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Kapitel I



Der Tag begann sehr vielversprechend. Es war schön sonnig, und wir hatten Gestern einen guten Flug, obwohl die Strecke zwischen Japan und Deutschland schrecklich lang ist. Ich war müde, aber auch froh. Endlich waren wir da, um neu anzufangen!
Wir stiegen rasch aus dem Auto aus. Michiru beeilte sich , nach der Ankunft des Fliegers aus Rumänien zu fragen, und ich... ich genoss ein bisschen die frische Luft. April. Bereits Frühling. 2009. Hamburg, Deutschland. Was noch? Ah ja, wir fingen ein neues Leben an.
Der Wind brauste nur so über die Köpfe hinweg. Es war lustig anzuschauen, wie die Leute schneller liefen, verängstigt, bedroht, machtlos. Ich wünschte, ich wäre der Wind, so könnte ich fliehen, weglaufen, weg rasen, weg, weit weg, dort hin, wo niemandem ein Wort der Intoleranz einfällt. Aber ich bin... nur ich... Reika Teno, ein Mädchen... Oder eine Frau, die nicht genau weiß was sie will, obwohl sie über 30 ist... Komisch, nicht? Verspottet ihr mich? Das glaube ich euch! Das ist meine Strafe, das Resultat meiner Verzweiflung und meiner lauten Gedanken. Ich sollte schweigen, für immer schweigen, das sollte ich!

Der Wind begann wirklich zu toben. Wo blieb Michiru? Mir war kalt... Ich sank in mich hinein, doch dann, dann geschah etwas... Etwas merkwürdiges, das mein..., unser Leben, veränderte... Das in dem Augenblick Teil davon wurde, in dem Augenblick, als ein einziger Blick eine ganze Verbindung hergestellt hatte. Der Ausnahmezustand, in dem ich mich ohnehin befand, war, dass ich diejenige war, die eine Verbindung mit einem Menschen eingegangen ist. Zum ersten und einzigen Mal in meinem Leben wählte ich den Menschen aus, dem ich näher kam. Damit fing mein neues Ich an.
Wir waren mit jemandem verabredet – ein Gefallen, den ich einer früheren Arbeitskollegin aus Japan machen wollte. Die Kollegin war gebürtige Rumänin, eine Spezialistin, die einen zweijährigen Arbeitsvertrag mit Aufenthaltsgenehmigung in Japan unterschrieben hatte. Uns verband sehr wenig. Als wir unsere Sachen aus dem Büro aufgeräumt haben, hatte sie mitbekommen, dass wir nach Deutschland, beziehungsweise nach Hamburg fliegen. Sie hatte uns eine rührende Geschichte erzählt, über eine Nichte, die aus Rumänien, in Behandlungstherapie in einer Klinik aus Hamburg eingeliefert wird. Sie meinte, die junge Frau sei sehr krank und habe keinen in Hamburg. Sie bat uns, nach dem Mädchen zu sehen. Sie gab uns eine schriftliche Schweigepflichtentbindung, die sie, als nähre Verwandte, mit dem Einverständnis der Eltern des Mädchens vor uns unterschrieben hat. Sie habe keinen, sagte sie, und dass wir nach ihr sehen sollen, den Eltern Bescheid geben, wenn mit ihrer Nichte etwas nicht stimmen solle. Sie habe kein Vertrauen zu den deutschen Ärzten, zumindest was ihr Mitgefühl anging. Michiru war diejenige, die sich bereit erklärt hat, diese heldenhafte Mission zu erfühlen. Wir warteten unbeholfen auf den Flug aus Rumänien als... Da war eine Gestalt, ein Mädchen, glaube ich... Es stieg aus dem Flugzeug aus, in Begleitung zweier Männer, vielmehr mit Gewalt festgehalten von zwei kräftigen Männern. Es wirkte wie ein zierlicher, kleiner Schatten. Es trug den Kopf gesunken, als wollte es den Boden berühren und schrie laut, verzweifelt, von wer weiß welcher Qual? Die Männer bemühten sich, ihm nicht weh zu tun, aber ihm... Ihm tat es weh... Wo denn? In den Armen, die unkontrolliert Befreiung suchten? In den Beinen, die nicht weiter wollten? Der Hals tat ihm weh, aus dem es so schreien konnte. Ich sagte mir: „Was soll's? Eine Fremde!“ Aber... aber etwas hielt mich zurück. Ich weiß nicht was. Ich kniff meine Augen zusammen, mein Schritt spannte sich an...
