Am nächsten Morgen war es noch dunkel, als Mina in mein Zimmer schlich und mich weckte. Ich war noch sehr müde, dennoch musste ich aufstehen und meinen Onkel noch einmal sehen bevor er ging. Während ich versuchte nicht einzuschlafen, begann Mina meine Locken zu bürsten und sie zu einem Zopf nach hinten zu flechten. Als sie fertig war zog ich ein kurzes, einfaches Kleid an, setzte meine Krone auf und lief schnell zu den Ställen.
Mein Onkel war schon dabei in den Sattel seines Pferdes zu steigen, doch als er mich erblickte, ging er verwundert zu mir. „Elanor?“
„Onkel, ich habe Euch noch nicht verabschiedet“
„Ich weiß...“
Ich schloss ihn ihn in meine Arme „Dachtest du wirklich ich verabschiede dich nicht? Ich habe keine Ahnung wann ich dich wiedersehe, aber wenn du kommst wollen wir ein Fest feiern!“ Er brummte etwas in seinen Bart das ich nicht verstand. „Was sagtest du?“, fragte ich.
„Nichts, nichts, ich sagte nur, dass ich selbst nicht weiß wann ich zurückkehren werde“
Ich küsste ihn auf beide Wangen „Möge Glück deinen Weg kreuzen. Wenn du nachgedacht hast und deine Trauer vorbei ist, komme zurück“
„Das werde ich“, sagte er mit einem Unterton in seiner Stimme, den ich nicht deuten konnte.
„Geh nun“ Gilgaraf nickte und stieg auf sein dunkelbraunes Pferd. Im Galopp preschte er davon.
Ich blieb stehen bis das Geräusch der Hufe verschwunden war. Danach ging ich zurück in den Palast,nun war er weg, mein Onkel, den ich seit meiner Geburt kannte.
Da es noch zu früh war um zu Frühstücken, aber zu spät um noch einmal zu Bett zu gehen, ging ich den hohen Turm hinauf in mein Arbeitszimmer. Ich war zu müde um über das nachzudenken was gestern Nacht geschehen war, daher legte ich mich auf das Sofa und las die Bücher über Runen. Bald darauf kam jemand, der mich für das Frühstück holte. Ich war die erste, die am Tisch erschien und sobald alle da waren fingen wir an zu speisen. Nach dem Frühstück, ritten die ersten Fürsten nach Hause, da ihr Fürstentum weit entfernt war, nur wenige blieben noch im Palast.
Nach dem Abschied jedoch gleich wieder in das Arbeitszimmer, in dem ich Lektion für Lektion Runen lernte. Früher, als die Runen noch die normale Schrift gewesen war, hatte es eine andere Sprache gegeben, eine machtvolle Sprache, man nannte sie Luminum. In dieser Lektion begann man diese Sprache zu lernen. Sie hatte mehr Laute als unsere Schrift und daher auch mehr Buchstaben in ihrem Alphabet. Es war schwierig Laute zu lernen die ich nicht kannte, dennoch gab ich mein bestes um Luminum zu lernen. Doch wie ich tief in meinem Buch versunken war klopfte es, ein Diener kam herein und sagte mir das die Stunde der Audienz gekommen war. So stieg ich die vielen Stufen hinunter zum Thronsaal. Ich setzte mich auf meinen Thron. Ich freute mich gar nicht auf die kommenden 2 Stunden, dennoch nahm ich das Zepter entgegen und tat meine Pflicht.
Nachdem die schrecklichen 2 Stunden verstrichen waren, gab es glücklicherweise ein gutes Mahl als Mittagessen. Ich führte noch viele Gespräche mit den verschieden Fürsten und manche ritten nach dem Mittagessen nach Hause. Die verbliebenen Fürsten lud ich ein mit mir auszureiten.
Wir ließen unsere Pferde satteln und ritten in den nahen Wald. Ich und Selfont ritten hinter den anderen, wir unterhielten uns über verschiedene Dinge. Doch schließlich kam ich zu einem Punkt der mir auf der Seele lag: Ich fragte ihn, was er von Gilgaraf hielt. „Gilgaraf?“, fragte er.
„Ja, was denkt Ihr über ihn? Ich werde Euch, egal was Ihr sagst, nicht verurteilen. Das verspreche ich Euch.“
„Nun ja“, sagte Selfont nach einer Weile: „Ich persönlich kann ihn nicht leiden“.
Ich war erstaunt: „Wieso?“.
„Manchmal hatte ich den Eindruck, er sei ein Lum“
„Ein Lum?“, fragte ich noch erstaunter.
„Ihr weißt schon, ein Lum, ein Schatten, ein dunkler Schatten“
„Oh“, sagte ich nur und dachte nach: „Es waren Lums die meine Eltern töteten, gegen die sie Krieg führten“.
„Ja, es ist, wie ihr sagt“.
Wir waren inzwischen bei einem kleinen Teich angelangt, den man Spiegelteich nannte, da er immer so glatt war, dass man sich spiegeln konnte. Der Legende nach hieß es, dass wenn man das Wasser berührte, Teil des Teiches wurde und, dass man mit diesen Menschen reden konnte, wenn man nur lange genug hinein starrte. Unbewusst waren wir stehen geblieben und sahen zum Teich hinüber. Die anderen Fürsten ritten währenddessen gemächlich weiter. Ich stieg vom Pferd und sah hinein, aber ich blickte nur in mein eigenes Spiegelbild.
„Glaubt Ihr, ich könnte jemals jemand anderen sehen, als mich selbst?“, ich sah ihn an.
