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PROLOG

 

 

 

 

 

ILLOMORESKE SCIENCE FICTICTION, BAND 1

winfried eigner

 

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PROLOG

 

1.0

LETZT ENDLICH IST ALLES NUR EINE FRAGE DER GRÖSSE

 

1.1

Beginn

 

Objekt:

Walzenförmiger Robot - Körper, dunkelrot bis kellner (Hyperion - Dexisis - Pulsaremittermotoren, Kl.V), Länge 193.248Km, Durchmesser 44.566km. Magnettransporteinheit.

 

Herkunft:

Ursa Major Cluster, Konstellation: Grosser Bär, Entfernung zum Ziel 18,6 Megaparsecs ~ 60 Millionen Lichtjahre.

 

Ladung:

4 Himmelskörper (+ Monde) bis zu einem ø von max. 44.000km.

Letzter Forming – Auftrag:

Kleinplanet OSIS™ (ø 9.550km), ein Kontinent, Ozeanmasse 73% mit zugehörigem Betreuungs - Reparatur und Kontrollmond, (3.100km ø), im Klasse II Mond - Design, als Nummer Drei der Sonne WJE124567, G9-Typ, noch auszusetzen.

 

Auftragsspezifikationen:

  1. Plazieren des Planeten und seines Mondes in vorbereiteter Schleife

  2. Entfernen der Methrylphentax - Gel - Schutzmasse

  3. Verbringen einer 33% Sauerstoff - Atmosphäre mit den notwendigen Stütz - Nebengasen wie bei Objekt 4 dieses Systemes.

  4. Einstellen der System – Sonnenaktivität auf biologisches Leben für Nummer 3 und Nummer 4 des Systemes

  5. Montieren des mitgeführten Bio Lebens auf Nummer Drei und Nummer Vier unter gewöhnlichen Sauerstoff Bedingungen

  6. Scannen der näheren Umgebung von 10 Lichtjahren auf Wanderer - Objekte, die das Projekt während der nächsten 500 Millionen Sternjahre gefährden könnten

  7. Aktivieren des Kontrollmondes

  8. Verständigung des Auftraggebers, um DNA-Generationenschiff starten zu können

  9. Rückkehr direkt zu Ursa Major, Reisedauer 436 Bordstunden

Z6z78 äusserte schwere Bedenken, die Pläne der DNA-Former betreffend, deren Oberster Rat eine Schnellreise im hyper-kryostatischen Zustand der biologischen Einheiten vehement ablehnt.

 

Begründung:

Die zu besiedelnden und geformten Planeten Nummer 3 und Nummer 4 des Systems WJE124567 sollen biologisch vollkommen ausgereift und evolutionär aktiv sein, um so den Siedlern uneingeschränkt zur Verfügung zu stehen.

Diese Einstellung ist akzeptabel, wenn auch unverständlich, beträgt die Reisezeit des DNA–Generationenschiffes mehr als zwölf Millionen der Jahre seiner neuen Heimatwelt.

Bordrechnerprognose für einen positiven Abschluss der Besiedlungspläne bei etwa 14,5%.

Nähere Details des Auftrages und technische Daten des Planeten und seines Trabanten unter CDy 12x in der Positronik des Mondes.

Prozess in Gang gesetzt.

Mond aktiviert

Bordzeit 1347/65/ocv/3-4.

Und wieder zeichnen über 2000 Ekitolfeldeinheiten die Forming-Vorgänge genauestens auf, während unvorstellbare, universelle Kräfte den Planeten und seinen Mond in ihren neuen Umlaufbahnen stabilisieren.

Titanische Tore schliessen sich und der ausgesetzte Planet ist für einige Minuten in retrosauren Produktions-Nebel gehüllt, um kurz darauf in unglaublicher Pracht wie eine blau-weisse Murmel in der Schwärze des Alls zu hängen.

Kleine, bunte Kugeln schiessen aus Löchern an der Walze und stürzen, wie auch bei Nummer 4, dem Boden des Planeten entgegen.

Eine genau berechnete Menge von bakteriellem Lebensdünger beginnt mit der Vorbereitung auf den grossen Tag, der noch Jahrmillionen in der Zukuft liegt und von dem niemand weiss, ob dieser grosse Tag jemals über den geformten Planeten hereinbrechen wird.

Die unvorstellbar Walze macht trotz ihrer gigantischen Grösse spielerisch kehrt und verschwindet blitzartig aus dem System mit seinen beiden neuen Planenten und den drei Kontrollmonden.

Einen grösseren für Nummer 3 und zwei kleinere Begleiter für Nummer 4.

 

Als die Walze den Leerraum ausserhalb des Auftraggebietes erreicht, öffnet sich aus dem Nichts plötzlich ein grellblauer Trichter, der wie ein seltenes, glitzerndes Meerestier in der Tiefe der Unendlichkeit hängt und auf seine Beute zu lauern scheint.

Vor dem Eintauchen in den Transport – Wurm sendet die Roboteinheit der Walze noch die geplante Nullzeit – Nachricht an die 60 Millionen Lichtjahre entfernten Produzenten in Ursus Major, die auf den Startschuss für das DNA-Siedlerschiff warten

Die Walze blitzt in kurzem, grün pulsierendem Leuchten auf und ist verschwunden.

Auch die Nullzeit – Nachricht erreicht ihr Ziel nicht und wurde wie die Walze, sich in der gespiegelten Singularität färbelnd biegend, in eine völlig fremde Dimension eines unbekannten Universums gesprüht.

Die Produzenten hatten trotz des nicht wieder Auftauchens der Arbeitswalze das DNA-Generationenschiff auf den Weg zu den wohl bekannten Zieldaten gebracht, denn die Supernova - Explosion, die ganze Systeme verschlingen würde, lag mit Ursache und Wirkung nur noch 10 Millionen Lichtjahre in der Vergangenheit und breitete sich immer schneller aus. Geriet sie einmal in den Giga - Überlichtbereich, dann war es besser, sich sehr weit entfernt vom Beginn der Zerstörung zu befinden.

 

Was die Siedler-DNA an ihrem Zielort erwarten würde, stand in den Sternen des sterbenden Bären, wussten sie doch nicht einmal, ob der Robotik der Auftrag auch gelungen war.

Trotzdem war es unumgänglich, die Reise mit dem DNA-Siedlerschiff zu beginnen, denn mit dem Verschwinden der letzten Walze war auch plötzlich jede Hoffnung auf ein Weiterbestehen dieser Rasse von Produzenten auf ein Minimum geschrumpft und deren Panik wuchs.

Eine 12 Millionen Jahre dauernde Reise, mit einem vagen Ziel so unendlich weit entfernt.

Diese Rasse der Produzenten, unvorstellbar älter als das gegenwärtige Universum, noch geboren in einem der längst zerplatzten oder integrierten Vorgänger – Universen, an die sich niemand mehr erinnern konnte, war mit der Reisedauer von 12 Millionen Systemjahren nicht zu beeindrucken, da Zeit für das Schiffsmodul praktisch keine Rolle spielte. Die DNA-Ladung war für die geformten Planeten 3 und 4 genauestens zugeteilt, kontrolliert und eindeutig für reproduktiv befunden worden.

Das DNA-Siedlerschiff, mit einer Länge von 600m, wäre nicht einmal ein Staubkorn an der Transportwalze gewesen – und trotzdem war dieses kleine wurstförmige, interdimensionale Fluggerät von unvorstellbarem universellem Wert:

Diese ‚kleine‘ fliegende Wurst transportierte nämlich alle bekannten Arten genetischer Blaupausen biologischen Lebens auf Kohlenstoffbasis und noch dazu in einer Vielfalt, wie es in keinem aller bisherigen Universen jemals vorgekommen war.

Das Unbegreifliche an diesem Leben auf Kohlenstoffbasis war, dass es nur in einer Atmosphäre aus Wasserdampf, Kohlenstoffdioxid, Schwefelwasserstoff, Stickstoff, Kohlenstoffmonoxid, Methan, Ammoniak, Helium, Neon, Argon, Krypton, Xenon und Radon gedeihen würde und konnte - in dieser Richtung das übliche Gemenge eben.

Die Produzenten waren die einzigen biologischen und intelligenten Lebewesen, die ihrerseits nur in einem ähnlich zusammengesetzten Luftgemisch existieren konnten.

Leider war die Wissenschaft zu Beginn des Projektes DNA - Besiedlung falschen Voraussetzungen gefolgt, wurde doch angenommen, dass Sauerstoff das Grundübel für die vielen anfänglichen Fehlschläge darstellte.

Endlich fanden auch andere Stimmen im grossen Rat Gehör und so stoppte man die sinnlosen Versuche mit Leben auf Silizium - Basis, das über dumpfes Brüten und sich – im - Schlamm - krümmen, niemals hinaus gekommen war und beendete auch die erfolglosen Versuche, dem vorhandenen, stumpfen Leben in Methan und anderen Luftgemischen Intelligenz gerieren zu wollen.

Alle Versuche, Tests, Ladsamitionen und dergleichen, die nichts mit Sauerstoff ab diesem gewissen Prozentsatz, und Kohlenstoff als Hauptbestandteil des Aufbaues zu tun hatten, führten ständig zu wertlosen und enttäuschenden Ergebnissen. Es dauerte zwar noch eine geraume Weile, um die erforderlichen Zusammensetzungen kreïeren zu können, aber immerhin waren die Basisergebnisse dermassen zufriedenstellend, dass man sich zum Bau des DNA-Schiffes entschliessen konnte.

Ein ganz geringer Prozentsatz des geschaffenen Lebens wurde in Nischen des Lebens auf Siliziumbasis unter Methangas Voraussetzungen angesiedelt und für die Tiefsee der Ozeane auf Nummer 3 und 4 konzipiert.

Tests am lebenden Objekt praktisch.

Kaum war das DNA-Siedlerschiff hinter dem Horizont der Bären Konstellation verschwunden, begannen sich die Produzenten schweren Herzens zu demontieren und für den Schlaf durch eine Supernova von gigantischen Ausmassen vorzubereiten.

Als das DNA-Siedlerschiff etwa ein Hundertstel seiner Reisedistanz zurückgelegt hatte, wurde die von den Produzenten erwartete, alles verändernde Supernova, in einer Entfernung von 22 Millionen Lichtjahren zum Grossen Bären von einem, plötzlich aus einem der elf benachbarten Schaumblasen - Paralleluniversen aufgetauchten Kellneren Loch von gigantischsten Ausmassen ganz einfach verschlungen. Dieses Kellnere Loch stülpte sich nach vorne, um mit der Supernova in sich selbst zu verschwinden, ohne auch nur die geringste Spur zu hinterlassen.

Ein während des Daseins der Universen ganz normaler Vorgang, um das Gesamt - Gleichgewicht nicht einzubüssen. Ein Vorgang, der den Produzenten trotz des unvorstellbaren Alters ihrer Spezies von siebenundzwanzig Milliarden allgemeinen Neutrinojahren allerdings völlig unbekannt war. Diese Vorgänge konnte sie im Moment auch nicht begeistern oder beunruhigen, da sie sich seit siebenhundert Millionen Jahren (ihres Ziel - Planeten) im persönlichen Nullzeit - Demontagezustand befanden, den sie unter normalen Raumzeit - Gegebenheiten auch nie wieder verlassen würden können.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ereignisse in der Zeit

 

 

AUCH EIN JOB

Eine klobige Gestalt stand neben einem ausgetrockneten Flussbett und es sah aus, als würde sie in das nicht vorhandene Wasser pinkeln, was aber völlig unmöglich war, denn die klobige Gestalt war ein Mann im Raumanzug und der ausgetrocknete Fluss befand sich auf dem Mars, es war zwei Uhr Nachmittag Marszeit und der Mann im Raumanzug fluchte auf's ordinärste, weil die Heizung in diesem Raumdings schon wieder Mucken machte.

"Gleiter bauen sie, in denen man alles mit Klebstoff befestigen muss und zu guter Letzt stopfen sie dich in das letzte Stück Scheisse, das sie finden konnten. Der Dreck ist sicherlich von der Stange! Secondhanded!"

Wütend trat der Mann gegen eine kleinen Stein, der munter davonhüpfte und eine zarte rosa Staubwolke aufwirbelte, die etwas länger als gewohnt in der Luft stehen blieb.

"Jetzt kack dir nicht ins Hemd!" kam es aus dem Innenlautsprecher des Helmes.

"Du hast es bald hinter dir. Noch um zwei Ecken und du bist da!"

"Und dann? Kann ich mir dann etwa diese Montur vom Leibe reissen und eine Dusche nehmen? Kann ich mich, dem Schweine gleich an eines Baumes Borke reiben, weil’s so juckt?

Ha?

Einen Schmarrn!

Auch wenn ich gleich 'da' bin, wie du da oben in deiner Affenschaukel so leichthin vor dich hin parlierst. Sage mir auch, oh weiser Kreisender, was ich tun soll, wenn ich 'da' bin!"

Der zweite Mann im Orbit kicherte nur ob seines Freundes poetischem Anfall und verstummte plötzlich.

"Da kommt was auf mich zu, Fred!"

"Was sollte das denn sein? Ein Fußgänger? Jetzt krieg' bloß du nicht die Panik, Baby. Ohne dich bin ich total aufgeschmissen!"

"Da kommt aber was auf mich zu!" beharrte Fred und John hörte ihn im Helmlautsprecher keuchen.

"Mensch, Fred, du bist doch sogar tiefer als Phobos und Deimos! Da kann nix sein!"

"A pro pos Phopos! Der kommt nämlich auf mich zu!"

"Du spinnst aber total!" lachte Fred, obwohl ihm gar nicht danach zumute war. Aber nur zu oft war es vorgekommen, dass Missionen scheiterten, weil der zweite Mann im Orbit irgend einen Koller kriegte und sein ganzes Gelump zu Schrott flog und dabei meist selber noch draufging, was für den Mann am Boden zur Folge hatte, dass der ganz elendiglich erstickte, erfror, gefressen oder gebraten wurde - ja nach dem, wo er sich im Einsatz befand.

Fred und John waren auf einer der unzähligen Marsmissionen und es wunderte Beide, dass nicht schon längst Coca - Cola Flaschen umherlagen, so abgedroschen waren Marsmissionen im Jahre 2087 bereits geworden.

Allerdings hatte vor drei Monaten ein gewaltiges Beben die Äquatorialregion rund um Celion dermaßen erschüttert, dass tektonische Verschiebungen die Folge gewesen waren.

Plötzlich war der Mars wieder interessant geworden, denn nach diesem Beben hatte der Mars Bauwerke freigegeben, von denen man schon vor achzig Jahren gehofft hatte, sie zu finden.

Das Blöde war nur, dass NASA, ESA, JASA, CHINSA und der Rest der verrückten Welt im Moment Löcher in Saturnmonde bohrten und dort immer wieder Menschen ihr Leben ließen, da sich vor Ort beheimatete, extraterrestrische Viecher, die hier unterm Eis im Wasser lebten, anscheinend am liebsten von irdischen Raumfahrercrews ernährten - was die mediale Welt faszinierte, denn seit es keine Kriege mehr gab, waren die virtuellen Zeitungen dankbar für jeden Toten, der irgendwo anfiel.

Einer der von Ganymed, Europa, Io oder Titan lebend nach Hause kam, war eindeutig ein Held und hatte für den Rest seines Lebens ausgesorgt.

Nun, wie gesagt, NASA und ESA waren verhindert und außerdem knapp an Personal, darum hatte man diese Ruinenforschung auf dem Mars in die Hände einer Privatfirma gelegt, die die ganze Sache so billig wie möglich abzuwickeln gedachte, was natürlich auf Kosten der beiden Männer geschah, wovon sich der Eine im Orbit und der Andere auf der Oberfläche langweilte.

John schien der Koller gepackt haben, denn immerhin war er schon sieben Wochen alleine in der Konserve, in der man nicht einmal ausspucken konnte, ohne sich die Füße zu nässen.

"Wenn da die Sonne hineinscheint, müssen wir 'raus, denn für uns Drei ist kein Platz in dieser Sparbüchse!" meinte Fred, als er ihr Arbeitsgerät zum ersten Mal zu Gesicht bekommen hatte.

Das Leben an der Oberfläche - speziell in dem unbequemen Anzug - war zwar auch kein Honiglecken, aber zumindest konnte man sich in relativer Freiheit bewegen.

"Na, John, alter Junge, gehts wieder?"

Eine kleine Weile war es still und Fred begann sich schon wieder Sorgen zu machen, als sich John dann doch meldete.

"Na klar geht's wieder, alter Schwede. Trotzdem kann ich dir sagen, dass da was nicht stimmt. Ich komme mir beobachtet vor! Und das bilde ich mir nicht ein!"

Fred widersprach ihm nicht, um nicht eine unnötige Diskussion auszulösen.

"Hast du die Sauerstoffgewinnungseinheit am Zielpunkt abwerfen können?"

"Absolutewischt, Partner. Bloß dreissig Zentimeter neben der Zielstelle!"

"Du wirst alt!" feixte Fred und bestieg sein hochrädriges Fahrzeug, das er ebenso verabscheute, wie den klobigen Raumanzug.

"Früher hättest du genauer getroffen!"

John lachte lauthals und ein wenig zu hysterisch.

"Kümmere du dich lieber um diese seltsame Pyramide, oder was das schon ist!"

"Ich möchte dir nur vermelden, dass ich mit meinem Porsche schon eine ganze Weile zwischen anscheinend eingestürzten Irgendwas herumkurve - sehr natürlich sieht mir das wirklich nicht aus, aber das wird dich nicht interessieren, denn einen Fußballplatz konnte ich nicht entdecken - so leid es mir auch tut."

"Immer tust du, als ob ich ein ungebildetes Rindvieh wäre," kam es gekünstelt weinerlich.

"Dabei interessieren mich deine Ruinen wirklich! Ist eine Kneipe auch dabei?"

Fred pfiff durch die Zähne.

"Du pfeifst, alter Freund und Kupferstecher? Dann sind bestimmt irgendwelche dreibrüstigen Weiber in deiner Nähe und du verheimlichst mir diese Tatsache, weil du gemein bist!"

"Halt den Schnabel, Kutscher - und lausche! Ich fahre jetzt interessanterweise auf einer völlig glatten Straße und mich trifft im Namen der gesamten Menschenheit auf der Stelle der Schlag!"

"Nun ja, alter Freund. Das haben Straßen eben so an sich, dass man auf ihnen fährt!"

"Du Depp! Dir dürfte entgangen sein, dass ich mich auf dem Mars befinde, wo's normalerweise keine solchen Straßen hat!"

"Wo du recht hast, hast du recht! Na los, erzähle, was du siehst, denn dank der hochwertigen Technik der Firma Mist & Schluder funktioniert deine Helmkamera nicht, was kein Wunder ist, denn das Ding war sicherlich schon im Prospekt defekt!"

"Na gut! So soll es denn sein! Es spricht Reporter Freddie von seinem Sonntagnachmittagsausflug auf dem roten Planeten, benannt nach dem griechischen Kriegsgott Mars. Links von mir rote Trümmer, die aussehen, als hätte sie wer über den Haufen geschossen oder geschissen und rechts von mir das Selbige.

Und überall dieser rötliche Sand, der mir schon zwischen den Zähnen knirscht, was aber nicht möglich sein kann, denn das modische Gewand, das ich trage muss dicht sein. Ich kann es nämlich unzweifelhaft daran erkennen, dass ich fast ersticke, wenn ich einen fahren lasse!"

John wieherte vor Lachen.

"Du bist ein altes Stinktier!"

"Nach dem netten Vergleich mit diesem Vieh aus der irdischen Flora fahre ich jetzt ungeniert fort!"

"Fauna!"

"Da schauher - und ich dachte wirklich immer, du hättest ein ordentliches Bildungsmanko, gekoppelt an einen leichten Dachschaden! Na, egal! Also: die Straße ist sehr glatt und komischerweise staubfrei, als ob sie in Betrieb wäre, was aber an dem ständigen Wind liegen dürfte. Leider weiß ich nicht, auf welcher Straßenseite die hier fahren, deshalb halte ich mich in der Mitte dieser etwa vier Meter breiten 'Fahrbahn'! Vielleicht ist es aber auch nur glasiertes Tiefengestein - wenn das nämlich tatsächlich eine Straße wäre, sind wir für unser ganzes Leben aus dem Schneider und Helden wie die Knaben, die einen Aufenthalt auf den Jupiter- oder Saturnmonden überleben durften! Oder aber auch nicht, das wird sich weisen! Ich bewege mich mit dem mörderischen Tempo von 15Km/h in Richtung Vorwärts, dass der Fahrtwind um meinen Helm peitscht und mir die Frisur verrauft. Ich halte mit quietschenden Slicks, denn links von mir sehe ich ein kleines Plateau, das ich mir näher ansehen will. Vielleicht entdecke ich sogar einen McDonalds, denn der ist ja bekanntlich überall!"

Einen Moment war es still, denn Fred verließ das Fahrzeug und John malte sich aus, wie sein Freund jetzt über rote Dünen stieg und auf sein Ziel zustapfte.

Unvermittelt meldete sich Fred wieder.

"Jetzt halt' dich aber an dort oben!"

"Hast du ein Bierlager entdeckt?"

"Viel besser! Viel, viel besser!"

"Na spucks schon aus! Ich glaube nämlich nicht, dass es etwas gibt, das besser ist als Bier!"

John schmatzte.

"John, kannst du dich erinnern, als wir vor ein paar Jahren in Griechenland unseren Urlaub verbrachten und praktisch überall diese schönen Mosaike bewunderten?"

"Na klar, aber was hat das mit deinem Spaziergang zu tun?"

"Du wirst es nicht fassen, aber ich stehe auf einem etwa zehn Quadratmeter großen, piekfeinen Mosaik und bin zum ersten Mal in meinem sinnlosen Leben sprachlos!"

John war einen Moment perplex, denn sogar ihm als Nur - Fußballfan, aber Griechenland - Liebhaber war völlig klar, dass das, was Fred da entdeckt haben mußte - wenn er nicht vielleicht komplett zu spinnen begonnen hatte, ihrer beider Leben restlos umkrempeln würde. Vermutungen, dass der Mars vor urdenklichen Zeiten einmal bewohnt gewesen sein könnte, hatten sich schon dermaßen zur Gewissheit verdichtet, dass es schon fast weh tat.

Aber effektive Spuren von intelligentem, nicht irdischem Leben - sowas wie ein Mosaik auf dem Fred stand - hatte man noch nie gefunden.

"Wie sieht es aus?" flüsterte John aufgeregt.

"Es...es ist in prächtigem Zustand. Unglaublich, wenn man bedenkt, dass es erst durch ein Erdbeben ans Tageslicht kam. Unglaublich.... Es ist ganz einfach wunderschön!"

"Na los, red schon, du sturer Bock! Ist es rund, eckig, färbig oder so rot wie der Rest dieses Scheißplaneten?"

"Es...ist....schwarz-weiß......die Mosaiksteinchen haben eine Fäche von etwa einem Quadratzentimeter und es ist ein verdammter......Delphin!"

In der Leitung war es totenstill.

"Ein...Delphin?"

John konnte nicht glauben, was er da hörte.

"Verarschst du mich, oder hast du den Koller!?"

Freds Stimme tönte hastig in der kleinen Kabine des Zubringerschiffes.

"Ich verarsche dich nicht, mein Lieber! Das ist ein Delphin in schönster griechischer Manier - man könnte glauben, auf irgend einem antiken Markt zu stehen. Ich mache betroffenerweise ein paar Fotos!"

Dann war es ruhig, nur das Surren der (bestimmt billigen) DigiCam war zu hören.

"Hey, Freddy!" kam es leise.

"Bist du noch unter den Lebenden? Los, sag' schon was!"

"Hör' mal, John....ich sitze hier auf einem Stück Stein und starre dieses Mosaik an, das in diese Gegend passt, wie die berühmte Faust auf's Auge.

Ich kann es noch immer nicht fassen!

Lass' mich ein wenig fantasieren und annehmen....unsere griechischen Götter wären gar keine Götter gewesen, was sie ohnehin nicht....was fasle ich da für einen Mist! Noch einmal! Was, wenn diese Götter real waren! Richtige....Personen! Bloß nicht von der Erde sondern von....hier....?! He...sag' was, oder hältst du mich für meschugge?"

Es war eine Weile still.

"Wenn ich es mir so recht überlege, dann kommt mir das gar nicht so bescheuert vor, mein lieber Freddy! Wie du weißt, bin ich zwar ein Fußball - Irrer, aber du kennst mich ja auch als Griechenland - Wahnsinnigen und ich stimme mit dir völlig überein, denn diese hellenischen Götterfiguren sind verteufelt real, wenn mich einer fragt. Ob Mono - oder Polytheismus: Götter waren und sind immer gerecht - oder streng - oder grausam. Aber diese Macken, die diese Olympier hatten, sind ja wirklich mehr als erstaunlich! Liebe, Hass, Eifersucht, das Bevorzugen von Günstlingen, die ständigen Querelen und Kriege untereinander..... Ich sage dir hier und jetzt live aus meiner Konservenbüchse: wenn das alles jemand erfunden hätte, dann wäre er ein verteufelt guter und vor allen Dingen antiker, psychologisch hochgebildeter Science-Fiction Autor gewesen und die Leutchen hatten damals bestimmt andere Sorgen, als sich um unausgegorenen Mist zu kümmern der, so abgehoben wie er war, keinen Hund hinterm Ofen hervor gelockt hätte!"

Erstaunt lauschte Fred dem längsten Monolog, den er von seinem Freund jemals zu hören bekommen hatte.

"Teufel auch! Man sollte dich des öfteren in eine solche

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Texte: Winfried Eigner
Bildmaterialien: Winfried Eigner
Cover: Winfried Eigner
Lektorat: Winfried Eigner
Satz: Winfried Eigner
Tag der Veröffentlichung: 29.11.2020
ISBN: 978-3-7487-6615-5

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Diese Kurzgeschichten, Band 1, seien jenen gewidmet, die sich an SF immer noch erfreuen können.

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