„Was machen Sie mit ihr?“ fragte ich heftig und stellte mich gerade vor sie hin wie ein Wächter im Dienst. „Was machen Sie mit dem Mädchen?“
Und sie, sie hob den Kopf, und ich sah ein Kindergesicht, unschuldig, beängstigt, mit riesigen aufgesprungenen Augen, mit Tränen gefüllt. Sie sah mich an und vergaß sich zu bewegen. Für einen Augenblick...
Ich weiß nicht genau was ich empfunden habe. Ich ließ den Mund offen, vor Staunen und Mitleid.
„Weiter gehen“, flüsterte einer, und mit sanfteren Bewegungen versuchte er den plötzlichen Ruhestand des Mädchens auszunutzen, nachdem sie mir beide dankbar zugenickt hatten.
Aber das Mädchen... Es schaute mich immer noch an, als ob es mich bereits kannte... Dann, mit dem Gefühl erneuten Verrats, fing es wieder zu weinen an, zu schreien, sich zu bewegen, als hätte es seine Freiheit gewollt. Ich kniff meine Augen zusammen, ich spannte meine Stirn an, ich spannte meine Fäuste an, doch ich blieb dort stehen, wo mich vorhin das Mädchen anscheinend festgenagelt hatte. Die Schritte, die ich nicht machen konnte, entfernten es von mir. Die junge Dame blickte nicht zurück.
„Warten Sie!“ rief ich, wie von Geistern besessen. „Ist das etwa Frau Roman? Ich bin hier, um nach ihr zu sehen!“
Das Mädchen... Es schaute mich schon wieder an, vertrauensvoll wieder, und ihr Blick schien genau mich zu suchen. Ich schluckte. Der Wind raubte mir den Atem.
„Wir bringen sie in die Psychiatrie. Sie ist krank!“
Krank... Krank... Natürlich, krank, was sonst? Ich wollte lächeln, mich zufrieden zeigen, schließlich war diese Erklärung einleuchtend genug. In die Psychiatrie... Ich schwieg, und eine Sekunde lang glaubte ich, dass der Wind, der mir soeben den Atem raubte, auch derjenige war, der mich jetzt hier hingebracht hatte, hier hin, einen Schritt von ihr entfernt.
„Lassen Sie mich helfen! Sie tun ihr weh!“
Ich sah Michiru neben mir. Sie fragte mich etwas, ich weiß nicht was. Ich guckte nicht sie an, sondern das Mädchen. Ich erklärte Michiru:
„Sie ist krank, Michiru, sie bringen sie in die Psychiatrie... Ich... Ich glaube sie tun ihr weh...“
Und Michiru schaute mich an, wie nur Michiru mich anschauen kann. Sie streckte in Eile die Hand nach meiner Wange aus und sie lächelte mich mild an.
„Wo befindet sich die Psychiatrie?“ fragte sie.
„In der Stadt“, antwortete einer der Männer. „Ein Krankenwagen wartet auf uns.“
Michiru griff schnell nach meiner Hand, drückte sie kurz und ließ sie wieder los. Dann streichelte sie mit derselben Hand, die meine losgelassen hatte, den Kopf dieses Mädchens.
„Keine Sorge“, sprach sie zu ihm, „wir gehen mit!“
Wir gehen mit... In die Psychiatrie? Mit dem Mädchen? Michiru und ich?
„Glaubst du?“ fragte ich leise, so leise, dass sie mich nicht verstanden hatte.
„Gut“, gab ich mir selbst die Antwort, „wir gehen mit!“
Die Männer versuchten erneut sie in Bewegung zu setzen. Ich hielt sie an.
„Ihre Eltern haben mich beauftragt, nach dem Rechten zu sehen.“, zeigte ich ihnen mein Ausweis und die Einverständniserklärung der Eltern. “Ich mache das!“
Und dann... nahm ich die junge Dame bei der Hand, sie gab mir vertrauensvoll ihre Hand und schmiegte sich um mich herum, so dass ich sie umarmte . Sie kam mir schwach und sehr weich vor... Sie zitterte am ganzen Leib und begrub ihren Atem in meiner Brust. Keine Ahnung wie sie sich so klein stellen konnte, wo sie doch gar nicht mehr klein war... Vielleicht sechzehn? Siebzehn?
„Kleine Maus...“, hörte ich mich sprechen. War ich das?
Wir stiegen in den Krankenwagen ein Ich setzte es neben mich, aber es krabbelte an mir hoch... Es schloss seine Arme um meinen Hals und versteckte sein Gesicht in meiner Brust. Michiru lächelte. Ich auch, aber ich wollte schreien... Ich wollte fliehen, weit weg, weit weg... wie der Wind...
„Was können Sie uns über sie erzählen?“ fragte Michiru, als der Wagen in Fahrt kam.
„Sie ist seit zwölf Jahren psychisch krank. Die Ärzte dort haben alles versucht. Es ging nicht. Sie schluckte vor kurzem etwa siebzig Herztabletten, was weiß ich, sie wollte sich umbringen. Ihre Eltern haben sie jetzt hier eingeliefert wegen den besseren Behandlungsmethoden. Sie haben aber nicht die finanziellen Mittel selbst nach Deutschland zu reisen. Es gibt auch familiäre Hindernisse, wenn ich richtig verstanden habe. Dem Bericht zufolge sieht der Arzt die Trennung von den Eltern als sinnvoll, doch die Familie“. Er blies die Luft aus zwei Löchern auf einmal. „Sie sollten gesehen haben, was bei der Trennung so ablief...“ Er schüttelte seinen Kopf, während der andere mit gewandtem Blick sich durchs Gesicht strich.
„Heißt das, sie ist alleine?“ fragte ich genervt, mindestens gleichermaßen angewidert von dem nicht vorhandenen Mitgefühl der beiden.
„Sie spricht seit zwölf Jahren kein Wort mehr Autismus oder so etwas“, fuhren sie fort in der selben Gleichgültigkeit.
„Seit zwölf Jahren?“ rutschte es mir raus. „Wie alt ist sie?“
„Da steht...“, warf derselbe Mann einen Blick in seine Papiere, während ich ihn ungeduldig anstarrte. „Sechsundzwanzig!“
Ich schwieg. Kaum zu glauben! Vier Jahre junger als wir! Wobei sie... so klein aussah...
„Du heißt Melania, nicht wahr?“, fragte sie Michiru. „Schöner Name! Du hast einen schönen Namen!“ sagte sie lächelnd.
Ich lächelte auch. Das war meine Michiru! Sie sprach mit ihr, als könnte sie uns verstehen...
„Versteht sie Deutsch?“ fragte diesmal ich.
„Die Eltern sagten ja... Wer weiß?“
Aber das Mädchen strahlte auf einmal, und sein Lächeln war schelmisch und derart süß...
„Blödsinn!“ meinte Michiru siegesfroh. „Sie versteht uns ganz genau! Und sie wird uns ansprechen, wenn sie etwas gegessen hat!“
Ich wollte lachen. Ich sah Michiru an... Aber das Mädchen kicherte, in mir versteckt, es kicherte vor mir...
Und aus Michirus Augen, die das Ganze heimlich verfolgten, entband sich ein schimmernder Kristall.
„Ja, Zwerg“, sagte sie mit einer Lautstärke, die uns aus dem Wagen raus nahm, beziehungsweise in ein Zimmer versetzte. Ich weiß nicht welches Zimmer, aber wessen: unseres...
„Du musst was essen! Wir doch auch, nicht wahr, Reika? Ich sterbe vor Hunger!“
Und wir sahen uns an. Ich Michiru und dann das Mädchen und Michiru mich und das Mädchen, und das Mädchen sah uns beide an, mich und Michiru... Es sah uns an... Ruhig, gelassen, freudestrahlend... Wer war sie? Wer waren wir?
Ich habe mir das Krankenhaus nie so vorgestellt. Ich komme aus Japan. Ich bin reich. Klar war ich krank, aber behandelt wurde ich meistens zuhause. Aber jetzt, hier... Gigantisch, kalt...
Ich hielt die junge Dame immer noch umarmt. Sie wurde noch kleiner.
