An diesem Abend saß Madame Mimi S. an einer Bar im Hotel Lunatic und strich sich ihre rotblond gefärbten Loden aus der grell geschminkten Visage. Nervös nippte sie an ihrem Glas Prosecco und wartete auf einen Kerl, der sie für diese Nacht abschleppen würde. Natürlich musste der Mann den ersten Schritt machen, wie halt immer. Doch es existierten mehr als genug schwanzgesteuerte Männchen. War Frau noch so hässlich und sogar dick, Mann war das doch völlig egal. Es fand sich jederzeit einer, der nur darauf aus war, irgendein Loch zu stopfen. Eine fett aufgetragene Make-up-Maske, zwei halb entblößte Schenkelchen, ein tiefer Ausschnitt und ein wenig Süßholzgeraspel, und schwupp, schon steckte das auserwählte Opfer in der Falle.
Außer den obligaten dreiunddreißig Zentimetern stellte Madame Mimi nicht mehr dieselben hohen Ansprüche an das andere Geschlecht, wie das früher der Fall gewesen war. Denn jetzt ging sie bereits auf die Sechzig zu, auch wenn man das ihr auf den ersten Blick nicht ansah, aufgrund ihrer jeweils zweistündigen Schminkprozedur, der sie sich unterzog, wobei Botox und Silikon an gewissen Stellen auch nicht ihre Wirkung verfehlten.
Ach, vor zwanzig Jahren, war das ein Leben: Damals musste ich mir meine Haare noch nicht färben, auch die der unteren Regionen nicht. Ja, eben: die Männer lagen mir zu Füssen. Reihenweise. Ich brauchte nur mit meinen lackierten Fingern zu schnippen ... Schnapp, und schon biss einer an. Ich, das begehrenswerte Superweibchen hatte es echt drauf. Meinen Mangel an Schönheit machte ich mit meiner Jugend, meiner Sexualität und nicht zuletzt mit meinem weiblichen, berechnenden Instinkt wieder wett. Ich, als überaus gefragte Journalistin verkehrte in der Domänen Welt, genoss den Luxus in vollen Zügen. Der Jetset bedeutete für mich alles. Damals hatte ich es nicht nötig in so Mittelklasse Bars wie heute und hier im Hotel Lunatic zu verkehren, um nach einem männlichen und großkalibrigen Gast Ausschau zu halten ...
Na ja, so verging eben die Zeit. Und da war ihr noch die letzte Eroberung in Erinnerung:
Der Kerl hatte sie vor ein paar Monaten hier in derselben Bar aufgerissen. Dieser sah aus wie ein Adonis, in seinem Armani Fetzen, von muskulöser, stattlicher Statur, schwarze Locken, blauäugig, braun gebrannt; vom Typ her Latin Lover. Ein maskuliner knusper Keks zum Vernaschen, kurz: attraktiv bis in die Fingerspitzen ... aber auch bis zur Schwanzspitze? Hatte sie sich noch gefragt. Als ihre neue Eroberung eine knappe Stunde später in ihrer Wohnung die Hüllen fallen ließ, enthüllte sich die ganze winzige Wahrheit, die sie kaum spüren und die sich hoffnungslos in ihr verlieren würde. Was für eine Enttäuschung! So jagte sie ihren mickrig ausgestatteten Macker zum Teufel, ohne sich von diesem vorher besteigen zu lassen.
Unter dreiunddreißig Zentimeter kommt mir kein Lustmörser mehr in meine Möse! Hatte sie sich endgültig geschworen. Loco Manfredi-Size war von nun an zur absoluten Pflicht geworden. Und das erforderliche Maß musste ohne Umschweife gleich an Ort und Stelle erfragt werden, bevor sie die Entscheidung treffen sollte, sich von dem Typen einen Haufen Drinks spendieren und abschleppen zu lassen, um dann im halb besoffenen Zustand womöglich erneut eine kleinschwänzige Schlappe zu erleben. Besser ausgefüllt als nur abgefüllt, so lautete ihre Devise. Schade gab es kein Gerät ähnlich eines Detektoren, womit man mittels Knopfdruck sofort die männlichen Maße nachweisen konnte (aber was nicht war konnte ja noch werden ...).
Der junge Barkeeper mit zerfranstem Milchbart und schwarzer Nerdbrille stellte ihr das zweite Glas Prosecco hin. Sie wollte schon ihre angebrauchte Packung 'Kunt' aus der Handtasche ziehen, als sie merkte, dass seit kurzem Rauchverbot in allen Restaurants und Bars herrschte. Aus den hinter der Bartheke installierten Lautsprecher Boxen entfuhr ein ungenießbarer Soundbrei. Die Keyboards hörten sich an wie eine nach der Spülung abgewürgte, verstopfte Kloschüssel mit chronischem Schluckauf und die Percussion, wie als ob ein zappelnder und pupsender Dreijähriger mit seinen Patschhändchen arrhythmisch auf einer Plastikdose herumtrommelte, begleitet von einem undefinierbaren, weiblichen Gewimmer und Gepiepse. Irgendeine Miss Minnie, welche die Medien als Superstar bezeichneten. Diese Katzenmusik sowie das Micky Maus Stimmchen erwiesen sich einfach als absolut lächerlich im Vergleich zu den alten, fantastischen und stimmgewaltigen, schwarzen Soul Tanten. Wo nur zum Teufel waren die Black Diven aus den Siebzigern und Achtzigern abgeblieben? Und dazwischen ertönte immer wieder eine männliche, debil-plappernde Stimme, die das abgedroschene Ghetto- und Motherfucker-Evangelium predigte. Abscheulich, widerwärtig! Mimi kam sich vor wie auf einem Scheißhaus in einer Klapsmühle.
Die Bar war heute Abend ohnehin nicht besonders gut besucht. Sieben, alles schon in die Jahre gekommene Herren lümmelten sich am anderen Ende der langen Theke herum. Doch das war der Ex-Journalistin egal. Eigentlich war der Mimi alles wurscht. Sie nahm das Leben, wie es kam, ob mit oder ohne Fick. Aber wenn schon ein Fick, dann sowieso nur mit einem großen ...
"Ist es gestattet, Madam?", wurde sie plötzlich in ihren Gedanken unterbrochen. Der leicht gelockte, schlaksige Typ entsprach mittlerer Größe, trug einen einfachen, dunkelblauen Anzug, ein mehrfarbiges, gestreiftes Hemd und dazu eine schwarze Krawatte.
Mimi nickte etwas überrascht und sogleich setzte sich der Fremde auf dem Barhocker neben ihr hin, während sie diesen kurz begutachtete. "Hmmh, sieht gar nicht mal übel aus, dieser Gentleman, aber was hat er wohl in der Hose?", dachte sie.
"Das werden Sie schon noch früh genug erfahren, meine Dame!", antwortete er mit einem englischen Akzent in seiner Stimme.
Sie war völlig perplex. Der Fremde schien Gedanken lesen zu können! Aber sie war sich nicht sicher. Einbildung?
"WAS habe ich denn vorher gedacht?", fragte sie ihn vorsichtshalber.
" 'Hmmh, sieht gar nicht mal übel aus, dieser Gentleman, aber was hat er wohl in der Hose?' ", bestätigte er grinsend.
"Mein Gott. Sie können ja WIRKLICH Gedanken lesen!"
"Ach, nichts Besonderes", winkte der Mann ab. "Sie kennen doch sicher 'Shining' von Stephen King, oder? ... Ich lade Sie erst mal zu einer Flasche Champager ein, wenn's recht ist. Von dieser Prosecco Pisse kriegt man ja Kopfweh."
Er bestellte beim Barkeeper eine Flasche Dom Perignon.
Mimi musterte das Gesicht des etwa anfangs Vierzigjährigen. Dieser trug einen Oberlippenbart.
"Ist eigentlich gar nicht mehr Mode heute, der Schnurrbart, meine ich", sagte sie und versuchte ein entwaffnendes Lächeln, was ihr nicht so recht gelang, aufgrund ihrer botoxerstarrten Visage.
Bevor er ihr antworten konnte, war der milchbärtige und bebrillte Barkeeper schon zurück mit seiner Pulle. Während er diese öffnete, bemerkte er: "Ja, das ist heutzutage völlig out: 'Pornobalken' nennt man das, hahaha!"
