Cover

Prolog

 

„NEIN!! Bitte …,“ ihre Stimme zitterte, „lasst mich los.“ Tränen rannen über ihr vor Schmerz verzehrtes Gesicht. Unter ihren nackten Füßen spürte sie den kalten Steinboden.

Doch niemand beachtete ihr Flehen. Man zog sie weiter an den Haaren in Richtung Eisentür, die schon seit zwei Jahren ihre persönliche Hölle darstellte.

Jenna wehrte sich. Schrie und kratzte und versucht sich irgendwie zu Wehr zu setzten. Sie wollte nicht wieder in dieses Zimmer mit den Folterinstrumenten und der Luft die von Schweiß und Blut durchtränkt war. Doch eher sie sich versah traf sie eine Hand mitten ins Gesicht. Ihre wurde kurz schwarz vor Augen und dann sah sie alles verschwommen vor sich. Ihre Wange war taub. Sie spürte schon seit einiger Zeit die Schläge und Tritte nicht mehr.

„Hör auf zu toben du Monster.“ schrie sie eine Frauenstimme an. Jenna zuckte zusammen. Die Stimme kam von ihrer Mutter. Schon seit Ewigkeiten hatte sie diese Stimme nicht mehr zu hören bekommen.

„Mom...?!“

Ihre Kopf wurde an den Haaren zurück gerissen und das Gesicht ihrer Mutter tauchte vor ihr auf.

„Du Missgeburt sollst mich nicht so nennen! Ich bin nicht deine verdammte Mutter! Deine Mutter war genau so ein Monster wie du! Hätte ich gewusst was du bist, hätte ich dich in den nächsten Mülleimer gesteckt und dich da verrotten lassen!“

Nach diesen Worten ließ sie ihre Haare los und trat ein paar Schritte zurück. Ekel verunzierte ihre Gesicht. Weitere Tränen rannten über Jenna´s Gesicht.

„Sperrt sie ein!“ waren die letzten Worte die sie jemals von der Frau hören würde, die sie aufgezogen hatte.

 

 

Kapitel 1


Ein Ruck ging durch ihren Körper während unnachgiebige Hände sie weiter zogen. Doch sie wehrte sich nicht mehr. Ihr letztes bisschen Überlebensinstinkt war mit den Worten verschwunden, die ihr ihre Mutter an den Kopf geworfen hatte. Sie würden sie töten, dass wurde Jenna klar. Und ihre Mutter würde ihr weder helfen, noch würde sie auch nur eine einzige Träne für ihr Kind vergeuden, dass sie als kleines Baby adoptiert hatte und bis zu ihrem achtzehnten Lebensjahr groß gezogen hatte. Keine einzige.
Und diese Gewissheit brach Jenna das Herz. Wie konnte eine Mutter ihrem Kind das antun. Was hatte sie getan um ihren unangreifbaren Hass zu verdienen?
Die schwere Eisentür wurde geöffnet und die zwei Männer, die sie mitgeschleift hatten, brachten sie in den kahlen Raum, in dem sich nur ein einziger Stuhl befand. Sie wurde darauf gestoßen und beinahe sofort schlossen sich Eisenriegel um ihre Handgelenke. Einer der Männer spukte sie an und beide lachten als sie den Raum verließen.
Zum Teufel noch mal! Redete sie sich selbst zu. Sie würde den Männer doch nicht die Freude erweisen und einfach so klein bei geben. Sie war eine verdammte Raubkatze und solange sie atmete würde sie um ihre Freiheit kämpfen. Trotzig hob sie den Kopf und sah zu der verspiegelten Wand ihr gegenüber. Sie sah darin nur sich selbst, doch sie wusste das auf der anderen Seite des Spiegels die zwei Männer saßen und sie beobachteten. Sie sah gerade aus. Sie würden sie nicht brechen. Sie hörte ein klicken und Schmerz schoss durch ihren gesamten Körper. Sie zuckte zusammen doch sie blieb aufrecht. Sie wusste dass dies erst die erste Stufe war. Und auch wenn sie sich vorgenommen hatte keine Ton von sich zu geben wusste sie, dass sie schreien würde. Diese Männer kannten keine Gnade. Sie hatten kein Gewissen. Schon durchfuhr sie der nächste Stromschlag. Diesmal heftiger. Sie zitterte und biss fest die Zähne zusammen. Der nächste. Sie stöhnte auf und krümmte sich. Und dann passierte das, was sie zu unterdrücken versucht hatte. Ihre Haut spannte sich und Fell bedeckte ihren Körper. Die eisernen Fesseln zersprangen. „Nein, nein, nein, nein!!“ Jenna war panisch. Sie durfte sich nicht verwandeln. Sie war ein Monster. Sie würde den Männern die Kehlen herausreißen. Sie versuchte das Tier zurückzudrängen doch es gelang ihr nicht. Die Raubkatze in ihr wollte sich wehren. Sie beide verteidigen. Noch ein Stromschlag. Die Fesseln sprangen auf. Jenna sprang vom Stuhl und landete auf vier Pfoten. Sie war schwach, doch sie wusste dass ihr Tier sie bis zum Tod verteidigen würde. Es würde sich nicht noch einmal einsperren lassen. Sie knurrte bedrohlich. Die Tür wurde aufgerissen und die zwei Männer stürmten herein. Auf diesen Moment hatte ihr Tier gewartet. Sie fletschte die Zähne und sprang die Männer an. Nach kurzer Zeit lagen beide Männer blutend am Boden. Sie hatte ihnen die Kehle herausgerissen. Jenna verwandelte sich zurück. Entsetzt von sich selbst sah sie auf die zerfleischten Körper. Ihre Mutter hatte Recht. Sie war ein verdammtes Monster. Doch an dem Tod der beiden Männer konnte sie nun auch nichts mehr ändern. Sie stieg über die leblosen Körper und spähte aus der Tür. Die Luft war rein. Jenna atmete tief durch und rannte los. Sie hörte Sirenen und wusste dass man die Leichen gefunden hatte. Sie steigerte ihr Tempo und rannte auf eine Tür zu und riss sie auf. Kühle Luft kam ihr entgegen und sie fing an zu zittern. Sie war nackt, denn ihre Kleider hatten sich mit der Verwandlung vollständig aufgelöst. Jenna hörte rufe hinter sich. Sie drehte sich jedoch nicht um sondern rannte weiter. Nicht weit von ihr erstreckte sich ein Wald. Sie durften sie nicht noch einmal kriegen. Sie lief weiter. Ihre Lungen brannten, doch sie wagte es nicht anzuhalten. Sie trat auf spitze Stein, Dornen gruben sich in ihre Haut und immer wieder stolperte sie über Wurzeln. Als Jenna erneut stolperte kam sie nicht mehr hoch. Sie war zu erschöpft. Zitternd rollte sie sich zu einer Kugel zusammen und schloss die vom Weinen geschwollenen Augen. Vielleicht würde sie das Glück haben und heute Nacht in diesem Wald sterben. Nach wenigen Minuten schlief sie ein.

 

 
Shane war gemeinsam mit seinen Offizieren auf der Jagd. Die Männer, die die Gestalt Leoparden angenommen hatten liefen durch den dichten Wald der sich in ihrem Territorium erstreckte. Plötzlich blieb Shane mitten im Lauf abrupt stehen. Witternd hob er die Nase. Seine Gefährten machten es ihm nach. Shane knurrte. Ein Eindringling war in seinem Gebiet. Jeder Fremde wusste, dass dies sein Gebiet war und niemand würde so dumm sein und sich nicht an diese Regel halten. Es sei den der oder die wollte sterben. Shane verwandelte sich und seine Leute machten es ihm nach. „Teilt euch auf. Ich will dass wir den Eindringling so schnell wie möglich finden.“ alle nickten zustimmend. Nathan und Vincent schlossen sich Shane an. Die anderen gingen in die entgegengesetzte Richtung davon. Sie würden diesen Idioten finden. Keiner wagt es sein Gebiet ohne Erlaubnis zu betreten.

 

 
Erschöpft öffnete Jenna die Augen und merkte erstaunt, dass sie sich nicht mehr in ihrem menschlichen, sondern in dem Körper ihre Leopardin befand. Ihr Unterbewusstsein musste wahrgenommen haben, dass ihr menschlicher Körper diese Kälte nicht überlebt hätte. Jenna beschloss in dem Körper des Tieres zu bleiben. Bis sie einen besseren Unterschlupf gefunden hatte. Sie erhob sich und schüttelte den Dreck aus ihrem Fell. Plötzlich trug ihr der Wind eine Fremde Witterung zu. Nein sie konnten sie nicht entdeckt haben. Voller Panik lief sie los. Hinter sich hörte sie ein knurren. Ihre Nackenhaare stellten sich auf und sie legte noch einen Zahn zu. Doch sie war erschöpft und verletzt und konnte sicherlich nicht mit dem gesunden Raubtier mithalten. Deshalb änderte sie ihre Taktik, schlug einen Hacken und lief in die entgegengesetzte Richtung davon. Beinahe hätte sie den Leoparden übersehen der sich vor sie aufbaute. Schlitternd kam sie zum stehen und wollte umdrehen doch auch hinter ihr stand eines der Tiere. Und ehe sie sich versah stürzte sich der Leopard der vor ihr stand auf sie und biss sie mit seinen Zähnen fest in den Nacken. Sie knurrte. Noch einmal würde sie sich das nicht gefallen lassen. Sie würde nicht wieder klein bei geben. Diesmal würde sie kämpfen.
Weitere Leoparden kamen auf sie zu. Insgesamt waren es sieben. Sie hatte keine Chance dass wusste sie. Sie hörte auf sich zu wehren. Sie musste sich eine andere Möglichkeit ausdenken um fliehen zu können. Mit Körperkraft kam sie hier nicht weiter. Das war ihr klar.
Der Leopard der sie gepackt hatte knurrte noch einmal ließ sie dann aber los. Sie machte Anstalten sich zu erheben, doch plötzlich packte sie eine starke Männerhand am Nackenfell. Jenna knurrte erneut und fletschte die Zähne. Sie mochte es nicht wenn man sie anfasste. Der Mann der vor ihr hockte lächelte böse und drückte sie weiter auf den Boden. Dann knurrte er sie ebenfalls an. Seine Autorität ließ sie noch weiter zu Boden sinken. Wer waren diese Kerle? Sie würden sicher nicht zur ihrer Mutter und deren Gefolge gehören. Oder etwa doch?
„Na geht doch.“ sagte der Mann ließ sie los und trat ein paar Schritte zurück. „Verwandle dich!“ kam es von einem weitern Mann der auf den ersten Mann zuging. Sie fletschte nur die Zähne und sah ihn herausfordernd an. Er lächelte nur und kam langsam auf sie zu. Seine Autorität war noch stärke als die des ersten Mannes. Ängstlich trat sie ein paar Schritte zurück und sah sich nach einem Fluchtweg um. Sie entdeckte eine kleine Lücke in der Formation. Wenn sie einen Angriff vortäuschen würde, würde sie es vielleicht schaffen durchzudringen. „Denk nicht einmal daran.“ erwiderte der Mann der auf sie zukam, tonlos. „Du befindest dich in meinem Territorium. Ich werde dich überall wieder einfangen können. Und jetzt verwandle dich! Ich will es nicht noch einmal sagen müssen.“ Das würde sie sicher nicht tun. Sie würde nicht noch einmal so verletzlich sein. Nie wieder. Der Mann vor ihr knurrte. Sie fletschte die Zähne, sah ihn jedoch nicht an. Ihr Tier hatte Angst vor ihm. In diesem Fall musste der Mensch in ihr die Führung übernehmen. Die anderen Leoparden die einen Kreis um sie gebildet hatte kamen näher auf sie zu. Sie fing an zu zittern. Teilweise aus Angst und teilweise weil sie sich nicht mehr lange auf den Beinen halten konnte. Die Stromschläge zuckten immer noch durch ihren geschundenen Körper.
