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1. Kapitel

„Nein George ich hab dir schon gesagt dass ich bei deinen Spielchen nicht mehr mitmache!“ schrie Claire wütend in das Telefon.

 

„Hör mir zu, ...“ setzte George an.

 

„NEIN VERDAMMT! Du hörst jetzt mir zu! Wir hatten eine Abmachung George! Erinnerst du dich? Einen Auftrag erledige ich noch, EINEN! Ich habe ihn erledigt und das sogar ziemlich gut also komm mir jetzt nicht mit dieser Scheiße!“ wütend lief Claire in ihrer kleinen Wohnung auf und ab.

 

Innerlich kochte sie vor Wut was bildete sich dieses arrogante Arschloch nur ein.

 

„Ich will nur noch dass du diesen letzten Auftrag für mich erledigst. Dann ist Schluss das verspreche ich dir! Darauf gebe ich dir mein Wort.“ antwortete George.

 

Claire stieß ein lautes Lachen aus.

 

„Genau und nach diesem Auftrag kann ich mir die gleiche Leier wieder anhören. Dein Wort ist keinen Cent wert, George! Ich habe die Nase gestrichen voll von dir und deinen falschen Spielchen! Such dir jemand anderen der die Drecksarbeit für dich erledigt!“

 

George schwieg und in diesem Augenblick erkannte Claire wie unüberlegt ihre Worte waren. George bekam immer was er wollte. Und je schwerer dies für ihn zu erreichen war desto unterhaltsamer wurde es für ihn. Er war ein Psychopath und konnte dein schlimmster Alptraum sein. Für ihn war das alles nur ein krankes Spiel.

„Eigentlich, wollte ich dich höflich bitten mir noch einmal zu helfen Claire. Aber wie es aussieht lässt du mir keine andere Wahl.“ redete George mit leiser, zuckersüßer Stimme weiter.

 

Claire schluckte kaum merklich. Was wollte ihr dieser Mistkerl androhen?!
George fuhr fort.

 

„Da meine netten und wohlgemeinten Überredungskünste bei dir anscheinend ihre gewünschte Wirkung verfehlen, bleibt mir nur noch übrig dich da zu packen wo es am meisten wehtut.“ er kicherte.

 

„Da kannst du lange suchen George.“ erwiderte Claire kühl.

Sie hatte das was ihr ab wichtigsten war, besser gesagt sie hatte sie, mit allen ihr erdenklichen Mitteln geheim gehalten. Nicht einmal George konnte in der Lage sein sie aufzuspüren. Niemals wäre er dazu in der Lage. Doch auch wenn Claire versuchte ihre Angst zu verbergen. Sie war sich nicht mehr sicher ob es George wirklich nicht gelingen würde ihr ein und alles aufzuspüren.

George lachte.

Und dann sagte er die Wörter die Claire beinah das Blut in den Adern gefrieren ließ.

 

„Deine kleine Schwester sieht dir ziemlich ähnlich. Nur ihre Augen sind anders. Hat sie die von ihrer Mutter?“ fragte er mit einem gehässigen Ton in seiner Stimme.

 

Claire schwieg einen Augenblick. Die Galle stieg ihr hoch. Nur die Ruhe bewahren, redete sie sich selbst zu.

 

Dann antwortete sie mit ruhiger Stimme.„Ich habe keine Schwester!“

Doch selbst sie hörte dass ihre Stimme bei diesen vier einfachen Worten zitterten.

 

„Du hast sie gut vor mir versteckt Claire, dass muss ich dir lassen. Selbst meine besten Leute brauchten eine Ewigkeit um die kleine Anna aufzuspüren. Doch das suchen hat sich zumindest für mich gelohnt. Ich wusste schon immer das ich eines Tages ein kleines Druckmittel für dich brauchen könnte. Und deine Schwester ist perfekt dafür, findest du nicht? Du wirst doch jetzt deine Arbeit nicht mehr vernachlässigen oder Claire?“

 

Claire konnte sein boshaftes Lächeln beinah vor ihrem inneren Auge sehen. Am liebsten würde sie es ihm aus seinem hässlichen Gesicht heraus prügeln. Doch sie wusste, dass er wusste, dass sie nachgeben würde. George hatte seinen Trumpf ausgespielt und es gab keinen Zug von ihrer Seite der seinen wieder zunichte machen würde.

 

„Wenn du ihr auch nur ein Haar krümmst dann, …“ knurrte sie ins Telefon.

„Aber, aber Claire was denkst du von mir? Ich würde so einem armen unschuldigen Kind nie etwas zu Leide tun. Es sei den du würdest mir einen Anreiz dazu geben?“ Den letzten Satz formulierte er als Frage.

 

Claire schwieg. Sie musste sich etwas überlegen wie sie Anna aus seinen

widerlichen Klauen befreien konnte. Doch auf die Schnelligkeit viel ihr nichts passendes ein.

 

„Also haben wir einen Deal meine Schöne?“ unterbrach George Claire aus ihren Gedanken.

 

Sie musste darauf eingehen sie hatte keine Wahl. Auch wenn sie sich dazu überwinden musste.

„Was soll ich für dich tun?“ fragte Claire tonlos.

„Ausgezeichnet!“ rief George euphorisch ins Telefon.

 

Claire musste sich ein Knurren verkneifen.

 

„Es geht um einen Mann namens Jack Daniels. Sagt dir der Name irgendetwas?“

„Jack Daniels. Jack …!? Verdammte Scheiße George du meinst doch nicht etwas diesen Jack Daniels?“

 

George kicherte. „Doch genau den meine ich. Gut dass du schon von ihm gehört hast! Dann können wir uns ja die Förmlichkeiten sparen.“

„Das kann nicht dein Ernst sein George! Er wird mich umbringen wenn ich in seine Nähe kommen. Nein, ich werde nicht einmal ansatzweise in seine Nähe kommen können! Seine Leute werden mir schon am Eingangstor den Kopf abschlagen! Das kann nicht dein Ernst sein!“

 

Jack Daniels war einer der ältesten Vampire von denen die Menschen und somit auch George wussten. George war der Boss der Geheimorganisation P99. Und Claire war eine der Besten gewesen wenn es darum ging Leute aus dem Weg zu schaffen die ihm etwas schuldig waren oder die ihm einfach gegen den Strich gingen. Als sie vor fünf Jahren dem Bund beitrat wusste sie noch nichts von George´s illegalen Spielchen. Man erzählte ihr es handelte sich um eine Organisation ähnlich zu vergleichen mit dem FBI. Sie hatte nämlich eine Top Universitätsabschluss in Informatik in der Oxford Universität gemacht und konnte alle Informationen besorgen die George und seine Männer brauchten um die „Verbrecher“ so wie Claire dachte, aufzuspüren und danach zu vernichten 

oder wie man ihr früher erklärte „wegzusperren“. Eigentlich hätte sie es besser wissen müssen.

Am Anfang war sie nur im Büro tätig und für die Aufenthaltsorte zuständig. Doch nach einer Weile fing sie an mit den Männern aus George seiner Einheit zu trainieren und wie sich herausstellte war sie äußerst talentiert. Sie bewegte sich flinker und reagierte schneller und das war George ultimative Geheimwaffe. Sie machte ihre ersten Außeneinsätze und bekam dabei mit das George´s Spielchen nicht gerade legal waren. Sie wollte aussteigen doch George drohte ihr, dass er ihre Mutter töten würde, würde sie nicht kooperieren. Sie floh denn damals hielt sie es für einen bösen Scherz. Sie hätte niemals gedacht dass jemand zu so etwas fähig wäre. Doch George hielt sein Versprechen. Er tötet ihre Mutter. Danach hatte sie sich wie ein Häuflein Elend zusammengekauert und all seine Aufgaben erfüllt. Er hatte sie gebrochen. Doch jetzt bedrohte er ihre kleine Schwester und das war zu viel. Sie würde sie befreien und George danach vernichten.