Der Mann warf sich in die Brust und sah den Jüngling scharf an. "Hör zu, du leere Hose, du: Früher haben die Männer jahrzehntelang, ja jahrhundertelang Schnurrbärte getragen. Du hingegen solltest angesichts deines peinlichen Pubertätsflaumes, der deine Pausbäckchen ziert, eher an einer Milchbar ausschenken. Oder noch besser, in einer Homo Bar. Und dann diese dämliche, viel zu große, schwarze Hornbrille auf deinem Zinken hat man schon vor fünfzig Jahren getragen. Wer ist denn jetzt aus der Mode, hä?"
"Das mit der Bezeichnung 'Pornobalken' ist sowieso Quatsch. Als ob nur ein männlicher, früherer Pornostar wie Jan Halmes einen Schnurrbart getragen hätte und sonst niemand. Aber wer erinnert sich noch heutzutage an diesen Halmes? Der ist schon vor langer Zeit über den Jordan gegangen. Loco Manfredi ist heute angesagt", mischte sich jetzt Mimi wissend ein.
"Das ist wieder mal ein untrüglicher Beweis dafür, wie verdorben unsere heutige Jugend ist, und sich nur Pornos reinzieht, hähähäh!", scherzte der Fremde.
Der junge Barkeeper entfernte sich eingeschnappt, während die beiden einander zuprosteten.
Nach einer Weile meinte sie: "Aber irgendwie sehen SIE auch aus wie Jan Halmes."
"Ich seh' nicht nur aus wie Halmes, ich besitze auch so ziemlich dieselbe ..."
"... Schwanzgröße, stimmt's? Sehen Sie: Auch ICH vermag Ihre Gedanken zu lesen. Hahaha!", fiel sie ihm lachend ins Wort.
"Zweiunddreißig und ein halb, um genau zu sein", beschrieb er exakt seine Masse.
"Zweiunddreißig-ein-halb was: Zentimeter oder Meter?"
Er fing an zu feixen. "Hähähäh. Wenn's sich um 'Meter' handeln würde, hätte ich wohl kaum Platz auf diesem Barhocker, oder?! ... So, jetzt wissen Sie genau Bescheid. Bei mir brauchen Sie keine Wünschelrute, um die von Ihnen gewünschten Maße aufzuspüren."
Ein halber Zentimeter kleiner als mein erwartetes Mindestmaß. Aber manchmal muss man eben Kompromisse ein ... OH, MEIN GOTT!
Mimi hatte im Moment ganz vergessen, dass der Fremde ja fähig war, ihre Gedanken zu lesen. Aber dieser schmunzelte nur und meinte süffisant: "Ach, du hast ja recht, altes Mädchen. Am besten, wir duzen uns. Im Vergleich zu anderen Größen in der Pornoindustrie, wie zum Beispiel bei einem Long Dong Silver mit seinen fünfundvierzig Zentimetern nimmt mein Schwengler immer noch ein bescheidenes Maß ein."
Sie begann nun zu schwärmen, aber nicht von überdimensionalen Schwanzgrößen: "Vor vierzehn Jahren war ich im Fernsehen, in 'Big Brother' und im letzten Jahr sogar im 'Dschungelcamp' ... vielleicht hast du mich gesehen ..."
"Nein, sorry, aber so einen Müll sehe ich mir nie an. All diese deutschen privaten Fernsehkanäle müssen direkt an sämtliche Abwasserkanäle von ganz Europa angeschlossen sein, denn anders kann ich mir diese fäkalische Fernsehkost aus der Kloake nicht erklären. Echt zum Kotzen ... aber erzähl ruhig weiter."
"Was wir in diesem elendigen Dschungel da alles essen, oder besser: fressen mussten: Kakerlaken, Stierhoden, Tapirsperma ...!"
"Igitt, igitt! Ist ja ekelhaft. Hör bloß auf, sonst muss ich wirklich noch auf deinen Schoss reihern. Ich glaube nicht, dass das gut zu deinem schönen, roten Jupe passen würde", warnte er sie mit angewidertem Gesichtsausdruck.
"Verzeihung ... Jedes männliche Mitglied im 'Dschungelcamp' habe ich gleich am Anfang vor vollendete Tatsachen gestellt: mit mir, nicht unter dreiunddreißig Zentimeter! Leider war keiner von denen mit den von mir gewünschten Massen bestückt anwesend. Vor vierzehn Jahren, im 'Big Brother' hatten mir noch zwanzig Zentimeter gereicht ... Aber was soll's. Doch hat der ganze Urwald-Trip mir nicht wenig Kies eingebracht und, was noch viel wichtiger ist: Dieser kam einer geistigen Erleuchtung gleich."
