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Als ich aufwachte konnte ich vermodertes Holz riechen und Erde. Auch jedes einzelne Insekt konnte ich spüren und ich wusste genau wo es sich befindete. Doch eins konnte ich nicht, ich konnte nichts sehen.
Allerdings spürten ich, dass ich in einem Sarg lag und das wohl schon seit längerem, so wie der roch. Ich war in der Lage mich ohne große Anstrengungen aus dem hölzernen Morast zu befreien und mich durch die nasse Erde bis an die Oberfläche zu buddeln. Als ich einatmete spürte ich die Kühle der Nacht und fühlte mich lebendiger als je zu vor. Jetzt war ich ein Vampir, ein blutrünstiger und lebendiger Unsterblicher.
Mon dieu was müsst ihr von mir halten? Ich habe mich ja noch nicht einmal vorgestellt, geschweige denn euch meine Vorgeschichte erzählt.
Nun denn, ich bin Antoine de Lion und seit wohl knappen 5 min ein echter Vampir. Aber keine Angst, ich wollte es so .Ich bettelte förmlich um die Gabe der Nacht.
Meinen Schöpfer ? Kannte ich zu dem Augenblick als er meiner Bitte nach ging erst einen Tag beziehungsweise eine Nacht da wir Vampire ja nicht Tagsüber herumspazieren können. Nun wir könnten es schon, allerdings würden wir nach 3 min verbrennen und fürchterlich schreien bis wir dann endlich zu Staub zerfallen würden.
Als ich vor 3 Tagen, so lange dauert auch die Verwandlung unter der Erde, in eine Kneipe ging und mir dort ein kühles blondes bestellte, bemerkte ich ihn sofort. Naja mit seinem Umhang in Purpur und dem Hut, sah er aus, wie aus einem Shakespeare Buch entflohen. Also nicht gerade dem 21. Jahrhundert entsprechend. Dass er allerdings so seelenruhig an der Theke stand verblüffte mich .Sicherlich würde er doch Aufsehen erregen oder etwa nicht? Kam er nur mir seltsam vor oder konnten die Anderen ihn einfach nicht sehen? Er kam dann auf mich zu und sagte mir, das er hätte was ich wollte. Ich müsste nur auf ewig sein Begleiter sein, damit ich es bekäme. Er erzählte mir was er sei und das er mich schon seit längerem beobachtet hätte. Er habe in meinen Gedanken gelesen, dass ich genau nach so etwas suchen würde und gerade darum bettelte das einer der ihren zu mir kommen würde.
Ich glaubte ihm erst nicht, doch dann nahm er mich mit und zeigte mir, wie er jagte, wie er sich anschlich, sogar wie er verschwinden konnte. Dabei bewegte er sich so schnell das er für das menschliche Auge nicht zu sehen war. Er erzählte mir alles über ihn und über die Vampire. Er erklärte mir dass ich durch Feuer, Tageslicht und durch Blutmangel sterben würde. Er erzählte mir das er 700 Jahre alt sei und alles gesehen habe was heut zu Tage in Geschichte unterrichtet werden würde.
Ich entschied mich dann für die selbe Seite, die der Nacht .Er sagte mir dass ich nach dem Blutaustausch in einen Schlaf fallen würde und er mich dann vergraben müsste damit die Verwandlung vollzogen werden könne. Wann ich wieder aufwachen würde wusste er aber nicht, das sei unterschiedlich .Manche würden Jahre schlafen und manche würden nach den 3 Tagen die nötig seien aufwachen. Er würde aber warten versicherte er mir .Er würde warten.
Und so kam es dazu dass ich hier nun stehe. Voller Lebensenergie und Tatendrang.
„Na Antoine , mon Amour? Wie geht es dir? Du hast 3 Monate geschlafen und ich habe hier auf dich gewartet, jede einzelne Nacht war ich hier .Lass uns endlich zusammen jagen!“
Und das taten wir. Ich fühlte jeden Herzschlag in ganz Paris. Ich hörte jedes einzelne Wort der Sterblichen. Gerade in diesem Moment höre ich wie sich zwei junge Frauen über einen Mann streiten, der allerdings schon längst mit einer anderen in einem Zimmer war. Ah es ist wundervoll .Ich hörte die Nachtigall mit ihrer ach so melancholischen Stimme .Als ich mein erstes Opfer auserwählt hatte. Schlich ich mich in einem für Sie nicht zu sehenden Tempo an. Sie war sofort tot und ihr Blut rauschte durch meine Adern. Das Gefühl des Tötens ist sagenhaft und einfach unbeschreiblich.
Mein Schöpfer, Louis sagte mir, durch unsere Bande im Gehirn, das er stolz auf mich sei.
