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Elton schreit seinen Piloten an. Ein turbulentes Himmelsloch hat ihm soeben die Schminke des Eyeliners quer über die ganze Stirn verschmiert. Der Pilot entschuldigt sich subaltern und stellvertretend für das Wetter. Wieder einmal wird sein Bewusstsein auf die unerträgliche Entfremdung seines Jobs gehievt. Am liebsten würde er die verdammte Flugkarre sogleich in den blauen Ozeandreck setzen. "Wenn ich einmal gehe, nehme ich diese verfickte extravagante Schwuchtel mit. Diese singende Tunte ist doch sowieso keinen Bullshit mehr wert als fucking Fischfutter", flucht er angewidert in seinen Gedankenbart hinein.

Die neusten Nachrichten aus Übersee sind für Elton in erster Linie äusserst libidöser Natur gewesen. Die durch die Mauer strömenden Menschen aus dem TV beinahe schon phallischer Natur. Sofort hat er seine Crew und seinen Jet klarmachen lassen. Er lächelt in seinen Handspiegel und denkt dabei an seinen Loverboy. Wie dieser erst lasziv sein uniformentledigtes entblösstes Bein, dann seinen geilen deutschbolschewistisch gestählten Arsch hinter dem eisernen Vorhang hervortänzeln lassen würde. Wie er seinen Liebesbevollmächtigten mit dessen bedarfsunterdecktem Analraumobjekt wiedervereinigen würde. Wie diese spermaverzehrende Humanblaseinheit sich an seiner Bückware zu schaffen machen würde. Elton freut sich wie Lumpi. "Das hat David Hasselhoff gut gemacht", denkt er sich. "Berlin, Berlin, ich fliege nach Berlin!" krakeelt er seiner Assistentin in den linken Fleischhorchposten.

Als Elton mit seinen Bodyguards durch die Grenzübergangsstelle Bahnhof Friedrichstrasse hüpft, um seinen eastgerman Darling
zu suchen, hält er kurz inne, um dem pathetischparanoiden Vortrag eines Typen, offensichtlich crazy as hell, zu lauschen.
" Volksgenossen, freut euch nicht. Dies hier ist die feindselige Annektierung durch das posthitlersche Reich. Unser antiimperialistischer Schutzwall ist durchbrochen. Misstraut den blendenden Verheissungen der Klassenfeinde. Kein Grossdeutschland. Erkennt den drohenden Faschismus, Genossen, auch wenn er sich hinter bunten Waren versteckt."
Elton versteht kein deutsch und wirft dem engagierten Redner einen Fünfmarkschein vor die Füsse.
Zehn Grenzsoldaten, welche nicht in Reih und Glied, sondern besoffen und wild verstreut in der Partymeute stehen, muss er abklappern, um endlich eine halbwegs brauchbare Auskunft über den Aufenthalt seines Soldierbabys zu bekommen. "Somewhere there", heisst es da aber bloss. Elton wird allmählich ungeduldig. In seinen Hoden hat sich mittlerweile ein einsatzgeiles spermatiöses Blitzkriegkommando formiert. Orientierungslos beginnt er durch die Menge zu stolpern. Auf einmal wird es noch mehr Nacht als ohnehin schon, als sich zwei Hände zärtlich über seine Augen legen. Von hinten drückt sich sanft schmiegend ein Körper an ihn.

Miriam B. traut ihren Augen nicht. Kann das tatsächlich sein? Ist er es wirklich? Hier? Zu diesem denkwürdigen Zeitpunkt? Unsicher beobachtet sie den kleinen Mann, der dort mit einem Soldaten herumknutscht.
Als sich die Sturmabteilung Zunge in seinem Mund eine kurze Pause gönnt, sieht Elton eine honigkuchenpferdisch strahlende Frau mittleren Alters auf sich zusteuern. "Can i have a writing on this paper, Mr. John, please?" spricht sie in nervösen Synkopen. Eilig signiert er das seltsame Dokument direkt unter dem Wort Identitätsbescheinigung, gibt es der nervenden Dame zurück, wendet sich ohne weiteren Blickkontakt von ihr ab und wieder seinem Liebhaber zu. Er will ihm gerade über den Hals schlecken, als er von einem Blitzlicht geblendet wird.

Miriam B. drückt sich beim Weggehen freudig das Autogramm ihres Lieblingssängers ans Herz, während im Hintergrund Elton und sein Liebesgespiele einen Pressefotographen verprügeln bis er Blut, Rotz und Wasser heult.

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Tag der Veröffentlichung: 12.09.2010

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