"Und jetzt bist du erleuchtet?"
"Ja, kann man sagen. Ich bin in deinen Augen wohl ein bisschen versaut, gell. Jan Halmes?"
"Ich bin nicht Jan Halmes. Dazu fehlt mir noch ein 'halber Zentimeter'. Zudem der legendäre zweibeinige Zuchthengst schon seit einer ganzen Weile nicht mehr unter den Lebenden weilt."
"Wir kennen nicht mal unsere Namen", bemerkte Mimi und stürzte den Rest des Champagners runter.
"Namen sind nur Schall und Rauch."
"Genau, mein Freund. Deshalb sollten wir auch gleich zur Sache kommen."
"Ja, guter Vorschlag: Machen wir ein bisschen 'Dschungelcamp' in meiner Wohnung, die ganz in der Nähe von hier liegt", schlug der geheimnisvolle Fremde vor.
Sie klappte ihre Handtasche auf und zeigte ihm voller Stolz den Inhalt. "Sieh her: Spezialanfertigungen von Gummis, nur für die riesigsten Riemen."
Nachdem man eine Viertelstunde später in seinem Appartement angekommen war, zog Mimis neuster Eroberer die Unterhose aus. Nein, er hatte wahrlich nicht zu viel versprochen: Das mächtige, baumelnde Ding hing durch bis in Knietiefe und fing jetzt an zu wachsen. Der dickstämmige Schlagbaum pulsierte, dessen Eichel Mimi frech angrinste. Zuerst dachte sie, es handle sich um eine Tätowierung, aber sie erkannte sehr schnell, dass die Eichel ein richtiges, lebendiges Gesicht besaß. Das Antlitz ähnelte sogar dem des Besitzers, mit einem Minipornobalken bewehrt ...
"Du meine Güte! So einen Schwanz habe ich noch nie in meinem ganzen Leben gesehen. Ein richtiger Jan Halmes Junior", bemerkte sie ganz erstaunt.
"Ja, ich weiß, ich weiß", sagte er stolz. "aber du wirst bald noch einiges mehr zu sehen, und vor allem, zu spüren bekommen ... So, und jetzt blas mir erst mal einen. Aber blase gut, mein ältliches Zuckertäubchen, denn sonst ist er nicht zufrieden und schrumpft beleidigt wieder zusammen. Wenn du ihm einen guten Marsch bläst, wird er dich dafür belohnen. Los, reiß dein großes Schandmaul noch weiter auf. Du abgefuckte Schwanzlutscherin, mach der Cindy Moverace Konkurrenz aus 'The Deep Jaws'!"
"Hahaha. Du bist mir vielleicht ein Witzbold ..."
Ihre Zunge war so rau wie die einer Kuh, doch dem Geleckten schien es zu gefallen, während sie sich mit voller Konzentration und Inbrunst immer heftiger an seinem großartigen Lümmel festsaugte.
"Melk mich nur schön weiter", sagte jetzt eine Stimme, die vom Kopf kam, den sie züngelnd und leckend bearbeitete. Für einen Moment hielt sie inne. Die Eichel spuckte sie plötzlich an, mit einer cremeweißen Flüssigkeit. Und das bedeutete für Mimi nur der Auftakt zu einer weiteren Runde: Sie nahm ihren geliebten Jan Halmes Junior erneut in den Mund. Der Junior begann immer mehr anzuschwellen und schließlich fand er in ihrer Mundhöhle keinen Platz mehr. Geschwind zog sie diesen wieder heraus.
"Mann, das giiiiiiibt's doch nicht ... ich wäre beinah daran erstickt!", rief Mimi völlig erstaunt und außer Atem. Sie blickte jetzt auf den vor Erregung zuckenden Körper ihres Eroberers.
"Ist ja sagenhaft geil! Ich glaub', ich fühl' mich wie einst Veronica Schwanzinsky, als sie damals dem amerikanischen Präsidenten einen Blowjob verpasst hat, hahaha!"
Aber sie blies nicht einen Präsidenten, und sie befand sich auch nicht in einer der Räumlichkeiten des weißen Hauses, sondern nur in einem Schlafzimmer eines Mannes, der aussah wie ein Doppelgänger eines wiederauferstandenen Jan Halmes.
