RABENDUNKEL
Da fliegt ein finsterer
RABE
auf
und prophezeit den Weltenlauf...
Alle fallen mehr und mehr in
L e t h a r g i e ,
denn aussichtslos
scheint jede Strategie.
Da ist etwas, das sich in mir wehrt:
zu lange hat uns zu wenig gestört!
Zum Reagieren wird 's höchste Zeit,
damit vom Geschenk
LEBEN
was
übrig
bleibt.
© Nibiru
18.09.2020
RABENVOGEL
Es schnarrt der Rabenvogel ununterbrochen.
Ein Störenfried ist eingedrungen.
Ruhezeichen aller Art
hat er sich deshalb ausbedungen.
Kaum ist sein letzter Warnton verklungen,
erfolgt in den Lüften ein hektisches Treiben.
Eine Hetzjagd mit Karacho
will den Belästiger endgültig vertreiben.
© Nibiru
25.05.2020
RABENREVIER
Zum braun gebeizten, verödeten Feld
hat sich ein alter Tanzwind eingestellt,
der Sommers Getreide einst zum Wogen verführt‘,
doch nun die glanzlosen Stoppeln nur steif berührt.
Auch er ist in seine Zeit gekommen.
Hatte sich wohl zu viel vorgenommen.
Dem Luftikus fehlt seine ganze Hitze,
und er fühlt sich nur noch vereinzelt nütze.
Manchmal dann, wenn staksige Raben
ganz erhaben, suchend zwischen Resten sich laben.
Da fährt er dazwischen mit unwirtlichen Tönen,
als wollt‘ er sie quälen mit seinem Windstöhnen,
so dass sie verstört und mit viel Gezeter
sich beleidigt erheben und ein paar Meter
weiter ihr Glück von Neuem buchen…
…dann treibt er sie wieder und will versuchen,
unter anhaltendem, windigen Fluchen,
sie abzuhalten vom Finden der Reste vom einstigen Feste.
Und die Augen der Raben blicken verdunkelt und böse,
als wollten sie ihn abgründig verfluchen.
© Nibiru
14.09.2013
TOTENWÄCHTER
Schritte knirschen auf dem Weg,
als wollten sie den Kies zermahlen.
Ans Steinkreuz heftet sich ein Blick
und sucht nach alten Sterbezahlen.
So seltsam düster dieser Morgen.
Aus grauer Feuchte klammes Wallen.
Lässt den Besucher dieser Stätte
in den Vergangenheitsschacht fallen.
Wie ist es schaurig und auch traurig.
An den Ästen tropfen Tränen.
Drohend ragen sie und blattlos.
Drumherum wie leises Stöhnen.
Da, ein Schlagen schwarzer Schwingen
nahe an des Fremden Ohr.
Rabenlaute, krächzend Stimmen…
…und ein Frösteln steigt empor.
Sein Besuch scheint nicht willkommen,
denn ein Schrei entfährt der Kehle.
Wächter mit gewetzten Schnäbeln
und dem rätseldunklen Blick
treiben den Mörder dieser Seele
aug'los durch das Tor zurück.
© Nibiru
19.08.2012
KRÄHENGEFLÜSTER
Dem Krähenvolk,
das hier tollt,
sehe ich gern zu.
Auf Häppchen
sind sie immer aus,
und wo die braunen
Tonnen stehn,
finden sie es schön.
Vielleicht machen sie
auch mancher Maus
vor einem
Kellereinschlupfloch
den Garaus.
Zu Krähen,
diesen Rabenvögeln,
fällt mir meist etwas ein.
Man könnte glauben,
auch sie machen sich gern
auf die Menschen
einen Reim.
© Nibiru
09.04.2021
KRÄHENLIEBE
Ach, das schwarze Krähenvolk,
wie 's da auf dem Acker tollt!
Irgendwas haben sie im Sinn:
im Blick liegt was Geheimes drin.
Mein Herbstbild runden sie schön ab.
Ich mag sie sehr - kann's nicht erklären.
In Scharen schwirren sie dann ab,
wenn wir sie bei dem Catwalk stören.
Für mich sind es besond're Vögel.
Ich schaue gern zu ihnen hin.
In ihrem sehr bedachten Stelzen
liegt auch 'ne große Vorsicht drin.
© Nibiru
06.11.2014
KRÄHENNESTER
Ein lustiges Theaterstück,
die Krähe, ach, behielt den Überblick.
Ja, so sind die Nestbauweiber:
ziemlich launisch, dann wieder heiter.
Gibt der Krähenmann nicht nach,
kriegt er gleich eine auf 's Dach.
Ordnung, ja - muss wirklich sein!
Kommen erst die Kinderlein,
beginnen noch mehr Zänkerein.
© Nibiru
14.02.2017
UNHEIMLICHE BEGEGNUNG
Ich erinnere mich schaurig daran:
Ein Krähenauge schaute mich an.
Das war ein ganz seltsamer Blick.
Ich war wie gefangen
- wich fast zurück.
Doch ich konnte mich nicht
von der Stelle bewegen.
Der Rabenvogel begann sich nur
BLICKHAFT
zu regen.
Angstgefühle krochen in mir hoch,
denn was er aussandte,
war kein Segen.
Dämonenhaft schienen mir
des Vogels Gedanken.
Die Wucht eines Fluches
ließ sich auf mir nieder.
Zugleich glänzte auf sein dunkles Gefieder.
Gepresste, üble Laute fielen auf mich,
jeder versetzte mir einen schmerzhaften Stich.
Mein warmes Blut tropfte in den Sand,
zwei weitere Krähen
machten sich dazu bekannt.
Sie tauchten ihre Schnäbel in den
BLUTSAND
hinein und entschwanden
unter entsetzlichem Schrein
- als würden sie sich dem Teufel weih‘n -
in eine schwarz-dunkle Wolke hinein.
Und da,
wo ich bebend und zitternd stand,
schrieb eine verlorene Feder
ZEICHEN
in den Sand.
© Nibiru
03.03.2021
UNHEILVOLL
Die Ähren
werden vom Goldlicht berührt,
das sich selbst rasch zurück
in die Sonne entführt.
Ein düsteres Schauspiel
zeichnet sich ab:
Wolken, blaudunkel,
geformt wie ein Grab.
Das Weizenfeld wogt,
betet Regen heran.
Drei einsame Wege
klagen Bedrängnis an.
Still und bedrückt
harrt die Natur,
bis ein jäher Donner
wellt seine Spur.
Was ruhig war,
jetzt zu Tode erschrickt.
Erste Drohgebärde
ist geglückt.
Ein Krähenschwarm
erhebt sich
im Dunkelglanz,
belegt mit boshaften
Schreien die Flächen ganz.
Ein schlimmes Omen
sollte das sein.
Blitze schlugen
wie Geschosse ein.
Das nahe Dorf
stand im Widerschein.
Das Urteil war
nicht mehr aufzuhalten.
War es ein Fluch
dieser Krähengestalten?
© Nibiru
03.10.2017
ANMERKUNG:
Interpretation zum Gemälde
„WEIZENFELD MIT KRÄHEN“,
von Vincent van Gogh,
das zu seinen letzten Gemälden
gezählt wird.
Es wurde 1890, im Todesjahr, gemalt.
Man bezieht auf dieses Bild
dunkle Vorahnungen des Künstlers.
SCHAURIGES
Ach, wie liebe ich dieses Gedicht,
wo der Rabe spricht
sein schauriges
NIMMERMEHR.
Es lässt die Gedanken im Grusel stehen.
Wesenheiten vermeint man hastig zu sehen,
die kurz berühren,
und Laute, sie führen
und wehen doch unklar vorbei,
- irritieren.
Die Stimmen des Todes,
der alle Gedanken verneint,
haben sich in diesem düsteren
RABENGESCHÖPF
vereint.
© Nibiru
13.06.2020
(Es geht um ein erzählendes Gedicht THE RAVEN von
Edgar Allen Poe, das von Gustave Doré
in einzigartiger Weise illustriert wurde.
Poe war ein Berufsschriftsteller und starb verarmt.
(19.01.1809 – 07.10.1849)
INHALTSANGABE:
- RABENDUNKEL
- RABENVOGEL
- RABENREVIER
- TOTENWÄCHTER
- KRÄHENGEFLÜSTER
- KRÄHENLIEBE
- KRÄHENNESTER
- UNHEIMLICHE BEGEGNUNG
- UNHEILVOLL
- SCHAURIGES
Texte: BY NIBIRU
Bildmaterialien: FREIE BILDER PIXABAY - bearbeitet
Cover: BY NIBIRU
Lektorat: BY NIBIRU
Tag der Veröffentlichung: 17.01.2022
Alle Rechte vorbehalten