 

„Aber Liebes ich würde dich niemals so einer großen Gefahr aussetzten.“ sagte er entsetzt.

„Natürlich nicht.“ erwiderte sie voller Ironie in der Stimme.

 

Wieder kicherte George. Konnte der nicht endlich einmal mit seiner albernen Kicherei aufhören davon wurde man ja krank.

 

„Also hör mir genau zu! Jack wurde angerufen und man hat ihm gesagt, dass eine Informantin geschickt werden würde die Informationen bei sich hätte die unbedingt haben wollte. Informationen über eine Vampir namens Vlad Dobrinski.“

„Informationen über Vlad? Aber ist doch bei deinen Machenschaften beteiligt?!“ erwiderte Claire alarmiert.

 

„Er ist nur ein Vorwand um den Koffer zu ihm bringen zu können.“ erwiderte George genervt, „Daniels wird nicht lange genug leben um die Informationen lesen zu können. Genau sowenig wie die Informationen selbst. Ich werde dir den Aktenkoffer per Kurier zustellen lassen. Du darfst diesen Koffer unter keinen Umständen öffnen! Verstanden!“ fuhr er fort.

 

„Wie du meinst.“ antwortete Claire tonlos.

 

„Sehr gut. Wenn du ihm den Koffer gebracht hast verschwinde so schnell wie möglich aus dem Haus. Ich weiß dass du ihn niemals töten könntest also wird der Koffer es für dich erledigen. Du 

musst jedoch dafür sorgen das er den Koffer nicht öffnet solange du noch im Haus bist, denn das könnte nicht gut für dich enden. Und ich will doch nicht das meiner Kleinen etwas zustößt!“

 

Claire ging nicht weiter auf sein widerliches Geflirtet ein.

„Hab verstanden. Wann wirst du mir den Koffer zukommen lassen?“

 

„Er wird morgen in der Früh vor deiner Türe stehen. Das Treffen mit Jack wurde auf zwölf vereinbart. Sei pünktlich dort!“ damit legte er auf.

 

Claire seufzte und schmiss das Handy auf ihr Bett.

 

„Verdammter Mistkerl!“ dachte sie zornig.

 

Sie warf einen Blick auf ihren Nachtisch auf dem ein Foto von ihrer kleinen Schwester stand. Claire hatte sie seit zwei Jahren nicht mehr gesehen und auch jeglichen Kontakt zu ihr abgebrochen um alle möglichen Probleme von ihr fernzuhalten. Jetzt sah sie wie viel ihr das gebracht hatte. Anna war ein wirklich bezauberndes Mädchen. Sie hatte blaue Augen und wild lockiges blondes Haar. Sie war so gut wie das Gegenteil von Claire. Denn diese hatte braune Augen und ebenso braunes leicht welliges Haare. Sie glich ihrem Vater. Zumindest hatte man ihr das gesagt denn sie hatte ihn persönlich nie kennengelernt. Claire erhob sich von der Bettkante und tigerte in ihrem kleinen Zimmer auf und ab. Sie musste sich jetzt endlich etwas überlegen wie sie Anna aus Georg´s Klauen befreien konnte. Sie dachte fieberhaft darüber nach und ging alle erdenklichen Möglichkeiten im Detail in ihrem Kopf durch. Aber jeder Gedanke war zu riskant. Wenn Claire ihre Schwester nicht auch noch verlieren wollte blieb ihr nichts anderes übrig als sich diesem Jack zu stellen, den Koffer abzuliefern und so schnell sie konnte wieder zu verschwinden. Dann musste sie George ausfindig machen was auch nicht einfach werden wird,Anna holen und mit ihr für immer abzutauchen. Ja das war ihrer Meinung nach ein guter Plan. Das Kunststück bestand nur noch darin diesen Plan auch in die Tat umzusetzen und da auch wieder lebend herauszukommen. Sie beschloss jetzt erst einmal eine heiße Dusche zu nehmen und sich ein wenig zu entspannen. Mit diesem Druck, der jetzt auf ihren Schultern lastet konnte sie unmöglich schlafen und sie musste für den nächsten Tag unbedingt fit sein. Sie ging zu ihrer kleinen dunkelbraunen Kommode und holte frische Unterwäsche und ein Shirt daraus hervor. Dann machte sie sich auf den Weg durch ihre kleine Küche in das noch um einiges kleiner Bad. Sie legte ihre Kleidung auf einen kleinen Hocker neben dem Waschbecken, zog 

sich aus und stieg unter die Dusche. Mit der Erwartung auf warmes Wasser drehte sie die Dusche auf und schrie im nächsten Moment laut auf. So schnell es ihr Schock zuließ drehte sie das Wasser 

wieder ab. Das Wasser war eisig kalt. Das konnte doch jetzt nicht war sein. Warum musste ausgerechnet heute der Warmwasserboiler nicht funktionieren. Sie schnaubte, schlüpfte in ihre Unterwäsche und zog sich dann eine Bademantel an. Danach schlüpfte sie in ihre Schuhe die neben ihrer Wohnungstür standen schnappte sich den Haustürschlüssel und ließ die Tür laut hinter sich zu krachen. Sie ging die Treppen hinunter in den Keller wo sie das Licht aufdrehte und auf den Heizraum

 

des Wohngebäudes zusteuerte. Sie riss die Tür auf und machte sich am Boiler zu schaffen. Nach guten zehn Minuten, die durch viele Flüche und Schimpfwörtern begleitet worden waren sprang der Boiler wieder an. „Na endlich!“ dachte sie und wischte sich die dreckigen Hände an ihrem Bademantel ab. Es würde jetzt zwar noch mindestens zwei Stunden dauern bis sich das Wasser auf einen angenehme Temperatur erhöht hatte aber wenigstens war sie sich sicher dass sie heute noch mit einer heißen Dusche rechnen konnte. Sie schloss die Heizraumtür wieder hinter sich und schlürfte die Treppe nach oben. Sie sperrte ihrer eigene Wohnungstür auf schlüpfte hinein, schlug sie gleich wieder zu und zog den Riegel davor. Sie beschloss sich die Zeit des Wartens auf das warme Wasser mit einem Becher Tee und einem guten Buch zu vertreiben und ging in die Küche. Sie stellte den Wasserkocher an und kramte einen ihrer letzten Früchtetees aus der Packung. Wenn die auch leer gewesen wäre hätte sie wahrscheinlich irgendjemandem in diesem Haus den Kopf abgerissen. Sie stellte die Teepackung auf den Küchentisch um beim nächsten Mal nicht darauf zu vergessen dass sie Tee kaufen musst. Während das Wasser vor sich hin köchelte ging sie wieder in ihr Schlafzimmer und kramte ihren abgegriffenen Roman heraus in dem sie lustlos anfing zu lesen. Nach etwa fünf Minuten, in der sie jetzt schon zum dritten Mal die gleiche Zeile im Buch las, meldete sich endlich der Wasserkocher. Sie stand auf, legt das Buch beiseite und ging zurück in die Küche wo sie das heiße Wasser in einen Becher leerte und den Teebeutel dazu gab. Daraufhin trank sie den Becher so schnell aus dass sie sich dabei die Zunge verbrannte. Sie gab den Teebeutel in den Abfalleimer, stellte den benutzten Becher in die Spüle und ging in ihr Schlafzimmer um sich dort aufs Bett fallen zu lassen. Sie war einfach viel zu hibbelig um einschlafen zu können. Zum duschen hatte sie mittlerweile auch keine Lust mehr. Das würde Claire morgen in der Früh erledigen. „Morgen.“ dachte sie nervöse. Morgen musste sie sich einem der gefährlichsten Männer überhaupt nähern und sie hatte das ungute Gefühl dass diese Sache für sie nicht gut enden würde. Jack Davids war viel zu klug um sich auf so einen Deal mit George einzulassen. Glaubte sie zumindest. Aber wenn es nicht so wäre? Würde George sie diesem Risiko aussetzen? „Ja!“ antwortete ihre innere Stimme sofort und Claire musste ihr Recht geben. Für George war Claire nicht mehr loyal genug. Entweder würde dieser Jack Daniels die Drecksarbeit für ihn erledigen wenn wahrscheinlich auch unfreiwillig, oder er musste sich selbst um sie 

