Die Krönung
Es war ein wunderschöner Morgen, die Rosen die sich am Palast hochwanden dufteten süßlich. Die ersten Sonnenstrahlen durchfluteten mein Zimmer. Ich stand auf und öffnete die Fenster. Ich hörte die Vögel zwitschern. Alles in allem, der wunderschönste Tag den man sich vorstellen konnte. Es war ein besonderer Tag, mein 17. Geburtstag. Ich würde gekrönt werden zur Königin von Amrûn. Jeder hätte sich über so etwas gefreut, jeder hätte gedacht er träume und niemand hätte ein solches Glück fassen können, aber nicht ich. Nein ich freute mich nicht.
Vor 7 Jahren waren meine Eltern gestorben … im Kampf. Ich wusste sie waren tapfer gewesen und ich konnte stolz auf sie sein. Doch lieber hätten sie sich zurückziehen sollen, wie ein ängstlicher Hase, denn dann wären sie noch am Leben und ich müsste jetzt nicht regieren. Ich hätte noch länger Kind sein können - ein Kind, wie sehr ich diese Phase meines Lebens vermisste, die unschuldige gute Kindheit. Nun mit 17 Jahren war ich Erwachsen und konnte ein Land regieren ob ich wollte oder nicht ich musste. Wäre mein Bruder Tinu doch nur älter als ich … .
Die Tür ging auf und ich wurde in meinen Gedanken unterbrochen. Es war Mina meine Zofe. Sie hatte dunkelbraune Haut. Viele behandelten sie deshalb schlechter, aber ich mochte sie. Sie war immer sehr nett und sie verstand mich, außerdem war sie nur 3 Tage jünger als ich. Für mich war sie immer eine gute Freundin gewesen, früher sogar fast wie eine Schwester.
„Oh guten Morgen Prinzessin Elanor, Ihr seit schon wach?!“, begrüßte sie mich.
„ Morgen Mina, ja die Sonne hat mich geweckt“, erwiderte ich mit einem Lächeln.
Auch sie lächelte mich an „Na dann alles gute zum Geburtstag!!!“, sie umarmte mich während ich ihr ein betrübtes „Danke“ ins Ohr flüsterte. Mina wusste, dass ich mich nicht auf diesen Tag freute, doch sie überhörte den Hauch von Traurigkeit in meinem Wort.
“Ich wollte Euch gerade wecken. Nun kommt her, Ihr könnt ja schlecht im Nachthemd erscheinen!“, redete sie munter weiter.
„Da hast du wohl Recht.“, meinte ich und zog mir ein schlichtes und dennoch sehr schönes Kleid an. Mina machte mir die Haare und schlussendlich gingen wir gemeinsam hinunter in den Speisesaal.
Auf dem Weg hinunter trafen wir auf meinen kleinen Bruder.
„Elanor“, rief er, als er mich erblickte und stürmte auf mich zu. Ich schloss ihn fest in meine Arme und küsste ihn auf die Stirn. Er war noch ein Kind. Er war nur 4 Jahre jünger als ich, aber für mich war er wie ein kleines Kind, so wie ich immer sein wollte. Er war ein sehr hübscher Junge mit seinem Schulterlangen blondem Haar und seinen großen blauen Augen. Zu dem besonderen Anlass trug er festliche Gewänder.
„Alles Gute zum Geburtstag!“, flüsterte er mir ins Ohr. Dann nahm er mich an die Hand und zog mich Richtung Speisesaal. Währenddessen plapperte er fröhlich drauf los: “Du musst dir den Festsaal ansehen, alles ist so wunderbar geschmückt und der Kuchen ist so riesig, du glaubst gar nicht wie groß und die Speisen, die sie machen, da läuft einem gleich das Wasser im Mund zusammen. Komm schnell das MUSST du sehen ...“ Und wie ich ihn da so glücklich herum schwatzen sah konnte ich gar nicht anders, die Freude drang in mein Herz und ich fing an zu lachen. Da drehte er sich um, er grinste breit vom einen bis zum anderen Ohr und rief erfreut:
„Ich dachte schon du lachst heute gar nicht mehr, nachdem du die letzten Tage so betrübt warst!“, lachte er und zog mich freudestrahlend weiter.
Stimmte das wirklich? Hatte er mich durchschaut? Dabei hatte ich all die Tage so gut versucht vor ihm zu verbergen, dass ich mich nicht freute! Bald schon waren wir am Speisesaal angelangt und mein Bruder hatte in keiner Weise übertrieben. Es gab die schönsten, leckersten Speisen zu bestaunen oder besser gesagt zu essen. Aber wenn ich euch jetzt erzählen würde was es alles gab, dann würdet ihr nur Hunger bekommen und denken dass es mir gut ging und das war nicht der Fall. Doch nicht nur das Essen war perfekt, der ganze Hofstaat war festlich gekleidet und alles war mit Blumen, verschiedenster Art, der Flagge meines Königreichs (eine goldene Sonne auf einem blauen Hintergrund) und den Wappen der Fürstentümer geschmückt.
Nach dem Essen ging ich mit Mina und 2 weiteren Dienerinnen in mein Zimmer, um mich für die folgende Krönung zurecht zu machen. Ich badete in einer Wanne gefüllt mit Ziegenmilch. Für den Anlass hatten die besten Näherinnen des Landes ein Kleid angefertigt. Es war Saphirblau und floss geschmeidig bis über den Boden. Ich war barfuß, etwas das im Land der Caladrim auch üblich ist, denn unsere Füße sind durch ihre ledrige Sohle nahezu unverletzlich. Nur manche Reiche ließen sich Schuhe in anderen Ländern anfertigen, um sich damit abzuheben. Doch ich lehnte das ab, denn ich liebte das Gefühl von weichem Gras oder flauschigem Moos unter meinen Füßen.
Meine dunkelblonden Locken wurden kunstvoll nach oben gesteckt. Als all dies fertig war, kam mein Bruder noch einmal zu mir. Er war ruhiger geworden als am Morgen. Er schaute mich mit seinen leuchtend blauen Augen an, und sagte mit überraschter Stimme: “WOW! Du siehst echt gut aus!“ Und schon lächelte er wieder.
Ich erwiederte das Lächeln. „Ja, so wirst du mich nicht oft sehen.“
Er lachte, „Na wenn du immer so rumlaufen würdest wie jetzt, müsstest du immer darauf acht geben, dass du nicht über dein Kleid stolperst.“
„Ich muss vor allem heute acht geben, dass ich nicht stolpere. Außerdem glaube ich nicht, dass ich ab heute immer noch so viel Zeit haben werde, um mit dir Fangen und Verstecken zu spielen.“ Da wurde er wieder still und sah mich durchdringend an. Seine Augen spiegelten ein wenig Trauer wider, sein Blick durchbohrte mich schier, als würde er in die Tiefen meiner Seele blicken. So etwas tat er öfters, als würde er meine tiefsten Gedanken erblicken und meine Gefühle als einziger ganz verstehen.
„Du wünscht es dir doch so sehr, es ist als würdest du schreien. Du wünschtest unsere Rollen wären vertauscht, ich der, der dich beschützt und du das Kind, das noch nicht versteht und begreift. Elanor ich bin kein Kind mehr, dem du etwas vormachen kannst. Ich sehe dein Leiden Tag für Tag. Du denkst an unsere Eltern und trauerst deiner Kindheit nach! Doch denke mal, Vater und Mutter, sie wären stolz auf dich, wie stark du bist , doch das muss nicht sein! Trage diese Last nicht länger, das hätten sie nicht gewollt. Wenn du wahre Stärke zeigen willst, komme darüber hinweg und verzweifle nicht daran. Sie sind noch immer da, in unseren Herzen und wenn wir uns von Herzen freuen, so können auch sie, die nicht mehr sind, sich freuen“
Während Tinu das sagte füllten sich meine Augen mit Tränen, doch ich wischte sie sogleich fort. Ich wollte nicht, dass er in meine Seele sah. Ich würde stark sein, die Last der Trauer tragen und mich nicht freuen, wenn sich meine Eltern nicht freuen konnten. Ich wollte sie ehren!
„Nein“, antwortete ich, „Nein ich will sie nicht vergessen. Solange ich trauere kann ich sicher sein, dass ich sie ehre und nicht vergesse.“
Er sah mich an und schüttelte den Kopf. „Ich weiß es ist schwer, aber unsere Eltern hätten nicht gewollt das wir vor Trauer um sie, nicht mehr die Freude des Lebens verspüren. Sie waren tapfer und wir sollten stolz auf sie sein und nicht trauern, dass sie für unser Land gestorben sind.“
Ich fühlte das er die Wahrheit sprach, doch ich wollte es nicht wahr haben. Ich vertraute meinem Gefühl nicht und sah weg.
„Vergiss wenigstens heute deine Trauer einmal und freue dich, für dein Volk und für mich.“
Ich seufzte tief, „Nun gut, ich will heute lächeln, lachen und mich freuen, nur für dich und mein Volk.“
Da lächelte er wieder: „Das ist gut, aber lächle echt, du musst die Trauer GANZ vergessen!“ Wie sollte ich das können? Doch glücklicherweise kam Mina in diesem Moment herein. "Prinzessin, Ihr werdet nun gehen müssen. Alles ist bereit, das Volk ist versammelt. Die Krönung kann beginnen und ihr mein Prinz müsst auf euren Platz!“
So ging Tinu schnell fort und ich blieb mit Mina allein „Kommt, kommt“, rief sie, „ich muss dich noch einige Dinge wissen lassen.“
Die ganze Vorbereitungen für die Krönung hatte man sehr gut vor mir geheim gehalten. Denn, so erzählte mir nun Mina, es würde 3 Aufgaben geben, die ich ohne langes überlegen bewältigen musste. Sie verriet mir diese zwar nicht , doch nun wusste ich das die Aufgaben entschieden ob das Volk mich akzeptierte.
Die 3 Aufgaben sollte immer der alte König aussuchen. Doch der alte König und die Königin waren tot, daher übernahm der zwischenzeitliche Herrscher diese Aufgabe. Der Verwalter des Erben, der in meinem Fall mein Onkel mütterlicherseits war.
Mein Onkel, er hieß Gilgaraf, war ein gerechter Mann. Er war groß hatte braune Haare und dunkle Augen. Gilgaraf hatte den Tod meiner Mutter nie ganz verarbeitet, denn ihr müsst wissen unser Volk hatte schon immer eine große Geschwisterliebe, das Band das Geschwisterkinder verband war fast so stark wie das zweier Liebenden.
Gilgaraf hatte auch dieses Band zu meiner Mutter gehabt, daher war er froh die Verpflichtungen abzulegen, um sich für eine Trauerzeit zurückzuziehen.
Mina erklärte mir auch, wie ich wann, wo zu stehen hatte. Als sie fertig war, sah mich einen Moment prüfend an, um festzustellen ob auch alles richtig saß. Die Zofe setzte sich zu mir auf das Bett. „Und? Bist du bereit?“, fragte sie ruhig.
„Ja,“, lächelte ich, „ich bin bereit, geschehe es, wie es das Schicksal geplant hat.“
„Gut“, sagte sie zufrieden, „du wirst schon sehen, alles wird gut laufen“
„Ich hoffe es“, seufzte ich und machte mich auf den Weg mein Schicksal zu erfüllen.
Bald darauf saß ich auf dem Schimmel, der eines meiner vielen Geburtstagsgeschenke war. Er sollte mich zur großen Festwiese bringen, auf der die Krönung vor den Augen des Volkes stattfinden sollte. Mina hatte mir noch zuvor einen Kranz aus Blumen auf den Kopf gesetzt, der meine Prinzessinenwürde darstellen sollte.
Rechts und links standen Menschen, die mir winkten und Blumen zuwarfen. Sie riefen: „Lang lebe Elanor“, „Ruhm und Ehre für dich“ oder „Sei das Schicksal dir gnädig, Königstochter“.
So ritt ich die Gasse aus Caladrim, und dem ein oder anderen Menschen, entlang, gefolgt von 12 Dienerinnen in weißen Gewändern, die alle eine andere Gabe trugen.
Die Festwiese war groß und mit vielen Girlanden, Windspielen,, Glöckchen, Flaggen und Wappen geschmückt. In der Mitte der Wiese stand, auf einem kleinen Hügel, eine Trauerweide, unter ihr wartete mein Onkel mit einem Ring am Finger und einer Krone auf dem Kopf.
Als ich am Fuß des Hügels ankam, stieg ich vom Pferd und warf die Zügel einem Soldaten zu, wie Mina es mir gesagt hatte. Ich raffte mein Kleid und lief die letzten Schritte zu meinem Onkel empor. Dort kniete ich mich vor ihm nieder. Die 12 Dienerinnen blieben am Fuß des Hügels und bildeten einen Halbkreis um mich, auch sie knieten sich nieder und senkten den Kopf.
Da erhob Gilgaraf seine Stimme: „Liebe Freunde, liebe Männer und Frauen, liebe Kinder, liebes Volk, wir haben uns heute hier versammelt, weil Elanor meine liebe Nichte, Tochter von Arad heute Geburtstag hat und volljährig wird. Vor 7 Jahren starben ihre Eltern wie ihr alle wisst König und Königin von Amrûn, nun heute da sie volljährig ist wird sie ihr Erbe antreten. 7 Jahre lang war ich der Verwalter ihres Erbes, ich habe euch regiert und ich hoffe ich tat meine Arbeit gut. Nun ist diese Zeit vorbei und die rechtmäßige Königin wird heute gekrönt! Elanor erhebe dich und seh mich an …“ Ich tat was er sagte „... willst du dein Volk mit Liebe regieren?“
„Ja“
„So nimm die 3 Rosen, als Zeichen der Liebe und gebe sie deinem Volk“
3 Dienerinnen standen auf und streckten mir jeweils eine Rose entgegen. Ich nahm die erste und ging zu einem kleinen Jungen im Arm seines Vaters, er sah mich mit großen Augen an und lutschte an seinem Daumen. Ich lächelte ihn aus vollem Herzen an (in diesem Augenblick hatte ich die Trauer um meine Eltern ganz vergessen) und gab ihm die Rose in die Hand, da nahm er sie und grinste zurück, wobei man dabei seine große Zahnlücke sehen konnte.
Dann nahm ich die 2., ich entdeckte eine vom Alter gebeugte Frau, auch sie hatte Zahnlücken und lächelte mich an, ich gab sie ihr und sie dankte mir erfreut. Das machte mich froh, mein Herz war seit langem wieder glücklich.
Voll Freude nahm ich die 3. der Rosen, ich sah mich um wem ich sie geben könnte, da erblickte ich einen jungen Mann, kaum älter als ich selbst. Er hatte pechschwarzes Haar und grüne Augen und trug eine Kette mit einem Saphir um den Hals. Er war wunderschön, doch blickte er mich böse an und in seinen Augen glitzerte Hass. Ich war erschrocken und wollte ihn glücklich machen, denn es betrübte mich ihn unglücklich zu sehen. So ging ich zu ihm und streckte ihm die rote Rose entgegen. Zuerst sah er erstaunt auf die Rose und dann auf mich. Ich lächelte ihm aufmunternd zu, doch da wurde sein Blick wieder hart, er funkelte mich böse an und nahm die Rose entgegen, seine Augen sprühten Zorn doch niemand schien es zu merken. Ich wich erschrocken zurück und entfloh seinem Blick und lief zurück zu meinem Onkel. Was hatte ich ihm getan? Ich war schrecklich erschrocken und Gilgaraf musste es gemerkt haben, denn er runzelte die Stirn. Doch die Feier musste weitergehen und noch bevor einer vom Volk etwas merkte glätteten sich seine Züge und er nickte mir anerkennend zu. "Sehr gut, und willst du Gerechtigkeit walten lassen?"
"Ja"
"So zeige welche deine Waage sein wird" Wieder standen 3 Dienerinnen auf und streckten mir jeweils eine Waage entgegen. Alle 3 Waagen waren genau gleich in der Form doch war die eine aus Gold verziert mit vielen Edelsteinen, die 2. aus Holz und die 3. aus Marmor.
Welche Waage sollte ich nehmen? Sollte ich die aus Gold nehmen? Sie war kostbar wie die Gerechtigkeit! Oder die aus Marmor? Sie war stabil wie die Gerechtigkeit sein sollte! Aber wenn eine der Waagen nicht geeicht war, was dann? Ich musste sie testen nur dann konnte ich sicher sein, wobei die hölzerne wohl kaum den Test gewinnen würde. Dennoch nahm ich alle 3 Waagen, ging aus dem Halbkreis zu einer ebenen Fläche und stellte sie neben einander auf. Während die Waagen langsam sich ins Gleichgewicht schaukelten, prüfte ich das Material. Die goldene war schön anzusehen und perfekt im Gleichgewicht, ich wollte sie schon wählen da kam mir eine Idee, was wenn sie kein Gewicht aushielt? Gold war ja weich, so suchte ich ein paar große Kiesel und wie alle gebannt mein Tun beobachteten, schielte ich noch einmal zu dem Mann, dem ich die letzte Rose gegeben hatte, mit mürrischem Gesicht sah auch er meinem Treiben zu.
Ich nahm schnell die Kiesel und ging zurück zu der goldenen Waage, ich legte ein paar Kiesel in die zwei Rubinbesetzten Körbchen und die Waage zerbrach. Ein großes „Oh“ ging durch die Menge. Nun konnte man sehen was das Äußere nicht hergab, die Waage war aus Lehm und Stroh und nur von außen vergoldet . Es erstaunte mich genauso wie das Volk, doch ich blieb ruhig und machte weiter. Ich ging zur Mamorwaage doch bevor ich den Test mit den Kieseln begann, sah ich, dass die Waage nicht ganz im Gleichgewicht war, sie war leicht zur linken Seite geneigt. Wie konnte das sein, die Waage aus Holz konnte doch nicht die richtige sein! Ich musste sie ausschließen. So ging ich zu ihr, sie war genau im Gleichgewicht doch bestimmt würde sie brechen... . Also türmte ich die Kiesel in den hölzernen Waagschalen, bis alle darin waren doch die Waage brach nicht! Ich sah zu dem Volk, das gebannt auf die Waage sah ob sie doch bräche, alle bis auf den jungen Mann. Ich sah ihn an während ich begann zu sprechen:
„Ich habe mich entschieden, ich wähle die Waage aus Holz. Sie zerbricht nicht und kann die Last tragen und zu dem ist sie auch gut geeicht.“ Was ich sah während ich diese Worte aussprach betrübte mich zutiefst. Der Blick des jungen Mannes und meiner trafen sich, wir starrten uns, für den Bruchteil einer Sekunde, an. Dann funkelte er mich böse an und ließ die Rose die ich ihm gegeben hatte fallen und zertrat sie mit seinem Fuß. Er starrte mich schon wieder an, seine Lippen bewegten sich nur, doch war mir als schreie er und ich hörte seine Stimme in meinem Kopf, die voller Verachtung, Hass und Neid sprach: - Du Abschaum, wie kannst du es wagen so scheinheilig zu tun! Als würdest du so wirklich handeln.-
Die Menge war inzwischen in Jubel ausgebrochen, ich drehte mich weg von der Menge, den Kopf geneigt damit niemand sah wie erschreckt und verletzt ich aussah. Ich kämpfte mit den Tränen als die die Stimme wieder kam: - Wie kannst du es wagen mir den Rücken zuzukehren. Du Lügnerin, wir werden uns wieder sehen und dann werde ich dich töten.-
Eine Träne rann mir über mein Gesicht. NEIN ich musste stark sein, das Volk durfte nicht merken, dass etwas nicht stimmte. Ich dachte an meine Eltern, auch sie hatten bis zu ihrem Tod gegen das Böse gekämpft, dieser Gedanke gab mir Kraft und Mut. Ich wischte die Träne weg und richtete mich auf und drehte mich noch einmal um, gefasst darauf seinem zornigem Blick zu begegnen. Doch da wo er gestanden hatte lag nur noch die zertretene Rose. Von ihm selbst war keine Spur mehr zu sehen. Wütend dachte ich: - Du Mistkerl, wer ist es jetzt der dem anderen den Rücken zukehrt, komm her und zeig dich, Feigling -
Ich hoffte er würde das hören, so wie ich seine Stimme gehört hatte.
Ich schritt zurück an den Platz vor meinem Onkel, dieser sprach laut:
„Sehr gut, du bist weiße und klug und hast bedacht die Waage gewählt, so wie du die Waage geprüft hast, prüfe auch die Menschen um die Wahrheit zu erfahren!“ Die Menge jubelte.
„Nun zur 3. und letzten Aufgabe, wenn du sie bestehst kann ich dich ohne irgend ein Bedenken zur Königin krönen. Als Königin musst du darauf achten, dass dein Volk nicht verhungert, nimm die 3 goldenen Äpfel und verteile sie an dein Volk. Wisse: Isst man einen der Äpfel alleine auf, hat man nie wieder Hunger. Teilt man ihn, wird auch seine Macht geteilt. Pflanzt man ihn, geht alle Macht verloren, ein Baum wächst daraus, doch seine Äpfel sind zwar groß und schön, saftig und lecker, doch besitzt er sonst keine Kraft.“
3 Dienerinnen standen auf und hielten mir jeweils einen goldenen Apfel entgegen. Gedankenverloren nahm ich sie, trat aus dem Halbkreis, setzte mich auf den Boden und wog die Äpfel in meiner Hand. Wenn alle von den Äpfeln aßen hatte es keinen Sinn, aber wer sollte der Glückliche sein dem ich die Äpfel gab? Wäre das Volk glücklich wenn ich 3 Menschen bevorzugte? Moment war es überhaupt gut einen solchen Apfel zu essen, nie mehr hungrig zu sein okay, aber essen war doch auch etwas schönes. Wenn ich allein an das köstliche Mahl von heute früh dachte, wusste ich welch Vergnügen essen sein konnte. Ein Armer konnte sich es nicht leisten nur zu essen weil es ihm schmeckt. Nein die Äpfel mussten gepflanzt werden, aber wieder war die Frage wer bekam sie dann?
Ich erhob die Stimme: „Gibt es hier unter euch Apfelbauer? Kommt zu mir!“ 3 Bauern traten aus der Menge hervor.
„Ihr versteht etwas von Äpfeln?“
„Ja Herrin“, antworteten sie.
„Kennt ihr die goldenen Äpfel?“
„Es tut mir Leid, doch nie zuvor habe ich von diesen Äpfeln gehört“, erklärte ein kleiner, dicklicher Mann und die beiden anderen nickten zustimmen.
Da trat eine sehr alte Frau aus dem Volk, sie sah zu Boden.
„Herrin“, sprach sie. Ich sah sie erstaunt an
„Was ist? Bist auch du eine Apfelbäuerin?“
„Nein“, sprach sie, „ich selbst nicht oder zumindest nicht mehr. … Mein Mann … also mein Mann war Apfelbauer, aber er ist in dem Krieg vor sieben Jahren gestorben.“ Vor sieben Jahren? Im Krieg? Das war der Krieg n dem auch meine Eltern gestorben waren! Es war ein Stich ins Herz das zu hören, dennoch ich konnte nichts dafür, schließlich waren auch meine Eltern in diesem Krieg gestorben.
„Das tut mir sehr Leid … ich ...“, fing ich an doch sie unterbrach mich.
„Ihr könnt doch nichts dafür, er war tapfer, ich bin eigentlich sehr stolz auf ihn, dass er sein geliebtes Land mit dem Leben verteidigt hat. Außerdem ist der Tod nur eine Reise in ein besseres Land“, ihr Blick verlor sich in der Ferne und ein leises Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht, „ein Land in dem Milch und Honig fließt“, ihr Blick kam zurück zu mir, „Nein es ist nur schwierig für mich, ich konnte alleine die Bäume nicht mehr versorgen also verkaufte ich das Land.“
„Hattest du keine Kinder?“
„Oh doch 4 Söhne doch auch sie starben im Krieg... .“ WAS? Oh nein, diese arme Frau, doch glaubte sie an ein Leben nach dem Tod und wenn es das gab dann wären meine Eltern auch dort!
„Doch als er noch lebte und die Kinder noch klein waren erzählte er oft `Eines Tages Kinder, reisen wir ans Ende der Welt, dort steht ein Baum mit goldenen Äpfeln und wer diese Äpfel sät, hat binnen weniger Tage einen Apfelbaum der immer Früchte trägt. Immer sind seine Äste voller Blüten und Äpfel. Und die Äpfel, die der Baum trägt sind riesig und süß.´ Ich hielt das immer für ein Märchen, doch nun sehe ich die Äpfel in eurer Hand.“
„Ich danke dir Greisin, hier nimm diesen Apfel, der Traum deines Mannes ist nun erfüllt und wenn du ihn eines Tages nach deinem Tod wiedersiehst so kann er sich mit dir darüber freun.“
„Das kann ich nicht annehmen Herrin, so viele wollen den Apfel gerne haben und ich bin alt bald werde ich sterben.“
„Nein du sollst ihn bekommen, du hast mir mehr geholfen als du vielleicht ahnst. Nimm den Apfel pflanze ihn in deinem Garten und gib jedem der hungert von den Äpfeln zu essen.“ Da nahm sie den Apfel doch dankend an und lief zurück zur Menge.
„Ihr anderen Apfelbauern, ich würde euch die anderen Äpfel geben, damit ihr sie wie die alte Frau pflanzen könnt und den Hungernden geben könnt doch ich habe nur noch 2 und ihr seit zu dritt ...“ Da trat einer der 3 Apfelbauern hervor und sprach:
„Herrin, gebt den anderen beiden die Äpfel, ich komme auch ohne einen solchen Apfel klar und dann gibt's keinen keinen großen Streit um die Äpfel“, er verbeugte sich kurz und wollte schon wieder untertauchen da rief ich:
„STOP, gehe noch nicht!“, er drehte sich erstaunt um.
„Was wollt ihr noch von mir?“
„Gerade weil du bereit bist zu verzichten, hast DU den Apfel verdient“
„Aber nein dann streitet man sich um den letzten...“
„Sieh her“ Ich nahm einen der Äpfel stand auf und warf ihn soweit ich konnte über das Volk hinweg irgendwo in die Wiese.
„Warum habt ihr das getan?“ fragte mich der dicke Bauer entsetzt.
„Der von euch, welcher den goldenen Apfel als erstes findet, soll ihn bekommen.“ Ich holte Luft um noch mehr zu sagen, doch die zwei Apfelbauern stürmten sofort los und versuchten sich einen Weg durch die Menge zu bahnen, die nur träge zur Seite wich, dann waren sie verschwunden. Nur der, welcher verzichten wollte war geblieben. „Und der, der als letztes geht bekommt den anderen Apfel.“, beendete ich meinen Satz. „Du bist immer noch da Bauer, hier nimm den letzten Apfel“ Ich warf ihm den goldenen Apfel zu und dieser fing ihn geschickt auf.
„Aber was ist mit den Armen und Kranken, gib ihnen den Apfel“
„Nein, du bist Apfelbauer und weißt wie man den Baum am besten pflegt, deshalb wähle ich dich. Doch die Äpfel die er trägt, gib den Armen und Kranken“ Da nickte der Bauer und verschwand.
Einen Augenblick später drängten die 2 anderen Bauern durch die Menge zurück, doch keiner von ihnen trug den goldenen Apfel bei sich. Sie sahen sehr erregt aus. „Der Apfel, der Apfel, ein Sprössling ist da wo er landete“ berichteten sie durcheinander.
„Das dachte ich mir … Sobald der Baum Äpfel trägt kann jeder der will herkommen und ernten. Jeder ist eingeladen herzukommen und Äpfel zu essen und zu ernten.“
Die Bauern sahen enttäuscht aus, doch nickten sie und verschwanden in der Menge des Volkes.
Ich ging zurück zu meinem Onkel der alles still schweigend beobachtet hatte.
„Sehr gut, ich hätte es nicht besser gekonnt, du bist wahrlich geboren zur guten Herrscherin! Nun da du alles so gut gemeistert hast will ich dir 3 Dinge auf deinem Weg mitgeben.“ Eine Dienerin stand auf, in ihren Händen trug sie ein rotes Samtkissen auf dem ein Kettenhemd lag „Dies ist das Kettenhemd deiner Mutter Arad, sie trug es bei ihrem letzten Kampf, so wie es dich schützt, schütze du auch dein Volk“ Er nahm es und überreichte es mir. Eine 2. Dienerin stand auf, in ihren Händen lag ein Schwert dessen Scheide mit alten Runen verzieht war. Gilgaraf nahm es zog das Schwert aus seiner Scheide und hielt die Kling, die ebenfalls mit Runen verziert war, in die Höhe. „Dies ist das Schwert Celandar deines Vaters Calan, er tötete damit viele Feinde in der großen Schlacht von Anis'unor“, er tat das Schwert wieder in seine Scheide. „Wie dieses Schwert dich vor deinen Feinden bewahrt, bewahre dein Volk vor den Schatten des Bösen.“ Mit diesen Worten band er mir das Schwert um die Hüfte. Nun stand die letzte der 12 Dienerinnen auf, auch sie trug ein rotes Kissen auf dem das Zepter thronte Gilgaraf nahm es.
„Dies ist das Zepter der Macht, das seit jeher im Besitz deiner Familie ist. Das Zepter ist schwer und soll dich daran erinnern, wie schwer dein Amt als Königin ist.“ er drückte es mir in die Hand, er hatte nicht übertrieben, das Zepter war tatsächlich sehr schwer, gerade noch tragbar. Die arme Dienerin die das all die Zeit hatte tragen müssen...
„Nun sollst du auch noch dein Zeichen erhalten“, er streifte sich den Ring vom Finger und hielt ihn empor, „Wer dieses Siegel, die goldene Sonne, sieht, der weiß, dass es das Siegel der Königin ist. Sie allein trägt den Siegelring.“ Mit diesen Worten steckte er mir den Ring an den Finger. „Nun hast du alles, bis auf eines, du trägst noch immer einen Kranz aus Blumen, er zeigt deine Prinzessinnenwürde. Nimm ihn ab und zerbreche ihn“ Die Dienerinnen mit Kissen kamen damit ich meine Hände frei bekam. Ich legte Zepter und Kettenhemd ab und nahm meinen Kranz vom Kopf. Ich zerbrach ihn in 2 Teile und schmiss sie ins Volk, ganz so wie Mina es mir erklärt hatte.
„Gut du gabst deine Würde nun deinem Volk, denn ihnen sollst du dienen, für sie sollst du leben...“
Ich hörte leise Schritte von hinten auf mich zukommen und drehte mich um. Der Halbkreis aus Dienerinnen öffnete sich und durch die Gasse aus Menschen sah ich meinen Bruder kommen. In den Händen trug er ein samtiges rotes Kissen, bestickt mit goldenen Blumen. In der Mitte des Kissens thronte eine Krone. Sie sah aus wie in Kranz aus goldenen Blumen, in deren Mitten, abwechselnd kleine Rubine und Smaragde gesetzt worden waren. Während er so auf mich zu kam, sprach mein Onkel weiter. „Doch wenn du das tust, bekommst du von ihnen eine doppelte Würde zurück“ Mein Onkel hatte sich nun neben mich gestellt und Tinu schritt zwischen uns hindurch. Er stand jetzt hinter meinem Onkel und mir. Gilgaraf nahm die Krone vom Kissen. Ich kniete mich hin und Gilgaraf begann erneut zu sprechen.
„Mit diesen Worten, kröne ich, als der Verwalter deines Erbes, dich heute feierlich...“ Er hob die Krone, für alle sichtbar, empor. „... zur Königin über ganz Amrûn!“ Nun setzte er mir die Krone auf mein Haupt, zog mich hoch zu ihm und umarmte mich.
Das Volk brach in tosenden Jubel aus. Als ich mich umdrehte sah ich wie zwei Männer Körbe öffneten und schneeweiße Tauben hinaus flogen. Wer ein Schwert besaß zog es, hob es hoch über den Kopf. und rief: „Hoch, ein Hoch auf unsere Königin, ein Hoch auf Elanor, Königin von ganz Amrûn!“
Alle waren glücklich und strahlten. Tinu freute sich aus ganzem Herzen und diese Freude floss auch in mein Herz. Ich hatte es versprochen und so gab ich mich dem Gefühl der Freude ganz hin. Ich vergaß den Mann und meine Eltern, es war die Zeit zur Freude.
Mein Onkel trat neben mich und kniete sich nieder, die Menge wurde leiser.
„Meine Königin, nun da Ihr herrscht, bin ich es nicht mehr würdig diese Krone zu tragen. Nehmt sie von meinem Haupt und gebt sie dem, der das Band der Liebe mit Euch teilt.“ Ich nahm seine Krone und legte sie behutsam auf das Kissen, das Tinu trug. Dann nahm ich die Hand meines Onkels und zog ihn hoch. Langsam schritt ich auf meinen Schimmel zu, den der Soldat inzwischen hervorgeholt hatte. Ich saß auf und hielt mit der einen Hand die Mähne des Pferdes und mit der anderen das Zepter, so ließ ich den Hengst durch eine Gasse von Menschen schreiten. Die Menschen jubelten mir zu und ließen Hoch-Rufe erschallen. Hinter mir liefen die 12 Dienerinnen und vor mir Onkel Gilgaraf und Tinu. Die Kinder sahen mit leuchtenden Augen zu mir auf und klatschten in die Hände, ich winkte ihnen zu und sie lächelten erfreut über die kleine Aufmerksamkeit. Diese Kinder waren so …
Ich konnte es nicht beschreiben, sie gaben einem einfach eine wunderbare Freude ins Herz die jede Trauer und Angst verblassen ließ. Wenn irgendjemand eine Welt voll Kompliziertheit, Trauer und Hass wieder gut machen konnte, dann waren es die Kinder. Die Kinder, die mit ihrer einfachen Freude alles wieder zum Leben erwecken konnten.
Kurze Zeit später war ich im Schloss, ich wurde umringt von Leuten, die mir Glückwünsche zusprachen. Nur mein Onkel war nicht da, kurz nach unserer Ankunft hatte er sich in sein Arbeitszimmer verzogen. Moment – mein Arbeitszimmer. Das Arbeitszimmer gehörte dem Herrscher.
Doch was er tat musste ich später herausfinden, jetzt hatte ich die tolle Aufgabe Besucher zu empfangen. Menschen aus dem Volk, die eine Audienz erbeten hatten. Also saß ich im Thronsaal, während einer nach dem anderen hereinkam und mir Glückwünsche zusprach und Geschenke mitbrachte. Ich musste die ganze Zeit lächeln und mich bedanken. Viele kamen auch um mir zu erzählen wie gut und toll meine Eltern gewesen waren und wie sehr sie hofften das ich ganz nach ihnen strebte.
2 Stunden musste ich das über mich ergehen lassen, dann gab es endlich spätes Mittagessen, doch mein Onkel erschien noch immer nicht.
Was tat er wohl?
Nach dem Essen hatte ich freie Zeit bis zur Teestunde, da musste ich geladene Gäste empfangen. Die Grafen, Herzöge und Fürsten von Amrûn, die Aufgrund des Anlasses gekommen waren, waren für den Rest des Tages meine Gäste. Außerdem mussten sie, noch heute, einen Treueschwur leisten wenn sie weiterhin Fürsten und Fürstinnen des Landes sein wollten.
Bedeutung der Namen
Elanor - Sternsonne (Ich)
Tinu - kleiner Stern (Bruder)
Amrûn - Sonnenaufgang (Land)
Gilgaraf - Lichtwolf (Onkel)
Nana - Mama
Ada - Papa
Arad - Tag (Mutter)
Calan - Tag (Vater)
Kapitel 1 ist endlich fertig :)ich hoff es hat euch gefallen und bitte gibt mir n Kommi :)
Texte: Cover: http://www.elfwood.com/art/j/e/jenmorgan/niphredil_a_elanor.jpg
Alle anderen Rechte liegen beim Autor
Tag der Veröffentlichung: 06.03.2011
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Ich widme dieses Buch Tobi und Tobi und meinem Bruder
Außerdem Danke ich Arantxa und besonders Mara die mir durch ihre Begeisterung geholfen haben weiterzuschreiben!