„Verwandle dich.“ die Stimme des Mannes drang durch ihr Gewirr von Gedanken. „Wenn du dich weigerst werden wir dich töten.“ sachlich. Seine Stimme klang vollkommen sachlich. Ohne Emotionen. Sie konnte sich nicht töten lassen. Nicht nachdem sie endlich aus den Klauen ihrer sogenannten Mutter fliehen konnte.
Jenna ließ die Schultern hängen. Sie wusste dass sie seinem Befehl gehorchen musste, schloss die Augen und drängte ihr Tier zurück. Zitternd vor Erschöpfung und Kälte stand sie jetzt nackt vor ihm. Sie verschränkte ihre Hände vor ihrem dünnen, nackten Körper. Die Augen des Mannes vor ihr weiteten sich. Sie wusste was er sah. Blut, blaue Flecken. Ein abgemagertes Mädchen, das aussieht als wäre sie aus einer Irrenanstalt geflüchtet. „Oh mein Gott.“ flüsterte er.
Mittlerweile hatten sich auch die anderen verwandelt und es standen nun sieben nackte Männer um sie herum. Aber das war ihr gleichgültig. Sie wollte nur so schnell wie möglich weg von hier.
„Tut mir Leid dass ich in Ihr Territorium eingedrungen bin. Ich wusste nicht dass jemand beanspruchte.“
„Eigenartig.“ dachte Shane, während sein Leopard voller Sorge um die Frau knurrte. „Jeder, der halbwegs auf dem Laufenden war kannte das Rudel der Panther Falls.
„Was ist Ihnen zugestoßen?“ fragte er sie kühl, obwohl er sich innerlich große Sorgen um die Frau machte, die nur aus Haut und Knochen zu bestehen schien.
„Nichts.“ antwortete diese schlicht. Shane knurrte und die Frau ging eine Schritt zurück. „Lügen Sie mich nicht an! Das kann ich überhaupt nicht leiden!“
„Ob Sie mich leiden können oder nicht interessiert mich herzlich wenig.“ erwiderte die Frau. Doch Shane hörte ihr zittern, obwohl er sich nicht sicher war ob es wegen der Kälte war, oder weil sie Angst vor ihm hatte. In diesem Fall war beides möglich. Die Frau fuhr fort. „Ich werde Ihr Territorium auf schnellsten Wege verlassen. Jedoch bitte ich Sie es mich durchqueren zu lassen.“
„Warum?“ fragte er sie. „Weil es schneller für mich wäre, als ihr Territorium zu umrunden.“ erwiderte sie schlicht. Er merkte wie sie ihre Arme fester um ihre Brust zog. „Wenn sie mir sagen was ihnen passiert ist werde ich es mir überlegen.“ er wollte sie nicht einfach gehen lassen. Irgendetwas stimmte nicht mit ihr. „Wie ich schon sagte“, antwortete sie Zähneknirschend, „ist mir nichts zugestoßen.“ Diese Lüge konnte sie jemand anderem auf die Nase binden aber sich nicht dem Alphatier der Panther Falls. „Kommen sie mit!“ er sprach es nicht als Bitte aus. Es war der Befehl eines Alphatiers. Die Frau versteifte sich. „Ich wüsste nicht wozu das gut wäre.“ Shane packte sie am Oberarm und zog sie mit. „Hej! Was soll das?“ niemand reagierte. Shane ging voraus und seine Offiziere und die Frau, wenn auch nicht ganz freiwillig, folgten ihm.
„LASSEN SIE MICH LOS!“ die Stimme der Frau zitterte. Doch Shane ignorierte sie. Er wollte wissen was es mit ihr auf sich hatte und er würde sie nicht eher gegen lassen, bis er ein paar Antworten von ihr bekommen hatte. Die Frau blieb stehen doch Shane zog sie einfach weiter. Plötzlich blieb er stehen. Sie hatte ihn gekratzt. Tief. Er drehte sich zu ihr um und fletschte die Zähne. „Wage es noch einmal, …“ Augenblicklich verstummte er als er den Blick der Frau sah. Ihre Augen waren vor Schreck geweitet. Er konnten in ihnen das Entsetzen lesen und die nackte Panik. Sein Gesicht wurde weicher. „Es tut mir Leid. Ich wollte sie nicht so anfauchen.“ Er wollte sie berühren, aber sie wich nach hinten und stieß mit Nathan zusammen, der ihr die Hand auf die Schulter legte, damit sie nicht das Gleichgewicht verlor. Ein Wimmern durchschnitt die Luft und Shane ließ die Frau los. Diese sackte auf dem kalten Waldboden zusammen und fing heftig an zu zittern. „Scheiße!“ entfuhr es Shane und er kniete sich neben sie und strich ihr das dreckige Haar braunes Haar aus dem Gesicht.

