Cover

Sunspots

The Nightbringer

Child In Time

 

 

Get downOn the groundDon't moveMake a soundNo moreThought controlYou doWhat you're toldStand upSit back downYour liesComes back aroundTodayPatronizeTime's upClose your eyesListen to the soundOf my big black bootsListen to the soundOf my big black boots

-How To Destroy Angels- BBB

 

 

 

Sunspots

 

Samael

Im königlichen Horst

 

Eins... Zwei... Drei... fing Gabriel an zu zählen.

Schnell lief ich einige Stockwerke höher und schlang meine Flügel um mich, sodass ich komplett von glänzend schwarzen Federn umhüllt wurde. Kurz bevor sich die Welt verdunkelte sah ich wie sich Luzifer hinter einer Säule ein Stockwerk tiefer versteckte.

„Dreizig!“, schallte es durch die Flure. Ich lächelte im sicheren Wissen das mich niemand sehen würde solange ich niemanden sah.

Ich hörte das leise tap-tap von Füßen die über Marmor schlichen und kurz darauf ein leises Schhh-schhhh als Micael von dem Balkon sprang und wegflog. Ich sprang verärgert auf. Er wusste ganz genau das Gabriel noch nicht fliegen konnte und nutzte die Schwache des Jüngern schamlos aus. Schnell flog ich im nach.

„Du blöder Schummler! Gabriel kann doch noch garnicht fliegen!“

„Eben deswegen. Wenn er mir nicht folgen kann, kann ich auch nicht verlieren, du Dummerchen.“

„Aber das ist gegen die Regeln!“

„Wenn interessiert ´s? Ich will gewinnen.“

„Ha, hab ich dich Samael!“, unterbrach Gabriel.

„Ich muss grade diesen Idioten die Spielregeln erklären.“

„Mir doch egal, du musst zählen.“

Und schon mischte sich auch Luzifer ein: „Engel, Gabriel! Samael hat grade versucht dich zu verteidigen. Weil dieser Idiot von Micael mal wieder nicht nach den Regeln spielen konnte, ist er extra aus seinem Versteck gekommen um dich zu verteidigen. Es ist jetzt sicher nicht seine Aufgabe zu zählen!“

„Egal wieso, ich habe ihn gefunden. Er muss zählen.“

„Muss ich nicht!“

„Aber, aber Nighty. Wir wollen doch nicht laut werden“, tadelte mich Micael mit einem provozierenden Grinsen.

Für einen kurzen Moment stand alles still, dann schlug meine Faust in seine blöde Fratze, wischte das ekelerregende Grinsen weg.

Den nächsten Schlag parierte er, dann duckte ich mich unter einem Hacken seinerseits weg. Sofort nutzte ich die veränderte Haltung um einen Tritt in seinen Magen zu platzieren. Als er in die Knie ging riss er mich mit, sodass wir beide auf dem Marmorboden landeten. Verbissen versuchte jeder möglichst viele Treffer zu landen und die Oberhand zu gewinnen.

Da spürte ich Arme die sich zwischen uns schoben, mich wegzogen. Wütend versuchte ich die Hände wegzuschieben, schlug nach ihrem Besitzer. Erstarrte dann aber mitten in der Bewegung. Die Hände gehörten zu Luzifer: „Komm mit, ER wird dich auseinander nehmen wenn du schon wieder erwischt wirst.“

Ich nickte nur schnell, sprang auf und flog im Sturzflug weg. Ich war mir nicht sicher ob ich es sonst geschafft hätte meine Wut zu kontrollieren.

Aus dem Augenwinkel sah ich dass Luzifer mir folgte. Trotz der Wut, die immer noch wie Flammen durch meine Adern brannte, lächelte ich leicht als ich das sah.

 

 

***

 

Samael

Richtsaal

 

„Nutzlos!“

„Böse!“

„Keine Kontrolle!“

„Emotionen!“

„Gehorcht nicht!“

Ich starrte die Wand an, während die Vorwürfe auf mich einprasselten. Gabriel hatte gepätzt und nun saß ich hier, im Obersten Gerichtssaal und versuchte die Vorwürfe auszublenden. Versuchte gar nichts zu hören.

Die Muster in dem roten Marmor der Wand zogen sich zu der Form eines Vogels zusammen. So frei wäre ich gerne... und dabei hatte doch auch ich Flügel!

 

Obwohl ich dies die letzten Minuten über angestrengt vermieden hatte glitt mein Blick nun zu Luzifer, der zu den Füßen des Herren saß. Wie eine Puppe sah er aus, mit seinen großen, lehren Augen und den zurechtfriesirten Locken.

Er erwiderte meinen Blick nicht, blickte nur weiter starr grade aus.

„Habt ihr euch endlich ausreichend aufgeregt? Eure langweiligen Leben mit anderer Probleme geschmückt?“, warf ich in einer Atempause dazwischen.

Sie wurden ruhig. Dann erhob einer der Ältesten seine Stimme: „ So kann das nicht weiter gehen. Uns bleibt nichts anderes übrig. Ich plädiere darauf ihn zu Pfählen. Das wäre die einzige sichere Möglichkeit.“

„Er ist ein Kind!-“

Ich riss an den Fesseln die sich um meine Hände und Flügeln wanden, versuchte mich panisch befreien, bemerkte dabei zu spät das ER such erhoben hatte und auf mich zu gegangen war:

„Aber, aber, wir wollen doch nicht grob werden“, unterbrach der Herr: „Samael, mein geliebter Sohn, wieso mutest du uns diese Entscheidung zu?“ er umschloss mit einer trügerisch sanften Geste mein Kinn und hob es an, so dass ich ihn in die himmelblauen Augen gucken musste. „Du und wir alle könnten es doch viel einfach haben, wenn du nur gehorchen würde. Schließlich musst du gar nichts tun, dir lege man alles zu Füßen. Schwöre mir nur endlich die Treue und du wirst unbeschwert weiterleben können! Anderenfalls kann leider auch ich dir nicht mehr helfen.“

Ob dieser unglaublichen Lügen, die er auch noch ohne das geringste Wimpernzucken zustande brachte, verschlug es mir fast die Sprache. Statt dessen spuckte ich ihm vor die verlogenen Füße.

Für einen kurzen Moment zuckte Wut in seinem Gesicht auf, er riss die Hand, die grade noch sanft über meine Wange schtreichelte hoch und holte zu einer Ohrfeige aus, wurde jedoch von einer glockenhellen Stimme unterbrochen. Unserer beider Aufmerksamkeit richtetet sich auf etwas anderes.

Oder besser jemanden. Seine Züge wurden sanft, gleich denen eines Vater der seinen geliebten Sohn wiedersah. Hinter ihm war Luzifer aufgestanden und stand jetzt direkt hinter IHM: „Herr Papa?“, sprach er ihn mit glockenheller, sanfter Stimme an.

Sofort drehte sich der angesprochene um, doch bevor er antworten konnte, riss Luzifer einen Dolch aus seiner Tasche und stieß die magische Waffe in das Herz des Tyrannen.

Als ER zu Boden sank haftete sein Blick an Luzifers leuchtenden Augen: „Luzi...“

Doch Luzifer wand sich ohne einen weiteren Blick auf seinen am Boden liegenden Vater um und zog mich aus dem Raum,löste die Fesseln: „Flieg!“

Und so flogen wir beide in den Nachthimmel hinein, gen Westen. Weg von der grade aufgehenden Sonne, unter der unsere Kräfte leiden würden. Wir mochten Gegensätze sein, aber beide gehörten wir der Nacht. Sie war die Quelle unsere Energie. Und wie die Sterne nur vor dem Nachthimmel leuchtenden, der selber aber ohne die Sterne nur lehre Finsternis ist brauchten wir einander.

 

The Good Soldier

 

Wir flogen fast 16 Stunden lang, dann krabbelten wir in eine kleine Höhle und vereinbarten das ich ihn in vier stunden wecken würde, dann würde er die Wache übernehmen.

Die nächsten Tage verliefen ähnlich. Wir flogen 16 Stunden lang, schliefen je 4 stunden und aßen zwischen durch was wir an Büschen und Bäumen fanden. Wir brauchten zwar eigentlich nicht zu essen, waren von dem ganzen fliegen aber so erschöpft, das wir die Stärkung nötig hatten.

Wir erzählten uns viel und schwiegen viel. Wir hatten schon immer viel Zeit zusammen verbracht, aber diese Wochen schmiedeten ein besonders Band.

Im Nachhinein kann ich mich vor allem an eine Szene erinnern, so

vergleichsweise trivial sie auch seien mag:

Wir sind an einem klaren Gebirgsbach gelandet und tranken von dem eiskalten Wasser, und badeten dann auch gleich.

Luzifer fing an mich leicht nass zu spritzen und obwohl ich natürlich bereits durchnässt vom baden war, musste ich ihm natürlich gleich eine kleine Flutwelle entgegentreiben. So verwandelte sich dass ganze schnell in eine Wasserschlacht und grade als ich versuchte Luzifers Kopf unter Wasser zu halten, kam eine Nixe aus dem nichts aufgetaucht und versuchte Luzifer mit sich zu locken.

Bevor ich nachdenken konnte stürzte ich mich auf die hinterlistige Kreatur und grub meine Krallen in ihr kaltes Fleisch, sofort wand sie sich und grub ihre messerscharfen Zähne in meine Schulter. Meine Händen fanden kaum halt an ihrem fischartigen Schuppen. Ich schrie auf und meine krallenbewerten Finger gruben sich in ihre Schultern und Hüften. Ich riss. Ihr Körper gab nach und zerriss in der schlanken Taille.

Ungläubig starte ich auf die zwei Hälften der Nixe. Aus der Wunde flossen blasse Innereien und perlmuttfarbenes Blut. Mein Blick versank im Strudel aus Wasser und Blut. Blut, das ich zum fließen gebracht hatte. Ich hatte gemordet.

Es stimmte.

ER hatte Recht gehabt.

Sie alle hatten Recht gehabt.

Ich war böse.

Ich war böse.

Ich war böse. Ich war böse.

 

Die Erkenntnis wieder holte sich ständig. Wie ein Bumerang schien sie sich zu wiederholen. Und wurde mit jeder Sekunde schlimmer und klarer.

„Samael?“

„Es tut mir Leid. Wir werden zurück gehen. Ich tue so als hätte ich dich gezwungen mitzukommen. Dann bist du wieder in Sicherheit. Vor mir. Vor allem. Und sie werden schon wissen wie sie mich wieder grade biegen. Ich weiß das ich dir jetzt nicht mehr zumuten kann mir zu helfen.“

„Was redest du da?! Du hast mir wahrscheinlich grade das Leben gerettet. Und wie kommst du darauf aufzugeben? Danke, Samael. Danke.“

„Aber ich bin böse. Sie hatten Recht. Ich. Bin. Böse.“

„Bist du nicht. Du hast nur reagiert. Hättest du sie nicht getötet hätte sie uns beide getötet.“

„Ich bin böse... Ich bin böse...“ , meine Stimme wurde immer leiser.

 

God Given

„Samael? Sammy?! Verdammt! Wieso redest du nicht?!“

Ich schwieg weiter. Zu groß war die Angst vor dem was aus meinem Mund kommen würde. Ich war böse.

Ich sah überrascht auf als Luzifer plötzlich vor mir stand.

„Sammy?“ Er wusste das ich diesen bescheuerten Spitznamen hasste. Ich wich seinem Blick aus und sah zu Boden. Er trat einen Schritt vor und bevor ich ihn ihn stoppen konnte umarmte er mich.

Ich stand kurz wie erstarrt da. Er durfte mir nicht so nahe kommen. Ich war gefährlich. Böse. Trotzdem ließ ich meinen Kopf vorsichtig auf seiner Schulter ruhen und erwiderte die Umarmung.

„Samael?“

„Stern.“

„Du kannst also noch reden.“

„Natürlich, kann ich.“

Plötzlich zerriss ein Geräusch die Stille. Trompeten, die ihr ohrenbetäubendes Triumphlied posaunten. Erschrocken drehten wir uns um. Und sahen sie, die Engelskrieger. Gekommen um uns gefangen zu nehmen und zu trennen. So viele. Zu viele.

Vor uns versammelten sich mehrere dutzend erwachsene Krieger. In diesem Moment wurde mir endgültig bewusst, das wir trotz allem nur zwei siebenjährige Jungen waren. Ich umarmte Stern ein letztes mal und zog dann den Dolch aus meinem Gürtel. Aus dem Augenwinkel sah ich das Stern im selben Moment die selbe Geste machte. Ich riss Stern plötzlich herum und hielt ihn vorsichtig fest. Versuchte ihm weder weh zu tun noch die Maskerade auffliegen zu lassen. Ich legte meinen Dolch vorsichtig auf Sterns Hals und rief: „Ein Schritt näher und euer Prinz ist tot.“

„Was wird das, Junge! Wir wissen das du ihm nichts tun wirst.“

Ich lachte höhnisch: „Was wollt ihr schon wissen? Ihr seid nur alberne Schoßhunde zu den Füßen dieses Bastards! Ihr wisst doch gar nicht wie das ist. Immer der Böse. Während dieser kleine...“ Ich brach ab. Ich wusste das ich es nicht schaffen würde Stern zu beleidigen, ohne die Maskerade fallen zu lassen. Aber das war auch nicht nötig. „Dieser... immer höher steigt. Aber glaubt mir. Damit ist es jetzt vorbei. Der heutige Tag gehört mir. Und Niemand wird mich daran hindern! Und ganz sicher nicht ihr!“

Ein Blick in die Gesichter der Krieger zeigte mir das meine Worte genau ihren Schwachpunkt getroffen hatten. Sie waren der Meinung, man ließe ihnen nicht genug Macht. Ja, dass sie die eigentlichen Herren dieser Welt waren.

Offensichtlich hatte Luzifer meine Technik durchschaut und wusste das jegliche Versuche die Schuld von mir zu nehmen nicht klappen würden, da sie als gute Manipulation meinerseits abgetan werden würden. Ich hoffte das tatsächlich keine Lücke in meinem Plan war. Luzifer würde diese sonst auf jeden Fall finden.

Zwei Krieger brachen plötzlich aus den Reihen und sagten: „Wir verstehen sie, doch scheint es euch noch schwer zu fallen den Prinz fallen zu lassen. Lasst uns euch helfen.“ Und schon griffen sie Stern an. Automatisch ließ ich ihn los und bewegte meine Flügel, so dass die Schwerter der Krieger nicht Luzifer sondern nur meine Flügel ritzten.

Wir stellten uns Rücken an Rücken und warteten auf den Angriff, im sicheren Wissen das wir keine Chance hatten.

Und im nächsten Augenblick rannte die ganzen Engel auch schon auf uns zu. Sie hatten die Täuschung natürlich bemerkt. Ich riss schnell den Dolch hoch und zerriss die Brust eines der Angreifer, konnte aber nicht verhindern dass sein Schwert tief in meinen linken Arm schnitt. Zwei weitere kamen hinter ihm zum Vorschein. Ich riss meine Hand wieder herunter, und stach einem der beiden in die Brust. Gleichzeitig versuchte ich den zweiten gegen die Schläfe zu treten, erstarrte dann aber als ich spürte wie Stern weggerissen wurde. Geschockte drehte ich mich um und sah wie vier Engelskrieger versuchten ihn festzuhalten und zu kontrollieren. Die kleine Unaufmerksamkeit, kostete mich meine Freiheit. Arme ergriffen mich und banden meine Handgelenke, meine Knöchel und meine Flügel mit magischem Metall. Wir tauschten einen letzten Blick und ich wisperte: „Es tut mir Leid.“ Seine Antwort hörte ich schon nicht mehr als ich spürte wie sich kalte Hände an meine Schläfen legten und versang in tiefer unendlicher Dunkelheit. Bevor jegliches Gefühl in dieser Dunkelheit ertrank spürte ich die kalte Schneide eines Schwertes, die durch meine Brust glitt und das Wort „SATAN“ einritzte. Mein eigenes Blut lief heiße an mir runter.

 

Emptiness

Emptiness

 

In weiter Ferne konnte ich das gespenstische Rasseln von Ketten hören. Und, ganz nah, das Tropfen von irgendeiner Flüssigkeit.

Ich roch Blut, mein eigenes. Die Luft schmeckte heiß und trocken und nach Ruß, Erde und Gestein. Mich beschlich ein Gefühl als würde ich erdrückt werden. Selbst wenn ich noch immer nicht sehen konnte, wusste ich das ich mich tief in der Erde unter Tonnen von Gestein befand. Meine ausgetrocknete Kehle zog sich schmerzlich zusammen und ich merkte wie ich meinen Körper wieder zu fühlen begann. Und vermisste sofort die Schmerz- und Schwerelosigkeit von vorhin. Es war heiß. Sehr heiß. Fesseln hielten meine Hände weit über meinem Kopf gefangen, während andere meine Füße und Flügel banden. Und brennender Schmerz fraß sich durch meinen Arm und meine Brust.

, schoss es durch meinen Kopf und ich begann mich zu erinnern. Wie kurze, helle Blitze erhellten die Erinnerungen meine Netzhaut.

Der blutige Kampf.

Die Krieger

Sterns angstverzerte Augen, kurz bevor ich das Bewusstsein verlor.

Seine warme Umarmung.

Unsere halsbrecherische Flucht.

Das Gespräch das wir mithörten.

Unsere ersten Flugstunden.

Der Kampunterricht.

Das letzte mal Fangen-spielen.

Unsere ganze Kindheit.

Plötzlich hallte ein markerschütternder Schrei durch die Gänge. Ich zuckte zusammen und spürte wie mir leise Tränen über die Wangen rannten. Tränen für den Unbekannten, der diesen Schrei ausgestoßen hatte. Tränen für Stern, dem es vielleicht genauso genauso ging und das nur wegen mir. Den ich vielleicht nie wiedersehen würde. Tränen, auch für mich.

Während mir das unsinnige, überflüssige Nass die Wangen runter lief , realisierte ich einiges.

So das ich nichts sah, da es schlicht zu Dunkel war. Hatte ich die Dunkelheit sonst immer als tröstlichen Schutz angesehen, war sie nun furchterregend und irgendwie grausam.

Das, jetzt langsam versiegende Tropfen, dass ich hörte, kam von meinem eigenem Blut.

Und das wohl wichtigste, ich war gefangen. Und ich war nicht der Einzige. Das bewiesen die schrecklichen, unregelmäßigen Schreie und das leise Wimmern das mich umgab.

Schritte kamen auf mich zu. Ich schluckte. Zwinkerte die nassen Tränen aus meinen Augen. Eine schwere Tür, wurde geöffnet. Im ersten Moment sah ich nichts, so blendend schien das leichte Flackern das durch die geöffnete Tür drang. Dann erkannte ich finstere steinerne Wände, die Tür und eine Gestalt. Meine Augen wurden von einem Glitzern eingefangen. In der Wand war eine Diamantader, die das Licht der Fackeln blitzend und in allen Farben des Lichts zurückwarf. Wie Sterne in der Dunkelheit.

Dann konzentrierte ich mich wieder auf die Person die die Fackel, und damit das Geheimnis das die Diamanten erst zum leuchten brachte, hielt. Seine Augen waren weiß. Von einem so seltsamen weiß das ich automatisch an den weißen Schimmel denken musste, der sich bildete wenn man Obst zu lange aufbewahrt.

„Der junge Satan ist wach“, rief die Gestalt irgendjemandem zu.

„Was ist ein Satan?“, fragte ich ihn und erinnerte mich daran dass genau dieses Wort in meine Brust geritzt stand.

„Du.“

„Also was? Jemand Böses? Oder ein Erzengel?“

„Du.“

„Ja, aber was bin ich denn?“

„Satan.“

„Ich befehle ihnen, sagen Sie mir jetzt sofort was ein Satan ist!“, Dass es ziemlich unsinnig war in Ketten befehle zu erteilen, wäre mir nie aufgefallen. Es war einfach mein gewohnter Ton.

„Du hallst dich wirklich für etwas besseres, nicht Satan?“

„Ich verlange das sie mir jetzt sofort erklären was das bedeutet!“

„Nur wird dir deine ganze schöne Macht hier gar nichts bringen. Du wirst genauso armselig Enden wie jeder Andere der hier gefangen ist.“

„Beantworten Sie mir dann nur eine Frage. Wie geht es Stern?“

„Wem?“

„Luzifer. Er war bei mir.“

„Ach ja, nun wie viel bedeutet dir dein Leucht-Freundchen?“

„Nenn ihn nicht so!“

„Wieso denn nicht? Ich kann dir sagen, auf den kannst du nicht vertrauen.“

„Natürlich kann ich ihm vertrauen!“

„Glaub mir, er erinnert sich nicht einmal mehr an dich. Dafür ist er viel zu beschäftigt damit IHM zugefallen.“

„Seien sie ruhig. Ich brauche dieses Geschwätz nicht zu hören.“

Der Weißaugige verließ lachend den Raum.

 

 

***

Licht... Licht und Wärme. Langsam blinzelnd öffnete ich die Augen und schloss sie sofort wieder. Zu hell. Vorsichtig öffnete ich sie wieder und richtet mich auf. Um mich war ein mir unbekanntes Zimmer... weiße Mamorwände, eine Seite offen durch die das Sonnenlicht einließ. Spärliche, aber elegante und -natürlich- ebenfalls weiße Wände. Ich lag auf einem unglaublich weichem, weißem Himmelbett. Direkt neben mir saß ER. Seine langen, silberweißen Locken sahen etwas zerzaust aus, als wäre er oft mit den Händen dadurch gegangen. Seine blassblauen Augen betrachteten mich besorgt. Er drückte mich mit einer Hand leicht auf das Bett zurück und sagte leise: „Endspann dich und Ruh dich aus.“

„Was ist passiert?“

„Du hast dich zu weit von dem Horst entfernt und wurdest von Vampiren angegriffen. Hätten dich meine Soldaten nicht gerettet hättest du Tod seien können...“ Die Vorstellung schien ihn Angst zu machen.

„Dann kannst du mich doch auch einfach neu erschaffen“, versuchte ich ihn automatisch aufzumuntern. Seltsamer weise machte ihn das aber wütend. Seine Stimme klang gepresst und war viel zu laut in der Stille als ausrief: „Sag so etwas nie wieder! Ich kann keine Charakter schaffen! Nein, das bist allein du. Du wärest auf ewig verloren. Weg! Nein, Nein, Nein! Denk gar nicht daran! Du wirst nicht sterben! Nie!“

„O...Okay. Tut mir leid“

Er atmete ich drei mal tief durch und sagte dann leiser: „Nein, mir tut es leid. Ich wollte dich nicht so anschreien. Du solltest dich entspannen. Aber allein der Gedanke...“

„´kay.“

Ich wollte schon wieder die Augen schließen als mir noch etwas einfiel: „Wo bin ich?“

„In meinem Schlafzimmer. Ich wollte dich nicht allein lassen.“

„Danke“, murmelte ich und döste wieder ein.

 

***

Ich starrte in den dunklen Nachthimmel. In diesem Moment war ich mir sicher das diese Finsternis eine besondere Bedeutung für mich haben sollte. Jemand, an Jemanden ganz besonderen sollte mich diese absolute Schwarze erinnern. Meine Schläfen begannen zu brennen, während ich mich immer mehr auf diesen Gedanken konzentrierte. Plötzlich blitze für den Bruchteil einer Sekunde ein Paar nachtschwarze Augen auf. Für einen Augenblick fühlte ich wie sich mein Herz vor Trauer, Sorge und Sehnsucht zusammen zog. Ich versuchte mich mit aller Macht an dieses Bild zu klammern, die lodernden Schmerzen in meinem Kopf ignorieren. Trotzdem konnte ich nicht verhindern dass das Bild und die damit verbundenen Gefühle wie ein ausgeblasene Kerzenflamme verschwanden und nur Kälte und Schmerz wie Rauch hinter sich her zogen.

Ich überlegte was ich grade gedacht hatte und kam zu dem Schluss das es nichts wichtiges gewesen seien konnte. Sonst würde ich mich sicher erinnern. Leichtfüßig sprang ich auf und flog zu Jophiel und Zakiel, die grade Schach spielten.

„Dein Läufer, Jo“, meinte ich.

„Hör auf damit. Du kannst das auch nicht besser.“

„Natürlich kann ich das besser.“

„Ach, ja? Dann komm und übernimm mein Spiel,“ mischte sich Zadkiel ein.

Ich betrachtete sein Brett missbilligend und meinte verächtlich: „Du hast dich da wirklich in eine ziemlich bescheidene Lage gebracht, aber na gut ich werde es versuchen.“

Es dauerte genau 20 Minuten bis ich den riesigen Vorsprung, den Jo gegen Zadkiel gehabt hatte, rausgeschlagen hatte und weitere 10 bis ich Jos weißen König schlug.

Ich stand langsam auf und fragte, mehr oder weniger scherzhaft : „Nun, wer ist jetzt der beste?“

„Idiot.“

 

 

***

 

Ich gähnte gelangweilt. Es war kaum mehr ein Geräusch zu hören. Das Klirren der Ketten, war vor etwa zehn Minuten verstummt, mein Blut hatte schon vor Stunden aufgehört zu tropfen und die Wunden hatten sich schon in Narben verwandelt, die bereits verblassten. Und auch die schrecklichen Schreie schienen immer seltener zu werden. Die Ruhe vor dem Sturm, schoss es mir durch den Kopf. Ich hatte den Ausdruck wohl irgendwo einmal aufgeschnappt und hier kam er mir passend vor. Diese Stille war erschreckend, drückend und beängstigend. Genauso wie die Dunkelheit. Es verwirrte mich das mich Elemente die sonst ein Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit schenkten mich jetzt so verunsicherten, ja beängstigten.

 

Heresy

Heresy

 

Plötzlich wurden die Türen aufgerissen und drei riesige Kerle kamen herein und schlossen die Fesseln von den Wänden. Automatisch versuchte ich mich aus ihrem Griff zu winden und frei zu kommen. „Lasst mich los!“, befahl ich. Natürlich wusste ich das die Anstrengung überflüssige war, aber ich konnte nun auch einmal nicht abwarten und aufgeben.

Der, wahrscheinlich größte der Krieger lachte dreckig und riss mich dann zu sich. Er zerquetschte mich fast zwischen seinem Arm und seiner Brust und schien dabei gar nicht zu merken das ich mit meiner ganzen Kraft auf seine Brust boxte und diese mit meinen Krallen zerfetzte. Grade als mir fast der Sauerstoff ausging, hielt ich still und konzentrierte mich. <LASS LOS!!!> Die Worte klangen durch sei Gehirn und ich spürte wie sich sein Grifft lockerte. Obwohl ich mir noch nicht ganz sicher war was ich grade gemacht hatte, drehte ich mich reflexartig um und floh. Direkt zwischen den beiden erstarrten Riesen durch.

Die Flure waren zu schmal als das ich meine Flügel ausbreiten konnte und in die Freiheit fliegen konnte, sodass ich normal rennen musste. Plötzlich hallte wieder einer dieser Schreie durch die Gänge. Ich blieb stolpernd stehen. Sollte ich mich selbst retten oder versuchen die Anderen zu retten? Ich schloss kurz die Augen, konzentrierte mich, und rannte dann in die Richtung aus der der Schrei gekommen war. Die Korridore wurden breiter und ich stieß mich ab und flog.

Ein Geräusch zog auf. Wie das Platschen von hunderten Füßen auf dem Steinboden begleitet vom Scheppern und Klirren von Waffen. Sie kamen von allen Seiten. Ich flog weiter.

Ich erreichte die Bereiche in denen die Gefangenen waren.Der Boden unter mir glänzte vor Blut. Größtenteils getrocknet, aber auch frisches. Auch die Wände waren teilweise mit der tiefroten Flüssigkeit gesprenkelt. Die Luft wurde von dem Geruch nach Blut, Verzweiflung, Wut und Kloake verätzt, sodass ich unwillkürlich aufhörte zu Atmen.

Hinter Stahlstäben der selben Dicke, wie die Oberarme des riesenhaften Engels der mich grade noch fast zerquetschte hätte, befanden sich sicher an die hundert Gefangene. Sie alle wirkten so ausgezehrt, abgemagert und dreckig, das ich nicht umhin kam sie zu bemitleiden. Was mich allerdings viel mehr störte war der Ekel der sich in mir Regte. Sie raunten leise, überrascht.

Entschlossen lief ich zu dem Schloss. Es bestand aus herkömmlichen Stahl. Das dürfte kein Problem sein. Ich legte meine Hände darum und sofort, gingen auch die paar Fackeln aus, und das einzige Licht kam von den blauen Blitzen die um meine Finger tanzten. Ich konzentrierte mich und das Schloss klickte und öffnete sich. Das leise Geräusch weckte die Gefangenen aus ihrer Überraschung und sie rannten zur Tür schlugen diese auf und rannten raus, wobei einer mich versehentlich zu Boden schleuderte. Füße traten auf mich, rannten über mich. Ich schrie erschrocken auf und spürte wie mich eine schmale Hand hochzog und auf die Füße stellte. „Lauf, sonst kommst du hier nicht raus!“ „Danke.“ „Wir haben zu Danken.“

Ich lief an der Seite der Unbekannten, als die Krieger uns erreichten und sofort ihre Waffen zogen. Sie waren viel mehr und waren bewaffnet, doch konnten sie in ihrer Entschlossenheit den Gefangenen nicht das Wasser reichen. Und wir kämpften. Einige der Gefangenen waren sehr gute Kämpfer, andere hatten keine Chance. Ich konzentrierte mich und trat einen der Kämpfer blitzschnell gegen die Brust drehte mich um und nutzte den Schwung der Drehung um einen zweiten die Beine unterm Körper wegzukicken. Ein Schwert streifte meinen Kopf und ich riss es dem Angreifer, der eigentlich einen der Gefangenen hatte treffen wollen und mich offensichtlich völlig übersehen hatte, die Waffe aus der Hand und erstach ihn mit seinem eigenem Schwert.

Danach veränderte ich meine Taktik. Ich hatte nicht nur ein Schwert, mir war auch Bewusst geworden dass ich nur von den wenigsten rechtzeitig gesehen wurde. Ohne zu zögern, schwang ich das Schwert und stach es einem der Angreifer in die Brust, der grade versucht hatte der Frau, die mir grade hoch geholfen hatte, zu erstechen. Ich verzog angewidert das Gesicht als mir Blut ins Gesicht spritzte. Der Boden unter mir hatte sich mittlerweile in ein ekelhaftes, glitschig-rotes Feld verwandelt, dass jeden Schritt zum Wagnis machte. Als ich hoch sah, realisierte ich das jetzt selbst die Decke vom roten Lebenssaft tropfte. Ich schluckte. Das hatte ich nicht gewollt. Ich wollte das die Leute frei waren, und von dieses Quallen befreit wurden, aber doch kein Blutbad!

Der Griff eines Schwertes schlug gegen meine Schläfe und ich fiel in unendliche Dunkelheit.

You Know What You Are?

You Know What You Are?

 

Schon wieder wachte ich in Dunkelheit auf. Ich konnte kein noch so leises Geräusch vernehmen. Doch jetzt schien mir diese Dunkelheit angemessen. Sie versteckte das Monster in ihrem inneren. Hielten es von dem Rest der Bevölkerung fern und schützte diese.

Noch immer wirbelten die schreckliche Bilder durch mein Hirn. Stachen wie wütende Wespen immer wieder zu.

Die ausgezehrten Gestalten der Gefangenen, in deren Gesichtern für einen kurzen Augenblick Hoffnung aufblitzte als ich die Tür zu ihrem Kerker öffnete. Ich hoffte dass zumindest ein paar von ihnen entkommen waren.

Die Wut und freigesetzte Aggression in ihren Blicken, als die Wächter ankamen.

Die aufklaffende Brust des Wächters, den ich erstochen hatte. Der Schock in seinem Gesicht.

Die Blutstrophen an der Decke.

Ich schrie gequält auf und verlor sofort die Kontrolle, die ich mir so eisern auferlegt hatte. Ich zerrte und riss an meinen Fesseln und schrie. Ich schrie immer weiter, bis ich keinen Ton mehr rausbekam und schrie trotzdem weiter, dass sich meine Handgelenke dabei immer weiter aufrieb merkte ich kaum. Ich wusste nur das ich hier raus musste.

Ich hörte erst auf als ein scharfes Knacken durch den Raum echote und sich ein grässlicher Schmerz durch mein rechtes Handgelenke bohrte. Ungläubig sah ich auf dieses und stellte fest das ich mir selbst das Handgelenke gebrochen hatte.

Schluchzend brach in den Fesseln zusammen und ignorierte den pochenden Schmerz der durch mein Handgelenk raste. Erst jetzt vielen mir die vielen Schnitte, Prellungen und Wunden auf die bei dem Kampf einstecken hatte müssen. Auch ein neuer blutiger Schriftzug prangte auf meiner Brust. Wieder einmal stand dort `SATAN´. Was das wohl heißt?, fragte ich mich wieder ein mal.

Echoplex



Während die Tage und Wochen zäh an mir vorbei flossen, dachte ich viel nach. Was blieb mir auch anderes übrig? Es gab kein Licht, keine Geräusche und selbst die Gerüche schienen hier gedampft. Wahrscheinlich machten die sich Sorgen dass ich sie Manipulieren könnte, oder so. Zumindest kam auch niemand. Was mich überrascht, da ich mit Folter gerechnet hatte.

Ich hoffte das es Luzifer gut ging. In dieser Dunkelheit wurde der Gedanke an ihn zu einem leuchtenden Stern der Hoffnung. Doch während die Erinnerung an den Kampf immer schärfer und grausamer wurde, verblasste die Erinnerung an meinen besten Freund langsam.

Die Zeit in der ich wach war und in der ich schlief vermischte sich zu einem finsteren einerlei. Alles war so finster, und so ganz ohne Abwechslung war es schlicht egal ob ich wach war oder schlief. Bis ich irgendwann auf hörte wach zu werden.

 



***

Es war fast ein Jahr vergangen seit ich Samael das letzte mal gesehen hatte. Aber das wusste ich natürlich nicht.

Ich grub in der dunklen Erde deren Geruch mir so vertraut vorkam. Dieser Geruch vermischt mit dem von jungem Maigrün und dem scharfen Gewittergeruch von Ozon. Nur an was sollte mich diese Mischung erinnern? Ich zog einen zappelnden Wurm aus der Erde und legte ihn auf meine Handfläche.

Die Zeit war zu einem seltsamen Wurm geworden, der sich mal streckte und dann wieder zusammenzog und dabei ganz dick wurde. Aber wie seltsam das auch war, es war nun einmal die Art wie sich ein Wurm fortbewegte. Genau wie sich die Zeit fortbewegte. Immer weiter lief und verging.

Ich ballte die Hand in der sich immer noch der Wurm wand zur Faust und öffnete diese wieder. Zumindest für diesen Wurm war das Kriechen vorbei. Ich wischte die eklige Wurm-Matsche von meiner Hand und lief zu einem nahem Bach um mir die Hände zu waschen. Ich viel platschend in den Bach als meine Schläfen plötzlich aufloderten. Die Frage echote in meinem Kopf. <...ob etwas Richtig oder Falsch ist?> Wer hatte das gefragt? Und wieso setzte die Erinnerung meine Schläfen in Flammen? War das nicht schon einmal passiert? Für einen kurzen Moment war ich mir sicher das dem so war, aber dann übernahm der logische Teil meines Hirns. Daran würde ich mich doch auf jeden Fall erinnern. So einen Schmerz und so eine Ungewissheit vergisst man nicht einfach. Das geht gar nicht. Aber wie war noch einmal die Frage? Ich wusste es nicht mehr. Vielleicht war mein Gedächtnis ja nicht so sicher wie ich dachte. Vielleicht gab es Dinge an die ich mich nicht erinnern durfte.

Ich schüttelte amüsiert denn Kopf. Niemand wagte es mir irgendetwas zu verbieten. Ich tauchte unter und tauchte solange bis meine Lungen brannten und mich an die Oberfläche nötigten.

 

 

***

 

Ein leises Geräusch durchbrach die Stille. Ein leises Klirren, gefolgt von dem Tapsen von Füßen auf Stein. Stimmen, ich konnte nur verstehen dass sie sich offensichtlich sorgen machten, das jemand sie manipulieren wollte. Und das sie das für unmöglich hielten da sie gegen so etwas immun seien. Ich öffnete blinzelnd die Augen und wurde von bekannter Dunkelheit begrüßt. Doch diese war jetzt nicht mehr so undurchdringlich, wurde sie doch von diesen Geräuschen durchbohrt. Ich wollte lächeln, doch dauerte es einen Moment zu lange bis meine Muskeln mir wieder gehorchten. Eine Tür wurde geöffnet und es kam Licht herein. Obwohl ich dieses Licht so schmerzlich vermisst hatte musste ich im ersten Moment weggucken, so sehr schmerzte diese Quelle der Wärme und des Trosts in meinen Augen. Blinzelnd fokussierte ich meinen Blick auf die Fackel von der dieses wunderbare Licht und die leichte, aber tröstliche Wärme ausging. Das Feuer bewegte sich schnell, brannte, flackerte. Um das dunkle, verkohlte Holz der Fackel war das Licht am hellsten, fast schien es weiß. Nach außen wurden die Farben dunkler. Erst kam gelb, dann orange und an den Spitzen rot. Ich war so fasziniert von diesem Licht das ich garnicht merkte, wie der Mann der dieses Licht hielt, sowie seine neun Kumpanen langsam näher kommen.

„Junge.“

Ich suchte nach meiner Stimme und fand sie nach einigen Sekunden dann auch. Vorsichtig räusperte ich mich und sagte:

„Ich heiße Samael“

„Hier heißt du Nummer zweihundert-sechsss...zweihundert -sechzehn.“

„Mal sehen wer sich als erstes verspricht. Bleibt doch am besten gleich bei Samael. Das könnt ihr zumindest aussprechen.“

„Du hast kein Recht zu sprechen.“

„Ihr könnt mir nichts tun.“

„Da sei dir mal nicht so sicher!“

„Ich fand Leute die sich nicht trauen Stärkere anzugreifen, und sich statt dessen nur an Jüngeren und Schwächeren vergreifen immer schon kläglich. Immer müsst ihr euch hinter euren Kumpanen verstecken. Mit Fesseln versucht ihr euch zu schützten und zittert sobald ihr auch nur SEINEN Namen hört“, ich war selber geschockt von dem kaltem, trockenem Klang meiner Stimme.

„Als würdest du dich trauen SEINEN Namen auszusprechen.“

„Ich weiß ihn nicht.“

„Wirklich?“

„ER meinte wir müssten erst vieles lernen. Wahrscheinlich werde ich seinen Namen nie kennen“, ich öffnete meine Augen ein kleines bisschen mehr und sah die Zehn durch meine Wimpern hindurch an.

Einer löste sich aus der Reihe und wisperte: „Es tut mir leid, aber dann darf ich ihn dir auch nicht sagen.“

„Es ist schon okay.“ Ich ließ meine Unterlippe leicht zittern.

„Aber mein Kleiner, alles wird gut.“

„Wie denn? Ich kann mich kaum mehr bewegen! Selbst ohne diese verdammten Fesseln nicht!“, ich ließ zu das meine Stimme vor Wut und Verzweiflung zitterte.

„Ich- Ich helfe dir mein Kleiner.“

„Aber dann werden sie dir weh tun....“ Ich wusste das ich das sagen musste. Sonst würde dieser Idiot noch durchschauen das ich log.

Seine Kumpanen kamen wie gebannt näher.

„Nein, Nein. Es ist egal. Ich helfe dir, mein Kleiner.“ Wenn er mich noch einmal „mein Kleiner“ nennen würde, würde ich ihn wahrscheinlich anschreien und damit meine Fassade zerstören.

„Siehst du denn nicht was er da tut?!“, unterbrach einer seiner Mitstreiter. Ich riss scheinbar erschrocken die Augen auf und öffnete leicht den Mund: „Was meinst du?“ Das Zittern in meiner Stimme war echt. Ich hatte meine Stimme noch nicht ganz unter Kontrolle. Ich zwinkerte leicht und lies eine Träne meine Wange runter kullern.

„Er manipuliert dich, zieht dich in seinen Bann...“,

„Sag so etwas doch nicht. Er ist ein guter Junge“, meinte ein Dritter.

„Er ist nur ein wehrloses Kind. Bestimmt ist in dem Gefecht letztes Jahr etwas falsch eingeordnet worden. Er war wahrscheinlich gar nicht da. Ich zumindest habe in sicher nicht gesehen. Ihr etwas?“

Alle verneinten.

„Welche Schlacht?“, fragte ich leise.

„Seht ihr? Er ist nur ein Kind“, wisperte der, der als erstes auf mich zu gegangen war. Und strich mir sanft, eine dreckige Haarsträhne hinters Ohr. Ich sengt den Blick, damit niemand den Triumph sehen konnte der kurz in meinen Augen leuchtete.

„Ich bin schon fast acht.“ Ich wusste das Erwachsene weniges süßer fanden als Kinder die so taten als wären sie schon ganz alt. Ich sah im wieder vorsichtig durch meine Wimpern hindurch an. Sein Blick machte mir klar dass er mir völlig glaubte. Matt dachte ich. Ich hatte den gegnerischen König matt gesetzt.

„Will, bring etwas zu essen und zu trinken. Und am besten auch etwas zum Waschen.“

Einer löste sich aus der Truppe und ging wieder raus, dabei schloss er die Tür sorgfältig hinter sich.

„Wie heißt ihr?“, die Frage nach dem Namen war wichtig. Sie zeigte Interesse.

Nach einander stellten sie sich vor, ich merkte mir nur das der Fackelträger Sacharja hieß und der, der mich als „Seinen Kleinen“ bezeichnete Jona.

Letzterer fragte mich auch gleich, ob die Fesseln sehr ungemütlich waren. Ich hob leicht die Arme. Meine Handgelenke waren noch immer aufgeschürft und blutig. Selbst in diesem seltsamen Koma hatte ich an ihnen gerissen. Sacharja nahm einen Schlüssel aus einem Beutel und löste die Fesseln von meinen Hand- und Fußgelenken sowie die von meinem Hals. Lediglich die Riemen die mich davon abhielten meine Flügel zu entfalten blieben.

Ich verlor sofort das Gleichgewicht und viel in Jonas Arme, da dieser mich aufgefangen hatte. Ich wusste das ich so keine Chance hatte. Ich konnte mich kaum bewegen und die Neun sahen nicht grade so aus als wären sie schlechte Krieger. Außerdem tat die Wärme einfach zu gut. Vorsichtig kuschelte ich mich in den Schoß den fremden Engels.

„Wie bist du hier hin gekommen, mein Kleiner?“

„Ich war anderer Meinung. Und ER kommt nicht gut mit Kritik um.“ Nun, das war zumindest wahr.

„Sonst nichts?“

„Nichts.“

„Armer Kleiner.“ Bei den Worten fuhr er langsam über meinen Rücken. Die Geste fühlte sich falsch an. Trotzdem machte ich nichts.

Der, den sie Will genannt hatten kam wieder rein und gab mir verschiedene Früchte und ein Glas Traubensaft. Ich musste mich sehr zusammen nehmen um die Orange nicht komplett mit Schale zu essen. Es dauerte kaum zehn Minuten bis ich alles aufgegessen hatte und mich wohlig zurück lehnte. Mir war während des Essens völlig entgangen, das Jona einige Male über meinen Rücken gestrichen hatte. Genauso war mir das anzüglichen Grinsen entgangen das die Kumpanen getauscht hatten.

Sacharja nahm den Schwamm und die Schüssel. Beides hatte Will ebenfalls gebracht. Vorsichtig tunkte er den Schwamm in das klare Wasser und wrang ihn aus. Er näherte sich mir nur langsam, wollte mich wohl nicht erschrecken. Das Wasser war kühl und erfrischend. Ich genoss seine langsamen, fast schon streichelnde Art mich zu waschen.

Erst als seine Hand langsam zwischen meine Beine wanderte, wand ich mich und versuchte mich ihm zu entziehen. Doch in diesem Moment wurde Jonas Umarmung plötzlich zu einem Würgegriff, der mir genauso wenig Bewegungsfreiheit gab wie die Fesseln zuvor.

„Ruhig, mein Kleiner. Dir passiert nichts.“

„Ich will nicht! Lasst mich los!“

Sie lachten und mir wurde endgültig klar das ich in eine Falle getreten war. Ich versuchte mich auf Jonas Gehirn zu konzentrieren um ihn genauso zu manipulieren wie ich es vor fast einem Jahr bei dem riesenhaften Engelskrieger getan hatte. Nur schien es mir jetzt nicht zu gelingen. Es war fast als wäre sein Gehirn von eisernen Mauern umgeben. Ich schlug meine Krallen in seinen Oberschenkel. „Lass mich Los!“ Er reagierte nicht.

Ein dritter hielt meine Hände fest auf den Stein gedrückt. Ich versuchte einen der drei zu treten, trat aber nur in lehre Luft. In diesem Moment sog Sacharja mich auf den kalten Boden, und drehte mich auf den Bauch. Irgendwie schaffte Jona es dabei seinen schmerzhaft festen Griff um meine Handgelenk nie zu lösen. Sacharja drückte mich mit seinem ganzem Gewicht auf dem Boden und presste dabei die ganze Luft aus meinen Lungen. Ich spürte wie seine Hand an meinem Rücken runter wanderte und schrie ein weiteres unnützes mal: „Lasst mich los!“ Ich versuchte mich auf meine Energie zu konzentrieren, um diese leiten und in eine Waffe verwandeln zu können. Doch in diesem Moment spürte ich wie Sacharja sich selbst den Kilt runter zog. Sein erregtes Geschlecht presste sich an meinen Po und fuhr in mich. Ich schrie vor Schmerz und Schock auf. Er begann sich zu bewegen und flüsterte in mein Ohr: „Wehr dich doch nicht, Kleiner. Genieße es. Und jetzt hör endlich auf zu schreien. Du tust ja so als wollte ich dir weh tun.“

Ich konnte nicht aufhören zu schreien und merkte gleichzeitig das ich anfing zu wimmern. Wieso hatte ich mich nicht früher gewehrt? Wie hatte ich nur auf diese Bastarde reinfallen können? Ihre falsche Fürsorge war so tröstlich gewesen. Sie hatten mit so viel Wärme in der Stimme gesprochen. Ich spürte wie Sacharja auf mich fiel, bis Jona mich befreite. Für einen kurzen Moment hoffte ich wieder. Vielleicht wäre jetzt alles vorbei. Jona schien der netteste von ihnen zu sein. Er würde mir sicher nicht weh tun. Im nächsten Moment spürte ich auch sein Gewicht und schloss die Augen. Das leise Wimmern, das schon vor einigen Minuten meine Schreie ersetzt hatte, ging endgültig in ein Weinen über und ich versuchte nicht einmal dieses zu stoppen.

Ich dachte wieder einmal an Stern und an seine tröstenden Worte: „Aber bitte glaub mir, mir bist du ganz sicher nicht egal. Und auch die anderen mögen dich.“

 

***

 

Ich blieb mitten in der Luft stehen und wurde sofort von Micael angerempelt. Der harte Stoß schickte mich endgültig zu Boden. Ich war noch immer viel zu perplex von den Gefühlen die mich plötzlich und ohne ersichtlichen Grund durchflute um darauf in irgendeiner Weise zu reagieren. Trauer, Verrat, Schmerz und Hoffnungslosigkeit durchfluteten mich plötzlich so stark, das mir der Atem wegblieb und ich vergaß das ich mich bewegen musste um nicht zu stürzten. Tatsächlich vergaß ich komplett das ich mich bewegen konnte.

Das einzige das zählte waren diese Gefühle, die mich so schmerzhaft durchbohrte. Und doch wirkte etwas falsch an diesem Gefühl. Es kam mir mehr wie ein Echo, ein Spiegelbild vor. Klar, und auf den ersten Blick nicht von Original zu entscheiden, aber irgendwie nur 2-Dimensionell, unecht.

Instinktiv begriff ich das dieses Gefühle nicht mir gehörten. Sie gehörten Samael. Meinem besten Freund. Der Junge mit den nachtschwarzen Augen, der nach Erde, Maigrün und Ozon duftete. Mein bester Freund den man von meiner Seite gerissen hatte.

Im nächsten Moment schlug ich auf den Boden auf und verlor sofort das Bewusstsein.

***

 

Als ich aufwachte, war alles um mich herum weiß. Dem Geruch und dieser seltsamen Art der Mobilirrung nach war ich im Krankenhaus. Ich war verwirrt. Wieso war ich hier? Es war doch nichts passiert. Ich hatte bei einem Wettbewerb teilgenommen, bei dem es darum ging wer am schnellsten Fliegen konnte. Ich hatte mir grade ein kleinen Vorsprung gegenüber Micael gewinnen konnte, als...? Als, was? Ich konnte mich nicht mehr erinnern. Hatte Micael etwas wieder geschummelt? Und was? Mir mitten in der Luft das Bewusstsein genommen? Nur das er das gar nicht konnte. Ich zerriss frustriert ein Kissen und sprang auf. Ich musste erfahren was hier los war.

 

Head Down

Head Down

 

Die nächsten Wochen, Monate und Jahre sind in meiner Erinnerung zu einem seltsamen Gemisch aus Dunkelheit, Schmerz und Enttäuschung geworden. Eine pechschwarze Hexenbrühe, aus der manchmal einzelne Segmente wie Froschbeine oder Gebeine hochsteigen. Blasen steigen an die Oberfläche und platzten, wobei sie einen schrecklichen Gestank freisetzten. Das Feuer, das unter dem Kessel brennt, ist keine Lichtquelle mehr. Es zeigte die Hässlichkeiten und hielt sie mit seiner Energie am Leben und verbrannte dabei alles Gute und Hoffnungsvolle.

Irgendwann, ich hatte schon lange die Übersicht über die vergehende Tage verloren, kamen mal wider Sacharja und seine Truppe. Ich hatte bereits angefangen mich daran zu gewöhnen. Doch diesmal hatten sie einen Fehler gemacht. Sie hatten noch ihre Schwerter dabei. Ich erkannte sofort den Fehler, verhielt mich aber erst einmal normal. Erst als sie mir die Ketten abnahmen und Jona mich zu sich zog riss ich ihm das Schwert aus dem Gürtel. In dem Moment in dem ich den Griff zu fassen bekam, blitzten auch schon blaue Blitze um es auf.

Einen kurzen Moment herrschte Stille, dann überwand ich meine kurze Bewegungsunfähigkeit und stieß Jona seine eigene Klinge in die Brust. Er sang unendlich langsam zu Boden, während seine lehren Augen und die Unmengen von Blut die sich über seine Brust und den Boden ausbreiteten bereits klar machten das er tot war.

In dem Moment in dem sein Kopf den Boden berührte griffen seine Kumpanen an. Rufe und das Geräusch von blankem Stahl das aufeinander trifft wurde laut. Ich wehrte die meisten der Angriffe ab und schaffte es dabei noch mir eine weitere Klinge zu nehmen. Die blauen Blitze wanden sich mittlerweile um meinen ganzen Körper und die beiden Schwerter. Sie schienen einen Schutzwall zu bilden, denn jeder der es schaffte durch die Barriere meiner Schwerter zu gelangen sang ohnmächtig zusammen. Oder vielleicht auch tot. Ich wusste es nicht und es war mir auch egal. Ich erstach zwei von ihnen und stand jetzt direkt vor Sacharja. Ich lächelte und sah zu wie sich Entsetzen in seinen Augen ausbreitete. Entsetzten gegenüber dem eben geschehene, aber auch gegenüber dem was er in meinen Augen sah. Er stolperte langsam rückwerts. Seine übrig gebliebenen Anhänger standen um uns herum und wussten nicht was sie tun sollten. Sie konnten mich nicht berühren, konnten mir nichts tun.

„Die Schlüssel“, sagte ich leise.

„Wieso sollte ich sie dir geben? Du wirst mich so oder so ermorden, Satan.“

„Mir ist es egal ob ich dich erst umbringe und mir dann die Schlüssel hohle oder ob du sie mir gleich gibst und ich dich dann umbringe. Allerdings denke ich das dir etwas daran liegt wie du stirbst. Du hast die Wahl.“ Ich streckte langsam die Hand aus.

Er griff in seine Tasche und zog die Schlüssel heraus und warf sie mir zu.

Mein lächeln verwandelte sich in ein Grinsen, und im nächsten Moment schlug ich ihm mit beiden Schwertern den Kopf ab. Bevor sein Kopf auf den Boden aufschlug, viel bereits einer seiner Anhänger tot zu Boden. Drei der verbliebenen vier Anhänger starben während sie geschockt zu ihrem Anführer blickten.

Den letzten Fragte ich: „Möchtest du leben?“

„N...Nat... Natürlich!!!?“, stotterte er obwohl er vor Panik schrie, klang das mehr nach einer Frage.

„Und wie willst du leben? Wenn du die Wahl hättest, würdest du gerne in Ketten leben? Von Fremden gedemütigt und vergewaltigt?“

„N... Natürlich Nicht!“

„Wieso tust du das dann anderen an?“

„Wieso hast du sie umgebracht?!“

„Rache. Dachtet ihr wirklich ihr würdet damit durchkommen mich zu verletzen? Mich, einen Erzengel?“

„Du bist doch nur ein Kind, verdammt! Und du wirktest immer so unschuldig, so... lieb.“

„Das habe ich nie verstanden. Ich habe euch das meiste nur vorgespielt, in der Hoffnung das ihr dann aufhört. Zumindest hoffte ich das zu Anfang. Doch es schien genau die gegenteilige Wirkung zu haben. Wieso?“

„Es hat uns erst heiß gemacht, da liegst du ganz richtig. Wieso? Das ist eine gute Frage. Vielleicht sind wir ja einfach so armselig, das wir uns an kleinen Kindern vergreifen. Pervers und...“

Er schien zu denken, das er je länger er redete je länger lebte er. Und da ich auf dieses dumme Gerede keinen Bock mehr hatte unterbrach ich ihn: „Hör auf. Wir werden gleich da raus gehen und du wirst mir helfen die Gefangenen zu befreien. Falls ich gefangen werde oder sterbe wirst du allen erzählen was geschehen ist. Jedes Detail. Ich will das sie Angst haben.“

„Ja, natürlich mache ich das. Gerne. Immer gerne...“

„Ruhe!“

Es dauerte nicht lange bis ich es schaffte das Schloss das meine Flügel band, mit dem Schlüssel zu öffnen. Dann öffnete ich die Tore und ließ meinen Gefangenen vor laufen.

„Zeig mir den Weg zu den Gefangenen.“

„Sie sind jetzt in kleineren Kerkern. Man hatte Angst du könntest wieder ausbrechen und sie alle befreien.“

Ich grinste wieder. „Dann für mich zu den nächsten. Aber mach schnell!“ In weiter Ferne hörte ich bereits Unruhe. „Wie weit?“

„Sehr weit. Man hat uns eine einzelne Wohnung gegeben, damit wir immer da sein können.“

„Scheiße.“

„Der Ausgang ist noch weiter weg.“

„Der Ausgang interessiert mich nicht. Flieg.“

Wir waren zu langsam. Meine Flügel waren von all der Zeit in Ketten zu stark geschwächt. Ich hörte wie der Lärm langsam lauter wurde, und sich zu einzelnen Fragmenten verdichtete. Rufe, Gebrüll, trampelnde Füße und das Klirren von Waffen.

Ich versuchte schneller zu fliegen, aber ich konnte meine Flügel noch immer kaum spüren. Es schien so aussichtslos. Als wir an den ersten Kerkern ankamen waren die Geräusche nicht nur beängstigend laut, ich war auch völlig am Ende. Die blauen Energieblitze blitzten ein letztes mal und verschwanden dann. Schnell schloss ich die Tür auf und ließ die Gefangenen raus. Ich erkannte das die Frau die mir schon das letzte mal geholfen hatte. Ich lief zu ihr. „Danke...“, fing sie an. Ich schüttelte den Kopf. „Finde Luzifer, den Prinzen der Engel. Erzähl im die Wahrheit, bitte.“ Ich konzentrierte mich und ließ sie ein Bild von Luzifer sehen, wie ich ihn in Erinnerung hatte. „Wie heißt ihr?“ „Samael.“

Dann drehte ich mich um und lief zu dem nächsten Kerker und schloss auch diesen auf. Ich konnte noch drei weitere aufschließen bevor mein Instinkt mir sagte, das ich aufhören musste und stattdessen den anderen zur Flucht verhelfen.

Ich drehte mich um und rannte so schnell es geht auf die Wächter zu. Kurz bevor sie mich erreichten blieb ich stehen und legte mein Schwert an die Kehle meines Gefangenen, der mir die ganze Zeit gefolgt war.

Es waren viele. Ich konnte durch eine Biegung des Tunnels nicht alle sehen, aber das wusste ich.

„Stopp!“, rief ich. Und tatsächlich blieben alle überrascht stehen. Ich hatte absichtlich auf einem Hügel angehalten, so dass sie mich jetzt alle sehen konnten. Ich lächelte sie an.

„Wieso versucht ihr, mich wieder in Ketten zu legen? Sind euch die Ketten mit denen ER euch gefangen hält nicht genug? Habt ihr wirklich so viel Angst? Oder wollt ihr nur von eurem eigenen Leid ablenken? Seht ihr nicht auch, wie viel besser diese Welt seien könnte? Ohne IHN? Es könnte Frieden geben.“

„Und das sagst du?! Während das Blut unsere Freunde noch an dir klebt. Während du das Schwert auf einen von uns richtest?!“

„Würdet ihr mir sonst zuhören? Oder würdet ihr mich einfach überrennen? Und zu euren angeblichen Freunden, sie hatten es verdient zu sterben. Sie belustigten sich an der Schwäche und den Qualen anderer. Diese Welt braucht nicht noch mehr Leute die so sind wie ER. Leute wie euren „Freund“, der dort vor meiner Klinge steht.“

„Und was hast du jetzt vor? Willst du versuchen uns alle umzubringen?“

Natürlich wusste ich das ich keine Chance hatte. Nicht nur das die Blitzte verschwunden waren, ich konnte mich auch kaum mehr aufrecht hallten. Die Hand in der ich das Schwert hielt, das noch immer an der Kehle meines Gefangenen lag, zitterte heftig. Ich horchte, die Gefangenen schienen schon recht weit weg zu sein. Hoffentlich werden sie es schaffen.

Ich grinste und trat meinen Gefangenen dann in die Menge: „Wir werden sehen.“ Und dann trat ich auf sie zu und hob beide Schwerter. Ich blockte die ersten beiden Schläge, stolperte aber von der schieren Wucht dieser und fiel auf den kalten Boden. Automatisch versuchte ich aufzustehen, taumelte aber sofort in das Schwert eines der Wächter.

 

The Crow

Diese pechschwarzen Augen! Ich würde noch durchdrehen wenn dieser Rabe nicht bald aufhören würde mich anzustarren.

„Ist es eigentlich normal für Vögel, einen so anzustarren?“, fragte ich meine Begleiter. Die Sieben waren mit mir gekommen, nach dem der Junge uns befreit hatte.

„Welchen Vogel, Zefanja? Der in deinem Kopf?“

„Ist euch der Rabe denn noch nicht aufgefallen?“

„Nein, wieso?“

„Er folgt uns schon seit Tagen.“

„Wahrscheinlich hofft er auf Futter.“

Die meisten anderen waren in andere Richtungen gegangen. Den Prinz suchen? Das hörte sich so irrsinnig an. Und auch ich zweifelt. Was war wenn der Junge den Verstand verloren hatte, oder uns absichtlich in eine Falle locken wollte? Trotzdem lief ich, unter dem prüfenden Blick des Raben weiter. Er hätte auch einfach zum Ausgang fliehen können. Stattdessen hatte er uns gerettet und war dann auf die Wächter zu gelaufen. Außerdem ging mir der Ausdruck in seinem Gesicht einfach nicht aus dem Kopf. So voller Verzweiflung, Hoffnung und so vielen Emotionen die ich nicht einmal benennen konnte. Ich glaubte eine seltsame Sicherheit, ja fast schon Besessenheit erkannt zu haben. Und dann die Liebe als er den Namen des Prinzen ausgesprochen hatte, Luzifer.

Wer war er eigentlich? Er konnte kein normaler Engel sein. Ich erinnerte mich noch genau an den starken Geruch von Ozon, als er das Schloss schmolz und uns allen die Hoffnung auf Freiheit schenkte. Er konnte da nicht älter als sieben, acht Jahre gewesen sein. Der Junge der vor wenigen Tagen vor den Fenstern gestanden hatte war bestimmt vierzehn gewesen. Wieder war der starke Ozongeruch durch die Luft gewirbelt.

Ich erinnerte mich an die Erzählungen von den Erzengeln denen ich als Kind immer so gerne gelauscht hatte und die wir uns auch in den Kerkern erzählten. Meine liebste Figur in diesen Geschichten, war immer die des finsteren Erzengels gewesen, der Samael. Er wurde als außergewöhnlich schöner aber auch listiger Engel dargestellt. Aber vor allem stand er für Schutz. Es hieß das er jedem der seinem Schutz brauchte, diesen bedingungslos gab. Doch konnte er auch unendlich grausam werden, wenn er diejenigen Erwischte die Schwächere ausnutzten und diese verletzten.

Sollten diese Gute-Nacht-Geschichten etwa war sein? Und der Junge vielleicht wirklich Samael? Er hatte sich ja auch mit diesem Namen vorgestellt, aber trotzdem. Das war doch verrückt.

„Weiß eigentlich jemand wer der Junge ist?“

„Wovon redest du?“

„Na, unser Retter. Samael“

„Nein, etwa du?“

„Er kann kein normaler Engel sein. Und er scheint den Prinzen gut zu kennen.“

„Ja, das macht mir noch immer Angst.“

„Es heißt, einer der sieben Erzengel sein verschwunden“, mischte sich ein andere ein.

„Welcher?“

„Das wurde nie klar. Ich habe aber gehört es soll der Finstere sein.“

„Samael?!“

„Jaahaa, wieso so aufgeregt?“

„Habt ihr ihn den nicht gesehen? Er hatte nachtschwarze Augen und Haare, selbst seine Krallen sahen aus wie aus Teer! Und er sagte er hieße Samael.“

„Du denkst also der Junge ist Samael?“ Er zog zweifelnd eine Braue hoch.

„Ja. Wieso nicht?“

„Ein Erzengel würde nie in diese Hölle gestopft werden. Dafür sind die IHM doch viel zu wichtig. Sie sind die Diamanten in seiner Sammlung.“

„Was wäre wenn einer aus der Reihe spielen würde. Und er ihn... schleifen lies? In den Kerkern. Er würde versuchen in zu brechen.“

„Wir werden das alles noch früh genug erfahren.

„Ja, aber erst müssen wir zu dem Prinzen. Was wisst ihr über ihn?“

„Ich dachte er wäre nur ein weiteres Märchen. Es heißt er würde wie der Morgenstern leuchten.“

„Nun, das ist übertrieben. Aber leuchten tut er, zumindest wenn das Bild das mir der Junge gezeigt hat stimmt.“

„Er hat dir ein Bild gezeigt?!“

„Das glaube ich zumindest. Er sagte ich solle Luzifer finden und plötzlich war da dieses Bild in meinem Kopf.“

„Das wird ja immer witziger.“

 

The Shocking Truth

 

The Schocking Truth

 

Ich starrte genervt auf die Obst-Torte vor mir.

„Ich habe euch schon zig mal gesagt das ich meine Geburtstag nicht feiern werde.“

„Aber es ist immerhin dein Fünfzehnter!“

„Und letztes Jahr war es der vierzehnte, davor der dreizehnte. Wenn interessiert´s? Ich werde nicht feiern!“ Mit einer wütenden Geste schmiss ich die blöde Torte, mit ihren 15 brennenden Kerzen in Jophiels Gesicht. Leider gingen die Kerzen schon während ihres Fluges aus.

Ich drehte mich genervt um und stolzierte aus dem Raum. Seid meinem achtem Geburtstag, hasste ich diesen Tag. Irgendetwas fehlte.

Ich seufzte leise und starte frustriert in den blauen Himmel über mir. Plötzlich hörte ich einen lauten Aufschrei. Ich legte leicht den Kopf schief und schlenderte dann in die Richtung aus der der Lärm kam.

„Zum Prinz! Wir müssen zum Prinz! Lassen sie uns verdammt noch mal los!“

Ich lief die Treppe runter und sah auf die Gruppe nieder, die dort stand. Acht verdreckte, magere Gestalten wurden von etwa zwanzig Wächtern in Schacht gehalten. „Was geht hier vor?“

„Mein Prinz, Luzifer, sind sie es wirklich?“

„Der bin ich. Was wollt ihr?“

„Samael schickt uns. Er sagt...“, die Frau brach ab oder ich hörte sie einfach nicht mehr. Ich spürte nur noch das höllische brennen meiner Schläfen und den kalten Marmorfußboden unter meinen Knien, meinen Händen, meinem Kopf und meinem restlichen Körper. Meine Ohren wurden von ohrenbetäubendem Rauschen erfüllt und ich verlor kurz das Augenlicht.

Als ich wieder zu mir kam, waren zwei Ärzte grade damit beschäftigt mich auf einer Trage fest zu schnallen. Ich warf beiden einen tödlichen Blick zu und schüttelte dann die Schnallen ab und stand auf. Dabei musste ich mich an einer Säule festhalten, mein Kopf schmerzte immer noch und meine Sinne schienen noch nicht richtig zusammen zu spielen. Ich wusste das sie etwas wichtiges wussten. Samael, noch war ich mir nicht sicher wer er war. Ich wusste nur das er wichtig war und das ich ihn brauchte. „Wo sind sie?“

„Wen meint ihr, Majestät?“

„Die Gefangenen, natürlich.“

„Die werden grade zur Guillotine geführt. Schließlich sind sie schuld das Sie zusammen gebrochen sind.“

Sofort eilte ich in die Halle, von der ich wusste das in ihr die Hinrichtungen stattfanden.

Die acht Gefangenen standen dort, in Ketten. Die schmale Frau, die mir zuvor geantwortet hatte, wurde grade zur Guillotine geführt. „Stopp!“, rief ich. Sofort hielten alle im Raum inne.

„Lasst sie gehen und nehmt ihnen die Ketten ab.“

Keiner wagte es zu widersprechen. Trotzdem erkannte ich an dem leichten Zögern in ihren Bewegungen das sie anders dachten. „Schneller“.

Alls sie die Gefangenen endlich befreit hatten, wies ich diese an mir zu folgen. Automatisch blieben einige Wächter bei ihnen, die ich aber sofort zurechtwies. Als würde ich nicht mit Sechs Engeln klarkommen. Die Kopfe der zwei anderen lagen bereits auf dem Boden.

Als wir in meinen Räumen angekommen waren, wies ich sie an sich zu setzten.

„Was hat Samael euch gesagt?“

„Nicht viel. Nur das wir Sie suchen sollen und Ihnen die Wahrheit erzählen sollen.“

„Die Wahrheit über was?“

„Das sagte er nicht.“

„Also gut, wer ist den dieser Samael?“

„Sie kennen ihn nicht?“

„Würde ich sonst fragen.“

„Nun, wir glauben das er der siebte Erzengel ist. Er hat uns gerettet.“

„Es gibt nur sechs.“

„Darf ich etwas fragen?“

„Kommt auf die Frage an.“

„Was war grade? Wieso konnten... sind Sie zusammengebrochen als Sie seinen Namen sagte.“

„Ich weiß es nicht. Irgendetwas fehlt. In letzter Zeit passiert mir so was einfach zu oft. Es hat etwas mit Samael zu tun. Können sie mir ein Bild von ihm zeigen?“

„Also kennen Sie ihn doch?“

„Ich weiß nicht. Zeigen sie mir einfach ein Bild.“

„Aber... wie?“

Ohne zu antworten trat ich auf die Frau zu und legte eine Hand an ihre Schläfe. Sofort wurde ich von einer Flut von Erinnerungen und Sinneseindrücken überspült. Ich biss die Zähne zusammen und konzentrierte mich auf das eine das ich wissen musste. Und da war er, Samael. Das Bild in ihren Kopf zeigte einen Jungen mit glänzenden schwarzen Augen, dessen Züge unter Blut und Dreck kaum zu erkennen waren. Seine Haare waren zu klebrigen, verdreckten Strähnen zusammen geklebt und sein Körper war unbekleidet und Dreck und Blutverschmiert. Trotzdem erkannte ihn sofort. Erinnerungen leuchteten auf, wie Sonnenflecken die durch Geäst fallen.

Sein verzweifelter Blick und seine letzten Worte zu mir: „Es tut mir leid.“

Seine warme Umarmung.

Seine leuchtenden Augen, als ich ihm sagte das er mir nicht egal war.

Sein Ärger als Micael wieder einmal geschummelt hatte.

Seine sanfte Stimme, die sich von einen Moment auf den anderen in das Tosen eines wütenden Orkans verwandeln konnte.

 

Ich taumelt und fiel über meinen Stuhl.

Noch bevor, die besorgte Frau mich erreichte rappelte ich mich wieder auf und fragte:

„Wie geht es ihm? Lebt er noch?“

„Sie erinnern sich?“

„Ja, geht es ihm jetzt gut? Oder …?“ Ich konnte es einfach nicht aussprechen.

„Ich weiß es nicht. Er ist zu den Wachen gelaufen um diese abzulenken.“

„Typisch. Führt mich zu ihm.“

„Gerne, Majestät.“

„Dann los.“

„Müssen sie nicht noch irgendwem Bescheid sagen?“

„Ich muss Samael finden, bevor es zu spät ist.“

 

Broken Wings

Brocken Wings

 

Der Körper der von schweren magischen Ketten gehalten wurde, war blutverschmiert und verdreckt. Es war kaum möglich einzelne Schnitte zu erkennen. Eine besonders tiefe Ansammlung von Schnitten erregte meine Aufmerksamkeit. Die Schnitte und Stiche ergaben das Wort SATAN. An einigen Stellen war der Schnitt so tief, dass ich dachte seine Rippen zu sehen. Seine Flügel waren zerfetzt und es fehlten viele Federn, der rechte Flügel war gebrochen. Samael war abgemagert und einen kurzen Moment war ich mir nicht sicher ob er überhaupt lebte. Doch dann hörte ich den langsamen, starken Schlag seines Herzens und atmete erleichtert auf.

Ich versuchte angestrengt die Verbindung zwischen diesem Körper und meinen Erinnerungen zu finden. Seine Haare wurden von Dreck und Blut so verknotete das keine einzelnen Strähnen mehr aus zu machen waren. Sie gingen im bis auf die Oberschenkel und verdeckten so fast seinen ganzen Oberkörper sowie seinen Schritt. Ich ging auf ihn zu. Und wisperte seinen Namen: „Samael?“ Er blinzelte langsam und öffnete dann die Augen. Und da war es, in seinen Augen. Plötzlich war aller Zweifel weggewischt und ich rannte die letzten Schritte. „Luzifer“, seine Stimme war kaum hörbar und trotzdem voller Wärme und Freude. Ich traute mich nicht ihn zu umarmen, aus Angst in zu verletzen. Stattdessen schloss ich die Ketten auf, den Schlüssel hatte ich einem der Wachen abgenommen bevor ich ihn umbrachte.

Samael sang kraftlos in meine Arme. Ich zog in vorsichtig an mich und küsste in auf beide Wangen. Seine Augen schlossen sich wieder. Seine Kraft reichte nicht mehr aus um länger wach zu bleiben.

Vorsichtig trug ich ihn raus, vorbei an den kleinen Gruppen toter Wächter und Dunkelheit.

Alls ich raus kam, wurde ich von meinen Gefährten, und das waren sie in der letzten Woche geworden, begrüßt. Sie wollten sofort zu Samael, doch ich schlang beschützend meine Flügel um ihn. Ich wollte nicht das sie ihn so sahen. „Lebt er?“, fragte Zefanja.

„Ja, aber es geht im nicht gut.“

Ich lief in den Wald und zündete dort in einer Mulde ein Feuer an. Vorsichtig bettete ich Samaels Kopf in meinem Schoß und hüllte in in eine Decke, die ich gestern in einem Dorf gekauft hatte.

 

***

 

Während ich in die Flammen starrte, die scheinbar schwerelos in der Luft brannten musste ich wohl eingeschlafen sein. Zumindest wachte ich erst auf als Samael sich plötzlich bewegte.

„Wie geht es dir?“, fragte ich, bekam aber keine Antwort. Verwirrt setzte ich mich auf und wollte grade Fragen ob irgendetwas nicht stimmt, als mir auffiel dass er noch schlief. Er schien gegen irgendetwas anzukämpfen und er wimmerte leise. Tränen traten zwischen seinen dichten, schwarzen Wimpern hervor und liefen über seine Wangen. Entsetzt versuchte ich ihn zu wecken. Ich schüttelte leicht seine Schultern und rief immer wieder seinen Namen. Doch er wachte einfach nicht auf. Verzweifelt riss ich ihn an mich, umarmte ihn. „WACH AUF, SAMAEL!“, schrie ich direkt in sein Ohr. Er riss geschockt die Augen auf und sprang auf.

Bevor ich auch nur registriert hatte, was los war, war er schon drei Schritte entfernt.

„Ich bin´s doch nur, Luzifer“, flüsterte ich, um ihn nicht noch einmal zu erschrecken: „Du hast schlecht geträumt, also habe ich versucht dich zu wecken.“

Wieso war er so geschockt? Wollte er nicht in meiner Nähe sein?

„Stern. Es tut mir leid, aber ich habe dich erst nicht erkannt.“

Er kam vorsichtig näher, nur um wieder stehen zu bleiben. Seine Augen wurden immer größer. „Wie...? Ich träume nur, stimmt´s?“

„Nein, du bist wach.“

„Natürlich, natürlich musst du mir das sagen. Träume wissen ja nicht das sie Träume sind.“

Ich lachte während ich versuchte ihm zu sagen: „In Träumen weiß man auch nicht das es eine Realität gibt.“

„Aber, wie soll das gehen? Natürlich träume ich.“

„Die“, ich deutete auf die sechs Engel, die ebenfalls um das Feuer saßen, „haben mich gefunden und meine Erinnerungen wieder erweckt. Dann haben sie mir den Weg gezeigt und ich habe dich aus dieser Hölle raus geholt. Kannst du dich denn nicht mehr Erinnern? Du warst kurz bei Bewusstsein.“

„Doch, jetzt schon. Was meinst du mit „Erinnerung wieder erweckt“ ?“ Er ging weiter auf mich zu.

„ER hatte sie mir genommen. Was glaubst du wieso ich dich nicht schon viel früher geholt habe?“

„Ich dachte, ich wäre dir egal.“

Als er das sagte, sprang ich auf und umarmte ihn. Er verkrampfte sich total und lehnte sich leicht zurück. Ich lies ihn sofort los und ging einen Schritt zurück: „Natürlich nicht. Aber jetzt solltest du dich wirklich waschen.“

„Du hast es auch nötig.“

Wir liefen schnell zu einem kleinen See, und beachteten die amüsierten Blicke der Engel nicht weiter.

Nach dem wir beide sauber waren, stellte ich fest das die meisten von Samaels wunden bereits vollständig geheilt waren. Lediglich der Schriftzug hatte tiefe Narben hinterlassen. Und ich wusste das sich das auch nicht ändern würde, bevor die Magie gelöst war. Während der Zeit in Ketten musste der Flügel wohl falsch zusammengewachsen sein, den er zeigte keinerlei Besserung.

Samael folgte meinem Blick und versuchte den Flügel zu bewegen, zuckte aber vor Schmerz zusammen. „Den wird wohl jemand wieder brechen müssen.“

Ich schluckte heftig. „Erst mal musst du was essen. Und du brauchst was zum Anziehen.“

Er grinste: „Ich fühle mich aber wohl.“

Typisch. Ich seufzt: „Trotzdem will ich, das du etwas anziehst.“

Eigentlich war ich wirklich nicht so pingelig, aber bei Samael... Alleine der Gedanke das ihn jemand anderes so sehen konnte, machte mich wütend. Außerdem hoffte ich dann auch endlich die Augen von ihm lassen zu können. Wie um mich zu provozieren, fiel mein Blick genau in diesem Moment auf seine breiten, muskulösen Schultern, seine vernarbte Brust und den perfekt gestalteten Bauch. Ich konnte meinen Blick noch im letzten Moment abwenden, bevor dieser nicht tiefer wanderte.

Sein Grinsen wurde noch breiter.

„Okaaay, wie war es wenn du hier wartest und irgendetwas isst, und ich besorge dir schnell was?“

„Nimm bitte etwas schwarzes, ja?“

„Wenn ich was finde.“

I Only Want You

I Only Want You

 

Ich starrte frustriert den Apfel an, der in den oberen Ästen des Baums hing. Wieder versuchte ich an der glatten Rinde hochzuklettern, rutschte aber ab und viel hin. Leise fluchend sah ich mich um. Ich brauchte irgendetwas um zumindest an den ersten Ast zu kommen. Nur wusste ich nicht was sich zum Klettern eignete. Schließlich hätte es eigentlich gereicht einfach die Flügel auszubreiten und hoch zu fliegen. Nur funktionierte mein Flügel immer noch nicht. Ich fand einen langen Ast, der so verzweigt war, das ich einfach an ihm hochklettern konnte. Schwungvoll lehnte ich ihn an den Baumstamm und begann hochzuklettern. Ich erreichte fast den unteren Ast, als der blöde Ast wegrutschte und ich mit ihr hinfiel. Ich rappelte mich genervt auf und warf den Apfel und die Blätter weg, an denen ich versucht hatte mich festzuhalten. Ich wollte den dunkelrot glänzenden Apfel, der ganz in der Spitze hing. Also grub ich eine Grube und befestigte so den Ast. Diesmal schaffte ich es sogar den Ast zu erreichen und schwang mich leichtfüßig auf diesen. Der Rest war einfach, fast wie Treppen gehen. Als ich endlich den Apfel hatte setzte ich mich gemütlich in eine Astgabel. Ich liebte hohe Plätze schon immer. So viel befreiender und schöner als die Kerker tief unter der Erde. Außerdem sah ich gerne auf andere runter.

Ich biss erfreut in den Apfel und spuckte alles wieder aus. Entsetzt sah ich auf den Apfel, der voller Maden war. Außerdem guckte ein halber Wurm aus der Abbiss-stelle. Naja, er guckte nicht mehr. Seinen Kopf hatte ich grade abgebissen. Würgend warf ich den blöden Apfel weg und verschränkte wütend die Arme. Ich wollte keinen anderen Apfel.

Plötzlich hörte ich einen erschrocken Aufschrei und glucksendes Lachen aus dem Busch in den ich grade den Apfel geschmissen hatte. Beides klang verdächtig nach Stern. Ich sprang von dem Ast und erinnerte mich erst zu spät daran das meine Flügel nicht funktionierten. Die Landung war etwas schmerzhaft, ich lies mir aber nichts anmerken. „Komm raus, Stern.“

Tatsächlich bewegte sich sofort der Busch und ein immer noch lachender Luzifer kam heraus. An seiner Stirn klebten Reste des weggeworfenen Apfels. Scheinbar hatte ich ihn getroffen. Ich grinste fies.

„Wie lange hast du dich schon da versteckt?“, fragte ich halb genervt, halb amüsiert.

„Lange genug um zu dem Schluss zu kommen das du der absolut sturste und bescheuerteste Engel auf dieser Welt bist.“

„Gar nicht.“

Er warf mir ein schwarzes Kilt zu und ich bedankte mich. Während ich den Kilt an zog fragte ich: „Kannst du mir jetzt den Flügel brechen? Das hat echt Nachteile.“

„Hab´s gesehen“, sagte er grinsend: „ Vielleicht sollten wir erst einmal die Sechs fragen, vielleicht haben die damit mehr Erfahrung. Oder in den Ort gehen, die haben sicher einen Heiler.“

„Und was ist wenn da Wachen sind? Wir sollten uns besser unauffällig verhalten, bevor wir die anderen Gefangenen befreit haben.“

„Vielleicht sollten wir die einfach da lassen wo sie sind. Das wird schon seinen Grund haben.“

„Es hatte auch einen Grund das ich das war, und lässt du mich darum dort verschimmeln?“

„Nein, aber du bist auch mein Freund.“

„Dann geh doch. Ich werde versuchen sie zu befreien.“

„Und was wenn du wieder gefangen genommen wirst?“

„Dann weiß ich wenigstens, das ich dir nicht egal war“, sagte ich fröhlich, aber ernst.

Er überwand die letzten Meter, die zwischen uns lagen, mit wenigen Schritten. Seine warmen Hände schmiegten sich an meine Wangen und ich legte vorsichtig meine Arme um seine schmale Hüfte. „Du bist sooo ein Idiot“, raunte er und beugte sich leicht vor, ohne den Blickkontakt zu brechen. Bewegungsunfähig verharrte ich und fragte mich verzweifelt was hier vor sich ging. In dem Moment, indem seine Lippen meine berührten hörte ich auf zu denken. Kurz verharrten wir beide überrascht, dann zog ich ihn näher. Seine Hände streichelten mein Gesicht während wir uns küssten. Seine Lippen, seine Küsse waren so süß und so sanft das ich mich in ihnen verlor.

Als der Kuss endete blieben wir noch einige Momente so stehen, dann nahmen wir die Hand des jeweils anderen und gingen auf unser Lager zu. „Wir müssen uns noch um deine Flügel kümmern.“

„Hatte ich schon ganz vergessen.“ Wir lachten beide.

 

Don´t you know that you´re toxic?

Don´t you know that you´re toxic?

 

Als wir bei den sechs Engeln ankamen blickten diese völlig geschockt und überrascht auf unsere verschränkten Hände. Bevor irgendwer etwas sagen konnte, brach wir in schallendes Gelächter aus. Irgendwann schaffte Luzifer es dann, zwischen weiteren Lachern zu fragen: „Was habt ihr?“

Mittlerweile lachten die Sechs auch, konnten aber immer noch ohne besondere Schwierigkeiten antworten: „Also, seid ihr beide jetzt... zusammen?“

Wir sahen uns unsicher an. Ich wusste nicht was ich wollte. Einerseits hatte ich von so etwas überhaupt keine Ahnung. Wie auch in der Dunkelheit der Kerker? Eigentlich war ich mir ziemlich sicher dass das jetzt so ziemlich das Unvernünftigste war, was wir machen könnten. Andererseits wusste ich das ich die Zeit in dem Kerker vielleicht nicht überstanden hätte, ohne den Gedanken an Luzifer. Mit Sicherheit wäre ich dann noch immer gefangen. Alleine der Gedanke, Luzifer zu verlieren, reichte aus um mich panisch werden zu lassen. Und am Wichtigsten: Was wollte eigentlich Luzifer?

Doch wenn ich den Ausdruck, in seinen Augen richtig deutete hatte er die selben Zweifel. Und bevor ich weiter denken konnte hörte ich mich sagen: „Ja“, von meiner Antwort leicht geschockt, fügte ich schnell hinzu: „Zumindest hoffe ich das.“

„Ja, bitte!“, rief Luzifer, jetzt wieder lächelnd. Stürmisch umarmte er mich, so das ich fast umfiel. Lachend zog ich ihn an mich und küsste ihn.

Alls wir uns des Lachens um uns herum bewusst wurden, ließen wir von einander ab. Zumindest so weit das wir beide wieder sprechen konnten.

„Erst seit grade, oder ist uns da was entgangen?“

„Davor waren wir ja grade mal Sieben.“, antwortet Stern.

Worauf mir einfiel, das ich noch immer nicht wusste wie viel Zeit vergangen war: „Wie alt sind wir jetzt eigentlich?“ ER hatte uns am selben Tag erschaffen, ich konnte mich noch gut an die Geburtstage erinnern, die wir zusammen gefeiert hatten.

„Fünfzehn, ihr habt mich vor diesen Irren mit in ihrem Feier-Wahn gerettet.“

„Wolltest du denn nicht feiern?“

„Wieso sollte ich denn? Ohne dich war´s so oder so langweilig.“

„Aber du kannst doch nicht einfach deinen Geburtstag nicht feiern!“

„Hast du denn deinen gefeiert?“

„Natürlich nicht! Aber das ist was anderes...“

„Sehen wir´s doch einfach als Gelegenheit. Wir können zusammen die letzten acht Geburtstage nachfeiern.“

„Ja genau, möglichst noch mit Konfetti und als krönenden Abschluss eine Schlacht“, sagte ich trocken, während ich angestrengt einen Punkt irgendwo hinter Stern fixierte.

„Wie kommst du darauf?“, fragte er und zwang mich ihn anzusehen.

„Glaubst du das ER das einfach auf sich beruhen lassen wird? Das sie uns einfach in Ruhe lassen? Sie werden alles daran setzen ihren Prinzen aus den Klauen des Ungetüms zu retten.“ Ich lachte trocken auf, wurde aber sofort wieder ernst: „Genau so wie sie wissen das ich weiterhin alles dran setzten werden die Gefangenen zu retten und zu befreien.“

„Das ist doch...!“

„Irre? Bescheuert? Albern? Was meinst du?!“, ich ließ ihn los und trat einen Schritt zurück.

„Das meinte ich nicht, aber er ist der Schöpfer. Er kann alles was er will schaffen. Oder zu nichts zerfallen lassen. Oder verwandeln. Welche Chance hätten wir schon? Er kann sich unendlich viele Soldaten erschaffen. Und uns einfach vernichten.“

„Natürlich weiß ich das die Chancen schlecht stehen, aber ich kann auch nicht Nichts machen. Nicht nach dem was ich gesehen habe. Erlebt habe. Es tut mir leid, ich hätte dich nicht da rein ziehen sollen.“

„Hör endlich auf dich zu entschuldigen! Und was meinst du überhaupt mit „da rein ziehen“? Dir ist klar das ich die letzten Jahre über größtenteils damit verbracht habe zu versuchen zu verstehen was fehlte. Die Lücken in meiner Erinnerung zu füllen?“ Er brüllte schon fast, was die feine Melodie in seiner Stimme aber nur betonte, statt sie abzumildern.

Ich sah ihn fest an und setze zu einer Antwort an, wurde aber von Zefanja unterbrochen: „Und was genau glaubst du hat dein Freund hier gemacht? Glaub mir, was auch immer passiert ist, Samael hat größere Probleme.“

Ich schüttelt abwehrend de Kopf und sah wieder weg. „Darum geht es garnicht.“

„Was ist Sammy?“

„Hör auf mich so zu nennen, Sternchen.“

Er schnappte bei dem neuen Spitznamen verärgert nach Luft und schimpfte: „Dann hör du auf. Aber fang´ doch erst einmal damit an mir zu erklären was du erlebt hast. Ich hab wirklich keinen Bock mehr auf diese ständige Andeutungen.“ Er wirkt noch immer wütend, aber jetzt wirkte diese Wut irgendwie aufgesetzt. Er benutzt sie nur als Schutzwall um seine eigentlichen Gefühle zu verstecke. Langsam ging er wieder auf mich zu, und hob mit einem krallen bewerten Finger mein Kinn, damit ich ihn ansah.

„Das geht nicht“, antwortet ich und hasste mich für das Zittern in meiner Stimme.

„Wieso? Samael, wie kann ich dir helfen?“, fragte er und zog mich wieder in seine Arme, meine leichte Gegenwehr einfach ignorierend.

„Weil... ich weiß nicht.“ Ich erwiderte seine Umarmung vorsichtig, zögernd.

„Ich habe gesehen wie sie dich zugerichtet haben. Verdammt, dein Flügel ist immer noch gebrochen! Bitte sag mir was passiert ist.“

„Ich weiß nicht...“

„Samael, bitte. Du weißt das du mir vertrauen kannst?“

„Ja, also okay. Ich versuch´s“, murmelte ich und begann zu erzählen. Die ganze Zeit sah ich Luzifer an, und suchte in seinen Augen nach Verachtung oder Ekel. Doch da war nur Wut gegenüber meinen Peinigern und Angst, die ich nicht verstand. Ich stand doch hier, in seinen Armen. Alles war gut. Genau so wenig verstand ich die Selbstverachtung, die in seinen Augen schimmerte.

Als ich geendet hatte herrschte stille. Ich hörte lediglich den regelmäßige Atem von uns und Luzifers Herzschlag. Selbst der Wald um uns herum schien kurz verstummt zu sein.

Gewitterwolken schienen sich vor Sterns himmelblaue Augen geschoben zu haben, und brachten wütende Blitze und trauernde Regentropfen. Erschrocken sah ich zu wie eine Träne sein Wangen runter lief. Ich hatte in unserer Kindheit viele weinen sehen, aber nie Stern. Er war stets zu kalt, zu kontrolliert. Schon in meinen frühesten Erinnerungen war das so. Und jetzt weinte er. Und ich war schuld. Entsetzt zog ich ihn näher und stammelt:

„Hey, Stern. Was ist?“

„Es tut mir so leid. Wie konnte ich dich nur vergessen? Ich hätte da sein müssen.“

„Sie haben dein Gedächtnis manipuliert. Das war doch nicht deine Schuld! Ohne dich wäre ich immer noch gefangen. Außerdem warst du immer da, ohne die Erinnerung an dich hätte ich das nie überstanden.“ Scheinbar war mein Versuch in zu Trösten sehr schlecht, den er weinte tatsächlich noch mehr. „Es ist doch alles gut. Wein doch nicht, Stern“, versuchte ich ihn zu beruhigen. Er sah wieder zu mir hoch- er war immer schon recht klein für einen Engel gewesen – und murmelte wieder: „Es tut mir leid.“

„Muss es aber nicht“, flüsterte ich und küsste sanft die Tränen von seiner Wange. Er schien sich wieder zu entspannen und zumindest versiegte das Salzwasser. Als ich an seinem Mundwinkel angelangt war drehte er leicht den Kopf und küsste mich auf den Lippen. Ohne weiter zu überlegen vertiefte ich den Kuss. Ich stöhnte leise als ich spürte wie Luzifers Zunge meine berührte. Seine krallen-bewerten Finger fuhren über meinen Rücken und hinterließen tiefe Kratzer. Der exquisite Schmerz lies mich gierig aufstöhnen, während ich in einem Versuch im noch näher zu sein meine Krallen in seinen Schultern vergrub. Seine Flügel legten sich schützend um mich, wobei er den verletzten Flügel schmerzhaft berührte. Aber das merkte ich kaum. Erst als ich merkte das mir langsam ernsthaft die Luft ausging löste ich mich von seinen Lippen. Langsam legte ich den Kopf in den Nacken und stöhnte wieder auf, da Luzifer die Bewegung offensichtlich als Einladung meinen Hals mit seinen Lippen und seiner Zunge zu verwöhnen verstand. Hinter meinen geschlossenen Augenlidern blitzte es hell. Nicht das das überraschend war, Luzifer war schließlich nicht ohne Sinn als Morgenstern bekannt. Als er die Kuhle unterhalb meines Halses erreichte keuchte ich auf und fing seine geschickten Lippen mit meinen ein.

Als der Kuss endete, standen wir noch lange da, Arm in Arm, die Stirn gegen die des jeweils andere gelehnt. Ich strich sanft über seinen Rücken, die bereits verheilenden Wunden umgehend.

„Wir sollten uns langsam wirklich um deinen Flügel kümmern.“ Seine Stimme war leise und rauchig.

„Ach, ja. Das hatte ich dann wohl wieder vergessen“, sagte ich grinsend und immer noch außer Atem.

„Also... kennt sich einer von euch mit so was aus?“ wandte er sich an die Engel, oder wollte das zumindest. Als er seine Flügel wieder hinter seinem Rücken faltete, bemerkten wir das die Sechs gegangen waren.

„Wollen wahrscheinlich taktvoll sein“, meinte Luzifer.

„Mmhmm, ja.“

„Sollen wir hier einfach warten?“

„Wäre wohl das beste.“

Wir setzten uns an das Feuer und aßen etwas Obst.

 

 

***

 

Es dauerte ziemlich lange bis die anderen Engel wieder kamen. „Hallo“, grüßten wir sie wieder.

Sie grinsten nur unverschämt. Ein großer Kerl, der von den anderen Edgar genannt wurde, fragte anzüglich: „Na, schon fertig?“

„Was denkt ihr denn was wir gemacht haben?“

Er zog nur grinsend die Brauen hoch.

Ich lachte auf, während Stern genervt schnaubte: „Hör damit auf. Es war nichts. Und dein Flügel ist immer noch gebrochen.“

Wieso war er plötzlich so schlecht gelaunt? Ich musterte ihn und versuchte der Grund in seiner Körperhaltung und seinem Blick zu lesen. Was er natürlich bemerkte und sofort jegliche Anzeichen von Emotionen ausrottete und verscharrte.

„Also... wer bricht mir jetzt den Flügel?“

„Das kann ich machen. Oder hat noch jemand Erfahrung mit so etwas?“, antworte Edgar. Ich mustert ihn. Er war wirklich groß, sicher zwei Meter zehn. Außerdem hatte er eine Statur wie ein Bär. „Das wäre nett.“ Ich wollte schließlich nicht feige sein. Außerdem war ich auch alles andere als klein. Er war nur einen halben Kopf größer. Ich ging vorsichtig um das Feuer und kniete mich vor ihn. Luzifer war mir gefolgt und stand direkt hinter mir.

„Setzt dich besser“, riet der Riese.

„Ich kann mich schon auf meinen Füßen halten.“

Er schüttelte amüsiert denn Kopf und wand sich dann Luzifer zu: „Vielleicht wäre es besser wenn du deinen Freund ablenkst. Ich habe keine Betäubungsmittel.“

„Natü...“

„Ich brauche weder Betäubungsmittel noch Ablenkung“, unterbrach ich ihn. Nur das Luzifer das als Herausforderung zu sehen schien, und kurzerhand seine Arme um mich schlang und seine Lippen auf meine presste. Trotz der ungestümen Kraft in diesen Bewegungen waren seine Lippen unglaublich weich, fast sanft. Ich musste mich ziemlich zusammenreißen um die Berührung nicht zu erwidern, zu vertiefen, mich in ihr zu verlieren. Trotzdem schaffte ich es ihn zurück zu stoßen und mich schnell so weit zu entfernen, dass es mir sicher erschien. „Es war kein Scherz, als ich gesagt habe, das ich keine Ablenkung brauche“, schnauzte ich ihn an und hockte mich dann wieder vor Edgar. Während ich noch damit beschäftigt war Luzifer böse Blicke zu zuwerfen, hatte Edgar sich schon vorgebeugt und meinen Flügel an der falsch verheilten Stelle gebrochen. Ich fiel durch den überraschend heftigen Schmerz auf die Knie, konnte aber zum Glück noch ein lauten Aufschrei unterdrücken. Obwohl der Schmerz noch immer durch meinen Flügel loderte und meine rechte Seite fast zu lähmen schien. Richtete ich mich auf und zwinkerte die Tränen, die in meinen Augen brannten weg. „Danke.“

„Hast du dich wieder beruhigt?“, fragte Luzifer amüsiert.

„Ich habe mich nie aufgeregt.“

„Sicher.“

„Am besten wäre es wenn wir deinen Flügel schienen würden.“, sagte Edgar.

„Geht schon. Solange den niemand falsch zusammen fesselt, heilt der von alleine.“

„Dann bewege dich zumindest für eine Stunde nicht.“

„Wird wohl möglich sein.“

Impressum

Texte: Die Rechte auf die Charaktere liegen bei Adrian Phoenix. Die Story ist aber frei erfunden. Auf den Songauszug habe ich keine Rechte.
Bildmaterialien: Das Cover habe ich erstellt und gehört demnach mir.
Tag der Veröffentlichung: 24.09.2012

Alle Rechte vorbehalten

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