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Die Prophezeiung von Averin



Prolog




Blitze zuckten am Himmel und erleuchteten die dunkle Nacht für kurze Augenblicke als währe es früher Morgen.
Still lag das Land Averin da, in den Häusern der Stadt Estfom brannte kein Licht und alle Menschen lagen in ihren Betten und schliefen.
Dunkel lag das gewaltige Schloss, das in der Mitte der Stadt stand, dar und nur die Fackeln der wenigen Wachen die es bewachten warfen schauriges Licht auf die Mauern der gewaltigen Burg.
Im inneren des Schlosses war alles ruhig, der König schlief in seinem Gemach und auch die Adligen und Diener die im Schloss wohnten, schliefen seelenruhig.

Doch in einem Raum brannte Licht.
Es war die große Bibliothek der Burg und ein Mann wanderte einsam durch die Regalreihen.
Unschlüssig zog der alte Mann immer wieder Bücher aus einem Regal, warf einen kurzen Blick hinein und stellte es dann Kopfschüttelnd wieder zurück.
Er wusste selber nicht was er sucht.
Ein ungutes Gefühl hatte ihn geweckt und seit dem lief er durch die anscheinend endlosen reihen von Regalen.
Unzählige Bücher hatte er schon in der Hand gehalten und wieder betrübt zurück gestellt, nur um ein weiters Buch aus den Reihen zu ziehen.
Er zog noch über zehn Bücher aus den Regalen, bis er beschloss auf zugeben und zurück in sein Bett zu gehen, doch dann viel ihm ein Buch in die Augen.

Vorsichtig zog er das Buch aus dem Regal und ein weiterer Blitz erhellte die Nacht.
Das Buch war alt, älter als er selbst.
Der Einband aus Leber war zerschlissen und man konnte den Titel des Buches nicht mehr entziffern.
Sachte strich er über die Seiten und sah das die Seiten schon vergilbt waren und sich leicht wellten.
Sanft schlug er das Buch auf, den er wollte es nicht beschädigen, da es trotz seinem zerfallenen aussehen her, sehr wertvoll sein musste.
Die Seiten des Buches bestanden aus dickem, schwerem Papier und trotz des zerschlissenen Einbandes spürte er doch, dass das Leder sehr glatt und Edel war.

Die Seite die der alte Mann aufschlug, war der Anfang einer alten Prophezeiung wie er sofort erkannte.
Jahrelang hatte er die alten Prophezeiungen studiert und trotz seines Amtes als erster Hofmagier des Königs hatte er nie selbst eine hervor gebracht.
Nur wenig Magier waren dazu fähig solche Vorhersagen zu machen und sie wurden immer war.
Der Mann war sich eigentlich sicher alle Bücher, in denen solche Prophezeiungen standen, zu kennen, aber diese Buch hatte noch nie gesehen.
Mit der Hand strich er vorsichtig über den Text und wunderte sich dabei das er noch so gut erhalten war, bei dem zustand des Buches.
Die Schrift war einwandfrei zu lesen, auch wenn sie in der alten, fast vergessenen Schrift geschrieben wurde.
Bei vielen Büchern die so alt waren wie dieses, war die Schrift nur noch schwer oder gar überhaupt nicht mehr zu entziffern.
Mit dem Buch in der Hand ging der Hofmagier zu einem Tisch über dem an der Wand eine Fackel angebracht war und legte es sanft auf dem Tisch ab.
Seine alten Augen brauchten sich kaum anzustrengen als er begann den Text zu lesen.

Zwei werden kommen.
Ähnlich im Aussehen,
doch so unterschiedlich wie Tag und Nacht in der Seele.
Der eine Böse, er bringt den Tod.
Der andere von gutem Herz,
der unserem Land ewigen Frieden bringen wird.
Beide zähmen die Alten Bestien
Und es wird ein Krieg ausbrechen der das Land zu verschlingen droht
Sollte der Falsche gewinnen.
Einer muss sterben durch die Hand des anderen
Oder das ende der Welt wird kommen.
In der Nacht, in der der Mond rot glühlt
Werden sie geboren
Und es nimmt seinen Lauf.
Gezeichnet sollen sie sein durch das Zeichen der alten Bestien.