Als ich mich umschauen wollte war er aber verschwunden. Ich rufte ihn und rufte ihn noch die ganze Nacht. Als es anfing zu dämmern und ich schon die Sonnenstrahlen spürte machte ich mich auf in ein Hotel, wo ich dann die Jalousien zu zog und die Vorhänge schloss. Das reichte aus um mich zu schützen. Als der Schlaf über mich kam rief ich noch einmal „Louis wo bist du? Ich, ich brauche dich hier“
Am nächsten Abend vollzog sich die Prozedur von vorne. Ich rufte ihn und weinte bitterlich, denn die Bande zwischen Schöpfer und Neuling ist zu stark um kurz nach der Geburt des Neulings zu verschwinden. Aber Louis kam nie wieder zu mir zurück .Und so durchstreifte ich die Welt auf der Suche nach ihm. Ich wanderte durch ganz Amerika und durch ganz Europa. Als ich in Ägypten war, bemerkte ich zum ersten Mal die anderen Unsterblichen. Sie folgten mir und beobachteten mich wie ich jagte und trank. In diesen Momenten wünschte ich mir nie den Wunsch gehabt zu haben einer von ihnen zu sein. Ich konnte sie nicht sehen, da sie älter und schneller als ich waren und doch spürte ich ihre Blicke. Es waren mindestens 5 Vampire hinter mir her und ich wusste nicht wann sie sich zeigen würden. Als ich dann noch stärker nach Louis rief, passierte es. Einer von ihnen zeigte sich und sprach zu mir:
„Du bist ein Kind von Louis nicht wahr? Ich bin auch sein Zögling und auch mich hat er verlassen. Seit wann ist er fort von dir?“
Ich war geschockt, wie konnte er wissen wer mein Schöpfer war und vor allem wieso hat er uns beide verlassen?
„Ja ich bin sein Kind und ja er hat mich verlassen. Schon nach einer Nacht war er fort und das ist nun schon ein halbes Jahr her. Wie konntest du davon wissen?“fragte ich.
„Nach einer Nacht? Wie konntest du so lange überleben? Hat er dir überhaupt beigebracht dich zu verschleiern, damit die Menschen dich nicht entdecken?“
Ich wusste nicht einmal dass das möglich war und so erzählte ich ihm meine Geschichte.
„Nun komm, wir werden ihn suchen und ihn vernichten. Das einzige Verbot zu brechen, sein Kind so alleine zu lassen ist unverzeihlich.“
Wir gingen in eine Gruft außerhalb Alexandriens und dort erzählte mir dann Melek wie er im Stich gelassen wurde. Melek ist 200 Jahre alt und war damals ein Sklave von Louis, er wurde dann gewaltsam zu einem Vampir gemacht und nachdem Louis ihm erklärt hatte wie er überleben konnte, verschwand er auch schon nach 5 Monaten. Melek fiel dann in die Hände dieses Ordens der denn Neulingen hilft zu überleben und ihnen lehrt wie sie sich verschleiern.
Ich und Melek machten uns in der darauf folgenden Nacht auf um Louis zu finden.
Doch fand Louis uns .Da ich meine Gedanken noch nicht verschleiern konnte, wusste Louis was wir vorhatten und kam uns zu vor. Louis war außer sich vor Wut und konnte nicht fassen dass wir ihn hassten.
„Ausgerechnet du mein Antoine? Ausgerechnet der, der von sich aus Ja sagte?
Wieso willst du mich töten? Ich wäre doch wieder gekommen wenn du reif dazu gewesen wärst .Und du Melek Saat Satans? Du warst mir schon immer ein Dorn im Auge. Du hast kein Potenzial für die Ewigkeit, du lebst in einer Gruft mit Vampiren die kein halbes Jahrtausend mehr überleben werden. Und du wohl kein Jahrhundert mehr!“
Melek wurde rasend
„Louis es ist aus! 200 Jahre habe ich auf diesen Moment gewartet dich zu vernichten und jetzt habe ich Hilfe um dich endgültig zu verbrennen. Du hast mein Leben genommen, du hast mir meine Familie genommen und du hast mir die Hölle auf Erden gezeigt!“
Ich konnte gar nicht so schnell sehen wie Louis Melek auseinander riss.
Und dann stand er vor mir .Er zertrümmerte meine Beine und ließ mich liegen, damit mich die Sonne in Ägypten verschlingen konnte.
„Nun Antoine, du hast es so gewollt vielleicht sehen wir uns im Jenseits wieder“
lachte er gefällig vor sich hin und verschwand.
Ich spürte dann die aufsteigende Sonne über mir und ahnte dass dies mein Ende sein würde. Mein Blut pulsierte durch die Hitze der Sonne und in den letzten Minuten meines Lebens sah ich noch einmal die Schönheit der strahlenden Sonne. Ich fühlte keinen Schmerz mehr und auch die Blasen auf meiner Haut machten mir nichts aus. Und so verschwand ich Stück für Stück und fand mich im Jenseits wieder. Es war ein Schleier. Ich hörte die Schreie der Verstorbenen und konnte die Erde nun von oben sehen. Und so warte ich und warte ich bis eines Tages Louis zu mir kommen würde.
ENDE
Texte: Text copyright by Anna Niederl
cover by Vampirfandome.com
Tag der Veröffentlichung: 16.07.2011
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