 
Jenna schloss die Augen. Die nackte Panik hatte sie ergriffen. Sie würden sie zurückbringen und sie würde Schmerzen erleben die sie sich nicht einmal in den grauenhaftesten Alpträumen vorstellen konnte. „Schh.“ flüsterte der Mann. „Wir werden dir nicht wehtun. Niemand wird dir wehtun.“ Jenna glaubte ihm nicht. Sie glaubte niemandem mehr. Sie rollte sich fester zusammen und die schützende Dunkelheit umfing sie.

 
Shane sah auf den nackten zerschundenen Körper herab. „Nathan!“ Nathan trat zu ihm. „Ruf Grace an. Wir brauchen sie hier!“ „Schon erledigt.“ kam es von Jack der jetzt ebenfalls näher kam.
„Mein Gott sie ist ja nur noch Haut und Knochen!“ kam es mitfühlend von Logan.
Shane strich dem Mädchen sanft über die Wange. Dann hob er sie hoch und presst ihren kalten Körper an seine warme Brust. „Wir müssen ins Warme bringen. Ihr Körper ist eiskalt.“ „Am Besten wir gehen Grace entgegen.“ schlug Nathan vor. Shane nickte und sie alle machten sich auf den Weg. Jedoch kam kurze Zeit später ein Jeep herangefahren und Grace sprang aus dem Wagen. In den Händen hielt sie mehrere Decken. Sie berührte Nathan, ihren Gefährten am Arm und ging dann auf Shane zu der ihr die Decken abnahm und sie um den dünnen kleinen Körper schlang. „Wir müssen sie sofort in den Unterschlupf bringen!“ die Heilerin sprach aus Grace. „Katie hat dort schon alles vorbereitet.“ Grace ging zum Wagen und Nathan und Shane folgten ihr. „Wir treffen uns beim Unterschlupf“ rief Shane den anderen zu und glitt mit dem Mädchen auf die Rückbank des Wagens. Nathan setzte sich auf die Fahrerseite was ihm einen bösen Blick von Grace einheimste. Doch als er beruhigend seine Hand auf ihren Oberschenkel legte, legte sich ihr Zorn. „Wo habt ihr sie gefunden?“ wollte Grace mit ruhiger Stimme wissen. „Sie schlich als Leopardin herum.“ erwiderte Nathan. „Das Arme Ding.“ stieß Grace hervor und schaute besorgt durch den Innenspiegel des Autos auf das Mädchen, „das sie unterernährt ist braucht man ja gar nicht zu sagen.“ Shane stieß ein leises Knurren aus. „Diejenigen die das getan haben, haben vielleicht noch mehr von uns! Wir müssen unbedingt mehr Informationen von ihr bekommen!“ Der Leitwolf sprach aus Shane. „Zuerst wird sie sich erholen,“ sagte Grace ganz ruhig, „keiner von euch wird sie währenddessen belästigen! Verstanden!?“ Shane war zwar der Leitwolf, jedoch konnten Grace und auch Katie Befehle geben wenn sie es für nötig halten. Und meistens folgte Shane ihrem Urteil. „Sie hat drei Tage Zeit! Danach werde ich ihr die Fragen stellen müssen!“ knurrte Shane. „Nein, sie muss …“ wollte Grace widersprechen doch Shane unterbrach sie „Ich werde dabei keine Befehle entgegennehmen. Nicht einmal von dir Grace! Wir wissen nicht ob dies Schweine noch mehr Gestaltwandler in ihrer Gewalt haben.“ Diesmal widersprach Grace nicht sondern nickte nur. Nathan lenkte den Wagen zu den Panther Falls in denen sich ihr Unterschlupf befand. Er stellte den Wagen ab und beinah sofort kam Katie aus Grace Haus gestürmt. „Es ist alles vorbereitet Grace!“ berichtete sie. Shane öffnete die Tür und stieg mit dem Mädchen in den Armen aus. Katie verzog mitfühlend das Gesicht sagte jedoch kein Wort sondern ging voraus in Grace und Nathan´s Haus. Die Anderen folgten ihr. Sie gingen in den ersten Stock und Shane legte das Mädchen auf das Bett im Gästezimmer, dass Katie vorbereitet hatte. Katie macht sich gleich daran die Wunden in ihrem Gesicht zu untersuchen. „Raus!“ sagte Grace nur und drehte sich zu Katie. Nathan und Shane widersprachen nicht. Wenn Grace in dieser Stimmung war, wäre dies reine Zeitverschwendung. Sie gingen hinaus und Nathan schloss leise die Tür hinter sich.