Geschockt starte der alte Magier auf die Prophezeiung, sprang dann auf und rannte zu einem der vielen Fenster durch die er die Blitze zucken sehen konnte.
Dort angekommen, starrte er in den Nachthimmel und sah zum Vollmond hinauf der es irgendwie geschafft hatte trotz des starken Gewitters sichtbar am Himmel zu leuchten.
Doch in dieser Nacht leuchtete der Mond nicht wie sonst in einem hellen weiß, nein er war Blutrot.
Seit Jahrhunderten hatte es keinen Blutmond mehr gegeben und der Magier war sich jetzt sicher was ihn geweckt hatte.
Schnell ging er zu dem Tisch zurück um das Buch zu holen und eilte damit zum König des Landes.

Als dieser von der Prophezeiung erfuhr, bekam er Angst und befahl seinen Rittern am nächsten Morgen alle Neugeborenen Kinder im Land aufzuspüren und zu töten.
Die Menschen in Averin waren damit natürlich nicht zufrieden und schon ein Jahr später stürzten sie ihren König und setzten einen neuen auf den Thron.

Doch die Prophezeiung nahm ihren Lauf und geschützt in den Wäldern von Averin wuchsen Kinder heran von denen der alte König nichts wusste.


1.



Weit entfernt von der Stadt Estfom entfernt und unberührt durch die Soldaten des Königs, gab es mehrerer Dörfer, die es geschafft hatten das Abschlachten ihrer Kinder vor 15 Jahren zu verhindern.
Die Leute aus dem Dorf nannten sich die Valaia, die Drachenkrieger.
Es war brauch bei ihnen das jeder Junge in seinem 15ten Lebensjahr sich auf den weg in die Berge macht und sich seinen Drachengefährten suchte, mit dem er ein Leben lang verbunden sein würde.
Aus unbekannten gründen schlossen sich die Drachen nur Jungen aus diesen Dörfern in den Wäldern an und sie zeigten sich auch sonst eher selten.
Die Reise zu den Drachenhöhlen war beschwerlich und oft verletzten sich die Jungen und es kam auch schon mal vor das einer die Reise nicht lebend überstandt, doch alle wusste das es zum Leben dazu gehörte.
So auch der junge Vased. Heute würde er aufbrechen und die weite Reise antreten.
Aus diesem Grund hatte sich das ganze Dort versammelt und alles war Geschmückt worden.
Musik wurde gespielt und in der Mitte des Dorfplatzes war eine große Tafel aufgebaut worden, an denen alle Dorfbewohner Platz fanden und ausgelassen miteinander feierten.

In der Mitte dieser Tafel saß ein Junge von 15 Jahren. Zerzaustes braunes Haar hing ihm in die grünen Augen und ein lächeln lag ihm auf dem Gesicht.
DAS war ich.
Es war früher Nachmittag, die Sonne stand fast genau über uns und brannte erbarmungslos auf uns runter.
Heute würde ich zum vollwertigen Mann werden und mich auf den Weg zu meinem Drachengefährten machen.
Doch jetzt wurde erst mal ausgelassen gefeiert. Ich ass so viel ich konnte, den ich wusste genau das es auf dem weg zu den Drachenhöhlen nicht viel zu essen geben würde und das der weg anstrengend sein würde.
Rechts neben mir saß mein Vater der unentwegt ein grinsen auf dem Gesicht hatte. Ich wusste ganz genau das er Stolz war das ich endlich meinen Drachengefährten bekommen würde.
Er war Vorsteher unseres Dorfes und sein Drache Lyril war der mächtigste Drache den ich je gesehen hatte. Die spannweite seiner Flügel betrug mehr als 6 Meter, sein Maul war gespickt mit scharfen Zähnen, die so lang waren wie ein Dolch und sein Körper war so großer als unser Pferdeschuppen.
Links neben mir saß meine Mutter. Im gegensatz zu meinem Vater war sie kreideweiß im Gesicht und sah aus als würde sie gleich anfangen zu weinen.
Lustlos stocherte sie in ihrem Essen rum und beachtetet die Musik und die Tänze um sie herum gar nicht.