kümmern. So und so glaubte Claire nicht daran dass George sie nach dem Auftrag einfach davon spazieren lassen würde. Das war nicht seine Art. Aber es war auch nicht seine Vorgehensweise sich selbst die Hände schmutzig machen zu müssen. „Passt Jack nicht einfach perfekt in seinen Plan.“ dachte Claire ironisch während sie sich ihr Schlafshirt überzog und unter die Bettdecke kuschelte. Sie musste versuchen zu schlafen. Denn so wie es aussah würden ihre nächsten Nächte nicht gerade angenehm verlaufen. Claire kuschelte sich in ihren Kopfpolster und

 

zog die Bettdecke bis zum Kinn. Einige Augenblicke später war sie endlich eingeschlafen.

Etwas riss Claire unsanft aus dem Schlaf. Sie drehte sich auf den Bauch und zog die Bettdecke über den Kopf. Es klingelte. Laut und lange. Sie stöhnte, setzte sich im Bett auf, zog sich ihren Bademantel über und schlürfte zur Tür. Als sie jedoch durch den Türspion geblickt hatte war sie augenblicklich hell wach. Vor der Tür stand ein Postbeamter mit einem Paket in der Hand.

 

„Oh verdammt! Sie hätte beinah den Auftrag vergessen den sie heute erledigen musste. Sie zog sich den Bademantel enger und öffnete die Tür.

„Guten Morgen, Madam.“ begrüßte sie der Postbote freundlich.

 

Claire schmunzelte. „Madam?“So war sie noch nie von irgendjemanden genannt worden. Sie lächelte freundlich zurück.

 

„Ihnen auch eine schönen Tag. Wo soll ich unterschreiben?“

 

Der Bote lächelte und hielt ihr ein Klemmbrett und einen Stift unter die Nase. Sie nahm beides und setzte ihren Namen schwungvoll auf das Papier. Dann nahm sie das Paket entgegen und gab ihm da Klemmbrett und den Stift zurück.

 

„Einen schönen Tag noch.“ verabschiedete sich der Mann höflich.

 

„Danke ihnen auch.“ erwiderte Claire und schloss hinter sich die Tür.

 

Sie ging in die Küche und stellte das Paket auf dem Küchentisch ab. Sie holte sich ein Messer und schnitt das Klebeband darauf auseinander. Claire öffnete den Karton und ein kleiner schwarzer Aktenkoffer kam zum Vorschein. Darauf lag ein Zettel: „1534“

Das musste die Zahlenkombination für den Koffer sein. Claire ließ beides auf dem Küchentisch liegen und ging zurück ins Schlafzimmer um sich umzuziehen. Sie ging zu ihrer kleine Kommode und holte frische Unterwäsche daraus hervor. Dann verschwand sie damit im Badezimmer. Nach einer ausgiebigen heißen Dusche kam sie nur in Unterwäsche bekleidet zurück in ihr Zimmer und schlüpfte in ein schwarze Hose. Danach band sie sich einen Gürtel um den Bauch in dem sie ihre Wurfmesser aufbewahren konnte und zog dann eine schwarze Bluse darüber an. Sie schlüpfte in ihre schwarzen Stiefel und flocht ihre langen braunen Haare zu einem französischen Zopf. So sah es elegant aus und sie waren ihr nicht im Weg. Sie ging zurück in die Küche, schob sich den Zettel mit dem Zahlencode in die

 

Hosentasche, nahm sich den Koffer und verließ die Wohnung. Sie ging die Treppen nach unten und betrat die beinahe verlassene Straße. Warum beinahe verlassen? Claire wohnte in einer Gegend in der sich so gut wie niemand hin wagte. Sie hatte, milde ausgedrückt, keinen besonders guten Ruf. Claire beschloss zu Fuß zu der Adresse zu gehen die ihr George gegeben hatte um niemanden die Chance zu geben sie mit diesem Jack Daniels in Verbindung zu bringen.

Es war ein ganz schön langer Fußmarsch, aber Claire genoss die frische Luft die ihr um die Wangen wehte. Sie wusste ja nicht wann und ob sie dein Himmel wieder einmal zu Gesicht bekommen würde.
„Hör auf damit!“ warnte sie sich selbst.
Es brachte sich nichts in Selbstmitleid zu versinken. Sie musst professionell sein und die ganze Sache so schnell wie möglich hinter sich bringen. Und wenn möglich lebend. Sie ging an vielen geschäftig wirkenden Menschen vorbei und achtete darauf, dass keiner mit ihrem Koffer in Berührung kam. Immerhin wusste sie nicht was sich darin befand und wie leicht es hochgehen konnte. George hatte ihr keinerlei Informationen dazu gegeben und dass war kein gutes Zeichen. Normalerweise legte er einen kleinen Zettel bei damit sie wenigstens ungefähr wusste mit was sie es zu tun hatte, aber anscheinend legte George darauf keinen Wert mehr. Sie seufzte und fuhr sich mit ihre Hand über die Stirn auf der sich kleine Schweißperlen gebildet hatten.
„Verdammt, verdammt, verdammt!“ Sie blieb stehen und atmete ein paar mal tief durch. Sie konnte nicht voller Nervosität einen Wolkenkratzer betreten in dem es von Vampiren nur so wimmelt. Jeder von ihnen würde ihre schlechten Absichten im Bruchteil von Sekunden gewittert haben. „Du bist professionell! Du kannst das!“ sagte sie sich immer wieder während sie durchatmete und ihren Weg fortsetzte.

2. Kapitel

 

Jack saß in seinem Schreibtischsessel und hielt seinen Blick auf die belebte Straße unter sich gerichtet. Von seine Büro im obersten Stockwerk konnte er so gut wie alles und jeden beobachten. Er sah auf seine Uhr. Fünf vor zwölf. Er hoffte die Informantin würde sich nicht verspäten. Er hasste unpünktliche Leute und hatte wirklich besseres zu tun als auf ein dummes Ding zu warten. Dieser George hatte ihm versprochen, dass sie eine der zuverlässigsten war. Gutes Personal war heutzutage wirklich schwer zu finden.
Es klopfte an seiner Tür.


„Herein.“ befahl er und drehte sich um.

 

In seiner Bürotür stand einer seiner ältesten Freunde.

„Was kann ich für dich tun Liam?“ fragte Jack und zog eine Augenbraue nach oben.

