C U R A R E
Boote knirschen ans Ufer.
Im hellen Sand die Spuren.
Wellen schlagen abendsacht.
Fremde Geräusche und Klänge
umsäumen die einbrechende
Stimmung der farbgetauchten
sich nähernden Nacht.
Gestrandet an wilder Bucht.
Stille - Unheimlichkeit.
Gedrängt von Neugier und
großem Verlangen.
Gedanken der Eroberung
machen sich breit.
Das Unheil tastet sich lautlos,
vom grünen Licht
des Dschungels beschirmt,
näher heran.
Dreißig Mann, die glauben,
aus nicht zählbaren
Mündern und Augen
Speichel der Gefahr
auf nackter Haut zu spüren.
Manche erstarren und lauschen,
ohne sich einen Schritt weiter zu rühren.
Und ohne ihr Wissen
fängt der Tod an zu führen.
Sein Name:
C U R A R E
Braun und gedickt,
unter tagelangem Rühren.
Pfeile, mit scharfem Fischzahn bespickt,
bestrichen mit braunem Saft.
Gekocht aus Lianen mit ihren bösen Früchten.
In ihnen herrscht die Nacht.
Gellende Schreie durchstoßen die Luft,
die warm sich beugt über Todgeweihte.
Verletzt, mit einem winzigen Mal.
Und abermals treffen Pfeile
ihre todsichere Wahl.
Und während sie sterben
im hellen Sand,
im fernen Land,
wird gebraut eine neue Qual
nach strengem Ritual.
Eingeschlossen in wissenden
Hütten beginnen die Alten
- und nur Frauen -
über viele Tage
unter beständigem Rühren
den Brei zu gestalten,
durch den die Leben
das Leben verlieren.
Dieser Lauge entströmen
beim Kochen
unheilvolle Dämpfe.
Formen sich bleich zu Totenknochen.
Nach Zeiten von ständigem
Brauen und Wallen
sinken die Alten
wie sterbend zusammen.
Dann ist gediehen
das Werk ihrer
HÄNDE:
denn dieses Zeichen prophezeit,
dass das Gift wirksam gelungen.
Es bedeutet für manch argloses Leben
ein blitzschnelles vorzeitiges
ENDE.
© Nibiru
01.05.2009
Texte: by NIBIRU
Bildmaterialien: by NIBIRU
Tag der Veröffentlichung: 04.01.2017
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