„Vased muntere doch deine Mutter etwas auf, sie macht sich furchtbare sorgen um dich,“ sagte mein Vater indem er sich zu mir beugte und mir ins Ohr flüsterte.
Ich sah kurz zu ihm und dann zu meiner Mutter.
Sanft berührte ich sie am Arm und sofort sah sich zu mir. Ich konnte die Tränen in ihren Augen glitzern sehen, was mir im Herzen weh tat.
„Jetzt schau doch nicht so Mutter, es ist ein tolles Fest und ich bin bald wieder da,“ sagte ich leise.
„Aber die könnte etwas passieren, du bist noch so jung und der Weg ist so gefährlich,“ erwiderte sie sofort.
„Mir wird schon nichts passieren, jeder Mann geht diesen Weg und nur selten ist etwas passiert. Ich kenn mich doch mit den tücken und gefahren des Waldes aus und Vater hat mir viel gesagt worauf ich achten muss,“ sprach ich sanft und wischte meiner Mutter eine Träne von der Wange.
Plötzlich schloss sie mich in ihre Arme und drückte mich an sich.
„Versprich mir das du auf dich aufpasst und gesund wieder zurück kommst mein Sohn,“ sagte schluchzend.
„Natürlich doch Mutter, ich kann dir doch keinen Kummer bereiten,“ erwiderte ich und legte die Arme um meine Mutter.
Nach kurzer Zeit löste sie sich von mir und lächelte mich schwach an.
„Und jetzt geh zu deinen Freunden, sie werden sich auch von dir Verabschieden wollen,“ sagte sie und nickte hinter mich.
Schnell drehte ich mich um und sah in einiger Entfernung meine Freunde stehen und zu mir rüber sehen.
Unsicher ob es in Ordnung war, sah ich zu meinem Vater und der nickte mir lächelnd zu.
Ich sprang sofort auf und rannte zu meinen Freunden, mit denen ich dann noch einig paar Stunden verbrachte bis es Zeit war aufzubrechen.

Dazu hatte sich dann das ganze Dorf versammelt und ich stand vor ihnen. Mir war es etwas peinlich das sie mich alle ansahen, aber das gehörte dazu.
Auf dem Rücken trug ich einen Rucksack in dem ich das nötigste verstaut hatte.
Eine Decke für die Nacht, zwei Feuersteine, Essen für ein paar Tage und einen Trinkschlauch voll mit Wasser.
Langsam wurde es still und mein Vater trat jetzt vor mich.
„Wie mein Vater mir und dessen Vater ihm, gebe ich dir jetzt den Dolch unserer Ahnen. Er soll dich auf deinem Weg beschützen und dir nützlich sein. Finde deinen Drachengefährten und kehre als Mann in unser Dorf zurück. Ich wünsch dir viel glück und hoffe das dir nichts passieren wird,“ sagte er und sah mich dabei stolz an.
„Ich werde meinen Drachengefährten finden und wohlbehalten in das Dorf zurück kehren,“ sagte ich den vorbestimmten Satz.
Kurz sah ich noch mal zu meiner Mutter, lächelte ihr aufmunternd zu, nickte kurz zu meinem Vater und drehte mich dann um.
Vor mir erstreckte sich ein dunkler Wald und mit festem Schritt ging ich auf ihn zu.


2.




Ich lief jetzt schon seit Stunden durch den Wald, den Blick immer auf die Berge vor mir gerichtet.
Wenn ich schnell war, brauchte ich vier Tage bis ich die Berge erreichte und einen weiteren um zur Drachenhöhle zu kommen.
Bis jetzt war der Weg noch einfach, da ich in diesen Wäldern aufgewachsen war und ihn besser kannte als jeder andere, doch mir war klar das es nicht so bleiben würde.
Ab und zu blieb ich stehen um einen Schluck aus meinem Wasserschlauch zu nehmen oder mich am stand der Sonne neu zu orientieren, aber sonst rastete ich nicht.
Meine Umgebung veränderte sich mit der Zeit immer mehr.
Aus dem Laubwald, war ein dichter, dunkler Nadelwald geworden, der kaum einen Sonnenstrahl durch ließ und mir die Sicht auf die Berge versperrte.
Am Abend des ersten Tages ließ ich mich erschöpft auf einer Lichtung zu Boden fallen, doch noch konnte ich mich nicht ausruhen.
Nachdem ich noch mal kurz durch geatmet hatte, machte ich mich auf den weg trockenes Holz für ein Lagerfeuer zu suchen und sah mich dabei gleich nach spuren von Raubtieren um, doch es waren keine zu finden, was mich etwas beruhigte.
Als ich genug Holz gesammelte hatte, machte ich mich wieder auf den weg zur Lichtung wo ich erst mal eine kleine Mulde ins Gras grub und diese dann mit größeren Steinen umlegte.
Anschließend ließ ich trockenes Gras in die Mulde fallen entzündete diese mit meinen Feuersteinen.
Knisternd erwachte ein kleines Feuer zum Leben und schnell legte ich einige trockene Äste dazu damit das Feuer größer wurde.
Nachdem endlich das Feuer richtig brannte, nahm ich meinen Rucksack zur Hand und holte mir etwas Brot und trocken Fleisch heraus.
Das war vielleicht nicht das leckerste Essen was es gab, doch es würde mich bei Kräften halten und war leicht zu transportieren.
Als ich schließlich aufgegessen hatte, rollte ich mich neben den Feuer in meine Decke ein und schlief auch schnell ein.