 

 
„Katie, hol doch bitte ein nasses Tuch aus dem Bad.“ Katie erhob sich und ging in das angrenzende Bad. Währenddessen entfernte Grace die Decken vom Körper der jungen Frau um ihren Körper nach anderen Wunden umzusehen. „Oh mein Gott.“ Kam es von Katie die mit einem Waschlappen aus dem Bad zurückgekehrt war. „Was hat sie nur durchmachen müssen.“ sagte Grace zu sich selbst. Während Katie der Frau vorsichtig den Dreck aus dem Gesicht strich, machte sich Grace daran die schlimmsten Verletzungen zu behandeln. Es klopfte leise an der Tür.
„Komm herein Ellie.“ erwiderte Grace ohne von dem zerschundenen Körper aufzublicken. Sie hatte die Frau, die eine ihrer besten Freundinnen war schon gewittert. Die Frau mit den kurzen braunen Haaren betrat den Raum und schloss hinter sich die Tür. „Nathan hat mich benachrichtigt. Er sagte ihr könntet vielleicht Hilfe gebrauchen.“ Grace drehte sich zu ihr und strich sich die schwarzen Locken hinter die Ohren. „Auf Hilfe würde ich nicht verzichten. Du könntest ihr das Blut aus den Haaren waschen.“ Ellie nickte und berührte Grace sowie Katie kurz an der Schulter, während sie sich ebenfalls auf den Weg ins Bad machte. Berührungen waren für Gestaltwandler das um und auf. Sie kam mit einer kleinen Wanne Wasser und einem Waschlappen zurück und kniete sich an den Kopf der Frau. Dann begann sie vorsichtig Strähne für Strähne das Blut herauszuwaschen. Die Frauen arbeiteten Schweigend. Jedoch war dieses Schweigen nicht unangenehm sondern ganz im Gegenteil beruhigend. Mittlerweile hatte Katie das Gesicht von Dreck und Blut beseitigt und machte sich daran die Kratzer und blauen Flecken zu behandeln. Ein paar Minuten später richtete sich Grace auf und streckte ihre steifen Glieder. „Ich habe die schlimmsten Wunden so gut es ging versorgt. Ob sie noch weitere Schmerzen hat kann ich erst sagen wenn sie wieder bei Bewusstsein ist.“ Auch Katie erhob sich und Ellie war inzwischen auch mit ihrer Arbeit fertig und stellte sich zu den beiden Frauen. „Wir sollten sie jetzt ein wenig in Ruhe lassen.“ erklärte Grace und deckte die Frau mit einer der Decken zu. Dann verließen alle drei den Raum und schlossen leise die Türe. Sie gingen runter ins Wohnzimmer wo sich mittlerweile zu Shane und Nathan auch die übrigen Offiziere gesellt hatten. Als Shane sie erblickte erhob er sich vom Sofa und sah Grace fragend an, die sich gerade auf Nathan´s Schoß setzte. „Wie geht es ihr.“ fragte er sie besorgt. „Ich habe die sichtbaren Wunden so gut es ging versorgt. Doch ob sie auch innere Verletzungen hat kann ich zur Zeit noch nicht sagen. Wir müssen warten bis sie wieder zu Bewusstsein gekommen ist.“ Nathan strich Grace, während sie sprach beruhigend über den Rücken. „Du hast alles getan was in deiner Macht steht mein Schatz.“ flüsterte er ihr ins Ohr und küsste ihren Nacken. Grace ließ sich an ihn sinken und nickte. „Ich weiß. Aber sie war so schrecklich zugerichtet. Irgendetwas sagt mir das die äußeren Verletzungen nicht das Problem werden.“ erklärte sie trocken.
„Du meinst man hat sie gefoltert?“ fragte Logan mit ausdrucksloser Stimme. Shane knurrte und grub seine Finger in seine Handfläche. „Ich vermute ja.“ antwortete Grace traurig. Auch Ellie und Katie sahen traurig aus. „Man hat sie geschlagen.“ flüsterte Katie. Elija der neben ihr stand zog sie an sich und küsste sie auf den Scheitel. Als Rudelmitglied stand er einer Freundin beiseite. Sie lehnte sich an ihn und sprach weiter. „Sie hatte Prellungen im Gesicht, die jedoch nicht älter als ein paar Stunden sein konnten.“ „Jedoch stammte das Blut in ihren Haaren nicht nur von ihr.“ fuhr Ellie weiter. „Andere Opfer?“ fragte Mason. „Ich glaube nicht. Aber ich könnte mich auch irren.“ Das glaubte Shane eher weniger. Ellie war zwar keine Heilerin aber er vertraute ihrem Urteil genau so wie den anderen. Sie war eine der Mütter und auf die konnte man sich verlassen. Shane wandte sich zu ihr „Ist Lucas bei Lilly und Holly?“ Lucas war Ellie´s Gefährte, einer der Soldaten des Rudels und Lilly und Holly waren die dreijährigen Zwillinge und der ganze Stolz der Beiden. „Ja.“ Shane sah die Liebe in ihrem Blick. „Geh nach Hause Ellie.“ wandte sich Grace zu ihrer Freundin. „Ich werde mich bei dir melden sobald sich etwas tut.“ Ellie nickte und verabschiedete sich mit einer Umarmung bei Katie und Grace. Den anderen winkte sie mit einem Lächeln zu und dann ging sie aus dem Haus. Plötzlich hörte man von oben einen lauten Knall und alle im Raum erstarrten.