„Hab keine Angst!“ sprach ich ihr zu, aber ich hatte selbst Angst... Was wird aus ihr werden? Wird sie überleben? Werden ihre Eltern kommen können? Wird sie vielleicht wieder sprechen? Wieso gab es keine Lösung bis jetzt? Sind die Ärzte in Rumänien so wenig qualifiziert? Rumänien... Ein armes Land, kommunistisch regiert, oft in Verbindung mit Russland gesetzt... Mehr weiß ich nicht...
„Hab keine Angst!“
Wir stiegen die Treppen hoch. „Station 43, Psychiatrie“. Ich suchte ihr ein Bett. Ich war nicht zufrieden und verlangte ein neues. Michiru sah mich an. Ich wusste nicht was sie dachte. Ich, ich dachte an nichts! Ich setzte die junge Dame aufs Bett.
„Bist du müde?“ fragte ich. Nein, sie war nicht müde. Sie hatte Angst.
Schweigen... Nur ihre Augen leuchteten mich flehentlich anguckend. Ich wollte etwas sagen, wusste jedoch nicht was. Sprachlos...
„Der Arzt kommt sofort!“ informierte uns ein Krankenpfleger.

„Der ist vielleicht süß!“ bekundete Michiru, aber ich erkannte wie lahm und gezwungen ihre Bemerkung klang. Wir warteten. Das Mädchen hielt meine Hand und wollte sie nicht mehr los lassen. Ich wehrte mich nicht.
„Danach essen wir was!“ sagte Michiru, meine Wange streichelnd.
„Sei brav!“ flüsterte ich leise. Das Mädchen lächelte. Ich errötete.
„Was willst du essen?“ fragte Michiru sie. „Was magst du?“
Und das Mädchen starrte sie an. So hoffnungsvoll und lieb! Ich hatte den Eindruck, es wird sprechen, aber es schwieg, sank den Kopf und schwieg. Große Tränen kugelten ihm über die Wangen. Es zitterte, aber es hielt immer noch meine Hand fest.
„Ist schon gut!“ lachte Michiru. „Ich werde dir Reikas Lieblingsessen bringen! Du wirst das mögen, weil... weil, du sie so liebst...“
Ich sah Michiru an. Sie strahlte. Ich sah das Mädchen an. Ihr Mund war offen und die Augen wurden riesig...
„Was sagst du da, Michiru?“ versuchte ich zu lachen. Aber es war zu spät. Michiru setzte sich neben das Mädchen.
„Sag ihr, sag ihr, dass du sie liebst! Du kannst das, und ich weiß es ganz genau! Ist sie nicht furchtbar lieb? Ist sie nicht wirklich schön? Wie eine Puppe...“
Ich hielt inne. Michiru sprach und sprach, und das Mädchen lächelte zart und zitterte noch heftiger.
„Michiru, lass das!“, sprach ich verlegen.
Aber das Mädchen hielt mich fest und bettelte um meine Aufmerksamkeit. Ich schaute es an. Erst jetzt erkannte ich, dass es... hübsch war...
„Sag doch! Sei mutig!“ wiederholte Michiru, aber ihre Stimme war schon müde. Was geschah? Das Mädchen streichelte meine Wange, so wie Michiru es gerade tat. Seine Hand war eiskalt, aber seine Augen...
„Ich liebe dich...“, sprach es.
Ich konnte nichts sagen. Wollte los lassen und davon laufen, weg, weit weg... „Ich liebe dich...“, sagte es noch einmal. „Ich liebe dich, Reika!“
Ich schwieg. Michiru schwieg. Nur das Mädchen sprach, dieselben wiederholten Worte, die aus seinem Mund so schön klangen... Eine zauberhafte Stimme, eine Kinderstimme... Was sollte ich darauf bloß antworten? Ich schwieg...
„Guten Tag! Helling ist mein Name, ich bin Stationsarzt. Und Sie sind Frau Roman, nicht wahr? Und Sie?“
Fragte er uns? Wer waren wir?
„Familie!“ antwortete Michiru sicher, und dann, mich anguckend: „Wir sind ihre Familie!“
„Ich wusste nicht, dass sie Verwandte in Deutschland hat!“ sprach der Arzt.
„Wir wussten nicht, dass sie heute ankommt.“, fuhr Michiru fort. „Wir kennen uns seit langem, aber wir kommen auch von weit weg, ausgerechnet aus Japan. Am Flughafen haben wir uns getroffen. Wir waren verblüfft, sie hier zu sehen. Die Männer waren ganz schon brutal, und deswegen möchten wir eine Reklamation einreichen. Wir sind nicht zufrieden mit der Behandlung hier. Sie können mit unseren Anwälten sprechen, aber wir sind der Meinung, dass wir sie mitnehmen sollten, zu uns nach Hause, bis die Sache geklärt ist. Ich würde Ihnen nicht raten die Dinge misszuverstehen! Das Mädchen... Melania bleibt heute nicht hier!“
Ich schaute Michiru lange an. Was redet sie da? Ich kenne Michirus Seele, aber der Arzt würde nie im Leben...
„Wo wohnen Sie?“, fragte er.
„Reichskanzlerstraße 52, Hamburg. Ein reizendes Haus, groß, ruhig, sicher. Ich sagte nicht für... immer... Ich meine, wir sind uns bewusst, dass sie Hilfe braucht. Und wir wissen auch, dass Sie ihr helfen wollen. Wir übernehmen die volle Verantwortung! Aber heute Nacht... Nur über unsere Leichen bleibt sie hier!“
Michiru war rot im Gesicht. Der Arzt betrachtete sie mit Abstand. Ich hätte ihn verprügeln sollen, aber das würde nicht viel bringen.
„Das ist so...“, sprach ich endlich. „Reika Teno, Geologe, ich komme aus Japan, Familie Teno. Mein Vater, einer der reichsten Männer der Welt ist 1963 nach Japan ausgewandert. Großer Erfolg, viel Geld. Jetzt bin ich hier, um in Deutschland zu bleiben. Die Papiere sind in bester Ordnung. Mein Job ist stabil. Ich verdiene mehr als Sie. Ich will das Mädchen... Melania mit nach Hause nehmen! Wir kommen morgen wieder für weitere Gespräche. Es ist spät... Wir sind müde, Sie doch auch...“
Ich biss mir auf die Lippe. Er schaute mich an. Er seufzte. Ich zeigte ihm die Schweigepflichtentbindung, die mir ihre Tante gegeben hat und den kurzen Brief an ihn adressiert.
„Angesichts ihrer Geschichte... finde ich, es wäre besser, den Akklimatisierungsprozess mit einer gewohnten Umgebung anzufangen. Ich erinnere Sie aber daran, dass Frau Roman in Behandlung ist! Sie braucht unbedingt Hilfe, und wir müssen so schnell wie möglich mit der Therapie beginnen! Ich erwarte Sie morgen früh um 7 Uhr 30. Eine Frage noch: Wie steht sie eigentlich zu Ihnen?“
Ich schaute das Mädchen an und lächelte.
„Sie spricht mit uns! Wir verstehen uns blendend!“
Der Arzt schwieg. Er hatte gesehen wie Melania mit dem Kopf nickte, freudestrahlend und vielleicht ein bisschen frech. Ich lächelte ihr zu und zog ihre Hand an meine Brust. Plötzlich waren ihre Hände warm. Meine auch...
„Wir benötigen ein paar Unterschriften für die Unterlagen. Wären Sie bereit...“
„Ja, Doktor! Ich bin bereit! Ich habe Zeit! Michiru, nimm Melania und wartet draußen auf mich, ich komme gleich“, sprach ich flüsternd, und spürte einen Funken in meinen Augen und eine seltsame Art der Euphorie. Doch wenn ich versuchte Melanias Hand los zu lassen, stolperte ich über ihren Widerwillen.
„Sag mal“, lachte ich, „wenn du ins Büro kommen willst, anstatt mit Michiru einen Spaziergang zu machen... Vor dem Essen meine ich...“
Sie lachte erfreut und ließ mich los. Sie nahm Michirus Hand und sie gingen den Flur runter. Wohin? Nach Hause.

Impressum

Texte: Erschienen im Novum Publishing Verlag
Bildmaterialien: original Cover
Tag der Veröffentlichung: 08.06.2012

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Reika und Michiru gewidmet

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