Und dieses Schlafzimmer verwandelte sich urplötzlich: Der Parkettboden fing an zahlreichen Stellen an zu bersten und es entstanden in Sekundenschnelle faustdicke Löcher, aus denen Äste sprossen, die mit einer rasanten Geschwindigkeit zu einer immensen Größe heranwuchsen. Diese vermehrten sich rasend in einem ohrenbetäubenden Krachen.
Das Schlafzimmer mutierte zu einem wild-wuchernden, dampfenden Dschungel.
"Na, mein Täubchen, habe ich dir etwa zuviel versprochen? Herzlich willkommen in meinem ganz privaten Dschungelcamp! Wie im berühmten Musical Cabaret: 'Willkommen, bienvenu, welcome, dü Dschungelcamp, dü Dschungelcamp, dü Dschungelcamp!' ... Und keine andere als DU bist mein Ehrengast. Hier musst du dir nicht so ekelhafte Dinge reinziehen wie Kakerlaken, Stierhoden oder Tapirspermien. In meinem Dschungel serviert man dir nur die feinsten, edelsten Speisen", ließ der Gastgeber verlauten.
Madame Mimi; die Königin des Dschungels ... Oh, welch ein Paradies. Das hätte ich mir nie träumen lassen. Ich werde darüber einen Roman verfassen. Ich schreibe keine Ramschstorys mehr über zu kleine Schwänze und Minderbemittelte wie früher ... Hier werde ich meinen Lebensabend verbringen: Im ganz privaten Dschungelcamp von Mr. Jan Halmes Senior ...
... Letzterer hatte natürlich ihre enthusiastischen Gedanken gelesen ...
... und nicht zu vergessen: auch Mr. Jan Halmes JUNIOR ...
... Letzterer grinste sie immer noch unverschämt an. Und dann veränderte sich der mutantenhafte Penis abrupt; nahm eine grüne Farbe an, Äste wuchsen aus dem Stamm, Blätter sprossen. Die Eichel hatte sich innert weniger Sekunden in eine übermächtige und farbenprächtige Blume verwandelt. Die Blätter öffneten sich und sie entdeckte im Inneren einen kleinen, phallusartigen Stängel, der einen unglaublich verlockenden Duft verströmte.
"Es ist wie in einem Märchen ... Ich bin ganz entzückt ... aber, ich möchte doch gern wissen, wer du WIRKLICH bist ... das geht ja nicht mit rechten Dingen zu. Und schließlich träume ich ja nicht.", begehrte Mimi von ihrem mysteriösen Lover zu wissen.
"Ich bin der Geist des an AIDS verstorbenen Jan Halmes. Wegen solchen Schlampen wie du musste ich dahinsiechen. Ich hätte noch mindestens zwanzig bis dreißig Jahre leben können, wenn ..."
"Verdammt, bin ich vielleicht Cindy Moverace oder ein anderer Pornostar? Ich war nie und nimmer eine Pornodarstellerin. Du warst ja bekanntlich drogensüchtig, kriminell und hast mit Tausenden von Frauen und sogar mit Männern geschlafen, und immer ungeschützt. Ich aber habe bei meinen Vögeleien stets einen Präser benutzt!", fiel die Mimi ihm ganz aufgebracht ins Wort."
"... nur nützen dir jetzt deine mitgebrachten Pariser für Riesenschwänze auch nichts mehr. Jan Halmes Halm ist für dich einfach zu übermächtig geworden. Aber das ist irrelevant. Du hast einfach das Pech, am falschen Ort zum falschen Zeitpunkt zu sein. Tatsache ist, dass du eine faule und frustrierte Schnepfe bist. Eine Schmarotzerin, eine jetzt alte Schmarotzerin, alt aber kein bisschen weise, trotz deiner 'Erleuchtung' im Dschungelcamp. Du hast immer auf Kosten von irgendwelchen Männern gelebt. Bei der Scheidung hast du ganz schön abkassiert, ganz zu schweigen von den fürstlichen Honoraren deiner früheren debilen, perversen Pimmel Storys in der Presse. Du siehst, ich habe deine Vita in deinen Gedanken gelesen und analysiert", maßregelte er sie.
"Wieso misst dann dein Ding nur zweiunddreißig-ein-halb Zentimeter, wo ist denn der restliche 'halbe' abgeblieben?", fragte sie jetzt neugierig.
