Cover


01 ~ Seelenmord



Glitzernde Tränen auf weißem Grund
Diamanten der Trauer in verrottendem Schlund
Wer vermag über uns zu richten?
Wer den Schleier der Wahrheit zu lichten?

Die glühende Klinge schmerzt immerdar
Die Ohren verschlossen, denn keiner spricht wahr.
Die Hände verkrüppelt, verkrallt in Leinen
Keiner vermag auf den Beinen zu bleiben.

Ein dämonischer Engel im Augenstern –
Der Schutz des Teufels ist nimmermehr fern.
Glühende Augen brennen den Tod
Hinab in die ferne Folterflut.

Verlassene Kinder der verlorenen Zeit
Verkrümmte Embryonen in seelischem Leid
Zerbrochene Leben gleiten hinfort,
Ergeben sich diesem Seelenmord.


02 ~ Hexentanz




Flammen lodern in den Himmel
Nackte Sohlen zerwühl’n ein Grab
Wir springen in den Abgrund ein -
Wir tanzen bis zum letzten Tag

Tanzt, bis die Realität verschwimmt,
Bis die flammende Blume erneut erblüht
Tanzt, bis die Welt zerbricht -
Das Feuer immer heller glüht

Es glüht der Grund, der bloße Stein
Flammenzungen erblühen sacht
Tanzt, ihr Hexen, im Feuerschein,
Tanzt und erhellt die dunkle Nacht!

Zerstampft ein Leben mit jedem Sprung,
Was neue Feuersbrunst entfacht.
Zerstört eine Seele mit jedem Klang,
Dass das lang ersehnte Vergessen erwacht.

Es glüht der Grund, der bloße Stein
Flammenzungen erblühen sacht
Tanzt, ihr Hexen, im Feuerschein,
Tanzt und erhellt die dunkle Nacht!

Springt und stampft auf mein Geheiß,
Wiegt die Hüften, keucht im Graus,
Springt und klatscht, dreht euch im Kreis,
Schlagt um euch, schreit Hass heraus!

Lasst das Feuer in euch lodern
- zerborst’ner Stein von Qualen singt -,
Bis die Haut von Rissen schreit,
Wenn geschmolz’nes Glas aus Augen dringt…


03 ~ Totenkleid




Mein Körper liegt leblos.
Mein Körper liegt tot.
Geschmückt mit Reichtum:
Geschmückt mit meinem Totenkleid.

Umgeben von der Mutter Liebe,
Silber an meiner Brust.
Umgeben vom Mantel aus feinster Seide,
Rubine bilden mein Leichentuch.

Niedrige Geister umschwärmen mich,
Dienen meinem toten Selbst,
Laben sich an meiner Gegenwart
Und schenken mir Friede und Einigkeit.


Nach Jahren gibt der Regen mich frei,
Schwemmt Mutterliebe als Schlamm davon.
Die Seide ist verschmutzt und verfilzt,
Was einst so schön war, verlor seinen Reiz.

Die Rubine sind schon längst zerfallen,
Hinterließen nur einen bräunlichen Rest.
Das Silber wird zu rostigem Stahl,
Der die Tiefen meines Herzen kennt.

Meine Diener sind längst fortgegangen,
Nachdem nichts mehr von mir übrig war
Denn bleiche unverdaubare Knochen
Und dem, was einst mein Mordwerkzeug war...


04 ~ Windbraut




Windbraut, Windbraut, warum siehst du mich nicht?
Windbraut, warum leuchten deine Augen im Licht?
Windbraut, warum ziert ein Lächeln dein Gesicht?
Windbraut, Windbraut, flieh vor dem Sturm!

Dein langes Haar weht im Wind und du genießt…
Deine Kleidung flattert im Wind und du genießt…
Warum er und nicht ich? Warum der Wind?
Auch ich bin mächtig – ein Feuerskind!

Windbraut, warum siehst du nur ihn allein?
Komme zu mir, kehre bei mir ein!
Er kann doch nicht der einzige sein!
Sei nicht sein, sei mein, sei mein!

Du triffst deinen Liebsten hoch oben im Turm,
allein stehst du da, umgeben von Sturm…!
Windbraut, ich schenke dir Reichtum und Macht
Für Schuld und Sühne in dieser Nacht!

Windbraut, Windbraut, warum siehst du mich nicht?
Windbraut, warum leuchten deine Augen im Licht?
Windbraut, warum ziert ein Lächeln dein Gesicht?
Windbraut, Windbraut, flieh vor dem Sturm!


05 ~ Blick aus toten Augen




Tränenbenetzte Wangen.
Diamanten der Trauer in glitzerndem Licht.
Blutbesudelte Schenkel.
Rubine des Schmerzes in dunklen Schatten.

