder. „Das reicht,“ sagte Lord Savarik nach fünf Minuten. Ich zog meine Magie wieder zurück und war glücklich. „Bist du irgendwie erschöpft?“ fragte Lord Savarik. „Nein, kein bisschen,“ sagte ich glücklich. Jetzt lächelte Lord Savarik, aber auf eine weise die mir nicht besonders gefiel, auch wenn ich nicht sagen konnte, was mich daran störte. „Okay, das ist das einzige was ich dir heute beibringe. Geh in dein Zimmer und übe den ganzen Tag. Ich will das du es heute Abend schaffst alles möglich ohne große Anstrengung durch die Luft fliegen zu lassen. Ich will das du es im schlaf könntest,“ sagte Lord Savarik. Das war schwierig, aber zu schaffen. „Gut,“ sagte ich. „Dann geh jetzt, mich wirst du nicht um rat fragen können wenn etwas ist. Ich muss jetzt weg,“ sagte Lord Savarik. Ich nickte und dann ging der Lord an mir vorbei. Ich ging langsam in mein Zimmer und fing sofort das üben an.

 

Inzwischen war Lord Savarik unterwegs zum Regierungsgebäude. Er musste Kari noch zu der Prüfung anmelden und gleich noch fragen wann sie genau war. Er war mehr als erstaunt über das Mädchen. Sie hatte die Kontrolle über ihre Kräfte schneller als sonst jemand gelernt und sie hatte schnell gelernt wie sie ihre Kräfte einsetzen musste. Nur zwei versuche und der Kieselstein hatte geschwebt. Wenn er das Mädchen erst mal unter seiner Kontrolle hatte, dann würde es einfach für ihn werden. Leider würde er dafür noch etwas warten müssen. Er würde sie mit einem einfachen Zauber unter Kontrolle bringen und sie würde sich nicht dagegen wehren können. Das konnte er aber erst nach der Prüfung machen. Bei der Prüfung war die Gefahr zu groß das jemand bemerkte das mit dem Mädchen etwas nicht stimmte. Aber gleich nach der Prüfung würde er das Mädchen mit dem Zauber belegen. Es musst so früh sein, damit das Mädchen nicht lernte wie man sich gegen solche Magie schützte oder das sie merkte wie mächtig sie sein konnte. Er war sich sicher, dass Kari auf eine Eliteschule kam und da bestand schon wieder eine Gefahr. Die Leute würden sehr viel über Kari reden, schließlich war sie das erste Mädchen von den normalen Menschen die Magie benutzte und dann würde sie auch noch auf eine Eliteschule kommen. So würde auch der Magiermeister davon erfahren und auch wenn der Magiermeister ein Freund von ihm war, war er sich nicht sicher ob er es einfach billigen würde, das er hinter seinem Rücken so etwas abzog, aber wenn das Mädchen erst mal die Prüfung hinter sich hatte und auf einer Schule aufgenommen war und er damit als ihr Mentor eingetragen wurde, konnte selbst Rocan der Magiermeister nichts mehr ohne einen sehr guten Grund dagegen tun können. Er musste jetzt nur hoffen, das er das Mädchen vor Rocan verstecken konnte und das würde er schon schaffen, so lange war es ja nicht mehr zu den Prüfungen und Rocan war immer noch in Algaria und würde wahrscheinlich erst in einer Woche wieder kommen.

Jetzt betrat er das Regierungsgebäude und wollte gerade in die Richtung gehen in dem das Büro lag, wo man Schüler zur Prüfung anmeldete, als ihn eine Stimme unterbrach. „Was grinst du so Selbstsicher. Das habe ich bei dir ja schon lange nicht mehr gesehen,“ sagte jemand rechts von Lord Savarik. Der erstarrte mitten in der Bewegung. Diese Stimme kannte er, aber das war doch unmöglich. Langsam sah er nach rechts und dort stand ein Junger Mann. Er war fünfundzwanzig Jahre alt, hatte schwarze Haare und seine Augenfarbe war eine Mischung aus grün und blau. Er sah gut aus und war der mächtigste Magier den es gab. Es war Rocan der Meistermagier. „R… Rocan was machst du den hier? Ich hätte dich nicht vor übermorgen erwartet,“ sagte Lord Savarik erschrocken. „Der Rückweg ging schneller als gedacht und wir haben uns etwas beeilt,“ sagte der Magiermeister. „Dann freut es mich das du wieder da bist. Hattest du eine schöne Reise?“ fragte der Magier. „Ja, aber sag mal, bist du etwas nervös?“ fragte Rocan. Lord Savarik fluchte innerlich. Rocan kannte ihn einfach zu gut. Sie waren zusammen aufgewachsen, aber Rocan war immer etwas besser gewesen. Sie waren Beide in der gleichen höchsten Eliteschule gewesen, aber Rocan war in allen Prüfungen etwas besser als er gewesen. Er war der Schulbeste gewesen und Lord Savarik war der zweit beste. So war das auch bei der Abschlussprüfung gewesen. Auch im spätern Leben ging das so weiter. Schon mit zweiundzwanzig Jahren war Rocan zum Magiermeister und Lord Savarik zu seinem Stellvertreter geworden. Wenn er das Mädchen aber erst mal unter seine Kontrolle gebracht hatte, würde Rocan nicht mehr lange Magiermeister sein. „Wo wolltest du gerade hin?“ fragte Rocan. „Ich wollte sehen ob der Sohn eines Freundes sich dieses Jahr für die Prüfungen angemeldet hat. Er war sich nicht sicher ob er sich anmelden soll,“ log Lord Savarik schnell. Der Magiermeister sah ihn misstrauisch an, sagte aber nichts. „Wenn der Junge sich anmeldet ist das sein Problem, heute ist hier nichts zu tun. Geh lieber heim und genieß die freie Zeit. Wenn das neue Schuljahr anfängt, hast du noch genug zu tun,“ sagte der Magiermeister. „Ja, wir sehen uns dann zur nächsten Besprechung, Meister,“ sagte Lord Savarik mit einer Verbeugung. Dann drehte er sich um und ging. Es war eindeutig gewesen. Rocan wollte ihn heute nicht noch mal hier sehen und ihm blieb nichts anderes übrig als nach Hause zu gehen.

 

Zur gleichen Zeit war ich damit beschäftig den Zauber zu üben. Inzwischen konnte ich ihn schon richtig gut. Der Kieselstein schwebte ohne Probleme in der Luft und ich konnte ihn durchs ganze Zimmer fliegen lassen. Auch mit anderen Gegenständen klappte das super. Nur war es schwerer größere Gegenstände fliegen zu lassen als Kleine. Ich trainierte bis Abend, bis ich hörte wie die Haustür mehr als brutal zugeschlagen wurde. Ich erschreckte mich sosehr, dass das Kissen, das ich gerade durchs Zimmer schweben ließ, einfach aus der Luft flog und mir genau auf den Kopf. Vorwurfsvoll sah ich zur Tür und genau in dem Moment flog sie auf und Lord Savarik kam rein. Er sah nicht mehr freundlich aus, er kochte vor Wut. „Und? Hast du Fortschritte gemacht?“ blaffte er. „Ja Lord,“ sagte ich leise und ließ sofort etwas durchs Zimmer schweben. „Wenigstens etwas,“ sagte der Lord. Ich sah ihm nicht in die Augen und versuchte nichts falsches zu sagen. „Du bleibst jetzt auf deinem Zimmer und du gehst erst wieder raus, wenn ich dich holen lasse,“ sagte der Magier. Sofort nickte ich. Dann drehte der Lord sich um und stürmte raus.

 

Zur gleichen Zeit verließ ein Magier den Stadtteil der Magier und schlich zu einem leer stehenden Haus. Er sah sich kurz um, um sich zu vergewissern das ihn keiner beobachtete und schlüpfte dann schnell rein. Im Haus ging er zu einem Schrank. Aus dem Schrank holte er einen schwarzen Umhang, in dem er sich ganz einwickelte, nur noch seine merkwürdigen Augen waren zu sehen. Dann schlich der Magier eine Treppe zum Keller runter und suchte dort nach einer Falltür. Als er sie endlich gefunden hatte, zog er sie schnell auf und sprang in das Loch. Hinter sich machte er die Falltür wieder zu und ging den dahinter liegenden Gang entlang. Nach nicht mal zehn Metern tauchte eine Tür auf. Vor ihr hielt der Magier an und klopfte zweimal kurz und leise und dann dreimal laut. Sofort ging in kleines Guckloch auf und ein Mann sah durch. „Was willst du?“ fragte er unfreundlich. „Ich will zu den Anführern der Rebellen,“ sagte der Magier. Der Mann hinter der Tür grunzte kurz und machte dann die Tür auf. Er packte den Magier und zog ihn rein. „Sie kennen das Spiel ja schon,“ sagte der Mann. Der Magier nickte kurz und dann verband ihm der Mann die Augen. Danach packte der Mann den Magier wieder am Arm und führte ihm den Gang entlang. Der Magier wusste nicht wie lange es dauerte, aber nach einer ganzen weile hielten sie an und der Mann nahm den Magier die Augenbinde ab. Sie standen vor der Tür zum großen Saal. Ohne weiter auf den Mann zu achten ging der Magier in den Saal. Dort standen vier Leute und sahen sehr angespannt aus. Als sie den Magier sahen, sahen sie sich kurz an und dann wieder zum Magier. Der Magier ging zu ihnen und blieb vor ihnen stehen. „Wie geht es dem Mädchen?“ fragte er ohne Umwege. Die Anführer sahen sich wieder an und dem Magier schwante übles. „Los, was ist mit ihr?“ fragte er diesmal in schärferen Ton. „Sie ist nicht mehr bei uns,“ sagte Takuto. „Was soll das heißen sie ist nicht mehr bei euch?“ fragte der Magier. Jetzt platzte ihm fast der Kragen. „Ein paar Tage nachdem ihr gegangen seit, hat Kari etwas gehört, was sie nicht hören sollte. Sie ist sehr wütend geworden und weg gelaufen. Wir haben jemanden hinter ihr her geschickt, aber sie hat schon die Kontrolle verloren. Unser Mann hat sie dann gefunden und wollte sie beruhigen, aber sie ließ sich nicht beruhigen und hat schon ziemlich viel in die Luft gesprengt. Danach wurde unser Mann gegen eine Wand geschleudert und war sofort ohnmächtig, als er wieder zu sich kam, konnte er noch sehen wie ein Magier irgendetwas mit Kari machte, woraufhin sie das Bewusstsein verloren hat. Der Magier hat sie dann mit genommen,“ erzählte Takuto. „Soll das ein Witz sein? Ich habe euch gesagt das ihr auf das Mädchen aufpassen sollt. Sie ist stark und es gibt Zauber mit denen ein Magier alles über euch aus den Erinnerungen des Mädchens holen kann,“ sagte der Magier wütend. Sofort erstarrten die Anführer. „Wie sah der Magier aus? Vielleicht kann ich noch etwas verhindern,“ sagte der Magier. „Es war der gleiche Magier wie das erste mal,“ sagte Takuto. Jetzt war es der Magier der erstarrte. „Das wollte er heute also da. Hoffentlich ist es nicht schon zu spät,“ sagte er leise. Die Anführer sahen ihn fragend an, aber der Magier drehte sich schon um. „Ich werde mich melden wenn es etwas wichtiges gibt. Jetzt muss ich mich erst mal um das Problem kümmern,“ sagte der Magier. Dann ging er ohne ein weiteres Wort aus dem großen Saal. Der Mann wartete immer noch davor und brachte ihn zurück. Der Magier ging jetzt schnell nach Hause. Heute konnte er nichts mehr machen, aber Morgen würde er sehr Früh bei Savarik sein und mit ihm reden.

 

Als ich am nächsten Morgen aufwachte hatte ich ein merkwürdiges Gefühl. Ich war nicht wie sonst von alleine aufgewacht, sondern weil jemand an der Tür geklingelt hatte. Schnell zog ich mich an und frühstückte. Beim Frühstück lag ein Zettel auf dem stand das ich gleich in die Bibliothek gehen sollte. Nach dem Frühstück ging ich deswegen gleich aus dem Zimmer und sofort hörte ich Stimmen. „Warum hast du mir nicht von ihr erzählt Savarik?“ fragte eine fremde Stimme gerade. Sie gehörte zu einem Mann und klang nicht besonders fröhlich. „Du warst nicht da, schon vergessen, wie hätte ich es dir den sagen sollen. Du hast extra gesagt das du nicht gestört werden willst und als ich wegen ihr eine Versammlung einberufen habe, bist du auch nicht aufgetaucht, also was hätte ich machen sollen?“ fragte Lord Savarik. „Du hättest warten sollen bis ich wieder da bin,“ sagte der andere. „Ach wirklich? Als ich sie fand Rocan, war sie kurz davor die ganze Stadt in Schutt und Asche zu legen. Hätte ich das zulassen sollen?“ fragte Lord Savarik. Da dämmerte es mir. Die Beiden redeten über mich. „Dann hättest du eben nur ihre Kräfte blockiert und dann dafür gesorgt das sie nicht mehr die Stadt in die Luft sprengt,“ sagte dieser Rocan. „Das habe ich ja gemacht. Ich habe ihr bei gebracht wie sie ihre Kräfte kontrolliert und sie hat entschlossen da zu bleiben,“ sagte Lord Savarik. „Mir ist es egal wozu sich das Mädchen entschlossen hat. Du hättest sie nicht zu deiner Schülerin machen dürfen,“ sagte Rocan. „Sie ist stark Rocan und sie braucht einen Lehrer der ihren Kräften gewachsen ist. Ich bin genau der richtige für den Job,“ sagte Lord Savarik. „Es gibt noch mehr gute Magier unter uns Savarik,“ sagte Rocan. „Das schon, aber kannst du dir vorstellen was sie sagen würden, wenn sie jemand dazu zwingt das Mädchen auszubilden. Der halbe Rat wollte das man dem Mädchen einfach ihre Kräfte nimmt und sie dann dahin schickt, wo sie her kommt. Keiner hätte sie freiwillig ausgebildet,“ sagte Lord Savarik. „Das ist mir egal! Ich habe dir vorletztes Jahr verboten eine Schülerin zu nehmen und das hat auch seine Gründe. Das Mädchen wird heute noch einen anderen Mentor bekommen und es gibt nichts was du dagegen machen könntest,“ sagte Rocan. „Und wer soll das machen. Jemand aus dem Rat würde sie nicht richtig Unterrichten, weil sie ja nicht mal wollen, dass das Mädchen eine Magierin wird und jeder der nicht im Rat ist, ist dafür zu schwach. Was wollt ihr nun tun oh großer Magiermeister?“ zischte Lord Savarik. Jetzt erstarrte ich komplett. Dieser Rocan war der Magiermeister Rocan. Der mächtigste Magier in dem Land und das höchste Mitglied des Magierrates. Ich war ziemlich erstaunt das ein Mann wie der Magiermeister sich für jemanden wie mich interessierte. „Ich werde dir sagen wer der Mentor des Mädchens wird. Ich persönlich werde die Ausbildung des Mädchens überwachen,“ sagte der Magiermeister. Jetzt blieb mir das Herz stehen. „Das meinst du nicht ernst,“ sagte Lord Savarik überrascht. „Und ob ich das ernst meine,“ sagte der andere Magier. „Aber sie ist doch nur ein Mädchen von den normalen Menschen und du hast noch nie einen Magier ausgebildet,“ sagte Lord Savarik. „Dann wird es ja höchste Zeit das ich damit anfange,“ sagte der Magiermeister. „Aber was werden die Leute sagen?!“ sagte Lord Savarik. „Mir ist egal was die Leute sagen. So wird es wenigstens keiner wagen dem Mädchen ärger zu machen. Sie wird es auf einer Schule schon schwer genug haben,“ sagte der Magiermeister. „Lass sie bei mir, du hast doch sowieso keine Zeit,“ sagte Lord Savarik. „Ich habe genug Zeit und dir ist es vom Rat verboten worden, also lass es dabei und hol das Mädchen,“ sagte der Magiermeister. „Gut, wie du willst,“ sagte Lord Savarik sauer. Jetzt war es an der Zeit mich in mein Zimmer zu verziehen. Lord Savarik mochte es überhaupt nicht wenn man lauschte. Ich war einmal reinzufällig einen Gang entlang gegangen und durch eine offene Tür hatte ich gehört wie sich Lord Savarik mit einem anderen Magier unterhalten hatte. Als er mich sah, wäre er beinahe vor Wut explodiert. Leise schlich ich in mein Zimmer und machte hinter mir die Tür zu. Ich hatte keine Ahnung was ich machen sollte und warum wollte der Magiermeister persönlich das ich seine Schülerin wurde.

Nach nicht mal eine Minute riss Lord Savarik die Tür auf und stürmte ins Zimmer. Hinter sich schlug er die Tür so fest zu, das im Zimmer die Fenster klierten. Ich stand da und sah Lord Savarik an. Der ging jetzt hin und her und sah so aus als ob er nach dachte. Nach kurzer Zeit blieb er stehen und sah mich an. „Das lasse ich nicht zu,“ sagte er leise. Ich zuckte zusammen und sah weg. Jetzt bekam Lord Savarik große Augen. „Du hast gelauscht,“ sagte er. Es hätte nichts gebracht zu lügen. Er wusste es. „Es war ein Versehen. Ich kam gerade aus dem Zimmer um zur Bibliothek zu gehen,“ sagte ich leise. „Du hast gelauscht, was fällt dir eigentlich ein? Ich habe es dir schon mal gesagt, ich will nicht das du lauschst,“ sagte Lord Savarik und kam wütend auf mich zu. Automatisch wich ich zurück. Plötzlich spürte ich einen starken druck und wurde regelrecht gegen die Mauer geworfen. Mir tat alles weh und ich konnte mich nicht mehr bewegen. „Dreckige Rebellen, ihr könnt doch nichts anderes außer die Gesetze zu brechen und uns Magier zu nerven,“ sagte Lord Savarik. Mir war bewusst in was für einer Situation ich hier war und das ich nichts darauf sagen sollte, aber ich musste meine „Freunde“ einfach verteidigen. „Das ist nicht wahr. Jeder Rebell ist mehr Mensch als alle Magier zusammen und sie sind auch sehr viel mehr wert. Jeder Rebell und normale Mensch arbeitet um zu leben. Ihr Magier lasst arbeiten obwohl ihr mit der Magie soviel gutes tun könnt. Wenn ihr Magier euch auch nur ein stück für die normalen Menschen einsetzen würdet, hätten die nicht solche Probleme,“ sagte ich wütend. „Wenn es nach mir gehen würde kleine Kari, würde man alle Rebellen auf der Stelle töten, aber leider ist das verboten. Wenn ich damals nicht gespürt hätte was in dir steckt, hätte ich dich und deinen kleinen Freund damals getötet und niemand hätte was dagegen gesagt. Du kannst froh sein, das du Magie besitzt, so bist du aus dem Drecksloch raus gekommen, aber ich werde nicht zulassen das jemand anders deine Kraft bekommt. Wenn ich sie schon nicht bekomme, dann versiegle ich deine Kraft lieber ganz und du wirst dahin geschickt wo du her kommst,“ sagte Lord Savarik sauer und hob seine rechte Hand auf Augenhöhe. Eine Sekunde später war sie von einem blauen Licht umgeben. Jetzt gefror mir das Blut in den Adern. Das durfte einfach nicht sein. Ich stemmte mich mit ganzer Kraft gegen den unsichtbaren Druck und wollte ausweichen, aber jetzt hob Lord Savarik seine Hand und ich machte die Augen zu. Ich war auf alles gefasst, aber nicht darauf was passierte.

Es passierte nämlich gar nichts. Langsam machte ich die Augen auf und sah erstaunt nach vorne. Lord Savarik stand immer noch mit erhobener Hand da, aber jetzt hielt ein Mann seine Hand fest und sah Lord Savarik wütend an. Das blaue Licht war jetzt verschwunden und ich spürte wie der Druck verschwand. Ich konnte mich wieder bewegen und wich sofort vor den Beiden zurück. „Für wie dumm hältst du mich eigentlich Savarik?“ fragte der Magier. Ich sah ihn erstaunt an. Er hatte schwarzes Haar, war mehr als einen Kopf größer als ich und hatte eine merkwürdige Augenfarbe. Es war eine Mischung aus blau und grün und es sah irgendwie gut aus. Im ganzen sah der Magier gut aus, aber ich hatte schon an der Stimme gehört wer das war. Es war der Magiermeister Rocan. Ich wunderte mich etwas, da er nicht älter als fünfundzwanzig sein konnte. Auch sah er nicht gerade so aus, als ob er der mächtigste Magier des Landes war. „Lass mich los Rocan,“ sagte Lord Savarik. „Ich warne dich Savarik, wage es nie mehr jemanden anzugreifen oder es passiert wirklich mal etwas. Du hast den Bogen schon mehr als überspannt und wenn du dir noch etwas zu schulden kommen lässt, dann werde ich nicht mehr darauf achten ob wir Freunde sind,“ sagte der Magiermeister. Lord Savarik sah kurz sauer zu mir und riss sich dann los. Danach ging er wütend zur Tür. „Wo willst du hin?“ fragte der Magiermeister. „In meine Bibliothek, mach doch was du willst,“ zischte Lord Savarik und stürmte aus dem Zimmer. Ich sah ihm erstaunt hinterher und dann langsam zum Magiermeister. Erst jetzt merkte ich das er mich musterte. Ich sah argwöhnisch zu ihm. Ich würde keinen Magier mehr über den Weg trauen, die waren doch alle gleich. „Du bist also Kari, ich habe schon viel von dir gehört und es tut mir leid was Savarik gerade mit dir gemacht hat,“ sagte der Magiermeister lächelnd. Ich schnaubte spöttisch und ließ ihn keinen Moment aus den Augen. Der Magier lächelt jetzt etwas gequält. „Ich kann dich ja verstehen…,“ fing er an, aber ich unterbrach ihn. „Sie können gar nichts verstehen. Sie sind doch genauso wie die anderen Magier und sie sind auch noch der Leiter von diesem Haufen. Kein Magier könnte mich verstehen, weil alle Magier nur faul sind und sich von den normalen Menschen bedienen lassen. Sie tun doch nur etwas, was ihren eigenen wohl dient, mehr nicht,“ sagte ich wütend. „Also gut, meine Worte waren etwas schlecht gewählt, verzeih mir. Ich weis das kein Magier dich je verstehen könnte, weil kein Magier so aufgewachsen ist wie du, aber du hast eine falsche Einschätzung von den Magiern. Nicht alle sind gleich. Es gibt Magier denen ihr Leben so passt, aber es gibt auch Magier die den normalen Menschen helfen wollen. Das sind zwar nicht besonders viele, aber es gibt sie. Und du hast recht. Ich bin der Magiermeister, also leite ich diesen „Haufen“, aber auch ich würde den normalen Menschen helfen, nur brauche auch ich die Zustimmung des Rates und wenn ich die nicht habe, kann ich nicht viel tun,“ sagte der Magiermeister. „Das ist doch gelogen, sie wollen nur das ich ihnen vertraue,“ sagte ich wütend, aber ich war nicht mehr ganz so sicher. Aus den Worten des Magiermeisters sprach einfach zu viel Wahrheit. Er meinte es ernst was er sagte und das erstaunte mich doch sehr. „Wie viele Magier kennst du um das zu beweisen?“ fragte er. Ich sagte nichts mehr und sah ihn stur an. „Siehst du, nur weil Savarik nicht gerade der freundlichste ist, muss es nicht heißen das die restlichen Magier genauso sind, aber das wirst du mit der Zeit noch lernen,“ sagte Magiermeister Rocan. „Und was ist, wenn ich nicht hier bleiben will um das zu lernen?“ fragte ich herausfordernd. „Dann wäre ich gezwungen deine Magie zu blockieren und dich dann gehen zu lassen, aber das würde ich nur sehr ungern tun, da du wirklich begabst bist. Außerdem würde es dir nichts bringen wenn du jetzt gehst. Du weist das du mit deiner Magie den normalen Menschen helfen könntest und schon deswegen würdest du die Magie nicht wieder aufgeben," sagte er. Jetzt hatte er bei mir einen Punkt getroffen, wo ich gehofft hätte, das er ihn nicht trifft. Er hatte recht. Ich wollte die Magie nicht aufgeben. Um meinet Willen und wegen den Rebellen. Ich konnte sie nicht einfach in stich lassen. Aber wenn man bedachte, sie hatten mich auch einfach in Stich gelassen. Ich war alleine und konnte machen was ich wollte. „Also gut, sie haben gewonnen, aber warum wollen sie unbedingt das ich ihre Schülerin werde?“ fragte ich. „Weil du nicht bei Savarik bleiben kannst und kein anderer Magier es machen würde, oder einfach zu schwach dafür wäre,“ sagte der Magier. „Na gut,“ sagte ich und gab jetzt auf. „Wir werden sofort gehen, brauchst du etwas von hier? Deine Kleidung wirst du nicht brauchen, du bekommst bei mir neue,“ sagte der Magier. „Ich brauche nichts,“ sagte ich. Das einzige was ich brauchte hing um meinen Hals. „Also gut, dann gehen wir mal,“ sagte der Magiermeister. Dann drehte er sich um und ging aus dem Zimmer. Ich folgte ihm und er ging gleich die Treppe runter. Als er unten war, sah er durch die offene Tür der Bibliothek und ich folgte seinem Blick. Lord Savarik saß auf einen Stuhl, hielt ein Buch in der Hand und sah den Magiermeister wütend an. Dann sah er zu mir und ich gefror halb unter seinen Blick. So einen stechenden, eiskalten Blick hatte ich noch nie gesehen und er ließ mich schaudern. Ich ging jetzt schnell weiter und folgte dem Magier aus dem Haus raus. Dort stand eine Kutsche und ein Mann machte die Tür jetzt mit einer leichten Verbeugung auf. „Steig ein,“ sagte Magiermeister Rocan. Ich zögerte kurz, stieg dann aber ein. Hinter mir stieg der Magier ein und fünf Sekunden später fuhr die Kutsche los. Ich hatte keine Ahnung was ich jetzt machen sollte und sah einfach aus dem Fenster und sah mir alles an. Ich fand die Stadt unheimlich schön und wünschte mir das es überall so war. Leider würde das wahrscheinlich nie so sein. „Wenn du fragen hast Kari, dann frag mich einfach,“ sagte der Magier plötzlich. Ich sah jetzt zu ihm und stellte fest das er mich beobachtete. „Wie meinten sie es, das andere Magier zu schwach wären um mich Auszubilden?“ fragte ich. „Ich hätte mir denken können das Savarik es dir nicht erzählt hat. Du bist unheimlich stark. Ich kann nicht sagen warum du so stark bist, aber du bist stärker als viele vom Magierrat und deine Magie wird noch wachsen, sobald du richtigen Unterricht erhältst. Du könntest zu einer der mächtigsten Magierinnen werden die es je gab,“ sagte der Magiermeister. Jetzt sah ich ihn erstaunt an und sah auf meine Hände. War ich wirklich so stark? „So viel Kraft kann aber auch gefährlich sein. Du musst schnell lernen mit ihr umzugehen,“ sagte der Magier. „Was genau meint ihr mit gefährlich?“ fragte ich. „Solange du nicht gelernt hast mit so mächtiger Magie umzugehen, bist du eine Gefahr. Du musst schnell lernen die Magie zu kontrollieren und sie zu benutzen,“ sagte Magiermeister Rocan. Ich nickte leicht und sah zu Boden. Das konnte ja was werden. „Aber mach dir keine Sorgen. Ich werde dir helfen,“ sagte er dann plötzlich. Ich sah hoch und genau in seine Augen. Er sah mich unheimlich freundlich an und bei ihm hatte ich nicht das merkwürdige Gefühl von Gefahr das ich bei Lord Savarik immer gehabt hatte. Auch strahlten seine Augen eine wärme aus die mich sofort gefangen nahm. In solchen Augen konnte man sich leicht verlieren. Als ich erkannte was ich da überhaupt dachte, sah ich schnell wieder weg. Ich war so dumm! Ich durfte mich nicht von schönen Augen ablenken lassen. Ich schloss die Kette die unter meinem Hemd lag in meine Hand und sah aus dem Fenster. Warum musste ausgerechnet mein Leben so schief laufen? Warum konnte ich nicht ein ganz normales Mädchen mit ihren Eltern sein? Da konnte man jetzt auch nichts mehr machen und jetzt musste ich mich erst mal darauf konzentrieren schnell meine Magie zu lernen.

Nach einer weile hielt die Kutsche dann an und ein Mann machte die Tür auf. Lord Rocan stieg aus und ich folgte ihm. Draußen stockte mir sofort der Atem. Das vor mir war kein Haus, es war eine Villa! Das Grundstück auf dem das Haus stand, war groß und mit sehr viel Gras, Bäumen und andern Pflanzen umgeben. Es sah ziemlich schön aus, nur die Mauer die ums Grundstück rum führte, ließ den Eindruck eines goldenen Käfigs nicht weg schieben. Lord Rocan schnippte kurz mit dem Finger und das Tor zum Grundstück ging auf. „Komm mit Kari,“ sagte er lächelnd und ging rein. Ich folgte ihm und sah mich um. Es sah alles wunder schön aus und so hatte ich mir immer ein Märchenschloss vorgestellt. Lord Rocan ging durch den Garten aufs Haus zu und ich lief ihm einfach hinterher. Wenn es hier eine Gefahr gegeben hätte, ich hätte sie nicht bemerkt. Ich war zu gefangen von allem. Als wir vor dem Haus standen, schnippte er wieder mit dem Finger und die Haustür ging auf. Innen war es genauso schön wie außen, wenn nicht sogar schöner. „Das ist also mein Haus und hier wirst du jetzt auch leben. Bis zu den Eliteschulen ist es nicht weit und alles was du sonst brauchst kannst du hier finden. Jetzt zeige ich dir erst mal dein Zimmer,“ sagte Magiermeister Rocan und ging eine Treppe hoch. Ich folgte ihm und vor einer Tür hielt er an. Er runzelte kurz die Stirn und sah dann zu mir. „Du hast doch gesehen was ich mit den Türen gemacht habe, willst du es nicht auch mal versuchen?“ fragte er. Jetzt sah ich zur Tür und nickte dann. „Gut. Konzentrier deine Magie auf die Tür und stell dir vor wie sie aufgeht. Du darfst aber nicht zu viel Magie benutzen, sonst könnte es passieren das du die Tür aus den Angeln reist,“ sagte der Magier. Ich nickte und sah wieder zur Tür. Ich suchte nach meiner Magie und fand sie sofort. Dann richtete ich etwas davon auf die Tür und stellte mir vor wie sie auf ging. Kurz danach hörte ich es leichtes knarren und die Tür ging langsam auf. „Gut gemacht,“ sagte der Magiermeister lächelnd. Ich sah glücklich zur Tür. So schwer war das nun auch nicht. Der Magiermeister ging jetzt ins Zimmer und ich folgte ihm. Das war kein Schlafzimmer, es sah aus wie in einem Büro. Es war ein großer Raum mit großen Fenster und der Raum war hell erleuchtet. Ein großer Schreibtisch stand vor einem Fenster und es gab viele Bücherregale, die aber zum grossteil leer waren. Dann gab es noch eine zweite Tür. Es sah ziemlich schön aus. „Hier wirst du von mir Unterricht bekommen und die Sachen für die Schule kannst du auch hier erledigen. Die Tür dort führt zu deinem Schlafzimmer an dem auch noch ein Bad angeschlossen ist,“ sagte Lord Rocan. „Danke,“ sagte ich. „Das ist selbstverständlich,“ sagte Lord Rocan. In meinen Augen war das ganz und gar nicht selbstverständlich. „Wie wäre es wenn du dich hier etwas um siehst, denn ich muss jetzt noch etwas klären gehen. Schließlich willst du ja bei der Prüfung mit machen, damit du auf eine Schule kommst,“ sagte Lord Rocan lächelnd. Ich nickte leicht und sah ihn an. „Du kannst dich frei im Haus bewegen, ich werde in einer Stunde wieder da sein,“ sagte Lord Rocan. Dann drehte er sich um und ging wieder die Treppe runter. Ich sah zur Tür und konzentrierte mich auf sie, nach wenigen Sekunden ging sie geräuschlos zu. Ich lächelte und ging ins Schlafzimmer. Dort gab es ein großes Bett, einen Kleiderschrank und einen Nachttisch. Es sah genauso schön wie das Arbeitszimmer aus. Auch das Bad war groß und schön. Nach dem ich meine Zimmer bewundert hatte, fing ich an das Haus zu erkunden.

 

Inzwischen war der Magiermeister Rocan auf dem Weg zum Regierungsgebäude. Er war zufrieden und lächelte vor sich hin. Er hatte gemerkt das Kari ein natürliches Talent hatte, aber das sie so gut war, hätte er nicht gedacht. Auf einem schlag hatte sie die Tür auf bekommen und das ganz normal. Die meisten Schüler, schlugen die Tür so fest auf, das der Griff der Tür sich in die Wand dahinter bohrte. Es würde leicht sein das Mädchen zu unterrichten. Er musste nur auf Savarik aufpassen. Er plante etwas, das hatte der Magiermeister sofort gemerkt, aber was war es? Es hatte mit dem Mädchen zu tun, da war sich Lord Rocan sicher.

Er betrat das Regierungsgebäude und wurde sofort von allen Seiten begrüßt. Er erwiderte die Grüße und ging zielstrebig zum Amt, das sich um die Einschulung kümmerte. Obwohl er es nicht machen musste, klopfte er kurz und betrat dann das Büro. Außer den zwei Magiern die dort Arbeiteten, war noch ein anderer Magier mit seinem Sohn da. Alle verneigten sich kurz und der Junge sah ihn interessiert an. Er kannte ihn und seinen Vater. Der Vater des Jungen saß nämlich im Magierrat. „Was können wir für sie tun Lord Rocan?“ fragte einer der Magier. „Ich möchte jemanden zur Prüfung für das Einschulungsjahr anmelden,“ sagte Lord Rocan. Sofort sahen sich die Magier an. „Ihr meint das Mädchen von den Rebellen,“ sagte Lord Pazifa aus dem Magierrat. Sofort sah sein Sohn zu ihm. „Woher wisst ihr von dem Mädchen?“ fragte Lord Rocan. „Bei der Besprechung, die Savarik einberufen hat, ging es um das Mädchen, aber eigentlich dachten wir, das er sich um das Mädchen kümmert,“ sagte Lord Pazifa. „Erinnert euch an Savariks letzte Schülerin und was wir damals beschlossen haben! Das Mädchen ist seit heute Morgen bei mir,“ sagte Lord Rocan. „Ist es eine gute Idee sie alleine zu lassen?“ fragte Lord Pazifa. „Wenn ihr die Kontrolle über ihre Magie meint. Das kann das Mädchen schon längst,“ sagte Lord Rocan. „Das ist doch unmöglich. Sie ist erst etwas mehr als zwei Wochen bei uns,“ sagte Lord Pazifa und wurde weiß. „Erstaunlich nicht. Sie hat die Kontrolle sehr schnell gelernt und sie kann auch schon mit ihrer Magie umgehen,“ sagte Lord Rocan. „Das ist wirklich erstaunlich, wenn man bedenkt wo das Mädchen her kommt. Trotzdem sollten sie aufpassen. Am Ende haut sie noch mit einigen ihrer Sachen ab,“ sagte Lord Pazifa. „Ich habe nichts besonders wertvolles und vor allem könnten die Rebellen damit nichts anfangen,“ sagte Lord Rocan lächelnd. Nach außen hin tat er belustigt, aber innerlich war er wütend. Erst jetzt merkte er wie viel Probleme Kari bekommen würde. Die Schule würde ein Spießrutenlauf für sie werden. „Und was machen sie hier?“ fragte Lord Rocan. „Ich melde meinen Sohn für die Prüfungen an,“ sagte Lord Pazifa und legte seinem Sohn eine Hand auf seine Schulter. „Viel glück Junge,“ sagte Lord Rocan. „Danke, Lord Rocan,“ sagte der Junge. „Glück wird mein Taki nicht brauchen. Er ist sehr talentiert. Ich bin mir sicher das er es bis zur Seiran Schule schafft,“ sagte Lord Pazifa. Lord Rocan lächelte Taki kurz an und sah dann zu den Magiern. „Und?“ fragte er. Die zwei erwachten jetzt erst aus ihrer Erstarrung und einer gab Lord Rocan sofort ein Blatt. „Das müssen sie ausfüllen,“ sagte er. Lord Rocan lächelte, nahm einen Stift und fülle schnell das Blatt aus. Danach war auch schon alles geklärt und er verabschiedete sich von Lord Pazifa.

Er ging gleich nach Hause und suchte im Haus nach Kari. Er fand sie nicht! Sofort lief es ihm kalt den Rücken runter. War sie wieder nach Hause gegangen? Er ging zur Haustür als er bei einem Fenster vorbei kam und sofort stehen blieb. Durch das Fenster konnte man hinters Haus auf eine Wiese sehen. Er war nie dazu gekommen auch dort den Garten schön zu machen und so war es bei einem Rasen und einem Baum belassen worden. Genau unter dem Baum saß Kari und sie ließ einige Steine über ihrer Hand schweben und etwas durch die Gegend fliegen.

 

Ich fand das ganze Haus schön, aber feste vier Wände waren noch nie mein Ding gewesen. Ich brauchte blauen Himmel über mir und einen Platz von dem aus ich in die Sonne gucken konnte. Deswegen hatte ich mich auch hinters Haus verzogen und mich unter den einzigen Baum dort gesetzt. Es war etwas trostlos, aber dort konnte mich wenigstens keiner sehen, wenn ich übte. Ich ließ kleine Steine über meinen Händen kreisen und alle möglichen Formationen in der Luft machen. Es machte spaß und entspannte mich.

Nach einer weile hörte ich plötzlich schritte und sah hoch. Lord Rocan kam aus dem Haus und genau auf mich zu. Sofort fielen die Steine in meine Hand, ich stand auf und verbeugte mich. „Das war gut,“ sagte Lord Rocan als er bei mir war. „Danke Lord Rocan,“ sagte ich. „Wenn wir schon mal hier draußen sind, können wir gleich hier etwas üben,“ sagte Lord Rocan und im nächsten Moment erschienen etwa in zehn Meter Entfernung zwei magische Schilde. Ich sah sie kurz an und dann zum Magiermeister. „Das ist etwas schwieriger, sieh her,“ sagte er. Er streckte jetzt seine rechte Hand aus und darüber erschien ein leuchtender Ball. Dann holte er aus und warf den leuchtenden Ball auf einen der Schilde. Als er den Schild traf ging der kaputt. Es hörte sich an als ob man eine Glasplatte fallen ließe. Ich merkte aber auch, das eine enorme Kraft dahinter steckte. Ich war mir mehr als sicher, das es für Lord Rocan ein leichtes war den Schild zu zerstören. „Das wird bei der Prüfung auch gefragt,“ sagte Lord Rocan. Ich sah zum verbleibenden Schild und ein flaues Gefühl breitete sich in meinen Magen aus. Jetzt war ich also dran. „Wenn man das Prinzip raus hat, ist es eigentlich ganz einfach. Du musst deine Magie auf deine Hand richten und sie in eine feste Form umwandeln,“ sagte Lord Rocan. Ich nickte und er lächelte wieder. „Gut, versuch es,“ sagte er. Ich streckte meine rechte Hand aus und konzentrierte meine Energie auf meine Hand. Inzwischen war es einfach die Magie dahin zu bekommen wo ich wollte. „Das ist schon mal richtig, jetzt gib ihr noch eine feste Form,“ sagte Lord Rocan. Lord Savarik hatte gesagt das Magie keine festen Formen annehmen konnte, also musste etwas dahinter stecken. Aber wenn man bedachte, Licht war keine feste Form. Licht war gebündelte Energie. In meinen Gedanken formte ich die Magie bis ein leuchtender Ball in meiner Hand erschien. Er war nicht so groß wie der von Lord Rocan, aber wenigstens schon mal etwas. „Gut gemacht und jetzt werfe ihn einfach auf den Schild,“ sagte Lord Rocan. Ich sah zum Schild, holte aus und warf. Der leuchtende Ball traf den Schild, aber der flackerte nur kurz. „Das war schon ganz gut, aber noch etwas schwach. Bei dieser Übung wird geprüft wie stark du bist und nicht ob du den Zauber kapiert hast. Optimal wäre es natürlich wenn du bei der Prüfung den Schild zerbrechen würdest, aber das ist so gut wie unmöglich für einen Schüler der Anfänger. Am beste wäre es, du übst jetzt noch etwas weiter und wenn dir die Kraft aus geht, kommst du einfach zu mir,“ sagte Lord Rocan. „Gut,“ sagte ich. Dann drehte sich Lord Rocan um und ging wieder ins Haus. Er glaubte nicht das der Schild kaputt gehen würde.

Als Lord Rocan wieder im Haus war, wand ich mich wieder dem Schild zu. Also gut, dann trainierte ich eben etwas. Ich erschuf einen neuen Ball und warf ihn auf den Schild. Diesmal wackelte er etwas stärker, aber ich war noch weit davon entfernt ihn kaputt zu machen.

Ich trainierte Stunden und nach fast vier Stunden saß ich total erledigt am Boden und sah zum Schild. Er ging einfach nicht kaputt! Meine Angriffe waren erst stärker und dann immer schwächer geworden. Ich musste mich endlich mal anstrengen. Sauer kämpfte ich mich auf die Beine und sah zum Schild. Das war ja gelacht, wenn ich jetzt einfach aufgab. Josh hatte schließlich auch immer an mich geglaubt.

Josh!

Ich vermisste ihn so sehr. Genauso wie seinen Vater und die anderen Rebellen, abgesehen von den Anführern. Die konnten mich mal. Sie hatten mich ja verkaufen wollen, aber da hatten sie Pech gehabt. Ich war abgehauen und Lord Savarik hatte mich eingefangen, dafür hatten sie wahrscheinlich kein Geld bekommen. Ich lächelte leicht, streckte meine Hand aus und richtetet meine ganze Magie auf die Hand. Ich war so wütend auf Takuto und die anderen, das ich meine Wut auf den leuchtenden Ball in meiner Hand richtete und ihn dann mit ganzer Wucht gegen den Schild warf. Der Schild hielt nur eine Sekunde dann ging er kaputt und ein kräftiger Wind kam mir entgegen. Ich flog nach hinten und blieb zufrieden liegen. Ich hatte es geschafft! Ich atmete eine Minute tief durch und sprang dann auf die Beine. Ich ging ins Haus und fing an Lord Rocan zu suchen. Ich fand ihn in seiner kleinen Bibliothek. Er saß in einem Sessel und las ein Buch. Als ich rein kam sah er sofort hoch. „Ich hab mich schon gefragt wie lange du noch weiter machst. Ich habe vermutet das du schon nach einer Stunde total erledigt bist,“ sagte er. „Kaputt,“ sagte ich. „Was meinst du?“ fragte Lord Rocan. „Der Schild ist kaputt, Lord Rocan,“ sagte ich. Jetzt bekam er große Augen. Er stand sofort auf und kam zu mir. „Meinst du das ernst?“ fragte er. Ich nickte und er ging an mir vorbei. Ich folgte ihm hinters Haus und dort sah er erstaunt auf die Stelle, an der vor fünf Minuten noch der Schild gewesen war. „Unglaublich,“ sagte er. Ich lächelte leicht und der Magiermeister erschuf einen neunen Schild. „Mach es noch mal,“ sagte er. Wie gerade richtete ich nicht nur meine Magie, sondern auch meine Wut auf meine Hand. Dann warf ich den Energieball auf den Schild. Kurz bevor er ihn erreichte, merkte ich das er zu hoch war. Das hatte auch Lord Rocan bemerkt. Ich wusste nicht ob ich noch einen dritten Energieball von dieser Stärke hin bekommen würde, deswegen richtete ich meine Magie auf den Energieball und lenkte ihn nach unten. Er traf den Schild und wie sein Vorgänger, ging er kaputt, nur diesmal kam kein Wind zurück. Ich unterdrückte einen glücklichen Aufschrei und sah jetzt zu Lord Rocan. „Du hast ihn gelenkt,“ sagte er. „Ja, nachdem ich vorhin drei mal den Schild verfehlt hatte, hat es mir gereicht und irgendwie bin ich auf die Idee gekommen das ich ja mal versuchen sollte ihn zu lenken,“ erklärte ich. „Das ist wirklich gut Kari, normalerweise lernt man erst im Schuljahr die Energie zu lenken,“ sagte er. „Danke,“ sagte ich. „Die Prüfung wird wirklich leicht für dich sein, aber jetzt solltest du dich vielleicht etwas ausruhen, du musst doch total kaputt sein,“ sagte er. Ich nickte zustimmend und ging dann mit Lord Rocan ins Haus. Dort trennten wir uns und ich ging in mein Zimmer. Ich war wirklich total am Ende meiner Kräfte und setzte mich im Arbeitszimmer auf den Fenstersims. Von dort aus sah ich auf den Platz vor dem Haus. Es war wirklich schön, doch trotzdem traute ich dem ganzen nicht. Das hier kam immer noch von den Magiern und die Magier waren nicht gut. Da konnte Lord Rocan noch so tun, ich würde nicht auf ihn rein fallen!

Ich saß eine ganze weile am Fenster, bis jemand klopfte. „Ja?“ fragte ich. Ich sah zur Tür die gerade auf ging und entdeckte einen Mann in der Tür stehen. Ihn hatte ich noch nie gesehen, aber irgendwie kam er mir bekannt vor. „Madam, Lord Rocan erwartet sie zum Essen im Speisezimmer,“ sagte er mit einer leichten Verbeugung. Sogar seine Stimme kam mir bekannt vor. Jetzt stand ich auf und ging aus dem Zimmer. Der Typ ging vor mir her und brachte mich zum Speisezimmer. Dort gab es nicht viel. Eigentlich nur einen langen Tisch und an dem saß Lord Rocan. Er lächelte mir zu und ich ging näher. „Setz dich doch Kari, du hast bestimmt Hunger,“ sagte er. Ich nickte leicht und setzte mich auf dem Platz, vor dem noch Geschirr lag. Es war der Platz genau gegenüber von Lord Rocan. Dieser andere Typ servierte jetzt das Essen und ging dann. Das alleine Essen hatte mir doch mehr gefallen. Wir fingen an zu Essen und Lord Rocan redete sehr viel. Meistens sprach er von der Schule und von Magie. Meine Antworten waren immer sehr knapp und ich versuchte auch nicht  viel zum Gespräch beizutragen.

Nach über einer Stunde ließ er mich dann endlich gehen. Sofort verschwand ich in meinem Zimmer und übte dort sofort weiter.

So ging das die nächsten Tage lang weiter. Lord Rocan übte ununterbrochen mit mir und ich wurde immer besser. Er war auch weiterhin so freundlich, aber ich traute dem Frieden immer noch nicht. Als dann der Tag der Prüfungen da war, war ich total aufgeregt. In der Früh brachte ich nichts runter und ich konnte mich einfach nicht unter Kontrolle halten. Aber was sollte man schon von mir erwarten. Ich würde das erste mal unter Magiern gehen und auch noch vor ihnen zaubern. Gegen Mittag gingen wir dann los und auch Lord Rocans Diener kam mit. Nur er wohnte noch im Haus und er kümmerte sich um alles, aber ich traute ihm immer noch nicht über dem Weg. Er kam mir so verdammt bekannt vor.

Lord Rocan hatte mir extra Kleidung für die Prüfung gegeben und auf den Sachen war auch ein goldenes Symbol. Es war das Symbol des Schülers des Magiermeisters. Ich wusste ganz genau was das für eine Ehre war, aber trotzdem. Magier blieb Magier, egal welchen Rang er bekleidete oder wie freundlich er tat. Als wir aus dem Haus gingen, sah ich mich aufgeregt um, aber ich versuchte mich dabei zu benehmen. Lord Rocan lächelte nur über meine Aufgeregtheit. Wie jedes mal wenn ich die Stadt sah, fand ich sie wunderschön und diesmal sahen mich die Magier nicht so herablassend an. Sie sahen eher Fragend aus und Lord Rocan sahen sie ehrfürchtig an. Nach einer weile kam ein großes Gebäude in sicht und genau auf das gingen wir zu. Anscheinend bemerkte Lord Rocan meinen Blick genau. „Das ist das Regierungsgebäude. Dort werden alle wichtigen Sachen, wie die Aufnahmeprüfung, geregelt,“ sagte er. Ich sah kurz zu ihm und dann wieder zum Gebäude. Es sah noch schöner aus als die anderen Gebäude und es strahlte so etwas würdevolles aus. Als wir das Gebäude betraten, sah ich dort viele Leute mit Kindern. Natürlich. Nicht nur ich würde heute diesen Test machen. Die Leute sahen uns jetzt alle erstaunt an und Lord Rocan ging einfach an ihnen vorbei. „Wir müssen noch kurz in mein Büro. Ich muss dort noch was erledigen, ich hoffe das macht nichts,“ sagte er. Sofort schüttelte ich den Kopf. „Ich dachte nur das du die Prüfung endlich hinter dich bringen willst, du bist eh schon aufgeregt genug,“ sagte Lord Rocan. „Es passt schon Lord Rocan. Warten macht mir nichts aus,“ sagte ich. Lord Rocan lächelte kurz und ging dann einen Gang lang. Irgendwann hielt er vor einer Tür an. Er strich mit einem Finger kurz übers Schloss und ich hörte es klicken. Dann machte er die Tür auf und wir traten in ein sehr großes Büro. Es gab viele Bücherregale, eine Couch, einen großen Schreibtisch und noch einige Dinge. Lord Rocan setzte sich hinter seinen Schreibtisch und sah dann zu mir. „Setz dich doch,“ sagte er. Sofort ließ ich mich in einen der Sessel fallen die vor den Schreibtisch standen. Lord Rocans Diener blieb neben der Tür stehen und stand dort stocksteif. Manchmal konnte man denken das er eine Statue war. Ich sah dann nicht mal das heben und senken seiner Brust wenn er atmete. Irgendwie war er mir unheimlich. Lord Rocan sah jetzt auf einige Blätter runter und fing an zu schreiben, aber nicht lange. Schon nach fünf Minuten klopfte es und dann kam ein Mann einfach ins Zimmer. Als ich zur Tür sah, erstarrte ich. Es war Lord Savarik. Augenblicklich drehte ich mich wieder um und rutschte noch weiter in den Sessel rein. Leider blieb Lord Savarik genau hinter mir stehen. „Savarik, was willst du? Ich dachte wir hätten alles geklärt,“ sagte Lord Rocan. Jetzt legte Lord Savarik seine Hände auf meine Schulter und sah Lord Rocan eindringlich an. Ich biss die Zähne zusammen um ihn nicht sofort anzugreifen. Ich war mehr als sauer auf Lord Savarik und am liebsten hätte ich ihn umgebracht. Lord Rocan sah mir kurz ins Gesicht und dann zu Lord Savarik.  „Also?“ fragte er dann. „Ich will dich noch mal bitten Kari zu mir zu geben,“ sagte Lord Savarik. Das überraschte mich und Lord Rocan doch sehr und ich sah das auch sein Diener seine Statuen Haltung verloren hatte. „Darüber haben wir schon geredet wie du weist,“ sagte Lord Rocan. „Ja, aber inzwischen müsstest du doch eingesehen haben, das es für keinen gut ist, wenn sie bei dir ist. In der letzten Woche hast du deine Pflichten total vernachlässigt, weil du dich nur um das Mädchen gekümmert hast. Kari braucht jemanden der die ganze Zeit für sie da sein kann und der stark ist Rocan. Du hast weis Gott genug mit deiner Arbeit zu tun. Du kannst nicht nebenbei noch jemanden ausbilden,“ sagte Lord Savarik und wehrend er sprach wurde ich immer ruhiger. Meine Wut war wie weggeblasen und in meinem Kopf herrschte Nebel. Alles wurde ruhiger und Lord Savarik war keine Gefahr mehr. Plötzlich stand Lord Rocan mit einem Ruck auf und er funkelte Lord Savarik wütend an. „Lass sie los,“ sagte er. „Was hast du Rocan?“ fragte Lord Savarik unschuldig. „Du sollst sie los lassen habe ich gesagt,“ sagte er jetzt wütend und er schrie fast schon. Lord Savarik ließ mich immer noch nicht los und eigentlich wollte ich seine Arme abschütteln, aber ich konnte nicht. Doch plötzlich verschwanden Lord Savariks Arme von meiner Schulter und der merkwürdige Dämmerzustand verschwand. Dafür drehte sich jetzt alles vor meinen Augen, aber ich erkannte das Lord Rocans Diener Lord Savarik alles andere als freundlich von mir weg gerissen hatte. Ich legte eine Hand auf die Augen und kniff sie zusammen. Mir war unheimlich schlecht. Dann sah ich verschwommen wie Lord Rocan an mir vorbei ging und Lord Savarik packte. „Wage es nie mehr Kari zu nahe zu kommen. Wenn du es doch wagst, dann kannst du deine restlichen Tage im Gefängnis verbringen und das ist ein Befehl,“ sagte er und warf Lord Savarik richtig aus dem Zimmer. Dann kam er sofort zu mir und nahm meine Hände von meinem Gesicht. „Wie geht es dir?“ fragte er. „Mir ist schlecht,“ sagte ich leise. Ich hatte einfach keine Kraft um laut zu reden. „Bring ihr was warmes zu trinken,“ sagte Lord Rocan jetzt zu seinem Diener. Der verschwand sofort aus dem Zimmer. Dann sah er wieder zu mir. „Versuch dich zu entspannen,“ sagte er ruhig. Ich konnte mich nicht entspannen. „Mach die Augen zu, ich muss etwas prüfen,“ sagte Lord Rocan jetzt. Ich war etwas unsicher, aber im Moment wäre ich eh zu schwach gewesen um mich zu wehren. Deswegen machte ich jetzt die Augen zu. Im nächsten Moment spürte ich Lord Rocans Hand auf meiner Stirn. Dann wurde ich langsam ruhiger und die Übelkeit verschwand wieder.

Nach zirka einer Minute nahm er dann die Hand von meiner Stirn und langsam mache ich die Augen wieder auf. „Du hast Glück gehabt,“ sagte er ruhig und genau in dem Moment kam Lord Rocans Diener rein. Er kam zu mir und gab mir eine Tasse die schön warm war. „Du solltest etwas trinken, dann geht es dir schnell besser,“ sagte Lord Rocan dann. Danach setzte er sich in einen anderen Sessel und sah mich an. Langsam nahm ich einen Schluck und sofort breitete sich die Wärme in mir aus und vor meinen Augen war wieder alles da wo es hin gehörte. „Was war das?“ fragte ich dann leise. „Savarik hat versucht die Kontrolle über deinen Geist zu bekommen und beinahe wäre es ihm auch gelungen. Du kannst froh sein das es ihm nicht gelungen ist. Den Zauber wieder von dir zu nehmen, wäre für dich nämlich etwas schmerzhafter geworden,“ erklärte Lord Rocan. „Warum macht er das?“ fragte ich jetzt. „Ich weis es nicht. Ich habe ihn noch nie so gesehen,“ sagte Lord Rocan dann. Ich sah jetzt zu Boden und trank noch etwas. „Vielleicht sollte ich für dich die Prüfung verschieben lassen. Du bist ja völlig am Ende,“ sagte er dann. „Das ist nicht nötig Lord Rocan. Ich schaff das schon,“ sagte ich. „Also gut, wenn du willst. Trink aus und dann müssen wir auch los,“ sagte Lord Rocan dann. Ich nickte und trank den Rest in einem Zug. Lord Rocans Diener nahm mir dann die Tasse ab und ging wieder weg. Lord Rocan ging inzwischen mit mir aus dem Büro und ich folgte ihm. Wir gingen wieder dahin, wo die ganzen Leute mit den anderen Jugendlichen standen und dort sollte ich kurz warten. Lord Rocan verschwand in einem Gang und ich sah mich etwas um. Sofort fielen mir die Blicke der Leute auf. Sie beobachteten mich aus dem Augenwinkel und ich versuchte sie zu ignorieren. Nach fünf Minuten kam Lord Rocan wieder und sein Diener war bei ihm. „Komm mit Kari,“ sagte er. Ich folgte ihm und wir gingen zu einer großen Tür. „In der Halle finden die Prüfungen statt, du bist gleich dran. Bist du dir sicher das du das heute machen willst? Ich kann veranlassen das du die Prüfung erst Morgen machen kannst,“ sagte Lord Rocan. „Ich fühle mich gut und werde das schon schaffen,“ sagte ich. „Wenn du das glaubst,“ sagte Lord Rocan und genau in dem Moment ging die Halle auf und ein Mann mit einem Jungen kam raus. „Ah Lord Pazifa, wie war die Prüfung?“ fragte Lord Rocan. „Sehr gut. Taki hat es bis zur Seiran geschafft. Wie ich es damals sagte,“ sagte Lord Pazifa lächelnd. „Meinen Glückwunsch Taki, du wirst später bestimmt ein großer Magier,“ sagte Lord Rocan. „Danke Lord Rocan. Ich gebe mir mühe,“ sagte der Junge. „Und, waren sie schon dran?“ fragte Lord Pazifa. „Nein, ich musste noch etwas in meinem Büro erledigen. Aber jetzt ist Kari dran,“ sagte Lord Rocan und legte eine Hand auf meine Schulter. Lord Pazifa und sein Sohn sahen jetzt zu mir. „Na dann, viel Glück,“ sagte Lord Pazifa und ging dann weg. Ich sah ihm kurz nach und sah wie Taki sich zu mir umdrehte und böse lächelte. Dann sah er wieder nach vorne. Ich runzelte die Stirn und sah dann zu Lord Rocan. Er hatte das nicht gesehen und irgendwie war ich froh darüber. „Komm,“ sagte er jetzt und machte die Tür auf. Wir gingen in die Halle und jetzt fühlte ich mich unwohl. Hinter einem Tisch saßen drei Männer und sahen zu uns. Als sie Lord Rocan sahen, standen sie sofort auf und verbeugten sich leicht. Auf Lord Rocans Gesicht zeigte sich keine Regung und er sah weiter zu den Männern. „Lord Rocan, es ist eine ehre sie hier zu begrüßen,“ sagte einer der Männer. Lord Rocan nickte nur kurz und sah dann etwas ernster aus. „Ich würde es begrüßen, wenn sie mit der Prüfung anfangen würden,“ sagte er dann. „Natürlich,“ sagte einer der Männer. Jetzt sahen sie zu mir und ich atmete noch mal durch. Ich musste mich anstrengen. „Fangen wir an,“ sagte einer der Männer. Dann zeigte er nach rechts und ich sah zu der Stelle. Dort lagen drei Sachen. Ein Ball, Ein Kutschenrat und ein ziemlich großer Felsbrocken. „Lass diese drei Dinge schweben und bring sie so auf die andere Seite der Halle. Es ist egal wie viele Gegenstände du gleichzeitig fliegen lässt oder wie lange du brauchst,“ sagte der Mann dann. „Lord Rocan, wir würden sie bitten von ihrer Schülerin weg zu treten,“ sagte ein anderer. Lord Rocan nickte und ging zu einer Wand. Er lehnte sich dort an und sah zu mir. Er lächelte aufmunternd und ich sah zu den drei Gegenständen. Ich wollte das hier schnell hinter mich bringen, also beschwor ich meine Magie. Ich ließ alle drei Sachen mit Leichtigkeit in die Luft steigen und innerhalb von einigen Sekunden waren sie auf der anderen Seite der Halle. Dort setzte ich sie ab, ohne das es einen Ton gab. Ich hatte mich nicht mal bewegt. Nur meine Augen waren den drei Sachen gefolgt. Die Männer ließen sich nichts anmerken, aber an dem Zucken in ihren Wangenmuskeln sah ich das sie erstaunt waren, aber schnell gewannen sie wieder ihre Haltung. Ich bemerkte das Lord Rocan hinter mir zufrieden lächelte und auch sein sonst so steifer Diener lächelte leicht. Die drei Männer schrieben jetzt etwas auf und dann schnippte einer mit dem Finger. Sofort erschien ein magischer Schild am anderen ende der Halle. „Wirf einen Energieball auf die Scheibe,“ sagte er dann. Ich nickte und drehte mich zur Scheibe. Ich konzentrierte wieder die Magie in meiner Hand und diesmal packte ich die Wut auf Lord Savarik drauf. Dann holte ich aus und warf den Energieball. Er war ziemlich schnell, aber ich erkannte sofort das er zu hoch war. Ohne den Kommentar auszusprechen der mir auf der Zunge lag richtete ich meine Magie auf den Energieball und lenkte ihn nach unten. Er traf die Scheibe mit voller Wucht und sie hielt nicht mal eine Sekunde. Sie ging sofort zu Bruch und das Geräusch von zerbrechendem Glas hörte sich in meinen Ohren an wie Musik. Jetzt waren die drei Männer kreideweiß im Gesicht und sie sahen erstaunt von mir zu der Stelle an der noch vor wenigen Sekunden der magische Schild gestanden hatte.

Die restlichen Prüfungen waren einfach und nur dazu da um zu sehen was ich schon konnte und ob ich irgendwo schwächen hatte. Am ende sahen die Prüfer leicht verzweifelt aus und Lord Rocan sah mehr als zufrieden aus. Ich war etwas erschöpft, aber damit konnte man leben. Als Lord Rocan merkte das nichts mehr kommen würde, trat er hinter mich und legte seine Arme auf meine Schulter. „Haben sie schon entschieden welche Schule meine Schülerin besuchen wird?“ fragte er lächelnd. „Sie ist an der Seiran Schule aufgenommen,“ sagte einer der Prüfer. „Das ist schön. Können wir jetzt gehen?“ fragte Lord Rocan. „Natürlich,“ sagte der Prüfer. Sofort drehte Lord Rocan sich um und wir gingen zu dritt aus der Halle. Ich war zufrieden und Lord Rocans lächeln verriet das er auch zufrieden war. Wir gingen durch die Leute die uns ansahen und dabei flüsterten. Wir verließen das Regierungsgebäude und gingen eine Straße entlang. Erst nach einer weile viel mir auf das wir nicht nach Hause gingen. „Ähm… wo gehen wir jetzt eigentlich hin?“ fragte ich schüchtern. „Du brauchst eine Schuluniform. Wir gehen sie jetzt kaufen,“ sagte Lord Rocan und ging zufrieden weiter. Schuluniform? Ich konnte mir irgendwie darunter nichts vorstellen. In meinem ganzen Leben war ich noch nie in einer Schule gewesen und Uniformen kannte ich nur von den Wachen am Stadttor. Ich stellte mich gerade mit so einer Uniform vor, verdrängte den Gedanken aber schnell wieder aus meinem Geist.

Das war ja lächerlich.

Ich sah wieder nach vorne und erstarrte halb. Wir betraten einen Teil der Stadt den ich noch nie gesehen hatte. Dieser Teil der Stadt war voller Geschäfte und überall liefen Magier rum. So viele an einem Platz hatte ich auch noch nicht gesehen und es machte mir Angst. Auch wenn ich jetzt schon einen Monat hier lebte, hatte ich mich trotzdem noch nicht an die ganzen Magier gewöhnt. Was zu verstehen war, schließlich war ich so gut wie nur im Haus. „Das ist die Einkaufsstraße. Hier findet man alles was das Herz wünscht,“ sagte Lord Rocan und ging mitten rein. Erst nach einem zögern folgte ich ihm. Lord Rocans Diener ging weiter hinter uns her und behielt dabei aber alles im Auge. Er sah sich ständig um. Ich sah ihn Stirnrunzelnd an und folgte weiter Lord Rocan. Vor einem Laden blieb er stehen und ich sah ihn mir an. Es war eine Schneiderei. Lord Rocan betrat jetzt den Laden und ich folgte ihm. Drinnen war es warm und überall gab es Ständer mit Kleidungsstücken oder Stoffen. An einer Wand waren fünf verschiedene Kleidungen angebracht. Je einmal für Mädchen und je einmal für Jungs. Sie sahen alle etwas anders aus, aber in den Grundzügen ähnelten sie sich und auf jedem dieser Kleidungen war ein anders Zeichen draufgedruckt. Einer dieser Sachen gefiel mir besonders gut. Das mussten diese Uniformen sein, denn ich wusste das es fünf Schulen gab, also fünf verschiedenen Uniformen. Eine gefiel mir besonders gut. Die Uniform für die Mädchen bestand aus einem weißem Hemd, einem schwarzen Jackett, einem schwarzen Rock und einer Schleife in rot. Dazu gab es schwarze Strümpfe und braune Schuhe. Es sah ziemlich schön aus und auch sehr edel.

Ich sah mich jetzt etwas näher im Laden um und stellte fest das wir nicht alleine waren. Außer einer Frau, die wahrscheinlich die Schneiderin war, waren noch ein Mann und ein Junge da. Ich erkannte sie wieder. Es war dieser Lord Pazifa und dieser Junge der so böse gegrinst hatte. Als wir rein gekommen waren, hatten sie sofort zu uns gesehen. Die Frau war gerade damit beschäftig Maß von dem Jungen zu nehmen, aber jetzt stockte sie. „Lord Rocan,“ sagte sie und verneigte sich schnell. Lord Rocan sah sie nur kurz an und wand sich dann an Lord Pazifa. „Unsere Wege kreuzen sich in letzter Zeit ja öfters,“ sagte er lächelnd. „Wenn man die gleichen Sachen macht, ist das ja verständlich Lord Rocan,“ sagte Lord Pazifa. „Stimmt,“ sagte Lord Rocan. „Was kann ich für sie tun Lord Rocan,“ fragte die Frau jetzt. „Meine Schülerin bräuchte eine Uniform, aber lassen sie sich nicht von ihrer jetzigen Arbeit ablenken, wir können warten,“ sagte Lord Rocan. Die Frau sah kurz zu mir und wand sich dann wieder dem Jungen zu. Der achtete aber kein bisschen auf die Frau, sondern starrte zu mir. Ich wich seinem Blick aus und tat so, als ob ich mich umsehen würde. „Dann seit ihr also mit der Prüfung fertig,“ sagte Lord Pazifa. „Genau, auch wenn ich eigentlich damit rechnete erst morgen die Prüfung zu machen,“ sagte Lord Rocan. „Warum das?“ fragte Lord Pazifa. „Nennen wir es mal einen kleinen magischen übergriff auf meine Schülerin, der ihr einen großen Teil ihrer Kraft nahm,“ sagte Lord Rocan und legte eine Hand auf meine Schulter. Ich sah zu ihm und stellte fest das etwas in seinen Augen funkelte. „Wer würde es wagen ihre Schülerin anzurühren?“ fragte Lord Pazifa. „Ein wütender Magier, aber das ist ja überstanden und sie hat die Prüfung trotzdem gut bestanden,“ sagte Lord Rocan. „Welche Schule?“ fragte Lord Pazifa jetzt interessiert. „Ihr dürft euch wohl darauf einstellen das ihr Sohn mit meiner Schülerin das Klassenzimmer teilen wird,“ sagte Lord Rocan. Jetzt wich dem Jungen die gesamte Farbe aus dem Gesicht und auch sein Vater wurde weiß. „Sie hat es auf die Seiran geschafft obwohl sie geschwächt war,“ sagte er. „Ja, sie ist wirklich ein erstaunliches Mädchen. Sie lernt sehr schnell und kapiert auch die schwierigsten Zauber und kann sich auch alleine schnell weiter entwickeln,“ sagte Lord Rocan lächelnd. Jetzt wurde ich rot. Man musste es ja nicht übertreiben. „Sie ist ja auch ihre Schülerin,“ sagte Lord Pazifa. „Danke, sehr freundlich,“ sagte Lord Rocan. Die Frau war jetzt fertig mit dem Jungen und der sprang von einem Hocker, dabei ließ er mich immer noch nicht aus den Augen. Mir gefiel dieser Typ überhaupt nicht und ich wollte bestimmt nicht mit ihm in einer Klasse sein. Ich kannte seinen Blick. Es war der Blick von Leuten die etwas böses ausheckten und diesen Blick hatte ich schon oft gesehen. „In zwei Tagen sind die Uniformen fertig, dann können sie abgeholt werden,“ sagte die Frau jetzt. Lord Pazifa nickte ihr zu und sah dann zu Lord Rocan. „Auf wiedersehen,“ sagte er höfflich und ging dann raus. Als der Junge an mir vorbei ging, rempelte er mich mit Absicht an und grinste dabei. Das grinsen wischte ich ihm im nächsten Moment aus dem Gesicht. Ich konzentrierte mich auf die Schnürsenkel seiner Schuhe und ließ sie dann zusammen knoten. Als er dann aus der Tür gehen wollte, stolperte er und krachte genau auf die Nase. Ich unterdrückte ein lachen und sah weg. Bevor er seine Schuhe sah, ließ ich den Knoten auflösen und tat so, als ob ich ganz auf die Frau fixiert war. Aus den Augenwinkeln sah ich das der Junge aufstand und sich seine blutige Nase hielt. Er war knallrot im Gesicht und ich hörte sein fluchen bis in den Laden. Sein Vater heilte ihm die Nase und sie gingen. Lord Rocan hatte von allem nichts mit bekommen, aber sein Diener sah dem Jungen nach. Ich sollte mich jetzt auf einen kleinen Stuhl stellen und die Frau nahm Maß. Dabei bemerkte ich den Blick, den mir der Diener zuwarf genau. Ich ignorierte ihn und beobachtete lieber die Frau. Als sie fertig war stieg ich wieder vom Stuhl und sah sie an. „Morgen sind die Uniformen fertig,“ sagte die Frau zu Lord Rocan. „Gut, mein Diener wird sie dann holen,“ sagte er freundlich. Die Frau verneigte sich und wir verließen den Laden. Auf dem Boden vor der Tür waren einige rote Tropfen und ich lächelte leicht. Das hatte der Typ verdient.

Wir gingen jetzt durch die Einkaufsstraße und Lord Rocan kaufte noch einige Sachen ein, die sein Diener ihm dann hinterher trug. Er beschwerte sich aber nicht und sagte keinen Ton. Ich war mir immer noch völlig sicher das ich ihn irgendwoher kannte, aber ich konnte nicht sagen woher.

Nachdem Lord Rocan alles eingekauft hatte, gingen wir zurück zu seinem Haus. Inzwischen war es schon Abend. Bis es Essen gab verzog ich mich in mein Zimmer und dachte über den heutigen Tag nach. Ich hatte viel neues gesehen, aber glücklich machte mich das nicht gerade. Ich saß auf meinem Fenstersims im Arbeitszimmer und sah nach draußen. Ich konnte die Mauer sehen, aber durch ihre Höhe, war mir der Blick auf meine Heimat versperrt. Wie gerne würde ich Josh wieder sehen und seinen Vater. Ich würde mich sogar freuen Takuto und die anderen Anführer zu sehen, obwohl sie mich hintergehen wollten. Ich vermisste mein zuhause. Ich vermisste die dreckigen Straßen und am meisten vermisste ich mein altes Leben. Ich fühlte mich wie im goldenen Käfig, aus dem ich nie wieder ausbrechen konnte. Ich stöhnte gequält und machte die Augen zu. Ich zog die Knie an, umfasste sie mit den Armen und legte meinen Kopf rauf. Dann rollten mir langsam und leise Tränen übers Gesicht. Ich hatte furchtbares Heimweh. Ich wollte endlich wieder unter Freunden sein. Die einzigen Menschen die ich hier zu Gesicht bekam waren der Lord und sein Diener, der nie ein Wort mit mir redete und mir konsequent aus dem Weg ging, als hätte er was zu verbergen.

Nach einer weile klopfte es dann an der Tür und der Diener kam rein. Sofort wischte ich mir die Tränen weg und sah aus dem Fenster. „Es gib Essen Miss,“ sagte er. „Ich komme,“ sagte ich leise und stand auf. Ich atmete noch mal durch und ging dann aus dem Zimmer. Wie jeden Tag wartete Lord Rocan im Speisesaal auf mich. Als ich rein kam lächelte er offen und freundlich. Ich setzte mich und das Essen wurde serviert. Dann zog sich der Diener zurück. „Ich bin glaub ich noch gar nicht dazu gekommen dir zu deiner Leistung zu gratulieren. Du warst bei der Prüfung sehr gut,“ sagte Lord Rocan. „Danke,“ sagte ich monoton. Jetzt sah er mich schief an. „Ist alles in Ordnung?“ fragte er. „Ja, alles ist gut,“ sagte ich und lächelte leicht. Wie falsch doch ein lächeln sein konnte.

So ging das noch zwei Wochen weiter und Lord Rocan brachte mir noch einige Sachen bei, auch wenn ich nicht mit dem Herz bei der Sache war. Der Wunsch nach Hause zu kommen wurde jeden Tag schlimmer und ich wusste das ich mich hier selber quälte, aber es musste sein. Nur wenn ich hier blieb würde ich später meinen Freunden helfen können. Lord Rocan blieb natürlich nicht verborgen das mich etwas bedrückte, aber er fragte nicht danach und ließ mich einfach in ruhe.

Nach den zwei Wochen war er es dann aber der unruhig wurde. Je näher der erste Schultag rückte, des do aufgeregter wurde er, obwohl ich eigentlich aufgeregt sein sollte. Ich nahm das aber alles gelassen hin. So schlimm konnte es ja nicht werden.

Ich hatte ja keine Ahnung wie schlimm es werden würde und schon am ersten Schultag zeigte sich, wie mein restliches Schulleben hier aussehen würde.

Am ersten Schultag zog ich mir in der Früh die Uniform an und machte mich fertig. Danach ging ich zum Frühstück wo Lord Rocan saß. Er lächelte mich an und ich setzte mich. Ich war in den letzten zwei Wochen erstaunlich Wortkarg gewesen und hatte nur das nötigste gesagt. Das Leben hier tat mir eindeutig nicht gut.

„Heute ist also der große Tag. Ich bin mir sicher das dir die Schule gefallen wird. Sicher findest du auch schnell Freunde,“ sagte Lord Rocan. Ich sah ihn kurz an und aß dann weiter. Freunde! Ich brauchte hier keine Freunde. Meine Freunde waren hinter der Mauer!

Nach dem Frühstück verließen wir dann das Haus und davor stand eine Kutsche. Wir stiegen ein und sofort fuhr die Kutsche los.

Überall in der Stadt waren solche Kutschen unterwegs.

Nach zehn Minuten hielten wir dann an. Lord Rocan stieg als ersten aus und ich folgte ihm. Wir standen genau vor der Schule und sie war ziemlich groß und wunderschön. Lord Rocan lächelte über meinen erstaunten Gesichtsausdruck und ging auf die Schule zu. Ich folgte ihm schnell und sah mich dabei um. Alles sah einfach umwerfend aus und für kurze Zeit vergaß ich mein Heimweh.

Nach einer kurzen Zeit merkte ich das uns die meisten Erwachsenen ansahen und als ich das bemerkte, sah ich schnell wieder weg. Wir betraten jetzt das Schulhaus und innen war es noch schöner als außen. Lord Rocan ging zielstrebig auf eine große Flügeltür zu und ich folgte ihm. Hinter der Flügeltür kam eine große Halle zum Vorschein und dort waren noch viele andere Leute. Es waren immer Jugendliche in meinem Alter mit Erwachsenen. Wahrscheinlich waren das ihre Eltern. Es war deprimierend, aber ich kümmerte mich nicht darum. Ich sah mich etwas um und entdeckte nach einer weile auch Lord Pazifa mit seinem Sohn Taki. Sie bemerkten uns nicht und darüber war ich froh. „Hier beginnt dein Schuljahr. Alle neuen Schüler dieser Schule kommen jetzt hier her. Ich begrüße dann alle und danach werdet ihr durch die Schule geführt und schließlich kommt ihr in euer Klassenzimmer,“ sagte Lord Rocan. Ich nickte und sah mich etwas um. „Es wird dir bestimmt gefallen,“ sagte Lord Rocan. Darauf erwiderte ich nichts und sah mich etwas um. „Du könntest ruhig etwas sagen Kari. Seit ein paar Wochen bist du so schweigsam, was ist los?“ fragte Lord Rocan. „Nichts, so bin ich halt,“ sagte ich. „Das glaube ich nicht wirklich,“ sagte Lord Rocan. Ich zuckte nur mit den Schultern und sagte nichts. Lord Rocan wollte gerade etwas sagen, als ihn jemand unterbrach. „Lord Rocan, da sind sie ja. Ich habe sie schon gesucht,“ sagte ein Mann der plötzlich neben uns stand. Lord Rocan sah sofort zu ihm und lächelte leicht. „Lord Kinan,“ sagte er dann. „Würden sie bitte kommen Lord Rocan?“ fragte Lord Kinan. „Einen Moment noch bitte,“ sagte Lord Rocan und wand sich dann zu mir. „Ich muss jetzt gehen. Kannst du nach dem Unterricht alleine nach Hause gehen?“ fragte er. Das ließ mich den Atem stocken. Er wollte mich alleine durch die Stadt gehen lassen ohne Aufsicht! Bis jetzt war ich nur zwei, drei mal aus dem Haus gekommen und dann war immer Lord Rocan bei mir. „Natürlich Sir,“ sagte ich. „Dann ist es ja gut,“ sagte Lord Rocan. Dann wand er sich an Lord Kinan. „Wir können gehen,“ sagte er nur lächelnd. Lord Kinan sah noch kurz zu mir und dann gingen sie. Ich lehnte mich an die Wand und sah die anderen an. Alle sahen aufgeregt und glücklich aus. Am anderen ende der Halle stand eine kleine Bühne und da würde Lord Rocan wahrscheinlich alle begrüßen.

Und so war es auch. Nach zehn Minuten trat er dann mit Lord Kinan auf die Bühne und sofort wurde alles ruhig. Erst hielt Lord Rocan eine kleine Rede und dann Lord Kinan. Er war der Direktor der Schule. Dann wurde noch ein Mann vorgestellt, der unser Klassenlehrer war. Als alle ihre Rede gehalten hatten, gingen die Erwachsenen und nur noch die Schüler blieben übrig. Als Lord Rocan ging, kam er noch mal zu mir. „Du wirst das schon schaffen,“ sagte er und ging dann. Jetzt sahen mich die meisten Schüler an. Dann kam Lord Kinan und Lord Mirano unser Klassenlehrer. „Wenn sie uns jetzt bitte folgen würden. Wir werden ihnen die Schule zeigen,“ sagte Lord Kinan. Sofort gingen die Schüler alle zu ihm und auch ich ging zu ihm.

Wir wurden jetzt durchs Schulgebäude geführt, wobei ich einen abstand zu den anderen Schülern hielt. Sie sahen mich misstrauisch an und flüsterten untereinander. Ich versuchte das nicht zu beachten und als wir dann ins Klassenzimmer geführt wurden, hörte das auch einigermaßen auf. Ich saß alleine ganze hinten, aber das machte mir nichts aus. Lord Mirano redete dann noch eine weile darüber was in dem Schuljahr alles los war und dann begannen wir mit dem richtigen Unterricht. Dort konnte ich endlich etwas abschallten und es machte mir sogar irgendwie spaß.

Nach mehreren Stunden Unterricht war die Schule dann vorbei. Gerade als ich das Klassenzimmer verlassen wollte, rempelte mich jemand an. Es war Taki. Er grinste nur böse und ging dann an mir vorbei. Als ich aus der Schule raus kam, stockte mir der Atem. Ich sah Taki wie er auf seinen Vater zu ging und neben dem stand noch jemand. Lord Savarik! Mir wurde schlecht und ich sah mich um. Ich war nah genug um die Stimmen der drei zu hören. „Wie war der erste Tag?“ fragte Lord Pazifa. „Einfach. Wenn es das ganze Jahr so weiter geht, habe ich keine Probleme Vater,“ sagte Taki. „Das ist ganz mein Neffe, du wirst noch mal einer der ganz großen,“ sagte Lord Savarik. Neffe! Taki war Lord Savariks Neffe! Das konnte ja noch was werden. Jetzt war ich mir sicher das ich mich von ihm fern halten musste. Plötzlich sah Lord Savarik von Taki weg und genau zu mir. Er sah mir in die Augen und lächelte dann leicht. Ich wurde kreideweiß und sah dann schnell weg. Dabei viel mein Blick auf meine restlichen Klassenkameraden. Sie wurden alle abgeholt. Ich atmete einmal durch um das schlechte Gefühl in mir zu unterdrücken und ging dann schnell los. Ich hasste das alleine sein, aber ich konnte damit leben und es würde sich sowieso nicht ändern. Ich hatte nun mal keine Eltern und dagegen konnte man nichts machen. Ich ging jetzt schnell zum Haus von Lord Rocan zurück und sah mich dabei noch etwas um. Irgendwie sahen mich die Leute jetzt anders an. Irgendwie war mir auch klar warum. Wenn ich mit Lord Rocan unterwegs war, wussten die Leute wer ich war, aber jetzt war ich alleine Unterwegs und mit der Schuluniform der besten Schule für Magier. Magier liebten eben starke Magier, mit denen sie die armen Leute noch weiter foltern konnten. Als ich bei Lord Rocans Haus ankam, machte mir sein Diener die Tür auf. Er brachte mich in den Speisesaal, wo niemand anderes war. Das war erstaunlich. Seit ich in diesem Haus wohnte, hatte ich noch nie alleine gegessen.

Nach dem Essen ging ich gleich auf mein Zimmer und machte meine Hausaufgaben. Lord Rocan kam dann auch irgendwann nach Hause und sprach noch etwas mit mir. Danach ging ich auch gleich schlafen.

In den nächsten Tagen ging das so weiter, nur wurden meine Klassenkameraden lockerer und sie wurden Freunde, nur ich blieb alleine wenn alle in die Pause gingen und mit ihren Freunden redeten. Eigentlich war das ja kein Problem, aber da war ja noch Taki. Am Anfang hielt er sich zurück, aber dann fing er an mich zu nerven und ich konnte nichts machen. Taki ärgerte mich so oft er konnte und es machte ihm spaß. Nach einer weile machten dann auch seine Freunde mit. Die Lehrer machten nichts und sahen einfach weg. Ich wehrte mich nicht, aber ich hatte schon früh gelernt solchem Ärger aus dem Weg zu gehen. Ich ging Taki so gut es ging aus dem Weg, aber er fand mich immer wieder und er hatte viel Zeit mich zu nerven. Die Schule ging nämlich bis fünf Uhr Nachmittags. Natürlich hatten wir Pause und auch mal eine Stunde frei, aber die verbrachte ich meistens in der großen Bücherei der Schule. Ich las viel und wollte einfach schnell lernen. Nach vier Wochen begannen wir auch mit dem Fach, auf das ich die ganze Zeit gewartet hatte. Algaria!

„Algaria ist fast genauso groß wie Feron,“ begann Lord Mirano die erste Stunde in diesem Fach. Ich langte mir an die Kette die um meinen Hals hing und sah gespannt zum Lehrer. „Die Einwohnerzahl und die Magierstärke sind so gut wie identisch und Algaria ist unser mächtigster Verbündeter. Noch nie in unserer Geschichte gab es einen Krieg zwischen Feron und Algaria und das soll auch so bleiben. Jedes Jahr reist der Magiermeister einmal nach Algaria und auch die Magier aus Algaria senden jedes Jahr ihren Botschafter zu uns um den ewigen Frieden zu erhalten. Dieses Jahr war Lord Rocan schon in Algaria und in einigen Monaten wir der Botschafter aus Algaria Feron besuchen. Von Jedem Magier in Feron wird erwartet das er die Gäste höfflich behandelt und jeder junge Magier in Feron lernt die Sprach und Schrift aus Algaria, genauso wie es umgedreht in Algaria ist. Diese Fach hier beschäftigt sich ausschließlich mit Algaria. Ihr werdet das Land kennen lernen, seine Sprache, die Schrift, ihre Kultur und ihre Vergangenheit,“ sagte Lord Mirano. Mein Herz schlug höher und ein lächeln stahl sich auf mein Gesicht. „Hat einer von euch schon Erfahrung mit der Sprache?“ fragte Lord Mirano dann. Keiner sagte etwas. „Also gut. Holt bitte eure Bücher rauf,“ sagte er dann. Sofort zog jeder ein Buch aus seiner Tasche das noch völlig unbenutzt war. „Wir fangen mit ganz einfachen Sachen an. Die Grundbegriffe wie Hallo, Mein Name ist und so weiter, aber als erstes lesen wir etwas über Algaria selber. Schlagt dazu Seite drei in eurem Buch auf,“ sagte Lord Mirano. Dann begannen wir zu lesen und ich war  total konzentriert. Ich sog den ganzen Stoff förmlich in mich rein. Danach begannen wir einige wichtige Wörter zu lernen und jeder sollte eins vorlesen ohne vorher zu erfahren wie die richtige aussprach lautete. Es kamen einige witzige aussprachen zustande. Als ich dann an der reihe war sah ich mir das Wort genau an. „Kirasona,“ las ich dann. Jetzt sah mich Lord Mirano erstaunt an. „Das war vollkommen richtig,“ sagte er dann. Sofort wurde es still und einige sahen mich an. „Das war doch nur Zufall Lord Mirano. Das Wort war doch total einfach,“ sagte Taki dann. „Nein Taki. Dieses Wort ist alles andere als einfach da man einige Buchstaben nicht mit spricht und andere besonders betonen muss,“ sagte Lord Mirano zu Taki. Der sah jetzt sauer zu Boden. Danach wand sich Lord Mirano wieder zu mir. „Hast du dich schon mal mit dieser Sprache beschäftigt?“ fragte er dann. „Nein Lord Mirano,“ sagte ich. „Wirklich? Es ist nichts schlimmes daran wenn du einiges Vorwissen hast,“ sagte Lord Mirano. „Ich habe diese Schrift und Sprach nur einmal gesehen,“ sagte ich. „Hast du sie dort auch gelesen?“ fragte Lord Mirano. „Ja, der Magier der bei mir war sagte das ich es perfekt ausgesprochen habe und fragte mich auch ob ich wüsste was es bedeutete. Ich wusste es nicht und damals wusste ich nicht mal aus welchen Land dieses Schrift kam,“ sagte ich leise. „Der Magier war wahrscheinlich jemand der untersten Klasse der keine Ahnung von der Sprache hatte,“ sagte Taki und grinste dabei fies. Jetzt sah ich sauer zu ihm. „Du hast recht, es war ein Magier der untersten Klasse und ein ziemlich dämlicher auch noch, es war deine Onkel,“ zischte ich sauer. „Das ist doch ein Witz, du weist ja nicht mal wer mein Onkel ist,“ sagte Taki. „Frag ihn doch, er wird es dir schon bestätigen,“ sagte ich sauer. „Jetzt hört auf ihr Zwei,“ sagte Lord Mirano. Dann machte er mit dem Unterricht weiter.

Während des restlichen Unterrichts sah mich Taki immer wieder wütend an und warf auch immer wieder kleine Zettelchen auf dem irgendwelche Beleidigungen standen. Ich ignorierte das so gut es ging und achtete lieber auf den Unterricht.

Nach dieser Stunde war dann auch die Schule aus und langsam ging ich zum Ausgang. Dabei achtete ich aber auf Taki der nur wenige Meter hinter mir war. Irgendwann sah ich dann wie er einen Zauber an wand und blieb sofort stehen. Mit einem einfachen Zauber entknotete ich meine Schuhe und drehte mich zu Taki und seinen Freunden um. „Glaubst du wirklich das ich auf den Trick reinfalle, den ich schon perfekt bei dir angewandt habe?“ fragte ich. Jetzt kochte er vor Wut, aber mir war es egal. Ich drehte mich um und ging langsam weiter. Keine Minute später raste etwas an mir vorbei und verfehlte nur ganz Knapp meinen Kopf. Ich blieb sofort stehen und sah wie einige abgeschnittenen Haare von mir zu Boden fielen und wie vor mit etwas gegen die Außenwand der Schule krachte. Ich sah wie ein unsichtbarer Schutzschild kurz aufleuchtete und wackelte, dann war alles ruhig. Jetzt wurde mir schlecht. Hatte Taki mich gerade mit etwas gefährlichem Angegriffen?! Ich drehte mich jetzt zu ihm und sah wie er überheblich grinste. „Bist du jetzt völlig durchgedreht?“ fragte ich sauer. „Du solltest nicht so mit mir reden, schließlich bin ich hier der Magier und du kommst von der anderen Seite der Mauer. Alles was dort drüben ist, ist doch nur Dreck um mein Onkel sagt immer das man Dreck beseitigen muss. Ich wollte hier nur etwas aufräumen,“ sagte Taki lächelnd. „Ich kann mir wirklich vorstellen das dein verdammter Onkel das sagt Taki, aber dann frage ich mich, warum er dich dann noch nicht weg geschmissen hat,“ sagte ich sauer. „Pass bloß auf das du es nicht zu weit treibst, mein Onkel ist der zwei stärkste Magier in ganz Feron und du bist nur ein dreckiger Rebell,“ sagte Taki. „Genau so ist es. Er ist nur der zweit stärkste Magier und ich werde stärker werden,“ sagte ich sauer. „Das glaubst du doch selber nicht. Man wird schon noch erkennen das du zu nichts zu gebrauchen bist und dann wird man dich dahin schicken wo du her kommst, in den Dreck zurück. Und in ein paar Jahren mache ich dann jagt auf dich und deine kleinen dreckigen Freunde. Dann wird es nicht mehr lange Rebellen geben. Ich werde zusammen mit meinem Onkel mal richtig aufräumen,“ sagte Taki und dabei funkelten seine Augen. Das war zu viel! Ich ging zu ihm und blieb genau vor ihm stehen. Ich sah wie er sich bereit machte sich gegen jede Magie zu wehren, aber er war nicht auf das vorbereitet was ich machte. Schneller als er gucken konnte, hob ich meine Hand und gab ihm eine Ohrfeige die gesessen hatte. Das haute ihn nun wirklich um. „Wir werden schon noch sehen wer hier auf wen jagt macht,“ zischte ich sauer und stürmte dann eine Treppe runter und aus der Schule raus. Ich kochte vor Wut, aber als ich aus der Schule trat, verschwand diese sofort. Lord Rocan wartete auf mich und neben ihm stand Lord Savarik. Ich lief kreideweiß an und überlegte was ich machen sollte. Die Beiden unterhielten sich und Lord Rocan sah dabei nicht besonders glücklich aus. Nach einer halben Minute bemerkte er mich dann. Er sah sofort zu mir und lächelte. Jetzt sah auch Lord Savarik zu mir und dieses fiese grinsen lag wieder auf seinem Gesicht. Als Lord Rocan kurz zu ihm sah, ließ er es aber sofort verschwinden. Ich ging jetzt auf die Beiden zu und verbeugte mich leicht vor Lord Rocan zur Begrüßung. „Wie war die Schule heute Kari?“ fragte er lächelnd. „Sehr gut Lord,“ sagte ich. „Dann ist es ja schön,“ sagte er. Ich sah aus den Augenwinkeln zu Lord Savarik und stellte fest das er an mir vorbei sah. Im nächsten Moment wusste ich auch warum. „Onkel, was machst du den hier?“ hörte ich Taki hinter mir fragen. Jetzt wurde mir wirklich schlecht. Hoffentlich erzählte er jetzt nicht was passiert war. Ich sah zu ihm und stellte erst mal fest das er freundlich lächelte. Neben mir blieb er stehen und verneigte sich vor Lord Rocan. Als er wieder hoch sah, stellte ich zufrieden fest das seine Wange rot war. „Was hast du mit deiner Wange gemacht?“ fragte Lord Savarik jetzt. Taki lief rot an und sah aus den Augenwinkeln kurz zu mir. „Nichts wichtiges Onkel. Eine kleine Unachtsamkeit mehr nichts, aber was machst du jetzt hier?“ fragte er dann. „Ich wollte dich abholen. Dein Vater will das ich mich heute etwas um dich kümmere,“ sagte Lord Savarik. „Das ist ja super,“ sagte Taki glücklich. „Also Savarik, ich hoffe du hast mich verstanden?!“ sagte Lord Rocan dann. Lord Savarik sah zu ihm und seine Augen funkelten. „Natürlich,“ sagte er dann aber unterwürfig. Taki sah ihn fragend an, aber Lord Savarik legte ihm nur eine Hand auf die Schulter. „Also ich muss jetzt gehen,“ sagte Lord Rocan. „Aufwidersehen Rocan,“ sagte Lord Savarik lächelnd. Dann drehte sich Lord Rocan um und ich tat es ihm nach. Wir wollten gerade gehen als wir noch mal zurück gehalten wurden. „Auch dir Aufwidersehen Kari,“ sagte Lord Savarik. Ich sah zu ihm und sah es in seinen Augen funkeln. Jetzt drehte sich Lord Rocan um und er war sauer. „Nein Savarik. Das Aufwidersehen gilt nur für uns zwei und nicht für Kari,“ sagte er. Dann legte er eine Hand um meine Schulter und zog mich fast schon weg. Ich war ziemlich erstaunt über sein verhalten, sagte aber nichts. Nach einer weile nahm er seine Hand von meiner Schulter und ging neben mir ohne ein Wort zu sagen. Auch ich sagte nichts und als wir in der Villa ankamen, blieb Lord Rocan stehen und sah zu mir. Dann runzelte er die Stirn. „Was hast du mit deinen Haaren gemacht?“ fragte er. „Nichts Lord Rocan,“ sagte ich. „Und was ist das dann?“ fragte Lord Rocan und nahm eine Haarsträhne von mir. Sie war mehrere Zentimeter kürzer als die anderen Haare. „Ein kleiner Unfall, mehr nicht,“ sagte ich und drehte mich weg. So entglitt Lord Rocan die Strähne und ich legte sie hinter mein Ohr. „Halte dich von Lord Savarik und diesem Taki fern,“ sagte er jetzt plötzlich. „Wie ihr wollt,“ sagte ich mit einer leichten Verbeugung. „Mach jetzt deine Hausaufgaben,“ sagte Lord Rocan. Ich nickte wieder und ging dann schnell auf mein Zimmer. Dort setzte ich mich gleich und fing mit meinen Hausaufgaben an.

Als letztes machte ich die Hausaufgaben die für den Algaria Unterricht bestimmt waren. Es war ziemlich einfach, aber ich achtete darauf alles richtig zu machen. Als ich mit den Hausaufgaben fertig war, ging ich zu den Bücherregalen und nahm ein bestimmtes Buch. Damit ging ich dann zum Schreibtisch zurück und sah mir das Buch eine weile einfach nur an. Ich war erst vor einigen Tagen darauf gestoßen. Ich hatte mir das Bücherregal aus Langeweile durch gesehen und dann hatte ich die Wörter gelesen. Es waren genau die gleichen Wörter wie auf dem Buch in Lord Savariks Bücherei. Nur war auf diesem Buch nicht das Zeichen das auf meiner Kette war. Ich blätterte das Buch durch und hatte keine Ahnung was da stand. Ich konnte es lesen, aber übersetzen nicht. Ziemlich weit hinten im Buch fand ich dann endlich auch das was ich gesucht hatte. Die Überschrift der Seite war die gleiche wie auf dem Bücherrücken und darunter war das Symbol meiner Kette abgebildet. Diesmal zog ich meine Kette unter meinem Pulli raus und verglich sie mit dem Bild. Sie waren wirklich Identisch. Schnell nahm ich ein Wörterbuch und suchte darin die Wörter der Überschrift. Als ich die Bedeutung endlich gefunden hatte runzelte ich die Stirn. Es bedeutete nämlich „Beschützende Kraft“. Was hatte das zu Bedeuten? Ich war mir sicher das ich die Antwort in diesem Buch fand, aber ich hatte keine Lust das Buch zu übersetzen und das nur mit dem Wörterbuch. Darauf konnte ich nun wirklich verzichten und vor allem würde es Jahre dauern! Deswegen sah ich mir nur das an was unter dem Bild stand. Es waren nur drei kleine Wörter. „Korino savako dreba,“ las ich leise. Genau in dem Moment fing meine Kette an zu leuchten, wurde warm und fing an leicht zu schweben. Ich nahm sie in die Hand und sah sie an.

