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Jesus bei den Karnickeln



Einst betrat Jesus während einer seinen Erdenwanderungen aus Versehen ein privates Gartengrundstück. Er hatte gedankenversunken vor sich hinsinniert und war dabei durch ein halboffen stehendes Gartentor getreten. In diesem Garten standen zahlreiche Gitterkäfige mit niedlichen kleinen Karnickeln. In aller Ruhe betrachtete Jesus die vielen liebreizenden Hasengeschöpfe und schlenderte dabei gemütlich von einem Gehege zum nächsten. Es gab schwarze Häschen, weisse Häschen und auch allerlei schwarzweiss gefleckte Häschen. Da auf einmal erblickte Jesus eine grosse Tafel mit kleinen untereinandergereihten Photographien von Dutzenden von Karnickeln. Neben jedem Foto befand sich ein kurzer Text.
Und Jesus las: Xaver zeugte Tobias.
Und Tobias zeugte Jorge.
Und Jorge zeugte Blacky.
Und Blacky zeugte Klopfer.
Und Klopfer zeugte Jonas.
Und Jonas zeugte Flecki.
Und Flecki zeugte Gin Tonic und so weiter, die einen guten Meter lange Namensliste hindurch. Jesus schmunzelte ob dieser biblisch anmutenden Stammbaumauflistung still in sich hinein. Ein gezeugter Meister Lampe hiess sogar Jesus. "Wie ich", dachte Jesus und konnte sich einen quietschvergnügten Lacher nicht verkneifen.
Frohgemuth schickte er sich an, den Garten wieder zu verlassen. Als er aber wenige Sekunden später das Gartentor aufstiess, war er nicht mehr frohgemuth, sondern fluchte Blitze und Totenköpfe. Er war nämlich in der Zwischenzeit mit seinen Sandalen auf einen dieser verdammten Keramikfrösche getreten, die sich viele Leuten aus irgendwelchen sinnentleerten dekorativen Gründen in den Garten stellten.


Jesus bei den Kaulquappen



Eines schönen Sonntags spazierte Jesus, wie er das desöfteren zu tun pflegte, wieder einmal auf der Erde umher. Von der Hitze ein wenig erschöpft, rastete er an einem kleinen Teich. Zu Jesus' Freude war es ein Teich voller spriessenden Lebens. In der Sonne glitzernde Libellen kreisten über den Seerosenblättern, Frösche quakten einen amphibischen Choral und Myriaden kleiner Kaulquappen wuselten fröhlich unter der Wasseroberfläche durcheinander. Vor allem diese niedlichen lurchigen Gotteskinder hatten es ihm angetan. Wie sie da spielerisch, Brüder und Schwestern, miteinander im kühlen Nass umhertollten, dass ihm das Herz aufging.
So sass er noch eine ganze Weile mit sanftmütigem Blicke am Teich und freute sich an der herumplantschenden Fauna.
Bei näherer Betrachtung fiel Jesus aber plötzlich auf, dass die kleinen Kaulquappen weder ihre Eltern ehrten, noch den Sabbat heiligten und er frass sie alle auf. So verliess Jesus den kleinen Teich mit vollem Bauch und wanderte weiter. Nach einer Weile merkte er aber, dass ihm die ehrlosen Froschkinder doch etwas schwer im Magen lagen. Er musste mehrmals aufstossen und auch sonst war ihm nicht ganz wohl. Er befürchtete bald einen höllischen Durchfall zu kriegen und so entschloss er sich doch lieber nach Hause zu gehen, wieder gen Himmel zu fahren.

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Tag der Veröffentlichung: 16.07.2009

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