 

 
Stöhnend wachte Jenna auf. In ihrem Kopf hämmerte es und ihr Körper schmerzte höllisch. Wo war sie? Sie konnten sie doch nicht wieder gefangen genommen haben. Ihr lief es eiskalt über den Rücken. Sie erinnerte sich an blaue Augen. Verdammte Scheiße! Vielleicht hatte dieser Mann und seine Leute sie im Auftrag von ihr gefangen genommen. Sie fing an zu zittern und richtete sich vorsichtig auf. Sie lag in einem bequemen Bett. Die Decke rutschte ihr von dem Schultern und sie sah das sie bis auf ein zu großes T-shirt nichts an hatte. Auf ihren zahlreichen Wunden waren Verbände angebracht worden. Sie schlug die Decke beiseite und stand auf. Ihre Beine zitterten unter ihrem Gewicht. Jenna sah sich um und entdeckt eine Tür. Wahrscheinlich das Bad, vermutete sie. Langsam und wankend ging sie auf die Türe zu und öffnete sie. Und tatsächlich befand sich dahinter ein Bad. Sie hatte unheimlichen Durst und so ging Jenna schwankend auf das Waschbecken zu. Plötzlich wurde ihr schwarz vor Augen.

 

 
Alle liefen nach oben und Shane riss die Türe auf. Die junge Frau lag nicht auf dem Bett doch die Türe zum Bad stand offen. Er lief darauf zu und hockte sich neben die Frau die am Boden lag. Sie stöhnte. Hinter ihm drängte sich Grace vorbei und schob ihn beiseite. „Alles okay mit dir?“ fragte sie vorsichtig und streckte die Hand nach ihr aus. Die Frau öffnete ihre Augen und zuckte bei dem Anblick der Hand zurück. Sofort ließ Grace diese sinken und lächelte Jenna beruhigend an. Doch Jenna´s Blick wanderte zu dem Mann der vor ihr hockte und fing an zu zittern. „Du sollst ihr vielleicht ein wenig Abstand lassen, Shane.“ flüsterte Grace und legte ihm die Hand auf die Schulter. Shane nickte, stand auf und verließ das Bad um im Zimmer auf sie zu warten. Auch alle anderen Offiziere hatten sich darin versammelt. Katie ging an ihnen vorbei und ebenfalls ins Bad.

 

 
„Es ist alles okay.“ sprach die Frau mit den schwarzen Korkenzieherlocken und lächelte Jenna an. Jenna sah zu der zweiten Frau. Diese hatte im Gegensatz zu der Ersten lang, blonde Haare die ihr glatt bis zum Brustansatz fielen. Auch sie lächelte Jenna an. „Darf ich dir aufhelfen.“ fragte sie und streckte ihr die Hand entgegen. Langsam griff Jenna danach und die beiden Frauen halfen ihr auf und setzten sie auf einen Hocker der unter dem Waschbecken stand. „Mein Name ist Katie.“ sagte die Frau mit den blonden Haaren „und das ist Grace.“ sie zeigte auf die Frau mit den schwarzen Haaren. „Jenna.“ flüsterte Jenna leise. „Mein Name ist Jenna.“
„Freut mich dich kennen zu lernen, Jenna.“ sagte Grace und lächelte sie freundlich an. Dann wandte sie sich zu Katie. „Sag doch den Männer sie sollen wieder nach unten gehen. Wir kommen später nach.“ Katie nickte und verschwand aus dem Bad. „Willst du duschen? Wir haben zwar versucht dir das Blut und den Dreck abzuwaschen, aber eine ausgiebige Dusche könnte sicher nicht Schaden.“ Jenna nickte und stand auf. „Ich werde im Zimmer auf dich warten. Lass dir so viel Zeit wie du brauchst.“ danach drehte sich Grace um und verließ das Badezimmer. Das Gästezimmer war bis auf Katie leer. Diese kramte gerade im Kleiderschrank und warf verschiedene Stücke aufs Bett. „Ich habe für Jenna etwas herausgesucht, aber das meiste wird ihr wahrscheinlich zu groß sein.“ „Für den Anfang wird es reichen.“ erwiderte Grace und ließ sich auf das Bett fallen. Die Beiden Frauen hörten wie im Bad die Dusche anging.

„Was glaubst du ist mit ihr passiert?“ fragte die jüngere Heilerin Grace. „Ich weiß es nicht. Aber so wie ich Shane kenne, wird er es so bald wie möglich wissen wollen.“ Katie nickte zustimmend. Shane war nicht jemand der lange um den heißen Brei herum reden wollte.

Grace erhob sich. „Ich werde nach unten gehen um etwas zu essen vorzubereiten. Jenna muss ja am verhungern sein.“ Katie nickte zustimmend. „Ich werde hier bleiben und warten bis sie fertig ist.“ In diesem Moment stellte sich die Dusche ab. „Okay.“ Grace ging und schloss leise die Tür hinter sich.