Am nächsten Morgen wurde ich durch einen schwachen Strahl der Sonne geweckt, der es geschafft hatte durch die Bäume zu dringen.
Es war kalt, doch die Sonnenstrahlen verhießen einen heißen Tag und schon bei dem Gedanken daran stöhnte ich gequält auf.
Schnell befreite ich mich von meiner Decke, rollte sie zusammen und stopfte sie anschließend in meinen Rucksack zurück.
Anschließend aß ich noch kurz etwas und machte mich dann wieder auf den Weg.

In den Folgenden Tagen passierte nichts spannendes.
Am dritten Tag meiner Reise hatte sich der Wald gelichtet und ich hatte endlich freie sicht auf die Berge in denen sich die Drachenhöhle befand.
Erst am ende des vierten Tages erreichte ich die ersten Ausläufe der Berge und dort machte ich halt.
Ich würde ausreichend Licht brauchen um den Berg zu besteigen und die Sonne war schon fast am Horizont verschwunden.
Schnell errichtete ich mein Lager für die Nacht und aß wieder etwas Brot und Trockenfleisch.
Morgen Abend würde ich meinem Drachengefährten gegenüberstehen und ein Mann werden.
Vorfreude durchflutete mich und ein lächeln stahl sich auf mein Gesicht.

Am vierten Morgen wurde ich durch tiefes Donnergrollen geweckt. Kaum das ich die Augen aufgemacht hatte, fiel ein Tropfen genau auf meine Stirn und ließ mich fluchen.
Regen würde den Aufstieg noch mehr erschweren, als er eh schon sein würde.
Ich beeilte mich mein Lager abzubauen, zog mir die Kapuze tief ins Gesicht und machte mich schnell auf den weg.
Am Anfang ging es leicht bergauf und der Weg war nicht schwer zu nehmen, aber nach kurzer Zeit brach ein heftiges Gewitter los und die Steine unter meinen Füßen wurden immer rutschiger.
Nach etwa zwei Stunden Bergauf veränderte sich die Landschaft stark und ich stand vor einer Steilen Felswand.
Ab jetzt würde es wirklich schwer werden.
Fest band ich mir den Rucksack auf den Rücken, überprüfte noch mal ob meine Schuhe fest saßen und setzte meine Hand in den erste Felsspalt über meinem Kopf.
Vorsichtig zog ich mich hoch und griff sofort nach einem hervorstehenden brocken Gestein.
So ging es weiter und langsam kam ich immer höher, aber schon nach ein paar Minuten brannte meine Muskeln vor schmerzen und Schweiß mischte sich mit dem Regen der mir über die Stirn lief.
Es wurde immer anstrengender sich nach oben zu ziehen und der Regen machte die ganze Sache nicht einfacher.
Wütend heulte das Gewitter über mir hinweg, Blitze zuckten am Himmel und Donner ließ den Berg beben.
Nach über einer Stunde hatte ich es dann endlich geschafft und ich erreichte das ende der Felswand. Schwer atmend rollte ich mich über den Rand und blieb erst mal am Rücken liegen. Der Regen prasselte mir ins Gesicht und langsam wurde mein pochender Herzschlag wieder langsamer, auch wenn sich meine Muskeln nicht entspannten.
Sie waren heiß und wenn ich jetzt nicht weiter ging, würde ich die Höhle wahrscheinlich nie erreichen.
Langsam rollte ich mich auf den Bauch und stemmte mich mit den Händen hoch, was sofort ein schmerzhaftes zucken durch sie jagte.
Als ich wieder stand, sah ich mir meine Hände an und stellte fest das sie bluteten. Das kam vom Aufstieg, da ich mich ständig an scharfkantigen Steinen hatte festhalten müssten.
Schnell suchte ich aus meinem Rucksack zwei stücke Stoff und band sie mir um die Hände.
Ich wand mich wieder dem Weg der vor mir lag zu und stöhnte innerlich auf.
Ein kleiner Pfad wand sich langsam nach oben und wenn man nur einen falschen Schritt machte, war man Tod.
Langsam und vorsichtig machte ich mich jetzt auf den Weg und drückte mich immer fest an die Felswand hinter mir.
Durch den Regen war der Pfad rutschig geworden und immer wieder rutschte ich ab und konnte mich gerade noch halten.
Immer Steiler und rutschiger wurde der weg und es wurde immer schwieriger ihn zu bewältigen, doch ich wollte und würde nicht aufgeben!
Fest hatte ich mein Ziel vor Augen und nichts würde mich davon abhalten es zu erreichen.
Es dauerte lange bis ich den Ende des Pfades erreichte, aber als es endlich so weit war, war ich kurz davor zusammen zu brechen.


3.




Vor mir erstreckte sich eine riesige Fläche die mit Gras bewachsen war, das immer dünner wurde in der nähe eines riesigen Höhleneingangs.
Doch es war kein einfacher Eingang, nein es sah aus wie ein Tor ein eine andere Welt. Die Felsen sahen aus wie ein Kunstwerk und hunderte kleine Drachenbilder waren um das Tor im Gestein zu erkennen.
Diese Drachen glitzerten silbrig und ehrfürchtig ging ich näher ran.
Vorsichtig legte ich eine Hand auf einen der Drachen und strich über das glatte Gestein.
Als ich den ersten Fuß in die Höhle setzte ertönte über mir ein gewaltiger Donner und schnell ging ich ganz in die Höhle rein.
Dunkelheit umfing mich, aber ich konnte weit innerhalb der Höhle Licht erkennen.
Langsam setzte ich einen Fuß vor den anderen und spitzte die Ohren, doch ich konnte nichts hören außer das Donnern des Gewitters.
Viele Gänge führten vom Hauptgang fort, doch ich ging immer weiter auf das Licht zu, bis ich eine große Höhle betrat.
Mir blieben keine fünf Sekunden um das gewaltige Ausmaß der Höhle in Augenschein zu nehmen, da wurde ich schon von etwas getroffen und hart zu Boden geworfen.

Stöhnend lag ich am Rücken und versuchte wieder eine klare Sicht zu bekommen, da sich alles vor mir drehte.
Du wagst es wieder zukommen?! Was fällt dir ein du einfältiger Mensch?


Die Stimme, die in der ganzen Höhle wiederhalte dröhnte mir in den Ohren und schnell sah ich mich um von wo sie kam.
Kaum das ich mich aufgesetzt hatte, wurde ich wieder zu Boden gedrückt und ich blickte direkt in ein Maul voller Dolch ähnlicher Zähne, was mir das Blut in den Adern gefrieren ließ.
Das Maul gehörte zu einem riesigen Drachen der mich mit seinen Krallen am Boden fest nagelte.
Irgendwie hatte ich mir das ganze anders vorgestellt.
Wir haben dich gewarnt nie wieder zu kommen oder wir würden dich in kleine Stückchen zerhacken.


Jetzt war mir klar, das die Stimme von dem Drachen über mir kam.
„Ich weis nicht was du meinst, ich war noch nie hier,“ rief ich dem Drachen in meiner Panik entgegen.
Lügen wird dir jetzt auch nicht mehr helfen. Ich dachte Nalaf währe schlau genug dich von hier fern zu halten, aber anscheinend haben wir uns da getäuscht.


Das Maul des Drachen kam gefährliche nahe und ich konnte andere Drachen wütend brüllen hören.
Hier lief etwas gewaltig schief das war mir sofort klar und ich musste schnellest möglich einen Ausweg finden oder ich war verloren.
„Ich weis nicht wer dieser Nalaf ist und ich schwöre das ich nicht gekommen bin um euch zu schaden. Mein Name ist Vased, ich komme aus dem Dorf Issen und bin hier um meinen Drachengefährten zu finden,“ rief ich schnell in der Hoffnung der Drache möge mir glauben.
Lüge!


Das brüllen des Drachen brachte die ganze Höhle zum beben und meine Panik wuchs immer mehr.
„Ich flehe dich an ehrwürdiger Drache, ich würde es nicht wagen dich zu belügen. Ich weis nicht was deine Wut auf mich geweckt hat, aber bitte höre mich an,“ sagte ich laut und flehte dabei still um mein Leben.
Mein Vater hat mir etwas anderes erzählt wie das ganze ablaufen würde. Es sollte angeblich friedlich gehen und mein Drachengefährte würde mich erkennen.
Er hatte aber nicht gesagt das ich um mein Leben kämpfen musste!
Warte Asam, das ist nicht der Junge von gestern.


Eine neue Stimme die nach Macht klang und meinen Puls beruhigen ließ dröhnte jetzt durch die Höhle und der Drache auf mir stockte plötzlich.
Ich bin doch nicht dämlich, das ist der Bengel von gestern und dieses mal bestrafe ich ihn für sein benehmen.


Die Krallen die mich zu Boden drückten schnitten jetzt in meine Arme und hinterließen eine blutig Wunde, doch das war mein kleinstes Problem.
Tritt von dem Jungen weg Asam, das ist ein Befehl. Du verletzt den Falschen.


Wieder diese beruhigende Stimme, die doch gehorsam forderte hallte mir entgegen und der Drache Asam nahm plötzlich seine Krallen von mir.
Schnell sprang ich auf meine Beine und sah mich um.
Erst jetzt stellte ich fest das die riesige Höhle von Drachen nur so wimmelte die mich alle böse ansahen, außer einer.
Auf einem erhöhten Platz stand ein Nachtschwarzer Drache, der größer war als alle die ich bis jetzt gesehen hatte, selbst größer als Lyril.
Er sah mir fest in die Augen und ich war von seinem Anblick wie gebannt.
Er strahlte pure Macht aus, aber gleichzeitig beruhigte er mich auch.

Langsam sprang der Drache von der Erhöhung und kam auf mich zu. Der Drache Asam ging ihm sofort aus dem Weg, wobei er es sich nicht nehmen ließ mich an zu knurren.
Ich sage dir Dragan, das ist der Junge. Lass ihn uns töten, mal sehen ob er dann immer noch ein so freches Mundwerk hat.


Asam fixierte mich bei den Worten genau und unbeabsichtigt trat ich einen schritt zurück.
Der Nachtschwarze Drache der anscheinend Dragan hieß beachtete Asam gar nicht und umrundete mich.
Aufmerksam blieb sein Blick auf mir hängen und er mustertet jede Kleinigkeit an mir.
Nein, das ist nicht der Junge von gestern. Sein Geruch ist komplett anders und auch wenn sie sich äußerlich ähnlich sind, so ist doch ihr innerstes so unterschiedlich wie es nur geht. Ich spüre in dem Junge nichts böses und er ist mit reinem Gedanken zu uns gekommen.


Dragans Worte beruhigten mich stark und jetzt war ich mir sicher das mir nichts mehr passieren würde.
Außerdem siehst du hier irgendwo Nalaf? Er hätte seinen Gefährten nicht alleine hierher kommen lassen. Er wusste das der Junge das nicht überlebt hätte.


„Ich weist nicht von wem ihr redet, aber ich versichere euch das ich mit besten absichten hierher gekommen bin und das ich jetzt gerade zum ersten mal eure Höhle betrete,“ sagte ich schnell in der Hoffnung sie würden mir glauben.
Hab keine Angst junger Vased, dir wird nichts passieren. Ich glaube dir.


Erleichtert atmete ich auf und lächelte den gigantischen Drachen vor mir an.
Als ich mich wieder umsah, stellte ich fest das auch die anderen Drachen mich nicht mehr böse, sondern mit Interesse musterten.
So beobachtete fühlte ich mich etwas unwohl und schnell sah ich wieder zu Dragan der Asam fest im Blick hatte.
Er ist nicht dein Gefährte Asam, lass den Jungen sich etwas von der Reise erholen und mach ihm keine Schwierigkeiten.


Ich merkte sofort das es keine bitte von Dragan war sondern ein Befehl und knurrend verschwand Asam in einer der vielen Gänge die von der Höhle weg führten.
Du musst entschuldigen, er meint es nicht so.


Dragan sprach zwar zu mir, aber er sah Asam weiter nach.
„Kein Problem, wenn ich es richtig verstanden habe war gestern ein Junge bei euch der mir sehr ähnlich sah und euch nicht den Respekt entgegen gebracht hat den ihr verdient,“ sagte ich schnell.
Mach dir darum keine Gedanken, schließlich bist du doch hier um deinen Drachengefährten zu finden. Komm mit mir.
Kaum hatte der mächtige Drache den Satz beendet ging er auch schon auf einen Gang zu und ich beeilte mich ihm zu folgen.


4.




Wir gingen nur ein paar Minuten bis wir eine kleine Höhle erreichten wo sich der Drache auf einen Platz aus Heu hinlegte und mich musterte.
Ich stand vor ihm und war unschlüssig was ich jetzt sagen und tun sollte.
Setz dich doch, du musst erschöpft sein und so wie ich es sehen kann bist du auch verletzt.