 

„Ich habe Nachforschungen über diesen George betrieben. Man findet keine für uns wichtigen Informationen über ihn, aber...“

Jack vollendete seinen Satz „..., aber dennoch ist etwas faul mit diesem Typen. Ich weiß Liam. Ihr werdet seine Informantin, sobald sie eingetroffen ist gründlich überprüfen. Irgendetwas ist mir bei dieser ganzen Sache nicht geheuer.“


Liam nickte zustimmend.
„Dieser George hat dir die Informationen über Vlad viel zu leicht überlassen. Er hätte viel mehr für die Informationen verlangen können und dass wusste er auch.

 

Du hättest ihm jeden erdenklichen Betrag bezahlt um an diese Informationen zu gelangen.“

 

„Das ist die Frage die ich mir auch andauernd durch den Kopf gehen lasse. Irgendetwas ist an dieser ganzen Sache faul und ich bin mir sicher dass es nicht mehr lange dauert bis wir es herausgefunden haben. Haltet eure Augen offen und bringt die Informantin nach dem sie das Gebäude betreten hat so schnell wie möglich in einen der Sicherheitsräume. Ich will kein Risiko eingehen.“

Liam nickte, drehte sich um und verließ das riesige Büro seines Freundes.

 

3. Kapitel

 

Claire legte den Koffer auf den Bürotisch der Frau und fuhr lächelnd fort, „Man hat mir gesagt ich soll den Koffer bei Ihnen abgeben.“ Sie ließ ihn los und wollte sich umdrehen als ihr die Frau etwas zurief.

„Mr. Daniels möchte, dass Sie ihm den Koffer persönlich bringen. Und ich wäre Ihnen auch dankbar da ich zur Zeit eine Menge zu tun habe.“ Sie zeigte auf den Stapel Papiere die vor ihr lagen.

„Es tut mir wirklich Leid, Ms …?“ sie sah die Frau entschuldigend an.

 

„Thomsan. Mein Name ist Susanne Thomsan.“ antwortete diese mit einem leichten Lächeln.

 

„Es tut mir Leid Ms. Thomsan aber ich kann den Koffer so gerne ich auch wollte nicht persönlich zu Mr. Daniels bringen. Mein Terminkalender ist eben so voll wie Ihrer und ich muss zusehen dass ich alle Lieferungen für heute noch raus bringen. Ich wünsche Ihnen noch einen guten Tag.“ sie drehte sich erneut um doch plötzlich stand einer der Bodyguards vor ihr.


„Ms. Jakobs?“ fragte dieser mit tiefer Stimme.

 

Claire alias Susanne sah ihn verwirrt an. „Ja?“ fragte sie während sie gespielt überrascht die Augenbrauen nach oben zog. Alles lief wie geplant. George hatte ihr gesagt dass Jack bestimmt Verdacht schöpfen würde und so war es auch.“

 

„Mr. Daniels möchte die Informationen die Sie ihm bringen gerne mit Ihnen persönlich besprechen wenn es für Sie keine Umstände darstellt!“ er formulierte den Satz als Frage jedoch konnte Claire den Befehl, der in seiner Stimme lag deutlich spüren. Das witzige jedoch war, was für George immer von Vorteil gewesen war, dass Claire immun gegen die Stimme der Vampire war, die auf normale Leute den unvermeidlichen Drang auslöste alles zu tun was der Vampir einem befahl.

Claire sah in bedauernd an.


„Leider würde es für mich große Umstände darstellen, da ich noch einiges zu erledigen habe. Wir könnten diese Treffen gerne auf einen anderen Tag verschieben wenn das Mr. Daniels recht wäre.
Und außerdem mag ich es gar nicht wenn mir wer so auf die Pelle rückt wie sie.“ fuhr sie ihn zuckersüß an und wich jedoch keinen Schritt vor ihm zurück.

 

Die Gesichtszüge des Vampirs änderten sich nicht jedoch konnte sie seine Überraschung über ihre Immunität deutlich spüren. Jedoch nickte er nur und trat bei Seite um sie durchzulassen.

Claire verließ das riesige Gebäude und als sie einige Meter davon entfernt war atmete sie erleichtert aus. Sie musst schauen dass sie sich so schnell wie möglich aus dem Staub macht. Sie winkte einem Taxi, warf einen letzten Blick zurück und stieg dann ein.

4. Kapitel

 

„Was soll das heißen sie kommt nicht?“ schrie Jack Liam an, doch dieser zuckte nicht einmal mit der Wimper. Er kannte seinen Freund schon so lange, dass ihn diese Wutausbrüche nicht weiter beunruhigten.

„Wie ich schon sagte, sie kommt nicht da sie wichtigeres zu tun hat und anscheinend unserer Stimme widerstehen kann.“ antwortete Liam ruhig.

 

Frustriert ging Jack in seinem Büro auf und ab. „Das konnte einfach nicht wahr sein. Kein Sterblicher konnte der Kraft der Stimme eines Uralten Vampirs widerstehen. Und Liam war einer dieser Uralten Vampire. Er fuhr sich mit beiden Händen durch sein blondes Haar.

 

„Was ist mit den Informationen?“ fragte er Liam.

 

„Sie hat uns einen Koffer da gelassen also vermuten wir dass sich die Informationen darin befinden. Wir haben ihn in einen der unteren Räume gestellt. Er wurde bis jetzt noch nicht geöffnet.“ erwiderte Liam.

 

Jack stutzte. Dann riss er die Augen auf.
„Dieser verdammte George hat uns eine Falle gestellt!“

 

Plötzlich bekam auch Liam große Augen.
Ohne ein weiteres Wort liefen beide Männer zum Aufzug und fuhren in den untersten Stock. Einige der Bodyguards die sie sahen folgten ihnen.
Jack gab die Sicherheitspasswörter ein und betrat das Kellergeschoss.
Auf einem der Tische lag ein schwarze Koffer der mit Hilfe eines Zahlenschloss verschlossen wurde.


„Keiner wird diesen Koffer anrühren verstand!“ befahl Jack in die Runde. Alle nickten.

„Max!“ ein rothaariger Vampir trat hervor ,“kannst du irgendetwas Verdächtiges erkennen?“

Max war ein Vampir der sich auf den Bau und auf die Entschärfung von Bomben und anderen Sprengstoffladungen fixiert hatte.


„Ich werde ihn mit in mein Labor nehmen und versuchen ihn dort öffnen lassen. Ich vermute dass sich darin etwas enthält mit dem wir alle keine Freude haben würden. Aber ob es sich um eine Bombe oder um etwas anderes handelt kann ich beim Besten Willen nicht sagen. Jedoch wäre mir die Frau die ihn gebracht hat eine große Hilfe. Vielleicht weiß sie was sich im Koffer befindet und kann uns somit vor einem größeren Schaden bewahren!

Jack horchte konzentriert zu und knurrte.

Diese Frau wusste bestimmt darüber Bescheid und hatte ihnen eine Bombe ins Haus geschmuggelt.
„Liam stell ein paar Leute zusammen! Ich will das ihr diese Frau ausfindig macht und sie hier her zurückbringt!“ Er hatte noch ein Hühnchen mit ihr zu rupfen.

5. Kapitel

 

Claire bezahlte den Taxifahrer und stieg vor ihrem heruntergekommenen Wohnblock aus. Sie hatte den Auftrag erledigt. Aber warum hatte sie so ein mulmiges Gefühl in der Magengrube. Ihr Nervosität war ihr ein Rätsel.
Schnell schloss sie die Tür auf und ging die Treppen nach oben zu ihrer Wohnung. Nachdem sie diese ebenfalls aufgeschlossen hatte ging sie hinein und schlug die Tür hinter sich zu. Sie ließ den Riegel davor schnappen und sank auf dem Boden zusammen. Claire legte den Kopf auf ihre Knie und atmete ein paar mal tief aus und wieder ein. Dann zog sie ihr Handy aus der Hosentasche und wählte die Kurzwahltaste. Es klingelte. Nach dem fünften Klingeln schaltete sich der Anrufbeantworter ein.