„Ich denke schon, dass es möglich ist“, und sein Blick verlor sich in der Ferne, ein Lächeln umspielte seine Lippen, als würde er sich an etwas Besonderes erinnern.
„Selfont?“, fragte ich nach einer kleinen Weile. Er zuckte zusammen und war wieder im Wald angekommen. „An was habt Ihr gedacht?“. Selfont war etwas verwirrt. „Was?“, fragte er: „Ich… ich dachte an nichts Wichtiges, bloß eine Erinnerung“
„Darf ich es erfahren?“, fragte ich und stieg zurück in den Sattel. Wir mussten die anderen wieder einholen und trabten mit unseren Pferden in ihre Richtung. Selfont beantwortete meine Frage jedoch nicht. Als wir die anderen wieder vor uns erblicken konnten ließ Selfont sein Pferd stehen bleiben. Als ich ihn fragend ansah fragte er mich: „Was wisst ihr über den Teich?“
„Nur das, was jeder weiß, was die Legende besagt“
„Das ist falsch, oder besser gesagt nicht ganz richtig!“
„Was meint ihr damit?“
„Wenn man lange in den Teich sieht, kann man Personen sehen, das ist wahr. Keine Personen die leben, das ist auch wahr. Aber es sind nicht nur die Personen, die den Teich berührt haben, nein, er zeigt einem die andere Seite. Er zeigt das Reich in das man nach dem Tod gelangt. Er ist das Mittel zur Kommunikation mit den Toten, die Jenseits von hier leben.“
„Man kann alle Verstorbenen sehen?!? Woher wisst Ihr das?“
„Ja, es ist wahr. Und wer den Teich berührt, kommt ins Land der Toten. Warum ich das weiß? Ich habe es gesehen. Als Kind starrte ich oft in den Teich und als meine Mutter starb, saß ich lange davor und dachte an sie. Dann irgendwann sah ich ihr Spiegelbild, sie war glücklich, viel glücklicher, als sie früher war. Sie lachte, das machte mich glücklich…“, sein Blick verfing sich wieder in der Ferne: „Und diese Landschaft hinter ihr war eine so schöne, wie dieser Wald, nur schöner und größer.“ In mir blitzte ein Gedanke auf, meine Eltern, ich könnte sie sehen, es gab nichts, was mich halten konnte. Ich war schon dabei zurück zu reiten, als Selfont „Halt!“ schrie. Ich blieb stehen: „Was ist?“
„Ihr wisst noch nicht Alles!“, sein Gesicht verzehrte sich: „Warum glaubt Ihr gibt es diese Legende? Um die Leute abzuhalten, in den Spiegel zu sehen, wer zu lange hinsieht bekommt den Wunsch, den Spiegel zu berühren und Lebende im Reich der Toten haben Qualen bis jemand sie erlöst, indem er selbst das Wasser berührt. Mich konnte nur jemand retten, indem man mich zurück zehrte, bevor ich das Wasser berührte. Es hat mich meine größte Kraft gekostet, nie mehr hineinzusehen.“
„Aber warum? Warum…“
„Weil wir die Toten ruhen lassen sollten, Ihr werdet sie früher oder später wieder sehen und mit ihnen sprechen können. Elanor, sie haben ein neues Leben begonnen und du wirst eines Tages wieder dazu gehören.“ Das Verlangen, sie zu sehen war unbeschreiblich, doch spürte ich, dass ich Verantwortung für mein Volk hatte. Daher besann ich mich fürs erste: „Nun gut, ich werde nicht hineinsehen. Ihr müsst verstehen, ich dachte…“
Sein Ausdruck entspannte sich: „Ja, ich weiß, ich verstehe euch voll und ganz... . Lasst uns die anderen endlich wieder einhohlen!“
Im Galopp ritt er los den andern hinterher und ich folgte ihm, bis wir die Adligen wieder eingeholt hatten.
Die Fragen, die ich ihm hatte stellen wollen, blieben allerdings unbeantwortet. Er hatte nur gesagt, dass Gilgaraf vielleicht ein Lum war, doch warum, dass machte für mich keinen Sinn. Ich sollte mir Gedanken darüber machen, aber auf jeden Fall sollte ich noch einmal mit Selfont sprechen. Ich hatte so viele Dinge zu tun, oder wollte sie tun, dass ich einfach zu wenig Zeit hatte.
Im Schloss verzog ich mich wieder in mein Zimmer. Am liebsten wäre ich wieder in die geheimnisvolle Bibliothek gegangen, doch fand ich, dass es schlauer war, zuerst meine fehlende Bildung nachzuholen. Also lernte ich Grammatik und Wörter der alten Sprache, bis ich genug davon hatte und Selfont zu mir bestellen ließ. Und kurze Zeit später saß er mir gegenüber. „Selfont“, begann ich: „Vorhin im Wald, als wir zum Teich kamen, wurden wir unterbrochen in den Gespräch über Gilgaraf“
„Ja, Ihr habt Recht, wir sprachen über Lums.“
„Lums“, wiederholte ich nachdenklich. „Wenn mein Onkel einer wäre, war es dann schlau ihn fortzuschicken?“
„Das ist eine gute Frage“, sagte er zögerlich: „Es ist so: Einerseits gilt das Sprichwort: Man soll seine Feinde näher halten, als seine Freunde. Du wärst in der Klarheit, dass er nichts anstellen kann. Andererseits kann er auch von hier aus Briefe mit Anweisungen verschicken, doch könntest du ihn kontrollieren, die Briefe abfangen und weiters. Wäre er dein persönlicher Berater geworden, hätte er zu viel Macht über dich gehabt, er hätte Wege gefunden, seinen Schwur zu umgehen oder ihn sogar gebrochen. Aber nun ist er weg, du hast keine Ahnung, was er treibt. Doch kann er dir nicht durch schlechten Rat oder Mord schaden: Es ist sowohl gut, als auch schlecht, aber gut für deinen Ruf als Königin!“
„Ich sehe deine Gedankenzüge sind klar und logisch. Du willst mein Bestes. Aber eine Frage will ich dir stellen: Warum glaubst du, könnte mein Onkel ein Lum sein?“
Wieder zögerte Selfont, bis er ausweichend sprach: „Wegen gewissen Ereignissen und Entscheidungen, die Onkel traf“
„Was genau?“
„Ich weiß doch gar nicht, ob dein Onkel ein Lum ist, vielleicht täusche ich mich total. Ich habe keine Beweise und keine ganze Gewissheit“
„Doch habt ihr den Glauben, warum?“
„Na gut, also… es war an dem Tag, an dem deine Eltern starben. Während des ganzen Krieges war Gilgaraf nicht dabei, wo er war, weiß ich nicht. Am Tag, als deine Eltern starben kam er zu unserem Lager, anscheinend mit einer wichtigen Mitteilung an das Königspaar. Er war bei ihnen im Zelt, da wurden wir überfallen, der König und die Königin kamen nicht. Dann kam Gilgaraf, mit blutbeschmierter Klinge, aus dem Zelt gerannt. Die Lums beachteten ihn nicht, als er durch das Getümmel von sterbenden Lums und Kriegern schritt. Niemand sah das als merkwürdig an. Doch dann schrie Gilgaraf über den ganzen Platz: „Sie sind tot!!!“ und die Schatten verschwanden alle. Wir kamen angerannt, wer tot sei und nun ja, den Rest weißt du selbst…“
„Nun merkwürdig ist das schon, aber…“
„Es gibt kein aber, es ist merkwürdig, daher traue ich deinem Onkel nicht. Doch ist er fort und was geschieht kann niemand wissen. Jetzt kann man nur noch abwarten.“
„Ja, da habt Ihr Recht. Noch eine letzte Frage… ich brauche Euren Rat!“
„Was ist?“
„Mein Onkel versäumte daran zu denken, mir die Erziehung zu einer Königin zu geben, ich habe nur gelernt, was jedes normale Mädchen lernt… Ich habe begonnen, die alte Sprache zu studieren, aber ich weiß nicht, was genau mir fehlt.“
Selfont starrte mich an: „Gilgaraf hat…!“
„…mir keine Ausbildung verschafft, er hatte viel zu tun“
„Wie kann das sein? Wenn ihr mich fragt war das Absicht, um das Land ins Chaos zu stürzen!!!“
„Habt Ihr so wenig vertrauen an mich?“
„Verzeiht!“, er sah weg: „Nein, aber ich wette, Gilgaraf dachte es“
„Wie auch immer, aber was muss ich den nachholen? Könnt Ihr mir helfen?“
Selfont überlegte: „Ich wurde zwar nicht zum König ausgebildet, doch weiß ich, was Euer Vater lernte… . Ich kann ein Jahr bei Euch bleiben und euch unterweisen, wenn es Euch beliebt“
„Ja, es beliebt mir, doch sollte es niemand erfahren, damit das Volk nicht das Vertrauen verliert. Das bedeutet, Ihr braucht einen Grund, hier zu verweilen und eine Idee was mit Eurem Fürstentum geschieht.“
„Nun, um mein Land kann sich meine Frau kümmern, aber wüsste ich keinen Vorwand hier zu bleiben...“
„Hm, ich hätte da eine Idee…“, er sah auf. „Ich will gerne meine Zofe Mina zu meiner neuen Beraterin machen, sie ist sehr klug und ist mir gut gesinnt. Doch durch ihren niedrigen Stand brauche ich jemanden, der ihr ein Jahr beiseite steht und sie beobachtet, so will es das Gesetz… also setze ich dich dafür ein“
„Ihr wollt eure Zofe zur Beraterin machen? Nun, das ist nicht meine Sache… . Ich bin einverstanden“.
Es machte mich wütend, dass er etwas gegen Mina hatte, obwohl er sie nicht kannte, daher sagte ich knapp: „Dann wäre das gelöst, du kannst gehen!“
„Sollten wir nicht mit den Unterricht beginnen?“. Im Moment wollte ich das nicht, Selfont hatte mich verärgert, er sollte verschwinden. Glücklicherweise kam in dem Moment ein Diener, der uns für den Nachmittagstee holte.
Vorerst war ich also dem Unterricht und damit auch dem zu zweit sein mit Selfont entkommen.
Doch kaum war der Tee vorüber, bedeutete Selfont mir, mit ihm ins Arbeitszimmer zu gehen. Dort erklärte er mir, dass er mich in der alten Sprache, im Schwertkampf, im Bogenschießen und Strategie zu unterrichten gedachte.
„Was ist mit magischen Runen?“, fragte ich.
„Das ist eine Kunst, die seit langem als vergessen gilt. Man munkelt, dass nur Könige und Königinnen sie beherrschen. Der letzte König starb, ohne sein Wissen weiterzugeben, damit gibt es auch keine Möglichkeit mehr, diese Kunst zu erlernen“.
Nein, das stimmte nicht, es gab ein Buch, in dem alles stand. Es lag in meinem Schreibtisch, doch ich schwieg. Selfont stellte mir einen Stundenplan zusammen der zeigte, wann ich jede Woche was lernen sollte und wo wir uns dazu trafen.
So verging der Tag und die goldene Sonne versank langsam im Westen. Bald darauf gab es Abendessen, danach ging ich sofort zu Bett. Ich war müde, ich wollte schlafen. Als ich in mein Zimmer kam, saß Mina auf meinem Bett. Sie stand sofort auf.
„Mina…?“, fragte ich überrascht. Sie sah zu Boden und mir dann direkt ins Gesicht, was ungewöhnlich war.
„Elanor“, sagte sie fest: „Ich muss mit dir reden“. Ich war ein wenig erschrocken und setzte mich aufs Bett, ich bedeutete Mina sich neben mich zu setzen.
„Was?“, fragte ich nur und Mina begann zu reden.
„Das Leuchten“, sagte sie: „Ich habe mich umgehört. Es gibt eine Geschichte von einem Mann, es war ein Prinz, und als er einmal durch die Straßen ritt, zog ihn das Lächeln eines Mädchens an. Sie war das Kind eines Bauers daher musste er weiter reiten und sie vergessen. Er vergaß sie bald und eines Tages gab der König ein Fest. Sie feierten bis tief in die Nacht und um Mitternacht fing der Prinz an zu leuchten wie eine Sonne. Alle bemerkten es, sie erschraken, doch der Prinz fing an in der alten Sprache zu reden, was alle beruhigte, obwohl nur das Königspaar es verstand. Man sagte nun, der Prinz sei zu Großem ausersehen und es sei ein Zeichen seiner Macht. Die Tage vergingen und der Prinz bekam mit jedem Tag ein größeres Verlangen, zu dem Bauernmädchen zu reiten. Jede Nacht um Mitternacht, begann er zu leuchten, nur an den Tagen, an denen er traurig war und voller Kummer, leuchtete er nicht. Doch schließlich wurde der Drang das Mädchen wieder zu sehen so stark, dass er in die Richtung ritt, die seine Sinne ihm zeigten. Mitten auf dem Weg rannte ein Mädchen ihm zu. Es war das Bauernmädchen und als sie sich trafen, war es, als hätten sie sich seit Ewigkeiten gekannt. Der Prinz küsste das Bauernmädchen und während sie sich küssten, begannen beide zu leuchten, heller als die Sonne, doch es störte sie nicht. Der Prinz holte das Mädchen auf sein Schloss, denn er hatte ein Liebesband zu ihr geknüpft. Nach diesem Ereignis gab es erst einmal einen Menschen, der so wie der Prinz jede Nacht um Mitternacht leuchtete, bis das Liebesband durch den ersten Kuss vervollständigt war.“
Ein Liebesband? Das konnte nicht sein, es gab niemanden, der mir gefiel, niemand zu dem ich ein Liebesband hätte knüpfen können. Mina sah mich an, einerseits ein wenig interessiert, andererseits ein wenig böse: „Herrin, ich hoffe inständig, dass es nicht der ist, von dem ich glaube, dass er es ist!“.
„Wenn meinst du?“, fragte ich ehrlich erstaunt.
Sie verdrehte die Augen: „Also doch er! Elanor, er hat Frau und Kinder!“
„Ich weiß nicht wovon du redest!“
„Lüge nicht Königin, es liegt doch auf der Hand, du warst den ganzen Tag bei Selfont. Elanor, wie willst du das leugnen?!“
Ich wusste nicht, ab ich lachen, weinen oder wütend sein sollte, es war lächerlich anzunehmen, ich würde Selfont lieben. Doch machte es mich unglaublich traurig, dass Mina mir nicht glaubte und wütend das sie das tatsächlich dachte. Der Impuls zu lachen überwog und so fing ich kurz an zu lachen, wurde aber sofort wieder ernst. „Mina, glaubst du wirklich, ich würde dich anlügen?“
„Nun ja…“
„Wäre dem so, könnte ich nichts dafür, denn man entscheidet nicht, ob man ein Liebesband zu einem knüpfen will oder nicht. Zweitens bin ich deine Königin und könnte dich für deine Worte hängen lassen. Was ich natürlich nicht tun werde… .“
Mina sah zu Boden und nach einer Weile mir ins Gesicht: „Es tut mir Leid für meine Ungezogenheit, doch ich hoffe, dass ihr mich nicht belogen habt und ihr nichts von Selfont wollt“
„Ich lüge nicht. Doch sag, Mina, wäre es denn überhaupt möglich, hat er kein Liebesband zu seiner Frau?“
„Nein, es ist eine Nutzgemeinschaft, wie bei so vielen Familien“
„Das wusste ich nicht. Trotzdem, ich habe kein Liebesband zu ihm, er ist 30 Jahre älter als ich! Außerdem sieht er nicht besonders gut aus.“
„Nun, ich denke, du belügst mich wirklich nicht, aber wenn liebst du dann?“
Ich dachte nach, es gab niemanden den ich liebte, niemand der mir aufgefallen war, niemand! Ein Bild von dem komischen Mann, den ich verdrängt hatte, blitzte in mir auf. Der Junge mit den schwarzen Haaren und den grünen Augen, schönen grünen Augen… . Nein, auch das konnte nicht sein. Nein, er hasste mich, das ging nicht, es gab wirklich niemanden. „Nein, mir fällt wirklich niemand ein“
„Na bald wird es dich zu ihm ziehen und dann wissen wir, wer es ist.“
Sie wollte schon wieder gehen, doch rief ich sie noch einmal zurück. Sie drehte sich zu mir und machte ein fragendes Gesicht. „Mina, erinnere dich was ich gestern sagte, du sollst meine Beraterin werden. Bist du einverstanden?“
„Ich…ich weiß nicht. Ist das erlaubt?“
„Ja, doch musst du ein Jahr Probezeit überstehen, einer der Fürsten wird dich betreuen.“
Sie sah mich an: „Selfont wird das tun, nicht war?“.