Schnell tat ich was Dragan sagte und setzte mich in einiger Entfernung zu ihm hin.
Dabei sah ich mich um und stellte fest das einige Feuer am Rand der Höhle brannten, die flackerndes Licht spendeten. Wie am Tor zum Eingang der Drachenhöhle, waren die Wände mit silbernen Drachen verziert und ich fragte mich wie diese entstanden waren.
Du hast bestimmt viele Fragen Vased, stell sie nur. Ich werde versuchen sie dir so gut wie möglich zu beantworten.


Schnell wand ich mich wieder Dragan zu und nickte leicht.
„Ich weis nicht wo ich anfangen soll, es ist alles so verwirrend. Ich hatte mir das ganze anders vorgestellt und mein Vater hat es mir auch anders geschildert,“ begann ich langsam.
Ja normalerweise begrüßen wir unserer Gäste netter, aber Asam wird dir nichts mehr tun auch wenn er etwas zornig erscheint.


„Etwas ist gut gesagt,“ nuschelte ich und tastetet nach meiner Wunde am Arm.
Ich entschuldige mich noch mal für sein benehmen und vielleicht solltest du die Wunde verbinden.


Ich nickte kurz und zog dann meine weitern streifen Stoff aus meinem Rucksack.
Schnell hatte ich die Wunde verbunden und strich mir dann das nasse Haar aus dem Gesicht.
„Wie läuft das jetzt eigentlich mit der Gefährten wahl? Mein Vater sagte mein Drachengefährte würde mich erkennen,“ sagte ich unsicher.
So ist es auch. Er hat dich schon erkannt und morgen wirst du erfahren wer es ist, doch erst mal solltest du dich ausruhen und vielleicht deine nasse Kleidung zum trocknen ausziehen sonst wirst du noch krank.


Jetzt war ich doch sehr erstaunt. Mein Gefährte hatte mich schon erkannt, aber ich konnte nicht sagen wer es war, auch wenn ich hoffte das es nicht Asam war. Er war mir mehr als nur unsympathisch.
Doch bevor ich mir darüber weitere Gedanken machen konnte zog ich mir erstmal meine nasse Kleidung aus und legte sie neben eins der Feuer zum trocknen.
Schnell kehrte ich zu Dragan zurück und wickelte mich in meine Decke ein.
Ich war müde und konnte mich nur schwer wach halten. Der aufstieg zur Drachenhöhle war schwer gewesen und jetzt da ich zur ruhe kam, merkte ich wie erschöpft ich war.
Du solltest vielleicht schlafen gehen, wir können morgen weiter reden.


„Okay, ich glaube eh das ich gleich einschlafen werde. Der weg hierher war sehr ansträngend und der Sturm hat es nicht einfacher gemacht,“ sagte ich und unterdrückte ein gähnen.
Dann schlaf und morgen wirst du deinen Gefährten bekommen.


Ich bekam nur noch ein schwaches nicken zusammen und rollte mich dann neben einem Feuer zusammen.
Kaum hatte ich die Augen geschlossen schlief ich auch schon tief und fest.

Der Morgen kam schneller als gedacht und als ich die Augen aufschlug, war ich kurz verwirrt warum es so warm war.
Müde setzte ich mich auf und sah erst mal verschwommen in das Feuer das neben mir prasselte. Das Feuer ließ die silbernen Drachen an der Höhlenwand funkeln und sofort wurde mir wieder bewusst wo ich mich befand.
Schnell sprang ich auf und sah mich nach den Drachen Dragan um, doch er war weg und nur noch der Platz aus Heu zeugte mir wo er am Abend zuvor noch gelegen war.
Jetzt beeilte ich mich in meine inzwischen trockenen Kleider zu schlüpfen und rannte dann den kurzen Gang aus der kleinen Höhle in den größeren Raum.
Das Schauspiel das mich da empfing, ließ mich sofort innehalten und mir stockte der Atem.
Es mussten sich über 50 Drachen in allen Farben und Größen in der Höhle versammelt haben und alle sahen mich an.
Vor jedem Drachen prasselte ein Feuer, aber keins von ihnen war auf natürlichen wege entstanden, da keins von ihnen irgendetwas wie zum Beispiel Holz als Grundlage zum brennen hatte. Es war als würden die Flammen aus dem nichts heraus prasseln.
Nur hinter einer Flamme stand kein Drache, was mich etwas verwirrte und in der Mitte der Höhle stand Dragan.

Guten Morgen junger Vased. Bist du bereit deinen Gefährten zu erwählen?


Dragans Stimme halte mächtig durch die Höhle, aber sofort als ich ihn hörte, beruhigte sich meine Aufregung etwas und ich nickte schnell.
Gut dann tritt hervor. Dein Drachengefährte hat dich schon erkannt und jetzt ist es an dir ihn zu erwählen. Tritt in sein Feuer und zeige so deine Verbundenheit mit ihm. Dir wird nichts passieren und sein Feuer wird zu deinem werden.


Jetzt blieb mir das Herz stehen und ich sah ihn geschockt an. Meinte er das jetzt ernst? Ich sollte mich in mit einer dieser Feuer stellen und mich verbrennen lassen?! Er hatte zwar gesagt das mir nichts passieren würde, aber was war wenn ich in das falsche Feuer tratt?
Zögere nicht und vertrau auf dein Herz.


Klar und deutlich hallten Dragans Worte wieder und jetzt trat ich langsam in den Kreis der Drachen.
Langsam drehte ich mich im kreis und sah mir die Drachen einen nach den anderen an. Wer passte am besten zu mir? Wer von ihnen würde mein Drachengefährte sein?
Ich überlegte angestrengt, bis mir klar wurde was Dragan gesagt hatte. Ich sollte auf mein Herz hören, genau das hatte mein Vater auch einmal zu mir gesagt.
Ein lächeln stahl sich auf mein Gesicht und ich atmete ruhig ein und aus. Dann machte ich die Augen zu und lauschte auf mein schlagendes Herz das rhythmisch in meiner Brust pochte.
Langsam drehte ich mich wieder im kreis und schaltetet die Drachen und die knisternden Flammen um mich herum aus.
Erst passierte nichts, doch dann beschlich mich ein Gefühl das mich in eine Richtung zog. Als ich mich in diese Richtung wand, konnte ich plötzlich eine Flamme vor mir sehen ohne das ich die Augen auf machen musste.
Sie züngelte im Rhythmus meines Herzschlages und ich vertraute auf mein Gefühl.
Langsam ging ich auf die Flamme zu, die mich magisch anzog und trat dann ohne zu zögern ins Feuer.
Jetzt machte ich die Augen wieder auf und stellte fest das ich genau in der Flamme stand, hinter der kein Drache stand und das beunruhigte mich doch wieder etwas.
Als ich mich den Drachen zu wand, hoben sie ihre Kopfe und jeder stieß einen mächtigen Feuerstrahl in Richtung Decke.
Als ich zu Dragan sah, merkte ich das er der einzige Drache war, der mich ansah und plötzlich spürte ich Dragan.
Weise hast du gewählt und deinem Herzen vertraut mein Gefährte Vased.


Mir stockte der Atem als mir klar wurde was Dragan gesagt hatte. ER war mein Drachengefährte.
Plötzlich loderten die Flammen um mich herum auf, dann wurde sie zu einem leuchtenden Ball aus Feuer das vor meiner Brust schwebte und noch bevor ich mich rühren konnte kamen sie auf mich zu und verschwanden in meiner Brust.
Mein Feuer ist jetzt auch dein Feuer und wir sind auf ewig miteinander verbunden.


Ich fing an übers ganze Gesicht zu strahlen und Dragan kam auf mich zu. Vor mir blieb er stehen und senkte seinen Kopf so das wir auf Augenhöhe waren. Jetzt konnte ich erkennen das er leuchtend silberne Augen hatte und ich sah in ihnen das Feuer das jetzt in mir lebte.
Vorsichtig hob ich eine Hand und legte sie auf an die Seite seines Gesichtes.
„Es ist mir eine große Ehre dich zu meinem Gefährten zu haben Dragan. Ich hoffe ich kann mich dir würdig erweisen,“ sagte ich jetzt voller Achtung.
Ich bin mir sicher das du ein gerechter Mensch bist, ich kann es in die Spüren und jetzt wird es zeit das du lernst was es heißt einen Drachen zum Gefährten zu haben. Hol deine Sachen und komm vor die Höhle.
Schnell rannte ich in Dragans Höhle zurück und holte meinen Rucksack, damit lief ich schnell in die Haupthöhle zurück. Dragan war nicht zu sehen, aber die anderen Drachen waren noch da.
Ich verbeugte mich tief vor ihnen.
„Ich danke euch viel mals das ich hier sein durfte. Es war mir eine Ehre,“ sagte ich mit fester Stimme und rannte dann schnell vor die Höhle wo Dragan auf mich wartete.
Gerade ging die Sonne auf und tauchte den Wald und die Berge in leuchtendes rot.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 30.12.2011

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