 

„Ich habe den Auftrag erledigt, George! Ich will dass du mir sagst wo meine Schwester ist! Und wage es ja nicht ein falsches Spiel mit mir zu spielen“ sie legte auf und ließ den Kopf an die kalte Mauer sinken.

 

George würde sich nicht mehr bei ihr melden. Das wurde ihr plötzlich klar. Er hatte sie abgeschrieben. Sie stand auf der Abschussliste des gefährlichsten Vampirs überhaupt. Und falls dieser nicht mehr existieren sollte, wird es einen Nachfolger geben und sie alle werden wissen wer den Koffer abgeliefert hatte. Sie musste aus der Stadt verschwinden. So schnell sie konnte. Ihre 

Schwester konnte sie auch von einem anderen Land aus suchen. Sie wusste sowieso nicht wo sie anfangen sollte. Vor zwei Jahren befand sich Anna in Europa. Dort würde sie mit der Suche beginnen.

So schnell sie konnte rappelte sie sich auf, lief in ihr Schlafzimmer und zog den großen Rucksack unter ihrem Bett hervor. Sie griff in ihre Kommode und stopfte alles hinein was sie erwischen konnte. Dann lief sie ins Bad und räumte dort ebenfalls die Schränke aus. Sie ließ jedoch nur das aller nötigste in den Rucksack fallen. Claire ging weiter in die Küche und schob einen der Schränke zur Seite. Hinter diesem befand sich ein kleiner Safe in dem sie Geld und ein Glock versteckt hatte. Die Glock ließ sie zwischen dem Bund ihrer Hose verschwinden und das Geld schob sie sich in die Hosentasche ihrer schwarzen Jeans.

Sie ging wieder zurück in ihr Schlafzimmer und hob ihren schweren Rucksack aufs Bett. Nachdem sie alles, was sie unbedingt benötigte verstaut hatte, nahm sie das Foto von Anna aus dem Bilderrahmen der auf ihrem Nachtisch stand, faltete es zusammen und schob es vorsichtig in die Innentasche ihre schwarzen Daunenjacke.

Sie warf sich den Rucksack über die Schulter, angelte sich den Schlüssel vom Hacken und schloss die Tür hinter sich.

Claire ging die Stufen in den ersten Stock hinunter und klopfte an die Tür des Vermieters. Der brummige, alte Matt öffnete ihr und sah sie aus 

zusammengezogenen Augenbrauen an.
Claire beachtete seinen mürrischen Blick nicht weiter sondern streckte ihm nur ihren Wohnungsschlüssel hin.

„Was soll ich damit?“ fragte er verwirrt.

 

„Ich ziehe aus der Wohnung aus.“ antwortete sie knapp.

„Du kannst nicht einfach so ausziehen! Wir müssen den Vertrag ansehen und was ist mit der Miete?“

„Die Miete für diesen Monat habe ich ihnen schon bezahlt und sie können auch den Rest behalten wenn sie meine Wohnung künden und ich ohne irgendwelche Nachspiele gehen kann. Außerdem kümmern sie sich nie um irgendwelche Verträge ,also fangen sie gar nicht erst damit an.“ nach diesen Worten drückte sie ihm den Schlüssel in die Hand, drehte sich um und lief die Stufen nach unten.

 

Sie hatte ihr altes Leben aufgegeben. Sie hatte weder einen Wohnung noch irgendwelche Freunde.

 

Traurig sah sie sich nach einem Taxi um. Nach einigen Minuten sah Claire eines um die Ecke biegen. Sie winkte dem Taxifahrer und stieg ein. Als es losfuhr warf sie einen letzten Blick auf ihr vertrautes Heim in dem sie die letzten zwei Jahre verbracht hatte. Sie musste mit diesem Teil abschließen und sich darauf konzentrieren ihre kleine Schwester zu finden.
Und was ebenso wichtig ist, sie durfte sich nicht von Jack Daniel´s Leuten erwischen lassen.

 

„Wo darf es hingehen, Miss?“ fragte sie der Taxifahrer höflich.

„Zum nächsten Bahnhof.“

Er nickte und fuhr los. Claire lehnte ihren Kopf an die kühle Scheibe.
Hoffentlich würde alles gut gehen. Hoffentlich würde sie die kleine Anna heil wieder finden. Gott bewahre diejenigen der ihr etwas antun würde.

6. Kapitel

 

„Wir haben ihre Adresse, Boss!“ erklärte Liam dem Mann an der anderen Leitung.

„Sehr gut.“ erwiderte dieser nur, „ich will das ihr euch um das Problem kümmert. Lasst euch von niemandem aufhalten und bringt die Frau unverletzt zu mir!“

 

Liam steckte das Handy zurück in seinen Hosentasche und sah zu seinen Kollegen Charles und Felix. Ihr habt ihn gehört. Die Beiden nickten und sie machten sich auf den Weg.

Das Wohngebäude dass die drei Männer nach einer halben Stunde Autofahrt erreichten war heruntergekommen und in einem der weniger sicheren Vierteln. „Ihr dürft sie nicht verletzen!“ Charles und Felix nickten. Sie betraten das Gebäude und gingen schnurstracks auf die Tür 22B zu.

„Was wollen Sie hier.“

Die drei Männer drehten sich um und erblickten einen kleinen Mann der im Rahmen der gegenüberliegenden Tür stand.

 

„Verzeihung aber wir sind auf der Suche nach Claire. Wir sind alte Freunde von ihr und erst vor kurzem wieder in Irland angekommen.“

 

Der Mann sah sie einen Augenblick schweigend an und zuckte dann mit den Schultern.

 

„Da seit ihr an der falschen Adresse. So wie ich das gehört habe, hat Claire ihren Mietvertrag gekündigt.“

 

Liam krümmte seine Finger zu Fäusten und versuchte seinen ruhigen Ton beizubehalten.

 

„Haben Sie eine Ahnung wo sie hin ist?“

 

Der Mann bemerkte wohl die Anspannung der Männer und zog sich etwas weiter in den Türrahmen zurück.

 

„Nein keine Ahnung.“

 

Er log. Das konnte Liam eindeutig riechen. Langsam ging er auf die Türe zu. Der Mann versuchte diese zu schließen doch Felix drückte mit einer Hand dagegen.

 

„An deiner Stelle würde ich nicht so ein Theater machen wenn dir etwas an deinem beschissenen Leben hängt.“

Der Mann schluckte „Das einzige was ich weiß ist, dass sie auf dem Weg zum Bahnhof war. Mehr kann ich euch wirklich nicht sagen.“

 

Liam wusste dass der Mann die Wahrheit von sich gab. Er konnte Lügen wittern. „Na siehst du war ja gar nicht so schwer nicht war?“ antwortete Liam mit einem selbstzufriedenen grinsen und Felix ließ die Tür los.

 

Augenblicklich flog diese ins Schloss und man konnte hören, wie die Kette einrastete. Als ob so etwas einen Vampir davon abhalten könnte in eine Wohnung einzubrechen. Die Menschen waren schon lächerliche Wesen.

 

 

7. Kapitel

 

Sie steckte im Stau. Verdammt warum ging das nicht schneller?!