"Hähäh, deine weibliche Neugierde ist wirklich bemerkenswert, dies ganz besonders in deiner jetzigen Situation. Genau dieser vermeintlich fehlende, halbe Zentimeter war eben dein Kompromiss! Aber wie du ja inzwischen festgestellt hast, bin ich kein Zombie, sondern ein Geist und Gestaltwandler und somit befähigt, meine Extremitäten in jede gewünschte Form und erdenkliche Größe zu verwandeln, und das zu jeder Zeit. Na, Neugierde befriedigt, du Botox- und Silikon geschwängertes, weibliches Würstl? Deinen Senf hast du ja schon abgekriegt. Und jetzt kriegst du dein Fett ab. Aber wir sind hier nicht in 'Fifty Shots of White'!"
Mimi, jetzt vollständig betäubt von dem betörenden Duft des Stängels, steckte ihren Kopf in das Innere der monströsen Blume, um von deren Nektar zu kosten und zu trinken. Sie besaß jetzt keinen eigenen Willen mehr ...
"In meinem ganz privaten Dschungelcamp wirst du in diesem Augenblick deine wahre Erleuchtung erleben ...!", frohlockte er.
Um Mimis Kopf schlossen sich blitzartig die Blätter, aus deren Rändern nun rasiermesserscharfe Haifischzähne schossen. Diese vergruben sich erbarmungslos in den Hals der Frau. Mit einem Ruck bissen und rissen die mörderischen Zähne den Kopf ab. Blutfontänen spritzten an die Wände, kreierten darauf campbell'sche Skizzen, welche den Betrachter an die scheußlichen Werke von Andy Warhol erinnerten.
Aus den gemächlich kauenden, knirschenden Blättern schnellte eine lange, schlangenartige Zunge heraus und leckte den blutbesudelten Fußboden sauber. Eine eben auf Hygiene bedachte fleischfressende Pflanze!
Der Geist von Jan Halmes blickte zynisch grinsend auf den immer noch zuckenden Rumpf der Frau. "Du kopfloses, dummes Geschöpf. Das hast du jetzt davon. Und das nur wegen eines Kompromisses von einem halben Zentimeter. Wie inkonsequent du doch warst. Man sollte nie mit einem Maßstab herumfuchteln, weder an Menschen noch an einzelnen Gliedern. Du hättest dich eben mal umbauen lassen sollen, mit einer dreiunddreißig Zentimeter langen Latte versehen, zur eigenen Bedienung und Befriedigung, frei nach dem Motto: 'Selbst ist die Frau', dann hätte dir das heute und hier nie und nimmer passieren können. Aber wenigstens ist dein sehnlichster Wunsch in Erfüllung gegangen: Du konntest deinen Lebensabend, so kurz dieser auch gewesen ist, in meinem ganz privaten Dschungelcamp verbringen, oder besser: Kannibalencamp."
Er hatte seine Nahrung verdaut und fühlte sich jetzt zehn Jahre jünger, obwohl er bereits vor langer Zeit das Zeitliche gesegnet hatte. Sein Junior befand sich wieder im normalen Zustand. Dieser hatte noch vorher den angekauten Kopf von Mimi wieder ausgespuckt. Hatte ihm wohl nicht so recht geschmeckt ...
Dann stand er auf, also der Senior, nahm Mimis abgebissener Kopf, machte mit einem Rasiermesser unterhalb des Kinns einen Rundschnitt und zog die Haut über das ganze Gesicht, bis zum Haaransatz und skalpierte sie. Anschließend hängte er den Skalp als Trophäe an seinen Gürtel. Dann ging er in die Küche, nahm ein elektrisches Fleischermesser, zerteilte damit säuberlich Mimis kopflose Leiche und packte alles in große Plastikabfallsäcke ab. Dabei hatte er es nicht versäumt, noch vorher sämtliche Botox- und Silikonimplantate zu entfernen. Schätzten doch die Konsumenten heutzutage Biokost!
Später würde er dann alles verwursten. Er fühlte sich wieder in seinem Element. Schließlich war er einmal, vor seiner Pornokarriere, Metzger in einer Fleischfabrik gewesen.
Und eine Woche später wurde in der Bar des Hotel Lunatic wieder eine Dame angesprochen:
"Ist es gestattet, Madam?"
Tag der Veröffentlichung: 03.11.2018
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