Was war hier los?

Nach kurzer Zeit hörte das leuchten auf und die Kette viel zurück an meine Brust. Ich nahm sie wieder und stellte fest das die Kette immer noch eine angenehme wärme ausstrahlte. Ich wurde ruhig und sah mir die Kette eine halbe Stunde lang an. Dann hörte ich Schritte. Sofort packte ich das Buch und stellte es schnell ins Regal. Als ich wieder hinter meinem Schreibtisch saß klopfte jemand an meiner Tür und kurz danach ging sie auf. Erst jetzt merkte ich das die Kette immer noch über meinem Hemd war. Schnell steckte ich sie weg. Keine Sekunde zu spät. Lord Rocan kam ins Zimmer und lächelte mich an. „Machst du Hausaufgaben?“ fragte er. „Bin gerade fertig geworden,“ sagte ich. „Kann ich sie mir mal ansehen? Ich will mir einen Überblick darüber verschaffen was ihr gerade durch nehmt,“ sagte Lord Rocan. „Natürlich doch,“ sagte ich und breitete meine Hausaufgaben auf dem Schreibtisch aus. Er kam jetzt zu mir und stellte sich neben mich. Er sah sich meine Hausaufgaben durch und lächelte dabei zufrieden. „Du bist sehr gut,“ sagte er. Jetzt lächelte ich auch leicht. Ich war gut! „Ah, mit Algaria habt ihr jetzt auch schon angefangen,“ sagte er. „Ja, heute hatten wir unsere erste Stunde,“ sagte ich. „Dafür das es die erste Stunde war, bist du aber schon sehr gut,“ sagte er anerkennend. „Danke,“ sagte ich leise und lief dabei rot an. „Es ist gut das du darin so gut bist. Wenn der Botschafter aus Algaria mit seinen Leuten kommt, wird er die Zeit über hier in diesem Haus verbringen und als meine Schülerin solltest du wenigstens einigermaßen seine Sprache verstehen,“ sagte Lord Rocan. Ich nickte sofort und er lächelte zufrieden. „Lord Rocan ich hätte da eine Frage,“ sagte ich. „Frag ruhig,“ sagte Lord Rocan und sah mich an. Ich langte an meine Kette und hoffte das sie jetzt nicht das gleiche wie gerade machen würde. „Könntet ihr mir sagen was Korino savako dreba bedeutet?“ fragte ich. Jetzt runzelte er die Stirn. „Das kommt eindeutig aus Algaria und obwohl ich die Sprache perfekt spreche, kann ich dir nicht sagen was das bedeutet. Es hört sich eher nach einem Zauber als nach richtigen Wörtern an, ich kann dir leider nicht weiter helfen, aber wenn der Botschafter kommt, kannst du ihn ja fragen. Er wird es bestimmt wissen,“ sagte Lord Rocan. Ich nickte wieder und war irgendwie enttäuscht, dafür hatte sich die Kette aber nicht bewegt. „Also, ich wollte nur sehen wie es bei dir voran geht. Ich muss jetzt wieder selber an die Arbeit, wir sehen uns beim Essen,“ sagte Lord Rocan. „Ja,“ sagte ich leise. Dann ging er aus dem Zimmer und ich war alleine.

Ich hing eine weile meinen Gedanken nach und fing dann an wieder zu üben. Ich übte wirklich oft und es machte mir spaß. Jedes mal gelang es mir einfacher mit meiner Magie umzugehen. Auch probierte ich viel neues aus. Der Unterricht ging mir nach meinem Geschmack zu langsam voran und deswegen arbeitete ich vor. So hatte ich es im Unterricht einfacher und hier war mir nicht so langweilig.

Ich wollte gerade einen neuen Zauber anwenden, als es an der Tür klopfte. Als niemand rein kam, wusste ich sofort wer da war. Es konnte nur der Diener von Lord Rocan sein. „JA?“ fragte ich jetzt und erst dann ging die Tür auf. Wie ich vermutet hatte war es der Diener. „Lord Rocan läst ausrichten das er heute zum Essen nicht hier sein wird und bittet um Entschuldigung. Sie mögen doch bitte alleine Essen und deswegen wollte ich sie fragen ob sie einen Wunsch hätten was sie gerne essen wollen,“ sagte der Diener. Das hatte er noch nie gemacht. Ich lächelte leicht und sah ihn an. „Wegen mir musst du nicht unbedingt etwas machen, ich habe eh keinen Hunger,“ sagte ich und fuhr mir jetzt durchs Haar. Dabei fielen mir einige Strähnen ins Gesicht und ich verzog ärgerlich das Gesicht. Ich hatte wirklich noch nie irgendeine Frisur gehabt, aber wenigstens waren meine Haare nicht unterschiedlich lang. Das sah total hässlich aus. „Miss?“ fragte der Diener jetzt. „Ja?“ fragte ich nach. „Lord Rocan meint das sie gerne zu einem Friseur gehen können, wenn sie wollen,“ sagte der Diener. Darüber dachte ich ernsthaft nach. Ich war noch nie bei einem Friseur gewesen. Dann wurde mir aber einiges klar und ich verwarf den Gedanken sofort wieder. „Nein. So schlimm sieht das nun auch wieder nicht aus. Außerdem habe ich keine Ahnung wo ich hier so etwas finden soll und Geld habe ich ja auch keines,“ sagte ich geknickt. Ich wäre schon gerne mal zu einem Friseur gegangen. „Ich kann sie zu einem Friseur bringen und Lord Rocan hat auch genug Geld dagelassen damit sie zu einem gehen können,“ sagte der Diener. Jetzt dachte ich ernsthaft darüber nach. „Ich weis nicht so recht. Was meinen sie? Ist es nötig wegen dem bisschen zum Friseur zu gehen?“ fragte ich und spielte mit den abgeschnittenen Haaren. „Da dürfen sie mich nicht fragen, es ist ihre Entscheidung. Aber bedenken sie das sie Lord Rocans Schülerin sind und das man deswegen einiges von ihnen erwartet,“ sagte er dann. „Sie haben recht! Lord Rocan ist immer so nett zu mir und da sollte ich ihn wirklich nicht blamieren nur wegen den Haaren. Wenn sie so nett sind, könnten sie mir also einen Friseur zeigen?“ bat ich. „Natürlich, folgen sie mir bitte,“ sagte der Diener mit leichter Verbeugung. „Also wissen sie, das müssen sie wirklich nicht machen,“ sagte ich. Jetzt sah er mich fragend an. „Ich meine das sie immer so höfflich zu mir sind und sich verbeugen. Wenn ich nicht reinzufällig Magie hätte, wäre ich sehr viel tiefer als sie,“ sagte ich. „Aber sie sind nun mal eine Magierin und eine mächtige noch dazu. Außerdem sind sie die Schülerin des Magiermeisters. Eigentlich sollte sich jeder so vor ihnen benehmen,“ sagte der Diener. „Das glaube ich nicht. Ich bin schließlich trotzdem nur ein sechzehn jähriges Mädchen,“ sagte ich. „Das hat damit überhaupt nichts zu tun. Das Alter spielt bei ihrem Rang überhaupt keine Rolle,“ sagte der Diener und inzwischen verließen wir das Haus. Die ganze Stadt war in das rote Licht der untergehenden Sonne getaucht und es sah einfach wunderschön aus. „Ich hab schon so lange keinen Sonnenuntergang mehr gesehen,“ sagte ich glücklich. „Früher müssen sie ihn immer gesehen haben,“ sagte der Diener. „Ja. Jeden Abend habe ich zugesehen wie die Sonne unter ging. Es war so etwas wie ein Ritual für mich,“ sagte ich verträumt. „Das Leben hier ist nicht einfach für sie. Sie müssen sich wie ein wildes Tier fühlen das man in einen goldenen Käfig steckt. Sie werden zwar gut behandelt und sie haben alles was sie brauchen, aber es bleibt ein goldener Käfig. Ich sehe ihnen an das sie frei sein wollen. Sie wollte nicht den ganzen Tag im Haus sein und lernen. Sie wollen durch die Gegend streifen und alles erkunden,“ sagte der Diener. Jetzt lief ich rot an. „Dafür das wir uns so gut wie nie sehen, haben sie mich schnell durchschaut,“ sagte ich. „Für das Kompliment danke ich,“ sagte der Diener und erst jetzt viel mir etwas auf. Ich hatte keine Ahnung wie er eigentlich hieß. „Ich weis das es unhöfflich ist. Schließlich bin ich jetzt schon um die zwei Monate bei Lord Rocan im Haus, aber ich habe noch nie mit bekommen wie sie eigentlich heißen,“ sagte ich. Jetzt blieb der Diener stehen und sah zu mir. Sofort lief ich rot an, aber er lächelte nur freundlich. „Nennen sie mich einfach Katana,“ sagte er. „Also gut Katana, dann hören sie aber auch auf mich Miss zu nennen. Da fühle ich mich so alt. Ich habe nicht ohne Grund einen Namen. Nennen sie mich Kari,“ sagte ich entschlossen. Jetzt sah er zu mir und nickte. Ich lächelte zufrieden und wir gingen die Straße entlang. „Warum gehst du mir eigentlich aus dem Weg?“ fragte ich jetzt. Sofort blieb er stehen und wurde weiß im Gesicht. „Das ist doch nicht so Mis… Kari. Ich habe nur viel zu tun. Es ist nicht einfach das ganze Haus in Ordnung zu halten und das alleine,“ sagte er. „Das stimmt nicht. Du gehst mir wo du nur kannst aus dem Weg,“ sagte ich. „Vielleicht ist es ja besser so,“ sagte Katana. „Von wegen, was soll daran besser sein?“ fragte ich. „Ich weis das es sich gemein anhört, aber es soll nun mal so sein Kari. Es ist besser so wie es ist. Aber vielleicht wird sich daran ja mal etwas ändern,“ sagte Katana. Jetzt sah ich ihn erstaunt an und er sah aus den Augenwinkeln zu mir. Dann lächelte ich ihn an. „Es ist das erste mal das wir uns richtig unterhalten. Es ist eigentlich das erste mal seit ich hier bin, das ich mich mit jemanden unterhalte, ausgenommen Lord Rocan, und ich dabei keine Angst habe er könnte mich bei einem falschen Wort umbringen. Du bist wirklich der erste der sich wie ein normaler Mensch mit mir unterhält,“ sagte ich lächelnd. Jetzt wurde er wirklich rot und sah schnell nach vorne. „Lassen sie das bloß nicht andere Leute hören. Nicht jeder wäre mit ihrer Einstellung zufrieden,“ sagte Katana ernst. „Wen meinst du? Lord Rocan?“ fragte ich. „Nein, Lord Rocan ist der gütigste Magier den ich in ganz Feron kenne,“ sagte Katana. „He und was ist mit mir?“ fragte ich. Jetzt drehte er sich lächelnd zu mir. „Sie sind eine Magierin,“ sagte er. Jetzt schmunzelte ich und er lächelte stärker. „Ich bin genauso wie Lord Rocan davon überzeugt das sie einmal zu den ganz großen gehören und das du hier etwas verändern wirst,“ sagte Katana und ging dann weiter. Jetzt sah ich ihn erstaunt hinterher. „Was meinst du damit?“ fragte ich. „Das musst du schon selber raus finden,“ sagte er lächelnd und ging genau auf ein Geschäft zu. Ich ging ihm jetzt schnell hinterher und sah das er zufrieden lächelte. Das war gemein, jetzt ließ er mich mit so etwas einfach sitzen.

Inzwischen war Katana bei dem Geschäft angekommen und hielt die Tür auf, damit ich rein gehen konnte. Ich funkelte ihn an und er lächelte amüsiert. Der Friseurladen war groß, aber gemütlich. Zwei Gäste wurden bedient und eine Frau kehrte durch. Eine andere kam jetzt zu uns und Katana hatte wieder seine Steife Haltung eingenommen. „Was kann ich für sie tun?“ fragte die Frau. „Die Junge Dame bräuchte einen Haarschnitt,“ sagte Katana geschäftsmäßig. Die Frau sah jetzt zu mir. „Ah ja, da sehe ich ja schon was das Problem ist,“ sagte die Frau und musterte meine Abgeschnittenen Haare. Danach führte sie mich zu einem Stuhl der vor einem großen Spiegel stand. „Wünschen sie etwas bestimmtes?“ fragte sie. „Eigentlich nicht. Es soll einfach wieder ordentlich aussehen,“ sagte ich. „Ich werde schon was daraus machen, sie haben schließlich schönes Haar und so sieht das ja nicht gut aus,“ sagte die Frau.

Dann werkelte sie über eine halbe Stunde an meinen Haaren rum. Ich fühlte mich nicht besonders wohl in meiner Haut, auch wenn ich wirklich von vorne bis hinten bedient wurde. Katana saß etwas abseits und sah einfach nur zu. Als ich fertig war, gefiel mir das Ergebnis aber recht gut. Die Haare waren kürzer, aber ich hatte jetzt eine richtige Frisur die ich auch einfach nach machen konnte. Außerdem vielen die abgeschnitten Haare jetzt gar nicht mehr auf. Katana bezahlte und zufrieden ging ich aus dem Laden. „Was meinst du? Sieht es gut aus?“ fragte ich und ging lächelnd vor Katana. „Es sieht wirklich sehr gut aus. Die Frau hat gute arbeit gemacht,“ sagte Katana. „Du sagst wirklich immer das was man hören will,“ sagte ich. „Ich sage einfach nur die Wahrheit,“ sagte Katana und ging an mir vorbei. Ich merkte das er schon aufs zuhause ansteuerte, aber da wollte ich jetzt nicht hin. Ich packte ihm am Arm und blieb stehen. Sofort blieb auch er stehen und sah mich verwundert an. „Können wir nicht noch etwas spazieren gehen. Ich würde zu gerne mal in diesen großen Park gehen. Bis jetzt bin ich immer nur daran vorbei gegangen, aber ich habe ihn noch nie von innen gesehen. Ich würde einfach mal etwas entspannen,“ sagte ich. Nach einer weile nickte er und lächelte dabei. „Es kann ja nicht schaden. Lord Rocan kommt erst gegen Mitternacht heim und was besseres haben wir eh nicht zu tun. Ein bisschen spazieren gehen wird uns schon nicht umbringen. Schließlich muss auch das wildeste Tier mal aus seinem Käfig gelassen werden damit es nicht die Hand beisst die es füttert,“ sagte Katana. „Es ist schön zu wissen das du mich mit einem bissigen Tier vergleichst,“ sagte ich lächelnd. Jetzt stahl sich ein grinsen auf sein Gesicht. „Das war keineswegs eine Beleidigung,“ sagte er. „Ich weis,“ sagte ich lächelnd. Dann gingen wir los.

Katana zeigte mir die schönen Seiten der Stadt und auch den großen Park. Dort gab es viele Springbrunnen und alle möglichen Pflanzen. Ich liebte Pflanzen über alles. Dort wo ich her kam gab es nur Unkraut und nur sehr selten sah man Blumen. Ich hätte gerne immer Blumen und Pflanzen aller Art um mich herum. Auch hätte ich gerne von meinem Fenster aus auf den Platz vor dem Haus gesehen, den dort sah es aus wie eine kleine Ausgabe des großen Parks. Leider zeigten alle meine Fenster hinters Haus und so konnte ich nur die Wiese und den Baum in der Mitte sehen.

Wir gingen noch knapp eine Stunde einfach durch die Gegend und redeten dabei. Es tat unheimlich gut so zu reden ohne auf alle möglichen Höfflichkeitsformen zu achten. So erfuhr ich auch das Katana schon seit knapp zehn Jahren in Lord Rocans diensten stand und er ihn schon von klein auf kannte. Katana selber war kein richtiger Magier. Er war ein Magier der untersten klasse. Er hatte nur sehr geringe und schwache Fähigkeiten, aber er hatte welche. Ihm machte das aber überhaupt nichts aus und er sagte das er diese Fähigkeiten eh nicht bräuchte und für den Haushalt von Lord Rocan reichten sie allemal. Er war ein unheimlich freundlicher Mensch und ich mochte ihn immer mehr. Auch versprach er mir das er jetzt öfters mit mir so raus gehen würde, weil mir das bestimmt gut tat. Ich war mit dem Vorschlag voll auf zufrieden.

Irgendwann verstummte Katana mitten im Satz und blieb auch so plötzlich stehen, das ich beinahe gegen ihn gerannt wäre. „Was ist los?“ fragte ich, aber er machte nur die Augen zu und legte einen Finger auf die Lippen. Ich war ruhig und sah Katana nur gespannt an. Nach einigen Minuten machte er die Augen dann wieder auf und drehte sich zu mir. „Findest du von hier alleine nach Hause?“ fragte er. „Natürlich, aber was ist los?“ fragte ich. „Lord Rocan braucht mich. Ich würde dich ja erst nach Hause bringen, aber es ist dringend,“ sagte Katana. „Kein Problem, geh schon. Ich bin groß genug, ich komme alleine klar,“ sagte ich lächelnd. Er nickte dankbar und rannte dann in eine andere Richtung. Ich sah ihm noch kurz nach und machte mich dann auf den Weg nach Hause. Dabei sah ich in den Sternenhimmel und genoss die Ruhe. So gut wie kein Mensch war mehr draußen und alles war friedlich. „Wenn es doch überall so währe,“ sagte ich ruhig und dachte an mein wirkliches zuhause. Wann würde ich es wohl wieder sehen? Schülern war es Verboten die Stadt zu verlassen und bis ich mit der Schule fertig war, konnte es noch eine weile dauern. Ich achtete nicht darauf wo ich lang ging, sondern hing meinen Gedanken nach, bis ich eine bekannte Stimmte hörte. Sofort blieb ich stehen und mein Blut gefror mir in den Adern. Lord Savarik! Ich sah mich um, konnte ihn aber nirgendwo entdecken. Ich ging jetzt langsam weiter und schnell kam eine Gasse in sicht. Ich schlich mich an und sah rein. Dort stand Lord Savarik und noch ein Mann war bei ihm. Ich kannte ihn vom sehen her. Es war der Mann mit dem sich Lord Savarik schon mal in seinem Haus unterhalten hatte und wo ich reinzufällig vorbei gekommen war und er so ausgerastet war. Ich blieb jetzt stehen und drückte mich in den Schatten der Wand. „… das wird einwandfrei klappen,“ sagte der andere Mann gerade. „Ja und wehe wenn irgendjemand etwas vermasselt. Ich will keine Gefangenen, alle sollen umkommen und es soll so aussehen wie ein Unfall,“ sagte Lord Savarik boshaft. Wovon redete der da bitte. „Alle Vorbereitungen sind abgeschlossen und keiner wird verdacht schöpfen,“ sagte der Mann. „Hoffentlich ist wirklich alles gut vorbereitet. Wenn Lord Rocan auch nur einen Zweifel daran hat das es ein Unfall war, sind wir verloren. Warum ist dieser Mann nur so versessen auf die Idee irgendwann diese verdammte Mauer einzureisen und die einfachen Leute hinter der Mauer mit uns zu verbinden,“ sagte Lord Savarik angewidert. Jetzt war ich wirklich erstaunt. Ich hätte nicht vermutet das Lord Rocan so zu meinen Freunden stand. „Und dann kommt auch noch dieses verdammte Gör daher und verstärkt Lord Rocans Gedanken. Jetzt denkt er auch noch das es unter diesen dreckigen Rebellen Magier gibt. Zum Glück können wir da Abhilfe schaffen. Bald gibt es schließlich keine Rebellen mehr. Ich kann mir jetzt schon vorstellen wie das dreckige Gör weinen wird, wenn sie erfährt das all ihre Freunde Tod sind und vor allem ihr dreckiger, kleiner, unverschämter Freund. Wenn ich ihr auch noch einreden kann das Lord Rocan was damit zu tun hat, dann bekomme ich sie endlich und Lord Rocan wird endlich gestürzt. Dann komme ich an die Macht und er hat verloren,“ sagte Lord Savarik bissig. Jetzt wurde mir wirklich schlecht. Er plante ein Attentat auf die Rebellen! „Wann wird die Sache hoch gehen?“ fragte der andere Mann jetzt. „Bald. Diese dämlichen Rebellen denken das ich ein Magier bin der zu ihnen überlaufen will. Die Anführer haben einem Treffen zugestimmt und während sie sich mit mir treffe und ihre Sicherheitsvorrichtungen auf mich richten, wird hinter ihren Rücken eine schöne Bombe in ihre Unterirdischen Gänge gelenkt. Die Suche nach dem dummen Mädchen vor einigen Monaten hat doch etwas gebracht. Ich habe den Gang im Nordviertel in der Scheune gefunden. Kaum Wachen und durch den Gang gelangt man zum Haupttrakt. Wir werden sie alle auf einmal umbringen,“ sagte Lord Savarik. Nein! Mir zitterten die Beine und mir war unheimlich schlecht. Das durfte einfach nicht passieren. Langsam schlich ich mich jetzt weg und sah dabei zur Mauer. Als ich weit genug weg war rannte ich los und ich rannte nicht zu Lord Rocans Haus. Ich hatte die Mauer fest im Blick und rannte auf die Stellte zu, wo die Südmauer auf die Westmauer traf. Der einzige Weg aus der Stadt ohne gesehen zu werden! Ich wusste nicht ob ich zurück kommen würde und es war mir auch egal, aber ich konnte meine Freunde nicht sterben lassen! Ich zitterte am ganzen Körper und rannte quer durch die Stadt. Die wenigen Leute die noch auf der Straße waren sahen mir verwundert nach. Wann rannte schließlich schon mal eine Schülerin der Seiran Schule, die ziemlich spät Abends noch ihre Uniform an hatte, an einem vorbei und war dabei kreideweiß und sah aus wie ein gehetztes Tier?! Ich rannte so schnell ich konnte und irgendwann erkannte ich die Gegend wieder. Ich rannte den gleichen Weg entlang den ich vor Monaten mit Josh gerannt war und achtet dabei auf nichts. Diesmal rannte ich nicht um mein Leben, sondern um das meiner Freunde!

Ich war nur noch drei Straßen von dem Haus entfernt als plötzlich jemand genau vor mir erschien und ich mit voller Wucht gegen ihn rannte. Der Mann blieb eisern stehen, aber ich flog zu Boden. Ich war total außer Atem, aber als ich sah gegen wen ich gerannt war, stockte mir der Atem ganz. Es war Lord Rocan!

Er sah mich finster an und verschränkte die Arme. „Du solltest eigentlich in deinem Zimmer sein. Du hast zu Katana gesagt das du nach Hause gehst, also wo wolltest du hin?“ fragte er und ich merkte das er wütend war. Ich stand jetzt auf und sah mich um. Es gab keinen Ausweg und der einzige Weg der nach draußen führte, führte genau an Lord Rocan vorbei. „Also? Ich warte auf eine Antwort,“ sagte Lord Rocan streng. So hatte ich ihn noch nie gesehen, aber darauf konnte ich jetzt nicht achten. Ich musste zu meinen Freunden. Noch bevor sich Lord Rocan rühren konnte, war ich schon an ihm vorbei gerannte. Ich sah noch das er mich erstaunt ansah, aber dann rannte er mir nach. Er war nicht außer Atem und hatte längere Beine! Das führte dazu das er mich nach einer Minute wieder eingefangen hatte. Er hatte mich eisern am Arm gepackt und hielt mich fest. Ich konnte das Haus schon sehen, aber das brachte mir nichts, wenn mich Lord Rocan fest hielt. Ich sah verzweifelt zum Haus und dann zu Lord Rocan. Der war meinem Blick gefolgt und sah erstaunt zu dem Haus. „Du wolltest weg rennen,“ sagte er erstaunt. Jetzt erstarrte ich. Nein! Er konnte nicht wissen was sich in diesem Haus verbarg. „Du wolltest zu den Rebellen zurück gehen. Da lässt man dich mal für einen Abend alleine und schon rennst du weg,“ sagte er wütend. „Lasst mich los,“ sagte ich und wurde jetzt auch sauer. Dieser Mann war gerade dabei eine menge Leben auszulöschen und das nur, weil er mich fest hielt! „Nein, du kommst jetzt mit zurück und sagst mir warum du das machst,“ sagte Lord Rocan. „Ich denke nicht daran! Lasst mich gefälligst los! Das geht euch gar nichts an! Ich lasse nicht zu das meine ganzen Freunde sterben, nur weil so ein verdammter Magier mich nicht in ruhe lässt,“ schrie ich sauer. Jetzt verschwand die Wut in seinem Gesicht und er sah mich erstaunt an. „Was meinst du damit?“ fragte er. „Das geht euch nichts an, lasst mich in ruhe,“ sagte ich sauer und versucht mich los zureisen. „Wenn du nicht freiwillig reden willst, muss ich dich wohl zwingen, aber sag nicht ich hätte dich nicht gewarnt,“ sagte Lord Rocan. Jetzt sah ich ihn ängstlich an. Was hatte er vor. Ich merkte das er seine Magie beschwor und im nächsten Moment verschwand alles vor meinen Augen. Ich schnappte nach Luft, aber im nächsten Moment konnte ich wieder was sehen, aber jetzt war ich nicht mehr auf der Straße, sondern in der Eingangshalle von Lord Rocans Haus. Ich war total erstaunt, aber das hielt nur kurz. Im nächsten Moment versuchte ich mich schon wieder los zureisen. Jetzt kam auch Katana aus einem Zimmer und sah uns an. Irgendwie war sein Blick traurig als er mich so sah. Ich war kurz davor zu weinen, den mir war klar das ich hier nicht mehr raus kam. „Lasst mich los,“ sagte ich verzweifelt. „Nein! Erst sagst du mir wie du das gerade gemeint hast,“ sagte er. „Das sind nicht eure Probleme, sondern meine, also lasst mich in ruhe,“ sagte ich verzweifelt. „Katana komm her,“ sagte Lord Rocan streng. Sofort kam Katana her, sah dabei aber irgendwie betrübt aus. „Muss das sein Lord Rocan? Ich meine es geht doch bestimmt irgendwie anders,“ sagte Katana leise. „Eben nicht. Sie wollte abhauen und redet davon das ihre ganzen Freunde sterben, weil ich sie nicht abhauen lasse,“ sagte der Lord. Katana atmete einmal tief durch und packte mich dann plötzlich an den Handgelenken. Sein Griff war sogar noch stärker als der von Lord Rocan. „Vielleicht wäre es besser wenn ihr erst etwas aufklärt. Das würde die ganze Sache bestimmt für alle erleichtern,“ sagte Katana jetzt. „Nein, wer weis ob es überhaupt wichtig ist oder ob sie nur einen Grund gesucht hat damit ich sie los lasse,“ sagte Lord Rocan. Katana sah jetzt zu Boden und hielt mich eisern fest. Lord Rocan hingegen ließ mich los und entspannte sich. „Tut mir leid,“ flüsterte Katana mir jetzt plötzlich leise ins Ohr. Im nächsten Moment legte mir Lord Rocan eine Hand auf die Stirn. Ich machte die Augen zu und versuchte ihn mit allen Mitteln aus meinen Erinnerungen raus zu halten, aber er war zu stark. Mit Leichtigkeit brach er alle meine Schutzwälle die ich in den letzten Wochen in meinen Gedanken errichtet hatte und sah sich meine Gedanken an. Das fing schon ziemlich früh an. Er sah sich alle meine Erinnerungen von dem Moment, wo ich das erste mal in der Magierstadt war, an. So sah er wirklich alles. Den Geheimgang, die Anführer der Rebellen, einfach alles was ich seit dem erlebt hatte. Ich sah auch noch mal alles und irgendwann war ich total erschöpft und sank auf die Knie. Hätte Katana mich nicht gehalten, wäre ich wahrscheinlich ganz zusammen gebrochen. Lord Rocan sah wie mich Taki den ganzen Tag in der Schule ärgerte, er sah wie Taki mich angegriffen hatte und dann sah er natürlich auch das was heute Abend passiert war. Die Erinnerung an Lord Savarik mit dem Mann ließ er langsamer ablaufen als alles andere und danach brach er sofort ab. Er nahm die Hand von meiner Stirn und ich machte die Augen auf. Mir war schlecht und ich zitterte am ganzen Körper. Katana hielt mich immer noch fest, aber jetzt war sein Griff nur noch dazu da, damit ich nicht völlig zusammen brach. „Es wird Zeit das wir miteinander reden Kari,“ sagte Lord Rocan in einem total veränderten ton. Er streckte eine Hand nach mir aus, aber ich ließ nicht zu das er mich berührte. Noch bevor einer reagieren konnte, hatte ich mich von Katana los gerissen und Lord Rocans Hand heftiger als nötig weg geschlagen. Dann rutschte ich etwas von den Beiden weg und funkelte sie wütend an. „Das hättet ihr nicht tun dürfen, es ist verboten!“ sagte ich sauer. Es war wirklich verboten die Gedanken eines anderen Menschen ohne dessen Einwilligung anzusehen und das war einer der schärfsten Gesetze der Magier. „Ich weis das es Verboten ist, mein Vater hat dieses Gesetz schließlich aufgestellt, aber es musste sein,“ sagte Lord Rocan und sah mich an. „Nein musste es nicht! Es sind meine Probleme und gehen keinen verfluchten Magier wie euch etwas an,“ sagte ich sauer. „Hör mir zu Kari,“ sagte Lord Rocan jetzt. „Nein, ich will euch nie wieder zu hören. Ich war so dumm, ich habe wirklich geglaubt das ihr anders seit als die anderen Magier, aber da habe ich mich getäuscht, ihr seit noch schlimmer. Bitte blockiert meine Kräfte damit ich nach Hause gehen kann, dahin wo ich hingehöre. Löscht von mir aus alle meine Erinnerungen an die Zeit hier, es ist mir egal, nur lasst mich ein für alle mal in ruhe. Ich hasse alles was mit Magie zu tun, denn die Magie hat mir wirklich alles genommen,“ sagte ich sauer und dabei liefen mir Tränen übers Gesicht. Jetzt sah mich Lord Rocan gequält an. Dann sah er zu Katana. „Nimm sie, wir müssen zu ihnen und da sie uns nicht zuhören will, müssen wir ihr wohl zeigen was wir sagen wollen,“ sagte Lord Rocan. „Ihr wollt sie mit nehmen,“ sagte Katana erstaunt. „Ja, etwas anderes wird uns ja schlecht übrig bleiben. Außerdem müssen wir uns beeile und ich habe keine Lust das sie weg rennt, während wir bei ihnen sind und dabei unseren Feinden in die Arme läuft,“ sagte Lord Rocan. „Wie ihr wünsch,“ sagte Katana. Irgendwie war er jetzt fröhlicher. Er kam zu mir und bot mir seine Hand an. Ich ignorierte sie und stand sauer auf. Dabei wischte ich mir die Tränen weg und sah die Beiden sauer an. Mir war es egal worüber sie redeten, ich wollte nur noch nach Hause. „Folge uns freiwillig oder wir müssen dich mit Gewalt hinter uns her ziehen. Ich bevorzuge es aber dich nicht mit Gewalt mit zu schleppen, das würde uns nur unnötig aufhalten und wäre Kraftverschwendung,“ sagte Lord Rocan lächelnd. Dann ging er auf eine Tür zu. Die war bis jetzt immer verschlossen gewesen und ich hatte keine Ahnung wo sie hinführte. Lord Rocan ließ seine Hand einmal übers Schloss gleiten und sofort ging die Tür auf. Dahinter befand sich eine Treppe die nach unten führte. Ein Keller? „Bitte Kari komm mit. Ich will dich nicht mit Gewalt die Treppe runter stoßen,“ sagte Katana jetzt zu mir. Ich sah zu ihm und dann wieder zur Treppe. Lord Rocan war inzwischen einige Stufen runter gegangen und sah jetzt zu mir. Widerwillig ging ich ihm nach und er lächelte jetzt. Die Treppe ging etwa drei vier Meter in den Boden runter und endete dann vor einer weitern Tür. Diese machte Lord Rocan genauso wie die erste auf. Während die untere Tür auf ging, fiel die obere inzwischen ins Schloss und ich hörte wie sie sich selber verschloss. Katana war hinter mir und Lord Rocan war vor mir. Ich achtete sehr genau darauf das mir keiner der Beiden zu nahe kam.

Wir standen jetzt in einem Kellergewölbe in dem einige Regale standen auf dem alte Sachen lagen. Katana ging jetzt zu einem Schrank und machte ihn auf. Er holte etwas raus und als er zu uns sah, hatte er in den Armen ein schwarzes Stoffbündel. „Wir haben nur zwei Lord Rocan,“ sagte er und sah zu mir. „Ich würde sagen sie braucht keins, sie ist dort schließlich mehr als bekannt,“ sagte Lord Rocan und sah zu mir. Katana zuckte nur mit der Schulter und gab Lord Rocan dann einen Teil des Stoffbündels. Es stellte sich jetzt heraus das diese Stoffbündel Umhänge waren. Diese zogen sich die Beiden jetzt über und irgendwie kam mir das bekannt vor. Ich konnte aber nicht sagen woher. Den Kopf ließen sie frei, nur ihre ganze Kleidung war versteckt. Lord Rocan sah sich und Katana noch mal an und ging dann zu einer freien Stelle an der Wand. Dort zeichnete er mit der Hand ein Zeichen auf die Wand und dieses Zeichen leuchtete Feuerrot auf. Dann gab es ein knirschen und ein Teil der Wand glitt nach hinten und dann zur Seite. Jetzt hatten wir freie Sicht auf einen langen, dunklen Gang. Lord Rocan ging jetzt in den Gang und sah dann zu mir. Wiederwillig folgte ich ihm und hinter mir war wieder Katana. Als auch er ganz im Gang war, schloss sich die Wand wieder hinter uns und es wurde dunkel. Lord Rocan beschwor zwei Lichtkugeln die über unseren Köpfen kreisten und ging dann los. Ich folgte ihm sauer und sah mich dabei um. Viel gab es allerdings nicht zu sehen. Irgendwie erinnerte mich der Gang an die Gänge von den Rebellen.

Wir gingen fast eine Stunde, bis wir vor einer Tür standen. Jetzt blieben die Beiden stehen und zogen sich die Umhänge auch noch über die Köpfe, so das man nur noch ihre Augen sehen konnte. Als ich aus den Augenwinkeln zu Katana sah, erstarrte ich. Er sah mich ausdruckslos an genauso wie der Informant als ich die Mission für die Rebellen gemacht hatte. Schlagartig wurde mir bewusst woher ich Katana kannte. Er war der Informant gewesen der für die Rebellen arbeitete. Mir blieb die Luft weg und starrte ihn an. Er legte jetzt beide Hände auf meine Schulter und drehte mich wieder nach vorne. Ich war so erstaunt, das ich es einfach zu ließ. Die Schwäche die mich die ganze Zeit in Besitz hatte, verschwand jetzt auf anhieb. Lord Rocan sah zu mir und seine Augen funkelten. „Bewahre dieses Geheimnis gut oder wir sind alle Tod,“ sagte er und sah dann zur Tür. Er klopfte fünf Mal verschieden und dann wurde ein kleines Fenster aufgemacht. Ein Mann sah durchs Fenster und musterte Lord Rocan und Katana. Mich konnte er nicht sehen, da ich hinter den Beiden stand, aber ich sah ihn und ich kannte ihn. Es war einer der Rebellen. In meinem Kopf arbeite es jetzt wie verrückt. Man hatte es mir ja gesagt. Ein Magier arbeitete für die Rebellen, aber das konnte doch nicht Lord Rocan, der Magiermeister, höchstpersönlich sein. Das war doch lächerlich!

Vor mir ging jetzt die Tür auf und der Rebell sah sich Lord Rocan und Katana genauer an. „Das gleiche Spiel wie immer,“ sagte er dann. „Natürlich,“ sagte Lord Rocan. Dann sah der Rebell mich. „Das ist betrug!“ sagte er sauer. „Nein ist es nicht,“ sagte Lord Rocan. „Sie gehört schon sehr lange zu euch,“ sagte Katana. Ich ging jetzt zwischen den Beiden durch und ließ es mir nicht nehmen sie anzurempeln. Das hier war mein Revier nicht ihres. Lord Rocan sah mich durchdringend an, aber ich sah sauer zurück. „DAS hätten sie wirklich früher sagen können,“ sagte ich sauer. „Es bestand kein Anlass und gerade wolltest du uns ja nicht zuhören,“ sagte Lord Rocan. „Ja wer hätten dann ahnen können das ausgerechnet sie das sind der für die Rebellen arbeitet,“ sagte ich wütend. „Ich habe es dir bei unseren ersten Begegnung gesagt. Ich würde euch helfen, aber auch ich brauche die Zustimmung der anderen. Rat mal warum ich unbedingt wollte das du zu mir kommst und von Lord Savarik weg,“ sagte Lord Rocan ernst. Ich sah ihn sauer an und drehte mich dann um. Der Gang hier kam mir jetzt schon bekannt vor und ich wusste wie man zum Hauptraum kam. Ich wollte gerade gehen, als mich der Rebell am Arm packte. „So geht das aber nicht,“ sagte er. „Alle versuche von dir würden nichts bringen. Ich kenne diese Gänge wie meine Westentasche. Schließlich rennte ich hier schon seit ich acht Jahre alt bin fast täglich hier unten rum. Ach ja, wie geht es Josh?“ fragte ich. Der Rebell sah mich erstaunt an und sah dann kurz zu den Magier. „Gut,“ sagte er dann nur. Jetzt grinste ich. Der Rebell wollte Lord Rocan die Augen verbinden, aber ich rollte genervt mit den Augen. Ich wusste was kommen würde, aber dafür hatten wir nun wirklich keine Zeit. „Du glaubst doch nicht wirklich, dass das etwas bringt. Was glaubst du wozu er ein Magier ist? Der könnte den Weg zur Halle mit verbundenen Augen im Schlaf finden ohne gegen irgendeine Mauer zu rennen,“ sagte ich genervt. Jetzt sah der Rebell zu Lord Rocan und wieder zurück. „Sie hat recht,“ sagte der nur. Jetzt ging ich los und Lord Rocan und Katana folgten mir. Der Rebell blieb einfach erstaunt stehen. „Wir hätten dir wirklich früher etwas sagen sollen, das hätte uns heute Abend eine menge ärger erspart,“ sagte Lord Rocan. „Vielleicht, aber eins sage ich ihnen. Hier unten ist es mein Revier, da habe ich was zu sagen und nicht sie,“ sagte ich sauer. „Ich verstehe das du sauer bist, aber du musst mich verstehen. Du wolltest uns nicht zuhören und wir hätten Stunden gebraucht um dir glaubhaft zu erklären das wir mit den Rebellen gemeinsame Sache machen. Wir hätten unnötige Zeit verloren und wer weis was Savarik in dieser Zeit angestellte hätte,“ sagte Lord Rocan. Jetzt wurde mir schlecht und ich beschleunigte meinen Schritt. Wir sahen keine Rebellen, aber ich wusste das Takuto und die anderen noch in der Halle waren. Um die Zeit besprachen sie was am nächsten Tag alles war. Nach fünfzehn Minuten standen wir dann vor der Halle und ich legte meine Hände auf die Türen. Jetzt zitterten sie wieder. Ich war endlich zu Hause und jetzt würde ich sie endlich wieder sehen. Am meisten freute ich mich aber auf Josh und seinen Vater Keno. Josh würde zwar jetzt nicht da sein, aber ich würde ihn Morgen bestimmt wieder sehen. „Na los, mach auf. Du willst sie doch wieder sehen,“ sagte Lord Rocan hinter mir leise. Ich sah kurz traurig zu ihm und stieß dann die Tür auf. Die Gespräche hinter der Tür erstarben sofort und mehrer Männer sprangen auf. Im Saal waren die Anführer, noch einige andere Rebellen und Josh! Als ich ihn sah, wären mir beinahe wieder Tränen übers Gesicht gelaufen. Lord Rocan und Katana traten jetzt neben mich und sah die Anführer ernst an. „Wir müssen mit ihnen reden,“ sagte Lord Rocan. Takuto sah uns total erstaunt an. Er hatte uns eindeutig nicht erwartet. „Alle raus,“ sagte er. Sofort gingen alle Rebellen raus, außer Josh. Er stand wie erstarrt da und sah mich an. Er musterte mich von oben bis unten und auch die anderen Anführer sahen mich an. „Kari,“ sagte Josh irgendwann. Jetzt kamen mir wirklich Tränen. Dann rannte ich los und warf mich Josh um den Hals. Er drückte mich fest an sich und ich klammerte mich an ihn. „Sie haben Kari also gefunden,“ sagte Takuto in dem Moment. „Natürlich,“ sagte Lord Rocan. „Du hast dich ganz schön verändert,“ flüsterte Josh leise. „Zum guten oder zum schlechten?“ fragte ich. „Zum guten! Du bist erwachsener geworden und noch sehr viel schöner,“ sagte Josh mir ins Ohr. Ich wurde knallrot, sah Josh aber ins Gesicht. „Ich hab dich vermisst,“ sagte ich dann. „Ich dich auch,“ sagte Josh und drückte mich wieder fest an sich. „Kari!“ sagte Lord Rocan in dem Moment. Ich sah zu ihm und stellte fest das die Anführer uns musterten. „Ja?“ fragte ich. Ich war immer noch sauer auf ihn und es würde nichts daran ändern das er den Rebellen half. „Sag ihnen was du gesehen und gehört hast,“ sagte Lord Rocan. Sofort wurde mir schlecht und ich riss mich von Josh los. Ich ging zu Takuto und den anderen und war dabei mehr als unruhig. Als ich bei ihnen war legte mir Joshs Vater eine Hand auf die Schulter und lächelte mich an.

Dann erzählte ich.

Mit jemandem Satz wurden die Rebellen unruhiger und wütender. „Dieser verdammte Magier, den darf man wirklich nicht über den Weg trauen, verdammt noch mal!“ fluchte Takuto sauer als ich fertig war. „Danke Kari, du hast uns vor einem ziemlich heftigen Unfall bewahrt,“ sagte Joshs Vater. Ich nickte nur und dann zog mich Josh wieder mit. Ich setzte mich auf einen Tisch und er stellte sich vor mich. „Und meine kleine Magierin. Wie sieht es mit der Magie aus?“ fragte er sanft. „Sehr gut,“ sagte ich lächelnd. „Das will ich aber auch hoffen. Es ist schon ziemlich schwer die Zeit hier ohne dich zu verbringen, da will ich doch wenigstens das etwas dabei raus kommt,“ sagte Josh. „Du kannst dir sicher sein das dort etwas raus kommt. Ich gehe schließlich auf die beste Schule für Magier die es in Feron gibt und mein Mentor ist auch nicht ohne,“ sagte ich lächelnd. „Wer ist er eigentlich? Ein bekannter Magier?“ fragte Josh. Ich sah zu Lord Rocan und wieder zurück. „Ich weis nicht ob ich es dir sagen darf,“ sagte ich. „Schon gut, du musst es nicht,“ sagte Josh und lächelte mich an. „Ich bin so froh wieder hier zu sein,“ sagte ich und dann liefen mir Tränen übers Gesicht. Sofort drückte mich Josh an sich und ich legte meine Arme um seinen Hals. „Was hast du?“ fragte er ruhig. „Ich vermisse euch sosehr und alle hassen mich. Ich habe keine einzigen Freunde und ich kann diese Blicke einfach nicht ertragen,“ sagte ich weinend. „Wenn du es nicht aushältst dort zu sein, dann bleib doch hier. Ich würde dich vor allen Magiern der Welt beschützen wenn es sein muss und ich werde immer für dich da sein Kari. Du weist wie sehr ich dich liebe und an meinen Gefühlen wird sich nie etwas ändern. Ich werde dich nie alleine lassen,“ sagte Josh leise. Ich hörte auf zu weinen und er hielt mich etwas von sich weg. Ich sah ihn traurig an und er lächelte leicht. Dann wischte er mir die Tränen weg. „Ich lasse nicht zu das dir irgendwas passiert oder das du unglücklich bist,“ sagte Josh und plötzlich beugte er sich vor. Ich merkte was er machen wollte und hielt ihm schnell mit der Hand den Mund zu. Jetzt sah er mich gequält an. „Bitte Josh. Ich weis was du für mich fühlst, aber ich fühle das eben nicht für dich. Bitte versteh das,“ sagte ich und dann legte ich meinen Kopf auf seine Schulter und klammerte mich an ihn. „Irgendwann wirst du schon noch zu mir kommen,“ flüsterte Josh und legte wieder seine Arme um mich. So blieben wir eine weile. Dabei lauschte ich dem Gespräch zwischen Lord Rocan und den Rebellenanführern. Sie fanden schnell eine Lösung die sich in meinen Ohren auch noch sehr gut anhörte. Dann redeten sie über andere wichtige Dinge. Nach einer halben Stunde döste ich dann aber in Joshs Armen ein. Ich war total erledigt.

„Kari!“ sagte jemand irgendwann. „Was ist?“ nuschelte ich leise und machte langsam die Augen auf. Josh hielt mich immer noch im Arm und er lächelte auf mich runter. Erst nach einigen Augenblicken merkte ich das es nicht er gewesen war der mich angesprochen hatte. Ich sah jetzt langsam zu den anderen und mir wurde klar das es Lord Rocan gewesen war. Katana stand bei der Tür. Es war also Zeit zu gehen. Ich sah traurig zu Josh und dann wieder zu Lord Rocan. „Ich lasse dir die Wahl. Bleib hier oder komm mit zurück,“ sagte er jetzt. Sofort horchte ich auf. „Bleib hier,“ sagte Josh leise. Ich sah jetzt wieder zu ihm und dachte nach. „Aber Kari, bedenke eins. Wenn du hier bleibst, werde ich nur alle paar Wochen vorbei kommen können um dir etwas beizubringen. Aber wenn du wieder mit zurück kommst…“ sagte Lord Rocan. Ich atmete durch und dachte angestrengt nach. Dann sah ich zwischen Lord Rocan, Katana, den Rebellen und Josh hin und her. Es war zum verrückt werden!

„Kari,“ sagte plötzlich jemand sanft. Sofort sah ich zu Joshs Vater. Er kam zu mir und schob seinen Sohn weg. Der protestierte, aber Keno achtete darauf gar nicht. „Hör mir zu Kari. Ich weis das dir diese Entscheidung nicht leicht fällt und ich will dir nicht sagen was du machen sollst. Es ist dein Leben, also mach was du willst. Hör nicht auf Josh, hör nicht auf die Magier. Hör auf dich! Mache das was du willst und nicht das für das du dich verantwortlich fühlst,“ sagte er. Es tat so gut das wenigstens einer sagte das ich machen konnte was ich wollte. „Vater!“ sagte Josh aufgebracht. „Sei ruhig Josh. Es ist Karis Leben und nicht deins. Wage es ja nicht dich in ihre Entscheidungen einzumischen. Wenn sie gehen will lässt du sie gehen und wenn sie hier bleibt läst du sie gefälligst ihr eigenes Leben leben,“ sagte Keno. Ich sah ihm dankbar an und er strich mir über die Haare. Dann machte ich die Augen zu. „Ich gehe wieder zurück,“ sagte ich dann endlich. Es war eine schwere Entscheidung, aber es war die richtige. „ALLE hier respektieren deine Entscheidung Kari und du kannst zurück  kommen wann immer du willst. Du bist hier jeder zeit willkommen,“ sagte Keno. „Danke,“ sagte ich leise. Keno strich mir übers Haar und sah dann zu Lord Rocan. Sein Blick wurde ernst. Ich ging jetzt zu ihm und fühlte mich dabei doch etwas schlecht, weil ich einfach so ging und das obwohl ich hier bleiben konnte. „Wir sollten jetzt gehen. Es ist schon spät,“ sagte Lord Rocan zu mir und ging dann aus der Halle. Ich sah noch mal kurz zu Josh und ging dann auch raus. Katana  folgte mir und wir waren wieder alleine. Wir machten uns auf den Weg zurück und keiner sagte ein Wort. Ich wusste nicht was ich jetzt mit dem Wissen machen sollte.

Als wir wieder in Lord Rocans Haus waren und den Keller verlassen hatten, wusste ich nicht was ich machen sollte. Er stand etwas von mir entfernt und sah mich nicht an und auch Katana sah krampfhaft nicht in meine Richtung. Ich würde mich bestimmt nicht entschuldigen, für gar nichts, nicht mal für mein Verhalten bei den Rebellen. Nach einer weile sah Lord Rocan dann doch zu mir. Ich sah zurück ohne mich zu rühren und lange blieb sein Blick an mir haften. „Ich weis das ich dir weh getan habe, das hätte ich nicht machen sollen, aber es musste sein,“ sagte er dann endlich. „Es macht nichts, ihr wolltet die Rebellen schützen,“ sagte ich leise. „Eins sollte dir jetzt klar sein. Ab sofort darfst du niemanden mehr in deine Gedanken sehen lassen. Niemanden, auch nicht deine Lehrer im Unterricht, nicht mal wenn jemand vom Rat dich dazu auffordert. Morgen gehst du nicht zur Schule und ich zeige dir wie du deinen Geist vor wirklich jedem schützen kannst, egal wie stark er ist. Es ist sehr ansträngend das zu lernen und wird auch auf jeden Fall den ganzen Tag dauern, also solltest du Morgen nichts vor haben,“ sagte Lord Rocan. Ich nickte nur und sagte nichts. „Du darfst mich zu den Rebellen begleiten, wenn ich zu ihnen gehen oder ihnen auch mal alleine eine Nachricht überbringen, aber nur, wenn deine Leistungen stimmen,“ sagte Lord Rocan. Jetzt wurden meine Augen groß. „Natürlich, ich werde mich noch mehr ansträngen,“ sagte ich. „Das muss nun wirklich nicht sein, du bist wirklich schon sehr gut,“ sagte Lord Rocan und jetzt lächelte er wieder. Ich war jetzt wirklich glücklich. „Es tut mir leid das ich ihnen heute so einen ärger gemacht habe,“ sagte ich jetzt und verbeugte mich. „Es muss dir nicht leid tun Kari, du wolltest nur deine Freunde schützen und ich hätte dir wirklich früher etwas sagen sollen,“ sagte Lord Rocan. „Meister, es ist schon sehr spät. Vielleicht sollte sie schlafen gehen, wenn ihr morgen mit ihr Üben wollt,“ sagte Katana plötzlich. Lord Rocan sah kurz zu ihm und nickte dann. „Eine gute Nacht,“ sagte ich höfflich und wollte dann die Treppe rauf gehen, als mich Lord Rocan zurück hielt. „Kari,“ sagte er ernst. „Ja?“ fragte ich unsicher und sah zu ihm. „Wir müssen noch etwas wegen deinem Problem unternehmen,“ sagte er. „Welches Problem?“ fragte ich unschuldig, obwohl ich es schon ahnte. „Du weist ganz genau das ich Taki meine,“ sagte Lord Rocan. Jetzt sah Katana erstaunt zu mir. „Das schaffe ich ganz alleine, machte euch darum mal keine Sorgen,“ sagte ich. „Nein Kari! Er ist der Neffe von Savarik und er lernt viel von seinem Onkel. Auch wird Savarik nicht davor zurück schrecken Taki zu benutzen um an dich ran zu kommen. Außerdem hat Taki eine Straftat begangen als er dich angriff. Er hätte dich ernsthaft verletzen können,“ sagte Lord Rocan. Als Katana das hörte, wurde sein Blick wütend. „Bitte tut nichts. Wenn ihr etwas gegen ihn unternehmt, wird er recht haben damit das ich mich nur hinter euch verstecke und meine Kraft nur darauf zurück zuführen ist, das ihr mein Mentor seit. Ich will und werde ihm das Gegenteil beweisen,“ sagte ich ernst. „Wie du willst, aber sobald er dich noch mal ernsthaft angreift, dann werde ich mich um den Jungen kümmern,“ sagte Lord Rocan. „Gut,“ sagte ich. „Geh jetzt schlafen. Es ist wirklich schon sehr spät,“ sagte Lord Rocan. Ich nickte und rannte dann die Treppe hoch.

In meinem Zimmer zog ich mich sofort um und legte mich ins Bett. Lange dachte ich an das was am Tag passiert war, bis ich endlich einschlief.

Als ich am nächsten Tag aufwachte, hätte ich beinahe vergessen was los war und wollte mir schon meine Uniform anziehen. Im letzten Moment erinnerte ich mich aber und zog mir was normales an. Danach ging ich aufgeregt zum Frühstück runter.

Nur Katana war da.

Als ich den Speisesaal betrete lächelt er mich sofort an. „Der Lord ist im Moment nicht da. Er sorgt dafür das er Heute und Morgen nicht gestört wird,“ sagte er dann. Ich setzte mich an den Tisch und nahm mir ein Brot. Ich hatte keine Ahnung wie ich jetzt mit Katana und Lord Rocan umgehen sollte. Jetzt sah ich in ihnen nicht mehr den Magiermeister und dessen Diener. Jetzt sah ich das und ich sah sie als Verbündete.

Es war wirklich nicht einfach Katana noch so zu sehen wie gestern und so mit ihm zu reden. Ich beobachtete ihn aus den Augenwinkeln und dachte angestrengt nach. „Vielleicht solltest du dich etwas mehr auf dein Essen konzentrieren,“ sagte Katana plötzlich. Erst jetzt bemerkte ich das mir der Belag halb runter viel. Ich lief rot an und ordnete schnell alles. Inzwischen war Katana näher gekommen und hatte sich auf den Platz mir gegenüber hin gesetzt. Er sah mich durchdringend an und ich wich seinem Blick aus. „Du hast dich sehr verändert,“ sagte er nach einer weile. „Wie meinst du das?“ fragte ich ohne ihn anzusehen. „Seit ich dich das erste mal bei den Rebellen gesehen habe bist du erwachsener geworden. Auch denkst du jetzt anders,“ sagte Katana. Ich dachte an unsere erste Begegnung und leider mischte sich die ganze Erinnerung an den Tag mit rein. Mich fröstelte es und ich machte die Augen zu. „Savariks Magie hat dich hart getroffen und hat dir etwas gezeigt, was dir ein schlechtes Bild von uns übermittelt. Du willst nicht wieder solche Schmerzen haben und ich glaube auch das was Savarik danach mit dir gemacht hat, hat seine Spuren hinterlassen. Du hast ihn auf eine gewisse Art vertraut und er hat dieses Vertrauen mit Füßen getreten. Du willst keinem Magier mehr vertrauen und das was gestern passiert ist, das lässt nicht zu das du dem Meister und mir vertraust und das obwohl mir vertraute der Rebellen sind,“ sagte Katana. Jetzt zuckte ich wirklich zusammen und sah dann langsam zu Katana. „Hab ich recht?“ fragte er. „Herrgott, wie sollte es den anders sein. Jeder Magier den ich kenne hintergeht mich, belügt mich und was weis ich nicht noch alles,“ sagte ich sauer. „Glaubst du wirklich das wir dich hintergehen?“ fragte Katana ernst. „Ich weis es nicht. Es ist alles so schwierig!“ sagte ich verzweifelt. Jetzt kam Katana zu mir und ging vor mir leicht in die Knie. Dann nahm er meine Hände und sah mir in die Augen. Ich war kurz davor wieder zu weinen. „Ich will dich nicht zwingen uns zu vertrauen und ich will auch nicht das du unser Handeln verstehst, das uns dazu veranlasst hat, dich im unklaren zu lassen, aber du musst wissen, das du auf uns zählen kannst. Dir steht es frei jederzeit zu gehen. Du kannst dich frei bewegen und du kannst machen was du willst,“ sagte Katana. Ich sah ihm lange in die Augen und dann machte ich meine zu und nickte leicht. „So ist es gut. Wenn du willst, können wir heute Abend wieder etwas spazieren gehen, natürlich nur wenn du willst und nicht zu erschöpft vom Training bist,“ sagte er. „Gerne,“ antwortete ich. Jetzt lächelte Katana wieder. „Ich wusste doch das ihr ein intelligentes Mädchen seit,“ sagte er lächelnd. Jetzt lächelte auch ich leicht. „Ich danke für das Kompliment,“ sagte ich. „Ihr zwei scheint euch ja gut zu verstehen,“ sagte plötzlich jemand. Sofort richtete sich Katana auf und sah zur Tür. Dort stand Lord Rocan und sah uns an. „Willkommen zurück,“ sagte Katana jetzt höfflich und verneigte sich kurz. Lord Rocan winkte mit der Hand ab und kam jetzt näher. Ich wusste nicht was ich sagen sollte und sah ihn nur weiter an. Vor mir blieb er stehen und sah mir genau in die Augen. „Bist du mit dem Frühstück fertig? Wir sollten so bald wie möglich mit dem Training anfangen,“ sagte er. Ich nickte schnell und stand auf. „Gut, dann komm mit,“ sagte Lord Rocan und ging zur Tür. Schnell folgte ich ihm und sah noch kurz zu Katana. Er lächelte mich aufmunternd an und sofort ging es mir etwas besser. Lord Rocan ging in sein Arbeitszimmer und ich folgte ihm. Dort fühlte ich mich etwas unbehaglich und als der Lord mich auch noch durchdringend ansah, wurde dieses Gefühl noch stärker. Er sah mich lange an und keiner sagte einen Ton. Meine Gedanken rasten und ich wusste das ich jetzt aus dieser Sache nicht mehr raus kam.

Ich dachte an meine Zeit bei den Rebellen und das ich sie für eine ganze weile nicht mehr sehen würde.

„Du wirst sie wieder sehen,“ sagte Lord Rocan plötzlich. Ich riss die Augen auf und zog zischend die Luft zwischen die Zähne. Er hatte doch nicht wirklich meine Gedanken gelesen, so etwas ging nur bei einer Berührung. „Doch ich habe deine Gedanken gelesen. Für mich sind deine Gedanken ein offenes Buch. Ich kann sehen was du denkst und fühlst. Es gibt noch mehrere Leute die das können, der ganze Rat zum Beispiel und das ist für uns gefährlich. Nur wenige können ihre Gedanken vor dieser Magie schützen. Du musst lernen wie du deine Gedanken schützen kannst, sonst kann ich dich nicht aus dem Haus lassen,“ sagte Lord Rocan. Das gefiel mir überhaupt nicht. Ich wollte nicht das ein Magier einfach in meinen Kopf schauen konnte, ohne das ich davon etwas merkte. „Ah ja, das ist auch so eine Sache die du lernen wirst, das ist aber nicht ganz so wichtig. Ich werde dir beibringen wie du fühlen kannst, wenn jemand versucht deine Gedanken zu lesen. Außerdem solltest du eins noch beachten. Diese Art von Gedankenlese unterscheidet sich von der, wo ein Magier einen anderen erst berühren muss. Vor der Art Magie ohne Berührung kann man sich leicht schützen, aber das andere ist sehr schwer. Es wird harte Arbeit sein dir das bei zubringen. Ich glaube sogar das du dann erst der zweite Mensch in dieser Stadt sein wirst, der das kann,“ sagte Lord Rocan. Und der nächste Schauer jagte mir den Rücken runter. Hielt er mich wirklich für so stark? Er sagte nichts und nur ein leichtes zucken in den Wangenmuskeln zeigte das er eigentlich lächeln wollte.

Jetzt machte ich die Augen zu und entspannte mich. Ich dachte an rein gar nichts und versuchte einfach alle störenden Gedanken zu verbannen.

Plötzlich lachte der Magiermeister leicht und es war das erste mal, das ich ihn lachen hörte. Sofort machte ich die Augen auf. „Du bist wirklich gut, ohne das ich was gesagt habe, machst du schon genau das, was ich will. Vor allem habe ich noch keinen Jungen Menschen in deinem Alter gesehen, der so schnell seine Gedanken befreit hat,“ sagte der Lord und lächelte weiter. Jetzt lief ich wieder rot an. „Schon gut, wir sollten jetzt anfangen zu üben,“ sagte er jetzt und ich entspannte mich wieder.

Und dann fingen wir wirklich an. Schon am Anfang kam etwas, was mir überhaupt nicht gefiel. Seit gestern hatte ich wieder einige Schutzwälle in meinem Geist errichtet und damit ich die anderen Zauber lernen konnte, musste Lord Rocan diese erst zerstören. Diesmal wehrte ich mich nicht, aber es war trotzdem nicht das schönste Gefühl. Als alle gebrochen waren, musste ich erst mal eine weile tief durch atmen. Lord Rocan sah mich dabei aufmerksam an.

Als ich mich wieder weitgehend erholt hatte, machten wir weiter und wie Lord Rocan gesagt hatte, war es ziemlich einfach den einen Schutzzauber gegen das Gedankenlesen zu errichten, der zweite war wesentlich schwerer und das schaffte nicht mehr an diesem Tag. Wir arbeiteten wirklich den ganzen Tag und am Abend viel ich erschöpft ins Bett. Ich hatte nicht mal mehr zu Abend gegessen, so müde war ich.

Am nächsten Tag ging es dann weiter und erst spät Abends bekam ich den Zauber endlich hin. Danach war ich aber so erschöpft, das ich prompt im Sessel von Lord Rocans Arbeitszimmer einschlief.

Als ich am nächsten Morgen dann aufwachte, lag ich in meinem Bett. Mir war es ein totales Rätsel wie ich dort hin gekommen war. Langsam stand ich auf, zog meine Schuluniform an und ging dann zum Frühstück. Wieder einmal war nur Katana da. „Meinen Glückwunsch. Ihr habt wirklich schnell gelernt eure Gedanken zu schützen,“ sagte er als ich rein kam. „Danke, aber sag mal, wie bin ich in mein Bett gekommen?“ fragte ich, während ich mich setzte. „Der Meister hat euch hin getragen, nachdem ihr eingeschlafen seit,“ sagte Katana seelenruhig. Ich verschluckte mich dafür aber an meinem Trinken und lief rot an. Katana sah mich schief an und ich erwiderte seinen Blick. „Wo ist er?“ fragte ich jetzt. „Es ist viel arbeit da, er war schließlich zwei Tage nur hier. Er ist schon sehr früh in sein Büro gegangen,“ sagte Katana. „Ach so,“ sagte ich nur. Dann aß ich schnell auf und ging danach zur Schule.

Schon als ich das Klassenzimmer betrat, merkte ich, das mich manche Erwachsene jetzt anders sahen. Lord Mirano saß an seinem Platz und schrieb etwas. Normalerweise sah er sofort hoch, wenn ein Schüler das Klassenzimmer betrat, jetzt aber nicht. „Guten Morgen,“ sagte ich höfflich und Lord Mirano zuckte zusammen. Blitzartig sah er hoch und zu mir. Ich ging gelassen zu meinem Platz und er beobachtete mich dabei genau. Nach kurzer Zeit zog er zischend die Luft wischen die Zähne und bekam große Augen. Er lass also die Gedanken seiner Schüler! Wahrscheinlich war das üblich, damit die Lehrer wussten ob ein Schüler abschrieb oder so etwas. Mir war es total egal, meine Gedanken konnte er ja nicht mehr lesen, aber bald würde ich seine Gedanken lesen können. Lord Rocan meinte das er mir das auch noch bei bringen würde, nur würde das nicht so eilen.

Ich sah jetzt von Lord Mirano weg und stellte fest, das die anderen Schüler erstaunt zwischen mir und ihm hin und her sahen. Mich störte es nicht und ich kümmerte mich lieber um meine Schulsachen.

Nach einer weile begann dann auch der Unterricht und obwohl ich zwei Tage lang gefehlt hatte, kam ich super mit. Selbst bei Algaria kam ich mit, auch wenn sie neue Wörter gelernt hatte. Lord Mirano wunderte sich anscheinend gar nichts mehr, seit ich meine Gedanken schützen konnte, denn er nahm einfach alles hin.

Nach einer Pause gingen wir dann in eine große Halle, in der wir auch Sport hatten. Sie war ziemlich groß und die schützende Magie, für die Wände, war hier stärker als anderswo. Hier wurde nämlich auch die Angriffsmagie geübt. „Also, wir machen mit der Übung von gestern weiter,“ sagte Lord Mirano. Jetzt sah ich etwas betrübt drein, ich hatte ja keine Ahnung was sie gestern gemacht hatten. Ich sah wie sich alle in eine Reihe hintereinander aufstellten und sie schafften es, sich so hinzustellen, das ich nach vorne musste, nur Taki war vor mir. Er grinste mich hämisch an und ich versuchte es zu ignorieren. Lord Mirano sah kurz zu uns und dann ans andere Ende der Halle, dort beschwor er einen magischen Schild. „Hast du zuhause geübt Taki?“ fragte Lord Mirano. „Ja Sir,“ sagte Taki und sah jetzt zu ihm. „Gut, dann zeig mal,“ sagte er. Taki beschwor einen Energieball herauf und holte damit aus. Er warf ihn auf den Schild und als der Energieball ihn traf, flackerte er. „Stärker als gestern, eindeutig, aber noch immer zu schwach,“ sagte Lord Mirano. Ich lächelte leicht und als Taki das sah, verzog er sauer das Gesicht. Mir war klar das Taki sehr stark war, nur hatte er seine Magie einfach nicht richtig im Griff. Ich war mir auch sicher, das er den magischen Schild ohne Probleme zerstören könnte, wenn er es schaffen würde, seine Magie zu bündeln, aber das bekam er einfach nicht auf die Reihe. Das war mir schon am ersten Tag aufgefallen.

„Gut, ich werde nicht jeden hier prüfen ob er besser geworden ist, ihr müsst von euch aus üben. Bittet eure Mentoren das sie magische Schilde erschaffen. Erst etwas schwächere und wenn ihr den zerstört habt, immer stärkere. Das kennt ihr ja, schließlich habt ihr das schon bei eurer Aufnahmeprüfung gemacht, aber jetzt kommt noch etwas dazu. Was macht ihr wenn etwas zwischen euch und dem Ziel steht?“ fragte Lord Mirano und sah zum Schild. Er schnippte mit dem Finger und eine Wand erschien einige Meter vor dem Schild. „Dann geh ich halt einfach etwas zur Seite oder durchbreche das Hindernis,“ sagte Taki. „Und was ist, wenn du nicht ein Stück zur Seite gehen kannst und das Hindernis ein Mensch ist?“ fragte Lord Mirano. Jetzt verzog Taki das Gesicht. „Hat keiner von euch eine Ahnung?“ fragte Lord Mirano. Keiner sagte etwas. Ich atmete durch, sah kurz zur Mauer und dann zu Lord Mirano. „Man lenkt den Energieball,“ sagte ich leise. Jetzt sah Lord Mirano zu mir. Es kam nicht oft vor das ich etwas sagte. „Das ist richtig,“ sagte er und lächelte mich leicht an. Taki knirschte mit den Zähnen und sah sauer zu Lord Mirano. Ich sah zu Taki und versuchte zu erraten was er dachte. Ich war sauer auf ihn und machte deswegen im Gedanken einige Übungen, die mir Lord Rocan gezeigt hatte. Diese halfen um einen zu beruhigen. Elender, verda… Verräter. Wie kann…wagen… zu halten. … Straßenkind… kein Talent. Ich zuckte zusammen und sah sauer zu Taki. Was hatte der gerade gesagt. Ich funkelte ihn wütend an und erst nach einigen Sekunden bemerkte ich, das Taki gar nichts gesagt hatte, aber ich war mir sicher das ich seine Stimme gehört hatte. Lord Mirano hatte mitten im Satz gestockt und warf Taki einen kurzen Blick zu und dann mir. Hatte er das etwa auch gehört? Taki lief kreideweiß an und sah zu Boden. „Also gut, ich zeige euch jetzt mal wie das geht,“ sagte Lord Mirano und drehte sich um. Er brauchte keine Sekunde um einen Energieball zu beschwören und ohne das er sich bewegte, flog der Energieball auf die Mauer zu. Kurz davor bog er nach recht und dann wieder nach links. Wir hörten alle wie der Schild zu Bruch ging. „Es ist gar nicht mal so schwer, ihr müsst nur eure Magie auf den Energieball legen und ihn damit lenken. Ich werde die Mauer durchsichtig machen, damit ihr wisst wo ihr hin lenken müsst. Okay, wer will anfangen?“ fragte Lord Mirano. Sofort traten alle einen Schritt zurück, nur Taki, ich und zwei andere blieben stehen. „Schön, Marik fängst du an?“ fragte Lord Mirano. Der Junge nickte und trat vor. Er konzentrierte sich auf seine Hände und langsam erschien darüber ein Energieball. Es war nicht gerade der schönste den ich je gesehen hatte. Er sah aus wie dreckiges Wasser. Ich verzog leicht das Gesicht und sah aus den Augenwinkeln zu Taki. Der lächelte spöttisch und beobachtete Marik. Ich wurde wütenden. Warum machte er sich immer über alle lustig und dachte das er etwas besseres sei?

Ich musste mich wieder beruhigen und fing deswegen wieder mit den Übungen an. Ich entspannte mich nach kurzer Zeit und sah zu, wie Marik versuchte seinen Energieball zu lenken. Es ging gewaltig in die Hose. Der Energieball krachte gegen die Mauer und sonst passierte überhaupt nichts. Taki schnaubte verächtlich und Marik, der das mitbekommen hatte, lief rot an. Er ging schnell etwas zurück und jetzt trat Taki vor. Ich konzentrierte mich auf ihn und dann passierte es wieder. So jetzt zeige ich ihnen mal… richtiger Magier macht. … blöde Straßenkind… sehen wo sie hin gehörte. Wieder hörte ich Taki als würde er reden. Ich funkelte ihn wütenden an und sah zu wie er seinen Energieball beschwor. Bei ihm ging das schneller als bei Marik, aber auch sein Energieball hatte eher die Farbe von verwaschenem weiß, als ein strahlend helles lichtweiß. Ich konzentrierte mich wieder auf ihn um zu sehen wie er seine Magie kontrollierte und sofort hörte ich wieder seine Stimme. Die werden sich alle Wundern. Jetzt kommt mal ein gescheiter Magier an die Reihe! Nachher trainiere ich wieder mit Savarik und Morgen bin ich dann eindeutig der beste. Mal sehen wie dann diese verdammte Kari aus der Wäsche guckt. Lord Rocan wird schon noch sehen das er sich lieber einen reinblütigen Magier als Schüler hätte nehmen sollen und nicht dieses Mädchen aus dem Dreck! Mir reiste fast der Geduldsfaden und am liebsten hätte ich Taki geohrfeigt, aber ich hatte eine bessere Idee. Ich lächelte, als Taki ausholte und seinen Energieball auf die Mauer zuwarf. Er schaffte es wirklich ihn zu lenken, nur ging sein Energieball jetzt nach schief nach rechts, streifte einen teil der Mauer und blieb dann auf seinem Kurs. „Das ist doch schon mal ein Anfang. Gut gemacht Taki,“ sagte Lord Mirano. Taki grinste breit und seine Gedanken überschlugen sich mit Selbstlob. Plötzlich war mir klar das es Takis Gedanken waren die ich die ganze Zeit gehört hatte. Ich wusste nicht wie ich das gemacht hatte, aber es ging. Als mir das bewusst wurde und ich mich genau darauf konzentrierte, hörte ich seine Gedanken fehlerfrei und wirklich jede Kleinigkeit. Manches wollte ich aber gar nicht hören, zum Beispiel die Beleidigungen für mich. „Gut, Kari versuche du es doch mal,“ sagte Lord Mirano. Ich nickte und trat vor. Die schafft das doch sowieso nicht. Dachte sich Taki genau in dem Moment. Das wollen wir ja noch sehen.

Ich hob nicht mal die Hand sondern beschwor einfach in Sekundenschnelle einen Energieball herauf. Er schwebte vor mir und das Licht strahlte hell. Schon für das Gesicht von Taki hatte sich das ganze gelohnt. Er war leicht weiß angelaufen und starte mich an. Auch Lord Miranos bewundernder Blick entging mir nicht. Ohne eine Mine zu verziehen, befahl ich dem Energieball auf die Mauer zu zufliegen. Ich lenkte ihn bis jetzt keine Stück. Ha, der kracht gegen die Mauer! Dachte sich Taki hämisch. Ich lächelte leicht und ein paar Zentimeter vor der Mauer lenkte ich den Energieball scharf nach recht. Er beschrieb einen perfekten rechten Winkel sauste etwas mehr als einen Meter nach rechts dann machte er zwei scharfe Linkskurven und raste dann mit stark erhöhter Geschwindigkeit auf sein Ziel zu. Der Schild hielt nicht mal eine Sekunde. Er ging zu Bruch und mein Energieball traf die Wand der Halle. Der ganze Schutzzauber leuchtete auf und es gab einen leichten Glockenton. Taki fielen jetzt halb die Augen raus und er war wirklich kreideweiß. Lord Mirano starte auf den Fleck, wo sich vor kurzen noch sein Schild befunden hatte und sah erst nach einer Minute zu mir. „Sehr gut gemacht,“ hauchte er leise. Ich lächelte und ging dann durch die Schüler. Ich lehnte mich an die Wand und machte die Augen zu. Kurz rührte sich keiner mehr, aber dann beschwor Lord Mirano einen neuen Schild und ließ die Schüler wieder anfangen. Er beschwor noch andere Schilde und Mauern hervor und die Schüler sollten sich in mehreren Reihen davor aufstellen. Jetzt wurde geübt. Ich beteiligte mich nicht an der Übung und Lord Mirano sagte dazu auch nichts. Ich hielt weiter die Augen geschlossen und konzentrierte mich auf die Gedanken meiner Mitschüler. Mit der Zeit wurde es immer leichter und mir machte es spaß. Wenn etwas zu intim wurde, hörte ich sofort weg und ich hielt mich aus allen privaten Sachen raus. Mich interessierte nur, was sie über mich dachten und von wirklich keinem hörte ich positive Gedanken über mich. Keiner in dieser verdammten Klasse mochte mich. „Kari,“ sagte plötzlich jemand neben mir. Ich zuckte zusammen und machte die Augen auf. Neben mir stand Lord Mirano und sah mich an. „Ja?“ fragte ich leise. „Kommst du bitte mit?“ sagte er höfflich und ging schon los. Ich folgte ihm sofort und hatte keine Ahnung was los war. Seine Gedanken konnte ich nicht lesen.

Wir gingen in eine kleinere Halle nebenan und in der Mitte blieb er stehen. Er sah mir in die Augen und atmete dann tief durch. „Das war wirklich erstaunlich was du dort gemacht hast. Wie lange kannst du das schon?“ fragte er. Jetzt zuckte ich mit den Achseln. „Als Lord Rocan mir beibrachte einen Energieball zu beschwören und mich dann alleine üben ließ, habe ich ein paar mal daneben getroffen und ich hab versucht ihn zu lenken. Nach kurzer Zeit ging es dann,“ sagte ich. „Das war vor der Schule oder?“ fragte er. „Ja,“ antwortete ich. „Hm… gut,“ sagte er leise und überlegte mit geschlossenen Augen. Ich beobachtete ihn genau und fragte mich was er wollte. „Du kannst Sachen, die deine Klassenkameraden noch nicht können und es wäre dir wirklich nicht geholfen, wenn du weiter dort rum stehst. Ich möchte mir dir etwas üben um zu wissen wie weit dein Wissen schon geht,“ sagte Lord Mirano. Ich nickte und er lächelte leicht. „Gut dann fangen wir mal an,“ sagte er.

Dann ging es los. Er zeigte mir verschiedene Zauber und ich sollte sie nach machen, nachdem er mir erklärt hatte, wie sie gingen. Für manche brauchte ich einige Versuche, für manche aber nur einen. Er sagte zu meinen Erfolgen nichts und ich machte einfach das was er wollte. Als die Stunde um war, gingen wir zu den anderen zurück. Sie sahen mich scharf an und unterwegs zum Klassenzimmer, dachte sich jeder irgendeinen Scheiß über mich. Ich versuchte die Gedanken zu verdrängen, aber das ging jetzt gar nicht mal mehr so leicht.

Zum Glück mussten sich meine Mitschüler aber schnell wieder auf den Unterricht konzentrieren.

Als der Unterricht dann zu Ende war, rief mich Lord Mirano noch zu sich. Er schrieb etwas, steckte das Blatt dann in einen Briefumschlag und versiegelte diesen. „Ich möchte das du das bitte Lord Rocan gibt’s,“ sagte er. Ich nickte und nahm dem Brief. Es reizte mich zu wissen was in dem Brief stand, aber ich würde es nicht wagen ihn anzurühren. „Gut, dann kannst du jetzt gehen,“ sagte Lord Mirano. „Auf wiedersehen,“ sagte ich höfflich mit einer Verbeugung. Dann ging ich aus dem Klassenzimmer und machte mich auf den Weg zu Lord Rocans Haus. Ich achtete nicht auf meine Umgebung sondern war ganz in meinen Gedanken versunken. Als ich ankam, war nur Katana da. Wie jedes mal stand was zum Essen auf dem Tisch und Katana leistete mir Gesellschaft. „Wie war es in der Schule?“ fragte er. Ich schreckte aus meinen Gedanken hoch und sah ihn an. „Merkwürdig,“ sagte ich. Das war der einzige Begriff der mir zum heutigen Schultag einfiel. „Was habt ihr gemacht?“ fragte er weiter. „Das übliche. Ein bisschen Magiegeschichte, etwas Algaria und praktische Magie,“ antwortete ich und zuckte mit den Achseln. „Hört sich nicht gerade spannend an,“ sagte Katana. „War es auch nicht,“ sagte ich. Katana lächelte nur und sagte dann nichts mehr. Als ich mit dem Essen fertig war sah ich wieder zu ihm. „Wann kommt Lord Rocan wieder?“ fragte ich. Jetzt sah er mich erstaunt an und erst nach einiger Zeit begriff ich was er hatte. Ich hatte noch nie wirklich nach Lord Rocan gefragte. „Ähm… er wird etwas länger im Regierungsgebäude bleiben. Ich bin mir nicht mal sicher ob er heute überhaupt noch nach Hause kommt,“ sagte er. Jetzt verzog ich das Gesicht. Na toll. Einmal im Leben wollte ich wirklich dringend was von ihm und dann war er nicht da. Wer wusste schon wie dringend der Brief war. „Hättest du was von ihm gebraucht?“ fragte Katana und ich hörte sein erstaunen überdeutlich. „Ich sollte… ich sollte ihm was von meinem Lehrer geben,“ sagte ich leise. Jetzt legte er den Kopf schief und er sah mich durchdringend an. „Du bist wirklich gut, es kommt wirklich kein Gedanken durch,“ sagte Katana dann lächelnd. Jetzt lief ich rot an und sah auf den Tisch. „Also gut, ich muss jetzt dann einige Besorgungen in der Stadt erledigen und kann Lord Rocan ja die Sache vorbei bringen,“ bot Katana an. „Könnte ich nicht mit kommen? Du hast mir versprochen das du öfters mit mir raus gehst,“ sagte ich. Jetzt überlegte er. „Also gut, du scheinst ja deine Gedanken wirklich gut verbergen zu können. Es dürfte kein Problem sein, aber erst machst du deine Hausaufgaben,“ sagte Katana. „Gut, dann mach ich mich gleich an die Arbeit,“ sagte ich und schon rannte ich aus dem Zimmer. Ich rannte in mein Zimmer und fing dort sofort an meine Hausaufgaben zu machen.

Ich brauchte keine Stunde um damit fertig zu werden und als ich endlich fertig war, steckte ich den Brief ein und machte mich auf die Suche nach Katana. Als ich ihn endlich gefunden hatte, gingen wir auch gleich los.

Zusammen gingen wir in die Innenstadt und unterhielten uns dabei. Er wollte als erstes bei Lord Rocan vor bei schauen und als wir uns dem Regierungsgebäude näherten, wurde mir etwas mulmig zu mute. Katana merkte das auch. „Keiner würde es wagen etwas gegen euch zu sagen,“ sagte er aufmunternd. Ja, sagen würde keiner etwas, aber die Leute dachten mehr als sie sagten.

Als wir das Gebäude betraten sah ich mich etwas unruhig um. Jetzt wo nicht mehr so viele Leute wie letztes mal da waren, kam mir das Gebäude etwas unheimlich vor. Katana führte mich durch die Gänge zu Lord Rocans Büro, alleine hätte ich es nie gefunden!

Als wir dann vor dem Büro standen, klopfte Katana und als von drinnen ein „JA?“ kam, machte er die Tür auf. „Katana?!“ sagte Lord Rocan überrascht. Er hatte eindeutig nicht mit ihm gerechnet und als er mich auch noch sah, war er mehr als nur erstaunt. Hinter mir machte Katana die Tür zu und sah dann wieder zu Lord Rocan. „Ist etwas passiert?“ fragte er und auch wenn ich es nicht spürte, mir war klar das Lord Rocan versuchte meine Gedanken zu lesen, was ihm natürlich nicht gelang. Darüber schien er nicht minder froh zu sein wie ich. „Es ist nichts passiert Lord Rocan, aber die junge Dame muss ihnen etwas geben und da ich mir absolut nicht sicher war, ob sie heute noch nach Hause kommen, hielt ich es für besser sie her zu bringen,“ sagte Katana. Jetzt sah Lord Rocan zu mir. „Was hast du für mich?“ fragte er. Sofort zog ich den Brief aus der Tasche und gab ihn Lord Rocan. „Setzt euch,“ sagte er und sah dann auf den Brief. Ich sah wie er das Siegel erkannte. „Von der Schule? Hast du was angestellte oder dieser Taki?“ fragte Lord Rocan. Sofort schüttelte ich den Kopf. Jetzt machte Lord Rocan den Brief auf und fing an ihn zu lesen. Als er fertig war, sah er zu mir. „Was hast du gemacht?“ fragte er ernst. „Gar nichts,“ sagte ich erschrocken. „Und warum will dein Lehrer dann Morgen mit mir reden?“ fragte Lord Rocan. „Ich weis es nicht, ich habe wirklich rein gar nichts gemacht,“ sagte ich. Er sah mir eine ganze weile in die Augen und ich ließ den Tag vor meinen Augen noch mal Revue passieren. Ich hatte wirklich überhaupt nichts angestellt. „Also gut, ich glaube dir. Mal sehen was dein Lehrer will. Sag ihm das ich kommen werden,“ sagte Lord Rocan. Ich nickte sofort und sah zu Boden. „Gut, war sonst noch was?“ fragte er. „Nein Sir,“ sagte Katana. Wir standen auf, verabschiedeten uns und gingen dann. Mir war die Brust wie zugeschnürt, aber ich verbarg es vor Katana. „Der Meister hatte heute schlechte Lauen,“ sagte er als wir das Gebäude verließen. „Er hat bestimmt viel Arbeit, schließlich hat er sich zwei Tage nur um mich gekümmert. Es ist kein Wunder das er schlechte Laune hat,“ sagte ich. „Oh, er hat bestimmt keine schlechte Laune wegen der Arbeit, die macht ihm nie etwas aus,“ sagte Katana lachend. Ich lief rot an, sah aber sauer zu Katana.

Nach dem Katana aufgehört hatte zu lachen, gingen wir durch die Stadt und erledigten seine Besorgungen. Er musste einige Sachen einkaufen, abholen und weg bringen. Ich half ihm so gut es ging und die ganze Zeit redeten wir, es war eine richtige Erleichterung mit jemanden ungestört zu reden.

Der nächste Tag kam schneller als erwartet und in der Früh war Lord Rocan immer noch nicht da. Ich fragte mich ob er überhaupt kommen würde, aber warum machte ich mir eigentlich Gedanken darüber. Es war ja nicht mein Problem, oder doch?

Als ich das Klassenzimmer betrat und Lord Mirano mich endlich bemerkte, winkte er mich sofort zu sich. „Guten Morgen,“ sagte ich sofort höfflich. „Hast du Lord Rocan den Brief gegeben?“ fragte er sofort. „Ja, er hat gesagt das er kommen wird,“ sagte ich. „Gut, du kannst dich setzen,“ sagte Lord Mirano. Ich nickte und ging zu meinem Platz. Einige sahen mich wieder an, aber ich beachtete sie nicht weiter sonder konzentrierte mich auf meine Sachen.

Der Tag wurde zu einer einzigen Zitterpartie. Ich fragte mich die ganze Zeit was mein Lehrer von Lord Rocan wollte und wann dieser kommen würde. Meinen Mitschülern viel natürlich mein Verhalten auf und machten sich darüber lustig, natürlich nur im Gedanken. Ich versuchte ihre nervigen Gedanken beiseite zu schieben und mich auf den Unterricht zu konzentrieren, was nicht immer einwandfrei klappte.

Nach der Pause war ich dann total fertig und ich rechnete schon gar nicht mehr damit, das Lord Rocan kommen würde. Katana hatte mir mal erzählt, das er um diese Zeit das meiste zu tun hatte und da hatte er bestimmt keine Zeit in der Schule vorbei zu sehen.

Wir schrieben gerade einige Formeln von der Tafel ab, als es an der Tür klopfte. Ich sah gar nicht erst hoch, doch einige andere machten es. Ich hörte wie Lord Mirano die Tür mit Magie aufmachte und dann wurde es plötzlich mucksmäuschenstill im Klassenzimmer. Jetzt sah ich auch zur Tür und vor schreck wäre ich beinahe vom Stuhl gefallen. Dort stand Lord Rocan mit Katana und sah zu unserem Lehrer. Alle sprangen gleichzeitig auf und verneigten sich. „Macht weiter,“ sagte Lord Mirano und ging zu Lord Rocan. Alle setzten sich und taten so, als ob sie schreiben würden, aber alle sahen aus den Augenwinkeln zu meinem Meister. Lord Mirano verbeugte sich schnell vor Lord Rocan und sah dann kurz in die Klasse. „Sie wollten mit mir reden,“ sagte Lord Rocan dann. „Ja, am besten wir gehen dazu in mein Büro,“ sagte Lord Mirano. Dann sah er zur Klasse. „Ich werde jetzt für die restliche Stunde gehen. Ich kann doch darauf vertrauen das ihr ruhig weiter arbeitet?!“ sagte er. „Ja Lord Mirano,“ sagten alle im Chor. „Gut, Kari, kommst du bitte mit,“ sagte Lord Mirano. Jetzt wurde mir schlecht. Warum sollte ich bei dem Gespräch dabei sein? Ich sprang sofort auf und ging auf die drei Männer zu. Lord Rocan sah mich kurz an und Katana lächelte mich an. Genau in dem Moment hörte ich Taki im Gedanken reden. Ich frag mich was Lord Rocan hier macht. Bestimmt hat diese blöde Kuh irgendwas angestellt und jetzt schmeißen sie sie von der Schule. Hoffentlich schickt man sie dahin wo sie her kommt. Lord Rocan hat einen großen Fehler damit gemacht das Straßenkind zu nehmen, er hätte lieber mich nehmen sollen, schließlich bin ich der Neffe seines Stellvertreters. Na ja, irgendwann wird sowieso Onkel Savarik auf dem Thron sitzen und dann kann Lord Rocan ja mit dem verdammten Straßenkind sonst wo hin gehen. Ich zuckte zusammen, Katana bekam große Augen und Lord Mirano lief kreideweiß an, aber Lord Rocan blieb wie er war. Hatte er das nicht gehört?

„Kommen sie,“ sagte Lord Mirano jetzt etwas leiser und dabei zitterte seine Stimme leicht. Lord Rocan nickte und dann tat er etwas, was er sonst noch nie getan hatte. Er legte einen Arm um meine Schulter und schob mich leicht aus dem Klassenzimmer. Dabei lächelte er leicht und zeigte eindeutig, das ich hier seine Schülerin war und das er große Stücke auf mich hielt. Er hatte es also doch gehört. Ich ging jetzt freiwillig mit und zu viert gingen wir durchs Schulhaus. In Lord Miranos Büro setzten wir uns, nur Katana blieb neben der Tür stehen. „Also, worum geht es?“ fragte Lord Rocan. Lord Mirano schluckte noch mal und sah dann kurz zu mir. Dann fing er an zu reden.

„Gestern hatten wir praktische Magie im Unterricht. Es ging rund um den Energieball. Auch in den Stunden davor wurde dieses Thema behandelt. In dieser Stunde ging es darum, einen Energieball um ein Hindernis zu lenken und dann ein bestimmtes Ziel zu treffen. Ich zeigte es den Schülern und ließ dann zwei Schüler versuchen. Die Ergebnisse war, sagen wir mal so, bescheiden. Dann kam Kari dran, sie führte die Magie exakt aus, ohne einen Fehler und zerstörte den Schild, der als Ziel diente, auch noch,“ sagte Lord Mirano. „Das hätte ich mir denken können. Das konnte Kari schon bei der Prüfung, aber ich verstehe nicht was daran so merkwürdig ist. In fast jedem Jahrgang gibt es einen, der etwas besser mit seiner Magie umgehen kann,“ sagte Lord Rocan. „Das stimmt, aber es ist eine andere Sache die mir Kopfzerbrechen bereitet. Als ich sah wie Kari mit ihrer Magie umgeht und als ich merkte das sie ihre Gedanken schützen kann, was ziemlich ungewöhnlich ist für einen Anfänger, habe ich sie für kurze Zeit aus dem Unterricht heraus genommen,“ sagte Lord Mirano. „Es hatte seine Gründe das ich Kari beibrachte ihre Gedanken zu schützen,“ sagte Lord Rocan. „Ich mische mich in so einen fall nicht ein. Wenn sie meinen das Kari das können muss, dann soll sie es ruhig lernen, ich war nur etwas überrascht, aber darum geht es ja gar nicht. Es geht eher darum was in der Stunde passierte, als ich mit ihr alleine war. Ich zeigte ihr einige Magie und ließ sie die Sachen nach machen. Für mache brauchte sie einige Minuten, für andere wiederum nur Sekunden,“ sagte Lord Mirano. Jetzt sah mich Lord Rocan an. „Und was meinen sie jetzt damit?“ fragte er an Lord Mirano gewand. „Ich halte es für keine gute Idee Kari weiter in dieser Klasse zu lassen,“ sagte Lord Mirano. Jetzt zuckte ich zusammen. Lord Rocan rührte sich kein Stück und sah weiter meinen Lehrer an. „Die Magie die ich ihr zeigte, war nicht sehr einfach, es grenzt an ein Wunder das sie das alles hin bekam. Sie ist mehr als begabt, ich halte es für besser, wenn sie dieses Klasse überspringt und in die nächste wechselt. Sie ist sehr intelligent und kann Sachen, von denen ihre Klassenkammeraden nur Träumen. Es wäre für sie sehr schlecht weiter im Anfängerjahr zu bleiben. Ihre Fähigkeiten könnten nicht richtig ausgeschöpft werden und das kann wieder zu Problemen führen,“ sagte Lord Mirano. Jetzt hatte es mir endgültig die Sprach verschlagen und ich starrte meinen Lehrer an. Auch Lord Rocan schien das zu überraschen, auch wenn er es nicht wirklich zeigte. „Verstehe, wie soll das gehen?“ fragte er nach einer weile. „Es wäre ratsam Kari eine Prüfung machen zu lassen. Einmal im Jahr ist es möglich diese Prüfung ab zulegen, diese Prüfung ist für alle Schüler die eine Klasse überspringen wollen. Normalerweise ist diese Prüfung am Anfang des Jahres, aber in Karis Fall wird man eine Ausnahme machen können. Ich habe schon mit den zuständigen Leuten gesprochen und die meinten das Kari die Prüfung in etwas mehr als einen Monat machen könnte. Natürlich ist es schwierig den ganzen Stoff bis dahin zu lernen, aber ich bin mir sicher das Kari das schafft. Sie ist schlau und mehr als begabt,“ sagte Lord Mirano. Jetzt lief ich rot an und sah zu Boden. „Das wäre eine gute Idee,“ sagte Lord Rocan. Dann sah er zu mir und ich sah leicht hoch. „Willst du das überhaupt?“ fragte er. Sofort nickte ich. Ich würde alles machen um aus dieser verdammten Klasse raus zu kommen. „Gut, dann schlage ich vor das für Kari ein neuer Stundenplan entwickelt wird. Sie muss viel lernen und sollte jetzt schon von den anderen getrennt werden. Sie würden Kari nur aufhalten,“ sagte Lord Mirano. „Da haben sie recht. Sagen sie mir bitte was Kari alles für die Prüfung braucht, damit ich auch mit ihr Trainieren kann,“ sagte Lord Rocan. „Natürlich,“ sagte Lord Mirano.

Und dann redeten sie darüber, was ich alles Wissen musste. Ich war derweil mit meinen eigenen Gedanken beschäftigt. In nächste Zeit durfte ich also total viel lernen. Meine eh schon karge Freizeit schrumpfte mit jedem Wort aus dem Mund meines Lehrers. Na ja, in meiner Freizeit hatte ich eh nie wirklich etwas gemacht.

Nach einer weiteren halben Stunde waren sie dann endlich fertig und langsam gingen wir zum Klassenzimmer. Ich sollte jetzt meine Sachen holen und gleich nach Hause gehen. Dort würde Lord Rocan anfangen mit mir zu üben.

Als wir vor dem Klassenzimmer hielten, war mir etwas übel, aber es gab kein erbarmen für mich. Lord Mirano machte die Tür auf und ging mit mir ins Klassenzimmer. Ein anderer Lehrer war inzwischen da. Er sah uns kurz an und verneigte sich dann vor Lord Rocan. „Beeil dich Kari, wir haben wirklich nicht viel Zeit,“ sagte Lord Rocan zu mir. „Ja Lord Rocan,“ sagte ich und ging dann schnell zu meinem Platz. Dort fing ich an meine Sachen zusammen zu packen und jetzt waren die anderen Schüler total erstaunt. Jeder fragte sich was los war, aber nur Taki jubelte vor Freude. Ich knirschte sauer mit den Zähnen und machte schneller. Jetzt würde ich diese verdammte Klasse endlich verlassen!

Als ich fertig war, ging ich schnell wieder nach vorne, wo Lord Rocan auf mich wartet. „Ist das alles?“ fragte er. „Ja,“ sagte ich nur. „Gut dann gehen wir jetzt,“ sagte er. Lord Mirano und die Klasse, verabschiedete sich von ihm und wir machten uns auf den Weg nach Hause. Ich ging schweigend zwischen den beiden Männern und dachte nach. „Gerade sah es nicht so aus, als wolltest du die Klasse verlassen,“ sagte Lord Rocan nach einer weile. „Ich will die Klasse schon verlassen, macht euch darum mal keine Sorgen,“ sagte ich. „Was war dann mit dir los? Schon gestern hat dich etwas aufgeregt,“ sagte Lord Rocan. Ich war ziemlich erstaunt das er das in der kurzen Zeit gemerkt hatte und deswegen antwortete ich ohne zu überlegen. „Mich regt es nur auf was Taki die ganze Zeit über mich denkt,“ sagte ich. Ein paar Sekunden passierte nichts, aber dann blieben Katana und Lord Rocan wie von der Tarantel gestochen stehen. „Was hast du da gerade gesagt?“ fragte er. Ich wollte antworten, als mir mein Fehler bewusst wurde. Ich lief weiß an und sagte gar nicht mehr. „Das darf doch nicht wahr sein! Dein Lehrer hat recht, du bist mehr als begabt,“ sagte er mit einem finsteren Blick. Dann packte er mich plötzlich am Arm und im nächsten Augenblick verschwand alles vor meinen Augen. Ich hielt die Luft an und als ich wieder etwas erkennen konnte, standen wir in Lord Rocans Haus. Mein Magen rebellierte leicht. Daran würde ich mich wahrscheinlich nie gewöhnen.

„Mit kommen,“ sagte Lord Rocan zu mir und ging die Treppe hoch. Widerwillig folgte ich ihm und wir gingen in sein Büro. „Setz dich,“ sagte er im scharfen Ton. Ich machte was er sagte und er ging hinter mir auf und ab. Das machte mich ziemlich nervös, aber ich blieb still sitzen und wartete auf das, was kommen würde. „Du kannst also die Gedanken deiner Mitschüler lesen,“ sagte Lord Rocan nach einer ganzen weile. Ich sagte darauf nichts und sah zu Boden. „Kari!“ sagte er ernst. „Ja, ich kann hören was die anderen denken,“ sagte ich leise. „Seit wann?“ fragte er. „Seit gestern als wir diese praktische Stunde hatten,“ antwortete ich. „Wie ist es passiert?“ fragte Lord Rocan jetzt. „Ich war sauer auf Taki und hab einige Gedankenübungen gemacht und da habe ich die Wortfetzen gehört. Erst dachte ich das Taki etwas gesagt hatte, aber niemand schien es gehört zu haben. Außerdem wäre es sehr dumm von ihm gewesen es laut auszusprechen. Es passierte noch ein paar mal, bis mir klar wurde, was ich da hörte und als ich mich richtig darauf konzentrierte, hörte ich seine Gedanken richtig. Seit dem kann ich es,“ sagte ich. „Warum hast du mir gestern davon nichts gesagt?“ fragte Lord Rocan jetzt. Das wusste ich auch nicht so genau. „Ich weis nicht,“ sagte ich leise. Lord Rocan blieb jetzt stehen und sah mich durchdringend an. Ich sah weg und versuchte nicht meine Gefühle zu zeigen. „Du vertraust mir immer noch nicht, das ist es. Obwohl du weist das ich zu den Rebellen halte vertraust du mir nicht,“ sagte er dann leise. Ich machte jetzt fast die Augen zu und sah weiter weg. Irgendwie hatte er recht. Ich wusste das ich ihm mehr oder weniger vertrauen konnte, aber ich wollte und konnte es nicht. Mein Hass auf die Magier war so groß, das ich mich fragte ob ich jemals einem von ihnen vertrauen konnte.

Lord Rocan schwieg eine weile, dann setzte er sich in einen Sessel neben mich und sah mir ins Gesicht. Ich sah immer noch zu Boden.

„Sie mich an,“ sagte er ruhig. Als ich das nicht machte streckt er eine Hand aus und hob mein Gesicht so hoch, das ich ihm in die Augen sehen musste. Sofort konnte ich nicht mehr weg sehen. Ich wusste nicht wie er es machte, aber seine Augen hielten mich gefangen und würden mich erst wieder los lassen, wenn er bekam was er wollte und ich war mir nicht sicher ob ich ihm das geben konnte.

„Was muss ich tun, damit du mir vertraust?“ fragte er ruhig. Ich antwortete nicht, schließlich wusste ich es selber nicht. Er sah mir noch eine weile in die Augen, bis seine plötzlich größer wurden. „Du vertraust überhaupt keinen Menschen,“ sagte er erschrocken. Jetzt zuckte ich zusammen.

Verdammt, dieser Mann durchschaute mich besser, als Leute die ich mein halbes Leben lang kannte! Das machte mir wirklich Angst und ich wollte hier raus. Irgendwie schaffte ich es den Blick von seinen Augen zu nehmen und sah mich nach einem Fluchtweg um. Es gab nur die Tür! Resigniert seufzte ich und sah leicht zu meinem stummen Meister. „Warum vertraust du niemand? Ich wette das du nicht mal den Rebellen vertraust, nicht mal diesem Josh,“ sagte er nach einer weile. Jetzt riss ich die Augen auf. Er konnte und durfte mich einfach nicht so schnell durchschauen! Ich bekam es mit der Angst zu tun und noch bevor er reagieren konnte, sprang ich auf und rannte aus dem Zimmer. „KARI!“ sagte er, aber ich war schon aus dem Zimmer draußen. Ich rannte an dem total erstaunten Katana vorbei und zu meinem Zimmer. Erst dort viel mir auf, das mir Tränen die Wange runter liefen. Wütend wischte ich sie weg, aber es kamen immer wieder neue. Ich lehnte mich an die Zimmertür und weinte stumm vor mich hin.

„Lord Rocan sie können da jetzt nicht rein,“ hörte ich nach kurzer Zeit Katana rufen. Er war ziemlich nah an meinem Zimmer und mir wurde klar das sie auf den Weg zu mir waren. „Und ob ich kann. Es wird Zeit Klartext zu reden. Sie muss lernen das sie uns vertrauen kann,“ sagte Lord Rocan. „Egal was in eurem Büro passiert ist, aber ihr habt sie verletzt und zum weinen gebracht, wenn ihr jetzt da rein geht, wird sie euch nie im Leben vertrauen,“ sagte Katana und irgendwie klang er streng. „Sie hat geweint!“ sagte Lord Rocan erschrocken. „Ja und das nicht zu knapp. Es geht mich nichts an über was sie reden, aber es wäre wirklich nicht ratsam jetzt zu ihr zu gehen, nachdem ihr sie so verletzt habt. Sie ist ein starkes und stolzes Mädchen und ich würde alles darauf verwetten, das sie nicht besonders oft vor anderen weint. Ihr müsst sie wirklich hart getroffen haben. Geht ihr jetzt zu ihr, wird sie euch hassen,“ sagte Katana. Es war eine weile Stumm doch dann redete Lord Rocan wieder. „Also gut, ich gebe ihr etwas Zeit um sich zu beruhigen, aber dann reden wir!“ sagte er und dann ging er weg. Ich atmete durch und ging dann in mein Schlafzimmer. Dort legte ich mich aufs Bett und dachte nach. Nach einer weile versiegten die Tränen, aber besser fühlte ich mich dadurch auch nicht.

Warum trafen mich seine Worte so hart?

War es, weil er der erste war, der es schaffte mich zu durchschauen und das ziemlich schnell. Vertrauen.

Das war so ein großes Wort. Wie sollte ich jemanden vertrauen können, nachdem was in meiner Kindheit alles los war.

Ich lag eine ganze weile stumm da, bis ich eine Entscheidung traf.

 

Vor dem Fenster war es inzwischen dunkel geworden. Es war Stunden her, das Lord Rocan mit Kari gestritten hatte. Er hatte sie seit dem nicht mehr gesehen und auch nichts mehr von ihr gehört. Er wurde aus Kari nicht schlau, er sah das sie ihm nicht vertraute und anscheinend auch niemand anderem, aber warum war das so? Ein Mensch konnte doch nicht sein ganzes Leben alleine bleiben, das machte die Seele kaputt! Er stand auf und ging zum Fenster. Es war gerade erst dunkel geworden und kaum Sterne am Himmel. Langsam wurde es zeit zu Kari zu gehen. Er hatte ihr nun wirklich genug Zeit gelassen. Gerade als er sich umdrehten wollte, kam Katana ins Zimmer gestürzt. „Was hast du?“ fragte Lord Rocan als er in das kreidebleiche Gesicht sah. „Sie ist weg?“ sagte Katana erschrocken. „Wer ist weg?“ fragte Lord Rocan. „Kari!“ sagte Katana. „WAS? Wie konnte das passieren?“ fragte er. „Ich weis nicht. Ich wollte ihr das Abendessen aufs Zimmer bringen und nachdem sie ein paar mal nicht auf mein klopfen reagiert hat, bin ich rein gegangen. Erst dachte ich das sie einfach nur schlafen würde, aber sie ist nicht in ihren Zimmer. Ich habe das ganze Haus, den Keller und den Garten durchsucht, aber sie ist weg!“ sagte Katana. Jetzt wurde Lord Rocan bleich. „Verdammt, das hätte nicht passieren dürfen, wer weis was sie jetzt anstellt. Im besten Fall geht sie zu den Rebellen, aber wenn sie nicht durch den Keller ist. Werden sie die Wachen am Tor aufhalten. Du gehst jetzt sofort da hin und fragst unauffällig nach, ob sie dort ist und ich werde mich in der Stadt umsehen,“ sagte Lord Rocan. „Wir sollten sie schnell finden. Wenn Savarik mit bekommt das sie verschwunden ist, dann haben wir ein gewaltiges Problem. Vor allem wenn er sie vor uns findet,“ sagte Katana.

 

Ich betrat den Wald mit etwas Unbehagen. Er war ziemlich dicht und verwildert. Es war das einzige Stück Natur, das nicht von der Mauer umschlossen wurden und obwohl der Wald so bedrohlich aussah, fühlte ich mich hier wohl.

Ich war aus dem Haus geflüchtet, das mich von allen Seiten einzudrücken drohte. Ich fand es jetzt noch ein Wunder, das ich raus gekommen war, ohne bemerkt zu werden.

Am Anfang wollte ich einfach wieder zu den Rebellen gehen, aber ich entschied mich dagegen. Ich würde bei Lord Rocan bleiben, aber ich brauchte einfach etwas Zeit für mich und da kam dieser Wald genau richtig. Er begann genau an der Stadtgrenze und war nicht wirklich groß, aber es reichte.

Ich kämpfte mich durch das dichte Unterholz und zog dabei eine gut sichtbare Spur hinter mir her. Das gefiel mir überhaupt nicht, aber dagegen konnte ich jetzt auch nichts mehr tun.

Ich quälte mich eine ganze weile durch den Wald und holte mir dabei einige kleine Schürfwunden, die aber nicht weiter tragisch waren. Einmal peitschte mir ein Ast mitten ins Gesicht und hinterließ einen blutigen Kratzer. Sauer wischte ich mir das Blut weg und stapfte weiter. Ich war so ins fluchen vertieft, das ich beinahe an der Lichtung vorbei lief.

Als ich diese bemerkte, blieb ich sofort stehen und sah sie mir an. Langsam trat ich auf die Lichtung und sah mich um. Das Mondlicht erhellte den ganzen freien Platz und zeigte mir wirklich alles. Überall lagen Äste, Blätter und so etwas rum. Den Boden konnte man kaum sehen, aber mir war klar das es der schönste Ort war den ich je gesehen hatte. Es gab einen kleinen Fluss, der durch die Lichtung floss und wage konnte ich einige Blumen erkennen. Langsam ging ich zur Mitte der Lichtung, wo ein großer Baumstamm lag. Dort setzte ich mich und sah zum Himmel. Sterne funkelten dort und ich entspannte mich heute zum ersten Mal.

Heute?

Nein nicht heute zum ersten Mal! Es war das erste Mal seit Wochen das ich mich entspannte. Ich schloss die Augen und atmete ruhig. Ein lächeln huschte über mein Gesicht und dann ließ ich mich zurück fallen. Wie gut das tat, die Ruhe, die Düfte des Walde und das alleine sein. Ich beschloss öfters ab zu hauen und dann hierher zu kommen. Ich hatte noch keine Ahnung wann ich zurück gehen wollte, aber eins wusste ich. Heute Nacht würde ich hier bleiben!

Ich blieb eine ganze weile sitzen, ließ mir den Wind durch die Haare fahren und entspannte mich einfach. Als ich mich besser fühlte, machte ich mich an die Arbeit. Erst sah ich mich um und überlegte mir, einige Sachen. Dann fing ich an einiges Holz auf zusammeln und es auf eine Stelle zu legen. Das würde harte Arbeit werden, aber ich musste jetzt unbedingt etwas tun ohne Magie. Ich brauchte körperliche Arbeit.

Ich arbeitete kurz, bis ich von einer Stimme unterbrochen wurde.

„Meinst du nicht, das es mit Hilfe deiner Fähigkeiten etwas besser gehen würde?“ fragte jemand hinter mir. Ich zuckte zusammen und drehte mich mit einem Ruck um. Dort stand Lord Rocan und beobachtete mich. Ich fragte mich wie lange er da schon stand, aber das war nur nebensächlich. Wie hatte er mich gefunden?

Er schien meine Frage in meinen Augen lesen zu können, denn er sah kurz zurück auf den Weg den ich genommen hatte. „Du ziehst eine ziemliche deutliche Spur hinter dir her. Nachdem ich erst mal deinen Weg gefunden habe, war es einfach dich zu finden,“ sagte Lord Rocan. Ich funkelte ihn wütend an und arbeitete dann einfach weiter. Das schien ihn zu überraschen, denn er stand einfach da und sah mich an. Nach kurzer Zeit rührte er sich aber und genau in dem Moment flogen mir die Äste aus dem Arm und landeten auf dem Haufen. Das ließ die Wut in mir regelrecht explodieren. „Hört auf damit!“ schrie ich meinen Meiste an. Das erstaunte ihn noch mehr und er sah mich aus großen Augen an. Ich kochte vor Wut und meine Hände zitterten. Plötzlich sah Lord Rocan ziemlich besorgt aus und im nächsten Moment wusste ich auch warum. Der Haufen mit den Ästen, den ich bis jetzt zusammen getragen hatte, ging so schnell in Flammen auf, das ich erschrocken zusammen zuckte. Kurz darauf waren die Flammen weg und nur noch Asche war von den Flammen übrig. Verdammt! Ich hatte anscheinend kurz die Kontrolle über meine Magie verloren. Das durfte auf keinen Fall wieder passieren. Schnell konzentrierte ich mich wieder und hatte wieder alles unter Kontrolle. Lord Rocan stand noch immer am gleichen Fleck und starrte mich an. Ich drehte mich jetzt wieder um und fing an weiter zu arbeiten. „Warum bist du weg gerannt Kari?“ fragte er. Ich sagte nichts und arbeitete weiter. „Kari bitte, wenn ich etwas falsches gesagt habe, dann tut es mir leid,“ sagte Lord Rocan. Ich stockte mitten im Schritt. Es war nicht das, was Lord Rocan gesagt hatte, sondern wie er es sagte. Er klang nicht mehr wie Lord Rocan der Magiermeister, er klang einfach wie ein ganz normaler Mensch der sich entschuldigte.

Nachdem ich meine Fassung wieder hatte, arbeitete ich weiter, doch jetzt nicht mehr so hartnäckig. Lord Rocan seufzte und ging dann zu dem Baumstamm. Dort setzte er sich und beobachtete mich weiter. „Es ist schön hier, warst du schon öfters hier?“ fragte er. „Wie denn?“ fragte ich zischend. „Entschuldige. Du hast wahrscheinlich nicht besonders viel Freizeit,“ sagte Lord Rocan. Darauf sagte ich nichts und arbeitet weiter. „Warum benutzt du nicht die Magie?“ fragte er jetzt wieder. „Weil ich keine Lust habe, Magie ist nicht alles im Leben,“ sagte ich ohne aufzuhören. Ich fragte mich schon warum ich überhaupt so mit ihm redete. „Seit ich dich kenne, versuche ich dich zu verstehen, aber jeden Tag überrascht du mich aufs neue. Ich habe keine Ahnung wie ich mit dir umgehen soll. Ich war noch nie besonders gut darin mit… Jugendlichen zu reden. Nicht mal als ich selbst in diesem Alter war. Außerdem hatte ich noch nie einen Schüler, also musst du mir helfen wenn ich etwas falsch mache. Du bist ein intelligentes Mädchen und ich ein wahrscheinlich nicht sehr guter Lehrer, aber ich versuche dir zu helfen, damit du die Zeit hier einigermaßen unbeschadet überstehst. Nur kann ich dir nicht helfen, wenn du dich total verschließt,“ sagte Lord Rocan. Erst jetzt bemerkte ich das ich stehen geblieben war und zu Boden sah.

Er durchschaute mich nicht nur, nein er wusste anscheinend auch ganz genau was er, zu welcher Zeit, sagen sollte. Mich regte das auf, aber seine Worte beruhigten mich auch wieder. „Warum bist du hier und machst das alles?“ fragte Lord Rocan jetzt sanft.

„Ich habe die Lichtung durch zu Fall entdeckt. Es war so schön und ruhig hier. Hier kann ich mich irgendwie entspannen. Und warum ich das tu? Ein Magier kann das nicht verstehen. Jeder Magier ist mit der Magie aufgewachsen, er weis nicht was es bedeutet harte Arbeit zu leisten und er kennt auch nicht das Gefühl, das man hat, wenn man eine schwere Aufgabe endlich erledigt hat. Seit ich hier bin, werde ich von der Magie eingeengt, ich brauche endlich mal Freiraum. Dieser Fleck hier, hat rein gar nichts mit Magie zu tun, es ist einfach normale Natur und ich will einfach wieder das Gefühl haben, etwas ohne Magie schaffen zu können,“ sagte ich ruhig. „Du hast recht. Magier in dieser Stadt kennen das Gefühl wirklich nicht, etwas mit der Hand zu tun. Von Geburt an, erleichtert man ihnen das Leben mit Magie, aber wir sind durchaus fähig zu lernen,“ sagte Lord Rocan. Jetzt wusste ich nicht mehr was er wollte und sah deswegen leicht zu ihm. Lord Rocan stand jetzt auf und fing an Äste auf zusammeln. „Was macht ihr da?“ fragte ich erstaunt. „Ich denke mir das du etwas Hilfe gebrauche könntest, sonst wirst du heute damit nicht mehr fertig,“ sagte er lächelnd. Ich stand wie erstarrte da und sah zu Lord Rocan immer mehr Äste aufsammelte und diese dann auf den Haufen schmiss. Als er mir ins Gesicht sah, hörte er auf zu lächeln und runzelte die Stirn. Dann trat er ganz nah an mich heran und ich hielt den Atem an. „Wie ist das passiert?“ fragte er und deutete auf meine Wange. „Es ist passiert als ich durch den Wald gegangen bin,“ sagte ich. Plötzlich hob er seine Hand und strich mit einem Finger über den Schnitt in meinem Gesicht. Meine Haut an der Stelle kribbelte und ich zuckte leicht zusammen. Nachdem er seine Hand weg genommen hatte, strich ich mir über die Wange und stellte fest, das der Schnitt verschwunden war. Ich zog zischend die Luft zwischen die Zähne und bekam große Augen. „So sieht es doch gleich viel besser aus. Du solltest etwas mehr auf dich achten Kari. Dein Freund reist mir den Kopf ab, wenn ich dich mit Narben wieder zu ihm bringe,“ sagte Lord Rocan. Freund? „Ihr meint doch nicht Josh oder?“ fragte ich. „Doch, ein Blinder sieht doch was zwischen euch ist,“ sagte Lord Rocan. „Oh nein, das seht ihr völlig falsch. Wir sind nur Freunde, aber er ist nicht mein Freund!“ sagte ich erschrocken. „Das sieht aber wirklich nicht danach aus, aber na ja, mich geht das eigentlich nichts an,“ sagte Lord Rocan und arbeitete plötzlich weiter.

Eine weile stand ich da und sah ihm zu, doch dann fand ich meine Sprache wieder. „Er ist wirklich nicht mein Freund. Josh liebt mich, das hat er auch schon öfters gesagt, aber ich sehe ihn nicht so. Wir kennen uns schon seit wir klein sind. Er hat mir ziemlich geholfen und wenn er nicht wäre, wäre ich jetzt ein räudiger Dieb oder Tod. Ich würde sagen, für mich ist er eher wie ein Bruder, auch wenn ich ihm auch nicht wirklich vertraue,“ sagte ich. „Tod?“ fragte Lord Rocan. „Ja Tod. Bei unserer ersten Begegnung rettete er mir das Leben. Meine Stiefeltern waren gerade ins Gefängnis gekommen und ich war alleine auf der Straße. Nicht das es etwas neues gewesen wäre, aber diesmal hatte ich keinen Platz. In einer dunklen Gasse lauerte mir ein Mann auf und da ich erst acht war, konnte ich mich nicht so wirklich wehren. Josh hat das gesehen und den Mann aufgehalten bis sein Vater da war. Josh hat heute noch eine ziemlich große Narbe am Bauch. Wäre er nicht gewesen, wäre ich jetzt Tod. Er und sein Vater haben mir geholfen damit ich nicht immer stehlen musste und im Winter gaben sie mir ein Dach über den Kopf und einen warmen Platz zum Schlafen,“ sagte ich. „Ich dachte du wohnst bei ihnen,“ sagte Lord Rocan. „Nein, ich bin kein Rebell und darf deswegen nicht dort wohnen. Es war schon jedes Mal im Winter ansträngend mich dort unten zu behalten und ich durfte fast nur in der Nacht rein. Wahrscheinlich gab es eh nur nicht so viel ärger, weil meine Mutter sie bezahlt hat,“ sagte ich und wurde wieder sauer. „Deswegen bist du abgehauen, du hast mit bekommen, was sie gesagt haben,“ sagte Lord Rocan erstaunt. „Sie haben es euch erzählt nicht war?“ fragte ich. „Nein, aber ich habe ihre Gedanken gelesen, als ich gefragt habe, warum du weg gelaufen bist,“ sagte Lord Rocan. Ich verzog kurz das Gesicht und fragte mich wie viel Lord Rocan darüber wusste. „Du weist nicht genau was passiert ist oder?“ fragte er. „Nein, aber meine Mutter hat mich hergegeben ohne mit der Wimper zu zucken. Mir sind die Gründe egal. Es gibt viele Leute die ein schlechtes Leben haben, aber man muss nicht gleich sein Kind hergeben,“ sagte ich und arbeitete jetzt schnell weiter.

„Darf ich dir etwas Gesellschaft leisten und dir helfen?“ fragte er nach einer ganzen weile plötzlich. Ich sah zu ihm und überlegte. „Natürlich auch unter deinen Bedingungen,“ sagte Lord Rocan lächelnd. „Also gut,“ sagte ich leise und machte weiter. „Sag mir was ich tun soll,“ sagte er jetzt. Ich lief rot an und sah überall hin, nur nicht zu Lord Rocan. „Ähm… macht was ihr wollt, aber bitte sagt nichts,“ sagte ich dann nach einer ganzen weile leise. Sofort sagte er nichts mehr, sondern arbeitete leise weiter. Ich versuchte ihn nicht zu beachten, auch wenn das ziemlich schwer war. Er war nun mal Lord Rocan, der Magiermeister, und nicht irgendein normaler Mensch. Er strahlte eine Aura der Macht ab, die es nicht wirklich einfach macht, in seiner Gegenwart ungezwungen zu sein.

Wir arbeiteten eine ganze weile weiter, bis keine Äste mehr da waren und nur noch kleines Zeug rum lag. Jetzt sah alles noch schöner aus und ich lächelte zufrieden. Lord Rocan hatte die ganze Zeit kein Wort gesagt und auch ich hatte geschwiegen.

„Also, das sieht doch ganz gut aus. Entschuldigung,“ sagte er als wir nur da standen. „Schon gut, denn Rest kann man auch mit Magie machen,“ sagte ich leise. Jetzt lächelte er wieder. „Gut, ich zeige dir, wie das am schnellsten geht,“ sagte Lord Rocan und kam auf mich zu. Ich war total erstaunt und sah ihn an. Er stellte sich genau hinter mich und wenn ich gewollt hätte, hätte ich mich an ihn lehnen können. „Gib mir deine Hände,“ sagte er ruhig. Ich zögerte etwas, doch dann gab ich ihm meine Hände. Er streckte meine Arme aus und seine Hände verschränkten sich in meinen. „Mach die Augen zu und entspanne dich,“ sagte er jetzt leise. Ich machte was er sagte und entspannte mich. „Gut so, jetzt konzentriere dich auf deine Umgebung. Stelle sie dir in deinem Geist vor, du musst sie vor dir sehen,“ sagte Lord Rocan so leise, das ich ihn beinahe nicht verstanden hätte. Vor meinem inneren Auge versuchte ich mir die Lichtung vorzustellen und erst nach einer ganzen weile funktionierte es. „Halte das Bild fest, konzentriere dich auf deine Magie und lasse sie in einem kleinen Windstoß frei,“ hauchte er mir ins Ohr. Ich machte was er sagte und spürte sofort, wie das Gras unter meinen Füßen anfing zu zittern. „Gut so, jetzt etwas stärker,“ sagte Lord Rocan ruhig. Ich verstärkte meine Magie und konzentrierte mich darauf was ich machte. „Lass die Magie in kreisenden Bewegungen frei und lass sie einen Kreis um dich ziehen. Diesen Kreis weitest du dann immer weiter aus, bis sie die Grenzen der Lichtung erreicht,“ sagte Lord Rocan ruhig. Ich setzte seine Worte sofort in die Tat um und spürte wie sich die Umgebung um mich herum veränderte. „Das war es, du kannst aufhören,“ sagte Lord Rocan jetzt und ließ mich los. Ich machte die Augen auf und sah mich um. Es sah wunderschön  hier aus und ich lächelte jetzt richtig. „Das war wirklich gut fürs erste mal,“ sagte Lord Rocan. „Danke,“ sagte ich leise. „Schon gut,“ sagte Lord Rocan. Dann ging er zum Baumstamm und setzte sich. „Und was willst du jetzt daraus machen?“ fragte er. „Gar nichts, es soll so bleiben wie es ist. Ein Ort zum entspannen,“ antwortete ich und sah mich um. Dann spürte ich plötzlich etwas, das von Lord Rocan ausging. Sofort sah ich zu ihm und stellte fest das er mich beobachtete. „Was spürst du?“ fragte er. Jetzt runzelte ich etwas die Stirn und sah ihn an. „Ich weis nicht so genau wie ich es beschreiben soll,“ sagte ich. „Es ist Magie die du spürst. Jeder Magier wird von seiner Magie umgeben. Entweder man kann sie verstecken oder nicht. In deiner jetzigen Klasse kann das jeder, außer dir,“ sagte Lord Rocan. Jetzt verzog ich das Gesicht. „Schon gut, jeder Magier lernt das schon im Kindesalter, da es eine gute Möglichkeit ist, sich vor anderen Magiern zu tarnen. Du kannst nichts dafür, das du das noch nicht beherrscht,“ sagte Lord Rocan und plötzlich war dieses merkwürdige Gefühl wieder weg. Jetzt stand Lord Rocan auf und kam zu mir. „Es wäre besser, wenn du schnell lernst deine Magie zu verstecken, sonst könntest du irgendwann noch mal in Gefahr geraten. Am besten kümmern wir uns Morgen um das Problem, aber jetzt sollten wir erst mal nach Hause gehen, es wird langsam kalt,“ sagte Lord Rocan. „Gut,“ sagte ich leise und er lächelte. Wir drehten uns um und wollten gehen, als Lord Rocan erstarrte. Im nächsten Moment packte er mich und zog mich schnell in den Wald. Ich wollte etwas sagen, aber er hielt mir den Mund zu. Jetzt bekam ich doch etwas Panik und versucht mich aus dem Griff meines Meisters zu befreien. Er knurrte sauer und dann wurde mir plötzlich schwummrig im Kopf. Ich verlor meine ganze Kraft und auch vor meinen Augen fing es leicht an sich zu drehen. Meine Beine gaben nach, aber Lord Rocan hielt mich fest. Irgendwann keuchte er leicht und ließ mich sachte zu Boden gleiten. Ich lag auf dem Waldboden, er war halb über mir gebeugt und hielt mir dazu auch noch den Mund zu. Seinen Zeigefinger legte er jetzt über seinen Mund und nahm dann langsam seine Hand von meinem Mund. „Wa…“ sagte ich leise, doch bevor ich das Wort zuende sprechen konnte, hatte er mir schon wieder eine Hand auf den Mund gehalten. Dann sah er zur Seite genau auf die Lichtung. Ich folgte seinem Blick schwach und fünf Sekunden später tauchten dort plötzlich zwei Männer auf. Meine Augen wurden groß und mein Herzschlag beschleunigte sich. Sofort sah Lord Rocan wieder zu mir. Du musst ruhig sein. Sagte plötzlich seine Stimme ohne das er den Mund bewegte. Ich hörte sie klar und deutlich in meinem Kopf. Diese Männer sind gefährlich, ich musste dich teilweise betäuben, da sie sonst deine Magie gespürt hätten. Sei mir bitte nicht böse, aber es wäre nicht wirklich sehr gut, wenn sie uns entdecken. Du musst ruhig sein. Jetzt nickte ich und er nahm jetzt seine Hand weg. Ich versuchte mich aufzurichten, war aber zu schwach. Lord Rocan zog mich jetzt leise hoch und lehnte mich gegen einen Baum. Dann stand er leise auf und sah zur Lichtung. Ich machte jetzt langsam die Augen zu und konzentrierte mich etwas. Dann konnte ich hören was die zwei Männer sprachen. „Verdammt, wir sind nicht nah genug an der Stadt, außerdem ist der Platz ungünstig. Wenn wir von hier kommen, kann jeder Idiot unserer Spur folgen,“ sagte gerade einer der Männer. „Ja, du hast recht wir müssen uns einen anderen Platz suchen,“ sagte der andere. Ich sah das die Männer gerade wieder verschwinden wollten, als der eine Stockte. „Warte, irgendwas stimmt hier nicht,“ sagte ein der Männer. Jetzt versteifte sich Lord Rocan. „Hier ist alles wie es sein sollte,“ sagte der andere und wand sich ab. „Nein! Vor kurzem war hier jemand. Das sieht man an der Umgebung, außerdem spüre ich Magie,“ sagte der andere wieder. Jetzt sah sich auch der andere Mann um. „Du hast recht, jemand ist in der Nähe,“ sagte der Typ. Ich merkte das Lord Rocan beinahe geflucht hätte, aber er hielt sich zurück. „Die Magie ist schwach, aber da ist eindeutig etwas,“ sagte einer der Männer. Lord Rocan trat jetzt genau vor mich und unter seinen Füßen zerbrach ein Zweig. Wir zuckten zusammen und die Männer sahen sofort in unsere Richtung. Plötzlich waren sie verschwunden, aber keine Sekunde später, standen sie plötzlich vor uns. Die Männer sahen Lord Rocan an und lächelten. „Ah, wenn haben wir den da. Lord Rocan, der ehrenwerte Magiermeister,“ sagte einer spöttisch. „Süßes Mädchen habt ihr da bei euch, euer eigenes Spielzeug?“ fragte der andere. „Ich bin nicht so wie ihr, verschwindet aus dem Land. Ihr wurdet verbannt,“ sagte Lord Rocan wütend. „Werden sie jetzt nur nicht unhöfflich, das mögen wir überhaupt nicht. Außerdem sind sie in der Unterzahl. Zwei gegen einen,“ sagte der andere grinsend. „Mit zwei von euch nehme ich es locker auf. Sogar das Mädchen könnte euch Beide besiegen, wenn sie nicht halb bewusstlos wäre,“ sagte Lord Rocan und lächelte dabei. „Wie ich sehe habt ihr euren Humor noch nicht verloren,“ sagte einer der Typen. „Das meinte ich ernst,“ sagte Lord Rocan. „Na ja, wenn wir schon mal hier sind, können wir gleich mit ihnen abrechnen,“ sagte einer der Typen. Jetzt sah Lord Rocan leicht zu mir und er war wirklich wütend. Plötzlich griff einer der Männer Lord Rocan an, aber der hatte anscheinend damit gerechnet. Auch der andere Typ griff an und Lord Rocan wehrte sich mit Leichtigkeit. Am liebsten hätte ich auch was getan, aber ich war zu schwach. Ich machte jetzt die Augen zu und versuchte mich an einen Trick zu erinnern, um die Magie, die Lord Rocan über mich gelegt hat, abzuschütteln. Ich merkte das es mir gelang, aber ich hatte trotzdem nicht genug Kraft für Magie. „Na was haben wir den da für sein kleines Mädchen,“ sagte eine Stimme vor mir. Ich schlug sofort die Augen auf und sah einen der Männer vor mir. Er war in die Knie gegangen und musterte mich. Verdammt, ich hatte ihn nicht mal bemerkt und das obwohl ich so gut wie ein Rebell war. Wir konnte ich mich nur so dämlich anstellen. „Dafür das du auf eine der berühmtesten Magierschulen dieses Landes gehst, bist du aber eine erbärmliche Magierin. Du kannst ja nicht mal deine Magie tarnen,“ sagte der Typ. Ich knurrte sauer und sah ihn an. Dabei konzentrierte ich mich die ganze Zeit weiter und langsam verschwand die Müdigkeit. „Wirklich süß, da hat sich der Magiermeister ja eine richtig schöne Gespielin gesucht,“ sagte der Typ. „Ich bin nicht seine Gespielin,“ knurrte ich wütend. Jetzt lächelte der Typ. Er streckte eine Hand aus und strich mir übers Gesicht. „Ah, so etwas mag ich. Noch völlig unberührt,“ sagte er lachend. „Und das wird auch noch lange so bleiben,“ sagte ich sauer. „Mach dir da mal keine großen Hoffnungen Süße. Mein Freund beschäftigt Lord Rocan und du bist viel zu schwach für Magie,“ sagte er. „Stimmt, für Magie bin ich wirklich zu schwach, aber es gibt noch andere Mittel sich zu währen und das werdet ihr verdammten Magier wohl nie lernen,“ sagte ich und im nächsten Moment trat ich dem Typen zwischen die Beine. Er stöhnte auf und ich kam mit einem Ruck auf die Beine. Ich trat noch mal zu und der Typ viel nach hinten. „So geht das Süßer,“ sagte ich sauer und sah zu wie der Typ langsam wieder auf die Beine kam. Er zischte wütend und dann sah ich wie sich schwarzes Licht um ihn bildete. Das konnte nichts gutes sein. Ich schreckte zurück und war jetzt an den Baum gelehnt. „Das war wirklich nicht sehr schlau von dir Kleine,“ sagte der Mann und griff nach mir. Ich fand keine Fluchtmöglichkeit, aber die brauchte ich auch gar nicht. Ein merkwürdiges Gefühl breitete sich von meiner Brust aus und ein helles Licht umfing mich. Der Typ wollte nach mir greifen, aber da loderte das helle Licht auf und schleuderte den Typen zurück. Ich war total erstaunt und tastete nach meiner Brust. Dort spürte ich meine Kette, wie sie warm auf meiner Haut lag und leicht vibrierte. Ich zog die Kette raus und sah sie mir an. Sie leuchtete hell und von ihr kam das Licht. Was war das nur für eine Kette?

Diese Frage musste ich jetzt aber zurück stellen, denn der Typ war wieder auf die Beine gekommen und sah mich wutentbrannt an. Als er die Kette in meiner Hand entdeckte, verlor er etwas Farbe und sah mir dann sofort ins Gesicht. Dann verschwand das schwarze Licht und er griff mich mit normaler Magie an.

Das Licht der Kette hatte nicht nur den Angriff abgehalten, nein, sie hatte auch dafür gesorgt das ich wieder Kraft hatte. Nur hatte ich keine Ahnung was ich machen sollte. Ich hatte nur einfache Sachen gelernt, aber nicht wie man kämpfte. Das verschaffte den Typen einen gewaltigen Vorteil und er spielte regelrecht mit mir. Schon nach kurzer Zeit schien ihm das aber nicht mehr zu gefallen und mit einem starken Zauber schleuderte er mich gegen einen Baum, das es krachte. Mir wurde die Luft aus den Lungen gepresst und noch bevor ich wieder richtig Luft bekam, hatte der Typ mich schon am Hals gepackt und drückte leicht zu. Ich versuchte mich zu befreien, aber er war einfach zu stark. „Schöne Kette hast du da. Von wem hast du die den bekommen?“ fragte er. Ich sagte nichts, sondern versuchte nur zu atmen. „Jetzt sei mal nicht so zickig,“ sagte der Typ. Mit seiner freien Hand fuhr er jetzt an meinem Körper hoch und ich erstarrte. „Na, redest du mit mir?“ fragte er. Ich spuckte ihm ins Gesicht und seine Hand hörte jetzt auf mich zu befummeln. „Du verdammtes Miststück,“ fluchte er sauer und dann schlug er mir genau in den Magen. Ich keuchte vor schmerzen und der Typ lachte leicht. „Wer bist du überhaupt?“ fragte er und kam mit seinem Gesicht näher. Ich zitterte jetzt am ganzen Körper, aber nicht vor Angst, sondern aus Schmerzen. Der Typ hatte ziemlich fest zugeschlagen und mein Bauch fühlte sich überhaupt nicht gut an.

Als ich nicht antwortete, schlug er mich noch mal und jetzt wimmerte ich leicht. „Also noch mal, wer bist du?“ fragte er. „Frag doch einfach mich,“ sagte plötzlich jemand rechts von uns. Wir sahen beide zur Seite und dort stand Lord Rocan. Er sah völlig normal aus, nichts deutete darauf hin, das er gerade gekämpft hatte. „Sie ist meine Schülerin,“ sagte er. Der Typ wurde kreideweiß und dann riss ihn schon Lord Rocans Zauber von mir weg. Ich viel zu Boden und blieb dort keuchend liegen. Aus den Augenwinkeln sah ich noch, wie sich die zwei Typen aus den Staub machten. Dann war Lord Rocan bei mir. „Kari! Geht es dir gut?“ fragte er besorgt. „Es geht,“ sagte ich mühsam und kämpfte mich auf die Beine. Ich klappte sofort wieder zusammen und er fing mich auf.

Verdammt war das erniedrigend.

„Dir geht es nicht gut, du kannst ja nicht mal auf deinen eigenen Beinen stehen,“ sagte Lord Rocan. „Wissen sie warum sein erster Zauber nicht geklappt hat?“ fragte ich jetzt unnötiger weise. „Was? Wovon redest du?“ fragte Lord Rocan. „Da war dieses schwarze Licht um ihn und er wollte mich angreifen, aber es hat irgendwie nicht geklappt,“ nuschelte ich leise. „Er hat dich mit SCHWARZER MAGIE angegriffen?!“ sagte Lord Rocan erschrocken. „Keine Ahnung, kenn ich nicht,“ sagte ich müde. Ich sackte noch ein Stück weg und er packte mich jetzt fester. „Verflucht noch mal, du musst sofort in dein Bett und untersucht werden,“ sagte Lord Rocan. „Wenn ihr meint,“ sagte ich leise. Dann vielen mir die Augen zu und alles wurde schwarz.

 

Lord Rocan fluchte sauer und hielt Kari noch fester. Sie kippte einfach in Ohnmacht.

Jetzt hob er sie ganz in seine Arme und sah auf ihr bleiches Gesicht hinunter. Auf ihrem Hals waren einige Blutergüsse und sie atmete etwas Flach, sie musste sofort nach Hause. Lord Rocan schloss die Augen und beschwor seine Magie. Mit einem einfach Trick beförderte er sich genau in die Eingangshalle seines Hauses, wo Katana stand. Als der seinen Meister erblickte, wurde er kreideweiß. „Was ist passiert?“ fragte er und sah auf das bewusstlose Mädchen. „Schwarze Magier. Hol einen Arzt, sofort!“ sagte Lord Rocan und ging die Treppe hoch. Katana rannte aus dem Haus und verschwand in der Stadt. Inzwischen war Lord Rocan in Karis Zimmer und legte sie auf ihr Bett. Er sah sie von oben bis unten an und drückte dann leicht auf ihren Bauch. Sofort fing Kari an vor Schmerzen zu stöhnen und rollte sich zusammen. Sie umklammerte ihren Bauch und wimmerte leicht. Wütend stand Lord Rocan auf und ging aus dem Zimmer. Als er zur Eingangshalle hinunterblickte, erschien in dem Moment Katana mit einem anderen Magier. Einem Arzt.

Katana führte den Arzt sofort in Karis Zimmer und der Arzt verneigte sich schnell vor Lord Rocan. Als er das Mädchen sah, sah er leicht besorgt aus. „Was ist mit ihr passiert?“ fragte er nur. „Sie hat wahrscheinlich schwarze Magie abbekommen und sie hat sich im Bauch verletzte. Der Arzt schob sofort Karis Hemd hoch und sah sich ihren Bauch dann. Dann hielt er seine Hände darüber und machte die Augen zu. Um seine Hände bildete sich ein grünes Licht und Kari verzog das Gesicht. „Einige innere Verletzungen, aber die schwarze Magie ist sehr gering. Das Mädchen wurde höchstens gestreift, nichts ernstes. Nur die inneren Verletzungen machen mir etwas sorgen,“ sagte der Arzt. „Das ist doch unmöglich! Sie wurde von einem schwarzen Magier angegriffen und hat überhaupt nichts davon abbekommen?“ fragte Lord Rocan. „Nein, überhaupt nichts,“ sagte der Arzt und knöpfte Karis Hemd ganz auf. Als er fertig war, wäre er beinahe nach hinten gefallen, so schnell zuckte er zurück. „Was?“ fragte Lord Rocan sofort besorgt. „Jetzt verstehe ich warum sie nichts von der schwarzen Magie abbekommen hat, seht euch das an,“ sagte der Arzt und trat etwas zurück. Lord Rocan trat an Karis Bett und sah auf ihren schmalen Körper. Um ihren Hals lag eine Kette und als er diese entdeckte, zuckte auch er zurück. „Mein Gott, wo hat sie die her?“ fragte er erstaunt. Er griff nach der Kette, verbrannte sich aber sofort die Finger und zog die Hand zurück. „Na ja, ist ja jetzt auch egal, wir sollten lieber froh sein das sie die Kette hat, sonst wäre sie jetzt Tod,“ sagte Lord Rocan.

Dann kümmerte sich der Arzt um Kari und erst nach fast einer Stunde ging er.

„Was meint ihr woher sie diese Kette hat?“ fragte Katana als der Arzt weg war. „Ich weis es nicht. Geh zu den Rebellen und frage dort nach. Ich will wissen woher sie die hat. Sie muss einen Magier aus Algaria kennen. Einen mächtigen Magier!“ sagte Lord Rocan und sah auf das schlafende Mädchen.

Katana machte sich sofort auf den Weg und kam erst nach einer Stunde wieder. Inzwischen war Lord Rocan in seinem Büro und sah nach draußen. „Und was haben sie gesagt?“ fragte er. „Gar nichts. Angeblich wissen sie es nicht, aber ich glaube ihnen nicht. Keno würde wahrscheinlich etwas sagen, wenn er alleine mit uns reden könnte, aber die anderen sagen überhaupt nichts,“ antwortete Katana. „Du hast recht. Keno macht sich sorgen um Kari. Er ist der einzige, der sich wirklich um sie sorgt,“ sagte Lord Rocan und sah aus dem Fenster.

 

Als ich die Augen aufschlug, lag ich in meinem Bett und alles war schön warm. Als ich auf eine Uhr sah, bekam ich einen ziemlichen schreck. Ich hätte vor einer Stunde in der Schule sein müssen! Ich sprang auf und zog mir den Pulli den ich zum Schlafen an hatte über den Kopf. Als ich meine Kette sah stockte ich.

Genau in dem Moment erinnerte ich mich an alles. Ich zog zischend die Luft zwischen die Zähne und bemerkte dann erst, das es mir blendend ging. Wie war das möglich? Außerdem, wie war ich in meine Schlafsachen gekommen?

Ich beruhigte mich jetzt erst mal und ging duschen, danach zog ich mich langsam an und verließ mein Zimmer. Alles wirkte wie ausgestorben, aber als ich in Lord Rocans kleine Bibliothek kam, stockte ich. Dort war Lord Rocan, Katana, Lord Savarik und noch einige andere Männer. Sie unterhielten sich angestrengt, aber als der erste mich erblickte, verstummte er. Jetzt bemerkte mich auch die anderen Magier. Lord Rocan stand sofort auf und kam mit Katana zu mir. „Wie geht es dir Kari?“ fragte Lord Rocan sofort. „Danke, ich fühle mich wirklich gut,“ sagte ich. „Das freut mich, du hast dich im Wald wirklich gut geschlagen,“ sagte er. Jetzt lief ich rot an, lächelte aber. „Katana bringt dir jetzt erst mal was zu Essen, du musst wieder etwas Kraft bekommen, damit wir anfangen können zu üben, wir wollen doch das du die Prüfung bestehst,“ sagte Lord Rocan. Ich nickte und Katana ging mit mir weg.

„Worüber geht es da in der Bibliothek?“ fragte ich. „Über die schwarzen Magier die euch angegriffen haben,“ sagte Katana als er mir etwas zu Essen vor die Nase stellte. Ich fing an zu essen und sah dabei Katana an. „Was soll ich jetzt eigentlich machen?“ fragte ich leicht abwesend. „Wenn sie fertig sind, gehen wir in die Bibliothek und dort werde ich ihnen einige Bücher zeigen, die sie lesen sollen. Das wird ihnen bei der Prüfung in Geschichte sehr helfen,“ sagte Katana. „Hat Lord Rocan nichts dagegen wenn ich in der Bibliothek bin, während er dort mit diesen Magiern redet?“ fragte ich. „Nein. Lord Rocan vertraut euch und er will das die Leute endlich begreifen das du seine Schülerin bist und auch den nötigen Respekt verdienst,“ sagte Katana. Er vertraute mir? Das gab mir nun wirklich zu denken und den Rest des Essens schwieg ich.

Als ich endlich fertig war, ging Katana mit mir in die Bibliothek. Wieder verstummten die Männer und sahen mich an. Ich verneigte mich vor Lord Rocan und zwar nur vor ihm und ging dann weiter. Einige der Magier regten sich darüber auf und meinten das ich keine Manieren hätte, aber das dachten sie sich nur. „Wollen sie damit etwa sagen das ich meine Schülerin nicht erziehen kann?“ fragte Lord Rocan plötzlich. Natürlich er hatte es auch gehört, aber ich wunderte mich das er etwas dagegen sagte. Wenn man es recht bedachte, hätte es mich gar nicht wundern dürfen. Als wir in meinem Klassenzimmer waren, hatte er schließlich auch Partei für mich ergriffen, auch wenn er nichts gesagt hatte. „Wollen sie wirklich behaupten ich könnte meiner Schülerin keine Manieren beibringen?“ fragte Lord Rocan wieder. „Nein, es tut mir leid, so war das wirklich nicht gemeint,“ sagte einer der Männer und war kreideweiß. „Das will ich auch hoffen,“ sagte Lord Rocan. Dann sah er zu mir und lächelte. „Katana wird dir einige Bücher zeigen, du wirst sie für die Prüfung brauchen. Ich bin sehr zuversichtlich das du schnell damit fertig wirst und dann können wir uns der Magie zuwenden,“ sagte Lord Rocan. Ich nickte und sah wie Lord Savarik die Stirn in Falten legte. „Prüfung? Im ersten Jahr stehen doch keine besonderen Prüfungen an,“ sagte er dann. „Kari wird in einem Monat eine Prüfung ablegen und wenn sie diese besteht, dann überspringt sie eine Klasse. Die Schüler in ihrer Klasse halten sie auf und ihre Fähigkeiten sind weit über dem ihrer Kameraden,“ sagte Lord Rocan mit einem lächeln. Ich sah wie Savarik erst weiß und dann rot anlief. Ja, sein Neffe war schließlich auch damit gemeint und ich war mir sicher das Lord Rocan genau Taki gemeint hatte. „Geh jetzt Kari,“ sagte Lord Rocan. „Ja Sir,“ sagte ich schnell und Katana führte mich etwas tiefer in die Bibliothek. „Er ist sehr stolz auf dich,“ sagte Katana leise. Mein lächeln wurde breiter und ich war gewillt noch härter zu Arbeiten um die Prüfung zu bestehen. „Weist du, das du erst der dritte Schüler bist, der diese Prüfung in der Seiran wagt,“ sagte Katana. „Wirklich?“ fragte ich erstaunt. „Ja, diese Prüfungen sind auf normalen Schulen schon schwer, aber auf der Seiran sind sie noch schwerer, außerdem werden nur Schüler zugelassen, von denen die Lehrer überzeugt sind das sie es schaffen,“ sagte Katana. „Wow, was ist mit den anderen zwei passiert? Haben sie bestanden?“ fragte ich. „Ja, es waren Lord Savarik und Lord Rocan. Sie machten die Prüfung im gleichen Jahr, aber Lord Rocan war um vieles besser als sein damaliger bester Freund,“ erzählte Katana. „Irgendwie fühl ich mich nicht gut dabei, der Grund für ihre Streitigkeiten zu sein,“ sagte ich leise. „Macht euch da mal keine Sorgen. Schon seit sie die Schule verlassen und Lord Rocan zum Magiermeister gemacht wurden, streiten sie öfters. Lord Savarik hat einfach andere ansichten. Er ist ein erklärter Feind der normalen Menschen, das wissen alle hier, aber jeder weis auch, das Lord Rocan versucht die Wogen zwischen den Magiern und den normalen Menschen zu glätten. Seine erste Handlung als Magiermeister war es, ein Gesetz zum Schutz der normalen Menschen heraus zu bringen,“ sagte Katana. „Das hat er gemacht?!“ sagte ich erstaunt. „Ja, er hat noch vieles anderes gemacht, aber das sollte jetzt wirklich nicht deine Sorge sein. Du solltest jetzt lernen,“ sagte Katana und blieb stehen. Er zog ein Buch aus dem Regal und drückte es mir in die Hand. Ich atmete auf und sah es mir an.

Wir gingen noch eine weile durch die Bibliothek und auf meinem Arm türmten sich immer mehr Bücher. „Meinst du nicht das es irgendwann mal reicht? So viel steht in meinen Schulbüchern für dieses Jahr auch nicht drinnen,“ sagte ich. „Du musst nicht nur den Stoff lernen den du dieses Jahr hast, sondern auch das, was das nächste Jahr schon gemacht hat,“ sagte Katana. „Na prima, das wird ja immer mehr,“ sagte ich. „Du wirst es schon schaffen,“ sagte Katana zuversichtlich. „Du hast gut reden, du musst diese Prüfung ja nicht machen,“ sagte ich. Jetzt lachte er und führte mich zu einem Tisch mit zwei Sesseln. „So da wären wir, hier kannst du lernen,“ sagte er dann. „Na endlich,“ sagte ich erleichtert und stellte die Bücher ab. „Es hat keiner gesagt das du die Bücher tragen musst. Du solltest bald diese Gewohnheiten ablegen und anfangen zu denken wie ein Magier, aber bitte nicht genauso. Bewahre dir das, was menschlich an dir ist,“ sagte Katana. Ich lächelte ihn an und er erwiderte es. „Also, dann fang ich mal an,“ sagte ich und ließ mich in einen Sessel sinken.

Nach über einer Stunde gingen die Magier und Lord Rocan kam zu mir. Er sah nur kurz nach mir und ging dann auch. Ich war wieder alleine und lernte weiter.

So ging das den ganzen Tag weiter und erst am Abend kam ich aus der Bibliothek raus und selbst beim Essen las ich auch. Lord Rocan sah mir dabei zu und lächelte zufrieden. „Du nimmst das wirklich sehr ernst, das freut mich,“ sagte er. Jetzt sah ich zu ihm hoch. „Danke, es ist mir auch wichtig. Ich will diese Prüfung unbedingt bestehen,“ sagte ich. Lord Rocan lächelte noch mehr und ich vertiefte mich wieder in das Buch.

So ging das die nächsten Tage weiter, nur das ich ab und zu in die Schule musste um dort unterrichtet zu werden. Jedes Mal wenn ich einen aus meiner Klasse dabei sah, lächelte ich zufrieden. Taki kochte vor Wut und ich konnte mir denken warum. Lord Savarik hatte ihm wahrscheinlich erzählt was los war und das schien ihm nicht zu gefallen. Sein hasserfüllter Blick spießte mich regelrecht auf, aber ich lächelte nur und machte meine Arbeit weiter.

Als die halbe Zeit zu den Prüfungen um war, war ich endlich mit dem theoretischen Stoff durch, jetzt kam nur noch Magie und jetzt würde sich auch wieder Lord Rocan mit mir beschäftigen. In den letzten zwei Wochen hatten wir nicht mehr zusammen geübt. Er hatte mir nur manchmal einige Sachen erklärt.

Als ich an dem Tag nach Hause kam, war Lord Rocan nicht alleine. Wieder waren Magier bei ihm, aber ich erkannte sofort das sie mächtiger waren als die vom letzten Mal. Lord Savarik war auch wieder dabei. Als ich sie sah und sie mich, grüßte ich höfflich. Sie saßen wieder in der Bibliothek und ich wollte eigentlich wieder verschwinden, aber Lord Rocan hielt mich zurück. „Kari komm zu mir. Es dauert nicht mehr lange und dann können wir gleich mit dem Training anfangen,“ sagte er und deutete auf einen Sessel. Das war wirklich erstaunlich. Er wollte das ich bei dieser Besprechung dabei war, obwohl die anderen Magier das wohl nicht so sahen. Trotz meinem erstaunen ging ich zu dem Sessel und setzte mich. So saß ich genau rechts neben Lord Rocan. „Gut, also wo waren wir stehen geblieben?“ fragte Lord Rocan. „Sir, es wäre wirklich besser den Besuch aus Algaria zu verschieben,“ sagte ein Magier. „Das Stimmt Lord Rocan. Wir können nicht riskieren das die schwarzen Magier die Beziehung zwischen den Ländern kaputt machen, was zweifellos ihr Ziel ist,“ sagte Savarik. „Da hast du wahrscheinlich recht, aber es kommt einer größeren Kränkung da, wenn wir den Besuch ablehnen,“ sagte Lord Rocan mit einer Art die ich noch nie an ihm gesehen hatte. Ich sah ihn erstaunt an, versuchte dabei aber alle Gefühle zu verbergen. „Sie werden es schon verstehen, schließlich geht es um ihre Sicherheit. Sie wollen bestimmt auch nicht während ihres Aufenthaltes hier ständig um ihr Leben kämpfen wollen,“ sagte ein anderer Magier. „Da könntest du recht haben, aber diesmal ist der Botschafter wieder Lord Kirano. Im wird es total egal sein ob hier eine ganze Armee von schwarzen Magier ist oder nicht. In Algaria habe ich erst mit ihm geredet und er wird sich wirklich durch nichts aufhalten lassen,“ sagte Lord Rocan ruhig. Er war anscheinend der einzige in der Runde, der noch seine Ruhe bewaren konnte. Ich fand das lustig, verkniff mir aber alles, was ich jetzt am liebsten getan hätte.

Irgendwas schien Lord Rocan bemerkt zu haben, denn er sah zu mir und lächelte leicht. Ich erwiderte das Lächeln und er wand sich wieder seinen Gästen zu. „Wir müssen Lord Kirano überzeugen das er erst etwas später kommt, bis wir hier alles erledigt haben,“ sagte ein anderer Magier. „Dafür dürfte es jetzt schon zu spät sein,“ sagte Lord Savarik. Er war plötzlich wütend und das sahen alle hier im Raum. „Ist etwas Savarik?“ fragte Lord Rocan. „Nein Sir, aber wenn sie mich jetzt entschuldigen, ich habe heute noch viel zu tun,“ sagte Lord Savarik knirschend. Dann sprang er halb auf die Füße und stürmte aus dem Raum. Erstaunt sah ich ihm hinterher und zuckte dann nur leicht mit den Schultern. „Savarik hat recht. Bis unsere Botschaft Algaria erreicht, werden sie schon unterwegs sein. Es ist zu spät sie aufzuhalten,“ sagte Lord Rocan. „Da haben sie recht,“ sagte ein anderer Magier. „Es wäre das beste, wenn jeder jetzt seiner Arbeit nachgeht und dabei die Ohre und Augen offen hält, es wäre wirklich nicht sehr schön plötzlich von den schwarzen Magier überrascht zu werden,“ sagte Lord Rocan. Selbst ich wusste, dass dieses Gespräch jetzt vorbei war.

Lord Rocan stand mit einem Ruck auf. „Mein Diener wird sie nach draußen bringen. Sie entschuldigen mich doch sicher. Ich habe jetzt viel zu tun. Kari, kommst du,“ sagte Lord Rocan. Sofort stand ich auch auf und ging zu ihm. Die anderen Magier sprangen jetzt auf die Beine und verneigten sich schnell. Inzwischen hatte Lord Rocan schon eine Hand auf meine Schulter gelegt und führte mich nach draußen. Ich sah noch kurz zurück und ging dann neben Lord Rocan her. Erst in seinem Büro hielt er an. „Heute Abend werden wir zu den Rebellen gehen, ich muss mit ihnen reden,“ sagte Lord Rocan. Jetzt schlug mein Herz schnell und die Freude musste man mir wahrscheinlich im Gesicht sehen, denn Lord Rocan fing an zu lächeln. „Ich habe dir doch versprochen das du sie wieder siehst,“ sagte er dann. „Danke,“ sagte ich. „Aber jetzt sollten wir uns mit der Prüfung beschäftigen.

Bis zum Abend trainierten wir und es machte mir wirklich spaß obwohl Lord Rocan ein harter, aber gerechter Trainer war. Als wir dann in den Keller gingen, waren wir nur zu zweit. Katana war nicht da.

Lord Rocan zog sich den Umhang über und machte dann die verborgene Tür auf. Schweigend gingen wir eine weile neben einander her, bis das Ende des Tunnels in sicht kam. Jetzt blieb Lord Rocan stehen und sah mich an. „Hör mir zu. Du kannst Gedankenlesen und es wir heute Abend wahrscheinlich in paar unschöne Gedanken geben. Ich möchte nicht das du darauf achtest. Lass die Leute denken was sie wollen, egal was sie dabei über dich oder über die Magie denken,“ sagte Lord Rocan. Ich hatte verstand. „Ja,“ sagte ich leise.

Nachdem das geklärt war, gingen wir weiter und Lord Rocan klopfte wieder an der Tür. Ein Mann schob ein kleines Fenster auf und sah durch. Als er uns sah, grunzte er kurz und dann ging die Tür auf und wir konnten rein. Diesmal konnten wir ohne das ganze tam tam gehen, nur die Begleitung blieb.

Nachdem wir die halbe Strecke hinter uns gebracht hatten, tauchte ein bekanntes Gesicht vor uns auf. „Josh,“ rief ich glücklich. Er kam aus einem anderen Gang und wäre beinahe mit uns zusammen gestoßen. Als er mich erkannte, fing er an zu grinsen. „Kari,“ sagte er und schloss mich sofort in die Arme. „Was machst du hier?“ fragte er, nachdem er mich wieder los gelassen hatte. „So genau weis ich das auch nicht,“ gab ich zu. „Kari komm jetzt. Wir haben nicht viel Zeit. Du solltest früh ins Bett. Das Training wird Morgen noch härter und du solltest ausgeruht sein. Es sind nur noch zwei Wochen,“ sagte Lord Rocan jetzt. „Stimmt, außerdem habt ihr bestimmt einiges zu tun,“ sagte ich. Er nickte und jetzt mischte sich Josh ein. „Die Anführer sind nur teilweise in der Halle. Du holst den Rest und ich bringe sie zu der Halle,“ sagte Josh zu dem Rebell. Der Typ sagte nichts, sondern ging einfach, jetzt führte uns Josh weiter. „Wow, was ist den hier passiert? Seit wann kannst du Befehle geben?“ fragte ich erstaunt. „Seit ich zum Stellvertreter meines Vaters wurde. Seit du weg bist, habe ich hart an mir gearbeitet,“ sagte Josh stolz. „Gratuliere,“ sagte ich begeistert. „Wenn du mit deiner Ausbildung dort drüben fertig bist und wieder her kommst, dann bin ich dein Chef,“ sagte Josh grinsend. „Das hättest du wohl gerne so,“ sagte ich und knuffte ihn. Jetzt verschwand sein grinsen etwas. „Wenn du wieder hier bist, kannst du hier unten wohnen, ich kann uns eine eigene Unterkunft besorgen und du musst nicht mehr auf der Straße leben. Ich werde dich beschützen,“ sagte Josh sanft. Ich wollte eine bissige Antwort geben, als Lord Rocan leicht kicherte. Sofort sah Josh zu ihm. Wenn blicke töten könnten, würde Lord Rocan jetzt einen sehr grausamen Tod sterben. Joshs Augen blitzten vor Wut und ich sah das er mit den Fäusten auf Lord Rocan los gehen würde, wenn der weiter lachte. „Was ist so witzig?“ fauchte er wütend. „Ich bezweifle das Kari Schutz von dir braucht. Selbst mit ihren Fähigkeiten jetzt könnte sie jeden hier unten sich vom Leib halten,“ sagte Lord Rocan. Jetzt sah ich ihn etwas missbilligend an. Josh ging wütend voraus und wir folgten ihm. Na prima, mein Lehrer und mein bester Freund hassten sich. Sauer ging ich hinter den beiden her. Lord Rocan strahlte seine ganze Macht aus und Josh versuchte dagegen anzukommen und dabei wurde er immer wütender. Beinahe konnte ich sehen wie Lord Rocan unter seinem Tuch lächelte. Herr Gott, die beiden benahmen sie wie kleine Kinder, was war nur mit ihnen los? Als wir die Halle endlich erreichten, gab Lord Rocan das lächerliche spiel auf und wurde wieder ernst.

Wenigstens etwas.

In der Halle standen Joshs Vater Keno und Takuto. Als die Beiden mich sahen, wurde einer ernst und der andere lächelte mich freundlich an. Keno kam auf mich zu und schloss mich in die Arme. „Kari, es ist schön dich wieder zu sehen. Ich hoffe das es diesmal nicht schon wieder so eine schlimme Nachricht ist wie letztes mal,“ sagte er. „Nein, diesmal geht es um was anderes, aber ich möchte gerne noch warten bis die anderen da sind,“ sagte Lord Rocan. Keno sah zu ihm und nickte.

Josh unterhielt sich kurz mit seinem Vater und zog mich dann etwas weg. „Komm, ich möchte alles wissen,“ sagte er. In einer Ecke setzten wir uns in zwei bequeme Sessel, die im ganzen Raum an den Wänden standen, und sahen uns erst eine weile an. „Wie geht es dir da drüben?“ fragte Josh. „Ziemlich gut. Jeden Tag so viel zu Essen wie ich will, ein warmes Zimmer und im Prinzip so viel Platz wie ich will. Ich komm nicht oft aus dem Haus, weil ich so viel lernen muss, aber es gefällt mir irgendwie und dann gibt es da noch Taki,“ sagte ich. Jetzt verzog Josh das Gesicht. In seinen Gedanken erkannte ich, das er glaubte das ich in Taki verknallt war. Das ließ mich kichern. „Oh Josh, glaub jetzt ja nicht das ich Taki mag. Er ist ein totales Arschloch. Er geht oder besser ging mit mir in die gleiche Klasse. Er nervt mich ständig, es macht spaß ihm unter die Nase zu reiben das ich besser bin als er,“ sagte ich grinsend. Josh erkannte das ich es ernst meinte und atmete erleichtert auf. „Und wie behandelt er dich?“ fragte Josh und nickte zu Lord Rocan rüber. „Sehr gut. Er hilft mir wo er kann und er sorgt dafür das mich die anderen wenigstens etwas in ruhe lassen. Er ist ein guter Lehrer,“ sagte ich. „Ich traue ihm nicht,“ sagte Josh sauer. In seinem Kopf formten sich Bilder die mich erst rot und dann wütend werden ließen. Wie konnte er nur so etwas von mir glauben. „Josh, lass uns über etwas anderes reden,“ sagte ich jetzt um seine Gedanken auf eine andere Bann zu lenken. „Ja, wie wäre es mit deiner Zukunft bei den Rebellen?“ fragte er und sofort formten sich neue Bilder. Ich sah in seinen Gedanken wie er mich in einer unbekannten Wohnung, wahrscheinlich seine Traumunterkunft, küsste und mich plötzlich auf ein Bett drückte. Ich konnte sehen wie er mich regelrecht auszog und ich fing leicht an zu zittern. Ich versuchte meine Gedanken los zu reisen, aber irgendwie ging das nicht. „Josh, hör auf damit,“ flüsterte ich leise, den plötzlich hatte ich keine Kraft mehr um laut zu reden. „Kari? Ist alles in Ordnung?“ fragte er und sofort verschwand das Bild ins seinem Kopf und ich war froh darüber, den gerade war er dabei mit mir zu schlafen. „Ja, alles bestens,“ sagte ich leise. Plötzlich packte mich eine Hand und zog mich aus dem Sessel. Ich taumelte und wäre beinahe hingefallen, hätte mich die Hand nicht noch fester gepackt. Erst jetzt erkannte ich Lord Rocan. Josh sprang halb auf und wollte sich zwischen uns stellen, aber Lord Rocan zog mich schon weg. Ich war zu schwach um mich zu wehren. „Lassen sie Kari los!“ zischte Josh sauer. „Halt den Mund! Verdammtes Kind, behalte deine Gedanken lieber für dich,“ zischte Lord Rocan wütend. Verflucht noch mal, er hatte auch gesehen was Josh gedacht hatte.

Josh wurde erst kreideweiß, dann knallrot, aber seine Gedanken waren ein einziges Chaos. Ich entkam ihnen einfach nicht und mir wurde schlecht. Ich keuchte leicht und Lord Rocan zog mich weit weg von Josh. Der wollte uns nach kommen, aber Lord Rocan verhinderte das. „Bleib gefälligst weg von ihr, du machst alles noch schlimmer. Verschwinde,“ schrie er ihn an. Josh blieb erschrocken stehen und sah erst mich dann Lord Rocan an. Dann ging er zu einer Wand und lehnte sich dort an. Dabei ließ er uns aber nicht aus den Augen.

Ich fing jetzt an leicht zu schwanken und Lord Rocan setzte mich in einen Sessel. „Was ist los?“ fragte Keno und kam zu uns, blieb aber in einiger Entfernung stehen. „Sorgen sie dafür das der Junge hier verschwindet und zwar schnellstens!“ sagte Lord Rocan ohne von mir weg zu sehen. „Josh, geh nach Hause,“ sagte Keno und sein Ton duldete keinen Wiederspruch. Nur wiederwillig ging Josh aus der Halle. Sofort wurden seine Gedanken etwas schwacher, aber immer noch sah ich jedes einzelne seiner Gedanken vor mir. Er kochte vor Wut auf Lord Rocan und er war ehrlich besorgt um mich. Dann waren da schon wieder diese verdammten Bettgedanken. Konnte er eigentlich an nichts anderes denken? Er fragte sich ob Lord Rocan wirklich wusste an was er gedacht hatte und ging das alles noch mal ganz genau durch. Ich kniff jetzt die Augen zu und versuchte die Gedanken zu verbannen. „Kari!“ sagte ein Stimme, aber ich hatte keine Ahnung woher sie kam. „KARI! Mach die Augen auf,“ befahl die Stimme wieder und jetzt erkannte ich Lord Rocan. Langsam machte ich die Augen auf und sah ihn an. Ich konnte ihn nicht richtig erkennen, da ich vor meinen Augen sah, was Josh dachte. „Herr Gott, dieser verdammte Junge. Kann er eigentlich an nichts anderes Denken?“ fragte Lord Rocan leise. „Was ist los?“ fragte Keno jetzt noch mal. „Es ist schwer zu erklären und ich muss mich erst um Kari kümmern, bevor sie noch tiefer abgleitet,“ sagte Lord Rocan. Keno nickte leicht und sah uns dann gespannt an. Lord Rocan ging jetzt leicht in die Knie und sah mir genau in die Augen. „Du wolltest ja nicht auf mich hören, schau dir nicht ständig die Gedanken an, vor allem nicht die Gedanken, von Leuten, denen du vertrauen solltest,“ sagte er sanft und ruhig. „Ich wollte nur wissen wann er wieder einmal auf dumme Gedanken kommt. Das kommt er in letzter Zeit nämlich öfters,“ sagte ich leise. Die anderen um uns herum bekamen nicht ein Wort des Gesprächs mit. „Seine Gedanken halten dich gefangen und das raubt dir die ganze Kraft, dagegen müssen wir unbedingt etwas machen,“ sagte Lord Rocan. Ich sah ihn nur an und jetzt legte er die Hände an meinen Kopf. Er sah mir genau in die Augen und schien sich zu konzentrieren. Irgendwas passierte, aber ich konnte nicht sagen was und plötzlich waren da noch ein paar Gedanken. Es war eher ein Bild. Ich sah mich von vorne und zwei Hände an meinem Kopf. Ich brauchte etwas bis ich kapierte, aber dann wurde mir klar, das ich Lord Rocans Gedanken sah. Ruhig Kari, nur so kann ich dich da raus holen. Entspann dich und lass mich nur machen. Sagte Lord Rocan im Gedanken. Sofort wurde ich ruhiger und er lächelte leicht. Solange wir hier sind, werden Joshs Gedanken versuchen wieder besitz von dir zu ergreifen. Um das zu verhindern musst du jetzt die ganze Zeit bei mir bleiben. Denn ich brauche Körperkontakt zu dir um meinen Schutz aufrecht zu halten. „Mhm,“ brachte ich als Zustimmung nur raus.

 

Lord Rocan sah Kari genau an. Ihr fielen die Augen zu und sie sackte leicht zusammen. Er nahm die Hände von ihrem Kopf, achtete aber darauf, das er sie immer irgendwie berührte. Vorsichtig schob er seine Hände unter sie und hob sie sanft hoch. Sie lehnte sich mit dem Kopf an seine Brust und er trug sie zu der einzigen Couch. Dort legte er sie hin und setzte sich neben sie. Er zog ihren Kopf auf seinen Schoss und legte eine Hand auf ihre Stirn.

Die Rebellen waren ihm gefolgt und setzten sich ein Sessel um ihn herum. „Was ist da passiert?“ fragte Takuto jetzt. „Herzlichen Glückwunsch, dein Sohn ist ihr Seelenverwandter,“ sagte Lord Rocan zu Keno. „Was?“ fragte der erstaunt. „Jeder Mensch hat einen Seelenverwandten, die meisten Menschen wissen nichts von ihrem Seelenverwandten, sie fühlen sich nur zu einem Menschen hingezogen. Sie können nicht ohne ihn und Josh ist das für Kari. Josh übertreibt es nur etwas mit seinen Gefühlen. Sie wollen nicht wirklich wissen was er die ganze Zeit denkt, wenn er Kari sieht, aber das ist jetzt unwichtig. Wichtig ist, das ein Seelenverwandter bei Magiern etwas andere Ursachen auf seinen Partner hat. Es passiert solange nichts, bis ein Magier seinem Seelenverwandten in die Gedanken schaut und genau das hat Kari getan. Sie wusste natürlich nicht das Josh ihr Seelenverwandter ist und wollte nur aufpassen, aber da ist es passiert. Wenn ein Magier seinem Seelenverwandten in die Gedanken schaut, lassen diese Gedanken den Magier nicht mehr los und der Magier wird stark geschwächt, je länger er in den Gedanken des Seelenverwandten bleibt. Nur ein anderer Magier kann ihn da raus holen, denn alleine schafft er es nicht. Erst recht nicht, wenn der Magier so unerfahren ist wie Kari. Nur beim ersten mal ist diese Verbindung so stark, danach ist sie leicht genug um mit etwas Kraft gebrochen zu werden,“ sagte Lord Rocan. „Das würde wenigstens Joshs starke Gefühle erklären, aber warum liegt Kari ihm dann nicht in den Armen. Ich bin mir völlig sicher, das sie ihn nicht liebt,“ sagte Keno. „Das ist sehr gut möglich. Meistens hegen Seelenverwandte für einander starke Gefühle, aber das ist nicht immer so. Bei Josh sind die Gefühle sogar sehr stark, aber Kari sieht ihn nicht als so etwas. Sie hat mir erzählt das Josh ihr mal das Leben gerettet hat, das hat wahrscheinlich dazu geführt das sie Seelenverwandte wurden. Bei Josh löste es diese Gefühle aus, bei Kari nicht. Das heißt wahrscheinlich das sie noch einen zweiten Seelenverwandten hat. Es kommt nur sehr selten vor das ein Mensch und das sind dann nur Magier, zwei Seelenverwandte haben. Der Geist von Magiern ist einfach stärker und bei besonders starken Magier kann es schon mal passieren das er zwei Seelenverwandte hat. Es kommt oft vor das ein Mensch nie seinen Seelenverwandten findet und ich glaube das Kari nie ihren zweiten finden wird. Es ist schon ein wunder das sie Josh hat,“ sagte Lord Rocan. „Ich glaube das wird Kari nicht wirklich gefallen,“ sagte Keno. „Das glaube ich auch. Nachdem das geklärt ist, könnten sie uns ja mal sagen, warum sie heute her gekommen sind,“ sagte Takuto schroff. „Es gibt da ein Problem, bei dem ich die Rebellen um Hilfe bitten will,“ sagte Lord Rocan. „Das ja mal was ganz neues,“ sagte Takuto spöttisch. Lord Rocan sah ihn sauer an, hielt sich aber zurück. Er mochte diesen Mann nicht, aber leider brauchte er ihre Hilfe. Die Rebellen waren gute Menschen, nur dieser Takuto hatte wie fast jeder hier diese Vorurteile. „Also, worum geht es?“ fragte Keno jetzt. Lord Rocan sah zu dem Mann und nickte leicht. „Vor zwei Wochen war ich mit Kari in einem kleinen Wald, nah an der Stadt. Wir haben uns unterhalten und wollten wieder gehen, als zwei Typen aufgetaucht sind. Es waren schwarze Magier. Nachdem sie uns entdeckten, griffen sie uns an und verletzten Kari schwer, aber ich konnte sie noch rechtzeitig zu einem Arzt bringen. Ich will euch bitten, mir bei der Suche nach diesen schwarzen Magiern zu helfen. Ich weis nicht genau was sie vor haben und ich bin mir sicher das sie nicht alleine sind und das sie versuchen werden in die Stadt zu kommen. Sie können sich nicht einfach in die Stadt zaubern, das verhindert die Mauer, aber sie könnten sich in die Stadt schleichen. Da kommt ihr ins Spiel. Um durch das Tor zu kommen, müssen sie erst durch diesen Stadtteil und ich weis genau das ihr hier alles und jeden im Blick habt. Außerdem werden sie einen Unterschlupf brauchen, ich bin mir ziemlich sicher, das sie zu diesem Zwecke zu euch kommen werden. Ich bitte euch um Hilfe, weil diese Magier Verbrecher sind und nicht nur die Regierung ausschalten wollen. Sie hassen die normalen Menschen noch mehr als die Magier hinter der Mauer. Sie werden nicht zögern euch alle zu töten,“ sagte Lord Rocan. Das schien jetzt wirklich jeden im Raum zu beunruhigen. „Wann werden sie hier auftauchen?“ fragte Takuto jetzt. „Wir sind uns nicht sicher was ihr genaues Ziel ist, auch wenn wir es vermuten und wenn wir recht behalten, werden sie in einem Monat hier auftauchen, vielleicht etwas früher. Genau lässt sich das nicht sagen,“ sagte Lord Rocan. „Wie gefährlich sind diese Typen?“ fragte Keno. „Sehr gefährlich. Es sind schwarze Magier. Sie wurden aus der Stadt und dem Land verbannt, weil sie ein Verbrechen begangen haben und schwarze Magie ausüben. Schwarze Magie ist sehr gefährlich und es gibt kaum bekannte Zauber mit denen man sich wehren kann und die, die bekannt sind, sind sehr schwierig und erfordern sehr viel Kraft. Ein Normaler Magier könnte sich nicht auf Dauer währen können,“ sagte Lord Rocan. „Wie können wir dann sicher sein das sie uns nicht sofort mit schwarzer Magie angreifen um zu bekommen was sie wollen?“ fragte Takuto. „Das würden sie nicht wagen. Wenn sie hier schwarze Magie anwenden, werden wir es sofort erfahren. Ein Zauber umgibt diesen Stadtteil und jedes bisschen schwarze Magie wird sofort gemeldet. Außerdem können sich die schwarzen Magier nicht leisten Aufmerksamkeit zu erregen. Wären Kari und ich nicht zufällig auf in diesem Wald gewesen, wüssten wir davon überhaupt nichts. Sie haben versucht uns zu töten und bei Kari wäre es ihnen beinahe gelungen,“ sagte Lord Rocan und alle erkannten das er wirklich sauer war. „Haben sie Kari mit schwarzer Magie angegriffen?“ fragte Keno besorgt. „Ja, aber bei ihr braucht man sich da keine sorgen zu machen. Ein schwarzer Magier kann ihr so gut wie gar nichts anhaben,“ sagte Lord Rocan. „Ist sie so stark?“ fragte Keno. „Nein, aber sie hat das hier,“ sagte Lord Rocan. Dann schob er eine Hand in ihren Kragen und packte die Halskette ohne den kleinen Anhänger zu berühren. Er zog die Kette raus und legte sie auf Karis Brust. An der Reaktion der Rebellen erkannte er, das sie die Kette kannten. „Woher hat sie die?“ fragte er. „Wissen wir nicht,“ sagte Takuto sofort. Zu schnell!

Lord Rocan glaubte ihm kein Wort und sah deswegen zu Keno. Der sah auf die Kette und focht anscheinend einen inneren Kampf aus. „Was ist mit der Kette?“ fragte er. „Sie beschützt Kari vor schwarzer Magie, mehr kann ich ihnen im Moment nicht sagen,“ sagte er.

 

Vor meinen Augen sah ich immer noch schwach Joshs Gedanken, aber jetzt war es nur noch eine Erinnerung, aber schon das war schlimm genug.

Aber da waren noch andere Bilder, Bilder von Takuto, Keno und den anderen Rebellen. Sie sprachen, aber ich wusste nicht worüber, da ich sie nicht hören könnte. Ich hatte das Gefühl das ein mächtiger Geist durch meinen Körper wanderte und dieser Geist verdrängte die Bilder von Josh.

Als ich wach wurde, hatte ich ein merkwürdiges Gefühl. Ich wippte leicht hin und her und wusste nicht was los war. Als ich die Augen auf machte sah ich Doppelt, aber nicht weil mir schlecht war. Ich wusste sofort das ich immer noch zur Hälfte durch Lord Rocans Augen sah. Ich konnte bei ihm nicht die Gedanken hören, sondern sah einfach nur das was er sah. Ich fragte mich wie das möglich war, bis ich begriff was hier überhaupt los war.

Lord Rocan trug mich hinten auf seinem Rücken und mein Kopf lag auf seiner Schulter. Ich spürte das ich schwach war, aber um so weiter er ging, umso schwächer wurden die Bilder von Joshs Gedanken. Ich stöhnte leicht, weil ich hämmernde Kopfschmerzen hatte und machte wieder die Augen zu. „Kari?“ fragte Lord Rocan. Langsam machte ich wieder die Augen auf und sah ihm genau ins Gesicht. Seine Augen waren auf gleicher Höhe mit meinen und verdammt nah. Dieser Anblick verschlug mir den Atem und ich konnte durch seine Augen sehen wie ich aussah. Sofort sah ich nach unten und sorgte so dafür das mir die Haare ins Gesicht vielen. Dann machte ich die Augen zu. „Gut das du wieder wach bist, wie fühlst du dich?“ fragte Lord Rocan jetzt. „Ich hab Kopfschmerzen, aber sonst geht es,“ flüsterte ich schwach. „Wir sind bald zuhause, da kannst du schlafen,“ sagte Lord Rocan. „Was ist da passiert?“ fragte ich. Jetzt blieb Lord Rocan mitten im Schritt stehen. „Du bist wirklich ein ungewöhnliches Mädchen und langsam fängst du an mich zu überfordern. Ich hätte mir schon früher einen Schüler suchen sollen, dann würde das alles wahrscheinlich einfach sein,“ sagte Lord Rocan. Jetzt lief ich rot an und ich hatte den Drang mich zu entschuldigen. „Aber wenn man bedenkt, du kannst ja überhaupt nichts dafür,“ sagte Lord Rocan und schnaufte durch. Ich machte jetzt langsam die Augen auf und sah zu Boden. „Ich kann wieder alleine laufen, ihr müsst mich nicht tragen,“ sagte ich leise. „Du bist noch zu schwach Kari, mach dir mal keine Sorgen, so schwer bist du nicht,“ sagte Lord Rocan. „Ich bin wirklich stark genug,“ log ich, obwohl ich mich überhaupt nicht stark fühlte. „Hör auf zu lügen Kari, du vergisst das ich gerade in deiner Seele bin, ich weis ob du stark bist oder nicht,“ sagte Lord Rocan. „In meiner Seele?“ fragte ich erschrocken. „Ja, nur so kann ich Josh aus deinem Kopf fern halten, bis wir weit genug weg sind,“ sagte Lord Rocan. „Was könnt ihr alles sehen?“ fragte ich ängstlich. Er sah wieder zu mir und sah anscheinend meine Besorgnis. „Ich kann sehen was an der Oberfläche deiner Seele ist. Sachen an die du gerade sehr stark denkst oder starke klare Gefühle, sonst nichts,“ sagte Lord Rocan. Ich war etwas erleichtert, aber trotzdem gefiel es mir immer noch nicht das Lord Rocan in meinem Kopf war. „Bitte, ich kann wirklich alleine gehen,“ sagte ich und legte dabei all meine Zuversicht in meine Stimme. Jetzt blieb er stehen und sah mir in die Augen. Ich erwiderte stur den Blick.

Nach einigen Minuten atmete Lord Rocan durch und machte die Augen zu. „Also gut, aber wenn ich merke das du Schwierigkeiten damit hast dich auf den Beinen zu halten, trage ich dich sofort wieder und dann in meinen Armen,“ sagte Lord Rocan. Jetzt lief ich knall rot an und sah schnell weg. Lord Rocan ließ mich runter und ich schwankte etwas. Meine Beine fühlten sich an wie Gummi, aber als ich mich gefangen hatte, richtete ich mich gerade auf und sah nach vorne. „Können wir?“ fragte er und sah mich an. Ich nickte und er ging los.

Als ich meinen Fuß hob um los zu gehen, kam das nächste Problem. Mich hätte es beinahe hin gehauen, hätte mich nicht Lord Rocan gerade noch gehalten. „Also gut, ich trage dich wieder,“ sagte er. „Nein, das ist wirklich nicht nötig,“ sagte ich. „Ach ja, so weit ich das sehen kann, wärst du gerade beinahe hin geflogen,“ sagte Lord Rocan. „Das liegt aber daran, das ich Doppelt sehe. Ich muss mich erst daran gewöhnen,“ sagte ich. „Daran habe ich gar nicht gedacht,“ sagte Lord Rocan. Ich stand jetzt wieder alleine und er sah mich an. „Bekommst du das hin?“ fragte er. „Ja,“ sagte ich stur. Er sah mich noch mal kurz an und ging dann los. Ich riss mich zusammen und ging dann auch los. Es war ein beschissenes Gefühl und meine Füße wollten etwas anderes machen als mein Kopf. Ich torkelte ziemlich herum bis ich eine Idee hatte. Ich blieb kurz stehen machte meine Augen zu und ging weiter. Dabei hielt ich meine Augen geschlossen, aber ich sah trotzdem noch alles. Ich sah das was Lord Rocan sah und konnte so laufen.

„Schlaue Idee,“ sagte er als er zu mir zurück sah und sah was ich gemacht hatte. „Könnten sie bitte nach vorne sehen, sonst renn ich noch gegen etwas,“ sagte ich. „Oh natürlich,“ sagte er und sah sofort wieder nach vorne.

Keiner sagte mehr ein Wort und wir gingen einfach weiter. Als wir den Keller erreichten, atmete ich erleichtert durch und ein Gefühl verließ mich. Plötzlich war das Bild von Lord Rocans Augen weg und als ich die Augen auf machte, konnte ich nur noch das sehen was ich sah. Ich atmete erleichtert aus und genoss es richtig. „Hier können dich Josh Gedanken nicht erreichen und nächstes mal wenn du in seine Gedanken siehst, kommst du da auch von alleine raus. Um so öfters du in Josh Gedanken bist, umso einfach wird es für dich,“ sagte Lord Rocan. „Ich habe nicht vor noch mal in Joshs Gedanken zu schauen, bevor er erwachsen ist und sich eine Freundin zugelegt hat,“ sagte ich zähneknirschend. Plötzlich lachte Lord Rocan. „Darauf kannst du lange warten. So schnell lässt Josh nicht mehr von dir ab. Das Schicksaal hat euch verbunden,“ sagte Lord Rocan und als er das sagte, hörte sich das irgendwie merkwürdig an. „Wie meint ihr das?“ fragte ich. Sofort hörte er auf zu lachen und sah mich an. „Dir ist es bis jetzt also wirklich noch nicht aufgefallen,“ sagte Lord Rocan. „Was aufgefallen?“ fragte ich. „Dir ist bis jetzt noch nicht aufgefallen das Josh dein Seelenverwandter ist,“ sagte Lord Rocan ernst. Das Wort gefiel mir überhaupt nicht. „Was soll das bedeuten?“ fragte ich. „Jeder Mensch hat einen Seelenverwandten, manchmal auch zwei, aber kaum jemand findet seinen Seelenverwandten. Normale Menschen merken es nicht mal wenn sie ihren Seelenverwandten finden, aber wir Magier merken es sehr wohl. Wenn ein Magier in die Seele seines Seelenverwandten schaut, lässt diese den Magier nicht mehr los und nur ein anderer Magier kann diese Verbindung trennen. Die Seelenverwandten hegen starke Gefühle für einander und meistens ist dieses Gefühl liebe, wie bei Josh, aber du liebst ihn nicht auf diese Art, das sagt mir das du einen zweiten Seelenverwandten hast, den du liebst. Ich bezweifle das du ihn je finden wirst. Es ist ein Wunder das Josh und du euch gefunden habt,“ sagte Lord Rocan. „Und was bedeutet das jetzt für mich und Josh?“ fragte ich unsicher. „Gar nichts bestimmtes. Josh wird eine weile brauchen bis er kapiert das du ihn nicht liebst und es wird auch schmerzen wenn er es raus findet, aber wenn er dich wirklich liebt und das tut er, dann wird er dich gehen lassen,“ sagte Lord Rocan. „Und ich?“ fragte ich. „Du dürftest keine Probleme haben, abgesehen den anzüglichen Gedanken von Josh,“ sagte Lord Rocan. Jetzt lief ich wirklich knall rot an und sah weg. „Oh, Entschuldigung,“ sagte Lord Rocan. „Schon gut, ich geh jetzt am besten in mein Zimmer,“ sagte ich und schon war ich aus dem Keller gerannt.

 

Lord Rocan sah Kari nach und runzelte die Stirn. Das Mädchen überraschte ihn immer mehr und langsam machte er sich sorgen wo das noch hin führen sollte.

Langsam machte er sich auf den Weg aus dem Keller und lief sofort Katana über den weg. „Gab es irgendwelche Probleme?“ frage dieser. „Ja so einige,“ antwortete Lord Rocan. „Lassen sie mich raten, die meisten Probleme hatten etwas mit Kari zu tun,“ sagte Katana. „Woher weist du das jetzt schon wieder?“ fragte Lord Rocan erstaunt. „Weil sie gerade an mir vorbei gerannt ist und man ihr sehr viel im Gesicht ablesen konnte,“ sagte Katana lächelnd. „Komm mit, ich erzähl dir in meinem Büro alles,“ sagte Lord Rocan.

 

Am nächsten Morgen wachte ich mit einem unguten Gefühl auf. Sofort musste ich an die Ereignisse des letzten Abends denken und ich wurde rot. Warum eigentlich immer ich? Jetzt konnte ich Josh nie mehr in die Augen sehen, ohne daran zu denken, was er sich gedacht hatte. Ich würde mich von ihm fern halten müssen und das gefiel mir überhaupt nicht.

Nachdem ich mich angezogen hatte und auch sonst alles erledigt hatte, ging ich zum Frühstück runter. Heute war keine Schule, also musste ich mich auch nicht beeilen. Ich war ziemlich froh darüber, denn ich wusste nicht ob ich das heute überstanden hätte. Ich konnte mich einfach nicht konzentrieren.

Diesmal war Lord Rocan auch beim Frühstück und als ich rein kam, stellte mir Katana sofort etwas zu Essen hin. Ich setzte mich nach einem guten morgen Gruß und fing an zu essen. „Heute werde ich nicht mir dir üben Kari, heute trainiert Katana mit dir,“ sagte Lord Rocan plötzlich. Ich sah erstaunt zu Katana und er lächelte mich an. „Okay,“ sagte ich leise. Lord Rocan las weiter seine Zeitung und achtete gar nicht auf uns. Ich zuckte mit den Schultern und fragte mich was ich mit Katana machen würde.

Als ich fast mit dem Essen fertig war, ging Lord Rocan aus dem Raum und ich war mit Katana alleine. „Was machen wir heute?“ fragte ich neugierig. „Dein kleines Problem beheben. Wir spielen Verstecken,“ sagte Katana. Jetzt war ich wirklich neugierig. „Was ist das?“ fragte ich. Ich sah ihm an das er erstaunt war. „Weist du nicht was Verstecken ist?“ fragte er. „Naja schon, aber ich glaube du meinst etwas anderes als ich,“ sagte ich und wurde rot. „Also in dem Spiel geht es darum das einer sich versteckt und der andere sucht ihn. Wenn er dann den anderen gefunden hat, ist der dran mit suchen,“ erklärte Katana. „Davon habe ich noch nie gehört,“ sagte ich. „Du wirst doch als kleines Kind etwas gespielt haben,“ sagte Katana und runzelte die Stirn. „Nein, dazu hatte ich viel zu viel arbeit,“ sagte ich. „Es ist wirklich zeit das sich etwas ändert, wenn die Kinder schon nicht mehr spielen können,“ sagte Katana missbilligend. Ich sah ihn weiter an und dachte mir meinen Teil. „Also gut, fangen wir an. Natürlich gibt es ein paar Regeln. Du darfst dich nur im Haus verstecken und wenn du ein Versteck gefunden hast, bleibst du auch dort. Ich bleibe hier und du hast drei Minuten zeit dich zu Verstecken,“ erklärte Katana. Ich nickt als ich es verstanden hatte und er lächelte. „Na dann mal los, deine Zeit läuft,“ sagte Katana. Sofort flitzte ich aus dem Zimmer und suchte mir irgendein Versteck. Ich war gut darin mich zu verstecken. Auf der Straße war ein gutes Versteck lebenswichtig.

Als ich ein passendes Versteck gefunden hatte, wurde ich ganz ruhig, bewegte mich nicht mehr und achtete auf alle Geräusche. Als die drei Minuten um waren lauschte ich noch angestrengter. Durch ein kleines Loch konnte ich nach draußen sehen und kurz darauf ging die Tür zu dem Zimmer auf.

Katana betrat das Zimmer mit geschlossenen Augen und kam genau auf mich zu. Vor meinem Versteck blieb er stehen und machte die Auge auf. „Komm raus ich hab dich,“ sagte er. Beleidigt kam ich aus meinem Versteck und sah Katana an. „Wie hast du das gemacht?“ fragte ich. „Das ist ein Geheimnis, auch wenn du die Antwort kennen müsstest,“ sagte er lächelnd. „Dann bin ich jetzt wohl dran,“ sagte ich. „Nein, ich such dich weiter. Na los, versteck dich,“ sagte Katana. Sofort machte ich was er sagte.

Diesmal brauchte er keine Minute um mich zu finden.

Jedes mal wurde er schnell und fand mich sofort. Wütend knirschte ich mit den Zähnen und es fing an mir keinen Spaß mehr zu machen. Wir spielten den ganzen Tag und umso wütender ich wurde umso schneller fand mich Katana. Er war richtig belustig darüber, aber ich wurde immer wütender.

Als die Sonne anfing unter zu gehen, gingen mir langsam die Verstecke aus. Ohne nachzudenken flitzte ich in die Bibliothek und wäre beinahe mit Lord Rocan zusammen gestoßen. „Dafür das du so eine begabte Magierin bist, kannst du manchmal wirklich schwer von begriff sein,“ sagte er. Dann packte er mich am Arm und zog mich weiter in die Bibliothek rein. Bei einer Reihe von  Sesseln blieb er stehen, betätigte einen Schalter und ein Stück der Wand glied zur Seite. Dahinter kam ein kleiner Raum zum Vorschein den ich erstaunt ansah. „Da ein Versteck und jetzt denk daran was ich dir erzählt habe, als wir auf der Lichtung waren,“ sagte Lord Rocan. Dann schuckerte er mich in den kleinen Raum und hinter mir glied die Wand wieder zu. Kurz saß ich im dunkeln, dann leuchtete eine kleine Kugel über mir auf. Im Gedanken dankte ich Lord Rocan und versuchte mich dann zu erinnern über was wir alles auf der Lichtung geredet hatten. Automatisch dachte ich an die schwarzen Magier. Ich dachte daran wie sie uns gefunden hatte und da machte es klick.

Magie war das Stichwort.

Katana spürte meine Magie! Jetzt wo ich das erst mal begriffen hatte, konnte ich auch was dagegen machen. Ich machte die Augen zu und konzentrierte mich auf meine Magie. Ich spürte wie sie etwas stärker wurde und Lord Rocan hüstelte draußen. Ich wollte meine Magie verstecken und das einzige was mir einfiel, war meine Magie mit einer Mauer zu umgeben. Im Geist erschuf ich eine Durchsichtige Mauer um meine Magie, die mir aber noch erlaubte meine Magie zu benutzen. Draußen hörte ich schritten.

„Ah Katana, seit ihr immer noch beim Versteck spielen?“ fragte Lord Rocan. „Ja, Kari bekommt es einfach nicht auf die Reihe und ich glaube langsam fängt sie an zu schummeln. Ich war mir sicher das sie hier ist, aber jetzt ist ihre Magie wieder weg,“ sagte Katana. „Also ich habe sie nicht gesehen. Vielleicht hast du dich getäuscht,“ sagte Lord Rocan. „Kann sein. Ich suche dann mal weiter,“ sagte Katana. Dann hörte ich wieder schritte und schließlich die Tür der Bibliothek. Kurz darauf glied die Wand zur Seite und Lord Rocan stand lächelnd vor mir. „Du hast es also endlich geschafft,“ sagte er. Ich trat aus dem Versteck und nickte leicht. „Dann können wir ja mit deinem normalen Training weiter machen,“ sagte Lord Rocan. Er zeigte auf einen Sessel und setzte mich. Auch Lord Rocan setzte sich und sah zu mir. „Oder es wird doch kein normaler Unterricht,“ sagte Lord Rocan. Ich zuckte zusammen, weil ich die Stimme in meinem Kopf hörte. Jetzt lächelte er wieder. „Die Gedankenrede ist unter Magier ziemlich beliebt und auch sehr einfach, nur klappt sie nur in einem gewissen Radius. Wenn man mehr als hundert Meter auseinander steht, funktioniert es nicht mehr,“ sagte Lord Rocan. „Aber sie haben doch mal mit Katana so geredet und sie waren eindeutig nicht in der Nähe,“ sagte ich. „Ah du passt gut auf, das ist nämlich genau das auf das ich hinaus will. Ich kann mit Katana jeder Zeit in die Gedankenrede treten und es ist egal wie weit wir voneinander getrennt sind,“ sagte Lord Rocan. „Wie ist das Möglich?“ fragte ich vorsichtig. „Katana und ich haben eine Verbindung. Nicht viele Magier gehen diese Verbindung ein, weil es etwas sehr persönliches ist und viel Vertrauen erfordert,“ sagte Lord Rocan. Ich sah weg, den ich wusste was jetzt kam. „Dieses Vertrauen wird aber auch belohnt. Es hat Katana und mich schon aus vielen schwierigen Situationen gerettet. Zum Beispiel damals als du noch bei den Rebellen warst und Savarik dich mit dem Zauber belegt hatte. Wären Katana und ich nicht verbunden gewesen, hätte ich dir nicht so schnell helfen können,“ sagte Lord Rocan. Ich sah immer noch weg und wusste nicht was ich sagen sollte. „Kari, ich weis das es viel verlangt ist, aber gibst du mir das Vertrauen?“ fragte Lord Rocan. Ich wusste nicht wie ich reagieren sollte, also sah ich weiter zu Boden und biss mir auf die Lippe. Schon bald merkte ich das meine Lippe blutete und hörte sofort auf darauf zu beissen.

Ich wollte gerade das Blut weg lecken, als Lord Rocan mich am Kinn packte und mein Gesicht hob. „Ach Kari, ich weis wie schwer das für dich ist, aber ohne ein bisschen Vertrauen werden wir nicht mehr weit kommen. Wenn du nicht lernst mir zu vertrauen, kann ich dir nicht helfen,“ sagte er und strich mit dem Daumen über meine Lippe. Ich merkte das sie heilte, aber Lord Rocan nahm seinen Daumen nicht mehr weg. Wir sahen uns in die Augen und mein Herz fing an zu rasen. „Vertrauen ist etwas wichtiges und nicht leicht zu schenken, das weis ich, aber denk daran das ich dir nur helfen will,“ sagte Lord Rocan leise.

Ich hörte wie die Tür zur Bibliothek auf ging und sofort nahm Lord Rocan seine Hand weg und lehnte sich zurück. Katana kam zu uns und lächelte leicht. „Ihr habt mich rein gelegt,“ sagte er zu Lord Rocan. „Ein bisschen, es hat schon zu lange gedauert und ich habe Kari eine kleine Hilfe gegeben,“ antwortete Lord Rocan. Katana runzelte die Stirn und sah jetzt zu mir. Dann sah er wieder zu Lord Rocan. „Savarik ist da und will mit ihnen reden,“ sagte er dann. „Schick ihn weg, ich habe zu tun,“ sagte Lord Rocan nur. Katana nickte und ging dann.

Lord Rocan sah wieder zu mir und sah mir in die Augen. „Du musst dich nicht sofort entscheiden. Schlaf etwas darüber, denk nach und wenn du soweit bist, sag mir wie du dich entscheidest,“ sagte Lord Rocan. Jetzt sah ich zu Boden und dachte nach. Es war so schwer. Ich wollte ihm vertrauen, aber mein Leben lang wurde ich immer nur enttäuscht. Meine Zieheltern hatte mich nur benutzt, die Rebellen wollten mich verkaufen und sogar meine eigene Mutter wollte mich nicht haben. Aber Lord Rocan war anders. Er hatte mich beschützt, er machte sich sorgen um mich. Er half mir und ließ mich selber entscheiden. Er hatte gesagt das ich machen konnte was ich wollte und er hatte die Wahrheit gesagt. Und dann war da noch das andere. Dieses starke Gefühl das Lord Rocan jedes Vertrauen der Welt schenken wollte. Schon bei dem Gedanken an diese Gefühle wurde ich knall rot.

„Woran denkst du gerade?“ fragte Lord Rocan. „Also gut,“ antwortete ich. „Was meinst du?“ fragte er erstaunt. „Also gut ich gebe ihnen das Vertrauen,“ sagte ich leise. Jetzt war Lord Rocan wirklich erstaunt. Er sah mich aus großen Augen an und lächelte dann leicht. „Weist du Kari. Es kann auch schön sein jemanden zu vertrauen und zu merken das dieses Vertrauen berechtigt ist. Ich werde damit sehr gut umgehen und wenn ich dich je in irgendeiner Art verletzten sollte, musst du es mir sagen,“ sagte Lord Rocan. Ich nickte leicht und er lächelte weiter.

„Dann gib mir mal deine Hände,“ sagte Lord Rocan und streckte seine aus. Nur kurz zögerte ich, aber dann legte ich meine Hände in seine. „Gut so, schließ die Augen und mach deine Gedanken frei. Wie damals als ich dir gezeigt habe wie man sich vor den Gedankenlesen schützt,“ sagte Lord Rocan leise. Ich machte was er sagte und der Druck seiner Hände wurde fester. „Gut so und jetzt konzentrier dich auf mich. Spürst du etwas?“ fragte Lord Rocan. Ich konzentrierte mich vollkommen auf Lord Rocan und nach kurzer Zeit spürte ich etwas. Es war so ähnlich wie damals auf der Lichtung. Es war nicht seine Magie, aber es war etwas ähnliches. „Ja da ist etwas, aber ich weis nicht was es ist,“ sagte ich leise. Erst als ich fertig gesprochen hatte, merkte ich das ich meinen Mund gar nicht auf gemacht hatte. „Gut gemacht Kari, du bist wirklich talentiert und jetzt kommt der Vertrauensvorschuss den du mir geben musst. Schick einen kleinen Teil deiner Magie, deiner Gedanken und deiner Gefühle zu dem was du da spürst,“ sagte Lord Rocan leise. Ich merkte selber das ich zusammen zuckte. „Entspann dich Kari, wir können immer noch aufhören wenn du nicht willst,“ sagte Lord Rocan. Ich schüttelte den Kopf und konzentrierte mich stärker. Ich hatte mich entschlossen ihm zu vertrauen und ich würde jetzt keinen Rückzieher machen. Ich war mir nicht sicher wie Lord Rocan gemeint hatte das ich meine Gefühle und Gedanken schicken sollte, aber als ich einen Teil meiner Magie auf dieses Merkwürde etwas lenkte, spürte ich automatisch wie das andere meine Magie begleitete. Meine Gefühle, meine Gedanken und meine Magie waren ein Teil und sie würden nur zusammen gehen. Das begriff ich jetzt. Noch nie zuvor hatte ich die Magie als einen Teil von mir gesehen, aber jetzt tat ich das und ich akzeptierte es. „So ist es richtig, ich danke dir. Jetzt bin ich dran. Ich gebe dir das Gleiche von mir und du musst es einfach deiner Magie hinzufügen,“ sagte Lord Rocan. Ich nickte nur und plötzlich spürte ich etwas unglaublich mächtiges. Es verschlug mir die Sprach und als ich zuließ das es sich zu meiner Magie legte, fühlte es sich so unglaublich an das ich keuchen musste. „Ruhig Kari, entspann dich. Ich weis das es schwer ist und dein Körper sich instinktiv dagegen wehrt, aber das wird vorbei gehen. Lass es einfach zu,“ sagte Lord Rocan. „Aber es ist zu viel,“ keuchte ich.  „Es fühlt sich nur so an, glaub mir sobald du es zulässt, wird der Druck schwächer. Vertrau mir,“ sagte Lord Rocan eindringlich.

Es war schwer, aber ich versuchte es. Ich entspannte mich und versuchte nicht gegen den Druck zu kämpfen und sofort wurde er leichter. Ich atmete erleichtert auf und als sich meine Magie mit dieser Macht von Lord Rocan verbunden hatte, war es als würde mein Körper in eine warme Decke gewickelt. Ich war nicht mehr alleine und es fühlte sich gut an, so unheimlich gut. „Gut gemacht Kari, du hast es geschafft,“ sagte Lord Rocan.

Langsam machte ich die Augen auf und erst jetzt merkte ich das ich am Boden vor Lord Rocan kniete und weinte. Er stand jetzt auf, ging in die Knie und zog mich plötzlich an sich. „Schon gut,“ flüsterte er leise. Ich weinte noch mehr und vergrub meine Hände in seinem Gewand. Lord Rocan strich mir sanft übers Haar und selbst diese kleine Geste fühlte sich so gut an. „Siehst du. Es ist nichts schlimmes daran jemanden zu vertrauen,“ sagte Lord Rocan leise. Ich nickte leicht und hörte endlich auf zu weinen. Ich lehnte mich zurück und Lord Rocan ließ mich sofort los. Dann wischte er mir mit der Hand die Tränen weg und lächelte. Dann gefror sein Lächeln plötzlich und er sah mit einem Ruck zur Seite. Ich folgte seinem Blick und mir wurde schlecht. Katana stand mit Lord Savarik in der Tür und sie sahen uns an. Ich sah an Katanas Gesicht das er das nicht gewollt hatte. Hingegen Lord Savarik mich aus glühenden Augen ansah. So viel Hass in einem Blick hatte ich noch nie gesehen.

Lord Rocan stand jetzt auf und zog mich auf die Beine. „Geh in dein Zimmer und erhol dich. Ich komm später noch mal,“ sagte er zu mir. Ich nickte und ging auf die Tür zu. Ich sah wie Lord Savarik sich in meine Richtung neigte, aber Katana versperrte ihm den Weg. Schnell verschwand ich aus dem Raum, aber die lauten Stimmen konnte ich trotzdem noch durchs halbe Haus hören. „Was hast du hier zu suchen? Ich habe gesagt das ich keine Zeit habe,“ sagte Lord Rocan sauer. „Keine Zeit das ich nicht lache. Was hast du da gerade mit ihr gemacht?“ fragte Lord Savarik noch lauter. „Das geht dich nichts an, sie ist meine Schülerin, nicht deine. Pass auf was du machst Savarik, irgendwann reist mein Geduldsfaden und pass ja auf deinen kleinen Neffen auf. Wenn er es noch einmal wagt Kari anzugreifen, egal in welcher form, werde ich dafür sorgen das er von der Schule fliegt,“ sagte Lord Rocan. „Taki macht überhaupt nix, lass ihn aus dem Spiel. Hier geht es doch nur um deine bescheuerten Fantasien und das Mädchen bestärkt sie auch noch. Sie hat dich ja gut um den Finger gewickelt, bald machst du alles was sie will,“ sagte Lord Savarik laut. „Wage es ja nicht mir so etwas zu unterstelle und jetzt verschwinde aus meinem Haus. Ich habe genug zu tun ohne deine Hilfe,“ sagte Lord Rocan und jetzt war er ruhig.

Schnell verzog ich mich und kurz darauf hörte ich die Haustür knallen. „Es tut mir leid. Ich wollte ihn aufhalten, aber er war einfach zu stark,“ sagte Katana. „Du kannst nichts dafür. Savarik ist in letzter Zeit sehr merkwürdig. Ich sollte ihn besser im Auge behalten,“ sagte Lord Rocan. „Das ist wahrscheinlich besser. Vielleicht erlaubt ihr mir eine Frage. Was war dort in der Bibliothek los?“ fragte Katana. „Ich habe meinen Geist mit Karis verbunden. Wenn Savarik das raus findet wird er toben vor Wut,“ sagte Lord Rocan. „Dann verstehe ich Karis Reaktion. Soviel vertrauen hat sie noch nie erlebt und es kann einen Menschen wirklich aus den Schuhe hauen,“ sagte Katana. „Ja, aber jetzt kann ich sie besser beschützen, das ist schon mal ein großer Vorteil. Außerdem dürften wir jetzt mit dem Training besser voran kommen,“ sagte Lord Rocan. Jetzt ging ich in mein Zimmer und setzte mich ans Fenster.

War es richtig was ich gemacht hatte?

Diese Frage quälte mich lange, bis ich beschloss das nur die Zukunft das beantworten könne.

Nach ein paar Stunden klopfte es an meiner Tür und ich schreckte aus meinen Gedanken hoch. Noch bevor die Tür aufging, wusste ich das dort draußen Lord Rocan war. Ich spürte es! „Ja?“ fragte ich und die Tür ging auf. Lord Rocan kam lächelnd ins Zimmer und ich lächelte schwach zurück. „Willst du etwas trainieren oder heute nicht mehr?“ fragte er. „Trainieren wir etwas, sonst wird mir langweilig,“ sagte ich. „Ich habe mir gedacht das du so was sagst,“ sagte er lächelnd.

Zusammen gingen wir hinter das Haus auf die Wiese und ich war gespannt was jetzt kam.

Ich sah zu Lord Rocan der etwas entfernt von mir stand und plötzlich erschien vor ihm ein Energieball. Der raste mit unglaublicher Geschwindigkeit auf mich zu und verfehlte mich nur knapp. Mir blieb das Herz stehen und ich sah geschockt zu Lord Rocan. Der lächelte leicht und sah mich durchdringend an. „Ich glaube es ist an der Zeit dir das kämpfen bei zu bringen,“ sagte er sanft. „Sollte ich mich nicht auf die Prüfung konzentrieren?“ fragte ich unsicher. „Du bist schlau genug um beides zusammen auf die Reihe zu bringen. Außerdem geht von den schwarzen Magiern eine gewaltige Gefahr aus, vor allem für dich. Durch deine Kette bist du zwar vor ihrer schwarzen Magie geschützt, aber bei einem normalen Kämpf wärst du unterlegen,“ sagte Lord Rocan. Ich griff nach meiner Kette und dann viel mir etwas auf. „Warum sind sie für mich eine starke Gefahr?“ fragte ich. „Weil du meine Schülerin bist und sie es wissen. Sie werden versuchen dich gefangen zu nehmen und mich damit zu erpressen,“ sagte Lord Rocan. Ich verzog das Gesicht. Der Gedanke gefiel mir überhaupt nicht. Lord Rocan schien meine Gedanken zu erraten und lächelte wieder leicht.

„Also gut, dann lerne ich jetzt eben das kämpfen,“ sagte ich und zuckte mit den Schultern. „Ich wusste doch das du es so sehen würdest,“ sagte er und sein lächeln wurde stärker. Sofort wurde ich rot und sah zu Boden.

„Die Kampfmagie ist etwas komplexer als die normale, da man viele Dinge gleichzeitig beachten muss und man muss seine Umwelt verstehen. Die Natur kann dir bei einem Kampf sehr nützlich sein, aber dazu werden wir erst später kommen. Als erstes wirst du lernen dich zu verteidigen, das ist immer wichtiger als der Kampf. Man sollte immer erst versuchen ein Problem friedlich zu lösen bevor man zu der Magie greift,“ sagte Lord Rocan. Ich nickte, auch wenn ich nicht ganz seiner Meinung war.

„Also gut. Die einfachste art sich zu verteidigen ist der Schutzschild. Dabei benutzt du deine Magie um einen Schild um dich zu ziehen, der schwächere Magie abhält,“ erklärte Lord Rocan. Dabei kam er zu mir und hielt erst vor mir an.

Ich beobachtet ihn jetzt genau und wartete jeder Zeit auf einen Angriff. Im Training mit Lord Rocan hatte ich schnell gelernt das er auf mein Talent und meinen Instinkt setzte und er nicht üblichen Anzeichen das er gleich Magie benutzen würde.

„Du hast scho mal einige verschiedene Schutzschilde gesehen, weist du welche ich meine?“ fragte Lord Rocan nach einer weile.

Ich musste etwas überlegen, doch dann viel es mir wie Schuppen von den Augen.

„Die ganze Schule ist mit einem Schutzschild übersehen, und die Barrieren für das Training mit dem Energieball sind auch Schutzschilde,“ sagte ich erstaunt.

„Richtig! Der Schutzschild für die Energiebälle ist einer der Schwächsten und der für die Schule, wurde von mehreren Magiern, mich mit inbegriffen, zusammen gewoben. Er ist der mächtigste Schutzschild der ganzen Stadt, er ist sogar noch stärker, als der, der die ganze Stadt umgibt,“ erzählte Lord Rocan.

DIE GANZE STADT?!!!!! Ich wurde kreideweis und sah über die Mauer von Lord Rocans Grundstück und zum Stadtrand, aber sehen konnte ich trotzdem nichts.

Als ich den verwunderten Blick von Lord Rocan bemerkte sah ich wieder zu ihm.

„Hast du das etwa nicht gewusst?“ fragte er.

„Nein, woher den?“ stellte ich eine Gegenfrage.

„Stimmt auch wieder, woher solltest du es den wissen. Also die ganze Stadt ist von einem riesigen Schutzschild umgeben. Man kann ihn natürlich nicht sehen, aber er ist da und beschützt die Bürger vor schwarzer Magie und jeden anderen Angriff,“ erzählte Lord Rocan mir.

Wieder sah ich über die Mauer und war erstaunt, das ich mein Leben lang von Magie umgeben war, ohne es überhaupt zu wissen.

„Das ist beeindruckend, ich wusste gar nicht das so etwas möglich ist,“ flüsterte ich beeindruckt.

„Oh mit der Magie ist im Prinzip alles möglich, man muss nur wissen wie,“ sagte Lord Rocan lachend

Er lachte nicht meine Unwissenheit aus, er lachte einfach nur über die Idee wirklich alles mit Magie machen zu können.

Sein Lachen brachte irgendetwas in meinem Inneren zum Schmelzen und ich wurde in ein warmes Gefühl eingehüllt und mein Herz schlug tausend mal schneller.

Er hatte in den Himmel gesehen, doch jetzt sah er wieder zu mir und lächelte.

„Wir sollten jetzt wirklich mit dem Training anfangen, sonst wird das heute nichts mehr. Also da du verstanden hast worauf ich hinaus will, müssen wir das nur noch in die Tat umsetzen. Ein einfach kleiner  Schutzschild ist gar nicht mal so schwer zu erschaffen. Du musst versuchen eine Mauer zu errichten, die dich vor magischen Angriffen schützt,“ erklärte Lord Rocan und sofort konzentrierte ich mich wieder.

Eine Mauer die mich vor Magie schützte? Wie sollte das nur klappen?

Lord Rocan erkannte das ich ein Problem hatte und legte den Kopf schief.

„Hm… am besten zeige ich es dir einmal,“ sagte er knapp.

Und gleich darauf hob er eine Hand und eine durchscheinende Barriere erschien davor.

Kaum hatte er den Zauber ausgeführt, spürte ich wie Lord Rocan es gemacht hatte und ich fragte mich ob es auf die Verbindung zurück zuführen war die wir eingegangen waren.

Jetzt beschäftigte ich mich aber nicht weiter mit dem Gedanken, sondern versuchte mich an einem Schutzschild und es klappte.

Schon nach kurzer Zeit schwebte einer vor meiner Hand und ich spürte die undurchdringliche kraft die von ihm ausging.

„Gut gemacht Kari, wollen wir doch gleich mal sehen wie viel dein Schild aushält und wie gut du dich verteidigen kannst. Ich werde dich jetzt aus verschiedenen Richtungen angreifen und du wirst die Angriffe abwehre. Verstanden?“ fragte er.

Ich nickte nur und kaum war die Bewegung zu ende, war Lord Rocan verschwunden.

Ich zock zischend die Luft zwischen die Zähne und sah mich erstaunt um. Wo war er nur abgeblieben?

Lord Rocan war nirgendwo zu sehen und ich überlegte fieberhaft von wo aus er mich das nächste mal angreifen würde.

Plötzlich spürte ich Rechts von mir etwas, was sich verdächtig nach Lord Rocan anfühlte und riss sofort meinen Schutzschild zur Seite. Keine zwei Sekunden später, erzitterte er unter dem Angriff von Lord Rocan. Mein Schutzschild hielt stand, aber ich wurde leicht nach hinten geschoben. Mir war sofort klar das er nicht mit ganzer Kraft angegriffen hatte, den das, hätte meinen Schutzschild sofort zerstört.

Ich konnte mich aber keine Sekunde von dem Angriff erholen, den sofort griff Lord Rocan von einer anderen Seite an und dieses mal war der Angriff sehr schwach.

So ging das noch einige Minuten weiter, bis Lord Rocan genau vor mir erschien und ich erschrocken zurück stolperte und natürlich sofort nach hinten flog und auf meinem Allerwertesten landete.

Das grinsen, das Lord Rocan versuchte zu unterdrücke, sagte mir sofort wie albern ich aussehen musste und sofort wurde ich knallrot.

„Du bist gut Kari, aber wir müssen etwas verbessern. Dein Schutzschild ist die ganze Zeit sehr stark, aber das wird dir auf Zeit sehr viel Kraft rauben. Du musst versuchen zu erkennen wie Stark die Magie ist, die dich angreift und deinen Schutzschild dementsprechend verstärken oder schwächen,“ erklärte Lord Rocan.

Schnell kam ich wieder auf die Füße und nickte. 

„Gut dann versuchen wir es gleich mal,“ sagte Lord Rocan und ging einige Schritte weg.

Vor ihm erschien ein Energieball und er warf ihn auf mich. Ich versuchte mich auf seine Magie zu konzentrieren und zu schätzen wie stark sie war. Gleich danach schwächte ich meinen Schutzschild etwas ab.

Lord Rocans Energieball traf den Schutzschild und verpuffte ohne groß etwas anzurichten.

Kaum war der erste verpufft, schoss er schon den nächsten ab und schnell erkannte ich das er stärker war und verstärkte meinen Schutzschild.

Aber schon den nächsten Angriff schätzte ich falsch ein und der Energieball zerstörte meinen Schutzschild und traf mich mit voller Wucht. Ich landete im Gras und blieb alle viere von mir gestreckt liegen. Lord Rocan trat neben mich und sah ohne große Besorgnis auf mich runter.

„Es ist schon spät, vielleicht sollten wir morgen mit dem Training weiter machen. Heute war ein langer und anstrengender Tag für dich und morgen wirst du dich besser konzentrieren können,“ sagte er ruhig und streckte mir eine Hand hingegen. Schnell ergriff ich sie und er zog mich wieder auf die Füße.

„Wenn sie meinen,“ sagte ich schnell und unterdrückte dabei ein gähnen. Ich war wirklich ziemlich müde und meine Konzentration ließ stark nach, das spürte ich selber.

„Dann los ab ins Bett. Katana hat dir noch eine Kleinigkeit zu Essen in dein Zimmer gebracht, dann solltest du wieder etwas fitter sein,“ meinte Lord Rocan und wir gingen zusammen ins Haus zurück. Dort angekommen trennten sich unsere Wege. Ich ging in mein Zimmer und Lord Rocan in die Bibliothek.

Wie Lord Rocan gesagt hatte fand ich in meinem Zimmer etwas zu essen, was ich auch schnell hinunter schlang und dann verkroch ich mich gleich in mein Bett. Es gab viel worüber ich nach denken konnte, aber ich war viel zu müde um meine Augen noch lange auf zu halten.

 

Als ich am nächsten Morgen in den Speisesaal kam, wartete wie üblich Katana auf mich, aber von Lord Rocan war nirgendwo etwas zu sehen.

„Guten Morgen,“ sagte ich schnell und lächelte Katana an.

„Einen guten Morgen wünsche ich auch dir. Lord Rocan ist für zum Regierungsgebäude aufgebrochen, aber ich soll dir sagen das er so schnell wie möglich wieder da ist  und du bis dahin etwas entspannen sollst,“ antwortete Katana ruhig.

Jetzt nickte ich nur  und setzte mich zum Frühstück an den Tisch.

In ruhe ass ich mein Frühstück, unterhielt mich dabei mit Katana und genoss es wie die Sonne durch die Fenster hinein schien.

Nach dem Essen verließ ich das Haus nach hinten in den Garten und setzte mich unter den Baum dort. Es war mein Lieblingsplatz und schnell war ich absolut entspannt.

Es war ein kühler Morgen, aber die Sonne wurde schnell wärmer. Ein angenehmer Wind strich mir durchs Haar und es herrschte absolute Ruhe.

Genau diese Ruhe war es die mich aufschrecken ließ. Ich hatte von Klein auf gelernt das es NIE ruhig war. Es gab immer ein Geräusch, entweder Vogel gezwitscher, der Wind der durch die Blätter des Baumes wehte oder kleine Tiere die durch die Gegend huschten, aber hier war nichts davon. Irgendwas stimmte nicht!

Als ich nach oben in den Baum sah, entdeckte ich dort einen Mann sitzen.

Blondes Haar, das schon zum größten Teil ergraut war stand ihm in kurzen stoppeln vom Kopf weg, ein durchtrainierte Körper, Kleidung die ihn fast im Geäst des Baumes verschwinden ließen und durchdringende braune Augen.

Mir blieb nur ein Sekunden Bruchteil das alles zu erfassen als der Mann sich schon auf mich stürzte.

Er sprang vom Baum genau auf mich zu und schnell rollte ich mich außer Reichweite. Instinktiv zog ich aus meinen Kleidern einen Dolch den ich dort vom ersten Tag an versteckt hatte und nahm eine Haltung ein, die es mir erlaubte mich schnell zu Verteidigen.

Der Mann landete Sicher auf den Beinen, drückte sich sofort wieder ab und stürmte auf mich zu. Ich machte mich bereit mich mit dem Dolch zu verteidigen, als der Mann einen Energieball in seiner Hand erscheinen ließ. Schnell warf er ihn in meine Richtung und nur knapp entkam ich seinen Angriff, aber das nutzte er aus um in meine Reichweite zu kommen. Eine Hand schoss auf mich zu und hätte mich beinahe erwischt, hätte ich nicht im letzten Moment mit dem Dolch zugeschlagen. Ich schrammte die Hand des Mannes nur, aber es genügte das er sie mit einem wütenden knurren zurück zog. Schnell entfernte ich mich etwas, doch er setzte mir sofort hinterher und beschwor Feuer herauf das einen Kreis um mich herum bildete und mir so jeden Fluchtweg versperrte. Gehetzt sah ich mich um und bekam Panik. Wieder beschwor der Mann Energiebälle und dieses mal gleich mehrerer auf einmal, diese warf er nach mir und ich konnte nirgendwo mehr hin.

Noch bevor ich ihn sah, spürte ich Lord Rocan. Er tauchte wie aus dem Nichts neben mir auf, packte mich, zog mich an sich rann und erschuf einen Schutzschild um uns.

„Genug jetzt!“ sagte er mit fester Stimme und sofort blieb der Mann vor uns stehen. Die Flammen erloschen und ich kapierte gar nichts mehr.

„Dieses Mädchen ist nicht zu unterrichten! Sie würde nicht mal im Traum daran denken sich mit ihrer Magie zu schützen. Sie kann mit einem Messer umgehen und das war es auch schon. Ihre Instinkte sagen ihr sie soll nach den Messer greifen und das kann man nicht abstellen,“ sagte der Mann vor uns jetzt finster.

„Aus diesem Grund habe ich sie ja auch geholt. Wenn es einer kann dann sind sie es,“ sagte Lord Rocan ruhig.

Sein Schutzschild verschwand und er ließ mich wieder los.

„Selbst ich kann so ein verlaustes Göre nicht unterrichten,“ sagte der Mann und sah mich böse an.

„HEY, was soll das bitte heißen? Ich bin kein verlaustes Göre!“ sage ich sauer und ging jetzt einen Schritt auf den Mann zu. Dieser zog eine Augenbraue nach oben und sah mich an als währe ich Dreck unter seinen Schuhen.

„Wenn Erwachsene reden haben die Kinder ihren Mund zu halten. Hast du keine Manieren?“ fragte er sauer.

Das ließ mich vor Wut fast explodieren und nur Lord Rocans Hand die sich in dem Moment um mein Handgelenk legte hielt mich davon ab, mich auf den Mann zu stürzen.

„Seit nicht streng Lord Kyran,“ sagte Lord Rocan jetzt ruhig.

Ich sah zu ihm zurück und mir gefiel diese Vertrautheit der zwei überhaupt nicht.

„Was ist hier los?“ fragte ich deswegen jetzt meinen Meister.

„Darf ich dir Lord Kyran vorstellen Kari, er ist einer der besten Kampfmagier den wir haben und er wird dir absofort das Kämpfen bei bringen,“ sagte Lord Rocan.

„Ich habe noch nicht zu gesagt Lord Rocan. Ich habe gesagt das ich das Mädchen erst Testen will und jetzt bin ich zu dem Entschluss gelangt das es nichts bringt,“ sagte Lord Kyran und sah mich böse an.

„Lord Kyran, ihr werdet feststellen das Kari eine sehr gelehrige Schülerin ist und schnell lernt. Ihr werdet mit ihr keine Probleme haben,“ sagte Lord Rocan ohne auf die Worte des anderen Magiers ein zu gehen.

„Warum unterrichtet ihr sie nicht? Ihr seit besser als ich und kennt das Kind schon,“ sagte Lord Kyran jetzt und beachtete mich gar nicht mehr.

Kind? Wieder wurde ich wütend, aber Lord Rocan hielt mich immer noch fest.

„Ich habe keine Zeit ihr auch noch das Kämpfen bei zu bringen und ihr seit der beste Mann für diesen  Job,“ erwiderte Lord Rocan ruhig. Ich wusste nicht woran ich es merkte, aber ich wusste das Lord Rocan nicht die Wahrheit sagte. Was verbarg er vor Lord Kyran?

„Wie währe es, wenn ihr es eine Woche lang versucht und wenn ihr dann immer noch denkt da Kari ein hoffnungsloser Fall ist, könnt ihr es wieder sein lassen,“ schlug Lord Rocan vor. Darüber dachte Lord Kyran anscheinend ernsthaft nach.

„Eine Woche sagt ihr. Also gut, ich gebe ihr eine Woche und wenn ich dann immer noch der Meinung bin das es nichts wird dann werdet ihr mich nie wieder bitten sie zu unterrichten,“ sagte Lord Kyran ruhig.

„Abgemacht, wann soll es los gehen?“ fragte Lord Rocan jetzt munter.

„Habe ich da eigentlich ein Wort mit zu reden?“ fragte ich jetzt knirschig?

„Nein Kari tut mir leid, das ist das beste für dich,“ sagte Lord Rocan und ließ mich jetzt endlich los.

„Also gut. Heut um fünf Uhr geht es los und sie sollte am besten pünktlich sein, sonst kann sie gleich zuhause bleiben,“ sagte Lord Kyran und verschwand dann einfach.

Jetzt drehte ich mich zu Lord Rocan um und sah ihn finster an.

„Warum soll er mich wirklich unterrichten? Das sie keine Zeit haben war doch gelogen,“ fragte ich sauer.

„Oh das hast du erkannt? Die Verbindung festigt sich schneller als ich gedacht hätte, aber du hast recht. Es geht viel mehr darum das es nichts bringen würde wenn ich es weiter versuche, das habe ich gestern Abend gemerkt. Durch die Verbindung kannst du mich spüren und es ist ein leichtes für dich die stärke meiner Angriffe ein zuschätzen oder zu wissen von wo ich angreife, aber in einem echten Kampf wird das auch nicht der Fall sein. Lord Kyran betreibt eine Schule für Kampfmagie und nur ausgewählte Schüler werden dort unterrichtet und jetzt auch du. Vormittags werden wir zwei für deine Prüfung üben und Abend wirst du bei Lord Kyran deine Kampffähigkeiten verbessern,“ erklärte Lord Rocan und machte sich auf den Weg ins Haus. Schnell folgte ich ihm und wünschte mir das ich nicht zu diesem Lord Kyran musste.

 

Ich trainierte den ganzen Vormittag und einen Teil des Nachmittags mit Lord Rocan. Das es mal wieder normale Magie war, die jeder andere auch lernte, tat mir gut und ich genoss es richtig.

Gegen drei Uhr musste Lord Rocan dann aber zu einer Besprechung und ich war mit Katana alleine.

Während er etwas zu essen machte, saß ich in der Bibliothek und versuchte mich auf ein Buch über Algaria zu konzentrieren, aber ständig wanderten meine Gedanken zu Lord Kyran.

Ich konnte mir nicht vorstellen wie der Unterricht bei ihm aussehen würde.

„Kari, das Essen ist fertig und danach müssen wir auch schon los zu Lord Kyran,“ sagte Katana plötzlich.

Ich schreckte aus meinen Gedanken hoch und sah zu Katana der in der Tür stand.

„Okay ich komm sofort,“ sagte ich und stand auf. Schnell räumte ich das Buch weg und machte mich auf den Weg ins Esszimmer.

Wie immer wartete eine leckeres Essen auf mich, aber irgendwie hatte ich heute keinen Appetit.

Nachdem ich eine halbe Stunde lustlos in meinem Essen herum gestochert hatte, nahm mir Katana den Teller weg und lächelte mich sanft an.

„Wir müssen jetzt los sonst kommst du zu spät und das ist bei Lord Kyran nicht sehr ratsam,“ sagte er sanft und schnell nickte ich.

Zusammen verließen wir das Haus und schlenderten langsam durch die Stadt. Vor einer großen Halle hielt Katana schließlich an und ich konnte die Magie spüren die in dem Gebäude pulsierte. Hier musste es einen genau so starken Schutzschild geben wie in der Seiran.

„Da musst du jetzt alleine rein, Lord Kyran duldet nur seine Schüler in der Halle. Viel glück und lass dich nicht unterkriegen. Er ist ein schwieriger Lehrer, aber einer der besten,“ sagte Katana sanft.

Kurz nickte ich ihm zu und machte dann langsam die Tür der Halle auf. Hinter der Tür erwartete mich sofort ein sehr großer Raum von dem drei Türen weg gingen die sofort als Umkleiden zu erkennen war.

Hier drinnen war das pulsieren noch stärker und ich war mir sicher, wenn ich die Wand berühren würde, würde ich sofort den Schutzschild spüren.

An der Wand rechts von mir standen einige junge Männer die vielleicht zwei bis drei Jahre älter waren und mich sofort beim eintreten interessiert musterten. In der Mitte der Halle stand Lord Kyran mit geschlossenen Augen

„Sind sie auch schon da. Ein glück für sie das sie noch rechtzeitig gekommen sind, sonst hätten sie sofort wieder gehen können, egal wie ihr Mentor das gefunden hätte,“ sagte er jetzt und machte die Augen auf. Finster sah er mich und ich sah ausdruckslos zurück. Ich hatte mich nicht mein ganzes Leben auf den Straßen verbracht um mich jetzt von so einem Magier blöd anmachen zu lassen.

Die Blicke der anderen wurden jetzt immer fragender und ich biss die Zähne zusammen um nicht irgendeine pampige Antwort zu geben.

Lord Rocan wollte das ich hier unterrichtet wurde, also musste ich es wohl durchziehen.

Lord Kyran musterte mich jetzt von oben bis unten und schnalzte dann missbilligend mit der Zunge.

Jetzt kamen noch ein paar mehr junge Männer aus den Umkleiden und nach einer weile waren wir insgesamt zu zwölft. Ich war das einzigste Mädchen und deutlich jünger als die anderen, doch das war mir egal. Alter hatte mich noch nie beeindruckt.

„Nehmt Aufstellung,“ sagte Lord Kyran genau um fünf Uhr und sofort bildeten die Jungs eine reihe. Da ich nicht einfach so rum stehen wollte, schloss ich mich ihnen an und wieder wurden mir fragende Blicke zu gewandt.

„Wie ihr gesehen habt, haben wir ein neues Mitglied in unserer Runde. Sie wird eine Woche bleiben um zu schauen ob sie etwas lernen kann, wenn nicht fliegt sie wieder,“ sagte Lord Kyran und sah alle der Reihe nach an.

Eine Woche, das würde ich überleben und dann hatte ich eh schon die Prüfung. Bei glück würde Lord Rocan mich dann aus dem Unterricht hier wieder raus holen.

„Also gut, wir machen da weiter wo wir das letzte mal aufgehört haben. Kari und Seno kommt mit,“ sagte Lord Kyran mit eisiger Stimme und sofort teilten sich alle zu zweier paaren auf. Nur ein Junge nicht. Er war vielleicht zwei Jahre älter als ich, hatte braunes, strubbeliges Haar, grüne Augen und einen gut gebauten Körper. Im ganzen sah er recht gut aus und ich konnte mir vorstellen das die Mädchen nur so auf ihn folgen, aber irgendwie kam er mir auch bekannt vor.

Langsam ging ich zu Lord Kyran der zur linken Seite der Halle gegangen war und auf uns zwei wartete.

Bei ihm angekommen sah er mich nicht an sondern nur diesen Seno.

„Ich will das ihr einen kleinen Übungskampf macht. Seno du weist was ich von dir erwarte,“ sagte Lord Kyran. Seno nickte und sah dann zu mir.

„Und du Kari, beweis mir das dein Mentor recht hat,“ sagte er kalt. Ich schluckte nervös und fragte mich wie ich das machen sollte, da ich mich nun wirklich nicht mit der Kampfkunst auskannte.

Dann ging Lord Kyran weg und ich sah ihm kurz nach. Aus den Augenwinkeln sah ich eine Bewegung und sprang noch rechtzeitig zur Seite als Seno einen unbekannten Zauber nach mir warf. Erschrocken sah ich ihn an und fragte mich was das werden sollte. Sollte es nicht irgendein Startsignal geben?

Er schien meine Gedanken zu erraten, den er verzog die Lippen zu einem leichten lächeln.

„In einem richtigen Kampf wird keiner darauf achten ob du bereit bist oder nicht,“ sagte er dann.

Da konnte ich ihm nur zustimmen, aber laut würde ich es nicht aussprechen und dazu blieb mir auch keine Zeit, den Seno formte eine runde Scheibe aus Energie über seiner Hand und sie knisterte nur so vor starker Magie.

Als die Scheibe auf mich zugeflogen kam, erkannte ich den Zauber als den, den Taki benutzt hatte um meine Haare zu ruinieren.

Schnell wich ich auch diesem Zauber aus und überlegte fieberhaft was ich machen konnte. Seno attackierte mich derweil mit immer neuen Zaubern und ich wich jedem geschickt aus.

„Kannst du nicht mal einen einfachen Schutzschild? Wie hast du es geschafft das Lord Kyran dich hier aufgenommen hat?“ fragte Seno nach einigen Minuten.

Am liebsten hätte ich mir mit der Hand an den Kopf geschlafen, Lord Rocan hatte mir schließlich gestern erst erklärt wie man sich mit einem Schild schützte.

Als Senos nächster Angriff auf mich zu kam, riss ich schnell meinen Schutzschild hoch und Senos Attacke verpuffte einfach daran. 

„Du kannst es ja doch, na dann mal schauen wie stark du bist,“ sagte Seno und schon begann ein Hagel von angriffen auf meinem Schild.  Ich versuchte wie Lord Rocan es mir gezeigt hat die Angriffe einzuschätzen und den Schild dem entsprechend zu verstärken, doch es waren so viele und starke Angriffe das ich das bleiben ließ und meinen Schild gleich verstärkte. Dieses Taktik erforderte aber sehr viel Kraft und ich musste mir unbedingt etwas ausdenken, sonst würde mir die Kraft ausgehen ohne das ich mich gewährt hätte.

Schnell ließ ich eine Energiekugel erscheinen und war sie nach Seno, der sie aber mit Leichtigkeit abwehrte.

Langsam wurde ich wütend und biss die Zähne zusammen. Irgendwas musste ich doch machen können?

Ich erschuff immer neue Energiekugeln und warf sie nach Seno, ich ließ sie aus verschiedenen Richtungen angreifen, aber Seno währte sie ab ohne überhaupt einen Schild zu erschaffen. Ich hingegen verlor langsam meine Kraft und schon bald konzentrierte ich mich nur noch darauf meinen Schild aufrecht zu erhalten.

Es wurde immer schwerer und als mein Schild von einem starken Zauber getroffen wurde, ging mir die Energie aus und ich sah wie er vor meinen Augen zerfiel. Den Zauber den Seno gleich hinter dem letzten hinterher geschickt hatte, konnte ich nicht mehr ausweichen und er traf mich mit schmerzlicher Wucht und warf mich zwei Meter nach hinten. Schwer atemend blieb ich am Boden liegen und kämpfte die schmerzen nieder.

Seno erschien in meinem Blickfeld und sah besorgt auf mich runter.

„Geht es dir gut?“ fragte er schwer atmend. Anscheinend war auch ihm langsam die Kraft ausgegangen.

„Alles bestens,“ knurrte ich und kämpfte mich auf die Beine. Ich würde bestimmt keine Schwäche vor einem Fremden zeigen.

Lord Kyran trat jetzt zu uns und sah uns abschätzend an.

„Gut gemacht Seno, auch wenn du etwas mehr Fantasy benutzen solltest. Einen Gegner zu ermüden ist eine lange und schwere Art zu kämpfen. Und was dich betrifft, ich wusste das du ein Hoffnungsloser fall bist. Ich glaube in einer Woche wirst du diesen Kurs verlassen, auch wenn Lord Rocan das nicht gefallen wird,“ sagte er finster. Seno wurde jetzt Kreideweis und sah mich erstaunt an.

„So wir machen jetzt weiter mit unseren Übungen, stellt euch in einer Reihe auf,“ sagte Lord Kyran laut und sofort unterbrachen seine Schüle ihr tun. Als ich mich mit wackligen Knien aufrichtete durchfuhr mich plötzlich ein merkwürdiges Gefühl und ich bekam wieder etwas Kraft. Diese Kraft fühlte sich verdächtig nach Lord Rocan an.

„Du wirst etwas Kraft brauchen für die restliche Stunde und zeig Lord Kyran was für eine mächtige Magierin du bist,“ ertönte Lord Rocans Stimme in meinem Kopf.

Kurz schnappte ich nach Luft, dann konzentrierte ich mich auf meinen Meister.

„Danke,“ war meine knappe Antwort.

Als wir alle in einer Reihe standen, zeigte uns Lord Kyran einen neuen Zauber und jeder sollte es nach der Reihe versuchen. Ich merkte sofort das diese Jungs sehr viel besser waren als meine ehemaligen Klassenkammeraden, jeder konnte den Zauber sofort nach machen, auch wenn er noch nicht die Macht von Lord Kyrans Zauber hatte.

Er ließ uns eine weile trainieren, gab Tipps und beobachtete uns genau. Nach einer ganzen weile mussten wir dann wieder gegeneinander Kämpfen und sollten den Zauber in dem Kampf einsetzen.

Ich beherrschte die Magie, aber irgendwie wollte es mir nicht gelingen ordentlich anzugreifen.

Als Lord Kyran dann die Stunde beendete, war ich am ende meiner Kräfte und verließ langsam die Halle.

Außer Seno hatte keiner der anderen mit mir geredet, sondern nur spöttisch gegrinst, als mir der Zauber einfach nicht ordentlich in einem Kampf gelingen wollte.

Völlig erschöpft und mit schlechter Laune, machte ich mich auf den Heimweg. Ich achtetete kein bisschen auf den Weg und so kam es natürlich das ich bei einer Ecke mit jemanden zusammen stieß und zu Boden flog.

Verärgert sah ich hoch und erstarrte sofort.

„Lord Rocan?“ fragte ich in meinen Gedanken und hoffte das mein Meister mich hören würde.

„Kari?!“ fragte Lord Rocan überrascht. Irgendwie konnte ich fühlen das er überrascht war, den aus seiner Stimme hatte man es nicht gehört. Das überraschte mich gleich noch mehr und als ich mich näher auf Lord Rocans Präsenz konzentrierte, konnte ich noch mehr spüren. Er war total überrascht das ich auf diesem wege mit ihm kontakt auf genommen hatte und er machte sich sorgen darüber das etwas passiert war.

„Ich glaube wir haben ein kleines Problem,“ sagte ich jetzt schnell und schickte ihm per Gedanken ein Bild des jungen Mannes vor mir.

„Was macht Josh hier?“ fragte Lord Rocan sofort und ärger klang in seiner Stimme mit und da war noch etwas, was ich aber nicht benennen konnte.

„Das ist eine gute Frage,“ antwortete ich ruhig.

Das ganze Gespräch hatte nicht länger als ein paar Sekunden gedauert und in dieser Zeit war Joshs Gesicht von ärger zu Freude gewechselt.

„Kari! Endlich habe ich dich gefunden. Ich suche schon eine ganze weile nach dir,“ sagte er überglücklich.

„Was machst du hier? Es ist gefährlich für dich?“ fragte ich und nahm die Hand, die er mir hinhielt.

Josh zog mich wieder auf die Beine und runzelte kurz die Stirn, als ihm klar wurde das ich zum ersten mal seine helfende Hand angenommen hatte.

„Von wegen gefährlich. Du kennst mich, für mich ist nichts gefährlich. Außerdem wollte ich dich wieder sehen,“ sagte Josh und sah jetzt weg. Er war rot angelaufen und trat von einem Fuß auf den anderen.

„Ich währe doch irgendwann wieder gekommen, dann hätten wir uns gesehen. Was ist so wichtig das du hier nach mir suchst?“ fragte ich neugierig.

„Oh ich kann es mir denken Kari. Rede mit ihm wo euch keiner sehen kann und schaff ihn dann weg. Es ist zu gefährlich wenn ihr zwei zusammen gesehen werdet oder er erwischt wird, er weis einfach zu viel,“ sagte Lord Rocan jetzt in meinem Gedanken.

„Hm… wenn ihr meint. Ich begleite ihn zu dem geheimen Tunnel und schau das uns keiner erwischt,“ antwortete ich schnell.

„Das wird nicht gehen. Der Tunnel ist eingestürzt kurz nachdem du ihn das letzte mal benutzen wolltest. Die Stadttore sind auch schon zu, dir bleibt nur ein weg ihn aus der Stadt zu bringen,“ sagte Lord Rocan und schickte mir ein paar Bilder. Sie zeigten die kleine Lichtung die ich entdeckt hatte und einen verborgenen Pfad durch den Wald zu einem Teil Stadtmauer mit einer verborgenen Tür.

„Diese Tür wirst nur du öffnen können. Ich habe eigenhändig einen Zauber über sie gelegt sodass nur ich rein oder raus kann, aber da du mit mir verbunden bist, solltest du ohne Probleme da durch kommen,“ erzählte Lord Rocan.

„Wir müssen hier weg Josh,“ sagte ich jetzt zu meinem Gegenüber.

„Also gut, vielleicht hast du recht. Mir ist nicht wirklich wohl dabei so auf offener Straße rum zu rennen. Kennst du einen Ort wo wir reden können?“ fragte er und schnell nickte ich.

Schnell gingen wir schweigend durch die Stadt, wobei ich sehr darauf achtete das uns wirklich keiner zu Gesicht bekam und erst als wir den Wald erreichten, atmete ich wieder auf.

Josh musterte den Wald mit zusammen gekniffenen Augen, folgte mir aber ohne ein Zögern hinein.

Immer noch schweigend ging ich zielstrebig auf die Lichtung zu und als ich sie erreicht hatte, befiel mich wieder ein innerer Frieden. Hier konnte ich einfach entspannen.

Da es inzwischen aber schon dunkel geworden war und man fast seinen eigene Hand vor Augen nicht mehr sah, erschuf ich eine Kugel aus Licht und ließ sie über unseren Köpfen schweben.

Zischend zog Josh die Luft ein und starrte die Kugel an.

„Du bist wohl jetzt wirklich eine richtige Magierin,“ sagte er mit leichter Besorgnis.

„Das ist nur ein kleiner Zauber, nichts außergewöhnliches. Komm setzen wir uns da hin und du kannst sagen was du zu sagen hast und wegen was du so ein Risiko eingegangen bist,“ sagte ich jetzt und setzte mich auf den Baumstamm.

„Es ist kein Risiko. Ich bin öfters in der Stadt unterwegs als du glaubst,“ sagte Josh.

Ich wollte darauf gerade was sagen, als ich spürte das Lord Rocan durch unserer Verbindung anwesend war.

„Lord Rocan? Gibt es ein Problem?“ fragte ich deswegen schnell und wieder spürte ich Überraschung.

„Entschuldige Kari, ich wollte nur wissen ob alles okay ist. Ich mache mir sorgen ob die schwarzen Magier vielleicht wieder auf der Lichtung auftauchen,“ sagte Lord Rocan.

„Ich glaube nicht,“ sagte ich schnell und spürte wie Lord Rocan sich zurück zog.

„Also was willst du mir jetzt sagen Josh?“ fragte ich und dachte an unsere letzte Begegnung. Dieses mal würde ich nicht den Fehler machen uns Joshs Gedanken lesen.

„Ich wollte über letztes mal reden,“ fing Josh jetzt an, setzte sich neben mich und sah auf den Boden.

Sofort wurde ich rot und sah auch weg.

„Mein Dad hat mir erklärt was passiert ist, das wollte ich nicht,“ sagte er ruhig.

„Wenn sich hier wer entschuldigen sollte dann ich. Ich hätte nicht einfach in deinen Gedanken lesen sollen,“ sagte ich jetzt traurig.

„Nein schon gut. Es war kindisch mir solche Sachen auszudenken und es tut mir leid was du gesehen hast. Ich liebe dich wirklich Kari und jedes mal wenn ich dich sehe, will ich dich nur noch fest halten, sodass du nie wieder gehst, aber anscheinend ist das bei dir nicht der Fall. Dad sagte das du einen zweiten Seelenverwandten hast und ich hoffe du findest ihn, aber bis es soweit ist, werde ich um dein Herz kämpfen, denn das ist es was ich über alles auf der Welt will. Wir sind Seelenverwandt und ich werde dich nie aufgeben, aber ab sofort werde ich wie ein Mann um dein Herz kämpfen und dir die Welt zu Füßen legen,“ sagte Josh und dabei sah er mir fest in die Augen. Ein lächeln stahl sich auf mein Gesicht, dass war der Josh den ich kannte und auf eine gewissen weise auch liebte. Nur halt nicht so wie er es gerne hätte.

„Wir werden uns niemals trennen, aber jetzt musst du erst mal von hier weg bevor dich ein anderer Magier sieht und mein Tag war ziemlich hart. Ich will nur noch schlafen,“ gestand ich Josh und sofort sah er mich besorgt an.

„Geht es dir gut?“ fragte er.

„Ja nur habe ich fast meine ganze Magie verbraucht und das schwächt auch meinen Körper,“ erzählte ich ihm und unterdrückte ein Gähnen.

„Dann sollte ich wohl wirklich mal Heim gehen,“ sagte Josh und sprang auf die Beine.

„Komm mit, ich kennen einen Weg hier raus,“ sagte ich und stand jetzt auch schnell auf.

Ich machte einen Schritt in die Richtung die Lord Rocan mir gezeigt hatte, als plötzlich ein Mann, komplett in schwarz aus dem Wald auf die Lichtung trat.

Sofort blieb ich stehen und Josh trat an meine Seite. Ich sah wie er nach seinem Messer tastete und am liebsten hätte ich es ihm gleich getan.

Der Mann hingegen wirkte völlig entspannt. Seine dunklen, fast schon schwarzen Augen sahen mich durchdringend an, sein Körper zeigte keinen Anzeichen von Verspannung und ein lächeln lag in seinem schönen Gesicht. Er konnte nicht älter als dreißig sein, aber trotzdem konnte ich etwas in seinen Augen sehen was sehr viel älter war.

„Seit mir gegrüßt ehrenwehrte Lady Kari. Es ist mir eine wahre freude sie endlich kennen zu lernen,“ sagte er mit einem ruhigen lächeln.

„Woher wissen sie wer ich bin und wer sind sie?“ fragte ich jetzt misstrauisch.

„Du kannst mich Marekai nennen und wer kennt dich den nicht. Seine Schülerin kennt doch jeder, auch wenn ich sagen muss das ich nicht wegen ihm hier bin,“ sagte der Mann lächelnd.

„Und weswegen bist du dann hier?“ fragte ich vorsichtig.

„Oh meine Männer haben mir von dir erzählt und ich wollte mich mit meinen eigenen Augen davon überzeugen, das du wirklich so schön bist wie sie gesagt haben,“ erzählte Marekai und sein lächeln wurde eine spur böse.

Was ging hier nur vor.

„Da sich das ja bestätigt hat freue ich mich schon auf unser nächstes treffen. Leider habe ich nicht mehr zeit um mit so einer schönen Frau zu sprechen, aber ich verspreche dir, wir werden uns bald wieder sehen,“ sagte Marekai.

Dann verbeugte er sich plötzlich und im nächsten Moment war er auch schon verschwunden. 

Leicht nervös sah ich zu der stelle wo der unbekannte Magier vor einigen Sekunden noch gestanden hatte und erst als mir Josh eine Hand auf den Arm legte, dachte ich daran das er auch noch da war.

„Was war das den für ein Vogel?“ fragte Josh stirnrunzelnd.

„Ich habe keine Ahnung, aber wir sollten jetzt los,“ sagte ich, packte Josh jetzt am Handgelenk und zog ihn hinter mir in den Wald rein.

Nur kurz ließ Josh sich ziehen dann ging er neben mir her.

Ich versuchte Marekai aus meinen Gedanken raus zu halten, aber immer wieder drehten sich meine Gedanken um ihn.

Wer war er? Wer waren seine Männer? Was wollte er von mir? Vielleicht irgendein dämlicher Plan von Savarik, aber irgendwie konnte ich das nicht so recht glauben.

Schnell ging ich durch den Wald und wieder schwiegen wir uns an.

Als wir nach einer halben Stunde an der Tür ankamen, machte ich mich für den Abschied bereit, aber Josh sah nicht so aus als würde er gehen wollen.

„Was ist los Josh?“ fragte ich nach.

„Dieser Typ gefällt mir ganz und gar nicht und ich will dich nicht allein im Wald zurück lassen. Was ist wenn er wieder kommt?“ fragte Josh besorgt und ich sah sofort das er es ernst meinte. Er würde keinen Zentimeter von mir weichen. Also blieb mir nur eine Möglichkeit.

„Lord Rocan, es gibt das nächste Problem,“ sagte ich, auch wenn es mir gar nicht gefiel schon wieder hilfe zu suchen.

„Warum habe ich nur mit diesem Satz gerechnet? Was hat Josh angestellt“ fragte Lord Rocan erheitert.

„Josh hat nix gemacht, er macht sich nur sorgen,“ sagte ich. Anschließend schickt ich Lord Rocan ein Bild von Marekai.

Noch bevor ich erklären konnte was es mit ihm auf sich hatte, flackerte neben mir kurz Magie auf und Lord Rocan in seinen üblichen Kleidern die er bei den Rebellen trug erschien neben mir.

Erstaunt sah ich ihn an. Mit so einer schnellen Reaktion hätte ich nicht gerechnet. Josh hingegen war fluchend zurück gesprungen und sah meinen Mentor erstaunt an.

Durch die Verbindung zu Lord Rocan spürte ich starke Wut, aber auch sorge.

„Was wollte Marekai von euch,“ fragte er jetzt.

„Er meinte er will sehen ob ich wirklich so schön sei wie seine Männer behauptet haben,“ sagte ich und verzog dabei das Gesicht.

Noch mehr Sorge konnte ich durch die Verbindung spüren und fragte mich wieder wer dieser Marekai war. Lord Rocan schien ihn ja zu kennen und ihm gefiel es kein bisschen das er hier gewesen war.

„Wer war der Typ?“ fragte ich deswegen vorsichtig.

„Das ist jetzt nicht von belang. Wenn er wieder auftauchen sollte, rufst du mich ohne zögern und das sofort. Marekai ist sehr gefährlich und wenn er erst mal etwas sieht was ihm gefällt dann holt er es sich ohne mit der Wimper zu zucken und geht dabei über Leichen,“ sagte Lord Rocan ernst. Sofort nickte ich und bemerkte dabei das Josh merkwürdig zwischen mir und Lord Rocan hin und her schaute.

„Du solltest jetzt gehen,“ sagte Lord Rocan plötzlich eisig zu Josh und hinter ihm schwang die Tür auf.

Josh sah kurz zurück und dann zu mir.

„Wann sehen wir uns wieder?“ fragte er dann.

„Mein Diener ist fast jeden zweiten Tag bei euch. Wenn du das nächste mal Kari sehen willst, schreib ihr einen Brief und sag ihr wo und wann, aber lauf nicht mehr einfach in der Stadt rum. Das ist für dich und für Kari gefährlich!“ sagte Lord Rocan und eine weitere Welle von Wut spürte ich bei ihm. Josh knirschte inzwischen auch wütend mit den Zähnen, gab sich aber geschlagen.

„Wir sehen uns Kari, ich freu mich schon darauf,“ sagte er. Dann kam er zu mir und zog mich kurz an ihn. Ich kuschelte mich an Josh und atmete seinen vertrauten Geruch ein, der mich sofort an mein zuhause erinnerte.

Als Josh dann von mir abließ, ließ er es sich nicht nehmen mir einen schnellen Kuss auf die Wange zu geben.

„Vergiss nicht ich werde kämpfen,“ sagte er und sah kurz zu Lord Rocan. Dann rannte er durch die Tür, die hinter im geräuschlos ins Schloss viel.

Verdutzt sah ich ihm hinterher und vergas Marekai sogar für einen Moment.

Als sich Lord Rocans Hand um meinen Arm schloss, dachte ich aber sofort wieder an den Grund warum er da war.

Eine inzwischen vertraute woge von Magie erfasste mich und im nächsten Moment standen wir in der Eingangshalle von Lord Rocans Haus.

„Zeig mir genau was sich auf der Lichtung abgespielt hat,“ sagte  Lord Rocan jetzt ernst und ich wagte es nicht zu widersprechen.

Schnell schloss ich die Augen und schickte Lord Rocan meine Erinnerungen.

„Das gefällt mir überhaupt nicht, aber jetzt solltest du schlafen gehen, du siehst sehr erschöpft aus,“ sagte Lord Rocan und lächelte mich leicht an.

Ich nickte nur kurz und verließ die Eingangshalle danach.

 

Die nächsten Tage sah ich Marekai nicht mehr und die Tage waren alle gleich. Den halben Tag trainierte ich mit Lord Rocan für meine Prüfung und ab fünf Uhr mit Lord Kyran. Ich machte nicht wirklich fortschritte, auch wenn man nicht sagen konnte das ich die Magie nicht beherrschte, ich konnte sie einfach nicht umsetzen. Dafür freundete ich mich aber mit Seno an und ab und zu begleitete er mich nach dem Unterricht nach Hause. Als Lord Rocan uns zum ersten mal gesehen hatte, runzelte er nur die Stirn und sagte das er sich freute das ich einen Freund gefunden hatte, aber ich spürte wieder leichten ärger und dieses eine Gefühl das ich nicht benennen konnte.

Als die Woche um war die Lord Kyran mir gegeben hatte, war er der Meinung das ich zwar die Magie beherrschte, ich aber zu untalentiert währe um weiter in seinem Unterricht zu bleiben. Lord Rocan hatte darauf hin eine Stunde lang mit im diskutiert, was dazu führte das ich weiter in seinem Kurs bleiben konnte. Irgendwie war Lord Rocan der einzige den das freute.

Dafür konnte ich mich aber etwas entspannen, denn ich hatte alles gelernt was ich für die Prüfung wissen musste.

Einen Tag vor der Prüfung war es dann aber nicht ich die durch drehte sondern Katana. Er flitzte im Haus hin und sorgte dafür das es nur so strahlte.

Ich saß mit Lord Rocan in der Bibliothek und ging noch mal den Theoretischen Prüfungsstoff durch, aber Katana machte mich fast wahnsinnig.  Irgendwann war ich so genervt das ich das Buch geräuschvoll auf den Tisch vor mir knallte.

Lord Rocan sah von seinem Buch auf und sah mich schief an.

„Was ist los Kari?“ fragte er sanft.

Ich sah zu meinen Mentor und sofort wurde ich wieder ruhiger. Er hatte inzwischen irgendwie den gleichen Angewohnheit wie Josh mich nur mit seiner Anwesenheit zu beruhigen.

„Katana macht mich wahnsinnig. Was ist los mit ihm?“ fragte ich und sah jetzt wieder zu Katana der von einem Regal zum nächsten rannte und den Staub wischte.

„Oh ich glaube das habe ich vergessen zu erwähnen. Die Botschafter aus Algaria kommen heute an und Lord Kirano wird doch hier wohnen. Katana ist der Meinung das Lord Kirano nur eine gute Meinung haben wird wenn das Haus sauber ist,“ sagte Lord Rocan und lachte. Mein Herz schlug kurz schneller, aber dann runzelte ich die Stirn. Mir gefiel es überhaupt nicht das jemand den ich nicht kannte so in meiner nähe sein würde.

„Wir sollten uns auch langsam fertig machen. Katana hat dir ein Kleid gekauft und es auf dein Zimmer bringen lassen. In einer Stunde müssen wir los,“ sagte Lord Rocan und beobachtete mich genau.

Ich nickte kurz und ging danach gleich in mein Zimmer. Ich hatte noch nie ein Kleid getragen und verspürte auch nicht das Bedürfnis daran etwas zu ändern, aber ich hatte das Gefühlt das ich es tragen musste.

Auf meinem Bett fand ich dann besagtes Kleid, aber ich ignorierte es erst mal und ging ins Bad. Schnell wusch ich mich und zog mir danach das Kleid an. Als ich mich im Spiegel betrachtete runzelte ich die Stirn und zupfte dann etwas an meinen Haaren rum.

Als es an der Tür klopfte ließ ich sie mit ein wenig Magie aufgehen, sah dabei aber weiter in den Spiegel.

„Bist du fertig Kari? Lord Rocan wartet in der Eingangshalle auf dich,“ sagte hinter mir Katana.

Langsam drehte ich mich um und sah Katana an. Er trug eine Dienstuniform die ich sonst nie an ihm gesehen hatte.

„Was meinst du? Kann ich so aus dem Haus gehen?“ fragte ich und sah an mir runter.

Das Kleid war rot, mit einer goldenen Stickerei, die das Symbol von Schüler des Magiermeisters bildete. Das Kleid war schlicht, aber gleichzeitig auch Elegant. Der weiche Stoff schmiegte sich perfekt an meinem Körper, aber irgendwie hatte ich das Gefühl das es nicht zu mir passte.

„Du siehst hinreisend aus.  Die Männer werden nicht mehr weg sehen können,“ sagte er lächeln.

Jetzt wurde ich knallrot und sah zu Boden.

„Komm Kari und mach dir nicht solche Gedanken,“ sagte er jetzt sanft.

Schnell ging ich jetzt zu ihm und wir verließen mein Zimmer.

Als wir an der Treppe ankamen, die in die Eingangshalle führte, sah ich Lord Rocan unten stehen. Er trug eine schwarze Hose, weißes Hemd und eine schwarze Jacke darüber mit seinem Symbol in gold darauf.

Dieser Anblick ließ mein Herz schneller schlagen. Er sah aus wie der perfekte Mann und er strahlte pure Macht aus.

Er musste uns gespürt haben, den auch er drehte sich jetzt um und sah zu uns hoch. Ich sah wie sich seine Augen weiteten und er kurz schluckte, dann lächelte er.

„Du siehst bezaubernd aus Kari,“ sagte er lächelnd.

Ein kleines lächeln stahl sich jetzt auch auf mein Gesicht und langsam ging ich die Treppe runter.

Vor der Tür wartete eine Kutsche auf uns und Lord Rocan reichte mir eine Hand und half mir ein zusteigen.

Hinter mir stieg er ein und setzte sich mir gegenüber. Es erinnerte mich leicht an unsere erste Begegnung.

„Über was denkst du nach?“ fragte Lord Rocan plötzlich und ich sah ihm in seine merkwürdigen Augen.

„Es ist merkwürdig. Vor einer weile war ich noch ein einfaches Mädchen das um ihr überleben kämpft. Und jetzt hocke ich mit dem Magiermeister persönlich in einer Kutsche, bin dessen Schülerin, lerne Magie und bin auf den Weg den Botschafter von Algaria zu empfangen,“ sagte ich leise.

Jetzt lächelte Lord Rocan sanft.

„Ja es hat sich wirklich viel verändert für dich, aber ich hoffe du bist nicht allzu traurig dafür von deiner alten Heimat weg zu sein,“ sagte er dann.

„Nein, es macht mir spaß und ich weis das ich später einmal meinen Freunden helfen kann,“ erzählte ich und das ließ Lord Rocan noch mehr lächeln.

Nach einer weile verließen wir den Stadtteil der Magier und fuhren durch meine alte Heimat. Inzwischen hatte sich noch eine Kutsche uns angeschlossen und die Stadtwache ritt in Formation um die Kutschen herum.

„Einige der Magier aus dem Rat werden heute bei uns Essen, dazu wird auch Savarik zählen, der in der Kutsche hinter uns ist. Ich hoffe das macht dir nichts aus, er wird dich in ruhe lassen,“ erzählte Lord Rocan als wir am Hafen einfuhren.

Bis gerade eben hatte ich aus dem Fenster gesehen, aber jetzt drehte ich mich um und sah meinen Mentor mit gerunzelter Stirn an.

„Okay, das werde ich schon schaffen,“ antwortete ich und zwang mich zu einem lächeln.

Die Kutsche hielt jetzt an und kurz darauf machte Katana die Tür auf.

Lord Rocan stieg als erstes aus und ich folgte ihm sofort. Ich sah wie alle in seiner nähe sich vor ihm verbeugten und Lord Rocan hatte eine ausdruckslose Mine aufgesetzt. Er strahlte würde und Macht aus und alle sahen ihn bewundert an.

Lord Savarik kam jetzt auf uns zu. Er würdigte mich dieses mal keines Blickes sondern ging direkt auf Lord Rocan zu.

„Rocan es ist schön dich wieder zu sehen. Ich hoffe dir geht es gut,“ sagte er lächelnd.

„Savarik, danke der Nachfrage. Mir geht es bestens, lass uns Botschafter Kirano in Empfang nehmen,“ sagte mein Mentor mit leichtem lächeln.

Savarik nickte und zusammen gingen wir auf ein großes Schiff zu das gerade am Hafen anlegte. Überall rannten Hafenarbeiter rum, luden Fisch von Kuttern, brachten Ware auf Handelsschiffe und Jungs aus dem Armenviertel der Stadt schrubbten Kisten und erledigten kleinere Arbeiten. Auch ich hatte früher hier gearbeitet um etwas Geld zu bekommen, aber die Hafenarbeiter ließen lieber Jungs arbeiten da diese mehr Kraft hatten.

Ich bemerkte die Neugierigen Blicke der Leute um uns herum sofort, aber ich ignorierte sie sogut es ging.

Vor einem großen Schiff hielten wir an und die Stadtwache formierte sich ordentlich. Auf den Segeln des Schiffes konnte man gut das Zeichen der Algaria erkennen. Ein grüner Vogel der um die Sonne kreiste.

Als das Schiff sicher am Hafen verschnürt war, kamen Hafenarbeiter herbei und befestigten eine Brücke sodass man sicher vom Schiff runter kam.

Kurz darauf kamen einige Diener, die Koffer trugen, die Treppe herunter. Katana trat zu ihnen und gab ihnen Anweisungen, wo sie die Sachen hin bringen sollten.

Gleich nach den Diener erschienen zwei Frauen und  vier Männer an Deck und machten sich auf den Weg zu uns runter. Typisch für die Algaria hatten sie fast alle braune Haare, außer einer Frau die blonde Haare hatte.

Ein Mann trat jetzt vor die anderen und kam mit einem lächeln auf uns zu. Im konnte man ansehen das sein lächeln ehrlich gemeint war. Er war Mitte vierzig, hatte kleine Lachfalten in den Augenwinkeln, grüne Augen und war fast zwei Köpfe größer als ich.

„Lord Rocan, es ist mir eine Freude sie wieder zu sehen, aber mit so einem Aufgebot hätte ich jetzt nicht gerechnet,“ sagte er mit leichtem Akzent und sah sich unseren Trupp an.

„Lord Kirano, es ist schön sie hier willkommen zu heißen,“ sagte Lord Rocan lächelnd.

„Endlich seit über sechzehn Jahren wieder hier, ich bin gespannt was sich geändert hat und so wie ich jetzt schon sehe ist das einiges,“ sagte Lord Kirano und sah zu mir.

„Darf ich ihnen Kari vorstellen, meine Schülerin. Kari das ist Botschafter Kirano,“ sagte Lord Rocan lächelnd.

„Es ist mir eine ehre sie kennen zu lernen,“ sagte ich jetzt mit leichter Verbeugung. Lord Kirano lächelte noch mehr.

„Ganz meinerseits Kari,“ sagte er freundlich.

Dann wand er sich zu Lord Savarik und sie fingen an sich zu unterhalten. Ich stand dabei, beobachtete alle und kam zu den Schluss das ich Lord Kirano mochte. Er sagte was er dachte und ließ sich auch nicht von Lord Savariks geschleime einwickeln.

Irgendwann nahm ich ein merkwürdiges summen war und dachte erst eine Fliege würde um mein Ohr schwirren, aber schnell merkte ich das das nicht stimmte.

Ich spürte dieses summen und es fühlte sich nach Magie an. Als ich zu Lord Rocan sah, konnte ich nicht sehen ob er irgendwas davon bemerkte, aber Lord Kirano sah sich leicht um.

Nur sah er in die Falsche Richtung. Ich sah jetzt in die Richtung, aus der das Summen kam und erstarrte.

Ein gewaltiger Kraftangriff kam genau auf uns zu gerast und mir blieb keine Zeit mehr die anderen zu warnen.

So schnell ich konnte riss ich einen Schutzschild hoch der mehrerer Meter Durchmesser hatte. Gerade als ich den Schutzschild errichtet hatte, krachte der Angriff gegen ihn und schnell verstärkte ich den Schutzschild.

Alle um mich herum zuckten zusammen und ich sah schon den nächsten Angriff auf uns zu kommen. Noch bevor er uns erreicht hatte, legte Lord Rocan mir eine Hand auf die Schulter und ich spürte wie seine Magie durch mich in den Schutzschild floss.

Erstaunt sah ich zu ihm und stellte fest das er finster den Angriff beobachtete der in dem Moment in den Schild krachte.

„Kannst du den Schild aufrecht halten? Ich muss mich konzentrieren,“ sagte er finster und ich nickte schnell.

Ich hatte noch nie einen Schild dieser Größe erschaffen und konnte nicht einschätzen wie schnell meine kraft nach lassen würde, aber ich musste einfach die Zähne zusammen beißen.

Lord Rocan nahm jetzt seine Hand wieder von meiner Schulter, trat etwas von mir weg, schloss die Augen und ich spürte wie er mit seiner Magie die nach den Angreifern suchte. Auch Lord Savarik suchte nach den Magiern und die Wachen hatten Aufstellung bezogen und beobachteten die Umgebung.

Immer mehr Angriffe trommelten auf meinen Schild ein und es entzog mir schnell meine Kraft.

„Atme ruhiger,“ sagte plötzlich Lord Kirano zu mir und sah mir fest in die Augen. Ich versuchte es, aber ich brauchte einfach zu viel Kraft.

„Deine Magie ist nicht für diese Art von Schild ausgelegt, das hätten dir deine Eltern und Lehrer eigentlich sagen sollen. Warte ich zeig dir wie du es richtig machen kannst,“ sagte Lord Kirano und noch bevor ich mich rühren konnte, hatte er mir eine Hand auf die Stirn gelegt.

Ich zuckte zusammen, da ich niemanden in meinem Kopf haben wollte, aber der Botschafter versuchte nicht mal meinen inneren Schild zu bezwingen. Er schickte mir eine Vorstellung von Magie. Es waren keine Worte oder Bilder, aber ich verstand sofort was er meinte. Erstaunt riss ich die Augen auf und sah meinen Umgebung an. Es hatte sich irgendwie verändert und ich nahm alles viel deutlicher war. Ich spürte das Meer und wie viel macht es hatte, die Luft die nur so vor Magie vibrierte und ich konnte das alles verwenden um meinen Schild zu stärken. Ich konzentrierte mich auf die überflüssige Magie um mich herum und ließ sie in meinen Schild fließen. Leuchtend grüne Fäden zogen sich jetzt durch meinen Schild und ich verlor kaum noch Energie.

Als Lord Rocan sich plötzlich regte, sah ich sofort zu ihm und konnte gerade noch sehen wie er einen mächtigen Zauber los ließ. Ich konnte nicht sehen wie er sein Ziel traf, aber das summen hörte auf und es kamen keinen neuen Angriffe.

Lord Savarik drehte sich jetzt zu den Wachen um und musterte sie kurz.

„Ihr vier kommt mit mir, die anderen bringen den Magiermeister, seine Schülerin und den  Botschafter sicher nach Hause,“ sagte er. Gleich darauf drehte er sich um und ging mit den vier Wachen in die Richtung, die Lord Rocans Zauber genommen hatte.

„Du kannst den Schild jetzt fallen lassen Kari,“ sagte Lord Rocan und kurz nickte ich. Der Schild verschwand sofort, aber ich konnte immer noch die Magie in meiner Umgebung spüren.

„Es tut mir wirklich sehr leid Lord Kirano, so hatte ich mir den Empfang nicht vor gestellt,“ wand sich jetzt mein Mentor an den Botschafter.

„Ach macht euch keine Gedanken, ich wurde schon schlimmer Empfangen,“ sagte der Botschafter lächelnd.

„Jetzt sollten wir aber wirklich gehen,“ sagte Lord Rocan und sofort ging Katana zur Kutsche und hielt die Tür auf. Wir folgten ihm und als wir alle saßen fuhr die Kutsche sofort los.

„Also Rocan, erzähl mir wie du zu dieser bezaubernden Jungen Dame gekommen bist. Als wir uns das letzte mal gesehen haben, hattest du noch keine Schülerin,“ sagte Lord Kirano jetzt offener.

„Ja da hast du recht. Kari kam wie ein Blitz und erstaunt uns jeden Tag aufs neue. Sie zerstörte einen von Savariks Zaubern, so sind wir auf sie aufmerksam geworden,“ erzählte Lord Rocan und sofort wurde ich rot im Gesicht.

„Oh ich hätte zu gerne Savariks Gesicht gesehen,“ lachte Lord Kirano.

„Lieber nicht,“ sagte Lord Rocan schmunzelnd.

„Wie ist es dazu gekommen das du Savariks Zauber gebrochen hast?“ fragte mich jetzt Botschafter Kirano.

Mir war sofort klar das ich nicht die Wahrheit sagen sollte, also umschrieb ich es lieber ohne zu lügen.

„Ich bin direkt hinein gelaufen. Zu dem Zeitpunkt hatte ich noch nie wirklich was mit Magie zu tun gehabt und hab einfach Panik bekommen,“ erzählte ich schnell.

„Verstehe, wenn man nie viel mit Magie zutun hatte kann so was wirklich einen in Panik versetzen. Aber wie kommt es das du vorher noch nie mit Magie zu tun hattest?“ fragte Lord Kirano jetzt.

Vor solchen Fragen hatte ich mich gefürchtet, denn ich wusste nicht wie ich sie beantworten sollte. Die Magier hielten mich ja eh schon für Dreck aus dem Armenviertel. Sie waren nur freundlich zu mir weil Lord Rocan mein Meister war.

„Kari wuchs nicht bei ihren Eltern auf, also wusste sie auch nix von ihrer Magie,“ sagte jetzt Lord Rocan und sah kurz zu mir. Hatte er gespürt das ich nicht heiß darauf war über dieses Thema.

„Oh, aber wenigstens kannst du dir sicher sein das deine Eltern dich geliebt haben,“ sagte Lord Kirano mit sanften lächeln.

„Wie kommt ihr darauf?“ fragte ich zweifelnd.

Liebe, von wegen! Meine Mutter hatte mich einfach weg gegeben, sie liebte mich nicht.

„Na dein Name sagt doch alles. Kari ist ein Name aus Algaria und bedeutet geliebtes Kind. Das ist ein Name den wir nur besonderen Menschen geben,“ erzählte Lord Kirano.

Erstaunt sah ich ihn an und meine Gefühle spielten total verrückt.

„Mach dir nicht zu viele Gedanken Kari,“ sagte Lord Rocan in meinem Kopf.

Ich konnte ihn nicht ansehen, den auch mit Lord Rocans Worten, war ich immer noch viel  zu verwirrt.

Ich merkte nicht mal wie meine Mitfahrer anfingen sich zu unterhalten, sondern sah ganz in Gedanken versunken nach draußen.

„Kari, komm wir sind da,“ riss mich Lord Rocans Worte mich aus meinen Gedanken. Als ich mich auf meine Umgebung konzentrierte, stellte ich fest das wir vor Lord Rocans Haus standen und die zwei Magier schon ausgestiegen waren. Schnell sprang ich wenig elegant aus der Kutsche und ging auf die Männer zu.

Im Haus brachte Katana Lord Kirano erst mal auf mein Zimmer  und ich war mir Lord Rocan alleine.

„Denk nicht so viel darüber nach Kari. Vielleicht wollte deine Mutter dich einfach nur beschützen und der einzige Weg bestand darin dich weg zu geben. Wenn du willst helfe ich dir sie zu suchen, die Rebellen haben bestimmt mehr Informationen über sie, als sie zu geben,“ sagte er sanft.

„Nein, aber danke für das Angebot. Ich will es glaub ich gar nicht wissen,“ sagte ich ruhig. Lord Rocan musterte mich mit einem merkwürdigen Blick und von dem wollte ich nur weg.

„Ich werde erst mal auf mein Zimmer gehen und schauen ob für morgen noch etwas zu erledigen ist,“ sagte ich deswegen schnell und schon rannte ich nach oben.

 

 

Lord Rocan sah Kari hinterher und spürte wie aufgewühlt sie war und das die Worte des Botschafters sie völlig verwirrt hatten.

Er hatte eigentlich nie gedacht das Kari solche Probleme mit ihrer Vergangenheit hatte. Er konnte sich nur schwer vorstellen wie es war in dem Gedanken aufzuwachsen das die eigenen Eltern einen nicht liebten und dann die worte des Botschafters zu hören. Kari war völlig durcheinander und im tat es weh sie so zu sehen.

„Ah Rocan da seit ihr ja, aber wo ist eure reizende Schülerin? Ist sie schon nach Hause?“ fragte Botschafter Kirano und kam auf Lord Rocan zu.

„Kari ist auf ihrem Zimmer und geht noch mal einige Sachen durch,“ antwortete Lord Rocan und sah zu Lord Kirano.

„Sie wohnt bei euch? Üblich ist das doch nicht,“ sagte Lord Kiran.

„Da haben sie recht, aber Kari ist ein Sonderfall. Macht euch da mal keine Gedanken,“ sagte Lord Rocan lächelnd.

„Na dann, ich wollte mal mit euch reden. Hättet ihr vielleicht ein paar Minuten bevor der halbe Rat hier ankommt?“ fragte Lord Kirano plötzlich ernst.

„Natürlich, gehen wir in mein Büro,“ antwortete Lord Rocan und konzentrierte sich voll auf seinen Besuch. Zusammen gingen sie in Lord Rocans Büro und machten es sich in zwei Sessel gemütlich.

„Also worüber wollt ihr mit mir reden?“ fragte der Magiermeister ernst.

„Ich bin auf der suche nach jemanden. Eine Frau Namens Sirana, vielleicht erinnert ihr euch an sie. Sie hat im Regierungsgebäude gearbeitet als ich das letzte mal hier war,“ sagte Lord Kirano.

„Sirana sagt ihr, habt ihr ein Bild von ihr?“ fragte Lord Rocan und dachte dabei an die ganzen Angestellten in der Regierung.

Lord Kirano schloss kurz die Augen und dann erschien zwischen ihnen das Bild einer jungen Frau. Braunes Haar das ihr bis auf den Rücken ging, schlanke Statur, wunderschöne leuchtend blaue Augen und ein lächeln das jeden Mann das Herz geraubt hätte. Lord Rocan musterte sie kritisch und versuchte sich zu erinnern ob er diese Frau kannte.

„Ich erinnere mich jetzt nicht an sie, vielleicht arbeitet sie aber wo anders. Wer ist sie wenn ich fragen darf?“ fragte Lord Rocan. Eine Freundin die ich von früher kannte. Sie meinte wir würden in Kontakt bleiben, aber ich habe nichts mehr von ihr gehört seit ich hier weg bin und da habe ich mir sorgen gemacht. Ich hatte gehofft ich finde sie wieder,“ erzählter der Botschafter betrübt.

„Sie wird schon auftauchen. Ich werden schauen ob ich was in Erfahrung bringen kann,“ sagte Lord Rocan und lächelte wieder.

„Ich hoffe wirklich das ich sie finde, man konnte sich wunderbar mit dieser Frau unterhalten,“ sagte Lord Kirano und ein verträumter Ausdruck erschien in sein Gesicht.

„Ah eine gute Freundin zum reden ich verstehe,“ sagte Lord Rocan und grinste leicht

 

 

Ich saß auf der Fensterbank und sah starr nach draußen. Meine Gedanken rasten, und ich hatte mich einfach nicht auf die Prüfungsvorbereitung konzentrieren konnte.

Als es an der Tür klopfte zuckte ich kurz zusammen, ließ die Tür aber gleich darauf mit etwas Magie auf gehen.

„Es ist Zeit der Meute gegenüber zu treten Kari,“ sagte Katana und beobachtete mich genau.

Die Ratsmitglieder waren also da.

„Ich komme,“ antwortete ich ruhig und sprang von der Fensterbank.

„Geht es dir gut Kari? Du siehst bedrückt aus,“ meinte Katana und musterte mich genau.

„Alles in Ordnung Katana,“ sagte ich und zwang mich zu einem lächeln.

„So und jetzt lächle bitte etwas und zwar richtig, nicht so als hättest du in eine Zitrone gebissen,“ sagte Katana und hielt mir die Tür auf.

„Okay aber nur weil du mich so nett bittest,“ antwortete ich und brachte jetzt ein richtiges lächeln zustande.

„So ist es doch schon viel besser. Und jetzt zeig den Magiern da unten was für eine Frau du bist. Die meisten haben dich bis jetzt nur ganz kurz oder überhaupt noch nicht zu Gesicht bekommen,“ meinte Katana und ich stimmte ihm Stumm zu.

Zusammen gingen wir nach unten und auf den Speisesaal zu.

Als wir den großen Raum betraten, sahen sofort alle zu mir und ich verkniff es mir, ihnen die Zunge raus zu strecken, sondern lächelte freundlich und ließ mich von Katana zu meinem Platz am Tisch bringen.

Außer Lord Rocan und Botschafter Kirano waren alle schon anwesend und ich fühlte mich nicht wohl so alleine mit den Ratsmitgliedern.

Als von der Tür her Schritte zu hören waren, sprangen alle auf und verneigten sich vor Lord Rocan der mit Lord Kirano den Raum betrat.

Lord Rocan hatte wie immer ein lächeln auf dem Gesicht und auch Lord Kirano lächelte, auch wenn es nicht ganz seine Augen erreichte.

Nachdem sich alle gesetzt hatten, kam auch schon Katana mit mehreren Dienern, die ich noch nie gesehen hatte, in den Raum und brachte jeden Essen.

Lord Rocan hielt noch kurz eine kleine Rede, dann machte sich jeder übers Essen her und sie fingen an sich zu unterhalten. Jeder wollte von Lord Kirano wissen wie die Reise war, wie es in Algaria aussah und  was er sich von seinem Besuch in Feron erhoffte.

Ich sah zu wie der Magier die Fragen immer wieder beantwortete, aber trotzdem blieb er immer höfflich und lächelte durchgehend. Wie machte er das nur?

Als er sich aber in einer Gesprächspause zu mir drehte, sah ich in seinen Augen leichte Verzweiflung was mich lächeln ließ.

„Ich habe gehört du hast vorhin gelernt. Für was lernst du den im Moment?“ fragte er mich, als schon der nächste Magier aus dem Rat fragend zu ihm sah.

„Oh ich habe Morgen eine Prüfung, damit ich die Klasse wechseln kann,“ erzählte ich schnell.

„Du bist auf der Seiran Schule hab ich gehört, da wird die Prüfung bestimmt nicht einfach, aber ich glaube du wirst in die Fußstapfen deines Mentors treten und die Prüfung perfekt meistern,“ sagte Lord Kirano lächelnd.

„Danke, ich werde mir mühe geben,“ antwortete ich lächelnd.

„Und was machst du sonst so wenn du nicht gerade am lernen bist?“ fragte Lord Kirano jetzt.

„Ich habe nicht wirklich Zeit um irgendwas zu unternehmen. Ich musste für die Prüfung viel lernen und in der zwischen Zeit habe ich mich einfach nur erholt,“ sagte ich jetzt schnell.

„Das ist nicht gut, du solltest mehr raus. Ein Mädchen wie du sollte jede freie Minuten an der frischen Luft sein,“ meinte Lord Kirano.

Beinahe hätte ich ihn gefragt was ich an der frischen Luft sollte, den konnte ich auch in Lord Rocans Garten bekommen und in der Stadt hatte ich ja eh keine Freunde.

„Nach den Prüfungen werde ich ihren Rat beherzigen Lord Kirano,“ sagte ich und lächelte ihn leicht an.

„Na das will ich auch hoffen,“ erwiderte Lord Kirano und sah mich mit gespielt bösem Blick an.

„Wie könnt ihr das eigentlich zulassen Lord Rocan, ihr solltet darauf achten das sie mehr mit ihren Freunden draußen ist und nicht immer lernt,“ wand sich Lord Kirano jetzt an meinen Mentor.

„Das ist ihre eigene Entscheidung, ich zwinge sie zu nichts,“ rechtfertigte sich Lord Rocan

„Ihr Leute aus Feron könnt die frische Luft einfach nicht schätzen. Jeder Algari verbringt fast den ganzen Tag draußen,“ sagte Lord Kirano kopfschüttelnd.

Die zwei fingen jetzt an zu diskutieren und ich hielt mich lieber raus und sah durch die Runde. Jeden Anwesenden sah ich mir genau an und lauschte ihren Gesprächen bis ich jeden Namen raus gefunden hatten. Als ich bei Savarik ankam, stellte ich fest das er mich anstarrte und sofort lief es mir kalt den Rücken runter. Konnte er mich nicht einfach in ruhe lassen?

Schnell sag ich weg und stocherte jetzt nur noch in meinem Essen rum, in der Hoffnung er würde ich wieder ignorieren.

Als alle gegessen hatten, ging alle in ein gemütlichen Wohnraum, nur ich entschuldigte mich und Lord Rocan ließ meine Ausreden das ich mich früh hinlegen wollte um für die Prüfung fit zu sein durchgehen.

Schnell verzog ich mich in mein Zimmer und legte mich in meinem Bett. Schlafen konnte ich trotzdem nicht.

 

Der nächste Tag begann recht früh. Katana weckte mich, noch bevor die Sonne aufgegangen war und nachdem ich mich gähnend gewaschen und angezogen hatte, ging ich langsam in den Speisesaal. Ich war alleine und Katana brachte mir schnell mein Frühstück. Langsam wurde ich nervös und so rutschte ich immer mehr auf meinem Stuhl herum, weil ich nicht ruhig sitzen bleiben konnte. Lord Rocan ließ sich die ganze Zeit nicht sehen und das enttäuschte mich doch etwas.

„Kari wir müssen jetzt los,“ sagte Katana nach einer weile und schnell sprang ich auf. Ich hätte es keine fünf Minuten mehr ausgehalten.

Als wir aus dem Haus traten, war ich doch sehr erstaunt als ich dort die Kutsche stehen sah.

„Zu so einem wichtigen Anlass geht man nicht zu Fuß,“ erklärte Katana auf meinen fragenden Blick.

Danach hielt er mir die Tür auf und ich stieg schnell ein.

Am liebsten währe ich zu Fuß gegangen, das hätte mich wenigstens etwas beruhigt, aber das war mir anscheinend nicht vergönnt.

Nach kurzer Zeit hielt die Kutsche vor dem Regierungsgebäude an und als Katana die Tür aufmachte, stieg ich zittrig aus. Hätte Katana mir nicht die Hand gereicht, währe ich wahrscheinlich auf die Nase gefallen.

Zusammen betraten wir das große Gebäude und sicher führte mich Katana durch die Gänge. Vor einer großen Flügeltür, die leicht offen stand, hielt er an.

„Hier musst du rein. Viel glück, auch wenn du es nicht brauchen wirst, du wirst es schaffen,“ sagte Katana und entlockte mir so ein kleines lächeln.

„Danke, ich werde mein bestes geben,“ versprach ich und drehte mich dann zur Tür um. Ich wollte es endlich hinter mich bringen, also ging ich jetzt mit großen Schritten auf die Tür zu und betrat den Raum dahinter.

Der Raum war groß, und etwa zwanzig Tische mit Stühlen standen ordentlich aufgereiht vor einem längeren Tisch. Hinter diesem Tisch saßen drei Männer und zwei Frauen, unter ihnen war auch Lord Kinan der Rektor meiner Schuler. Ich vermutetet das die anderen vier jeweils die Rektoren einer der anderen Schulen waren. An einigen der Tische saßen schon andere Schüler, aus jeder Schule waren welche vertreten, aber von der Seiran konnte ich sonst niemanden mehr sehen.

Ich war unsicher und was ich jetzt tun sollte und machte einen weitern Schritt in den Raum. Lord Kinan sah jetzt hoch und genau zu mir, gleich darauf hob er eine Hand und winkte mich zu ihm.

Dankbar das ich jetzt wusste was zu tun war, ging ich schnell auf den Rektor zu. Vor ihm verneigte ich mich schnell und sah ihn dann nervös an.

„Willkommen Kari, ich hoffe du hast dich gut auf die Prüfung vorbereitet. Lord Mirano hat mir erzählt wie Talentiert du bist und ich hoffe doch das du unsere Schule alle ehren machen wirst,“ sagte Lord Kinan.

„Ich werde mein bestes geben Lord Kinan,“ antwortete ich schnell.

„Gut, setzt dich da vorne hin, wir fangen bald an,“  sagte der Lord und zeigte auf einen Platz.

Schnell nickte ich und als ich mich zu meinem Platz umdrehte stellte ich fest, das die ganzen anderen Schüler mich beobachteten. Schnell setzte ich mich und sah mir die anderen an.

Nach und nach kamen immer mehr Schüler, die von ihren jeweiligen Rektoren begrüßt wurden und einen Platz zugewiesen bekamen. Ich blieb die einzige Seiran Schülerin, aber Lord Mirano hatte ja gesagt das nur ganz wenig Schüler von der Seiran zugelassen wurden.

Als an jedem Tisch ein Schüler saß erhob sich eine Frau und sah in die Runde.

„Ihr seit die besten eurer Schulen und Klassen und euch wird heute die Möglichkeit gegeben eine Klasse aufzusteigen. Die Prüfung besteht aus zwei Teilen, den Schriftlichen Teil und den Praktischen Teil. Für den Schriftlichen habt ihr zwei Stunden Zeit, danach gibt es eine dreißig Minütige Pause und anschließend geht es mit den Praktischen Teil weiter. Der findet in der Halle statt, wo ihr eure Aufnahmeprüfung hattet. Jeder der beim Schummeln erwischt wird, fliegt sofort raus und hat eine Strafe zu erwarten,“ sagte sie mit monotoner Stimme. Die andere Frau stand jetzt auf und rief jeden Schüler nach der Reihe auf, dieser musste dann nach vorne kommen und bekam seine Prüfungsaufgaben.

Als ich meine bekam, spürte ich die Blicke aller Anwesenden auf mir. Ich drückte die Schultern durch und holte mit eisernen Blick meine Prüfung ab.

Nachdem jeder wieder saß durften wir anfangen. Ich atmete noch einmal durch und schlug dann die erste Seite auf. Als ich die erste Frage sah, musste ich lächeln. Es ging um die Bestimmungen für das Gedankenlesen und welche Arten es gab. Schnell beantwortete ich die Fragte und machte mich mit Eifer an die restlichen Fragen. Ich beantwortete alles so gut es ging, auch wenn ich mir bei einigen Fragen nicht sicher war, die richtige Antwort gegeben zu haben.

Kurz vor ende der zwei Stunden war ich schließlich Fertig und hatte mir alles noch mal durch gelesen. Zufrieden legte ich den Stift weg und entspannte mich etwas. Erst jetzt stellte ich fest das Lord Kinan mich genau beobachtete und sah ihm jetzt fest in die Augen. Wir starrten uns an, bis die Frau, die am Anfang gesprochen hatte, aufstand und sagte das die Zeit um war. Lord Kinan stand jetzt auch auf und fing an die Aufgaben zusammen zu sammeln, anschließend konnten wir den Raum verlassen. Ich folgte den anderen Schülern zur Halle in der die nächste Prüfung stattfinden würde und hörte mir dabei an wie sie sich über die Prüfung beschwerten. Dabei schnappte ich auch einige Fragen auf und fragte mich was sie hatten. Es waren total einfache Fragen, die ich schon in der ersten Woche auf der Seiran gelernt hatte.

Schweigend stand ich vor der Tür  zur Halle und wartete ruhig.

Nach einer halben Stunde tauchten dann die Rektoren wieder auf und erklärten das sie jeden einzeln aufrufen würden und die anderen derweil warten sollten. Es ging auch sofort los und ein Junge der vielleicht ein Jahr älter war als ich, folgten den Magiern in die Halle.

Es dauerte nur um die zehn Minuten dann kam er wieder raus. Er atmete schwer und sah völlig fertig aus. Sofort wurden alle anderen unruhig und ich gleich mit. Wie schlimm würde es werden?

Jeder Schüler kam nach seiner Prüfung total fertig aus der Halle und ich wurde immer aufgeregter. Als nur noch ein Junge und ich übrig waren, war ich kurz vorm durchdrehen und als der Junge vor mir dran kam, stöhnte ich genervt auf.

Zehn Minuten später kam auch er zittrig aus der Halle und als sie meinen Namen aufriefen, zuckte ich zusammen.

 

Eine halbe Stunde später verließ ich die Halle mit einem lächeln auf dem Gesicht. Jeden Zauber den sie von mir sehen wollten hatte ich perfekt ausgeführt und jetzt war warten angesagt. Die Ergebnisse der Prüfung wurden  heute Abend zu Lord Rocan heim gebracht werden.

Zufrieden mit mir selbst schlenderte ich durch das Regierungsgebäude zum Ausgang als ich bei Lord Rocans Büro vorbei kam. Ich konnte spüren das er da drinnen war und so entschloss ich mich spontan ihm von der Prüfung zu erzählen.

Schnell klopfte ich an der Tür und kurz darauf schwang sie auf.

„Kari, was für eine angenehme Überraschung,“ dröhnte mir die Stimme von Lord Kirano entgegen. Er saß in einen der Sessel und sah lächelnd zu mir.

Schnell verneigte ich mich und betrat dann das Büro.

„Setz dich Kari und erzähl uns wie die Prüfung gelaufen ist,“ sagte Lord Rocan jetzt und ich nahm sofort in dem gemütlichen Sessel Platz.

„Spann uns nicht so auf die Folter Kari, wie ist es gelaufen?“ fragte Lord Kirano.

„Der schriftliche Teil war schwer und bei manchen Aufgaben bin ich mir nicht sicher ob mein Lösungsweg richtig war, aber im großen und ganzen ist es sehr gut gelaufen. Der praktische Teil hingegen war ziemlich einfach. Ich hatte wirklich schon Angst weil alle vor mir total fertig mit den Nerven und am ende ihrer Kraft nach zehn Minuten wieder aus der Halle kamen, aber ich fand es recht entspannend. Sie haben mich eine Halbe Stunde lang jeden Zauber ausführen lassen den sie mir beigebracht haben und danach durfte ich gehen,“ erzählte ich den beiden Männern schnell.

„Wann bekommst du bescheid ob du bestanden hast?“ fragte Lord Rocan jetzt.

„Heute Abend werden die Ergebnisse vorbei gebracht, solange muss ich jetzt warten,“ sagte ich Zähneknirschend.

„Ach ich glaube die Zeit wird sehr schnell um gehen. Ich habe hier eine Kleinigkeit für dich,“ sagte Lord Rocan und zog einen Briefumschlag aus einer Schublade. Den Brief hielt er mir jetzt hin und lächelte leicht.

Vorsichtig nahm ich den Brief und bekam große Augen als dich die kracklige Handschrift erkannte.

„Josh,“ flüsterte ich leise und riss den Brief auf.

„Ich habe ihn gestern schon bekommen, aber ich war der Meinung es währe besser wenn du ihn erst heute bekommst, damit du dich auf die Prüfung konzentrierst und nicht auf deinen Verehrer,“ grinste Lord Rocan und ich lief knallrot an.

„Oh die junge Dame hat schon einen Verehrer. Ich hoffe doch er gibt sich wenigstens mühe,“ grinste jetzt auch Lord Kirano. Am liebsten währe ich im Boden versunken.

„Der Arme Junge steht nur auf verlorenen Posten, Kari behauptet steif und fest das sie nichts für ihn fühlt,“ erzählte Lord Rocan.

Wo waren nur die schwarzen Löcher im Boden wenn man sie mal brauchte?

„Lord Rocan bitte hört auf. Josh und ich sind Freunde und daran wird sich auch nichts ändern und das weis er,“ behauptete ich.

„Ach ja, ich kann mich daran erinnern das er letztes mal noch steif und fest behauptet hat das er um dein Herz kämpfen wird und dir die Welt zu Füßen legt,“ sagte Lord Rocan und jetzt sah ich ihn sauer an.

„IHR habt GELAUSCHT?“ fragte ich wütend.

Kurz schoss röte in Lord Rocans Gesicht aber er verbarg es schnell.

„Nur einen kurzen Moment um zu sehen ob du noch mal den Fehler machst vor dem ich dich gewarnt habe,“ sagte er ernst und mir war klar was er meinte, auch wenn ich ihm die Begründung nicht so ganz glaubte.

„Er will mich heute Abend wieder auf der Lichtung treffen. Darf ich hin?“ fragte ich jetzt.

„Natürlich, du musst heute Abend nicht zum Training, da ich dich frei gestellt habe und du hast es dir verdient. Außerdem würdest du eh gehen, auch wenn ich es nicht erlaube und mir ist es lieber ich weis wo ihr zwei steckt. Jedes mal wenn ihr zwei aufeinander trefft gibt es hinterher nur Probleme und ich weis gerne wo ich Schadensbegrenzung betreiben muss,“ sagte Lord Rocan mit einem gespielten mitleidigen Stöhnen.

Lord Kirano musterte uns erheitert und irgendwas in seinen Augen blitzte auf.

„Dieser Josh kann einen schon leid tun, ich fürchte er wird dein Herz nie gewinnen können, die Konkurrenz ist einfach zu stark,“ sagte er jetzt kichernd und ich sah ihn fragend an.

„Was meint ihr damit?“ fragte ich und kassierte dafür einen erstaunten Blick.

„Oh das wird ja immer besser. Mach dir keine Gedanken Kari, das sind nur die Fantasien eines alten Mannes,“ sagte er lachend.

Lord Rocan sah ihn finster an und langsam kapierte ich gar nichts mehr.

„Lasst uns jetzt zurück fahren, Kari will sich bestimmt noch umziehen und mit euch wollte ich noch mal unter vier Augen reden,“ sagte Lord Rocan jetzt.

Sofort erhoben wir uns alle und verließen Lord Rocans Büro.

Vor dem Gebäude wartete Katana mit der Kutsche auf uns und brachte uns schnell heim.

Dort angekommen trennten sich unsere Wege, ich verschwand in mein Zimmer um mich um zuziehen und Lord Rocan ging mit Lord Kirano in sein Arbeitszimmer.

In meinem Zimmer zog ich mich schnell um und rannte dann schon fast aus dem Haus. Endlich kam ich mal wieder alleine aus dem Haus. Vor dem Haus atmete ich tief durch und sah lächelnd in den inzwischen dunkel werdenden Himmel. Langsam machte ich mich auf den weg und freute mich schon auf das Treffen mit Josh. Schon nach kurzer Zeit erreichte ich den Wald und  noch schneller hatte ich die Lichtung wieder gefunden. Zufrieden setzte ich mich auf den Baumstamm, legte meine Hände in das Gras hinter mir und sah in den Himmel. Sterne leuchteten hell, eine angenehme Briese wehte und die Magie in der Luft knisterte. Als ich völlig entspannt war, spürte ich auch die Magie die in der Erde pulsierte.

Langsam richtete ich mich auf und musterte die Erde. Vorsichtig legte ich meine Hände auf die Erde und ließ etwas Magie hinein fließen. Kaum hatte ich das gemacht sprießte unter meinen Händen eine Blume. Erstaunt nahm ich die Hände weg und sah mir die Blume an. Ich hatte so eine noch nie gesehen. Der Stängel erstrahlte im hellsten grün, die Herzförmigen Blütenblätter waren außen lila und innen rot und die Mitte leuchtete gelb. Sie war wunderschön und ich wollte mehr von diesen Blumen auf der Lichtung. Als ich gerade wieder etwas Magie in den Boden fließen lassen wollte, hörte ich rechts von mir einen Zweig knacken. Sofort erstarrte ich und sah nach recht.

„Hey Kari,“ ertönte Joshs Stimme und sofort entspannte ich mich.

„Josh du weist doch ganz genau das du dich nicht so anschleichen sollst!“ sagte ich vorwurfsvoll.

„Entschuldigung, ich wollte dich nicht erschrecken,“ sagte er und trat jetzt aus dem Wald.

„Mach das nie wieder oder ich schick dir ausversehen noch mal irgendeinen Zauber auf den Hals,“ knurrte ich ihn an.

„Immer schön ruhig kleine Magierin, tu den armen Rebell nichts,“ kicherte Josh und setzte sich neben mich.

„Also ob ich dir etwas antun könnte, außerdem bringt es eh nix. Du weist doch Unkraut stirbt nicht aus,“ konterte ich und streckte ihm die Zunge raus.

„Du bist ein böses Mädchen,“ knurrte Josh und knuffte mich.

„Das hab ich alles von dir gelernt!“ lachte ich und lehnte mich an Josh.

Kurz waren wir beide Still, dann entdeckte er die merkwürdige Blume und sah sie sich näher an. „So eine habe ich ja noch nie gesehen,“ nuschelte er und noch bevor ich was machen konnte riss er sie aus der Erde und sah sie sich näher an.

„JOSH! Warum hast du das gemacht?“ fragte ich sauer.

„Was meinst du?“ fragte er und sah mich verwundert an.

„Man reist keine Blumen raus, vor allem nicht solche schönen,“ knurrte ich.

„Ach so, sag doch gleich das du sie willst,“ kicherte Josh und wollte mir die Blume in die Haare stecken. Wütend schlug ich seine Hand weg und nahm ihm vorsichtig die Blume ab. Vielleicht ließ sie sich ja noch retten.

Vorsichtig um sie nicht zu beschädigen ließ ich sie mit etwas Magie zwischen meinen Händen schweben und ließ sie sanft zu Boden. Dort versuchte ich sie mit Magie wieder mit der Erde zu verbinden. Es dauerte etwas aber dann wuchsen aus dem abgerissenen Teil kleine Wurzeln die sich in die Erde gruben. Nach einer Minute war alles fest verbunden und die Blume strahlte wieder in voller Pracht.

Josh musterte die Blume jetzt kritisch und dann mich.

„Ich glaube das war das erste mal das ich gesehen habe wie du richtige Magie einsetzt. Es gefällt mir nicht wirklich. Niemand sollte solche Macht besitzen, vielleicht währe es besser wenn du wieder zurück kommst. Du musst doch inzwischen genug gelernt haben, reicht das nicht?“ fragte er mit flehenden Ausdruck in den Augen.

„Josh ich kann noch nicht zurück. Ja ich habe schon einiges gelernt, aber das ist bei weitem noch nicht genug. Ich bin gerade erst mal im ersten Schuljahr, es gibt noch so viele Sachen die ich lernen muss,“ sagte ich jetzt mit fester Stimme.

„Aber Kari du müsstest doch inzwischen gut genug sein um alleine zu lernen. Du musst nicht mehr bei den Magiern bleiben. Ich vermisse dich und wir brauchen dich bei uns,“ sagte Josh flehend.

Sie brauchten mich? Die Rebellen brauchten mich bestimmt nicht, außer dafür das der Vertrag mit meiner Mutter nicht gebrochen wurde und dafür war es schon zu spät. Hätte meine Mutter ihnen nicht das Geld gegeben, hätten sie mich nie beachtet.

„Nein Josh, ihr braucht mich nicht. Ich bin hier gut aufgehoben,“ sagte ich jetzt ruhig.

„Da bin ich anderer Meinung, aber ich werde dich schon noch vom Gegenteil überzeugen,“ knurrte er wütend.

„Bist du nur hier um mit mir zu streiten Josh?“ fragte ich und sah traurig weg. Ich hatte mich darauf gefreut Josh zu sehen, aber jetzt war ich nur noch deprimiert und traurig.

„Ich streite nicht, ich will einfach nur das du wieder mit zurück kommst,“ antwortete Josh.

„Ich werde aber nicht mit zurück kommen Josh und vielleicht solltest du jetzt auch gehen, es ist schon spät,“ sagte ich jetzt ohne ihn anzusehen.

„Kari…,“ fing Josh an aber ich wusste was kommen würde.

„Nein Josh, los komm ich bring dich zur Tür,“ sagte ich schnell und schon war ich auf den Beinen. Schnell ging ich zur Tür in der Mauer ohne noch ein Wort zu sagen und verabschiedete mich auch nicht von Josh der noch mal versuchte mich zu überreden mit zu kommen. Als er dann endlich weg war, atmete ich erleichtert auf.

Anschließend ging ich wieder zur Lichtung und setzte mich auf den Baumstamm. Lange dachte ich über das Gespräch mit Josh nach und überlegte ob es richtig war, was ich zu ihm gesagt hatte.

„Kari ist Josh noch bei dir?“ fragte Lord Rocan plötzlich.

„Nein, er ist schon eine weile weg. Soll ich zurück kommen? Ich bin noch etwas auf der Lichtung geblieben,“ antwortete ich schnell.

Neben mir flackerte Magie auf und im nächsten Moment stand Lord Rocan neben mir.

„Ihr solltet euch das abgewöhnen, irgendwann bekomm ich noch mal einen Herzinfarkt,“ sagte ich ohne von der Blume vor mir weg zu sehen.

„Ich dachte nur du willst dein Prüfungsergebnis so schnell wie möglich sehen,“ sagte Lord Rocan ruhig.

Sofort sah ich zu ihm auf und stellte fest das er einen Brief in der Hand hielt. Augenblicklich sprang ich auf die Beine und riss ihm den Brief aus der Hand.

Vorsichtig öffnete ich den Briefumschlag und zog ein schweres Pergament hinaus. Ganz oben war das Wappen der Magier und daneben das Wappen der Seiran Schule.

Dann wurden meine Prüfungsergebnisse bekannt gegeben.

„Jetzt sag Kari hast du bestanden? Was für eine dumme Frage, natürlich hast du, ich hab noch nie ein schlaueres Mädchen als dich gesehen,“ sagte Lord Rocan.

„Praktische Prüfung hundert Punkte, aber in der Theoretischen hab ich nur sechundneuzig,“ sagte ich und runzelte die Stirn. Hatte ich jetzt bestanden oder nicht?

„Das ist ja fantastisch,“ sagte Lord Rocan grinsend.

„Wirklich? Aber ich hab doch nicht alle Punkte,“ sagte ich jetzt zweifelnd.

„Du musst nicht alle Punkte haben, es reicht wenn du in beiden nur neunzig Punkte gehabt hättest,“ sagte Lord Rocan glücklich.

Jetzt hellte sich auch mein Gesicht auf, aber ich zweifelte immer noch. Da bemerkte ich das noch ein zweites Blatt beim Brief dabei war.

Es war ein kurzes Schreiben.

„Sehr geehrte Lady Kari, wir beglückwünschen sie zum Übertritt in das zweite Schuljahr. Bitte melden sie sich am folgenden Tag bei Lady Fidela im zweiten Stock. Ihre neuen Schulunterlagen erhalten sie im Klassenzimmer.

Mit freundlichen Grüßen Lord Kinan.“

„Ich kann es nicht glauben, ich hab es wirklich geschafft,“ sagte ich und dann gab es kein halten mehr. Jubbelnd sprang ich durch die ganze Lichtung und lachte glücklich, zumindest solange bis mir einfiel das Lord Rocan auch noch da war. Augenblicklich lief ich knall rot an, ging aber zu ihm und verbeugte mich.

„Ich danke ihnen Lord Rocan, nur mit ihrer Hilfe habe ich das geschafft,“ sagte ich jetzt.

„Oh nein, das warst du schon ganz allein Kari,“ sagte er sanft. Ich sah ihm jetzt ins Gesicht und lächelte.

„Ich bin wirklich froh her gekommen zu sein und das ihr mein Mentor seit,“ gestand ich jetzt ohne nach zudenken.

Wieder lief ich knallrot an, aber das war nichts zu dem Blick mit dem mich Lord Rocan plötzlich ansah.

Noch bevor ich begriff was da passierte, legte Lord Rocan eine Hand unter mein Kinn, hob es leicht hoch und im nächsten Moment lagen seine Lippen auf meinen.

Mein Herz setzte für einen kurzen Moment völlig aus, bis es gleich darauf hundert mal schneller schlug als normal.

Es fühlte sich so viel besser an, als der Kuss von Josh und wenn es nach mir ginge, hätte er noch ewig weiter gehen können, aber Lord Rocan sprang plötzlich zurück und sah mich mit vor schreck geweiteten Augen an. Das versetzte mir einen Stich im Herzen und ich musste die Tränen unterdrücken.

„Das war ein Fehler, tut mir leid Kari, das hätte ich nicht tun sollen, verdammt. Verzeih mir, es kommt nie wieder vor,“ stammelte er schnell und ich biss die Zähne zusammen.

Wie konnte er sagen das es ein Fehler war, wenn es sich doch so verdammt gut angefühlt hatte?

„Was habe ich mir nur dabei gedacht, entschuldige Kari,“ sagte Lord Rocan flehend.

Ich spürte das ich die Tränen nicht mehr zurück halten konnte, also musste ich hier weg. Schnell ging ich an Lord Rocan vorbei und auf den Wald zu. Jetzt flossen die Tränen.

„Hey wo willst du hin? Kari?“ fragte Lord Rocan und plötzlich packte er mich am Arm. Noch bevor ich reagieren konnte, hatte er mich herum gedreht und sah erstaunt meine Tränen an. Schnell riss ich mich los und wischte die Tränen weg, auch wenn immer neue kamen. Lord Rocan sah mich mit großen Augen an , hob eine Hand und wischte eine Träne weg. Genau in dem Moment merkte ich wie die Verbindung zwischen uns wackelte und Lord Rocan sah genau was ich gerade dachte und fühlte. Er sah den schmerz und die Verzweiflung.

„Kari,“ flüsterte er leise und Panik überkam mich. Ich wollte nicht wissen was er dachte sondern einfach nur noch weg. Ich ging einen schritt zurück, aber wieder griff Lord Rocan nach mir.

„Bleib hier Kari bitte, lass uns reden,“ sagte er vorsichtig.

„Worüber den? Über den Fehler?“ fragte ich verächtlich.

„Nein, darüber,“ sagte er sanft, zog mich näher und wieder lagen seine Lippen auf meinen. Wieder fing mein Herz an zu rasen, ich vergrub meine Hände in seinem Hemd und erwiderte den Kuss.

Lord Rocan schlang einen Arm um meine Hüfte und die andere vergrub sich in meinen Haaren. Dieser Kuss dauerte länger und er war voller Leidenschaft, aber auch sanft und fordernd.

Als sich Lord Rocan nach einer weile zurück lehnte, folgte ich seinen Lippen um den Kuss zu verlängern und spürte dabei wie er lächelte.

Nachdem er sich dann von mir gelöst hatte, stöhnte ich enttäuscht auf, lehnte mich aber zurück. Erst jetzt wurde mir wirklich bewusst was da gerade passiert war und sofort lief ich knall rot an und konnte ihm nicht mehr ins Gesicht sehen.

„Schau mich an Kari,“ sagte Lord Rocan sanft und langsam sah ich hoch. Ich zögerte etwas ihm in die Augen zu schauen, aber dann machte ich es doch. Sanft und mit einem leuchten in den Augen sah er mich an und mein Herz schlug noch einen Tackt schneller.

„Ich kann nicht in Worten fassen was ich dir am liebsten sagen will, also zeige ich es dir lieber,“ sagte er.

Dann nahm er plötzlich meine Hand und ich spürte unsere Magische Verbindung so stark wie noch nie. Ich spürte Lord Rocan, seine Magie, seine Seele und seine Gedanken. Ich sah was er sah und mir stockte der Atem.

Er sah mich an, aber er sah nicht das zerzauste Mädchen aus dem Elendsviertel das zufällig bei den Magiern gelandet war, nein er sah eine starke, wunderschöne junge Frau, deren grüne Augen vor Lebenslust nur so strahlten. Er sah mich voller liebe an und meine ganze Scham verschwand sofort.

„Verstehst du Kari,“ flüsterte er und ich konnte nur noch nicken. Ich war viel zu gefangen von dem Moment.

Das lächeln auf Lord Rocans Gesicht verstärkte sich und er strich mir sanft über die Wange.

„Wer hätte das je geglaubt. Eine Junge Frau wickelte mich so geschickt um ihre bezaubernden Finger,“ kicherte er.

Jetzt musste auch ich lächeln.

„Ich wusste nicht was ich da fühlte, ich kannte es nicht, aber ihr habt es irgendwie geschafft,“ sagte ich leise.

„Oh lass das höffliche weg mein Herz,“ sagte er sanft und gab mir keinen Kuss auf die Stirn.

„Wie soll es jetzt weiter gehen?“ fragte ich vorsichtig.

„Wir werden unsere Gefühle geheim halten werden. Es wird nicht gerne gesehen wenn ein Mentor etwas mit seinem Schüler hat, es ist sogar verboten, aber wir sind inzwischen ja recht gut darin Sachen geheim zu halten,“ sagte er lächelnd.

„Stimmt, das können wir echt gut,“ sagte ich  jetzt auch lächelnd.

„Lass uns jetzt zurück gehen, du musst morgen früh raus,“ sagte Rocan jetzt und ich nickte.

Er hielt mir jetzt seine Hand hin und ich wusste das er uns mit Magie zurück bringen wollte, aber ich ignorierte seine Hand, packte ihn am Kragen, zog ihn zu mir runter und küsste ihn. Dieser Kuss war sanfter und dazu gedacht ihm zu sagen was ich fühlte. Als ich mich von ihm löste, lächelte er mich kurz an und sah sich dann leicht verwundert auf der Lichtung um.

„Was hast du den hier angestellt?“ fragte er und jetzt sah auch ich mich um. Die ganze Lichtung war mit den wunderschönen Blumen bedeckt.

„Oh ist mir gar nicht aufgefallen,“ kicherte ich.

„Lass uns gehen,“ sagte er jetzt sanft, nahm meine Hand und schon spürte ich die Magie, aber jetzt konnte ich spüren wie er die Magie benutzte um uns nach Hause zu bringen.

Wie immer kamen wir in der Eingangshalle raus und Katana wartete dort auf uns.

Rocan ließ jetzt meine Hand los und sofort fühlte es sich an als würde was fehlen.

„Gute Nacht Kari,“ sagte er sanft. Sofort sah ich zu ihm und lächelte sanft.

„Gute Nacht und bis Morgen,“ sagte ich und verneigte mich. Dann rannte ich an Katana vorbei und in mein Zimmer.

 

Der nächste Morgen begann weitaus entspannter als ich gedacht hätte. Ich war nicht halbwegs so aufgeregt in eine neue Klasse zu kommen wie gedacht, aber vielleicht lag das einfach daran das Lord Rocan oder sollte ich eher Rocan sagen, mich mit einem sanften Kuss geweckt hatte. Ich war in meinem ganzen leben noch nie so schön geweckt worden. Leider konnte ich diese Zweisamkeit nicht lange genießen, den Lord Kirano und Katana waren beim Frühstück auch anwesend und so benahmen wir uns wie Mentor und Schülerin. Trotzdem bemerkte ich die Blicke von Katana und war mir fast sicher, das er etwas wusste. Er wahr schließlich auch mit Rocan verbunden und so etwas konnte kaum verborgen geblieben sein.

Ich fühlte mich unwohl unter seinem Blick, was dazu führte das ich mein Essen schnell in mich hinein schaufelte und mich danach schnell verabschiedete.

Mit großen Schritten verließ ich das Haus und machte mich auf den Weg zur Schule. Es tat gut endlich mal wieder ganz normal zur Schule zu gehen ohne den Druck der bevorstehenden Prüfung im Nacken und so hatte ich ein lächeln im Gesicht als ich die Schule betrat. Wie immer spürte ich die Blicke der anderen auf mir, aber inzwischen war es mir egal und ich ging mit hoch erhobenen Kopf auf mein neues Klassenzimmer zu.

Als ich dann davor stand, war ich doch nervös und nur zögerlich betrat ich den Raum.

Es gab nur knapp zwanzig Schülerbänke, an denen schon einige Schüler saßen. Sie sahen mich sofort an, aber schnell sahen sie auch wieder weg und konzentrierten sich auf ihre anderen Sachen. Keiner starrte mich an oder verzog das Gesicht, was mich sofort aufatmen ließ.

Hinter dem Lehrerult saß eine ältere Magierin. Ihr blondes Haar hatte sie zu einem ordentlichen Zopf gebunden, eine Brille saß auf ihrer Nase und sie sah sich einige Hefte durch. Das musste Lady Fidela sein.

Als ich an den Pult trat sah sie sofort hoch und mir ins Gesicht.

„Ah, du bist sicher Kari,“ sagte sie freundlich.

Schnell verbeugte ich mich und grüßte höfflich.

„Noch mal herzlichen Glückwunsch für die bestandene Prüfung von mir und ich freue mich schon darauf mit dir zu arbeiten. Ich habe schon gehört das du schnell lernst, also möchte ich, wenn du dich langweilst, das du mir bescheid sagst, damit wir das ganz schnell ändern können,“ sagte Lady Fidela freundlich.

„Dankeschön, ich werde mir mühe geben,“ sagte ich lächelnd.

„Das glaube ich sofort, aber jetzt sollten wir uns um deine Unterlagen kümmern. Also hier hast du den Stundenplan und deine Bücher,“ sagte sie und reichte mir das gesagte. In dem Moment läutete es zum Unterrichtsbeginn und die restlichen Schüler rannten ins Klassenzimmer.

Lady Fidela stand jetzt auf, legte mir eine Hand auf die Schulter und trete sich zur Klasse. Jetzt sahen alle zu mir und ich atmete erleichtert auf als ich einen unter ihnen erkannte. Seno aus meinem Abendlichen Training bei Lord Kyran.

„Meine lieben, wie ihr seht haben wir ab heute eine neue Mitschülerin. Das ist Kari und sie hat gestern erst den  Test zum Überspringen einer Klasse bestanden. Ich hoffe ihr werdet ihr alle Helfen das sie sich bei uns schnell eingewöhnt,“ sagte Lady Fidela lächelnd.

Kurz tuschelte die Klasse dann wurde es wieder ruhig und ich sah das Seno mich anlächelte.

„Also gut, da ist noch ein Platz frei Kari, setzt dich und wenn du fragen hast, frag mich ruhig,“ sagte Frau Fidela jetzt und schnell ging ich zu meinem neuen Platz zu, der genau neben Senos lag.

„Hey Kari, warum hast du beim Training nichts gesagt? Ich habe mich gestern schon gewundert wo du warst und dachte schon das du raus geflogen bist,“ sagte Seno als ich mich setzte.

„Ich fand es besser nix zu sagen, denn wen ich durch geflogen währe, währe das echt peinlich geworden. Außerdem hab ich mich lieber aufs Training konzentriert, das war anstrengend genug,“ erzählte ich jetzt.

„Kommst du heute Abend wieder?“ fragte Seno dann nach.

„Ich denke schon,“ sagte ich und überlegte ob irgendwas anderes anlag.

„Gut mir hat meine Kampfpartnerin gefehlt,“ sagte Seno und sah dann zur Tafel.

Erstaunt sah ich ihn noch kurz an und wand mich dann auch zu Lady Fidela um.

Wie hatte er das nur gemeint? Jetzt war aber nicht die Zeit um darüber nach zu grübeln, sondern um auf den Unterricht zu achten.

 

 

Es war später Nachmittag als Lord Rocan von seinem Arbeitszimmer in den Garten hinter dem Haus hinunter sah.

Vor einer halben Stunde war Kari von ihrem ersten Tag in der neuen Klasse heim gekommen und zum erste mal hatte sie nach der Schule gelächelt. Seit dem war Kari im Garten und inzwischen wuchsen überall diese merkwürdigen Blumen die er auch gestern gesehen hatte als er sich nicht mehr beherrschen konnte und endlich seinem verlangen nach gegeben hatte und Kari geküsst hatte. Schon lange hatte er sich danach gesehnt, schon vom ersten Moment an, wo sie ihn so störrisch in die Augen gesehen hatte, als er sie vor Savarik gerettet hatte. Er hatte sich geschworen zu Karis wohl seine Gefühle weg zu sperren, aber ihre Worte und ihre Freude über die bestandene Prüfung hatten seinen eisernen Willen einfach eingerissen. Jetzt beobachtete er sie und wünschte sich bei ihr zu sein.

„Ihr habt schon eine bemerkenswerte Schülerin, ihre Prüfungsergebnisse sind wirklich perfekt,“ sagte Lord Kirano der in einem Sessel beim Schreibtisch saß und Lord Rocan genau beobachtete.

„Da habt ihr recht,“ antwortete dieser Geistes abwesend und auf Lord Kiranos Gesicht stahl sich ein grinsen.

„Sie ist wirklich sehr schlau und begabt,“ sagte er jetzt vorsichtig.

„Oh ja, sehr begabt,“ erwiderte Lord Rocan ohne den Blick vom Garten zu nehmen.

„Und sehr freundlich und höfflich,“ sagte Lord Kirano jetzt.

„Ja höfflich,“ plapperte Lord Rocan nach.

„Und ausgesprochen schön noch dazu, richtig zum verlieben,“ sagte Lord Kirano jetzt grinsend.

„Sie ist eine wunderschöne Traumfrau,“ sagte Lord Rocan.

„Wann fragt ihr sie ob sie nach ihre Ausbildung bei euch bleibt?“ fragte Lord Kirano jetzt nebenbei.

„Wenn sie sich an alles gewöhnt hat,“ antwortet Lord Rocan automatisch.

Das grinsen in Lord Kiranos Gesicht wurde jetzt noch breiter und er sah zu wie sich Lord Rocan plötzlich versteifte als ihm klar wurde was er da gerade gesagt hatte.

Langsam drehte er sich um und sah Lord Kirano bleich an und machte den Mund auf um seine Worte zu verbessern, aber Lord Kirano winkte ab.

„Ach kommt, ein blinder kann sehen was los ist und Karis Magie zeigt es jedem kundigen,“ sagte er und trat jetzt neben Lord Rocan. Jetzt sah er auch auf das Mädchen im Garten die von Blumen umgeben war. Er hatte sie sofort ins Herz geschlossen, aber nicht so wie Lord Rocan. Er mochte ihren Charakter und ihren unbändigen Willen.

„Es ist nicht so wie ihr glaubt,“ sagte Lord Rocan jetzt schnell.

„Ihr seit also nicht bis über beide Ohren in Kari verliebt und habt gestern also nicht ihr Herz erobert. Vergesst nicht, es ist unklug einen Algari anzulügen, wir erkennen lügen sofort,“ sagte Lord Kirano mit einem grinsen.

Jetzt verzog Lord Rocan das Gesicht, aber als er zu Kari sah, glättete es sich sofort wieder.

„Sie ist meine Auserwählte,  ich wusste es vom ersten Moment an, aber es ist kompliziert,“ sagte Lord Rocan und jetzt hörte man eindeutig die Sorge aus seiner Stimme heraus.

„Was ist daran so kompliziert? Ihr liebt sie und sie euch und wenn sie eure Auserwählte ist, dann solltet es erst recht kein Problem geben. Niemand kann etwas sagen weil sie ihr Mentor sind, es war Schicksal,“ sagte der Botschafter.

„Habt ihr gesehen wie der Rat Kari beim Essen angesehen hat?“ fragte Lord Rocan jetzt.

Kurz runzelte Lord Kirano die Stirn, nickte aber.

„Das hat auch einen Grund. Karis Talent interessiert sie nicht, es interessiert sie nicht das Kari auf die Seiran geht und das sie eine Klasse übersprungen hat. Das einzige was sie in Kari sehen ist ihre Herkunft,“ sagte Lord Rocan und eine gewaltige Wut schwang in seiner Stimme mit.

„Warum gefällt ihnen nicht das Kari eine Algari ist?“ fragte Lord Kirano verständnislos. Mit einem Ruck sah Lord Rocan zum Botschafter.

„Wie meinen sie das? Kari ist doch kein Algari,“ sagte er erstaunt.

„Natürlich ist sie ein Algari. Schaut sie doch nur mal an! Die Typischen braunen Haare, die grünen Augen und ihre Magie sagt alles was ich wissen muss,“ erwiderte Lord Kirano.

„Das würde zumindest ihr Talent für eure Sprache erklären,“ sagte Lord Rocan erstaunt.

„Oh ja, ich bin davon überzeugt das Kari aus Algaria stammt, aber da ihr das vorhin nicht gemeint habt, was meintet ihr dann mit ihrer Herkunft?“ fragte Lord Kirano jetzt ernsthaft interessiert. Er konnte sich nichts vorstellen was Schlimm genug war um die Blicke der anderen Magier zu rechtfertigen.

„Kari kann nicht besonders gut mit Magiern umgehen, hat Zeitweise auch Angst oder Wut gegenüber den Magiern. Ich habe lange gebraucht um Kari davon zu überzeugen das sie mir vertrauen kann und das hat auch einen Grund. Wir entdeckten Karis Magie als sie gegen eine Barriere von Savarik rannte, als sie auf der Flucht vor ihm war. Sie hatte panische Angst und da zerstörte ihre Magie die von Savarik. Savarik erkannte ihre Stärke und ordnete sofort einen Suchtrupp an der die ganze Stadt nach ihr durchsuchte. Ich bekam das ganze erst mit als ich aus Algaria wieder zurück kam. Savarik fand Kari auch und zwar nicht irgendwo. Kari wuchs nicht wie jeder Magier hier bei ihrer Familie auf, sondern im Armenviertel unter den Rebellen auf der Straße. Magier waren ihre Feinde und sie hat jeden Tag ums überleben auf der Straße gekämpft. Ihre unkontrollierte Magie war kurz davor die ganze Stadt zu zerstören als Savarik sie endlich fand. Er nahm sie mit und brachte ihr bei ihre Magie zu kontrollieren. Der Rat weis das und sieht Kari nur als das dreckige kleine Straßenkind und nicht als Hochbegabte Magierin,“ sagte Lord Rocan traurig.

Der Botschafter sah erstaunt auf das Mädchen im Garten. In Schockierte ihr Leben, aber gleichzeitig bewunderte er sie dafür das sie so ein guter Mensch geworden war und sie sich nicht hatte unterkriegen lassen. Sofort mochte er das Mädchen noch mehr.

„Sie ist wirklich ein erstaunlicher Mensch und ich kann wirklich nicht verstehen warum der Rat das nicht erkennt,“ sagte Lord Kirano verbittert.

„Der Rat besteht aus schnöseligen Magiern die Angst haben das es noch mehr junge Magier unter den Rebellen gibt. Sie wollen keinen „Dreck“ in ihren reihen haben,“ sagte Lord Rocan wütend.

„Das ist doch lächerlich. Wenn wir ihnen sagten das Kari eine Algari ist, werden sie vielleicht aufhören so mit ihr um zuspringen,“ schlug der Botschafter vor.

„Ich halte das für keine Gute Idee. Kari liebt ihre Heimat, die Rebellen und ihre Freunde sind alle da. Außerdem ist sie in ihren Augen eine Rebellin, egal wo sie her kommt. Sie ist dort aufgewachsen und wird nicht zulassen das man sie zu etwas anderes macht. Da liegt auch mein Problem, wo ich nicht weis ob sie hier bleiben wird. Sie hat von Anfang an gesagt das sie ihre Ausbildung hier macht und dann wieder zurück geht,“ sagte Lord Rocan und sah auf Kari hinunter.

„Sie wird bei euch bleiben wenn ihr sie bittet, da bin ich mir sicher,“ sagte Lord Kirano und lächelte sanft.

„Wie kommt ihr darauf?“ fragte Lord Rocan zweifelnd.

„Seht ihr diese Blumen? Sie entstehen durch Karis Magie und es gibt nur zwei wege sie entstehen zu lassen. Es gibt einen Zauber, aber um den zu lernen muss man langen trainieren und noch nie hat ihn jemand einfach so erlernt. Die zweite Möglichkeit ist in Karis Fall. Es ist ihre Algari Magie die auf ihre Gefühle reagiert und nur wahre Liebe kann diese Blume allein entstehen lassen. Sie liebt euch von ganzen Herzen. Seht ihr nicht wie sie sich in eurer Gegenwart entspannt und darauf vertraut das ihr für sie da seit? Sie vertraut euch,“ sagte Lord Kirano lächelnd.

Lord Rocan wurde von einem warmen Gefühl durchflutet und wollte nur noch Kari in den Arm nehmen und ihr sagen wie sehr er sie liebte.

„Naja, jetzt aber zu etwas anderem. Kari wird falsch unterrichtet,“ sagte Lord Kirano jetzt ernst.

Sofort sah der Magiermeister zum Botschafter.

„Wie meint ihr das?“ fragte er nach.

„Die Magie der Algari wirkt anders als eure Magie und muss dementsprechend anderes behandelt werden. Ich habe es am Hafen gesehen als wir angegriffen wurden. Kari beherrscht die Zauber, aber sie kann sie nicht richtig in einem Kampf einsetzen. Erlaubt mir Kari ein paar Tricks zu zeigen, mit denen sie fast jeden Zauber richtig beherrschen kann,“ erzählte der Botschafter ernst.

„Wenn es Kari hilft und sie es zulässt. Könnt ihr gerne euer Glück versuchen,“ erwiderte Lord Rocan.

„Gut dann lasst uns gleich zu ihr gehen. Wie ich gehört habe, hat sie später wieder Training und sollte sich dieses mal richtig verteidigen können,“  sagte Lord Kirano lächelnd.

 

 

Ich ahnte nichts davon das ich von Rocan und dem Botschafter beobachtet wurde und konzentrierte mich lieber drauf den Garten mit weiteren Blumen zu schmücken. Erst als die Beiden aus dem Haus traten hörte ich damit auf und sah zu ihnen. Schnell verbeugte ich mich und sah dann zu Rocan der lächelnd auf mich zu kam. Sofort schlug mein Herz schneller und ein lächeln stahl sich auf mein Gesicht.

„Wenn du so weiter machst ist hier bald alles voller Blumen,“ sagte er lächelnd als sie bei mir waren.

„Das währe nicht mal so schlecht. Ich hab ja gesagt das die Blumen etwas besonderes sind und sie können ihr helfen,“ mischte sich jetzt Lord Kirano ein.

Mir helfen? Wie sollten Blumen mir helfen können?

„Also Kari, Lord Kirano ist der festen Überzeugung das du eine Algari bist und das würde auch erklären warum du solche Probleme hast die gelernte Magie in einem Kampf einzusetzen. Er hat angeboten dir bei dem Problem zu Helfen und wenn du einverstanden bist, wird er es dir jetzt gleich zeigen,“ sagte Rocan sanft.

Ich eine Algari? Das war wirklich erstaunlich und irgendwie konnte ich das nicht so ganz glauben, ich kam schließlich direkt von hier.

„Sind sie sich sicher das ich ein Algari bin?“ fragte ich vorsichtig nach.

„Oh ja, da bin ich mir ganz sicher. Diese Blumen die du hier erschaffst, wachsen nur mit Algarischer Magie und das typische Aussehen hast du auch,“ antwortete Lord Kirano lächelnd.

Ich war mir nicht sicher was ich machen sollte. Der Botschafter war ein netter Mensch, aber ich hatte immer noch so meine Schwierigkeiten jemanden zu trauen und Lord Kirano kannte ich erst so kurz.

Als ich zu Rocan sah, stellte ich fest das ich in seinen Augen absolutes vertrauen gegenüber Lord Kirano sah.

Rocan bemerkte jetzt das ich ihn beobachtete und sah mich mit einem warmen Blick an der voller Liebe war.

„Er will dir nur helfen. Er hat dich in sein Herz geschlossen,“ sagte er sanft.

„Also gut, zeigen sie mir wie ich mit meinen Problemen zurecht kommen kann,“ sagte ich jetzt. Das entlockte Lord Kirano ein lächeln und sofort kam er näher.

„Gut dann fangen wir gleich an,“ sagte er und Rocan ging zu dem Baum und setzte sich dort.

 

Ich trainierte nur etwas mehr als eine Stunde mit Lord Kirano, aber das Ergebnis war absolut erstaunlich. Alles klappte jetzt sehr viel einfacher, ich verbrauchte weniger Magie und es ging schneller.

Nach dem Training war ich immer noch Topfit, aber Rocan zwang mich zum Abendessen, da ich danach zum Training bei Lord Kyran musste. Also aß ich mit dem zwei Männern, wobei wir uns die ganze Zeit unterhielten. Lord Kirano erzählte viel von Algaria und brachte mir dabei neue Wörter bei. Ich sog seine Worte auf wie ein Schwamm das Wasser und hing an seinen Lippen, was Rocan wiederum zu lächeln brachte.

Katana musste uns daran erinnern das ich langsam los musste, da ich sonst zu spät kommen würde. Nur wiederwillig riss ich mich von Rocan und Lord Kirano los  und machte mich schnell auf den weg zur Trainingshalle. Wie jedes mal wartete Seno davor auf mich und lächelte mir entgegen.

„Hi Kari, ich hatte schon Angst du kommst doch nicht,“ sagte er zur Begrüßung.

„Entschuldige das ich so spät bin, aber ich konnte mich einfach nicht los reisen,“ entschuldigte ich mich schnell.

„Dann jetzt aber los, sonst sind wir zuspät und das gibt richtigen ärger,“ erwiderte Seno und hielt mir die Tür auf.

Schnell betraten wir die Halle und teilten uns auf. Ich verschwand schnell in der Damen umkleide und zog mir Trainingskleidung an. Als ich wieder raus kam, waren fast alle da, nur Seno fehlte.

Lord Kyran beachtete mich keines Blickes, er war immer noch sauer weil Rocan ihn zwang mich weiter zu unterrichten.

Wie immer stellten wir uns zum beginn des Unterrichts in eine Reihe auf und Lord Kyran sagte uns was zu tun war. Wir sollten einen Zauber im zweier Team üben. Einer griff den anderen an, der den Zauber mit einem Schild abwehren sollte.

Seno kam sofort zu mir und wir machten uns schnell an die Übung.

Ich erschuf einen Schild und Seno formte mit seinen Händen einen Hitzezauber. Er sah aus wie eine normale Blasse, fast durchsichtig, aber sie war sehr viel gefährlicher. Man merkte erst was da auf einem  zukam, wenn er einen schon fast berührten und man die Hitze auf der Haut spüren konnte. Wer von so einem Hitzezauber getroffen wurde, wurde stark verbrannt und nur mit viel glück überlebte man das.

So stand ich also vor Seno und führte meinen Schild so aus wie Lord Kirano es mir am Hafen gezeigt hatte. Die grünen Fäden durchzogen meinen Schild und Seno runzelte kurz die Stirn als er das sah. Dann holte er aus und warf den Hitzezauber auf mich, sofort spürte ich seine stärke und ließ etwas weniger Kraft in meinen Schild wandern.

Der Angriff verpuffte ohne große Wirkung und ich sah Seno mit hochgezogenen Augenbrauen an.

„Das kannst du doch besser,“ sagte ich nur.

„Du hast mich durchschaut,“ grinste er mir entgegen und im nächsten Moment warf er einen sehr viel stärkeren Hitzezauber nach mir. Schnell verstärkte ich meinen Schild und der Angriff krachte sehr viel härter dagegen.

„Schon viel besser, aber jetzt bin ich dran,“ sagte ich jetzt und löste meinen Schild auf.

Schnell beschwor Seno seinen und ich bewarf ihn meinerseits mit dem Zauber. Als der Angriff auf Senos Schild traf, riss er erstaunt die Augen auf und sah mich dann merkwürdig an.

„Irgendwas ist heut anders an dir und deiner Magie,“ sagte er ruhig und mir entlockte es ein lächeln. Das Training mit Lord Kirano hatte also wirklich was gebracht.

Als ich kurz zur Seite sah, stellte ich fest das Lord Kyran mich beobachtete.

Schnell sah ich wieder zu Seno und erschuf den nächsten Hitzezauber.  Seno verstärkte seinen Schild und ich warf wieder den Zauber nach ihm. Dieses mal wurde er etwas nach hinten geschoben und ich beschloss nicht mehr so starke Zauber los zu lassen.

„Okay das reicht jetzt vorerst einmal,“ sagte Lord Kyran in dem Moment laut und augenblicklich sah ich zu ihm. Normalerweise ließ er uns länger trainieren.

Wir stellten uns jetzt wieder alle in einer Reihe auf und Lord Kyran sah uns nach einander an. An mir blieb sein Blick kurz hängen und ich glaubte Beunruhigung darin zu erkennen. Was war los mit ihm?

„Wir verkürzen die Stunde heut etwas, also fangt gleich mit den Kämpfen an,“ sagte er jetzt und kurz nuschelten alle erstaunt bis Lord Kyran uns mit scharfen Worten zum verstummen brachte. Schnell teilten wir uns in die Üblichen Gruppen auf und Lord Kyran Errichtete einen Schutzzauber, der dafür sorgte das wir keinen der anderen mit unseren Zauber trafen sondern nur unseren Gegner.

„Also Kari wie willst du heute auf die Matte geschickt werden?“ fragte Seno mich grinsend und ich konzentrierte mich auf ihn.

„Wer sagt das ich auf der Matte lande? Vielleicht bist es heute mal du!“ sagte ich zuversichtlich.

„Das glaube ich nicht. Bis du mich mal besiegst dauert es noch Jahre,“ meinte er darauf hin zuversichtlich.

„Na dann beweis es mir,“ sagte ich jetzt.

Augenblicklich flog einer von Senos Angriffen auf mich zu, aber damit hatte ich gerechnet, weswegen ich schon längst einen Schild errichtet hatte. Jetzt setzte ich das um was Lord Kirano mir heute beigebracht hatte und ich wusste genau was zu tun war. In meinen Händen ließ ich zwei Bälle aus Feuer erscheinen die ich auf Seno zuwarf und noch während er damit beschäftig war sich zu verteidigen ließ ich mich unsichtbar wer und schlich um Seno rum.

Als er sich wieder konzentrierte sah er sich hektisch um und verstärkte dabei seinen Schild. Schnell erschuf ich einige schwächere Zauber, die ihn von mehreren Seiten angriffen und so schnell auf seinen Schildeinhämmerten das er nicht ausmachen konnte von wo meine Angriffe kamen.

Zwischen den ganzen schwachen Angriffen versteckte ich einen Starken und Seno merkte erst zuspät das er in der Falle saß. Mein Kraftzauber zerbrach seinen Schild und traf ihn mit voller Wucht.

Seno flog zu Boden, ich löste den Unsichtbarkeitszauber auf, sah auf ihn runter und grinste ihn an.

„Wer von uns zwei liegt jetzt am Boden?“ fragte ich grinsend.

Seno sah mich aus großen Augen an, machte den Mund auf und schloss ihn wieder ohne etwas zu sagen.

Plötzlich wurde ich am Arm gepackt und eine altbekannte Angst packte mich. Schnell riss ich mich mit klopfenden Herzen los und sprang zurück.

„Kari was ist passiert?!“ fragte Rocan plötzlich panisch in meinem Kopf.

Jetzt bemerkte ich erst das es Lord Kyran gewesen war der mich am Arm gepackt hatte.

„Nichts, ich hab mich nur erschreckt, weil Lord Kyran mich plötzlich gepackt hat als ich abgelenkt war,“ antwortet ich schnell Rocan da ich spüren konnte wie besorgt er war.

„WAS ist hier gerade passiert?“ brüllte Lord Kyran und sah mich sauer an.

„Ich weis nicht was ihr meint, wir haben nur unseren Übungskampf gemacht,“ sagte ich schnell.

Seno kam neben mir auf die Beine und auch er sah unseren Lehrer erstaunt an.

„NEIN! Du bist meine schlechtesten Schülerin und Seno mein bester Schüler! Du kannst ihn nicht besiegen ohne einen faulen Trick einzusetzen, also WAS hast du angestellt du dummes Gör?“ fragte er sauer  und jetzt wurde ich wütend.

„Ich habe fair und ehrlich gewonnen. Ich setzte keine Tricks ein und bin auch kein dummes Gör! Ich habe nur gelernt wie ich meine Magie richtig einsetzen kann,“ knurrte ich zurück und war mir sicher das ich die erste seiner Schüler war, die es wagte ihm wiederworte zu geben.

„Wie kannst du es wagen so mit mir zu Reden?! Du hältst dich für was besseres nur weil der Magiermeister Mitleid mit dir hatte. Währe er nicht währst du eh nie eine Schülerin von mir geworden, ich unterrichte nur richtige Magier,“ sagte Lord Kyran sauer und jetzt rastet ich wirklich aus.

Ich kochte vor Wut und war kurz davor auf Lord Kyran los zu gehen, aber ich wurde zurück gehalten.

Hinter mir flackerte kurz Magie auf und im nächsten Moment legte sich eine Hand auf meine rechte und eine auf meine Linke Schulter.

Rocan erkannte ich sofort, aber ich war richtig erstaunt als ich links von mir Lord Kirano entdeckte.

„Ich weis nicht was sie gegen Kari haben, aber ich habe sie zu ihnen Geschickt damit sie lernt sich zu verteidigen und nicht damit sie sie anbrüllen sobald sie Fortschritte macht. Sie hat den Kampf Fair und ehrlich gewonnen und ich werde nicht dulden das sie so mit ihr umspringen,“ sagte Rocan wütend.

„Ich werde sie nicht weiter unterrichten, sie ist eine Gefahr für meine Schüler,“ sagte Lord Kyran eisig.

„Die einzige Gefahr für die Schüler sind sie! Kari ist eine fantastische Magierin und sie könnte sie in Grund und Boden stampfen also passen sie auf was sie zu dem Mädchen sagen,“ sagte plötzlich Lord Kirano wütend.

„Hol deine Sachen Kari,“ sagte Rocan und sofort wand ich mich zu den Umkleiden. Erst jetzt stellte ich fest das uns alle anderen erstaunt beobachteten und als ich auf sie zu ging, wichen sie sofort zurück. Mit kaltem Blick ging ich durch sie durch, holte aus der Umkleide meine Sachen und ging wieder zu Rocan der Lord Kyran anbrüllte. Lord Kyran brüllte im Gleichen Ton zurück und anscheinend hatte er ganz vergessen war da vor im stand.

„Ihr seit genau so dumm und einfältig wie das Kind und lasst euch von einem schönen äußeren täuschen! Man sollte überprüfen ob sie überhaupt noch würdig für ihren Posten sind,“ brüllte Lord Kyran und sofort wollte ich mich auf ihn stürzen. Lord Kirano fing mich auf halben weg ab, hielt mir den Mund zu und im nächsten Moment knisterte seine Magie um uns herum sodass ich nichts mehr erkennen konnte.

Als seine Magie verschwand, wehte eine angenehme Briese um mich herum und schnell erkannte ich das wir jetzt im großen Park standen.

Ich wollte mich von Lord Kirano los reisen und zurück zu Lord Kyran rennen und ihm für seine Worte eine rein hauen. Wie konnte er es wagen so etwas zu Rocan zu sagen!

„Lassen sie mich los! Ich muss zu ihm,“ knurrte ich wütend aber Lord Kirano lies nicht los.

„Nein, das würde Rocan nicht wollen. Such mit deinem Geist nach ihm,“ sagte er ruhig und augenblicklich stockte ich. Schnell schloss ich meine Augen und sofort spürte ich Rocan durch unsere Verbindung. Mir stockte der Atem als ich die Macht spürte die er ausstrahlte und kurz sah ich auch was sich bei ihm abspielte. Die ganzen Schüler waren verschwunden, Lord Kyran war in die Knie gegangen, war kreideweis im Gesicht und ich sah Respekt in seinen Augen.

„Verzeiht mir Hoher Meister ich habe die Beherrschung verloren,“ stammelte er. So hatte ich ihn noch nie gesehen.

Dann verschwand das Bild wieder und ich konnte Rocans Wut spüren, aber das war noch etwas anderes und das brach mir fast das Herz. Rocan hatten die Worte von Lord Kyran hart getroffen. Auf einmal liefen mir tränen die Wange runter, dann spürte ich Rocans Magie und er tauchte vor mir auf. Noch bevor er ganz da war, riss ich mich los und viel um den Hals. Seine Arme schlossen sich fest um mich und ich klammerte mich an ihn.

Wir bekamen gar nicht mit das Lord Kirano verschwand und uns mit einem lächeln alleine ließ.

„Es tut mir so leid Kari, hätte ich gewusst wie er drauf ist, hätte ich dich nie gezwungen bei ihm Unterrichtsstunden zu nehmen,“ sagte Rocan leise und drückte mich fester an sich.

Ich kämpfte jetzt die Tränen nieder und lehnte mich etwas zurück. Ich spürte den Schmerz in ihm noch deutlicher und dagegen musste ich irgendwas tun.

Sanft legte ich eine Hand an seine Wange und sah ihm tief in die Augen.

„Du hast das richtige getan, hör auf dir vorwürfe zu machen und hör auf daran zu denken was dieser Arsch gesagt hast. Du bist perfekt als Magiermeister! Er war nur sauer weil es nicht so lief wie er es gerne hätte. Du bist gerecht und findest immer den besten weg um alle zu beschützen und es jedem recht zu machen. Keiner könnte ein besserer Magiermeister sein als du,“ sagte ich sanft.

 

 

Er kochte vor Wut über die Worte dieses einfältigen Magiers, aber ein Wort von Kari genügte um ihn zu beruhigen. Sie sah ihn mit einem so sanften Blick an, der ihn sofort gefangen nahm und am liebsten hätte er sie nie mehr los gelassen. Er wollte sie an sich binden, damit sie ihm niemand weg nehmen konnte. Eine Berührung von ihr und seine rebellierende Magie beruhigte sich sofort. Sie war sein Beruhigungsmittel und er hatte gesehen wie sie sich auf Lord Kyran stürzen wollte als er so unhöflich gewesen war. Diese Geste brachte sein Herz zum schlagen und ein leichtes lächeln erschien auf seinem Gesicht.

Langsam nahm er ihre Hand von seiner Wange und küsste sie sanft.

Noch bevor er wusste was er da tat, war er vor ihr auf die Knie gegangen und sie ihr in die größer werden Augen. Erstaunt sah sie zu ihm runter und er spürte ihre Verwirrung.

„Oh Kari, du bist Balsam für meine Seele. Deine Anwesenheit reicht aus um die brodelnde Magie in mir zu beruhigen und ich will dich vor allem bösen beschützen was auf dich lauert. Du bist mein Herz und meine Seele und ohne dich kann ich nicht mehr leben. Also bitte ich dich hier mich niemals zu verlassen. Werde meins für immer,“ sagte der Magiermeister sanft und sah Kari dabei weiter in die strahlenden Augen.

Er spürte wie ihre Gedanken rasten und er sah in ihren Augen den Moment wo sie verstand was er meinte.

„Rocan,“ flüsterte sie leise und so voller Liebe das ihm das Herz aufging.

„Sei bitte mein,“ sagte Rocan noch mal und zwischen ihnen erschien durch Rocans Magie ein kleiner silberner Ring. Er schwebte zwischen ihnen und Karis Augen wurden noch größer.

Als sie nicht reagierte fürchtete er schon das schlimmste und er traute sich nicht durch ihre Verbindung zu schauen was sie dachte.

Plötzlich ging Kari in die Knie, beugte sich vor und küsste Rocan sanft . Rocan konnte nicht wiederstehen und vertiefte den Kuss sofort.

Erst nach einigen Minuten löste er sich schweratmend von Kari und stellte dabei fest das der Ring nicht mehr in der Luft schwebte sondern um Karis Finger lag. Sofort nahm er ihre Hand und küsste den Ring.

„Meins,“ sagte er besitzergreifend was Kari ein lächeln entlockte.

„Deins,“ sagte sie sanft.

 

 

Mein Herz schlug tausend mal schneller und ich war mir den Ring um meinen Finger sehr deutlich bewusst. Ich wusste nicht was mit mir passiert war, aber Rocans Worte hatten mich tief berührt und ich war kurz davor mich an ihn zu klammern und nie wieder los zu lassen. Dieser Mann schaffte es was noch nie jemand vor ihm gelungen war und auch nie wieder jemanden gelingen würde.

Im sturm hatte er mein Herz erobert  und mein ganzer Körper prickelte bei jeder Berührung von ihm. Ich wollte ihm immer näher sein.

Jetzt legte er eine Hand an meine Wange und sofort durch fuhr es mich heiß. Die Hitze sammelte sich zwischen meinen Beinen und ich kniff sie zusammen.

Langsam stand Rocan auf und zog mich dabei gleich mit hoch. Sofort schmiegte ich mich an ihn und seine Hände legte sich an meine Hüften.

Als ich ihm ins Gesicht sah, küsste er mich sanft, zog mich an sich und ich schmiegte mich an ihn. Dabei spürte ich die eindeutige Beule in seiner Hose und schnappte kurz nach Luft.

Rocan stockte und sah mir jetzt ruhig in die Augen.

„Bleib heute Nacht bei mir,“ sagte er nur.

Ich brachte nur ein nicken zustande, da küsste er mich schon wieder und seine Magie wickelte uns ein und brachte uns nach Hause.

 

Langsam wurde ich am nächsten Morgen wach. Ich war eingelullt in wärme, Magie und einem so guten Gefühl, das ich mich fest ins Bett kuschelte. Ein warmer Arm hatte sich um meine Taille geschlungen, heißer Atem strich mir über den Nacken und als ich tief Luft holte, roch ich Rocans unverwechselbaren Geruch. Ein lächeln stahl sich auf mein Gesicht als ich an den Abend und die darauf folgende Nacht dachte.

Erst war ich etwas unsicher gewesen, doch Rocan hatte mir schnell gezeigt das es dafür keinen Grund gab und er hatte mir gezeigt was es heißt geliebt zu werden. Langsam machte ich die Augen auf und sah als erstes den kleinen Silbernen Ring an meinem Finger.  Sofort schlug mein Herz schneller und ein warmes Gefühl durch flutete mich. Mein leben hatte sich so rasend schnell verändert. Vor einer weile war ich noch ein kleines Straßenkind gewesen das um sein überleben kämpfte und jetzt war ich eine Magieschülerin und verlobt mit dem Magiermeister. Das war alles extrem schnell gegangen, das ich kaum noch hinterher kam.

Auf einmal schloss sich Rocans Arm fester um mich und zog mich an seinen Armen Körper.

„Über was grübelst du am frühen Morgen schon wieder nach?“ fragte er mit rauchiger Stimme und küsste mich in den Nacken.

„Ich denk daran wie sich mein Leben verändert hat und wie schnell das alles ging,“ sagte ich leise und sah weiter den Ring an.

„So schwierige Gedanken schon am frühen Morgen, das solltest du nicht machen meine Schöne. Gefällt es dir wie es jetzt ist?“ fragte Rocan sanft.

„Ja,“ sagte ich und kuschelte mich an ihn.

„Dann freu dich über die Veränderung,“ sagte er, drehte mein Gesicht zu seinem und küsste mich.

„Ich glaube aber ich muss jetzt aufstehen, ich muss zur Schule,“ sagte ich betrübt.

„Du hast leider recht,“ sagte Rocan mit gequälter Stimme. Dann richtete er sich auf und streckte sich.

„Geh du dich waschen und mach dich für die Schule fertig, ich sage Katana bescheid das er das Frühstück anrichten kann,“ sagte Rocan dann während er sich eine Hose und ein Hemd anzog. Bevor er aus dem Zimmer verschwand küsste er mich noch mal sanft.

Danach zog auch ich mich schnell an und rannte in mein Zimmer rüber. Dort wusch ich mich ordentlich und zog mir dann meine Uniform an. Als ich endlich fertig war, ging ich sofort in den Speisesaal wo Rocan sich mit Lord Kirano unterhielt. Als ich ihn sah  senkte ich den Kopf und ging schnell zu meinem Platz. Ich wusste nicht was ich von seinem verhalten am Tag zuvor halten sollte.

„Guten Morgen Kari, wie hast du geschlafen?“ fragte er da auch schon und ich lief sofort knall rot an. Wusste er etwa was passiert ist?

Unsicher sah ich zu Rocan der ebenfalls rot im Gesicht war und wusste nicht was ich machen sollte.

„Danke sehr gut,“ nuschelte ich deswegen schnell und beschäftigte mich mit meinem Essen , in der Hoffnung das er nicht weiter nachfragte.

Ich sah wie er noch eine Frage stellen wollte, aber zum glück unterbrach Katana ihn der in den Raum gestürzt kam.

„Lord Rocan, es wurde eine Sondersitzung einberufen. Ihre Anwesenheit beim Rat ist erwünscht,“ sagte er mit einer tiefen Verbeugung.

Was sollte bitte eine Sondersitzung sein?

„Um was geht es? Hat man was von den schwarzen Magiern gehört?“ fragte Rocan und stand langsam auf.

„Man hat mir nicht gesagt worum es ging, nur das es wichtig ist,“ antwortete Katana ruhig. Rocan runzelte kurz die Stirn und ich spürte das er sich fragte was jetzt schon wieder los war.

„Hol du die Kutsche, ich komme gleich,“ sagte Rocan dann. Sofort rannte Katana aus dem Raum und wir waren wieder allein.

„Ihr entschuldigt mich doch sicher,“ wand er sich an Lord Kirano.

„Natürlich doch, ich sehe ja das es dringend ist. Ich wollte eh heute ein paar alte Freunde besuchen gehen,“ antwortet Lord Kirano lächelnd.

Anschließend drehte sich Rocan zu mir und noch bevor ich wusste was er da machte, beugte er sich runter und gab mir einen sanften Kuss.

„Viel spaß in der Schule und schau nicht so. Unser Freund am Tisch hat es von alleine raus gefunden,“ grinste Rocan dann und verschwand. Kurz sah ich ihm erstaunt hinterher, dann sah ich langsam zu Lord Kirano der mich anlächelte.

„Mach dir mal keinen Kopf Kari, man müsste schon Blind sein um nicht zu erkennen was Rocan führ dich fühlt, es ist ein wunder das du es solange nicht bemerkt hast,“ sagte er nur.

„Aber es ist doch nicht erlaubt,“ nuschelte ich und sah weg.

„In eurem Fall ist da anders. Du bist seine Auserwählte, dagegen kann kein Gesetz der Welt etwas sagen,“ erklärte Lord Kirano mir.

„Auserwählte?“ fragte ich nach.

„Oh das wusstest du nicht? Du bist seine Seelengefährtin,“  sagte Lord Kirano grinsend.

„Das ist unmöglich! Josh ist doch mein Seelenverwandter, Rocan hat zwar gesagt das ich noch einen Zweiten habe, aber das ich dem wahrscheinlich nie über den Weg laufen werde,“ sagte ich jetzt.

„Oh er wollte wahrscheinlich nur nicht das du die falschen Entscheidungen triffst oder dich durch ihn bedrängt fühlst,“ sagte Lord Kirano lächelnd.

Mein Herz schlug jetzt tausend mal schneller und plötzlich verstand ich warum Rocan sich gegenüber Josh immer aufgeführt hatte wie ein Junge. Er war eifersüchtig!

 

 

Zur gleichen Zeit wie Kari zu ihrer Erkenntnis kam, kam der Magiermeister am Rathaus an und ging schnell auf den Ratssaal zu. Als er ihn betrat, stellte er erstaunt fest das alle Ratsmitglieder schon auf ihren Platz saßen und finster aussahen. Irgendwas stimmte hier gewaltig nicht und als er Savariks grinsen sah, war ihm sofort klar das es mit Kari zu tun hatte. Ohne eine Miene zu verziehen ging er auf seinen Platz zu und setzte sich.

„Worum ging es, das ihr mich vom Botschafter weg gerissen habt? Ich hoffe es ist wichtig,“ sagte Lord Rocan als er saß und sah jeden der Reihe nach an. Keiner schaffte es seinen Blick lange stand zu halten.

„Es ist sehr ernst Lord Rocan und es betrifft sie und ihre Schülerin,“ sagte Lord Pazifa ernst.

Sofort dacht Lord Rocan an Lord Kyran. Hatte er sich etwa beschwert? Das konnte nicht sein, wegen so etwas würde man keine Ratssitzung einberufen.

„Was soll los sein?“ fragte der Magiermeister ruhig.

„Als ich gestern Abend aus dem Rathaus kam um nach Hause zu gehen, beschloss ich noch einen kleinen Umweg durch den Park zu machen und machte dabei eine erstaunliche Entdeckung,“ sagte Lord Savarik plötzlich. Innerlich fluchte Lord Rocan und er ahnte worauf das hinaus laufen würde.

Ohne eine Regung sah er weiter zu Lord Savarik und wartete auf das Finale.

„Ich sah euch und eure Schülerin in eindeutiger Haltung. Du weist ganz genau das so etwas verboten ist und es gibt keine Entschuldigung dafür,“ sagte Savarik und verkniff sich nur mit not ein grinsen, sondern sah betrübt drein.

„Oh ich bin mir bewusst das es verboten ist, aber in diesem Fall nicht,“ sagte Lord Rocan ruhig.

Jetzt murmelten alle erstaunt. Sie hatten vermutet das Lord Rocan alles abstreiten würde, aber sie hätten nie gedacht das er es zugeben würde. Was hatte er für dieses Verhalten für eine Erklärung.

„Kari ist meine Seelengefährtin und ich werde sie Heiraten,“ sagte Lord Rocan ruhig. Augenblicklich verstummten alle und sahen ihren Meister erstaunt an.

Seine Seelengefährtin! Das gab der ganzen Sache eine ganz neue Wendung.

„Selbst wenn das Wahr sein sollte gibt es Regeln! Kari ist Minderjährig, du benötigst also die Erlaubnis ihrer Eltern,“ sagte Lord Savarik jetzt wütend.

„Da Kari keine Eltern hat, ist das jawohl hinfällig,“ sagte Lord Rocan und sah seinen ehemaligen besten Freund wütend an.

„Es ist keinen falls gesagt das ihre Eltern nicht mehr leben. Bring uns einen Beweis das sie Tod sind, dann wird das alles keine Konsequenzen haben, aber wenn du uns nichts bringen kannst, dann müssen wir Kari von dir entfernen bis sie die Schule abgeschlossen hat und sie reif ist ihre eigenen Entscheidungen zu treffen,“ sagte Lord Savarik ernst.

Wütend sah Lord Rocan zu Lord Savarik und fragte sich was er sich dadurch erhoffte? Er würde Kari bestimmt nicht bekommen.

„Das hört sich doch annehmbar an,“ sagte jetzt ein Ratsmitglied und sofort stimmten die anderen ihm zu.

„Wenn das so ist, dann mache ich mich auf die Suche nach Leuten die niemand kennt und höchstwahrscheinlich Tod sind. Ich wünsche einen angenehmen Tag,“ sagte Lord Rocan und jeder sah jetzt die Wut in seinen Augen.

„Rocan? Ist etwas passiert?“ fragte plötzlich Kari in seinem Kopf und sofort wurde er ruhiger.

Schnell verließ Lord Rocan den Ratssaal und konzentrierte sich auf Kari.

„Es gibt ein Problem, Savarik hat uns gestern im Park gesehen. Entweder wir finden deine Eltern oder einen beweis das sie Tod sind oder sie werden dich von mir weg holen weil du noch Minderjährig bist,“ knurrte Rocan und wieder kam die Wut zurück.

„Das ist ein Witz oder?“ fragte Kari und sie klang eindeutig schockiert.

„Ich fürchte nicht meine Süße. Wir werden wohl oder übel rausfinden müssen was mit deinen Eltern passiert ist,“ sagte Rocan und schickte ihr beruhigende Gefühle.

Er konnte sich denken wie schwer es für sie war und am liebsten hätte er sie jetzt in den Arm genommen, aber sie saß in der Schule.

„Ich bin nicht mehr in der Schule,“ sagte Kari jetzt und langsam frage Rocan sich wie viel sie mit bekam was er dachte.

„Seit neusten ziemlich viel, aber nur wenn ich mich darauf konzentriere mit dir zu reden,“ beantwortet Kari seine Gedanken.

„Warum bist du nicht in der Schule?“ fragte der Magiermeister jetzt ruhig den ihn gefiel die Verbindung zu Kari.

„Ein Lehrer ist Krank und wir durften früher gehen. Ich bin fast zuhause,“ sagte Kari ruhig, doch Lord Rocan spürte das sie kein bisschen ruhig war.

„Ich bin auch gleich da dann können wir besprechen wie es weiter geht,“ sagte Lord Rocan jetzt sanft.

 

 

Ich war wirklich wütend. Wenn ich Lord Savarik erwischen würde, würde er erleben was es bedeutet mich sauer zu machen. Ich wusste wirklich nicht was ihm diese Aktion bringen würde, aber dafür würde er büße.

Sauer riss ich das Gartentor auf und stapfte den Weg zum Haus entlang und ins Haus rein. Dort knallte ich hinter mir die Tür zu und ging schnell ins Wohnzimmer wo ich mich in einen Sessel fallen ließ. Bei dem Krach den ich verursacht hatte, kam sofort Katana angestürmt und sah mich erstaunt an.

„Kari, was ist den los? Ist etwas passiert?“ fragte er als er mich mit verschenkten Armen auf dem Sessel sitzen sah.

Ich wollte gerade Antworten als die Haustür zum zweiten mal in kurzer Zeit zugeknallt wurde. Erstaunt sah Katana zur Tür und kurz danach kam Rocan durch die  Tür.

„Meister was ist passiert?“ fragte Katana.

„Savarik hat es auf die Spitze getrieben, aber ich frag mich was er damit erreichen will,“ sagte Rocan wütend.

„Ist doch klar, er will mich los werden. Sollten wir nix finden muss ich hier weg, aber da mich keiner nehmen wird, weil sie mich nicht mögen und Savarik mich nicht bekommt, muss ich wieder zurück,“ knurrte ich sauer.

Rocan kam jetzt zu mir, legte seine Hände auf die Armlehnen und sah mir tief in die Augen.

„Du wirst nicht gehen, egal ob wir etwas finden oder nicht!“ sagte er dann ernst.

Ich biss mir auf die Lippe und war nicht so zuversichtlich wie er.

„Wir werden schon etwas finden,“ sagte Rocan jetzt wesentlich sanfter und strich mir mit einem Finger über die Lippen sodass ich aufhörte darauf zu beißen.

„Wie willst du etwas finden was sechzehn Jahre her ist? Niemand weis etwas,“ sagte ich zähneknirschend.

„Oh doch, die Rebellen könnten was wissen,“ sagte Rocan ruhig und ich versteifte mich.

Er hatte recht wenn es einer wusste dann sie, einen anderen Anhaltspunkt hatten wir nicht, doch die ganze Sache gefiel mir Überhaupt nicht.

„Ich weis das dir das nicht gefällt Kari, aber ich fürchte wir haben keine andere Wahl,“ sagte Rocan sanft und strich mir über die Wange. Warum eigentlich immer ich?

„Dann sollten wir es schnell hinter uns bringen, lass uns gleich zu ihnen gehen,“ antwortete ich jetzt ruhig.

Im nächsten Moment lagen Rocans Lippen auf meinen und innerlich wurde ich ruhig. So konnte ich das was vor uns lag überstehen.

„Dann mal los,“ sagte Rocan als er sich von mir löste.

Er nahm meine Hand und zog mich auf die Füße und zusammen verließen wir das Wohnzimmer. Von Katana war nichts mehr zu sehen.

Zusammen gingen wir in den Keller wo wir uns Umhänge überzogen und Rocan öffnete den verborgenen Durchgang. Zusammen gingen wir den bekannten weg entlang und mit jeden Schritt den wir gingen wurde ich nervöser. Rocan redete auf mich ein, aber es brachte nicht viel. Die Angst vor der Begegnung mit meinen Eltern war zu groß und ich verfluchte Lord Savarik das er mich dazu zwang. Egal was passieren würde, es würde schlecht für mich enden.

Sollte ich meine Eltern nicht finden, musste ich von Rocan weg und wenn ich sie fand würde es wirklich unangenehm werden. Ich wollte nichts von den Menschen wissen die einfach ihr Kind hergaben ohne mit der Wimper zu zucken.

Als wir an der Tür ankamen die uns noch von den Rebellen trennte, war ich ein einziges Nervenbündel.

Rocan übernahm das Reden und schickte den Wachposten vor, damit er die Anführer zusammen suchte.

Anschließend begleitete uns eine zweite Wache zum großen Saal. Takuto war schon dort und sah uns finster entgegen.

„Ich habe gesagt das ich euch benachrichtige wenn ich was neues höre, aber das habe ich nicht also, warum sind sie hier?“ fragte er.

„Damit will ich warten bis alle hier sind, aber es ist eine persönliche Angelegenheit,“ sagte Rocan ruhig.

Nach einander trafen die anderen Anführer ein und ganz zum Schluss Keno. Als er mich sah lächelte er mich kurz an, aber als er meinen Gesichtsausdruck bemerkte verschwand das lächeln sofort.

„Es sind alle hier, also was wollt ihr diese mal von uns?“ fragte Takuto eindeutig genervt. Er war ja noch nie eine Frohnatur gewesen, aber seit ich bei den Magiern war, wurde er bei jedem besuch unausstehlicher.

Rocan wollte etwas sagen, aber ich unterbrach ihn. Das hier war meine Angelegenheit und mit Schönrederei kamen wir hier nicht weiter.

„Was wisst ihr über meine Eltern und ich will keine scheiß Ausreden hören,“ sagte ich knurrig.

Alle inklusive Rocan sahen mich schockiert an und ich sah starr zurück. Als keiner den Mund auf machte wurde ich wirklich wütend.

„Na los, irgendwer von euch weis etwas. Ihr habt nicht ein Geschäft mit meiner Mutter gemacht ohne sie vorher auszuspionieren,“ sagte ich sauer und ich konnte sehen wie Takuto weiß anlief. Ah er wusste also etwas.

„Tut mir leid Kari, aber wir wissen nichts über deine Eltern. Wir hatten damals keine Zeit um alles so zu machen wie üblich. Wir haben ihr nicht nach spioniert,“ sagte Takuto ruhig und verzog keine Miene. Er würde nichts sagen das wurde mir klar und als ich die anderen ansah, stellte ich fest das auch sie den Mund hielten.

„Kari, ich weis das du Gedanken lesen kannst, also wenn du mich hören solltest, dann komm in meine Unterkunft, da können wir ungestört reden. Wenn du mich gehört hast, sag beim raus gehen das ich Josh einen schönen Gruß von dir ausrichten soll,“ sagte plötzlich Keno in seinen Gedanken.

Ich war so erstaunt das ich beinahe die Kontrolle über meine Gesichtszüge verloren und ihn angestarrt hätte. Er schleuderte mir seine Gedanken förmlich entgegen und auch Rocan musste das gehört haben.

„Ihr seit mir wirklich schöne Verbündete von Kari,“ sagte Rocan wütend, packte mich am Arm und zog mich zur Tür.

Als wir dort ankamen, drehte ich mich zu Keno um.

„Richte Josh einen schönen Gruß von mir aus,“ sagte ich zu ihm und er nickte mir ausdruckslos zu.

Hinter uns warf Rocan die Tür zu und sobald uns die Anführer nicht mehr sehen konnten, verlor er seine wütende Haltung. Die Wache die auf uns gewartet hatte, wollte schon los gehen, als Rocan ihm plötzlich eine Hand auf die Stirn legte. Im nächsten Moment wurden die Augen der Wache ausdruckslos und er drehte sich um und ging.

„Was hast du gemacht?“ fragte ich leise nach.

„Er denkt wir folgen ihn. Er geht jetzt zum Durchgang und denkt das er uns Heim Schickt,“ erklärte Rocan.

„Gut, wir sollten jetzt aber hier verschwinden bevor Takuto raus kommt und uns entdeckt. Wie ist das eigentlich möglich was Keno gemacht hat? Er ist doch kein Magier, oder?“ fragte ich unsicher nach während ich Rocan durch die verwinkelten Gänge lotste. 

„Nein er hat keinen Tropfen Magischen Blutes in sich, aber er wollte dir wirklich verzweifelt die Nachricht geben und wenn er sich so stark konzentriert und es dir entgegen schleudert ist es ein leichtes für einen Magier der Gedankenlesen kann, die Nachricht zu hören,“ erklärte Rocan und sah sich um.

In dem Teil der Gänge war er noch nie gewesen und irgendwie hatte ich ein Schlechtes gewissen, aber ich vertraute Rocan voll und ganz.

Schnell ging ich durch die Gänge und achtete darauf das uns keiner zu Gesicht bekam, den das hätte ärger bedeutet.

Als wir nach einigen Minuten endlich an Kenos Unterschlupf ankamen, huschte ich schnell rein und hoffte das Josh nicht da war und wir hatten Glück.

Kaum war die Tür hinter uns geschlossen, zog mich Rocan an sich und küsste mich Leidenschaftlich. Ich verlor mich sofort in den Kuss, schmiegte mich an Rocan und vergaß alle finstern Gedanken die ich in den letzten Minuten gehabt hatte.

Es dauerte länger als Gedacht, bevor ich mich wieder von Rocan löste und das auch nur, weil ich draußen Keno näher kommen hörte.

„Egal was er sagt, ich bin bei dir,“ flüsterte Rocan mir noch zu.

Dann richtete er sich gerade auf und sah zur Tür die in dem Moment auf ging.

Keno huschte schnell in den Raum und verriegelte die Tür hinter sich, sodass niemand einfach in den Raum platzen konnte.

„Setzen wir uns,“ sagte er anschließend nur und ging auf eine paar Sessel zu. Ich ließ mich auf eine kleine Couch fallen, von der ich wusste das man in ihr versinken konnte. Es war schon immer mein Lieblings Möbelstück hier gewesen. Rocan setzte sich sofort neben mich und Keno saß uns gegenüber. Mit einem unergründlichen Blick musterte er uns unter dem ich leicht nervös wurde.

„Bevor ich euch etwas sage erklärt mir bitte warum du ausgerechnet jetzt deine Eltern finden willst,“ sagte er nach einer ganzen weile.

„Es ist schwer zu erklären. Wenn ich sie nicht finde könnte es passieren das ich meine Ausbildung verliere,“ sagte ich jetzt und sah zu Boden. Mir gefiel es nicht Keno alles zu verheimlichen.

„Du lügst mich an Kari. Das hast du noch nie gemacht und ich frage mich wer dir das bei gebracht hat,“ sagte Keno ruhig doch ich hörte die Enttäuschung die mich härter traf als ich gedacht hätte.

Plötzlich ergriff Rocan meine Hand, was mich zwar beruhigte, aber Keno war das nicht entgangen und er bekam große Augen.

„Kari, Keno ist wie ein Vater für dich. Du vertraust ihm, also werde ich es auch tun und ich glaube wir kommen hier ohne die Wahrheit nicht weiter,“ sagte Rocan ruhig und im nächsten Moment zog er seine Kapuze und seinen Gesichtsschutz runter, was Keno sichtlich erstaunte, aber dann runzelte er die Stirn.

„Ich kenne euch irgendwo her,“ sagte er leise.

Er musterte Rocan intensiv, dann wurde er kreideweis und sprang fluchend auf.

„Bei den  Göttern, ihr seit der Magiermeister,“ keuchte er erschrocken und wich zurück.

„Schon gut Keno, er ist auch der Verbündete der Rebellen,“ sagte ich jetzt und Keno sah zu mir.

„Du wusstest das?!“ fragte er erschrocken.

„Ja, seit er mich das erste mal mit hierher genommen hat. Er ist mein Mentor und bringt mir alles bei, es war nur eine Frage der Zeit bis ich darauf stoße,“ erwiderte ich.

„Aber warum ausgerechnet ihr?“ fragte Keno jetzt und ein gewaltiger Vorwurf war in seiner Stimme zu hören.

„Glaubt ihr ich könnte alles einfach so hinbiegen wie ich es will? Wenn es so wäre, wären wir jetzt nicht hier. Würde der Rat ahnen das ich mich mit euch verbündet habe, wäre ich nicht mehr lange der Magiermeister,“ erklärte Rocan ruhig.

„Aber fällt es nicht auf wenn ausgerechnet sie Kari, ein Straßenkind unterrichten?“ fragte Keno und setzte sich jetzt langsam wieder.

„Oh nein. Kari ist sehr mächtig und ich bin der einzige der ihr zeigen kann wie sie mit der Macht umgehen kann. Wenn sie sich weiter so gut entwickelt wird sie eines Tages sehr viel stärker sein als ich,“ sagte Rocan ruhig, aber ich sah mit einem ruck zu ihm. Meinte er das ernst?

„Also gut, aber das erklärt noch lange nicht warum ihr plötzlich ihre Eltern finden müsst,“ sagte Keno jetzt und sah kurz zu unseren verschränkten Fingern.

„Da habt ihr recht und da Kari euch vertraut und ich euch für einen Schlauen Mann halte, werden wir es ihnen erklären. Heute Morgen wurde ich schon beim Frühstück gestört und zu einer Sondersitzung des Rates gerufen. Wie sich herausstellte hat Lord Savarik diese Sitzung einberufen, da er am Abend etwas gesehen hatte, was lieber verborgen geblieben wäre. Leider zwingt uns die Entdeckung dazu Karis Eltern zu finden, damit sie ihre Einwilligung geben, für eine Entscheidung die wir getroffen haben,“ erzählte Rocan.

„Und was soll das genau gewesen sein?“ fragte Keno nach.

Ich drückte schnell Rocans Hand als er weiter reden wollte und kurz sah er zu mir. Ein leichtes lächeln huschte über sein Gesicht und er nickte.

„Lord Savarik sah Rocan und mich wie wir uns im großen Park geküsst haben, nachdem ich eingewilligt hatte ihn zu Heiraten,“ sagte ich jetzt mit fester Stimme und sah Keno dabei genau in die Augen.

„Ich habe geahnt das du dich verliebt hast bei den Magiern, auch wenn ich nie gedacht hätte das es dein Mentor selber ist. Ich dachte mir es ist ein Mitschüler von dir oder wer anders, da du dich so verändert hast. Du warst noch nie schüchtern, aber zurückhaltend und hast genau darauf geachtet was du tun musst, aber dass hat sich geändert. Du strahlst jetzt Lebensfreude aus und das macht mich wirklich glücklich. Ich habe mir sorgen um dich gemacht weil du immer so ernst warst, aber jetzt bist du glücklich, also versuche ich dir zu helfen. Sagt mir was ihr wissen müsst,“ sagte Keno und lächelte leicht.

Mir fiel ein Stein vom Herzen und ich lächelte Keno an.

„Wir müssen alles wissen was ihr uns über die Frau sagen könnt die Kari her gebracht hat,“ sagte jetzt Rocan ernst.

„Ich fürchte das ist nicht viel. Takuto hat die Wahrheit gesagt als er sagte wir hätten ihr nicht nach spioniert,“ sagte Keno traurig.

„Aber irgendwas weist du, sonst hättest du uns nicht her geholt,“  sagte ich jetzt leise.

„Ja stimmt. Wir haben ihr nicht nach spioniert, aber sie suchte mich noch einmal auf. Es war etwa einen Monat nachdem sie dich zu uns gebracht hatte. Ich musste sie schnell weg bringen, da wir mit ihr eigentlich vereinbart hatten das sie nicht mehr wieder kommt und Takuto war sehr reizbar zu der Zeit. Ich brachte sie schnell weg und sie sagte mir das sie nur wissen wollte ob es dir gut geht und ob irgendjemand nach dir gefragt hatte. Als ich ihr erzählte das es dir gut ginge und keiner wüsste wo du warst, war sie ziemlich erleichtert. Sie bat mich aber sie zu informieren falls jemand nach dir fragen sollte,“ erzählte Keno und sah mir dabei die ganze Zeit in die Augen.

„Also weist du wo wir ihre Mutter finden können,“ sagte Rocan und ich spürte das er erleichtert war.

„Ich fürchte das ist nicht so einfach. Als damals raus kam das Kari Magie besitzt habe ich versucht sie zu finden, aber ich konnte sie nicht aufspüren. Ich weis nicht was mit ihr passiert ist,“ sagte Keno und jetzt sah er kurz weg.

„Also haben wir genauso viel wie vorher,“ sagte ich betrübt.

„Könnt ihr sie vielleicht beschreiben oder habt ihr einen Namen für uns?“ fragte Rocan jetzt.

„Ja da könnte ich behilflich sein. Sie nahm ihren Mantel damals ab als ich mit ihr über Kari geredet habe und sie sagte mir auch ihren Namen damit ich sie finden konnte. Sie sah dir sehr ähnlich Kari. Braunes langes Haar, zarte Statur, die gleichen Augen wie du Kari nur waren sie blau, aber sie hatten das gleiche Leuchten. Sie war sehr nett und man musste sie einfach mögen und dazu war sie wirklich wunderschön. Sie sagte mir das Karis Vater nicht von hier kommt und sie ihn eine ganze weile nicht wieder sehen würde, aber ich hörte ihre Liebe zu diesem Mann heraus. Sie sagte mir noch das die Kette die du trägst ein Geschenk deines Vaters war. Er musste vor deiner Geburt weg, aber du solltest etwas haben, das dich an ihn erinnert bis er wieder da ist,“ sagte Keno und ein trauriges lächeln erschien auf seinem Gesicht.

„Hab ihr auch einen Namen?“ fragte Rocan und ich langte mir an die Kette.

„Sie sagte mir da sie Sirana heißt,“ sagte Keno und in dem Moment passierten mehrere Dinge gleichzeitig.

Rocan ließ mit einem Ruck meine Hand los,  eine hohe Mauer erschien plötzlich in meinen Geist und die Verbindung zu Rocan wurde unterbrochen. Ich keuchte auf und bekam kurz keine Luft mehr. Das Gefühl war so unangenehm, das ich alle mühe aufbringen musste mich nicht zu übergeben. Nach Kenos Blick zu urteilen dachte er mein erschrecken wäre ein Reaktion über die Information über meine Mutter, aber die Frau war in diesem Moment aus meinen Gedanken gestrichen. Ich spürte eine unglaubliche Leer und kälte, was dazu führte das ich anfing zu zittern. So hatte ich mich das letzte mal Gefühlt als Lord Savarik mich in mit Josh in die Enge getrieben hatte.

Ich wagte es nicht zu Rocan zu schauen, da ich wusste das nur er dafür verantwortlich sein konnte und hatte fast schon panische Angst heraus zu finden was los war.

„Ich danke euch für eure Hilfen. Ich wäre wirklich froh wenn ihr etwas die Augen offen halten könntet und uns sofort informiert wenn ihr etwas erfährt. Wir müssen leider auch schon wieder los,“ sagte Rocan und sprang auf die Beine. Schnell folgte ich seinem Beispiel und stand auf.

„Ich hoffe du findest deine Mutter Kari, sie war eine Bemerkenswerte Frau und sie wollte dich nur vor irgendetwas beschützen,“ sagte Keno sanft und lächelte mich aufmunternd an. Ich nickte ihm schnell zu und dann war Rocan schon  zur Tür raus. Schnell lief ich ihm hinterher und traute mich nicht etwas zu sagen.

Schweigend gingen wir zügig durch die Gänge und ich versuchte immer wieder die Mauer einzureisen, doch es gelang mir nicht. Ich spürte das sie mit Rocans Magie errichtet wurde und dazu diente mich aus seinem Kopf raus zu halten, aber ich verstand nicht wieso. Als wir wieder bei ihm ankamen, zog er sich schweigend den Umhang aus und ich tat es ihm nach. Wir verließen den Keller und in der Eingangshalle blieb ich stehen und starrte Rocans Rücken an, der auf sein Arbeitszimmer zuging.

„Rocan?“ nuschelte ich leise und sofort blieb er stehen.

„Nicht jetzt Kari,“ sagte er genau so leise und schon war er weg. Augenblicklich musste ich mit den Tränen kämpfen, aber ich riss mich zusammen. Was stimmte nur nicht und warum vertraute er mir anscheinend so wenig, das er nicht mit mir darüber redete. Es musste etwas mit meiner Mutter zu tun haben, da war ich mir sicher, aber was?

Wütend und traurig zugleich ging ich auf mein Zimmer und zog mir da erst mal meine Unform aus und bequeme Sachen an.

 

 

Es war zeit fürs Abendessen, als Lord Rocan den Speisesaal betrat. Der Botschafter saß an seinem üblichen Platz und lächelte dem Lord entgegen.

„Wo habt ihr eure bezaubernde Schülerin gelassen? Normalerweise ist sie vor euch da oder kommt mit euch zusammen,“ sagte er lächelnd, aber das lächeln verschwand als er den mürrischen Gesichtsausdruck in Lord Rocans Gesicht sah.

„Was ist los?“ fragte er besorgt.

„Ich glaube wir müssen uns unterhalten,“ sagte der Magiermeister und überlegte sich genau wie er das Gespräch anfangen sollte.

„Worum geht es? Es muss etwas wirklich ernstes sein,“ sagte der Botschafter besorgt.

„Ihr batet mich letztens nach…,“ fing Lord Rocan an, wurde aber von Katana unterbrochen der ins Zimmer gestürmt kam.

„Entschuldigt, aber ich dachtet ihr solltet wissen das die junge Lady schon wieder verschwunden ist,“ sagte er hastig und verbeugte sich tief.

Jetzt war der junge Lord besorgt. Im war klar das er vorhin ziemlich brutal war, aber er musste Kari aus seinem Kopf raus halten, bis er alles ordentlich geordnet hatte und das war anscheinend ein Fehler gewesen.

„Sie wird auf der Lichtung sein. Ich gehe sie suchen und mich entschuldigen, ich fürchte ich habe sie verletzt. Wir werden nachher weiter reden Lord Kirano. Es ist wichtig, aber Karis wohl geht gerade vor, sie hatte einen sehr verwirrenden Tag,“ sagte Lord Rocan und schon verließ er das Wohnzimmer.

 

 

Die Blumen die ich bei meinem letzten Besuch auf der Lichtung hinterlassen hatte, waren immer noch da und beruhigten mich sofort etwas. Ich konnte nicht glauben was sich seit meinen letzten Besuch hier so alles verändert hatte.

Ich war eine Klasse nach oben gerückt, hatte versucht mich auf Lord Kyran zu stürzen, hatte gelernt meine Magie richtig ein zusetzen, hatte herausgefunden das ich höchstwahrscheinlich ein Algari war, hatte versucht meine Mutter zu finden und ich hatte mich mit Lord Rocan, meinem Mentor und Magiermeister verlobt. Anscheinend bedeutete ihm das aber reichlich wenig so wie er sich heute benommen hatte. Seufzend setzte ich mich auf den Baumstamm und sah zu wie der Himmel immer dunkler wurde und die ersten Sterne am Himmel anfingen zu leuchten.

„Kari,“ sagte eine wohlbekannte stimme hinter mir leise, aber ich drehte mich nicht um. Schon allein die Tatsache das ich ihn nicht bemerkt hatte bewies das er die Mauer immer noch aufrecht hielt um mich von ihm fern zu halten.

„Wir müssen reden Kari,“ sagte Rocan jetzt bedeutend näher.

„Ich wüsste nicht worüber,“ erwiderte ich eisig und beachtet Rocan gar nicht als er um mich herum ging und vor mir in die Knie ging.

„Doch Kari, ich weis es war falsch von mir diese Mauer zu errichten, aber wiederum war es auch die einzige Möglichkeit dich zu beschützen. Es tut mir leid, ich weis das ich dich damit geschockt habe und wenn das hier vorbei ist, werde ich es auch nie wieder tun,“ sagte Rocan ruhig und streckte eine Hand nach mir aus.

Ich wusste das ich schwach werden würde, wenn er mich berührte, also schlug ich seine Hand weg.

„Warum löst du diese Mauer dann nicht auf? Vertraust du mir so wenig?“ fragte ich jetzt ruhig und sah weiter in die Sterne.

„Ich vertraue dir mehr als allen anderen Menschen auf der Welt mein Engel, aber diese Information sind so verwirrend, das ich nicht mal selber weis ob sie wahr ist. Sollte das wahr sein was ich vermute, dann muss ich einen weiteren Freund beschützen und es würde etwas an die Öffentlichkeit bringen was sehr gefährlich ist. Ich werde dir alles zu gegebener Zeit erklären, doch ich muss erst überprüfen ob es auch wahr ist,“ sagte Rocan flehend und jetzt sah ich ihm in die Augen.

„Es hat mit meiner Mutter zu tun, dieser Sirana,“ sagte ich jetzt ruhig.

„Ja,“ sagte Rocan ernst und sein blick verhärtete sich.

„Du hast den Namen heute nicht zum erste mal gehört und du kennst die Frau,“ sagte ich und konnte nur mit viel Kraft das zittern in meiner Stimme verdrängen.

„Ich kenne sie nicht persönlich, aber ich habe erst vor kurzen nach ihr gesucht. Nur darüber sollten wir zuhause reden. Dieser Ort ist nicht sicher genug und will das niemand sonst etwas davon erfährt,“ sagte Rocan ernst und ich atmete auf.

Ich liebte und vertraute ihm, weswegen ich seine Hand dieses mal nicht weg schlug als sie sich auf meine Wange legte.

„Wenn alles wahr ist was ich vermute, bist eine wirklich mächtige Frau und ich versteh deine Mutter warum sie diesen weg genommen hat um dich zu beschützen,“ sagte er sanft.

Langsam legte ich meine Arme um seinen Hals und vergrub meinen Gesicht in seiner Schulter.

„Wird mir gefallen was du vermutest?“ fragte ich jetzt und hielt die Tränen zurück.

„Vielleicht,“ sagte Rocan ruhig und zog mich an sich.

„Lass uns noch etwas hier bleiben, ich will nicht zurück,“ sagte ich jetzt und klammerte mich fester an Rocan.

 

 

Der Botschafter hatte das Abendessen alleine eingenommen und sich danach in sein Gästezimmer zurück gezogen. Er fragte sich was der Magiermeister so wichtiges mit ihm besprechen wollte und warum er so besorgt aussah. Er hatte die Gerüchte die in der ganzen Stadt heute mitbekommen das er große Magiermeister etwas mit seine Schülerin angefangen hatte und überall merkte er nur das die Leute nicht schockiert darüber waren das er was mit seiner Schülerin angefangen hatte, sondern eher darüber das er etwas mit einem „Straßenkind“ angefangen hatte. Sie verachteten Kari dafür wo sie her kam, obwohl sie überhaupt nichts dafür konnte. Wäre sie in Algaria groß geworden, wäre das überhaupt kein Thema gewesen. Was das anging fand er Feron wirklich sehr bedauernswert. Lord Rocan tat ihm leid das er sich jetzt mit so etwas herum schlagen musste und das sein eigener Rat ihm in den Rücken viel und unmögliches verlangte.

Es grenzten an Wahnsinn Leute zu finden von denen man nicht wusste wie sie aussahen, hießen oder überhaupt noch lebten. Noch mehr tat ihm aber Kari leid. Sie musste schon so viel getragen, das es ein wunder war, das sie daran noch nicht zerbrochen war und jetzt zwang man sie dazu sich mit etwas auseinander zu setzen, was sie zerbrechen konnte.

Traurig sah der Botschafter in den hinteren Garten der voller Blumen war und musste lächeln als er daran dachte wie glücklich Kari dort unten ausgesehen hatte.

Plötzlich erregte eine Bewegung im dunklen Garten seine Aufmerksamkeit. Als er genauer hinsah, stellte er fest das ein junger Mann gerade über die Mauer kletterte.

Na das war ja interessant und bot ihm etwas Abwechslung. Schnell schlüpfte er aus seinem Zimmer und zur Terrasse die zum Garten führte. Er hielt sich im Schatten, sodass er nicht zu erkennen war und sah zu der Stelle an der der junge Mann über die Mauer zu klettern versucht hatte. Nach einigen Sekunden entdeckte er ihn auch. Er hielt sich im Schatten der Mauer, sah zum Haus hoch und suchte anscheinend etwas.

Nach knapp einer Minute bewegte sich der junge Mann dann und schlich aufs Haus zu. Schnell lenkte Lord Kirano seine Magie in den Boden und zu den Wurzeln des Baumes. Er sorgte dafür das sich eine Wurzel genau in Wegrichtung des Mannes aus dem Boden erhob und sah dann dabei zu wie er in der Dunkelheit über die Wurzel stolperte und fluchend zu Boden flog.

„Verdammt noch mal. Wenn Kari diesen scheiß Garten schon in ein Blumenmeer verwandeln musste, warum konnte sie nicht gleich die scheiß Wurzeln entfernen,“ fluchte der Mann und wollte sich aufrichten. Das wusste der Botschafter aber zu verhindern. Schnell schlangen sich Wurzeln um die Knöchel und die Taille des Einbrechers und hielten in so am Boden.

„Was bei all den Götter…?“ fragte er erstaunt und zerrte an den Wurzeln.

„Du solltest dich lieber nicht bewegen, umso mehr du an ihnen zerrst umso fester werden sie dich fest halten,“ sage Lord Kirano jetzt und trat aus dem Schatten auf seinen Gefangenen zu.

Der fluchte sofort noch mehr und versuchte sich verbissener zu wehren, was nur dazu führte das die Wurzeln im fast schon das Blut abschnürten.

„Lass mich gefälligst los oder du kannst was erleben,“ knurrte der junge Mann als der Botschafter vor ihm stand.

Die schwarzen Haare des Mannes wurden in der Dunkelheit fast verschluckt, dafür leuchteten seine blauen Augen umso heller.

„Da du gerade versucht in das Haus meines Freundes einzubrechen würde ich sagen nein. Ich lasse dich nicht los. Ich weis nicht wie du ausgerechnet auf dich schwachsinnige Idee kommst in das Haus des Magier Meisters einzubrechen, aber du kannst froh sein das er im Moment nicht zuhause ist und ich vielleicht Gnade vor recht ergehen lasse,“ sagte Lord Kirano und sah auf den sich windenden Mann.

„Magiermeister! Kari hat es geschafft sich den mächtigsten Magier zu ihrem Meister zu machen. Ich wusste schon immer das sie einfach nur gut ist,“ sagte der junge Mann leise.

Erstaunt sah der Botschafter den jungen Mann an. Er wusste anscheinend nicht in welches Haus er da einbrechen wollte, aber er kannte Kari und so versuchte der Botschafter etwas.

„Ah jetzt weis ich wer du bist. Du musst dieser Josh sein, Karis Verehrer,“ sagte er lachend und sah wie der junge Mann rot wurde. Er hatte also ins schwarze getroffen mit seiner Vermutung.

„Woher kennen sie meinen Namen und wo ist Kari?“ fragte Josh jetzt und hörte auf sich zu währen.

„Oh ich habe durch Zufall von dir erfahren, aber ich fürchte du kommst heute ungünstig. Kari ist nicht da. Sie ist auf irgendeiner Lichtung und streitet sich mit ihrem Mentor,“ sagte der Botschafter erheitert und ließ die Wurzeln verschwinden. Sofort sprang Josh auf die Beine und musterte den Fremden Mann vorsichtig.

„Sie erinnern mich an irgendwen,“ sagte er dann langsam.

„Das glaube ich nicht. Als ich das letzte mal hier war, hast du noch in die Windeln gemacht,“ sage Lord Kirano lächelnd

„Hm…. Lichtung sagten sie? Dann weis ich wo das ist und wenn dieser scheiß Typ ihr etwas angetan hat, bring ich ihn um,“ knurrte Josh und machte sich dann auf den Weg über die Mauer.

„Wenn du schlau bist gehst du da jetzt nicht hin und störst die Beiden. Sie müssen reden und für dein Seelenfrieden wäre es auch nicht gerade gut,“ sagte der Botschafter und folgte Josh.

„Hören sie auf mir hinterher zu rennen,“ knurrte Josh wütend und ging sofort noch schneller.

„Ich fürchte wenn du wirklich die zwei jetzt stören willst, werde ich noch gebraucht werden, also gehe ich nicht,“ sagte der Botschafter und folgte dem merkwürdigen jungen Mann.

Zielstrebig ging Josh durch die Stadt bis sie einen kleinen Wald in der nähe der Stadtmauer erreichten.

Dort verlangsamte er seinen Schritt und ging zögerlicher durch die Bäume.

„Ich halte das für keine gute Idee. Noch kannst du umkehren, den das was du vielleicht sehen wirst, wird dir nicht gefallen,“ sagte Lord Kirano noch mal aber er wurde ignoriert. Schon fünf Minuten später wusste er, das er recht hatte. Sie wären beinahe auf die kleine Lichtung mitten im Wald gestolpert, aber Josh sah schockiert auf die Szene die sich im Bot.

Kari lag im Gras, ihre Hände waren über ihrem Kopf verschränkt und wurden von Lord Rocan mit einer Hand gehalten, während die andere an Karis Gesicht lang. Seitlich lag er auf Kari und küsste sie dabei innig.

Lord Kirano wollte Josh noch aufhalten, da er die Wut in den Augen des Mannes sah, aber es war schon zu spät. Josh rannte los und Lord Rocan erkannte zu spät die Gefahr.

Josh stürzte sich auf ihn, riss ihn von Kari runter und landete auf ihm, wobei er immer wieder auf ihn ein schlug.

Kari setzte sich erschrocken auf und sah schockiert zu den zwei Männern einen Meter von ihr entfernt.

„Josh stopp!“ schrie sie, doch in seiner Wut hörte er sie nicht mal.

Kari rannte jetzt zu ihnen und versuchte Josh von Lord Rocan runter zu ziehen, doch das klappte nicht.

Im nächsten Moment lag sie im Gras. Josh hatte in seiner zu weit ausgeholt und dabei Kari getroffen, die sofort zu Boden geflogen war.

Lord Kirano wollte besorgt zu ihr rennen, da sie sich nicht bewegte, aber da riss ihn eine Welle von mächtiger Magie beinahe von den Füßen. Gerade noch konnte er aufrecht stehen bleiben, aber Josh der genau bei der Quelle der Macht gewesen war, wurde mehrerer Meter zurück geschleudert.

Lord Rocan sprang wütend auf die Beine und stürzte zu Kari hin, die sich jetzt stöhnend aufrichtete und sich den Kopf hielt wo Josh sie erwischt hatte.

„Mein Engel wie geht es dir?“ fragte er besorgt. Nahm ihre Hand weg und legte sanft eine Hand auf die inzwischen sich bildende Beule.

„Es geht schon,“ nuschelte Kari leise und jetzt ging auch der Botschafter besorgt näher.

„Ich kümmere mich darum Rocan,“ sagte er leise und sofort sah der Lord ihm ins Gesicht. Er wollte erst wieder sprechen, aber in dem Moment kämpfte sich Josh auf die Beine. Sofort sprang Rocan auf und ging zu dem Jungen.

„Du verdammter Bengel! Wie kannst du es nur wagen?! Geh auf mich los soviel du willst, aber nicht auf KARI!“ schrie Lord Rocan und schon wurde Josh von einer neuen Magiewelle zu Boden gerissen.

Lord Kirano heilte inzwischen Karis Kopf und kaum war er damit fertig, sprang das Mädchen auf die Beine und rannte zu den anderen zwei Männern. Stöhnend erhob sich nun auch der Botschafter und folgte Kari.

„Rocan stopp,“ sagte Kari und stellte sich zwischen die Männer. Augenblicklich stockte Rocan und sah besorgt zu Kari.

„Geht es dir gut?“ fragte er besorgt.

„Ja mir geht es gut,“ sagte Kari jetzt wesentlich sanfter.

Hinter ihr sprang Josh zitternd auf die Beine und funkelte den Magiermeister sauer an.

„Lassen sie ihre dreckigen Finger von Kari! Sie gehört mir und keinem dreckigen Magier,“ knurrte er wütend.

Im nächsten Moment lag er wieder am Boden, aber dieses mal war es nicht Magie die ihn zu Boden warf, sondern Karis Hand die krachend in seinem Gesicht landete.

Erstaunt sahen alle drei Männer zu Kari mit ihrer erhobenen Hand.

„Jetzt reicht es Josh! Ich gehöre niemanden, damit das mal klar ist. Ich kann tun und lassen was ich will und dazu zählt auch das ich entscheide wen ich küsse und wenn nicht. Ich habe dir schon mal gesagt das du wie ein Bruder für mich bist aber mehr nicht. Ich liebe ihn und entweder wirst du das akzeptieren oder unsere Wege trennen sich hier,“ knurrte Kari jetzt und ein lächeln stahl sich auf Lord Rocans Gesicht.

„Grins nicht so wie ein kleines Kind das einem andere Kind gerade seinen Lieblings Lutscher geklaut hat!“ fauchte Kari keine zwei Sekunden später in Rocans richtig. Sofort hörte dieser auf zu grinsen.

„Entschuldige mein Engel,“ sagte er beschwichtigend. Kari sah ihn trotzdem weiter finster an und inzwischen war Josh wieder auf die Beine gekommen.

„Wie kannst du ihn lieben Kari? Er ist ein Magier!“ knurrte Josh verständnislos.

„Und ich bin ein Straßenkind und trotzdem Liebt er mich auch. Josh er ist anders, er interessiert sich dafür was in der Stadt los ist und ob es uns schlecht geht. Er will uns helfen,“ sagte Kari jetzt.

„Das spielt er dir vielleicht, aber in Wahrheit will er nur das du deine wahren Freunde verrätst,“ erwiderte Josh wütend.

„Wahre Freunde von wegen. Den einzigen Freund den ich dort habe, ist dein Vater. Die anderen wollten mich verkaufen und hätte meine Mutter keinen Vertrag mit ihnen gehabt, hätten sie mich nie beachtet,“ hielt Kari dagegen.

Darauf wusste Josh jetzt nichts mehr zu sagen.

Lord Kirano verfolgte das Gespräch interessiert und besonders Kari, deswegen sah er auch als erstes wie sie kreideweiß anlief. Im gleichen Moment wie er die schwarze Kugel auf sich zugeflogen kommen sah, spürte er ein ziehen in seiner Magie was ihn mehr schockierte als die schwarze Kugel. Ein Kreis aus Licht bildetet sich um die kleine Gruppe und Lord Kirano sah schockiert zu Kari um deren Hals eine kleine Kette hing die stark leuchtete.

 

 

An meiner Brust wurde es warm und ich musste nicht hinlangen um zu wissen das es die Kette meiner Eltern war. Das konnte nur eins bedeuten, schwarze Magie. Kaum war ich zu dem Schluss gekommen, sah ich schon die schwarze Kugel die auf uns zu flog. Wie letztes mal tauchte mich die Kette in helles Licht, aber es reichte nicht das sie nur mich beschützte, verzweifelt wünschte ich mir das sie auch die anderen Beschützte und dann weitete sich das Licht aus und umfasste uns alle. Im nächsten Moment krachte die schwarze Magie mit einer enormen Wucht gegen das Licht und zersprang in tausend Einzelteilen.

Mich haute die Wucht des Angriffen nach hinten, aber Rocan fing mich auf und hielt mich beschützend fest. Lord Kirano war auch nach hinten getaumelt, aber sonst hatte sich keiner gerührt, was war hier nur los.

Mehrerer vermummte Magier erscheinen jetzt auf die Lichtung und gingen sofort auf uns los, was uns zwang unsere Gruppe aufzulösen. Josh brachte sich mit einem Sprung in Sicherheit, Lord Kirano stellte sich zwei Magier entgegen die auf uns los gingen und kämpfte mit ihnen und Rocan nahm es gleich mit drei auf. Ich wusste nicht wo ich sollte, als ich bemerkte das ein Magier auf Josh los ging und der konnte sich nicht währen gegen die Magie.

Schnell schoss ich einen Kraftzauber auf den Magier vor Josh und riss ihn so von Beinen. Ich stellte mich vor Josh und erschuf einen Schutzschild.

„Was machst du da Kari? Lauf weg!“ sagte Josh entschlossen und ich sah einen Dolch in seiner Hand.

„Was glaubst du kannst du mit einem Dolch gegen eine Gruppe schwarzer Magier anrichten? Sie bringen dich um bevor du auch nur in ihrer nähe bist! Ich kann mich hingegen gegen Magie wehren! Ich hatte eine ganze Zeit lang Kampfunterricht,“ sagte ich mit zusammen gebissenen Zähnen.

Der Magier war inzwischen wieder auf die Beine gekommen und sah mich finster an.

„Glaubst du wirklich du kommst gegen uns an kleines Mädchen?“ fragte der Mann und noch ein zweiter Magier gesellte sich zu ihm.

Zusammen fingen sie jetzt an meinen Schutzschild mit Magie zu bewerfen.

„Wir müssen etwas machen,“ sagte Josh sauer.

„Nein, lass mich das machen und sei ruhig, du störst meine Konzentration,“ knurrte ich wütend und überlegte mir wie ich mit den zwei Magiern fertig werden konnte.

Ich hatte mir gerade etwas überlegt, als ich spürte das ein kleiner Teil der Mauer von Rocan einbrach und ich spürte sofort schmerzen. Wie automatisch wurden meine Augen zu Rocan gezogen und ich sah gerade noch wie er gegen einen Baum krachte.

Diese kleine Ablenkung reicht, das ein gezielter Angriff der zwei Magier vor mir meinen Schild zum brechen brachte und mich erwischte. Ich flog zurück und blieb kurz benommen am Boden liegen.

Leise hörte ich Joshs Wutschrei, was nur heißen konnte das er einen Fehler machte und das musste ich verhindern. Kurz atmete ich noch mal durch, dann sprang ich auf die Beine und schleuderte zwei Angriffe auf die Magier die grinsend auf Josh zu gingen, der sich nicht mehr bewegte.

Ich wollte zu ihm rennen, aber in dem Moment schlang sich eine Arm um meinen Oberkörper und hielt mich so gefangen und eine zweite Hand legte sich auf meinen Mund. Ich wehrte mich mit aller Kraft aber der Griff wurde mit Magie verstärkt und ich hatte keine Chance.

„Zappel doch nicht so meine Schöne, dann ist es für uns alle leichter,“ hauchte mir der Mann hinter mir ins Ohr. Sofort erstarrte ich, als ich die Stimme erkannte.

Marekai!

„ROCAN!!!!“ brüllte ich in meinem Geist, da ich wusste das von Marekai eine gewaltige Gefahr aus ging.

„Das hättest du nicht machen sollen kleine Kari,“ hauchte Marekai. Dann spürte ich seine prickelnde Magie auf meine Haut.

Das letzte was ich sah waren Rocans Augen die mich voller entsetzen ansahen, dann wurde alles Schwarz um mich herum.

 

 

Lord Rocan hörte Karis schrei und wand sich sofort zu ihr um und ihm blieb das Herz stehen.

Marekai stand hinter Kari, hatte sie mit seinen Armen und Magie gefesselt und grinste ihm entgegen. Dann zischte Marekais Magie auf und er verschwand mit Kari noch bevor er etwas machen konnte.

„KARI!“ rief Rocan doch es war zu spät.

Zusammen mit Marekai, verschwanden auch die schwarzen Magier und es war klar, das sie hinter Kari her gewesen waren.

Lord Rocan ging in die Knie und hämmerte wie wild auf den Boden ein.

Nicht Kari! Marekai war skrupellos und Karis Leben hing jetzt an einem seidenen Faden.

Josh sah sich verwundert um und auch Lord Kirano war erstaunt, aber schnell merkte er das etwas nicht stimmte.

Schnell sah er sich um und stellte fest das Kari fehlte.  Jetzt rannte er zu Lord Rocan und ging vor ihm in die Knie.

„Wo ist sie? Wo ist Kari, mein…,“ sagte er, stockte aber.

Lord Rocan sah ihm jetzt ins Gesicht und was Lord Kirano da entdeckte machte ihm kurz angst. Unbändige Wut mit einer wahnsinnigen Angst um das Leben von Kari.

„Mein was? Mein Kind? Meine Tochter? Ist Kari ihr Kind?“ fragte Rocan ruhig.

„Woher wisst ihr das? Ich selber habe es gerade eben erst heraus gefunden,“ sagte Lord Kiran und wurde kreideweiß.

„Ich habe heut mit den Leuten geredet die Kari groß gezogen haben und sie konnten die Frau nach der ihr gesucht habt, Sirana, wirklich gut beschreiben,“ sagte der Magiermeister.

„Darüber wolltet ihr vorhin mit mir reden,“ sagte Lord Kirano ruhig.

„Ja, aber das ist unwichtig, wir müssen Kari finden,“ sagte Lord Rocan und stand jetzt wütend auf.

„Wo ist sie hin?“ fragte Josh und kam jetzt zu den zwei Magiern.

„Weg, Marekai hat sie,“ knurrte Rocan.

„Dieser Merkwürdige Typ der letzte mal da war? Wenn sie ihn kennen, dann wissen sie auch wo er her kommt. Wir müssen sie finden!“ sagte Josh.

„Glaubst du, wenn ich wüsste wo sie ist, das ich dann immer noch hier stehen würde?“ fragte Rocan wütend.

„Es bringt nichts uns jetzt zu streiten, wir müssen heraus finden wo Kari ist. Ihr solltet sie doch eigentlich aufspüren können, schließlich seit ihr verbunden,“ sagte Lord Kirano jetzt wesentlich ruhiger.

Rocan schloss sofort die Augen und Magie prickelte durch seine Adern. Er riss die Mauer die er errichtet hatte um Kari kurzzeitig aus seinem Geist heraus zu halten und folgte ihrer Magie die mit ihm verbunden war. Er kam immer näher rann, aber kurz bevor er sie finden konnte, wurde er von etwas sehr mächtigen zurück geschleudert.

Zischend holte er Luft und riss die Augen auf.

„Sie schirmen Kari mit irgendeinem alten, sehr mächtigen Zauber ab. Ich kann sie nicht finden,“ sagte Rocan zähneknirschend.

„Und ihr wollte der mächtigste Magier sein das ich nicht lache. Ich werde Kari suchen, soweit können sie ja nicht gekommen sein,“ sagte Josh spöttisch und drehte sich schon um.

„Sie könnten auf der ganzen Welt sein du dummer Bengel! Mit den schwarzen Magiern und besonders mit Marekai ist nicht zu scherzen. Wenn sie Kari entführen, haben wir die Chance sie lebend da wieder raus zu bekommen. Sie machen nichts ohne einen Hintergedanken. Irgendwas wollen sie!“ sagte Rocan und sah Josh finster an.

„Aber es ist immer noch besser als hier sinnlos rum zu stehen,“ fauchte Josh zurück.

„Gehen wir zu ihnen, hier können wir eh nichts ausrichten,“ sagte Lord Kirano jetzt.

„Ich werde meinen Diener los Schicken das er den Rat zusammen trommelt. Wenn die schwarzen Magier jetzt schon eine Schülerin entführt, müssen selbst sie einsehen das wir etwas tun müssen. Vielleicht finden wir Kari so schneller,“ sagte Rocan jetzt und wand sich um.

„Ich komme mit, ich verschwinde erst wieder von hier wenn ich Kari sicher in meinen Armen habe,“ sagte Josh sturr.

„Und wie glaubst du soll ich dem Magierrat erklären das ein Rebell in meinem Haus ist?“ fragte Rocan zurück.

„Wenn ich nicht gesehen werden will, wird mich auch keiner sehen,“ sagte Josh und sah finster zu den Männern.

„Also gut, vielleicht kannst du a noch nützlich sein. Botschafter übernehmt ihr es bitte ihn mitzunehmen? Ich kann mich im Moment nicht konzentrieren,“ sage Rocan und verschwand.

„Pah, von wegen Magiermeister,“ flüsterte Josh spöttisch.

„Du solltest aufpassen was du sagst. Er ist nicht zum Magiermeister geworden weil ihn die Leute so mögen. Er ist der mächtigste Magier in diesem Land und er hat Gerade seine Seelengefährtin verloren. Die einzige Person die ihn bändigen kann sollte er ausrasten und er steht kurz davor! Er ist sehr mächtig, aber diese Macht macht ihn einsam. Kari war seit langen der erste Mensch der hinter die Schale des großen Magiermeisters geschaut hat und erkannt was da wirklich liegt. Wähle deine Worte sorgfältiger und denk dabei wie es dir geht. Sie war auch Seelenpartner und für ihn ist das tausend mal schlimmer als für dich, vor allem weil er weis zu was Marekai in Stande ist,“ riet Lord Kirano Josh, packte ihn dann am Arm und brachte sie mit Magie in Lord Rocans Anwesen.

Lord Rocan stand immer noch in der Eingangshalle, sprach aber leise mit seinem Diener der ebenfalls Kreideweiß war. Nach einigen Minuten rannte Katana aus dem Haus und sie waren alleine.

„Wie währe es Kirano wenn ihr mir jetzt ein bisschen über Sirana erzählt, während Katana die Ratsversammlung vorbereitet,“ sagte Rocan ruhig und ging aufs Wohnzimmer zu. Mit traurigem Gesicht folgte der Botschafter und Josh schloss sich ihnen an.

Sie ließen sich in bequeme Sessel fallen und alle drei sahen leicht zerschlagen aus.

„Wie habt ihr diese Frau kennen gelernt? Ich habe nicht viel über sie raus finden können,“ sagte Rocan nach einer weile.

„Sie hat im Regierungsgebäude gearbeitet und wir haben uns bei meinem vorletzten Besuch hier kennen gelernt. Ich habe mich sofort in sie verliebt. Sie hatte einen wunderschönen Charakter, war zu jedem Freundlich und hat allen geholfen. Wir konnten nicht viel Zeit miteinander verbringen, da ich schon eine Woche später wieder nach Algaria zurück musste, aber ich versprach wieder zu kommen. Wir haben und die ganze Zeit miteinander geschrieben und als ich wieder kam wartete sie auf mich. Wir verbrachten eine schöne Zeit zusammen und dann stellten wir fest das sie Schwanger ist. Sofort beschloss ich noch etwas länger zu bleiben und machte ihr einen Heiratsantrag. Sie willigte sofort ein und wir waren ziemlich glücklich, bis mich ein Notfall dazu zwang nach Hause zurück zu kehren. Ich wollte das sie mit kommt, aber in ihrem zustand währe das zu gefährlich gewesen, also gab ich ihr eine Kette für das Kind und versprach sie so schnell wie möglich nach zu holen. Ich kann nicht sagen was passiert ist, aber gegen Ende ihrer Schwangerschaft rissen die Briefe von ihr einfach ab. Ich hörte nichts mehr und als ich einen Freund bat nach ihr zu sehen, konnte er sie nicht finden. Ich selber konnte aus Algaria nicht weg, also schickte ich meine Leute, aber es war, als währe Sirana vom Erdboden verschwunden,“ erzählte Lord Kirano betrübt.

„Irgendjemand muss Sirana und ihr Kind bedroht haben, denn sie ging zu den Rebellen und schloss einen Handel mit ihnen, das sie auf ihr Kind aufpassen sollten und sie von den Magiern fern halten sollen. Ich versteh es aber nicht. Sirana war keine Magierin und das Kind noch nicht auf der Welt, also was ist passiert,“ fragte Rocan nach.

„Ich versteh eher nicht warum sie mir nicht geschrieben hat. Ich hätte alles stehen und liegen gelassen und währe her gekommen,“ sagte Lord Kirano zähneknirschend.

„Irgendwas muss sie daran gehindert haben,“ sagte Rocan nur.

„Was bringt uns das Gerede, wir sollten lieber Kari suchen,“ knurrte Josh dazwischen und die zwei Männer sahen wütend zu ihm.

„Wenn du einen Vorschlag hast wie wir sie finden können, nur raus damit. Ich mache alles liebend gerne, als meine Tochter in den Händen den schwarzen Magier zu wissen. Ich habe sie gerade erst wieder gefunden, aber es gibt keine Möglichkeit sie im Moment zu finden,“ sagte Lord Kirano leicht gereizt.

Jetzt senkte Josh den Kopf und war ruhig.

„Die Versammlung ist vorbereitet. Begleite mich Kirano, vielleicht hilft es ja etwas,“ sagte Rocan plötzlich.

Sofort standen die zwei Magier auf und auch der junge Rebell erhob sich.

„Du nicht. Wenn ich dich mit zu einer Versammlung nehme, kann ich gleich meinen Posten abgeben,“ sagte Rocan.

„Dann werde ich zu meinem Vater gehen und schauen ob die Rebellen uns bei der suche helfen, nur für den Fall das Kari doch hier in der Stadt ist,“ erwiderte Josh.

Rocan ließ ihn, denn das war wahrscheinlich das einzige was den Jungen auf den Beinen hielt. Er brauchte etwas zu tun.

Rocan nickte kurz und alle drei verließen das Haus.

Da die zwei Magier nicht warten wollten, beförderten sie sich mit Magie zu Ratssaal. Kurz atmete Rocan tief ein, dann stieß er die Türen auf.

Sofort verstummte das gemurmmel und alle sahen Rocan in das müde Gesicht, aber er ließ sich nichts anmerken.

„Da seit ihr ja. Wollt ihr uns etwa schon mitteilen das ihr Karis Eltern gefunden habt?“ fragte Lord Savarik und verbarg seinen Spott dabei gut.

„Aus diesem Grund bin ich nicht hier. Es geht um die schwarzen Magier,“ erzählte Rocan ohne mit der Wimper zu zucken.

Sofort fing das Gerede wieder an und Rocan ließ sie eine weile.

„Was ist passiert?“ fragte Lord Pazifa endlich nach einigen Minuten.

Der ganze Rat hing jetzt gespannt an den Lippen ihres Anführers.

„Sie griffen uns vor fast zwei Stunden an. Es waren sehr viel mehrere und es war klar, das es ein geplanter Hinterhalt war. Es waren viele und wir nur zu … dritt. Doch dann tauchte Marekai auf,“ erzählte Rocan und bei Marekais Namen wurden alle bleich.

„Marekai entführte einen von uns und sie verschwanden,“ endetet Rocan jetzt und war auf die Reaktion gespannt.

„Wenn haben sie entführt?“ fragte Lord Savarik jetzt ruhig.

„Kari. Es sah ganz danach aus als wäre sie ihr eigentliches Ziel gewesen, denn als Marekai sie hatte, sind alle anderen auch verschwunden,“ sagte Rocan und jetzt merkte jeder die Wut die in ihrem jungen Anführer brodelte.

„Und was erwartet ihr jetzt von uns? Es ist schlimm das wir schon wieder von den schwarzen Magiern angegriffen wurden, aber wegen dem Kind können wir nichts tun,“ sagte ein Ratsmitglied kalt.

„Wegen dem KIND?! Ich glaube ihr versteht nicht richtig. Kari ist sehr viel mächtiger als ihr alle denkt. Wenn die schwarzen Magier es schaffen sie zu manipulieren, dann schweben wir in ernster Gefahr. Außerdem ist sie eine Schülerin von uns und es ist unsere Pflicht sie zu beschützen!“ sagte Rocan wütend.

„Genau genommen ist sie noch keine von uns. Sie hat die Schule noch nicht beendet und sie ist ein einfaches Straßenkind. War sie nicht auch mit den Rebellen befreundet? Da liegt es doch nah, das sie sich jetzt mit Marekai verbunden hat,“ sagte ein anderes Ratsmitglied und alle Stimmten ihm zu.

Rocan wollte etwas erwidern, aber Lord Kirano packte ihm kurz am Arm.

„Wenn ihr nicht helft Kari zu finden ist das ein feindlicher Akt gegenüber Algaria, wollt ihr das wirklich?“ fragte er ruhig und sofort sahen ihn alle erstaunt an.

„Nur weil ihr das Kind mögt heißt es noch lange nicht das es ein feindlicher Akt ist,“ sagte Lord Savarik.

„Oh doch, Kari ist ein Algari,“ verriet Lord Kirano.

„Selbst wenn das stimmen sollte, ist sie immer noch ein Straßenkind und Rebell. Euer König würde wegen so einem Gör keinen Krieg beginnen,“ hielt Lord Savarik dagegen.

„Ihr habt recht. Wegen einem „Straßenkind“ würde er keinen Krieg beginnen, aber Kari ist kein Straßenkind. Kari ist meine TOCHTER! Damit ist sie die einzige Erbin des Hauses Sheruf und zweite in den Thronfolge! Wegen ihr würde der König einen Krieg anfangen, also überlegt euch genau was ihr tut!“ sagte Lord Kirano und jeder konnte seine Macht spüren.

Alle am Tisch waren kreideweiß und konnten nicht fassen was man ihnen gerade offenbart hatte.

„Wir werden uns an der suche beteiligen,“ sagte Lord Pazifa jetzt leise.

Rocan nickte ihnen kurz zu und verließ dann mit Lord Kirano die Halle.

 

 

Es war heiß! Ich wusste nicht wie lange ich schon an den Stuhl gefesselt in dieser Hitze saß. Man hatte mir die Augen verbunden, weswegen ich absolut keine Ahnung hatte wo ich war. Stundenlang hatte ich versucht Rocan zu erreichen und obwohl die Mauer kurz nach meiner Ankunft hier verschwunden war, konnte ich ihn nicht mal spüren, was mich wirklich ängstigte. Hatten sie ihn vielleicht verletzt oder sogar getötet? Anders konnte ich es mir nicht erklären das ich ihn nicht mehr erreichen konnte. Am liebsten hätte ich geweint, aber ich wollte ihnen diesen Sieg nicht gönnen. Seit ich hier war, hatte ich kein Wort mehr gesagt und auch sonst keinen Ton von mir gegeben. Schnell hatte ich aber auch keine Kraft mehr dafür. Ich konnte aus irgendeinen Grund meine Magie nicht benutzen und diese unvorstellbare Hitze raubte mir auch die letzte Kraft. Ich spürte wie die Sonne Erbarmungslos auf mich runter brannte, meine Kleidung war von Schweiß durchnässt und ich brauchte dringend was zu trinken. Erschöpft hing ich in den Fesseln und versuchte achtete nicht auf die Schmerzen in meinen Handgelenken, die daher kamen, das ich mir beim versuch mich zu befreien, mir die Haut blutig gerieben hatte.

 

Ich konnte nicht einschätzen wie viel Zeit schon vergangen war, aber es fühlte sich an wie Stunden und irgendwann war meine ganze Kraft verschwunden. Ich war völlig zusammen gesunken, konnte keinen Muskel mehr rühren und war kurz davor in Ohnmacht zu fallen, aber ich wusste wenn ich jetzt schlief, würde ich nicht mehr aufwachen.

Plötzlich trafen mich kühle troffen im Gesicht und ich zuckte zusammen. Was war das? Schnell war das angenehme Gefühl wieder verschwunden und ich war mir sicher das ich es mir nur eingebildet hatte, aber dann trafen mich wieder einige tropfen und einer blieb an meiner Lippe hängen. Langsam leckte ich ihn mir von der Lippe. Mir war egal was es war, aber es war flüssig und kalt.

„Oh da hat wohl jemand Durst,“ sagte eine bekannte Stimme und ich erstarrte.

Marekai!

Im nächsten Moment drückte sich ein kühles Gefäß in meinen heißen Nacken und ich zog zischend die Luft ein.

„Willst du etwas trinken kleine Kari?“ fragte Marekai mit süßer Stimme.

Ich sagte nichts und würde bestimmt nicht anfangen zu betteln.

„Ich weis das du es willst, es ist wirklich furchtbar heiß hier, du musst ja schon total ausgetrocknet sein,“ sagte er und ich hörte das lächeln in seiner Stimme.

Wieder sagte ich nichts, diese Genugtuung würde ich ihm bestimmt nicht verschaffen.

„Ach komm schon Karilein so macht das doch keinen spaß. Du musst schon mit machen, was würde der liebe Magiermeister sagen wenn er wüsste das du keine Manieren hast?“ fragte Marekai süß.

Jetzt musste ich die Zähne zusammen beißen um nichts zu sagen, aber das merkte Marekai wahrscheinlich den er fing an zu lachen.

„Ach kleine Kari, ich fürchte du musst was trinken, denn du sollst noch eine weile länger leben,“ sagte Marekai. Dann packte er mich am Kinn und zwang mich den Mund auf zu machen. Kurz darauf spürte ich eine Flasche an meinen Lippen und kühles Wasser floss mir in den Mund. Wenn ich nicht ersticken wollte, musste ich schlucken.

Das Wasser tat gut und belebte mich etwas wieder , aber zu schnell nahm Marekai die Flasche wieder weg.

„So das ist genug, so ein netter Mensch bin ich dann doch wieder nicht und jetzt werde ich dich auch wieder alleine lassen,“ sagte Marekai und dann hörte ich wie er weg ging.

Es dauerte nicht lange, als ich wieder durstig war und schnell hing ich wieder in den Fesseln. Ich merkte daran wo die Sonne auf mich brannte, wie sie im laufe des Tages wanderte und als es Nacht wurde, wurde es nur leicht kühler. Marekai kam nicht mehr wieder, selbst am nächsten Morgen nicht und gegen Mittag war ich kurz davor in Ohnmacht zu fallen. Ich war nicht mehr fähig mich zu bewegen, als ich schritte hörte. Sie hielten vor mir an und jemand langte mir an die Schulter.

„Hey bist du wach?“ fragte eine weibliche Stimme. Ich war nicht fähig zu antworten und dann spürte ich wie mir jemand die Fesseln abnahm.

„Ich glaube er hat es mit ihr übertrieben, sie ist ja schon halb tot und dann auch noch so ein Starkes Armband. Ich meine schau sie dir an, das ist ein Kind, sie kann höchstens im zweiten Jahr sein, also nicht besonders stark,“ sagte die gleiche Stimme wieder.

„Wer weis schon was er jetzt schon wieder hat dieser Bastard,“ sagte eine zweite weibliche Stimme und sie tropfte nur so vor hass.

Kaum waren die Fesseln ganz ab, kippte ich nach vorne und wurde von den Frauen aufgefangen. Das tat aber gleich noch mehr weh und ich konnte spüren das jeder flecken freier Haut von der Sonne verbrannt war. Ein schwaches wimmern kam über meine Lippen.

„Schhhhhh, schon gut kleines. Wir bringen dich jetzt ins kühle und bald geht’s dir besser,“ nuschelte die zweite Frau.

Sie brachten mich weg, aber viel bekam ich davon nicht mehr mit, da ich durch die neuen Schmerzen endgültig das Bewusstsein verlor.

 

Ich wusste nicht wie lange ich ohnmächtig war, aber als ich aufwachte, ging es mir etwas besser. Ich saß nicht mehr in der prallen Sonne, sondern wie ich feststellte als ich die Augen öffnete, in eine großen Zelt mit dicken Wänden aus Stoff. Es war erstaunlich kühl hier und es sah auch nicht nach einem einfachen Zelt aus. Hier lebten eindeutig dauerhaft Menschen.

Es gab mehrere Betten, vor denen je eine große Kiste stand, sonst nicht viel. Hier verbrachte man wohl nie viel Zeit.

Ich selber lag auch in einem der Betten, war aber an Händen und Füßen daran gefesselt. Jemand musste mir Wasser eingeflößt haben und hatte gleich noch meine verbrannte Haut mit einer heilenden Salbe eingestrichen. Zum glück sah es nicht ganz so schlimm aus wie vermutet und bald würde von der Verbrennung nichts mehr zu sehen sein.

Ich meinen Kopf etwas verdrehte, konnte ich auch sehen was die eine Frau mit Armband meinte.

Mein rechtes Handgelenk wurde von einem goldenen Reif umschloss der direkt auf der Haut auflag. Merkwürdige Symbole konnte ich darauf erkennen, aber ich wusste nicht was sie bedeuteten. Ich konnte aber auch nirgendwo einen Verschluss sehen oder etwas anderes, mit dem ich das Armband entfernen konnte, was hieß, es war nur mit Magie zu öffnen.

Es fühlte sich seltsam an, das ich keine Magie einsetzen konnte und ich fühlte mich fast schon nackt. Mein ganzes Leben war die Magie dagewesen, auch wenn ich sie am Anfang nicht wirklich wahrgenommen hatte, aber sie war da! Jetzt spürte ich gar nichts mehr.

Von draußen waren plötzlich Schritte zu hören und schnell schloss ich die Augen. Kurz darauf hörte ich eine Zeltplane auf und wieder zugehen und die Schritte hielten neben meinem Bett an. Ich versuchte ruhig zu Atmen und bewegte keinen unnötigen Muskel.

„Ich weis das du wach bist,“ sagte eine weibliche Stimme.

Es war eine der Frauen die mich los gebunden hatten. Da ich einsah, das es mich nicht weiter brachte so zu tun als würde ich schlafen, machte ich die Augen auf und sah vor mir eine blonde Frau mit blauen Augen stehen. Sie war eindeutig zu dünn und ihr Köper war von harter Arbeit gezeichnet, aber in ihren Augen entdeckte ich eine Spur trotz.

„Ich bin nicht hier um dir zu schaden Kleines, sondern um dir zu helfen. Wie heißt du?“ fragte sie sanft und ein kleines lächeln erschien auf ihrem Gesicht.

Kurz überlegte ich ob ich mit ihr reden sollte, aber schnell kam ich zu dem Schluss das es eh nichts brachte zu schweigen. Marekai kannte schließlich meinen Namen.

„Kari,“ sagte ich leise.

„Ich heiße Nisa. Das ist zwar nicht mein richtiger Name, aber alle nennen mich hier so. Marekai wird dich wahrscheinlich auch umbenennen. Das macht er mit jedem den er Gefangen nimmt. Er will uns so unsere Identität nehmen,“ sagte Nisa und ich sah wieder diesen trotz. Sie war also auch von ihm gefangen genommen worden.

„Also wirklich Nisa, erzähl unserem neusten Gast doch nicht gleich solche Horrorgeschichten,“ kicherte eine wohlbekannte Stimme vom Eingang her.

Sofort sah ich an der Frau vor mir vorbei und entdeckte Marekai. Seinen Umhang hatte er gegen eine Elegante Robe getauscht, die bei diesem Wetter ziemlich vorteilhaft war. Langsam kam er auf uns zu und sofort wich Nisa vor ihm zurück.

„Habe ich dir nicht gesagt du sollst nur schauen ob sie wach ist und mir dann bescheid sagen? Habe ich gesagt das du mit ihr plaudern sollst?“ fragte Marekai mit süßer Stimme.

„Nein,“ sagte Nisa leise und sah zu Boden.

„Warum machst du so etwas dann?“ fragte Marekai.

„Ich…“ fing Nisa an, aber da landetet Marekais Hand schon in ihrem Gesicht und warf sie zu Boden. 

Nach dem Blick in Nisas Augen zu schließen schlug Marekai sie oft.

„Verschwinde und mach dich wieder an deiner Arbeit,“ knurrte Marekai und sofort rannte Nisa aus dem Zelt.

Nur kurz sah ich ihr hinterher, wand meine Aufmerksamkeit aber dann wieder Marekai zu, der mich genau beobachtet.

„Sie ist noch nicht lange bei uns, aber auch sie wird schnell lernen. Genauso wie du meine Kleine. Ich gebe zu du bist ein Ehrengast, aber auch du wirst ab sofort nicht mehr Kari sein.  Wie gefällt dir Mila?“ fragte Marekai.

Wenn er glaubte das er mit mir auch so ein Spiel spielen konnte, hatte er sich aber gewaltig Getäuscht.

„So wie du mich anschaust, gefällt dir der Name nicht. Okay dann nenne ich dich ab sofort Kiara. Klingt ja fast so wie dein alter Name, also sollte er dir auch gefallen,“ sagte er lächelnd und setzte sich auf das Bett auf dem ich lag.

„Du kannst mich mal. Wenn ich frei bin werde ich dir zeigen was ich von solchen Abschaum wie dir halte,“ knurrte ich sauer und kassierte dafür sofort eine kräftige Ohrfeige.

Das würde einen blauen Fleck geben!

Seine Hand legte sich danach auf meine Schmerzenden Wange und er lächelte mich sanft an.

„Ach kleine Kiara, du solltest schnell lernen deine Zunge zu zügeln. Du bist zwar ein Ehrengast, aber ich werde bestimmt nicht zulassen das du frech wirst!“ sagte er und lächelte böse.

„WAS willst du von mir?“ fragte ich jetzt ruhig nach.

„Oh so einiges Kleines,“ sagte er grinsend und jetzt legte er seine Hand von meiner Wange auf meinen Bauch.

Zischend zog ich die Luft ein und versucht die Aufsteigende Panik in mir zu bekämpfen.

„Seit sechzehn Jahren suche ich jetzt schon nach dir meine Kleine und glaub mir ich war wirklich glücklich als ich fest stellte das du auch noch so schön bist. Das macht die ganze Sache viel angenehmer,“ lachte Marekai und meine Panik verstärkte sich.

Genau in dem Moment spürte ich tief in mir das aufflackern von Magie, aber es war so schnell wieder weg, das ich nicht mal danach greifen konnte.

Jetzt kam mir aber was anderes in den Sinn. Er konnte mich nicht schon seit sechzehn Jahren suchen. Er sah nicht älter als dreißig aus, hätte also mit vierzehn anfangen müssen nach mir zu suchen.

„Was wollten sie bitte von mir als sie noch nicht mal trocken hinter den Ohren waren?“ fragte ich jetzt knurrend.

„Oh ich war schon trocken hinter den Ohren, aber darüber solltest du dir keinen Kopf machen. Das ist mein kleines Geheimnis, aber zu was anderem. In diesem Aufzug kannst du hier nicht rum rennen, erstens stinkst du und zweitens solltest du etwas tragen was deine Schönheit unterstreicht. Meine Diener kommen gleich und bringen dir neue Sachen und denk nicht mal daran ab zuhauen. Solltest du ohne meine Erlaubnis das Zelt verlassen, wird dich sofort meine Magie treffen, die auf diesem hübschen Armband liegt,“ sagte Marekai, stand auf und ging zum Zelteingang. Dort blieb er stehen und drehte sich noch mal zu mir um.

„Wenn du einen falschen Schritt machst, wirst du es bereuen,“ sagte er lächelnd und verschwand danach.

Wütend sah ich ihm nach, bis Nisa und eine weitere Frau ins Zelt kam. Diese hatte rote Haare, grüne Augen und war ebenfalls zu dünn. In ihren Armen trug sie ein Bündel Stoff und sie sah mich mitleidig an.

Nisa kam jetzt zu mir und fing an meine Fesseln ab zu machen.

„Das ist Malia und wir sollen dir helfen dich fertig zu machen,“ sagte Nisa und löste die letzte Fessel an meinen Händen.

Sofort setzte ich mich auf und rieb mir meine Wundgescheuerten Handgelenke. Dabei betrachtete ich die merkwürdigen Armbänder genauer und spürte die Magie, die darin prickelte.

„Wenn du dich gewaschen hast, verbinde ich dir die Handgelenke, damit sie sich nicht entzünden,“ sagte Malia jetzt ruhig.

Inzwischen hatte mich Nisa von allen Fesseln befreit und ich überlegte ob ich testen sollte, ob Marekai die Wahrheit gesagt hatte über die Armbänder, aber Nisa erriet meinen Gedanken.

„Versuch lieber nicht weg zu rennen, du würdest es nicht überleben. Wenn du den Bereich verlässt, den dir Marekai verlässt, schickt das Armband dir sofort unertragbare Schmerzen durch den Körper und glaub mir ich weis wovon ich rede. Solltest du es aber doch schaffen von hier zu fliehen, wirst und schon nach kurzer Zeit sterben, den das Lager liegt mitten in einer riesigen Wüste und du könntest nicht so viel Wasser tragen wie du brauchst zum überleben,“ erzählte sie ruhig.

DAS gefiel mir überhaupt nicht!

„Wie lange seit ihr schon hier?“ fragte ich vorsichtig nach.

„Ich bin schon seit zwei Jahren hier, aber Nisa erst seit drei Monaten. Du siehst also es gibt keine Möglichkeit zu entkommen,“ sagte Malia ruhig.

Man sah ihr an das sie schon aufgegeben hatte, aber ich konnte es mir nicht mal ansatzweise vorstellen, wie es war so lange in Gefangenschaft zu sein.

Als ich endlich frei war, streckte ich mich und hörte jeden Knochen in meinem Körper knacksen.

„Du solltest dich schnell waschen und umziehen, sonst wird Marekai sauer,“ sagte Malia jetzt ausdruckslos. Ich sah ihr einen kurzen Blick zu und entdeckte dann die Schüssel mit Wasser auf der Kiste vor meinem Bett.

Leider merkte ich selber das ich nach Schweiß roch und meine Kleidung klebte mir unangenehm am Körper.

„Mir bleibt wohl nichts anderes übrig,“ sagte ich ergeben und stand auf.

Ich fühlte mich zittrig auf meinen Beinen, aber ich konnte stehen und das war es was zählte.

Langsam ging ich zu der Wasserschüssel und wollte mich schon ausziehen, als ich bemerkte das die anderen zwei mich beobachteten.

„Ähm… könntet ihr euch bitte umdrehen?“ fragte ich jetzt und lief knallrot an.

Nisa nickte nur und die zwei drehten sich sofort um.

Schnell wurde ich meine stinkenden Klamotten los und wusch mich mit dem Wasser. Es war eiskalt, aber es tat gut und erweckte meine Lebensgeister richtig. Nachdem ich endlich sauber war, zog ich mir die Kleider an die Malia auf mein Bett gelegt hatte und versteckte in ihnen schnell meinen Dolch den ich bei mir getragen hatte. Die Magier waren wirklich dumm, jeder Rebell hätte einen Gefangenen erst mal auf Waffen durchsucht, aber die Magier glaubten natürlich nur an ihre Magie.

Als ich fertig war, sah ich missbilligend an mir runter.

Ich trug ein Kleid, falls man es überhaupt so nennen konnte, das aus zwei teilen bestand. Das Oberteil ging von meiner rechten Schulter aus, verdeckte meine Brust, aber bis zum Bauchnabel kam es nicht mehr. Der Rock saß ziemlich tief und erlaubte es mir auch nicht ihn höher zusehen, was hieß mein ganzer Bauch war frei. Dazu hatte Rock an der Seite auch noch einen Schlitz der fast bis zur Hüfte rauf ging. Dieses Kleid überließ nicht viel der Fantasy und die Farbe machte es nicht besser. Rot!

Finster sah ich an mir herab und die anderen zwei drehten sich jetzt auch zu mir um. Im Gegensatz zu mir trugen sie anständige Sachen.

„Ahhh…. Ich wusste doch das die Kleider dir stehen würde. Rot war schon immer eine Farbe für Algari Frauen,“ sagte Marekais Stimme und ich versteifte mich. Er kam in das Zelt und sofort verschwanden Nisa und Malia.

Mit schnellen schritten kam Marekai auf mich zu und dabei klirrte eine Kette die er in der Hand trug. Einmal umrundete er mich, was mich dazu brachte ihm fast an die Kehle zu gehen.

„Komm mit, hier wirst du nicht bleiben. Ich will dich im Auge behalten,“ sagte er grinsend, packte mich am Handgelenk und zog mich mit einem starken Ruck mit.

„Dafür wirst du noch büßen,“ knurrte ich und versuchte mich zu befreien.

„Das glaube ich nicht, hier findet dich niemand und wegen dem tollen Armband kannst du auch keine Magie einsetzen,“ sagte Marekai lächelnd. Wütend sah ich von ihm zu dem Armband. Ich musste es dringend los werden.

Als wir das Zelt verließen, schlug mir sofort die erbarmungslose Hitze entgegen und ich wollte mich wieder verkriechen, aber Marekai ging zielstrebig voraus.

Schnell folgte ich ihm, ließ es mir dabei aber nicht nehmen, mich umzusehen.

Überall standen große Zelte, größere als das, aus dem wir gerade gekommen waren und eins das alle andere überragte. Außer Nisa und Malia sah ich noch eine ganze Menge andere Frauen und Männer und fast alle hatten so wie ich einen goldenen Reif am Arm. Keiner beachtete mich,  sondern wichen alle vor Marekai zurück und verbeugten sich tief vor ihm. Wenn er glaubte das ich das auch tat, dann hatte er ziemliches Pech gehabt.

Marekai brachte mich zu einem größeren Prunkvolleren Zelt und ging dort schnell hinein. Als ich ihm folgte, riss ich vor erstaunen die Augen auf. Hier wohnte eindeutig auch jemand, aber hier lebte nur eine Person.

Es gab einen fast verdeckten Schlafbereich mit einem großen Bett, einen Arbeitsbereich mit Schreibtisch und Bücherregalen und einen Wohnbereich mich einer großen Couch und mehreren Sesseln. Es sah alles ziemlich edel und gemütlich aus.

In der Mitte des Zeltes ragte ein Pfahl nach oben der die Decke stützte und um diesen Pfahl herum waren viele Kissen drapiert.

„Das meine Schöne wird dein neues zuhause sein,“ sagte Marekai und sah jetzt wieder zu mir.

„Glaubst du vielleicht ich lass mich jetzt beeindrucken und spiel die unterwürfige Gefangene?“ fragte ich ausdruckslos und sein lächeln verstärkte es.

viel besser, das hast du eindeutig von deiner Mutter geerbt,“ antwortete Marekai und ich erstarrte innerlich.

„Keine Ahnung, kenn sie nicht,“ sagte ich und verbarg dabei meine Panik.

„Du vielleicht nicht, aber ich. Sie war wirklich eine reizende Frau, bis sie beschloss einfach ab zuhauen und dich vor mir zu verstecken. Dafür musste ich sie leider bestrafen,“ sagte Marekai genau so ruhig.

Meine Mutter hatte mich also vor ihm versteckt, irgendwie konnte ich ihr jetzt nicht mehr böse sein.

„Willst du nichts über deine Mutter wissen?“ fragte Marekai jetzt neugierig.

„Sie wusste das du ein dämlicher Idiot bist, vor dem Mann sein Kind schützen sollte. Das ist alles was mich interessiert,“ sagte ich herablassend.

Mal schauen wie lange ich ihn reizen konnte.

„Treib es nicht zu weit! Du weist das dein Leben in meinen Händen liegt,“ sagte er ruhig und sah mich durchdringend an.

Im nächsten Moment schwebte die Kette, die er die ganze Zeit in der Hand gehalten hatte, in der Luft und ein Eisenring am Ende schloss sich um den Pfahl. Dann raste die Kette auf mich zu und noch bevor ich etwas machen konnte, schloss sich der Eisenring am anderen Ende um meinen Knöchel. Ich sah die Magie an der Kette und plötzlich verkürzte sie sich, sodass ich von den Beinen gerissen wurde. Ich stöhnte auf als mir so die Luft aus den Lungen getrieben wurde und schon zog mich die Kette näher an den Pfahl ran. Ich wollte mich irgendwo fest halten, aber ich fand keinen halt und schnell war die Kette nur noch zwei Meter lang. Marekai kicherte vor sich hin und sah dann von oben auf mich runter.

„Nur eine kleine Vorsichtsmaßnahme, damit du mir nicht abhaust,“ sagte er lächelnd. Ich zeigte ihm die Zähne und stand schnell wieder auf. 

Probeweise zog ich an der Kette, doch weiter als zwei Meter kam ich nicht.

„Wenn ich da bin, wirst du weiter gehen können, aber ich habe jetzt zu tun, wir sehen uns heute Abend wieder,“ sagte Marekai und schon war er verschwunden. Sofort zerrte ich an der Kette und versuchte sie irgendwie los zu machen, aber nichts ging. Anschließend durchsuchte ich den Bereich der mir zur Verfügung stand, aber ich kam nirgendwo ran. Ich kochte vor Wut und ließ mich irgendwann in die Kissen die rund um den Pfahl lagen fallen.

Ich saß da und sah zu wie sich das Licht im Zelt veränderte, bis es langsam dunkel wurde.

Marekai tauchte erst wieder auf als es schon dunkel war und er brachte einen Mann mit.

Dieser war einen Kopf kleiner als Marekai, hatte fettiges blondes Haar und musterte mich aus braunen Augen neugierig.

Er trug die gleiche Kleidung wie Marekai, auch wenn sie bei weitem nicht so edel war und seinen dicken Bauch nicht verstecken konnte.

Bei ihrem eintreten war ich sofort wieder auf die Beine gesprungen, auch wenn ich nicht wirklich fit war. Ich hatte Hunger und Durst.

„Das ist also dein neuster Fang, wirklich niedlich,“ sagte der Mann und ich sah die Gier in seinen Augen.

Marekai sah jetzt auch zu mir und dieses böse Grinsen erschien wieder auf seinem Gesicht.

Der Mann ließ sich jetzt in einen Sessel fallen, ohne seine Blicke von mir zu nehmen und Marekai goss in zwei Becher Wein. Einen reichte er den Mann und mit dem anderen setzte er sich selber in einen Sessel.

„Ja wirklich hübsch nicht war,“ sagte er lächelnd.

„Oh ja, leihst du sie mir mal aus?“ fragte der Mann jetzt interessiert und mir lief es kalt den Rücken runter. Mir war klar was der Typ wollte und ich war gespannt was Marekai sagte.

„So ein kostbares Stück verleiht man doch nicht einfach,“ sagte Marekai und sah wieder weg.

Kostbares Stück?! Ich war doch keine Handelsware.

Meine Wut steigerte sich und da spürte ich wieder dieses Flackern von Magie. Ich konnte gerade noch danach greifen und hielt es geistig fest.

„Okay dann sag mir einen Preis für eine Nacht mit dieser Schönheit,“ sagte der Mann jetzt.

„Ich fürchte sie ist unverkäuflich, den sie ist viel zu wertvoll Lukes,“ sagte Marekai ruhig und trank einen schluck Wein.

Ich versuchte jetzt ohne einen Muskel zu bewegen das kleine flackern meiner Magie zu verstärken und lenkte es gleichzeitig in das Armband. Ich konnte spüren das es das Armband langsam außer Kraft setzte und beschädigte und umso mehr es beschädigt wurde um so stärker wurde das flackern.

„Du kannst doch so was schönes nicht für dich alleine behalten Marekai! Eine Nacht wird sie nicht beschädigen,“ sagte Lukes jetzt und genau in dem Moment knackte es und ein kleiner Sprung entstand im Armband.

„Ich habe nein gesagt!“ sagte Marekai ruhig, aber ich merkte das er wütend wurde.

Ich arbeitete fieberhaft daran das Armband zu zerstören und das kleine flackern von Magie wurde immer stärker. Inzwischen hatte es schon mehrere kleine risse und nicht mehr lange, dann hatte ich es zerstört und würde mich Rächen.

„Du bist heute aber schlecht drauf, vergnüg dich mit der kleinen, dann geht’s dir wieder besser,“ sagte Lukes grinsend.

Marekai verzog das Gesicht und sah seinen gegenüber wütend an.

Genau in dem Moment knackte es noch mal im Armband und Marekai sah überrascht auf. Beinahe hätte ich geflucht, rührte aber weiterhin keinen Muskel.

„Was hast du mein Freund?“ fragte Lukes jetzt nach.

Ich arbeitete jetzt immer schneller daran das Armband zu zerstören, denn wenn Marekai erst mal merkte was ich tat, hatte ich verloren.

„Da war ein Geräusch,“ sagte Marekai und lauschte weiter angestrengt.

„Das bildest du dir nur ein,“ erwiderte Lukes und wieder knackte es im Armband. 

Dieses mal sah Marekai in meine Richtung und musterte mich.

„Was treibst du da?“ fragte er ruhig.

Ich antwortete nicht und sah stur zurück. Nicht mehr viel und ich hatte es geschafft.

„WAS MACHST DU?“ fragte Marekai jetzt wütend und stand langsam auf.

Lukes sah erstaunt von ihm zu mir und runzelte die Stirn.

„Sie rührt sich doch kein Stück Marekai, du musst dich täuschen,“ sagte er dann ruhig.

Es knackte wieder und Marekai lief rot an vor Wut. Er kam einen Schritt auf mich zu und automatisch wich ich zurück.

Wieder ein knacken und jetzt lief Marekai kreideweis an und langsam wanderte sein Blick zu dem Armband.

„Scheiße,“ fluchte er und stürzte auf mich zu. Schnell wich ich zurück, aber die Kette um meinen Fuß verhinderte das ich besonders weit kam und riss mich zum zweiten mal an diesem Tag zu Boden.

„Hör auf!“ schrie Marekai und war fast bei mir. Jetzt legte ich alles was ich hatte darein das Armband zu zerstören und dieses mal knackte es sehr viel lauter und ich spürte das es lockerere wurde.

Genau indem Moment wo ich spürte das die Fessel um meine Magie riss, war Marekai über mir. Er bekam große Augen und griff mir an die Kehle.

„Hör sofort auf,“ knurrte er.

„Du kannst mich mal,“ sagte ich sauer und kämpfte jetzt mit aller Kraft.

„Los hol mir zwei von den Armbändern,“ brüllte Marekai Lukes an, der schnell aus dem Zelt rannte.

Wenn er es schaffte mir zwei dieser Teile anzulegen, war ich erledigt und das trieb mich an.

Marekais Magie loderte jetzt auf und er fixierte mich so am Boden, aber ich wehrte mich verbissen und dann explodierte das Armband und meine Magie war wieder frei.

Sofort schleuderte ich Marekai meine Magie entgegen, aber er lenkte sie Geschickt ab, drückte dann fester gegen meinen Hals und schlug mir so fest in den Magen, das ich beinahe die Besinnung verloren hätte.

Vor schmerzen keuchte ich auf und war kurz abgelenkt. Das reichte aber Marekai um mich wieder zu fixieren und Lukes kam mit zwei dieser goldenen Armbänder wieder.

Schnell schnappte Marekai sie sich, schlug mir jetzt noch mal in den Magen sodass sich alles vor mir drehte und schon landete eins der Armbänder an meinem rechten Handgelenk. Sofort spürte ich wie meine Magie wieder versiegelt wurde und als das zweite Armband an meinem linken Handgelenk landete schrie ich frustriert auf. Jetzt sah ich keinen weg mehr wie ich hier raus kam.

„WAGE es ja NIE WIEDER, dich gegen mich zu stellen,“ schrie Marekai und schlug noch mal zu.

Seine Magie war weg, aber bewegen konnte ich mich immer noch nicht. Mein Magen brannte vor Schmerzen und das Gefühl verloren zu haben strich durch meinen ganzen Körper.

„Sie hat einen starken willen, du solltest ihn schnell brechen, sonst wird sie uns noch ärger machen,“ sagte Lukes jetzt.

„Sie wird sehr schnell lernen das zu tun was ich von ihr will,“ knurrte Marekai wütend und setzte sich wieder in seinen Sessel.

Ich blieb weiter liegen wo ich war, machte langsam die Augen zu und schlief langsam unter Schmerzen ein.

 

In den nächsten Tagen änderte sich nicht viel in meinem Leben. Ich war fast den ganzen Tag an den Pfahl gefesselt und durfte für Marekai die Drecksarbeit machen. Ich sollte aufräumen, ihm sein Essen holen, seine Kleidung waschen und alles was ihm noch so einfiel. Wenn er mal der Meinung war das ich zu langsam arbeitete oder mich einfach weigerte, was ziemlich oft vor kam, langte er einfach an die Kette die um meinen Knöchel war und schickte mir mit seiner Magie einen Stromstoß durch den Körper, der mich sofort zusammen brechen ließ.

Mein Knöchel war schon wund und blutig und es sollte ich die Ketten je wieder los werden, würde eine Narbe zurück bleiben. Das machte mich gleich noch wütender, sodass ich die komplette Arbeit verweigerte, bis Marekai soviel Magie in mich gejagt hatte, bis ich nur noch wimmernd am Boden lag.

Marekai war ziemlich jähzornig und wenn ich frech zu ihm war, was noch öfters vor kam als das ich die Arbeit verweigerte, dann schlug er zu. Ich hatte inzwischen überall am Körper blaue flecken, aber das war mir egal. Das einzige was zählte war, das ich meinen Willen nicht verlor. Ich würde nicht wie Malia und so viele andere der Gefangenen einfach aufgeben und Stumm das ertragen, was die schwarzen Magier mit mir machten.

Es machte Marekai wirklich wild das ich nicht brav machte was er sagte und das lies er mich spüren.

Am Abend irgendeiner größeren Veranstaltung übertrieb er es aber wieder einmal.

Die ganzen schwarzen Magier die hier lebten versammelten sich in dem größten Zelt und aßen zusammen. Marekai der ihr Anführer war, saß erhöht an einem extra Platz auf einem halben Thron und sah auf alle hinab.

Drei Frauen standen am Rand und spielten Musik, sechs Frauen bedienten alle und überall wurde redeten und tranken die Magier. Ich stand hinter Marekai, gefesselt an seinen Stuhl und kochte vor Wut. Wenn ich nur schief schaute jagte er mir schon seine Magie durch den Körper, sodass inzwischen mein ganzer Körper schmerzte.

„Schickt Sari rein,“ sagte Marekai nachdem alle gegessen hatten und nur noch tranken. 

Sofort jubelten die Männer und ich fragte mich wer diese Sari war.

Schon nach einer halben Minute flackerte die Zeltplane und eine wunderschöne Frau betrat das Zelt. Sie trug fast die gleiche Kleidung wie ich, nur das ihre noch tiefer ausgeschnitten war und blau war. Mit sicherem Schritt ging sie in die Mitte des Raumes und verneigte sich vor Marekai. Als sie sich wieder aufrichtete sah ich eine unbändige Wut in ihren Augen. Sie hasste Marekai und seine Leute wirklich und das machte sie für mich sofort sympathisch.

„Tanz Sari und wehe du wagst es wieder Mist zu bauen, den dieses mal wirst nicht du leiden sondern mein Neuzugang,“ sagte Marekai und schickte wieder seine Magie durch meinen Körper. Ich biss die Zähne zusammen und versuchte keinen Ton von mir zugeben, aber Marekai hörte solange nicht auf, bis ich erschöpft zu Boden sank.

Die Wut in Saris Augen verdreifachte sich, aber sie ging zu den Frauen die Musik machten und sagte etwas zu ihnen. Inzwischen kam ich keuchend wieder auf die Beine und funkelte Marekai dabei wütend an.

Die Frauen fingen jetzt an ein anderes Lied zu spielen und Sari ging wieder in die Mitte und fing an zu tanzen. Augenblicklich verstummten alle und waren gefangen von ihren Bewegungen. Ich hatte noch nie jemanden so tanzen sehen und war tief beeindruckt. Ich war so auf die Frau konzentriert, das ich nicht mal bemerkte wie ein Mann sich zu Marekai setzte.

„Wann fangen wir endlich mit unserem Plan an?“ fragte der Mann leise.

„Bald, sie ist immer noch zu wild und das könnte uns Probleme machen,“ sagte Marekai und ich wusste sofort das er von mir redete.

„Aber er wird immer gefährlicher! Er hat fast einige von unseren Leuten erwischt und er wird immer hartnäckiger. Wenn wir ihn nicht bald aufhalten, wird er uns noch finden,“ sagte der Mann eindringlich.

„Soll er doch. Solange wir seine kleine Gefährtin in unserer Hand haben, kann er nichts machen,“ sagte Marekai weiterhin ruhig, aber mir ging jetzt auf das sie von Rocan redeten. Ich vermisste ihn schrecklich und versuchte ständig ihn zu erreichen, aber es klappte einfach nicht.

„Warum noch warten? Es ist doch egal ob sie wild ist oder nicht. Wir brauchen sie nur um ihn zu töten,“ sagte der Mann und jetzt bekam ich große Augen.

Sie wollten Rocan töten!

„Es ist doch egal ob sie wild ist oder nicht, solange sie lebt! Sie muss ja nicht bei Bewusstsein  sein, wenn wir den Magiermeister angreifen. Wir können sie auch als Magieleiter benutzen wenn sie ohnmächtig ist,“ sagte der Mann jetzt.

Mir gefror das Blut in den Adern. Sie wollten durch mich Magie leiten um Rocan zu töten. Dumm  war die Idee nicht, da ich mit ihm verbunden war, würde er sich gegen so einen Angriff nicht verteidigen können, aber das würde ich nie im leben zulassen.

„Nicht das Mädchen macht mir sorgen, sondern ihre Familie! Noch weis ihr Vater nicht das sie noch lebt, aber wenn er es raus findet und er weis das wir sie haben, haben wir es mit dem ganzen Haus Sheruf zu tun,“ sagte Marekai leicht besorgt.

Haus Sheruf? Vater? Wovon redete er?

„Das meinst du nicht ernst oder? Sie ist nicht das Erbe des Hauses Sheruf?! Ich dachte immer er hat kein Kind!“ erwiderte der Mann schockiert.

„Oh doch. Er hat es nur nie jemanden gesagt. Entweder weil er sie nie gesehen hat, oder weil er sie für Tod hielt. Ich hab gesehen wie er sich mit ihr unterhalten hat und er ahnt nicht mal das sie seine Tochter ist, aber wenn er es raus findet ist die Hölle los,“ erzählte Marekai.

Ich war so schockier darüber was er da erzählte, das mir der Atem stockte. Ich hatte schon mit meinem Vater geredet ohne was zu ahnen.

„Naja, solange er nix ahnt haben wir nichts zu befürchten, aber wir müssen Lord Rocan schnell ausschalten, denn er ist auf der Suche nach ihren Eltern und ahnt schön etwas,“ sagte Marekai nachdenklich.

Wieder kochte die Wut in mir hoch und ich ballte die Hände zu Fäusten zusammen.

„Wie willst du eigentlich nahe genug an ihn rann kommen? Jetzt wo wir sie haben, wird er noch vorsichtiger sein,“ meinte der Mann skeptisch.

„Dazu benutzen wir auch das Mädchen. Mit ihr können wir ihn auch anlocken und wenn er erst mal in unsere Falle gelaufen ist, wird es einfach sein ihn zu töten,“ lachte Marekai und das war zu viel für mich.

Ich explodierte vor Wut, aber da ich meine Magie nicht benutzen konnte, griff ich nach meinen Dolch und sprang auf Marekai zu.

„Du wirst Rocan nicht verletzten, das lass ich nicht zu!“ brüllte ich wütend und stach zu als ich nahe genug dran war.

Marekai versuchte noch mir auszuweichen, aber es war zu spät.

Leider traf ich ihn nicht wie beabsichtigt in der Brust, sondern rammte ihn den Dolch in die Schulter.

Blut spritzte auf und Marekai schrie vor Schmerze und Zorn.

Schnell zog ich den Dolch raus um nochmal zu zustechen, aber da wurde ich mit Magie von Marekai weggerissen.

Ich flog genau in die Mitte des Zeltes vor Saris Füße und wieder explodierte die Wut in mir, aber dieses mal flogen auch die Armbänder krachend in die Luft und ich wurde mit Magie durchflutet.

Augenblicklich lies ich sie mit einem Schlag frei und riss so alle Magier von den Beinen und steckte gleichzeitig das Zelt in Brand.

Ich hatte darauf geachtet die ganzen Gefangenen nicht zu treffen und diese rannten jetzt aus dem Zelt.

Die Magier kamen jetzt  wieder auf die Beine und genau in dem Moment wo sie mich angriffen, erschuf ich einen Schutzschild sodass die Angriffe nutzlos verpufften.

„Bringt mir das Schlangenband!“ schrie Marekai jetzt und ich sah das der Mann mit dem er sich unterhalten hatte, seine Wunde heilte.  Danach kam er gleich auf mich und ich sah die Wut in seinen Augen blitzen. Vor meinem Schutzschild blieb er stehen und sofort warf ich einen Kraftzauber nach ihm. Er wehrte in schnell ab, machte noch einen schritt nach vorne, machte irgendeine Merkwürdige Bewegung mit den Händen und langte dann meinen Schutzzauber. Ich spürte wie er sich sofort auflöste und machte mich für den nächsten Angriff bereit, aber es kam ganz anders.

Marekai sprang schnell vor und packte die Kette, die immer noch um meinen Knöchel lag. Ich hatte nicht mal Zeit zu fluchen, da jagte er schon seine Magie in mich, aber dieses mal so stark das ich sofort zusammen brach. Ich biss die Zähne zusammen um nicht zu schreien, aber Marekai jagte immer mehr Magie in mich, sodass ich mich bald nicht mehr bewegen konnte und halb bewusstlos am Boden lag.

„Marekai hör auf, du bringst sie noch um und wir brauchen sie,“ sagte jemand aber Marekai dachte nicht daran.

„Dieses Gör wird es nicht noch mal wagen mich anzugreifen,“ fauchte er wütend zurück und verstärke seinen Angriff. Jetzt konnte ich nicht mehr und schrie auf, was Marekai sofort zum grinsen brachte.

Plötzlich verschwanden die Schmerzen und ich konnte nur schwach erkennen wie jemand Marekai ein stück weg zerrte. Das bereute derjenige sofort, den Marekais Magie traf jetzt ihn und warf ihn gegen einen Pfahl des Zeltes.

„Wo ist das Schlangenband?“ fragte Marekai wütend und stand jetzt ruhig da.

„Willst du das wirklich machen?“ fragte der Mann mit dem er sich vorhin unterhalten hatte.

„Natürlich! Sie hat zwei der stärkeren Armbänder zerstört. Ich werde nicht testen ob sie es mit noch mehr auch schafft. Sie wollte es ja nicht anderes, los bringt sie her,“ knurrte Marekai jetzt und schon wurde ich an den Armen gepackt und hoch gezogen. Ich war nicht fähig selber zu stehen, also schleiften mich die Männer zu Marekai und hielten mich aufrecht. Keine Sekunde später traf mich Marekais Hand im Gesicht und weckte mich wieder leicht auf. Seine Kleidung war Blutdurchdrängt und als ich ihn mir genauer ansah, konnte ich fest stellen das die Wunde noch nicht ganz geheilt war, er stand zu steif da und bewegte seinen Arm nicht. Wahrscheinlich waren die schwarzen Magier nicht so gut daran zu heilen, sie zerstörten lieber.

Mir huschte ein kleines grinsen übers Gesicht, was er natürlich sofort bemerkte und noch mal zu schlug.

„Du solltest dir das Grinsen verkneifen oder ich überlege mir einen neuen Plan deinen geliebten Rocan zu töten und bring dich auf der Stelle um,“ sagte er ruhig.

Eine junge Frau trat jetzt zu Marekai und hielt eine Schatulle in der Hand die Marekai ein böses grinsen entlockte.

„Weist du Kiara, wenn du einfach brav geblieben währst, währen wir gut mit einander ausgekommen. Du hast mir wirklich gefallen, aber anscheinend willst du dir das Leben wirklich versauen,“ sagte er und machte jetzt die Schatulle auf.

Darin lag ein goldener Armreif der Spiralförmig auf dem weißen Kissen lag und die form einer Schlange hatte. Das Endstück bildete einen Schlangenkopf und der ganze Reif sah geschuppt aus wie der Körper einer Schlange.

Marekai nahm das Schmuckstück aus der Schatulle und einer der Männer die mich hielten streckte meinen rechten Arm aus. Ich spürte die Magie von Marekai und dann leuchteten die Augen der Schlange plötzlich rot auf und das starre Gold bewegte sich plötzlich. Ich wollte zurück weichen, aber die Männer hielt mich eisern fest. Im schein des Feuers das noch überall um uns herum wütete sah es sogar noch beängstigender aus.

Marekai hielt die goldene Schlange jetzt an meinen Arm und sofort schlängelte sie sich auf meinen Arm und wickelte sich rum bis sie an meinem Handgelenk angekommen war. Sie fühlte sich nicht an wie etwas lebendiges, sondern wie weiches Metall. Sie hatte sich um meinen ganzen Arm gewickelt und ich ahnte das es noch nicht alles war und ich hatte so recht.

Plötzlich öffnete die Schlange ihr Maul und biss genau in mein Handgelenk. Ich keuchte vor Schmerzen auf und sah Blut fließen, aber dabei blieb es nicht. Der Körper der Schlange verhärtete sich und ich spürte wie am ganzen Körper der Schlange, wie sich spitze  Nadeln in meinen Körper bohrten. Jetzt schrie ich wirklich auf und ich spürte warmes Blut meinen Arm runter laufen.

„Du wirst es nie wieder wagen mich anzugreifen,“ knurrte Marekai und schlug mir in den Magen das ich langsam Bewusstlos wurde.

„Bindet sie an den Pfahl,“ hörte ich Marekai noch sagen, dann wurde alles schwarz.

 

 

 

Wütend ging Lord Rocan auf und ab. Drei Wochen war Kari nun schon in den Händen von Marekai und er konnte sie einfach nicht finden. Er spürte sie nicht und egal wie sehr er sich konzentrierte, er fand auch nicht ihre Magie und das machte ihm noch mehr sorgen. Er hatte jeden schwarzen Magier gejagt den er aufgespürt hatte, doch alle waren ihm entwischt, doch der letzte nicht. Seit zwei Tagen befragten sie ihn und versuchten in seinen Kopf einzudringen, doch er war gut und verbarg sein Wissen so das nicht mal der Magiermeister persönlich an die Informationen kam. Jetzt wartete er darauf das Katana mit der Befragung voran kam. Er hatte spezielle Methoden jemanden zu befragen und hatte damit oft Glück.

Er brauchte keine Gewalt anwenden, den Katana besaß Magie, die ihm zwar sonst nichts nutzte, aber bei Befragungen, war er unschlagbar, nur brauchte er dabei ruhe und niemand durfte mit ins Zimmer.

Deswegen lief Lord Rocan jetzt auch vor der Tür auf und ab und wurde dabei von Lord Kirano beobachtet. Dieser hätte schon vor einer Woche in seine Heimat zurück kehren sollen, aber er war geblieben um Kari zu finden. Er hatte einen Brief für seine Familie mit gegeben um es ihnen zu erklären und war genauso fieberhaft auf der Suche nach Kari wie Lord Rocan.

Plötzlich ging die Tür auf und Katana sah mit kaltem Blick raus.

„Er will reden,“ sagte er nur und hielt die Tür auf.

Sofort traten die zwei Magier ein  und sahen zu dem Gefangenen der an einen Stuhl gefesselt da saß.

Als die Tür zu war sah Katana zu dem Mann der schwer atmend Lord Rocan finster aus braunen Augen an.

Seine blonden Haare waren zerzaust und er trug eine dreckige Robe die über seinen großen Bauch spannte.

„Dich kenne ich doch,“ sagte Lord Kirano plötzlich. Sofort sahen alle zu ihm.

„Ihr kennt ihn? Woher?“ fragte Lord Rocan jetzt und verbarg seine Wut.

„Das ist Lukes aus dem Haus Melas, er wurde verbannt weil er seinen Bruder mit schwarzer Magie getötet und dessen Tochter vergewaltigt hat,“ knurrte Lord Kirano wütend.

Der Mann blieb völlig unbeeindruckt und sah starr gerade aus, aber Lord Rocan fluchte vor Wut. Wenn dieser Mann wusste wo Kari war, war er bei ihr gewesen und er wollte nicht wissen mit was für Psychopathen Kari sich noch rum schlagen musste.

„Was weist du über Kari?“ fragte Katana jetzt.

Kurz sah Lukes zu dem Diener, verzog leicht das Gesicht und sah dann wieder zum Magiermeister.

„Marekai hält sie als seine kleines Sklavin und lässt sie für sich Arbeiten,“ erzählte Lukes ausdruckslos.

„Und was muss sie machen?“ fragte Katana weiter.

„Alles mögliche. Wäsche waschen, kochen, putzen und was er halt Nachts so von ihr verlangt,“ grinste Lukes und Lord Rocan stockte das Herz. Marekai würde doch so etwas nicht tun oder? Er kannte ihn und Vergewaltigung war eigentlich nicht sein Stil.

„Für was bitte? Warum habt ihr sie entführt?“ fragte Katana jetzt.

„Ich weis nicht genau was Marekai von ihr will, er hat nur gesagt das sie Wichtig ist für ihn,“ sagte Lukes ruhig.

„WO ist SIE?“ fragte Lord Rocan dem jetzt die Geduldsfaden gerissen waren.

Wieder sah Lukes zu Katana der ihn finster an sah und nach einem kurzen Seufzer ergab er sich völlig.

„In der Geowüste,“ sagte er ruhig.

„Geht’s noch ungenauer? Die Geowüste ist groß, wo genau ist sie dort?“ fragte Lord Kirano jetzt nach.

„Nichts was ihr mir antut könnte schlimmer sein als das, was Marekai mit mir macht, sollte ich ihn je verraten. Mehr werde ich euch nicht sagen,“ sagte Lukes vehement.

Lord Kirano packte den Magiermeister am Arm bevor er auf Lukes los gehen konnte.

„Es ist schon mal gut das wir überhaupt wissen wo sie jetzt ist. Marekai bloggt dich bewusst ab, da er weis das ihr verbunden seid, aber er weis nichts von Josh. Von hier aus bringt er uns nix, aber wenn wir ihn mit in die Wüste nehmen, können wir mit ihm Kari finden,“ sagte Lord Kirano jetzt.

„Stimmt daran habe ich nicht gedacht. Machen wir uns sofort an die Arbeit,“ sagte Lord Rocan und verließ das Zimmer.

 

 

Es war so heiß! Als ich wieder zu mir gekommen war, hatte ich sofort feststellen müssen, das Marekai wirklich wütend war. Er hatte mich an einen Pfahl am Rand des Lagers gebunden. Meine Arme waren nach oben gezogen worden mit einem Seil das um meine Handgelenke lag und ich konnte kaum den Boden berühren mit den Füßen.

Meine Linke Schulter brannte vor Schmerzen und in meinem rechten Arm pochte ununterbrochen ein stetiger Schmerz der vom Schlangenband ausging. Auch die Sonne die ungehindert auf mich hinunter schien machte es nicht besser. Ich war völlig ausgetrocknet.

Schon seit der Nacht hing ich hier und inzwischen war die Sonne schon wieder am untergehen, was wenigstens hieß das die Sonne bald verschwinden würde.

Nach einer Stunde war es dann dunkel und ich genoss die leichte Abkühlung.

Marekai war zum glück die ganze Zeit nicht mehr wieder gekommen und so war ich wenigstens von neuen Schlägen verschont geblieben.

Auf einmal nahm ich eine Bewegung am Rand meines Sichtfeldes wahr und drehte mich sofort zur Seite.

Aus den Schatten der Zelte kam eine Frau auf mich zu und irgendwas trug sie in der Hand.

Als sie näher dran war, erkannte ich, das es Sari war und sie kam genau auf mich zu.

„Oh du bist wach, das ist super, ich hatte schon angst das dieser Bastard dich bewusstlos geschlagen hat,“ sagte sie sanft, aber ich sah die Wut in ihren Augen.

„Ich bin vor ein paar Stunden wieder zu mir gekommen,“ sagte ich mit kratziger Stimmte.

„Mist entschuldige, du hast sicher durst, hier ich hab Wasser mitgebracht,“ sagte sie und hob jetzt eine Falsche an.

Ein leichtes stöhnen kam über meine Lippen und ich starrte die Falsche an, die Sari jetzt aufmachte.

„Hier trink was, aber nicht zu schnell sonst wird dir schlecht,“ warnte sie mich und hielt mir die Falsche an den Mund.

Kühl lief mir das Wasser den Hals runter und sofort fühlte ich mich besser.

Nach einer weile nahm Sari das Wasser wieder weg und ich musste mich zusammen reisen um nicht danach zu betteln.

„Warum hilfst du mir? Marekai wird dich bestrafen,“ wollte ich wissen.

„Marekai ist ein dreckiges Schwein und wir bewundern dich alle dafür was du gemacht hast. Bis jetzt ist es niemanden gelungen Marekai anzugreifen und ihn auch noch zu verletzen. Ich selber habe es versucht, aber bin gescheitert. Er kann mich ja gerne bestrafen, aber du bist noch Jung. Was will er eigentlich von dir? Normalerweise holt er sich nur Leute von denen er etwas will,“ erzählte Sari.

„Er will Rocan töten und da ich seine Gefährtin bin, will er ihn durch mich Angreifen,“ sagte ich betrübt.

„Rocan?“ fragte Sari nach.

„Der Magiermeister von Feron,“ erklärte ich kurz und wollte nicht wissen wie lange sie schon hier war, wenn sie das nicht wusste.

„Das darf ihm auf keinen Fall gelingen, sonst sind wir bald alle Tod. Du musst hier weg und zwar sofort,“ sagte Sari entschlossen.

„Ich kann nicht. Marekai hat mich mit Magie hier rann fesseln lassen und mit der Kette am Fuß komm ich auch nicht weit. Außerdem kann ich mit der Schlangenkette meine Magie nicht einsetzen,“ sagte ich zähneknirschend.

„Von deinen Fesseln und der Kette kann ich dich befreien ohne das Marekai was bemerkt und da er im Moment eh nicht hier ist und spätestens erst morgen Mittag wieder kommt, ist jetzt die beste Zeit zum Abhauen,“ sagte Sari und zog einen Dolch aus ihren Kleidern hervor. Ich merkte sofort das mit ihm etwas nicht stimmte.

„Warum bist du dir so sicher das er erst Morgen wieder kommt?“ fragte ich nach.

„Er trifft sich mit seinem Verbündeten in Feron. Das macht er immer zur gleichen Zeit und er kommt auch immer zur gleichen Uhrzeit wieder,“ erklärte Sari und streckte sich jetzt zu meinen Handgelenken.

Dort durchtrennte sie mit einem einzigen ruck meine Fesseln und ich sank sofort zu Boden. Meinen schmerzenden linken Arm drückte ich an meinen Körper und merkte sofort das ich ihn nicht bewegen konnte. Mein rechter Arm war mit eingetrockneten Blut verschmiert und bei jeder kleinen Bewegung brannten die Stellen, an denen die Nadel der Schlange in meine Haut eingedrungen waren.

Sari beugte sich inzwischen zu meinen Füßen und dort glitt der Dolch durch das Eisen als währe es Butter. Endlich war ich frei von der Kette und sah mein zerschundenes Fußgelenk. Auch das war blutig durch Marekais Ausraster.

„Ich würde dir gerne Verbände und Heilmittel geben, aber da komme ich leider nicht rann und das ist auch das einzige Wasser was ich dir mit geben kann. Du musst weit weg laufen. In ein paar Kilometer endet der Zauber der dich vor der Außenwelt versteckt, dann kann dich dein Gefährte wieder spüren und wird kommen, aber bis dahin musst du es so schaffen,“ sagte Sari und half mir beim Aufstehen.

„Warum kommst du nicht mit?“ fragte ich und belastete nur mein unverletztes Bein.

„Ich kann nicht. Würde ich hier weg gehen würde Marekai es sofort merken und hierher kommen, aber wenn du Frei bist, haben wir alle eine Chance dass das hier endet,“ sagte Sari und ich spürte das sie all ihre Hoffnung in mich setzte.

„Ich werde wieder kommen, aber dieses mal mit Verstärkung und dich und die anderen hier raus holen,“ sagte ich jetzt mit fester Stimme.

„Da bin ich mir sicher und nun geh sonst kommst du nicht weit genug bis er wieder da ist,“ sagte Sari eindringlich.

„Danke,“ sagte ich nur noch, drehte mich um und humpelte los.

Jeder Knochen in meinem Körper tat weh, aber ich musste hier weg und das schnell. Ich legte noch an Tempo zu presste die Wasserflasche an mich und ging in die Nacht hinaus. Ich orientierte mich an den Sternen und lief immer nach Süden , weg vom Lager.

 

Selbst die Nacht war heiß und mit meinen Verletzungen kam ich nur langsam vorwärts, aber ich kämpfte!

Alles tat mir weh, ich hatte Hunger und Durst und die Hitze drohte mich zu erdrücken.

Die ganze Nacht durch lief ich immer weiter, aber gegen Morgen wurde ich immer langsamer. Das Wasser hatte ich so lange wie es ging aufgehoben, doch es war nicht viel gewesen und am Morgen war es alle. Als dann auch noch die Sonne wieder auf mich runter knallte, wurde jeder Schritt zur Tortur.

Der Sand und mein wunder Knöchel machten das Laufen nicht leicht und ich quälte mich jeden Sandhügel nach oben und versuchte auf der anderen Seite beim runter laufen nicht zu stolpern.

Gegen Mittag war meine Kraft dann aufgebraucht. Ich stolperte als ich einen Hügel nach unten lief und flog den restlichen Weg hinunter.

Unten angekommen konnte ich mich dann nicht mehr bewegen und die Hitze raubte mir die letzte Kraft und ich wurde ohnmächtig.

 

 

 

„Wie kann man nur in dieser verdammten Hitze leben?“ fragte Josh wütend und wischte sich den Schweiß von der Stirn.

Zusammen mit Lord Rocan stand er auf einer Scheibe aus Magie und sie flogen die Geowüste ab.

Zehn weitere Teams waren in anderen Richtungen unterwegs und suchten nach Kari, aber bis jetzt hatten sie noch keinen Erfolg gehabt.

Die Hitze machte allen zu schaffen und besonders dem jungen Rebellen der sich nicht mit Magie einfach eine Abkühlung verschaffen konnte.

„Hör auf zu quengeln! Kari ist jetzt schon drei Wochen hier!“ knurrte Lord Rocan ohne den jungen neben sich zu beachten.

Am liebsten hätte er ihn in Feron gelassen, aber er wusste das er ihn brauchte. Durch ihn hatte er eine kleine Spur zu Kari gefunden. Sie war schwach, aber wenigstens etwas.

„Machen sie ihren Blöden  Zauber noch mal, vielleicht finden wir sie jetzt besser,“ sagte Josh ohne auf die Worte seines Nebenmannes einzugehen.

Ohne ein weiteres Wort legte Lord Rocan seine Hand auf die Schulter von Josh, schloss die Augen und tastete in dem jungen Mann nach dem Faden, der ihn mit Kari verband. Zu Lord Rocans erstaunen war der Faden jetzt fest und leuchtete golden. War das ein Zeichen das sie näher dran waren? Schnell ging er ans Ende des Fadens und tastete da nach Kari.

Lord Rocan legte so eine starke Bremsung rein, das Josh von der schwebenden Plattform geworfen wurde und fluchend im Sand landete.

„Was zum Teufel soll das?“ schrie er wütend und stand auf, wobei er sich den Sand von den Klamotten strich.

„Sie ist ganz in der Nähe,“ sagte Lord Rocan nur mit großen Augen.

Plötzlich spürte er Kari wieder, so als hätte nie etwas zwischen ihnen gestanden. Sie musste sich außerhalb des Zaubers befinden, der sie vor ihm versteckt hatte.

„KARI!“ schrie er in seinen Gedanken, doch er bekam keine Antwort.

„Was soll das heißen sie ist in der Nähe?“ fragte Josh nach und sah sich schnell um.

„Ich kann sie spüren unsere Verbindung ist wieder da,“ erklärte Lord Rocan.

„Na dann los,“ sagte Josh und sprang wieder auf die Plattform.

Sofort beschleunigte Lord Rocan seinen Zauber und sie rasten über den Sand. Nach einigen Minuten verlangsamte er den Zauber und sah sich Hecktisch um. Hier irgendwo musste sie sein.

„DA!“ rief Josh plötzlich sprang zu Boden und rannte zu einem roten Stoffbündel. Als Lord Rocan näher hinsah, erkannte er einen Fuß unter dem Stoffbündel hervor schauen. Jetzt raste er auch los und schnell hatte er den Jungen überholt. Kaum war er bei der am Boden liegenden Gestalt angekommen sprang er zu Boden und kniete sich zitternd neben Kari.

Sie lag auf der Seite, ihre Haare waren ihr ins Gesicht gefallen und er konnte nicht erkennen wie schlimm es um sich stand.

Langsam lange er ihr an die Schulter, spürte sofort das diese Ausgerenkt war und drehte Kari auf den Rücken. Sie gab ein gequältes Stöhnen von sich aber sie Lebte. Lord Rocans Herz schlug tausend mal schneller und er betrachtete Kari von oben bis unten. Sie hatte abgenommen, ihre Haut war von der Sonne leicht verbrannt, sie hatte ein blaues Auge, einen blauen Fleck auf der Wange, ihr Knöchel war ebenfalls blutig und unter dem fetzen Stoff den sie trug konnte er noch mehr blaue Flecken erkennen.

„Kari!“ rief Josh und sank nun auch neben ihnen in die Knie. Er griff nach ihrer Hand die halb im Sand vergraben war und als er sie leicht hoch hob und der Sand von ihrem Arm viel fluchte Lord Rocan kräftig. Ihr ganzer Arm war mit Blut verschmiert und ein ihm sehr bekanntes Schmuckstück zierte ihren Arm.

„Was ist das?“ fragte Josh erstaunt und lange an das goldene Armreif.

Sofort stöhnte Kari auf vor Schmerzen und Josh ließ sofort los.

„Das ist Folter,“ knurrte Lord Rocan wütend und schockiert. Wenn er Marekai jemals in die Finger bekam, hatte dieser nichts mehr zu lachen.

„Wir müssen sie hier weg bringen,“ sagte Josh jetzt besorgt und Lord Rocan nickte kurz.

„Ich hab sie gefunden,“ schickte er im Gedanken Lord Kirano eine Nachricht.

„Wie geht es ihr?“ fragte dieser sofort.

„Schlecht, er hat ihr das Schlangenarmreif umgelegt! Ich bring sie zu den Heilern. Wir treffen uns dort. Informier die anderen Teams das wir sie haben,“ sagte Lord Rocan und unterbrach dann die Verbindung.

Vorsichtig, um ihr nicht noch mehr schmerzen zu bereiten, hob er Kari hoch und bedeutete Josh dann, das er sich an ihm fest halten sollte.

Sofort griff der Junge nach Lord Rocan und im nächsten Moment standen sie im Heilzentrum von Feron. Hier lernten die Heiler ihr Handwerk und kümmerten sich um alle möglichen Verletzungen der Menschen.

Als Lord Rocan mit dem halb Toten Mädchen und dem jungen Mann mitten in der Halle erschien starte sie jeder an, aber schnell kam der Oberheiler angerannt.

„Was ist passiert?“ fragte dieser sofort besorgt.

„Sie war drei Wochen in der Gefangenschaft von schwarzen Magiern,“ knurrte Lord Rocan.

„Kommt mit,“ sagte der Heiler und ging schnell voraus.

Schnell eilte er voraus, wobei er seinen Leuten immer wieder Sachen zu rief und ihnen befehle erteilte. Als er einen großen Raum ging, waren schon einige Gehilfen dabei alles vor zubereiten.

„Legt sie dort hin und dann geht bitte raus,“ sagte der Heile und deutete auf eine Liege.

Sanft legte Lord Rocan seine junge Gefährtin auf die Liege, machte aber keine Anstalten den Raum zu verlassen und das merkte auch der Heiler.

„Lasst uns bitte alleine Lord Rocan, wir brauchen unsere ruhe um dem Mädchen zu helfen,“ sagte er noch mal.

Nur widerwillig verließ der Magiermeister den Raum und sofort ging hinter ihm die Tür zu.

Unruhig lief Lord Rocan vor der Tür auf und ab, bis er nach einer halben Stunde schritte hörte. Als er sich umdrehte, sah er Lord Kirano auf ihn zukommen. Lord Kirano rauschte an Josh vorbei, der sich an die Wand gelehnt hatte und sich zwischen den ganzen Magiern eindeutig unwohl fühlte.

„Wo ist sie? Wie geht’s ihr? Hat Marekai es echt gewagt ihr das Schlangenarmreif umzulegen?“ fragte Lord Kirano als er beim Magiermeister angelangt war.

„Die Heiler kümmern sich gerade um Kari. Marekai dieser Mistkerl muss sie verprügelt haben, ihre Schulter ist ausgerenkt, sie hat überall blaue Flecken und die Sonne macht es auch nicht besser. Der Schlangenarmreif bereitet ihr noch weitere schmerzen,“ knurrte Lord Rocan.

 

 

Nur langsam kam ich zu mir, aber ich merkte sehr schnell das irgendwas nicht stimmte. Die Hitze und die Schmerzen fehlten. Außerdem konnte ich unter mir ein weiches Bett spüren und irgendwer hielt meine Hand.

Das konnte nur einer von Marekais miesen Tricks sein!

Er war ein Meister der Illusionen und hatte mich damit oft genug gefoltert.

„Kari,“ flüsterte eine sanfte Stimme.

Seit meinem ersten Tag bei Marekai hatte mich keiner mehr so genannt und ich wusste schon nicht mal mehr wie lange das her war.

Mein Herz krampfte sich zusammen und ich wollte nicht die Augen auf machen, um zu sehen was sich Marekai dieses mal ausgedacht hatte.

„Mein Engel mach die Augen auf,“ sagte die sanfte Stimme wieder.

Ich konnte nicht flüchten und ich wusste das es nur schmerzen bedeuten würde, wenn ich widersprach, also machte ich langsam die Augen auf.

Das erste was ich sah, war eine Massive Decke über mir.

Moment mal. Massive Decke?

In Marekais ganzen Lager gab es kein Gebäude mit massiven Decken, nur Zelte.

Als ich dann mich schwach zu der Seite drehte von der die Stimme kam, stockte mir das Herz sofort.

Rocan saß auf einem Stuhl, hielt meine Hand und sah mich aus müden Augen an.

Nein nicht Rocan, Marekai!

Er hatte ständig seine Illusionen benutzt um mir glauben zu machen Rocan sei da. Das erste mal war ich darauf noch rein gefallen, hatte mich an die Illusion geklammert, bis sie sich in Marekai verwandelt hatte.

Seit dem traute ich meinen Augen nicht mehr wirklich.

„Kari…,“ sagte der Rocan verschnitt und der druck an meiner Hand wurde etwas fester.

Jetzt riss ich mich schnell los und wich zurück. Ich wollte nicht von Marekai berührt werden!

Beim zurückweichen hatte ich leider nur nicht bedacht, dass das Bett nicht besonders groß war und so viel ich auf der anderen Seite runter. Das tat gleich noch mehr weh, aber ich wich weiter bis zur Wand zurück.

Dort zog ich die Beine an, umschloss sie mit den Armen und legte meinen Kopf darauf.

Ich hörte wie mein Gegenüber schnell aufstand und um das Bett herum kam.

„Kari was hast du?“ fragte die mir so vertraute Stimme besorgt, aber es war eine Lüge!

Ich sah eine Bewegung und zuckte zusammen.

„Fass mich nicht an,“ fauchte ich und die Hand stoppte genau vor mir.

„Kari mein Engel, ich bin es Rocan. Was ist los mit dir?“ fragte der vor mir mit besorgter Stimme.

Dann legte sich die Hand sanft auf meinen Kopf und mein Herz setzte aus, aber nicht vor Angst oder Wut, nein, aus ungläubiger Überraschung.

Ich konnte die Verbindung zu Rocan spüren, die ich nicht mehr gespürt hatte, seit ich bei Marekai war und die Verbindung führte genau zu dem Mann vor mir.

Erstaunt sah ich nach oben und genau in diese Augen, die mich vom ersten Moment an fasziniert hatten.

„Rocan,“ flüsterte ich leise.

Ein schwaches lächeln erschien auf seinem Gesicht, dann wanderte seine Hand von meinem Kopf zu meiner Wange.

Jetzt hielt mich nichts mehr.

Ich sprang vor, schlang die Arme um Rocans Hals und zog mich an ihn.

„Mein kleiner Engel,“ flüsterte Rocan und zog mich fest an sich.

„Er.. er.. er hat gesagt das er dich töten will,“ stammelte ich.

„Wovon redest du?“ fragte Rocan, stand dabei auf, hob mich mit hoch und ging mit mir im Arm zum Bett.

„Marekai, er will dich töten,“ sagte ich leise.

„Wie kommst du darauf?“ fragte Rocan und strich mir über den Kopf.

„Er hat darüber geredet, hat gesagt das er vorsichtig vorgehen muss weil du jetzt wachsam sein wirst, da er mich geschnappt hat und weil ich mich währen würde. Der andere Mann meinte nur das es egal ist, da sie dich durch mich umbringen wollten und das ich dazu ja nicht mal wach sein müsste. Er wollte mich auch dazu benutzen dich anzulocken, damit du in seine Falle läufst,“ erzählte ich leise, ohne ihn los zu  lassen.

Kurz versteifte sich Rocan und ich spürte eine unbändige Wut in ihm.

„Dieser Mistkerl, das wird er bereuen,“ knurrte Rocan wütend.

Sofort kuschelte ich mich an ihn und er wurde ruhiger.

„Wie geht es dir Kari? Tut dir noch irgendwas weh?“ fragte Rocan plötzlich und sofort horchte ich in mich hinein.

Von Marekais schlägen spürte ich nichts mehr und auch sonst fühlte ich mich sehr viel besser, aber alle schmerzen waren nicht weg.

„Mein Knöchel und mein Arm tuen noch etwas weh, aber sonst ist alles in Ordnung,“ sagte ich jetzt.

Rocan ließ mich jetzt los und sah mir in die Augen.

„Die Heiler haben alles getan was sie konnten. Aber dein Knöchel kann nicht mit Magie heilen, das muss so heilen und dein Arm. Sie wussten nicht wie sie ohne dir ernsthaft zu schaden den Armreif abnehmen können. Warum hat Marekai dir das Ding umgehängt,“ fragte Rocan.

Jetzt biss ich die Zähne zusammen und sah auf die Decke runter.

„Marekai hat mir am ersten Tag ein goldenes Armband umgelegt wegen dem ich nicht zaubern konnte. Er hat sich dann später mit einem Mann unterhalten und da wurde ich wirklich wütend und irgendwie hab ich es geschafft das Armband zu zerstören, aber er konnte mich überwältigen und hat mir zwei Armbänder umgelegt. Dagegen konnte ich nicht mehr machen und egal was ich versucht habe, sie ließen sich nicht zerstören, aber dann hat er dieses Fest veranstaltet und sich mit dem Mann darüber unterhalten wie er dich umbringen will. Da bin ich ausgerastet, hab ihn mit meinen Dolch angegriffen, ihn dabei verletzt und es geschafft auch die zwei Armbänder zu zerstören. Leider ist er dann mit den ganzen schwarzen Magiern aus seinem Lager auf mich los gegangen und hat mich dann soweit zusammen geschlagen das ich mich nicht mehr wehren konnte. Dann hat mir diesen Armreif umgelegt,“ erzählte ich und verzog bei der Erinnerung das Gesicht.

„Er wird dich nie wieder anfassen,“ sagte Rocan und dann lagen seine Lippen auf meinen.

Sofort schmolz ich dahin und erwiderte den Kuss stürmisch. Es fühlte sich so gut an und vertrieb die Zeit bei Marekai sofort aus meinen Gedanken.

Es dauerte lange bis wir den Kuss unterbrachen und sofort kuschelte ich mich an Rocan.

„Lass uns Heim gehen. Der Oberheiler meinte das du gehen kannst wenn du wach bist,“ flüsterte Rocan in mein Haar und sofort nickte ich.

Ich wollte wo hin wo ich mich wohl fühlte.

Er hielt mich immer noch fest und dann spürte ich wie seine Magie sich um uns legte und im nächsten Moment standen wir in der Eingangshalle seines Hauses.

„Lass mich bitte runter,“ sagte ich jetzt und sanft ließ er mich zu Boden.

Mit noch etwas wackeligen Knien stand ich neben ihm und erst jetzt bemerkte ich, das ich eine schwarzes Hose aus weichem Stoff und ein Baumwollhemd trug und nicht mit die Kleidung von Marekai.

Ich spürte noch die nachwellen der Magie als die Tür zum Wohnzimmer ausgerissen wurde und jemand direkt auf mich zu geschossen kam. Noch bevor ich reagieren konnte, viel mir jemand so schwungvoll um den Hals das ich nach hinten Kippte und auf meinem Allerwertesten landete.

Ein vertrauter Geruch stieg mir in die Nase und ich lächelte leicht.

„Josh,“ sagte ich und legte jetzt meinerseits die Arme und ihn.

„Verdammt Kari! Mach so etwas nie wieder, ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht,“ sagte Josh wütend aber ich hörte das er die Tränen unterdrückte.

„Entschuldige, ich werde darauf achten mich nicht mehr entführen zu lassen,“ sagte ich und zog ihn fester an mich.

„Geh runter von ihr, du tust ihr weh,“ knurrte Rocan neben uns.

„Schon gut, er tut mir nicht weh,“ sagte ich schnell aber Josh sprang trotzdem hastig auf die Beine.

„Du bist noch ziemlich blass, durftest du überhaupt schon gehen?“ fragte er besorgt.

„Ja alles bestens. Ich brauch glaub ich nur etwas zu essen,“ sagte ich und ließ mich von Rocan wieder auf die Beine ziehen.

„Katana macht gerade etwas zu essen. Lass uns in den Speisesaal gehen und etwas reden bis das Essen fertig ist,“ sagte Rocan sanft und hielt weiter meine Hand fest.

Ich sah wie Josh wütend unsere verschränkten Hände musterte, aber mir war es egal.

Zusammen gingen wir in den Speisesaal und dort erzählte ich ihnen alles was bei Marekai passiert war. Irgendwann brachte Katana dann unser Essen und auch er drückte mich einmal fest an sich. Erst jetzt wurde mir klar wie sehr ich das alles hier vermisst hatte.

Als wir mit dem Essen fertig waren, war ich auch mit meiner Geschichte am Ende und sah Rocan fest in die Augen.

„Wie habt ihr mich eigentlich gefunden? Marekais Zauber hat mich vor allem und jeden versteckt,“ fragte ich nach.

„Wir haben einen schwarzen Magier von Marekai gefangen und irgendwann hat er uns verraten das du in der Geowüste bist, aber wo genau du bist wollte er uns nicht verraten. Er hatte mehr angst vor Marekai als vor uns. Also haben wir einen Suchtrupp zusammen gestellt und wir haben dich Gesucht. Durch die Verbindung zu Josh konnte ich dich schwach aufspüren, aber erst als du Marekais Zauber verlassen hast, konnte ich dich richtig Finden,“ erzählte Rocan.

„Wir habt ihr es geschafft einen Suchtrupp zusammen zu bekommen? Ich bin fest überzeugt das der Rat damit nicht gerade einverstanden war,“  sagte ich misstrauisch.

„Und ob der Rat was dagegen hatte. Er wollte erst gar nicht bei deiner Suche helfen, aber nach dem wir ihnen Gesagt haben wer du bist, konnte sie gar nicht mehr anders,“ sagte Rocan und sah mir weiter fest in die Augen.

„Du weist also wer meine Eltern sind. Marekai wusste es auch und hat mit damit aufgezogen. Er hat gesagt ich käme aus dem Haus Sheruf und das ich schon mal mit meinen Vater gesprochen habe, aber ich weis nicht wen er meint,“ erzählte ich.

„Marekai wusste wer du bist?!“ sagte Rocan schockiert.

„Ja, er meinte einmal das er schon seit sechzehn Jahren nach mir sucht. Er hat auch so Andeutungen gemacht über meine Mutter. Ich glaube er hat sie umgebracht,“ sagte ich und sah weg.

„Wenn es wahr ist, dann hat Marekai dich nicht nur wegen mir entführt. Vor Sechzehn Jahren war ich schließlich noch lange kein Magiermeister. Es muss also noch einen anderen Grund geben,“ sagte Rocan jetzt.

„Da hast du recht, aber darüber hat er nichts gesagt,“ erwiderte ich schnell.

„Jetzt sollten wir aber zu deiner Familie kommen Kari. Marekai ist ein ziemliches Risiko eingegangen dich zu entführen, obwohl er wusste wer du bist. Er macht sich damit ein ganzes Königshaus zum Feind,“ sagte Rocan und sah mir weiter fest in die Augen.

DAS konnte er nicht ernst meinen!

„WAS?“ fragte ich erschrocken.

„Du bist das Erbe des Hauses Sheruf aus Algaria und das macht dich zum Mitglied des dortigen Königshauses,“ erklärte Rocan ruhig.

Josh neben mir pfiff erstaunt und sah zu mir.

„Hey das ist ja voll cool. Du bist eine Prinzessin Kari, damit kannst du mehr reichen als wir uns Gedacht haben,“ sagte er aufgeregt.

Jetzt sah ich böse zu ihm.

„Glaubst du wirklich ich hätte da auch nur irgendwas zu sagen? Ich bin immer noch Kari von der Straße. Sie interessieren sich nicht für mich,“ sagte ich zu ihm.

„Das Stimmt nicht Kari. Ihnen ist nicht egal was mit dir passiert,“ sagte plötzlich jemand bei der Tür und ich sah erstaunt hin.

Dort stand Lord Kirano und sah mich traurig an.

„Ah Kirano, da bist du ja. Ich hatte schon früher mit dir gerechnet,“ sagte Rocan.

„Ich wollte euch etwas zeit geben, aber da Josh bei euch ist, war ich der Meinung das ich mich auch zu euch gesellen kann und da du eh gerade mit dieser Geschichte anfängst, ist es wohl gut das ich da bin,“ sagte Lord Kirano ohne von mir weg zu sehen.

Unsicher sah ich zu ihm und wusste nicht was ich sagen sollte. Rocan nahm jetzt meine Hand und zog mich samt Stuhl zu sich rann.

„Wie geht es dir Kari?“ fragte Lord Kirano jetzt und kam näher. Er nahm sich einen Stuhl und setzte sich zu uns.

„Es geht, danke der Nachfrage,“ sagte ich unsicher.

„Von wegen. Wir müssen diesen Armreif los werden,“ sagte Rocan besorgt.

„Was haben die Heiler zu dem Armreif gesagt?“ fragte Lord Kirano und sah auf meinen Arm.

Der pochte ununterbrochen, aber ich schaffte es das unangenehme Gefühl in den Hintergrund zu drängen.

„Leider habe ich keinen Magier im Land oder weis von ihm, der das ohne Schmerzen und folgen ordentlich abnehmen kann. Es würde lange dauern, sie höchstwahrscheinlich verkrüppeln oder schlimmeres,“ sagte Rocan niedergeschlagen und sofort legte ich eine Hand an seine Wange.

„Schon gut, mach dir keine Sorgen irgendwie wird das wieder,“ sagte ich sanft.

„Eigentlich sollte ich es sein der das zu dir sagt mein Engel,“ sagte Rocan niedergeschlagen und küsste mich sanft auf die Wange.

Ein kleines lächeln huschte mir übers Gesicht und ich lehnte mich an ihn.

„Ich kenne da jemanden, der den Schlangenarmreif entweder abnehmen kann oder jemanden kennt, der es kann. Ich werde nachher Kontakt mit ihm aufnehmen und sehen was ich tun kann,“ sagte Lord Kirano jetzt und eine leichte Hoffnung keimte in mir auf.

War es möglich das ich den Armreif doch los wurde? Ich war fest davon überzeugt das ich es dieses mal nicht schaffte den Armreif von alleine zu zerstören, also musste ich auf Hilfe vertrauen.

„Kann es sein das wir immer vom Thema abweichen? Sag mir wer mein Vater ist Rocan,“ sagte ich und sah zu meinem Verlobten.

Rocan wollte gerade den Mund auf machen, als jemand anderes meine Frage beantwortet.

„Ich,“ sagte Lord Kirano hinter mir und ich erstarrte.

Langsam drehte ich mich zu ihm um und sah ihm in die Augen. Keiner sagte ein Wort und ich wusste nicht wie ich reagieren sollte.

„Ich habe lange nach dir und Sirana gesucht, aber hab nie eine Spur von euch Gefunden. Rocan fand dann schließlich raus das Sirana Tod war, aber niemand konnte mir sagen was mit dir passiert ist. Ich wusste nur mit Sicherheit das du noch am Leben bist, da ich es gespürt habe als du die Kette aktiviert hast und sie dich vor den schwarzen Magiern beschützt hat. Ich fand erst auf der Lichtung raus wer du bist,“ erzählte Lord Kirano und ich sah ihn immer noch mit großen Augen an.

„Warum… warum hast du sie einfach alleine gelassen?“ fragte ich jetzt und sah weg.

„Ich wollte nicht. Man brauchte mich in Algaria und Sirana konnte ich nicht mitnehmen. Die Reise währe zu anstrengend gewesen. Ich wollte so schnell wie möglich wieder zurück, wurde aber ständig aufgehalten und konnte so nur Briefe mit Sirana schreiben. Irgendwann hörten ihre Briefe einfach auf und da ich nicht weg konnte, schickte ich meine Leute die sie suchen und euch zu mir bringen sollten. Sie kamen ohne euch wieder. Ich konnte selber nicht weg, erst jetzt wieder,“ erzählte Lord Kirano.

Ich wusste nicht wie ich mich jetzt fühlen sollte, was ich denken sollte und vor allem was ich jetzt zu Lord Kirano sagen sollte.

„Ich weis nicht was ich jetzt sagen soll,“ gestand ich leise und sah immer noch weg.

„Bitte Kari, sieh mich an,“ sagte Lord Kirano jetzt und ich hörte die Trauer in seiner Stimme.

Langsam sah ich zu ihm und ihm wieder in die Augen.

„Es tut mir alles so leid was passiert ist Kari. Ich wollte immer das du in einer Familie aufwächst die dich beschützt und liebt und doch ist alles anders gekommen. Und trotzdem bist du zu einem so wunderbaren Menschen geworden und ich bin wirklich stolz auf dich. Ich würde gerne alles über dein Leben wissen, wie du aufgewachsen bist, welche Menschen dir wichtig sind und was du gerne so machst. Ich will dich zu nichts zwingen, aber ich hoffe das ich in deiner Zukunft auch vorkomme. Ich will dich jetzt nicht mehr verlieren,“ sagte er Hoffnungsvoll.

„Ich glaube ich lass euch mal alleine. Ich sage Vater bescheid das es dir besser geht, er meinte er will es sofort wissen. Oh und ich soll dir drohen ja bald vorbei zu kommen, damit er sich selbst davon überzeugen kann das du lebst. Er hat sich wirklich furchtbare Sorgen gemacht,“ sagte Josh jetzt und stand auf.

Schnell kam er zu mir und drückte mich sanft an sich.

„Sag Keno das ich bald mal vorbei schaue und er sich keine Sorgen mehr zu machen braucht,“ sagte ich nur.

Josh nickte und verschwand dann aus dem Raum.

„Kannst du uns alleine lassen?“ fragte ich jetzt Rocan.

„Natürlich. Ich bin in der Nähe wenn du mich brauchen solltest,“ antwortete er nur.

„Ich werde dann auch mal gehen. Es gibt viel zu machen,“ sagte Rocan laut, stand auf und gab mir einen sanften Kuss.

So verschwand auch er aus dem Zimmer und ich war mit Lord Kirano alleine.

„Wie währe es wenn wir es uns etwas bequemer machen?“ fragte er vorsichtig.

Kurz nickte ich und sofort gingen wir ins Wohnzimmer, wo ich es mir in meinen Lieblingssessel bequem machte.

Und dann redeten wir. Ich erzählte ihm wie ich aufgewachsen war, von Keno und den Rebellen. Von Josh und wie ich meine Magie entdeckt hatte und meine Zeit bei den Magiern. Er fragte viel nach und hörte sich alles geduldig an. Als ich fertig war erzählte er mir dann von sich und seiner, oder wohl eher unserer, Familie.

So wie es aussah war sie größer als Gedacht. Ich hatte zwei Cousinen und vier Cousins, einen Onkel und eine Tante, ziemlich viel weitere entfernte Verwandte und einen Großvater, aber dieser war nicht irgendwer. Er war König Pharisto, König von ganz Algaria und ich war somit zweite Thronfolgerin. Ich verstand nicht ganz warum meine Cousinen und Cousins keine Thronfolger waren, den sie waren alle älter als ich, aber es hatte wohl damit zu tun das Lord Kirano der Erstgeborene Sohn von König Pharisto war und das Erbe immer an den Erstgeborenen weiter gegeben wurde. Diese Situation gefiel mir nicht so wirklich, aber ändern konnte ich daran jetzt nichts mehr.

Vom Straßenkind zur Prinzessin. Das ging ziemlich schnell und verwirrte mich etwas.

Als wir uns spät Nachts trennten, war ich so in meinen Gedanken versunken, das ich beinahe gegen Rocan gelaufen wäre.

„Wo bist du mit deinen Gedanken Kari?“ fragte er sanft.

„Lord Kirano hat mir viel zum nachdenken Gegeben,“ antwortete ich.

„Ich glaube Kirano währe sehr froh darüber, wenn du ihn Vater nennst oder zu mindestens Kirano. Der Familienzusammenhalt ist den Algari sehr wichtig,“ erklärte Rocan und zögerlich nickte ich.

„Na gut, komm. Es war ein langer Tag und ich will dich jetzt nur noch in meinen Armen wissen,“ sagte Rocan und küsste mich dann.

Sofort schmiegte ich mich an ihn und wir gingen in sein Zimmer zum Schlafen.

 

Der nächste Tag begann spät für mich. Als ich aufwachte war die Sonne schon lange aufgegangen, aber dafür fühlte ich mich sehr viel besser als am Tag zuvor.

Rocan war nicht mehr im Bett und so kroch ich auch heraus, wusch mich und zog mir bequeme Kleidung an die den Armreif verdeckte. Ich wollte nicht das ihn jeder sehen konnte.

Als ich in die Eingangshalle kam, kam sofort Katana aus einem Zimmer und lächelte mich an.

„Wie geht es dir Kari? Möchtest du etwas essen?“ fragte er sofort lächelnd.

„Mir geht’s bestens, danke und ja wirklich gerne, ich verhungere gleich,“ gestand ich und wie auf ein Zeichen begann mein Magen zu knurren.

Katana nickte kurz und verschwand dann in die Küche. Ich ging jetzt in den Speisesaal der ausnahmsweise mal leer war und setzte mich da in einen Stuhl. Es dauerte nicht lange und schon tauchte Katana mit vollbeladenen Tellern auf.

Erstaunlicherweise leistete er mir beim Essen Gesellschaft, was mir wirklich gut tat.

Wir unterhielten uns etwas, aber ein Gedanke ließ mir einfach keine Ruhe. Ich konnte nicht aufhören an Sari, Nisa und die anderen Gefangenen von Marekai zu denken. Ich musste sie das so schnell wie möglich raus holen.

„Racan?“ fragte irgendwann nach, als ich wieder alleine in meinem Zimmer saß.

„Kari? Ist etwas nicht in Ordnung?“ fragte er sofort besorgt.

„Nein es ist alles okay, ich musste nur an etwas denken,“ beruhigte ich ihn schnell.

„Was ist los?“ fragte Rocan darauf hin beruhigt.

„Wir müssen etwas unternehmen. Marekai hat so viele gefangene, wir müssen sie daraus holen!“ antwortete ich jetzt schnell.

„Ich weis was du meinst, nur sind uns im Moment die Hände gebunden. Wir wissen zwar das sein Lager in der Geowüste zu finden ist, doch leider nicht genau wo. Außerdem fehlt es uns an Magiern, die gegen so viele schwarze Magier auf einmal ankommen. Wir brauchen deine Kraft um eine Chance zu haben und dazu müssen wir erst mal den Armreif los werden,“ erklärte Rocan.

„Und hast du schon eine Idee wie ich das Ding los bekomme?“ fragte ich deswegen nach.

„Nein, aber du kannst Kirano mal fragen ob er schon was von seinen Leuten gehört hat,“ sagte Rocan und in mir versteifte sich etwas.

Ich wusste immer noch nicht so recht wie ich mit Lord Kirano umgehen sollte, aber ich musste wohl über meinen Schatten springen.

„Okay, ich werde ihn suchen und fragen. Ich sag dir dann bescheid was dabei heraus gekommen ist,“ sagte ich schnell.

„Mach dir nicht zu viel Gedanken Kari, er liebt dich als sein Kind und ist Stolz auf dich,“ sagte Rocan und unterbrach dann unsere Verbindung.

 

Jetzt war es also an der Zeit sich Lord Kirano zu stellen oder sollte ich jetzt Vater sagen? Die ganze Sache verwirrte mich immer noch ziemlich stark und ich wusste immer noch nicht wie genau ich mit dem neuen Wissen umgehen sollte.

Lord Kirano war ein netter Mensch und ich mochte ihn auch, aber reichte das um ihn widerstandslos als Vater zu akzeptieren?

Mit trüben Gedanken verließ ich jetzt mein Zimmer und sah mich davor erst mal um. Wo war Lord Kirano?

Langsam ging ich auf das Gästezimmer am Ende des Ganges zu und klopfte dort an die Tür, doch auch nach einigen Minuten rührte sich nichts. Er war also schon mal nicht auf seinem Zimmer, damit ging die Suche weiter.

Meine nächste Anlaufstelle war die Bibliothek und dort fand ich ihn auch. Er saß in einem der vielen Sessel und lass in einem Buch.

Kurz stand ich in der Tür, bis Lord Kirano sich plötzlich aufrichtete und sich zu mir umdrehte.

„Hallo Kari,“ sagte er mich einem sanften lächeln.

„Hallo,“ sagte ich jetzt und sah zu Boden.

„Setzt dich doch zu mir und sag, wie geht es dir heute?“ fragte Lord Kirano jetzt.

Schnell ging ich zu einem Sessel in der nähe von ihm und ließ mich dort fallen.

„Danke der Nachfrage, mir geht es schon viel besser. Nur der Armreif stört mich,“ sagte ich und sah jetzt auf das verhasste Schmuckstück.

„Es muss schwer sein wenn man plötzlich seine Magie nicht mehr einsetzen kann,“ sagte Lord Kirano und sein blick wurde traurig.

„Oh das ist es nicht mal. Ich meinte so lange bin ich noch nicht hier und benutze Magie, deswegen fällte mir das gar nicht mal so stark auf. Auch wenn es wirklich erstaunlich ist, wie stark ich mich inzwischen darauf verlassen habe das ich mit meiner Magie einige nützliche Dinge machen kann. Was mich wirklich nervt ist der stetig pochende Schmerz. Die schlimmsten schmerzen sind weg, aber wenn ich den Arm bewege, spüre ich sofort wo sich die Nadel in meinen Arm gebohrt haben und das ist wirklich nervig,“ sagte ich jetzt.

Jetzt wurde der Blick von Lord Kirano wirklich besorgt.

„Wir müssen das so schnell wie möglich ab bekommen,“ sagte er nur.

„Genau deswegen bin ich hier. Habt ih… hast du schon was von deinen Leuten gehört bei denen du nachfragen wolltest?“ fragte ich und unterdrückte die Höffliche Anrede.

„Ja hab ich. Mein bekannter kann das Schlangenarmreif entfernen auch wenn es nach seinen Worten schmerzen wird,“ sagte Lord Kirano jetzt.

„Das ist mir egal und wenn er mir die Haut abziehen muss, ich will das Teil los werden. Diesen Sieg gönne ich Marekai ganz bestimmt nicht!“ sagte ich fest entschlossen was Lord Kirano zum lächeln brachte.

„Du hast den gleichen eisernen Willen wie deine Mutter. Sie hat sich auch nie aufhalten lassen wenn sie etwas wollte,“ erzählte Lord Kirano und sah mich dabei traurig an.

Jetzt wand ich mich auf dem Sessel hin und her. Ich wusste nicht was ich darauf sagen sollte, den meine Mutter würde ich ganz bestimmt nie kennen lernen. Marekai hatte sie ja umgebracht.

„Naja, also es gibt leider ein kleines Problem. Mein Bekannter ist ein sehr merkwürdiger Mann und er weigert sich schon seit Jahren Algaria zu verlassen. Ich habe versucht ihn zu überreden und ihm die Situation erklärt, aber er weigert sich trotzdem. Wenn du also den Armreif weg haben willst, wird dir nichts anderes übrig bleiben als nach Algaria zu kommen,“ erklärte Lord Kirano.

Erstaunt riss ich die Augen auf und starrte den Mann vor mir an. Ich sollte nach Algaria reisen?! An diese Möglichkeit hatte ich nicht mal im Traum gedacht. Ich war mein ganzes Leben lang noch nie aus dieser Stadt heraus gekommen und jetzt sollte ich gleich das Land verlassen.

„Ich habe es Rocan gesagt kurz bevor du zu mir gekommen bist. Er sagte wenn du willst, wird er sofort alles nötige vorbereiten, damit ihr so bald wie möglich abreisen könnt,“ redete Lord Kirano jetzt weiter und ich achtete wieder auf ihn.

„Und was ist mir dir?“ fragte ich vorsichtig.

„Wenn alles nach Plan verläuft werde ich euch Heute noch verlassen und nach Algaria reisen und eure Ankunft vorbereiten,“ erklärte Lord Kirano lächelnd.

Das erstaunte mich nun gleich noch mehr und ich wusste nicht genau wie ich darauf reagieren sollte.

„Was meinst du Kari, würdest du gerne mal deine zweite Heimat kennen lernen?“ fragte Lord Kirano und sah mir genau in die Augen.

Der Gedanke Algaria zu sehen hatte etwas besonderes an sich und sofort schlug mein Herz schneller.

„Ja gerne,“ sagte ich deswegen jetzt mit einem kleinen lächeln im Gesicht.

„Dann hätten wir das ja geklärt und ich werde mich sofort auf den Weg machen. Ich habe hier schon alles erledigt und nur noch auf deine Antwort gewartet,“ sagte Lord Kirano jetzt und sprang auf die Füße.

„Du willst jetzt sofort gehen?“ fragte ich erstaunt.

„Ja, umso schneller ich in Algaria bin, umso schneller kannst du nach kommen und diesen Armreif los werden. Es schmerzt mich zwar jetzt schon wieder von dir weg zu gehen, obwohl ich dich gerade erst gefunden habe, aber es ist für uns alle das beste. Ich hoffe doch wir sehen uns sehr bald wieder meine Tochter,“ sagte Lord Kirano, strich mir mit der Hand sanft über den Kopf und verschwand.

Ich war total erstarrt und nur langsam löste ich mich aus meiner Erstarrung. Ich legte eine Hand auf meinen Kopf wo ein paar Sekunden vorher noch die Hand von Lord Kirano gewesen war und plötzlich stiegen mir Tränen in die Augen.

Ich hatte endlich eine Familie.

 

„Rocan?“ fragte ich nach einer ganze Weile als ich immer noch in der Bibliothek saß.

„Ja? Ich habe schon gehört das du dich entschieden hast nach Algaria zu reisen. Ich bereite alles vor das wir Morgen schon los können. Es wird ein langer Weg und wir können uns leider nicht einfach mit unserer Magie hin bringen. Leider werde ich damit den ganzen Tag beschäftigt sein,“ erzählte Rocan.

„Eigentlich wollte ich fragen ob es okay ist wenn ich Josh und Keno besuchen gehe. Keno hat sich ja ziemliche Sorgen gemacht und ich sollte ihnen sagen das ich eine weile nicht mehr in der Stadt bin,“ sagte ich jetzt schnell.

„Oh natürlich daran habe ich gar nicht gedacht. Entschuldige. Geh ruhig,“ sagte Rocan sanft.

„Danke, dann mach ich mich gleich auf den Weg. Bis heute Abend,“ beendete ich das Gespräch.

 

Schnell sprang ich jetzt auch auf und machte mich auf den Weg in den Keller, als mir etwas in den Sinn kam.

Wie sollte ich bitte die Wand von der Mauer weg bekommen? Das war nur mit Magie möglich.

Der Geheimgang war ja auch eingestürzt und selbst bei der Mauer im Wald, nahe der Lichtung hätte ich Magie gebraucht.

Jetzt hatte ich wirklich ein Problem und das war ziemlich nervig, aber ich wollte mich nicht an Rocan wenden, er hatte nun wirklich genug Probleme.

Irgendwie musste ich mich raus schleichen, da es Schülern verboten war die Stadt zu verlassen und das würde gar nicht so einfach werden.

Kurz überlegte ich, bis ich endlich einen Plan hatte. 

Schnell rannte ich in den Keller, schnappte mir einen der Umhänge dort und da er natürlich zu groß war, da er Rocan oder Katana gehörte riss ich einen Stück am Saum an. Anschließend rannte ich damit in den Garten und zog den Umhang durch eine Schlammpfütze.

Jetzt sah er einigermaßen so aus als könnte er in das Armenviertel passen und würde meine Kleidung verdecken.

Schnell verließ ich das Haus, ging schnell auf das Stadttor zu und erst kurz davor warf ich mir in einer Gasse den Umhang über. Tief zog ich mir die Kapuze ins Gesicht, sah zu Boden und ging dann auf die zwei Wachen zu die das Tor bewachten.

Ich war schon fast an ihnen vorbei, als mich einer der zwei plötzlich am Arm packte.

„Hey wohin so schnell?“ fragte er barsch und ließ mich nicht los.

„Ich will meine Tante besuchen gehen Sir,“ sagte ich unterwürfig.

„Ach ja? Und wo sind deine Papiere?“ fragte er hartnäckig.

Nervös schluckte und wollte gerade irgendeine Lüge stammeln, als die Wache von einer roten Kugel mitten im Gesicht getroffen wurde. Erstaunt sah ich dabei zu, wie sie zerplatze und das Gesicht des Mannes mit einem roten Puder bedeckte.

„Hey ihr hässlichen Idioten, habt ihr nichts besseres zu tun als Mädels aufzuhalten?“ fragte eine mir unbekannte Stimme lachend.

Als ich zur Seite sah, entdeckte ich einen kleinen Jungen der nicht älter als zwölf sein konnte und er warf noch eine der kleinen roten Kugeln in die Luft und fing sie wieder auf. Als die zwei Wachen zu ihm sahen, warf der Junge die Kugel auf die zweite Wache und traf auch den mitten im Gesicht. Ich wusste genau was das für Kugeln waren. Das rote Pulver würde einen stark juckenden Ausschlag verursachen der drei Tage lang anhielt wenn man nicht wusste wie man das behandelte und außer den Straßenkindern wusste es keiner.

„Hey du Kröte komm gefälligst her,“ brüllte einer der Wachen. Der andere ließ mich inzwischen auch los und ich trat langsam von ihm weg.

„Ich denk ja nicht daran ich hohlen Affen,“ lachte der Junge.

Jetzt rannten die zwei Wachen los, der Junge drehte sich schnell um und flitzte davon. Diese Chance nutzte ich und schlüpfte durch das Tor und rein ins Armenvierte. Schnell flitze ich durch die Straßen, bis ich einen Zugang zu den Gängen der Rebellen fand. Ich flitzte durch die Gänge und hielt erst vor Kenos Unterschlupf an. Ich wollte schon klopfen, als ich Schritte hörte die näher kamen und so beschloss ich lieber schnell im Unterschlupf zu verschwinden als hier erwischt zu werden. Den letzten den ich jetzt sehen wollte war Takuto.

Kaum das ich die Tür hinter mir zugeschlagen hatte, sahen mich zwei Paar Augen erstaunt an und ich lächelte zurück.

„Hallöchen,“ sagte ich zu Josh und seinem Vater.

„Bei den Göttern Kari dir geht es gut,“ sagte Keno, sprang auf und schloss mich in seine Arme.

„Ja und so wie es aussieht hat Josh auch eine große Rolle gespielt das es mir gut geht,“ sagte ich lächelnd.

„Von wegen, ich stand nur da während der Magier irgendwie gezaubert hat,“ erwiderte Josh schnell.

Keno ließ mich jetzt los, zog mich aber sofort zu den Sesseln und wir setzten uns.

„Bist du Seff begegnet? Ich hab ihm zum Tor geschickt, weil ich befürchtet hab das die Wachen dich nicht durch lassen. Dabei hatte ich aber eher an deine Magiersachen gedacht, nicht das du als eine von uns kommst,“ sagte Josh.

„Naja, Schüler dürfen die Stadt nicht verlassen und da ich keine Magie mehr einsetzen kann, konnte ich auch die üblichen Schleichwege nicht benutzen. Rocan wollte ich auch nicht stören und so bin ich auf die Idee gekommen, aber ohne Seff wäre ich wahrscheinlich nicht durch gekommen. Er kam genau im richtigen Moment und hat die Wachen abgelenkt,“ erzählte ich schnell.

„Warum kannst du keine Magie einsetzten?“ fragte Keno erstaunt.

Anscheinend hatte ihm Josh nicht alles gesagt.

„Marekai war so nett mir den Schlangenarmreif umzulegen. Das tut nicht nur weh sondern unterdrückt auch meine gesamte Magie,“ erklärte ich und zeigte Keno den Armreif.

„Dieser verdammte Magier! Wenn ich den erwische, wird er nie wieder froh,“ knurrte Keno wütend.

„Glaub mir, ich erwische ihn vorher und dann gibt es keine billigen Tricks mehr, mit denen er mich gefangen nehmen kann,“ sagte ich genau so wütend.

„Was treibt eigentlich der Magiermeister? Ich dachte er würde seine Verlobte nach so einem Vorfall nicht mehr so schnell alleine lassen,“ fragte Keno.

Ich sah wie Josh neben mir erstarrte und erst nach einigen Sekunden wurde mir klar warum. Er wusste das Rocan und ich zusammen waren, aber nicht das ich eingewilligt hatte ihn zu Heiraten.

„Du… du… du willst wirklich diesen Typen Heiraten?“ fragte Josh und sprang auf die Beine. In seinen Augen konnte ich eine Mischung aus blanker Wut und Entsetzen erkennen und das machte mich wirklich traurig.

„Ja, er hat mich kurz vor der Entführung gefragt und ich habe eingewilligt,“ sagte ich ohne einen funken schlechten Gewissens.

Ich liebte Rocan und würde nicht zulassen das er mir ein schlechtes gewissen einredete.

„Das kannst du nicht machen Kari! Du kennst ihn kaum, er ist sehr viel älter als du und er ist ein Magier!“ knurrte Josh wütenden und ließ es als Beleidigung klingen.

„Ich bin auch ein Magier Josh und ich werde ihn Heiraten, es mir egal was du dazu sagst,“ antwortete ich hart.

„Du wirst schon genauso wie sie,“ knurrte Josh und rannte dann zur Tür raus.

Erstaunt sah ich die Tür an, aber dann wurde ich von Trauer überschwemmt. Wie konnte er nur so was sagen? Ich wurde nicht genau so wie die Magier die alle unterdrückten und nur an sich selbst dachten. Ich war immer noch Kari, das Mädchen von der Straße.

„Hör nicht auf ihn Kari, er ist nur sauer weil der Magiermeister das geschafft hat, was er schon sein Leben lang versucht. Er will dein Herz aber das gehört Lord Rocan und das will er nicht einsehen. Vielleicht wäre es besser wenn ihr euch eine Zeit nicht seht, damit er sich beruhigen kann,“ sagte Keno jetzt ruhig und ich nickte schnell.

„Das wird nicht schwer. Ich bin heute gekommen um euch zu sagen das ich mit Rocan eine Zeit die Stadt verlasse,“ sagte ich jetzt leise.

„Oh wo geht es hin?“ fragte Keno interessiert.

„Wir reisen nach Algaria. Hier im Land gibt es niemanden der den Armreif ab machen könnte, aber Lord Kirano kennt jemanden der das kann. Nur will dieser Magier Algaria nicht verlassen und so müssen wir wohl oder übel dort hin reise,“ erzählte ich schnell.

„Josh hat mir von Lord Kirano erzählt. Muss alles ziemlich verwirrend für dich sein Kari, aber ich hoffe er ist nett zu dir,“ sagte Keno besorgt.

„Ja er ist wirklich nett. Ich mochte ihn vom ersten Moment, er strahlt so etwas ab was Menschen sofort in ihren Bann zieht. Du solltest ihn mal kennen lernen, ihr würdet euch bestimmt gut verstehen,“ sagte ich jetzt lächelnd.

„Vielleicht irgendwann einmal. Wann werdet ihr aufbrechen?“ fragte Keno.

„Morgen gleich, da es eine lange reise ist und ich den Armreif wirklich bald los haben will,“ sagte ich und verzog das Gesicht bei einem blick auf meinen Arm.

„Das verstehe ich, weist du wie lange ihr fort bleiben werdet?“ fragte Keno interessiert.

„Leider nein, ich weis nicht genau wie lange wir brauchen um nach Algaria zu kommen und wie lange es dauern wird wieder den Armreif los zu werden,“ antwortete ich sofort.

„Ich hoffe du bekommst den Armreif schnell ab,“ sagte Keno jetzt und dann redeten wir.

Wir redeten über alles mögliche angefangen von den Rebellen, über Rocan, bis hin zu Marekai. Ich merkte gar nicht wie die Zeit verging bis irgendwann Rocan neben uns auftauchte. Keno war erst zusammen gezuckt und dann schnell aufgesprungen, aber als er sah wer da gekommen war, entspannte er sich leicht.

Kurz sah sich Rocan um, runzelte dann die Stirn und sah fragend zu mir.

„Er ist abgehauen als er raus gefunden hat das wir verlobt sind,“ erklärte ich sofort.

„Dummer Junge,“ sagte Rocan laut und sah dann zu Keno.

„Ich muss Kari jetzt leider mitnehmen. Sie muss noch packen und wir wollen Morgen sehr früh los,“ sagte er dann ruhig.

„Natürlich doch, passt auf sie auf,“ sagte Keno zum Abschied.

Rocan nickte ihm zu, nahm meine Hand und brachte uns mit seiner Magie nach Hause.

„Was genau hat Josh gesagt? Du siehst ziemlich aufgewühlt aus?“ fragte Rocan sanft in der Eingangshalle.

„Nur dummes Zeug, das ich dich nicht Heiraten soll weil du älter und ein Magier bist. Als ich darauf sagte das ich auch ein Magier bin, ist er völlig ausgerastet und meinte das ich schon genau so bin wie die Magier,“ erzählte ich ausdruckslos.

„Du bist bestimmt nicht so wie die anderen Magier. Du bist viel zu gutherzig,“ sagte Rocan lächelnd.

„Ich werde nie sein wie sie und ich werde mir bestimmt nicht von Josh irgendeinen Mist einreden lassen! Ich stehe zu dir und meinen Gefühlen,“ sagte ich entschloss.

In Rocans Augen fing es an zu leuchten und im nächsten Moment küsste er mich stürmisch. Automatisch klammerte ich mich an ihn und erst als er sich schweratmend von mir löste, ließ auch ich ihn los.

„Pass auf was du sagst mein Engel,“ sagte er und gab mir noch einen sanften Kuss auf die Stirn.

Leicht lief ich rot an, aber es war mir egal.

„Komm jetzt, du musst packen, sonst fährst du morgen nur mit der Kleidung die du am Körper trägst,“ sagte Rocan dann und zog mich zur Treppe.

Schnell folgte ich ihm und wir gingen in mein Zimmer. Auf meinem Bett lagen schon einige Koffer und ich sah sie skeptisch an. Was sollte ich mit vier Koffer?

„So viele?“ fragte ich deswegen nach.

„Das ist doch nicht viel. Du wirst dort nicht die meiste zeit des Tages deine Uniform oder Trainingskleidung tragen, also brauchst du ein bisschen mehr Kleidung,“ erwiderte Rocan.

„Na wenn du meinst,“ antwortet ich darauf nur und riss meinen Kleiderschrank auf.

Er war erschreckend leer, wenn man mal besagte Schuluniformen und Trainingskleidung weg ließ.

Auch Rocan sah Stirnrunzelnd in meinen Kleiderschrank und schüttelte dann den Kopf.

„Also mit den paar Sachen kann du wirklich nicht verreisen. Das wird gerade mal für die Schifffahrt reichen. Du solltest wohl lieber Shoppen gehen,“ sagte Rocan dann lächelnd.

„Shoppen?“ fragte ich nach.

Das Gesicht das Rocan auf meine Frage zog war unbezahlbar. Seine Augen vergrößerten sich und blanker Unglaube war darin zu sehen.

„Bei den Göttern das ich das noch erleben darf. Eine Frau die nicht weis was Shoppen ist, dass müssen wir sofort ändern. Los zieh dir was ordentliches an, wir gehen jetzt mal Shoppen,“ sagte Rocan grinsend.

„Na wenn du meinst,“ sagte ich unsicher.

Schnell war ich den dreckigen Umhang über einen Stuhl und zog mir was frisches an. Zusammen mit Rocan und Katana verließ ich das Haus und wir trotten in den belebten teil der Stadt mit den ganzen Geschäften.

Dort angekommen zogen sie mich in das erste Geschäft das sie finden konnten und ich sah mich erst mal um.

Der ganze Laden war mit Ständern ausgestattet auf denen ausschließlich Kleidung in jeder Form und Farbe hingen.

„Und jetzt tob dich mal aus Kari, such dir aus was dir gefällt und probiere es an,“ sagte Rocan und schob mich zum ersten Ständer.

Unsicher sah ich kurz zu ihm und dann auf den Ständer. Er war voll mit T-Shirts in allen möglichen Farben.  Langsam fing ich an mir die Sachen anzusehen, spürte aber die Blicke von Rocan und Katana im Rücken und das machte mich unsicher.

„Währe es möglich das ich mich alleine umsehe?“ fragte ich die zwei jetzt.

„Oh natürlich doch. Ich schau mal ob ich was schönes für dich finde,“ sagte Rocan und schon gingen die zwei Weg.

Erleichtert atmete ich auf und wand mich wieder der Kleidung zu. In ruhe suchte ich mir einige Teile aus die mir gefielen und ging damit zu Umkleidekabinen. Alles was passte ließ ich bei mir und den Rest hängte ich wieder zurück. Wenn ich etwas gefunden hatte was mir gefiel, kam sofort Katana um es mir abzunehmen während ich weiter suchte. Den Stapel den ich fand war gegenüber dem was Rocan und Katana raus suchten ziemlich mickrig und ich fragte wie viel Klamotten sie noch wollten. Nach einer Stunde in dem Laden war ich nur noch genervt und wollte heim, aber Rocan suchte immer weiter. Ihm schien das richtig spaß zu machen.

 

„Hallo Kari,“ sagte plötzlich eine vertraute Stimme hinter mir als ich genervt Rocan beobachtete.

Schnell drehte ich mir zu der Stimme um und sah Seno hinter mir stehen.

„Seno! Wie geht es dir?“ fragte ich sofort.

„Das fragst du ausgerechnet mich?! Du bist doch hier das Mädchen das sich drei Wochen lang in Gefangenschaft befand. Wie geht es dir?“ fragte Seno.

Automatisch lange ich mir an den Schlangenreif bei Senos Worten und verzog das Gesicht.

„Jetzt geht es mir wieder einigermaßen gut, aber voll da bin ich noch nicht,“ erzählte ich.

„Verständlich. Muss ziemlich hart gewesen sein. Wann kommst du wieder zum Unterricht? Die anderen fragen auch schon nach dir,“ sagte Seno und sah mich fragend an.

„Das kann noch etwas dauern. Ich breche morgen auf nach Algaria,“ antwortete ich schnell.

„Oh was machst du den da?“ fragte Seno interessiert.

„Naja… der Magier der mich entführt hat, hat dafür gesorgt das ich meine Magie nicht mehr einsetzen kann und nur ein Magier aus Algaria kann das ändern,“ sagte ich und sah jetzt zu Boden.

Ich mochte es gar nicht mit anderen Leuten darüber zu reden.

„Okay das ist echt scheiße. Hoffentlich kannst du bald wieder deine Magie gebrauchen. Was machst du eigentlich hier? Ich hätte dich jetzt nicht für eins dieser Shoppingsüchtigen Mädchen gehalten,“ fragte Seno.

„Er war der Meinung ich hab zu wenig zum Anziehen für die Reise nach Algaria,“ antwortete ich und zeigte auf Rocan.

Seno folgte meiner Hand und bekam große Augen als er Rocan und Katana sah.

„Die Gerüchte sind also wahr,“ nuschelte er leise und versuchte unauffällig auf meine Hand zu schauen.

Es hatte sich also schon rum gesprochen. Ich wollte gar nicht wissen wie die anderen in der Schule über mich redeten, aber eigentlich war es mir egal. Ich stand zu meiner Entscheidung.

„Und was machst du hier? Du siehst nicht so aus als würdest du häufig in Frauenkleidern rum rennen?“ fragte ich jetzt was Seno sofort zum lachen brachte.

„Nein das nun wirklich nicht. Ich bin mit meiner Schwester hier. Sie brauchte jemanden der ihr den Einkauf nach Hause trägt,“ sagte er lachend.

„Na darauf freust du dich aber besonders oder?“ fragte ich grinsend.

„Klar doch,“ lachte Seno.

„Kari, komm mal her,“ rief plötzlich Rocan.

Kurz sah ich zu ihm und stellte fest das er einen Berg Kleidung in der Hand hielt.

„Wie du hörst ich werde gebraucht,“ stöhnte ich genervt auf. 

„Ja, viel spaß bei deiner Reise und lass dich nicht unter kriegen, du bist mächtig!“ sagte Seno.

„Danke, hoffentlich sehen wir uns bald wieder,“ sagte ich, lächelte schwach und ging dann zu Rocan. Er musterte Seno, lächelte mich aber sofort an als ich vor ihm stand.

„Wer war das?“ fragte er.

„Seno. Er geht mit mir in eine Klasse und war mein Trainingspartner bei Lord Kyran,“ erzählte ich.

„Ach so,“ war Rocans einzige Reaktion.

„Also was hast du jetzt schon wieder für mich?“ fragte ich jetzt und zeigte auf den Kleiderberg.

„Ein paar Kleider,“ sagte Rocan nachdenklich.

„Wie viel brauche ich eigentlich noch? Wenn du so weiter machst kann ich bald jeden Tag was anderes tragen und dass das ganze Jahr über,“ sagte ich jetzt genervt.

„Nur noch ein Kleid Kari. Wir brauchen etwas elegantes,“ sagte Rocan jetzt lächelnd.

„Na gut, aber wirklich das letzte. Vorhin hast du noch gesagt ich hab keine Zeit weil ich packen muss und jetzt vergeuden wir schon ewig unsere Zeit hier,“ sagte ich Zähneknirschend.

Hinter mir fing Katana an zu lachen und deswegen sah ich zu ihm.

„Ihr werdet der glücklichste Ehemann in ganz Feron sein Meister. Ihr bekommt eine Frau die sich nicht davor Scheut sich die Finger dreckig zu machen und die Kleider einkaufen hasst. Jeder Mann wird euch beneiden,“ lachte Katana und jetzt lachte auch Rocan.

Was war daran bitte so witzig.

„Da stimme ich dir zu,“ sagte Rocan jetzt und im nächsten Moment landeten seine Lippen auf meinen.

„Könnt ihr jetzt aufhören euch über mich lustig zu machen?“ fragte ich nachdem ich mich von Rocan gelöst hatte.

„Wir machen uns nicht lustig mein Engel. Komm lass uns ein schönes Kleid finden dann gehen wir wieder,“ sagte Rocan, drückte mir ein paar Kleider in die Hand und schob mich zur Umkleide.

Eine weitere halbe Stunde verbrachten wir in dem Laden, bis Rocan zufrieden war. Er zahlte anschließend alles und Katana nahm sofort alle Tüten. Ich wusste nicht wie er es schaffte ohne mit der Wimper zu zucken alle Tüten auf einmal zu tragen, den wenig waren es nicht.

Zusammen schlenderten wir nach Hause und während Katana dort das Abendessen vorbereitete, packte ich meine Koffer. Rocan saß dabei auf meinem Stuhl und sah mir zu, während wir uns unterhielten.

Als wird schließlich zum Abendessen gingen, hatte ich fertig gepackt und alles war bereit zum Aufbruch.

 

Der nächste Morgen begann recht stressig.

Rocan weckte mich schon bevor die Sonne aufgegangen war und hetzte mich zum Frühstück. Murrend war ich unter die Dusche gesprungen und hatte mein Frühstück in Rekordzeit in mich rein geschaufelt. Katana hatte in der zwischen Zeit unsere Koffer zur Kutsche gebracht und kaum war ich fertig, zog mich Rocan auch schon raus zur Kutsche.

„Man warum hast du es so eilig?“ fragte ich beim Einsteigen noch total verschlafen.

„Das Schiff wird fahren und es ist egal ob wir drauf sind oder nicht, also sollten wir es lieber nicht verpassen,“ erklärte Rocan lächelnd.

Die fahrt zum Hafen verging schnell und als ich schließlich wieder ausstieg, stand ich vor einem ziemlich großen Schiff. Die weißen Segel waren eingeholt worden, drei Maste ragten hoch in den Himmel, am mittleren wehte die Algarische Flagge im Wind und überall wuselten Arbeiter herum.

Katana der inzwischen aufs Schiff gerannt war, kam mit zwei Arbeitern wieder und zusammen brachten sie die Koffer aufs Schiff.

„Ah, ihr müsst Lord Rocan sein,“ sagte plötzlich jemand.

Ich folgte der Stimme mit den Augen und sah einen stattlichen Mann vom Schiff auf uns zu kommen.

Er trug eine blaue Uniform mit einigen Auszeichnungen, sein braunes Haar wurde fast von einer Wollmütze verdeckt und seine grünen Augen blitzen freudig auf.

„Dann seit ihr sicher Kapitän Seroth. Es ist mir eine Freude sie kennen zu lernen,“ sagte Rocan und trat auf den Mann zu.

Da ich nicht wusste was ich sonst machen sollte, folgte ich ihm schnell wobei ich mich weiter umsah. Ich sah keine weiten Leute die aussahen als wollten sie verreisen, nur Arbeiter.

„Ja das bin ich, es ist mir eine Ehre sie auf meinem Schiff willkommen zu heißen. Was für eine bezaubernde Dame habt ihr da in eurer Begleitung?“ fragte der Kapitän und sah zu mir.

„Darf ich ihnen meine Verlobte Lady Kari von Sheruf vorstellen,“ sagte Rocan lächelnd und reichte mir seine Hand.

Sofort nahm ich sie und er zog mich näher zu ihm.

„Sehr erfreut,“ sagte ich jetzt an den Kapitän gewandt der mich mit großen Augen ansah.

„Ich habe Gerüchte gehört, aber ich dachte es sei ein Scherz gewesen. Es ist mir eine Ehre Prinzessin,“ sagte er dann mit einer Verbeugung.

Augenblicklich lief ich knallrot an und war absolut überfordert.

Das würde doch jetzt nicht immer so weiter gehen? Ich war doch nur ein einfaches Mädchen. Vor ein paar Monaten war ich schließlich noch ein Straßenkind gewesen.

„Kari reicht völlig aus Kapitän,“ warf ich jetzt hastig ein.

„Das kann ich doch nicht machen Prinzessin! Ihr seit schließlich die Enkeltochter von König Pharisto,“ sagte er schockiert.

„Wie wäre es mit Lady Kari?“ schlug Rocan jetzt vor der meine Verzweiflung spürte.

„Hm… ich glaube das geht gerade noch, auch wenn es mir nicht behagt,“ antwortete der Kapitän.

Damit konnte ich Leben, aber ich ahnte schon das sich nicht jeder so leicht überreden ließ, wenn wir erst mal in Algaria waren.

„Lasst uns an Bord gehen, dort können wir weiter reden,“ sagte Rocan immer noch lächelnd.

„Natürlich doch, jetzt verstehe ich zumindest warum ihr so dringend nach Algaria wollte, selbst wenn ihr deswegen auf einem Handelsschiff mit reisen müsst,“ sagte der Kapitän und ging vor uns den Steg zum Schiff hinauf.

„Wir haben es etwas eilig und ihr habt das schnellste Schiff das nach Algaria fährt,“ sagte Rocan und sah sich jetzt etwas um.

„Oh ja, die Soralla ist eins der schnellsten Schiffe aus ganz Algaria und dazu noch eins der Sichersten. Kein Pirat auf den Meeren würde es wagen dieses Schiff anzugreifen!“ sagte der Kapitän stolz.

„Das beruhigt mich wirklich, im Moment kann ich wirklich auf jeden Stress verzichten,“ sagte Rocan.

Inzwischen standen wir auf dem Schiff und hier rannten noch mehr Arbeiter rum. Aus einer Tür kam Katana jetzt auf uns zu.

„Es ist alles verstaut Meister. Ich wünsche euch eine angenehme reise,“ sagte er mit einer Verbeugung.

„Kommt er nicht mit?“ fragte ich erstaunt.

„Er wird hier bleiben und die Lage überwachen. Sollte Marekai ärger machen oder irgendwas bei den Rebellen los sein, wird er es mir sofort sagen und dafür brauche ich ihn leider hier,“ antwortete Rocan.

„Danke, pass gut auf alles auf,“ sagte Rocan jetzt laut und nach einem nicken verschwand Katana dann auch vom Schiff.

„Na dann werde ich ihnen als erstes mal ihre Kajüte zeigen. Ihre Sachen wurden dort schon verstaut,“ sagte der Kapitän jetzt und ging sofort auf eine Tür zu.

Dahinter fanden wir eine Treppe die unters Deck führte und nachdem der Kapitän uns durchs halbe Schiff geführt hatte, machte er die Tür zu einer Kajüte auf. Sie war eng und zwei kleine Betten standen an den Wänden. Man hatte gerade noch genug platz um hindurch zu gehen. Am ende der Betten standen je ein kleiner Schrank, aber ansonsten war der Raum leer.

„Wir haben leider nichts was ihrem Stand entspräche, da wir nur ein einfaches Handelsschiff sind, aber ich hoffe ihr werdet damit zurecht kommen,“ sagte der Kapitän und wand sich unbehaglich.

„Das reicht völlig für uns aus, danke,“ sagte Rocan schnell und der Kapitän lächelte erleichtert.

„Ich muss dann auch mal aufs Deck. Wir legen bald ab und ich muss schauen ob die Männer ihre Arbeit machen,“ sagte er dann und schon war er verschwunden.

Kaum war der Kapitän verschwunden, zuckte Rocan zusammen und er sah ziemlich schlecht aus. Erstaunt sah ich zu ihm wie er sich auf eins der Betten setzte und sich den Bauch hielt.

„Was ist mit dir los?“ fragte ich besorgt.

„Mir liegen Schiffreisen nicht so besonders. Geh dich ruhig umsehen Kari, ich bleib hier und ruh mich etwas aus,“ sagte er und wurde schon leicht grün im Gesicht.

Nur schwach konnte ich spüren wie sich das Schiff im Wasser bewegte, aber das reichte anscheinend schon aus um Rocan flach zu legen.

„Sicher das ich dich alleine lassen kann?“ fragte ich unsicher.

„Absolut sicher, geh,“ sagte er leise.

„Na wenn du meinst,“ sagte ich nur noch, ging zu ihm und gab ihm einen kurzen Kuss auf die Wange.

Danach verschwand ich schnell aus der Kabine und rannte wieder an Deck.

Der Steg war inzwischen eingeholt worden und einige Arbeiter machten die Halteseite an Land ab.

„Lady Kari, kommt hier hoch,“ sagte plötzlich der Kapitän. Schnell drehte ich mich zu ihm um und sah das er am Steuer des Schiffes stand. Schnell ging ich die Treppe zu ihm rauf und stellte gleich fest das ich von hier alles besser im Blick hatte.

„Von hieraus könnt ihr besser sehen und steht den Matrosen nicht im Weg,“ sagte der Kapitän lächelnd.

Schnell nickte ich ihm zu, sah dann aber wieder zum Treiben am Schiff. Die Segel wurden jetzt ausgefahren und ein starker Wind erfasste sie und blähte sie auf. Ein kurzer Ruck ging durch das ganze Schiff und langsam setzte es sich in Bewegung.

Geschickt lenkte Kapitän Seroth das Schiff aus dem Hafen und raus aufs Meer.

Kurz sah ich zum Hafen zurück und verspürte einen kleinwenig Heimweh, aber schnell sah ich wieder nach vorne.

„Auf nach Algaria,“ sagte ich leise mit einem kleinen Lächeln im Gesicht.

 

Der Wind war uns gewogen und schnell war vom Land nichts mehr zu sehen. Sanft schaukelte das Schiff in den Wellen und von meinem Platz beim Kapitän sah ich mir das treiben an Deck an ohne jemanden zu stören.

„Ihr dürft euch jetzt ruhig etwas umsehen und wenn ihr Fragen habt, kommt ruhig zu mir,“ sagte Kapitän Seroth lächelnd.

„Danke Kapitän, das werde ich machen,“ antwortete ich ihm ebenfalls lächelnd.

Schnell machte ich mich jetzt auf den Weg vom Kapitän weg und sah mir das Deck an. Einige der arbeitenden Männer sahen mich misstrauisch an, aber ich versuchte sie nicht zu stören.  Nachdem ich jeden Winkel des Decks erkundet hatte, ging ich unter Deck, aber da waren mir zu viele Leute, also flüchtete ich gleich wieder an Deck. Dort war inzwischen etwas ruhe eingekehrt und nur noch wenige Matrosen war hier.

Entspannt lehnte ich mich jetzt an die Reling und sah auf das wogende Meer hinaus. Das Wasser war Kristallklar, was dazu führte das ich Fische sehen konnte, die neben dem Schiff her schwammen, einige Vögel umkreisten die Masten den Schiffes, aber umso weiter wir uns vom Festland entfernten, umso weniger Vögel wurden es. Ein paar Meter von mir entfernt standen zwei Matrosen und unterhielten sich in Algarisch. Inzwischen war ich aber schon so gut in der Sprachen, das ich sie mühelos verstehen konnte.

„Ich versteh nicht warum wir plötzlich diesen Adligen und seine Geliebte mitnehmen müssen?! Das macht die Überfahrt nur gefährlicher und sie werden uns die ganze Zeit im weg rum stehen,“ sagte ein älterer Matrose missmutig.

„Das ist nicht irgendein Adliger. Angeblich soll es der Magiermeister von Feron sein und er hat etwas dringendes mit dem Haus Sheruf zu klären. Lord Kirano Sheruf war ungewöhnlich lange in Feron,“ sagte der wesentlich jüngere Matrose.

„Ja stimmt, ich habe Gerüchte gehört das im Königshaus irgendwas nicht stimmt. Meine Schwester arbeitete im Palast als Kammerzofe und sie meinte das das ganze Königshaus total durcheinander ist. Bis jetzt sagt keiner was genau los, aber ich glaube all zulange können si es nicht mehr verbergen,“ sagte der ältere Matrose.

„Ob es etwas mit den schwarzen Magiern zu tun hat? Wenn unser Gast wirklich der Magiermeister ist und dringend was im Königshaus zu tun hat, könnte es doch damit zusammen hängen. In Feron sind in letzter Zeit ziemlich viele schwarze Magier gesichtet worden  und wir haben doch auch diesen Gefangenen schwarzen Magier dabei der angeblich aus Algaria kommen soll,“ sagte der jüngere Mann.

Ich hatte dem Gespräch ruhig zugehört, aber beim letzten Satz zuckte ich so stark zusammen das die Zwei Männer mich bemerkte und mich mit hochgezogenen Augenbrauen ansahen.

Sie hatten einen gefangenen schwarzen Magier dabei! War es vielleicht einer von Marekais Männern und wie hatten sie ihn Gefangen?

„Wer ist eigentlich diese Gör?“ fragte der ältere Matrose und sah wieder zu seinem Kollegen.

„Gute Frage, ich hab nur gehört das der Magiermeister und seine Ge….,“ sagte der Junge und stoppte mitten im Satz.

Mit großen Augen sah er zu mir und musterte mich von oben bis unten.

„Ach sie kann nie seine Geliebte sein, sie ist viel zu Jung!“ sagte der ältere wieder.

Jetzt war es wohl an der Zeit ihnen zu sagen das ich verstand was sie sagten.

„Du hast recht, ich bin nicht seine Geliebte,“ sagte ich in perfekten Algarisch.

Erstaunt sahen mich die Männer an.

Langsam ging ich ein Stück von der Reling weg und sah sie mit festen Blick an.

„Ich bin seine Verlobte,“ sagte ich mit fester Stimme.                 

Gerade als die Männer was sagen wollten, kam ein anderer Matrose auf uns zu und verbeugte sich plötzlich vor mir.

„Prinzessin entschuldigt die Störung. Der Kapitän schickt mich euch auszurichten das das Abendessen fertig ist. Lord Rocan und er warten auf sie,“ sagte er schnell.

Bei der Förmlichen Anrede verzog ich kurz das Gesicht sagte aber nichts.

Die zwei anderen Matrosen war jetzt leicht blass geworden und sahen mich aus großen Augen an.

„Danke, kannst du mir zeigen wo ich hin muss?“ fragte ich den jungen Mann vor mir jetzt lächelnd. Sofort nickte er und führte mich unter Deck.

Schnell brachte er mich in einen Raum in dem ein Tisch stand, wo vielleicht sechs Leute platz hatten,  zwei Schränke standen an den Wänden und einige Bilder schmückten den Raum.

Rocan und der Kapitän saßen am Tisch und lächelten mir zu.

Rocan war immer noch leicht grün im Gesicht und sah nicht so aus, als hätte er großen Hunger. Schwach lächelte er mich an und schnell setzte ich mich neben ihn. Sanft legte ich eine Hand auf sein Knie und drückte es sanft.

„Kannst du dich nicht heilen?“ fragte ich vorsichtig.

„Ich fürchte nicht. Ich bin kein großer heiler, meine Fähigkeiten liegen in anderer Magie,“ antwortete er gequält.

„Wie gefällt dir die Soralla?“ fragte der Kapitän und sah mich jetzt aufmerksam an.

„Es ist ein wirklich schönes Schiff und sehr schnell. Wie lange werden wir brauchen um nach Algaria zu kommen?“ fragte ich interessiert.

„Wenn das Wetter weiter so gut bleibt dann werden wir es in weniger als zwei Wochen schaffen,“ antwortete der Kapitän nachdenklich.

Das war ja doch noch eine lange Zeit. Ich hatte gehofft das es schneller gehen würde, aber eigentlich hätte ich damit rechnen müssen. Ohne Magie ging halt doch alles langsamer.

Zwei Matrosen kamen jetzt rein und brachten uns das Essen, was mich erst mal ablenkte. Die frische Luft und die Erkundungstour durch das Schiff hatten mich hungrig gemacht.

Wir schwiegen eine weile beim Essen, bis mir in den Sinn kam, was die zwei Matrosen gesagt hatten über den Gefangenen.

„Stimmt es das wir einen gefangenen schwarzen Magier an Board haben?“ fragte ich irgendwann.

Rocan neben mir verschluckte sich an seinem Essen und Kapitän Seroth sah mich erstaunt an.

„Woher wisst ihr davon?“ fragte er.

„Zwei Matrosen haben sich darüber unterhalten,“ antwortete ich ehrlich.

„Ihr solltet aufpassen was eure Matrosen so alles sagen, wir können uns nicht leisten das die anderen schwarzen Magier wissen das er hier an Board ist,“ sagte Rocan jetzt ernst.

„Natürlich. Ich rede noch mal mit den Männern das sie ab sofort ruhig sind,“ sagte der Kapitän erschrocken.

„Hoffen wir mal das sie nicht schon zu viel gesagt haben. Also ja Kari wir haben einen schwarzen Magier hier, aber mach dir keine Sorgen er ist keine Gefahr. Wir überführen ihn nach Algaria, da es sein Heimatland ist und man da über seine neue Strafe entscheiden wird,“ sagte Rocan und sah mir in die Augen.

„Wie heißt er?“ fragte ich jetzt vorsichtig nach.

Ich wollte wissen ob es einer von Marekais Leuten war und ob ich ihn kannte.

„Lukes aus dem Haus Melas,“ sagte Rocan und beobachtete mich dabei genau.

Mir lief es eiskalt den Rücken runter und ich musste sofort an den gierigen Blick aus den fiesen braunen Augen denken.

„Du kennst ihn,“ stellte Rocan trocken fest.

„Ja, darf ich ihn sehen?“ fragte ich jetzt nach und Rocan legte den Kopf schief.

Der Kapitän hingegen schnappte erschrocken nach Luft.

„Was wollt ihr von so einem Verbrecher? Ihr solltet euch lieber von ihm fern halten,“ sagte er mit großen Augen.

„Ich muss ihn sehen,“ sagte ich nur ausdruckslos.

„Nach dem Essen, ich werde dich begleiten,“ sagte Rocan ernst.

Kurz nickte ich ihm zu und wand mich dann wieder meinem Essen zu.

Das restliche Essen verlief schweigend und danach verabschiedeten Rocan und ich uns gleich.

 

Langsam führte mich Rocan durch das Schiff, immer tiefer hinein und hing dabei seinen Gedanken nach. Irgendwann blieb er plötzlich stehen sah zu Boden.

„Lukes von Melas ist ein kaltblütiger Mörder und Vergewaltiger. Ich nehme an das du ihm bei Marekai begegnet bist, was ist da passiert?“ fragte Rocan besorgt.

Schnell schloss ich die Augen als mich die Erinnerungen zu erdrücken drohten und ich schluckte um den Kloss in meinem Hals los zu werden.

„Ich habe Lukes nur kurz getroffen. Marekai hat mich in sein Zelt gebracht und mich dort festgekettet. Am Abend kam er mit einem Mann wieder. Lukes. Sie unterhielten sich und Lukes ließ keinen Zweifel daran was er von mir will. Er hat Marekai versucht zu überreden das er mich ihm ausleiht oder wenn nötig hätte er auch gezahlt, aber Marekai wollte es nicht,“ erzählte ich und sah zu Boden.

Im nächsten Moment schlossen sich Rocans Arme um mich und drückte mich an ihn. Erst jetzt bemerkte ich das ich am ganzen Körper zitterte.

„Er wird dir nie wieder zu nahe kommen,“ knurrte er und strich mir übers Haar.

„Ich muss ihn sehen um damit abschließen zu können,“ sagte ich leise.

„Das verstehe ich, komm lass uns weiter gehen,“ sagte Rocan jetzt ruhig.

Kurz küsste er mich auf die Stirn, nahm dann meine Hand und führte mich noch tiefer.

Irgendwann hielt er vor einer Massiven Tür an, neben der zwei Wachen standen. Bei unserem Anblick hatten sie sich schnell verbeugt.

„Hinter dieser Tür in einer Zelle ist er, bist du bereit?“ fragte Rocan und drückte meine Hand.

Schnell nickte ich ihm zu und auf einen Wink von Rocan hin machte einer der Wachen die Tür auf.

Der Raum dahinter war nicht besonders groß und wurde nur mit einer Fackel erleuchtet. Getrennt wurde der Raum durch dicke Gitterstäbe und auf einer Pritsche auf der anderen Seite lag Lukes. Seine Kleidung war nicht mehr ordentlich, auch wenn es fast die gleiche war, wie damals bei Marekai. Seine fettigen Haare, waren unordentlich verstrubbelt und ein fieses grinsen erschien auf seinem Gesicht als mir sah.

„Ah die kleine Schönheit hat es also geschafft Marekai zu entkommen. Wie ist dir das gelungen? Das hat noch kein Mensch vor dir geschafft,“ fragte Lukes und setzte sich auf.

Rocan beachtete er gar nicht sondern sah nur mir in die Augen.

„Das werde ich dir bestimmt nicht verraten, aber du kannst mir vielleicht eine fragte beantworten,“ sagte ich jetzt ruhig und verbarg meine zitternden Hände hinter meinem Rücken.

„Und was willst du von mir kleine Prinzessin?“ fragte er jetzt interessiert.

Langsam stand er auf, kam zu den Gitterstäben und legte seine Hände darum. An seinen Handgelenken lagen genau die gleichen Goldenen Armreifen wie ich sie von Marekai bekommen hatte, bevor er mir den Schlangenarmreif umgelegt hatte.

„Was will Marekai von mir?“ fragte ich immer noch mit vorgetäuschter ruhe.

„Oh das weist du doch,“ sagte Lukes und sah jetzt kurz zu Rocan.

„NEIN! Das ist nicht alles. Marekai ist schon seit meiner Geburt hinter mir her und da war Rocan noch lange nicht der Magiermeister. Also was will er noch von mir?“ fragte ich zähneknirschend.

„Ich fürchte diese Frage kann ich dir nicht beantworten. Marekai hat mich nie in diese Pläne eingeweiht. Wir wussten alle das er etwas besonderes vor hatte all die Jahre, aber er hat nie jemanden gesagt was er plante,“ sagte Lukes grinsend.

Es war schon mal ein Anfang das ich jetzt bestätigt bekam das Marekai wirklich noch etwas anderes plante als Rocan zu töten.

„Es ist egal was Marekai vor hat, du wirst ihm eh nicht entkommen. Er bekommt immer was er will und da beneide ich ihn fast. Mir würden auf anhieb tausend Sachen einfallen die ich gerne mit dir machen würde,“ sagte Lukes mit einem dreckigen grinsen.

Ich spürte die Wut in Rocan aufkochen, doch bevor er etwas sagen konnte, kam ich ihm zuvor.

„Marekai wird mich nie bekommen und du Lukes, du wirst deine gerechte Strafe bekomm und NIE wieder jemanden Anfassen können. Wenn es sein muss rede ich persönlich mit König Pharisto, wie ich gehört habe ist er mein Großvater und wird bestimmt nicht wollen das seine Enkelin von so einem Abschaum wie dir bedroht wird,“ sagte ich lächelnd.

Das Erstaunen in Rocan verdrängte jetzt die ganze Wut und er sah kurz zu mir.

„ Versuch nur mir angst zu machen, aber Marekai besitzt etwas mit dem er dich kontrollieren kann. Du wirst freiwillig zu ihm gehen und mich wird er hier wieder raus holen und da kann nicht mal der König etwas dagegen unternehmen,“ sagte Lukes jetzt mit Wut in der Stimme.

„Das werden wir ja noch sehen,“ sagte ich lächelnd.

Dann wand ich mich einfach um und ging mit Rocan aus dem Raum. Wir gingen etwas weg, bevor mich Rocan am Arm packte und mich zwang stehen zu bleiben.

„Geht es dir gut?“ fragte er sanft.

„Ja ich bin nur so unglaublich wütend! Außerdem möchte ich zu gerne wissen was er damit gemeint hat. Was hat Marekai das ich freiwillig zu ihm gehe? Hätte er so etwas, hätte er doch damit sorgen können das ich nicht abhaue, aber er hat nie etwa erwähnt,“ sagte ich jetzt nachdenklich.

„Vielleicht wollte Lukes dir nur Angst machen, aber wir sollten die Augen und Ohren offen halten,“ sagte Rocan nachdenklich.

„Ja, ich geh noch mal durch was er alles zu mir Gesagt hat, aber jetzt will ich eigentlich schlafen gehen, es ist schon spät,“ sagte ich und unterdrückte ein Gähnen.

„Na dann komm, ich fühle mich eh nicht gerade Gut,“ sagte Rocan und verzog das Gesicht was mich zum kichern brachte.

„Der große Mächtige Magiermeister ist wirklich Seekrank, wär hätte gedacht das man dich nur auf ein Schiff setzten muss um dich außer Gefecht zu setzen,“ kicherte ich.

„Das ist nicht witzig, kann ja nicht jeder Magier mit der Natur verbunden sein,“ knurrte Rocan und zog mich mit einen Ruck an sich.

„Was meinst du damit?“ fragte ich erstaunt nach.

„Die Magie der Algari ist mit der Natur verbunden, deswegen fällt es euch so leicht Pflanzen zu kontrollieren und die Magie zu rufen die in ihnen Steckt. Da das Meer nun mal auch zur Natur gehört, seit ihr auch damit verbunden. Ich habe noch keinen Algari gesehen der Seekrank wird. Das ist ein Los das wir armen Magier aus Feron alleine tragen müssen,“  erklärte Rocan.

„Ach komm, irgendeine schwäche brauchst du auch. Du kannst nicht überall perfekt sein,“ sagte ich grinsend.

„Du bist meine Schwäche,“ sagte Rocan jetzt ernst, drehte mich um und küsste mich stürmisch.

Sofort legte ich meine Arme um ihn und erwiderte den Kuss. Mit einer Hand kraulte ich seinen Nacken und die andere lang besitzergreifend auf seinem Rücken. Er hingegen hielt mich an der Hüfte fest und machte auch keine Anstalten mich wieder los zu lassen, als wir unseren Kuss unterbrachen.

„Lass uns schlafen gehen,“ sagte er nur.

Kurz nickte ich ihm zu, da zog er mich schon an der Hand zu unserer Kajüte zurück.

 

Am Morgen ging es Rocan sehr viel schlechter als am Abend. Er quälte sich gar nicht erst aus dem Bett und so brachte ich im Frühstück ans Bett. Er schaute es nur kurz an und warf mich dann aus der Kajüte.

Ich hatte Mitleid mit ihm, aber ich wollte heute weiter das Schiff erkunden. Kaum war ich an Deck angekommen, zerzauste mir ein starker Wind das Haar.

„Guten Morgen Lady Kari,“ sagte die Stimme des Kapitäns hinter mir.

Als ich mich umdrehte, entdeckte ich ihn hinter dem Steuer.

„Guten Morgen Kapitän,“ sagte ich und stieg zu ihm hinauf.

„Lord Rocan verträgt wohl die Fahrt nicht besonders gut,“ sagte er mit gerunzelter Stirn als ich bei ihm ankam.

„Nicht wirklich,“ gestand ich besorgt.

„Ich habe vielleicht ein Mittel gegen seine Seekrankheit. Ich werde später mal bei ihm vorbei schauen. Was wollen sie heute machen?“ fragte der Kapitän und sah zu mir.

„Ich will mir das Schiff etwas genauer ansehen. Es fasziniert mich wirklich,“ gestand ich.

„Dann gebe ich dir einer meiner Männer mit, er kann dir all deine Fragen beantworten,“ sagte er jetzt lächelnd.

„Das wäre wirklich sehr nett,“ sagte ich, auch wenn mir der Gedanke nicht ganz behagte.

Der Kapitän sah sich jetzt auf dem Deck um, bis er einen Mann entdeckte. Er musste so in Rocans Alter sein und sah aus wie ein Typischer Algari. Braune Haare, grüne Augen. Er war gut gebaut und band gerade ein Tau fest.

„Malos komm mal her,“ rief der Kapitän und sofort sah der Mann auf.

Kurz sah er zu mir und kam dann auf uns zugelaufen.

„Kapitän?“ fragte er mit fester Stimme.

„Darf ich dir Lady Kari vorstellen Malos. Sie ist einer unserer Gäste und vielleicht hast du Zeit ihr etwas das Schiff zu zeigen?“ fragte der Kapitän.

„Natürlich doch, es ist mir eine Ehre sie kennen zu lernen,“ sagte Malos und lächelte mir zu.

„Ganz meinerseits,“ sagte ich schnell.

Noch kurz standen wir unentschlossen rum, dann führte mich Malos unter Deck. Er zeigte mir wirklich jeden Winkel des Schiffes und erklärte mir dabei alles was ich wissen wollte. Schnell hatte ich ihn auch dazu gebracht das er mich einfach nur Kari nannte und nun wirklich nichts besonderes an mir war. Auch erzählte er mir ein bisschen von sich. Er war zweiundzwanzig, arbeitete schon seit zwei Jahren auf der Soralla, seine Familie lebte in Alsia, die Hauptstadt von Algaria, zu der wir auch gerade hin Segelten. Wenn wir dort ankamen, würde er erst mal zwei Wochen Frei haben, aber länger hielt er es an Land nicht aus. Er liebte das Meer und wollte einmal über die ganze Welt Segeln.

Irgendwann als er mir das ganze Schiff gezeigt hatte, saßen wir an Deck auf zwei Holzkisten und er zeigte mir wie man richtige Seemannsknoten band.

„Nein das ist nicht richtig, du musst es rechts rum legen,“ sagte Malos als ich mit meinem Knoten nicht mehr weiter kam.

Ärgerlich verzog ich das Gesicht und entwirrte meinen Knoten bis zu der Stelle, wo ich das Seil falsch herum gelegt hatte.

„Ja so ist es richtig,“ sagte Malos jetzt lächelnd.

„Ich werde das nie Lernen! Ich verstehe eh nicht für was man so viel verschiedene Knoten braucht,“ sagte ich missmutig.

„Sie sind nützlich und um ein Schiff fest zu machen braucht es starke Knoten. Stell dir vor du lädst gerade ein Schiff ab, die Taue lösen sich und das Schiff driftet ab. Das wäre nicht besonders schön,“ sagte Malos lachend.

„Da hast du recht das ist wirklich nicht besonders witzig, also gut dann sind die Taue und Knoten doch wichtig,“ sagte ich lachend.

„Oh ja sehr wichtig und jetzt zeig her,“ sagte Malos und hielt mir seine Hand hin.

Ihr reichte ihm meinen Knoten, wobei mein Hemd etwas hoch rutschte und ein kleines Stück des Schlangenarmreifs sichtbar wurde.

„Wow war ist das den für ein Armreif?“ fragte er erstaunt.

„Nichts wichtiges,“ sagte ich schnell und zog meinen Ärmel wieder runter.

Malos merkte schnell das ich darüber nicht reden wollte, also sah er jetzt auf meinen Knoten.

„Das sieht ziemlich gut aus,“ sagte er und mit nur wenigen Handgriffen hatte er den Knoten entwirrt.

„Hey warum machst du ihn wieder kaputt?“ fragte ich entrüstet.

„Weil der Knoten fertig war, es wird Zeit für einen neuen,“ sagte er nur und reichte mir das Seil.

Sofort zeigte er mir wie ich anfangen sollte einen neuen Knoten zu binden.

Ich versuchte es so gut es ging nach zu machen, aber wieder musste ich mehrere male von vorne Anfangen.

„Kari,“ riss mich irgendwann eine wohl bekannte Stimme aus meiner Konzentration.

Als ich hoch sah, entdeckte ich Rocan nicht weit von mir entfernt stehen und mich genau beobachten.

Er war nicht mehr ganz so grün im Gesicht und sah auch nicht danach aus als wollte er sich gleich übergeben.

„Hey schau mal, Malos zeigt mir wie man Seemannsknoten bindet,“ rief ich ihm zu und hob Stolz einen meiner fertigen Knoten.

Jetzt kam er näher und musterte Malos kurz kritisch.

„Schön das du eine Beschäftigung gefunden hast,“ sagte er dann lächelnd.

„Geht es dir besser?“ fragte ich jetzt doch mal nach.

„Ja etwas. Der Kapitän hat mir ein Mittel gebracht das ziemlich gut wirkt,“ antwortete Rocan und ich spürte seine Erleichterung.

„Und was hast du jetzt mit deiner neuen Gesundheit vor?“ fragte ich.

„Ich glaube ich werde mal dafür sorgen das wir etwas schneller voran kommen. Der Wind hat etwas nach gelassen,“ sagte Rocan und sah jetzt zu den Segeln.

Sie waren wie am Vortag nicht mehr vom Wind gebläht und erst jetzt merkte ich das wir nicht mehr so schnell waren.

„So was geht?“ fragte ich jetzt erstaunt.

„Ich habe dir schon mal gesagt das mit der Magie theoretisch alles möglich ist. Wann glaubst du mir nur endlich?!“ lachte Rocan jetzt.

„Ich glaube es dir dann, wenn du einen Zauber gefunden hast, damit Josh mir nicht mehr so auf die Pelle rückt,“ sagte ich jetzt fies grinsend.

„Also nie. Ich werde mal mit Kapitän Seroth reden was er von meine Idee hält,“ sagte Rocan jetzt schnell und machte sich dann auch schon auf den Weg.

„War das gerade wirklich der Magiermeister von Feron?“ fragte Malos neben mir erstaunt.

„Ja, warum sollte er es nicht sein?“ fragte ich nach.

„Weil er kein bisschen so geklungen hat,“ sagte Malos nur.

„Ach glaub mir, er hat den Magiermeister Ton perfekt drauf, aber er verträgt die Reise nicht so gut,“ erzählte ich ruhig.

„Wie hast du ihn kennen gelernt?“ fragte Malos.

„Er bringt mir die Magie bei,“ antwortete ich und sah Rocan nach der inzwischen mit dem Kapitän sprach.

„Das hätte ich nun nicht gedacht. Ich kenne keinen Magier der es solange wie du ausgehalten hätte keine Magie ein zusetzten. Seit ich dich gesehen habe, hast du noch kein bisschen Magie eingesetzt,“ sagte Malos erstaunt.

„Ich bin ohne Magie aufgewachsen, also ist es für mich kein Problem nicht zu zaubern,“ sagte ich Schulterzuckend.

„Nicht schlecht,“ meinte Malos nur und wir wanden und wieder den Knoten zu.

Gerade als ich meinen nächsten Knoten fertig hatte, rief Rocan plötzlich nach mir. Er stand beim Steuer mit dem Kapitän und sah zu mir.

„Ich bin gleich wieder da,“ sagte ich und Malos nickte mir kurz zu.

Schnell ging ich zu Rocan der mir sanft zulächelte.

„Was kann ich für dich tun?“ fragte ich Rocan als ich vor ihm stand.

„Ich brauche deine Hilfe. Der Kapitän hat eingewilligt das ich unsere Fahrt etwas beschleunige und da du von uns beiden nun mal die Naturmagierin bist, brauche ich dich,“ sagte Rocan mit ernsten Blick.

Sofort versteifte ich mich.

„Aber… aber ich kann nichts machen,“ sagte ich und sah betrübt zu Boden.

„Nur weil du deine Magie nicht einsetzen kannst, heißt das noch lange nicht, das ich es nicht kann,“ antwortete Rocan und hielt mir seine Hand hin.

Zögerlich nahm ich sie und im nächsten Moment zog er mich mit einem lächeln an sich. Ich war jetzt mit dem Rücken an seine Brust gelehnt, er hatte einen Arm um meinen Bauch geschlungen und sein Kopf ruhte auf meinem Kopf.

„Was hast du vor?“ fragte ich erstaunt.

„Das siehst du gleich,“ sagte er sanft und in dem Moment spürte ich wie sich ein Kribbeln in meinem ganzen Körper ausbreitete.

Sie ging von seiner Hand die auf meinem Bauch lag aus und ging bis in meine Zehenspitzen, aber das war es nicht, was mich nach Luft schnappen ließ.

Mit einem schlag spürte ich die Magie in mir aufbrodeln. Ich konnte nicht selber auf sie zugreifen, egal wie sehr ich es versuchte, aber meine Magie wurde von Rocans Hand angezogen. Sie verband sich mit Rocan, der jetzt die Hand hob und in dem Moment spürte ich wie Wind aufkam.

Erst schwach, aber dann immer Stärker. Durch das ganze Schiff ging ein Ruck, die Segel blähten sich und wir fuhren wieder sehr viel schneller.

Nach einer Minute nahm Rocan die Hand von meinem Bauch und sofort erstarb meine Magie und das Kribbeln wieder.

Enttäuscht stöhnte ich auf und Rocan drehte mich jetzt zu sich rum.

„Bald hast du deine Magie wieder. Wir werden jetzt sehr viel früher als geplant in Algaria ankommen und dann kannst du auch wieder zaubern,“ sagte Rocan sanft.

Ich nickte, konnte ihm aber nicht in die Augen sehen. Ich vermisste das Gefühl meiner Magie so sehr. Es war ein Teil von und es war als würde mir ein Bein fehlen. Ich war einfach nicht komplett.

„Ich geh wieder Knoten üben,“ sagte ich leise und schon rannte ich los.

Ich konnte einfach nicht dastehen und mich von Rocan traurig ansehen lassen.

Schnell setzte ich mich wieder zu Malos und schnappte mir meine fertigen Knoten.

„Passt er so?“ fragte ich und hielt ihn dem Matrosen hin.

„Wenn du nicht willst das er dich so anfasst, musst du es sagen. Nur weil er dein Mentor und der Magiermeister ist, hat er noch lange nicht das Recht dich so anzufassen,“ sagte Malos und sah mir in die Augen.

Erstaunt sah ich ihn an und kapierte nicht was er meinte.

„Was?“ fragte ich deswegen erstaunt nach.

„Na jeder Blinde sieht doch das dir das gerade nicht gerade gefallen hat,“ sagte Malos mit finsteren Blick.

„Oh ich glaube du verstehst da was völlig falsch,“ sagte ich als mir in den Sinn kam was er meinte.

„Ach ja?“ fragte Malos jetzt.

„Ja, Rocan ist nicht nur mein Mentor. Er ist auch mein Verlobter. Es macht mich nur traurig das ich meine Magie nicht fühlen kann und er hat gerade auf sie zugegriffen, um den Wind herbei zu zaubern. Dadurch konnte ich sie kurz wieder spüren und ich will das Gefühl dauerhaft zurück,“ erklärte ich jetzt schnell.

Erstaunt sah mich Malos an und kurz wanderte sein Blick zu Rocan.

„Kann das den gut gehen?“ fragte er leicht zweifelnd.

„Wie meinst du das?“ fragte ich leicht verstimmt.

Ich hatte keine Lust mehr darauf mir an hören zu müssen das Rocan und ich nicht zusammen sein sollten. Nur dadurch war ich hier her geraten.

Hätte Savarik nicht den Rat aufgestachelt da wir nicht zusammen sein sollten, hätten wir nie meine Eltern suchen müssen, Rocan hätte nie die Mauer errichtet und wir wären nie zusammen mit Josh und Lord Kirano auf der Lichtung gelandet. Marekai hätte mich nicht entführen können und ich hätte jetzt nicht den Armreif dran.

„Naja, wenn die Gerüchte wahr sind, dann bist du Prinzessin Kari von Sheruf und somit zweite Thronfolgerin von Algaria. Er hingegen ist Lord Rocan, Magiermeister von Feron. Ihr gehört in zwei verschiedene Länder,“ erklärte Malos.

Jetzt war ich an der Reihe ihn erstaunt anzusehen.

„Du hast recht. Ich bin höchstwahrscheinlich Prinzessin und zweite Thronerbin von Algaria, aber ich werden demnächst das erste mal Algaria betreten, meinen Vater kenne ich erst seit kurzen und den König habe ich noch nie zu Gesicht bekommen. Ich werde bestimmt nicht irgendwann mal auf dem Thron sitzen, das überlasse ich gerne meinen Verwandten. Außerdem ist Rocan mein Seelenverwandter, ich werde mich nie von ihm trennen,“ sagte ich mit sanfter Stimme.

„Ich glaube kaum das du da was mit zu reden hast. Du kannst nicht ändern was du bist und du bist nun mal die Prinzessin,“ sagte Malos.

„Mein ganzes Leben lang hat man versucht mich in eine Rolle zu drängen und jedes mal ist es dann anders gekommen als alle gedacht haben. Ich bin einfach Kari und werde es immer sein,“ sagte ich jetzt entschlossen.

„Dann wünsche ich dir dafür viel Glück und hoffe das alles so läuft wie du es haben möchtest,“ erwiderte Malos jetzt lächelnd.

„Danke,“ antwortete ich darauf kurz und wand mich dann wieder dem Knoten zu.

Irgendwann musste  Malos leider wieder an die Arbeit und ich saß alleine auf meiner Holzkiste und wusste nicht was ich machen sollte. Ohne Malos brauchte ich nicht mit den Knoten üben, da ich nicht sagen konnte ob es richtig war, also entschloss ich irgendwann zu schauen ob ich mich sonst wo nützlich machen konnte. Leider wollte mir keiner eine Arbeit geben, da ich doch die Prinzessin war. Das ging mir ziemlich schnell auf die Nerven und auch der Blick mit dem sie mich alle ansahen, deswegen verzog ich mich schnell in ein einsames Eck und hing meinen Gedanken nach. Ich dachte an Marekai, Lord Kirano, Feron, Algaria, Josh, die Rebellen und natürlich an Rocan und unsere Reise.

Umso mehr ich nachdachte, umso deprimierter wurde ich. Wenn ich an Marekai dacht, musste ich automatisch an meine Zeit bei ihm denken, was mir nicht wirklich gefiel. Wenn ich an Lord Kirano dachte, wurde ich immer wieder von so vielen verschiedenen Gefühlen überfallen, das ich bald nicht mehr wusste wo mir der Kopf stand. Nach reiflicher Überlegung beschloss ich, das ich ruhig etwas mehr auf ihn zugehen könnte.

Als meine Gedanken dann zu Feron abschweiften, wurde ich traurig. Ich vermisste den Trubel des Armenviertels, den Unterricht und Seno. Ich wollte wieder nach Hause und das einfach alles wieder normal war.

Von Feron gingen meine Gedanken weiter nach Algaria. Das war auch nicht besser. Ich war so verunsichert was mich dort erwarten würde, das ich mir richtige Horrorgeschichten ausdachte. Deswegen konzentrierte ich mich lieber schnell auf Josh, was mich sofort zu unserem letzten unglücklichen zusammen treffen führte. Ich war traurig wie es gelaufen war, aber ich Josh nicht hinterher rennen nur damit er glücklich war.

An die Rebellen zu denken machte mich schließlich wütend. Anscheinend war Keno der einzige Anständige unter ihnen und ich musste dringend herausfinden was sie mir noch alles verheimlicht hatten. Ich nahm mir fest vor gleich mit Takuto zu reden wenn ich Heim kam.

Am Schluss dachte ich an Rocan. Es machte mir sorgen das er vor einer Stunde wieder in der Kajüte verschwunden war und so aussah, als würde er gleich umkippen. Ich hatte ihn noch nie so schwach gesehen und wusste nicht wie ich damit umgehen sollte. Ich schaute nicht durch unsere Verbindung nach was er brauchte, da ich wusste das er nicht wollte das ich mir Sorgen machte.

 

„So finstere Gedanken schon wieder mein Engel,“ riss mich Rocans Stimme plötzlich aus meinen Gedanken und im nächsten Moment schlangen sich zwei Arme um meinen Körper.

Rocans vertraute Geruch hüllte mich ein und seine Arme zogen mich an seine Brust.

„Was machst du hier? Ich dachte du liegst im Bett,“ sagte ich erstaunt, lehnte mich aber trotzdem an ihn.

„Ich hab nur etwas von der Medizin getrunken und seit dem suche ich dich. Also warum so trübe Gedanken?“ fragte Rocan sanft.

„Ich hab an Feron gedacht und wie ich hierher gekommen bin. Wenn man ganz zurück geht ist alles eigentlich Marekais schuld. Er ist schon immer hinter mir her und wahrscheinlich ist das der Grund warum meine Mutter mich zu den Rebellen gebracht hat. Wäre Marekai nicht so bessesen von mir, hätte ich vielleicht ein halbwegs normales Leben gehabt,“ sagte ich betrübt.

„Und wir wären uns wahrscheinlich nie begegnet, weil Kirano dich und deine Mutter mit nach Algaria genommen hätte,“ erwiderte Rocan und zog mich fester an sich.

„Das stimmt auch wieder, aber da ich die Vergangenheit nicht ändern kann, muss ich es mit der Zukunft versuchen. Ich werde Marekai aufhalten und dafür sorgen das er nie wieder jemanden so etwas antun kann,“ sagte ich entschlossen.

 

Die nächsten Tage wurden ziemlich ereignislos. Rocan hatte schnell gemerkt das ich mich nicht wohl fühlte wenn er meine Magie rief, also machte er es nicht mehr, aber das war auch nicht nötig. Das Wetter war perfekt und wir kamen schnell und sicher voran, was uns schon bald in die Nähe von Algaria brachte.

Oft sprach ich mit Malos der mir viel von Algaria erzählte, seine Legenden und Mythen. Der Kapitän zeigte mir wie man ein Schiff navigierte und brachte mir bei wie man sich an den Sternen orientierte. Die Zeit verging schneller als ich vermutet hätte.

 

Ein nerviges klopfen an der Tür der Kajüte weckte mich eines Morgens. Heute sollten wir in Algaria ankommen, was dazu geführt hatte, das ich so aufgeregt war, das ich nicht schlafen konnte. Irgendwann war ich zu Rocan ins Bett gekrochen, auch wenn die Betten auf keinen Fall für zwei Leute ausgelegt waren, aber wir hatten es irgendwie geschafft. Als ich durch das klopfen geweckt wurde, konnte ich kaum sagen wo Rocan aufhörte und ich anfing.

„Lord Rocan?“ fragte der Störenfried vor der Tür.

„Verdammt, können die uns nicht in ruhe lassen?“ nuschelte Rocan in mein Haar.

„Es ist für dich, kümmere dich drum,“ nuschelte ich zurück da das klopfen wieder angefangen hatte.

„Lord Rocan?“ fragte es vor der Tür nochmal.

„WAS IST?“ fragte Rocan mit deutlich genervter Stimme.

„Der Kapitän schickt mich Sir. Algaria ist in Sicht und wir werden in einer Stunde anlegen,“ sagte der Matrose.

Augenblicklich war ich hellwach und da ich mich ruckartig aufsetzte viel ich gleich aus dem Bett. Da ich immer noch verknotet war mit Rocan, riss ich ihn gleich mit aus dem Bett.

Schmerzhaft landete ich am Boden und Rocan flog auf mich drauf. Das sorgte dafür das mir alle Luft aus den Lungen getrieben wurde und ich stöhnte auf.

„Ist alles in Ordnung bei ihnen?“ fragte der Mann.

„Ja wir kommen gleich,“ sagte Rocan schnell.

„Geh runter du erdrückst mich,“ keuchte ich und stemmte mich gegen Rocan.

„Willst du behaupten das ich Dick bin?“ fragte Rocan lachend und stemmte sich hoch.

Als ich wieder frei atmen konnte, knuffte ich Rocan erst mal. Grinsend sah er auf mich runter und ich sah mürrisch zurück.

„Du bist eindeutig ein Morgenmuffel,“ sagte er grinsend und küsste mich auf die Stirn.

„Nur wenn ich so geweckt werde,“ knurrte ich zurück.

„Bald haben wir ein gemütliches Zimmer, unsere Ruhe und dann verspreche ich dir, das du anders geweckt wirst,“ sagte Rocan sanft und stand jetzt auf.

Aus der Bewegung heraus zog er mich auch auf die Beine und jetzt dachte ich auch wieder an den Grund warum wir so unsanft geweckt wurden. Unwillkürlich verzog ich das Gesicht und sah zum Bullauge. Von meiner Position aus konnte ich nur das Wasser des Meeres sehen, aber ich war mir sicher das es nicht mehr lange so sein würde.

„Wir sollten uns fertig machen Kari, du willst bestimmt nicht in deinen Schlafsachen von Board gehen,“ sagte Rocan jetzt mit einem grinsen im Gesicht.

Als ich zu ihm sah, entdeckte ich nichts von der Heiterkeit in seinen Augen und wusste das er nur versucht meine Laune etwas zu heben.

„Da hast du recht, das gibt bestimmt kein schönes Bild ab,“ sagte ich und lächelte jetzt leicht.

Rocan küsste mich jetzt sanft, wand sich danach aber gleich seinen Kleiderschrank zu.

„Ich habe dir ein Kleid besorgt, du solltest es heute anziehen,“ sagte er und zog ein braunes Stoffbündel aus dem Schrank.

Damit drehte er sich zu mir um und lächelte leicht.

„Hier, ich warte an Deck auf dich,“ sagte er ruhig und reichte mir das Stoffbündel.

Noch bevor ich irgendwas sagen konnte, war er schon aus der Kajüte verschwunden und ich war alleine.

Verwundert sah ich ihm kurz hinterher, konzentrierte mich dann aber auf das Kleid. Braun war nun wirklich keine Farbe die ich für ein Kleid ausgesucht hätte und Rocan war ein Typischer Mann, hoffentlich ging das gut.

Langsam zog ich mich aus, wusch mich schnell an einer Wasserschüssel und streifte mir dann das Kleid über. Der Stoff war unglaublich weich und schmiegte sich perfekt an meinen Köper an. An meinen Knien endete das Kleid, es hatte einen V Ausschnitt der nicht zu tief saß, um den Bauch hatte es mehrere grüne Schnüre die Kreuz und quer verliefen und am Rücken war es zur hälfte Frei. Ins Kleid selber waren grüne Fäden vernähe worden und es sah aus als würde ich meinen Schutzschild anwenden. Als ich mich im Spiegel betrachtete konnte ich nur staunen und ich fragte mich woher Rocan das Talent hatte solche Kleider auszusuchen. Es war einfach ein Traum.

Ich stand noch fast zehn Minuten vor dem Spiegel, bis ich beschloss das es zeit war an Deck zu gehen.

Wir hatten am Vorabend schon unsere Koffer gepackt und so hatte ich nichts mehr zu tun außer auf die Ankunft zu warten.

Schnell verließ ich die Kajüte und ging an Deck.

Dort herrschte reges treiben, alles wurde vorbereitet zum Anlegen und Rocan stand beim Kapitän. Ich ging zu ihnen und als Rocan mich entdeckte funkelten seine Augen.

„Du siehst wunderschön aus,“ sagte er sanft, nahm meine Hand und zog mich zu ihm.

Kurz küsste er mich, wand sich dann aber wieder zum Horizont zu. Als ich seinem Blick folgte, stockte mir das Herz.

Nicht mehr weit von uns entfernt war der Hafen von Algaria auf dem zu dieser frühen Stunde schon reger betrieb herrschte. Überall rannten Hafenarbeiter rum, be- und entluden Schiffe aller Art und auch einen Fischmarkt konnte ich entdecken. Was aber dafür sorgte das ich die Stirn runzelte waren die vielen Wachen. Sie trugen nicht die gleichen Uniformen wie in Feron, aber das war nicht nötig um zu erkennen wer sie waren.

„Wie ich sehe schickt König Pharisto seine Ehrengarde um seine verschollene Enkelin abzuholen,“ sagte Rocan der meine Gedanken wahrscheinlich aufgefangen hatte.

„Ehrengarde?“ fragte ich jetzt nach ohne von den Wachen weg zu sehen.

„Normalerweise sind sie die Leibwächter des Königs und begleiten ihn auf Reisen oder wenn dein Vater wieder kommt, bekommt er so einen Empfang, aber ich hätte damit rechnen müssen das er sie dir Schickt. Er hatte schon immer einen Hang dazu leicht zu übertreiben,“ kicherte Rocan leise.

„Das ist nicht witzig,“ sagte ich völlig Schockiert.

So viel Aufmerksamkeit war ich nicht gewöhnt und es machte mir ziemliche Angst.

„Du wirst noch sehr viel mehr Aufmerksamkeit bekommen wenn alle wissen wer du bist, aber mach dir keinen Kopf ich bin bei dir,“ sagte Rocan und nahm jetzt sanft meine Hand.

Kurz sah ich zu ihm und konzentrierte mich dann wieder auf das was vor mir passierte. Wir waren schon sehr nahe am Hafen dran und einige Arbeiter warteten schon darauf um das Schiff am Hafen zu Festzumachen. Als ich meinen Blick über den Hafen wandern ließ entdeckte ich schließlich auch Lord Kirano. Er stand umringt von der Ehrengarde und beobachtete unser Schiff genau, mich hatte er aber anscheinend noch nicht entdeckt.

Als wir schließlich nahe genug am Pier dran waren, warfen einige Matrosen die Halteseile den Arbeitern zu. Diese banden sie sofort fest, damit das Schiff nicht wieder abdriften konnte.

„Komm Kari,“ flüsterte mir Rocan zu und erst als er leicht an meiner Hand zog, bewegte ich mich.

Nur am Rande nahm ich war wie ein Steg befestigt wurde, mehrere Matrosen unser Gepäck an Land trugen und der Kapitän sich von uns verabschiedete.

Langsam führte Rocan mich zum Steg und mit jedem Schritt wurden meine Knie weicher, bis ich irgendwann stehen blieb.

„Ich…. Ich… Rocan,“ stammelte ich und sah weg.

Mit einem Ruck zog er mich an seine Brust und hielt mich sanft fest.

„Schon gut Kari, ich bin bei dir und werde dich bestimmt nicht alleine lassen. Es ist wohl langsam doch alles zu viel für dich. Es ist so viel in kurzer Zeit passiert und nicht mal du kannst das alles einfach so weg stecken, aber eins verspreche ich dir. Egal was passiert du kannst immer auf mich Zählen,“ sagte Rocan sanft und es war wie Balsam für meine Seele.

Kurz nickte ich und löste mich dann schließlich von ihm. Er sah mir genau ins Gesicht und ich versuchte ihn anzulächeln, was mir auch einigermaßen gelang.

„Jetzt komm, Kirano wird schon ungeduldig,“ sagte er und zusammen gingen wir weiter.

Als wir am Steg ankamen, sah ich wie die ganze Ehrengarde Haltung annahm, aber ich sah ihre musternden Blicke genau.

Lord Kirano trat jetzt zwischen ihnen hervor und lächelte zu uns rauf.

Rocan führte mich den Steg runter und genau auf Lord Kirano zu. Ich konnte nicht mal reagieren, da war er den letzten Schritt auf uns zu gegangen und drückte mich an sich. Ich spürte seinen rasenden Herzschlag und wie er leicht am ganzen Körper bebte.

„Oh Kari, ich bin froh das du endlich hier bist und das es dir gut geht. Ich habe dich vermisst,“ sagte er leise, was dafür sorgte das ich große Augen bekam.

Er hatte mich vermisst?

Jetzt schlug auch mein Herz schneller und ich Tränen schossen mir in die Augen.

„Hallo Vater, ich bin froh hier zu sein,“ nuschelte ich leise und legte jetzt meine Arme um ihn.

Es war ein absolut Atem beraubendes Gefühl und ich konnte es einfach nicht beschreiben.

Familie.

Nach einer weile hielt mein Vater mich etwas von sich weg und musterte mich genau.

„Die Seereise hat dir gut getan. Du hast endlich mehr Farbe im Gesicht und scheinst dich etwas erholte zu haben,“ sagte er sanft.

„Ja es hat spaß gemacht, zumindest mir,“ sagte ich und sah kurz zu Rocan der Sichtlich erleichtert war das Schiff endlich verlassen zu haben. 

Mein Vater sah jetzt auch zu Rocan und ein grinsen schlich sich auf sein Gesicht.

„Wie ich sehe bist du immer noch kein Freund der Schiffreise,“ sagte er lachend.

„Ich fürchte das werde ich nie werden,“ sagte Rocan lachend, kam zu uns und nahm wieder meine Hand.

Kurz sah mein Vater unsere verschränkten Hände an und sein lächeln verstärkte sich.

„Es ist schön das auch du hier bist und mir Kari sicher her gebracht hast. Lasst uns jetzt erst mal zum Palast fahren, ihr seit sicher erschöpft von der langen Reise,“ sagte er schließlich.

Augenblicklich formierte sich die Garde um uns und führte uns zu einer wirklich prächtigen Kutsche. Einer der Männer hielt uns die Tür auf und Rocan half mir rein.

Als wir in der Kutsche saßen, fuhr sie gleich los und Rocan sah sehr viel entspannter aus.

„Wann werden wir deinen bekannten treffen können damit Kari endlich den Armreif abbekommt?“ fragte Rocan dann auch schon.

„Wir werden ihn Morgen treffen, er meinte er muss sich erst darauf vorbereiten. Heute steht nicht viel auf dem Plan. Erst einmal werde ich euch eure Zimmer zeigen und mein Vater möchte dich kennen lernen,“ sagte Rocan und sah jetzt zu mir.

Kurz erstarrte ich, als mir klar wurde das er den König meinte, aber ich würde das schon schaffen.

Ich sah jetzt aus dem Fenster und fand die Stadt wunderschön. Im Gegensatz zu Feron gab es hier kein Armenviertel, die Straßen waren sauber und ich sah nur zwei Bettler am Straßenrand sitzen. Kein Kind das für sein überleben arbeiten musste oder stehlen ging. So etwas wünschte ich mir für Feron auch, aber ich war mir sicher das es so schnell nicht passieren würde.

Nach einer weile kam dann ein großer Palast in Sicht und genau darauf fuhren wir zu. Das große silberne Tor wurde vor uns aufgemacht und die Kutsche hielt in einem großen Vorhof an.

Ein Mann der Ehrengarde machte die Tür auf, worauf hin mein Vater als erstes ausstieg. Ihm folgte Rocan und als ich ausstieg, reichte mir mein Vater lächelnd die Hand. Vorsichtig nahm ich sie und ließ mir aus der Kutsche helfen.

Augenblicklich war ich wieder erstaunt von der Schönheit um mich herum.

Der ganze Vorhof war voller Blumen und Pflanzen aller Art und bildete ein großes Kunstwerk.

„Gefällt es dir Kari?“ fragte mein Vater und ich konnte nur noch nicken.

„Das freut mich. Hinter dem Palast gibt es einen großen Garten, ich werde ihn dir später zeigen, du wirst ihn lieben,“ sagte er dann lächelnd.

Ich nickte ihm zu und schließlich führte er uns in den Palast. Jeder an dem wir vorbei kamen, verbeugte sich vor meinem Vater, musterten Rocan und sahen mich mit großen Augen an. Mein Vater schien das gar nicht zu bemerken und erzählte uns ein bisschen etwas über den Palast und den früheren Königen.

 

„Lord Kirano,“ rief nach kurzer Zeit jemand hektisch.

Augenblicklich blieb unsere kleine Gruppe stehen und wandten sich um. Ein älterer Mann in edler Kleidung kam auf uns zu gelaufen und hielt erst vor uns an.

Schnell verbeugte er sich vor uns und ich bemerkte den kurzen Blick den er mir zuwarf.

„Was gibt es Micael?“ fragte mein Vater ruhig.

„König Pharisto schickt mich. Er hat gehört das ihr schon wieder da seit und wünscht euch sofort zu sehen. Euch und eure Tochter,“ sagte Micael und sah wieder kurz zu mir.

„Also schön, geh vor und sag bescheid das wir gleich kommen,“ sagte mein Vater mit gerunzelter Stirn.

Micael verbeugte sich jetzt noch mal und rannte dann den Gang entlang, den er gekommen war.

„So wie es aussieht, werden wir unsere Pläne wohl etwas ändern müssen. Mein Vater mag es nicht besonders wenn er warten muss,“ sagte mein Vater und sah jetzt zu mir.

„Wie ist er so?“ fragte ich jetzt nach während mein Vater sich auf den Weg machte.

„Hm…, er ist ein gütiger König und ein guter Vater, nur ist er etwas übereilig. Er will immer alles sofort erledigen und seit er von dir weis, kann er es kaum noch erwarten dich kennen zu lernen. Er liebt all seine Enkelkinder und ließt ihnen jeden Wunsch von den Augen ab und er will sichergehen das es dir gut geht,“ erzählte mein Vater und lächelte leicht.

„Er ist ein freundlicher Mensch Kari, mach dir keine Sorgen,“ sagte Rocan jetzt und nahm meine Hand.

Mein Vater sah wieder auf unsere Hände und dann zu Rocan.

„Ich hoffe du weist was dir bevorsteht?!“ sagte er dann ernst.

„Natürlich, seit ich wusste das du ihr Vater bist hab ich daran gedacht,“ antwortete Rocan genau so ernst.

„Wovon redet ihr?“ fragte ich nach.

„Nichts worüber du dir einen Kopf machen müsstest,“ sagte Rocan und gab mir einen sanften Kuss auf die Wange.

Skeptisch sah ich die zwei Männer an, entschied mich aber nicht weiter nach zu fragen.

Mit jedem Schritt den wir machten wurde ich nervöser und mein Herz raste, als wir vor einer großen Flügeltür hielten. Zwei Wachen standen und verneigten sich sofort vor meinem Vater.

„Der König erwartet euch schon, Lord Kirano,“ sagte eine der Wachen.

„Dann sollten wir ihn nicht warten lassen,“ sagte mein Vater.

Die Wachen nickten schnell und öffneten dann die große Tür. Dahinter kam ein großer Saal zum Vorschein, der Boden war bemalt und sah aus wie ein riesiger Wald mit allen möglichen Pflanzen. Durch große Rundbögen vielen von den Wänden an der Seite Sonnenlicht herein und ließ alles Leuchten. Am anderen ende des Saals saß ein älterer Mann und sah uns sofort entgegen. In seinen braunen Haaren waren schon einige graue Strähnen, aber seine grünen Augen strahlten fest und entschlossen.

„Mein Sohn da bist du ja endlich, ich warte schon ungeduldig,“ sagte der Mann mit fester Stimme und stand jetzt auf.

„Vater, du hättest uns wenigstens etwas zeit geben können. Unsere Gäste sind sicherlich erschöpft von der Reise und hätten sich bestimmt gerne frisch gemacht. Ich hatte nicht mal Zeit ihnen ihre Zimmer zu zeigen,“ antwortete mein Vater vorwurfsvoll.

„Ach sei nicht so, ich konnte einfach nicht mehr länger warten,“  sagte König Pharisto.

„Also gut, Magiermeister Rocan kennst du ja noch Vater,“ sagte mein Vater.

„Majestät, es ist mir eine Ehre wieder bei ihnen zu sein,“ sagte Rocan und verbeugte sich schnell.

König Pharisto sah zu Rocan und lächelte freundlich.

„Lord Rocan, so schnell hätte ich nicht damit gerechnet sie wieder zu sehen, aber es freut mich,“ sagte er freundlich.

„Und das ist Kari, meine Tochter,“ sagte mein Vater und hielt mir seine Hand hin.

Kurz zögerte ich, legte meine Hand dann aber in sein und er zog mich etwas von Rocan weg und näher zu König Pharisto hin, der mich aus großen Augen mustert.

„Eindeutig eine Sheruf, sie umgibt die gleiche Magie. Ich freue mich wirklich sehr dich hier begrüßen zu dürfen Kari,“ sagte König Pharisto und musterte mich von oben bis unten.

„Es ist mir eine Ehre,“ sagte ich mit einer leichten Verbeugung.

„Lass das Kari, du gehörst zu dieser Familie, aber lass dich ansehen,“ sagte der König und hielt mir seine Hand hin.

Als ich kurz zu meinem Vater sah nickte er lächelnd und jetzt ließ ich seine Hand los und nahm die des Königs.

Sofort riss er die Augen auf und sah mich erstaunt an.

„Du bist wirklich sehr mächtig Enkelin, aber ich spüre den Schlangenarmreif und was er dir für Probleme bereitet. Zum Glück kann er Morgen entfernt werden. Der Mann der dir das angetan hat gehört hinter Gittern. Lord Rocan ich sichere euch jede Art von Hilfe zu die ihr braucht um die Schwarzen Magier zu fangen,“ sagte mein Großvater ernst.

„Das ist sehr großzügig Majestät,“ erwiderte Rocan schnell.

„Du gehst wirklich gut mit dem Fehlen der Magie um Kari, du musst mir später alles erzählen, wie das passiert ist und was du bis jetzt gemacht hast. Du bist sicherlich erschöpft und dein Vater wird dir bestimmt gerne deine Zimmer zeigen. Wenn du irgendwas brauchst, zögere nicht es mich wissen zu lassen,“ sagte der König jetzt wieder zu mir und schnell nickte ich.

„Na dann kommt, ich zeige euch eure Zimmer,“ sagte mein Vater und sofort ging ich zu ihm.

„Wenn es nichts aus macht, würde ich gerne mit ihnen unter vier Augen reden Majestät,“ sagte Rocan plötzlich und ich spürte das irgendwas nicht stimmte.

„Was ist los Rocan?“ fragte ich besorgt nach.

„Mach dir keinen Kopf Kari, lass dir von Kirano dein Zimmer zeigen. Ich komme später zu dir,“ antwortete Rocan sanft.

Unschlüssig sah ich zu ihm, bis mein Vater mir die Hand auf den Rücken legte und mich sanft vorwärts schob.

„Komm Kari,“ sagte er mit einem lächeln.

Ich sah jetzt zu ihm, nickte und verließ mit ihm den Saal.

Mein Vater führte mich nun schweigend durch den Palast, bis er vor einer Tür hielt.

„Also das ist dein Zimmer. Ich habe es nach dem einrichten lassen was ich bei Rocan gesehen hab, was dir gefällt. Ich hoffe es trifft deinen Geschmack und wenn nicht können wir es immer noch um dekorieren,“ sagte er  und merkte das er nervös war.

 Vor mir erstreckte sich kein Schlafzimmer sondern ein Wohnbereich. Bodentiefe Fenster ließen viel Sonnenlicht hinein und gaben den Blick frei auf einen wunderschönen Garten. Der Raum selber war mit hellen Möbeln , weichen Teppich und hellen Farben gehalten. Es sah absolut gemütlich aus und ich konnte mir jetzt schon vorstellen mit einem Buch in einer der Sessel zu versinken.

„Das ist wirklich schön,“ sagte ich erstaunt.

„An der rechten Seite führt eine Tür zum Schlafzimmer und dort gibt es auch noch ein Badezimmer. Ich werde dich jetzt alleine lassen damit du dich etwas frisch machen kannst und damit du dich erholen kannst. Wenn du mich brauchst, ich bin den Gang runter in der Bibliothek,“ sagte mein Vater als ich einige Schritte ins Zimmer gegangen war.

„Danke,“ brachte ich nur noch raus und er lächelte mich sanft an.

„Dafür muss du dich nun wirklich nicht bedanken. Also ich lass dich jetzt mal alleine, du weist wo du mich findest,“ sagte mein Vater.

Kurz lächelte er mich noch mal an und als ich zurück lächelte ließ er mich allein zurück. Langsam ging ich jetzt auf das Schlafzimmer zu, wo mir auch wieder sofort die Sonne entgegen strahlte. Wie im Wohnzimmer waren die Fenster Bodentief und man konnte direkt in den Garten gehen. Ein riesiges, sehr gemütlich aussehendes Bett dominiert den Raum, die Wände waren mit Landschaftsbildern geschmückt, es gab einen großen Kleiderschrank und einen kleinen Tisch mit Spiegel, vordem man sich für den Tag fertig machen konnte. Als ich den Kleiderschrank öffnete stellte ich fest das jemand meine Koffer ausgeräumt und in den Schrank geräumt hatte.

Jetzt wo ich alleine war, wurde mir bewusst wie erschöpft ich war und ich roch das ich nach Meer und Fisch roch. Es war Zeit für ein Bad.

Schnell nahm ich mir frische Kleidung aus dem Schrank und ging nun in das letzte Zimmer.

Das Bad war ziemlich groß, mit einer wirklich riesigen Badewanne, zum größten Teil wurde es in weiß gehalten, aber einige goldene Ornamente ließen das Bad glitzern.

Ich sah mich nicht großartig um, sondern steuerte gleich auf die Badewanne zu. Schnell ließ ich Wasser in die Wanne, kippte die Pflegemittel die am Rand der Wanne standen ins Wasser, das sich schnell mit Schaum füllte. Bis die Wanne voll war zog ich mich aus und ließ mich schließlich in die Wanne gleiten.

Augenblicklich entspannte ich mich.

 

Als ich eine Stunde später aus meinem Zimmer ging, fühlte ich mich wieder frisch und etwas erholt. Ich war auf der Suche nach meinem Vater, da Rocan sich bis jetzt noch nicht wieder gemeldet hatte. Wie er gesagt hatte, ging ich einfach den Gang runter auf eine große Flügeltür zu. Dahinter konnte ich schnell die Bibliothek ausmache. Sie war auf den ersten Blick sehr viel größer als die von Rocan oder die der Seiran Schule.

Kaum das ich leise den Raum betreten hatte, sah ich meinen Vater in einem gemütlich aussehenden Sessel sitzen, die überall im Raum verteilt waren. Er hatte mir den Rücken zugedreht, die Hände leicht erhoben und darüber schwebte das Bild einer Frau. Als ich genauer hin sah erkannte ich sie sogar, auch wenn es eine jüngere Version der Frau war, die ich kannte.

„Woher kennst du Sari?“ fragte ich und trat näher.

Mein Vater zuckte zusammen, das Bild löste sich auf und er drehte sich zu mir um.

„Du kannst wirklich gut schleichen Kari, aber wenn meinst du mit Sari?“ fragte er nach.

Ich ging jetzt zu ihm und ließ mich in einen Sessel gegenüber von im sinken.

„Wenn ich nicht schleichen könnte, hätte ich auf der Straße ein echtes Problem gehabt. Und was Sari betrifft, na so heißt doch die Frau auf dem Bild das du erschaffen hast. Zwar ist sie darauf jünger, aber so jemanden wie sie erkennt man wieder,“ sagte ich und dachte an die schöne Tänzerin die mir wahrscheinlich das Leben gerettet hatte.

„Du musst dich täuschen, diese Frau heißt nicht Sari,“ sagte mein Vater und schüttelte den Kopf. Jetzt legte ich meinen Schief und sah ihn nachdenklich an.

„Kannst du das Bild noch mal her holen?“ fragte ich.

„Natürlich,“ antwortete er mir und sofort erschien das Bild der schönen Frau von neuem.

Lange sah ich es an und mit jeder Sekunde wurde ich mir sicherer.

„Doch das ist Sari, eine von Marekais Gefangenen. Sie hat mich befreit, mir Wasser gegeben und mir gesagt wo ich hin laufen muss um zu entkommen,“ erzählte ich und erst jetzt wurde mir klar das ich darüber noch mit niemanden gesprochen hatte.

Mein Vater bekomm jetzt große Augen und sah mich geschockt an.

„Du bist dir absolut sicher?“ fragte er.

„Natürlich, Marekai hat sie gezwungen auf seinem Fest zu tanzen und wenn sie nicht ordentlich tanzt wollte er mich dafür bestrafen. Sie kann wirklich unglaublich gut tanzen und sieht wunderschön aus,“ erzählte ich und dachte an die Frau.

Der Blick meines Vaters war jetzt nicht mehr einzuordnen und er starrte mich nur an.

„Darf ich mir deine Erinnerungen von dem Abend ansehen? Ich muss wissen ob es wirklich die gleiche Person ist,“ sagte mein Vater und sah mich flehend an.

Jetzt verzog ich das Gesicht. Ich wusste ganz genau, wenn ich ihn in meinem Erinnerungen ließ, würde ich alles noch mal sehen und das wollte ich auf keinen Fall. Ich wollte es vergessen und nie wieder zu diesem Ort zurück kehren.

„Bitte Kari,“ sagte mein Vater mit so viel schmerz in der Stimme das ich ihn erstaunt ansah.

„Also gut,“ sagte ich und sah wieder zu Boden.

„Danke, ich weis wie schwer das für dich ist,“ sagte er jetzt.

„Es scheint dir ziemlich wichtig zu sein,“ sagte ich leise und sah jetzt zu ihm.

„Ich versuche es so schnell wie möglich zu machen,“ versprach er mir.

Kurz nickte ich, da beugte er sich schon vor und legte seine Hände an meine Schläfe.

„Schließ die Augen und denk an den Abend,“ sagte er ruhig und sofort machte ich das.

Keine Sekunde später stand ich wieder in dem großen Zelt, angekettet an Marekai. Die Schwarzen Magier vor mir wie sie feierten, die Gefangenen die Musik machten und das Essen verteilten. Marekai neben mir der mir immer wieder kleine Stromstöße durch den Körper jagte war dann fast zu viel für mich und ich hätte alles abgebrochen, aber da spürte ich wie mein Vater mich mit seiner Magie schützte, sodass ich die schmerzen nicht mehr spürte.

Als nächstes sah ich wie Marekai nach Sari rief und die schöne Frau mit dem wütenden Blick das Zelt betrat. Kurz spürte ich wie die Magie meines Vaters aus den Fugen geriet, aber schnell fing er sich wieder und sah ruhig der Szene zu. Ich spürte die Wut von ihm als Marekai seine Magie in mich jagte und mich so in die Knie zwang und dann tanzte Sari. Augenblicklich nahm mein Vater die Hände von meiner Stirn und die Magie verschwand. Lange sah ich ihn an und er machte nicht die Augen auf, aber als er es dann nach einer ganzen weile doch tat, waren sie voller Schmerz aber da war auch Hoffnung.

„Sie ist wirklich die Frau oder?“ fragte ich vorsichtig nach.

„Ja, aber unter einem anderen Namen,“ sagte er.

„Marekai fand es witzig uns allen andere Namen zu geben um uns so von unserem alten Leben ab zu schotten. Woher kennst du Sari?“ fragte ich jetzt vorsichtig nach

„Sie heißt Sirana,“ sagte mein Vater nur, aber bevor ich mir klar darüber werden konnte was das bedeutete, sprang mein Vater auf, packte mich am Arm und zog mich aus der Bibliothek.

 

„Was ist los?“ fragte ich erschrocken, folgte meinem Vater aber schnell.

„Das erkläre ich dir gleich, wir müssen mit Rocan und meinem Vater sprechen,“ sagte mein Vater mit ernster Mine. Ich beobachtete ihn von der Seite und sah die Anspannung in seinem ganzen Körper.

Schnell standen wir wieder vor dem Thornsaal, aber dieses mal wartete mein Vater nicht bis die Türen aufgemacht wurden, sondern stieß sie selber auf. Die zwei Wachen davor sahen ihn erstaunt an, doch schnell verschwanden sie hinter uns und ich hatte nur noch Augen für Rocan. Er kniete vor dem Thron und atmete schneller und sah mehr als nur erschöpft aus. König Pharisto saß wieder in seinem Thron und sah bei unserem eintreten sofort zu uns. Mir war er aber im Moment total egal, auch der Grund warum wir eigentlich hier waren, für mich zählte nur Rocan der sich jetzt mühsam auf die Füße kämpfte.

„Rocan!“ rief ich erschrocken, befreite mich aus dem Griff meines Vaters und rannte zu meinem Verlobten.

Er sah uns erstaunt an, verzog aber kurz missbilligend das Gesicht.

„Geht es dir gut?“ fragte ich besorgt als ich vor ihm zum stehen kam.

„Keine sorge Kari, es ist alles in Ordnung,“ sagte er sanft und strich mir über die Wange.

„So siehst du aber nicht aus,“ erwiderte ich sofort.

„Sei nicht besorgt mein Engel, was macht ihr eigentlich hier?“ fragte er und sah jetzt zu meinem Vater.

„Es gibt etwas, das ich gerne besprechen möchte und das hat keine Zeit zu warten,“ sagte mein Vater ernst.

„Was ist los mit dir mein Sohn, so angespannt habe ich dich ja schon lange nicht mehr gesehen?“ fragte der König jetzt mit besorgter Stimme.

„Kari überraschte mich vor einigen Minuten in der Bibliothek während ich in Gedanken war. Dabei hatte ich ein Bild vor mir beschworen und Kari fragte mich woher ich Sari kenne. Als ich sagte das die Frau nicht Sari hieß, erzählte sie mir von der Frau Sari die von Marekai gefangen gehalten wird und genau die Frau auf meinem Bild sei. Sie erlaubte mir ihre Erinnerungen anzusehen und zeigte mir dort ihre Erinnerung an die Frau Sari. Was ich sah war Sirana,“ sagte mein Vater und erst jetzt registrierte ich was dieser Satz bedeutete. Rocan neben mir erstarrte, König Pharisto sah erstaunt zu seinem Sohn und mein Vater sah zu mir.

„Sari ist Sirana deine Mutter,“ sagte mein Vater ruhig und ich schnappte nach Luft.

„Aber Marekai hat sie getötet,“ sagte Rocan leise.

„Er hat nie behauptet sie getötet zu haben, nur das er sie bestrafen musste weil sie mich versteckt hat,“ flüsterte ich leise und alle sahen zu mir.

„Er hält sie jetzt schon so lange gefangen und keiner hat etwas geahnt,“ sagte Rocan schockiert.

„Marekai dieser Bastard spielt ein wirklich perverses Spiel. Er bringt euch zusammen und jeden lässt er in dem Glauben die andere lebt nicht mehr. Wir müssen Sirana da raus holen und Marekai endlich einsperren!“ sagte mein Vater und ich sah die Wut in seinen Augen.

„Und was machen wir jetzt?“ fragte ich nach einer weile des Schweigens, da mir nichts besseres ein viel.

„Zunächst einmal werden wir dafür sorgen das du den Armreif los wirst. Ohne deine Magie werden wir nicht weit kommen. In der Zwischenzeit können wir einen Plan ausarbeiten wie wir vor gehen und unsere Leute zusammen Sammeln. Ich gebe Katana nachher gleich entsprechende Anweisungen. Wir brauchen viele Magier die sich gegen schwarze Magie währen können und die stark genug sind,“ erwiderte Rocan nachdenklich.

„Das mit der schwarzen Magie wird leicht zu lösen sein. Durch Karis und meine Kette können wir eine Ebene erschaffen in der die Schwarze Magie wirkungslos sein wird,“ antwortete mein Vater und sah zu mir.

Erstaunt langte ich an meine Kette und fragte mich was damit noch so alles möglich war.

„Also gut, Lord Rocan kümmern sie sich um ihre Leute und ich werde hier einige Männer zusammen stellen lassen. Ach und wegen ihrer Bitte teile ich ihnen meine Entscheidung später mit,“ mischte sich jetzt auch König Pharisto ein.

„Jawohl,“ antwortete Rocan und verbeugte sich kurz.

„Kümmere dich jetzt etwas um unsere Gäste mein Sohn, wir sehen uns alle beim Abendessen wieder,“ sagte der König und mein Vater nickte ihm kurz zu.

„Kommt ihr zwei,“ sagte er und schon schob er mich zur Tür raus.

Noch mal kurz sah ich zum König der nachdenklich auf seinem Thron saß, aber schnell lenkte etwas anderes meine Aufmerksamkeit auf sich.

Gerade als sie die Türen den Thronsaals hinter uns geschlossen hatten, hörte ich jemanden rufen.

„Onkel Kirano!“ rief eine männliche Stimme.

Als ich mich umsah, entdeckte ich zwei Jungs und ein Mädchen auf mich zu kommen. Alle drei waren älter als ich, aber nicht besonders viel. Sie hatten alle das Typische braune Haare und die grünen Augen, aber das war auch das einzige wo sie sich ähnelten. Einer der Jungs war hochgewachsen, hatte aber ein breites Kreuz, das er aussah wie ein Boxer, aber sobald man ihm ins Gesicht sah, konnte man erkennen das er niemanden etwas böses wollte. Das Mädchen war so groß wie ich und atemberaubend schön. Ihre Haare fielen ihr in langen Wellen bis zur Hüfte herunter, ihre Haut war Makellos und in ihren Augen sah man ziemlich großes Wissen glitzern.

Der letzte Junge sah ziemlich sportlich aus, seine Haare standen in alle Richtungen ab, er war so groß wie ich und ein freches grinsen lag in seinem Gesicht.

„Zia, Serkan, Vased! Was treibt ihr hier schon wieder? Solltet ihr nicht beim Unterricht sein?“ fragte mein Vater mit hochgezogener Augenbraue.

„Wir haben heute frei bekommen und außerdem waren wir auf der suche nach dir,“ sagte der Junge mit dem grinsen.

„Warum das den? Was wollt ihr von mir?“ fragte mein Vater erstaunt nach.

„Naja, weniger was von dir Onkel. Wir wollten endlich unsere Cousine kennen lernen,“ grinste der Junge und sah jetzt offen zu mir.

„Ihr seit genauso schlimm wie euer Großvater. Lasst ihr doch erst mal Luft zum Atmen damit sie sich hier ran erst mal gewöhnen kann,“ sagte mein Vater tadelnd.

„Ach stell dich nicht so an. Sie ist einen Sheruf, wir können alles einfach so weckstecken,“ sagte der Junge grinsend.

„Also gut. Kari darf dich die die Kinders meines Bruders Kelos vorstellen. Zia, Serkan und der vorlaute dort ist Vased,“ erklärte mein Vater.

Unsicher sah ich zu meiner neuen Verwandtschaft und wusste nicht recht was ich machen sollte.

„Hi,“ nuschelte ich schließlich.

„Nicht so schüchtern Cousinchen, wir beißen nicht,“ sagte Vased mit strahlenden Augen.

Im nächsten Moment hatte er schon meine Hände in seine genommen und grinste mich an. Erstaunt sah ich ihm in Gesicht, bis sich eine Hand auf meine Schulter legte.

„Nicht so stürmisch Prinz, nicht jeder kann sofort mit so einem Temperament wie dem ihren umgehen,“ sagte Rocan hinter mir.

„Oh Magiermeister, mit ihnen  habe ich ja nun wirklich nicht gerechnet. Seit ihr hier um noch mal gegen mich zu verlieren?“ fragte Vased grinsend.

„Das nun wirklich nicht. Für kein Geld der Welt werde ich noch mal gegen euch spielen,“ sagte Rocan geschockt aber ich merkte sofort das es nur gespielt war.

„Ihr hättet auch keine Chance gegen mich und um meine Cousine macht euch mal keine Sorgen. Sie ist schließlich eine Sheruf und hängen zusammen wie Pech und Schwefel,“ grinste Vased und zog mich von Rocan und meinem Vater weg.

„Was hast du vor Vased?“ fragte da mein Vater.

„Ich werde ihr jetzt hier alles richtig zeigen. Wie ich dich kenne hast du ihr die langweilige Besichtigungstour durch den Palast gegeben und jetzt wird es Zeit für eine Richtige Führung,“ grinste Vased.

Leicht überfordert sah ich zu Rocan.

„Was soll ich machen?“ fragte ich ihn.

„Geh mit ihnen, freunde dich mit ihnen an. Es sind schließlich deine Verwandten und Vased ist ein guter Junge und er wird dich ganz schnell dazu bringen das du alles hier liebst,“ antwortete Rocan und lächelte jetzt leicht.

Als ich mich wieder auf die drei vor mir konzentrierte stellte ich fest das  Zia mich erstaunt ansah.

„Also gut, aber seit rechtzeitig zum Abendessen wieder im Palast,“ gab mein Vater jetzt nach.

Keine zwei Sekunden später rannte Vased auch schon los und zog mich einfach mit. Zia und Serkan rannten uns nach und schnell hatten wir den Palast verlassen.

„So Karilein, wie ist es wenn man plötzlich erfährt das man eine Prinzessin ist?“ fragte Vased und ging jetzt langsamer.

„Es ist ziemlich merkwürdig. Ich bin es nicht gewohnt das sich plötzlich jeder vor mir verbeugt usw. Es behagt mir nicht wirklich,“ gestand ich.

Kurz drückte Vased meine Hand und lächelte dann aufmunternd.

„Du wirst dich schnell daran gewöhnen. Hier im Palast haben die Leute eh so viel zu tun das kaum Zeit ist das sie sich ständig verbeugen oder sowas. Nur wenn wir irgendwo auf reisen sind kann es manchmal wirklich nervig werden. Aber erzähl mal wie bist du aufgewachsen und vor allem wie bist du Onkel Kirano in die Arme gelaufen? Muss ja ein ziemlicher Zufall gewesen sein,“ fragte Vased und ging jetzt wesentlich langsamer.

Wir waren inzwischen in der Stadt angekommen und gespannt sah ich mich um.

„Einer aus dem Rat entdecke das ich eine Magierin bin und das ich ziemlich stark bin. Als Rocan dann von seiner Reise nach Algaria zurück kam, nahm er mich als Schülerin auf. Irgendwann kam dann mein Vater als Botschafter zu uns und als dann noch die schwarzen Magier angriffen, hat er erkannt was ich bin als meine Kette auf die schwarze Magie reagierte,“ erzählte ich die kurz Version, sah mich dabei aber weiter um.

„Wow nicht schlecht. Wir haben schon mitbekommen das du ziemlich stark sein sollst und wenn ich noch daran denke was dein Vater uns erzählt hat, hast du ein ganz schön spannendes Leben bis jetzt gehabt,“ sagte Serkan.

Jetzt sah ich zu ihm und fragte mich was mein Vater erzählt hatte.

„Hört auf sie auszufragen Jungs! Komm Kari,“ sagte Zia jetzt und legte einen Arm um meine Schultern.

„Mir macht es nichts aus, sie können ruhig fragen,“ sagte ich jetzt und lächelte leicht.

„Siehst du Schwesterherz, ihr macht es überhaupt nichts aus, aber du hast recht. Wir wollten ihr schließlich alles zeigen,“ sagte Vased grinsend und zog mich gleich weiter.

 

Wir waren wirklich lange unterwegs und die drei zeigten mir die ganzen schönen Plätze der Stadt und ich verliebte mich sofort in sie. Sie war atemberaubend schön und an jeder Ecke gab es was neues zu entdecken. Nach über einer Stunde waren dann auch mein anderer Cousin Luis und meine Cousine Lira zu uns gestoßen und sie waren genauso nett wie die anderen drei. Wir machten viele Scherze und ich genoss es unter gleichaltrigen zu sein und vergas für kurze Zeit sogar den Schlangenarmreif.

Als wir in den Palast zurück kehrten wurde es draußen schon dunkel und bald würde es Essen geben, aber wir schafften es nicht mal durch die Eingangshalle ohne Aufgehalten zu werden.

„Ihr wart lange unterwegs,“ sagte jemand und sofort blieben wir stehen und sahen nach rechts.

Dort stand König Pharisto und sah lächelnd zu uns.

„Großvater!“ sagte Zia fröhnlich.

Sie war die jüngste der fünf, aber immer noch ein halbes Jahr älter als ich. Sie strahlte den König und auch die anderen lächelten glücklich.

„Ihr habt Kari jetzt lange genug unter beschlag genommen. Geht und macht euch fürs Essen fertig, ich möchte kurz mit Kari allein reden,“ sagte er und mir wurde leicht schlecht.

Was wollte er nur von mir.

„Er beißt nicht,“ flüsterte mir Vased plötzlich zu und gab mir einen Schups in Richtung des Königs.

Schnell macht er sich mit den anderen aus dem Staub und ich war mit dem König alleine.

„Komm Kari,“ sagte er und lächelte mir entgegen.

Zögerlich ging ich auf ihn zu und er führte mich in einen gemütlichen raum mit vielen Pflanzen und kuschligen Sesseln.

„Hier her zieh ich mich immer zurück wenn ich meine Ruhe brauch. Setzt dich doch, der Tag war bestimmt ziemlich anstrengend für dich,“ sagte er und ließ sich selber in einen Sessel nieder.

Schnell setzte auch ich mich und sah ihn nervös an.

„Ich hatte vorhin ein interessantes Gespräch mit Lord Rocan. Er bat mich um deine Hand,“ sagte der König und sofort schlug mein Herz zehn mal schneller.

Ging es darum als ich mit meinem Vater in die Halle gestürmt kam?

„Wie ich an deinem Finger sehe hast du dem schon zugestimmt und ich werde euch meinen Segen geben, aber ich möchte von dir wissen was du für ihn fühlst. Ich habe bedenken ob es vielleicht nicht nur ein Verliebtheit ist, weil er dir sosehr geholfen hat,“ erzählte König Pharisto und ich konnte echte Sorge in seinem Blick erkennen.

„Ich…, nein so ist es nicht. Sie haben recht, Rocan hat mir wirklich sehr geholfen aber daran liegt es nicht das ich ihn Heiraten will. Ich liebe ihn wirklich von ganzen Herzen. Er versteht mich, bevor ich mich selber überhaupt verstehe. Er weis immer was in mir vorgeht, beschützte mich, lässt mich aber auch alles selber machen was ich will. Er ist wie der Sichere Hafen wenn ein Sturm aufkommt, er ist mein Seelenverwandter,“ sagte ich jetzt und lächelte dabei.

„Er ist dien Seelenverwandter! Das hat er mir nicht gesagt,“ sagte der König erstaunt.

„Mir hat er es auch nicht gesagt. Mein Vater hat es mir erst gesagt und meinte Rocan hat es nicht gesagt damit ich mich zu nichts gezwungen fühle,“ erzählte ich und der König nickte nachdenklich.

„Lord Rocan tut dir gut und du liebst ihn wirklich, das sehe ich sofort. Also gut, ihr habt meinen Segen, aber jetzt zu was anderes. Würdest du mir den Schlagenarmreif zeigen?“ fragte der König und ich schnappte erschrocken nach Luft.

Ich musste erst eine weile überlegen und der König sah mich einfach nur ruhig dabei an. Schließlich ergab ich mich in mein Schicksaal, zog meinen Ärmel hoch und hielt ihm meinen Arm hin.

Vorsichtig streckte er die Hand aus und nahm meine. Sofort spürte ich wieder die ganzen Stacheln und verzog leicht das Gesicht.

„Der Armreif wurde dir mit schwarzer Magie umgelegt und verursacht die Schmerzen. Die Magie der Sharuf war schon immer am stärksten mit der Natur und weißer Magie verbunden als die der anderen Häuser und diese Magie kämpft gegen den Armreif, was die Schmerzen verursacht. Normalerweise solltest du den Armreif gar nicht spüren, aber Marekai treibt ein böses spiel. Er muss gewusst haben was er dir damit antut. Lass mich dir helfen,“ sagte der König und schon ging ein leuchten von seiner Hand aus und breitete sich über meinen ganzen Arm aus.

Es war als würde es sich um den Armreif legen und einen Puffer zwischen meiner Haut und den Armreif entstand. Augenblicklich hörten die schmerzen auf und ich atmete erleichtert auf.

„Danke,“ sagte ich erleichtert.

„Danke mir nicht dafür. Ich wünschte ich könnte mehr für dich tun. Du hast schon sehr viel durch gemacht und ich wünschte ich könnte dir Morgen die schmerzen ersparren, aber das liegt leider nicht in meiner Macht,“ sagte der König betrübt.

„Ihr habt schon viel für mich gemacht und es kann nicht schlimmer sein als mir den Armreif anzulegen,“ sagte ich zuversichtlich.

„Du bist ein sehr mutiges Mädchen und wie ich gehört habe, hast du das von deiner Mutter. Ich hoffe sehr das ihr sie schnell da raus holen könnt. Jetzt aber sollten wir zu den anderen gehen. Sie warten bestimmt schon,“ sagte der König und stand auf.

Schnell folgte ich ihm und zusammen gingen wir zu einem großen Speisesaal. Als wir den Raum betraten sprangen alle von ihren Stühlen auf.

„Geh zu Lord Rocan, er schaut schon so nervös,“ sagte der König.

Kurz sah ich zu ihm, ging dann aber zu Rocan und lächelte ihn an.

Als der König schließlich saß setzten sich auch alle anderen und ich stellte fest das noch drei mir unbekannte Personen mit am Tisch saßen.

Zwei Männer und eine Frau. Bei einem der Männer war ich mir Sicher das es mein Onkel Kelos war, also musste die Frau meine Tante Mirana sein und der Mann neben ihr folglich ihr Mann.

Als mein Vater, der mir Gegenüber saß meinen Blick bemerkt stellte er mich sofort den drei vor und ich hatte richtig geraten.

Kurz darauf kamen einige Diener und brachten Teller mit Speisen und Krügel mit allen möglichen Getränken.

Der Abend verlief in meinen Augen richtig Entspannend. Es wurde viel geredet und alle erzählten mir andere Familiengeschichten oder stellten mir fragen. Langsam schloss ich alle ins Herz und war immer mehr erstaunt was für eine Familie ich da hatte.

Erst recht spät löste sich die Gesellschaft auf und jeder ging in sein Zimmer.

Rocan hatte mich zu meinem Zimmer begleitet, war aber nach einem flüchtigen Gute Nacht Kuss auch gegangen.

Ich fiel ziemlich schnell in mein Bett und die Anstrengung des Tages holten mich ein.

Es dauerte keine fünf Minuten da schlief ich tief und fest.

 

Kaum hatte ich am nächsten Morgen meine Augen geöffnet, beschlich mich leichte Panik. Ich musste sofort daran denken das mir heute endlich der Schlangenreif abgenommen wurde, aber das eben ziemlich weh tun würde. Unsicher stand ich deswegen auf, wusch mich und zog mich schließlich an. Dabei achtete ich genau darauf das man die Ärmel meines Oberteils leicht hoch schieben konnte. Ich war gerade fertig damit mich anzuziehen, als plötzlich die Tür zu meinem Zimmer aufgerissen wurde.

„Guuuuten Moooooorgen,“ rief Vased strahlend.

„Hey spinnst du?! Du kannst doch nicht einfach hier so rein stürmen! Was währe gewesen wenn ich noch nackt gewesen währe?“ fragte ich ihn ohne den morgendlichen Gruß zu erwidern.

„Du bist meine Cousine, es macht absolut überhaupt nichts aus. Außerdem brauchst du dich nun wirklich für nichts zu schämen und jetzt komm. Ich soll dich zum Frühstück abholen,“ sagte er und wie am Vortag zog er mich einfach mit.

„Dir macht es spaß mich hin und her zu ziehen oder?“ fragte ich schon wesentlich besser gelaunt.

„Oh ja auf jeden fall,“ lachte Vased als antwort.

Schnell hatten wir den Speisesaal erreicht, aber dieses mal saßen dort bedeutend weniger Personen als noch am Abend zuvor.

Meine Tante und Onkel fehlten und auch Serkan und der König waren nicht da. Als wir den Saal betraten sahen alle zu uns und Rocan fing sofort an zu lächeln. Schnell ging ich auf ihn zu und setzte mich neben ihn. Keine zwei Sekunden später ließ sich Vased auf meiner anderen Seite in einen Stuhle fallen.

Sanft drückte Rocan unter dem Tisch mein Bein und lächelte aufmunternd. Anschließend wandten wir uns dem Frühstück zu.

Ich lauschte den morgendlichen Gesprächen, hielt mich eher zurück und aß auch kaum etwas, das Bevorstehende lenkte mich einfach zu sehr ab.

„Hey Kari, hast du Lust mit zum See zu kommen?“ fragte Vased mich irgendwann und ich schreckte auf.

„Daraus wird nichts Vased. Erstens hast du Unterricht und zweites hat Kari einen wichtigen Termin,“ mischte sich da schon mein Vater ein.

„Termin? Wo geht’s hin?“ fragte Vased darauf.

Augenblicklich warfen Rocan und mein Vater sich einen Blick zu und ich verstand sofort.

Man hatte Vased und den andere nichts gesagt, nur die Erwachsenen wussten bescheid.

„Frag nicht so viel und wir müssen jetzt auch los. Die Ärzte sind auch schon bereit,“ sagte mein Vater dann und sah zu Rocan.

„Ärzte? Was habt ihr mit Kari vor?“ fragte Vased erstaunt.

„Erzähl ich dir später,“ flüsterte ich ihm zu und sprang dann schnell auf.

Zusammen mit meinem Vater und Rocan verließ ich den Saal und davor standen schon drei Männer die uns ernst ansahen.

„Das sind die persönlichen Heiler von König Pharisto. Er hat sich geschickt damit sie sofort eingreifen sollte etwas passieren,“ erklärte Rocan mir sofort.

„Lord Kirano, Prinzessin, Lord Rocan, wir währen dann soweit,“ sagte einer der Männer und alle verbeugten sich.

Kurz nickte ihnen mein Vater zu, dann schloss sich die drei Heiler uns an. Zusammen verließen wir den Palast, vor dem schon eine Kutsche auf uns wartete. Schnell stiegen wir ein und fuhren sofort los.

„Du solltest etwas über den Magier wissen zu dem wir jetzt fahren. Das er etwas eigen ist, habe ich dir ja schon erzählt, aber er ist mehr als nur das. Er ist wirklich ein Genie was die Magie angeht und wir brauchen seine Hilfe, aber sollte ihm irgendwas nicht passen wird er sich weigern dir den Armreif abzunehmen. Also sei am besten so freundlich wie du kannst, auch wenn er es dir schwer machen wird,“ erklärte mein Vater besorgt.

„Ich werde mich benehmen,“ versprach ich.

Die restliche Fahrt über schwiegen wir uns alle an und ich sah aus dem Fenster und versuchte mich zu beruhigen. Wir fuhren fast durch die ganze Stadt und hielten schließlich vor einem großen Haus an. Kaum waren wir aus der Kutsche gestiegen machte ein Diener uns die Tür auf.

„Willkommen, Lord Manusch erwartet sie schon,“ sagte er mit einer Verbeugung.

Anschließend führte er uns durchs Haus zu einem großen chaotischen Zimmer. Es gab ein paar Bücherregal, die aber haltlos vollgestopft waren. Dazu drei Schreibtische, auf denen man aber bestimmt keinen Platz hatte zum schreiben und überall standen merkwürdige Sachen herum und Bücherstapel standen überall im Zimmer verteilt.

Ein etwas älterer Mann stand vor einem Bücherregal, fuhr mit einem Finger über die Bücher und nuschelte unentwegt vor sich hin.

„Lord Manusch, Prinz Kirano mit Gefolge ist da,“ sagte der Diener jetzt.

„Ja ja, das habe ich mit bekommen. Geh und hol meine Schüler,“ sagte der Mann ohne sich umzudrehen.

Der Diener machte sich jetzt schnell aus dem Staub und wir waren mit dem Mann alleine.

 

„Nichts zu danken Lord Kirano,“ antwortete der Mann ohne sich umzudrehen.

Jetzt kamen zwei Jungs ins Zimmer die nur ein kleinwenig älter sein konnten als ich.  Kurz sahen sie zu uns stellten sich dann aber in die Nähe von Lord Manusch vor einen Schreibtisch. Schließlich drehte sich auch Lord Manusch um, sah erst Rocan und dann meinen Vater an.

„Lord Kirano, schön sie wieder  zu sehen, wo ist den der junge Mann mit dem Schlangenarmreif?“ fragte Lord Manusch.

Mann?

„Ich glaube sie haben da was falsch verstanden Lord Manusch. Darf ich ihnen meine Tochter Kari vorstellen,“ sagte mein Vater, trat einen Schritt beiseite und schob mich auf den Magier zu.

Erstaunt sah er mich an und dann zu meinem Arm, wo unter dem Ärmel es golden aufblitzte.

„Ein Mädchen!“ sagte er dann völlig schockiert und jetzt starrten mich auch die Jungs an.

„Verkneif dir alles was du jetzt sagen willst,“ sagte Rocan plötzlich und ich biss mir auf die Zunge.

Ich war es von der Straße gewöhnt das Mädchen minderwertig behandelt wurden und ich hatte immer dagegen angekämpft, aber dieses mal musste ich wohl wirklich ruhig sein.

„Ja und ich währe ihnen wirklich dankbar, wenn wir anfangen könnten,“ sagte mein Vater lächelnd.

„Natürlich doch ,“ sagte Lord Manusch jetzt ruhiger und sah zu den zwei Jungs.

Sofort bewegten sie sich. Einer zog einen Stuhl in die Mitte des Raumes und der andere fing an leise vor sich hin zu murmeln. Schnell gesellte sich der andere Junge auch dazu und zu zweit standen sie murmelnd hinter dem Stuhl.

„Was treiben die zwei da?“ fragte ich Rocan.

„Es sieht danach aus als konzentrierten sie ihre Magie. Ich vermute sie wollen sie Lord Manusch schicken,“ erklärte Rocan.

„Kommt her Prinzessin. Es ist besser wenn ihr sitzt und krempelt bitte den Ärmel hoch,“ wand sich Lord Manusch nun an mich.

Jetzt sah ich noch mal zu meinem Vater, der mir aufmunternd zu nickte und so setzte ich mich auf den Stuhl und zeigte das Schlangenarmreif.

Der Magier trat jetzt zu mir und sah sich den Armreif kritisch an.

„Ich hatte gehofft das es nur eine nachgemachter ist, aber das ist wirklich ein original Schlagenarmreif. Ich hoffe ihr vertragt Schmerzen Prinzessin, den egal wie sanft ich vorgehe, es wird sehr weh tun,“  sagte Lord Manusch ohne von dem Armreif weg zu sehen.

„Es kann nicht mehr schmerzen ihn abzunehmen als ihn rauf zu machen und die Schmerzen sind mir egal solange der Armreif wieder ab kommt. Ich will meine Magie wieder fühlen,“ sagte ich leise.

„Seit euch da nicht so sicher, aber ich gebe mein bestes. Wie ich sehe hat König Pharisto einen Schutz um den Armreif gelegt um die Schmerzen abzuhalten, aber ich muss den Schutz aufheben sonst kann mein Zauber nicht wirken,“ sagte Lord Manusch und sah mir zum ersten mal in die Augen.

„Macht nur,“ sagte ich und bereitete mich innerlich schon auf die Schmerzen vor.

Die zwei Jungs gingen jetzt zu ihrem Mentor  und dieser sah zu den Heilern.

„Ihr werdet die Prinzessin heilen während ich den Armreif löse, sonst werden die schmerzen wirklich zu schlimm,“ sagte Lord Manusch.

Die Heiler traten jetzt hinter den Stuhl und nervös sah ich zu Rocan, der versuchte mich aufmunternd anzulächeln.

„Versucht euch zu entspannen Prinzessin, ich fange jetzt an,“ sagte Lord Manusch und hielt dann seine Hände über meinen Arm.

Sofort legten die zwei Jungs je eine Hand auf seine Schultern und schlossen murmelnd die Augen.

Goldenes Licht bildete sich um die Hände des Magier, ich spürte wie der Zauber des Königs sich auflöste und das unangenehme Gefühl sich wieder ausbreitete. Gerade als ich dachte das es ja nicht so schlimm war, löste sich die Schwanzspitze der Schlange von meinem Arm. Nur mit mühe konnte ich den Schmerzensschrei unterdrücken!

Es fühlte sich an als würde er mir die Haut, sämtliche Muskeln und Nerven mit raus reisen! Ich spürte wie die Heiler ihre Hände auf meine Schulter legten und ihre heilende Magie in meinen Arm schickten, aber es war wie ein Topfen Wasser auf heißem Stein.

Als sich der Armreif noch ein Stück weiter löste keuchte ich vor Schmerzen auf und Tränen schossen mir in die Augen. Im nächsten Moment war Rocan bei mir, nahm meine Hand und ich sackte vor Schmerzen nach vorne. Ich krallte mich an ihm fest, biss die Zähne zusammen und ließ die Tränen laufen. Ich glaubte schon das es alles an Schmerzen währe, aber wieder hatte ich mich getäuscht. Als Lord Manusch bei dem ersten Stachel angelangte und diesen aus meinem Arm zog schrie ich wirklich vor schmerzen auf und mir wurde langsam schwarz vor Augen. Ich spürte wie mir warmes Blut den Arm runter floss und wollte mich gegen die Schmerzen währen, aber ich biss die Zähne zusammen und kam dem Wunsch nicht nach.

„Es wird wieder mein Engel ich bin bei dir,“ raunte mir Rocan zu und hielt mich fest.

Ich konnte nichts mehr sagen, konzentrierte mich nur noch darauf die Schmerzen zu verdrängen.

Immer schlimmer wurden die Schmerzen und immer schwächer wurde ich.

„Können wir nicht eine Pause machen? Lange hält Kari das nicht mehr aus,“ fragte mein Vater gepresst.

„Wenn ich jetzt aufhöre müssen wir alles noch mal machen,“ antwortete Lord Manusch ruhig und wieder zog er einen Stachel aus meinem Arm.

Ich wimmerte vor Schmerzen und klammerte mich fest an Rocan

 

 

Rocan hielt Kari fest und spürte durch ihre Verbindung einen kleinen Teil von Karis schmerzen und er war erstaunt das Kari das bist jetzt durchgehalten hatte.

Lord Manusch brauchte fast eine Stunde um den Armreif zu lösen und erst als er beim Kopf der Schlange war stoppte er kurz.

„Ihr müsst sofort ihr Handgelenk heilen. Die letzten Stacheln stecken genau in der Schlagader und müssen geheilt werden,“ sagte er zu den Heilern die ihm nur zu nickten.

Kurz sah er ihnen noch in die Augen, dann verstärkte sich das goldene Licht und das Maul der Schlange öffnete sich. Sofort blutete es schlimmer und die Heiler konzentrierten sich sofort auf das Handgelenk.

Kari sackte noch weiter nach vorne und Rocan spürte das sie das Bewusstsein verlor. Einer der Schüler von Lord Manusch nahm jetzt die Hand von der Schulter, rannte zu einem der Schreibtische und holte dort ein Kästchen.

Lord Manusch ließ das Schlangenarmreif in das Kästchen fliegen und verschoss dieses mit Magie.

„Das wars,“ sagte er schließlich erschöpft.

Rocan sah zu Karis Arm, wo die Heiler inzwischen alles geheilt hatten und sah sofort das Kari wen sie aufwachte nicht begeistert sein würde.

 

 

Langsam wachte ich aus einem erholsamen schlaf auf. Im ersten Moment wusste ich nicht genau wo ich war und was passiert war, aber dann kamen mit einem Schlag die Erinnerungen wieder. Augenblicklich setzte ich mich Kerzengerade auf und stellte erst mal fest das ich in meinem Bett im Palast lag.

„Na gut geschlafen?“ fragte eine bekannte Stimme plötzlich und ich zuckte zusammen.

Schnell drehte ich mich zur Seite und sah König Pharisto ins Gesicht.

„Hoheit,“ sagte ich  total erstaunt.

„Ach Kari, nicht so förmlich. Nenn mich doch einfach Großvater, ich bin zwar der König, aber deswegen bist du trotzdem meine kleine Enkelin,“ sagte er und lächelte sanft.

Verunsichert nickte ich nur.

„Wo ist Rocan?“ fragte ich, da ich mir sicher war das er eigentlich bei mir war.

„Ich haben ihn los geschickt dir etwas zu Essen zu holen, da ich gemerkt habe das du bald aufwachst und du brauchst dringend etwas Kraft. Jetzt aber zu was anderem. Wie fühlst du dich?“ fragte er.

Ich wollte gerade antworten das es mir gut ging, als mir eine entscheidende Sache auffiel. Langsam legte ich eine Hand auf mein Herz und schloss die Augen. Ein lächeln erschien auf meinem Gesicht und mein Herz schlug zehn mal schneller.

„Meine Magie, ich kann sie wieder fühlen,“ flüsterte ich glücklich.

„Auf diese Antwort habe ich gehofft, aber wie geht es deinem Arm? Tut er noch weh?“ fragte Großvater.

Erst jetzt bemerkte ich, das ein Verband um meinen Arm gewickelt war.

„Es ist alles in Ordnung. Ich spüre absolut nichts mehr von dem Armreif,“ antwortete ich und bewegte vorsichtig meine Finger.

„Das ist gut,“ sagte Großvater sanft, nahm meinen Arm und fing an den Verband ab zu wickeln.

„Weist du Kari mächtige Magie hinterlässt immer eine Erinnerung, egal wie sehr man versucht sie zu heilen und ich fürchte so ist es auch bei dem Schlangenarmreif,“ sagte mein Großvater und sah auf meinen Arm.

Ich folgte seinem Blick verwirrt und als ich meinen Arm sah zog ich zischend die Luft ein.

Um meinen Arm schlängelte sich eine lange Narbe die genauso aussah wie der Armreif.

„Kann man das nicht heilen oder irgendwie weg machen?“ fragte ich verzweifelt.

„Ich fürchte nicht, die Narbe wird dir ein Leben lang erhalten bleiben,“ antwortete mein Großvater und strich über die Narbe.

Lange sah ich meinen Arm an und überlegte was ich davon halten sollte.

„Es ist nicht so schlimm. Es wird mich immer daran erinnern das die schwarzen Magier keine Macht über mich haben,“ sagte ich dann fest entschlossen.

„Das ist wirklich die richtige Einstellung einer Sheruf ich bin Stolz auf dich,“ sagte Großvater jetzt und lächelte mich an.

Ich wollte gerade etwas erwidern, als es an der Tür klopfte und Rocan dann ins Zimmer trat.

„Gut du bist wieder wach, wie fühlst du dich?“ fragte er und lächelte sanft.

„Alles wieder super, ich kann es kaum erwarten aus dem Bett zu kommen,“ grinste ich.

„Na gut, ich lass euch dann mal alleine. Wenn du dich fertig gemacht hast komm in den Thronsaal, Vased und die anderen erwarten dich dort,“ sagte Großvater und stand jetzt auf.

Kurz nickt er noch Rocan zu, dann ging er.

Rocan kam jetzt zu mir und setzte sich aufs Bett.

„Geht es dir wirklich wieder gut?“ fragte er und sah auf meinen Arm.

„Ja, ich lasse nicht zu das Marekai mich wegen einer Narbe in Panik versetzt, aber lassen wir das. Ich will endlich raus aus dem Bett, mich waschen und dann schauen was im Thronsaal auf mich wartet,“ sagte ich entschieden und schlug die Decke zurück.

„Dich kann wirklich nichts aufhalten. Na dann los, geh dich waschen, zieh dich um und wenn du aus dem Bad kommst steht was zu Essen hier. Ich lass dich nicht gehen bevor du was gegessen hast,“ sagte Rocan und gab mir einen Kuss.

Sofort sprang ich aus dem Bett und flitzte ins Bad. 

Dort wusch ich mich in Rekordgeschwindigkeit und zog mir frische Kleidung an.

Rocan wartet im Wohnzimmer auf mich und der Tisch war gedeckt mit allen möglichen Essen. Sofort setzte ich mich zu ihm und fing an zu essen.

„Weist du was ich im Thronsaal soll?“ fragte ich irgendwann schließlich.

„Nein leider nicht, mich würde es auch interessieren, aber dein Großvater hat gesagt das ich nicht mit kommen darf. Es wird also wohl etwas Familien Internes sein,“ erzählte Rocan.

„Dann sollte ich mich beeilen und herausfinden was da vor sich geht,“ sagte ich sofort.

Das entlockte Rocan ein lächeln und schweigend ass ich mich satt.

Gleich danach führte mich Rocan zum Thronsaal.

Davor blieb ich stehen, gab Rocan einen zärtlichen Kuss und betrat schließlich den Saal.

Dort entdeckte ich als erstes Vased und meine restlichen Cousinen und Cousins.

Auch meine Tante Mirana war da, aber sie unterhielt sich gerade mit Zia und bemerkte mich so nicht.

„Da bist du ja Kari! Wo warst du und was ist passiert? Ich habe vom des Unterrichtsraumes gesehen wie Lord Rocan dich in den Palast getragen hat, aber niemand will uns etwas sagen und Großvater meint nur ich soll dich selber fragen,“ sagte Vased ernst, aber so leise das Tante Mirana ihn nicht hörte.

„Es ist kompliziert,“ fing ich an und sah zu Boden.

Vased sah mich aufmerksam an und nahm dann wie so oft meine Hände, doch dieses mal riss er vor erstaunen die Augen auf.

„Was ist?“ fragte ich unsicher und sah unauffällig nach ob man die Narbe an meinem Arm sehen konnte.

„Ich wusste von Anfang an das irgendwas an dir seltsam ist, doch ich konnte bis jetzt nicht sagen was. Du musst wissen ich hab Großvaters Fähigkeit geerbt die Magie der Leute zu fühlen. Gestern und heute Morgen habe ich bei dir nichts gefühlt, aber jetzt...,“ sagte er mit großen Augen.

„Du musst dich täuschen, Großvater hat meine Magie nämlich gespürt,“ erwiderte ich sofort.

„Ich bin ja auch nicht halb so stark wie Großvater, aber jetzt versuch nicht das Thema zu wechseln. Was ist passiert Kari?“ fragte Vased ernst.

„Also gut, ich hab dir ja eh beim Frühstück versprochen es dir zu sagen. Was weist du darüber wo ich war bevor ich hier her kam?“ fragte ich nach.

Sofort verfinsterte sich Vaseds Blick und ich sah ihn zum ersten mal sauer.

„Die schwarzen Magier haben dich entführt,“ sagte er leise.

„Genau und weist du was der Schlangenarmreif ist?“ fragte ich weiter.

„Ja,“ sagte er noch ernster.

„Naja als ich bei den schwarzen Magiern war, bannten sie meine Magie mit Armreifen, aber nachdem ich Marekai ihren Anführer mit einem Dolch verletzt hatte und die Armreifen zerstörte, legte mir Marekai aus Wut den Schlangenarmreif um. Das ist der Hauptgrund warum ich schon so schnell her gekommen bin. Vater kennt hier nämlich einen Magier der mit den Armreif wieder abnehmen konnte und genau das hat er heute Morgen gemacht,“ sagte ich und zog nun meinen Ärmel hoch.

Erstaunt sah Vased auf meinen Arm und ich sah es förmlich in seinen Kopf arbeiten.

„Dieser Bastard!“ knurrte Vased irgendwann.

„Schon gut, ich werde mich irgendwann dafür rächen, aber im Moment will ich eigentlich nicht daran denken. Ich bin nur froh das ich endlich wieder meine Magie fühlen kann. Willst du mir nicht lieber sagen warum ich her kommen sollte?“ fragte ich nach.

Kurz noch sah mich Vased ernst an, dann fing er an zu lächeln.

„Du hast recht, jetzt wird getanzt,“ sagte er lächelnd.

Der Griff seiner Hände verstärkte sich und im nächsten Moment wirbelte er mich herum das ich erschrocken aufschrie. Lachend wirbelte mich Vased umher bis wirklich jeder im Raum uns ansah.

„Vased, du sollst Kari beim Tanz führen und nicht dafür sorgen das ihr schlecht wird,“ rief da schon Tante Mirana.

Tanzen?! Was sollte das bitte werden?

Vased blieb jetzt wieder stehen und grinste mich über beide Ohren breit an.

„Kannst du mich mal bitte aufklären?“ fragte ich und jetzt kamen alle zu uns.

„Es ist Tradition bei uns das der Nachwuchs des Hauses Sheruf bei Familienfesten einen bestimmten Tanz aufführen,“ erklärte Tante Mirana.

„Eigentlich kennen wir das schon auswendig, aber da wir jetzt eine neue Tanzpartnerin haben, müssen wir uns etwas umstellen,“ sagte Zia lächelnd.

„Ich kann nicht tanzen,“ warf ich ein und bekam panik.

Ich konnte mich doch nicht schon an meinem zweiten Tag in Algaria zum totalen Narren machen.

„Mach dir keine sorgen, es ist ganz einfach und eigentlich macht deine Magie das meiste,“ versuchte Lira mich zu beruhigen.

Skeptisch sah ich sie an und wusste nicht genau was ich davon halten sollte.

„Und bis wann soll ich das lernen?“ fragte ich nach.

„Heute Abend,“ grinste jetzt Luis.

„Naja wohl eher in einer Stunde, danach sollten wir uns nämlich langsam fertig machen, es ist schon recht spät,“ erwiderte Vased.

„DAS SCHAFFE ICH NIE,“ sagte ich geschockt.

„Wenn ihr noch länger trödelt wird das wirklich nichts. Na los ihr Chaoten, stellt euch auf und Kari, du gehst zu Vased,“ sagte nun Tante Mirana.

Sofort schnappte sich Vased meine Hand und zog mich in die Mitte der Halle.

Lira stand mit Serkan links ein Stück hinter uns und Zia mit Luis rechts hinter uns.

„Du musst dich konzentrieren um deine Magie zurück zu halten, den sie wird gleich automatisch gerufen,“ erklärte Vased noch und dann ertönte plötzlich Musik.

Als ich zu Tante Mirana sah, stellte ich fest das sie eine Hand gehoben hatte und damit einige Muster in die Luft malte.

Sie erschuf mit Magie Musik.

 

Erstaunt beobachtete ich sie bis Vased kurz an mir zog und so meine Aufmerksamkeit auf sich zog. Als ich zu ihm sah stellte ich fest das er die Augen geschlossen hatte und sich im Takt der Musik wiegte. Kurz lächelte ich noch, dann zog Vased mich auch schon mit sich. Mit geschlossenen Augen tanzte er durch den Raum und zog mich dabei mit. Verzweifelt versuchte ich seinen Schritten zu folgen,stolperte aber oft über meine eigenen Füße.

„Schließ die Augen Kari und hör auf die Magie,“ sagte Vased plötzlich ohne stehen zu bleiben.

Verunsichert sah ich ihn an, entschied mich dann aber zu tun was er sagte. Noch schlimmer konnte es schließlich nicht werden, also schloss ich die Augen und versuchte zu lauschen.

Erst hörte ich nichts außer die Musik, aber dann mischte sich unter die Musik Magie. Ich lauschte darauf und wiegte mich im Takt. Die Magie umfing mich und leitete mich.

Eine Stunde später war ich wieder in meinem Zimmer und Rocan saß bei mir. Endlich hatten wir mal eine ruhige Minute um mit einander zu reden. Wir saßen auf einer Couch und ich hatte mich an ihn gekuschelt.

„Was hast du eigentlich im Thronsaal gemacht?“ fragte er schließlich.

„Das wirst du nachher noch sehen,“ antwortete ich grinsend.

„Soll mich das nun beunruhigen oder etwas in der Art?“ fragte er lächelnd nach.

„Ich hoffe mal es wird die gefallen und ich mache mich nicht komplett zum Deppen,“ sagte ich nun nachdenklich.

„Das wird nun wirklich nicht passieren, egal was du vor hast,“ sagte Rocan und gab mir keinen Kuss auf die Stirn.

Ich wollte gerade den Kuss gerade in einen richtigen Verwandeln als es an der Tür klopfte und keine zwei Sekunden später betrat eine Dienerin das Zimmer. Sie verbeugte sich vor uns, was gar nicht so einfach war, da sie ein Paket und eine Schatulle in der Hand hielt.

„Seine Majestät schickt mich um ihnen zu helfen sich für das Fest fertig zu machen und um euch ein Geschenk von ihm zu bringen,“ sagte sie und hielt die Pakete hoch.

Erstaunt sah ich sie an, bis Rocan mich anstupste damit ich aufstand.

Langsam trat ich zu ihr hin und wollte das Paket öffnen, als sich die Dienerin plötzlich räusperte und streng zu Rocan sah.

„Entschuldigen sie Lord, aber die Prinzessin muss sich nun umziehen und es ziemt sich nicht das sie dabei hier sind,“ sagte sie.

Jetzt war ich wirklich erstaunt, noch nie hatte jemand so mit Rocan geredet und außerdem war es mir egal ob er hier war während ich mich fertig machte.

Ich wollte gerade etwas sagen als Rocan aufstand und mich unterbrach.

„Schon gut Kari, ich muss mich eh ebenfalls umziehen. Wir sehen uns dann auf dem Fest wieder,“ sagte er lächelnd.

Mit großen Schritten kam er auf mich zu, strich mir zärtlich über die Wange und verließ schließlich das Zimmer.

 

 

Es war laut in der großen Halle. An den Seiten der Halle standen gewaltige Tische an denen einige Hundert Leute saßen und sich ausgelassen unterhielten. Am Kopfende der Halle stand ein kleiner Tisch an dem die Königsfamilie mit ihren Ehrengästen saß, aber diese waren noch nicht vollzählig. Die Kinder der Königsfamilie fehlten noch.

Die Gäste warteten gespannt, vor allem auf die Verschollene Prinzessin. Jeder wollte wissen wie sie aussah und wer sie war. Einige der Anwesenden sahen zu dem Magier aus Feron der nahe bei Prinz Kirano saß und somit genau neben der Prinzessin sitzen würde. Immer mehr wurde getuschelt wodurch der Lärmpegel immer weiter stieg, aber König Pharisto ließ sich dadürch nicht aus der Ruhe bringen. Er unterhielt sich mit seinem Sohn und wirkte ziemlich entspannt.

Plötzlich rührte sich eine der Wachen neben der großen Eingangstür. Mit einem Stab klopfte er drei mal laut auf den Boden und sofort wurde es ruhig in der Halle. Langsam ging die große Flügeltür auf und die Wache richtete sich gerade auf.

„Prinz Vased, Sohn von Prinz Kelos und dritter Thronfolger von Algaria in Begleitung von Prinzessin Karilina, Tochter von Prinz Kirano und zweite Thronfolgerin von Algaria!“ verkündete die Wache laut und alle sahen gespannt zur Tür.

Auch Lord Rocan sah zur Tür und kaum hatte er Kari erspäht schlug sein Herz schneller. Zusammen mit Vased betrat sie die Halle, aber man konnte sie kaum wieder erkennen.

Sie trug ein wunderschönes weißes Kleid mit grünen und goldenen Verziehrungen, ihre Haare waren Kunstvoll um das silberne Stirnreif trapiert worden und man hatte mit etwas Schminke ihre Augen voll zur Gältung gebracht.

Leider nur war sie kreideweiß und Lord Rocan sah ihr an das sie sich nicht ganz wohl fühlte. Vased neben ihr, der den gleichen Stirnreif trug, drückte kurz aufmunternd ihren Arm und lächelte in die Runde.

„Prinz Luis in Begleitung von Prinzessin Zia, und Prinz Serkan in Begleitung von Prinzessin Lira,“ verkündetet die Wache und die vier betraten hinter Vased und Kari die Halle.

Sofort standen alle außer der Königsfamilie auf und verbeugten sich vor den Prinzen und den Prinzessinnen. Diese blieben in der Mitte der Halle stehen und da merkte Lord Rocan das um sie herum die Magie knisterte und er ahnte was jetzt kam.

Er hatte von dem Tanz der Sharufs gehört, aber nie hatte er die Ehre ihm bei zu wohnen.

Gespannt sahen die Gäste zu den jungen Magiern und langsam setzte Musik ein.

Lord Rocan sah wie Kari lächelnd die Augen schloss und sich sofort im Takt der Musik wiegte. Die Musik wurde lauter und jetzt zog Vased Kari an den Händen durch die Halle. Das knistern der Magie wurde stärker und der Boden unter den Tänzern leuchtete plötzlich in Gold auf. Um die Tanzpaare bildeten sich eine grünes Band aus Magie und mit jedem Schritt wurde die Magie stärker.

Lord Rocan sah wie Kari vor freude strahlte als die Magie sie einhüllte.

Sie tanzten einige Minuten lang, bis die ganze Halle von ihrer Magie erfüllt war und sich auf dem Boden ein riesiges Goldenes Symbol gebildet hatte. Das Wappen der Familie.

Als sie schließlich Stoppten applaudierten alle Anwesenden und Kari die jetzt wieder die Augen geöffnet hatte lief rot an, was Lord Rocan ein Lächeln entlockte.

Schnell gingen sie nun zu ihren Plätzen und als Kari sich setzte drückte Lord Rocan unter dem Tisch ihr Bein.

 

„Du warst wundervoll,“ sagte er leise.

„Ich dachte eigentlich ich schaff das nicht, aber die Musik hat meine Magie gerufen und dann ging eigentlich alles ganz einfach,“ antwortete ich leise.

Rocan wollte etwas sagen, aber in dem Moment stand Großvater auf.

Augenblicklich wurde es still in der Halle und alle sahen ihn gespannt an.

„Willkommen, heute ist wahrlich ein Tag zum Feiern. Nach langer Zeit ist endlich unsere Verschollene Tochter Heim gekehrt und hat die Familie vervollständigt. Ich freue mich wirklich sehr das Karilina jetzt bei uns ist und hoffe ihr nehmt sie mit vollen Herzen auf,“ sagte Großvater.

Ich lief knallrot an und sah auf den Tisch runter.

„Warum eigentlich Karilina?“ fragte Rocan plötzlich leise meinen Vater.

„Na ganz einfach. Kari ist ein Spitzname der nur für die Familie und Freunde gedacht ist. Karilina ist ihr vollständiger Name,“ erklärte mein Vater.

„Es gibt auch noch einen zweiten Grund zu Feiern,“ sagte Großvater nun und sofort sahen ihn alle aus der Familie erstaunt an.

Anscheinend wusste keine etwas davon was er jetzt allen sagen wollte.

„Voller Freude darf ich die Verlobung von Prinzessin Karilina mit Magiermeister Rocan aus Feron bekannt geben,“ sagte Großvater.

Jetzt wurde ich wirklich knallrot und Rocan nahm meine Hand.

Aus den Augenwinkeln sah ich wie Vased der auf der anderen Seite von Großvater saß erstaunt zu mir sah und auch alle anderen außer meinem Vater starrten mich an. Am liebsten wäre ich im nächsten Loch verschwunden.

„Nun genug geredet, lasst das Fest beginnen,“ rief Großvater und sofort betraten unzählige Diener die Halle.

Sie trugen riesige Tabletts mit Essen aller Art die sie auf die Tische stellten und einige gingen herum und schenkten Getränke aus. Musik setzte ein und schnell wurde überall wieder geredet.

„Wusstest du das Großvater das machen würde?“ fragte ich an meinen Vater gewandt.

„Ich habe es geahnt, schließlich hat er euch seinen Segen gegeben und er wollte nicht das jemand euer Beisamensein falsch versteht,“ erklärte mein Vater.

„Verstehe,“ sagte ich nur und sah kurz zu Großvater der mich sofort anlächelte.

Ich wand mich jetzt wieder meinem Essen zu und wollte den Abend nur noch genießen.

Das Essen schmeckte vorzüglich und ich aß so viel ich konnte und unterhielt mich dabei mit allen in meiner Nähe. Immer mehr fühlte ich das ich hier anstandslos in die Familie aufgenommen worden war und so akzeptiert wurde wie ich war. Den ganzen Abend lag ein lächeln auf meinem Gesicht, das nicht mal verstand als Rocan beschloss er wolle jetzt unbedingt mit mir tanzen.

„Lass mich nicht betteln Kari, so schnell bekommen wir die Gelegenheit nicht mehr und so wie du vorhin ausgesehen hast macht es dir spaß,“ sagte Rocan in flehenden Ton.

„Das ist was anderes, vorhin wurde ich von der Magie geführt und konnte vorher üben,“ sagte ich schnell.

„Tu ihm doch den gefallen Kari und so schlecht kannst du nicht sein. Deine Mutter ist eine hervorragende Tänzerin, ich kann mir nicht vorstellen das es bei dir anders ist,“ mischte sich da schon mein Vater ein.

Ja wenn er recht hatte und Sari wirklich meine Mutter war. Sie hatte mich mit ihrem Tanz sofort gefesselt. Irgendwie konnte ich immer noch nicht glauben das meine ganze Familie so schnell aus dem nichts wieder auftauchte.

„Komm Kari,“ sagte Rocan nun und noch bevor ich etwas unternehmen konnte hatte er schon meine Hand genommen und mich auf die Beine gezogen. Ich sah wie sich ziemlich viele Augenpaare auf uns richteten und wurde sofort rot.

„Gute idee,“ sagte dann plötzlich Großvater und hielt seiner Tochter die Hand hin. Lächelnd nahm Tante Mirana seine Hand und zu viert gingen wir nun auf die Tanzfläche. Jeder machte uns sofort platz und erst in der Mitte der Tanzfläche blieben wir stehen. Großvater zwinkerte mir kurz zu und schon begann ein neues Lied zu spielen. Alle um uns herum fingen sofort an zu tanzen, nur ich war unsicher, doch da legte Rocan schon seine Arme um mich und zog mich an ihn ran. Sofort sah ich in sein Gesicht.

Vertrau mir einfach und lass mich führen,“ sagte er lächelnd.

Ich erwiderte das lächeln und schmiegte mich an ihn. Augenblicklich zog er mich mit sich und ich folgte ihm und versuchte dabei nicht auf meine Füße zu schauen. Es war leichter als gedacht und als ich langsam den dreh raus hatte machte es mir immer mehr spaß.

Nach dem dritten Tanz mit Rocan stockte er plötzlich und sah über seine Schulter und auch ich folgte seinem Blick. Dort stand Vased der Rocan anscheinend angetippt hatte.

„Ich darf doch mal ablösen,“ sagte er lächelnd.

Rocan nickte ihm zu, sah noch mal zu mir und gab mir einen kurzen sanften Kuss. Anschließend übergab er meine Hände an Vased und ging auf Zia zu um sie zum Tanz zu bitten.

Vased inzwischen hatte sich wie so oft meine Hände geschnappt und zog mich schwungvoll über die Tanzfläche.

„Du kleine Schauspielerin. Du hättest mir ruhig sagen können was das mit dem Lord und dir ist,“ sagte er grinsend.

„Naja, in Feron haben wir uns deswegen ziemlichen ärger eingehandelt und ich wusste echt nicht wie es hier sein wird,“ gestand ich.

„Wieso ärger?“ fragte Vased sofort.

„Rocan ist mein Mentor und eine Beziehung zwischen Schüler und Mentor ist nicht erlaubt,“ erklärte ich.

„Oh das ist verständlich, aber ihr Liebt euch doch und sowas sollte man nie im weg stehen,“ sagte Vased ungewohnt ernst.

„Da ich ja jetzt meine Familie gefunden habe und die ihre Erlaubnis gegeben hat, kann auch in Feron niemand mehr etwas sagen,“ erzählte ich lächelnd.

„Das ist gut,“ sagte Vased, grinste kurz und ließ mich dann plötzlich schnell drehen.

Ich lachte laut auf und pure Freude durchströmte mich.

Der Abend dauerte noch lange und irgendwann tanzte ich mit jedem männlichen Familienmitglied die mir dabei alle zur Verlobung gratulierten und mich immer mehr lächeln ließen. Erst weit nach Mitternacht verließ ich zusammen mit Rocan das Fest der mich zurück auf mein Zimmer bracht und sich dort mit einem langen Kuss verabschiedete.

Die nächsten Tage wurden wirklich schön. Mir wurde alles noch mal gezeigt erklärt und wir unternahmen viele Ausflüge. Oft saß ich Abends mit Großvater in seinem kleinen Gartenzimmer und unterhielt mich stundenlang mit ihm und ich war wirklich traurig als wir irgendwann gehen musste. Unsere Koffer waren gepackt und Rocan hatte sie mit Magie nach Hause geschickt, für den Rückweg würden wir kein Schiff nehmen müssen. Wäre ja ziemlich merkwürdig wenn ausgerechnet der Magiermeister von Feron sich nicht dort hin zaubern konnte. Wir standen alle im großen Empfangssaal und ich sah traurig auf meine Familie. Alle verabschiedeten sich, nur Vased grinste dabei leicht.

„Wir sehen uns bald wieder Cousinchen,“ sagte er und drückte mich fest an sich. Noch bevor ich mir über die Worte genau den Kopf zerbrechen konnte trat mein Vater zu mir. Noch bevor er etwas sagen konnte viel ich ihm und den Hals. Sofort drückte er mich an sich.

„Ich werde hier alles vorbereiten und wir sehen uns wieder sobald es zeit ist das wir deine Mutter holen können. Du kannst mich jeder Zeit erreichen wenn etwas ist Kari und versprich mir das du dich meldest,“ sagte er leise.

„Jeden Tag,“ versprach ich und unterdrückte die Tränen. Dann hielt er mich etwas von sich und küsste mich sanft auf die Stirn.

„Du bist wirklich das stärkste Mädchen das mir je untergekommen ist. Ich bin so stolz auf dich mein Kind,“ sagte er dann.

Ich lächelte ihn an aber dann rollte doch eine Träne meine Wange runter. Schnell wischte mein Vater sie weg und lächelte leicht.

„Nicht weinen, wir haben uns wieder gefunden und werden uns nie wieder verlieren,“ sagte er sanft.

Ich nickte nur und schon nahm Rocan meine Hand.

„Ich bereite alles in Feron vor und gebe so schnell wie möglich bescheid,“ sagte er ruhig.

Großvater nickte ihm ernst zu und dann spürte ich schon Rocans Magie, schnell winkte ich noch und schon waren wir weg.

Wir landeten in der Einganshalle von Rocans Haus wo alles ruhig war.

„Katana hat sich schon um unser Gepäck gekümmert und du solltest jetzt schlafen gehen, ab Morgen musst du wieder zur Schule,“ sagte Rocan und grinste dabei leicht.

„SCHULE?!“ fragte ich erstaunt nach.

„Natürlich, selbst eine überaus begabte Prinzessin muss in die Schule und du hast schon lange genug gefehlt,“ sagte Rocan ernst.

Na toll, Schule war das letzte was ich gebrauchen konnte. Ich konnte mir die Blicke der anderen gut vorstellen.

„Also komm,wir hatten jetzt eine ganze weile keine Zeit mehr für uns,“ sagte Rocan mit einem verschlagenen lächeln und zog mich die Treppe rauf.

 

Als der Morgen anbrach hatte ich wenig lust auf Schule, aber ich wusste das es sein musste. Ich quälte mich aus dem Bett, wusch mich, zog meine Uniform an und ging zum Frühstück. Zu meinem erstaunen war Rocan nicht da, dafür wartete Katana lächelnd auf mich.

„Guten Morgen Kari. Na wie hat dir dein Ausflug nach Algaria gefallen?“ fragte er und stellte mein Frühstück vor mich hin.

Über die Frage musste ich erst mal nachdenken.

„Es war ungewöhnlich,“ antwortete ich was Katana ein schmunzeln entlockte.

„Das kann ich mir vorstellen. Lord Rocan hat mir ein paar Sachen erzählt was passiert ist,“ sagte Katana.

„Oh, das wusste ich nicht. Wo ist er überhaupt?“ fragte ich schließlich nach.

„Schon bei der Arbeit. Er muss den Angriff auf die Schwarzen Magier koordinieren und sich mit dem Rat rumschlagen. Viele sehen nicht ein warum sie sich mit den Schwarzen Magiern anlegen sollen, obwohl sie ja nicht mehr in Feron sind. Sie sehen die Bedrohung einfach nicht oder sind zu faul zum kämpfen,“ antwortete Katana deprimiert.

„Immer das gleiche mit dem Rat. Ich glaube es ist ihr Hobby geworden mir Steine in den Weg zu legen,“ seufzte ich was Katana wieder zum Lachen brachte.

„Das kann gut sein, auch wenn sie sich das in Zukunft zwei mal überlegen sollten. Deine Familie gehört zu den mächtigsten der Welt, da eure Magie eine der reinsten und ältesten ist. Der Rat würde es nicht wagen sich König Pharisto in den Weg zu stellen,“ erklärte Katana mir nun.

Darüber musste ich etwas nachdenken, entschied mich aber dafür es mit einem Schulterzucken zu belassen. Egal ob sie mächtig waren oder nicht, sie waren meine Familie und das war was zählte.

„Ich fürchte du musst nun los zur Schule, sonst kommst du zu spät,“ sagte Katana plötzlich in meine Gedanken hinein.

Ich warf einen Blick auf die Uhr und stellte fest das er recht hatte. Seufzend stand ich auf, nahm meine Sachen und machte mich auf den Weg zu Schule.

Der Schulweg war relativ ruhig auch wenn ich vereinzelte Blicke bemerkte die mich musterten. Ich wusste nicht was die Leute genau wussten und das machte mich nervös. Sahen sie mich wegen Rocan und unseren Gefühlen so an, oder war es wegen den Schwarzen Magiern oder weil sie wussten wer meine Familie war?

Mir war es egal ob sie mich wegen Rocan verurteilten, den Schwarzen Magieren fürchteten oder nicht glaubten wer meine Familie war, ich stand zu allem!

Als ich schließlich an der Schule ankam, war ich trotzdem genervt von den ganzen Blicken und betrat mürrisch den Vorplatz der Schule.

Es war als hätte plötzlich jeder in der Bewegung inne gehalten und starrte mich nun an. Sofort wurde mir schlecht und ich wollte hier weg. Es war ja vor dem ganzen schlimm mit den Bicken gewesen aber jetzt, das war kein vergleich mehr.

„Kari!“ rief da plötzlich eine bekannte Stimme und schnell sah ich mich danach um.

Recht schnell entdeckte ich zu meiner Freude dann auch Seno der winkend auf mich zu gerannt kam. Vor mir blieb er stehen und schnappte erstmal nach Luft.

„Hallo Seno,“ sagte ich lächelnd und fühlte mich gleich besser.

„Schön das du wieder da bist, wie war deine Reise?“ fragte Seno als er wieder zu Luft kam.

„Sie war schön und ziemlich aufregend,“ antwortete ich knapp.

„Oh das hört sich nach guten Gesprächsstoff für die Pause an, aber jetzt sollten wir erst mal rein gehen um vor den Gaffern in Sicherheit zu kommen,“ sagte Seno ernst, lächelte dabei aber.

Dann nahm er meine Hand und zog mich Richtung Eingang.

„Was wissen die alle?“ fragte ich schließlich als wir das Gebäude betraten.

„Eigentlich nicht viel. Es gibt einige Gerüchte, aber der Direktor hat allen verboten dich aus zufragen oder dich zu belästigen. Nur fürchte ich das hat die Neugier noch weiter entfacht,“ seufzte Seno.

„Oh na toll, was sind das für Gerüchte?“ fragte ich verzweifelt nach.

Jetzt blieb Seno stehen und sah mich ernst an.

„Willst du das wirklich wissen?“ fragte er vorsichtig.

„Besser ich erfahre es von dir und kann mich darauf vorbereiten, als das ich ins kalte Wasser gestoßen werde,“ entgegnete ich ernst.

„Das ist wohl war, also gut hör zu. Es ist ja weniger ein Gerücht als eine Bestätigte Wahrheit das du mit dem Magiermeister und dem Botschafter zusammen von schwarzen Magiern angegriffen wurdet. Diese haben dich entführt und einige Wochen gefangen gehalten. Soviel wissen alle das es wahr ist, aber alles was jetzt kommt sind Gerüchte wo keiner genau bescheid weis. Zum einen geht rum das du die verstoßene Tochter irgendeines Adligen sein sollst, der jetzt da raus gekommen ist wer du bist viel Geld bezahlt hat um dich im Ausland verschwinden zu lassen. Dann reden viele darüber das du angeblich den Magiermeister mit irgendeiner unbekannten Magie dazu gebracht hast die einen Antrag zu machen und das du so zu noch mehr macht kommen willst,“ erzählte Seno und lief nun knallrot an.

DAS erstaunte mich nun wirklich sehr.

„Das ist alles totaler unsinn,“ knurrte ich wütend.

„Ich weis, du hast mir ja erzählt warum du nach Algaria gegangen bist und das mit Lord Rocan glaube ich auch keine Sekunde, aber was das mit deiner Familie soll das weis ich leider nicht auch wenn ich nicht glaub das die Gerüchte Stimmen,“ sagte Seno hastig.

„Hör zu, du bist mein Freund also kann ich es dir ja erzählen ohne das du damit gleich durch die ganze Schule rennst,“ sagte ich ernst.

„Du musst mir gar nichts erzählen, es ist schließlich dein Leben und du bist mir keine Rechenschaft schuldig,“ sagte Seno erschrocken was mich zum lachen brachte.

„Ich erzähle es dir weil ich es will und nicht weil ich mich dazu verpflichtet fühle,“ sagte ich nun lächelnd.

„Oh okay,“ antwortete Seno erstaunt.

„Ich gebe dir die Kurzfassung, da wir sonst in einer Woche noch hier stehen. Also gut, es gab noch einen Grund warum ich in Algaria war und der hat wirklich mit meiner Familie zu tun auch wenn ich nicht die verstoßene Tochter eines Adligen bin der mich los werden wollte. Im gegensatz. Meine Familie lebt in Algaria und ich habe sie kennen gelernt. Mein Vater hat meine Mutter und mich die ganze Zeit gesucht, aber er konnte uns nicht finden, was daran lag dass die schwarzen Magier meine Mutter entführt haben und ich nichts von allem wusste. Durch eine Kette hat er mich schließlich erkannt und mich mit meiner Familie bekannt gemacht. Und nun zu dem was wohl mehr Ärger hervor gerufen hat als ich mir je hätte Träumen lassen können. Was den Magiermeister und micht betrifft,wir sind wirklich verlobt aber ich habe ihn nicht mit Magie belegt. Er ist mein Seelenverwandter und wir lieben uns wirklich,“ erzählte ich Seno dessen Augen immer größer wurden.

„Wow das ist echt eine große Gesichte,“ sagte er erstaunt.

„Du hast ja keine Ahnung wie groß sie im ganzen ist, aber jetzt will ich eigentlich nur in ruhe zur Schule gehen wie alle anderen auch,“ sagte ich erschöpft.

„Ich glaube kaum das du ruhig zur Schule gehen kannst, aber wir bekommen das schon irgendwie hin. Auf meine Hilfe kannst du zählen,“ antwortete Seno entschlossen.

Erleichtert nickte ich ihm zu und fühlte ich mich sofort etwas besser. Solange ich wenigstens einen Freund hatte in der Schule konnte ich das überstehen.

„So und jetzt lass uns lieber ins Klassenzimmer gehen, bevor noch gerüchte aufkommen weil du dich mit mir in einem leeren Klassenzimmer versteckst,“ kicherte Seno plötzlich und auch ich musste lachen.

„Das würde allem die Krone aufsetzen,“ stimmte ich ihm zu.

Zusammen verließen wir das Zimmer und gingen zu unserem eigentlichen Klassenzimmer. Wir wurden immer noch angestarrt, bzw ich wurde angestarrt, aber jetzt störte es mich nicht mehr halb so sehr wie davor.

Als wir das Klassenzimmer betraten erstarben augenblicklich sämtliche gespräche und wirklich alle, sogar Lady Fidela starrten mich an. Zum Glück besann sich unsere Lehrerin recht schnell wieder und räusperte sich kurz und alle sahen schnell von mir weg. Leider sprang Lady Fidela jetzt auf und machte anstalten sich zu verbeugen.

„Lady Karil...“ fing sie an doch ich unterbrach sie.

„Bleiben wir doch bei Kari,“ sagte ich schnell und sah wie Seno mich merkwürdig ansah.

„Aber Prin...“ machte sie auch schon weiter und ich trat schnell nah an sie ran.

„Mir wäre es wirklich lieber wenn nicht jeder weis wer ich bin, bitte,“ flüsterte ich so das nur Lady Fidela es hören konnte und in ihren Augen blitzte etwas auf.

„Also gut,“ sagte ich und lächelte leicht.

Erleichtert atmete ich auf und sah zu Seno zurück der mich immer noch erstaunt ansah.

Ich verdrehte nur die Augen und ging dann auf meinen Platz zu.

 

Der Schultag wurde nur nicht ganz so schlimm wie ich es mir vorgestellt hatte. Nachdem alle genug davon hatten mich anzustarren wurde es eigentlich wie immer. Ein bisschen gestarre, viel getuschel und von meinen ehemaligen Klassenkameraden wurde ich geärgert soweit wie sie es konnten, den kaum einer traute sich in meine Nähe solange Seno da war.

 

Und so ging es in den nächsten Tagen weiter nur das ich zusätzlich noch von einem Lehrer unterrichtet wurde, der mich in alles einweihte was ich über das Königshauses und meine Familie wissen musste.

Rocan war kaum zuhause, er musste den Angriff auf die Schwarzen Magier vorbereiten und so verbrachte ich meine Freizeit mit Seno was mir wirklich dabei half einfach mal abzuschalten und an nichts zu denken. In der Schule war das nicht so einfach da die Lehrer sich gegenüber mir inzwischen anders verhielten und das merkten auch die Schüler.

 

Es war jetzt gute drei Wochen her seit ich wieder zur Schule ging und heute verschanzte ich mich während der Pause in der Bibliothek da Seno zu einer Beratungsstunde musste und ich so allein war. Taki hatte schon versucht mich zu erwischen, aber bis jetzt war ich ihm geschickt ausgewichen. Ich hatte keine Angst vor ihm, aber ich hatte keine Lust auf einen Streit mit ihm.

Leider musste ich irgendwann die Bibliothek verlassen. Als ich aus der Tür trat sah ich mich aufmerksam um und als ich keinen von Takis Gefolgsleuten erblickte machte ich mich auf den weg zurück zum Klassenzimmer.

Gerade als ich um eine Ecke ging, stieß ich mit jemanden zusammen und als ich ein fieses lachen hörte stöhnte ich innerlich auf.

„Na wen haben wir den hier. Ich hab dich schon gesucht Kari,“ sagte die bekannte Stimme von Taki. Als ich zu ihm sah stockte mir kurz der Atem. Er war nicht allein.

Seine üblichen Gefolgsleute waren bei ihm und sein Cousin der in der Klasse über mir war, aber das war nicht das was mich erstaunte. Noch jemand war bei ihnen und diesen hätte ich nie erwartet zu sehen.

Auch er sah mich erstaunt an, aber dann stellte sich Taki zwischen uns.

„Was schaust du so? Du wirst doch nicht den nächsten einflussreichen Jungen beeinflussen wollen. Ist dir der Magiermeister nicht mehr gut genug? Hast dich etwa genug ausgetobt und strebst nun was höheres an?“ fragte er lachend und alle anderen Stimmten mit ein nur einer nicht.

Erstaunt sah mich der Junge an, sah dann aber zu Taki und verzog leicht das Gesicht.

„Was willst du Taki?“ fragte ich völlig genervt und sah von dem Jungen weg.

„Von dir? So tief kann ich gar nicht sinken. Eigentlich sollte ich meinen Onkel sagen das er ein Auge auf dich haben sollte. Erst verführst du den Magiermeister und dann verbündest du dich mit den Schwarzen Magiern,“ antwortete Taki und sah mich abfällig ein.

Ich wollte gerade antworten als Taki zu dem Jungen sah der eigentlich nicht hier her gehörte.

„Du solltest dich von der da fern halten. Eigentlich ist sie ein dreckiges Straßenkind, hat es aber durch fragwürdige Mittel geschafft hier her zu kommen. Angeblich will nicht mal ihre Familie sie haben und mit den schwarzen Magiern gibt sie sich auch ab,“ sagte Taki und jetzt stockte mir vor Wut der Atem.

Nun sah der Junge zu mir und in seinen Augen sah ich etwas aufleuchten was mich stark an Belustigung erinnerte.

„Das wusste ich ja noch gar nicht,“ sagte er und musterte mich.

Taki hat das funkeln auch gesehen, runzelte kurz die Stirn und sah dann schnell wieder zu mir.

„Wenn du ungebildetes Gör dich fragst wer das ist, das kann ich dir verraten,“ sagte Taki grinsend.

„Prinz Vased von Algaria. Er wird später mal den Thron besteigen. So da wir mit der Vorstellung fertig sind, verschwinde Taki,“ sagte hinter mir plötzlich die Stimme von Seno.

Ich drehte mich zu ihm um, lächelte ihn kurz an, wand mich aber schnell wieder Taki zu der leicht blass geworden war.

Seno blieb hinter mir stehen und ich spürte wie er die Arme verschränkte und finster die Jungs vor uns musterte.

Auch Takis Cousin war blass geworden und trat einen Schritt, nur Vased blieb ruhig stehen und musterte Seno interessiert.

„Lasst uns gehen Prinz Vased, der Aufpasser dieses Straßenkinds ist da und er hat einen Narren an der Göre gefressen,“ knurrte Taki wütend.

Jetzt rührte sich Vased zum ersten mal.

„Straßenkind, das ist interessant. Ich dachte eigentlich Onkel Kirano lässt seine Tochter nicht auf der Straße schlafen. Vor allem ist das ziemlich unvorteilhaft da Kari schließlich die rechtmäßige Thronerbin von Algaria ist,“ sagte er ohne von mir weg zu sehen.

Ich sah wie alle um uns herum kreideweiß anliefen und selbst Seno starrte mich an.

„ Ich hab dir ja gesagt dass das mit meiner Familie anders ist als die Gerüchte besagen,“ sagte ich zu ihm.

Vased ging jetzt zu mir mir und legte einen Arm um mich.

„Lange nicht gesehen Kari, na überrascht deinen lieblings Cousin zu sehen?“ fragte er grinsend ohne auf die Jungs hinter ihm zu achten.

„Ja ein bisschen, aber eigentlich ist Serkan mein lieblings Cousin,“ erwiderte ich grinsend.

„Oh Kari du brichst mir das Herz,“ scherzte Vased lachend.

Dann ohne Vorwarnung drehte er sich um und sah alle finster an.

„Kari braucht nun wirklich nicht meine Hilfe oder die dieses Jungen hinter ihr. Sie ist eine der mächtigsten Magier in diesem Land und wenn sie will wird sie eines Tages Algaria Regieren. Ich an eurer Stelle würde sie nicht wütend machen oder unseren Großvater, den gegen ihn habt ihr nun wirklich keine Chance. Und nun bye. Ich lasse mir lieber von Kari die Schule zeigen,“ sagte Vased finster.

Dann drehte er sich zu mir um und sah mich lächelnd an. Hinter ihm machten sich die anderen schnell aus dem Straub.

„Willkommen in Feron,“ sagte ich sarkastisch und Vased fing an zu lachen.

„Ähm Kari?“ fragte hinter mir Seno.

„Oh entschuldige. Seno, das ist mein Cousin Vased. Vased, das ist mein bester Freund Seno,“ stellte ich die zwei einander vor.

„Karis Beschützer bist also du. Schön dich kennen zu lernen,“ sagte Vased und reichte Seno die Hand.

Erstaunt nahm dieser sie.

„Wie lange bist du schon hier und was machst du an meiner Schule?“ fragte ich nun Vased da Seno nicht so aussah als würde er sich rühren.

„Bin heute Morgen angekommen. Eigentlich bin ich nur hier um die Formalitäten zu klären, aber dann hatte Lord Kinan gemeint das mir ein Schüler die Schule zeigen könnte. Da ist dann plötzlich dieser Taki aufgetaucht. Wer ist das eigentlich und warum geht er so mit dir um?“ fragte Vased.

„Taki ist der Neffe von Lord Savarik und er hält sich für was besseres weil ich ja, bis man meine Magie entdeckt hat auf der Straße gelebt habe,“ erklärte ich und verdrehte dabei die Augen.

„Naja, er ist kein weiteres Wort wert. Zeigt ihr zwei mir jetzt noch etwas die Schule?“ fragte Vased nun.

„Klar doch, kommst du mit Seno?“ wand ich mich nun an meinen Freund der immer noch zur Salzsäule erstarrt war.

„Oh ähm na klar,“ antwortet er nun hastig.

 

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 15.01.2014

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