„Könnten sie nicht wo anderes lang fahren?“ fragte Clarie den Taxifahrer „Ich werde meinen Zug verpassen wenn wir nicht so schnell wie möglich aus diesem Stau raus sind!“

„Es tut mir Leid Miss. Aber ich komme weder nach vorne noch nach hinten.“

Claire seufzte. Sie griff in ihre Tasche und kramte etwas Geld hervor. Sie reichte es dem Taxifahrer nach vorne.

 

„Nehmen Sie das Geld, ich werde zu Fuß gehen.“

 

Der Fahrer wollte noch etwas erwidern doch da hatte sie auch schon die Türe aufgerissen und um die im Stau stehenden Fahrzeuge herumgelaufen, Richtung Bahnhof. Sie musste sich beeilen. Sie warf sich die Tasche über die Schulter lief los. Sie musste den Bahnhof so schnell wie möglich erreichen. Sie hatte genug Bargeld mit, sodass man beim Kauf des Tickets ihre Kontobewegungen nicht überwachen konnte. Sobald sie im Zug saß und dieser losfuhr hatte sie es für die Männer von Jack Daniels beinahe unmöglich gemacht sie aufzuspüren. Doch zuerst musste sie es einmal so weit schaffen. Claire bog um die nächste Kurve. Sie befand sich schon in der Nähe des Bahnhofs nur noch ein paar Straßen weiter. Plötzlich blieb Claire wie vom Donner gerührt stehen. Vor ihr standen wie aus dem nichts drei Berge von Männer.

 

„Hallo Claire.“ sagte der erste freundlich.

 

Claire ging ein paar Schritte zurück. Sie zitterte. Sie wusste natürlich wer diese Männer waren und wer sie geschickt hatte. Sie war ja nicht naiv. Der Mann der sie angesprochen hatte sprach weiter.

 

„Du wirst mit uns kommen müssen. Es gab da leichte … Komplikationen mit deiner überbrachten Ware. Unser Boss ist nicht hundertprozentig zufrieden damit.“

 

Er wollt also dieses Spiel mit ihr Spielen?! Na gut wenn er darauf bestand.

 

„Es tut mir wirklich Leid das zu hören. Aber bei Komplikationen wenden sie sich bitte an meinen Auftraggeber. Der weiß am Besten, wie man in diesen Situationen vorgehen muss.“

 

Sie setzte ein freundliches Lächeln auf.

 

„Und jetzt entschuldigen Sie mich bitte.“

 

Da Claire es nicht wagte den drei Vampiren den Rücken zu kehren, ging sie langsam rückwärts. Der Mann lächelte und entgegnete

 

„Das haben wir ja versucht. Aber leider Gottes geht Ihr Arbeitgeber nicht an sein Handy und Sie, meine Liebe, sind die Einzig, die wir mit ihm in Verbindung gebracht haben.“

 

Nach diesen Worten stürzten sich die Drei auf Claire. Doch sie war darauf gefasst gewesen und wich im letzten Moment den Händen der Vampire aus. Sie wirbelte herum und rannte. Eigentlich konnte sie sich dafür selber Ohrfeigen. Natürlich konnte sie nicht von einem Vampir davon laufen. Geschweige den von drei. Aber der Instinkt sagte ihr: Zuerst rennen und dann sich darüber Gedanken machen. Schon ein Sekundenbruchteil später spürte sie einen Arm der sich um ihren Bauch legte, und sie wurde mit einem heftigen Ruck gegen die Brust eines der Vampire gezogen. Welcher es war konnte sie beim besten Willen nicht erkennen. Claire wehrte sich nicht. Jetzt zu kämpfen hätte keinen Sinn. Sie sollte sich die Kräfte lieber für später aufheben, wenn sie sie wirklich brauchen konnte. Plötzlich wurde ihr von dem Vampir der sie festhielt ein Tuch auf Mund und Nase gedrückt.

 

„Verdammtes Chloroform!“ war der letzte Gedanke der ihr im Kopf herumschwirrte, bevor sie in den starken Armen des Vampire zusammensank.

8. Kapitel

 

Jack schritt ungeduldig in seinem Büro auf und ab. Bis jetzt hatte er weder von Liam, noch von Charles oder Felix etwas gehört. Er machte sich keine Sorgen um seine Freunde. Die konnten beim besten Willen selber auf sich aufpassen. Aber eine seiner schwächen besaß darin, dass er in seinen vielen hundert Jahren, die er bereits auf dieser Erde verweilte noch immer nicht gelernt hatte sich in Geduld zu üben. Wie aufs Stichwort klingelte sein Handy. Er zog es aus seiner Gesäßtasche uns blickte auf den Display. Die Technikabteilung.

 

„Wie läuft´s Max?“ fragte er ohne jegliche Begrüßung.

 

„Ich würde dir gern bessere Nachrichten überbringen, Kumpel, aber leider kann und will ich den Koffer nicht öffnen, bevor ich nicht weiß was sich wirklich darin befindet. Und die einzigen die dass wissen, ….“

 

„ … sind dieser George und die Informantin, ich weiß. Ich warte schon seit Ewigkeiten auf einen Anruf von Liam oder den anderen zwei.“

 

„Das kann ich mir vorstellen. Bevor ich es vergesse, ich habe Tom aus der Sicherheitsabteilung beauftragt etwas über das Mädchen herauszufinden. Ich Name ist, wie wir schon angenommen haben, nicht Susanne Jacobs, sondern Claire McCartney. Dachte dass könnte dir noch behilflich sein.“

 

„Ja vielen Dank Max. Ich werde sowieso noch in der Sicherheitsabteilung anrufen um noch weiter Informationen beziehungsweise auch ein paar Druckmittel für diese Claire herauszufinden. Ich melde mich bei dir, sobald ich etwas von ihr herausgefunden habe.“

 

Denn er würde etwas aus dieser Claire herausbringen. Er folterte zwar nicht gerne Frauen. Aber wenn jemand versuchte eine Anschlag auf ihn auszuüben, zeigte er keine Gnade. Diese Frau würde reden. Ob mit oder ohne Geschrei konnte sie sich aussuchen. Er hoffte, sie würde sich für die angenehmere entscheiden. Doch das lag nicht in seiner Hand.

 

Jack wählte die Kurzwahl der Sicherheitsabteilung und wurde augenblicklich zu Tom weitergeleitet.

 

„Ich kann mir schon denken warum du anrufst.“ begrüßte ihn Tom vom anderen Ende des Telefons.


„Na dann schieß los!“

 

„Also, …

Ihr Name Claire McCartney. Sie wurde am 24 April geworden. Ursprünglich kommt sie aus Schottland. Ist aber im Alter von fünf mit ihrer Mutter Mary McCartney hierher nach Dublin gezogen. Meine Leute haben herausgefunden dass sie eine kleine Schwester hat. Jedoch sind ihrer Spuren nahezu komplett verwischt worden. Ihrer Mutter starb übrigens vor 3 Jahren. In der Krankenakte wird als Todesursache Herzinfarkt angegeben.“

„Schicke mir den Bericht und finde mehr über diese kleine Schwester heraus. Vielleicht lässt sich mit dieser Information noch etwas anfangen. Und gib mir Bescheid wenn du noch mehr herausfindest!“

 

„Geht klar.“

Nachdem Tom aufgelegt hatte läutete das Telefon erneut.

 

„Ja?“ antwortete er.

 

„Wir haben sie Jack.“ sprach Liam auf der anderen Leitung.

 

„Gut. Bringt sie her!“

 

Jack legte auf ließ sich auf seinen Schreibtischsessel fallen und füllte sich ein Glas Scotch. Das würde definitiv eine lange Nacht werden.

9. Kapitel

 

Liam nahm die jetzt bewusstlose Frau auf die Arme und trug sie, gefolgt von Felix und Charles zu dem schwarzen SUV. Felix öffnete die Hintertür des Wagens und Liam legte sie vorsichtig auf den Rücksitz. Dann setzt er sich neben sie. Felix ging zur Beifahrerseite und Charles stieg ebenfalls ein. Dann fuhren sie los.


„Glaubst du wir haben ihr zu viel von dem Chloroform gegeben?“ fragte Felix aus der Stille heraus.


„Ich glaube nicht.“ und da war auch das Gespräch wieder vorbei.

 

Charles konzentrierte sich auf den Verkehr, Liam beobachtete Claire und Felix tat nichts.

In der Parkgarage des CEO Daniels Unternehmen angekommen, stieg Liam aus und lud sich die noch immer bewusstlose Claire auf die Arme. Die drei Männer machten sich auf den Weg zum Lift der sie in das Büro ihres Chefs Jack Daniels bringen würde. Charles holte einen Schlüssel aus der Hosentasche, steckte ihn in den dafür angebrachten Schlitz über dem Knopf und aktivierte damit den Fahrstuhl. Die drei mussten nicht lange warten. Mit einem „bing“ öffneten sich die Türen und die drei Männer betraten mit der bewusstlosen Claire die Kabine.

10. Kapitel

 

Claire war schwindelig und ihr Kopf tat ihr weh. Sie versuchte ihre müden Lider zu öffnen schaffte es aber nicht. Was war nur passiert. Sie ging die Ereignisse in ihrem Kopf noch einmal durch. Sie hatte ihre Wohnung gekündigt und war auf dem Weg zum Bahnhof als ... verdammte Scheiße sie wusste genau wo sie sich befand und sie musste schleunigst raus hier. Wenn George mitbekam dass sie diesem Jack auch nur irgendeine Kleinigkeit über ihn erzählt hatte, was würde er dann mit ihrer kleinen Schwester anstellen. Sie zwang ihren Augenmuskel sich zu öffnen und blickte sich im Raum in dem sie sich befand um. Der Raum glich einer Gefängniszelle. Sie selbst lag auf einem Klappbett und gegenüber von ihr befand sich eine kleine Toilette und ein Waschbecken. Ja, eindeutig eine Gefängniszelle. Was wiederum bedeuten musste dass sie sich höchstwahrscheinlich im Keller befand den wo sonst sollte dieser Daniels in seinem schicken Baukomplex einen Zelle eingebaut haben. Sie war sich zu 99% sicher dass sie sich nicht in einem Gefängnis der örtlichen Polizei befand. Vampire lösten ihre Probleme normalerweise unter sich und ohne Zeugen zu hinterlassen.

Stöhnend setzte sich Claire auf dem Bett auf. Ihr Schädel brummte und fühlte sich an als ob sie die ganze Nacht durchgehend getrunken hatte. Nachdem sich ihr Kopf einigermaßen beruhigt hatte blickte sie sich erneut in dem kleinen Zimmer um und suchte nach irgendeiner Möglichkeit auszubrechen. Es gab kein Fenster und die Tür war, wie sollte es anders sein verschlossen. Sie beäugte dass Schloss an der Tür. Bei dem Schloss handelte es sich um einen einfachen Schließzylinder und war normalerweise einfach zu knacken. Claire überlegte fieberhaft, ob sie irgendetwas nützliches am Körper trug um dieses verdammte Schloss zu knacken. Leider Gottes hatten sie ihr alles abgenommen bis auf ihre Kleidung die sie am Körper trug. Verdammt sogar ihre Haarspangen waren weg. Resigniert setzte sie sich wieder auf das unbequem Klappbett zog ihre Knie an den Oberkörper und wartete. Mehr konnte sie zu diesem Zeitpunkt auch nicht tun. Erst wenn sie einmal aus dieser Zelle kam konnte sie sich einen sinnvollen Plan überlegen aber bis auf weiteres saß sie in diesem Loch fest.

 

11. Kapitel

 

Jack blickte auf den Bildschirm vor sich und beobachtete die Frau die langsam durch die kleine Zelle ging und alles genau unter die Lupe nahm. Eines war ihm jetzt klar geworden. Er durfte diese Claire alias Susanne auf gar keinen Fall unterschätzen. Diese kleine Menschenfrau war mit allen Wassern gewaschen und würde nicht so leicht klein bei geben. Es klopfte an der Tür und Liam betrat sein Büro.

 

„Ich habe die Tasche der Frau untersucht. Es war nichts aufregendes darin bis auf ein Foto dass uns vielleicht weiterhelfen kann.“

 

Liam reichte Jack ein abgegriffenes Foto auf dem ein kleines Mädchen mit blauen Haaren und blonden engelsgleichen Locken abgebildet war.

 

„Hoffen wir mal dass du Recht damit hast Liam.“ seufzte Jack und legte das Foto vor sich auf den Tisch. „Bringt ihr etwas zu Essen und legt das Foto dazu. Ich will wissen wie sie darauf reagiert. Danach können wir weiter vorgehen.“

Mit einem Nicken nahm Liam das Foto wieder an sich und verließ das Büro.

12. Kapitel

 

Claire kamen es schon wie Stunden vor als sie plötzlich Schritte wahrnahm. Schnell richtete sie den Blick auf die Tür und wartete gespannt ab. Sie hatte sich, falls jemand ihre Zellen betreten würde, keinen waghalsigen Plan ausgedacht. Sie würde abwarten. Sich in Geduld üben. Die Schritte kamen näher und ein Schlüssel wurde in das Schloss gesteckt und herumgedreht. Ein lautes Klicken ertönte und Claire zuckte zusammen, fasste sich aber sofort wieder und fixierte ihren Blick auf die Tür. Herein kam ein Riese von einem Mann. Er war sicher zwei Köpfe größer als sie und wog wahrscheinlich auch dass doppelte von ihr. „Na toll.“ dachte sie. Dem könnte sie eine Lampe über den Kopf ziehen und er würde sie mit ziemlicher Sicherheit auslachen. Der Mann hatte eine Tablett in einer Hand und stellte es, ohne Claire zu beachten auf den kleinen Tisch, der in einer Ecke ihrer Zelle stand. Als er es abgestellt hatte drehte er sich ohne ein weiteres Wort um und ging zur Tür.

„He!“ rief Claire ihm nach. Doch der Hüne reagierte nicht auf sie sondern verließ die Zelle und schloss sorgsam die Tür hinter sich ab. „Verdammtes Arschloch.“ flüsterte Claire leise und stand von ihrem Bett auf um den Inhalt auf dem Tablett genauer zu begutachten. Denn auch wenn sie es niemals zugegeben hätte, sie hatte einen Bärenhunger. Doch als sie einen Blick darauf erhaschte blieb sie wie angewurzelt stehen. Neben dem Besteck lag das Foto von Anna. Sie fing an zu zittern. Beruhigte sich aber schnell wieder. Sicherlich wurde sie in dieser Zelle überwacht und sie wollte niemanden auf ihre Schwachstelle Aufmerksam machen. Deshalb schluckte sie den Klos, der sich in ihrem Hals gebildet hatte hinunter und setzte sich an den Tisch. Sie nahm das Foto und sah es an. Dann legte sie es an die andere Seite des Tisches so als ob sie nicht wüsste was dieses Foto zu bedeuten hätte und öffnete den Deckel des Gerichts. Darunter befand sich etwas das so aussah wie ein Steak. Daneben lag etwas Gemüse.

 

„Ich bin Vegetarierin ihr Scheißkerle.“ sagte sie nur, schloss den Deckel und ging zurück zum Bett.

 

Eigentlich liebte sie Steak, aber nachdem sie das Foto ihrer Schwester gesehen hatte war ihr der Appetit vergangen. Claire rollte sich auf dem Bett zusammen und zog sich die Decke über den Kopf. Keiner dieser Idioten sollte ihren Zusammenbruch erleben.

 

 

 

13. Kapitel

 

Jack hatte gemeinsam mit Liam Claire´s Reaktion auf das Foto dass ihr Tom gemeinsam mit dem Essen gebracht hatte gespannt beobachtet.


„Bingo“ sagte Jack nur und lächelte. „Such mir alles zu diesem Mädchen auf dem Foto und schick mir den Bericht.“ sagte er zu Liam gewandt. „Und danach bring Claire in mein Büro. Es wird Zeit dass ich mich persönlich mit ihr unterhalte.“

 

„Ganz wie du willst.“ erwidert Liam und ging nach draußen. Außerhalb des Büros zog Liam das Telefon aus seiner Hosentasche und wählte die Nummer von Felix.

 

„Was gibt’s?“ antwortete dieser nach dem ersten klingeln.

 

„Der Boss will sie sehen!“ erwiderte er knapp und steckte das Telefon wieder zurück in seine Hosentasche.

 

14. Kapitel

 

Claire wurde immer ungeduldiger. Es war schon sicher eine Stunde vergangen seitdem man ihr das Essen gebracht hatte und niemand hatte auch nur einen Ton zu ihr gesagt. Sie konnte sich natürlich vorstellen warum sie hier festgehalten wurde. Immerhin war dieser Jack Daniels kein Idiot. Auch George hatte sicher damit gerechnet, dass sie gefasst werden würde und vielleicht auch noch gleich getötet. So musste George, nachdem Claire ihm die Loyalität aberkannt hatte die Drecksarbeit nicht selbst erledigen. Das gehörte natürlich alles zu dem Plan dieses Scheißkerls. Aber nicht mit ihr! Sie würde nicht klein bei geben nachdem sie erfahren hatte, das George über ihre kleine Schwester Bescheid wusste. Sie musste hier raus, Anna finden und dann gemeinsam mit ihr untertauchen. Das war ihre einzige Chance. Doch so wie die Situationen jetzt aussah würde ihr Plan mit der Durchführung noch einen Weile warten müsse, denn nachdem sie jeden Winkel ihrer Zelle abgesucht hatte, musste sie feststellen, dass es keine Schwachstellen gab. Keine einzige, verdammt noch mal. Deshalb musste sie darauf warten, dass sie endlich einmal aus diesem Gefängnis heraus kam. Denn auch danach würde es wahrscheinlich unmöglich werden diesen Blutsaugern zu entkommen. Claire ließ sich auf dem Bett nieder und tippte ungeduldig mit dem Fuß auf dem Boden herum. Verdammt warum konnte sie nicht endlich jemand herauslassen?!

Wie aufs Stichwort näherten sich ihr Schritte und ein Schloss wurde in ihrer Tür herumgedreht und sprang mit einem leisen „klick“ auf. Claire blieb ganz ruhig. Vor der Tür stand der Riese, der ihr auch schon das Steak und das Foto ihrer kleinen Schwester hereingebracht hatte. Claire sah ihn unverwandt an. Sie hatte nicht wirklich Angst vor dem Hünen. Derjenige, der ihr Sorgen bereitete war George. Alles andere rutschte für sie in den Hintergrund. Nur die Rettung ihrer Schwester war von Bedeutung.

 

„Komm mit.“ befahl der Mann und trat zur Seite um ihr den Vortritt zu erweisen.

 

Claire, die froh war endlich aus diesem Drecksloch herauszukommen, ließ sich dies nicht zweimal sagen und schritt an ihm vorbei. Vor ihr lag ein langer Korridor an dessen Ende sich wieder eine Tür befand. „Doppelt gesichert“, dachte sich Claire nur. Immerhin musste dieses Verlies auch Vampiren und anderen Kreaturen standhalten. Sie ging nach einem Nicken des Riesen in Richtung der Tür. Sie öffnete sie und vor ihr wölbte sich eine Wendeltreppe nach oben, die an einen Turm erinnerte. Oben angekommen, ging der Mann vor sie her und führt sie durch weiter verwinkelte Korridore, bis sie vor einer großen Eichentür stehen blieben. Der Mann klopfte und trat zur Seite als eine Stimme „Ja!“ hinter der geschlossen Tür zu hören war. Er zeigte mit einer Geste auf die Tür und gab mir zu verstehen, dass ich hineingehen sollte. Zögernd griff Claire nach der Türklinke, drückte sie vorsichtig nach unten und betrat ein Büro. In der Mitte des Zimmers stand ein riesiger antiker Eichenholzschreibtisch. An der Wand hingen Gemälde die mit Sicherheit mehr Wert wahren als sie im ganzen Leben verdienen würde. Hinter ihr knallte die Tür ins Schloss und sie drehte sich erschrocken um, nur um zur Salzsäule zu erstarren. Vor ihr stand Er. Der mächtigste und gefährlichste Mann von dem sie jemals gehört hatte. Jack Daniels. Vorsichtig und ohne eine hastige Bewegung zu verursachen ging sie einen kleinen Schritt zurück. Daniels lächelte sie an. Doch dieses Lächeln erreichte definitiv seine Augen nicht. Es erinnerte eher an den vergnügten Ausdruck eines Räubers der seine Beute nach langer Jagd endlich in die Ecke treiben konnte. Und das hatte er auch. Immerhin war sie mit ihm in diesem Zimmer eingesperrt und es gab keinen Weg für sie dieses Zimmer ohne seiner Zustimmung wieder verlassen zu können. Sie schluckte den Klos hinunter der sich in ihrem Hals gebildet hatte. Daniels streckte ihr einen Hand hin.

 

„Susanne, oder soll ich Sie lieber Claire nennen?“

 

Er lächelte sie erneut an und Clair´s Herz raste. Sie wusste genau dass er es hören konnte.

Claire ignorierte die ausgestreckte Hand, was sie selbst verwunderte.

„Was wollen Sie von mir Mr. Daniels?“ fragte sie ihn nur.

 

„Das Paket.“ erwiderte er nur und sah ihr unverwandt in die Augen.“

 

Claire senkte ihren Blick und antwortete.

 

„Ich wüsste nicht was ich Ihnen dazu sagen sollt, Mr Daniels. Mein Auftraggeber hat mir keinerlei Informationen darüber gegeben was sich darin befinden soll.“

 

Jack kam einen Schritt näher und Claire trat automatisch einen zurück.

 

„Und wer ist ihr Auftraggeber, Claire?!“ sein Blick war jetzt kalt und starr auf mich gerichtet.

 

Claire biss sich auf die Unterlippe sagte jedoch nichts.

 

„Ich will wissen was in dem Koffer ist! Über den Namen können wir uns ein anderes Mal streiten. Ich weiß dass sie es wissen und ich will Ihnen nur ungern Schmerzen zufügen wenn es auch leichter geht. Tun sie es für Anna.“

 

Die letzten Worte ließen Claire hochfahren.

 

„Was wissen Sie über sie?“ platzte sie heraus und ihr wurde in diesem Augenblick, als sie das erneute Lächeln auf seinem Gesicht sah, bewusst, dass sie ihm gerade ihren größten Schwachpunkt auf einem Silbertablett serviert hatte.

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Tag der Veröffentlichung: 13.04.2016

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