Schreie.
Schreie…

Ungewollt, ungeliebt,
Tief verborgen in Dunkelheit.
Unbeachtet, unerreicht,
für immer verlorene Ewigkeit…


Eine Puppe mit gebrochenen Beinen.
Diamanten der Trauer und Rubine des Schmerzes ihr Kleid.
Dunkles Nichts als Schleier über den Augen.
Gebrochene Seele… gebrochenes Herz…

Säurenhafte Erinnerungen,
Vergiftete Vergangenheit.
Gequälte Gedanken,
Getötete Wirklichkeit…

Schreie.
Schreie…

Ungewollt, ungeliebt,
Tief vergraben in der Vergangenheit.
Unbeachtet, unerreicht,
für immer verloren in Einsamkeit…


06 ~ Aufstieg ins Himmelreich




Nebel ruht auf geborstenen Klippen,
Blüten sind in der Kälte erstarrt.
Tau netzt starre, zittrige Lippen,
Sturmheulen Ohr und Auge narrt.

Klingen schneiden Fleisch ganz sacht,
Tränen aus Blut fallen nie erreicht.
Kein einz’ger Mensch, der diese Nacht wacht,
Bemerkt, wie ein Mädchen im Tode erbleicht.

Die Verstorbne weint in ihrer Not,
Doch ist und bleibt sie stets allein.
Ein weißes Licht umgibt den Tod -
Dies muss wohl ein Engel sein…

Das Kreuzfeld steht in voller Blüte,
Ein süßlicher Geruch durchweht die Stadt.
Vergessen heut Nacht ist alle Güte
Und was man einst verschuldet hat.

Das Tor sich öffnet, es blendet das Licht
Kälte dringt durch Mark und Bein.
Reif bildet sich auf Arm und Gesicht,
Schleicht sich in Herz und Seele ein.

Sie ertrinkt erst in allem, das sie einst trank,
Danach wird sie durchlöchert ganz.
Ein Lufthauch umweht sie - Verwesungsgestank;
So tanzt sie einsam den Totentanz.

Ein Engel, geformt aus verfaulendem Fleisch
Missbildet ein Lächeln und krächzt Rabengleich,
Seine Stimme beim Sprechen durch die Ewigkeit kreischt:
“Herzlich willkommen im Himmelreich…”


07 ~ Welch schönes Leben...




Dein Bild in meiner Hand.
Das Gefühl von Glas an meiner Haut.
Eine Träne fällt, doch meine Augen sind kalt -
mit einer lodernden Flamme des Hasses darin.

Du hast mich gehabt, hast mich wohl geliebt,
Warst schlicht zu besessen, um zu versteh’n.
Mein Körper schmerzt, mein Herz zerbrach
Doch ein Lächeln ziert des Bildes Gesicht…

Und ich zerbreche das Glas und verbrenne dein Bild.
Welch hässliche Welt, so schmutzig und tot!
Ich nehme eine Scherbe und zerkratze die Haut -
Niemals mehr wirst du meine Lippen berühr’n!

Ich irre stolpernd durch Feld und Wald,
Krieche am Boden, verlassen, allein
Zitternd, heulend, blutend, zerfetzt,
Doch mit einer Sehnsucht nach jemandes Tod…

Die Mörderin ist auf dem Weg
Kein Gefühl der Liebe blieb zurück.
Der Boden glitzert von meinem Blut -
Ich zerbrach als dein Besitz…

Und ich zerbreche das Glas und verbrenne dein Bild.
Welch hoffnungslose Welt, so dumm und naiv!
Ich schneide deinen Namen in mein Fleisch
Niemals mehr wirst du mir nahe sein!

Meine Augen sind geöffnet, doch sehe ich nichts.
Dunkelheit umgibt mich mit Vollkommenheit.
Nur der Pfad der Rache leuchtet hell -
Übersät mit Leichen - so wunderschön…

Blüten aus Blut erblühen hier
Hörst du nicht ihr kindliches Lachen?
Die Unschuld von verrottendem Fleisch,
Die Ästhetik dieser heiligen Hölle?

Und ich zerbreche das Glas und verbrenne dein Bild.
In meinem Kopf schreit einzig nur der Wahn.
Ich ramme dir die Scherbe direkt in den Hals
Nun ist dein Einverständnis auch mir egal…


08 ~ Blick hinter die Wirklichkeit




Er sieht mich an.
Schweigend.
Er sieht mich an.
Sein Blick durchbohrt mich.
Er sieht mich an.
Was sieht er?

Sieht er meine Augen, die wie Kohlen glühen?
Sieht er meine mich freienden Schwingen?
Sieht er die Schwimmhäute an meinen Füßen,
den Efeu, der meine Beine umrankt?

Er sieht mich an.
Reglos.
Er sieht mich an.
Nichts bleibt seinem Blick verborgen.
Er sieht mich an.
Was sieht er?

Sieht er mein Haar, das in Flammen steht?
Sieht er meine Schuppenhaut?
Sieht er die Sturmwirbel um meine Finger,
das Drachenblut an meinen Händen?

Er sieht mich an.
Kommt näher.
Er sieht mich an.
Setzt sich zu mir.
Er sieht mich an.
Was sieht er?

Sieht er die Insignien meiner Macht?
Sieht er die Waffen an meiner Seite?
Sieht er die Schatten, die mich umtanzen,
den Stein, aus dem mein Herz besteht?

Er sieht mich an.
Unbemerkt.
Er sieht mich an.
Erscheint zurückgelassen.
Er sieht mich an…



und beobachtet mein Schreiben…


Impressum

Tag der Veröffentlichung: 27.10.2010

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /