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Alte Runen



Das Arbeitszimmer lag im höchsten der 5 Türme, von dort hatte man einen guten Ausblick über das Land und zudem war es sehr ruhig, damit man gut nachdenken konnte. Als ich eintrat las Gilgaraf gedankenverloren in einem Buch. Er schlug es zu als ich kam.„Was willst du?“
„Das sollte ich dich fragen, schließlich ist es doch mein Zimmer!“
„Oh“, sprach er verlegen, „Du hast Recht... ich vergaß... . Es ist nur ich wollte dringend etwas nachlesen ich kann schnell meine Sachen packen, dann kannst du dich einrichten.“
„Nein warte bleib da, ich will gern mit dir rede...“
„Nun gut, ich muss sowieso noch einiges mit dir klären!“
„Gut also fang du an, vielleicht erübrigt sich dann meine Frage!“
„Okay, also setze dich.“, ich tat wie gehiesen, „Ich muss dir dir noch einige Dinge geben, die das Volk nichts angehen. Dinge, die dir deine Eltern vererbt habben.“ Ich sah ihn an.
„Was für Dinge ?“ Er kramte in einer Schublade und zog einen alten Brief heraus, der in Runen beschriftet war. Doch ich konnte es nicht lesen, er legte den Brief auf den Schreibtisch und schob ihn mir zu. „Was steht darauf?“, fragte ich. Er sah mich erstaunt an.
„Hat man dir das nicht beigebracht?“
„Nein. Im Unterricht habe ich nur Nähen und Stricken, backen und reiten gelernt, ganz so wie es sich für ein Mädchen geziemt“, fügte ich mit einem Augenrollen hinzu.
„Paperlapap, so ein Unsinn. Du leitest ein Königreich, was bringt dir da Nähen, Stricken und Backen?! Das muss sofort nachgeholt werden... aber nicht so dass es jeder mitbekommt, sonst wäre dein Ruf nicht mehr so gut. Warum hast du keine bessere Ausbildung bekommen?...“
„Warum fragt Ihr mich das Onkel. Solltet Ihr nicht dafür sorgen das ich richtig ausgebildet werde?“
„Ja, schon. Ich hatte viel zu tun... aber das ist natürlich keine Entschuldigung. Also hast du die Ausbildung eines normalen Mädchen von hohem Stand bekommen?“
„ So ist es Onkel.“
„Nun gut, das Versäumte muss nachgeholt werden. Wenn du erlaubst. Oh ich vergaß, wenn Ihr erlaubt kann ich Euch helfen zu regieren, bis ihr das Versäumte aufgeholt habt Herrin!“
„ Onkel nenne mich nicht Herrin, ich bin deine Nichte! Aber zu deiner Frage, ich bin einverstanden, steh mir das erste Jahr bei, bis ich alles weiß was du auch weißt!“
„ So sei es! Nun aber zurück zu dem Brief... die Runen bedeuten: 'An unser geliebtes Kind Elanor, die Sonne unseres Herzens, auf das sie ihn zu ihrem 17 Geburtstag bekommt, sobald sie Königin ist!'“ Die Sonne unseres Herzens? Oh meine Eltern! Sie hatten mich so geliebt! Wenn das stimmte was die alten Frau über den Tod gesagt hatte, würde ich mich fast schon darauf freuen zu sterben, weil ich dann meine Eltern wiedersah. Gilgaraf schob mir den Brief wieder zu. „Nimm ihn nur du darfst ihn öffnen.“ Zögerlich nahm ich den Brief, das war ein Brief meiner Eltern! Von denen ich seit über sieben Jahren nichts mehr gesehen oder gehört hatte. Ich drehte den Brief um, das Siegel zeigt eine Sonne es musste also mit dem königlichen Ring gemacht worden sein... Ich brach das Siegel und öffnete den Brief. Der Brief selbst war nicht in Runen geschrieben, sondern in einer gemeinsamen Schrift die jedes Kind in Amrûn lernte. Der Brief hatte Weinflecken als ob nach dem Schreiben meinen Eltern ein Weinglas umgefallen war und manche Zeilen waren unlesbar, weil Tinte verschüttet worden war. Komisch das sah meinen Eltern gar nicht ähnlich... Dann begann ich den Brief zu lesen:

Unser liebes Sonnenkind Elanor,
wir hoffen es geht dir gut! Wir kämpfen hier an der Front nun schon seit einer Woche, die Schatternkrieger sind sehr stark...Hier waren Tintenflecken und man konnte die Schrift nicht mehr lesen...bestimmt sind wir...wieder Tintenflecken... Geburtstag...Tintenfleck...wieder zurück! Viele Krieger haben wir verloren denn die Schattenkrieger versuchen viele lebendige gefangen zu nehmen. Doch wir werden eine Rettungsaktion starten um sie vor Qualen zu bewahren. Doch erschreck deswegen nicht! Alles wird wieder gut, Kriege sind schrecklich doch wenn man in ihn hineingerät muss man stark sein. Deshalb sei nicht traurig wenn wir an deinen Geburtstag nicht da sind! Du bist ein tapferes Mädchen das wissen wir! Doch nun zu der wichtigsten Sache lies das gut... Nun kam ein großer Tintenfleck vermischt mit Wein so dass man nichts mehr lesen konnte. Warum hatten sie den Brief nicht nochmalgeschrieben, wenn ihnen das Tintenfassumgefallen und der Inhalt so wichtig war? Unten stand dann noch:
Wir haben euch lieb!
Alles Liebe mein Sonnenstern
Deine Nana und dein Adâ

Ich sah nachdenklich auf, Gilgaraf sah mich an.
„Was ist?“
„Sie wollten mir etwas wichtiges schreiben doch dieser Teil ist mit Tintenflecken verschmutzt so dass man nichts lesen kann!“
„Hm, darf ich mal sehen?“ stumm reichte ich meinem Onkel den Brief. Er überflog den Brief, sah aufs Datum und sprach dann: „Es ist der Tag ihres Todes, an dem sie den Brief schrieben.“ Ich zuckte kurz zusammen. Gilgaraf sprach weiter: „Ich war damals dabei... es gab einen Überfall der Schatten bei dem deine Eltern starben. Es kam ganz plötzlich und wahrscheinlich lief das Ganze so ab. Deine Eltern schrieben den Brief. Plötzlich kommt die Meldung die Schatten sind im Lager, schnell wollen sie noch den Brief ins Kuvert stecken und versiegeln, in der Hektik stoßen sie das Tintenfass um und ein Weinglas auch. Sie merken nicht dass genau das Wichtigste verschüttet wurde, stecken den Brief ins Kuvert, versiegelten ihn schnell und gingen dann in ihren letzten Kampf.“ Ich überlegt kurz.
„Vielleicht hast du Recht, doch warum konnten sie nicht warten bis der Überfall vorbei war, schließlich wussten sie ja nicht dass sie sterben würden...“
„Du weißt ja nicht wie wichtig und vertraulich der Brief war, da er vertraulich war, verschlossen sein. Damit man ihn nicht ganz ungehindert lesen konnte.“
„Ja, so muss es wohl gewesen sein...“ Es war eine vernünftige Erklärung doch meine Intuition sagte mir das etwas faul sei. „Du wirst wohl Recht haben.“, sagte ich und nahm mir vor den Brief später nochmal genauer zu untersuchen.
„So das war der Brief, ich habe aber noch etwas anderes...“ Er kramte in der Schublade und zog ein kleines sehr alt und geheimnisvoll aussehendes Buch hervor. Es war in schwarzes Leder gebunden und eine goldene Sonne strahlte auf der Vorderseite. Gilgaraf legte das Buch zögerlich zwischen uns. Am Rand des Buches wie ein Rahmen waren goldene Runen geschrieben. Ich nahm das Buch in die Hand. Das Leder war weich und fühlte sich gut an und es roch so wie alte Bücher manchmal rochen, aber nicht verstaubt. Ich wollte das Buch öffnen doch sah ich nicht wie, denn das Leder umhüllte das ganze Buch und es gab keine Öffnung.
„Es hat keine Öffnung...“ sagte ich und sah fragend meinen Onkel an
„Ich weiß, ich habe oft versucht es zu öffnen, doch es ist zwecklos! Das Buch ist seit Urzeiten in dem Besitz deiner Familie, doch weiß ich nicht was sie damit taten, ich versprach deiner Mutter es dir zu geben. Ich habe dieses Versprechen erfüllt, aber ich kann dir nichts darüber sagen. Ich habe versucht das Leder zu zerschneiden, aber die Runen begannen zu leuchten und der Schnitt war dann nicht mehr zu sehen vielleicht...“
„Hm, was bedeuten denn diese Runen?“
„Es sind uralte Runen mit magischen Bedeutung... ich kenne nur wenige von ihnen, doch ich glaube einige sind Schutzzauber und die Zeile am Oberen Rand heißt, 'des Königs‘ Hand öffne dies Buch'. Doch als ich König war konnte ich das Buch auch nicht öffnen...“
„Na du warst auch kein König, du warst ein Zwischenherrscher, der regiert hat bis ich alt genug bin.“
„Recht hast du.“, antwortete Gilgaraf nach kurzem überlegen, „versuch du doch das Buch zu öffnen“
„Auch ich bin kein König sondern eine Königin, aber ich kann es später mal versuchen.“
“Wie du meinst du kannst mir ja sagen wenn du es schaffst.“
„Ja, das kann ich, gibt es noch mehr was du mir geben muss.“ „ Nein, das war alles, du bekommst ihr Vermögen, dieses Schloss, aber das ist ja selbstverständlich. Diese 2 Dinge wollte ich dir nur speziell geben.“
„Gut“, ich nickte „dann lass mich jetzt bitte allein, du hattest schließlich Zeit um deine Sachen zu packen.“ „ Ab...“, setzte mein Onkel an, fasste sich an die Stirn und sprach dann
„Ich vergaß schon wieder, verzeih mir. Natürlich gehe ich nun, wenn ihr etwas braucht, so lasst mich rufen.“
„Ja, ich komme schon zurecht, auf Wiedersehen.“ Er nahm eine Kiste mit Papieren und Büchern und ging zur Tür bevor er verschwand sagte ich noch einmal: „Onkel, danke für alles und vergesst nicht mir die Runenschrift beizubringen!“ Mein Onkel runzelte die Stirn lächelte aber sogleich darauf.
„Natürlich“ Dann war er verschwunden. Seit der Krönung war das die erste Minute, die ich für mich alleine hatte. Es tat gut einen Augenblick zu entspannen und keine Stimmen hören zu müssen. Bevor ich mich mit dem Buch oder sonst etwas beschäftigte, musste ich erst einmal meine Gedanken ordnen. Der junge Mann, die alte Frau, das alles war viel auf einmal gewesen! Warum hatte der Mann mich so voller Hass angesehen? Was hatte ich ihm getan? Hatte er ein Problem dass eine Frau Königin wurde? Doch diese Stimme die ich in meinem Kopf gehört hatte, die Erinnerung war schrecklich, es war seine Stimme gewesen das wusste ich ohne sie zuvor jemals gehört zu haben. Diese Stimme sie war abgrundtief schrecklich gewesen, voll Hass und Neid, aber dennoch hatte sie irgendwie...irgendwie schön geklungen. Ich weiß das klang verrückt aber wenn die Stimme etwas anderes gesagt hätte wäre sie wunderbar gewesen. So war es auch mit seinem Wesen, ich sah seine grünen Augen vor mir. Der Mann war wunderschön gewesen, wäre da nicht sein Hass und seine Wut gewesen. Wie konnte er mir gefallen? Ich sollte erschreckt sein, jemanden um Rat fragen, aber ich konnte nicht, stattdessen sah ich ihn vor meinem inneren Auge und stellte mir vor wie er ohne den Zorn gewesen wäre. Ich nahm ein Blatt Papier aus der Schublade, ich musste meine Eindrücke aufschreiben bevor ich sie vergaß. Ich kramte in der Schublade bis ich Feder und Tinte gefunden hatte und schrieb folgendes auf:
Wer ist der Mann mit den grünen Augen und schwarzen Haaren?
Wieso konnte ich seine Stimme in meinem Kopf hören?
Was hat er gegen mich?
Wer der Mann war, war schwierig herausfinden. Ich musste die Leute fragen und dann wusste ich vielleicht auch mehr über meine anderen Fragen. Meine Eltern würden mir beistehen, wenn sie doch nur noch leben würden, dachte ich dabei fiel mir wieder ein was die alte Frau gesagt hatte: >>Der Tod ist nur eine Reise in ein Land in dem alles besser ist...<<
Mein Herz schlug schneller, ich hätte die alte Frau küssen können, ich schrieb auf mein Blatt: Gibt es ein Leben nach dem Tod?
Diese Frage konnte ich vielleicht mit einem Buch lösen. Ich hatte einmal gehört das es eine geheime Treppe in eine geheime Bibliothek gab, ich sah mich im Zimmer um, es sah ganz normal aus. Der Schreibtisch stand gegenüber der Tür nach draußen und hinter ihm war ein Regal mit Büchern, rechts war ein Fenster von dem aus man einen guten Überblick über das Schloss und die Wiesen und Wälder des Westens hatte. Links war ein Sofa und an der Wand hingen Bilder von meinen Eltern meinem Großeltern von einem Sonnenaufgang und von anderen Königen und Königinnen, die ich nicht kannte. Wo könnte hier eine geheime Bibliothek versteckt sein?
Bedacht ging ich zum Bild mit dem Sonnenaufgang, irgendwie passte es nicht hierher auch wenn Amrûn Sonnenaufgang bedeutete, unter den ganzen Portraits fiel es auf. Ich nahm das Bild von der Wand, an der Wand waren viele goldene Runen gemalt worden, ähnlich wie bei dem Buch, das ich nicht öffnen konnte. Behutsam strich ich über die schönen Runen die ich nicht lesen konnte. Da geschah etwas seltsames, das Bücherregal hinter dem Schreibtisch begann sich durch Magie leise, fast unhörbar, zu drehen bis ein schmaler Durchgang frei war. Wow, ich konnte nur staunen wie fantastisch, wie wundersam das alles war. Mit pochendem Herz ging ich durch den Durchgang. Ich lief ein paar Treppen hinauf und fand mich dann in einem Zimmer voller Bücher wieder- die geheime Bibliothek! Mein Herz raste vor Aufregung. WOW! Das runde Zimmer war viele Meter hoch und die Bücherregale bedeckten die ganze Wand. Nur ab und zu war das Bücherregal unterbrochen um ein kleines Fenster frei zu geben durch, welches Licht in das dunkle Zimmer brachte. Es gab jedoch keine Möglichkeit um an die oberen Bücher zu kommen. Auf dem Boden war eine goldene Sonne gemalt verziert mit silbernen Runen. „Was diese Runen wohl bedeuten?“, hauchte ich ihre Schönheit bewundernd. Da geschah es, ich weiß gar nicht wie ich es beschreiben kann denn es war... unbeschreiblich!
Ein Wind kam auf und die silbernen Runen begangen zu leuchten. Es war als käme der Wind aus der Sonne. Der Wind begann sich auszubreiten und segelte spiralförmig an den Bücherregalen empor. Dabei fielen Bücher herunter die langsam vom Wind getragen mitsegelten. Bis der Wind oben angelangt war, dann stürze er mit hoher Geschwindigkeit auf die Sonne zu. Auch die Bücher fielen herunter doch kurz bevor sie den Boden berührten stießen sie auf den Wind der abgebremst hatte. Das letzte Stück segelten die Bücher langsam zu Boden sodass sie gestapelt in der Mitte der Sonne zum liegen kamen, dann war auch der Wind verschwunden und das Leuchten der Runen erloschen. Langsam ging ich auf die Bücher zu, kniete mich nieder und las den Titel des ersten Buches „Magische Runen

“ WOW dieser Ort war so magisch, eine einfach Frage genügte um die Bücher zu kommen in denen man Antwort fand. Ich konnte gar nicht mehr anders als staunen das alles war so fantastisch es war einfach...einfach...einfach WOW!! Ich nahm die Bücher in die Arme und ging aus der Bibliothek die Stufen hinab in das Arbeitszimmer. Niemand sollte von dem geheimen Orten erfahren und bald würde jemand kommen weil ich die Gäste empfangen musste und bis dahin musste alles so Aussehen wie zuvor. Ich ging in das Arbeitszimmer zurück und strich mit der Hand wieder über die Runen an der Wand, wie zuvor. Das Bücherregal drehte sich wie von Geisterhand wieder richtig hin, so das nichts mehr vom Durchgang zu sehen war. Dann hängte ich das Bild wieder an seinen Platz und setzte mich hinter meinen Schreibtisch. Noch immer konnte ich kaum fassen was alles an diesem sonderbaren Tag geschehen. Außer dem Buch „Magische Runen

“ hatte der Wind mir die Bücher „Einführung in die Runenkunde

“, „Unsere alte Schrift - die Runen - Alte und Magische Runen

“ gebracht. Wenn ich die alle durchlesen würde wäre der Unterricht meines Onkels nicht mehr notwendig, denn er konnte zwar Runen lesen aber keine magischen Runen. Die letzten sieben Jahre war mein Onkel hier in diesem Zimmer gewesen war er nie in der Bibliothek gewesen. Er hatte doch gesagt, er habe alles versucht und er könne keine magischen Runen lesen, also war er auch nie in der Bibliothek gewesen, sonst hätte er es entschlüsselt. Ich setzte mich hinter meinen Schreibtisch und betrachtete die Bücher der Bibliothek es konnte wohl kaum schaden, wenn ich begann die Bücher zu lesen bevor der Unterricht meines Onkels begann. Daher nahm ich mir das Buch „ Einführung in die Runenkunde

“ und begann zu lesen. Da ich schlecht aufschreiben kann was genau darin stand gebe ich euch eine kleine Zusammenfassung der wichtigsten Punkte. Es wurde erzählt das unsere Vorfahren mit Runen geschrieben haben und es unsere ‚Urschrift‘ ist von ihr leiten sich alle bestehenden Schriften ab. Runen werden heutzutage meist nur für magische Zwecke genutzt, wobei es dafür spezielle magische Runen gibt. Im Alltag werden die Runen nur noch selten verwendet nur für wichtige und spezielle Zwecke. Weiter konnte ich an diesem Tag auch gar nicht lesen denn nach dem ich das erste Kapitel über die Anwendungen der Runenschrift gelesen hatte klopfte es.
Ich legte die Bücher in eine Schublade des Schreibtisches und bat denjenigen hereinzukommen. Es war mein Bruder. Langsam schloss er die Tür hinter sich und trat näher zu mir. „Herrin - oder darf ich dich noch Elanor nennen? Die Gäste werden bald kommen Ihr müsst, also du musst bereit sein für den Empfang.“
„ Also Tinu!! Du bist mein Bruder natürlich sollst du mich noch Elanor nennen! Zu dem Zweiten, ja ich kann sofort kommen.“ Ich stand auf und ging zu der Türe. Fröhlich lächelnd sagte mein Bruder
„Na dann hab ich ja nochmal Glück gehabt. Gilgaraf hat nämlich vorhin gesagt ich muss dich ab sofort mit Majestät oder Herrin ansprechen.“ Er grinste mich an und öffnete mir die Türe.
„Na man sollte halt nicht alles glauben was unser Onkel so sagt...“ Die Wachen vor der Tür salutierten, ich nickte ihnen freundlich zu. Mein Bruder wurde wieder ernst und senkte die Stimme.
„Hat Gilgaraf nicht immer gesagt er will sobald du Königin bist sich zu einer Trauerzeit um seine Schwester zurückziehen?“
„Ja“, antwortete ich ebenso mit gedämpfter Stimme. „Wieso?“
„Na er hat mir vorhin gesagt er wolle doch noch hier bleiben, um dir zu helfen und dich zu beraten.“, wisperte er
„Ja das ist wahr. Er fragte mich und ich bejahte. Ich dachte in diesem Moment gar nicht an dieses Vorhaben.“ ich runzelte die Stirn. „Wieso hat er mich überhaupt gefragt wenn er doch so unbedingt weggehen wollte?“
„Er hat sogar dich gefragt!?“, sagte mein Bruder erstaunt, „ Das ist aber wirklich sehr merkwürdig!“
„Ja du hast Recht wir müssen später nochmal sprechen!“ Wir waren am Salon angelangt. Viele Fürsten allein oder mit ihrer Dame waren schon da. Mein Bruder wisperte mir unauffällig ihre Namen zu. Denn ich kannte nur die wenigsten, die mit denen meine Eltern gut befreundet gewesen waren und die oft bei uns zu Besuch waren. Dann ging ich auf einen nach dem anderen zu und begrüßte sie herzlich. Die Fürsten und Fürstinnen wiederum beglückwünschten mich. Die Diener servierten Plimbs, ein kleines Gebäck das es in Amrûn gibt. Als alle begrüßt waren gingen wir in den Speisesaal noch immer war alles wunderbar geschmückt. Ich nahm in der Mitte des langen Tisches auf einem großen Thron platz. Zu meiner Rechten saß mein Bruder, zu meiner linken meinen Onkel, mir gegenüber der beste Freund meines Vaters, Selfont mit seiner Frau Eimilia und seiner Tochter Carry.
Selfont erzählte von meinen Eltern, wie tapfer und gut sie gewesen waren, wie sie voll Liebe und Gerechtigkeit regiert hatten, während es Tee und Amrûnisches Gebäck gab. Außerdem gab es eine riesige Sahnetorte an der sich Zuckergussröschen hochwanden und auf deren Spitze eine Krone steckte. Ich liebte es wenn man Geschichten von meinen Eltern erzählte es füllte mich Stolz, aber ...auch mit Trauer. Auch mein Bruder hörte gebannt den Geschichten Selfonts zu, bis schließlich ein Barde kam der von Heldentaten längst vergessenen Zeiten sang. Doch ein Lied gefiel mir besonders, es handelte von zwei Geschwistern die ein unglaublich starkes Geschwisterband hatten. Doch der eine fand die Liebe seines Lebens und durch das Liebesband löste sich das Geschwisterband auf. Doch die Geschwisterliebe überwand das Böse, den Hass, der durch die Auflösung entstand und schaffte es ein schwaches Geschwisterband wieder zu knüpfen. Es war nicht normal dass ein Geschwisterband bestehen konnte wenn ein Liebesband geknüpft wurde. Meistens verwandelte sich die Geschwisterliebe in Geschwisterhass, was nur gestoppt werden konnte wenn beide ein Liebesband hatten und nur dann wurde alles wieder normal. Allerdings knüpften nicht viele Menschen Amrûns ein Liebesband, obwohl ein Blick auf die Liebe des Lebens reichte, um die Verknüpfung zu starten. So verging der Nachmittag und es ging auf den Abend zu.
Da stand mein Onkel auf einmal auf und bat um Ruhe, langsam wurde es still und alles sahen Gilgaraf an. Gilgaraf erhob die Stimme und sprach „Liebe Fürsten und Fürstinnen, liebe Gäste wir haben uns heute versammelt um zu feiern. Zum Ersten, weil mein liebe Nichte heute Geburtstag hat und volljährig wird.“ Alle klatschten. „Zum Zweiten aber auch um zu feiern dass sie Königin geworden ist und alle 3 Aufgaben perfekt gelöst hat.“ Wieder klatschten alle. „ Ihr seid die Fürsten und Fürstinnen des Landes, ihr vertretet die Königin in den Teilen des Landes, in denen sie nicht immer sein kann. Ihr müsst wie sie mit Gerechtigkeit gebieten, sodass Frieden im Volk herrscht. Deshalb müsst ihr Elanor den Treueschwur leisten damit sie sicher sein kann, dass ihr sie vertretet und nicht euer eigenes Imperium aufbaut. Elanor gehe in den Thronsaal wir kommen gleich nach. Tinu begleite Sie!“ Wieso befahl er mir was ich tun sollte, ich stand über ihm !
„Werter Onkel ich werde dir folgen, doch muss ich dich bitten dich vorher zu entschuldigen! Ich weiß ihr meint es nicht böse doch vergesst Ihr das ich nun Königin bin. Ihr könnt mir nichts befehlen! Bis gleich mein Onkel.“ Mit diesen Worten stand ich auf und ging würdevoll aus dem Zimmer, mein Bruder lief mir schnell hinterher.
Im Gang hörte ich noch ein paar unterdrückte Lacher. Schnell schritt ich auf den Thronsaal zu. Mein Bruder lief neben mir und kicherte. „Du hast es ihm ganz schön gezeigt!“
„Ich wolle nur das klar ist das man mich nicht kommandieren kann, ich wollte ihn nicht demütigen oder so.“
„Na auf jeden Fall hast du gezeigt, dass du die Königin bist und nicht mehr Gilgaraf.“ Wir waren beim Thronsaal angelangt und ich setzte mich auf den Thron. Ein Diener kam mit einem Kissen auf dem das Zepter bereit lag herein. Ich nahm es und sah Tinu an „Stell dich rechts von mir auf, du sollst Zeuge des Schwures sein.“
„ Gut“ Tinu stellte sich neben mich. Dann kam ein Diener er sagte den Namen des Fürsten und daraufhin kam der Fürst. Ich fragte ihn ob er freiwillig ohne Zwang den Schwur ablegen wolle, er bejahte, kniete sich nieder und schwor Lehnstreue auf ewig. Er küsste meinen Ring und ich half ihm auf , küsste seine Stirn und entließ ihn. So ging es weiter ein Fürst nach dem anderen kam herein, manche mit ihrer Frau andere allein. Die die geschworen hatten reihten sich in dem Saal links und rechts auf. Schließlich waren alle 6 Fürsten und 6 Fürstinnen im Thronsaal und niemand kam mehr. Da rief ich den Diener. „Diener, alle Fürsten sind nun da, dass ist richtig und gut, doch was macht mein Onkel. Hol ihn herein!“ Der Diener verbeugte sich und ging heraus 2 Minuten später kam Gilgaraf hereingestürmt. Er verbeugte sich knapp und sprach dann.
„Herrin, was wollt ihr von mir? Ich bin kein Fürst ich vertrete euch in keinem Teil eures Reiches. Warum als ruft ihr mich?“
„Gilgaraf, vorhin sprachen wir darüber, dass ihr mein Berater werden wollt, doch früher sagtet ihr, ihr wolltet sobald ich herrsche euch zurückziehen und eine Trauerzeit wegen eurer gefallenen Schwester einlegen. Nun frage ich euch, die Fürsten sind Zeugen, was wollt ihr tun wollt ihr gehen so will ich euch geben was ihr braucht. Wollt ihr bleiben und mich beraten so bitte ich euch gebt mir den Treueschwur, damit ich sicher sein kann das ihr mich immer zu meinen Gunsten beratet.“
„Ich...ihr...ihr habt Recht ich wollte gehen um zu trauern, doch dann dachte ich es wäre meine Pflicht euch zu helfen.... Nun bin ich mir nicht sicher, ich weiß nicht .“
„Was sagt dein Herz dir?“
„Das ich gehen sollte.“ Sagte er nach kurzem zögern. Ich erhob die Stimme.
„Diener macht alles bereit, mein Onkel reitet im Morgengrauen!“
„Elanor, dass... ihr seid zu gütig ich danke euch.“ Er verbeugte sich tief und ging hinaus.
„Fürsten und Fürstinnen des Landes, ich danke euch das ihr mir den Treueschwur geleistet habt. Bleibt noch bis morgen noch meine Gäste. Wir wollen gemeinsam zu Abend essen und morgen nach dem Frühstück könnt ihr in eure Fürstentümer zurückkehren. Geht nun wer mich sucht, der findet mich in meinem Arbeitszimmer. Ihr könnt sonst tun im Schloss was ihr mögt.“ Ich legte das Zepter auf das Kissen das auf dem Tisch neben dem Thron lag. Stand auf und ging an der Reihe der Fürsten vorbei hinauf in den Turm.
Oben angekommen nahm ich das Buch „Einführung in die Runenkunde

“ und las. Eigentlich waren die allgemeinen Runen, die die man heute noch verwendete. Ich schrieb das Alphabet ab und neben jede Rune schreib ich die Bedeutung in der mir bekannten Sprache. Ich nahm mir vor die Texte die ich für mich schrieb mit Runen zu schreiben denn so würde ich die Schrift am besten lernen. Während ich Tabelle abschrieb klopfte es. Ich rief „Herein!“, es war mein Bruder „Setzt dich.“, sprach ich und deutete auf den Stuhl mir gegenüber. Tinu setzte sich.
„Du sagtest vorhin wir wollen reden.“ Kurz dachte ich nach, da fiel es mir ein.
„Oh, stimmt. Das hatte ich schon wieder vergessen, was meinst du war es richtig was ich tat?“ Tinu sah mich an
„Ja, ich denke schon.“
„Hat dich seine Reaktion erstaunt?“, fragte ich und sah ihn an um die kleinste Bewegung seines Gesichtes zu bemerken.
„Nein, eigentlich nicht.“, sagte er nach kurzem Nachdenken, „ es ist nur die Tatsache das er es dir überhaupt angeboten hat…“
„Ich verstehe was du meinst, er sagte er fühle sich verpflichtet…“
„Ja, ja ich weiß, aber ist es denn nicht merkwürdig, dass er sich erst heute überlegt hat, was seine Pflicht ist. Jahrelang spricht er davon und jetzt wollte er auf einmal seine Pflicht erfüllen.“, entgegnete Tinu.
„Ja, ich sehe was du meinst, doch glaube ich kaum dass wir der Sache weiter nachgehen sollten. Morgen früh reist er weg, dann sehen wir ihn erstmals sowieso nicht. Deshalb habe ich dich auch nicht rufen lassen, dass Thema war für mich nach dem offiziellen Beschluss heute beendet.“
Unglauben spiegelte sich in seinen Augen wieder.
„Ich bin irgendwie nicht glücklich damit. Ich habe das Gefühl, bitte frag mich nicht warum, das an dieser Sache etwas faul ist!“, beharrte er.
„Mh, ich weiß es nicht, doch weiß ich nicht was nicht stimmen könnte, egal wie merkwürdig es ist“
„Ich weiß es ja auch nicht aber meine Intuition sagt es mir.“
„Glaubst du dass die Intuition immer Recht hat? Glaubst du man sollte ihr immer folgen?“
Tinu runzelte die Stirn, „Ja, mich hat meine Intuition noch nie betrogen. Sie sagt mir was du denkst und fühlst und sie trifft soviel ich weiß immer ins schwarze und manchmal gibt sie mir eine vage Vorahnung ob etwas faul ist und so ist es Jetzt.“
„Du glaubst dass du meine Gefühle und Gedanken siehst deine Intuition ist.“, fragete ich erstaunt. Wieder runzelte er die Stirn. „Nun ja, ich weiß es nicht das ist vielleicht etwas mehr als Intuition… Ich glaube das liegt an unserem starken Geschwisterband.“, erklärte ich ihm. Ich war wirklich erstaunt, dass Tinu das seiner Intuition zuschrieb, denn bekanntlich hatten Frauen eine gute Intuition und nicht Männer.
„Das ist eine interessante Idee, daran hatte ich gar nicht gedacht…Wieso fragst du mich eigentlich nach meiner Meinung?“
„Weil ich Berater brauche und weise meine Wahl treffen will.“
„Oh, das hätte ich nicht gedacht, aber Schwesterherz du kannst mich doch immer etwas fragen“, erwiderte er mit einem mit seinem wunderbaren Lächeln, das ich so an ihm mochte.
„Ich weiß Bruderherz, doch vielleicht bist du der beste Kandidat für diesen Job. Ich werde mehrere Leute prüfen und den Besten wählen. Aber das ist momentan für dich unwichtig. Du kannst nun gehen, wenn du mich nicht mehr brauchst. Wir sehn uns dann später“
„Eines noch“, mein Bruder und lächelte verschmitzt, „du warst heute so glücklich und hast nicht falsch gelächelt, ich.. danke dir! Es war schön, wenn du aus vollem Herzen lächelst, ist es als würde die Sonne aufgehen.“
Ich lächelte „Nun übertreib mal nicht. Nachdem was die Frau sagte, der ich den ersten Apfel gab werde ich wohl öfter glücklich sein“ Mein Bruder sah richtig glücklich aus
„Gut das du es inzwischen auch kapiert hast“, sagte er im gehen.
„Hey!“, rief ich ihm hinterher doch da war er schon verschwunden. Hatte er Recht? Sollte ich auf seine Intuition hören?
Ich rief einen Diener zu mir, er verbeugte sich tief. „Hole meinen Onkel her!“, sprach ich und der Diener verschwand. Kurze Zeit später kam Gilgaraf herein, ich hatte die Bücher in den Schubladen verstaut, weil eine innere Stimme mir sagte das er, dass nicht sehen durfte. Er setzte sich in den Stuhl in dem zuvor mein Bruder gesessen hatte und ich begann zu sprechen, „Glaubst du es war richtig fort zu gehen?“ Er überlegte und legte dabei den Kopf schief doch als er sprach sah er mich scharf an.
„Noch bin ich nicht weg. Aber ich denke es war nicht richtig, aber das war nicht meine Entscheidung, du hast das entschieden!“ Ich sah ihn verwundert an.
„Was ist falsch daran seinem Herzen zu folgen?!“
„Manchmal hat das Herz Bedürfnisse, die nicht zum Besten für sich selbst und andere sind.“
„Onkel wenn dem so ist, wieso habt Ihr dann bis heute gesagt ihr wolltet fort und plötzlich müsst ihr mich beraten?“
„Das liegt schlicht daran das ich erst heute erfuhr, dass ihr eine normale Ausbildung bekommen habt und nicht die eines Herrschers.“ Während er so sprach wurde seine Stimme immer lauter.
„Ihr habt nie gefragt!“, entgegnete ich.
„Nun es ist geschehen, was soll ich nun tun?“
„Naja wie dem auch sei, wenn das euer Grund ist mein Berater zu werden, so ist dieser dürftig.“
Gilgaraf starrte mich an. „Soll ich euch unerfahren ein solch großes Volk leiten lassen? Hättet ihr eine Ausbildung so wüsstet Ihr wenigsten in der Theorie wie es geht!“
„Ich weiß nicht wovon Ihr sprecht, wenn Ihr nicht hier seit habe ich andere Berater die mir helfen. Ich könnte die alten Berater meiner Eltern nehmen. Außerdem waren die Aufgaben bei der Krönung wohl Beweis genug, das ich verstehe wie man ein Volk leitet!“
„Es gehört mehr dazu als das.“
„Was, Onkel fehlt mir?“, fragte ich aufrichtig.
„Erfahrung im Kampf, wenn es Krieg geben sollte, wisst Ihr nicht was zu tun ist!“
„Das kann ich lernen. Außerdem habe ich dafür den Leiter der Truppen, der mich im Kriegsfall berät.“
„Ihr könnt keine Runen lesen!“
„Auch das kann ich lernen, zudem gibt es Gelehrte die Ahnung davon haben!“
„Nun wie auch immer, ich reise morgen, ob klug oder nicht das werden wir noch sehen.“
„Wo wollt Ihr hin?“
Er zögerte, „Ich weiß es nicht.“
„Nun ja, euer Pferd wird euch den Weg zeigen.“
„ Ja, da habt Ihr Recht.“ Es klopfte.
„Herein!“, der Diener kam und sprach „Herrin das Mahl kann serviert werden.“
„Gut. Wir kommen.“, der Diener verschwand. „Nun Onkel, ich finde man sollte seinem Herz folgen aber tut was Ihr wollt ob Ihr morgen geht oder nicht ist eure Sache.“
„Dein Berater wird einen Treueschwur schwören?“
„Ja.“
„Nun dann werde ich gehen, sie werden euch wohl genauso gut beraten wie ich.“
Wir gingen gemeinsam zur Tür und liefen schweigend zum Speisesaal. Die Fürsten waren alle schon versammelt und Tinu war in einem Gespräch mit Carry verwickelt. Als sich mein Onkel und ich gesetzt hatten, kamen die Diener und brachten die Speisen. Es war ein wunderbares Mahl mit leckeren Speisen. Der Raum war von 100 Kerzen und Fackeln erhellt. Barden sangen und Geschichten wurden erzählt. Als schließlich mein Onkel ging, da er früh aufstehen musste verabschiedeten sich alle von ihm. Alle außer ich, bevor er ging sah er mich nochmal an und runzelte die Stirn und verschwand. Das ich ihn nicht verabschiedet hatte war im allgemeinen Abschied untergegangen. Nachdem Gilgaraf verschwunden war dauerte es nicht mehr lange bis einer nach dem anderen zu Bett ging. Schließlich saß ich alleine da, die Kerzen waren fast ausgebrannt und das Zimmer lag in samten Dämmerlicht. Mina kam in das Zimmer. „Herrin, Ihr seit noch da? Ich dachte ihr wärt schon schlafen gegangen.“, sagte sie verwundert
„Mina, was machst du hier? Warum nennst du mich Herrin, ich bin immer noch ich!“
„ Aber Ihr seit nun Königin!“
„Ja.“ Auf einmal überfiel mich eine große Müdigkeit „Es ist viel geschehen heute.“, gähnte ich
„Ihr müsst zu Bett gehen!“
„Ja, komm bitte mit. Ich muss mit dir sowieso noch reden.“
Sie sah mich an und knickste. „Sehr wohl!“
Langsam stand ich auf. „Kommt mit in mein Zimmer, da sind wir ungestört.“ Langsam und müde ging ich zu dem Turm hinauf während Mina mir stillschweigend folgte. Im Zimmer setzte ich mich aufs Bett „Mina du bist für mich keine Dienerin für mich. Du bist für mich wie eine Schwester nen mich deine Schwester, dein Freundin und bitte duze mich!“ Mina stand vor mir im fahlen Dämmerlicht des Mondes.
„Das darfst du nicht machen, was würden die Leute reden, wenn du mit einer einfachen Dienerin befreundet bist?“
„Die Leute werden nicht reden ich habe einen Plan... Glaubst du es war klug meinen Onkel fortzuschicken.?“ Ich konnte im schwachen Licht nicht sehen wie Mina reagierte doch an ihrer Stimme erkannte ich wie verwundert sie war.
„Was hat das damit zu tun? Was hat das mit mir..“ ich unterbrach sie.
„ Ich will nur wissen was deine Meinung ist.“ Nach einer kurzen Pause sprach sie:
„ Ich...ich denke das eine gute Entscheidung war. Du hast richtig gehandelt! Man sollte seinem Herz folgen, doch es kommt mir komisch vor, dass er erst heute auf die Idee kam, dass du Berater brauchst und warum gerade er das sein sollte. Wie kam er auf die Idee, dass du ihn erwählst als Berater. Er war komisch heute, wie in anderer Mensch.“
„Du hast recht. Er war heute anders. Du bist klug und verstehst etwas von Politik. Deine Mutter war meine Zofe, bis sie starb.“, ich hörte kleines schiefen. „Oh! Komm her und setzt dich zu mir.“ Eine Träne lief an ihrem Gesicht herunter. Ich nahm sie in meinen Arm. „Mina. Du weißt wie traurig ich bin weil meine Eltern starben, aber heute habe ich etwas wichtiges gelernt! Der Tod ist nur eine weitere Reise in ein Land, indem es viel besser ist als hier!“ Ich spürte das ich mich nicht selbst betrog und das machte mich glücklich. Eine Woge von warmen Glück, ausgehen von meinem Herzen, durchströmte meinen ganzen Körper, sodass ich fast lachen musste. Langsam wurde das Zimmer heller doch ich sah nicht woher das Licht kam. Es kümmerte mich auch kaum denn ich wollte Mina trösten, daher sagte ich leise in ihr Ohr, „Weine nicht! Du bist ein Kind der Sonne!“ Mina die zuvor in meinem Arm geweint hatte, befreite sich und sah mich an. Sie knief die Augen zusammen als könnte sie mich nicht erkennen und wich zurück, schützend hielt sie die Hand über die Augen. „ Was...wie...was hast du gesagt?“ stammelte sie. Was meinte sie? Der Raum war nun ganz ausgefüllt von Licht. Ich sah mich um doch nirgends sah ich die Quelle. „ Du?“, sagte Mina und in einer kleiner Nuance ihrer Stimme hörte ich noch Trauer oder Einsamkeit. Ich sah an mir runter. Ich leuchtete!!! Ich sah meine Hände an, aus der jeder Pore meiner Haut kam Licht, doch es blendete mich nicht. Das einzige was das Licht aufhielt war mein saphirblaues Kleid, das ich noch immer trug. Ich nahm eine Strähne meiner Haare auch sie leuchteten. Doch langsam schien das Licht zu verblassen und auch die Woge von Glück die mich überschwemmt hatte ließ nach, bis das Glück nur noch im Herzen war. Vom Leuchten war schlussendlich nur noch ein schwaches Glimmen übrig.
Mina kam näher und sah mich nun richtig an, ihr Gesicht war erstaunt und ein Hauch von Fröhlichkeit lag darin, nur ihre roten Augen zeigten das sie geweint hatte. „ Elanor!“, sagte sie mit Bewunderung , „was hast du getan?“
„Ich... ich weiß es nicht, was ist geschehen?“
„Plötzlich hast du angefangen zu leuchten und dann hast du etwas gesagt in einer Sprache die ich nicht verstand. Doch diese Worte lösten meine Traurigkeit und Glück und Freude überschwemmte mich.“ Während sie das sagte, vergaß sie, dass ich ihre Königin war, sie kniete sich zu mir aufs Bett und legte die Hände auf meine Schultern. Es machte mich froh dass sie mir für diesen Augenblick wie eine Schwester gewesen war. Doch besann sie sich gleich wieder und nahm ihre Hände weg von meinen Schultern und sah zu Boden.
„Ich habe in einer anderen Sprache geredet?“, fragte ich erstaunt. „Ich kann nur diese Sprache, ich habe nur in dieser Sprache geredet! Ich sagte: ‚Weine nicht, du bist ein Kind der Sonne‘“ Sie sah mich an. Sie sah mir direkt ins Gesicht.
„Nun du hast auch geleuchtet, vielleicht konntest du in diesem Zustand nur in der alten Sprache reden, aber wieso hast du mich Kind der Sonne genannt?“ Ich dachte nach.
„Ich weiß es nicht, es kam mir in den Sinn, ich kann die gar nicht sagen warum.“
„ Kinder der Sonne sind Menschen, die das Schicksal haben großes zu bewirken, ich bin nur deine Dienerin, was kann ich schon tun?“
„ Mina, du BIST etwas besonderes, auch wenn ich nicht weiß was gerade geschehen ist, warum ich das sagte. Du bist klug und woher willst du wissen was deine Zukunft dir bringt!“, ich dachte kurz nach, „damit sind wir wieder beim Thema! Bevor das alles passiert ist wollte ich dir eigentlich etwas sagen.
Vor dem Tod deiner Mutter sagte sie zu dir, du solltest ihre Aufgabe zu Ende bringen und mich begleiten wenigstens bis ich 17 bin. Nun bin ich 17 und in 3 Tagen bist auch du volljährig, dein Versprechen hast du eingelöst, du bist sehr klug. Was ich sagen will ist, ich will nicht mehr das du meine Dienerin bist, das passt einfach nicht! Wir sind zusammen aufgewachsen das geht nicht...“
Erschrocken fiel Mina mir ins Wort. „Heißt das ich soll gehen? Wenn Ihr mich nicht wollt, kann ich jederzeit gehen...“
„Nein!“, rief ich, „im Gegenteil du sollst dableiben und mich beraten.“ Damit hatte sie nicht gerechnet, sie sah mich an „Aber...“
„ Schh..“, fiel ich ihr ins Wort „überlege noch bis zu deinem Geburtstag ob es für dich okay wäre, dann werde ich dich vor Zeugen fragen.“ Sie sah mich an ob ich es ernst meinte, dann nickte sie „In Ordnung, wie du wünschst.“
„Gut hilf mir bitte noch aus diesem Kleid, dann kannst du gehen, wecke mich morgen, sodass ich Gilgaraf noch sehe bevor er geht“ Mina nickte stumm und nachdem ich mein Nachthemd an hatte, war ich kurze Zeit später eingeschlafen.


In meinen dunklen Mantel gehüllt ritt ich zurück zu meinem Vater. War sie wirklich das Mädchen für das ich sie hielt, für das mein Vater sie hielt?

Leise rieselte der Regen auf mich herab. Die grauen Wolken verdeckten den Mond und seine Sterne. Es machte mir nichts aus, als Dawrim konnte ich auch in der finstersten Nacht gut sehen. Wieder erschien mir vor meinem inneren Auge ihr Bild. Ich sah ihre wohlgeformten Brüste, die sie sorgsam unter ihrem Kleid versteckte. Noch einmal durchlebte ich die kurze Szene, wie sie mich mit ihren blauen Augen anschaute. Wie sie mich aus tausend anderen aussuchte und mir die rote Rose gab. Ausgerechnet mir, ihrem größten Feind. Ich hatte die Strahlen ihrer inneren Sonne gespürt, die sanft auf meiner Haut geprickelt hatten. Ich hatte ihre Perfektion gemerkt, von der mein Vater gesprochen hatte. Diese Perfektion konnte nur unecht sein. Dennoch verzehrte sich mein Körper nach ihr. Ich hatte mehr von ihr gewollt als eine Rose, einen Blick, ich wollte mehr. Ihre zarte, zornige Stimme, die ich in meinem Kopf gehört hatte, verstärkte dieses Verlangen nur. Wieder klangen die wütenden Worte in meinen Ohren nach. Krampfhaft presste ich die Augen zusammen, dies junge Frau, die kaum jünger als er selbst war, hatte ihn verzaubert. Sie war eine Hexe, wie sein Vater gesagt hatte. Sie zog Menschen in ihren Bann. Sie war böse, sie wollte alle Dawrim töten, genau wie ihre Eltern. Um sie als Hexe zu erkennen, hatten seine Eltern ihn geschickt. Mit aller Kraft versuchte ich die Vorstellung, sie ohne Kleid auf meinem Bett zu sehen, zu verbannen. Leise fluchend verschwand ich im Nebel der Nacht. Nein, ich würde ihr niemals verfallen

, dachte ich noch, doch war ihr Bild schon fest in meinen Gedanken verankert.

Bedeutunng der Namen

Elanor - Sternsonne (Ich)
Tinu - kleiner Stern (Bruder)
Amrûn - Sonnenaufgang (Land)
Gilgaraf - Lichtwolf (Onkel)
Nana - Mama
Ada - Papa
Arad - Tag (Mutter)
Calan - Tag (Vater)


So das Kapitel ist fertig bald gehts auch schon weiter mit Kapitel 3 ...

Impressum

Texte: Cover: Alison Morgan (http://www.elfwood.com/~jenmorgan/Niphredil-and-Elanor.2845471.html) Text, Idee und alles weitere (c)Nicola P.
Tag der Veröffentlichung: 04.06.2011

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Ich widme dieses Buch Tobi und Tobi und meinem Bruder Außerdem Danke ich Arantxa und besonders Mara die mir durch ihre Begeisterung geholfen haben weiterzuschreiben!

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