Ich war völlig perplex, dass sie es wusste, doch ärgerte es mich, dass sie schon wieder damit anfing. Daher ließ ich mir nichts anmerken und sagte: „Wieso gerade Selfont? Willst du ihn? Ich hatte eigentlich an Melindo gedacht“. Melindo war ein kleiner, dicker und dümmlicher Fürst, der das letzte Jahr von meinem Onkel eingesetzt worden war. Amalio, der vor ihm Fürst gewesen war, hatte mein Onkel verbannt, obwohl ich nicht ganz wusste, warum. Er hatte jedenfalls ein Schwerverbrechen begangen.
„Das meinst du doch nicht Ernst?“, fragte sie ein wenig entgeistert.
„Findest du es denn eine schlechte Idee? Nun, du sollst ja meine Beraterin werden, also werde ich auf dich hören und Selfont fragen, ob er dazu bereit ist. Damit wäre die Sache geklärt, du kannst gehen!“
Für dem Bruchteil einer Sekunde starrte sie mich an, doch fing sie sich sogleich wieder: „Elanor, es tut mir Leid. Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist, ich habe mich unmöglich meiner Königin gegenüber verhalten“. Sie sank auf die Knie: „Vergib mir!“.
Ich bückte mich zu ihr, nahm sie in den Arm und zog sie hoch: „Mina, ich habe dir längst vergeben. Ich sage dir doch, du bist für mich, wie eine Schwester. Ich kann dir nicht richtig böse sein“.
Mina machte einen Knicks vor mir, nachdem ich sie losgelassen hatte. „Danke, Schwester“, sagte sie und in mir begann ein kleiner Freudensausbruch, dass sie mich Schwester genannt hatte und nicht Herrin, oder irgendetwas Unnötiges. Ich strahlte über das ganze Gesicht und für eine Minute wurde das Zimmer von einem Leuchten erfüllt, als wäre eine goldene Sonne darin. Als das Phänomen vorbei war, sah Mina mich mit großen Augen an: „Du… hast geleuchtet, aber anders als gestern. Du hast geleuchtet, wie die strahlend, goldene Sonne von Amrûm. Wie hast du das gemacht, es ist noch nicht Mitternacht. Das war nicht von Liebesband, vielleicht gestern auch nicht. Vielleicht gibt es einen anderen Grund“
„Wie ich das gemacht habe, weiß ich nicht. Ich habe mich gefreut, das ist alles“
„Hm, wahrscheinlich hast du Recht und es hatte auch gestern nichts mit einem Liebesband zu tun. Aber es war gestern anders… Ich werde weiter nachforschen…“.
Ich musste gähnen: „Mach das, Mina, mach das. Magst du mir noch aus dem Kleid helfen, ich bin müde“. So war ich kurze Zeit später schon in tiefen Schlaf gesunken.
In meinen Träumen sah ich den jungen Mann, doch er war mir nun nicht mehr feindlich gesinnt. Er berührte mich sanft und als wir uns küssen wollten, kam ein Ungeheuer und zerrte ihn weg. Er konnte sich nicht befreien und ich blieb wie erstarrt stehen und sah zu, wie das Ungeheuer ihn in die Dunkelheit schleppte…
Ich wachte auf. Das Zimmer war hell erleuchtet vom Licht, obwohl draußen keine Sonne schien. Ich sah auf meine Hände, sie leuchteten. Mein gesamter Körper leuchtete, alles so wie in der letzten Nacht. Es musste Mitternacht sein. Ich dachte an das, was Mina gesagt hatte, konnte das sein? Aber wen sollte ich lieben? Wen? Wieder blitzte das Bild des jungen Mannes in mir auf. Ich hatte von ihm geträumt, ich hatte ihn küssen wollen, aber wie konnte das sein? Wir konnten nicht füreinander bestimmt sein! Er hatte seine tiefe Abneigung gegen mich nur zu ausdrücklich gezeigt. Ich dachte an seine hasserfüllten Blicke, seine Stimme in meinem Kopf. Nein, ich hatte die absolute Überzeugung, egal wie gut er aussah, selbst wenn ich ihn mochte, ein Liebesband konnte nur dann funktionieren, wenn er auch etwas für mich empfand. Wenn wir füreinander, noch vor unserer Geburt, vom Schicksal bestimmt worden waren. Doch das war ausgeschlossen nach dem, wie er die Rose zertreten hatte.
Bald würde es mich zu dem ziehen, den ich liebte, unbewusst liebte. Bald würde ich wissen, wer es war, er würde kommen. Was würde aus meinem Bruder werden, wenn das Geschwisterband zerstört war. Würde er mich hassen, würde er mir vergeben, würde er verstehen? Ich wusste es nicht.
Das Leuchten war schon wieder fast verschwunden und das Zimmer dämmrig. Was würde ich dafür geben, mit meinen Eltern zu sprechen, sie um Rat fragen zu können. Oh, was wäre das für eine Freude. Da kam mir eine Idee: Der Spiegelteich! Es war möglich, ich hatte mir zwar vorgenommen, es nicht zu tun, aber… Ja, ich musste einfach!
Schnell war ich im Bett aufgesprungen und zog eine Hose und ein Hemd an.
Eigentlich war es unmöglich als Frau in einer Hose herumzulaufen. Trotzdem hatte ich mir vor ein paar Monaten eine Hose besorgt, da ich die elenden Kleidchen satt hatte und eines Morgens einfach einmal mit Hose und Hemd, wie ein Mann, erscheinen wollte. Ich hatte es nie getan, aber jetzt würde mir diese Hose trotzdem einen großen Dienst erfüllen.
Ich hüllte mich in einen schwarzen Kapuzenumhang und zog mir die Kapuze tief in die Stirn. Vorsichtig kletterte ich vom Fenster aus, an einem Gewächs, in den Garten herunter. Ich lief durch die Dunkelheit in Richtung des Pferdestalls.
Was tat ich eigentlich, ich floh aus meiner eigenen Burg, ohne wirklich zu wissen, ob ich zurückkommen würde. Doch ich musste meine Eltern sehen. Die Vorfreude darauf, war so groß, dass ich wieder begann zu leuchten.
,Mensch, wenn ich weiterhin als Sonne herumlief wurde ich bestimmt auffallen.' , dachte ich. Ich hüllte mich tiefer in den schwarzen Mantel, der mein Licht zu verschlucken schien. Doch das übrige Licht aus meinem Gesicht und von meinen Füßen war nützlich, denn es durchdrang die Dunkelheit um mich herum. Ich konnte mich endlich richtig orientieren und sah, dass ich durch die Dunkelheit einen falschen Weg eingeschlagen hatte.
Schnell fand ich durch mein Licht den Weg zum Pferdestall. Ich machte mir keine Mühe, mein weißes Pferd zu satteln, oder ihm Zügel anzulegen. Sanft weckte ich es, indem ich ihm leise ins Ohr flüsterte. Leise erzählte ich ihm, was ich vor hatte und leise wieherte der Schimmel zurück, als hätte er alles verstanden.
„Das ist also dein Plan“, hörte ich eine leise Stimme hinter mir sagen. Langsam drehte ich mich um, um den zu sehen, der gesprochen hatte. Vor mir stand Mina, noch immer in ihrem dunklen Dienerinnenkleid, welches sie am Tag getragen hatte.
„Mina“, sprach ich verdutzt: „Was…wie…warum?“. Sie sah mich lange an, als ob sie sich erst entscheiden müsste, ob sie mir die Wahrheit sagen konnte. Doch als sie dann sprach, spürte ich, dass sie die Wahrheit sagte. „Ich bin aufgeblieben und hatte mich kurz vor Mitternacht in dein Zimmer geschlichen, ich wollte sehen, ob du wieder leuchtest. Das war ja auch der Fall und ich wollte wieder gehen, doch da bist du aufgewacht und hättest mich entdeckt. Also quetschte ich mich in eine dunkle Ecke des Zimmers, ich wollte warten bis du eingeschlafen bist. Stattdessen begannst du dich umzuziehen, was mich wunderte und schließlich stiegst du aus dem Fenster. Ich dachte es ist gut, wenn ich dir folge, außerdem war ich neugierig. Und hier im Stall warst du zu sehr mit deinen Pferd beschäftigt, so habe ich fast alles gehört, was du erzählt hast.“ Während sie sprach, hatten sich mein Glück und meine Vorfreude in Unsicherheit und Wut gewandelt. Eigentlich wusste ich nicht so ganz, welches Gefühl ich fühlen sollte, doch meine Freude wich und mit ihr das helle Licht das mich umgeben hatte, bis nur noch das fahle Mondlicht durch die Türe hereinkam. Inzwischen war es ganz dunkel geworden, sodass ich Mina kaum sehen konnte.
„Elanor, ich muss dir was sagen“. Ich sah sie lange an, als könnte ich ihre Gedanken dadurch lesen, doch schließlich nickte ich. „Du hattest mich gestern gefragt, warum ich noch wach sei, ich hatte dir nicht geantwortet“ Warum erzählte sie mir das? Was hatte ich damit zu tun? „Ich war froh, dass du nicht noch mal gefragt hattest, denn ich hatte gehört, wie zwei Fürsten über den Spiegelteich sprachen und dachte an meine Mutter. Ich wollte sie sehen; als du kamst, war ich auf dem Weg zum Teich, doch als du geleuchtet hast, und das Glück mich durchdrang, wusste ich, dass es meiner Mutter gut ging und ich nie zum Spiegelteich gehen sollte.“ I
ch wusste nicht, was ich sagen oder denken sollte. Zweifel überkamen mich, ob ich zum Spiegelteich gehen sollte, doch wieder überkam mich das Gefühl in den Teich schauen zu müssen. „Mina, steig auf, bitte!“. Fragend sah sie mich an, doch ich bedeutete ihr mir zu vertrauen und so stieg sie auf. Ich sagte zu meinem Pferd: „Komm mit!“, und das Pferd folgte mir leise.
Ich ging geradewegs auf das Tor zu, in Friedenszeiten war es Tag und Nacht geöffnet, doch standen Wachen davor. Als ich kam, fragten sie: „Wohin des Weges, Fremde? Was macht ihr mit dem Schimmel der Königin und warum kommt Ihr zu so später Stunde, bei Nacht und Nebel?“.
Seine Stimme verriet, dass er glaubte zwei Verbrecher vor sich zu haben. Beide hatten ihre Hände auf dem Schwertknauf. Dennoch blieb ich gelassen, langsam zog ich die Kapuze zurück, dass die Wachen mein Gesicht sehen mussten, ihre Augen weiteten sich. „Herrin, seid ihr das wirklich? Was…“
„Was wenn es nur ein Trugbild ist, der dunklen Magie?“
„Was, wenn sie es tatsächlich ist und wir lassen sie nicht passieren?“
„Was…“, setzte der andere an, doch ich unterbrach ihn: „Halt, ich kann euch beweisen, dass ich, ich bin.“
Glücklicherweise hatte ich den Ring mit dem Königssiegel bei mir und konnte ihn der Wache zeigen. Schnell salutierten sie.
„Verzeihung, Herrin, es ist so ungewöhnlich, dass man um Mitternacht aus dem Tor will“
„Schon gut, ich komme spätestens eine Stunde vor dem Morgengrauen wieder. Wenn ich nicht komme, könnt ihr Leute schicken, um mich zu suchen, doch ich werde kommen“. Wieder salutierten sie: „Jawohl, Herrin“
„Wo ich hingehe ist egal“, mit diesen Worten schwang ich mich auf den Schimmel vor Mina und flüsterte ihm ins Ohr, dass er zum Spiegelteich galoppieren sollte.
Ich hatte Recht, mein Pferd verstand mich. Es preschte los und galoppierte auf den Wald zu, in dem der Spiegelteich lag. Der Wind zerrte mir die Kapuze vom Kopf und meine Haare flatterten im Wind. Mina hatte ihre Arme fest um mich geschlossen und schwieg, auch ich sagte nichts.
So ritten wir eine ganze Weile. Bald waren wir tief in den Wald hinein geritten. Mina brach die Stille: „Elanor, was hast du vor?“.
Ich antwortete nicht sofort: „Mina, wenn ich dem Teich zu Nahe komme, wenn du denkst, ich könnte den Teich berühren, dann musst du mich zurückziehen und nach Hause bringen! Egal, was ich sagen oder tun werde.“
Mina klammerte sich noch fester: „Versprochen, ich werde auf dich achten!“. Darauf legte sich wieder Stille um uns, bis wir den Teich erreichten.
Langsam und ehrfürchtig setzte ich mich davor. Ich starrte in das spiegelglatte Wasser, doch erblickte nur mein eigenes Spiegelbild. Noch einmal drehte ich mich um. Mina stand mit einigem Abstand zu mir, neben meinem Schimmel, und streichelte ihn behutsam, während sie mich beobachtete. Wieder schaute ich in den Teich. „Nana, Ada, wo seid ihr“, sprach ich in Gedanken. Ich wiederholte diesen Satz gedanklich ganz oft und wurde immer lauter, als ob sie mich dadurch hören könnten. Die Trauer der ganzen letzten Jahre kam wieder in mir auf und eine kleine Träne rollte über meine Wange zu meinem Kinn, wo sie eine kurze Weile blieb, bis sie dann langsam begann zu fallen.
Die Träne fiel in das glatte Wasser des Spiegelsees. Als hätte ich einen großen Stein hineingeworfen, schlug die kleine Träne Wellen auf dem sonst so glatten See. Noch einmal flüsterte ich: „Nana, Ada, wo seid ihr? Kommt her! Ich brauche euch!“. Und als das Wasser sich beruhigt hatte, erschien nicht mein Spiegelbild, sondern das Spiegelbild meiner Eltern. Freude überkam mich und wieder legte sich ein goldener Schimmer um mich, doch ich beachtete das kaum und blickte nur auf das Spiegelbild meiner Eltern. Auch sie saßen im weichen Gras in einem Wald. Doch war dieser, wie Selfont es gesagt hatte, größer und schöner.
„Ada! Nana!“. Ein Lächeln lag auf ihren Gesichtern, sie waren glücklicher und auch das machte mich glücklich, wodurch auch mein Leuchten stärker wurde.
„Elanor“, sagte mein Vater: „Wie ist es dir ergangen?“ „Gut, mit einigen Schwierigkeiten, die das Leben so bereithält. Ihr seht glücklich aus.“ „Ja, uns geht es gut hier, mein Kind“, antwortete meine Mutter: „Tochter, du hast uns gerufen, was ist geschehen?“.
Ich begann nun ihnen alles zu erzählen, was mir seit langem auf der Seele lag. Es tat so gut, mit ihnen zu sprechen. Ich erzählte von der Krönung, von dem wütenden Mann, von meinem Onkel, von dem Leuchten, das immer kam, wenn ich mich freute und von dem Leuchten um Mitternacht. Ich erzählte ihnen auch, was alles nach ihrem Tod geschehen war, doch rückte das mehr in den Hintergrund. Meine Eltern hörten mir die ganze Zeit still zu, ohne mich zu unterbrechen, bis ich geendet hatte.
Dann fing meine Mutter an zu sprechen: „Elanor, mein liebes Kind. Wir können und dürfen dir nicht alle deine Fragen beantworten, doch ein paar von ihnen. Dinge musst du wissen, die dir niemand außer uns beantworten kann. Zu dem Leuchten: Wenn du um Mitternacht leuchtest, dann hat Mina ganz Recht. Du bist dabei ein Liebesband zu knüpfen und als Kind der Sonne trägst du die Gabe, dein Licht nach außen zu zeigen.“
„Wer es ist“, sprach mein Vater: „können wir dir nicht sagen, doch…“. Er sah meine Nana an: „Wir hoffen, dass es nicht der ist, von dem wir glauben, dass er es ist“
„Wen meinst du?“
Doch er sprach weiter, ohne mich zu beachten: „Und das Leuchten wenn du Glück empfindest: Jeder König und jede Königin von Amrûn trägt ihn. Bei dir bildet er sich gerade aus und wenn du dich freust wird das Leuchten stärker. Da es noch so schwach ist, wird es nur sichtbar, wenn du dich freust“. Für einen Augenblick war es still, doch dann sprach meine Mutter: „Kind, es ist viel Zeit vergangen, du musst zurück zum Schloss!“
„Aber was ist mit Gilgaraf und…“
„Wenn du im Schloss bist, hole das Buch, dass du nicht öffnen kannst und lege deine Rechte Hand auf die Mitte des Einbandes“
„Was hat das mit Gilgaraf zu tun?! Trotzdem danke ich euch für die Hilfe, ich muss noch so viel mehr erfahren! Ich komme morgen zurück, dann können wir erneut sprechen“
„NEIN!“, rief mein Vater: „Du darfst uns nicht mehr suchen, irgendwann würdest du den Teich berühren. Wir haben alles beantwortet und vergiss die Bibliothek nicht. Auch wenn du Fragen hast, wir werden nicht mehr kommen“.
Meine Mutter fügte hinzu: „Es gibt noch andere Möglichkeiten, um mit uns zu sprechen, höre einfach auf dein Herz, es kennt den Weg. Elanor, vergiss uns nicht und vergiss nicht, dass wir dich lieben“.
Ich begriff, dass sie sich gerade verabschiedeten: „Ada, Nana, nein, bitte bleibt!“. Tränen kamen in meine Augen und der Schein verblasste.
„Elanor, du bist stark. Wir sind stolz auf dich, doch wir müssen nun gehen“, sprach mein Vater. Tränen fielen über das Bild meiner Eltern und die Wellen ließen das Bild langsam verschwinden.
Als das Wasser sich ganz beruhigt hatte, war ihr Bild ganz verschwunden. Ich wollte in das Wasser springen, zu ihnen kommen, und streckte meine Hand dem Teich entgegen. Da rief eine Stimme in mir: „NEIN!“. Erschrocken zog ich mein Hand zurück. Es war ein männliche Stimme gewesen. Warum? Doch durch die Stimme hatte ich realisiert, was ich gerade tun wollte.
Schnell drehte ich mich um und sah Mina direkt hinter mir, bereit, um mich jeder Zeit zurückzuziehen. Ich hatte sie während dem Gespräch ganz vergessen. Sie sagte nichts und sah mich einfach nur fragend an. Ich wischte mir die Tränen vom Gesicht und versuchte zu lächeln. „Danke Mina, lass uns nun gehen!“, flüsterte ich.
In zwei Stunden würde die Sonne aufgehen, wir hatten also noch ein wenig Zeit. Trotzdem wollte ich nach Hause, ich musste nachdenken. Ich ging zu meinem Schimmel und streichelte ihm den Kopf. Er war dageblieben, er war ein wunderbarer Hengst. „Wie heißt er?“, fragte Mina auf einmal von hinten. Ich drehte mich um: „Ich weiß es nicht“. Ich dachte nach, dieser wunderbare Hengst brauchte tatsächlich einen Namen. „Ich glaube ich nenne ihn… Sonnenschein. In der alten Sprache heißt das Glawar“ „Glawar, ein schöner Name“. Ich lächelte. „Hast du gehört, du bist jetzt mein Sonnenschein, Glawar“, flüsterte ich Glawar ins Ohr. Dann setzten Mina und ich uns auf den weißen Hengst und ritten in Richtung des Schlosses.
Wir waren keine Minute geritten, da preschte uns ein braunes Pferd entgegen. Der Reiter sah uns und schrie: „Elanor!“. Das war Selfont. Oh nein, er hatte entdeckt, dass ich verschwunden war. Er war sehr wütend, das hörte ich an seiner Stimme. Trotzdem, er hatte kein Recht, mich so zu Maßregeln. Schon war er angekommen. „Elanor!“, schrie er mich an: „Was tatest du? Warst du am Teich?“.
Ich antwortete ganz ruhig: „Ja, ich war am Teich. Ich hatte mit meinen Eltern gesprochen und nein, wie du siehst, hatte ich den Teich nicht berührt“
„Was fällt dir ein? Ich hatte dir doch gesagt, wie gefährlich das ist, du hattest es mir versprochen!“
„Selfont“, sprach ich noch immer ruhig: „Warum regst du dich so auf? Mina war dabei und sie hätte mich im schlimmsten Falle wegziehen können. Ich lebe und Nana und Ada haben mir sowieso verboten wiederzukommen. Außerdem bist du nicht mein Vater. Ich bin sogar deine Königin, wie kannst du es wagen mich Maßzuregeln? Dass du es nicht gut fandest kann ich verstehen, aber ein solcher Aufstand, gegenüber deiner Königin geht nun mal nicht!“ Nach diesen Worten galoppierte ich davon, ohne Selfont noch eines Blickes zu würdigen.
Wenn ihr der meinung seit ich sollte die Kapitel in ein Buch tun damit es nicht so kompliziert ist schreibt mir einfach ne pinnwandnotiz
Texte: ALLE recht liegen beim AutorAußer cover: http://www.elfwood.com/~jenmorgan/Niphredil-and-Elanor.2845471.html
Tag der Veröffentlichung: 11.11.2011
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Ich widme dieses Buch Tobi und Tobi und meinem Bruder und ganz besonders Franziska die mir dieses Kapitel abgetippt hat!