Als sie die Treppe nach unten ging sahen sie alle erwartungsvoll an. „Sie ist noch unter der Dusche.“ antwortete Grace auf die nicht laut gestellten Fragen in den Gesichtern. „Ich habe gedacht ich koche ihr was. Sie muss am verhungern sein.“ Nathan ging auf seine Frau zu und küsste sie auf den Scheitel. „Danke Liebling.“ Grace streichelte über Nathans Arm und lächelte ihren Mann liebevoll an.

Grace ging in die große offene Küche und holte Zutaten für ein Omelett aus dem Kühlschrank. Die Anderen setzten sich zum großen Küchentisch und warteten. "Hat sonst noch wer Hunger?" fragte Grace in die Stille hinein. Alle drehten sich zu ihr um und lächelten sie an. "Hab ichs mir doch gedacht." lachte Grace und holte eine weitere    Packung Eier aus dem Kühlschrank. "Ich hätte auch nichts gegen etwas zu Essen einzuwenden!"Kam Katies Stimme von oben. "Hab dich schon mitgerechnet." rief Grace zurück und erntete dafür ein Kichern von Katie.
Nathan erhob sich von seinem Stuhl und kam auf Grace zu. "Kann ich dir irgendwie behilflich sein?"
"Wenn du schon so lieb fragst kann ich dir diese Bitte natürlich nicht abschlagen." antwortete Grace lächelnd und gab ihm ein Messer in die Hand. "Du kannst die Zutaten klein schneiden." Nathan nahm das Messer und machte sich über Paprika und Cocktailtomaten her.

Nachdem sie eine Weile schweigend gearbeitet hatten hörten sie Schritte auf der Treppe. Jenna kam, gestützt von Katie die Treppen herunter und sah verunsichert in die Gesichter. Shane erhob sich und trat auf Jenna zu doch die zuckte bei seinem Anblick zurück. „Ich werde Ihnen nicht weh tun. Ich wollte mich bei Ihnen vorstellen, da unsere erste Begegnung nicht so gut gelaufen ist.“ Shane streckte seine Hand aus und hielt sie Jenna hin. „Ich bin Shane. Das Alphatier der Panther Falls Leoparden.“ Nach kurzem zögern ergriff Jenna seine Hand, die sich warm und fest um die ihre schloss. „Jenna.“ antwortete sie leise. „Freut mich dich kennen zu lernen. Du wirst dir sicher denken, dass ich einige Fragen an dich habe bezüglich ...“ weiter kam er nicht den Grace unterbrach ihn streng. „Shane wo sind dein Manieren. Das arme Ding braucht jetzt erst einmal etwas anständiges zu Essen. Vor Morgen wirst du ihr keine Fragen dazu stellen!“ Shane nickte Grace zu und ließ Jennas Hand los. Nun fasste sie Grace an der Hand und führte sie zu einem der freien Stühle. „So. Du bekommst erst einmal was zu Essen. Magst du Omelett?“ Jenna lächelte und nickte. „Ich hatte seit einer gefühlten Ewigkeit keines mehr, danke.“ Grace strich ihr über das feuchte Haar und ging zum Tresen. Sie füllte Jennas Teller randvoll und stellte es gemeinsam mit einem Glas Orangensaft vor sie auf den Tisch. Jenna lief das Wasser im Mund zusammen. Die Anderen hatte sich ebenfalls einen Teller geholt und verschlangen regelrecht das Omelett darauf. Vorsichtig nahm Jenna einen Bissen und schloss genüsslich die Augen. „Und schmeckts?“ kam es von Katie die neben ihr saß. „Es ist köstlich.“ antwortete Jenna schnell und schob sich die nächste Gabel in den Mund. „Grace´s Essen ist das Beste.“ stimmte ihr Katie zu und schob sich ebenfalls eine Gabel in den Mund. „Ich glaube ich hab auch gerne gekocht.“ sagte Jenna leise zu sich selbst. „Warum bist du dir nicht sicher dass du gerne kochst?“ kam es von Elija. Jenna sah zu ihm hoch. „Es gibt, … Lücken in meinem Kopf. Schwarze Löcher wenn du so willst. An manches erinnere ich mich sehr gut. Zum Beispiel an meine Kindheit. Aber in den letzten Monaten … ab und zu fehlen Erinnerungen. Ich kann es nicht genau beschreiben. Es ist verwirrend und bereitet mir elendige Kopfschmerzen wenn ich versuche diese Lücken zu füllen.“ Elija nickte, dass er verstand. Katie legte ihre Hand auf Jenna´s. „Denk jetzt nicht daran. Nach dem Essen zeig ich dir die Gegend.“ Katie versuchte Jenna aufzumuntern. „Das ist lieb von dir aber ich würde nach dem Essen gerne etwas schlafen.“ „Ich werde dir gleich dein Zimmer herrichten.“ antwortete Grace anstatt Katie.
Shane hatte dem Gespräch stumm gelauscht und erhob sich nun. Elija und die anderen Offiziere taten es ihm gleich. „Danke für das Essen Grace. Es war wie immer köstlich.“ Shane trat auf die Heilerin zu und gab ihr einen Kuss aufs Haar. „Wir werden euch jetzt alleine lassen. Aber ich schaue morgen wieder vorbei.“ er warf einen Blick auf Jenna, die seinen Blick so gut es ging vermied. „Hat mich wie immer gefreut.“ erwiderte Grace lächelnd. Die anderen Männer verabschiedeten sich ebenfalls. Nur Katie blieb noch um Grace mit Jenna zu helfen. Die drei Frauen gingen wieder nach oben während Nathan sich bereit erklärt hatte den Abwasch zu übernehmen.

