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Papierschiff




Ich schwing zwischen allen Polen
predige die Liebe und den Hass
geh auf glühend heissen Kohlen
und zerr am Deckel von Pandoras Fass

Ich erzähl was von Glück und Niedergang
von Carpe Diem und von apathischem Verwesen
geh den wissenschaftlichen Pfaden entlang
und behaupte dann, alles sei niemals so gewesen

Ich verschwester mich, lass mich sterilisieren
auf dass ich sexuell kraftvoll wirke
esoterisier mich in die Seelen von Tieren
und erklär die Natur zu Satans Kirche

ich streu Blumen auf den Weg mit jedem einzelnen Wort
lass die Hoffnung mit der Schönheit tanzen
schreite wieder zurück, feg die erblühte Semantik hinfort
und verbrenn die ganzen bunten Pflanzen

Ich suhle mich in Lug und Trug
baue Schimären aus purem Gold
werf mich vor einen Geisterzug
werd zum pathetischen Trunkenbold

Ich schaff Fiktionen realer als Spiegelbilder
lass sie fliessen und zerhack sie zu unbequem
sanft beginnend werden sie wild und wilder
dringen zerrüttend ein tief ins limbische System

mit meiner divergenten Phantasterei
zupf ich an Nervensträngen wie nie
Biographen brechen die Stifte entzwei
Psychologen blättern die Schizophrenie

ich bin der Helige und der Hurensohn
ein Papierterrorist, der mit Blindgängern sprengt
Verwirrungen sind mein Lachen in Hohn
während mich das Licht der Poststruktur versengt

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Tag der Veröffentlichung: 03.05.2010

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