 

 

 

Kapitel 2

Grace und Katie führten Jenna wieder in das Zimmer, indem sie vorher aufgewacht war. Seufzend ließ sich Jenna aufs Bett nieder. „Wir werden dich jetzt schlafen lasse,“ erklärte Grace, „falls du irgendetwas brauchst frag einfach. Falls du uns nicht in der Küche findest, Nathan und mein Zimmer ist den Gang entlang und die letzte Tür links. “ Jenna nickte. „Vielen Dank.“ Katie und Grace lächelten ihr noch einmal zu, drehten sich um und verließen das Zimmer.

 

Seufzend ließ sich Jenna auf die weichen Kissen fallen. Was sollte sie jetzt bloß tun. An Schlaf war nicht zu denken. Sie konnte nicht hierbleiben. Sie würde sie allen in Gefahr bringen. Ihre Mutter würde sie suchen und sie würde sie finden. Oder besser gesagt die Leute ihrer Mutter. Immerhin würde sie sich niemals die Hände schmutzig machen. Doch sie musste sich einen Plan ausdenken der möglichst effektiv war. Doch zu aller erst musste sie den Schlaf nachholen den sie in letzter Zeit verloren hatte. Jenna zog sich die Decke bis zum Kinn und kauerte sich auf der Matratze zusammen. Sie versuchte wirklich zu schlafen, doch immer wenn sie die Augen schloss tauchte vor ihr das Bild der Männer auf, die sie ohne Erbarmen aufgeschlitzt hatte. Sie war keinen Deut besser als ihre Mutter sie beschrieben hatte. Ein Monster ohne Gewissen.

Doch die Leute hier waren genauso Leoparden wie sie. Und die schienen nett zu sein. Zumindest bis jetzt. Wer weiß wie sie reagieren werden, wenn sie merken das sie nur eine Belastung ist und das gesamte Rudel in Gefahr bringen wird. Jenna wollte nicht weiter darüber nachdenken. Nicht heute Abend. Morgen konnte sie sich wieder den Kopf zerbrechen. Ihre schweren Augenlider fielen ihr endlich zu und sie viel in einen traumlosen Schlaf.

 

Am nächsten Morgen wurde Jenna durch lautes Treiben in der Küche geweckt. Langsam setzte sie sich auf und streckte ihre steifen Glieder. Ihr Körper schmerzte aber sie nahm sich fest vor nicht zu jammern. Seit Wochen hatte sie wieder einmal wirklich gut geschlafen. Sie stieg aus dem Bett und tappte auf nackten Füßen in das kleine Badezimmer nebenan. Sie putzte sich die Zähne und stutzte dann. Auf dem kleinen Hocker zu ihren Füßen lag ein kleiner Haufen Klamotten. Darauf lag ein Zettel.

Guten Morgen, Jenna. Ich habe dir etwas zum Anziehen hereingebracht aber du hast noch so gut geschlafen deshalb wollte ich dich nicht aufwecken. Wir sind alle in der Küche (Was vermutlich auch der Grund ist, dass du jetzt wach bist.) Komm doch nach unten wenn du fertig bist. Du hast sicher Hunger. Und Nathan macht die Besten Blaubeermuffins die du dir vorstellen kannst.“
Grace

 

Jenna musste lächeln. Die Freundlichkeit von Grace berührte sie auf eine Weise, die sie nicht mehr kannte. Und das verwunderte sie. Immerhin kannte sie die Leute erst seit 24 Stunden. Da konnte man sich doch noch nicht geborgen fühlen, oder?
Achselzuckend spülte Jenna sich den Mund aus und ging samt den Kleidungsstücken zurück ins Schlafzimmer. Sie zog das provisorische Nachthemd aus und schlüpfte in die Jeans und den dunkelblaue Pulli. Die Snikers ließ sie stehen. Sie mochte es Barfuß herumzulaufen. Es gab ihr das Gefühl frei zu sein. Was wiederum verrückt war.

 

Sie öffnete die Tür ihres Schlafzimmers und tappte auf leisen Sohlen Richtung Treppe. Sie konnte das Geräusch von klirrenden Geschirr wahrnehmen. Vor der Treppe blieb Jenna stehen und atmete noch einmal tief durch. Dann ging sie mit langsamen Schritten nach unten. Es saßen die gleichen Leute am Tisch wie gestern. Obwohl, … der Rudelführer, sie glaubte sich zu erinnern dass er Shane hieß, war nicht hier. Und aus irgendeinem unerklärlichen Grund hätte sie sich gefreut ihn wiederzusehen. Obwohl dieser Kerl nicht einmal richtig nett zu ihr war. Eher abweisend und distanziert. Grace erblickte sie zuerst. „Guten Morgen Jenna. Ich hoffe du hast gut geschlafen?“ „Ja vielen Dank.“

 

 

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 03.05.2015

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /